3813/J XXII. GP
Eingelangt am 24.01.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Parnigoni, Mag. Gisela Wurm
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend rechtsextreme Konzertveranstaltung im
Innsbrucker Lokal „Hafen"
am 14. und 15.
Oktober 2005
Von
14. bis 15. Oktober 2005 fand im Innsbrucker Lokal „Hafen" eine
Konzertveranstaltung mit mehreren in- und ausländischen Gruppen statt, die dem
„Black Metal", einer Spielart der „Heavy
Metal"-Musik, zuzurechnen sind. Bei diesem
von „Brutal Arts Tyrol" veranstalteten Konzert konnten mehrere Bands
auftreten, die
dem extrem rechten Flügel der Szene bzw. dem „National Socialist Black
Metal"
(NSBM), einer neonazistisch orientierten Subkultur des „Black Metal",
angehören.
Konkret traten u. a. die Musikgruppen
„Horna" aus Finnland, „Eternity" aus
Deutschland, „Inquisition" aus den USA, „Caedes" aus Deutschland,
„Watain" aus
Schweden sowie „Corpus Christii" aus Frankreich auf. Diese Bands und
ihre
Aktivitäten bzw. Äußerungen werden im folgenden beschrieben:
INQUISITION
In
einem Interview sagte die Band, dass das Christentum und der jüdische Kult
vernichtet werden müssen. Der
Untergrund-Krieg und terroristische Aktivitäten gegen
Religionen und ihre Anhänger werden als „smarter Krieg" bezeichnet.
In einem
Interview behauptete „Dagon", ein Mitglied der Band, dass die Inquisition
der
katholischen Kirche mehr Juden getötet habe als die Nationalsozialisten.
Selbiger
sagte auch, dass er über das Töten von Juden, Christen und "anderen
Insekten"
nachdenke.
HORNA
Der Sänger und Gitarrist
„Shatraug" sagte in einem Interview, dass die Ideologie der
Band zu Nietzsche, dem Anti-Humanismus, Quälereien, Aberglauben und zu einigen
NS-ldealen tendiere.
Weiters sagte „Shatraug", dass er und sein Bandkollege
„Warmaster" den Nationalsozialismus unterstützen
und dass seiner Ansicht nach der
Nationalsozialismus
bedeute, stolz auf sein eigenes Erbe und sein eigenes Land zu
sein. In einem Interview antwortete er auf die Frage nach Politik im „Black
Metal"
lediglich mit „88". Dieses Kürzel wird
von Neonazis häufig verwendet und meint zwei
mal den achten Buchstaben des Alphabets: „HH" steht für „Heil
Hitler". In der E-Mail-
Kontakt-Adresse der Musikgruppe findet sich ebenfalls das Kürzel
„88". Auf dem
Cover des Tonträgers „Black Metal
Warfare" sind Panzer der Deutschen Wehrmacht
im Einsatz abgebildet.
CAEDES
Der
2001 produzierte Tonträger „Seelenharmonie" enthält Lieder mit Titeln wie
„Die Erlösung vom Parasit", „Das
Reich", „Die Krieger des Blutes" und „Vergeltung".
Auf einer niederländischen Metal-Seite wird darauf hingewiesen, dass
dieser
Tonträger rechte Texte enthält und dass der
Tonträger von einem deutschen „White-
Power"-Label empfohlen wird.
Das
Bandmitglied „Lord Asgaqlun" (Alexander Kies) spielt auch bei der Band
„Camulos". Ein Tonträger dieser Band
heißt „Der Untermensch (Mit Namen Christ)".
Eine Textstelle in dem Lied „Der Krieg beginnt" auf diesem in
Deutschland bereits
indizierten Tonträger lautet:....................... Sieh die Schwachen, winselnd vor ihrem
Kreuz+Vernichten
wir Gottes Gefolge - Die Tage des Bösen sind angebrochen -
Wehe dir, o Zion...". Mit „Lord Asgaqlun" spielt in der Band
„Camulos" noch „Zorrn",
der auch bei der Neonaziband „Kraftschlag" und in der „NSBM-Band
„Magog" aktiv
ist. Auch das Camulos-Mitglied „Nazgul" ist bei „Kraftschlag" und bei
der
Neonaziband „Soldiers of freedom" aktiv. „Lord Asgaqlun" von
„Caedes" spielt
weiters in der Band „Vilkates". Diese Band produzierte 1999 den Tonträger
„Angeldust And Blasphemy", auf dem ein
Lied mit dem Titel „Jewclan" zu finden ist.
In der Einleitung dieses Liedes wird ein betender Rabbiner erschossen.
In einem
Interview streiten „Vilkates" dennoch ab, politische Absichten zu verfolgen.
