Stenographisches Protokoll

20. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

 

XXII. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 10. Juni 2003

und

Mittwoch, 11. Juni 2003

 

 

Band 1

Dienstag, 10. Juni 2003

 

 

 

 

 


 

Stenographisches Protokoll

20. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXII. Gesetzgebungsperiode

Dienstag, 10., und Mittwoch, 11. Juni 2003

Dauer der Sitzung

Dienstag, 10. Juni 2003: 10.00 – 22.08 Uhr

Mittwoch, 11. Juni 2003:   9.02 – 20.42 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesstatistikgesetz 2000, das Bundes-Sportförderungsgesetz, das Presseförderungsgesetz 1985, das Publizistikförde­rungs­gesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Privatfernsehgesetz, das Par­teiengesetz, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbe­dienstetengesetz 1948, das Richterdienstgesetz, das Landesleh­rer-Dienstrechtsge­setz 1984, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz 1985, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz, das Pen­sionsgesetz 1965, das Bundes­theaterpensionsgesetz, das Teilpensionsgesetz, das Verfassungsgerichtshofge­setz 1953, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Bundesbahngesetz 1992, das Bun­desbediensteten-Sozialplangesetz, das Schü­lerbeihilfengesetz 1983, das Bundesge­setz über die Förderung der Erwachse­nenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln, die Fernmeldege­bührenordnung, das Rundfunkgebührengesetz, das ÖIAG-Gesetz 2000, das Poststrukturgesetz, das Bundeshaushaltsgesetz, das Finanz­ausgleichs­ge­setz 2001, das Katastrophenfondsgesetz, das ASFINAG-Gesetz, das Schieneninfra­strukturfinanzierungsgesetz, das Ausfuhrfinanzierungsförde­rungsge­setz 1981, das Ausfuhrförderungsgesetz 1981, das Bundesfinanzie­rungsgesetz, das Glücks­spielgesetz, das Pensionskassengesetz, das Einkom­mensteue­rge­setz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umgründungs­steuergesetz, das Umsatzsteu­ergesetz 1994, das Gesundheits- und Sozialbe­reich-Bei­hilfen­gesetz 1996, das Be­wertungsgesetz 1955, das Erbschafts- und Schenkungs­steuergesetz 1955, das In­vestmentfondsgesetz 1993, das Kraftfahr­zeugsteuer­gesetz 1992, das Straßenbenüt­zungsabgabegesetz, das Norm­verbrauchsab­gabe­gesetz, das Elektrizitätsabgabege­setz, das Erdgasabgabege­setz, das Ener­gieabgabenvergütungsgesetz, das Mineral­ölsteuergesetz 1995, die Bundesabga­ben­ordnung, das Abgabenverwaltungsorganisa­tionsgesetz, das Zollrechts-Durch­führungsgesetz, das Produktpirateriegesetz, das Bundesgesetz über die Bundesrechenzentrum GmbH, das Zivildienstgesetz 1986, das Gesetz betreffend die Anlegung von Eisenbahnbüchern, die Wirkung der an einer Ei­senbahn ein­geräumten Hypothekarrechte und die bücherliche Sicherung der Pfand­rechte der Besitzer von Eisenbahn-Prioritätsobligationen (Eisenbahnbuch­gesetz), das Han­dels­gesetzbuch, das Bundespflegegeldgesetz, das Opferfürsor­gegesetz, das Be­hinderteneinstellungsgesetz, das Familienlastenausgleichsge­setz 1967, das Allge­meine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozial­versicherungs­gesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Uni­ver­sitäten­fall­ver­sicherungs­gesetz, das Rezeptpflichtgesetz, das Tierseu­chen­gesetz, das Tierarzneimittelkontroll­gesetz, die Straßenverkehrsord­nung 1960, das Innovations- und Technologiefondsge­setz, das Forschungs- und Tech­no­lo­gieförderungsgesetz, das Arbeitslosenversiche­rungsgesetz 1977, das Arbeits­marktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktser­vicegesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Karenzgeldgesetz, das Ar­beits­verfas­sungsgesetz, das Bundesimmobiliengesetz und das Marchfeldschlös­ser-Gesetz geändert, ein Bundesgesetz über die Leistung eines besonderen Er­stattungs­betrages anläss­lich der Aufnahme in ein Dienstverhältnis zum Fürsten­tum Liechten­stein als Rich­ter oder Staatsanwalt, ein Luftfahrtentschädigungsge­setz, ein Bundesge­setz über die Vergütung von Steuern an ausländische Vertre­tungsbehörden und ihre im diplo­matischen und berufskonsularischen Rang ste­henden Mitglieder (Inter­nationa­les Steuervergütungsgesetz – IStVG), ein Kohle­abgabegesetz; ein Bun­desgesetz, mit dem vorübergehende Maßnahmen im Be­reich des Strafaufschubs getroffen werden, und ein Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraum­über­wachungsflugzeugen er­lassen werden sowie das Bundesgesetz über den Beirat für die Statistik des Außen­handels beim Österrei­chischen Statistischen Zentral­amt aufgehoben wird (Budgetbe­gleitgesetz 2003)

2. Punkt: Bericht über den Antrag 132/A der Abgeordneten Mag. Wilhelm Molte­rer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bezügegesetz, BGBl. Nr. 273/1972, und das Bundesbezügegesetz, BGBl. I Nr. 64/1997, geändert werden

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen ...................................................................................................... 10, 209

Ordnungsrufe ........................................................................................  59, 138, 224, 305

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .................................................................................................  11, 209

Antrag des Abgeordneten Karl Öllinger im Sinne des § 18 Abs. 3 der Ge­schäftsord­nung auf Anwesenheit des Bundesministers für Finanzen – Ablehnung
..............................................................................................................................  126, 126

Unterbrechungen der Sitzung ..........................  208, 378, 381, 382, 384, 386, 388 ,390

Antrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen im Sinne des § 84 der Geschäftsordnung, den Gesetzesbeschluss betreffend das Budgetbe­gleitgesetz 2003 (59/111 d. B.) gemäß Artikel 42 des Bundes-Verfas­sungsgesetzes einer Volksabstimmung zu unterziehen – Ablehnung (na­mentliche Abstimmung) ...............................................................  366, 386

Verlangen auf Durchführung von namentlichen Abstimmungen
 ....................................................................................  378, 380, 382, 384, 386, 388, 390

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 10

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Finanzen betreffend Eurofighter-Schiebung (501/J) ...................................................................... 93

Begründung: Dr. Peter Pilz ........................................................................................... 95

Bundesminister Mag. Karl-Heinz Grasser ................................................................. 99

Debatte:

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 106

Werner Amon, MBA ................................................................................................... 109

Anton Gaál .................................................................................................................. 111

Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 113

Bundesminister Günther Platter ............................................................................... 115

Dr. Evelin Lichtenberger ............................................................................................ 116

Dr. Reinhold Mitterlehner .......................................................................................... 118

Bettina Stadlbauer ...................................................................................................... 120

Dr. Günther Kräuter ..........................................................................................  123, 131

Dr. Peter Pilz ......................................................................................................  127, 131

Herbert Scheibner ...................................................................................................... 128

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Abbruch des Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Typhoon – Ablehnung ................  118, 132

Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (59 d. B.): Bun­desgesetz, mit dem das Bundesstatistikgesetz 2000, das Bundes-Sport­förderungsge­setz, das Presseförderungsgesetz 1985, das Publizistikförde­rungs­gesetz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Privatfernsehgesetz, das Par­teien­gesetz, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetenge­setz 1948, das Richterdienstgesetz, das Landesleh­rer-Dienstrechtsgesetz 1984, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienst­rechtsgesetz 1985, das Bundesleh­rer-Lehrverpflichtungsgesetz, das Pen­sionsge­setz 1965, das Bundestheaterpensions­gesetz, das Teilpensionsgesetz, das Ver­fas­sungsgerichtshofgesetz 1953, das Bun­desbahn-Pensionsgesetz, das Bundes­bahn­gesetz 1992, das Bundesbediensteten-So­zialplangesetz, das Schü­lerbeihil­fengesetz 1983, das Bundesgesetz über die Förde­rung der Erwachse­nenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln, die Fernmeldege­bührenord­nung, das Rundfunkgebührengesetz, das ÖIAG-Gesetz 2000, das Poststruktur­gesetz, das Bundeshaushaltsgesetz, das Finanzausgleichsge­setz 2001, das Ka­tastro­phenfondsgesetz, das ASFINAG-Gesetz, das Schienen­infra­strukturfinan­zie­rungsgesetz, das Ausfuhrfinanzierungsförderungsge­setz 1981, das Ausfuhr­förderungsgesetz 1981, das Bundesfinanzierungsgesetz, das Glücksspielge­setz, das Pensionskassengesetz, das Einkommensteuerge­setz 1988, das Körper­schaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Umsatzsteuerge­setz 1994, das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz 1996, das Be­wer­­tungsgesetz 1955, das Erbschafts- und Schen­kungssteuergesetz 1955, das Invest­mentfondsgesetz 1993, das Kraftfahr­zeugsteuergesetz 1992, das Straßen­benützungs­abgabegesetz, das Norm­verbrauchsabgabegesetz, das Elektrizitäts­abgabegesetz, das Erdgasabgabege­setz, das Energieabgabenvergütungs­ge­setz, das Mineralölsteuerge­setz 1995, die Bundesabgabenordnung, das Abga­benverwaltungsorganisationsgesetz, das Zollrechts-Durchführungsgesetz, das Pro­duktpirateriegesetz, das Bundesgesetz über die Bundesrechenzentrum GmbH, das Zivildienstgesetz 1986, das Gesetz betreffend die Anlegung von Ei­sen­bahnbüchern, die Wirkung der an einer Eisen­bahn eingeräumten Hypothekar­rechte und die bücherliche Sicherung der Pfand­rechte der Besitzer von Eisen­bahn-Prioritätsobligationen (Eisenbahnbuchgesetz), das Handels­gesetzbuch, das Bundespflegegeldgesetz, das Opferfürsorgegesetz, das Behinderten­einstellungs­gesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Allgemeine Sozial­versi­che­rungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversiche­rungsgesetz, das Bauern-So­zial­­ver­sicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Re­zeptpflichtgesetz, das Tierseuchengesetz, das Tierarzneimittel­kontroll­gesetz, die Stra­ßenverkehrsordnung 1960, das Inno­vations- und Technologie­fondsgesetz, das For­schungs- und Technologieförde­rungsgesetz, das Arbeitslo­sen­versicherungsge­setz 1977, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicege­setz, das Insolvenz-Entgelt­si­cherungsgesetz, das Karenz­geldgesetz, das Arbeitsver­fassungsgesetz, das Bun­desimmobiliengesetz und das Marchfeldschlösser-Gesetz geändert, ein Bundes­gesetz über die Leistung eines besonderen Erstattungsbetrages anläss­lich der Aufnahme in ein Dienst­verhältnis zum Fürstentum Liechtenstein als Rich­ter oder Staatsanwalt, ein Luft­fahr­tent­schädigungsgesetz, ein Bundesgesetz über die Ver­gütung von Steuern an ausländische Vertretungsbehörden und ihre im diploma­tischen und berufs­konsularischen Rang stehenden Mitglieder (Internatio­nales Steuer­vergütungs­gesetz – IStVG), ein Kohleabgabegesetz; ein Bundesge­setz, mit dem vorü­bergehende Maßnahmen im Bereich des Strafaufschubs ge­troffen werden, und ein Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüberwa­chungsflugzeugen erlassen werden sowie das Bundesgesetz über den Beirat für die Statistik des Außenhandels beim Österreichischen Statistischen Zentralamt aufgehoben wird (Budgetbegleitge­setz 2003) (111 d. B.)      ............................................................................................................................... 12

Redner:

Dr. Alfred Gusenbauer ........................................................................................  13, 374

Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ....................................................................................... 17

Dr. Alexander Van der Bellen ...................................................................................... 21

Dr. Helene Partik-Pablé .......................................................................................  25, 296

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel ..................................................................... 29

Dr. Josef Cap .......................................................................................................  34, 365

Dr. Michael Spindelegger ............................................................................................ 36

Dr. Eva Glawischnig ..................................................................................................... 39

Mag. Dr. Magda Bleckmann ...............................................................................  41, 327

Vizekanzler Mag. Herbert Haupt ................................................................................. 43

Doris Bures ................................................................................................................... 46

Fritz Grillitsch ............................................................................................................... 48

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 49

Sigisbert Dolinschek .................................................................................................... 51

Bundesminister Mag. Karl-Heinz Grasser ................................................................. 52

Dr. Christoph Matznetter ............................................................................................. 55

Walter Murauer ............................................................................................................. 57

Dr. Peter Pilz ................................................................................................................. 58

Maximilian Walch ................................................................................................  59, 258

Heidrun Silhavy ............................................................................................................ 60

Mag. Walter Tancsits ................................................................................................... 62

Dr. Evelin Lichtenberger .............................................................................................. 63

Klaus Wittauer .............................................................................................  65, 166, 303

Peter Schieder .............................................................................................................. 67

Johann Kurzbauer ........................................................................................................ 68

Sabine Mandak ............................................................................................................. 69

Dipl.-Ing. Elke Achleitner ............................................................................................. 71

Dr. Caspar Einem ......................................................................................................... 72

Dr. Reinhold Mitterlehner ............................................................................................ 74

Dipl.-Ing. Wolfgang Pirklhuber ..........................................................................  76, 308

Mares Rossmann .................................................................................................  78, 286

Josef Broukal ................................................................................................................ 80

Edeltraud Lentsch ........................................................................................................ 81

Dieter Brosz .........................................................................................................  83, 337

Otto Pendl ..................................................................................................................... 85

Dr. Erwin Rasinger ....................................................................................................... 86

Heidemarie Rest-Hinterseer ...............................................................................  87, 294

Mag. Eduard Mainoni ..........................................................................................  89, 321

Mag. Christine Lapp ..................................................................................................... 91

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 132

Mag. Ulrike Lunacek .................................................................................................. 134

Detlev Neudeck ........................................................................................................... 137

Karl Dobnigg ............................................................................................................... 138

Karlheinz Kopf ............................................................................................................ 140

Theresia Haidlmayr ...........................................................................................  141, 302

Anton Wattaul ............................................................................................................. 143

Walter Schopf ............................................................................................................. 145

Karl Freund ................................................................................................................. 146

Dr. Kurt Grünewald ...........................................................................................  147, 275

Barbara Rosenkranz .................................................................................................. 150

DDr. Erwin Niederwieser ........................................................................................... 152

Mag. Cordula Frieser ................................................................................................. 153

Mag. Terezija Stoisits .......................................................................................  154, 283

Astrid Stadler .............................................................................................................. 156

Heidrun Walther .......................................................................................................... 158

Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann ........................................................................  159, 313

Mag. Brigid Weinzinger ....................................................................................  160, 267

Mag. Dr. Josef Trinkl .................................................................................................. 163

Christian Faul ............................................................................................................. 164

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................... 167

Christine Marek .......................................................................................................... 168

Mag. Hans Moser ........................................................................................................ 169

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 170

Mag. Kurt Gaßner ....................................................................................................... 171

Barbara Riener ............................................................................................................ 172

Heinz Gradwohl .......................................................................................................... 173

Mag. Dr. Alfred Brader ............................................................................................... 175

Mag. Dietmar Hoscher ............................................................................................... 176

Mag. Peter Michael Ikrath .......................................................................................... 177

Mag. Melitta Trunk ...................................................................................................... 178

Franz Glaser ................................................................................................................ 180

Dkfm. Dr. Hannes Bauer ............................................................................................ 181

Carina Felzmann ......................................................................................................... 183

Josef Broukal (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 184

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 184

Christoph Kainz .......................................................................................................... 186

Mag. Walter Posch ..................................................................................................... 187

Peter Haubner ............................................................................................................. 188

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 189

Herta Mikesch ............................................................................................................. 191

Anton Wattaul (tatsächliche Berichtigung) ................................................................. 192

Kurt Eder ..................................................................................................................... 192

Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ....................................................................................  194, 277

Peter Marizzi ............................................................................................................... 195

Anton Gaál .................................................................................................................. 197

Marianne Hagenhofer ................................................................................................ 198

Dipl.-Ing. Werner Kummerer ..................................................................................... 199

Katharina Pfeffer ........................................................................................................ 200

Rudolf Parnigoni ........................................................................................................ 201

Stefan Prähauser ........................................................................................................ 202

Hermann Krist ............................................................................................................. 204

Kai Jan Krainer (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 205

Anton Heinzl ............................................................................................................... 205

Petra Bayr .................................................................................................................... 206

Friedrich Verzetnitsch ............................................................................................... 209

Jakob Auer .................................................................................................................. 213

Karl Öllinger .......................................................................................................  221, 367

Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 225

Bundesminister Dr. Martin Bartenstein ................................................................... 228

Gabriele Heinisch-Hosek ........................................................................................... 233

Ridi Steibl .................................................................................................................... 235

Michaela Sburny ......................................................................................................... 238

Sigisbert Dolinschek .................................................................................................. 240

Staatssekretärin Ursula Haubner ............................................................................. 249

Mag. Andrea Kuntzl .................................................................................................... 252

Matthias Ellmauer ....................................................................................................... 254

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 256

Bundesministerin Maria Rauch-Kallat ..................................................................... 261

Mag. Barbara Prammer .............................................................................................. 263

Mag. Karin Hakl .......................................................................................................... 265

Josef Bucher ............................................................................................................... 270

Rudolf Nürnberger ..................................................................................................... 271

Georg Keuschnigg ..................................................................................................... 274

Renate Csörgits .......................................................................................................... 279

Karl Öllinger (tatsächliche Berichtigung) .................................................................... 280

Karl Dobnigg (tatsächliche Berichtigung) ................................................................... 281

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ........................................................................... 281

Franz Riepl .................................................................................................................. 287

Karl Donabauer ........................................................................................................... 292

Heidrun Silhavy (tatsächliche Berichtigung) .............................................................. 298

Erika Scharer .............................................................................................................. 298

Dietmar Keck (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 299

Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler ................................................................................ 300

Dietmar Keck ........................................................................................................... ... 305

Helga Machne ............................................................................................................. 307

Mag. Elisabeth Grossmann ....................................................................................... 315

Ing. Norbert Kapeller .................................................................................................. 317

Georg Oberhaidinger ................................................................................................. 318

Ulrike Königsberger-Ludwig ..................................................................................... 322

Susanne Wegscheider ............................................................................................... 324

Bettina Stadlbauer (tatsächliche Berichtigung) ......................................................... 325

Gerhard Steier ............................................................................................................ 325

Dr. Christian Puswald ................................................................................................ 328

Konrad Steindl ............................................................................................................ 330

Bettina Stadlbauer ...................................................................................................... 332

Michael Praßl .............................................................................................................. 333

Gabriele Binder ........................................................................................................... 335

Gabriele Tamandl ....................................................................................................... 336

Fritz Neugebauer ........................................................................................................ 342

Mag. Gisela Wurm ...................................................................................................... 344

Martin Preineder ......................................................................................................... 345

Dr. Johannes Jarolim ................................................................................................. 346

August Wöginger ....................................................................................................... 348

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 349

Johann Ledolter ......................................................................................................... 350

Anita Fleckl ................................................................................................................. 351

Silvia Fuhrmann ......................................................................................................... 352

Mag. Christine Muttonen ........................................................................................... 353

Manfred Lackner ......................................................................................................... 354

Beate Schasching ...................................................................................................... 355

Mag. Ulrike Sima ......................................................................................................... 356

Ing. Erwin Kaipel ........................................................................................................ 357

Erwin Spindelberger .................................................................................................. 358

Gerhard Reheis ........................................................................................................... 359

Rosemarie Schönpass ............................................................................................... 360

Dr. Robert Rada .......................................................................................................... 361

Dr. Peter Wittmann ..................................................................................................... 362

Herbert Scheibner ...................................................................................................... 363

Mag. Wilhelm Molterer ............................................................................................... 373

Herbert Scheibner (tatsächliche Berichtigung) .......................................................... 376

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer, Herbert Scheib­ner, Kolleginnen und Kollegen betreffend einheitliches Pensionsrecht für alle Er­werbstätigen – Annahme (E 8) (namentliche Abstimmung) .................................................................................. 218, 388

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind – Ableh­nung (namentliche Abstimmung) .......................................................................................................  289, 390

Entschließungsantrag der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein gerechtes Pensionssystem – Ablehnung ...........................................................  371, 392

Annahme des Gesetzentwurfes (namentliche Abstimmung) ................................  376 ff.

2. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 132/A der Abgeord­neten Mag. Wilhelm Molterer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bezügegesetz, BGBl. Nr. 273/1972, und das Bundesbe­zügegesetz, BGBl. I Nr. 64/1997, geändert werden (116 d. B.) ........................................................................................................ 392

Redner:

Dr. Josef Cap .............................................................................................................. 392

Mag. Wilhelm Molterer ............................................................................................... 393

Karl Öllinger ................................................................................................................ 395

Herbert Scheibner ...................................................................................................... 399

Christine Marek .......................................................................................................... 402

Mares Rossmann ........................................................................................................ 403

Karl Öllinger (tatsächliche Berichtigung) .................................................................... 404

Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ............................................................................................. 405

Klaus Wittauer ............................................................................................................ 406

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 407

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 408

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 10

Petition betreffend „Wer ist Eigentümer des Staatswaldes“ (Ordnungsnummer 8) (über­reicht vom Abgeordneten Dipl.-Ing. Uwe Scheuch)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 10

94: Bundesgesetz, mit dem das Luftfahrtgesetz geändert wird

95: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regie­rung der Republik Aserbaidschan über gegenseitige Amtshilfe und Zusammenar­beit in Zoll­sachen

97: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Immobilienfonds (Immobilien-In­vestmentfondsgesetz – ImmolnvFG) erlassen und mit dem das Bankwesenge­setz, das Investmentfondsgesetz 1993, das Kapitalmarktgesetz, das Wertpapier­auf­sichtsgesetz, das Betriebliche Mitarbeitervorsorgegesetz, das Pensionskas­sen­gesetz, das Finanz­marktaufsichtsbehördengesetz, das Einkommensteuerge­setz 1988 und das Körper­schaftsteuergesetz 1988 geändert werden

Antrag der Abgeordneten

Werner Amon, MBA, Mares Rossmann, DDr. Erwin Niederwieser, Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Unterrichtsprakti­kumsgesetz, BGBl. Nr. 145/1988, geändert wird (148/A)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Büro für interne Angelegenheiten (BIA) – Aufgaben und Kompetenzen (499/J)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kunstförderung des Bundes (500/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Eurofighter-Schiebung (501/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Gender Mainstreaming (502/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswär­tige Angelegenheiten betreffend Gender Mainstreaming (503/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Gender Mainstreaming (504/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gender Mainstreaming (505/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend Gender Mainstreaming (506/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gender Mainstreaming (507/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Gender Mainstreaming (508/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung betreffend Gender Mainstreaming (509/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Gender Mainstreaming (510/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend Gender Mainstreaming (511/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Gender Mainstreaming (512/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Gender Mainstreaming (513/J)

Mag. Dietmar Hoscher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit betreffend TOP Tourismusförderung zur Schaffung von Personalun­terkünften (514/J)

Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswär­tige Angelegenheiten betreffend Nepal – Deportation tibetischer Flüchtlinge (515/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verkauf der bundeseigenen Wohnungen (516/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Da­tenschutz bei Versicherungen (517/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Datenschutz bei Versicherungen (518/J)

Dipl.-Ing. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend massenhaftes Bie­nensterben in Europa (519/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (309/AB zu 304/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (310/AB zu 307/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Bet­tina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen (311/AB zu 282/J)


Beginn der Sitzung: 10 Uhr

Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweiter Präsident Dr. Heinz Fischer.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Die Sitzung ist eröffnet. Ich begrüße Sie alle sehr herz­lich, meine Damen und Herren.

Die Amtlichen Protokolle der 18. und 19. Sitzung vom 4. Juni 2003 sind in der Parla­mentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Für den heutigen Sitzungstag als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Dr. Jarolim und Dipl.-Ing. Prinzhorn.

Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A) Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 499/J und 500/J.

2. Anfragebeantwortungen: 309/AB bis 311/AB.

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Luftfahrtgesetz geändert wird (94 der Beilagen),

Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über Immobilienfonds (Immobilien-Invest­mentfondsgesetz – ImmolnvFG) erlassen und mit dem das Bankwesengesetz, das Investmentfondsgesetz 1993, das Kapitalmarktgesetz, das Wertpapierauf­sichtsgesetz, das Betriebliche Mitarbeitervorsorgegesetz, das Pensionskassen­gesetz, das Finanz­marktaufsichtsbehördengesetz, das Einkommensteuergesetz 1988 und das Körper­schaft­steuergesetz 1988 geändert werden (97 der Beilagen).

B) Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 8 betreffend „Wer ist Eigentümer des Staatswaldes“; überreicht vom Abge­ordneten Dipl.-Ing. Uwe Scheuch.

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Vorberatung:

Finanzausschuss:

Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Aserbaidschan über gegenseitige Amtshilfe und Zusammenarbeit in Zollsa­chen (95 der Beilagen).

*****

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Die Abgeordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 501/J der Abgeordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Eurofighter-Schiebung“ – so bezeichnet die den Antrag stellende Fraktion diesen Vorgang und diese Anfrage – dringlich zu behan­deln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr behandelt wer­den.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: In der Präsidialkonferenz wurde Konsens über Ge­staltung und Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde für den heutigen Sitzungs­tag sowie für den folgenden Sitzungstag am 11. Juni 2003 jeweils eine Tagesblockzeit von 10 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP und SPÖ je 175 Minuten, Freiheitliche 120, Grüne 130 Minuten.

Weiters wurde folgende Redezeitvereinbarung für die heutige Debatte in der Zeit von 10 bis 13 Uhr, die vom Österreichischen Rundfunk übertragen wird, getroffen: Zu­nächst je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 15 Minuten, anschließend ein Regie­rungsmitglied mit 15 Minuten, sodann je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 8 Minu­ten, in weiterer Folge ein Regierungsmitglied mit 12 Minuten, danach je eine Wort­meldung pro Fraktion mit je 5 Minuten, anschließend ein Regierungsmitglied mit 10 Minuten und ferner je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 5 Minuten.

Für den morgigen Sitzungstag wurde folgende Redezeitvereinbarung für die Debatte in der Zeit von 9.05 Uhr bis 13 Uhr, die ebenfalls vom Österreichischen Rundfunk über­tragen wird, getroffen: Wortmeldung pro Fraktion je 15 Minuten, Regierungsmitglied 15 Minuten, Wortmeldung pro Fraktion 10 Minuten, Regierungsmitglied 12 Minuten, Wortmeldung pro Fraktion 8 Minuten, Regierungmitglied 10 Minuten, Wortmeldung pro Fraktion 7 Minuten und ferner je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 5 Minuten.

Für beide Sitzungstage wird die restliche Redezeit bis 13 Uhr von dem den Vorsitz führenden Präsidenten vor Beginn der letzten Runde auf die vier Fraktionen in der Weise verteilt, dass noch alle Fraktionen gleichmäßig zu Wort kommen.

Weiters besteht Einvernehmen darüber, dass an beiden Sitzungstagen tatsächliche Berichtigungen erst nach 13 Uhr aufgerufen werden.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein diesbezüg­liches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Nach Rücksprache mit der Präsidialkonferenz schlage ich vor, dass die Redezeit eines jeden Abgeordneten in der Debatte über den Tagesordnungspunkt 1, Budgetbegleitge­setz 2003, auf 30 Minuten verlängert wird. Die Redezeitvereinbarung während der Fernsehübertragung wird davon nicht berührt.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag beitreten, um ein diesbe­zügliches Zeichen. – Das ist wiederum einstimmig angenommen.

1. Punkt  

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (59 der Beilagen): Bundesgesetz, mit dem das Bundesstatistikgesetz 2000, das Bundes-Sport­för­derungsgesetz, das Presseförderungsgesetz 1985, das Publizistikförde­rungs­ge­setz 1984, das KommAustria-Gesetz, das Privatfernsehgesetz, das Par­teien­ge­setz, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Ver­trags­bedienstetengesetz 1948, das Richterdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienst­rechtsgesetz 1984, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienst­rechtsgesetz 1985, das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz, das Pen­sionsgesetz 1965, das Bundestheaterpensionsgesetz, das Teilpensionsgesetz, das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Bundesbahn-Pensionsgesetz, das Bun­desbahngesetz 1992, das Bundesbediensteten-Sozialplangesetz, das Schü­lerbeihilfengesetz 1983, das Bundesgesetz über die Förderung der Erwachse­nenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln, die Fernmeldege­bührenordnung, das Rundfunkgebührengesetz, das ÖIAG-Gesetz 2000, das Post­strukturgesetz, das Bundeshaushaltsgesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2001, das Katastrophenfondsgesetz, das ASFINAG-Gesetz, das Schieneninfra­struk­tur­finanzierungsgesetz, das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz 1981, das Aus­fuhr­förderungsgesetz 1981, das Bundesfinanzierungsgesetz, das Glücksspiel­ge­setz, das Pensionskassengesetz, das Einkommensteuergesetz 1988, das Körper­schaftsteuergesetz 1988, das Umgründungssteuergesetz, das Umsatzsteuer­ge­setz 1994, das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz 1996, das Bewer­tungs­gesetz 1955, das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz 1955, das In­vest­mentfondsgesetz 1993, das Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992, das Straßen­be­nützungsabgabegesetz, das Normverbrauchsabgabegesetz, das Elek­trizitätsab­gabegesetz, das Erdgasabgabegesetz, das Energieabgabenvergü­tungsgesetz, das Mineralölsteuergesetz 1995, die Bundesabgabenordnung, das Abgaben­ver­waltungsorganisationsgesetz, das Zollrechts-Durchführungsgesetz, das Pro­dukt­pirateriegesetz, das Bundesgesetz über die Bundesrechenzentrum GmbH, das Zivildienstgesetz 1986, das Gesetz betreffend die Anlegung von Ei­sen­bahnbüchern, die Wirkung der an einer Eisenbahn eingeräumten Hypothekar­rechte und die bücherliche Sicherung der Pfandrechte der Besitzer von Eisen­bahn-Prioritätsobligationen (Eisenbahnbuchgesetz), das Handelsgesetzbuch, das Bundespflegegeldgesetz, das Opferfürsorgegesetz, das Behinderteneinstel­lungsgesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967, das Allgemeine Sozial­ver­sicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsge­setz, das Rezeptpflichtgesetz, das Tierseuchengesetz, das Tierarzneimittelkon­trollgesetz, die Straßenverkehrsordnung 1960, das Innovations- und Technolo­giefondsgesetz, das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz, das Ar­beitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungs­ge­setz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz, das Karenzgeldgesetz, das Arbeitsverfassungsgesetz, das Bundesimmobilien­ge­setz und das Marchfeldschlösser-Gesetz geändert, ein Bundesgesetz über die Leistung eines besonderen Erstattungsbetrages anlässlich der Aufnahme in ein Dienstverhältnis zum Fürstentum Liechtenstein als Richter oder Staatsanwalt, ein Luftfahrtentschädigungsgesetz, ein Bundesgesetz über die Vergütung von Steuern an ausländische Vertretungsbehörden und ihre im diplomatischen und berufskonsularischen Rang stehenden Mitglieder (Internationales Steuervergü­tungsgesetz – IStVG), ein Kohleabgabegesetz; ein Bundesgesetz, mit dem vorü­bergehende Maßnahmen im Bereich des Strafaufschubs getroffen werden, und ein Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen erlassen werden sowie das Bundesgesetz über den Beirat für die Statistik des Außenhandels beim Österreichischen Statistischen Zentralamt aufgehoben wird (Budgetbegleitgesetz 2003) (111 der Beilagen)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen nun zu Punkt 1 der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer. Seine Redezeit beträgt vereinbarungsgemäß 15 Minuten. – Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort. (Abg. Dr. Gusenbauer begibt sich mit einem Paket an Petitionen an den Nationalrat betreffend Pensionsreform, das mit einem rot-weiß-roten Band verschnürt ist, zum Rednerpult. – Abg. Großruck: Spargelrezepte sind da drinnen!)

 


10.05

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat vergangene Woche bei der Diskussion zur Pensionsreform darauf hingewiesen, dass in Österreich schon in den achtziger Jahren tief greifende Pensions­reformen gefordert wurden. – Ich verweise darauf, dass die letzte Pensionsreform, da­tiert aus dem Jahre 2000, noch nicht einmal drei Jahre alt ist – und der Herr Bundes­kanzler hat im Jahre 2002 gemeint, diese Pensionsreform werde die Pensionen auf Jahrzehnte in Österreich sichern.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die aktuelle Debatte zeigt, dass das, was auf Jahrzehnte gelten sollte, für den Herrn Bundeskanzler offensichtlich nicht einmal drei Jahre gehalten hat! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Frau Bundesministerin Rauch-Kallat hat noch in der Wahlauseinandersetzung im ver­gangenen Herbst gesagt, es stehe in dieser Legislaturperiode keine Erhöhung des Pensionsalters nach langer Versicherungszeit an. – Was die Regierung nun vorlegt, ist jedoch eine ganz massive Erhöhung des Pensionsalters nach langer Versicherungs­zeit. Die Versprechungen der Frau Rauch-Kallat haben keine drei Jahre, ja nicht ein­mal wenige Monate gehalten! Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Trotz all dieser Ankündigungen, die eigentlich die österreichische Bevölkerung darauf einstellen sollten, dass in der Frage der Pensionsreform längere Zeit nichts geschehen wird, gibt es eine große Bereitschaft in der österreichischen Bevölkerung zu einer Pen­sionsreform, und zwar dann, wenn eine solche dazu führt, dass die Pensionen langfris­tig finanzierbar sind, die Pensionsgerechtigkeit erhöht und damit auch der Lebensstan­dard der Menschen im Alter gesichert wird.

Das Problem ist nur: Die von der Bundesregierung vorgelegte Pensionsreform ist keine Pensionsreform, sondern eine höchst einseitige Pensionskürzung – und daher wird sie von der österreichischen Bevölkerung auch abgelehnt, meine Damen und Herren. (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Die so genannten Eckpunkte dieser Pensionskürzungsreform bedeuten, dass die Pen­sionen nach langer Versicherungsdauer abgeschafft werden, dass Menschen, die in den nächsten Jahren in Pension gehen, damit rechnen müssen, dass ihre Pensionen um 10 bis 12 Prozent gekürzt werden (Abg. Großruck: Falsch!), dass jene Menschen, die heute unter 40 sind, damit rechnen müssen, dass sie irgendwann einmal nur Pen­sionen erhalten, die um 30 Prozent geringer sein werden als das bisherige Pensionsni­veau. (Abg. Großruck: Auch falsch! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Entgegen den Ankündigungen greift die Regierung auch in bestehende Pensionen ein (Abg. Großruck: Auch falsch!), denn für alle Menschen, die eine Pension von über 650 € pro Monat haben – das ist noch immer weniger als 10 000 S –, wird es im nächs­ten Jahr keinen Wertausgleich mehr geben, sondern ausschließlich eine Abschlags­zahlung, und damit werden, und zwar ab den kleinsten Pensionen, die Pensionen der Österreicherinnen und Österreicher entwertet, meine sehr verehrten Damen und Her­ren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei den Grünen. – Rufe bei der ÖVP: Auch falsch!)

