4677/J XXII. GP
Eingelangt am 14.07.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Gradwohl, Mag.
Gaßner, Gabriele Binder-Maier, Heidrun Walther,
Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend Entwicklung und Zukunftsperspektiven der österreichischen Bundesforste
Die österreichischen Bundesforste sind das größte
Vermögen der Republik Österreich,
darüber hinaus sind die Bundesforste der
größte Wasserressourceninhaber in unserem Land.
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass davon über 200.000 Hektar
Schutzwälder sind.
Unbestritten ist, dass die Österreichischen Bundesforste die Rolle eines
„Leitbetriebes"
innehatten, und dieser Betrieb schon allein wegen seiner Größe eine bedeutende
volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle spielt.
Mit Beschluss des Bundesforstegesetzes im Dezember 1996
wurden die österreichischen
Bundesforste in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Gleichzeitig wurden mit
entsprechenden Zielbestimmungen die Bundesforste dazu verpflichtet, die Schutz-
und
Wohlfahrtsfunktion des Waldes zu erhalten
und auf die Trink- und Nutzwasserreserven als
öffentliches Eigentum besonders Rücksicht zu nehmen. In einer eigenen
Ausschussfeststellung wurde eigens auf die Substanzerhaltungspflicht des
Unternehmens
hingewiesen.
• Bereits in den ersten Jahren der schwarz-blauen Koalition beschloss die Regierung
Schüssel den Verkauf von
Waldflächen der ÖBF und deren Trinkwasserquellen, um dem
Finanzminister bei der Erreichung des Nulldefizits behilflich zu sein. Der
seinerzeitige
Landwirtschaftsminister Molterer hatte damit einer substanzschädigenden
Zwangsverschuldung des wertvollsten Eigentums der Republik Österreich und
seiner
erholungssuchenden Bewohner zugestimmt. Der
Substanzerhaltung und der nachhaltigen
Bewirtschaftung kommt besondere Wichtigkeit zu, um auch den nächsten
Generationen
freien Zugang zu den Wäldern zu gewährleisten, damit diese als Erholungsraum
genützt
werden können und die Wasserreserven für die Zukunft gesichert werden.
„Nur der dümmste Bauer verkauft
seinen Wald", sagt eine alte Bauernregel. Die schwarz-
blaue Bundesregierung hat diese Dummheit begangen.
•
Vor der Ausgliederung der Österreichischen
Bundesforste waren 2.015 Mitarbeiter
beschäftigt. Heute sind es nur noch 1.150.
•
Ein Forstrevier hatte vor der
Ausgliederung eine Größe von 1.000 bis 2.000 Hektar,
zurzeit sind Forstreviere in der Größe zwischen 3.800 und
4.000 Hektar Wald zu
betreuen.
•
Nach der Ausgliederung sind die
produktiven Flächen weniger geworden, die Zahl
der unproduktiven Flächen wurden erhöht.
•
Eine der ersten Ideen des Vorstandes nach der
Ausgliederung der Österreichischen
Bundesforste, eine eigene Wassermarke zu
schaffen bzw. Wasser zu exportieren wurde
ein Misserfolg mit beachtlichen Verlusten.
10 Jahre nach Ausgliederung der österreichischen
Staatsforste muss die Entwicklung der
Österreichischen Bundesforste dahin gehend einer Überprüfung unterzogen werden,
um
festzustellen, ob tatsächlich durch die
Ausgliederung der Wert des Unternehmens im Sinne
der Eigentümer - der Republik Österreich bzw. der Erholungssuchenden
Bürgerinnen und
Bürger dieses Landes - eingetreten ist.
Konnte der österreichische
Staatsforst als ausgegliedertes Unternehmen seine Leitfunktion die
er bisher inne hatte halten bzw. ausbauen?
Die unterzeichneten Abgeordneten
richten daher an den Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1.
Wie wird innerhalb der ÖBf AG die
Personalausstattung laut Forstgesetz
(Bestellungspflicht) umgesetzt?
2.
Wie sieht die Aufschlüsselung je Forstbetrieb, je
Forstrevier aus?
3.
Wie viele davon sind in der Unternehmensleitung
angesiedelt?
4. Wie viele davon sind überwiegend in den Revieren eingesetzt?
5. Besteht
Ihrer Meinung nach ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten
Schadholzanfall und den reduzierten
Mitarbeiterständen? Wenn nein: warum nicht?
6.
Welche Mengen des Einschlages (in
Festmeter und %) in den Jahren 1997, 1998, 1999,
2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005,
wurden durch Mitarbeiter der ÖBf AG erzeugt?
7.
Welche Mengen des Einschlages (in Festmeter und %) in den
Jahren 1997, 1998, 1999,
2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, werden durch Schlägerungsunternehmen
erzeugt?
8.
Welche Mengen des Einschlages (in Festmeter und %) in den
Jahren 1997, 1998, 1999,
2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, werden durch Bauernakkordanten erzeugt?
