3843/J XXII. GP

Eingelangt am 25.01.2006
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Anfrage

der Abgeordneten Ing. Kurt Gartlehner

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend fehlendes Engagement bei dem Projekt „Internationales Polarjahr

2007/2008"

Die derzeitige österreichische Bundesregierung verpasst keine Gelegenheit, um
sich als Förderer von Forschung und Entwicklung darzustellen. Keine
Sonntagsrede, die ohne Phrase zu F&E auskommt, und kaum ein öffentlicher
Auftritt, bei dem der Stehsatz der F&E-Quote fehlt. Konkret werden die Damen
und Herren der Bundesregierung selten. Im heutigen Standard (25.1.2005) wird
Helga Kromb-Kolb, Klimaforscherin und Wissenschafterin des Jahres 2005,
zitiert: „Natürlich ist es zeitweise frustrierend, wenn man seit Jahren auf die
Folgen der Umweltzerstörung hinweist und der Regierung entsprechende
Gegenmaßnahmen vorschlägt und dann immer wieder mit ansehen muss, wie die
Politik völlig konträr handelt." Und zur Forschungspolitik: „Gefördert wird, was
schnelles Geld verspricht."

Zur Zeit laufen in zahlreichen Staaten die Vorbereitungen für das Internationale
Polarjahr 2007/2008 auf Hochtouren. Wichtige Organisationen sind in diesem
Zusammenhang das International Council for Science (ICSU) und die World
Meteorological Organisation (WMO). Im Jahr 2004 verabschiedete der U.S. Senat
eine Resolution, die den Präsidenten aufforderte, sich für das Gelingen des
Polarjahres zu engagieren.

Von österreichischer Seite hört man wenig. Obwohl das Internationale Polarjahr
ein entscheidender Impuls für die Realisation internationaler
Gemeinschaftsprojekte ist, findet sich bei der Auflistung der nationalen Komitees
kein Komitee aus Österreich,
(http://www.ipy.org/national/committee.htm;
10.1.2006). Ein „Point of Contact" (http://www.ipy.org/national/poc.htm;
18.1.2006) ist in diesem Zusammenhang in keiner Weise angemessen. Dabei hätte
Österreich auf diesem Gebiet große Tradition. 1873 entdeckten Julius Payer und
Carl (Karl) Weyprecht „Franz-Josef-Land" und stellten wissenschaftliche
Untersuchungen an. Auf den österreichischen Marineoffizier Weyprecht ging
danach die Idee zum ersten internationalen Polarjahr (1882-1883) zurück. Seither
fand eine solche Bündelung internationaler Spitzenforschung drei mal statt. Es
kam in diesem Rahmen immer wieder zu wissenschaftlichen Höchstleistungen.
1957/1958 fand das „Internationale Geophysikalische Jahr (IGY)" mit weit, über
die Wissenschaft hinaus reichenden Konsequenzen statt. Die internationale
Scientific Community erwartet sich vom Internationalen Polarjahr 2007/2008
entscheidende Erkenntnisse zur weiteren Entwicklung des irdischen Klimas.

Aus diesen Gründen erscheint es uns mehr als eigenartig, wenn von Seiten des
offiziellen Österreichs kaum Aktivitäten gesetzt werden. Von der derzeitigen
Bundesregierung wird die klima- und umweltrelevante Polarforschung ignoriert
und es werden konkrete Projekte nicht zügig vorangetrieben. Gerade in Anbetracht
des Klimawandels sollte diesem Bereich aber höchste Aufmerksamkeit geschenkt
werden.

 


Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Bildung, Wissenschaft und Kultur nachstehende

Anfrage:

1.  Ist in  ihrem Ministerium das Projekt des  Internationalen Polarjahres
2007/2008 bekannt?

2.              Welche konkreten Projekte wurden in diesem Zusammenhang an sie
herangetragen?

3.              Welche  Projekte  wurden in diesem  Zusammenhang  genehmigt bzw.
werden durchgeführt?

4.              Wer führt eventuelle Projekte durch, wie hoch sind die Kosten?

5.              Wurde im Rahmen von internationalen Gesprächen das Polarjahr erörtert?

6.              Gibt es in ihrem Ministerium Aktivitäten zur internationalen Vernetzung
der Klima- und Umweltforschung?

7.              Gibt  es   Initiativen  ihres  Ministeriums   im  Zusammenhang  mit  dem
Polarjahr, welche sind dies?

8.              Bestehen noch Möglichkeiten Projekte für das Internationale Polarjahr
voranzutreiben?