2807/J XXII. GP
Eingelangt am 31.03.2005
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DRINGLICHE ANFRAGE
(gem. §
93 Abs. 1 GOG)
der Abgeordneten Dr. Cap
und GenossInnen
an den Bundeskanzler
betreffend „Von ‚speed kills’ zu ‚nichts geht mehr’ – Konsequenzen des Stillstands der Regierungsarbeit“
Die Regierung Schüssel traf sich gestern zum, laut Ö1-Mittagsjournal, „kürzesten Ministerrat aller Zeiten“. Und dies wohl nicht, weil alles in Österreich zum Besten stünde und nichts mehr zu tun wäre, sondern weil sich der seit Monaten zunehmende Reformstau in der Regierung durch die aktuelle Krise in der FPÖ zum kompletten Stillstand der Regierungsarbeit ausgewachsen hat. Nach „Speed kills“ scheint nun „nichts geht mehr“ das Motto der Regierungs“arbeit“ zu sein, Bundeskanzler Schüssel wurde zur klassischen „lame duck“. Nicht Arbeit, sondern Stillstand ist die Antwort der Regierung auf die Rekordarbeitslosigkeit, das PISA-Debakel und die Uni-Misere, die Sicherheitskrise, den stockenden Infrastrukturausbau, die Finanzierungsprobleme des Gesundheitssystems oder die wachsende Einkommensschere zwischen Männern und Frauen. Mit gutem Grund meinen 75 Prozent der Österreicher, dass die Regierungsarbeit durch die Krise der FPÖ eingeschränkt ist. Die Verantwortung dafür trägt Wolfgang Schüssel, der mit dieser FPÖ wieder eine Regierung bildete.
Die Arbeitslosigkeit steigt – Schüssel schweigt
Österreichs Hauptproblem Nummer 1 ist die Arbeitslosigkeit.
Bundeskanzler Schüssel hat die höchste Arbeitslosigkeit in der Geschichte der
Zweiten Republik zu verantworten. Ende Februar 2005 waren 361.954 Menschen auf
Arbeitssuche.
Im
Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit zwischen 2000 und 2004 um fast
64.000 Personen bzw. um 28,7%:
Jahr |
Vorgemerkte Arbeitslose |
Schulungen |
Gesamt |
2000: |
194.314 |
28.585 |
222.899 |
2001: |
203.886 |
31.650 |
235.536 |
2002: |
232.418 |
35.434 |
267.852 |
2003: |
240.079 |
41.482 |
281.561 |
2004: |
243.880 |
42.645 |
286.525 |
Seit mittlerweile vier Jahren steigt die Arbeitslosigkeit in
Österreich unablässig. Genau so lange sieht die gesamte Regierung dieser
Entwicklung tatenlos zu, Bundeskanzler Schüssel schweigt und Arbeitsminister
Bartenstein ergeht sich Monat für Monat in den immergleichen Durchhalteparolen,
wonach die Talsohle durchschritten sei, der Aufschwung vor der Tür stehe und
überhaupt bald alles besser werde.
Arbeitslosigkeit wird von dieser Regierung wie eine
Naturkatastrophe behandelt. Als etwas, worauf nationale Politik keinen Einfluss
hat, wogegen man einfach nichts machen kann. Das ist falsch. Selbst in der EU
wurde das erkannt und wird auf die Verantwortung der nationalen Regierungen
verwiesen. Natürlich gibt es internationale Entwicklungen, aber wie sehr man
von diesen positiv oder negativ abweicht, das ist eine Konsequenz der
nationalen Politik. Und während Österreich früher durch aktive Wirtschafts- und
Sozialpolitik die Folgen
internationaler Wirtschaftskrisen weitgehend abwehren konnte, werden
diese negativen Einflüsse durch die Untätigkeit Regierung Schüssel nunmehr
sogar verstärkt. Der prozentuelle Anstieg der österreichischen Arbeitslosigkeit
in den vergangenen fünf Jahren ist einer der höchsten in der gesamten EU, höher
als im von der Regierung gerne als Negativbeispiel angeführten Deutschland.