Entgegen den öfters getroffenen Ankündigungen gibt es auch keine Dauerregelung für Nachtschicht- und Schwerarbeiter, und – eines Ihrer Lieblingsthemen – all das, was die Menschen durch die staatliche Pensionsversicherung verlieren, soll durch die zweite und dritte Säule ausgeglichen werden. Auch da gibt es einen ganz massiven Eingriff: Durch Ihre Veränderung bei den Pensionskassen und den Mindestverzinsungsgaran­tien erfahren zwischen 350 000 und 400 000 Österreicherinnen und Österreicher, die Pensionen aus der zweiten Säule – sprich: aus Pensionskassen – erhalten würden, eine Kürzung ihres Pensionseinkommens! Damit schwächen Sie – entgegen Ihren An­kündigungen! – die zweite Säule! Das heißt, die erste Säule wird gekürzt und die zwei­te Säule geschwächt. – Das ist kein Pensionsreformmodell, meine sehr verehrten Da­men und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie von ÖVP und FPÖ haben bei Ihrem Eingriff in bestehende Pensionen angefangen bei Pensionisten mit 650 € pro Monat, haben aber gleichzeitig einen Solidarbeitrag für diejenigen abgelehnt, die heute hohe und höchste Pensionen beziehen. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn man sozial gerecht und fair vorgegangen wäre, dann hätte man die Pensionen von Klein- und Kleinstpensionsbeziehern auch in den künftigen Jahren mit einem Wertausgleich erhöht und hätte anstatt dessen diejenigen, die über hohe und höchste Pensionen verfügen, zu einem 10-prozentigen Solidaritäts­beitrag herangezogen. Das wäre bedeutend fairer gewesen als Ihre jetzige Vorgangs­weise, meine sehr verehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie von den Koalitionsparteien haben bei den Politikerpensionen am Anfang mit einer so genannten Trägerrakete operiert, die nichts anderes als die Neueinführung von Frühpensionierungsregelungen für Politiker bedeutet hätte. (Rufe bei ÖVP und Frei­heitlichen: Falsch!) Erst nach massivem öffentlichem Druck und einer massiven öffent­lichen Debatte waren Sie bereit, auch bei den Politikern Solidarbeiträge einzuführen. Hätte es diesen massiven Widerstand nicht gegeben, wären Sie wahrscheinlich die Privilegierten dieser Pensionsreform gewesen (Abg. Scheibner: Es ist ungeheuerlich, was Sie da sagen!), während die Menschen eben Pensionskürzungen zu gewärtigen hätten! (Widerspruch bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Das zeichnet den Charakter Ihrer Pensionskürzungsreform aus, meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Das sagen gerade Sie, der ...!)

Der wesentliche Teil zur Erreichung einer Pensionsgerechtigkeit, nämlich eine Harmo­nisierung der bestehenden Pensionssysteme, ist weiterhin auf die lange Bank gescho­ben. Außer einer müden Absichtserklärung liegt bis zum heutigen Tag kein Vorschlag von Ihnen auf dem Tisch, wie die Harmonisierung der Pensionssysteme aussehen soll. Daher verzichten Sie offensichtlich auf jeglichen Beitrag einer Hamonisierung zum Zwecke der Pensionssicherung.

So lange die österreichischen Pensionssysteme nicht harmonisiert sind, wird es auch keine Pensionsgerechtigkeit geben – und darüber sind die Menschen in Österreich zu Recht erbost, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Ganz offensichtlich ist das wesentlichste Ziel dieser Pensionskürzungen, dass im Jah­re 2006 eine ganz massive Menge Geldes ins Budget kommt. Jeder stellt sich daher die Frage: Wofür wird so dringend so viel Geld gebraucht?, denn der Beitrag des Bun­des im Verhältnis zum Volkseinkommen wird bis zum Jahre 2006 für Pensionen nicht steigen. Das heißt, das Geld wird offensichtlich für etwas anderes verwendet. (Abg. Mag. Hakl: Für die Universitäten!) – Die Universitäten bekommen leider keinen einzi­gen Euro mehr, Frau Kollegin Hakl! Auch das ist ein Punkt, den man bei diesem Bud­getbegleitgesetz betonen sollte. (Beifall bei der SPÖ sowie bei den Grünen. – Neuerli­cher Zwischenruf der Abg. Mag. Hakl.)

Vergangenen Herbst sagten Sie von den Koalitionsparteien, dass der Ankauf von Ab­fangjägern nicht aus dem Budget finanziert werden wird. – Es hat sich jedoch heraus­gestellt: Das gesamte Geld kommt aus dem Budget! (Abg. Murauer: No na!) Sie ha­ben gesagt, der Abfangjägerkauf werde durch eine Wirtschaftsplattform finanziert. – Von einer solchen ist heute nichts zu sehen!

Weiters haben Sie gesagt, dass man die Luftraumüberwachung nicht mit geleasten oder geborgten Flugzeugen durchführen könne. – Nun aber sehen Sie das selbst für die Zeit von 2005 bis 2007 vor! (Abg. Scheibner: Das sind lediglich zwei Jahre! – Wei­terer Zwischenruf bei den Freiheitlichen.)

Während in Deutschland bereits eine Diskussion darüber beginnt, ob wegen strategi­scher Überalterung dieses Eurofighter-Projekt gestoppt werden soll, kauft die österrei­chische Bundesregierung die teuersten und noch nicht ausgereiften Kampfflugzeuge für das österreichische Bundesheer. (Abg. Scheibner: Sie wollten noch teurer kaufen!) Genau mit diesem Ankauf werden jene Budgetlöcher aufgerissen, die dann durch die Kürzung der Pensionen geschlossen werden sollen! Meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, das ist bezeichnend für Ihre Politik! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Ab­geordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Eine Frechheit ist das, was Sie da sagen! Die unterste Schublade, in die Sie da greifen!)

Der ehemalige Verteidigungsminister Scheibner gehört ja einer Partei an, die im ver­gangenen Herbst noch plakatiert hat: Abfangjägerankauf gestoppt! (Abg. Scheibner: Ich habe das gesagt? – Wirklich nicht!) Herr Abgeordneter Scheibner, was ist aus die­sem Stopp geworden? (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Wie treu sind Sie von der FPÖ Ihren Wahlversprechungen geblieben? Wie viel Wert legen Sie über­haupt darauf, dass in den gesamten Beschaffungsvorgang für die Abfangjäger Licht kommt, wenn Sie nicht einmal bereit sind, einen Prüfungsbericht des Rechnungshofes abzuwarten?! Hier wird Schlimmes vermutet – und offensichtlich geht es Ihnen um das Vertuschen und das Verschweigen von unter Umständen vermuteten Unregelmäßig­keiten in diesem Zusammenhang! Bei einem ordentlichen Beschaffungsvorgang – wenn Sie schon die Abfangjäger wollen – hätte man zumindest auf den Prüfungsbe­richt des Rechnungshofes gewartet, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Bei den Pensionen ist es so wie bei den Abfangjägern: All das, was vor der Wahlaus­einandersetzung gesagt wurde, zählt am Tag der Wahl nichts mehr! Und dasselbe ist auch gültig für andere Teile des Budgetbegleitgesetzes: wie zum Beispiel die Gesund­heitsreform. Erst vor kurzem wurde die Tabaksteuer erhöht, mit dem richtigen Hinweis: Das soll zweckgewidmet werden für das Gesundheitssystem! – Nun aber, mit diesem Budgetbegleitgesetz, schaffen Sie die Zweckbindung der Tabaksteuer für das Ge­sundheitssystem wieder ab. Das heißt, diese Bundesregierung vergrößert sogar noch die Finanzierungslöcher im Krankenversicherungssystem, verkleinert sie also keines­falls, und damit führen Sie die österreichischen Krankenversicherungen und damit die Garantien für das Gesundheitssystem in eine schwere Finanzkrise! Das ist genau der falsche Schritt, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Was in diesem Gesetz noch diplomatisch formuliert ist, nämlich dass Selbstbehalte im Gesundheitssystem ab dem Jahre 2005 eingeführt werden sollen, heißt doch in der Praxis nichts anderes als das – wenn man Ihren Ankündigungen glauben darf, dass es in Zukunft in unserem Gesundheitssystem einen Selbstbehalt von 20 Prozent geben soll –, dass genau jene Menschen, die jetzt schon durch massive Kürzungen ihrer Pensionen getroffen werden, im Jahre 2005 ein zweites Mal zur Kasse gebeten wer­den, wenn Sie von den Koalitionsparteien Selbstbehalte im Gesundheitssystem einfüh­ren. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Damit findet ein ganz dramatischer Einschnitt in unseren Sozialstaat statt, ein Anschlag auf das, was Österreich wirklich groß gemacht hat, nämlich die solidarische Versiche­rungsgemeinschaft, in der alle Menschen dafür aufkommen, dass wir Gesundheit und Arbeitslosigkeit sowie Unfälle solidarisch finanzieren. – Sie von ÖVP und FPÖ indivi­dualisieren mit diesen Maßnahmen das Risiko, und das ist der falsche Weg, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen. – Meh­rere SPÖ-Abgeordnete begeben sich Richtung Rednerpult und deponieren neben die­sem zahlreiche Pakete, alle mit einem rot-weiß-roten Band verschnürt, beinhaltend Petitionen an den Nationalrat betreffend Pensionsreform. – Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Das wird dort gleich umfallen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich mache Ihnen, Herr Bundeskanzler, einen solidarischen Vorschlag: Wenn Sie sich so sicher sind, dass Ihre Pensionsreform eine sozial gerechte ist, wenn Sie der Mei­nung sind, dass Ihre Pensionsreform dazu führt, dass die österreichische Bevölkerung dem zustimmen kann, wieso unterziehen wir dann diese Pensionsreform nicht einer Volksabstimmung?! Über 400 000 Menschen fordern in einer Bürgerinitiative, in einer Petition an den Nationalrat, dass das letzte Wort über die Pensionskürzungen nicht durch den Nationalrat gesprochen wird, sondern dass das letzte Wort die österreichi­sche Bevölkerung in einer Volksabstimmung hat. (Beifall bei der SPÖ sowie bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich verstehe die Aufregung vor allem in den Reihen der FPÖ, Frau Abgeordnete Partik-Pablé, waren es doch Sie von der FPÖ, die Sie monatelang gesagt haben: Am Ende soll es eine Volksabstimmung über die Pensionskürzungsreform geben! – Über 400 000 Menschen fordern nun diese Volksabstimmung, und morgen – eine Stunde der Wahrheit! – werden die Abgeordneten der FPÖ die Möglichkeit haben, zu zeigen, ob sie auf der Seite des Volkes, ob sie zu ihren eigenen Vorschlägen der letzten Mona­te stehen – oder ob sie wieder liegend umfallen und ihrem Regierungspartner ÖVP folgen. Diese Entscheidung wird Ihnen niemand ersparen, meine sehr verehrten Da­men und Herren von der FPÖ! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grü­nen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Schlusssatz, Herr Abgeordneter! Ihre Redezeit ist zu Ende!

 


Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer| (fortsetzend): Lassen wir daher in einer Volks­abstimmung die Qualität der Argumente sprechen! Zeigen Sie, dass Sie bereit sind, sich der Bevölkerung zu stellen! (Unter lang anhaltendem Beifall der SPÖ über­reicht Abg. Dr. Gusenbauer dem den Vorsitz führenden Präsidenten Dr. Khol ein Pa­ket mit Unterschriftslisten, an den Nationalrat gerichtet.)

10.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich bitte die Parlamentsbediensteten, die Unterschrifts­listen in die Nationalratskanzlei zu bringen.

Ich erteile Herrn Abgeordnetem Dr. Stummvoll das Wort. Redezeit: 15 Minuten. – Bitte. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Die SPÖ-Abgeordneten sollen das wegräumen!)

 


10.21

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Herr Kollege Gusenbauer, ich kann Sie verstehen. Sie sind seit vielen Wochen mit dem Wunsch Ihres Klubs konfrontiert, Ihre Mandatare wollen auch einmal eine „tra­gende Rolle“ haben. Sie haben ihnen diese „tragende Rolle“ heute verpasst. (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Lebhafter Widerspruch bei der SPÖ. – Abg. Reheis: Sie verhöhnen das Volk! 400 000 Menschen! – Weitere Zwi­schenrufe der Abgeordneten Mag. Posch, Eder, Mag. Wurm und Reheis.)

