1828/J XXII. GP

Eingelangt am 27.05.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

der Abgeordneten Ing. Kaipel

und Genossen

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend PKW-Überwachung auf Autobahnen

Anfang Mai 2004 ging auf der Süd-Autobahn im Wechsel-Abschnitt die zweite sogenannte
"Section Control"-Anlage auf Österreichs Autobahnen in den Testbetrieb. Noch vor dem
heurigen Sommer soll die Anlage in den tatsächlichen Betrieb genommen werden. Die erste
„Section Control"-Anlage wurde im Sommer 2003 im Tunnel Kaisermühlen auf der Donau-
autobahn A 22 in Wien errichtet. „Section Control"-Anlagen werden in Kooperation zwischen
Verkehrsministerium und ASFINAG errichtet. Ab dem tatsächlichen Einsatz werden die An-
lagen durch das Innenministerium betrieben.

Laut Verkehrsminister Gorbach sollen mit der „Section Control" Baustellen, Tunnelanlagen
und unfallträchtige Freilandabschnitte überwacht werden (siehe APA-OTS Nr. 17 vom 3. Mai
2004).

Der ASFINAG Vorstandsvorsitzende, Walter Hecke, kündigte an, dass es künftig in allen
Autobahn- und Schnellstraßentunnels „Section Control"-Anlagen geben wird (APA Nr. 8,
30.01.2004).

Im Roppener-Tunnel auf der A 12 Inntal-Autobahn wird eine „Verkehrssicherheitsanlage"
(VSA), eine Art Vorstufe zur „Section Control" errichtet.

Auf den Autobahnen im Großraum Linz und auf den Autobahnen und Schnellstraßen im
Raum Wien und Niederösterreich werden von der ASFINAG sogenannte „Verkehrsbeein-
flussungsanlagen" geplant. Die Realisierung und Inbetriebnahme dieser Systeme soll ab dem
Jahr 2007 erfolgen. Herzstück der Anlagen sollen die großflächige Erfassung von Verkehrs-
daten sein, die von stelbststeuernden Geschwindigkeits- und Abstandmessgeräten per Licht-
wellenleiter an das zentrale Rechensystem weitergeleitet werden. Zusätzlich sollen Video-
kameras zur Überwachung eingesetzt werden.

Die ASFINAG bietet seit kurzem auf den Sondermautstrecken der A9 Pyhrn-Autobahn, der
A10 Tauern-Autobahn und der A13 Brenner-Autobahn für alle Pkw eine Abrechnung per
„Videomaut" an. Dabei wird ein durchfahrender Pkw auf einer eigenen Videomautspur über
Video erfasst. Über das Kennzeichen wird mittels EDV umgehend geprüft, ob für den Pkw
die Videomaut bezahlt wurde.

Der Chef des österreichischen Lkw-Mautbetreibers Europpass, Peter Newole, sagte, technisch
sei eine Pkw-Maut kein Problem. Das seit Jahresbeginn 2004 laufende Lkw-Mautsystem sei
ohne Probleme erweiterbar (APA Nr. 366, 20.04.2004). ASFINAG-Chef Walter Hecke meint,
technisch könnte eine Pkw-Maut binnen einem Jahr realisiert werden.

 


Der Vorstoß von Verkehrsminister Gorbach zur Bemautung des gesamten österreichischen
Straßennetzes als „Fernziel" zeigt auf, an welches Endstadium der Straßenüberwachung ge-
dacht wird.

Als Argument für diesen enormen Ausbau der (Video-)Überwachungsanlagen wird die Ver-
kehrssicherheit angeführt. Ginge es jedoch nur bzw. in erster Linie um die Verkehrssicherheit,
könnten diese Summen, die für die high-tech-mäßige Hochrüstung der ASFINAG-Überwach-
ungsanlagen ausgegeben werden, sinnvoller eingesetzt werden, und zwar indem die Anzahl
der Verkehrspolizisten erhöht werden würde.

Denn die jüngste Verkehrsunfallstatistik weist zum Teil stark gestiegene Unfallzahlen insbe-
sondere bei Unfällen mit Alkohol, mit Lkw und bei Unfällen mit Kindern aus. So sind z.B.
Unfälle mit Alkohol um 3,8 Prozent gestiegen. Damit ist ein höheres Niveau erreicht, als vor
der Einführung der 0,5-Promille-Grenze. Die Alkohol-Unfälle spielen sich vor allem zwisch-
en Samstag Mitternacht und Sonntag Früh ab. Nötig wären daher verstärkt gezielte Kontrollen
in diesem Zeitraum rund um Discotheken und Nachtlokale, dazu wäre mehr Personal notwen-
dig.