Dass Österreichs Arbeitslosigkeit in absoluten Zahlen noch relativ niedrig ist,
hat ausschließlich mit der extrem günstigen Ausgangslage zu tun, von der aus
die Regierung Schüssel im Jahr 2000 starten konnte.
Es gäbe eine Reihe von Maßnahmen, mit denen die Wirtschaft
angekurbelt und die Arbeitslosigkeit verringert werden könnte. Mit dem Volumen
der Steuerreform hätte die Regierung anstatt der Großkonzerne die kleinen und
mittleren Einkommen bereits 2004 um zwei Milliarden Euro entlasten können und
eine weitere Milliarde für den Ausbau von Schiene und Straße verwenden können.
Damit wären 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und ein zusätzliches
BIP-Wachstum von 1,5 Prozent erreicht worden.
Mit mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik könnten bessere
und arbeitsmarktadäquatere Schulungen von Arbeitssuchenden finanziert werden,
die dann leichter zu vermitteln wären. Stattdessen kürzte die Regierung die
aktive Arbeitsmarktförderung 2004 um 47,2 Millionen Euro. Mit einem BIP-Anteil
von 0,53 Prozent ist Österreich damit Schlusslicht bei den EU-15. Zum
Vergleich: Die Niederlande geben dafür 1,85 Prozent des BIP aus, Schweden 1,4
Prozent, Frankreich 1,25 Prozent und Finnland 1,01 Prozent.
Aktiv war die Regierung nur bei der ideologisch motivierten
Totalprivatisierung der ÖIAG. Mit dem „Erfolg“, dass dabei zumindest 400
Millionen Euro verschenkt wurden und in weiterer Folge Standorte geschlossen
wurden oder von der Schließung bedroht sind und zahlreiche Arbeitsplätze
verloren gingen bzw. gefährdet sind.
Stillstand bei der Infrastruktur
Auch im
Infrastrukturbereich herrscht unter Bundeskanzler Schüssel Stillstand. Die
Budgets werden immer weiter gekürzt. Insgesamt werden im Budget 2006 die
Infrastrukturausgaben um 223 Mio. Euro von 3.934 Mio. Euro im Jahr 2005
auf 3.711 Mio. Euro im Jahr 2006 gekürzt (Übersicht 21 im Budgetbericht 2006).
Vor allem im
Bahnausbau geht nichts weiter. Wichtige Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau des Schienen- und
hochrangigen Straßennetzes nach Mittel- und Osteuropa, werden daher nicht
durchgeführt oder erheblich verzögert in Angriff genommen.
Die Provinzposse um den Semmering Basistunnel
ist symptomatisch und lediglich die Spitze des Eisberges. Weil Schüssel
politisch keine Lösung zustande brachte, wird einfach teurer neu geplant. Die
Bauzeit der Semmering-Tunnels wird um ein Drittel länger sein, es wird ein
zweites Mal die volle Genehmigungszeit benötigt und auch die Kosten werden um
zumindest ein Drittel steigen. Als „Wahlkampfschmäh“ für die steirischen
Gemeinderatswahlen gedacht, entpuppte sich dieser Schachzug allerdings, wie das
Ergebnis dieser Wahlen zeigt, für die Regierungsparteien als „Schuss ins Knie“.
Beim Red Bull-Projekt Spielberg sah die
Bundesregierung offensichtlich tatenlos zu, wie ein 700 Millionen Euro-Projekt,
beim dem es laut Arbeitsminister Bartenstein um 10.000 Arbeitsplätze in der
Bauphase und 2.000 Dauerarbeitsplätze ging, scheiterte. Umso unverständlicher,
als der Bund in Person von Wirtschaftsminister Bartenstein, immerhin
Förderzusagen in der Höhe von 45 Millionen Euro gemacht hatte. Tausende
Arbeitsplätze kamen also durch Untätigkeit oder Unfähigkeit gleich gar nicht
zustande.