1998
traten „Vilkates" auf einem von dem Neonazi Hendrik Möbus (von
,,Absurd")
organisierten Konzert gemeinsam mit NSBM-Bands wie ,,Absurd", „Barad
Dür" etc.
auf. Ein Interview mit „Caedes" findet sich auch in dem neonazistischen
Magazin
„Blutvergießen" (Nr. 5). „Lord
Asgaqlun" von „Caedes" betreibt das Plattenlabel „Fog
of the Apocalypse", bei dem unter anderem die NSBM-Band
„Totenburg" einen
Tonträger veröffentlichte. Auch die rechtsextremen Bands „Nachtfalke" und
„Luror"
haben bei diesem Label einen Tonträger
produziert.
ETERNITY
Die
Musikgruppe „Eternity" stellte 2004 den Tonträger „Black Metal Against the
World" gemeinsam mit der NSBM-Band „Ad
Hominem" sowie der rechtsextremen
Band „Funeral Winds" her.
Bei
einem Konzert in Deutschland traten „Eternity" zusammen mit NSBM-Bands wie
„Magog", „Totenburg", „Ad Hominem", „Absurd" etc. auf. Bei
diesem Konzert
übernahm die neonazistische Kameradschaft „Selbstschutz Sachsen-Anhalt"
den
Saalschutz. Konzertbesucher erhoben den Arm zum Hitler-Gruß oder brüllten „Sieg
Heil" und „Juden raus". In einem Interview wird die Band
„Eternity" auf das Konzert
angesprochen. In einem Interview zum Thema
„Holocaust" befragt, meinten „Eternity"
nur: „Tolle Sache! Eine spezielle Abart davon ist doch der
Alkoholocaust!!??"
Zwischen der Band „Eternity" und der NSBM-Band
,,Absurd" bzw. „Wolfsmond" gibt
es starke personelle
Verbindungen:
2001 produzierten „Eternity" gemeinsam mit
„Wolfsmond" (Bassist und Gitarrist
spiel(t)en bei ,,Absurd") einen Tonträger bei „Sombre Records" (zu
diesem Label
siehe „Horna").
Ein Tonträger wurde
2004 bei dem Label „World Terror Comittee Productions"
hergestellt, u. a. gemeinsam mit dem rechtsextremen Projekt „Luror" von
Sven
Zimper, der Inhaber
des Labels und Mitglied der NSBM-Band „Absurd" ist.
In
dem Lied „Faustus M-Ängel-E" auf einem von „Luror" gemeinsam mit der
extrem
rechten Band „Nachtfalke"
veröffentlichten Tonträger heisst es „The dramatic destiny
of the chosen ones, the fate of the fateful elitists, Hail to the spirit
called Faustus
Mengele, demon of a modern world".
Zimpers Faust-Figur ist Dr. Josef Mengele, der
„Todesengel von Auschwitz". Das Plattencover zeigt ihn, umrahmt von
ausgemergelten Häftlingskindern.
Interviewer: „Ich bekomme nicht so viel von Religion in
Deutschland mit. Liegt das an
der
okkulten/satanischen Vergangenheit (...) des Dritten Reiches?".
Unhold: „Ja, im Vergleich zu anderen Ländern ist in Deutschland Religion nicht
so
präsent, aus welchen Gründen auch immer. Ich erinnere mich an eine starke
religiöse Bewegung, die sich „Evangelium
der Vergasung" nannte und beinahe sechs
Millionen Anhänger hatte, aber auf einmal waren sie plötzlich
verschwunden."
Einer der beiden Sänger von „Eternity", der sich ,,A.
Krieg" nennt, spielt mit Zimper
auch
gemeinsam in der Band „Hellfucked". „Hellfucked" sind auch auf einem
„Tribut
für
Absurd"-Tonträger vertreten.
Ein
Tonträger von „Hellfucked" wurde bei dem Label „Blut und Eisen
Productions"
produziert. Der Tonträger „Die Legende
lebt" wurde 2002 gemeinsam mit der Band
„Wolfsmond" bei dem rechtsextremen Label „Vinland Winds"
produziert. Der
Tonträger „Deathecration/First Offense" wurde bei der Plattenfirma „Pesten
Production" des deutschen
Rechtsextremisten Denis Schoner hergestellt.
Auch
bei der Band „Darkmoon Warrior" sind „A.Krieg" und sein Bandkollege
„Basilisk" von „Eternity" aktiv.
„Darkmoon Warrior" produzierten 1999 einen Demo-
Tonträger mit dem Namen „After the final Holocaust".
Der
Gitarrist und Sänger von „Eternity", Dirk Rößler, spielt mit Sebastian
Schauseil
(spielt/e in der NSBM-Band .Absurd" und in der rechtsextremen Band
„Halgadom")
und Zimper in der Band „Wolfsmond" und
spielte mit dem Rechtsextremisten Ronald
„Wolf Möbus, dem aktuellen Sänger von
„Absurd", in der inzwischen aufgelösten
Rechtsrock-Band „Heldentum". In
einem Interview erzählt Rößler, dass er auch gerne
die (neonazistische) Band „Landser" hört.
