4341/J XXII. GP
Eingelangt am 07.06.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Ruth Becher
und GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend
zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau der Schienenverbindung Wien -
Bratislava über den Marchegger Ast
Zwar zeigt sich der Verkehrsminister trotz
allem Insistierens und Drängens in Sachen eines
durchgehenden zweigleisigen und
elektrifizierten Ausbaus der Schienenverbindung zwischen
Wien nach Bratislava über den
Marchegger Ast nach wie vor uneinsichtig, ein kleines
Zugeständnis konnte selbigen aber dann doch abgerungen werden. Schenkt
man der jüngsten
Anfragebeantwortung 4001/AB XXII. GP.-NR des Verkehrsministers Glauben, so wird
nun
völlig entgegen den vorhergehenden
Bekundungen beabsichtigt, den Streckenabschnitt
zwischen Stadlau und Raasdorf (und von Siebenbrunn-Leopoldsdorf bis
Marchegg) nicht nur
zu elektrifizieren, sondern auch
zweigleisig auszubauen. Eine interessante Wendung: War vor
vier Monaten in der „Kronen Zeitung“
(6.2.2006) noch zu lesen, dass ein zweites Gleis
zwischen Stadlau und der vor der
Station Raasdorf gelegenen Haltestelle Hausfeldstraße
aufgrund des verbauten Umfeldes
gänzlich unmöglich sei, so schreibt nun plötzlich der
Verkehrsminister in seiner
Anfragebeantwortung, dass geplant sei, dieses Nadelöhr
„durchgehend zweigleisig“ ausbauen zu wollen. Allem Anschein nach
dürfte der von der
Anfragestellerin in der Anfrage 4057/J XXII.GP.-NR ins Treffen geführte
Einwand, wonach
der Streckenabschnitt Stadlau -
Hausfeldstraße als „Verkehrsband“ gewidmet sei und sich
somit entgegen der Behauptung des Verkehrsminister für einen
zweigleisigen Ausbau eignen
würde, zu einem Umdenken geführt haben.
So erfreulich diese Ankündigung auch sein
mag, so wenig wurde bis dato im Verkehrsressort
die Notwendigkeit eines raschen vollständigen
zweigleisigen und elektrifizierten Ausbaus der
Schienenverbindung zwischen Wien und Bratislava über den Marchegger Ast
wie auch der
Behebung der Kapazitätsengpässe im Bereich
der Donauquerung (Ostbahnbrücke) erkannt.
Die Begründungen dafür, warum die Strecke Wien - Marchegger Ast -
Bratislava trotz ihrer
Einigung als schnelle Städteverbindung
zwischen den beiden Hauptstädten auch in Zukunft
ein stiefmütterliches Dasein fristen muss, sind dabei weder neu noch
stichhaltig.
Ein immer wieder kehrendes Argument,
das von Seiten des Verkehrsressorts für die
Hintanstellung der
nördlichen Schienenverbindung zwischen den beiden Ballungszentrum
angeführt wird, ist die Vordringlichkeit der
Ausbaumaßnahmen zwischen Wien und
Bratislava über den Flughafen Wien.
Hierzu ist abermals darauf hinzuweisen, dass die
erwähnten beiden Eisenbahnstrecken zwei unterschiedliche Funktionen
erfüllen und als
gemeinsamer Korridor anzusehen sind. Während
der Bau der Spange Götzendorf der
Integration des Flughafens in den
Schienenkorridor Wien - Bratislava dient, kommt einzig
und allein die Verbindung über den Marchegger Ast als schnellste und
kürzeste Verbindung
zwischen den beiden Hauptstädten in Frage.
Es ist daher unseriös, beide Strecken
gegeneinander „auszuspielen“. Darüber hinaus muss in diesem Zusammenhang
auch darauf
hingewiesen werden, dass die in der
Anfragebeantwortung so bezeichnete Absicht, eine
„Schnellverbindung zwischen Wien und Bratislava über den Flughafen“ schaffen
zu wollen,
im Sinne der zwischen Verkehrsstaatssekretär
Kukacka und seinem slowakischen
Ressortkollegin in einem „Letter of
Intent“ vereinbarten Fahrzeit zwischen Wien und
Bratislava im Ausmaß von 40 Minuten
nicht nachvollziehbar ist. Die Funktion einer
Schnellverbindung und somit die
Erreichung der angestrebten 40-minütigen Zielfahrzeit
zwischen Wien und Bratislava lässt sich nur über den Marchegger Ast
realisieren.
