1597/J XXII. GP
Eingelangt am 25.03.2004
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ANFRAGE
der Abgeordneten Gabriele Binder
und GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation
und Technologie
betreffend Immobilienverkäufe der ÖBB
Mit dem Bundesbahnstrukturgesetz 2003 wurde
nicht nur die finanzielle Position der ÖBB schlagartig entscheidend
verschlechtert (Übernahme eines Großteils der SCHIG-Schulden durch die ÖBB und
gleichzeitig Zwangsverzicht auf alle Forderungen der SCHIG mbH gegenüber dem
Bund) sondern mit dem Wegfall des SCHIG-Finanzierungsmodelles auch eine
Neuverschuldungsfalle für die künftigen Infrastrukturinvestitionen erzeugt. Gleichzeitig werden Immobilien
und Kraftwerke (das „Familiensilber“ der ÖBB), die gemäß
EU-Definition nicht zum „Verkehrsweg“ bzw. zur
„Infrastruktur“ gehören, der neuen Schuldengesellschaft ÖBB-Infrastruktur Bau AG übertragen, da
diese mangels geeigneter Einnahmen und
gesicherter Bundeszuschüsse am raschesten in finanzielle Not gerät, um
dieses „Familiensilber“ der ÖBB zu verkaufen.
Um den Freunden der FPÖ von Anfang an
Informationsvorsprünge über mögliche Immobilienverkäufe zu verschaffen, wurde
vom Aufsichtsratspräsidenten und dem Generaldirektor der ÖBB ein Auftrag an die
ehemalige Verkehrsministerin Dr. Forstinger, die über keine aureichenden
Vorkenntnisse im Immobiliengeschäft verfügt, erteilt: Dr. Forstinger war vor ihrer Ministertätigkeit an
der BOKU Wien für Gewässergüte und Fischereiwirtschaft, beim Land
Oberösterreich in der Agrarbezirksbehörde Gmunden, bei der SCA Laakirchen im
Bereich Umweltschutz und PR sowie Geschäftsführerin ihrer eigenen Entsorgungs- und
Energieverwertungs-GmbH tätig.
Darin kann aber keine besondere Qualifikation für den Immobilienbereich der ÖBB
erkannt werden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie nachstehende
Anfrage
1. Wie lautet
der genaue Auftrag an Frau Dr. Forstinger betreffend die Immobilien der ÖBB?
2. Legen
sie der Anfragebeantwortung das Pflichtenheft für diesen Auftrag bei?
3. Gibt es
seit ihrem Ausscheiden aus dem Ministeramt weitere Aufträge seitens der ÖBB,
der HL-AG, der BEG, der SCHIG mbH, der ASFINAG und deren Töchter an Frau
Dr. Forstinger?
4. Wie hoch
ist jeweils die Auftragssumme dieser Unternehmen aus diesem und aus allfälligen
anderen Aufträgen an Fr. Dr. Forstinger?
5.
Erfolgte
die Vergabe an Frau Dr. Forstinger a) freihändig oder b) nach einer
Ausschreibung? Wenn ja:
Im
Falle a): Warum wurde nicht ausgeschrieben?
Wie
begründet sich die Auswahl von Frau Dr. Forstinger
gegenüber
qualifizierteren Konkurrenten in Grundstücks- und Immobilienangelegenheiten?
Auf welche Passage
des Bundesvergabegesetzes stützt sich die
gewählte
Vorgangsweise?
Im
Falle b):Wie viele Angebote wurden eingeholt? Welche Preise
wurden den einzelnen
Angeboten zugrundegelegt?
Welche
Auswahlkriterien gelangten für die Zuschlagserteilung zur Anwendung?
6. Wer war
aller vom Aufsichtsrat, vom Vorstand und von den Geschäfts- bzw.
Zentralbereichen der ÖBB und wer war vom BMVIT in den Vergabevorgang an Frau
Dr. Forstinger involviert?
7. Bis
wann war oder ist das Ergebnis von Frau Dr. Forstinger an die ÖBB vorzulegen?
8. Liegen
bereits Ergebnisse/Teilergebnisse des Auftrages an Frau Dr. Forstinger vor?
Wenn
ja:
Welche
Grundstücke mit welcher Lage sind davon betroffen?
Welche
Verwertungsvorschläge werden von Fr. Dr. Forstinger vorgeschlagen?
Werden die
Verwertungen durch öffentliche Ausschreibungen oder öffentliche
Interessentensuchen transparent
gemacht?
Wenn
nein:
Bis wann müssen die
Ergebnisse vorgelegt werden? (wie lautet die entsprechende
Vertragspassage?)
Werden die
Verwertungen durch öffentliche Ausschreibungen oder öffentliche
Interessentensuchen transparent
gemacht werden?
9. Nach
welchen Kriterien wurden die von Dr. Forstinger zu untersuchenden Grundstücke
ausgewählt? Wer hat die Auswahl getroffen?