PISA-Absturz – Gehrer steckt den Kopf in den
Sand
Bald fünf Monate nach Österreichs
katastrophalem Absturz bei PISA II ist immer noch nichts geschehen. Hartnäckig
verweigert Unterrichtsministerin Gehrer die notwendigen Reformen und beschränkt
sich auf unverbindliche Absichtserklärungen:
Obwohl 20 bis 25 Prozent der 15jährigen nicht
sinnerfassend lesen können, fehlen Vorschläge zur Leseförderung. Jede Umfrage belegt
das Fehlen von Ganztagsschulen in Österreich. Von Unterrichtsministerin Gehrer
liegt kein Konzept vor, wie sie diesen Mangel zu beheben gedenkt. 2006 bei PISA
III wird Naturwissenschaft ein Schwerpunkt sein. Von Unterrichtsministerin
Gehrer gibt es keinen Vorschlag zur Verbesserung des Unterrichts in
Naturwissenschaften. Für die dringend notwendigen Verbesserungen für das immer
näher kommende Schuljahr 2006 gibt es keinerlei finanzielle Vorkehrungen.
Bei der in Aussicht genommenen Abschaffung der
2/3-Mehrheit für Schulgesetze weigert sich Gehrer die Schulgeldfreiheit im
Verfassungsrang abzusichern. Die Einführung von Schulgeld zumindest für
weiterführende Schulen wie AHS, HAK, BHS, etc. wird damit ermöglicht.
Gehrers „Reform“wille beschränkt sich darauf,
weitere Kommissionen einzurichten, um Zeit zu gewinnen und um keine Reformen
tatsächlich in Angriff nehmen zu müssen. Die Zeit drängt aber. Wenn es schon im
kommenden Schuljahr zu Verbesserungen kommen soll, und das ist dringend
notwendig, müssen jetzt die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden.
Wissenschaft und Uni-Misere – keine Lösungen in
Sicht
Österreichs Unis fehlt an allen Ecken und Enden
Geld. Ministerin Gehrer fühlt sich dafür nicht zuständig und schiebt die
Verantwortung an die Rektoren ab. Ein EuGH-Urteil steht bevor, durch das die
Zugangsregelungen für ausländische Studenten in Österreich aufgehoben werden
könnten. Die Folge wäre ein Ansturm jener deutschen Studenten, die aufgrund des
Numerus Clausus in ihrem Heimatland keinen Studienplatz bekommen. Schüssel und
Gehrer sind untätig, weder auf nationaler Ebene noch auf EU-Ebene wurde bislang
auch nur eine Initiative ergriffen.
Gesundheit – keine Reform, höhere Belastungen
Bei der Gesundheitsreform heißt es „Bitte
warten“, dafür wurden seit dem Jahr 2000 15 neue Belastungen beschlossen. Unter
anderem wurden die Rezeptgebühren viermal erhöht, der Spitalskostenbeitrag
zweimal, es gibt höhere Selbstbehalte bei Heilbehelfen, der Selbstbehalt für
Sehbehelfe wurde auf 73 Euro erhöht, die Versicherungsbeiträge für Pensionisten
um ein Prozent, usw. In Summe zahlen die Versicherten heuer aufgrund höherer
Selbstbehalte und höherer Beiträge, 600 Millionen Euro mehr als im Jahr 2000.
Zugleich wird das Defizit der Krankenkassen immer höher, lag es im Jahr 2001
noch bei 150 Millionen Euro, so werden es heuer voraussichtlich 426 Millionen
Euro sein. Demgegenüber waren alle sogenannten „Reformen“ der Regierung in
diesem Bereich ein Misserfolg. Die Ambulanzgebühren, die erste „Reform“ des
Hauptverbandes und die Besteuerung der Unfallrenten wurden vom VfGH aufgehoben.
Auch der jüngsten „Reform“idee von Gesundheitsministerin Rauch-Kallat war kein
Erfolg beschieden – die Neuregelung der Chefarztpflicht führte zu
Verunsicherung und Chaos und zu Proteststürmen bei Ärzten wie Patienten.
