3478/J XXII. GP
Eingelangt am 29.09.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend „Internetsucht"
Es gibt in unserer Gesellschaft immer mehr Möglichkeiten in Abhängigkeiten zu geraten.
Nach einem Bericht der österreichischen Ärztezeitung
(25.02.2004) wird das Spektrum der
Abhängigkeitserkrankungen immer größer: Neben einem breiteren polytoxikolen
Gebrauch
illegaler Substanzen nehmen nicht substanzgebundene Abhängigkeiten wie
Internet-, Ess-,
Sex- sowie Kauf- und
Spielsucht zu.
Ein
besonderes und zunehmendes Problem in allen Generationen - auch international -
stellt aus Expertensicht die sogenannte „Internetsucht" dar:
Internetsucht
gilt als Synonym für exzessiven Gebrauch des Mediums, wobei das Verhalten
wissenschaftlichen Suchtkriterien genügen muss. Die Symptome sind: Zwanghafte
Fixierung
auf Befassung mit, u. Gebrauch des
Internet, Kontrollverluste (man ist länger online, als man
sich vornahm), Verarmung der Sozialkontakte bis zur Selbstisolierung,
Einschränkung der
Arbeitsleistung, Vernachlässigung vitaler Bedürfnisse (Schlaf und Nahrung),
Abwehrmechanismen (Beschönigung und Verharmlosung), Entzugssymptome bei
Verhinderung (Reizbarkeit, Nervosität) und Fortführen dieses Verhaltens trotz
ersichtlicher
Selbstschädigung (bzw. Fehlschlagen von Einschränkungsversuchen).
Die Bezeichnung
variiert: Im Deutschen spricht man von Internetsucht, Onlinesucht,
Pathologischem Internetgebrauch (was die
wissenschaftlich korrekteste Bezeichnung ist), im
Englischen von internet
addiction disorder, pathological internet use
(Prim. Dr. Hauszimmer, Facharzt für
Psychiatrie und Neurologie).
Viele der oben genannten Symptome finden sich nicht nur bei Personen, die täglich Surfen
oder „Chatten", sondern gerade auch bei Online-Spielern (Computerspiele).
In Computerspiel-Fachmagazin wird sogar auf die Suchtgefahr ausgewählter Spiele
hingewiesen
(zuletzt „World of Warcraft"). Leider vermisst man dort eine
differenzierte
Auseinandersetzung mit dem Thema „Sucht". Ein absolutes „Suchtspiel"
versteht sich in den
Magazinen sogar als eine Art „Gütesiegel" für besonders gute Produkte. Nur
vereinzelte und
sehr seltene Leserbriefe warnen vor einer möglichen Suchtsituation, die in
schweren Fällen
bis hin zur Scheidung von der Ehegattin führte. Eine öffentliche Diskussion
vermisst man
völlig - obwohl die Zahl der
Internetbenutzer sowie die Zeit, die diese im Internet verbringen,
beständig steigen.
Nur
sehr drastische Bespiele schaffen es in die Medien: So wie zuletzt das
Krankenhaus in
Peking, das Internetsüchtige mit höchst eigenwilligen Methoden: Medikamenten,
Elektroschocks und Infusionen unbekannten
Inhaltes behandelt. 300 Patienten will man dort
schon so geheilt haben, man versucht dort so das wachsende Problem der
Internetsucht unter
Kontrolle zu bekommen - laut
Schätzungen geht man in China von 2,5 Millionen
Internetsüchtigen aus.
Österreich hat rund 3 Millionen Internetbenützer.
Schätzt man die täglichen Benützer auf nur
ein Drittel = 1
Million (das ist weniger, als GALLUP angibt) und nimmt die am niedrigsten
angesetzte Zahl aller Studien (das sind die 3 % der Berliner Forscher), ergibt
sich eine Zahl
von zumindest 30.000 aktuell internetabhängigen ÖsterreicherInnen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Verkehr,
Innovation und
Technologie nachstehende
Anfrage:
1. Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele
Menschen in Österreich „internetsüchtig"
sind (Aufschlüsselung männlich / weiblich)?
Wenn nein, wie hoch werden diese geschätzt?
2.
Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Jugendliche
in Österreich bereits
„internetsüchtig" (Computerspiele) sind (Aufschlüsselung männlich /
weiblich)?
Wenn nein, wie hoch
werden diese geschätzt?
3.
Wie
wird seitens Ihres Ressorts „Internetsucht" definiert?
4.
Welche Ursachen führen Ihrer Meinung nach in die
Internetsucht, insbesondere bei
Jugendlichen?
5.
Welche sozialen Probleme sind Ihnen im Zusammenhang mit
der Internetsucht bekannt?
6.
Wenn keine Zahlen vorliegen - werden diesbezügliche
Studien in Auftrag gegeben bzw.
werden Sie diesbezügliche Projekte fördern? Wenn ja, in welcher Form?
7.
Sind Ihnen Studien anderer EU-Mitgliedsstaaten bekannt,
die sich der Problematik der
Internetsucht
befassen? Wenn ja, in welcher Form?
8.
Welche Haltung nimmt die WHO zu dieser Sucht ein? Welche
Haltung nimmt dazu die
EU-Kommission
ein?
9.
Wer ist in Österreich für die Beratung und Betreuung
dieser Sucht zuständig (z.B.
Sozialmedizinischer
Dienste)?
10.
Welche Organisationseinheit ist in Ihrem Ministerium für
die Bekämpfung dieser
Sucht zuständig?
11.
Welche Maßnahmen planen Sie 2005 und 2006 zur Bekämpfung
der „Internetsucht"?
Welche
präventiven Aktivitäten sind geplant?
12.
Halten Sie zur Bekämpfung dieser Sucht weitere
legislative Maßnahmen - eventuell
gemeinsam mit anderen
Ressorts (z.B. Gesundheit) - für notwendig?
13.
In welcher Form werden Sie die Öffentlichkeit -
insbesondere Jugendliche - auf die
Problematik dieser Suchterkrankung (Computerspiele) aufmerksam machen?