3487/J XXII. GP

Eingelangt am 29.09.2005
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

 

betreffend soziale Problematik an Schulen

 

 

Der tödliche Ausgang der Auseinandersetzung zwischen zwei Schülern der Polytechnischen Schule in Wien macht die Probleme deutlich, die in bestimmten städtischen Schulen immer massiver werden. LehrerInnenfortbildung und SchülerInneninformation alleine  werden derartige Vorfälle nicht verhindern können – wie auch Walter Riegler, der Vorsitzende der PflichtschullehrerInnen-Gewerkschaft zu Recht kritisiert.

 

In Wien gibt es derzeit 25 PsychologInnen für 200.000 SchülerInnen. Daraus ergibt sich: auf eine/n Psychologen/in kommen 8.000 SchülerInnen. Das kann nicht ausreichend sein, um auf die sozialen Probleme an Schulen zu reagieren und dem Phänomen der Gewalt entgegenzuwirken. In Finnland zum Beispiel kommen nur 800 SchülerInnen auf eine/n Psychologen/in.

 

Aus der Praxis zeigt sich zudem deutlich, dass Schulen wirksamere Unterstützung für die Bewältigung sozialer Probleme benötigen. Dies zeigt sich auch im Rahmen des Prozesses „Klasse:Zukunft“.

 

Auch die Zukunftskommission fordert zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen ein. In diesem Bereich sei es dringend erforderlich, den Anschluss an internationale Entwicklungen und Standards zu finden. Aus- und Fortbildungsschwerpunkte für Lehrkräfte im Hinblick auf den Umgang mit SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen – so auch die Zukunftskommission – seien nicht ausreichend.

 

Leider bleiben konkrete Maßnahmen der Bildungsministerin bisher aus. Selbst Hilferufe von Betroffenen werden ignoriert. Nach dem Amoklauf eines 15-jährigen Schülers im niederösterreichischen Zöbern vor acht Jahren hat die Bildungsministerin etwa fünf zusätzliche SchulpsychologInnen versprochen – sie fehlen bis heute. Im Frühjahr 2005 haben alle DirektorInnen des 20. Wiener Gemeindebezirks eine Resolution mit dem dringenden Wunsch nach SozialarbeiterInnen an den Schulen abgefasst. Darin machen die DirektorInnen aufmerksam, dass die Bemühungen seitens der LehrerInnen und LeiterInnen an den betroffenen Schulen, der unterstützende Einsatz der Schulpsychologischen Abteilung des Stadtschulrats für Wien sowie die Hilfestellung durch den Inspektionsbezirk für die Beschulung dissozialer Kinder angesichts der immer drängender werdenden Problematik, verschärft durch ständige Ressourcenkürzungen, nicht mehr ausreichen. Als Not- und Sofortmaßnahme wünschen sich die Betroffenen dringendst die Anstellung von 4 SozialarbeiterInnen mit festem Einsatzgebiet.

Eine Reaktion der Ministerin blieb aus.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

 

1)     Wie viele SchulpsychologInnen gibt es derzeit an Österreichs Schulen? Wie viele PsychologInnen kommen auf einE SchülerIn? (bitte genaue Zahlen angeben)

2)     Welche Konsequenzen wurden aus früheren Fällen wie Zöbern gezogen? Mit welchen konkreten Maßnahmen hat die Unterrichtsministerin reagiert?

3)     Die Zukunftskommission fordert die Erhöhung der Personalreserven von fachlich ausgebildeten LehrerInnen (vorzugsweise SonderpädagogInnen) – insbesondere an Schulen mit sozialen Brennpunkten. Wie viele zusätzliche derartige Personalreserven wurden bisher zur Verfügung gestellt?

4)     Die Zukunftskommission fordert den Auf- und Ausbau der Schulsozialarbeit sowie die Integration und Kooperation von Schule mit Einrichtungen der Jungendhilfe. Welche diesbezüglichen Maßnahmen wurden von Seiten des Ministeriums bisher gesetzt?

5)     Die Zukunftskommission fordert die Einrichtung von multidisziplinären regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren unter Einbezug von SchulpsychologInnen, ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen und LehrerInnen, die sowohl den Schulen, als auch den individuellen SchülerInnen fallbezogene Unterstützung anbieten. Welche diesbezüglichen Maßnahmen wurden von Seiten des Ministeriums bisher gesetzt? Wie viele derartige Beratungs- und Unterstützungszentren gibt es derzeit in Österreich?

6)     Die Zukunftskommission fordert die Durchführung von wissenschaftlich fundierten und evaluierten Programmen zur Förderung von Sozialer Kompetenz in Kooperation mit entsprechenden Fachwissenschaftlern. Welche und wie viele derartige Programme wurden seit der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Zukunftskommission (13. April 2005) durchgeführt? Wie viele derartige Programme hat das Unterrichtsministerium in Auftrag gegeben?