2970/J XXII. GP

Eingelangt am 27.04.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Ruth Becher, Kurt Eder

und GenossInnen

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend dringend notwendigem Ausbau der S 80

Als einen hinsichtlich der Bevölkerungsanzahl und der Betriebsansiedlung ständig
wachsenden Bezirk ist es für die Donaustadt unumgänglich, auf ein gut ausgebautes
öffentliches Verkehrsnetz zurückgreifen zu können. Mit der Verlängerung der Ul nach
Leopoldau und der U2 in Richtung des Stadterweiterungsgebietes Stadlau/Aspern trägt die
Stadt Wien dieser wichtigen Voraussetzung nicht nur für ein lebenswertes und qualitätsvolles
Wohnen, sondern auch eines attraktiven Wirtschaftsstandortes im 155.000 Einwohner
zählenden 22. Wiener Gemeindebezirk Rechnung.

Dass man dieses Erfordernis auch auf Seiten des Bundes erkannt hätte, kann freilich nicht
behauptet werden. Offenkundigstes Beispiel hierfür ist die Schnellbahnlinie S 80. Dies
deshalb, da die den Wiener Südbahnhof/Ostseite und Marchegg verbindende Strecke ab Wien
Hausfeldstraße nicht elektrifiziert und ab Stadlau-Erzherzog Karl Straße eingleisig geführt
wird. Hinzu kommt, dass es auf der Donauquerung zu Kapazitätsengpässen kommt und der
eingleisige Streckenabschnitt der S 80, wie selbst das BMVIT in einer Anfragebeantwortung
(2366/AB
XXII. GP) eingestehen musste, „einen nachfragegerechten Verkehr Wien -
Bratislava derzeit“ behindere. Dem nicht genug, wurde die mit dem BMVIT vereinbarte
Taktverdichtung der S 80 von 30 auf 20 Minuten dahingehend konterkariert, dass es nun in
Folge des S 7-Schnellbahnanschlusses aufgrund des neu geschaffenen Floridsdorfer Astes
nicht nur zu einer Intervallsverlängerung der S 80 in Richtung Hausfeldstraße auf wieder 30
Minuten kommt, sondern infolge des verkürzten 15-Minuten-Intervalls in Richtung
Südbahnhof in den Stationen Stadlau und Lobau nicht mehr gehalten wird. Hinzu tritt weiters,
dass die Voraussetzungen für den auf 2019 verschobenen zweigleisigen Ausbau der S 80 in
Richtung Marchegg mit der nunmehr kreuzungsfreien Überquerung der Stadlauer Straße
geschaffen wurden. Bis zu dieser Stelle wird die betreffende Schnellbahn nunmehr
zweigleisig geführt.


Am Infrastrukturministerium liegt es nun, den erforderlichen zweigleisigen Ausbau sowie die
Elektrifizierung der Schnellbahn S 80 in Richtung Marchegg in Angriff zu nehmen. Die
Notwendigkeit hierfür liegt auf der Hand: Erstens stellt die Eisenbahnverbindung Wien -
Bratislava über Stadlau und Marchegg die kürzeste Strecke, welche die Zentren der beiden
Hauptstädte erreicht, dar. Die durch den zweigleisiger Ausbau möglich werdenden
Kapazitätssteigerungen und Fahrzeitverkürzungen würden somit sowohl einen attraktiven
Nahverkehr ins niederösterreichische Marchegg und in Richtung Südbahnhof wie auch einen
nachfragegerechten Schienenverkehr zwischen den beiden Metropolen Wien und Bratislava
zur Folge haben. Zweitens wäre eine verzögerte Realisierung des zweigleisigen,
elektrifizierten Ausbaus der S 80 in Anbetracht des im Entstehen begriffenen neuen Stadtteils
auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern geradezu fahrlässig. Ist doch damit zu rechnen, dass die
mit der in der ersten Phase dieses Stadterweiterungsprojektes entstehenden 5.000 Wohnungen
für etwa 10.000 Menschen und die Ansiedlung von Gewerbebetrieben ein verstärkte
Nachfrage nach öffentlichen Verkehrseinrichtungen mit sich bringen wird.

Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie nachstehende

Anfrage:

1.  Werden Sie für den kurzfristigen zweigleisigen, elektrifizierten Streckenausbau der
Schnellbahnlinie S 80 zwischen Wien Stadlau und Marchegg sorgen?

2.             Wenn ja,   wann   soll  der  Ausbau  in   Angriff genommen   werden,   und   welcher
Realisierungszeitpunkt ist hierfür vorgesehen?

3.             Welches Investitionsvolumen ist für den zweigleisigen Ausbau der Strecke Stadlau -
Marchegg vorgesehen?

4.             Wenn nein, welche Gründe können Sie anführen, die gegen ein möglichst schnelles
zweigleisiges und elektrifiziertes Ausbauen der Eisenbahnstrecke zwischen Wien
Stadlau und Marchegg sprechen?


5.             Was gedenken Sie gegen die auf der Strecke zwischen Wien Erdbergerlände und Wien
Stadlau bestehenden Kapazitätsengpässe infolge der Donauquerung zu unternehmen?

6.             Inwieweit  findet  in  Ihren  Planungen   in  Bezug  auf den  dringend  notwendigen
zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke S  80 der im Entstehen begriffenen neue
Stadtteil am ehemaligen Flugfeld Aspern Berücksichtigung?

7.             Zu welchen Auffassungen sind Sie diesbezüglich gekommen?

8.             Nach    der   Realisierung   des    Stadterweiterungsprojektes    Aspern    wird    davon
ausgegangen, dass dieser neue Stadtteil in der Donaustadt rund 25.000 Bewohner
beherbergen wird. Kann angesichts dieses Szenarios von einem bedarfsgerechten
Eisenbahnnetz angesichts der derzeit zwischen Wien und Hausfeldstraße eingleisig
betriebenen S 80 gesprochen werden?

9.             Im Falle der Nicht-Berücksichtigung des Stadterweiterungsgebietes Aspern im Zuge
des   Ausbaus   der  Eisenbahnlinie   zwischen   Wien-Stadlau   und  Marchegg:   Wie
begründen Sie Ihrerseits die Außerachtlassung dieses städtebaulichen Vorhabens?

10.      Welche   Möglichkeiten   sehen   Sie   für   die   betriebliche   Optimierung   auf   der
Schnellbahnstrecke S 80?

11.      Welche   Maßnahmen   werden   Sie   zu   welchem   Zeitpunkt   zur   Umsetzung   der
Verbesserungsmöglichkeiten in die Wege leiten?

12.      In der Anfragebeantwortung 2366/AB XXII. GP schreiben Sie, dass in Ihrem Ressort
„derzeit Zielsetzungsplanungen durchgeführt (würden), um die Ausrichtung und die
bauliche  Ausstattung  der Eisenbahnstrecken  im  Zu-   und Ablauf zum  künftigen
Bahnhof Wien Hauptbahnhof-Europa Mitte und zum Zentralverschiebebahnhof Wien
Kledering sowie zu den bestehenden und künftigen Güterterminals zu untersuchen“.
Sind diese „Zielsetzungsplanungen“ inzwischen abgeschlossen?

13.      Wenn ja, zu welchen Zielsetzungen sind Sie in Bezug auf die Ausrichtung und
Ausstattung der Eisenbahnstrecken im Raum Wien im Konkreten gelangt?


14. Wenn nein, wann werden die „Zielsetzungsplanungen“ abgeschlossen sein, und wann
und auf welche Weise werden die diesbezüglichen Ergebnisse der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht?