2869/J XXII. GP

Eingelangt am 07.04.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Heidrun Silhavy und GenossInnen

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt-
schaft
betreffend Maßnahmen gegen Feinstaub

Eine aktuelle Bewertung der Gesundheitsauswirkungen von Feinstaub durch die Weltgesund-
heitsorganisation (WHO) hat klar gezeigt, dass eine erhöhte PM1O-Belastung zu vermehrten
Erkrankungen des Atmungs- und des Herz-Kreislaufsystems führt. Dadurch kann es zu einer
signifikanten Verminderung der Lebenserwartung kommen.

Über den Server der Landes-Umwelt-Informationssystem (LUIS) der Steiermark
können die täglichen Messwerte abgerufen werden. Dabei wird deutlich, dass Graz eine be-
sondere Belastungssituation zu verzeichnen hat.

Dem zuständigen Stadtsenatsmitglied, SPÖ Vizebürgmeister Walter Ferk, ist es gelungen, im
letzten Budget 20 Millionen Euro für Maßnahmen gegen diese Belastungen auszuverhandeln.
Damit werden die Busse der Stadt mit Partikelfiltern ausgestattet und es gibt auch ein eigenes
Förderprogramm, um die PKW mit Partikelfiltern auszustatten. Derzeit wird mit den Grazer
Taxigruppen ebenfalls über den Einbau von Partikelfiltern verhandelt. Aus diesem Feinstaub-
Fonds werden auch weitere Attraktivierungsmaßnahmen für den öffentlichen Verkehr, unter
anderem die Verlängerungen der Straßenbahnlinien 4 und 6, finanziert. Das ist lokal möglich.

Die Stadt Graz hat sich in diesem Zusammenhang an die Steiermärkische Landesregierung
mit dem Ersuchen gewandt, dass partikulär Fahrverbote an jenen Tagen, an welchen es höchs-
te Belastungen gibt für Dieselkraftfahrzeuge ohne Partikelfilter verhängt werden können.

Die Antwort des zuständigen ÖVP Landesrates kann nachstehender APA Meldung entnom-
men werden:

Feinstaub: Steirischer Landesrat für Erhöhung der Richtwerte

APA452 5 CI 0210 II Siehe APA323/28.02 28.Feb 05

Umwelt/Gesetze/Österreich/Wien

Feinstaub: Steirischer Landesrat für Erhöhung der Richtwerte

UtL: VP-Seitinger: "Wünsche mir 100 statt 50 Mykrogramm-Grenze"

Graz (APA) - Der steirische Umweltlandesrat Johann Seitinger (V) erklärte am Montag,
Fahrverbote wären bei der Feinstaub-Problematik sinnlos. Er meinte im Pressefoyer nach der
Landesregierungssitzung weiters, die Richtwerte seien "vor zwei Jahren von Menschen ge-
macht worden, die sicher nicht wussten, was sie tun". Sein Wunsch wäre es, statt wie derzeit
50 künftig 100 Mykrogramm pro Kubikmeter Luft als Richtwert zuzulassen: "Das wäre um-
zusetzen", so Seitinger. Der Umweltreferent kündigte an, man werde das auch auf EU-Ebene
zu einem Thema machen.

Im Raum Graz ist bereits nach zwei Monaten des Jahres der Feinstaub-Belastungsrahmen
ausgeschöpft. Seitinger hielt dem entgegen, die Steiermark habe mit einem 62 Punkte-
Maßnahmenpaket eine Vorreiterrolle eingenommen, die von vielen EU-Regionen und Städten
kopiert würde. Laut den steirischen Grünen seien von den zahlreichen Punkten allerdings erst
drei erfüllt.