In einem Interview äußern sich „Eternity" zum Thema
„Nicht-Deutsche" wie folgt: „Ein
Türke in der Türkei
geht mir am Arsch vorbei, ein Schlitzauge in China stört mich
auch nicht und ein Nigger in Uganda ebenso wenig, doch was bitteschön haben die
in unserem Reich zu suchen?". Auf die Frage des Interviewers, wie das
„Problem"
mit dem „Dreck (Türken, Neger)" zu
lösen sei, zeigte sich die Band schon resigniert:
„Meiner Meinung nach ist es sowieso schon viel zu spät, dieses Problem
zu
beseitigen, da bereits viel zu viel Abschaum dieser Art unser Land verseucht
hat.
Man hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen."
Auch auf dem im Jahr 2000 veröffentlichten Tonträger
„Compilation Sacricola Ordnos
Priski - Germanischer
Gemeinschaftstonträger" sind „Eternity" neben anderen
einschlägigen NSBM-Bands wie „Aryan
Blood", „Rassenkrieg", „Holocaustus",
„Bilskirnir" etc. vertreten. Das Begleitheft dieses Tonträgers
enthält u. a. einen
„Sinnspruch" des einstigen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Der
Tonträger wird mit
der Hymne der SA, dem „Horst-Wessel-Lied", eingeleitet.
CORPUS CHRISTII
Das Band-Mitglied „Nocturnus Horrendus" spielt auch
in den rechtsextremen Bands
„Genocide Kommando", „Gestapo666", „Celestia", auch bei „Peste
Noire" (diese
Band produzierte z.B.
den Tonträger „Aryan supremacy") war er aktiv. „Corpus
Christii" über Politik im „Black Metal": „Life is all about
"politics", theres ethics (sic!)
everywhere, judaism is part of the common society, it's inevitable.."
In einem Interview mit dem Vorwurf, ein "Nazi"
zu sein, konfrontiert, meinte
"Nocturnus",
dass er kein "Nazi" sei, sondern nur die okkulte Seite des Nazismus
bewundere. Sie (die Nazis) hätten einigen Seelen dabei geholfen, zur Hölle zu
fahren, somit danke er ihnen. In einem
anderen Interview stellte er die Frage, was
falsch am Nationalsozialismus sei. Er gesteht zwar ein, dass es auch für ihn in
den
1930ern nicht angenehm gewesen wäre, Jude oder eine "homosexuelle kranke
Kreatur" zu sein, aber da er
weder diese Religion noch Homosexuelle begrüße, sei
es ihm egal.
Auch
sei heutzutage der Niedergang der "weißen Zivilisation" zu beklagen.
Auf die
Praktiken eines ihrer Plattenlabel
angesprochen, meinte „Nocturnus", dass die Band
gegen "diese jüdischen Geschäfte" sei, auch verwende man keine
"jüdischen Strich-
Codes" auf Tonträgern. Im Hinblick auf sein Heimatland Frankreich sprach
"Nocturnus" von "20 Millionen sehr aggressiven Muslimen",
die ihre "Unter-Kultur",
die eine Mischung aus ihrer fanatischen Religion und einer
"Nigger-Gangster"-Sache
sei, verbreiten wollen. Diese Muslime hätten Freude daran, "weiße
Menschen" zu
erniedrigen, auch gebe es eine Phobie vor Rassismus in Frankreich. Die
französische Gesellschaft werde von Chirac und seinen Freunden mit jüdisch-
kapitalistischen Werten kontrolliert. Sie würden alle menschlichen Krankheiten
verherrlichen; so sei es für Homosexuelle leichter, in wichtige, führende
Positionen
zu kommen.
WATAIN
Die erste Veröffentlichung dieser Band heißt „Go fuck
your jewish 'god'". In einem
Interview
bezeichnet das Bandmitglied Danielsson Geld als eine „jüdische Waffe".
In diesem Zusammenhang richten daher die unterzeichneten Abgeordneten
an die
Bundesministerin für
Inneres folgende
Anfrage
1. Wurden betreffend dieser Konzert-Veranstaltung
sicherheitsbehördliche
Maßnahmen gesetzt?
Wenn
ja, welche Maßnahmen wurden gesetzt?
Wenn nein, warum wurden keine Maßnahmen
gesetzt?
2. Werden Sie dafür sorgen, dass künftig
sicherheitsbehördliche Maßnahmen
gesetzt werden, um derartige Veranstaltungen zu unterbinden?
Wenn ja, welche Maßnahmen?
Wenn nein, warum
nicht?