1512/J XXII. GP
Eingelangt am 25.02.2004
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möglich.
ANFRAGE
der
Abgeordneten Parnigoni
und GenossInnen
an
den Bundesminister für Inneres
betreffend „europaweiter Geheimdienst"
Auf breite Ablehnung im In- und Ausland stieß der
Vorschlag des BM für Inneres Ernst
Strasser zur Schaffung eines sogenannten europäischen Geheimdienstes. Während
etwa
der schwedische Justizminister Bodström die Theamtik als „nicht aktuell"
bezeichnete,
sprach sich der deutsche Innenminister Schilly in dieser Hinsicht dezidiert
gegen den
Aufbau neuer europäischer Einrichtungen aus.
Auch in den heimischen Medien stößt der Vorschlag von
Innenminister, den er zu einem
Zeitpunkt
vorbrachte (19. 2. 2004), zu dem gerade bekannt wurde, dass nach dem
Militärbefugnisgesetz
auch das Sicherheitspolizeigesetz mangels entsprechenden
Rechtsschutzes einer dringenden Reparatur bedarf, auf große Skepsis und breites
Unverständnis.
So berichtet etwa der „Standard" in seiner Ausgabe
vom 20.Februar, dass der
Innenminister mit seinem Vorschlag für einen EU-Geheimdienst „abgeblitzt"
sei. Die
„Presse"
interpretiert Strassers Vorstoß als „Träumereien", aus denen der
österreichische
Innenminister von seinen EU-Kollegen geweckt wurde. Auch der „Kurier" weiß
in
dieser Hinsicht von breiter Skepsis im EU-Justiz- und Innenministerrat zu
berichten.
Alles in allem scheinen die Vorschläge des Innenministers
unausgegoren, unüberlegt
und
unakkordiert.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Inneres
nachstehende
Anfrage:
1.
Was waren Ihre Beweggründe, beim EU-Justiz- und
Innenministerrat eine
Inititaive
zur Schaffung eines europäischen Nachrichtendienstes vorzubringen?
2.
In welcher Form haben Sie ihren Amtskollegen Ihre
Vorschläge zur Schaffung
eines
europäischen Nachrichtendienstes überbracht?
3.
Wie lautete der von Ihnen im EU-Justiz- und
Innenministerrat überbrachte
Vorschlag im vollen Wortlaut?
4.
Mit welchen österreichischen Regierungsmitgliedern war
dieser Vorschlag im
Vorfeld abgesprochen?
5.
Was hat man sich unter einer „European Intelligence
Agency" als
Koordinationsstelle der nationalen Nachrichtendienste konkret vorzustellen und
welche Aufgaben sollte diese Ihrer Meinung nach übernehmen?
6.
Welche Mechanismen zur Sicherung des Rechtsschutzes für
die EU-Bürgerinnen
und EU-Bürger waren in Ihrem Vorschlag eingebaut?
7.
Welche Möglichkeiten der parlamentarischen Kontrolle, und
zwar auf
gesamteuropäischer
Ebene wie auch auf der Ebene der nationalen Parlamente,
sind
in Ihren dem EU-Justiz und Innenministerrat überbrachten Vorschlägen
vorgesehen?
8.
Wie soll eine gesamteuropäische Vernetzung, Auswertung und
Analyse
nachrichtendienstlicher Erkenntnisse Ihrer Meinung nach in der Praxis
vonstatten
gehen?
9.
Ist Ihnen die derzeit bestehende Koordinationsstelle bei
der EU-Polizeibehörde
Europol in Den Haag, die ja gemäß ihrer Gründungsstatuten auch für die
Terrorabwehr
zuständig ist, zu wenig effizient? Wenn ja, warum? Wenn nein,
warum
haben Sie trotzdem besagten Vorstoß beim EU-Justiz- und
Innenminsterrat unternommen?
10.
Haben Sie nach dem schwachen Echo Ihrer EU-Kollegen auf
die von Ihnen
vorgebrachten Vorschläge zur Schaffung eines europäischen Geheimdienstes vor
in dieser Angelegenheit weitere Initiativen zu setzen? Wenn ja, wie werden
diese
aussehen und wann werden diese erfolgen?