4195/J XXII. GP

Eingelangt am 27.04.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag. Ruth Becher

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Inneres

betreffend ein sicheres Donaustadt

Die Sorge um die Sicherheit wächst. Was man aufgrund persönlicher Erfahrungen wie auch
aus zahlreichen Gesprächen mit besorgten Bürgerinnen und Bürger ohnedies schon wusste,
wurde nun durch eine Meinungsumfrage noch zusätzlich untermauert. Nur 31 Prozent der
Bevölkerung fühlen sich im Land „sehr sicher". 90 Prozent der 1.000 befragten
ÖsterreicherInnen sprechen sich für mehr öffentliche Polizeipräsenz aus. Wenig
verwunderlich ist angesichts dieser Umfrageergebnisse, dass nur ein Zehntel der
österreichischen Bevölkerung mit dem derzeitigen Einsatz der Bundesregierung in
Sicherheitsfragen zur Gänze zufrieden ist.

Dieses mangelnde Sicherheitsgefühl kommt nicht von irgendwo, der Anstieg der strafbaren
Handlungen seit dem Ende sozialdemokratischer Regierungsverantwortung bis 2005 um
22,75 Prozent auf 605.272 Fälle sowie der dem Sparstift geschuldete Abbau von rund 3.000
ExekutivbeamtInnen und der dadurch bedingte Rückgang der Aufklärungsquote um 11,76
Prozentpunkte auf 39,6 Prozent sind der beste Beweis, wie begründet die Angst vor
Kriminalität nach sechs Jahren desaströser schwarz-blau-oranger Sicherheitspolitik ist.

Die Auswirkungen derselben bekommt natürlich auch die Donaustadt zu spüren. So stieg die
Zahl der registrierten Delikte zwischen 2000 und 2005 um 28,36 Prozent von 13.083 auf
16.793 an, im gleichen Zeitraum sank die Aufklärungsquote aber um 9,91 Prozentpunkte auf
28,2 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Anfragebeantwortung 3716/AB XXII. GP.-NR
hervor. Aus dieser geht ebenso hervor, dass zwischen 2000 und 2005 die Anzahl der im 22.
Bezirk verübten Verbrechen um sage und schreibe 206,78 Prozent auf 5.974, die registrierten
Einbruchsdiebstähle um 204,16 Prozent auf 5.134 und Raubüberfälle gar um 333,9 Prozent
auf 197 zugenommen haben. Diesem dramatischen Anstieg der Einbruchsdiebstähle,
Raubüberfälle und Verbrechen steht eine bedenklich niedrige Aufklärungsquote von 12,2, 5,6
bzw. 46,7 Prozent gegenüber.


Dass man diesem besorgniserregenden Anstieg der in der Donaustadt verübten Straftaten auch
mit einer entsprechenden Aufstockung der ExekutivbeamtInnen entgegen getreten wäre, kann
nicht behauptet werden. Das belegen mehrere Anfragebeantwortungen des
Innenministeriums. Während seit dem Jahr 2000 im 22. Bezirk die Kriminalität um über 28
Prozent angewachsen ist, erhöhte sich die Zahl der systemisierten Planstellen beim
Stadtpolizeikommando Donaustadt nur um 3,24 Prozent auf 255 Personen. Zieht man davon
jene BeamtInnen ab, die entweder an andere Dienststellen bzw. Einheiten abkommandiert
oder karenziert wurden, waren es laut Anfragebeantwortung 3121/AB
XXII. GP.-NR 198
PolizistInnen, die im Jahr 2000 tatsächlich in der Donaustadt ihren Dienst versehen haben,
fünf Jahre später belief sich die Zahl der im 22. Bezirk zum Einsatz kommenden
ExekutivbeamtInnen auf 200, also um zwei PolizistInnen mehr. Im darauf folgenden Jahr
sollten es laut aktueller Anfragebeantwortung 3833/AB XXII. GP.-NR plötzlich 255
PolizistInnen sein, die mit Stichtag 1.1.2006 beim Stadtpolizeikommando Donaustadt ihren
Dienst nachgehen.

