2185/J XXII. GP
Eingelangt am
05.10.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Kräuter
und GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend PPP-Projekte der ASFINAG
Die Tageszeitung „Der Kurier" berichtete am 15.9.2004
in ihrer Internet-
Ausgabe,
dass die ASFINAG zum ersten Mal Straßenbauarbeiten eines
ganzen Autobahnteilstückes an private Betreiber ausschreibe. Konkret gehe
es
um die neue Nordautobahn A 5 und deren Anbindung an die Donauufer-
Autobahn
und an die Süd-Ost-Tangente sowie um die neue Lobau- und
Donauquerung
in Wien. Das Gesamtbauvolumen betrage rund 3,1 Millionen
Euro.
Nach dem neuen Modell, bekannt unter dem Überbegriff „Public
Private
Partnership", sollen die Privaten neben dem Bau auch die
Detailplanung,
die Finanzplanung und danach - über 30 Jahre - auch den
Betrieb
des Autobahnteilstückes übernehmen. Nach 30 Jahren soll das
Autobahnteilstück
der ASFINAG gehören.
ASFINAG-Chef Walter Hecke, der kürzlich beim Hearing zum ÖBB-Chef
durchgefallen
ist, hofft, dass sich durch die Vergabe an Private die Kosten
um bis zu 20 % reduzieren. Auch die Betriebskosten, derzeit 130 Millionen
Euro
pro Jahr, sollen durch diese Maßnahmen sinken.
Völlig
unbekannt scheinen dem ASFINAG-Chef die Vorbehalte des
Rechnungshofes
zu sein, der in seinem TB 1995 (Reihe Bund 1996/11) bei
Privatfinanzierungsmodellen
im Bereich von Straßen vor allem vor
Auswirkungen
von Qualitätseinschränkungen nach Rückübertragung an die
öffentliche
Hand und vor einem nicht abgrenzbaren Risiko der Insolvenz des
privaten
Finanziers warnt.
Traurige Tatsache ist, dass mit großspurigen Ankündigungen der ASFINAG
von
der Schuldenexplosion - schon 8,33 Milliarden Euro - ebenso abgelenkt
werden
soll wie von den internen Querelen mit der Europass, der
exorbitanten
Steigerung der Anzahl des Personals, einem Gutachten über
ein
katastrophales Managementchaos (siehe Anfrage 2096/J XXII.GP) und
technischen Mängeln im Mautsystem, die schlimmere
Auswirkungen und
Einnahmeeinbußen
als bisher befürchtet erwarten lassen.
Aus den aufgezeigten Gründen richten die unterzeichneten
Abgeordneten an
den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie nachstehende
Anfrage:
1.
Welche genau definierten Risken der Straßenbetreibung
werden an
den privaten Betreiber im Zuge des PPP-Projektes übertragen?
2.
Inwieweit garantieren die Ausschreibungsbedingungen ein
bestimmtes
Haftungskapital der Betreibergesellschaft?
3.
Warum sollten sich private Unternehmen angesichts der
technischen
und
rechtlichen Probleme der ASFINAG mit dem derzeitigen
Mautsystem
auf das Risiko einer spekulativen Höhe einer
„Schattenmaut"
einlassen, die von der ASFINAG weitergeleitet werden
soll?
4.
Wie soll die von der ASFINAG proklamierte
„Schattenmaut" im
Rahmen
des sogenannten „Kombinierten Vergütungsmodells"
konfiguriert sein und wie soll das Geld eingehoben werden?
5.
Ist es richtig, dass die ASFINAG versucht, das
tschechische Teilstück
der Nordautobahn (etwa 22 km lang) in ihr PPP-Projekt aufzunehmen,
finden
Verhandlungen mit Tschechien statt und wie ist der derzeitige
Verhandlungsstand?
6.
Stimmen Sie mit Vorstandsvorsitzenden Walter Hecke
überein, dass
ein
entsprechendes PPP-Projekt die Betriebskosten senken könne und
wenn
ja, wie reagieren sie auf diese vernichtende Selbstkritik des
Vorstandes
der ASFINAG Walter Hecke an seinen eigenen
Managementfähigkeiten
und an der ASFINAG insgesamt?
7.
Inwieweit wäre es der ASFINAG möglich, Bundesstraßen, die
in die
Bundeskompetenz
fallen, an Private zu verpachten oder zu
vermieten?
8.
Was setzen sie den grundsätzlichen Einwänden des
Rechnungshofes
entgegen,
dass der Bau und der Betrieb einer Autobahn mit einer
Vertragszeit von 30 Jahren von Privaten naturgemäß so gestaltet
werden
wird, dass nach Vertragsablauf enorme Sanierungskosten für
die
Öffentliche Hand anfallen?
9.
Wie stehen sie zu den nicht verstummenden Gerüchten, das
mit dem
PPP-Projekt
von Vorstandsvorsitzenden Hecke ein Vorstoß für die
Einführung
einer PKW-Maut durch die Hintertür geplant ist und wie
stellt
sich Herr Hecke die Einhebung einer PKW-Maut eigentlich
technisch
vor?