EM-Stadion Klagenfurt – Schüssels Untätigkeit
gefährdet EM-Austragung
Durch die Vorkommnisse rund um die
Auftragsvergabe für das EM-Stadion in Klagenfurt ist inzwischen nicht nur der
Bau dieser Sporteinrichtung, sondern die Austragung der Fußball EM 2008 in
Österreich generell gefährdet. Nachdem fünf der sechs Bewerber Berufung gegen
die Vergabeentscheidung der Stadt Klagenfurt erhoben hatten, stellte sich
heraus, dass diese offensichtlich gar nicht berechtigt war, den Auftrag zu
vergeben. Denn nicht die Stadt Klagenfurt, sondern die Republik Österreich
wurde bei der verpflichtenden, europaweiten Ausschreibung des Stadionprojektes
als Auftraggeber genannt. Somit ist nun unklar, ob der Unabhängige
Verwaltungssenat des Landes Kärnten oder das Bundesvergabeamt für die
Einsprüche zuständig ist bzw. ob die Auftragsvergabe überhaupt wiederholt
werden muss.
Die anderen EM-Standorte Salzburg und Innsbruck
haben vorläufig alle weiteren Ausbaupläne für ihre Stadien gestoppt, solange
nicht klar ist, wie es in Klagenfurt weitergeht. Der
Landeshauptmann-Stellvertreter von Salzburg, Othmar Raus, hat inzwischen darauf
hingewiesen, dass weitere Verzögerungen zu zusätzlichen Kosten für die Stadt Salzburg
führen bzw. auch die Fertigstellung des dortigen Stadions gefährden.
Obwohl Bundeskanzler Schüssel Wert darauf
gelegt hat, das Sportressort persönlich zu führen, hat er sich in dieser für
Österreich fatalen Angelegenheit bislang nicht zu Wort sich gemeldet. Dass
inzwischen Österreichs Ruf als Veranstalterland für Großveranstaltungen leidet,
scheint Schüssel nicht zu berühren.
Diese Liste des Stillstands ließe sich noch
lange fortsetzen. Stichwortartig sollen 100.000 fehlende Kinderbetreuungsplätze
genannt werden, die weit über der Inflationsrate steigenden Wohnungsmieten, das
explosionsartige Ansteigen der Kriminalität mit einer Steigerung der
Kriminalitätsrate von deutlich unter 500.000 angezeigten Delikten im Jahr 1999
und nunmehr über 643.000 angezeigten Delikten im Jahr 2004 verbunden mit einem
Abfall von 51,4 Prozent Aufklärungsquote auf nunmehr 38 Prozent im Jahr 2004,
der Stillstand bei der Bundesheer-Reform durch die völlige Überschuldung des
Heeresbudgets, die Rückschritte in der Umweltpolitik (Kyoto und UVP-Novelle),
die katastrophalen Zustände in Österreichs Gefängnissen oder das Wachsen der
Einkommensschere zwischen Männern und Frauen. Überall gibt es dringenden
Handlungsbedarf, überall wäre die Politik, wäre diese Bundesregierung gefordert,
Maßnahmen zu setzen, Konzepte auszuarbeiten, schlicht das zu tun, wofür sie vom
Steuerzahler bezahlt wird – nämlich zu arbeiten.
Statt zu arbeiten ergeht sich die kleinere
Regierungspartei in Flügelkämpfen, Obmann- bzw. Obfraustreitigkeiten und Ausschlussstreitereien.
Währenddessen versucht die größere Regierungspartei durch das mantrahafte
Wiederholen von Beschwörungsformeln wie „es gibt keine Krise“, „wir arbeiten
weiter“, „die FPÖ ist ein stabiler Koalitionspartner“, sich selbst und der
Bevölkerung vorzumachen, alles wäre in Ordnung. In der Parabel „Des Kaisers
neue Kleider“ ist es ein kleiner Junge, der die Wahrheit erkennt und
ausspricht, nämlich dass der Kaiser, im Gegensatz zu dem was er und sein
Hofstaat glauben machen wollen, nackt ist. In Österreich sind es, wie erwähnt,
bereits 75 Prozent, die erkannt haben, dass diese Regierung nichts mehr
zustande bringt.
