1644/J XXII. GP

Eingelangt am 02.04.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

Der Abgeordneten DDr. Erwin Niederwieser und GenossInnen

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend Vorkehrungen gegen einen künftigen Mangel an Lehrerinnen und Lehrern

Der Vorsitzende des OECD-Bildungsdirektorats, Philip McKenzie, warnt davor, dass die
Bildungsqualität in den Industrieländern durch den sich abzeichnenden LehrerInnen-Mangel
ernsthaft Schaden nimmt, sofern nicht zeitgerecht entgegengesteuert wird. Schon jetzt ist
laut OECD-Statistik ein qualifizierter Unterricht in Schlüsselfächern wie Mathematik,
Fremdsprachen oder Technologie aufgrund eines eklatanten Mangels an LehrerInnen in
diesen Fächern oft nicht möglich und Ausfälle können nicht suppliert werden!
Als Antwort auf den sich abzeichnenden Mangel empfiehlt die OECD ihren Mitgliedstaaten,
die Bezahlung der Lehrkräfte und deren Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern, weil
andernfalls viel zu wenig junge Leute diesen Beruf ergreifen werden.

In Österreich stehen wir außerdem vor dem Schritt der Umwandlung der Pädagogischen
Akademien in Hochschulen für Bildungsberufe wobei nach Ansicht vieler Expertinnen der
Schritt eigentlich in Richtung einer universitären Ausbildung aller Lehrerinnen und Lehrer
gehen müsste. Jedenfalls sollte spätestens mit dieser Umwandlung auch ein neues,
leistungsorientiertes, motivierendes, von den Tarifpartnern vereinbartes und finanzierbares
Gehaltssystem vorliegen damit jede/r weiß, worauf sie/er sich einlässt.
In Österreich wurden die erwähnten Entwicklungen zwar durch die gleichsam „verordneten"
Frühpensionierungen in ihrem zeitlichen Verlauf etwas verändert, fachspezifisch (z.B.
Physik, Musikerziehung) und regional (z.B. Vorarlberg) kennen wir das Problem des Mangels
an qualifiziertem Personal schon jetzt und dieser Mangel wird Jahr um Jahr zunehmen!!

Um auch das Bildungsministerium zu ermuntern, sich dieser Herausforderung anzunehmen,
richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft
und Kultur folgende

Anfrage:

1.              Welche Vorkehrungen werden seitens des Ministeriums getroffen, um den sich
abzeichnenden LehrerInnenmangel zu beheben?

2.              Gibt es Berechnungen, ob und wann es an Österreichs Schulen einen
LehrerInnenmangel gibt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

3.              Wie viele BundeslehrerInnen gehen voraussichtlich in den nächsten 10 Jahren in
Pension? (aufgelistet nach einzelnen Schuljahren, Bundesländern, Schultyp und
einzelnen Unterrichtsfächern)

4.              Was gedenken Sie zu unternehmen, um solche Zahlen auch für die
LandeslehrerInnen zu erhalten oder haben Sie diese bereits und wenn ja, wie lauten
sie?

5.              Gibt es Fächer, die aufgrund eines Fachkräftemangel nicht qualifiziert unterrichtet
bzw. nicht im Ausmaß des Stundenplanes angeboten werden? Wenn ja, um welche
Fächer handelt es sich, in welchem Schultyp und wie viele SchülerInnen sind davon
betroffen?

 


6.             Wie viele Lehramtsstudierende gibt es derzeit in Österreich (aufgelistet nach
einzelnen Fächern)?

7.             Was halten Sie von dem Vorschlag, mit der neuen Ausbildung an Hochschulen für
Pädagogische Berufe auch ein neues Gehaltsschema für LehrerInnen einzuführen?

8.             Wie stehen Sie zum Vorschlag, wonach es attraktive Fixgehälter mit Zuschlägen
geben soll, über welche die einzelne Schule autonom entscheidet?

9.             Wie stehen Sie zum Expertenvorschlag, die Ausbildung aller LehrerInnen nach
Fächern und Altersstufen (Vorschule - Grundschule - Sekundarstufe I -
Sekundarstufe II) an den Universitäten zusammen zu fassen?

10.      Gibt es Umfragen über die Zufriedenheit der Lehrkräfte mit ihren Arbeitsbedingungen
und welche Verbesserungen sind geplant?

11.      Was können Sie der durch eine OECD-Erhebung belegten Tatsache entgegenhalten,
dass viele JunglehrerInnen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen nach wenigen
Jahren aus dem Lehrberuf wieder ausscheiden?

12.      Wie viele JunglehrerInnen scheiden jährlich wieder aus dem Lehrberuf aus
(aufgelistet nach Schultyp und Unterrichtsfach) und bei wie vielen wird seitens des
Dienstgebers der Vertrag nicht mehr verlängert ?