Herr Präsident, ich darf allerdings um Folgendes bitten: Ich würde dafür plädieren, dass die Abgeordneten der SPÖ diese „tragende Rolle“ fortsetzen und die Pakete selbst wieder hinaustragen, damit nicht die Mitarbeiter des Hauses damit belastet wer­den! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Eine kleine Anregung von mir. (Leb­hafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Was die Glaubwürdigkeit des Kollegen Gusenbauer betrifft, darf ich nur auf Folgendes verweisen – diese Zitate wurden ja hier im Hohen Haus schon mehrmals verlesen –: Noch im Jänner dieses Jahres hat sich Kollege Gusenbauer dazu bekannt, dass die Frühpensionen auslaufen sollen; ebenso hat er sich zu Einsparungen von 1 Milliarde Schilling beim Pensionsbeitrag bekannt. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege Gusenbauer, Sie haben sich auch zu Eingriffen in bestehende Pensionen ab der ASVG-Höchstbeitragsgrundlage bekannt. Herr Kollege Gusenbauer! Für mich haben Sie in diesen Fragen keine Glaubwürdigkeit! (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wenn wir dieses Budgetbegleitgesetz 2003 mit insgesamt 90 Gesetzesvorlagen heute und morgen hier im Hohen Haus sehr intensiv diskutieren und debattieren, dann steht über diesem gesamten Paket eine große Überschrift: Ver­antwortung für die Zukunft. – Meine Damen und Herren! Das ist die Politik dieser Bun­desregierung: Verantwortung für die Zukunft! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Meine Damen und Herren! Ich möchte auch eines sehr deutlich sagen: Es hätten diese Regierung und wir von den Regierungsfraktionen ein viel schöneres Leben, ein viel leichteres Leben, wenn wir all das nicht umsetzen würden, wenn wir es etwa so ma­chen würden wie die Bundeskanzler Vranitzky und Klima (Zwischenrufe bei der SPÖ), die den Menschen Sand in die Augen gestreut und die wahre Problematik nicht aufge­zeigt haben, die die warnenden Rufe von Klubobleuten wie Sepp Wille im Jahre 1986 oder von Alfred Dallinger von der Gewerkschaftsseite, ebenfalls in den achtziger Jah­ren, die all diese dringenden Appelle nach einer Pensionsreform einfach zur Seite ge­schoben haben.

Ich rechne es diesem Bundeskanzler, Dr. Wolfgang Schüssel, und auch Vizekanzler Haupt sehr hoch an, dass sie bewusst gesagt haben: Wir wollen nicht die Strategie von Vranitzky und Klima fortsetzen und den Menschen Sand in die Augen streuen, sondern wir bekennen uns zu einer Politik der Ehrlichkeit, wir haben den Mut zur Wahrheit, und wir haben Vertrauen in den gesunden Menschenverstand unserer Bürgerinnen und Bürger, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Posch: Genau! Ehrlichkeit beim Stummvoll – die kennen wir! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.) Und noch so laute Zwischenrufe können eine Pensionssiche­rungsreform nicht ersetzen, meine Damen und Herren. (Abg. Reheis – auf die Pakete mit den Unterschriftenlisten neben dem Rednerpult weisend –: Das sind die „Zwischen­rufe“! 400 000 Menschen!)

Sie können auch die Daten und Fakten nicht wegwischen, Herr Kollege Reheis. Und es bedeutet Zukunftsgestaltung, es bedeutet Verantwortung für die Zukunft, wenn wir mit diesem Paket diesen Daten und Fakten Rechnung tragen.

Was sind die Fakten? – Punkt 1: Die berühmte Formel 3 – 6 – 12. Was heißt das? – Im Vergleich zu 1970 tritt der Durchschnittsösterreicher drei Jahre später ins Erwerbsle­ben ein, das heißt ein drei Jahre späterer Beginn von Beitrags- und Steuerzahlungen. Mit sechs ist gemeint, er arbeitet insgesamt um sechs Jahre weniger als 1970. Und zwölf heißt: Auf Grund einer erfreulicherweise gestiegenen Lebenserwartung bezieht er die Pension zwölf Jahre länger. (Abg. Eder: Schönrednerei!)

Meine Damen und Herren! Wer hier glaubt oder vorgibt, mit einer „Pensionsreform light“ diese Probleme lösen zu können – ich nenne keine Namen, aber egal, wer das tut, den bezeichne ich als Scharlatan (Zwischenrufe der Abgeordneten Gaál und Eder), denn hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. In diesem Bereich muss die Regierung han­deln, wenn sie Verantwortung trägt, und diese Regierung übernimmt die Verantwor­tung.

Es gibt eine zweite Zahl. Professor Rürup hat das in der Fernsehdiskussion vor einigen Wochen sehr schön erklärt. Es geht um die einfache Zahl „ein Drittel“. Was heißt das, „ein Drittel“? – Rürup hat sehr schön dargelegt, wenn man den Pensionsversiche­rungsbeitrag und den Anteil der Steuermittel bei der Pensionsfinanzierung zusammen­legt, dann erkennt man, dass derzeit der Durchschnittsösterreicher bereits ein Drittel seines Arbeitsverdienstes nur für die Finanzierung der Pensionen der heute im Ruhe­stand Befindlichen aufwendet.

Wollen Sie diese Politik fortsetzen? Wollen Sie, dass unsere Kinder in 20, 30, 40 Jahren ihr halbes Arbeitseinkommen nur für die Finanzierung der Pensionen auf­wenden müssen? (Abg. Eder: Genau diese Kinder kriegen keine Pension mehr!) Das ist verantwortungslos, Herr Kollege! Sie verspielen die Zukunft unserer Kinder! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Gaál: Das ist ein Pensionskürzungspro­gramm!)

Lassen Sie mich einen dritten Punkt anführen. Diese Regierung bekennt sich auch zum Drei-Säulen-Prinzip. (Abg. Mag. Posch: Vier Säulen! Vier! – Weitere Zwischenru­fe der Abgeordneten Dipl.-Ing. Kummerer, Eder, Mag. Wurm und Gaál.) – Sie von der SPÖ haben diesen Konsens nicht nur verlassen, im Budgetausschuss und im Finanz­ausschuss haben Sie das Drei-Säulen-Prinzip sogar massivst attackiert. Sie haben dieses System massivst attackiert.

Sie streuen den Menschen Sand in die Augen! (Widerspruch bei der SPÖ.) Sie geben vor, die staatliche Altersversorgung sei allein selig machend. Sie geben den alten Slo­gan vor: Du brauchst dich um nichts zu kümmern, der Staat sorgt für dich vor. – Ich halte auch das für verantwortungslos, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sie können hier mit noch so klassenkämpferischen Argumenten das nicht widerlegen, was die große Mehrheit der Österreicher und Österreicherinnen spürt. Sie spüren, sie sind gut beraten, sie sind klug beraten, wenn sie im Rahmen dieses Drei-Säulen-Prinzips selbst etwas für ihre Eigenvorsorge tun. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Gaál: Schwache Argumentation! – Weitere Zwischenrufe der Abgeordneten Dipl.-Ing. Kummerer, Dr. Matznetter, Mag. Posch und Eder.)

Herr Kollege, Sie wissen es: Je schwächer Ihre Argumente, desto lauter Ihre Zwi­schenrufe. Das ist leider zu wenig für eine verantwortungsvolle Politik. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Lassen Sie mich auch eines sagen: Diese Regierung hat den Nachweis dafür er­bracht – an Runden Tischen, in Nachtsitzungen, in über 90 Stunden Beratungen im Budgetausschuss –, dass hier sehr weit gehende inhaltliche Zugeständnisse gemacht wurden. Das geht sogar so weit, dass es bereits viele Experten gibt, die sagen, die Pensionsreform sei schon viel zu stark verwässert. Rürup, Tomandl, Mazal, Marin – alle sagen schon, die Pensionsreform ist verwässert. 

Sie von der Opposition sagen, diese Reform ist ein brutaler Pensionsraub, sie erfolgt überfallsartig, obwohl Übergangsfristen von bis zu 25 Jahren enthalten sind. – Wenn einerseits der „brutale Pensionsraub“ behauptet wird und andererseits die Experten sagen, die Reform sei zu stark verwässert, dann muss ich sagen, es ist offensichtlich gelungen, einen gesunden, richtigen Mittelweg zu gehen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)

Ich gebe gerne zu: Die Experten haben es natürlich ein bisschen leichter. (Abg. Mag. Posch: Der Stummvoll hat es auch leicht!) Sie fragen: Was ist langfristig notwen­dig? Und es ist die Staatskunst dieser Bundesregierung: Das, was langfristig notwen­dig ist, müssen wir kurzfristig mehrheitsfähig machen. Das ist die Aufgabenstellung, meine Damen und Herren.

Ich gebe zu, und ich habe das schon einmal gesagt: Wenn ein Fehler gemacht wurde, dann ist das nicht der Inhalt der Reform, dann sind es nicht die Maßnahmen, die darin enthalten sind, sondern vielleicht haben wir ein bisschen zu wenig kommuniziert. (Abg. Dr. Glawischnig: Ist das Ganze ein Missverständnis?)

Ich habe in den letzten Wochen in meinem Wahlkreis viele Diskussionen erlebt, und am Schluss haben sehr oft Teilnehmer gefragt: Ja, wieso sagt uns das niemand? – Das heißt, die Menschen sind bereit, diese Argumente anzunehmen (ironische Heiter­keit bei den Grünen und der SPÖ – Abg. Öllinger: Bitte!), und wir werden diese Kommunikation auch nach der Beschlussfassung fortsetzen, um Ihnen zu beweisen, Herr Kollege Öllinger, dass die Menschen viel vernünftiger sind, als Sie glauben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Glauben Sie mir das: Die Menschen sind viel vernünftiger, als Sie glauben!

Eines darf auch nicht unwidersprochen bleiben: Wenn auf Grund dieser inhaltlichen Zugeständnisse – ich erinnere an von Ihnen angedrohte Pensionskürzungen von bis zu 40 Prozent! – die Kürzungen nunmehr mit einem Deckel von 10 Prozent gedeckelt wurden – im schlimmsten Fall heißt das, alle Maßnahmen zusammen können höchs­tens 10 Prozent Abzug bewirken –, dann sagen Sie, das seien kosmetische Operatio­nen gewesen!?

Meine Damen und Herren! Das ist zutiefst unglaubwürdig und zeigt, dass Sie keine Verantwortung übernehmen wollen, dass Sie Oppositionspolitik betreiben, um der Op­position willen, dass Sie den Menschen Angst machen und ihnen nach wie vor Sand in die Augen streuen wollen. Das ist nicht unsere Politik – und kann es nicht sein! (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Brosz und Mag. Wurm.)

Meine Damen und Herren! Uns sind natürlich auch die kleinen Pensionen ein großes Anliegen. (Abg. Öllinger – die Hände bittend in die Höhe haltend –: Nein! Nein!) Des­halb haben wir auch im Zuge der Steuerreform hier verankert, dass alle Einkommen bis zu 1 000 € brutto monatlich steuerbefreit sind. Das wird in hohem Ausmaß kleine Pensionsempfänger betreffen. 200 000 Menschen fallen mit dieser Maßnahme aus der Steuerpflicht heraus, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen.)

Alle Ihre Berechnungen, die Sie ohne Berücksichtigung dieser Maßnahme erstellt ha­ben, können Sie sofort in den Papierkorb werfen, denn diese Berechnungen sind falsch. Machen Sie neue Berechnungen unter Einbeziehung dieser Steuerreform, die den Kleinsten der Kleinen entsprechende Hilfestellung bietet.

Aber natürlich sind wir nicht nur dazu da, den Kleinen zu helfen, sondern wir von der ÖVP als Partei der Mitte bekennen uns dazu, dass wir auch den Mittelstand (Abg. Dr. Matznetter: Auch dem Mittelstand alles wegnehmen!) entlasten müssen. Wir müssen auch jenen eine Chance geben, die dafür sorgen, dass in unserem Land Ar­beitsplätze, Einkommenschancen und soziale Sicherheit bestehen. Dafür sorgt die große Zahl unserer Klein- und Mittelbetriebe. (Abg. Parnigoni: Klein- und Mittelbetrie­be! Das wird spannend!)

Bei unserer Struktur der Wirtschaft – über 90 Prozent unserer Betriebe haben weniger als 20 Mitarbeiter! – ist die zweite Maßnahme dieser Steuerreform, Teil 1, die Eigenka­pitalstärkung der Klein- und Mittelbetriebe durch die Halbierung des Steuersatzes für jenen Gewinn, der im Betrieb bleibt und in Arbeitsplätze investiert wird, ein erster Schritt in die richtige Richtung. (Abg. Parnigoni: Womit?)

Ich gebe gerne zu, das kann nur ein erster Schritt sein. Ich gebe zu, wir konnten man­gels Finanzierbarkeit die Freiberufler nicht erfassen. Ich gebe zu, wir haben auch die Kapitalgesellschaften nicht erfasst. Aber wir wissen – der Herr Finanzminister hat es wiederholt gesagt, und wir stehen dazu –: Es wird noch in dieser Legislaturperiode die größte Steuerreform in der Geschichte der Zweiten Republik geben (ironische Heiter­keit bei der SPÖ), und da werden diese Maßnahmen gesetzt! (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Parnigoni: Da klatscht nicht einmal die eigene Partei!)

