4580/J XXII. GP

Eingelangt am 12.07.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag. Elisabeth Grossmann

und GenossInnen

an die Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz

betreffend umstrittene Kampagne gegen sexuellen Kindesmißbrauch

Die Kinderschutzorganisation „Möwe" startet mit 13. Juli 2006 eine Plakat- und
Radiokampagne unter dem Titel „Love Doll" gegen sexuellen Kindesmißbrauch.

Bereits im Vorfeld sorgte diese Kampagne bei renommierten ExpertInnen für Empörung. So
legte der Kinderpsychiater Max Friedrich nach Bekanntwerden des Werbesujet - eine
aufblasbare Kinderpuppe mit weit geöffnetem Mund und ängstlich geweiteten Augen - alle
Funktionen bei der Organisation zurück. Friedrich, wissenschaftlicher Berater der „Möwe"
wurde weder über das Sujet informiert, noch bei der Auswahl beigezogen. Friedrich meinte:
„Ich hätte als Wissenschaftler vehement davon abgeraten. Was hier vorliegt, ist üble
Propaganda. Dieser Fauxpax wirft kein gutes Licht auf die Organisation."

Die Präsidentin der Organisation, Martina Fasslabend, verteidigt die Kampagne mit rund
2.500 Plakaten in ganz Österreich mit den Worten: „Das Bild lässt dem Betrachter die
Interpretation frei. Zugegeben, die Kampagne ist hart."

Univ.-Prof. Max Friedrich spricht dem Vorstand der Kinderschutzorganisation jegliche
Kompetenz ab. „Die Möwe-Chefetage soll mit einem Coach in Klausur gehen. Hier wird
geglaubt, dass der Zweck die Mittel heiligt. Tatsächlich wird jedoch das Krankheitsbild des
Fetischismus bedient" (Kurier vom 5.7.2006).

Auch die Chefpsychologin der Wiener Magistratsabteilung 11 (Jugend- und Familie), Belinda
Mikosz, meinte: „Der Schock um jeden Preis ist zu diesem Thema nicht notwendig. Das
glaubt vielleicht die Agentur. Nicht aber die Betroffenen. Ein Kind mit weit geöffnetem Mund
und Angst erfüllten Augen als Plastikpuppe zu zeigen, geht zu weit. Wo ist der Respekt vor
den Opfern?"


 

Auch der Psychoanalytiker, Alfred Pritz, der ebenso wie Max Friedrich im „Möwe"-Beirat
und im Subverein sitzt, wäre vor dem Start dieser Kampagne gerne konsultiert worden. Das
Sujet sei „grauslich", so Pritz.

Die Wiener Jugendanwältin Monika Pinterits ist ebenso wie Max Friedrich im Zorn aus dem
Verein ausgetreten.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für soziale
Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz nachstehende

Anfrage:

1.   Ist Ihr Ressort über die geplante Kampagne informiert worden?

2.                            Wie hoch sind die Kosten dieser Kampagne?

3.                            Wie viele Mittel aus Ihrem Ressort wurden dafür aufgewendet?

4.                            Wie hoch sind die Subventionen Ihres Ressorts für den Verein „Möwe" pro Jahr?

5.                            Wie beurteilen Sie das Sujet und den Inhalt der Kampagne „Love Doll"?

6.                            Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass der renommierte Psychiater Max Friedrich aus
Protest seine Funktionen zurück gelegt hat?

7.                            Wie bewerten Sie insbesondere die Tatsache, dass die Auswahl des Sujets offensichtlich
ohne Einholung wissenschaftlich-fachlicher Expertenmeinungen erfolgte, obwohl diese
im Verein selbst verfügbar gewesen wären, nämlich in Person von Max Friedrich und
Monika Pinterits?

8.                            Welche vergleichbaren Organisationen, die sich der Prävention zum Thema „Sexueller
Mißbrauch bei Kindern" widmen, gibt es?

9.                            Wie hoch sind die Mittel Ihres Ressorts für diese Organisationen?