In die Tat umsetzen lässt sich das oben erwähnte Vorhaben
allerdings nur dann, wenn es auch
zu einem durchgehenden zweigleisigen Ausbau
der Strecke Wien - Marchegger Ast -
Bratislava kommt. Gerade das schließt der Verkehrsminister aber genauso aus wie
den
Ausbau der Donauquerung im Bereich der Ostbahnbrücke. Geradezu originell
geraten dabei
seine Ausflüchte, warum die Zulegung
weiterer Gleise kein vordringliches Anliegen sei. So
glaubt der Verkehrsminister allen Ernstes, dass ein viergleisiger Ausbau der
Ostbahnbrücke
gar nicht notwendig sei, die
Kapazitätsengpässe der infolge auf der Donauquerung
verkehrenden Schnellbahnlinie S80, stündlich fahrender Euregio-Züge Wien
- Bratislava,
Regionalzüge nach Marchegg, Schnellzüge
Richtung Prag und einzelner Züge nach
Mistelbach sowie durch den starke
Güterverkehr könnten genauso gut auch durch die
Umlegung einzelner Verkehre behoben werden. Letzteres ist jedoch einmal
mehr eine
Themaverfehlung. Fakt ist, dass zwei Gleise
im Bereich der Donauquerung zu wenig sind.
Daran wird auch die nicht näher
ausgeführte Idee der „völligen Neuordnung des
Güterverkehrs im Raum Wien“ nichts ändern. Das Nadelöhr Donauquerung ist
Realität, ein
auch vom Verkehrsminister gewünschter
nachfragegerechter Schienenverkehr Wien -
Bratislava über
Marchegg kann nur durch die Zulegung weiterer Gleise verwirklicht werden.
Da es auch nach der
mittlerweile dritten Anfragebeantwortung zum Thema
Schienenverbindung
Wien - Bratislava über den Marchegger Ast im Allgemeinen und
Schnellbahnlinie S80 im Besonderen nicht nur
nicht gelungen ist, die gestellten Fragen im
zufriedenstellenden Ausmaß . zu
beantworten, sondern auch aufgrund mangelhafter
Ausführungen weitere Fragen
aufgeworfen werden, richten die unterzeichneten Abgeordneten
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
nachstehende
Anfrage:
1.
In der Anfragebeantwortung 4001/AB XXII.
GP.-NR schreiben Sie, dass ein
„selektiver zweigleisiger Ausbau in den Abschnitten Stadlau bis Raasdorf
und von
Siebenbrunn-Leopoldsdorf bis Marchegg vorgesehen'''' sei. Die
Projektentwicklung sei
derzeit
aber noch im Laufen. „Laut Mitteilung der
ÖBB-Infrastruktur Bau AG sollen
die Ergebnisse
im Mai 2006 vorliegen. Dann“, heißt es in Ihrer Beantwortung weiter,
„können konkrete Aussagen über die jeweils
zu veranschlagenden Kosten und damit
eine Entscheidung
über den endgültigen Ausbaubedarf getroffen werden". Da
inzwischen der Monat Juni ins Land gezogen ist und eine Entscheidung der ÖBB-
Infrastruktur Bau AG inzwischen
vorliegen sollte, wird im Folgenden gefragt: Wie
lautet der endgültige Ausbaubedarf
der Schienenverbindung Wien - Bratislava über
den Marchegger Ast, wie hoch sind die jeweils zu veranschlagenden
Kosten?
2.
Auf Seite 5 derselben Beantwortung ist zu lesen, dass die
Streckenabschnitte Stadlau
bis Raasdorf und
Siebenbrunn-Leopoldsdorf bis Marchegg „durchgehend zweigleisig“
ausgebaut werden sollen, auf Seite 2 ist hingegen nur von einem „selektiven
zweigleisigen Ausbau“ die Rede. Geht die Anfragestellerin richtig in der
Annahme,
dass es sich bei letzterem um ein Versehen
handelt und ein durchgehender
zweigleisiger Ausbau der
in Frage 1 angeführten Streckenabschnitte der
Schienenverbindung über den Marchegger Ast beabsichtigt wird?