Es wird eine Steuerreform geben mit der strategischen Zielsetzung: Wir wollen Stabili­tät im Staatshaushalt, wir wollen eine Entlastung der Bürger und der Betriebe, und wir wollen Investitionen in die Zukunft, und wir werden genau dieser Strategie folgen. Die­se Regierung ist bereit, auf Grund dieser programmatischen, strategischen Ausrichtun­gen konkrete Politik zu betreiben, Herr Kollege Cap. Das ist für Sie natürlich etwas Unverständliches, denn Sie sind ein Populist und schauen immer nur (Abg. Dr. Matz­netter: Auf die Menschen!) auf den nächsten Wahltermin.

Auch dass die 13. Umsatzsteuer-Vorauszahlung wegfällt, meine Damen und Herren, war eine jahrelange Forderung jener kleinen und mittleren Betriebe, die bei uns den Arbeitsmarkt gehalten haben. Es ist ja an sich eine völlige Absurdität gewesen – das Jahr hat nur zwölf Kalendermonate! –, eine 13. Umsatzsteuer-Vorauszahlung einzufüh­ren. Ich bin sehr froh darüber, dass es in der Amtszeit dieser Bundesregierung gelun­gen ist, auch diesen Unfug wegzubringen! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch Folgendes erwähnen – ich muss das sagen, weil wir heute, morgen und in dieser ganzen Woche die Debatte wieder auf den Boden der parlamentarischen Demokratie zurückführen –: Ich bin sehr froh darüber, Herr Präsident Verzetnitsch, dass der ÖGB angekündigt hat, es werde keine weiteren Streikmaßnahmen geben.

Ich bin sehr froh, dass Sie damit das zur Kenntnis nehmen, was der legendäre ÖGB-Präsident Franz Olah vor kurzem in einem Aufsehen erregenden Interview der „Kleinen Zeitung“ gegenüber gesagt hat: „Streiks sichern keine Pensionen.“ – Ich bin froh, dass es diese Einsicht gibt, denn das Zwischenspiel, das es gegeben hat – Herr Präsident Verzetnitsch, Sie wissen es –, waren rein politische Streiks. (Zwischenruf des Abg. Parnigoni.)

Es waren politische Streiks gegen Regierung und Parlament. Es waren Streiks mit der Zielsetzung, einen erfolgreichen Regierungskurs, einen erfolgreichen Bundeskanzler aus dem Sattel zu heben. Dieser Versuch ist gescheitert, Herr Kollege Parnigoni! (Bei­fall bei der ÖVP.) Aber im Interesse der demokratischen Kultur in unserem Lande bin ich froh darüber, dass dieser Versuch gescheitert ist. (Abg. Parnigoni: Wieso? Wieso haben die Schwarzen mitgestreikt? Die wollen auch den Schüssel nicht! Auch Neuge­bauer will den Schüssel nicht! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich möchte das nicht überbewerten, aber für die Zukunft festhalten: Einzelne Aktionen sind so weit gegangen, dass sie sehr in die Nähe des § 251 Strafgesetzbuch geraten sind. Das ist jener Paragraph, der besagt: Wer Abgeordnete mit gefährlichen Drohun­gen und Gewalt zu einem bestimmten Stimmverhalten zwingt, begeht eine Straftat mit Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Hier sitzt Kollegin Maria Fekter – ihr wurde wirtschaftlicher Schaden zugefügt. Hier sitzt Kollegin Susanne Wegscheider – ihr wurde wirtschaftlicher Schaden zugefügt, um ein bestimmtes Stimmverhalten zu erzeugen. (Abg. Gaál: Sie schaden der Politik!)

Meine Damen und Herren! Ich wäre dankbar, wenn ein Vertreter Ihrer Fraktion heraus­käme und sich für die Zukunft von diesen Aktionen im Interesse der demokratischen Kultur unseres Landes distanzieren würde, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) – Das musste noch gesagt werden.

Insgesamt halte ich fest: Diese Phase ist vorbei. Ich bin froh, dass wir heute und mor­gen die politische Kultur in unserem Lande wieder hier im Hohen Haus, wo sie hinge­hört, praktizieren können! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

10.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen. Redezeit: 15 Minuten. – Bitte, Herr Professor.

 


10.36

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen| (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Stummvoll, bei Ihrer Rede stellt man sich schon einige Fra­gen, wie zum Beispiel: Kein Mensch bestreitet, dass sich die Alterspyramide verändert, aber wenn die Schlussfolgerungen daraus so eindeutig wären, dann frage ich mich wirklich: Was ist in den letzten Wochen alles passiert? Warum wird angeblich immer noch – heute! – zwischen FPÖ und ÖVP verhandelt, um irgendetwas herauszuverhan­deln? Warum rätselt die Öffentlichkeit seit Wochen, ob die Regierungskoalition über­haupt hält, wenn das alles so eindeutig ist?! Geh, bitte! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Zweitens, Herr Kollege Stummvoll: Auch Wiederholungen machen gewisse Dinge nicht wahrer. Pensionen unter 1 000 € oder bis zu 1 000 € sind von den Kürzungen genauso betroffen wie andere Pensionen. Staatssekretärin Haubner hat sich – ich glaube, ver­gangene Woche noch – dafür stark gemacht, Pensionen unter 1 000 € auszuneh­men. – Das ist aber nicht der Fall! Warum leugnen Sie das?

Berufen Sie sich doch nicht auf die Einkommensteuerreform, die angeblich gerade diese Personengruppe begünstigt! Sie wissen doch ganz genau, dass die Einkom­mensteuerreform Einkommen zwischen 900 und 1 100 € besonders begünstigt – das finden wir gut und richtig –, dass aber Einkommen unter dieser Grenze überhaupt nicht davon betroffen sind, weil die schon jetzt keine Lohnsteuer und keine Einkommens­steuer zahlen. (Beifall bei den Grünen. – Aha-Rufe bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Ja, Kollege Stummvoll!)

Wie stehen Sie dazu? Diese Gruppe der Pensionsbezieher unter 900 € – und das be­trifft natürlich Arbeitnehmer in diesem Einkommensbereich genauso, und das haben Sie auch hinzuzufügen vergessen, Herr Kollege Stummvoll von der ÖVP – wird natür­lich zum Beispiel von der Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge genauso betrof­fen sein. (Abg. Dr. Stummvoll: 200 000 Menschen werden entlastet!)

In Ihrem Regierungsprogramm war allein zu diesem Punkt für das nächste Jahr ein fiskalisches Zusatzaufkommen von 100 Millionen € eingeplant. Sind diese Bezieher niedriger Pensionen von den Krankenversicherungsbeiträgen ausgenommen? – Nein! Sollen sie halt zahlen von ihren Pensionen unter 1 000 €! (Abg. Mag. Wurm: Sollen sie doch gesund bleiben!) Ganz zu schweigen von den anderen Abgaben und Steuern, die eingeführt werden, wie zum Beispiel die Energieabgaben, wo Sie von den Koalitions­parteien auch keine Vorsorge dafür getroffen haben, dass die untersten Einkommen und die Bezieher der geringsten Pensionen nicht davon betroffen sind. So ist es, Herr Kollege Stummvoll: Drei Viertel der Wahrheit haben Sie hier am Rednerpult verschwie­gen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Einen Punkt ganz kurz. Wir debattieren heute das so genannte Budgetbegleitgesetz, dieses Konvolut (der Redner hält einige Schriftstücke in die Höhe), ich habe es nicht nachgezählt, aber 200 Seiten wird es schon haben. Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Bediensteten der Parlamentsdirektion ausdrücklich meinen Dank aussprechen, die es im Wesentlichen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche ge­schafft haben, die verschiedenen Abänderungsanträge im Laufe von Wochen zu kom­binieren und in die seinerzeitige Regierungsvorlage einzuarbeiten. Das muss eine schreckliche Aufgabe gewesen sein, die sie mit Bravour gemeistert haben! (Beifall bei den Grünen.) Allerdings: Der Inhalt des Budgetbegleitgesetzes mit seinen rund 100 Gesetzen bleibt trotz dieser bravourösen Arbeit der Parlamentsmitarbeiter natür­lich unverändert.

Am Rande möchte ich anmerken, dass sich seinerzeit – 1996/97, wenn ich mich recht erinnere – auch die FPÖ, damals in Opposition, vehement gewehrt hat gegen die Vor­gangsweise der damals rot-schwarzen Bundesregierung, die ein ähnliches Budgetbe­gleitgesetz mit ähnlich vielen Gesetzen vorgelegt und das in einem ähnlichen Schnellzugsverfahren durchgezogen hat. (Abg. Scheibner: Das war aber anders!) Jetzt, wo Sie in der Regierung sind (Abg. Scheibner: Nein, nein! In der zweiten Le­sung sind die Abänderungsanträge gekommen!), ist das natürlich alles ganz anders – wie mir Kollege Scheibner in einem Zwischenruf gerade mitteilt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Rund 100 Gesetze werden jetzt in rund 20 Stunden im Nationalratsplenum – unter An­führungszeichen – „diskutiert“. Jetzt kann man sich ausrechnen: 100 Gesetze, 20 Stun­den, das heißt pro Gesetz 12 Minuten; es gibt vier Fraktionen im Haus, das heißt 3 Minuten pro Fraktion für jedes Gesetz. Da ist ja ganz offenkundig, dass nicht alle Gesetze – oder überhaupt die allermeisten nicht – hier besprochen werden kön­nen, schon angesichts der Tatsache, dass die Pensionsreform dieses Gewicht hat. Wir sind überhaupt nicht in der Lage, all diese Gesetze in irgendeiner Weise hier sinnvoll zu debattieren.

Das reiht sich würdig ein in das Chaos der letzten Wochen und Monate, wo sich Ter­mine täglich geändert haben. – Mein Beileid dem Vorsitzenden des Budgetausschus­ses, der (Abg. Mag. Molterer: Der das hervorragend gemacht hat!) immer noch ver­sucht hat, das Beste daraus zu machen, aber natürlich der Willkür der Regierungspar­teien ausgeliefert war. Danke, Herr Kollege Auer, Sie trifft noch die geringste Schuld! (Beifall bei den Grünen sowie demonstrativer Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Nur zur Erinnerung: Das Budgetbegleitgesetz sollte schon am 4. Juni beschlossen werden, doch dieser Termin ist geplatzt. Jetzt laufen angeblich immer noch Verhand­lungen zwischen ÖVP und FPÖ über irgendwelche Korrekturen. – Herr Kollege Stummvoll! Das kollidiert aber wirklich mit Ihrer Vorstellung hier am Rednerpult, dass ohnehin alles leiwand ist und jeder vernünftige Mensch einsehen muss, warum dieses Konvolut so hier und jetzt beschlossen werden muss. – Das ist natürlich Unsinn. (Abg. Dr. Stummvoll: Das habe ich nicht gesagt!)

Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang noch eine Bemerkung zur FPÖ. Ich habe schon einiges dazugelernt in diesen letzten Wochen und Monaten. Ich habe ursprüng­lich gedacht: Regierungsverhandlungen, das bedeutet, dass man versucht, sich in ei­nem Kompromiss auf ein gemeinsames Programm zu einigen, dieses Programm wird dann unterschrieben, wird zu einem Regierungsprogramm, das die zuständigen Minis­ter dann durchsetzen. Ich habe gelernt, dass man es auch ganz anders machen kann: Man verhandelt – ÖVP und FPÖ, nehme ich an, haben die Pensionsreform im Detail verhandelt –, man unterschreibt das gemeinsame Regierungsprogramm, es gibt einen zuständigen Minister, nämlich Vizekanzler Haupt, als Sozialminister zuständig für die Pensionsreform, und danach betreibt man jeden Tag Kindesweglegung.

Das ist interessant, wie das geht. Mein Beileid für die Kollegen von der ÖVP, wenn man so will, aber von der FPÖ kann man noch etwas lernen – ich meine das natürlich ironisch, damit kein Missverständnis entsteht; das ist wichtig, denn sonst kommt ir­gendein humorloser Kollege und sagt: Sie haben gesagt, dass man von der FPÖ etwas lernen kann! Unterschriften werden geleistet, verhandelt wird ein gemeinsames Pro­gramm, ein Minister von der FPÖ ist zuständig, aber zu tun hat er nichts mit dieser Art von Pensionskürzungen. Diese Art der Vorgehensweise ist wirklich bemerkenswert. Kindesweglegung Tag für Tag. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Kollege Stummvoll! Ich finde, diesem so genannten Druck der Straße, dem, was Sie als politischen Streik bezeichnen, diesen Hunderttausenden von Leuten, die sich eingesetzt haben, ist es zu verdanken, dass zumindest einige Punkte, die besonders brisant waren, aus diesem Pensionskürzungsprogramm herausgestrichen wurden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Ich persönlich bin diesen Leuten dankbar, und ich sehe keinen Grund, diese Menschen hier im Parlament zu diskreditieren in der Art, wie Sie das gerade vorhin versucht haben.

