1580/J XXII. GP
Eingelangt am 24.03.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Caspar Einem
und GenossInnen
an
die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend Erweiterungsverhandlungen
Sie haben in der Vergangenheit mehrfach, zuletzt in der
Sendung „Frühstück bei mir" am 21.
März 2004,
hervorgehoben, dass sie „fünf Jahre lang Chefverhandlerin für die
Erweiterung"
gewesen seien. Diese Aussage ist insofern
interessant als sie in einem gewissen Widerspruch
zu der allgemein bekannten Praxis der Erweiterungsverhandlungen steht,
in denen die
Europäische Kommission, allen voran der seit 1999 für Erweiterungsfragen
zuständige EU-
Kommissar Verheugen, eine zentrale Rolle spielt.
Der offiziellen Homepage der EU ist zur Frage „Wer sind
die Akteure im
Erweiterungsprozess?"
Folgendes zu entnehmen: „Die Europäische Kommission schlägt dem
Rat eine vorläufige Verhandlungsposition
vor. Die Kommission steht in engem Kontakt mit
den Bewerberstaaten, um Probleme zu lösen, die während den Verhandlungen
entstehen.
Innerhalb der Kommission wird die Arbeit von
der Generaldirektion Erweiterung
koordiniert". Weiters heißt es: „Die Präsidentschaft des Ministerrates,
die zwischen den
Mitgliedstaaten in einem sechsmonatigen Turnus rotiert, präsentiert die
Verhandlungsposition, die vom Rat vereinbart wurde, und sie sitzt den
Verhandlungssitzungen auf der Ebene der
Minister oder Ihrer Stellvertreter vor"
(www.europa.eu.int/comm/enlargement/negotiations/index_de.htm).
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
auswärtige
Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1.
Bezieht sich Ihre Aussage „Chefverhandlerin für die
Erweiterung" gewesen zu sein,
auf die Verhandlungen über Österreichs Mitgliedschaft in der Europäischen
Union?
2.
Falls ja, wie korrespondiert dies zeitlich mit ihrem
Eintritt in die Bundesregierung als
Staatssekretärin für
Entwicklungszusammenarbeit am 4. Mai 1995?
3.
Haben
Sie, falls sich ihre Aussage „Chefverhandlerin für die Erweiterung"
gewesen
zu sein, nicht auf die Verhandlungen über Österreichs Mitgliedschaft in der EU
bezieht, in den letzten fünf Jahren die Erweiterungsverhandlungen der EU
geleitet?
4.
Hatten
Sie in ihrer Eigenschaft als österreichische Außenministerin fünf Jahre lang
den Vorsitz im Rat der Europäischen Union
und daher eine zentrale Rolle in den
Erweiterungsverhandlungen?
5.
Wenn
nein, auf welcher
rechtlichen Basis beruht die von Ihnen verwendete
Bezeichnung „Chefverhandlerin für die Erweiterung"?