3.
Welche Gründe können Sie anführen, die es rechtfertigen,
auf den zweigleisigen
Ausbau zwischen
Raasdorf und Siebenbrunn-Leopoldsdorf zu verzichten?
4.
In Ihrer oben zitierten Anfragebeantwortung führen Sie
weiters aus, dass es „auf
Grund eines effizienten Einsatzes der vorhandenen Mittel, aber auch
deshalb, weil
seitens der ÖBB-Infrastruktur Bau AG nicht sämtliche Projekte
gleichzeitig umgesetzt
werden können“, zweckmäßig und zielführend erscheine, „die
Verbindung zwischen
Wien und Bratislava in mehreren, zeitlich abgestuften Schritten
auszubauen“. Soll
heißen:
Der vollständige zweigleisige Ausbau der Schienenverbindung über den
Marchegger
Ast muss warten, Priorität hat die Strecke zwischen den Flughäfen Wien
und Bratislava. Können Sie angesichts der
Vorziehung des Schienenprojektes
zwischen
Wien und Bratislava über den Flughafen Wien garantieren, dass die
erforderlichen
finanziellen Mitteln für die zwischen 2008 und 2011 anberaumten
zweigleisigen
Ausbaumaßnahmen auf der Schienenverbindung über den Marchegger
Ast auch tatsächlich
zur Verfügung stehen?
5.
Wenn
nein, womit begründen Sie die
fehlende
finanzielle Abdeckung des
beabsichtigen
selektiven zweigleisigen Ausbaus der Strecke zwischen Wien und
Bratislava über den
Marchegger Ast?
6.
Können Sie angesichts der Vorziehung des
Schienenprojektes zwischen Wien und
Bratislava
über den Flughafen Wien garantieren, dass die erforderlichen finanziellen
Mitteln
für den beabsichtigen Ausbau des Abschnitts Gänserndorf - Marchegg -
Devinska Nova Ves
sichergestellt sind?
7.
Wenn
nein, womit begründen Sie die
fehlende
finanzielle Abdeckung des
beabsichtigen
Ausbaus der Strecke Wien - Gänserndorf - Marchegg - Devinska N. V.
-
Bratislava?
8.
In der Anfragebeantwortung 3900/AB XXII. GP.-NR vom 12.
April dieses Jahres
heißt
es, dass über die im Zeitraum 2007-2013 zu erwartenden EU-Zuschüsse für das
Schienenausbauprojekt
Wien - Bratislava keine Angaben gemacht werden könnten,
„da die
Verhandlungen über die Finanzielle
Vorausschau 2007-13 noch nicht
abgeschlossen sind und somit die Dotierung der Haushaltslinie für
transeuropäische
Netze (TEN-Haushaltslinie) im EU-Haushalt für den Zeitraum 2007-13 noch
nicht
fixiert ist. Die entsprechenden EU-Zuschusschancen bzw. Zuschusshöhen im
Zeitraum
2007-13 hängen wesentlich von den weiteren
Verhandlungen über die Finanzielle
Vorausschau 2007-13 ab“. Inzwischen
wurde die Finanzielle Vorausschau 2007 bis
2013
am 17. Mai vom Europäischen Parlament angenommen und durch die
österreichische
EU-Ratspräsidentschaft, den Parlamentspräsidenten und die
Haushaltskommissarin unterzeichnet. Da
nunmehr der EU-Haushalt beschlossen
wurde, wird im Anschluss nochmals gefragt: Mit welchen EU-Zuschüssen
wird nach
erfolgter Einigung über die Finanzielle
Vorausschau für die Jahre 2007-2013 für die
als Teil der vorrangigen TEN-Achse
Nr. 17 geltenden Schienenverbindung Wien -
Bratislava zu rechnen sein? Wie hoch
sind die EU-Zuschüsse für den Ausbau der
Strecke über den Marchegger Ast?
Sind EU-Zuschüsse abhängig von ihm Rahmenplan
2006 - 2011 für
Schienenausbaumaßnahmen genehmigte Mittel?
9.
Wie
hoch sind die im
Rahmenplan 2006 - 2011
vorgesehenen jährlichen
Investitionsraten
für den Ausbau der Schienenverbindung Wien - Marchegger Ast -
Bratislava,
der Strecke zwischen Wien und Bratislava über den Flughafen Wien und
der Verbindung Wien - Gänserndorf- Marchegg - Devinska N. V. - Bratislava?
