2676/J XXII. GP
Eingelangt am 18.02.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Heidrun Silhavy, Genossinnen und
Genossen
an die
Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Eierstockentfernung"
Bei Eierstockentfernung bei Frauen wird tunlichst das Wort Kastration vermieden.
Kastration bei Frauen wird meist mit „Eierstockentfernung" betitelt und erfolgt unter anderem
auch als Krebsprophylaxe.
Aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Kastration:
„ Unter einer Kastration - von lat.: castrao,
castratus = (schwächen, berauben, entnehmen,
entkräften) - wird üblicherweise die operative Entfernung der
Geschlechtsdrüsen verstanden.
Als Kastration wird auch die Zerstörung der Hoden, z.B.
durch ionisierende Strahlung
(benötigt wird
eine Gesamtdosis von ca. 10-12 Gray), oder die Unterdrückung der
Hormonproduktion durch Pharmaka
("chemische Kastration") bezeichnet.
Bei Frauen ist die Verwendung des Begriffes
"Kastration" nur im umgangssprachlichen Sinn
nicht üblich.
In der Medizin ist darunter eine Entfernung der hormonproduzierenden
Eierstöcke zu verstehen."
Mit einer Kastration sind weitgehende Folgen für den
gesamten Körper verbunden. Neben
oftmals auftretenden
psychischen Veränderungen kommen vor
allem
häufig extreme körperliche Beeinträchtigungen dazu. Hormonersatztherapie wird
von
einzelnen Frauen sehr unterschiedlich gut
bis gar nicht vertragen. Besonders gravierend kann
sich die Entfernung der Eierstöcke auf Frauen auswirken, die biologisch
noch Jahre vom
natürlichen Klimakterium entfernt sind.
Erst kürzlich wurde in die Standard at/ Wissenschaft
(24. Jänner 2005) ein Artikel über Hormontherapie wiedergegeben:
Graz - Via Internet wollen die
Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie
und Berufsverband Österreichischer
Gynäkologinnen unter dem Schlagwort
"Wechselbarometer" die
Befindlichkeit österreichischer Frauen im
Klimakterium erheben. Auf Wunsch erhalten die Teilnehmerinnen dann auch
eine Empfehlung zum weiteren Umgang mit den
verschiedenen "Wechser-
Problemen. Die Leiterin des Grazer
Frauengesundheitszentrums (FGZ), Sylvia
Groth, befürchtet, dass den Frauen damit die
durchaus umstrittene
Hormonersatztherapie schmackhaft gemacht
werden soll.
Aufklärung über Hormontherapie
"Was wir bräuchten, wäre eine umfassende
Information der Frauen über die
Risiken hormoneller Gaben im Wechsel
aufklärt, nicht eine Studie über die
Beschwerden, die schon zur Genüge bekannt sind", so Groth. Sie fürchte,
dass mit dieser Umfrage wieder mehr Frauen im Wechsel in die
Frauenarztpraxen gezogen und ihnen hormoneile Therapien empfohlen
werden. Und das, obwohl Studien gezeigt
hätten, dass Öströgen/Gestagen-
Kombinationen das Risiko für Brustkrebs,
Herzinfarkt und Schlaganfall
erhöhen können. Nach wie vor würde in Österreich vielen Frauen geraten,
Hormone gegen Klimakteriums-Beschwerden
nehmen, kritisiert die Grazer
FGZ-Leiterin.
Eine Konsequenz der Veröffentlichung der
Studien sei wohl auch, dass
weniger Frauen auf Grund möglicher Beschwerden die Frauenarztpraxen
besuchen. "Ich will jetzt aber nicht,
dass die Ärzte so tun, als ob es diese
Studien alle nicht gäbe und wieder frisch und froh die Hormontherapie
anpreisen", so die Medizinsoziologin.
Sie hält es für notwendig, Frauen
unabhängig aufzuklären. Wenn man lediglich wolle, dass mehr Frauen zur
gynäkologischen Kontrolle in die Praxen kämen - wie der Präsident des
Berufsverbandes Österreichischer
Gynäkologinnen die Initiative
"Wechselbarometer" begründete -
dann hätte man die Kampagne gezielt in
diese Richtung betreiben können. Stattdessen würden die Ergebnisse
verharmlost: "Beispielsweise ist die Behauptung, dass es ein Mehr an
Lebensqualität ohne Erhöhung des Krebsrisikos
gäbe, nicht zutreffend", so
Groth.
Vorsicht bei Isoflavonpräparaten
Neben der Kombinationstherapie rät Groth
auch im Bereich der
Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene wie sie
auch als Isoflavonpräparate
erhältlich sind) zur Vorsicht: "Ob diese
Alternativen wirklich so harmlos und
effektvoll sind, konnte noch in keiner ernst zu nehmenden Langzeitstudie
nachgewiesen werden." Neben dem
unsicheren Langzeiteffekt der
östrogenartigen Eigenschaften bestehe die
Gefahr der Überdosierung. "Sicher
ist allerdings, dass sich mit diesen
Präparaten sehr gut verdienen lässt",
bringt Groth ihre Kritik auf den Punkt.
Frauen, die dennoch Phytoöstrogene
zu sich nehmen wollen, sollten das direkt über Lebensmittel tun:
Überdosierungen werden so kaum möglich
sein", so Groth. Phytoöstrogene
finden sich u.a. in Soja, Linsen, Kichererbsen, in Leinsamen, Getreide,
Zwiebeln oder Äpfeln, Hopfen und Salbei. (APA)
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die
Bundesministerin für
Gesundheit und Frauen folgende
ANFRAGE:
1.
Bei welchen Diagnosen wird die Entfernung der Eierstöcke
als
Krebsprophylaxe
medizinisch empfohlen?
2.
Auf welche
Untersuchungen basiert die jeweilige medizinische
Empfehlung gemäß
Frage 1?
3.
Warum wird bei Eierstockentfernungen das Wort Kastration
vermieden?
4.
Gibt es Statistiken getrennt nach Männer und Frauen über
Kastrationen?
5.
Gibt es Statistiken getrennt nach Männer und Frauen über
die jeweilige
Indikation für
Kastrationen?
6.
Gibt es Statistiken getrennt nach Männern und Frauen über
das
Lebensalter bei
Kastrationen?
7.
Gibt es Untersuchungen über die Häufigkeit von
Kastrationen bei
gutartigen Gewächsen?
a) Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
8. Gibt es aktuelle Forschungsarbeiten zum Thema Hormonersatztherapie?
a)
Wenn
ja, welche?
b)
Wenn
nein, warum nicht?
9.
Wie
ist sicher gestellt, dass Frauen vor einer Kastration über die
möglichen negativen Wirkungen für ihren
Körper und die Psyche
aufgeklärt sind?
10.
Wie ist im Fall gegenteiliger Darstellungen des Arztes
und der Patientin
über die
erfolgte Aufklärung hinsichtlich möglicher Auswirkungen der Kastration
sichergestellt, dass die Beweislast nicht
bei der Patientin liegt.
11. In welcher Weise gedenken sie als Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen, die
Rechte der Patientinnen in
Streitfällen gemäß der Frage 9 zu stärken?
12.Ist
seitens des Ressorts eine Aufklärungskampagne hinsichtlich „der
Gefahren
hormoneller Gaben im Wechsel" geplant?
a)
Wenn
ja, in welchem Zeitraum und in welcher Form?
b)
Wenn nein, warum nicht?