4342/J XXII. GP
Eingelangt am 07.06.2006
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möglich.
Anfrage
der Abgeordneten DDr. Niederwieser
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Qualitätsverbesserung in der Sonderpädagogik
Unter
dem Titel „QSP - Qualität in der Sonderpädagogik" hat ein Projektteam
unter der
Leitung von Werner Specht im April 2006 ein
Dokument vorgelegt, das wichtige
Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Politik enthält.
Die
Expertenbefragung des QSP-Projekts identifiziert eine Reihe von Kernproblemen
im
Bereich der Integrations- und Sonderpädagogik, die das System der
sonderpädagogischen
Förderung in Österreich insgesamt betreffen.
Als Kernprobleme wurden genannt:
•
Das Nebeneinander
unterschiedlicher Prinzipien und Organisationsformen son-
derpädagogischer Förderung ohne klare Entscheidungsregeln für die Passung von
individuellen Förderbedürfnissen und institutioneller Betreuungsform;
•
die Bindung sonderpädagogischer Ressourcen an das
einzelne Kind und der daraus
folgende Mangel an
Flexibilität des Ressourceneinsatzes, auch zugunsten präventiver
Maßnahmen;
•
die
schwache Verankerung institutionalisierter Formen der Qualitätssicherung in der
Sonderpädagogik sowie das Fehlen von Qualitätsstandards und
Evaluationsverfahren
für sonderpädagogische Fördermaßnahmen;
•
die
unzureichende fachliche Absicherung und Standardisierung des Verfahrens zur
Bestimmung besonderer Fördernotwendigkeiten.
Daraus wurden Rahmenvorschläge für eine
qualitätsorientierte Weiterentwicklung des
sonderpädagogischen
Sektors in Form von „Fokusthemen" vorgelegt. Diese 7 Fokusthemen
umfassen:
1. Integrativer
Unterricht als Leitform sonderpädagogischer Förderung
2.
Flexibilisierung der Ressourcenvergabe für die
sonderpädagogische Förderung
3.
Sonderpädagogische Zentren als Orte der
Ressourcendistribution und als
Qualitätsagenturen
4.
Objektiviertes
Verfahren zur Feststellung von Fördernotwendigkeiten
5.
Individuelle Förderpläne - Prozessstandards für die
sonderpädagogische Förderung
6.
Optimale
Nutzung von Ressourcen und Förderpotentialen in voll ausgebauten
Integrationsklassen
7.
Mindeststandards
für materielle und personelle Ausstattung
Zu
diesen einzelnen „Fokusthemen" werden neben der Situationsanaylse eine
Reihe von
Fragen aufgeworfen. Daher richten die
unterzeichneten Abgeordneten an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur nachstehende
Anfrage:
1.
Ist
Ihnen bzw. dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur das oben
genannte Dokument bekannt?
2.
Sind Sie bereit, einige oder alle darin gemachten
Vorschläge umzusetzen?
a) Wenn ja, welche und in
welchem Zeitraum?
3.
Sind Sie für eine neue Strategie der Verteilung von
sonderpädagogischen Ressourcen,
wie
etwa bessere Planbarkeit der Ressourcen auf Bundes-, Landes- und regionaler
Ebene unter Berücksichtigung, dass in vielen Fällen Förderung über bestimmte
Zeitspannen
- nicht immer nur über ein Schuljahr erforderlich ist - und dass das
Ausmass der
Fördernotwendigkeiten stark unterschiedlich sein kann?
4.
Treten
Sie dafür ein, die Funktionen von sonderpädagogischen Zentren und
Sonderschulen grundsätzlich zu entkoppeln?
5.
Sind Sie dafür, das gegenwärtige
SPF-Feststellungsverfahren in ein bundesweit
einheitliches und
transparentes Verfahren zur maßnahmenorientierten Feststellung der
sonderpädagogischen Fördernotwendigkeiten
für eine Schülerin/einen Schüler
überzuführen?
6.
Sind Sie dafür, dass in Integrationsklassen durchgehend
prinzipiell zwei LehrerInnen
(eine
sonderpädagogisch ausgebildete Lehrkraft gemeinsam mit dem/der Klassen- bzw.
Fachlehrerln)
zum Einsatz kommen und damit eine wesentliche Steigerung der
Betreuungseffizienz und der Unterrichtsqualität gegeben ist?
7. Sollen bundesweit einheitliche Mindeststandards für die materielle und personelle
Grundausstattung von Schulen bzw. Klassen, in denen
Kinder mit sonderpädagogischem
Förderbedarf
unterrichtet werden, gelten?