1641/J XXII. GP

Eingelangt am 01.04.2004
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

 

betreffend versteckte kommerzielle Werbung auf der in Kooperation mit dem Bildungsministerium betriebenen Homepage www.schule.at

 

 

Die Internetseite www.schule.at - „Österreichisches Schulportal Eine Kooperation von education highway und Bildungsministerium“ bietet auf der Startseite einen Link zu kostenlosen e-learning Modulen für die AHS-Oberstufe an.

 

Das erste Modul, „Web-Finance“, „behandelt das Thema 'Sparen - Kredite - Leasing'“. Dieses wurde von der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz im Auftrag des Vereins der Oberösterreichischen Schulsponsoren für die Hypo Oberösterreich erstellt. Diese ist sowohl mit ihrem Logo, das einen Link zur Homepage der Hypobank Oberösterreich darstellt, als auch namentlich im Einleitungstext des e-learning Moduls erwähnt. Auch umgekehrt kommt man von der Startseite der Hypobank www.hypo.at über den Servicebereich „Young Finance“ zum e-learning Modul „Web-Finance“.

 

Alle Musterformulare, -verträge und ähnliches sind ausschließlich auf Geschäftspapier der Hypobank verfasst. Zumeist handelt es sich Fotokopien entsprechender Dokumente.

 

Besonders problematisch erscheint das Fallbeispiel einer 17-jährigen Fahranfängerin, die sich mit Hilfe der Hypobank ein eigenes Auto finanzieren möchte. Vor dem Hintergrund der steigenden Verschuldensrate bei jungen Menschen ist der Lösungsvorschlag der Hypobank (Kredit bzw. Leasing für das erste Auto bei gleichzeitigem Abschluss eines 6-jährigen Bausparvertrages für die Anschaffung des zweiten Wagens) besonders kritisch zu bewerten.

 

Das andere Modul, „L.O.S. – Leben ohne Sorgen“, befasst sich mit Fragen zu Risiko und Versicherungen. Es ist ebenfalls für die 9.-13. Schulstufe konzipiert. Dieses Modul wurde ebenfalls von der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz im Rahmen der oberösterreichischen Schulsponsoren im Auftrag der Oberösterreichischen Versicherung erstellt. Umgekehrt findet sich auf der Startseite der Oberösterreichischen Versicherung ein direkter Link zum e-learning Modul. Dieses lässt sich auch über www.keinesorgen.at erreichen.

 

Die erste Seite des Moduls klärt die/den BenutzerIn darüber auf, dass Sicherheit der sympathischste Begriff der ÖsterreicherInnen ist und Versicherungen offenbar besonders geeignet sind uns ein sorgenfreies Leben zu garantieren. Dieses erreicht man laut e-learning Modul durch den Abschluss von Kfz-Haftpflicht-, Haushalts-, Unfall-, Lebens- und privaten Pensionsversicherungen inklusive Ausfallsversicherungen. Im Gegensatz zur Hypobank ist die Oberösterreichische Versicherung zwar stets als Link präsent, Versicherungen schließt man jedoch entweder bei einem Versicherungsberater oder direkt in der Filiale einer Versicherung ab.

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

  1. Wer finanziert die Homepage www.schule.at?

 

  1. Welchen Anteil an den Kosten trägt das BMBWK?

 

  1. Wer betreibt die Homepage?

 

  1. Erhalten die Betreiber der Homepage www.schule.at Sponsoringgelder von der Hypobank, der Oberösterreichischen Versicherung oder dem Verein der Oberösterreichischen Schulsponsoren? Wenn ja, in welcher Höhe?

 

  1. Entspricht diese Form der Werbung den gesetzlichen Bestimmung? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

 

  1. Halten Sie es angesichts der steigenden Verschuldungsrate bei Jugendlichen für angebracht, dass auf dieser Homepage positive Stimmung für Autokredite vermittelt wird?

 

  1. Wurden die sogenannten e-learning Module, welche die Logos der Hypobank bzw. der Oberösterreichischen Versicherung tragen und Links zu diesen Themen enthalten, tatsächlich von der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz erstellt? Wenn ja, durch welche gesetzlichen Bestimmungen sind diese Aktivitäten der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz gedeckt?

 

  1. Wie haben die Hypobank, die Oberösterreichischen Versicherung bzw. der Verein der Oberösterreichischen Schulsponsoren diese Tätigkeit der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz abgegolten?

 

  1. Werden Sie diese als e-learning getarnte Werbung auf der Homepage durch neutrale e-learning Module ersetzen? Wenn nein, warum nicht?

 

  1. Sind weitere e-learning Module in Planung? Wenn ja, welche? Ist auszuschließen, dass es sich wieder um kommerzielle Kooperationen handelt?

 

  1. Wie beurteilen Sie die als e-learning getarnte Vermittlung von Werbebotschaften aus pädagogischer Sicht?

 

 

  1. Erhalten jene Schulen, welche diese e-learning Module im Unterricht verwenden, Sponsoringgelder von der Hypobank, der Oberösterreichischen Versicherung oder dem Verein der Oberösterreichischen Schulsponsoren? Wenn ja, in welcher Höhe?