4445/J XXII. GP

Eingelangt am 28.06.2006
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Isel - Natura 2000

 

 

Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass Österreich weitere Schutzgebiete mit dem Lebensraumtyp 3230 in das Natura 2000 Netzwerk einbringen muss. Österreich nimmt weite Teile der Ostalpen ein, in dem es die bedeutendsten verbliebenen Bestände der Deutschen Tamariske gibt. Die Deutsche Tamariske kommt  nur mehr an Fließgewässern mit funktionierender Geschiebeumlagerung vor – sie ist durch wasserbauliche und energiewirtschaftliche Maßnahmen in Mitteleuropa fast ausgestorben. An der Isel (in Osttirol), gibt es die größten inneralpinen Bestände der Deutschen Tamariske überhaupt, wissenschaftlich und naturschutzfachlich von internationaler Bedeutung.
Die Isel ist ein Gletscherfluss, sie hat 120 km² vergletschertes Einzugsgebiet; 2/3 der Wassermenge fließt im Sommer. Der Gletscherfluss Isel hat nur zwei hydrologische Jahreszeiten: Hochwasserzeit mit Gletschertrübung (Sommer), Niederwasserzeit mit Klarwasser (übriges Jahr; Winterwasser in Lienz: nur 5 m³/sec!) Alle anderen Gletscherflüsse der Alpen sind durch Schwall, Ausleitungen oder Staustrecken verändert.
Die Isel ist der letzte frei fließende, ökologisch funktionsfähige Gletscherfluss der gesamten Alpen!
 
Im Geleitwort zu einer umfassenden wissenschaftlichen Studie (siehe: www.wasser-osttirol.at/media/studie_tamariske.pdf) über die Österreichweite Verbreitung der Deutschen Tamariske (Myricaria Germanica) führt Univ. Prof.  Dr. Harald Niklfeld vom Institut für Botanik der Universität Wien aus: „Überragende Bedeutung kommt einerseits den bekannten Beständen… am Tiroler Lech zu, andererseits aber den Vorkommen an der Isel und ihren Zubringern in Osttirol. Diese Standorte sind aus wissenschaftlicher und naturschutzfachlicher Sicht von internationaler Bedeutung und daher unersetzlich, und müssen in ihren noch weitgehend natürlichen ökologischen Verhältnissen frei von Veränderungen bewahrt werden.“ „Die Bestände von Myricaria Germanica an der Isel sind die mit Abstand am bedeutendsten entlang eines naturnahen zentralalpinen Fließgewässers in Österreich.“ (Mag. Helmut Kudrnovsky, der Autor dieser Studie). Insgesamt wurden auf einer Flussstrecke von 26 Kilometer entlang der Isel zwischen Matrei i.O. und Lienz eine Gesamtfläche von 12 ha dieser einzigartigen und absolut zu schützenden Pflanzenart festgestellt. Viele NGOs und anfdere Gruppierungen fordern daher die Nachnominierung der Isel als Natura 200 Gebiet.
  

 

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

 

1.      Werden Sie sich bei der Tiroler Landesregierung dafür einsetzen, dass die Isel als Natura 2000 Gebiet nachnominiert wird ?

2.      Wenn nein, warum nicht ?

3.      Da Österreich noch relativ viele Defizite hinsichtlich natürlicher Lebensraumtypen in der Alpinregion (sowie hinsichtlich Lebensraumtypen und Arten in der Kontinentalregion) aufweist, rechnet die Europäische Kommission mit einer bedeutenderen Nachnominierung. Wann ist mit einer Nachnominierung von Natura 2000 Gebieten zu rechnen

4.       Welche besonderen Schutzgebiete sollen nachnominiert  werden?

5.      Befindet sich darunter auch die Isel in Osttirol mit ihren bedeutenden Tamariskenbeständen?

6.      Wenn nein, warum nicht?

7.      Wie beurteilen Sie die Kraftwerkspläne der TIWAG am Tauernbach, einem der größten Zubringer der Isel angesichts ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung?