1673/J XXII. GP
Eingelangt am 27.04.2004
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ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Matznetter
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Privatreisen des Finanzministers
Aufgrund einer Meldung der Wochenzeitschrift
„News“ (Nr. 16/04 vom 15.4.2004) wurde bekannt, dass Finanzminister Karl-Heinz
Grasser gemeinsam mit seinem Kabinettchef Mathias Winkler am 19., 20. und 21.
März d.J. im Schweizer Nobelkurort St. Moritz zumindest teilweise auf Kosten
der Wiener Constantia Privatbank AG verbrachte. Laut dem Wochenmagazin
bestätigte Constantia-Vorstand Karl Petrikovics, dass Grasser an einem
Nachmittag über „die Auswirkungen der Steuerreform auf den Wirtschaftsstandort
Österreich“ diskutiert habe. Auch Grassers Doktorvater Herbert Kofler nahm bei
diesem Event als Vortragender teil. Laut Petrikovics kam die Constantia Privatbank
AG für An- und Abreise (Flugzeug plus Bus) sowie Aufenthalt und Verpflegung für
den Finanzminister und seinen Kabinettchef auf. Laut News wurde dagegen vom
Finanzministerium versichert, dass Karl-Heinz Grasser eine Übernachtung selbst
finanziert habe.
Ebenso wurde Finanzminister Grasser im Jahr
2002 vom Großindustriellen Peter König, dem Eigentümer der Alufirma
Alukönigstahl, zum Formel-1-Rennzirkus an die Cote dÀzur eingeladen. Der
Finanzminister wurde bei dieser Reise von keiner Delegation begleitet, obwohl
er nach eigenen Angaben ein „Treffen mit den Ministerpräsidenten des
Fürstentums Monaco und den monegassischen Finanzminister“ vereinbart habe, bei
dem es um „Zinsbesteuerung und Geldwäsche“ gegangen sei. Der Republik
Österreich wurden für diese Reise nur € 576,76 verrechnet. Unklar ist bis
heute, durch wenn die Kosten dieser Reise beglichen wurden.
Ende Mai 2003 flog Grasser mit einem Privatjet
der ehemaligen Stronach-Fluglinie Magna Air (heute Jetalliance) nach Nizza, zu
geschätzten Flugkosten von € 8.000,-. Begleitet wurde der Finanzminister von
Magna-Vorsitzenden und ÖIAG Aufsichtsrat Siegfried Wolf. Durch Mag. Grasser
wurden der Republik Österreich keinerlei Flugkosten für diese Reise an die Cote
d`Azur verrechnet. Wiederum ist unklar, wer die Kosten dieser Privatreise
übernommen hat.
Aufgrund der zahlreichen Problemstellungen
hinsichtlich der vom Finanzminister angenommenen Zuwendungen, die neben den
Finanzbehörden auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen, richten die
unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für Finanzen nachstehende
Anfrage:
1. Ist
es richtig, dass Ihnen von der Constantia Privatbank AG der Aufenthalt im Hotel
Kempinski/St. Moritz für 19., 20. und 21. März 2004 bezahlt wurde?
2. Wurden
Sie durch die Constantia Privatbank als Privatmann oder in Ihrer Funktion als
Finanzminister eingeladen?
3. Wie
verhält es sich diesbezüglich mit der Einladung Ihres Kabinettchefs Mathias
Winkler?
4. War
Ihre Teilnahme am 20. März 2004 an einer Diskussionsveranstaltung und Ihr
diesbezügliches Referat eine Voraussetzung für die Einladung durch die
Constantia Privatbank AG und von wem wurde diese Veranstaltung angebahnt?
5. Wurden
an Sie für Ihr Referat am 20. März 2004 Honorarzahlungen geleistet und wenn ja,
in welcher Höhe?
6. Wurden
für Ihre Teilnahme an der Veranstaltung am 20. März 2004 Zahlungen an den
KHG-Fonds geleistet und wenn ja, in welcher Höhe?
7. Wurden
für Ihre Teilnahme am 20. März 2004 an den Verein zur Förderung der New Economy
Zahlungen geleistet und wenn ja, in welcher Höhe?
8. Handelte
es sich bei den von der Constantia Privatbank AG übernommenen Hotelkosten um
eine Schenkung und wenn ja, werden Sie diesen Vorgang gegenüber der zuständigen
Finanzbehörde anzeigen?
9. Wie
hoch waren die Kosten Ihrer Unterbringung im Hotel Kempinski in St. Moritz, die
durch die Constantia Privatbank AG übernommen wurden?
10. Wer
trug die Kosten der Monaco Reise im Jahre 2002 aufgrund einer Einladung des
Großindustriellen Peter König und welche Personen (Bedienstete des
Finanzministeirums) nahmen an dieser Reise teil?
11. Wie
hoch waren die Kosten dieser Reise insgesamt und von welcher natürlichen Person
bzw. Institution wurden diese Kosten getragen?
12. Erhielten
Sie für das „Treffen mit den Ministerpräsidenten des Fürstentums Monaco und den
monegassischen Finanzminister“ Honorarzahlungen, wurden Zahlungen an den
KHG-Fonds geleistet oder Spenden an den Verein zur Förderung der New Economy
getätigt und wenn ja, in welcher Höhe?
13. Wer
trug die Kosten der Cote d`Azur Reise Ende Mai 2003 und wie hoch waren die
diesbezüglichen Gesamtkosten?
14. Wurden
im Zusammenhang mit der Cote d`Azur Reise im Mai 2003 Zahlungen entweder an den
KHG-Fonds, Honorarzahlungen an Sie selbst oder Spenden an den Verein zur
Förderung der New Economy geleistet und wenn ja, in welcher Höhe?
15. In
welcher Form wurden sämtliche angefragten Begünstigungen ihrer Person
steuerrechtlich behandelt bzw. ihrerseits gegenüber der zuständigen
Finanzbehörde angezeigt?
16. Inwieweit
gefährden entsprechende Zuwendungen die Unabhängigkeit des österreichischen
Finanzministers und welche Argumentation halten Sie dem offenkundigen Vorwurf
der Geschenkannahme entgegen?