1441/J XXII. GP
Eingelangt am 10.02.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend offene Fragen zu grenzüberschreitenden
UVP-Verfahren mit Tschechien und
erforderlichen Abkommen zur Regelung von
verfahrenstechnischen Fragen betreffend
grenzüberschreitende UVP-Verfahren mit allen
Nachbarstaaten Österreichs
In der Anfragebeantwortung des Bundesministers für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft 717/AB (XXII. GP)
betreffend „Verkehrshölle und andere
Umweltbelastung
für Österreich nach Eröffnung des Outlet-Centers bei Kleinhaugsdorf'
wurde
ausgeführt, dass Unterlagen, die von Seiten der Tschechischen Republik zu noch
laufenden grenzüberschreitenden UVP-Verfahren beizubringen wären, noch
ausständig sind.
Insbesondere waren im September 2003 dem BMLFUW Informationen zu den
tschechischen
Bewilligungsverfahren betreffend die Errichtung des Factory Outlet nahe des
Grenzübergangs
Kleinhaugsdorf/Hate noch nicht zuleitetet worden.
Zusammen mit der Excalibur City und dem in Planung
befindlichen Freizeitparkes „Land der
Lügen" stellt das Factory Outlet in unmittelbarer Nähe zur
österreichischen Grenze einen
Verkehrserreger dar. Die nahezu ausschließliche Erreichbarkeit des
Einkaufsparks mit PKWs
führt zu gesteigerten Verkehrs- und Umweltbelastungen im nordwestlichen
Weinviertel an
allen Tages
der Woche.
Die Problematik der durch das tschechische
Einkaufszentrum hervorgerufenen Verkehrs- und
Umweltbelastungen in Österreich ist derzeit nicht ausreichend in den grenzüberschreitenden
UVP-Verfahren betreffend tschechische Straßenbauprojekte behandelt.
Zu den Auswirkungen auf den im Nahebereich befindlichen grenzüberschreitenden
Nationalpark Thayatal/Podiji ist derzeit noch nichts bekannt.
Um den österreichischen Interessen im bilateralen Kontext
entsprechend effizient Gewicht zu
verleihen, bedarf es der mit den verschiedenen österreichischen. Ministerien,
Gebietskörperschaften und InteressensVertretungen zu akkordierenden Positionen.
Auch der
Abschluss eines Abkommen mit der Tschechischen Republik zur näheren Regelung
von
verfahrensrelevanten Bestimmungen bezüglich grenzüberschreitender UVP-Verfahren
verzögert sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen seit Jahren.
Die Problematik des sich negativ auf die österreichische Umwelt
auswirkenden tschechischen
Einkaufsparks am Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate , zu dem auch noch ein
Freizeitpark
mit dem Titel „Land der Lügen" errichtet werden soll, ist auch im Kontext
mit
Straßenbauprojekte in Südmähren und dem Weinviertel zu sehen. Neben den
einzelnen
bereits laufenden projektspezifischen UVP-Verfahren wäre die Durchführung einer
grenzüberschreitenden strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung angebracht,
im Rahmen
der die realisierten, in Verfahren befindlichen aber auch in Planung
befindlichen Projekte
eingehend auf ihre Wechselwirkungen untersucht und bewertet werden sollten.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1) Wie Sie in
Ihrer Anfragebeantwortung (717 AB) in Beantwortung zu den Fragen l bis
3 ausgeführt haben,
sind Ihnen zum Datum der Anfragebeantwortung betreffend der
tschechischen Verfahren zum Factory Outlet
Hate noch keine Unterlagen vorgelegen.
Haben Sie nun bereits die
entsprechenden Projekt-Unterlagen zum Outlet-Center bei
Kleinhaugsdorf aus Prag bekommen?
2) Falls nein, was haben Sie
bislang (seit August 2003) unternommen, um diese zu
erhalten?
3) Gibt es österreichische
Verkehrszählungen von PKWs und LKWs, die täglich den
Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate passieren?
Für welchen Zeitraum liegen
entsprechende Zählergebnisse vor? Was
sind die Ergebnisse dieser Zählungen?
4) Wie ist die Verteilung der PKW-
und LKW Fahrten für die Strecke der B 302
zwischen Stockerau und dem Grenzübergang Kleinhaugsdorf? (Bitte auflisten nach
Art der Fahrzeuge (PKW/LKW), Wochentage und Stunden und in Bezug auf die
Fahrrichtung).
5) Sind Ihnen tschechische Verkehrszählergebnisse von PKWs und LKWs
für den
Grenzübergang Hate/Kleinhaugsdorf bekannt?
6) Sind
Ihnen Abschätzungen (Ihres Ministeriums, des BMVIT, des Landes NÖ bzw der
Bezirkshauptmannschaft
Hollabrunn) bekannt, die die Besucherfrequenz des
tschechischen
Einkaufsparks Excalibur City-Factory Outlet aus Österreich vor und
nach der Eröffnung des Factory Outlets
ermitteln lassen?
7) Sind Ihnen
Verkehrszählergebnisse bekannt, die eine Abschätzung des seit Eröffnung
des Factory Outlets zusätzlich aufgetreten Verkehrsaufkommens zwischen
Stockerau
und
Hollabrunn bzw. am Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate erlauben?
8) Falls ja,
welche Zuwächse wurden verzeichnet und sind dem
Einkaufspark
zuordenbar?
