1063/J XXII. GP

Eingelangt am 12.11.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Evaluierung der Forschungsförderungsfonds

Im Rahmen der Diskussion über die Neuorganisation der Forschungsförderung in
Österreich und einer anfälligen Dachkonstruktion bzw. einer Zusammenlegung der
beiden großen Forschungsförderungsfonds für die Grundlagenforschung (FWF) und
die angewandte Forschung (FFF) fand kürzlich nicht nur eine Prüfung beider Fonds
durch den Rechnungshof statt, sondern es wurde auch eine internationales
Konsortium beauftrag, die Arbeit beider Fonds zu evaluieren. Die im Rohbericht
verfasste Kritik des Rechnungshofes fand den Weg in die Öffentlichkeit. Die Gefahr,
dass vorläufige Ergebnisse und Positionen des Rechnungshofes voreilig verwendet
werden, um politische Eingriffe in die Forschungsförderung vorzunehmen, ist dabei
nicht auszuschließen.

Gleichzeitig wurde ein internationales Konsortium beauftragt, die beiden Fonds zu
evaluieren. Als ein Teil dieser Evaluierung liegt uns ein Fragebogen an
ProjektnehmerInnen des FWF vor, der in mehreren Punkten als äußerst
problematisch angesehen werden muss.

1)  Eine österreichische Forschungsinstitution, die selbst als Konkurrent bei
nationalen Förderungsanträgen und Budgetzuweisungen agiert, wurde mit
dieser Evaluierung beauftragt. Das ist international völlig unüblich und bietet
keine gute Optik.

2) Obwohl der FWF ausschließlich grundlagenforschungsorientiert ist, beinhaltet
der Großteil der Fragen Parameter für wirtschaftsnahe, anwendungsorientiert
und ökonomisch verwertbare Forschungsergebnisse.

3)  Unabhängig von der Laufzeit von geförderten Projekten, werden bereits bei
deren Beginn Fragen nach dem Erfolg, ja sogar die Frage nach einem
Nachfolgeprojekt gestellt, die nicht seriös zu beantworten bzw. auszuwerten
sind.

4)  Völlig unberücksichtigt bleibt, dass publizierte Ergebnisse nicht am Anfang
eines Projektes, selten auch am Ende eines Projektes, viel häufiger jedoch
aufgrund langer peer-review-Verfahren und verzögerter Drucklegung erst
Monate nach Projektende ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Frühzeitige
Fragen nach Publikationsergebnissen verzerren daher den wissenschaftlichen
Output von ProjektwerberInnen bzw. FWF-geförderter Forschungsansuchen
beträchtlich und damit unzulässig.


Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1) Gedenken Sie die endgültigen Ergebnisse der Rechnungshofprüfung sofort zu
veröffentlichen und auch öffentlich mit allen Betroffenen zu diskutieren?

2)  Sollte eine öffentliche Diskussion mit allen Betroffenen nicht geplant sein, wie
begründen Sie dies?

3)  Die Bedeutung des Rechnungshofberichtes ist von beträchtlicher Tragweite
für die österreichische Forschung. Ist es daher beabsichtigt, die Diskussion
darüber auch auf parlamentarischer Ebene zu führen wie dies z.B. im
Rahmen einer parlamentarischen Enquete sich anbieten würde?

4)  Weshalb wurde eine österreichische Forschungsinstitution, die in einem
gewissen Konkurrenzverhältnis zu anderen Forschungsorganisationen steht,
mit einer spezifischen Evaluierung geförderter FWF-Projekte beauftragt?

5)  Wie können Sie vertreten, dass im Rahmen der Beurteilung von Projekten aus
der Grundlagenforschung die Mehrzahl der Evaluierungsfragen vornehmlich
auf Wirtschaftsnähe, Firmenkooperationen, Patenterteilungen und
ökonomische Verwertbarkeit abzielt?

6)  Es zeugt nicht gerade von Verständnis für die Prozesse der

Grundlagenforschung, wenn bereits zu Projektbeginn nach der Verwertbarkeit
von Ergebnissen und Nachfolgeprojekten gefragt wird. Welchen Sinn machen
aus Ihrer Sicht diese Fragen?

7)  Wozu werden ProjektwerberInnen bereits zu Beginn eines Projektes nach
dem wissenschaftlichen Output bzw. nach den Publikationen der Ergebnisse
befragt, obwohl diese seriöserweise erst lange nach dem Ende des Projekts in
publizierter Form vorliegen können?

8) Welche Organisationen beauftragte das von Ihnen bestellte Konsortium mit
der Evaluierung der beiden Fonds und welche Evaluierungskriterien wurden
festgelegt?

9)  Werden Verwaltung und operative Aufgaben von strategischen Aufgaben der
Forschungsförderung hier sauber getrennt und beschränkt sich die
Rechnungshofprüfung auf ersteres?