10.
Ein eindeutige Antwort auf die Fragen 24 bis 26 der
Anfrage 4057/J XXII. GP.-NR
bleiben
Sie auch diesmal schuldig: Daher noch einmal in gekürzter Form: Was
gedenken
Sie gegen die einen nachfragegerechten Schienenverkehr zwischen Wien
und
Bratislava verhindernden Kapazitätsengpässe auf der Donauquerung im Bereich
der Ostbahnbrücke im
Konkreten zu unternehmen?
11.
Welche
Fahrzeit lässt sich auf der
Strecke zwischen Wien und
Bratislava
Hauptbahnhof über den
Flughafen Wien realisieren?
12.
Worin liegt der von Ihnen in Ihrer Anfragebeantwortung
4001/AB XXII. GP.-NR
angeführte „größte Nutzen“ des auch als
Schnellverbindung
zwischen den
Hauptstädten Wien und Bratislava über
den
Flughafen
Wien gedachten
Schienenprojektes,
wenn mit dem Ausbau der Strecke über den Marchegger Ast eine,
wie
Sie schreiben, „Reduzierungen der Fahrzeit von derzeit 57 Minuten auf etwa
40 Minuten angestrebt'' wird?
13.
Entsprechend Ihren Ausführungen soll es zu einer
Priorisierung des Ausbaus der
Verbindung
Flughafen Wien - Fischamend - Götzendorf - Bruck an der Leitha -
Kittsee
und weiter bis zum Flughafen Stefanik östlich von Bratislava kommen. Mit
welchen prognostizierten Zahlen an Transitpassagieren zwischen beiden Flughäfen
lässt sich diese
Priorisierung rechtfertigen?
14.
Liegen Ihnen Studien vor, die Ihre Feststellung,
derzufolge der bevorzugte Ausbau der
Schienenverbindung zwischen Wien und Bratislava über den Flughafen Wien
„kurzfristige den größten Nutzen sowohl für die Städteverbindung, als auch die
Flugpassagiere
und die Wirtschaft'' generiere, untermauern?
15.
Im Falle der Bejahung von Frage 14: Zu welchen Ergebnissen
kommt/kommen die
Studie/n im Detail?
16.
Bei Verneinung der Frage 14: Womit begründen Sie ansonsten
die Priorisierung des
Schienenausbaus
Wien - Bratislava über den Flughafen Wien?
17.
Ihren Ausführungen im Motiventeil der Anfragebeantwortung
4001/AB XXII. GP.-
NR
zufolge ist der Ausbau der Strecke über den Marchegger Ast zwischen 2008 und
2011
vorgesehen. Können Sie ausschließen, dass es infolge der Vorziehung des
Ausbaus
der Verbindung Wien - Bratislava südlich der Donau zu einer Verzögerung
der
Ausbaumaßnahmen auf der Eisenbahnstrecke Wien - Marchegger Ast — Bratislava
kommt?
18. Wenn nein,
warum nicht?
19.
Mit dem zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau der
Marchegger Ostbahn auf eine
Geschwindigkeit
von 160 km/h ließe sich eine
Fahrzeit von etwa 35 Minuten
zwischen beiden Städten und
dem zentrumsnahen Hauptbahnhof in Bratislava
erreichen.
Die Steigerung der grenzüberschreitenden Bahnreisenden betrug in den
Vergleichsjahren
2004 auf 2005 beim Grenzübergang Kittsee vier Prozent und beim
Grenzübergang
Marchegg 37 Prozent. Hier wird ersichtlich, dass der Grenzübergang
Marchegg ein deutlich
höheres
Wachstumspotenzial
aufweist. Mit welchen
Maßnahmen im Bereich der Bahninfrastruktur gedenken Sie
dieser Entwicklung beim
Grenzübergang Marchegg Rechnung zu tragen und zu welchem Zeitpunkt?
20. Wegen der
steigenden Inanspruchnahme der Marchegger Ostbahn im Nahverkehr
haben
alle Gemeinden von Raasdorf bis Marchegg bereits um die Planung und
Errichtung
von Park&Ride-Anlagen angesucht. Wann können diese Gemeinden mit
der Errichtung der
P&R-Anlagen rechnen?