3594/J XXII. GP
Eingelangt am 08.11.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Bettina Stadlbauer
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Finanzierung des TV-Spots der Österreichischen Lebensbewegung"
Seit
1. September 2005 wird ein TV-Werbespot der „Österreichischen
Lebensbewegung" im ORF und
in diversen Privatsendern ausgestrahlt. Zu
sehen ist ein junger Mann, der einer jungen Frau eröffnet,
dass er schwanger ist. Die junge Frau
antwortet: „Mach was du willst. Aber rechne nicht mit mir." Dann
erscheint eine Schrift quer über den
Bildschirm: „Überraschend schwanger? Baby wir schaffen das!
www.lebensbewegung.at." Co-finanziert wurde der Spot vom
Ressort der Frauen- und
Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat.
Wenn
man sich die Website der „Österreichischen Lebensbewegung" vormals
„Geborene für
Ungeborene" durchliest, kann man feststellen, dass hier Fakten zu
Verhütung und
Schwangerschaftsabbruch ganz eindeutig sehr
einseitig und teilweise falsch dargestellt werden.
Darüber hinaus spricht sich die „Österreichische Lebensbewegung" in
jedem Fall, auch bei
Schwangerschaft durch Inzest oder
Vergewaltigung, gegen eine Abtreibung aus.
Auch sind die Methoden des Schwangerschaftsabbruchs medizinisch falsch und in
einer irreführenden
Weise dargestellt.
Weder
auf der Website, noch in dem Filmspot wird in irgendeiner Weise auf die
Wichtigkeit der
Prävention oder Verhütung von ungewollten Schwangerschaften hingewiesen, ganz
im Gegenteil
werden auch medizinisch falsche Aussagen
getroffen, dass etwa „Minipille und Spirale zu den
frühabtreibenden Methoden der Empfängnisverhütung gezählt werden
müssen ". Insgesamt ist die
Ablehnung von sicheren Verhütungsmethoden
auf der Homepage äußerst bedenklich und geeignet zu
einer unnötig hohen Anzahl an ungewollten Schwangerschaften und damit an
Abbrüchen beizutragen.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Gesundheit und Frauen
nachstehende
Anfrage:
1.
Auf welche Höhe
belaufen sich die Finanzierungskosten Ihres Ministeriums und damit der
österreichischen
SteuerzahlerInnen für den TV-Werbespot „Überraschend schwanger? Baby wir
schaffen
das!" der Österreichischen Lebensbewegung?
2.
Was genau wurde und in welcher
Höhe wurde seitens Ihres Ministeriums für den TV-Spot der
„Österreichischen
Lebensbewegung" finanziert? (Erstellung des Films, Ausstrahlung, Regie
oder
anderes
- bitte um genaue Auflistung)
3.
Wie oft und in welchen Medien wird und wurde der Spot
ausgestrahlt?
4.
Wurden die Mittel für den Spot aus dem Budget des
Frauen- oder des Gesundheitsressorts zur
Verfügung
gestellt?
5.
Wird und wurde die „Österreichische Lebensbewegung"
auch sonst mit Mitteln Ihres Ministeriums
unterstützt?
6.
Wenn ja, in welcher Höhe, für welchen Zeitraum und für
was konkret?
7.
Welches politische Ziel verfolgen Sie mit der
Unterstützung der "Österreichischen
Lebensbewegung"?
8.
Sollen mit dem Spot Mädchen und Frauen vom Austragen
ungewollter Schwangerschaften
überzeugt
werden und aufgrund von welchen Erfahrungen oder Annahmen ist davon auszugehen,
dass der Spot dieses Ziel erreicht?
9.
Informieren Sie auch über Möglichkeiten zum
Schwangerschaftsabbruch?
10.
Wenn ja, wann, wo und wie konkret und wie viele Mittel
stellt Ihr Ministerium dafür zur
Verfügung?
11.
Wenn nein, mit welcher Begründung lehnen Sie dies ab?
12.
Stellen Sie auch anderen Organisationen, die im
Zusammenhang mit dem Thema ungewollter
Schwangerschaft
Beratung und Hilfe anbieten, Mittel zur Verfügung? Inwieweit unterstützen Sie
auch
Maßnahmen zur Prävention ungewollter Schwangerschaften?
13.
Wenn ja, welche Organisationen sind dies, für welchen
Zeitraum und in welcher Höhe werden sie
seitens Ihres Ministeriums unterstützt?
14.
Wenn nein, mit welcher Begründung unterstützen Sie nur
die "Österreichische Lebensbewegung' ?
15.
Machen oder unterstützen Sie Infokampagnen an
österreichischen Schulen zum Thema
Schwangerschaft,
Verhütung und Abtreibung?
16.
Wenn ja, welche Kampagnen an welchen Schulen und wie
hoch sind die dafür vorgesehenen
Mittel? Welche Organisationen unterstützen Sie diesbezüglich?
17.
Wenn nein, warum nicht, bzw. welchen Organisationen haben
Sie die Unterstützung verweigert?
18.
Welche Hilfestellungen und Rahmenbedingungen für
ungewollt schwangere Frauen haben sie seit
Beginn Ihrer Amtszeit eingeführt oder verbessert?
19.
Wie beurteilen Sie die Meinung der „Österreichischen
Lebensbewegung", wonach ein
Schwangerschaftsabbruch selbst bei Schwangerschaft durch „Inzest" oder
„Vergewaltigung" nicht
"infrage käme'' (nachzulesen unter www.lebensbewegung.at)?
20.
Wie lautet die medizinische Beurteilung Ihres
Ministeriums der Behauptungen der
„Österreichischen Lebensbewegung" auf ihrer Homepage, wonach Minipille und
Spirale
„frühabtreibende"
Methoden zur Empfängnisverhütung seien.?
21.
Wie stehen Sie dazu, dass Verhütungsmittel in Österreich
selbst für sozial schwache Frauen und
Jugendliche
nicht von der Krankenkasse übernommen werden, obwohl dies in Westeuropa ein
selbstverständlicher Standard ist?
22.
Inwieweit unterstützt Ihr Ministerium Initiativen zur
Prävention von ungewollten
Schwangerschaften,
wie:
a. Eine Ausbildung von Lehrern für eine bessere Sexualerziehung
b. Kampagnen für eine bessere Anwendung von sicheren Verhütungsmitteln
c. Die
Möglichkeit für junge Frauen, sich Verhütungsmittel von einem Arzt
verschreiben zu lassen ohne, dass sie einen
Krankenschein von ihren Eltern
benötigen
d. Verhütungsmittel auf Krankenschein, zumindest für
Jugendliche und sozial
schwache Frauen
e. Kondomautomaten an Schulen
f. Die "Pille danach" rezeptfrei, wie
inzwischen in neun westeuropäischen
Ländern?