Eine wahrlich wundersame Vermehrung. Was über fünf Jahre hindurch vom
Innenministerium nicht zugestanden wurde, nämlich eine bedarfsgerechte Erhöhung des
Personalstandes der Exekutivkräfte im 22. Bezirk, soll nun innerhalb nur eines Jahres möglich
sein. Es besteht begründeter Verdacht, dass die in der Anfragebeantwortung 3833/AB
XXII.
GP.-NR angeführten Zahlen nicht der Realität entsprechen. Dies deshalb, weil der
Anfragestellerin Informationen nicht nur hinsichtlich des tatsächlichen, sondern auch des
systemisierten Personalstandes vorliegen, die von den Angaben des Innenministeriums stark
abweichen. So beläuft sich der systematisierte Sollstand beim Stadtpolizeikommando
Donaustadt zwar auf 256 ExekutivbeamtInnen, tatsächlich stehen aber nur 186 PolizistInnen
vor Ort zur Verfügung.

Wie schon ein halbes Jahr zuvor, als sich die Innenministerin damit brüstete, dass
ausgemusterte PolizeischülerInnen den Exekutivdienst in Wien-Donaustadt verstärken
würden, sich in einer daraufhin gestellten Anfrage aber herausgestellte, dass der 22. Bezirk
keine/keinen einzige/einzigen Beamtin/en bekommen wird, wird auch in diesem Fall
versucht, der Bevölkerung mit Unwahrheiten und falschen Versprechungen Sand in die
Augen zu streuen.


Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem und auf Grund der mangelhaften
Anfragebeantwortung betreffend „Exekutivbeamte in Wien-Donaustadt im Jahr 2005" an die
Bundesministerin für Inneres nachstehende

Anfrage:

1.              Frage 2 der Anfrage 3898/J XXII.  GP.-NR blieb ohne Angabe von Gründen
unbeantwortet. Da sieben Monate zuvor die Anfragestellerin auf eine gleichgelagerte
Frage der Anfrage 3167/J XXII. GP.-NR noch Auskunft erhielt, wird selbige daher
nachfolgend noch einmal an die Innenministerin gestellt: Wie viele BeamtInnen waren
mit 1.1.2006 dem Stadtpolizeikommando Donaustadt zugewiesen?

2.              Frage 9 der Anfrage 3898/J XXII. GP.-NR blieb ebenfalls unbeantwortet. Da sieben
Monate zuvor die Anfragestellerin auf eine gleichgelagerte Frage noch Auskunft
erhielt, wird selbige daher nachfolgend noch einmal an die Innenministerin gestellt:
Wie viele KriminalbeamtInnen des Kriminalkommissariats Nord waren mit 1.1.2006
dem Stadtpolizeikommando Donaustadt zugewiesen?

3.              In der Anfragebeantwortung 3833/AB XXII. GP.-NR schreiben Sie, dass mit Stichtag
29. März 2006 254 neue PolizistInnen den exekutiven Außendienst im Bundesland
Wien verstärken würden. Auf die Frage, wie viele der E2c-AbsolventInnen jeweils
den einzelnen Exekutivdienststellen zugewiesen werden, war keine Antwort zu
erhalten. Die Innenministerin wird ein weiteres mal ersucht, nachstehende Frage zu
beantworten:    Wie   viele   der   von   Ihnen   angegebenen   254   ausgemusterten
PolizeischülerInnen wurden mit Stichtag 29. März 2006 dem Stadtpolizeikommando
Donaustadt, wie viele den anderen dreizehn Stadtpolizeikommanden zugeteilt?

4.              In der Anfragebeantwortung 3833 und 3812/AB XXII. GP.-NR behaupten Sie, dass
im Jahr 2005 in Wien 190 neue PolizistInnen ausgemustert wurden. So war es auch
am 16. September des vorigen Jahres in der „Kronen Zeitung" zu lesen. Tatsächlich
sollten   es   aber   um   die   Hälfte   weniger   sein.   Das   zeigt   ein   Blick   in   die
Anfragebeantwortung 3347/AB XXII.  GP.-NR.  Demnach nahmen nur 81  E2c-


Absolventlnnenim den exekutiven Außendienst im Jahr 2005 in einem der Wiener
Stadtpolizeikommandos auf. Wie erklären Sie sich diese widersprüchlichen Angaben?

