3379/J XXII. GP

Eingelangt am 11.08.2005
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Anfrage

 

 

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten

 

betreffend Unido JPO Natalia Corrales-Diez

 

 

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

Im Vergleich zu anderen Staaten hat Österreich einen eher geringen Anteil an Fachkräften, die bei der UNO und ihren Teilorganisationen tätig sind. Deshalb ist es grundsätzlich erfreulich, wenn für Junior Programme Officers (JPOs) junge österreichische ExpertInnen vorgeschlagen – und bei Zusage auch die Kosten dafür übernommen – werden. So ist es für junge Fachkräfte möglich, die für eine weitere Karriere im österreichischen und europäischen diplomatischen Dienst auf internationaler Ebene nötigen Erfahrungen zu sammeln. Besonders die Förderung von jungen Frauen ist begrüßenswert, da der diplomatische Dienst immer noch ein weitgehend männerdominiertes Berufsfeld ist.

 

Nun hat die Tageszeitung Der Standard am 1.8.2005 berichtet, dass die frühere Praktikantin im Finanzministerium und Ex-Verlobte von Finanzminister Karl-Heinz-Grasser einen hochdotierten JPO-Posten bei der Unido antreten wird. Sie komme, schreibt Der Standard, „frisch von der Uni, wo sie an einer Dissertation über Entwicklungspolitik gearbeitet hat“. Über Berufserfahrung verfüge sie jedoch nicht, was „in der UNO-City ... als eher ungewöhnlich angesehen“ wird, „da auch junge Professionals üblicherweise bereits einige Berufserfahrung mitbringen,“ so Christoph Prantner in Der Standard.

Am 11.8.2005 schreibt Der Standard weiters, dass nach Abschluß des regulären Auswahlverfahrens im Juni 2004 und Erstellung einer „Shortlist“ mit ausgewählten BewerberInnen eigens für Frau Corrales-Diez eine Interviewrunde am 27. Oktober 2004 anberaumt wurde. „Wenige Tage später war sie ausgewählt, wurde laut Unido vom österreichischen UN-Botschafter bei Unido-Chef Carlos Magariños als einzige Kandidatin vorgestellt und auch prompt genommen.“

Es ist hier also die Frage zu klären, ob in diesem Fall eine Bewerberin auf Grund ihrer persönlichen Beziehung zu einem Minister und nicht auf Grund ihrer Qualifikation bevorzugt behandelt worden ist und andere BewerberInnen mit möglicherweise besseren Qualifikationen nicht zum Zug gekommen sind.

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch, dass es während der Budgetverhandlungen zu den Budgets 2004, 2005 und 2006 immer wieder Bestrebungen von Seiten von Finanzminister Karl-Heinz Grasser gegeben haben soll, das Budget für JPOs zu kürzen.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher folgende

 

ANFRAGE

 

an die zuständige Ministerin:

 

1.      Wo und wann wurden Bewerbungsmöglichkeiten und -fristen für diese JPO-Stelle bei der Unido ausgeschrieben?

2.      Welche Voraussetzungen und Kriterien (Studium, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse etc.) für BewerberInnen wurden dabei verlangt?

3.      Welche Deadline gab es für die Bewerbungen?

4.      Haben sich alle KandidatInnen, also auch Frau Corrales-Diez, bis zu dieser Deadline beworben? Wenn nein, wann langten spätere Bewerbungen im Außenamt ein? Wann langte die Bewerbung von Frau Corrales-Diez ein?

5.      In einem der Anfragestellerin vorliegenden Ablehnungsschreiben einer JPO-Bewerbung durch die Abteilung VII/1 vom Juni 2004 wird festgehalten, dass das nächste Auswahlverfahren der Sektion VII/1 erst 2006 stattfindet. Sollte Frau Corrales-Diez sich nicht bis zur Deadline beworben haben, wie erklären Sie dann den Umstand, dass es für Frau Corrales-Diez möglich war, in der Abteilung VII/1 am 27.10.2004 einen Interview-Termin zu bekommen, obwohl es anderen BewerberInnen gegenüber hieß: „erst wieder 2006“?

6.      Gab/gibt es tatsächlich 2005 in der Abteilung VII/1 kein JPO-Auswahlverfahren? Gibt es 2005 in der Abteilung II/5 eines? Wenn nein, warum nicht?

7.      Gab es von Seiten des Finanzministeriums (Kabinett, Ressortchef, andere Stellen) formelle oder informelle persönliche Gespräche oder Telefonate oder schriftliche Kommunikation bezüglich der Bewerbung von Frau Corrales-Diez mit dem Außenministerium? Wenn ja, welchen Inhalts und zu welchem Zeitpunkt?

