18/JPR XXII. GP

Eingelangt am 08.03.2004
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

 

an den Präsidenten des Nationalrats

 

betreffend Zitierprobleme

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

Mit dem gehörigen Respekt konnten wir bei der Lektüre des „Standard“ vom 3. März 2004 Ihre umfassenden Kenntnisse über die österreichischen Lebensmittelpreise bewundern. Selbst die Bekleidungsindustrie kann Ihnen nichts vormachen.

 

Dann entschuldigen Sie allerdings die 10-Euro-Bemerkung der in Preiskenntnissen offensichtlich weniger gebildeten ÖVP-Wurstsemmelexpertin Silvia Fuhrmann mit dem Motto „Rasch fertig ist die Jugend mit dem Wort“. Sie meinten: „Das ist von Goethe. Solche Fehler hat schon jeder gemacht“. Wahrlich! Solche Fehler hat jeder schon gemacht. Denn erstens heißt es „Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort“ und zweitens stammt das Zitat aus Schillers „Wallenstein“ und ist somit wohl nicht von Goethe.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

  1. Ist Ihr unterschiedlicher Wissenstand über die Preise von Nahrungsmitteln und über die Zuordnung literarisch elementarer Zitate Folge der Übergewichtung wirtschaftlicher Aspekte im österreichischen Bildungssystem?

 

  1. Könnte es manchmal vorkommen, dass Sie aus Werken zitieren, die Sie gar nicht gelesen haben?

 

  1. Wo haben Sie sich Ihr umfassendes Wissen über die österreichische Preisentwicklung angeeignet?

 

  1. Hat Ihnen die Arbeiterkammer bereits eine ehrenamtliche Tätigkeit als KonsumentInnenschützer angeboten?

 

  1. Bieten Sie als Präsident des Nationalrats auch Weiterbildungsveranstaltungen für schnell fertige Abgeordnete wie Frau Fuhrmann an?

 

  1. Was machen wir jetzt mit dem Schiller?

 

  1. Und mit dem Goethe?

 

  1. Übrigens: Haben Sie Ihr Standard-Interview mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt gegeben?

 

 

Anhang für das nächste Mal:

 

„Wallenstein (mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt).

Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt wie des Messers Schneide;

Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck

Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.“