3456/J XXII. GP
Eingelangt am 28.09.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Internetsucht"
Es gibt in unserer Gesellschaft immer mehr Möglichkeiten in Abhängigkeiten zu geraten.
Nach
einem Bericht der österreichischen Ärztezeitung (25.02.2004) wird das Spektrum
der
Abhängigkeitserkrankungen immer größer: Neben einem breiteren polytoxikolen
Gebrauch
illegaler Substanzen nehmen nicht substanzgebundene Abhängigkeiten wie
Internet-, Ess-,
Sex- sowie Kauf- und Spielsucht zu.
Ein besonderes und zunehmendes Problem in allen
Generationen - auch international -
stellt aus
Expertensicht die sogenannte „Internetsucht" dar:
Internetsucht
gilt als Synonym für exzessiven Gebrauch des Mediums, wobei das Verhalten
wissenschaftlichen Suchtkriterien genügen muss. Die Symptome sind: Zwanghafte
Fixierung
auf Befassung mit, u. Gebrauch des
Internet, Kontrollverluste (man ist länger online, als man
sich vornahm), Verarmung der
Sozialkontakte bis zur Selbstisolierung, Einschränkung der
Arbeitsleistung, Vernachlässigung vitaler Bedürfnisse (Schlaf und
Nahrung),
Abwehrmechanismen (Beschönigung und
Verharmlosung), Entzugssymptome bei
Verhinderung (Reizbarkeit, Nervosität) und Fortfuhren dieses Verhaltens
trotz ersichtlicher
Selbstschädigung (bzw. Fehlschlagen von Einschränkungsversuchen).
Die
Bezeichnung variiert: Im Deutschen spricht man von Internetsucht, Onlinesucht,
Pathologischem Internetgebrauch (was die wissenschaftlich korrekteste
Bezeichnung ist), im
Englischen von internet addiction disorder, pathological internet use
(Prim. Dr. Hauszimmer,
Facharzt für Psychiatrie und Neurologie).
Viele
der oben genannten Symptome finden sich nicht nur bei Personen, die täglich
Surfen
oder „Chatten", sondern gerade auch bei Online-Spielern (Computerspiele).
In Computerspiel-Fachmagazin wird sogar auf die Suchtgefahr ausgewählter Spiele
hingewiesen (zuletzt „World of
Warcraft"). Leider vermisst man dort eine differenzierte
Auseinandersetzung
mit dem Thema „Sucht". Ein absolutes „Suchtspiel" versteht sich in
den
Magazinen sogar als eine Art
„Gütesiegel" für besonders gute Produkte. Nur vereinzelte und
sehr seltene Leserbriefe warnen vor einer möglichen Suchtsituation, die in
schweren Fällen
bis hin zur Scheidung von der Ehegattin führte. Eine öffentliche Diskussion
vermisst man
völlig - obwohl die Zahl der Internetbenutzer sowie die Zeit, die diese
im Internet verbringen,
beständig steigen.
Nur sehr drastische Bespiele schaffen es in die Medien:
So wie zuletzt das Krankenhaus in
Peking, das
Internetsüchtige mit höchst eigenwilligen Methoden: Medikamenten,
Elektroschocks und Infusionen unbekannten Inhaltes behandelt. 300 Patienten
will man dort
schon so geheilt haben, man versucht dort so das wachsende Problem der
Internetsucht unter
Kontrolle zu bekommen - laut Schätzungen geht
man in China von 2,5 Millionen
Internetsüchtigen aus.
Österreich
hat rund 3 Millionen Internetbenützer. Schätzt man die täglichen Benützer auf
nur
ein Drittel = 1 Million (das ist weniger, als GALLUP angibt) und nimmt die am
niedrigsten
angesetzte Zahl aller Studien (das sind die 3 % der Berliner Forscher), ergibt
sich eine Zahl
von zumindest 30.000 aktuell internetabhängigen ÖsterreicherInnen.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Gesundheit und
Frauen nachstehende
Anfrage:
1. Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele
Menschen in Österreich „internetsüchtig"
sind (Aufschlüsselung männlich / weiblich)?
Wenn nein, wie hoch werden diese geschätzt?
2.
Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Jugendliche
in Österreich bereits
„internetsüchtig" (Computerspiele) sind (Aufschlüsselung männlich /
weiblich)?
Wenn nein, wie hoch
werden diese geschätzt?
3.
Wie
wird seitens Ihres Ressorts „Internetsucht" definiert?
4.
Welche Ursachen führen Ihrer Meinung nach in die
Internetsucht, insbesondere bei
Jugendlichen?
5.
Welche
sozialen Probleme sind Ihnen im Zusammenhang mit der Internetsucht bekannt?
6.
Wenn keine Zahlen vorliegen - werden diesbezügliche
Studien in Auftrag gegeben bzw.
werden Sie diesbezügliche Projekte fordern? Wenn ja, in welcher Form?
7.
Sind Ihnen Studien anderer EU-Mitgliedsstaaten bekannt,
die sich der Problematik der
Internetsucht
befassen? Wenn ja, in welcher Form?
8.
Wird Internetsucht in Österreich als Krankheit anerkannt
und die Behandlung bzw.
Gruppentherapie durch die Krankenkasse bezahlt
9.
Wenn
nein, warum nicht?
10.
Wenn
ja, unter welchen Bedingungen?
11.
Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
12.
Sehen Sie als Verpflichtung der Sozialversicherungsträger
an, die Kosten für eine entsprechende diese
Therapie
zu übernehmen? Wenn nein, warum nicht?
13.
Wie viele Psychotherapeuten bzw. Fachärzte behandeln Österreich Internetsüchtige
(ersuche um
Aufschlüsselung
auf die Bundesländer)?
14.
Welche Haltung nimmt die WHO zu dieser Sucht ein? Welche
Haltung nimmt dazu die EU-Kommission
ein?
15.
In welchen Krankenanstalten sind entsprechende
Abteilungen oder Ambulanzen eingerichtet
(Aufschlüsselung
auf Bundesländer)?
16.
Wie hoch liegt der Erfolg bei einer ambulanten oder
stationären Therapie (Aufschlüsselung
auf
Bundesländer)?
17. Wo gibt es stationäre
Therapiestellen?
18. Wie viele
Therapieplätze gibt es (jeweils Aufschlüsselung auf Bundesländer)?
19.
Wer ist in Österreich für die Beratung und Betreuung
dieser Sucht zuständig (z.B.
Sozialmedizinischer
Dienste)?
20.
Welche Organisationseinheit ist in Ihrem Ministerium für
die Bekämpfung dieser
Sucht zuständig?
21.
Welche
Möglichkeiten ergeben sich zur Behandlung von Internetsüchtigen für
niedergelassene Ärzte oder entsprechend
ausgebildete Fachärzte oder Psychotherapeuten
nach dem Gesundheitsreformgesetz?
22.
Welche Maßnahmen planen Sie aus gesundheitspolitischen
Gründen 2005 und 2006 zur
Bekämpfung der
„Internetsucht"? Welche präventiven Aktivitäten sind geplant?
23.
Halten Sie zur Bekämpfung dieser Sucht weitere
legislative Maßnahmen eventuell
gemeinsam mit anderen
Ressorts - für notwendig?
24.
In
welcher Form werden Sie die Öffentlichkeit - insbesondere Jugendliche - auf die
Problematik dieser Suchterkrankung (Computerspiele) aufmerksam machen?