Vor allem bleiben Sie ja bis heute – Herr Gusenbauer hat schon darauf hingewiesen – die Antwort schuldig, wie denn die große Pensionsreform aussehen soll. Sie bleiben bis heute die Auskunft schuldig, warum jetzt im alten System diese Maßnahmen getrof­fen werden müssen, wenn angeblich ohnehin im Herbst die große Reform mit der Ver­einheitlichung der Systeme und so weiter und so fort kommt.

Ganz abgesehen davon war es schon auch bemerkenswert, wie Sie darauf „verges­sen“ haben – zuerst offenbar in den Verhandlungen, dann im Regierungsprogramm, dann später in der Praxis –, dass die Politikerpensionen alt, die Altpensionen für Politi­ker, die nicht von der Reform 1997 betroffen waren, wohl auch irgendwie einbezogen werden müssen. Unter höchsten Druck gesetzt haben Sie sich bereit erklärt, die eine oder andere Maßnahme durchzuführen, aber es ist offensichtlich, denke ich – und wir werden heute und morgen noch genug Zeit haben, darüber zu reden –, dass diese Altpensionen der Politiker unvereinbar sind mit den ASVG-Regelungen und es un­möglich ist, die Art von Kürzungen, die Sie hier durchführen, 1 : 1 – wie von der Re­gierungsbank aus behauptet wurde – auf die Politikerpensionen zu übertragen.

Deswegen ist unsere Position: Weg mit den Altpolitiker-Pensionen! Es tut mir wirklich Leid, dass sich die FPÖ, namentlich Herr Kollege Scheibner, der auch immer dafür eingetreten ist, in diesem Punkt offensichtlich nicht durchgesetzt hat oder, wie man so schön sagt, schlicht und ergreifend umgefallen ist, Herr Kollege Scheibner! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Etwas wurmt mich schon auch ein wenig, Herr Kollege Molterer und Herr Kollege Stummvoll: Sie betonen immer: die Veränderung der Alterspyramide, die Herausforde­rung, die hier vor uns steht. (Abg. Mag. Molterer: Das stimmt auch!) – Das stimmt. Aber die Antwort darauf kann nicht allein diese Art von Pensionskürzungsmaßnahmen oder irgendeine Art von Pensionskürzungsmaßnahmen sein. Sie sollten – das hätte ich mir auch beim Budgetbegleitgesetz erwartet – doch darüber nachdenken, wie denn die begleitenden Parallelmaßnahmen, die absolut notwendig sein werden, jetzt schon an­gegangen werden. (Abg. Mag. Molterer: Lohnnebenkostensenkung!)

Zum Beispiel: die Erhöhung der Erwerbsquote für Frauen. Wo sind die Maßnahmen in diesem Bereich? – Sie haben ein Kindergeld durchgesetzt. Gut und schön. Aber wir wissen alle, dass das die Frauen zu einem erheblichen Teil dazu gebracht hat, zu lan­ge nicht im Erwerbsleben zu stehen. Wir wissen, dass die Erwerbsquote der Frauen, ihre Teilnahme am Arbeitsmarkt erhöht werden muss. Wo sind die entsprechenden Maßnahmen? Wir können nicht zehn oder 20 Jahre warten, bis sich die Alterspyramide ändert, das muss jetzt gemacht werden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Oder: die Maßnahmen im Bereich der so genannten Zukunftsaufgaben, die zu beschwören Sie nicht müde werden. Wo sind die Maßnahmen im Bereich der Forschung und Entwicklung? Ich hätte mir erwartet, dass diese im Budgetbegleitgesetz vorkommen – nichts davon steht drinnen! Zuerst haben Sie uns einzureden versucht, dass 800 Millionen € mehr für Forschung und Entwicklung, Bildung und Wissenschaft ausgegeben werden. Das war ein Schmäh, sonst nichts! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Andere Maßnahmen finde ich nicht. Im Gegenteil: Wenn man sich die Mühe macht, den Nationalen Forschungs- und Innovationsplan vom 3. Dezember durchzulesen – das ist Ihr Rat, der Rat für Forschung und Technologieentwicklung, der von der schwarz-blauen Regierung eingesetzt worden ist; gute Leute –, so kann man davon ausgehen, dass die Forschungs- und Entwicklungsquote bis 2005 auf 2,5 Prozent er­höht werden soll. Im nächsten Papier, Österreichischer Forschungs- und Technologie­bericht 2003, unterschrieben von Ministerin Gehrer und Minister Gorbach – schön auf­geteilt, ÖVP und FPÖ –, wird das Ziel stillschweigend auf 2006 verschoben.

In beiden Berichten wird ausführlich dazu Stellung genommen, wie auch die öffentli­chen Ausgaben, nicht nur die Unternehmensausgaben, bis 2005 – von mir aus 2006, wenn Sie es schon stillschweigend verschoben haben – erhöht werden müssen. Wie spiegelt sich das im Budget für 2003/2004 wider? – Gar nicht! So nehmen Sie Zu­kunftsaufgaben wahr, so nehmen Sie die Aufgaben wahr, von denen wir alle hier im Saal, alle vier Parteien, zu betonen, wie wichtig diese sind, nicht müde werden: Bil­dung, Ausbildung, Forschung, Entwicklung, Innovation! (Zwischenruf der Abg. Dr. Bri­nek.)

Die Ausgaben für die Universitäten sinken im Jahre 2003 – das wissen Sie ganz ge­nau, Frau Kollegin Brinek; Sie wissen ganz genau, dass die Rektoren schon um die Zahlungsfähigkeit der Universitäten fürchten –, sie werden 2004 etwas ansteigen, um wieder auf dem Niveau von 2002 zu sein.

Die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsförderung durch den Bund, meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, hinkt weit zurück hinter jenem Plan, den Sie einhalten müssten – nach Ihrem eigenen Bericht, Mai 2003; er ist gerade erschienen –, wenn Sie Österreich tatsächlich bis 2006 an den internationalen Standard bei den For­schungsausgaben heranführen wollen.

Sie treffen keine entsprechenden Maßnahmen dafür, Sie quälen uns vielmehr mit der Abfangjäger-Geschichte. Dafür haben Sie Geld! Und kommen Sie mir jetzt nicht mit der Aussage, dass sie in dieser Legislaturperiode nicht bezahlt werden müssen! (Abg. Scheibner: Stimmt aber!) Bezahlt werden muss, Herr Kollege Scheibner, ob in den kommenden oder in den Jahren darauf! 2 Milliarden € sofort, mit den Betriebs- und Systemkosten vielleicht 4, vielleicht 6 Milliarden €.

Finanzminister Grasser wird heute Nachmittag Gelegenheit haben, zu erklären, wes­halb er letztes Jahr plötzlich für die teuerste Variante bei den Abfangjägern eingetreten ist, weshalb nicht die billigere Variante, seien es die schwedischen SAAB, sei es eine andere Marke, gereicht hätte, um die Aufgaben, die Sie für notwendig halten, zu erfül­len, weshalb es dieser teure Flieger sein musste. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Dafür haben Sie Geld, dafür wird im Budgetbegleitgesetz mit einem Ermächtigungsge­setz vorgesorgt, aber für Forschung und Entwicklung, für Bildung und Wissenschaft, für die Zukunft der jungen Leute und damit aber auch der älteren, die diese Pensionen ... (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Mein Schlusssatz, Herr Präsident, an den Sie mich zweifellos erinnern wollen, lautet: Diese Woche bitte das Greenpeace-Volksbegehren für ein AKW-freies Europa unter­schreiben! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

10.51

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé. Frau Abgeordnete, Sie haben 15 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.52

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé| (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Her­ren! Hohes Haus! Als langjährige Oppositionspolitikerin habe ich natürlich schon ein gewisses Verständnis dafür, dass die Opposition eine so große Reform dazu benützt, alles zu zerpflücken, alles mies zu machen und überhaupt keine inhaltlich guten Grün­de gelten zu lassen. Wir waren lange Zeit selbst in Opposition, nur: Wir haben, als wir in Opposition waren, immer Gegenkonzepte vorgelegt! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.)

Wir haben immer eine bessere Lösung als die der Regierung vorgelegt. Wir haben niemals die Sachlichkeit außer Acht gelassen, aber von Ihnen hört man nicht ein ein­ziges sachliches Argument, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Reheis: Zuhören!) Für eine so große Fraktion wie die Sozialdemokratie ist es eigentlich wirklich eine Schande, dass sie sich nur darauf beschränkt, zu zerpflücken, anstatt etwas Kon­struktives auf den Tisch zu legen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das Allergemeinste – ich weiß nicht, ob dieses Wort schon einen Ordnungsruf hervor­ruft; wenn ja, dann nehme ich es zurück, wenn nicht, dann möchte ich es Ihnen sagen (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP) –, das wirklich Gemeinste ist es, die Leute so zu verunsichern. Weil Ihnen das noch zu wenig Verunsicherung ist, behaup­ten Sie, Herr Klubobmann Gusenbauer, heute, dass auch in bestehende Pensionen eingegriffen wird. – Eine völlig falsche Information geben Sie hier weiter, meine sehr geehrten Damen und Herren, und dafür, finde ich, müssten Sie sich schämen. Stellen Sie doch endlich die Verunsicherungen ein! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Gerade Sie von der SPÖ sollten wirklich leise treten, denn Sie trifft die Hauptverant­wortung dafür, dass es jetzt notwendig ist, eine so tief greifende Reform mit so ein­schneidenden Eingriffen zu machen. Sie haben mehr als 20 Jahre lang die verantwort­lichen Minister gestellt (Abg. Öllinger: Erinnern Sie sich an Ihre Pensionistenbriefe! – Abg. Scheibner: Die waren von Vranitzky! – Abg. Öllinger: Nein, Sie hat auch einen geschrieben!) und haben niemals wirklich entscheidende Reformschritte unternommen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Als sich schon herausgestellt hat, dass das Pensionssystem nicht mehr langfristig fi­nanzierbar ist, haben Sie noch weitergewurschtelt. Sie haben niemals gesagt: Herr­schaften, wir müssen endlich etwas tun! (Abg. Öllinger: Sie auch nicht!) Wir waren in Opposition, Herr Abgeordneter Öllinger! Wir haben Konzepte vorgelegt, wir haben im­mer gesagt, die Pensionen müssen auch für die Zukunft gesichert sein.

Dass Sie jetzt nicht an einer Reform mitwirken, das finde ich ganz einfach nicht seriös. Dass Sie verunsichern, das führe ich wirklich darauf zurück, dass es Ihnen nicht darum geht, die österreichischen Pensionen zu sichern, sondern darum, parteipolitisches Kleingeld zu machen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Sie glauben, dass Sie politisch profitieren werden, und die müden und angeschlagenen Gewerkschaften, der ÖGB (Abg. Mag. Trunk: Das ist unerhört!), der in den letzten Jahren nur noch dahinvegetiert ist, haben jetzt die Chance gesehen, endlich einmal eine Aktion zu starten und gegen die Regierung etwas zu machen. Sie waren fast 50 Jahre lang fast ununterbrochen in der Regierung – und von der Gewerkschaft hat man nichts gehört. (Abg. Eder: Weil es nicht notwendig war!) Mich haben ununterbro­chen Leute gefragt, weshalb sie überhaupt einen Gewerkschaftsbeitrag zahlen sollen, wenn die Gewerkschaft ohnehin nichts für sie tut.

