3903/J XXII. GP
Eingelangt am 02.02.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und
GenossInnen
an
den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend „ÖBB-Sparprogramm:
Selbstbedienungsstrecken mit „Strafgebühr“ - WC-
Schließungen auf Bahnhöfen“
Die Sparwut bei den
ÖBB treibt sonderbare Blüten: WC-Anlagen werden in kleinen Bahnhöfen
geschlossen, eine Kontrollgebühr (=Strafgebühr) bei Bahnkunden ohne Ticket
eingehoben. Dies
alles geht zu Lasten
von Service und Kundenzufriedenheit.
Bis jetzt konnten Bahnkunden beispielsweise darauf vertrauen,
dass sie beim Schaffner eine
Fahrkarte mit einem Aufschlag von 3 Euro kaufen können. Ab 1. Februar 2006
müssen die
Schaffner auf den neu
deklarierten Selbstbedienungsstrecken dafür eine so genannte
„Kontrollgebühr“ von 60 Euro kassieren.
Bis jetzt ist es so: Wer vor einem verschlossenen
Fahrkartenschalter steht, es sehr eilig hat oder
vor einer Schlange am Fahrscheinautomaten kapituliert, kann sich beim Schaffner
im Zug eine
Fahrkarte mit einem
Aufschlag von 3 Euro kaufen. Mit Ausnahme der schaffnerlosen „Talent-
Triebwägen“ ist dies derzeit noch in sehr vielen Zügen, in denen ein Schaffner
Vorschrift ist,
möglich. Damit ist es jetzt vorbei. Mit 1. Februar dJ deklariert die ÖBB den
Großteil ihrer
Salzburger Bahnstrecken als
„Selbstbedienungsstrecken“. Auf diesen müssen die Schaffner den
Fahrgästen ohne Karte zuzüglich zum
Kartenpreis 60 Euro abknöpfen - die so genannte
Kontrollgebühr, die letztendlich
nichts anderes als eine Strafgebühr darstellt! Somit gelten alle
ÖBB-Kunden ohne Ticket als Schwarzfahrer.
Zu
„Selbstbedienungsstrecken“ wurden beispielsweise die Routen Straßwalchen -
Salzburg und
Salzburg - Schwarzach/St. Veit - also die
meistgenützte Hauptader der Bahn im Bundesland.
„Nicht genug damit, dass sich die ÖBB wieder ein Stück mehr von der Kundenfreundlichkeit
verabschiedet“, ärgerte sich auch der Salzburger AK-Präsident Siegfried
Pichler. „Sie liefert
damit auch einen richtigen
Schildbürgerstreich!“
Nämlich:
Wer in Attnang-Puchheim in den Zug Richtung Salzburg steigt, kann sich wie
gehabt
eine Fahrkarte beim Schaffner mit dem
3-Euro-Aufschlag kaufen. Wer in Straßwalchen in genau
denselben Zug mit genau demselben Schaffner steigt, zahlt zum
Kartenpreis 60 Euro mehr.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Verkehr, Innovation
und
Technologie nachstehende
Anfrage:
1.
Welche Strecken wurden in Österreich zu
Selbstbedienungsstrecken erklärt
(Aufschlüsselung der
Strecken auf die Bundesländer)?
2.
Welche Einsparungen werden in Österreich durch
schaffnerlose Züge (z.B. Talent-
Triebwägen) erwartet?
Wie werden diese beziffert?
3.
Warum wurden im Bundesland Salzburg die Hauptstrecken
der Bahn zu so genannten
Selbstbedienungsstrecken
erklärt?
4.
Welche Einsparungen werden in Salzburg durch
schaffnerlose Züge (z.B. Talent-
Triebwägen) erwartet?
Wie werden diese beziffert?
5.
Wie
beurteilen Sie den unterschiedlichen Aufschlag und damit diese eklatante
Ungleichbehandlung auf derselben Strecke
zwischen Salzburg und Oberösterreich (siehe
Einleitungstext)?
6.
Halten
Sie den Betrag von 60,- Euro als „Kontrollgebühr“ als gerechtfertigt?
7.
Wie beurteilt das Ressort die Einhebung dieser
Kontrollgebühr aus dem Blickwinkel
Service sowie
Kundenzufriedenheit und Kundenfreundlichkeit?
8.
Wie oft waren Fahrscheinautomaten im Jahre 2005 defekt
und mussten repariert werden?
Wie viele waren es
(Aufschlüsselung auf Bundesländer und Standorte)?
9.
Wie viele SchwarzfahrerInnen wurden 2000,2001, 2002,2003, 2004 und 2005 in den
ÖBB-Zügen angetroffen
(Aufschlüsselung auf Jahre)?
Wie wurde bislang mit den SchwarzfahrerInnen umgegangen?
10. Auf welchen Bahnhöfen sollen die WC-Anlagen
geschlossen werden?
Welche Einsparungen sollen österreichweit damit erreicht werden?