3561/J XXII. GP
Eingelangt am 19.10.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mandak, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz
betreffend Werbung Kinderbetreuungsgeld
Sehr geehrte Frau Ministerin Haubner,
mit großem Erstaunen
habe ich den Fernsehspot Ihres Ministeriums zum Thema
Kinderbetreuungsgeld gesehen.
Im Spot wird ein junges Paar (attraktiv, jung, schlank,
entspannt), locker gezeigt, das
in
seiner top aufgeräumten, ruhigen Großraumwohnung sitzt und gerade die Zeitung
liest.
Zuerst fragt ein Mädchen im rosaroten Kleidchen, dann ein Bub, der vor seinem
Notebook
sitzt und danach ein etwas älteres Mädchen (das am Tisch schreibt,
während sein jüngeres Geschwisterchen lautlos zeichnet), ob sie wohl
Wunschkinder
seien.
Ja bestätigt die strahlende Mutter, sie und auch die beiden anderen
Kinder, die sich
ebenfalls im oben erwähnten edel gestylten (und mit den Farbtönen der
Familienbekleidung abgestimmten) Großraum-Wohnzimmer befinden - sie Alle seien
Wunschkinder. Und warum? Weil es das Kinderbetreuungsgeld gibt! Weil die
Erziehungszeiten angerechnet werden und weil Mutti auch dazuverdienen kann.
Es
folgt eine Gesamtaufnahme der glücklichen Familie mit ihren fünf kleinen
Kindern
und
eine letzte Einstellung zeigt die lächelnde Mutter an ihrem Arbeitsplatz, wo
sie
glücklich das aktuellste Foto ihrer Lieben an die Wand heftet.
„Schön, dass Mami Zeit für mich
hatte" heißt denn auch die Kernbotschaft auf der
Homepage.
Diese von Ihnen
verbreitete Fernsehwerbung - flankiert von einem Radiospot und
einem
Plakat - hat eine ganze Reihe von Fragen bei mir aufgeworfen, die ich hier
gerne an Sie stellen möchte:
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Wie hoch ist die Miete für eine Wohnung, die mit der in
der
Informationssendung
gezeigten vergleichbar ist und die genügend Platz für eine
siebenköpfige
Familie bietet?
2.
Wie alt sind die in der Sendung gezeigten Kinder?
3.
Wieviel Kinderbetreuungsgeld hat die Mutter im laufe der
Jahre bekommen?
4.
Wieviele Pensionsjahre werden dieser Mutter angerechnet?
5.
Die Mutter ist offenbar wieder erwerbstätig. Wie hoch
schätzen sie derzeit die
Betreuungskosten
für die Kinder ein, die noch nicht zur Schule gehen?
6.
Wie viel hat die Frau verdient, bevor sie das erste Kind
bekommen hat?
7.
Wie viel verdient diese Frau zum Zeitpunkt der Aufnahme?
8.
Wie viele Kinder hat die durchschnittliche österreichische
Familie?
9.
Wie viele Familien in Österreich gibt es, die fünf
Kinder unter 12 Jahren haben?
10.
Wie
viele Familien in Österreich gibt es, die fünf Kinder haben?
11.
Wie hoch ist das Durchschnittseinkommen von Familien mit
fünf Kindern
derzeit?
12.
Wie hoch ist die Armutsgefährdung von Familien mit drei
und mehr Kindern?
13.
Wie viele Kinder leben in Österreich derzeit in Familien
zusammen mit beiden
leiblichen
Eltern?
14.
Wie viele Kinder leben in Österreich derzeit in
AlleinerzieherInnen - Familien?
15.
Wie viele Kinder leben in Österreich derzeit in
Patchwork - Familien?
16.
Teilen Sie meine Meinung, dass es die im Film
dargestellte Familie mit
österreichischen
Großfamilien, deren Lebensalltag und vor allem auch deren
finanzieller
Lage absolut nicht übereinstimmt?
17.
Wie viel hat die Konzeption und Produktion des Films
insgesamt gekostet?
18.
Wie hoch sind die Kosten für die Ausstrahlung des
Fernsehspots?
19.
Wie viel hat die Konzeption und Produktion des
Radiospots gekostet?
20.
Wie hoch sind die Kosten für seine Ausstrahlung?
21.
Wie hoch sind die Kosten für die Konzeption und
Produktion der Plakate?
22.
Wie viele Mütter haben in den vergangenen zwei Jahren
das
Kinderbetreuungsgeld
NICHT in Anspruch genommen?
23.
Wie viele davon hatten ein Einkommen, das über der
Zuverdienstgrenze
gelegen ist?
24.
Warum machen Sie Werbung für das Kinderbetreuungsgeld?
25.
Warum setzen Sie dieses Geld nicht ein, um eine Kampagne
gegen Gewalt in
der
Familie zu starten?
26.
Warum machen Sie nicht eine Informationskampagne um
Familien über die
Möglichkeit
des Wegweiserechts im falle innerfamiliärer Gewalt zu informieren?
Ich bedanke mich für die Beantwortung der Fragen.