5.             Worauf führen  Sie  den  Umstand  zurück,   dass  keine  der  81   ausgemusterten
PolizeischülerInnen   laut   Anfragebeantwortung   3347/AB   XXII.   GP.-NR   dem
Stadtpolizeikommando Donaustadt zugeteilt wurde?

6.             Seit Herbst 2005 absolvieren sieben ExekutivbeamtInnen des Stadtpolizeikommandos
Donaustadt     einen    E2a-Kurs.     Wurden    diese     sieben    PolizistInnen    dem
Stadtpolizeikommando durch andere ExekutivbeamtInnen ersetzt?

7.             Wenn nein, warum nicht?

8.             Die Ausmusterung des unter 6. erwähnten E2a-Kurses erfolgt am 1. Mai dieses Jahres.
Wie viele der sieben ExekutivbeamtInnen werden danach wieder Ihren Dienst beim
Stadtpolizeikommando Donaustadt versehen?

9.             Laut Anfragebeantwortung 3121/AB XXII.  GP.-NR versahen mit  1.1.2005  200
ExekutivbeamtInnen  tatsächlich ihren  Dienst  in  Wien-Donaustadt,  mit  Stichtag
1.1.2006  waren  es  gemäß  Anfragebeantwortung  3833/AB 
XXII.   GP.-NR  242
PolizistInnen. Auf welche Gründe führen Sie diesen sprunghaften Personalanstieg
beim Stadtpolizeikommando Donaustadt innerhalb nur eines Jahres um 21 Prozent
oder 42 BeamtInnen zurück?

10.      2003 und 2004 führte der Rechnungshof zwei Überprüfungen der Gebarung der
Bundespolizeidirektion Wien durch. In seinem diesbezüglichen Wahrnehmungsbericht
(Reihe Bund 2005/6) kritisiert dieser u.a., dass zur logistischen Unterstützung des
Exekutivdienstes „neben Bediensteten des Allgemeinen  Verwaltungsdienstes auch
außendienstfähige Exekutivbeamte im Innendienst" eingesetzt worden seien. „Durch
den ausbildungsfremden Einsatz von insgesamt 286 Exekutivbeamten", beanstandete
der Rechnungshofes, „konnten weder deren exekutives Erfahrungswissen noch deren
berufsspezifisches   Grund-   und  Fachausbildungswissen für   die   Erfüllung   von
Kernaufgaben im exekutiven Außendienst genutzt werden.".
In diesem Zusammenhang
stellt sich folgende Frage: Wie viele der von Ihnen angegebenen 242 tatsächlich beim


Stadtpolizeikommando Donaustadt zum Einsatz kommenden außendienstfähigen
ExekutivbeamtInnen wurden mit 1.1.2006 mit welcher Begründung zur logistischen
Unterstützung des Exekutivdienstes im Innendienst eingesetzt?

11.     Wie   viele   der   tatsächlich   im   22.   Bezirk   eingesetzten   außendienstfähigen
ExekutivbeamtInnen wurden mit Stichtag 1.1.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und 2005
zur logistischen Unterstützung des Exekutivdienstes im Innendienst eingesetzt?

12.     Worauf führen Sie den Anstieg der in Wien-Donaustadt begangenen strafbaren
Handlungen zwischen 2000 und 2005 um 28,36 Prozent von 13.083 auf 16.793 und
das im gleichen Zeitraum Absinken der Aufklärungsquote um 9,91 Prozentpunkte auf
28,36 Prozent zurück?

13.     Zwischen 2000 und 2005 stieg im 22. Bezirk die Zahl der Verbrechen um 206,78
Prozent auf 5.974, die der registrierten Einbruchsdiebstähle um 204,16 Prozent auf
5.134 und die der Raubüberfälle gar um 333,9 Prozent. Welche Gründe machen Sie
für  diesen  explosionsartigen  Anstieg  der  Verbrechen,  Einbruchsdiebstähle  und
Raubüberfälle von 2000 bis 2005 verantwortlich?