Seitinger kritisierte, dass vor zwei Jahren die Feinstaub-Richtwerte von 150 auf 50
Mykrogramm abgesenkt worden seien. Dies sei ohne Grundlagen geschehen. Es sei ein Fak-
tum, dass "die Feinstaubmengen quantitativ zurückgehen". Einer eventuellen Klage der Um-
weltschutzorganisation Global 2000 sehe er locker entgegen, denn man habe sich ja an die
Gesetze gehalten. Die spezielle Wetterlage könne er nicht ändern, sagte der Landesrat. Auf
die Journalistenfrage, ob er denn darauf reagieren könne, meinte Seitinger: Fahrverbote für
Dieselautos würden nichts bringen, die Kontrollen seien schwierig. (Schluss) pek/af

Der Bericht der Projektgruppe

„Programm zur Feinstaubreduktion in der Steiermark" hat Empfehlungen bzw. Maßnahmen
zur Feinstaubreduktion erarbeitet.

Mit dem Beschluss Nr. 1653

aus der 65. Sitzung der XIV. Gesetzgebungsperiode des Steiermärkischen Landtages

vom 16. November 2004 hat der Stmk. Landtag beschlossen:

„1) Das von der Steiermärkischen Landesregierung in ihrer Sitzung vom 11.10.2004 be-
schlossene „Programm zur Feinstaubreduktion in der Steiermark mit den Kapiteln Verkehr,


Industrie und Gewerbe, diffuse Immissionen, Landwirtschaft und Hausbrand wird begrüßt
und zustimmend zur Kenntnis genommen.

2)   Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert, dieses Programm nach Maßgabe
der finanziellen Möglichkeiten gleichwertig mit seinen 62 Maßnahmen fristgerecht umzuset-
zen.

3)   Der Steiermärkische Landtag hält den Ausbau des öffentlichen Verkehrs für besonders
prioritär. Die Steiermärkische Landesregierung wird daher zur Sicherstellung der erforderli-
chen Finanzierung des öffentlichen Verkehrs (inkl. S-Bahn) aufgefordert

 

3.1.  an die Bundesregierung heranzutreten, dass der Bundesanteil für die städtische Infrastruk-
tur (Straßenbahnvorhaben, Verhandlungspartner BMF) analog den Forderungen anderer öster-
reichischer Landeshauptstädte ein Drittel der Gesamtinvestition beträgt und die Förderanteile
des Bundes für den Betrieb des öffentlichen Personennah- und Personenregionalverkehrs (§§
24,
26 ÖPNRVG) für neue Leistungen wieder auf 50 % erhöht werden;

3.2.  in den künftigen Landesvoranschlägen dafür Sorge zu tragen, dass die erforderlichen
Landesanteile sowohl zur Sicherstellung der notwendigen Investitionen in die Schieneninfra-
struktur als auch zur Sicherstellung des Betriebes des öffentlichen Verkehrs vorgesehen wer-
den.

4)  Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert, das Ergebnis der periodisch vor-
gesehenen Evaluierung des Feinstaubprogramms sowie über den Erfolg der jeweils eingeleite-
ten Maßnahmen im Wege des Landesumweltberichtes dem Steiermärkischen Landtag zu be-
richten."

Trotz dieser Beschlusslage negiert der steirische Umweltlandesrat notwendige Maß-
nahmen zur Feinstaubreduktion im Großraum Graz.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Land- und Forst-
wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachfolgende

ANFRAGE

1.  Sind Sie der Meinung des steirischen ÖVP Umweltlandesrates, dass der
Richtwert künftig auf 100 Mykrogramm pro Kubikmeter Luft angehoben
werden soll?

2.           Welche Auswirkungen hätte eine Anhebung des Richtwertes auf 100
Mykrogramm pro Kubikmeter Luft?

3.           Werden Sie sich, wie vom steirischen ÖVP Landsrat Seitinger kundgetan
im Bereich der EU für eine Anhebung des Richtwertes einsetzen?

4.           Wie beurteilen sie die Forderung des steirischen ÖVP Landesrates betref-
fend die Anhebung des Richtwertes aus umweltpolitischer Sicht?

5.           Teilen Sie die Auffassung des steirischen ÖVP Umweltlandesrates, dass partiel-
le Fahrverbot an besonders belasteten Tagen nichts bringen?