9) Welche zusätzlichen Mengen (in absoluten
Zahlen und in % zum Status vor Eröffnung
des Factory Outlets) an
Treibhausgasemissionen und klassischen Luftschadstoffen
sind den Zu- und Abfahrtsverkehr
zum tschechischen Einkaufspark Excalibur City
und
Factory Outlet zuordenbar?
10)Wie
beurteilen Sie die durch den Zu- und Abfahrtsverkehr hervorgerufenen
zusätzlichen Emissionen, insbesondere Treibhausgase?
11)Wurde bzw. wird die Lärmbelastung
der Anrainer zur B 303 bezogen auf alle
Wochentage zwischen Stockerau und dem Grenzübergang Kleinhaugsdorf seit dem
Eröffnungsbeginn des Factory Outlet gemessen
und wenn ja, was sind die Ergebnisse?
12) Wie
beurteilen Sie die seitens des Landes Niederösterreich geforderte Errichtung einer
Schnellstraße
zwischen Stockerau und Kleinhaugsdorf?
13) Würde Ihrer Meinung nach der
Ausbau hochrangiger Straßen (B Ausbau 303) zum
Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate die
schnellere Erreichbarkeit des Einkaufsparks
deutlich verbessern und somit eine
Steigerung der verkehrsbedingten
Treibhausgasemissionen hervorrufen?
14) Hat es
hinsichtlich Excalibur City und Factory Outlet aber auch in Hinblick auf den in
Planung befindlichen
Freizeitpark „Land der Lügen" je Kontaktnahmen.
Besprechungen bzw. Schriftverkehr mit dem
BMaA, BMWA, BMVIT, dem Land
Niederösterreich,
den betroffenen Bezirken und Gemeinden, Interessensvertretungen
gegeben und was waren deren Inhalt und Ergebnis?
15)Kam es zu
einer interministeriell koordinierten Vorgangsweise gegenüber der
Tschechischen Republik, die die verschiedenen Problematiken des Freizeitparks (inkl.
Projekt
„Land der Lügen") am Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate zum Inhalt hatte
und
hat?
16)
Falls ja, mit welchen Ergebnissen?
17)
Falls nein, warum nicht?
18) Welche
Schritte beabsichtigen Sie bis Sommer 2004 zu unternehmen, um im Rahmen
der laufenden UVP-Verfahren zu grenzüberschreitenden Straßenbauprojekten, die
mit
dem
Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate in Verbindung stehen, aber auch
unabhängig
hiervon zu setzenden Initiativen, auf die Problematik des Factory Outlets
Hate und des
geplanten Freizeitparkes ein mit anderen befassten Ministerien, dem
Land Niederösterreich, den betroffenen
Gemeinden und Bezirken, sowie
Interessensverbänden koordiniertes
Vorgehen gegenüber Tschechien zu erwirken?
19)Welche Schritte beabsichtigen
Sie, um die in Ihrer Anfragebeantwortung
angesprochenen Projektunterlagen zum
Factory Outlet bzw. dem in Planung
befindlichen Freizeitpark „Land der Lügen" seitens der
Tschechischen Republik zu
erhalten, sofern selbige bei Ihnen noch
nicht eingelangt sind?
20) Wurde Ihrerseits geprüft, ob
durch die allfällig bislang nicht erfolgte Zuleitung
angefragter Unterlagen, Verstöße gegen die
Bestimmungen der ESPOO-Konvention
vorliegen und was ist das Ergebnis
dieser Prüfungen?
21) Sollte
eine Verletzung von ESPOO-Bestimmungen vorliegen, welche entsprechenden
Schritte wurden
Ihrerseits bereits eingeleitet bzw. sind
beabsichtigt eingeleitet zu
werden?
22) Sind in
dem in Verhandlung mit Tschechien befindlichen Abkommen zur Regelung
von verfahrenstechnischen Fragen betreffend grenzüberschreitende
UVP-Verfahren
auch Bestimmungen bezüglich grenzüberschreitender strategischer UVP-Verfahren
beinhaltet und wenn nicht, warum?
23) Sofern die strategische UVP im
grenzüberschreitenden Zusammenhang nicht in
diesem Abkommen angesprochen und
geregelt wird, in welcher Form sollen
entsprechende verfahrenstechnische
Regeln diesbezüglich in Zukunft geregelt
werden?
24)Welche Schritte wurden
Ihrerseits bereits gesetzt, um grenzüberschreitende
strategische UVP-Verfahren mit Nachbarstaaten möglich zu machen?
25) Wann frühestens wird mit der
Unterzeichung eines Abkommens zur Regelung von
verfahrenstechnischen Fragen
betreffend grenzüberschreitende UVP-Verfahren mit
der Tschechischen Republik zu
rechnen sein?
26) Mit welchen Staaten sind
ähnliche Abkommen bereits abgeschlossen worden bzw.
befinden sich in welchem Stand der
Verhandlung?
27) Mit welchen Nachbarstaaten
sind noch keine Kontaktnahmen zur Ausarbeitung
entsprechender Abkommen erfolgt
und warum nicht?
28)Wann werden, Ihrer Einschätzung
nach, mit allen Nachbarstaaten Österreichs
entsprechende Abkommen zur Regelung von verfahrenstechnischen Fragen betreffend
grenzüberschreitende UVP-Verfahren und betreffend die strategische UVP
unterzeichnet sein können?