8.      Wie, wann und von wem im Außenamt wurden die geeigneten KandidatInnen ausgewählt?

9.      Wie viele KandidatInnen wurden zu welchem Zeitpunkt für den fraglichen JPO-Posten bei der Unido von welcher Stelle im Außenministerium interviewt und ausgewählt?

10.    Wie viele BewerberInnen für den JPO-Posten bei der Unido waren auf der vom Standard berichteten Shortlist vom Juni 2004?

11.    Wie, wann und von wem wurden diese BewerberInnen davon informiert, dass ihre Bewerbungen, obwohl auf der Shortlist, doch nicht an die Unido weitergeleitet werden?

12.    Wurde der Termin mit Frau Corrales-Diez am 27.10.2004 extra eingeschoben?

13.    Wer hat den vom Standard berichteten persönlichen Interview-Termin von Fr. Corrales Diez mit Unido-Chef Carlos Magariños in die Wege geleitet und vereinbart?

14.    Ist es üblich, dass BewerberInnen einen eigenen Termin mit dem Chef der jeweiligen UNO-Organisation haben?

15.    Haben die anderen BewerberInnen ebenfalls ein persönliches Interview mit Unido-Chef Carlos Magariños gehabt?

16.    Hat Frau Corrales-Diez einschlägige Berufserfahrung? Wenn ja, welche und über welchen Zeitraum?

17.    Stimmt es, dass – wie Der Standard schreibt – nur Frau Corrales-Diez der Unido vorgeschlagen wurde?

18.    Wann ging dieser Vorschlag an welche Stelle bei der Unido?

19.    Ist es üblich, dass für JPO-Posten bei der Unido oder bei anderen UN-Organisationen nur Einser-Vorschläge gemacht werden? Wie oft ist das in den letzten Jahren vorgekommen?

20.    Gab es formelle oder informelle persönliche Gespräche oder Telefonate oder schriftliche Kommunikation zwischen Unido und Außenamt bezüglich dieses JPO-Postens?

21.    Wann erhielt das Außenamt die Verständigung, dass Frau Natalia Corrales-Diez die Stelle erhalten werde?

22.    Wann hat Frau Corrales-Diez die Stelle angetreten oder wird sie antreten?

23.    Wann hat das Außenministerium die Überweisung der anfallenden Kosten an die Unido getätigt oder wird sie tätigen?

24.    Wird die Dienststelle von Frau Corrales-Diez die Unido-Zentrale Wien oder ein anderes Einsatzgebiet der Unido sein?

25.    Wenn es Wien sein sollte: Wie beurteilen Sie den Umstand, dass JPOs üblicherweise „in the field“, also an einem Einsatzort in Afrika, Asien oder Lateinamerika, eingesetzt werden, um relevante entwicklungspolitische Erfahrung vor Ort sammeln zu können, Frau Corrales-Diez diese Erfahrung vor Ort jedoch nicht wird sammeln können, obwohl das Außenministerium die Kosten für ihren Einsatz trägt?

26.    Wie viele KandidatInnen wurden im Auswahlverfahren 2004 für welche JPO-Dienststellen und Einsatzorte der UNO und ihren Organisationen vorgeschlagen?

27.    Welche Berufserfahrung haben diese JPOs bei ihrer Bewerbung mitgebracht?

28.    Ist das Außenministerium in der Vergangenheit in seinen Bestrebungen, genügend Finanzmittel in den jeweiligen Budgets für JPO-Einsätze sicherstellen zu können, von Finanzminister Karl-Heinz-Grasser dabei unterstützt worden oder gab es Bestrebungen, diesen Budgetposten zu kürzen oder gar zu streichen?

29.    Wie viele ÖsterreicherInnen sind 2005 und 2006 im Rahmen der UNO und ihrer Organisationen als JPO's tätig?

30.    Bei welchen Organisationen und an welchen Dienstorten?

31.    Welche Qualifikationen inkl. Berufserfahrung haben diese Personen?

32.    Wie hoch sind ihre Gehälter und in welchen Gehaltsstufen sind sie eingestuft?

33.    Wie hoch sind die dafür 2005 und 2006 anfallenden Kosten? Welcher Anteil davon wird vom Außenamt getragen?

34.    Wie viele JPOs können pro Jahr laut Budgetvorgabe von Österreich finanziert werden?

35.    Wie erfahren mögliche InteressentInnen von dieser Möglichkeit?