1334/J XXII. GP
Eingelangt am 22.01.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Bettina Stadlbauer
und GenossInnen
an den Bundesminister für Justiz
betreffend „Gefängnisbau in Rumänien"
Nach einem Treffen zwischen Justizminister Böhmdorfer
und seiner rumänischen
Amtskollegin Rodica Staniou am Samstag, den 17. Jänner 2004, hieß es laut
APA-Meldung
vom
17.01.04, Böhmdorfer und Staniou hätten die Eckpunkte einer bilateralen
Kooperation in
Sachen rumänischer Staatsbürger, die in Österreich straffällig werden,
festgelegt. Dazu werde
auch der Bau eines mit österreichischen Geldern finanzierten Gefängnisses in
Rumänien
zählen.
Laut Justizminister betrifft die Kooperation Fälle, in
denen „die Beweislage klar ist, oder die
gefassten
Täter geständig" seien. Die kriminell gewordenen rumänischen
StaatsbürgerInnen
sollen künftig „sofort in ihr Herkunftsland überstellt werden, gemeinsam mit
den ins
Rumänische übersetzten Akten und Beweismaterialien". Weiters hieß es, die
Gespräche
sollen in Dublin fortgesetzt werden und im März 2004 mit einem Staatsvertrag
abgeschlossen
werden.
Über die Ursachen der hohen Zahl an ausländischen
Straftätern sowie die Bekämpfung der
Ursachen wird seitens der Regierung nicht gesprochen. Diskutiert wird auch
nicht darüber, ob
es nicht besser wäre, in präventive Maßnahmen in Rumänien zu investieren, etwa
rumänische
Straßenkinder zu unterstützen, damit sie es schaffen, von der Straße
wegzukommen, anstatt
den
Bau von Gefängnissen zu finanzieren.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Justiz
nachstehende
Anfrage:
1. Wie
viele ausländische StaatsbürgerInnen sitzen derzeit in Österreichs
Gefängnissen?
2. Wie hoch ist der
prozentuelle Anteil von ausländischen StaatsbürgerInnen derzeit in
Österreichs Gefängnissen?
3. Wie viele ausländische StaatsbürgerInnen sind derzeit
in Österreich in
Untersuchungshaft?
4. Wie hoch ist derzeit der prozentuelle Anteil von
ausländischen StaatsbürgerInnen in
österreichischer
Untersuchungshaft?
5. Wie viele rumänische
StaatsbürgerInnen sind derzeit in Österreich in Haft?
6. Wie viele rumänische StaatsbürgerInnen sind derzeit in
Österreich in
Untersuchungshaft?
7.
Gibt es in den letzten Monaten einen Anstieg von Straftaten rumänischer
StaatsbürgerInnen? Wenn ja, wie sehen die konkreten Zahlen
aus? (Bitte Angabe von
statistischen Daten)
8. Wie hoch sind die Kosten des
Strafvollzugs für rumänische StaatsbürgerInnen in
Österreich jährlich?
9. Wie hoch sind die geplanten Kosten, die Österreich für
einen Gefängnisbau in
Österreich
tragen müsste?
10. Wie sehen
konkret die von Ihnen und Ihrer rumänischen Amtskollegin Rodica Staniou
am Samstag, den 17. Jänner 2004
festgelegten Eckpunkte der bilateralen Kooperation
aus?
11. Welche anderen
Mittel als der Bau eines Gefängnisses in Rumänien sind gegen die
hohen Häftlingszahlen geplant?
12. Aus welchem
Grund sind derzeit keine legistischen Maßnahmen vorgesehen, um die
Zahl der Inhaftierten zu
verringern?
13. In Österreichs Gefängnissen fällt der höchste Anteil
an ausländischen
StaatsbürgerInnen auf nigerianische
Staatsangehörige, an zweiter Stelle liegen
exjugoslawische BürgerInnen und an dritter
Stelle RumänInnen. Aus welchen
Gründen
wollen Sie ein Gefängnis in Rumänien?
14. Welche Gründe
sprechen gegen den Bau eines Gefängnisses in Nigeria oder einem
exjugoslawischen Staat?
15. Ist der Bau von
Gefängnissen auch in anderen Beitrittsländern geplant? Wenn ja, wo
und wann?
16. In einem
Interview mit der Zeitung „DER STANDARD" vom 7. Jänner 2004 stellten
Sie folgendes fest:,,...Wir müssen
gewährleisten, dass jene Täter, die in Österreich
Straftaten begehen, auch wenn sie im
Ausland verurteilt und die Strafen dort
vollzogen
werden, genauso behandelt werden wie in Österreich. Einen solchen
Vertrag
werden wir mit Rumänien abschließen." Wie soll dieser Vertrag konkret
aussehen?
17. Wie wird Österreich die Einhaltung eines solchen
Vertrages kontrollieren?
18. Im oben genannten Interview
bestätigen Sie, dass nicht nur bereits verurteilte
Straftäter abgeschoben werden sollen,
sondern auch, dass bereits die gerichtliche
Verfolgung in Rumänien stattfinden
soll. Wie soll sichergestellt werden, dass die
Strafverfolgung in Rumänien so
stattfindet, wie dies in Österreich der Fall wäre?
19. Werden Sie dem
Vorschlag von SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim folgen und den
ehemaligen
Präsidenten des Jugendgerichtshofes, Udo Jesionek, mit der Beratung der
geplanten
Kooperation mit Rumänien betrauen?
20. Wenn nein, warum
nicht? Wer wird statt dessen österreichisches Know-How in
Rumänien einbringen?
21. Welche Maßnahmen
sind zur Verstärkung der Kontakte zwischen österreichischen
und rumänischen
Richtern, Staatsanwälten und Exekutive geplant?
22. Wie wird
gewährleistet, dass das von Österreich in Rumänien finanzierte Gefängnis
österreichischen Standards
entspricht?
23. Welche Maßnahmen
setzen Sie, um die Ursachen der hohen Anzahl an Straftaten
rumänischer StaatsbürgerInnen zu
bekämpfen?
24. Warum investiert
Österreich nicht in präventive Maßnahmen in Rumänien, etwa den
Bau von Waisen- und
Krankenhäusern?
25. Setzt Österreich
Maßnahmen um rumänischen Straßenkindern zu helfen, sie von der
Straße wegzuholen?
26. Wenn ja, welche?
27. Wenn nein, warum nicht?
28. Die Mehrheit der
ausländischen Straftäter sitzt wegen Drogendelikten in Österreichs
Gefängnissen. Warum
wird der Einsatz von therapeutischer Behandlung bei
Drogendelikten nicht
verstärkt?