2495/J XXII. GP
Eingelangt am 14.01.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Celebrex (Schmerz- und Rheumamittel) - Rücknahme durch Pfizer? -
Patientensicherheit“
Obwohl Mitte Dezember 2004 in Studien auf ein erhöhtes
kardiovaskuläres Risiko bei
„Celebrex"
hingewiesen wurde, will der amerikanische Herstellerkonzern Pfizer - trotz
Aufforderung durch Experten - Celebrex nicht vom Markt nehmen. Die Werbung
wurde
allerdings vorerst unbefristet ausgesetzt,
die FDA (Food and Drug Administration) hat dieser
Maßnahme zugestimmt. Für eine abschließende Bewertung von Celebrex durch
die FDA
werden allerdings noch Daten benötigt.
Nach
Angaben des Unternehmens hat eine Langzeitstudie mit dem Arthritis- und
Schmerzmittel Celebrex (einem sogenannten Cox-2-Hemmer) zur Erkenntnis geführt,
dass
dessen Einnahme das Risiko einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung mehr als verdoppelt. Aufgrund
dieses Resultats ist die klinische Studie, die Aufschluss über die
Wirkung von Celebrex auf
Krebs geben sollte, umgehend beendet
worden.
Die Börse reagierte sofort, die Aktien stürzten um 14%
des Aktienkurses ab. Pfizer setzte in
den ersten 9 Monaten 2004 mit Celebrex 2,3 Mrd. Dollar um.
Nach der freiwilligen Marktrücknahme von Vioxx durch Merck hat Pfizer vorerst weltweit
profitiert.
Gemäß den Zahlen von IMS Health, einer auf die Pharmabranche spezialisierten
Informationsgesellschaft, entfiel im Oktober auf Celebrex ein Anteil von 63,5 % des
amerikanischen Cox-2-Hemmer-Marktes; im Monat zuvor waren es 48,7 % gewesen.
Es ist nach Presseberichten aber durchaus denkbar, dass Pfizer sein Produkt weiterhin
verkaufen kann, allerdings nicht ohne neue, warnende Hinweise auf dem Beipackzettel.
Seit der Rüchnahme von Vioxx gab es aber Hinweise, dass
Pfizer mit Werbeaktionen die
Ärzte drängte,
verstärkt andere Medikamente aus der Gruppe der Cox-2-Hemmstoffe zu
verschreiben, um die Vioxx-Lücke zu füllen.
Daher sollte man nach Ansicht von Medizinern
auch darüber nachdenken, Celebrex und die anderen Mittel
ebenfalls vom Markt zu nehmen.
Dies sieht auch der Bremer Arzneimittelexperte Gerd Glaeske so:„Die Hersteller
haben Ärzte
gedrängt, verstärkt
andere Cox-2-Hemmer zu verordnen, obwohl den meisten
Rheumapatienten bewährte Schmerzmittel wie Diclophenac und Ibuprofen zur
Verfügung
stehen".
Auch
der Arzneimittelratgeber „3 x täglich" (2002) beschäftigte sich kritisch
mit den
Rheumamittel aus der Gruppe der
Cox-2-Hemmer (Celecoxib, Rofecoxib). Die Beschreibung
der Wirkungen ist mehr als deutlich.
•
Celecoxib und Rofecoxib sind Rheumamittel vom Typ der
Cox-2-Hemmer. Diese
hemmen die Aktivität des Enzyms Cyclooxygenase-2 (Cox-2) und verringern
entzündlich bedingte Schmerzen, Schwellungen und Fieber.
•
Diese
Medikamente wurden von den Herstellern mit großem Werbeaufwand als
besonders wirksame und gut verträgliche Rheumamittel dargestellt. Das hat sich
inzwischen als bewusste Datenmanipulation
und Irreführung herausgestellt. Diese
Medikamente sind möglicherweise besser magenverträglich als die
bewährten
Standard-Rheumamittel vom Typ der
nichtsteroidalen Antirheumatika wie etwa
Diclofenac, dafür haben sie aber ein erhöhtes Risiko für
lebensbedrohliche
Nebenwirkungen am Herzen und bei der
Blutgerinnung.
• Es gibt derzeit keinen Grund, statt der bewährten antirheumatischen Wirkstoffe
Diclofenac, Ibuprofen oder Indomethacin einen Cox-2-Hemmer zu verwenden.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die
Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen nachstehende
Anfrage:
1.
Wie
oft wurden in den Jahren 2000, 2001, 2002,2003 und 2004 Celebrex PatientInnen
in Österreich verschrieben und durch die
Krankenkassen bezahlt (Aufschlüsselung auf
Jahre)?
2.
Von
wie vielen Celebrex-PatientInnen insgesamt ist in Österreich auszugehen?
3.
Ist
es aus Ihrer Sicht auszuschließen, dass das Schmerz- und Rheumamittel Celebrex
in Österreich für Schlaganfälle,
Herzinfarkte oder sogar Todesfälle verantwortlich ist?
Wenn nein, von wie vielen Schlaganfallen, Herzinfarkten,
Gefäßerkrankungen oder
sogar Todesfällen ist auszugehen?
4.
Können Sie ausschließen, in den letzten fünf Jahren
Meldungen über unerwünschte
Nebenwirkungen betreffend Celebrex erhalten zu haben?
5.
Wenn nein, welche und wie viele derartige Meldungen
haben Sie erhalten? Was
geschah mit diesen Meldungen?
6.
Wenn nein, welche Maßnahmen haben Sie zu welchem
Zeitpunkt ergriffen? Wurde
der Arzneimittelbeirat damit befasst? Wenn nein, warum nicht?
7.
Wenn ja, wie lautet die Stellungnahme des
Arzneimittelbeirates dazu?
8.
Wie lautete die konkrete Nutzen / Risikobewertung für
Celebrex durch den
Hauptverband?
9.
Welche Haltung nimmt nun - aufgrund der vorliegenden
Studien- der Hauptverband
der Sozialversicherungsträger ein?
10. Welche
Haltung nimmt nun dazu der Oberste Sanitätsrat ein?
11. Welche
Haltung nimmt nun dazu die Österreichische Ärztekammer ein?
12.
Sollte
aus Sicht Ihres Ministeriums - aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse -
Celebrex die Arzneimittelzulassung entzogen
werden?
13. Wenn nein,
warum nicht? Halten Sie sonstige Maßnahmen für notwendig?
14.
Seit wann ist Ihrem Bundesministerium bekannt, dass mit
der Einnahme von so
genannten
Cox-2-Hemmern wie beispielsweise Celebrex das Infarktrisiko, etc. steigt?
15.
Ist die Aussage fachlich falsch, dass die gesamte
Wirkstoffgruppe der so genannten
Cox-2-Hemmer im
Verdacht steht, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder andere
Gefäßkrankheiten zu verursachen?
16.
Wenn nein, welche Maßnahmen haben Sie zu welchem
Zeitpunkt ergriffen? Wurde
der
Arzneimittelbeirat, der Oberste Sanitätsrat der Hauptverband und die
Österreichische Ärztekammer damit befasst?
Wenn nein, warum nicht?
17.
Wenn ja, wie lauten konkret die Stellungnahmen des
Arzneimittelbeirates des
Obersten Sanitätsrates, des Hauptverbandes und der Ärztekammer dazu?
Was
wird empfohlen?