2289/J XXII. GP
Eingelangt am 10.11.2004
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möglich.
Anfrage
der Nationalräte Heinzl und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
bezüglich Gefährdung von Schwangerschaften und der Fruchtbarkeit durch den Einsatz von Pestiziden
Pestizide werden in
der Landwirtschaft zur Bekämpfung tierischer und pflanzlicher Schädlinge
eingesetzt. Sie verunreinigen Luft, Boden
und Gewässer und sind mitverantwortlich für den weltweiten
Verlust an Artenvielfalt. Auch die menschliche Gesundheit ist bedroht.
Gleiches gilt für so genannte
Biozide, die zum Schutz von Konsumgütern wie Teppichböden, Textilien oder gegen
Schädlinge auf
Haustieren eingesetzt werden.1
Viele
Pestizide sind hormonell wirksam: Sie können Veränderungen im Hormonhaushalt
von Mensch
und Tier auslösen. Einzelne Wirkstoffe stehen im Verdacht, die
Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen
zu beeinträchtigen und für die Abnahme
der Spermienzahl und Spermienqualität bei Männern
verantwortlich zu sein. Auch die Zunahme von Hoden- und Brustkrebs wird auf
hormonell wirksame
Chemikalien zurückgeführt. Hormonell wirksam sind auch die beispielsweise in
Deutschland
erlaubten Pestizide Vinclozolin (zur Pilzbekämpfung zum Beispiel auf Erdbeeren,
Kiwis und Salat)
sowie das mit dem gefährlichen TBT verwandte TPT (Triphenylzinn), das im
Kartoffelanbau
eingesetzt wird. Insgesamt gibt es bei über 60 in Deutschland zugelassenen Pestizidwirkstoffen
Hinweise auf eine hormonelle Wirksamkeit.1
In
ländlichen Gegenden, in denen Pestizide versprüht werden, erleiden Frauen
beinahe doppelt so viele
Fehlgeburten wie in nicht belasteten
Landstrichen. Das belegt eine Studie von Erin Bell von der
Universität North Carolina. Am größten sei die Gefahr zwischen der dritten und
achten
Schwangerschaftswoche, schreibt die Forscherin in der Märzausgabe des Jahres
2001 von
"Epidemiology".
Die
Forscherin hat die Lebensumstände von fast 700 Frauen verglichen. Von den
Untersuchten hatten
73 eine Fehlgeburt erlitten. Überdurchschnittlich viele der Betroffenen wohnten
in Pestizid-belasteten
Gebieten. Der Grund für die erhöhe
Rate an Fehlgeburten sind laut Bell offenbar Missbildungen im
Mutterleib.2
In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten deshalb die folgende
Anfrage
1.
Ist in Österreich der
Verkauf, der Kauf, der Besitz oder der Gebrauch des Pestizids
Vinclozolin erlaubt? Wenn ja, seit wann?
Planen Sie, den Verkauf, den Kauf, den Besitz oder
den Gebrauch des Pestizids Vinclozolin zu verbieten?
2.
Ist in Österreich der
Verkauf, der Kauf, der Besitz oder der Gebrauch des Pestizids
Triphenylzinn erlaubt? Wenn ja, seit wann?
Planen Sie, den Verkauf, den Kauf, den Besitz
oder den Gebrauch des Pestizids Triphenylzinn zu verbieten?
3. Sind in Österreich der Verkauf, der Kauf, der Besitz
oder der Gebrauch von
Pestizidwirkstoffen erlaubt, für die
es Hinweise auf eine hormonelle Wirksamkeit gibt? Wenn
ja, seit wann gibt es Hinweise für deren hormonelle Wirksamkeit?
Planen Sie, den Verkauf,
den Kauf, den Besitz oder den
Gebrauch von Pestizidwirkstoffen, für die es Hinweise auf eine
hormonelle Wirksamkeit gibt, zu verbieten?
4.
Gibt es in Österreich
Studien über den Vergleich von Fruchtbarkeitskennzahlen der
Bevölkerung in ländlichen Gebieten, in denen Pestizide versprüht werden mit
durchschnittlichen Fruchtbarkeitskennzahlen in Österreich? Wenn ja, wer hat
diese Studien
durchgeführt, wo wurden die Ergebnisse veröffentlicht und was war das Ergebnis
dieser
Studien? Wenn nein, werden Sie die
Durchführung einer diesbezüglichen Studie veranlassen?
5.
Gibt es in Österreich
Studien über den Vergleich der Häufigkeit von Fehlgeburten in
ländlichen Gebieten, in denen Pestizide versprüht werden mit der
durchschnittlichen
Häufigkeit in Österreich? Wenn ja, wer hat diese Studien durchgeführt, wo
wurden die
Ergebnisse veröffentlicht und was war das
Ergebnis dieser Studien? Wenn nein, werden Sie
die Durchführung einer diesbezüglichen Studie veranlassen?
1 Ärzte Zeitung, Ausgabe vom 30.07.2001
2 Bell,
Erin M.; Hertz-Picciotto, Irva ; Beaumont, James J. 2001: A Case-Control Study
of Pesticides
and Fetal Death Due to Congenital Anomalies, Epidemiology, ISSN: 1044-3983,
Lippincott Williams
& Wilkins, March 2001, Volume 12, Issue 2,