3592/J XXII. GP
Eingelangt am 08.11.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Maga. Terezija Stoisits,
Freundinnen und Freunde
an die
Bundesministerin für Justiz
betreffend „Operation Spring"
Ein kürzlich in Österreich angelaufener
Dokumentarfilm zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass schwere
Zweifel
an der Rechtsstaatlichkeit der Strafverfahren rund um Operation Spring angebracht
sind.
Vieles ist nach wie
vor ungeklärt, Justizministerin Gastinger sieht dennoch keinen Handlungsbedarf.
Fest steht jedoch, dass auch ohne Eingriff
in das letzte laufende Strafverfahren dringender Handlungs-
und Klärungsbedarf besteht.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Welche konkreten Tatsachen wurden den Entscheidungen, ob
bestimmten Zeugen rund um
Operation Spring Anonymität gewährt wurde,
zugrundegelegt (Bitte um Aufgliederung nach den
einzelnen anonymen Zeugen)?
2.
Auf welcher Grundlage wurden diese konkreten Tatsachen zu
welchem Zeitpunkt erhoben bzw.
überprüft (Bitte um
Aufgliederung nach den einzelnen anonymen Zeugen)?
3.
Wer
hat diese konkreten Tatsachen erhoben bzw. überprüft?
4.
Hat
jene Person oder haben jene Personen, die diese konkreten Tatsachen erhoben
bzw. überprüft
haben, bei irgendeinem der Prozesse rund um Operation Spring eine
weitere Rolle gespielt?
4.1. Wenn ja, welche Person hat welche Rolle gespielt?
5. Haben die anonymen Zeugen
Zuwendungen/Begünstigungen welcher Art auch immer für ihre
Aussagen bekommen (Entgegenkommen
durch die ExekutivbeamtInnen, Erleichterungen in der
Haft, finanzielle oder sonstige Unterstützung, etc.)?
5.1. Wenn ja, welche (Bitte um
Aufgliederung nach den einzelnen anonymen Zeugen)?
5.2. Wenn ja, wer hat diese
Zuwendungen/Begünstigungen gewährt?
6.
Wie hoch waren die konkreten finanziellen Ausgaben für
die Zuwendungen/Begünstigungen
welcher Art auch immer für die anonymen Zeugen (Bitte um
Aufgliederung nach den einzelnen
anonymen Zeugen)?
7.
Wurde gegen jenen anonymen Zeugen, der nach eigenen
Angaben im Zuge der Strafverfahren
rund um Operation
Spring Falschaussagen getätigt hat, ein Strafverfahren eingeleitet?
7.1. Wenn ja, wann?
7.2.
Wenn nein, warum nicht?
7.3.
Wenn
nein, wird ein solches Strafverfahren eingeleitet werden?
7.4.
Wenn ja, wann?
7.5.
Wenn nein, warum nicht?
8.
Wodurch waren die Omnipräsenz der Exekutive und die
exzessiven Sicherheitsvorkehrungen bei
den
Gerichtsverhandlungen zu Beginn der Prozesse rund um Operation Spring begründet?
9.
Wie sah die Einschätzung der Gefährlichkeit der
Situation, die eine derartige Präsenz der
Exekutive
und diese exzessiven Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssälen hätte
rechtfertigen
können, zu Beginn der
Prozesse aus?
9.1.
Wer hat diese Einschätzung getroffen?
9.2.
Wurde diese Einschätzung überprüft?
9.3.
Wenn ja, von wem?
9.4.
Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
9.5.
Wenn nein, warum nicht?
10. Wie sah die Einschätzung der Gefährlichkeit der
Situation, die eine derartige Präsenz der
Exekutive und diese exzessiven
Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssälen hätte rechtfertigen
können, bei Ende der meisten Prozesse aus?
10.1.
Wer
hat diese Einschätzungen getroffen?
10.2.
Wurde
diese Einschätzung überprüft?
10.3.
Wenn ja, von wem?
10.4.
Wenn
ja, mit welchem Ergebnis?
10.5.
Wenn nein, warum nicht?
11.
Warum
hat die Präsenz der Exekutive und haben die exzessiven Sicherheitsvorkehrungen
bei den
Strafverfahren rund
um Operation Spring mit
Fortschreiten
der Prozesse sukzessive
abgenommen?
12.
Standen die abnehmende Präsenz der Exekutive und die
abnehmenden Sicherheitsvorkehrungen
mit der abnehmenden
Präsenz der Öffentlichkeit, insbesondere der Medien im Zusammenhang?
13.
Wie hoch waren die Kosten der Präsenz der Exekutive und
der Sicherheitsvorkehrungen insgesamt
im Lauf aller
Verfahren rund um Operation Spring?
14.
Aus
welchem Budget wurden diese Kosten beglichen?
15.
Welche personellen, technischen und organisatorischen
Kosten wurden vom Justizministerium seit
der
Einführung der besonderen Ermittlungsmaßnahmen wie zB des Lauschangriffs in
welcher
Höhe
jährlich veranschlagt, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse dieser
Ermittlungsmaßnahmen
bei den Gerichten
öffentlich und unmittelbar verwertet werden können?
16.
Wie
haben sich die Erfahrungen rund um Operation Spring auf diese
Kalkulation ausgewirkt?
17.
Ist
sichergestellt,
dass jedes zuständige Gericht die Ergebnisse der besonderen
Ermittlungsmaßnahmen
auf öffentliche und unmittelbare Weise verwerten kann?
17.1.
Wenn
ja, wie hoch waren die dafür aufgewendeten Kosten?
17.2.
Wenn
nein, warum nicht?
17.3.
Wenn
nein, wann wird dies möglich sein?
17.4.
Wenn
nein, entspricht dies dem Grundsatz des fairen Verfahrens nach Art. 6 EMRK?
18. Halten Sie die Vorselektion der Beweise durch die
Exekutive, wie sie in der Praxis gehandhabt
wird, für rechtsstaatlich bedenklich?
18.1. Wenn ja, welche konkreten legislativen Maßnahmen sollen Abhilfe bieten?
19. Halten Sie die durch die DolmetscherInnen
praktizierte Vorselektion der zu übersetzenden
Textpassagen für rechtsstaatlich bedenklich?
19.1. Wenn ja, welche konkreten legislativen Maßnahmen sollen Abhilfe bieten?
20. Sind legislative Maßnahmen geplant, um zB eine
bessere Trennung zwischen StaatsanwältIn und
RichterIn in der Hauptverhandlung zu gewährleisten?
20.1.
Wenn
ja, wann werden diese zur Begutachtung versendet?
20.2.
Wenn
nein, warum nicht?