Da der Stillstand der Regierungspolitik die
Lebenssituation aller Österreicherinnen und Österreicher betrifft und kein Ende
absehbar scheint, richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundeskanzler
folgende
Anfrage:
1.
Warum hat die Bundesregierung in den letzten 5 Jahren
bei den Aufwendungen für aktive Arbeitsmarktpolitik nicht annähernd so viel
Budgetmittel vorgesehen wie z.B. die Niederlande, Schweden oder Frankreich?
2. Laut der Internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit machen 11,3% der 15- bis 19-Jährigen in Österreich weder eine Ausbildung, noch haben sie einen Job. Warum schaut die Bundesregierung seit Jahren untätig zu, wie die Lehrstellenlücke von Jahr zu Jahr größer wird (2000 gab es um 7.408 Lehrstellen zuwenig, 2004 fehlten bereits 13.776 Lehrstellen) und damit rund 10.000 Jugendlichen jährlich jegliche Ausbildung verschlossen bleibt?
3.
Der unverändert hohe Bestand, die steigende Betroffenheit von
Arbeitslosigkeit und die steigende
Gefahr von Langzeitarbeitslosigkeit insbesondere im Haupterwerbsalter in
Kombination mit dem auch im EU- und OECD-Vergleich äußerst geringem Niveau der
Existenzsicherung durch die Arbeitslosenversicherung werden die Ursache dafür
sein, dass auch im Jahr 2006 Arbeitslosigkeit die
Verarmungsgefährdung Nummer 1 in Österreich darstellen wird.
Warum hat die Bundesregierung seit
fünf Jahren nicht einmal eine geringe Erhöhung der Nettoersatzrate des
Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe vorgenommen, um wenigsten einen
geringen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten?
4.
Warum
wurden in den Budgets 2005 und 2006 keine zusätzlichen Maßnahmen für Wachstum
und Beschäftigung gesetzt?
Warum wurde insbesondere keine aktive Arbeitsmarktpolitik, keine Erhöhung der
Mittel für Wissenschaft und Forschung, keine vorgezogenen
Infrastrukturvorhaben, keine zusätzlichen Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung
gesetzt und darüber hinaus die explizit ausgewiesene Wirtschaftsförderung
gekürzt?
5.
Warum
kürzt die Bundesregierung im
Budget 2006 im Vergleich zum Budget 2005 die Investitionen in die Infrastruktur
(Straße, Schiene, Hochbau) um rund 220 Mio. €, obwohl der Ausbau der Infrastruktur
vor allem in Ostöstererich und vor allem im Bereich der Schiene dringend
notwendig wäre und diese Investitionen positive Wachstumseffekte hätten und
damit Arbeitsplätze schaffen helfen könnten?
6.
Werden
Sie sich als Bundeskanzler dafür einsetzen, dass vom Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie umgehend eine Universaldienstverordnung
erlassen wird, um durch die in Aussicht genommenen weiteren Schließungen von
Postämtern, die Wirtschaftsstandortqualität sowie die Lebensqualität der Bevölkerung
nicht weiter herabzusetzen?
7.
Wieso
wurde das bis auf den niederösterreichischen Naturschutzbescheid baureife
Projekt des Semminerbasistunnels zurückgezogen und damit die Fertigstellung
einer für die Steiermark und Kärnten so wichtige modernisierte leistungsfähige
Südbahn für mehr als ein Jahrzehnt aufgeschoben?
Für wann hat die Bundesregierung den Baubeginn dieser neuen Projektvariante
terminisiert und wann soll dieser Tunnel für den Bahnverkehr zur Verfügung
stehen?
8.
Wieso
sind der Bundesregierung keine Fortschritte in der Transitpolitik gelungen?
Und wie soll insbesondere ohne neue Wegekostenrichtlinie der
Brenner-Basistunnel wirtschaftlich tragfähig werden?
Und schließlich welche Aktivitäten setzt die Bundesregierung, um eine Absenkung
der Brennermaut zu vermeiden?
9.
