3518/J XXII. GP
Eingelangt am 13.10.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend eBay-Betrug - keine Sicherheit für Kunden?
EBay-Betrug hat in den letzten Jahren enorm zugenommen.
Meist ist der Käufer der
Geschädigte, weil er
seine ersteigerte und bezahlte Ware nicht bekommt - aber es
gibt auch andere Facetten: Unter falschem Namen (Identitätsbetrug) werden bei
eBay Bestellungen getätigt oder Auktionen bestritten und unterschiedlichste
Waren
auf diesen Plattformen ersteigert. So hat
beispielsweise eine unbekannte Person, im
Namen eines 18jährigen Lehrlings aus Hadersdorf/Kamp (NÖ) für diesen
sechs
Autos um 168.000,- € ersteigert. Hacker dürften dessen Acount bei eBay geknackt
haben. Während die meisten Verkäufer in Folge keine Forderungen geltend
machten, verlangte nun der Verkäufer des Jaguars über seinen Rechtsanwalt eine
Stornogebühr von 8.980,- €. Nach Presseberichten kann dem Lehrling angeblich
niemand helfen:
„Die Polizei kann ihm nicht helfen: Die
Staatsanwaltschaft hat gesagt, dass kein oder
nur ein geringer Schaden entstanden ist. Er hätte das Auto ja um den gleichen
Preis
weiterverkaufen
können, erklärt ein Beamter. Wir können in der Sache leider nichts
mehr tun. Hier müsste sich der Gesetzgeber etwas überlegen, sagt ein
Beamter".
Dies
ist kein Einzelfall. Gerade aus Deutschland sind zahlreiche derartige
Betrugsfälle bekannt geworden. So hat im
Sommer 2005 ein Unbekannter unter dem
Namen eines eBay-Nutzers aus Iserlohn in mehr als 1000 Auktionen das
Höchstgebot abgegeben. Der materielle
Schaden war zwar gering, trotzdem mussten
- da es mehr als 1000 betroffene
Verkäufer gab - deren Auktionen rückgängig
gemacht werden.
Bekannt ist auch, dass Betrüger zunehmend versuchen zu
Daten von eBay-Kunden
zu gelangen. Bei der
Phishing-Masche (Password fishing) werden beispielsweise
eBay-Kunden per e-mail auf gefälschte, angebliche eBay-Webseiten gelotst. Dort
werden sie aufgefordert eBay-User-ID, Passwort und unter Umständen auch
noch
Adresse und
Kreditkartendaten samt PIN anzugeben
Bei
all diesen geschilderten Fällen ergeben sich eine Vielzahl von zivil- und
strafrechtlichen Fragen. Bei Verbrauchergeschäften geht es beispielsweise um
die
Anwendbarkeit des Konsumentenschutzgesetzes, E-Commercegesetzes oder des
Fernabsatzgesetzes sowie bei Rechtsstreitigkeiten auch um die gerichtliche
Durchsetzung von Ansprüchen (Rechtswahl,
Gerichtsstand, etc.). Nichtlieferung oder
Lieferung von mangelhaften Waren (Gewährleistung), die über eBay
erworben
wurden, stellen in den
Arbeiterkammer-Konsumentenberatungen die Hauptprobleme
dar.
Aufgrund
der zunehmenden Probleme mit eBay hat sich auch für Österreich eine
Anlaufstelle im Internet konstituiert, die Betrugsopfer und Rechtsanwälte
zusammenbringt (www.betrogener.at - Die Anlaufstelle für Österreich). Unbekannt
ist
allerdings, wie viele und welche Strafanzeigen erstattet sowie diese bei
Gericht
erledigt wurden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die
Bundesministerin für Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Sind Ihnen die im Einleitungstext geschilderten
strafrechtlichen
Problemstellungen bekannt?
Wenn ja, was wurde durch das Ressort bisher unternommen?
2.
Ist auch Ihnen der Fall des 18jährigen Lehrlings aus
Hadersdorf/Kamp
bekannt?
3.
Welche strafrechtlichen Bestimmungen sind für die
Beurteilung dieses
geschilderten
Sacherhaltes maßgeblich?
4.
Warum
wurde seitens der Staatsanwaltschaft und der Sicherheitsbehörden
(Exekutive) laut Presseberichten nichts
unternommen, auch nicht versucht zur
IP-Adresse zu gelangen?
5.
Sehen Sie in Österreich hinsichtlich der im
Einleitungstext geschilderten
(möglichen)
„Betrugsfällen" einen gesetzlichen Handlungsbedarf?
6.
Wenn
nein, warum nicht?
7.
Sehen
Sie in der Europäischen Union hinsichtlich der im Einleitungstext
geschilderten (möglichen)
„Betrugsfällen" einen gesetzlichen Handlungsbedarf
(z.B. Änderung der Fernabsatzrichtlinie bzw. E-Commerce-Richtlinie)?
8.
Wenn
nein, warum nicht?
9.
Wenn ja, gibt es bereits entsprechende Initiativen auf
europäischer Ebene?
Wie sehen diese
konkret aus?
10.
Welche
Rechtssprechung liegt in Österreich zu den im Einleitungstext
geschilderten Problemen vor (Phishing,
Datenklau, Nichtlieferung von Waren,
Bestellungen bzw. Ersteigerungen ohne Auftrag, etc.)?
11 .Sehen Sie
Probleme (z.B. Hehlerei) beim Eigentumsnachweis von Waren (z.B.
PKW), die auf diesen
Versteigerungsplattformen angeboten und versteigert
werden?
12.
Wie viele Strafanzeigen, die derartige Betrugsfälle (s.
Einleitungstext) betrafen,
wurden 2002, 2003 und
2004 erstattet? (Aufschlüsselung auf Jahre)
Welche Sachverhalte wurden zur Anzeige gebracht?
13. Wie viele dieser Anzeigen betrafen
Betrugsfälle bei eBay?
14.
In welchen Bereichen werden seitens des
Innenministeriums derzeit die
größten
strafrechtlichen Probleme bei Versteigerungen bzw. sonstigen
Geschäftsabschlüssen über das Internet gesehen?
Um welche strafrechtlichen Probleme geht es dabei?
15. Wie funktioniert die diesbezügliche
internationale Zusammenarbeit zwischen
den Sicherheitsbehörden (z.B.
Interpol)?