3559/J XXII. GP
Eingelangt am 19.10.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für auswärtige
Angelegenheiten
betreffend Einsatz von Blumen mit dem FLP-Gütesiegel
während der
österreichischen
EU-Präsidentschaft 2006
Im Kurier vom 28.
September 2005 berichtet Daniela Kittner, dass Außenministerin
Ursula Plassnik „mit
gutem Beispiel voran (geht)" und „fair-trade-Blumen kauft". Dies
ist grundsätzlich sehr erfreulich. Es stellt
sich jedoch die Frage, wie diese
Ankündigung umgesetzt wird: Fair-Trade-Blumen gibt es nicht im
Blumenfachhandel
zu kaufen, sondern nur im Supermarkt, wo sie fertig gebunden zum Kauf angeboten
werden. Für Bankette und Empfänge, wie sie
im Zuge der österreichischen EU-
Präsidentschaft ausgerichtet werden,
werden wahrscheinlich sowohl das
Außenministerium wie auch andere
Regierungsstellen auf den Blumenfachhandel
zurückgreifen.
Die Zeit der EU-Präsidentschaft
Österreichs 2006 fällt außerdem zu einem großen
Teil in die Saison des verstärkten Imports von Schnittblumen aus den Ländern
des
Südens nach Europa.
In den letzten Jahren ist die Zahl der nach Europa - und damit
auch nach Österreich - importierten Blumen, deren Herstellungsbetriebe im
Rahmen
eines Gütesiegels eine menschenwürdige und umweltschonende Blumenproduktion
garantieren, angestiegen.
Das bekannteste und
wohl auch bewährteste dieser Gütesiegel ist das "Flower-
Label-Programm"
(FLP-Gütesiegel). Wie schon die Entwicklungspolitik-Sprecherin
der
SPÖ, Petra Bayr, in ihrer Anfragenserie an alle Ministerien im Herbst 2003
festgehalten hat,
umfasst dieses Programm soziale und ökologische Standards und
überwacht deren Einhaltung. Blumenfarmen,
die im Flower-Label-Programm
mitwirken, müssen zahlreiche Standards für eine umweit- und
sozialverträgliche
Schnittblumenproduktion erfüllen, wie etwa
Gewerkschaftsfreiheit und
Tarifverhandlungen, existenzsichernde Löhne, Gleichbehandlung der
Geschlechter,
Arbeitszeitregelung (maximal 48
Wochenstunden), Reduktion von Pestiziden und
Chemikalien (Verbot des Einsatzes
hochgiftiger Mittel), Umweltschutz u.v.a.m.
Weitere
Informationen sind im Internet unter www.fian.at
zu finden.
Im Sinne der Ankündigung im Kurier vom
28.9. stellt sich die Frage, wie die
österreichische
Bundesregierung den fairen Handel im Bereich der
Blumenproduktion
unterstützen wird. Die kommende österreichische EU-
Präsidentschaft
bietet daher eine sehr gute Möglichkeit, bei allen offiziellen Anlässen
Blumen
für Blumendekorationen - wie hoffentlich auch Kaffee und andere Produkte
aus
den Ländern des Südens - aus fair gehandelten Importen zu beschaffen.
Schnittblumen
aus dem Floristikfachbereich sollten dabei das FLP-Gütesiegel
tragen,
um dem auch von der ÖVP/FPÖ/BZÖ-Bundesregierung immer wieder
propagierten Schwerpunktthema Nachhaltigkeit tatsächlich Glaubwürdigkeit zu
verleihen.
Dies könnte außerdem Vorbildcharakter für andere europäische Länder
haben,
wo vergleichbare gelabelte Blumen teils am Markt nicht zu finden sind und
teils nicht
entsprechend vermarktet werden.
Ähnliches gilt auch für den Wiener Opernball 2006, der
während der
österreichischen
EU-Präsidentschaft stattfinden wird. Die Blumen für die
Opernballdekoration
werden jährlich gespendet. Ein Sponsoring von Seiten der fair
erzeugenden
ProduzentInnen der Länder des Südens während der Hauptexportzeit
wäre wohl nur dann fair, wenn man den
ErzeugerInnen und damit dem Produkt
einen ganz besonderen Werbeauftritt verschafft, der auf andere
europäische Länder
ausstrahlt und zwar nicht nur durch die
Öffentlichkeitsarbeit für den Wiener
Opernball: Im Rahmen der
EU-Präsidentschaft hätte man von Seiten aller Ressorts
die Möglichkeit, FLP in die Öffentlichkeit zu tragen und zwar dadurch, dass die
Verwendung von FLP-Blumen für den
Blumenschmuck für offizielle Anlässe nicht
nur verwendet sondern auch öffentlich kommuniziert wird.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Befürworten Sie
die Förderung von ökologisch
und fair gehandelten
Schnittblumen für Blumendekorationen
bei offiziellen Anlässen im Rahmen
der EU-Präsidentschaft Österreichs?
Werden Sie sich in Ihrem und den
anderen Ressorts dafür einsetzen, dass
bei offiziellen Anlässen im ersten
Halbjahr fair gehandelte Blumen,
besonders solche mit dem FLP-Gütesiegel,
gekauft werden?
2.
In der schon genannten Anfragebeantwortung an NRAbg. Petra
Bayr hat Ihre
Vorgängerin
geantwortet, dass „in Hinkunft im Rahmen des Möglichen auf den
Ankauf
von fair gehandelten Blumen vermehrt Bedacht genommen" wird.
Welche Menge an
Blumen wird durch Ihr
Ressort seit 2004 jährlich
eingekauft?
Wie viele davon sind aus heimischer Produktion, wie viele
importiert? Wie viele
der importierten Blumen tragen ein Gütesiegel?
3.
Wird bei der Beschaffung von Blumen durch Ihr Ressort
„vermehrt Bedacht
genommen"
auf fair gehandelte Blumen mit dem FLP-Gütesiegel oder einem
Äquivalent?
Wenn ja, wie hat sich diese höhere Aufmerksamkeit auf die
Einkaufsziffern
ausgewirkt?
4.
Wenn die importierten Blumen nicht das FLP-Gütesiegel
tragen, welches
andere Gütezeichen
tragen sie dann?
5.
Wenn bei der Beschaffung von Blumen durch Ihr Ressort
noch nicht „vermehrt"
auf das FLP-Gütesiegel oder ein
Äquivalent im Falle des Imports geachtet
wurde,
werden Sie die Zeit der EU-Präsidentschaft zum Anlass nehmen, um
den
Einkauf Ihres Ministeriums auf Blumen mit dem FLP-Gütesiegel oder
einem Äquivalent
umzustellen?
6.
Werden Sie Ihren RessortkollegInnen den Einkauf von fair
gehandelten
Blumen
empfehlen?
7.
Werden Sie von der Möglichkeit Gebrauch machen, an
Opernballchefin
Elisabeth Gürtler mit
der oben angeführten Begründung heranzutreten, um sie
für die
Verwendung von Blumen mit dem
FLP-Gütesiegel oder einem
Äquivalent zu gewinnen? Wenn nein, warum nicht?