1030/J XXII. GP
Eingelangt am 05.11.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Lichtenberger, Freundinnen und Freunde
an den Bundeskanzler
betreffend "Konjunkturpaket III" der Bundesregierung
Im
Rahmen des von ÖVP und FPÖ getrennt präsentierten „Konjunkturpakets III"
wurde auch dem Ausbau
der Verkehrsinfrastruktur ein zentraler Stellenwert
zugewiesen.
Leider bestehen zwischen den verschiedenen offiziellen Angaben der
Bundesregierung gerade in diesem Bereich enorme Unterschiede:
+ Bundeskanzler Schüssel zufolge würden „bis 2010 kumuliert 18 Milliarden Euro
zusätzlich für
die Straße und 14 Milliarden für die Schiene ausgegeben (1999 bis
2010)" (APA-OTS 158/29.10.2003), „für die
Infrastruktur kommen bis 2010 32
Milliarden Euro
dazu." (APA-OTS 163/30.10.2003).
+ Vizekanzler und Verkehrsminister Gorbach
spricht hingegen einerseits von der
„exakten Umsetzung des
Generalverkehrsplans bis 2010", andererseits kündigt er
(offenbar zum Schienennetz) an,
„man werde 1 bis 1,2 Milliarden jährlich darin
investieren."
Der
angesprochene Generalverkehrsplan wiederum sieht für die Jahre bis 2011
Investitionen des Bundes von 6,2 Mrd Euro bei der Straße und 17,7 Mrd Euro bei
der
Straße vor (GVP, Seite 28). Dabei fehlt zumindest hinsichtlich der Projekte des
Pakets 1b im Schienenbereich, die 6,8 Mrd Euro umfassen, laut GVP selbst die
Finanzierung. Die Summe der (zumindest laut GVP selbst) finanzierten
GVP-Projekte
bis inclusive 2011 beträgt daher insgesamt 17,1 Mrd Euro.
Beim Versuch der Einschätzung des tatsächlichen Umfangs sowie der realen
Auswirkungen des „Konjunkturpakets III" ergeben sich also einige beachtliche
Widersprüche:
+ Es ist nicht geklärt, zu welchen Projekten bzw. Summen „zusätzlich" die vom
Bundeskanzler genannten Milliarden
eingesetzt werden sollen.
+ Es ist nicht geklärt, welche der von Bundeskanzler Schüssel und
Verkehrsminister
Gorbach genannten, sehr unterschiedlichen
Zahlen zutreffend ist.
+ Es ist nicht geklärt, welche Investitionen zusätzlich zu den im GVP fixierten
Projekten oder früher als laut GVP geplant durchgeführt werden und daher
wenigstens theoretisch konjunkturverändernde Wirkung haben könnten.
Besonders
die FPÖ betont zudem den besonders positiven Arbeitsplatzeffekt der
(angeblichen) zusätzlichen Infrastrukturmaßnahmen. Gerade bei Projekten der
hochrangigen Verkehrsinfrastruktur, etwa Autobahnbau oder Tunnelbau, ist aber
wegen des besonders hohen Automatisierungsgrades der Arbeitsplatzeffekt der
eingesetzten (zusätzlichen?) Mittel besonders gering.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Zusätzlich
zu welchen Infrastrukturinvestitionen werden die von Ihnen
angekündigten „zusätzlichen"
insgesamt 32 Mrd Euro bis 2010 aufgebracht?
2. Wie
werden diese „zusätzlichen" Mittel aufgebracht werden, handelt es sich
insbesondere um a) zusätzliche
Budgetmittel des Bundes, b) zusätzliche
Schulden des Bundes, c)zusätzliche
Schulden Dritter, für die der Bund haftet,
oder d) um sonstige zusätzliche
Schulden Dritter?
3. Welche
Summen a) für Straßen, b) für Schienen werden zusätzlich zu bereits
fixierten Budgets oder über
bereits getätigte Ankündigungen hinaus vom Bund
bereitgestellt?
4. Welcher
Anteil dieser zusätzlichen Mittel wird ins Bundesland Kärnten
fließen?
5. Welche
zusätzlichen Projekte bei a) Straße, b) Schiene werden mit diesen
zusätzlichen Mitteln umgesetzt?
6. Welche
Projekte bei a) Straße, b) Schiene werden mit diesen zusätzlichen
Mitteln vorgezogen umgesetzt?
7. Wie
sollen die von Ihnen angekündigten zusätzlichen Mittel für Straße und
Schiene für die Jahre 1999 bis
2002 rückwirkend zum Tragen kommen?
8.
Ist angesichts der von Ihnen
genannten Mittelverteilung von 56,3% Straße zu
43,7% Schiene die Aussage „2/3
Schiene, 1/3 Straße" zum GVP noch
haltbar?
9. Wie erklären Sie, daß der Generalverkehrsplan mit seinen bekannten
Investitionssummen „exakt
umgesetzt" werden soll, wenn zugleich sowohl Sie
selbst als auch der Vizekanzler
gänzlich andere Summen als die im GVP
fixierten nennen?
10. Werden die im GVP enthaltenen Projekte
womöglich zu wesentlich höheren
Kosten als dort angegeben
umgesetzt, und wenn ja, was sind im einzelnen
die Ursachen hiefür?
11. Welche Kostensteigerungen bei
welchen Projekten des GVP im Vergleich zu
den im GVP festgehaltenen Summen
sind Ihnen bekannt?
12. Welche Infrastrukturinvestitionen des
Bundes bei Straße und Schiene im
einzelnen (bitte detailliert nach
Projekt und dafür aufgewendeter Summe
aufschlüsseln) wurden im Jahr
1999 getätigt?
13. Welche Infrastrukturinvestitionen des
Bundes bei Straße und Schiene im
einzelnen (bitte detailliert nach
Projekt und dafür aufgewendeter Summe
sowie jahresweise aufschlüsseln)
wurden in den Jahren 2000 bis 2003
getätigt?
14. Welche Infrastrukturinvestitionen des
Bundes bei Straße und Schiene im
einzelnen (bitte detailliert nach
Projekt und dafür aufgewendeter Summe
sowie jahresweise aufschlüsseln)
sollen in den Jahren 2004 bis 2010 getätigt
werden?
15. Welche
Infrastrukturinvestitionen des Bundes bei Straße und Schiene im
einzelnen (bitte detailliert nach
Projekt und dafür aufgewendeter Summe
aufschlüsseln) sind zusätzlich im
Jahr 2011 vorgesehen?
16. Ist es zutreffend, dass ein
wesentlicher Teil der für das Schienennetz (ob nun
als zusätzlich oder nicht)
angekündigten Mittel nach den Absichten der
Regierung im
„Bundesbahnstrukturgesetz 2003" nicht vom Bund, sondern von
den ÖBB aufzubringen sein wird,
und wenn ja, wie hoch wird dieser sein?
17.Wann wird die
Güterzugsumfahrung St. Pölten/Stufe 2 (im GVP mit einer
Summe von 268,9 Mio Euro im fraglichen Zeitraum enthalten)
umgesetzt?
18. Wann wird die Schweizergartenschleife
(im GVP mit einer Summe von 181,7
Mio Euro im fraglichen Zeitraum
enthalten) umgesetzt?