3770/J XXII. GP
Eingelangt am 12.01.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Tödliches Bakterium Clostridium difficile - Österreich?"
Nach Presseberichten breitet sich in den USA ein
Bakterium aus, das gegen Antibiotika resistent
ist und besonders für
ältere Patienten eine potentiell tödliche Gefahr darstellt. Mittlerweile
werden durch den Erreger auch junge und gesunde Menschen gefährdet.
Es
sind drei medizinische Studien aus den USA und Kanada die zu ähnlichen
alarmierenden
Schlussfolgerungen kommen: Das potentiell
tödliche Bakterium „Clostridium difficile" verbreitet
sich nicht nur immer weiter, sondern ist mutiert und befällt auch
Menschen, die bisher nicht als
gefährdet galten.
„Das Bakterium namens Clostridium difficile — benannt
nach einer schwierigen Auffindbarkeit —
ist bereits
seit längerem als Gefahr in Krankenhäusern bekannt. Rund drei Prozent aller
Gesunden und 20 bis 40 Prozent der Krankenhauspatienten tragen es in sich, wie
das „Deutsche
Ärzteblatt" berichtet. Meist ist das
Darmbakterium ungefährlich - es sei denn, man wird wegen
einer anderen Infektion mit Antibiotika behandelt. Während andere
Bakterien im Darm
absterben, kann es zu einer explosiven Vermehrung des resistenten Clostridium
difficile kommen.
Das „New England Journal of Medicine"
veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe gleich zwei
Studien und einen Kommentar zu dem Thema. Eine der Studien besagt, dass
allein im
vergangenen Jahr in zwölf kanadischen
Krankenhäusern 117 von 1703 Patienten mit Clostridium
difficile an den Folgen der Ansteckung gestorben sind. Rund 22 von 1000
neu eingewiesenen
Klinikpatienten hätten das Bakterium in sich getragen, was eine deutliche
Steigerung gegenüber
früheren Zahlen bedeute.
Laut
der zweiten Untersuchung ist ein besonders ansteckender Stamm des Bakteriums in
den
USA aufgetaucht, der gegen bestimmte
Antibiotika, sogenannte Fluorochinolone, resistent ist. Zu
den Symptomen einer Infektion mit Clostridium difficile gehören schwerer
Durchfall und
Darmkrämpfe. Insbesondere bei älteren Menschen kann die Erkrankung zum Tod
führen. "
(Spiegel Online
05.Dezember 2005).
Besonders gefahrvoll und risikoreich wird von den Forschern die
Tatsache eingestuft, dass dieser
Erreger mittlerweile
auch außerhalb von Krankenhäusern aufgetaucht ist und Menschen befallt.
Das Bakterium selbst ist durch Mutation anstechender (auch außerhalb von
Krankenhäuser).
„ Viele Mediziner sehen in der zunehmenden Resistenz sogenannter
Krankenhauskeime gegen
Antibiotika eine der größten Gesundheitsgefahren der Zukunft. Ich will niemanden
vor einer
Antibiotika-Behandlung abschrecken, sagte Clifford McDonald, Hauptautor einer
der Studien
im New England Journal of Medicine. Die neuen Erkenntnisse seien
aber besorgniserregend. Wir
müssen darauf reagieren, betonte der Mediziner. Uns sollte klar werden dass das
Risiko von
Antibiotika-Behandlungen steigt." (Spiegel
ONLINE 05.12.2005)
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die
Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen nachstehende
Anfrage:
1.
Sind Ihnen die drei im Einleitungstext angesprochenen
wissenschaftlichen Studien bekannt?
Teilen Sie die
jeweiligen Schlussfolgerungen?
2.
Wenn ja, welche Maßnahmen müssen bei Bejahung dieser
Ergebnisse aus Sicht des Ressorts
in Österreich bzw. in
den Krankenanstalten ergriffen werden?
3.
Wie
werden die vorliegenden Studienergebnisse durch Ihr Ressort generell beurteilt?
4.
Wie werden die vorliegenden Studienergebnisse durch die
EU-Kommission beurteilt? Gibt es
seitens der
EU-Kommission Vorschläge wie dieses (mutierte) Bakterium bekämpft werden
soll? Wenn ja wie lauten diese?
5.
Wie werden die vorliegenden Studienergebnisse durch die
WHO beurteilt? Gibt es seitens der
WHO Vorschläge wie dieses (mutierte) Bakterium bekämpft werden soll? Wenn ja wie
lauten
diese?
6.
Wie
beurteilen Sie die zunehmende Resistenz sogenannter Krankenhauskeime gegen
Antibiotika? Gibt es auch in Österreich diesbezügliche wissenschaftliche
Erkenntnisse?
Welche Auswirkungen haben diese
Erkenntnisse auf die österreichische Gesundheitspolitik?
7.
Welche
Erfahrungen und Erkenntnisse liegen in Österreich zum Clostridium difficile
vor?
8.
Sind in Österreich diesbezügliche Todesfälle bzw.
Ansteckungen von PatientInnen in
Krankenhäusern
bekannt geworden? Wenn ja, wie viele (Aufschlüsselung der Anzahl auf
Krankenanstalten)?
9.
Sind
in Österreich diesbezügliche Todesfälle bzw. Ansteckungen von PatientInnen
außerhalb
von Krankenhäusern bekannt geworden? Wenn
ja, wie viele (Aufschlüsselung der Anzahl auf
Krankenanstalten)?
10.
Wie viele Menschen bzw. wie viele Krankenhauspatienten
in Österreich tragen nach
Einschätzung des
Ressorts dieses Bakterium?
11.
Wie viele Fälle der Antibiotikabehandlung sind in den
Jahren 2000, 2001, 2002, 2003, 2004
und 2005 nachweisbar
(Aufschlüsselung auf Jahre)?
12.
Sind Sie daher auch der Auffassung, dass das Risiko von
Antibiotikabehandlungen steigt?
Wenn
nein, warum nicht?