2320/J XXII. GP
Eingelangt am 16.11.2004
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Lunacek, Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Verweigerung der
Zugpatronanz für Homosexuellen-Initiative Wien durch die ÖBB
Am 10. November
2004 berichtete die APA, dass das ÖBB-Management die Zugpatronanz der HOSI-Wien, die diese aus Anlass ihres
25jährigen Bestandsjubiläums und um teure 10.000€ unter dem Titel „Homosexuellen Initiative“ beantragt hatte,
abgelehnt hat. Begründung durch ÖBB-Kommunikationschef Michael Hlawa laut APA:
Die ÖBB lehnen Namen von „sexuellen und religiösen Interessensvertretungen
sowie von lebenden Personen generell ab.“ Weiters: „Wir sind für bisexuelle
oder heterosexuelle Initiativen nicht der geeignete Werbeträger. Es handelt
sich dabei um eine marketing-technische Festlegung.“
Eine weitere
Begründung fand sich auf der ORF-Salzburg-Website am 11.10.2004: Johannes
Gfrerer, Sprecher der Bundesbahnen in Salzburg, verteidigt die Vorgangsweise
der Bahn: „Man muss dazu sagen: Es war keine leichte Entscheidung. Aber die
Bahn hat Richtlinien, was die Patronanzen betrifft: keine Politik, keine
Parteipolitik, kein Religion und auch „no sex“. Es wäre auch eine Organisation
von Heterosexuellen abgelehnt worden. Unsere Ablehnung ist keine Wertung,
sondern eine Festlegung die sich aus den Richtlinien ergibt,“ so Gfrerer.
Seit kurzem gibt
es ein Gleichbehandlungsgesetz, das zwar Diskriminierung wegen Rassismus sowohl
im Bereich der Beschäftigung als auch beim Zugang zu Dienstleistungen
verbietet. Diskriminierungen auf Grund von Alter, Behinderung, sexueller
Orientierung, Religion oder politischer Weltanschauung sind jedoch nur im
Bereich der Beschäftigung verboten. Die Grünen sind immer für ein
Antidiskriminierungsgesetz, das gegen alle Diskriminierungen gleiche Maßnahmen
vorschreibt, eingetreten. Die Verweigerung der ÖBB, der Homosexuellen
Initiative Wien die Zugpatronanz zu verweigern, stellt aus Sicht der Grünen
eine Diskriminierung beim Zugang zu einer Dienstleistung dar.
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1)
Wie lauten
die Richtlinien der ÖBB für die Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz von
Organisationen oder Personen für die Zugpatronanz?
2)
Stufen Sie
die Homosexuellen-Initiative Wien als „sexuelle oder religiöse Interessensvertretung“
wie ÖBB-Kommunikationschef Hlawa oder als Menschenrechtsorganisation ein?
3)
Wenn Sie die
HOSI Wien als Menschenrechtsorganisation einstufen, wieso wird ihr dann die
Zugpatronanz verweigert?
4)
Wenn Sie die
HOSI Wien als „sexuelle oder religiöse Interessensvertretung“ einstufen: Wie
begründen Sie die Definition der HOSI Wien als „sexuelle
Interessensvertretung“?
5)
Welche
anderen Organisationen würden Sie als „sexuelle Interessensvertretungen“
einstufen und ihnen den Zugang zur Zugpatronanz verweigern?
6)
Teilen Sie
die Ansicht von ÖBB-Kommunikationschef Hlawa, es handle sich um eine
„marketing-technische Festlegung“, dass die ÖBB für „bisexuelle oder
heterosexuelle Initiativen nicht der geeignete Werbeträger“ ist?
7)
Stimmen Sie
mit der Aussage des Salzburger ÖBB-Sprechers Gfrerer überein, dass „no sex“ zu
den Richtlinien der ÖBB bei Gewährung der Zugpatronanz gehört?
8)
Wenn ja,
sind Sie der Ansicht, dass eine Menschenrechtsorganisation wie die
Homosexuellen-Initiative Wien unter die Rubrik „no sex“ einzureihen ist, weil
das Wort „Homosexuelle“ das Wort „Sex“ enthält?
9)
Welche
Organisation von „Heterosexuellen“ ist Ihnen bekannt, die laut ÖBB-Sprecher
Gfrerer abgelehnt worden wären?
10)
Haben Sie vor, der HOSI Wien als
Menschenrechtsorganisation die Zugpatronanz doch noch zu gewähren?
11)
Wenn nein, mit welcher Begründung?
12)
Würden die ÖBB die Bezeichnung „Lila
Pause“ genehmigen?
13)
Würden die ÖBB die Bezeichnung „Rosa
Lila Villa“ genehmigen?
14)
Wenn die Richtlinien der ÖBB zur
Patronanz, wie der Sprecher der Bundesbahnen in Salzburg, Johannes Gfrerer,
behauptet, „keine Politik, keine Parteipolitik“ enthalten: Wieso wurde dann
etwa dem Sozialministerium unter Sozialminister Haupt die Patronanz für den IC 535 von Wien nach Villach unter dem Namen „Familienland
Österreich" für den Zeitraum 15.6.2002 bis 11.12.2004 gewährt (vgl. Anfragebeantwortung 1275AB auf Anfrage 1283J
der Abg. Muttonen)?