3548/J XXII. GP

Eingelangt am 19.10.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag.a Melitta Trunk und GenossInnen
an den Bundeskanzler

betreffend die „Regionale Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive" und ihre
Bedeutung für Kärnten

Seit 2001 steigt die Anzahl der arbeitslosen Menschen in Österreich stetig. So waren
2003 im Durchschnitt 240.100 Menschen ohne Arbeit, im Jahr 2004 waren es schon
243.900. Auch 2005 hält dieser Trend an. Im September dieses Jahres waren um
11.900 mehr Menschen auf Arbeitssuche als im September des Vorjahres. Auch in
Kärnten entwickelt sich die Situation ähnlich. So gab es im September 2004 12.732
Arbeitslose, ein Jahr später waren es 13.968. Das sind 1.236 Menschen mehr als im
Vorjahr.

Die Bundesregierung behauptet, sich der Tragweite der Situation bewusst zu sein,
und veranstaltet immer wieder Gipfel zum Thema Konjunktur und Beschäftigung. Es
wurden uns seit 2001 drei Konjunkturbelebungspakete, mit mäßigem Erfolg,
beschert. Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich nicht verbessert. Der neueste
Versuch ist die „Regionale Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive".

Im Rahmen des „Konjunkturbelebungspakets III", das 2003 vom BM Bartenstein, BM
Grasser und Staatssekretär Finz (im Oktober auch auf einer Tagung der ÖVP)
vorgestellt wurde, war u.a. ein Förderprogramm für den Bereich der KMU
vorgesehen, das aus einem Förderungsmix von „aws"-, ERP- und AMF-Mitteln
sowie Beiträgen der Länder bestand.

Nun, 2 Jahre später, am 08. August 2005 unterzeichneten in Wien die
Bundesregierung und die Landeshauptleute die „Regionale Beschäftigungs- und
Wachstumsoffensive". Mit dieser wurde beschlossen, Regionalförderungsgebiete und
den KMU-Bereich im Ausmaß von insgesamt 1,18 Mrd. Euro zu fördern. Diese
Offensive soll 2005 und 2006 Unternehmen Anreiz bieten zu investieren und
Arbeitsplätze zu schaffen. Gefördert werden Investitionen in Betriebsanlagen von
bestehenden Unternehmen, Neugründungen und Betriebsansiedlungen des
produzierenden Gewerbes, der Industrie oder industrienaher
Dienstleistungsunternehmen.

Förderungswürdig sind:

Ø      Investitionen zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen

Ø      Projekte      von       Großunternehmen       in       Regionalförderungsgebieten
(Neuinvestitionen,   Bauinvestitionen,   Grunderwerb   inkl.   Aufschließungen,
Technologietransfer etc)

Ø      Innovative Investitionsvorhaben von Gründern und KMUs, unterstützt durch
Bürgschaften und Zuschüsse

Ø      Touristische Leitprojekte


 

Die 1,18 Mrd. Euro Fördervolumen setzen sich wie folgt zusammen:

Ø    185 Mio. Euro AMF- Zuschüsse

Ø    185 Mio. Euro tragen die Länder

Ø    405 Mio. Euro „aws "- Haftungsinstrumente

Ø    405 Mio. Euro ERP- Kredite

Von den gesamten 1,18 Mrd. Euro bzw. von den 370 Mio. Euro, die Bund und
Länder übernehmen, sind laut Bundeskanzleramt etwa 250 Mio. Euro „frisches" Geld
(siehe "Informationen aus Österreich" vom Montag den 29.08.2005,
www.austria.gv.at). Diese 250 Mio. Euro müssen demnach als „frisches", von Bund
und Ländern zusätzlich „ausgegebenes" Geld in das Bundes- sowie in die
Landesbudgets aufgenommen werden.

Für Kärnten sieht die „Regionale Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive"
insgesamt 160 Mio. Euro vor, die sich wie folgt zusammensetzen:

Ø    25 Mio. Euro AMF- Zuschüsse

Ø    25 Mio. Euro trägt das Land

Ø    55 Mio. Euro „aws" - Haftungsinstrumente

Ø    55 Mio. Euro ERP - Kredite

Dieses Paket führt möglicherweise dazu, dass Investitionen, die bereits geplant
waren, für Unternehmen günstiger werden. Das steigert zwar die
Unternehmensprofite aber nicht die Beschäftigung.

Eines der wesentlichsten Probleme der Österreichischen Wirtschaft ist der Mangel an
Konsum und Nachfrage. Da der Großteil der Mittel, die im Rahmen dieser Offensive
angeführt werden, bereits zur Verfügung steht, ist zu bezweifeln, ob der notwendige
Konsum- und Nachfrageeffekt eintritt.

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage

1.  Worin liegen die konkreten Unterschiede zwischen dem Förderprogramm für
KMU im Rahmen des „Konjunkturbelebungspaketes III" und der „Regionalen
Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive"?

2.            Flossen      im      Rahmen      des      Förderprogramms      für      KMU      des
Konjunkturbelebungspakets III Mittel nach Kärnten? Wenn ja, wie viele, wohin
und wie teilt sich deren Herkunft auf?

3.            Gab       es      durch       das       Konjunkturbelebungspaket       III       positive
Beschäftigungseffekte in Kärnten? Wenn ja, in welchen Bereichen, in welchem
Ausmaß, mit welcher Nachhaltigkeit und welchen konkreten Maßnahmen sind
diese zuzuschreiben? Wenn nein, warum nicht?


4.            Handelt es sich bei den 250 Mio. Euro tatsächlich um, wie oben angeführtes,
„frisches" Geld? Wenn ja, in welchen Tarif- und Untertarifposten des Budgets
finden   sie   Niederschlag   und   in   welchem   Ausmaß   (Bitte   um   genaue
Auflistung)? Wenn nein, warum wird dann von „frischem" Geld gesprochen?
Was   ist   Ihre   Definition   von   „frischem"   Geld?   Auf  welche   konkreten
Herkunftsquellen teilen sich die 250 Mio. Euro dann in diesem Fall auf?

5.            Wie hoch ist Kärntens Anteil an den 250 Mio. Euro „frisches Geld" der
„Regionale Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive" und wer (Bund, Land)
übernimmt wieviel (Bitte um genaue Auflistung der Budgetposten bzw. der
Herkunftsquellen)?

6.            Sieht die „Regionale Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive" für Kärnten
konkrete Infrastrukturmaßnahmen vor? Wenn ja, welche (Bitte um genaue
Auflistung inkl. zur Verfügung gestellten Mitteln und Quelle)? Wenn nein,
warum nicht? (Ist es doch bekannt,  dass Infrastrukturmaßnahmen hohe
Beschäftigungs- und Wachstumseffekte auslösen.)

7.            In welchem Ausmaß rechnen Sie mit Beschäftigungseffekten konkret für
Kärnten?

8.            Welche Maßnahmen werden gesetzt, sollten die Investitionen, die im Rahmen
der „ Regionalen Beschäftigungs- und Wachstumsoffensive" gefördert werden,
nicht die geplanten Beschäftigungseffekte nach sich ziehen?

9.            Wie wird sicher gestellt, dass es sich bei den geförderten Investitionen nicht
um schon geplante, sondern um neue Investitionen handelt?