Bei den Lkws sind die Unfälle mit schweren Lastern erneut um 2,8 Prozent gestiegen. Auch
hier sind verstärkte Kontrollen notwendig - einerseits bei den Lenk- und Ruhezeiten, anderer-
seits bei der technischen Ausstattung der Lkw. Auch dazu wären mehr Polizisten notwendig.
High-Tech-Funk- und Videoüberwachung nützen da nichts.

Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Kinder ist um fast 50 Prozent angestiegen. Die
meisten Kinder sind dabei als Mitfahrer in Pkws ums Leben gekommen. Viele davon sind
nicht angeschnallt gewesen. Österreich hat generell eine der geringsten Anschnallquoten in
der EU obwohl das Risiko zu sterben im Falle eines Unfalls ohne Gurt um das Siebenfache
höher ist. Daher wäre auch das Gurtanlegen deutlich stärker zu kontrollieren als bisher. Auch
das geht nur durch mehr Personal.

Auch 'Hochrisikofahrem", wie z.B. Menschen, die ohne Führerschein unterwegs sind, kommt
man nicht mit High-Tech bei.

Es scheint somit der Verdacht nicht ganz unbegründet, mit „Section Control"-Anlagen und
ähnlichem werden neben der Verkehrssicherheit in erster Linie auch andere Ziele verfolgt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie nachfolgende

 

 

Anfrage

1.  Wie viele „Section Control"-Anlagen wird es Ende 2004 zu welchen Kosten wo geben?

2.             Wie viele „Section Control"-Anlagen wird es Ende 2005 zu welchen Kosten wo geben?

3.             Wie viele „Section Control"-Anlagen wird es Ende 2006 zu welchen Kosten wo geben?
Wie wird die Entwicklung die Jahre danach aussehen? Was ist bis wann Ihr Fernziel?

 


4.            Wird es in Zukunft in allen Autobahn- und Schnellstraßentunnels „Section Control"-
Anlagen geben? Wenn nein, in welchen nicht?

5.            Wieviele mobile „Section Control"-Anlagen wurden bisher angeschafft? Wieviele werden
in Zukunft noch angeschafft werden? Wo werden diese Anlagen zum Einsatz kommen?
Welche Kosten werden jeweils entstehen?

6.            Wo und bis wann sind "Verkehrssicherheitsanlagen" (VSA) als eine Art Vorstufe zur
„Section Control" vorgesehen (vgl. Roppener-Tunnel)?

7.            Mit welchen Kosten ist jeweils zu rechnen?

8.            Für   welche   Autobahn-   und   (Schnell-)Straßenabschnitte   sind   bis   wann   ähnliche
flächendeckende Verkehrsdatenerhebungen wie etwa im Raum Linz vorgesehen?

9.            Mit welchen Kosten ist jeweils zu rechnen?

10.     Wo wird es bis wann „Videomaut"-Systeme geben?

11.     Mit welchen Kosten ist jeweils zu rechnen?

12.     Mit welchem zeitlichen, technischen und monetären Aufwand könnte das seit Jahres-
beginn 2004 laufende Lkw-Mautsystem auf Pkw erweitert werden? Könnte das binnen
eines Jahres mit dem nötigen Willen realisiert werden?

13.     Die Exekutive und die Länder als Vollziehungsbehörde der Straßenverkehrsordnung sind
für die hoheitliche Aufgabe der Verkehrsüberwachung zuständig, nicht die ASFINAG.
Wie wollen Sie verhindern, dass nicht die ASFINAG versucht, möglichst viel Strafgeld
kassieren zu können, das ihr als Straßenerhalter der Autobahnen und Schnellstraßen
wieder selbst zugute kommt?

14.     Was passiert mit den von den Überwachungsanlagen angefertigten Videoaufzeichnungen?
Wie lange werden diese wie und wo aufbewahrt? Wann und wie werden sie vernichtet?

15.     Welche Vorkehrungen werden konkret getroffen, um Datenmissbrauch auszuschließen?

16.     Sollte Ihrer Meinung nach das gesamte österreichische Straßennetz bemautet und high-
tech-mäßig im oben beschriebenen Sinn überwacht werden? Wenn ja, bis wann? Wenn
nein, wo konkret soll die Grenze dieser Überwachungen verlaufen?

17.     Was ist der Hauptgrund für diesen enormen Ausbau der (Video-)Überwachungsanlagen?

18.     Wieviele Verkehrspolizisten könnten mit diesen Investitionssummen für die high-tech-
mäßige Hochrüstung der ASFINAG-Überwachungsanlagen neu in Dienst gestellt werden?

19.     Wie viele Verkehrstote und -verletzte könnten pro Jahr vermieden werden, wenn diese
zusätzlichen Polizisten bzw. Gendarmen Alkoholkontrollen, Anschnallkontrollen, Lkw-
Sicherheitsüberprüfungen etc. durchführen würden?