9.
Sind Ihnen Fälle illegaler
Beschäftigung bei von der ÖBf AG beauftragten
Schlägerungsunternehmen bekannt?
10.
Wenn ja: welche Konsequenzen hat die ÖBf AG daraus
gezogen?
11.
Aus der Beilage im „Der
Standard", dem Nachhaltigkeitsbericht der AG, ergibt sich in
der Gewinn/Verlust-Rechnung zwischen dem Ergebnis der AG und des Konzerns eine
Differenz (Bilanzgewinn)?
12.
Wie erklären sie diese Differenz?
13.
Wie hoch sind die Rückflüsse aus
den Beteiligungen der ÖBf AG getrennt nach
inländischen und ausländischen Beteiligungen?
14.
Welche Beteiligungen bestehen i. d. AG?
15.
Welche Investitionssummen wurden getätigt, um diese
Beteiligungen einzugehen?
16.
Welchen Nutzen bringen die
einzelnen Beteiligungen der Republik Österreich als
Eigentümerin?
17.
Wie viele Flächen in guter Bonität
wurden zur Abwicklung des sog. „Seendeals"
verkauft?
18.
Wie viele Flächen in guter Bonität wurden nach dem sog.
„Seendeal" zugekauft?
19.
Wie erklären Sie die unterschiedlichen Daten Ihrer
schriftl. Beantwortung im
Landwirtschaftsausschuss und dem veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht der
ÖBf
AG?
20.
Welche Änderungen in den Kulturgattungen (Wald; Wiesen
und Almen; Gewässer,
Sümpfe, Schotterflächen usw.) haben sich
durch die Abwicklung des sog. „Seendeals"
wie verändert?
21.
Wie hoch sind die Einnahmen auf dem Liegenschaftskonto?
22.
Wofür werden bzw. wurden sie verwendet?
23.
An welchen Seen wurde das, sogenannte Seenkonzept
verwirklicht?
24.
Für welche Seen liegen diese Raumnutzungspläne schon vor?
25.
Wie hoch ist der jährliche
„namhafte" Betrag für die Reinvestitionen in Seen der
Bundesforste?
26.
Welche Summen wurde dafür an welchem See aufgewendet?
27.
Wie viele frei und öffentlich
zugängige Seegrundstücke wurden damit an welchen Seen
seit der Übernahme der Seen aus dem Bereich des Finanzministeriums
geschaffen?
28.
Wie hoch waren die Pachterträge je See in den Jahren 2001
bis 2006?
29.
Wie reagiert die ÖBf AG (BMLFWU) auf den Klimawandel?
30.
Wie werden die Zielsetzungen des ÖBf
in den Bereichen Vermurungen,
Wasserrückhälte, Lawinenschutz (Schutzwald) umgesetzt ?
31.
Wie erklären Sie den erhöhten Schadholzanteil der letzten
3 Jahre?
32.
Wie regiert die ÖBf AG darauf?
33.
Wie hoch war in den letzten 3 Jahren der Anteil an „Käferholz"
am Schadholz je Jahr?
34.
Wie entwickelte sich das Wild- Wald
- Verhältnis in den einzelnen Forstbetrieben bzw.
den einzelnen Forstrevieren seit 1997?
35.
Welche Maßnahmen wurden zur Umsetzung des _Zieles
„Schutzwaldprogramm"
getroffen?
36.
Welche Programmpunkte wurden bisher umgesetzt?
37.
Welche sind in den nächsten 3 Jahren geplant?
38.
Wie hoch waren die Investitionssummen seit 1997?
39.
Welche Impulse aus dem
„Walddialog" wurden mit welchem Erfolg in der ÖBf G
umgesetzt?
40.
Welche Schutzwaldprojekte (lt.
Nachhaltigkeitsbericht 2005 73 Projekte umgesetzt)
wurden in welchen Revieren umgesetzt?
41.
Welche Summen wurden dafür je
Forstrevier und je Projekt aufgewendet?
42. Welche Strategie verfolgt die ÖBf AG im Bereich der Biomasse?
43.
Wie viele Bioheiz- bzw. Bioheizkraftwerke sind
Bestandteil der SWH?
44.
Wie ist deren Versorgung sicher gestellt?
45.
Welche Verbindlichkeiten dabei betreffen die ÖBf AG?
46.
Welche nachhaltige, ökologische Bilanz ist dabei zu
erwarten (inkl. Transporte) ?
47.
Welche Verluste vor der
Ausgliederung konnten nach Aussagen des Vorstandsdirektors
im Nachhaltigkeitsbericht jedes Jahr in operativ, positive Ergebnisse
umgedreht
werden?
48.
Was waren diese operativen, positiven Ergebnisse?
49.
Ist es richtig, dass wiederholte Kritik der
Landesforstdirektoren an der ÖBf AG gibt?
50.
Wie hoch waren die Kosten des Nachhaltigkeitsberichtes
als Beilage zum Standard?