3700/J XXII. GP
Eingelangt am
07.12.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier, DDr. Niederwieser
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend „Abhängigkeitserkrankungen: Kaufsucht (Shopping-Sucht) — Verschuldung
von SchülerInnen"
Es gibt in unserer Gesellschaft immer mehr Möglichkeiten in Abhängigkeiten zu geraten.
Nach
einem Bericht der österreichischen Ärztezeitung (25.02.2004) wird das Spektrum
der
Abhängigkeitskrankungen immer größer: Neben
einem breiteren polytoxikomanen Gebrauch
legaler oder illegaler Substanzen nehmen nicht substanzgebundene
Abhängigkeiten wie
Internet-, Ess-, Sex- sowie Kauf- und Spielsucht zu.
Ein
besonderes und zunehmendes Problem in allen Generationen stellt aus
Expertensicht die „Kaufsucht" dar: Die im Dezember 2004 veröffentlichte
AK-Studie
wies nach, dass junge ÖsterreicherInnen - vor allem Frauen - stark
kaufsuchtgefährdet
sind.
„ Jede zweite junge Frau zwischen 14 und 24 Jahren
kaufsuchtgefährdet, 38 Prozent
Betroffene bei
jungen Männern - Vorbeugende Maßnahmen nötig.
In
der Vorweihnachts- und Ausverkaufszeit ist die Versuchung besonders groß: Viele
KonsumentInnen verfallen dem Kaufrausch. Eine von der AK erstmals in Österreich
repräsentativ durchgeführte Studie in Kooperation mit der Uni Stuttgart-Hohenheim
zeigt
erschreckende Ergebnisse: Jede vierte ÖsterreicherIn ist kaufsuchtgefährdet.
Zudem sind
besonders junge Menschen, speziell Frauen,
extrem betroffen: So ist jede zweite junge Frau
im Alter zwischen 14 und 24 kaufsuchtgefährdet, bei den Burschen sind es
38 Prozent.
„Kaufsuchtgefährdung
ist unabhängig von Einkommen, Beruf, Wohnort oder Ausbildung".
Gekauft würden oft unnötige Dinge. Überdies
kann Kaufsucht schnell in den Teufelskreis der
Überschuldung führen. Bereits jetzt ist eine Reihe von Jugendlichen
überschuldet".
(AK 20.12.2004)
Die AK forderte daher Schutz für kaufsuchtgefährdete KonsumentInnen:
•
Entwicklung
eines Präventionsprogramms für Kaufsuchtgefahrdete
•
verpflichtender
Unterrichtsgegenstand Verbraucherbildung in Schulen
• mehr Geld für die österreichischen Schuldnerberatungsstellen für präventive
Maßnahmen für kaufsuchtgefährdete und überschuldete KonsumentInnen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die
Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und
Kultur nachstehende
Anfrage:
1.
Welche Maßnahmen gegen Kaufsucht und Verschuldung haben
Sie im schulischen
Bereich
seit Veröffentlichung dieser zitierten AK-Studie ergriffen?
2.
Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Jugendliche
(bzw. Schülerinnen) in
Österreich bereits „kaufsüchtig" sind (Aufschlüsselung männlich / weiblich
und nach
Bundesländer)?
Wenn nein, wie hoch werden diese geschätzt?
3.
Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Jugendliche
(bzw. SchülerInnen) in
Österreich
verschuldet sind (Aufschlüsselung nach Bundesländer so weit als
möglich)?
4.
Wenn keine Zahlen für Österreich vorliegen - werden Sie
diesbezügliche Studien in
Auftrag geben bzw. werden Sie diesbezügliche Projekte fördern?
Wenn ja, in welcher Form?
Wenn
nein, warum nicht?
5. Sind Ihnen Studien anderer EU-Mitgliedsstaaten
bekannt, die sich mit der Problematik
von Kaufsuchtgefährdung und
Verschuldung von SchülerInnen befassen?
Wenn ja, was sind die Ergebnisse dieser Studien?
6.
Welche Ursachen führen Ihrer Meinung nach in die
Kaufsucht, insbesondere bei
Jugendlichen (bzw.
SchülerInnen)?
7.
Welche sozialen Probleme sind Ihnen im Zusammenhang mit
der Kaufsucht von
Jugendlichen
(bzw. SchülerInnen)bekannt?
8.
Wie beurteilen Sie den Zusammenhang von Kaufsucht und
Überschuldung bei
Jugendlichen (bzw.
SchülerInnen)?
Welchen Beitrag können die Schulen bzw. Lehrer leisten,
um hier aufklärend zu
wirken?
9.
Welche Maßnahmen planen Sie aus bildungspolitischen
Gründen 2005 und 2006 zur
Bekämpfung
von Kaufsucht und Verschuldung von Jugendlichen (bzw. SchülerInnen)?
Welche
präventiven Aktivitäten (Präventionsprogramm) sind geplant?
10.
Halten Sie zur Bekämpfung von Kaufsucht und Verschuldung
von Jugendlichen (bzw.
SchülerInnen)
weitere legislative oder administrative Maßnahmen - eventuell
gemeinsam mit anderen
Ressorts - für notwendig?
Wenn ja, welche?
11.
In welcher Form werden Sie die Öffentlichkeit -
insbesondere Jugendliche (bzw.
SchülerInnen) - auf
die Problematik und die Auswirkungen von Kaufsucht und
Verschuldung aufmerksam machen?
12.
In welcher Form und Umfang sowie in welchen Fächern wird
zurzeit in Schulen das
Thema „Kaufsucht und Verschuldung" behandelt (Aufschlüsselung nach
Schularten
und
Altersklassen)?
13.
Welche Unterrichtsmaterialien stehen in den Schulen den
LehrerInnen konkret dafür
zur
Verfügung (Aufschlüsselung nach Schularten)?
14.
Welche Haltung nehmen Sie zu einem verpflichtenden
Unterrichtsgegenstand
„Verbraucherbildung"
in Schulen ein?
Ist es für Sie denkbar, für bestimmte Schularten oder
Altersgruppen diesen
Unterrichtsgegenstand
vorzuschreiben?
15. In welcher Form bzw. in welchen
Lehrveranstaltungen und Angeboten der
Weiterbildung werden LehrerInnen auf die Bearbeitung von Kaufsucht und
Verschuldung vorbereitet?