2375/J XXII. GP
Eingelangt am 03.12.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Mag. Maier
und GenossInnen
an
die Bundesministerin für Justiz
betreffend „Polizeireform und Wirtschaftskriminalität -
Österreichische
Sicherheitstage 2004"
Die Anpassung der Polizeistrukturen an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und die
Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität standen nach Presseberichten im Mittelpunkt der
„Österreichischen Sicherheitstage", die vom 20. bis 22.Oktober 2004 in Leogang/Salzburg
stattfanden.
An den Diskussionen zu diesen Schwerpunktthemen nahmen in- und ausländische Experten
aus den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Medien teil.
Der Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer
(ICC), Maximilian Burger-Scheidlin
sprach dabei von einem Schaden von mehreren Mrd. Euro in Österreich. Er vertrat
weiters die
Auffassung, dass
Österreich von mafiosen Strukturen unterwandert ist. Nach Schätzung der
ICC verursacht in diesem Zusammenhang
Korruption einen jährlichen Schaden von drei Mrd.
Euro: Die Wirtschaftskriminalität
ruiniere jedenfalls unsere Volkswirtschaft.
Nach
Presseberichten gehen durch firmeneigene Betrügereien wie „mitgehen
lassen" oder
Manipulationen in der Buchhaltung in Österreich jährlich drei bis vier
Milliarden Euro
verloren. Durch illegale Nebenverdienste oder Korruption entsteht
ein jährlicher Schaden
von knapp drei Milliarden Euro, durch Import-Export-Betrug
1,5 Milliarden Euro. Darüber
hinaus wird geschätzt, dass in Österreich Produktfälschungen im
Wert von rund sieben
Milliarden Euro auf dem Markt sind. Durch Pfusch entsteht in Österreich
jährlich ein
Schaden von 24 Milliarden Euro.
Laut BKA
sind aber nur 1 bis 3 Prozent aller Straftaten in Österreich Wirtschaftsdelikte.
Diese machen aber 50 bis 70 Prozent der
Gesamtschadenssumme aus. Die häufigsten Fälle
sind
angeblich Insolvenzdelikte, IT-Kriminalität (Hacker, Viren) und
Finanzbetrügereien.
Unternehmen neigen dazu derartige
Vorfälle intern zu regeln und nicht anzuzeigen, da sie um
die Reputation des Unternehmens fürchten. Nach deutschen Erkenntnissen
sitzt jeder zweite
Täter bei
Wirtschaftsdelikten im Management („Kriminalität im Nadelstreif').
„Korruption ist der Hauptgrund für die Armut in der
Welt. Der Schaden ist ungeheuer tief und
hat große Folgen, bis
hin zu gewaltsamen Konflikten", sagte am 24.11.2004 in Wien zum
Auftakt einer internationalen Konferenz über Korruptionsbekämpfung Peter Eigen,
Gründer
von „Transparency International" (TI) in Berlin.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die
Bundesministerin für Justiz
nachstehende
Anfrage:
1.
Teilen auch Sie die Auffassung des BMI, dass Österreich
von mafiosen Strukturen
unterwandert ist?
Wenn ja, woraus ergibt sich konkret diese Einschätzung?
2.
In
welchen Bereichen der Wirtschaftskriminalität (Wirtschaftsspionage, Erpressung
von Unternehmensmitarbeiter, Geheimnisverrat, Produktpiraterie, Korruption,
Vergabewesen, Subventionsbetrug,
Exportbetrug, Scheinfirmen,
Insolvenzbetrügereien, Untreuedelikte, Computerkriminalität etc.) sehen Sie
bzw. Ihr
Ressort europaweit d.h. innergemeinschaftlich die größten Probleme
(ersuche um
Darstellung und Reihung dieser Bereiche)?
3.
Wie hoch schätzen Sie den Schaden ein, der dadurch
jährlich in Europa entsteht? Wie
teilt sich dieser auf die einzelnen Bereiche auf?
4.
Welche legislative Defizite zur Bekämpfung der
Wirtschaftskriminalität sehen Sie
bzw. Ihr Ressort auf
europäischer Ebene? Welche sehen Sie weltweit?
5.
Werden
Sie diesbezügliche Initiativen auf europäischer Ebene setzen?
6.
Wenn
ja, welche?
7.
Treten
Sie auch dafür ein, dass auf europäischer Ebene Ausschlusslisten für
Auftragsvergaben initiiert werden, damit
Firmen die unter Korruptionsverdacht stehen
für öffentliche Aufträge gesperrt werden?
Wenn nein, warum nicht?
8.
Treten Sie für die Einsetzung eines europäischen
Staatsanwaltes ein?
Wenn nein, warum
nicht?
9.
In welchen Bereichen der Wirtschaftskriminalität
(Wirtschaftsspionage, Erpressung
von
Unternehmensmitarbeiter, Geheimnisverrat, Produktpiraterie, Korruption,
Vergabewesen,
Subventionsbetrag, Exportbetrag, Scheinfirmen,
Insolvenzbetrügereien, Untreuedelikte,
Computerkriminalität etc.) sehen Sie bzw. Ihr
Ressort österreichweit die größten Probleme (ersuche um Darstellung und
Reihung
dieser Bereiche)?
10.
Wie hoch schätzen Sie den Schaden ein, der dadurch
jährlich in Österreich entsteht?
Wie teilt sich dieser
auf die einzelnen Bereiche auf?
11.
Welche
strafrechtlichen Delikte werden seitens Ihres Ressorts konkret unter
„Wirtschaftskriminalität" subsumiert
(ersuche um Aufzählung und Reihung)?
12.
Welche legislative Defizite zur Bekämpfung der
Wirtschaftskriminalität sehen Sie
bzw. Ihr Ressort in
Österreich?
13.
Werden
Sie diesbezügliche Initiativen auf österreichischer Ebene setzen?
14.
Wenn
ja, welche?
15.
Welche Branchen sind in Österreich von
Wirtschaftskriminalität besonders betroffen?
16.
In wie weit wird bei Fällen von Wirtschaftskriminalität
auf EU-Ebene mit anderen
Mitgliedsstaaten oder europäischen Behörden zusammengearbeitet?
17.
In wie vielen Fällen wurde 2003 mit diesen
zusammengearbeitet? Welche Bereiche,
Delikte bzw. Fälle
betraf dies?
18.
Welche Maßnahmen zu einer effektiven Bekämpfung der
(internationalen)
Wirtschaftskriminalität werden Sie 2005 ergreifen? Gibt es ein Maßnahmenpaket?
Wenn ja, was ist
Inhalt desselben?