14.     Welche Maßnahmen wurden von Ihnen zwischen 2000 und 2005 im 22. Wiener
Gemeindebezirk gesetzt, um die Verbrechensprävention zu verbessern?

15.     Welche Maßnahmen wurden bzw. werden von Ihnen im Jahr 2006 zur Verbesserung
der Verbrechensprävention gesetzt?

16.  Welche Maßnahmen wurden von Ihnen zwischen 2000 und 2005 im 22. Wiener
Gemeindebezirk gesetzt, um die Aufklärungsquote zu verbessern?

17.     Welche Maßnahmen wurden bzw. werden von Ihnen im Jahr 2006 zur Verbesserung
der Aufklärungsquote gesetzt?

18.     Im Rahmen der „Kriminalpolizeilichen Strategievereinbarung" werden jeweils zu
Jahresbeginn in jedem Bundesland Schwerpunktfelder und Gegenmaßnahmen zur


Reduktion  der  Deliktszahlen  sowie  Erhöhung  der  Aufklärungsquote  festgelegt.
Welche polizeiliche Strategie ist dabei für Wien im Jahr 2006 vorgesehen?

19.      Welche Maßnahmen werden im Zuge dieses Strategiekonzepts zu welchem Zeitpunkt
in der Donaustadt gesetzt?

20.  Wie viele Planstellen bestanden jeweils bei den Stadtpolizeikommanden Innere Stadt,
Landstraße,   Margareten,  Josefstadt,  Favoriten,   Simmering,   Meidling,   Fünfhaus,
Ottakring, Döbling, Brigittenau, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing mit 1.1. und
1.4.2006?

21.  Wie    viele     BeamtInnen    waren    mit     1.1.     und     1.4.2006    jeweils     den
Stadtpolizeikommanden Innere Stadt, Landstraße, Margareten, Josefstadt, Favoriten,
Simmering,   Meidling,   Fünfhaus,   Ottakring,   Döbling,   Brigittenau,   Floridsdorf,
Donaustadt und Liesing zugewiesen?

22.  Wie viele ExekutivbeamtInnen versahen mit 1.1. und 1.4.2006, das heißt abzüglich
jener an andere Dienstbehörden abgegebenen oder karenzierten BeamtInnen sowie
sich in Mutterschutz befindlichen BeamtInnen, tatsächlich jeweils ihren Dienst bei den
Stadtpolizeikommanden Innere Stadt, Landstraße, Margareten, Josefstadt, Favoriten,
Simmering,   Meidling,   Fünfhaus,   Ottakring,   Döbling,   Brigittenau,   Floridsdorf,
Donaustadt und Liesing?

23.  Wie viele Planstellen bestanden jeweils bei den einzelnen Bereichsabteilungen der
Wiener Sicherheitswache mit jeweils 1.1.2000,2001,2002,2003, 2004 und 2005?

24.  Wie viele BeamtInnen waren mit jeweils 1.1.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und 2005
den jeweiligen Bereichsabteilungen der Wiener Sicherheitswache zugewiesen?

25.  Wie viele ExekutivbeamtInnen versahen mit 1.1.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005,  das  heißt  abzüglich jener  an  andere  Dienstbehörden  abgegebenen  oder
karenzierten  BeamtInnen  sowie  sich  in  Mutterschutz  befindlichen  Beamtinnen,
tatsächlich ihren Dienst in den jeweiligen Sicherheitswache Bereichsabteilungen
Wiens?


26.      Wie lautete die systemisierte Planstellenanzahl bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1. und 1.4.2006?

27.  Wie lautete der zugewiesene Personalstand bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1. und 1.4.2006?

28.  Wie lautete der tatsächliche Personalstand bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1. und 1.4.2006?

29.  Wie lautete die systemisierte Planstellenanzahl bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005?

30.      Wie lautete der zugewiesene Personalstand bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005?

31.      Wie lautete der tatsächliche Personalstand bei den Kriminalkommissariaten Mitte,
Nord, Süd, West und Zentrum Ost mit Stichtag 1.1. 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005?