Auf
Grund des ‚Spielberg-Debakels’ wurde eine höchstrangige Task-Force zur
Realisierung des Red Bull - Projekts vom Bundeskanzler eingesetzt, der neben
Vertretern der steiermärkischen Landesregierung auch Vizekanzler Gorbach und
die Bundesminister Pröll und Bartenstein angehörten. Was sind die konkreten
Ergebnisse der Arbeit dieser Task-Force zur Rettung dieses für die Region so
wichtigen Projektes?
10.
Warum
verzichtet die Bundesregierung auf eine verfassungsmäßige Verankerung der
Schulgeldfreiheit, welche unter anderem von der katholischen Kirche verlangt
wurde?
11.
Wann
wird endlich von der Bundesregierung dem Nationalrat der Endbericht der von
Bundesministerin Gehrer eingerichteten Zukunftskommission, der wichtige Schulreformvorschläge
erarbeiten soll, vorgelegt?
12.
Wann
wird die Bundesregierung den Universitäten die dringend notwendigen
Investitionsmittel endlich zur Verfügung stellen und wie hoch werden diese
Mittel in den nächsten Budgetjahren jeweils sein?
13.
Die Bundesregierung hat die ÖsterreicherInnen seit dem Jahr 2000 durch unsoziale Selbstbehalte, Leistungskürzungen
etc. mit mehr als 1,5 Milliarden Euro zusätzlich belastet. Trotz dieser unsozialen Maßnahmen
beträgt der kumulierte Abgang der Krankenversicherung in den Jahren 2000 – 2007
über 2,3 Milliarden Euro. Das ist mehr als der 10 fache Abgang der
Jahre 1990 - 1999.
Wann wird die Bundesregierung endlich umfangreiche Maßnahmen zur langfristigen
Absicherung des österreichischen Gesundheitswesens vorlegen?
Welche Maßnahmen werden dies sein?
Welche weiteren Selbstbehalte und Leistungskürzungen drohen den ÖsterreicherInnen durch diese Bundesregierung?
14.
Wie
beurteilen Sie als Bundeskanzler und Sportminister die verfahrene Situation
rund um den Stadionneubau in Klagenfurt für die Ausrichtung der
Fußball-Europameisterschaft 2008?
15.
Warum
haben Sie und der Bund insgesamt auf mehrmaliges Ersuchen der politisch
Verantwortlichen in Salzburg und Innsbruck diesen keine Einschätzung der
Situation aus der Sicht des Bundes gegeben, was sogar dazu führte, dass im
Hinblick auf die Gefährdung des Projektes Klagenfurt die Umbauarbeiten in
Salzburg und Innsbruck gestoppt wurden?
16.
Wie
beurteilen Sie als Bundeskanzler und letztlich Verantwortlicher das Problem, das
gerade in der sensibelsten Phase des Projektvorhabens eine rechtliche
Unsicherheit darüber entstanden ist, wer Auftraggeber dieses Projektes
Klagenfurt ist?
Wie beurteilen Sie insbesondere den Umstand, dass als öffentlicher Auftraggeber
in der EU-weiten Vergabebekanntmachung 2004/S 2-001322 die Republik Österreich
BUND firmiert?
Und wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die mehrfachen Aussagen Ihres
Sport-Staatssekretärs vor dem Bundesrat, wonach nur die Stadt Klagenfurt
Auftraggeberin sei und nicht der Bund?
17.
Welche
Maßnahmen haben Sie gesetzt, um in dieser Situation die Ausrichtung der
Fußball-Europameisterschaft 2008 durch Österreich und die Schweiz zu sichern?
Haben Sie insbesondere konkrete Alternativprojekte geprüft und welche
Ergebnisse brachte diese Prüfung?
18.
Wann wird die Bundesregierung die
Festlegungen für die Umsetzung der Ergebnisse der Bundesheerreformkommission
vornehmen und welche Kosten werden daraus in den nächsten Budgetjahren
entstehen?
19.
75 Prozent der Bevölkerung konstatieren,
dass die Krise der FPÖ die Arbeit der Bundesregierung beeinträchtigt. Teilen
Sie diesen Befund und welche Konsequenzen werden Sie als Bundeskanzler daraus
ziehen?
In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG dringlich zu behandeln.