2181/J XXII. GP

Eingelangt am 01.10.2004
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel

 

betreffend lesbische, schwule und bisexuelle Webseiten als „Imageproblem“ für das Bundeskanzleramt

 

Versuchen MitarbeiterInnen des Bundeskanzleramtes auf manche Webseiten mit lesbischen, schwulen oder bisexuellen Inhalt zuzugreifen, so erfolgt, unseren Informationen zufolge, eine Filterung durch die Internetfiltersoftware WebSense. Dies bedeutet, dass manche Webseiten für MitarbeiterInnen des Bundeskanzleramtes gesperrt sind. Als Grund wird von WebSense genannt, dass die Kategorie „Schwule, Lesben und Bisexuelle“ gefiltert wird und es scheint folgender Text auf: „Der Zugriff auf diese Webseite ist gegenwärtig eingeschränkt. Sie wollten auf eine Website zugreifen, die durch die Internetfiltersoftware WebSense gesperrt wurde. Diese wird im Bundeskanzleramt eingesetzt, um den Zugriff auf Seiten, die nicht im dienstlichen Interesse liegen, zu sperren. Damit soll erreicht werden, dass die Geschwindigkeit bei Zugriffen auf das Internet gesteigert wird und keine Imageprobleme für das Bundeskanzleramt entstehen. Die Kategorisierung wird durch den Hersteller der Software durchgeführt. Diese liegt nicht im Einflussbereich des Bundeskanzleramtes. Sollten Sie den Zugriff auf eine gesperrte Seite benötigen, dann wenden Sie sich bitte unter Angabe der zugrundeliegenden URL per E-Mail an ikt@bka.gv.at. Beachten Sie bitte auch das Rundschreiben ‚Freischaltung des Internetzuganges" auf dem Schwarzen Brett "Mitteilungen des Präsidium’. Grund:  Die Kategorie "Schwule, Lesben und Bisexuelle" wird von Websense gefiltert. Gesperrt.“

 

Gesperrt sind beispielsweise folgende Websites: http://www.hosiwien.at, http://www.hugwien.at/documents/liebe.pdf, http://www.rainbow.or.at, http://www.hosilinz.at, http://www.gay.com

 

Andere lesbische, schwule, bisexuelle Websites, wie beispielsweise; http://www.pride.at, oder die Website der HOSI Tirol: http://www.queertirol.com oder die Website der HOSI Salzburg: http://www.hosi.or.at, sind jedoch nicht gesperrt.

 

Lesben, Schwule und Bisexuelle werden in Österreich immer noch diskriminiert. So haben beispielsweise Lesben und Schwule in Österreich nicht die Möglichkeit,  ihre PartnerInnenschaft eintragen zu lassen oder eine Ehe einzugehen. Dies führt u. a. zu Benachteiligungen von lesbischen oder schwulen Paaren im Erbrecht, im Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht, im Mietrecht (Eintritt in den Mietvertrag zu Lebzeiten), im Einkommenssteuerrecht, bei der Grunderwerbssteuer, im Fremdenrecht, im Fortpflanzungsmedizinrecht, im Sorge- und Adoptionsrecht. Gerade in den letzten Monaten wurde in Österreich von allen Parteien über verschiedene Möglichkeiten der Beseitigung einiger dieser rechtlichen Diskriminierungen, z. B. durch die Schaffung eines Zivilpaktes (Zip) für gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare oder durch die Schaffung einer eingetragenen PartnerInnenschaft für gleichgeschlechtliche Paare diskutiert. Dennoch ist es MitarbeiterInnen des Bundeskanzleramtes nicht möglich, auf einige Webseiten mit lesbischen, schwulen oder bisexuellen Inhalt zuzugreifen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

  1. Wussten Sie von der Filterung von manchen lesbischen, schwulen, bisexuellen Webseiten durch die vom Bundeskanzleramt verwendete Internetfiltersoftware WebSense?

a) Falls ja: Ist Ihrer Meinung nach eine Filterung der Kategorie „Schwule, Lesben und Bisexuelle“ gerechtfertigt? Falls Sie eine Filterung als nicht gerechtfertigt sehen: Warum verwendet das Bundeskanzleramt dann eine Internetfiltersoftware, die lesbische, schwule und bisexuelle Webseiten filtert?

b) Falls nein: Gedenken Sie nun etwas gegen die Filterung der Kategorie „Schwule, Lesben und Bisexuelle“ zu unternehmen? Was gedenken Sie zu unternehmen?

 

2.      Teilen Sie die Ansicht, dass der Zugriff auf lesbische, schwule, bisexuelle Webseiten nicht im dienstlichen Interesse liegt?

 

  1. Teilen Sie die Ansicht, dass der Zugriff auf lesbische, schwule, bisexuelle Webseiten wie z.B. auf die Webseite der HOSI Wien, einer seit 25 Jahren bestehenden Lesben- und Schwulenorganisation, durch MitarbeiterInnen des Bundeskanzleramtes ein Imageproblem für das Bundeskanzleramt verursacht?

 

  1. Warum wird gerade die Kategorie „Schwule, Lesben und Bisexuelle“ gefiltert?

 

  1. Wäre augrund der aktuellen politischen Diskussionen über rechtliche Diskriminierungen von Lesben und Schwulen nicht gerade jetzt ein Zugriff auf Webseiten mit lesbischen, schwulen, bisexuellen Inhalt notwendig?

 

  1. Haben Sie sich bei der aktuellen Diskussion um Benachteiligungen von lesbischen und schwulen Paaren in Schweigen gehüllt, da Sie sich auf Grund der Sperrung entsprechender Webseiten nicht informieren konnten?

 

  1. Warum sind einige lesbische, schwule, bisexuelle Webseiten gesperrt, während andere frei zugänglich sind?