1131/J XXII. GP

Eingelangt am 26.11.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Dr. Kräuter
und GenossInnen

an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Kurspflege der Yline-Aktien

Finanzminister Grasser bestätigte Mitte März 2000 gegenüber der
Wochenzeitschrift „Format" den Erhalt eines Angebotes des Unternehmens
Yline, den Web-Provider der Telekom, A-Online, zu kaufen. Der damalige
Yline Vorstand Mag. Böhm listete dem Finanzminister seine Vorstellungen
exakt auf: 17.000 Schilling pro A-Oneline-Kunden wollte er bezahlen, dazu
einen Paketaufschlag von 20 %. Daraus errechnete sich der offerierte Preis
von 2 Milliarden - zahlbar in Yline-Aktien oder in Cash. Finanzminister
Grasser erklärte dazu: „Ich habe es (das Offert) an die ÖIAG weitergegeben.
Die ist als Eigentümervertreterin für die Verkäufe bei der Telekom
verantwortlich". Wenige Tage später fand sich Werner Böhm beim damaligen
ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz, der auch als Aufsichtsratspräsident der
Telekom fungierte, zu Verhandlungen ein. Der Übernahmeplan wurde von
der Verstaatlichten Holding geprüft.

Faktum ist, dass die Yline-Aktie nach ihrem historischen Höchststand am
6.3.2000 wesentlich an Wert verlor und mit 20.3.2000 - bedingt durch die
Ausführungen des Finanzministers über einen möglichen Einstieg beim
Telekom-Web-Provider - wieder für Anleger interessant wurde und Ende
März einen Wert von 184 Euro pro Aktie erreichte.

Nunmehr ist bekannt, dass Finanzminister Grasser bereits Ende 1999 Yline-
Aktien hielt und die Ankündigungen am 20.3.2000 somit nicht nur dem
Unternehmen Yline, sondern auch der Kursentwicklung der von ihm selbst
gehaltenen Aktien diente.


Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an den
Bundesminister für Finanzen nachstehende

Anfrage:

1.     Wann haben Sie den Unvereinbarkeitsausschuss erstmals über die
 
von Ihnen gehaltenen Yline-Aktien informiert?

2.     Warum erfolgte diese Information nicht direkt nach Ihrem Amts-
 
antritt?

3.     War Ihnen im Zeitpunkt Ihrer Ausführungen gegenüber dem

 Wochenmagazin „Format" bewusst, dass durch diese Vorgangsweise
 
massive Kurspflege für die Yline-Aktien und damit auch für die von
 Ihnen gehaltenen Anteile geleistet wurde?

4.     Warum hat sich der damalige Yline-Vorstand Böhm direkt an Sie und
 
nicht an die ÖIAG gewendet?

5.     War Ihnen im Zeitpunkt der Aussagen gegenüber dem Wochen-
 
magazin „Format" bewusst, dass Sie dadurch den Kurs der Aktie
 massiv stützen bzw. erhöhen werden?

6.     Wurden durch Sie zum damaligen Zeitpunkt Berater beigezogen, um
 
die Folgen Ihrer Aussagen hinsichtlich des Yline-Offertes zu
 
analysieren und wenn ja, handelte es sich hiebei um diesselben
 
Berater, die Ihnen auch die Nichtmeldung Ihres Yline-Aktienbesitzes
 
gegenüber dem parlamentarischen Unvereinbarkeitsausschuss
 
empfohlen haben?