Jetzt, weil Sie – die SPÖ, und die Gewerkschaft ist ja eine Vorfeldorganisation der SPÖ – nicht in der Regierung sind, haben Sie sozusagen endlich einmal Licht am Hori­zont gesehen (Rufe bei der SPÖ: Neugebauer!) und sich gedacht: Jetzt können wir endlich einmal etwas gegen die Regierung tun. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich kann mich daran erinnern, sogar Gewerkschaftspräsident Benya hat sich einmal über die Untätigkeit der Gewerkschaft anlässlich eines Gewerkschaftstages mokiert, und daraufhin hat irgendeiner Ihrer Gewerkschaftsfunktionäre gemeint: Was sollen wir tun? Wir können ja nicht gegen die eigene Regierung rebellieren! – Jetzt haben Sie Ihre Aktionen gesetzt, eben weil es eine VP/FP-Regierung gibt.

1986 – Herr Abgeordneter Stummvoll und letzte Woche der Herr Bundeskanzler haben es schon angeschnitten – hat der ehemalige Klubobmann Wille eine Harmonisierung der Pensionsrechte gefordert. 1986! Seither sind fast 20 Jahre vergangen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Und jetzt stellt sich Herr Klubobmann Gusenbauer hier­her und sagt, wir hätten nur einen müden Entschließungsantrag, in dem die Harmoni­sierung als Programm dieser Bundesregierung festgelegt worden sei. Da frage ich Sie wirklich: Weshalb haben Sie nicht schon vor 20 Jahren die Worte Ihres Klubobmannes Wille aufgenommen und eine Harmonisierung in die Wege geleitet? Sie hätten damals die politische Macht dazu gehabt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Öllinger: Bitte, sagen Sie irgendetwas! Mehr Inhalt!)

Wir haben uns schon in unserer ersten Regierungserklärung mit der ÖVP, also im Jahr 2000, zu wichtigen Reformschritten bekannt, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben die Steuerreform mitinitiiert, wonach monatliche Einkommen unter 1 000 € nicht mehr der Steuerpflicht unterliegen werden. (Abg. Öllinger macht eine wegwerfende Handbewegung.) Die Klein- und Mittelbetriebe werden heuer ... Wischen Sie das nicht alles mit so einer Handbewegung weg, machen Sie das einmal, Herr Ab­geordneter Öllinger! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Zum ersten Mal seit langem werden die österreichischen Klein- und Mittelbetriebe im Jahr 2003 nicht mehr die 13. Umsatzsteuervorauszahlung leisten müssen – eingeführt unter einem sozialistischen Finanzminister! Das ist eine ungeheure Erleichterung für die Klein- und Mittelbetriebe.

Es wird auch eine Erleichterung für Betriebe, die Gewinne machen, geben. (Abg. Mag. Wurm: Das bringt aber nichts!) Das wollen wir ja, dass die Betriebe Gewinne machen. Durch den halben Steuersatz, den es ab dem Jahr 2004 geben wird, wird es möglich sein, Eigenkapital in einem größeren Ausmaß zu bilden.

Das alles sind Maßnahmen, die diese blau-schwarze Regierung getroffen hat – Sie haben mehr Inhalt eingefordert, jetzt haben Sie einen ganzen Brocken an Inhaltlichem, Herr Abgeordneter Öllinger! –, die die österreichische Bevölkerung goutieren und posi­tiv zur Kenntnis nehmen wird. (Abg. Öllinger: Wie schaut es mit Ihrer Pension aus?) Also bitte nicht immer nur verunsichern, mies machen und jede Reformbereitschaft ablehnen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben schließlich die Pensionsreform in Angriff genommen. (Abg. Öllinger: Aber wie!) Kernpunkte dieser Pensionsreform waren die langfristige Absicherung und die langfristigen Übergänge, sodass niemand überrascht wird vom Ende der bisherigen Durchrechnungszeit, niemand überrascht wird von der 40-jährigen Durchrechnungs­zeit, vom Pensionskonto, von dem einheitlichen Pensionsantrittsalter. (Abg. Öllinger: Wo gibt es denn das?) Es gibt wirklich ganz lange Übergangsfristen, sodass sich nie­mand fürchten muss.

Herr Klubobmann Gusenbauer hat heute wieder den Vorwurf erhoben – es ist wirklich unwahrscheinlich, was da alles an Vorwürfen erhoben wird, wenn man selbst einmal 50 Jahre lang an der Macht war; das wundert mich immer wieder. (Abg. Mag. Wurm: Er ist erst 44!) Schon, aber es war Ihre Partei; er hält ja jetzt auch nicht im Namen von Gusenbauer seine Reden, sondern im Namen der Sozialdemokratie.

Jetzt hören wir wieder, dass in der vorigen Legislaturperiode Gesetze geschaffen wur­den, die nur drei Jahre gehalten haben. Ich erinnere Sie daran: In sozialdemokratisch geführten Regierungen, unter sozialdemokratischen Sozialministern hat es immer ge­heißen: Jetzt haben wir ein Jahrhundertgesetz! (Abg. Mag. Wurm: Das war der Schüs­sel!) Die Pensionen werden bis weit über das Jahr 2000 hinaus gesichert sein! (Abg. Mag. Wurm: Der Schüssel hat das gesagt!) Selbst im Jahr 2010 werden wir noch nicht reformieren müssen! (Abg. Mag. Wurm: Schüssel! – Abg. Öllinger: Das haben Sie Ihren Pensionisten gesagt!) – Tatsächlich musste es dann ununterbrochen wieder neue kleine Reformschritte geben, weil Sie nicht in der Lage waren oder sich auch nicht getraut haben – man sieht ja, welche Brisanz im Thema „Pensionsreform“ liegt, Sie haben sich daher nie getraut (Abg. Öllinger: Wir?) –, dieses Thema in Angriff zu nehmen. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben uns getraut – ich bekenne mich dazu, weil ich auch für die heute ins Ar­beitsleben Eintretenden und für die jungen Menschen, die heute im Arbeitsprozess stehen, eine Pensionsabsicherung haben möchte. Als Politiker sind wir dafür verant­wortlich, dass auch diese Menschen noch eine Pension bekommen, von der sie leben können, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich meine, es ist uns doch klar, dass Österreich das teuerste Pensionssystem in der gesamten EU hat. 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – das sind nicht weniger als 32 Milliarden €! – müssen für die Sicherung der Pensionen ausgegeben werden. (Abg. Mag. Wurm: ... für die ASVG-Pensionisten?) In der EU werden 10,4 Prozent des Brut­toinlandsproduktes ausgegeben, bei uns 15 Prozent, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Mag. Wurm: Und bei den ASVG-Pensionisten, wie schaut es da aus?) Österreich hat die ältesten Studenten und die jüngsten Pensionisten – das muss man zur Kenntnis nehmen. (Abg. Öllinger: Und wie hängt das zusammen?)

Es hängt deshalb zusammen (Abg. Öllinger: Das ist ja lächerlich!), weil damit unge­heuer viel Geld verbunden ist, Herr Abgeordneter Öllinger, und das muss ja aus dem Budget bestritten werden!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wollen es hier im Plenum nicht hören, aber ich möchte es Ihnen noch einmal vor Augen führen: Die Arbeiterkammer Vorarl­berg hat errechnet (Abg. Öllinger: Nein!), dass ohne Reform entweder von zukünftigen Generationen 53 Prozent an Beiträgen bezahlt werden müssten, oder die Menschen müssten um zehn Jahre länger arbeiten und die Pensionen müssten um 45 Prozent gekürzt werden. – Das wollen wir nicht, sondern wir wollen, dass der Generationenver­trag weiterhin aufrecht bleibt (Abg. Öllinger: Ihr persönlicher Generationenvertrag!), dass nicht im Jahr 2020 die Jugendlichen sagen: Ich bin doch nicht verrückt und erhal­te mit meinem Gehalt einen Pensionisten! – So wird es nämlich ausschauen, wenn es keine Reform gibt! Es bestand also dringender Handlungsbedarf. Sie wissen das ganz genau, auch wenn Sie noch so laut schreien, auch wenn Sie noch so sehr Verunsiche­rung betreiben und noch so stark kritisieren. Es hat keine andere Alternative gegeben, als diese große Pensionsreform in Angriff zu nehmen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Van der Bellen ist derzeit nicht im Saal. (Abg. Dr. Van der Bellen: O ja!) – Ach ja, doch! Entschuldigen Sie, Sie haben mir den Rücken zugekehrt (Abg. Neudeck: Das ist kein Nachteil!) – ich mache Ihnen aber deshalb keinen Vorwurf. Herr Abgeordneter, Sie haben die Frage – ich würde sagen: die hämische Frage – aufge­worfen: Wenn alles so gut ist, warum wird dann noch verhandelt?

Herr Abgeordneter Van der Bellen! Gerade Sie als Wirtschaftsprofessor wissen doch ganz genau, dass das sehr, sehr schwierig ist: Die Materie ist schwierig, die Verhand­lungen sind schwierig (Abg. Dr. Cap: Alles ist schwierig! Alles ist kompliziert und schwierig!), auch jene mit den Sozialpartnern, und es ist schwierig, weil sozial verträg­liche Bestimmungen geschaffen werden müssen. Daher ist es auch unsere Pflicht, bis zur letzten Minute zu verhandeln, und das haben unsere Abgeordneten auch getan! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der ehemalige Vorsitzende der Sozialisten beziehungsweise der Sozialdemokraten Sinowatz hat einmal gesagt: Es ist alles sehr kompliziert! – und jeder hat darüber ge­lacht. Aber man sollte eigentlich nicht darüber lachen! Irgendjemand von Ihnen hat zuerst gerade gesagt: Ja, es ist alles so schwierig, alles so kompliziert!, und damit meine Aussage, mit der ich betone habe, wie schwierig die Materie ist, wieder lächer­lich gemacht.

Sie als Politiker wissen ganz genau, wie schwierig es ist, einen Interessenausgleich zwischen den verschiedenen Interessengruppen herbeizuführen, auch hinsichtlich der Finanzierbarkeit auf Bundesebene. Deshalb: Verhöhnen Sie uns hier nicht, sondern gestehen Sie ein, dass es ganz einfach notwendig ist, bis zum letzten Tag zu verhan­deln, um soziale Härten zu vermeiden!

Ein ganz kühner Vorwurf des Herrn Abgeordneten Gusenbauer war auch, wir hätten nicht genügend getan, um die Politikerpensionen zu vereinheitlichen. (Abg. Mag. Wurm: Sie haben die Uralt-Regelung, oder?) – Herr Abgeordneter Gusenbauer, jetzt habe ich zwar gerade gehört, Sie seien noch nicht so alt, aber unter Ihrer Partei haben sich all jene Privilegien herausgebildet, die es jetzt gibt und bis zum Jahr 1997 gegeben hat! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie der Abg. Dr. Fekter. – Abg. Mag. Wurm: Sie haben die Uralt-Regelung! – Abg. Öllinger: Sie beanspruchen sie!)

Welche Privilegien, welcher Dschungel an Privilegien sich da unter Ihrer Regierung gebildet hat (Abg. Öllinger: Sie beanspruchen sie! – Abg. Mag. Wurm: Sie und der Herr Stummvoll!), das sieht man jetzt, wenn wir diese Privilegien abschaffen, wie bei­spielsweise den Bezug einer Ministerpension neben einer Abgeordnetenpension. Das gibt es ganz einfach nicht mehr, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie profitieren ...! Sie sind eine Doppelpensionsbezieherin!) Es gibt jetzt eine Angleichung des Pensionsantrittsalters an den ASVG-Bereich, es gibt keine Doppelpensionen zwischen Ministern und Abgeordneten mehr. (Abg. Öllinger: Stimmt nicht! Stimmt nicht!) Nein, das gibt es jetzt nicht mehr, meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt keine doppelte Anrechnung mehr!

Das Pensionsantrittsalter, auch jenes für Politiker, wird mit dem Jahr 2017 auf 65 Jahre angehoben. (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie sind eine Doppelpensionsbezieherin!) – Re­den Sie nicht ununterbrochen drein, sondern schauen Sie sich endlich einmal an, was ausgehandelt worden ist, Herr Abgeordneter! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Gusenbauer: Sie sind doch eine Doppelpensions­bezieherin!)

Ein weiterer Vorwurf ... (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) – Ich kann auf Ihre Argumente nicht eingehen, ich muss mich mit den Hauptrednern beschäftigen, Frau Abgeordnete Silhavy! (Abg. Dr. Gusenbauer: Das ist Ihnen unangenehm, weil Sie eine Doppelpen­sionsbezieherin sind! Sie sind eine Doppelpensionsbezieherin, eine der wenigen!)

Ein weiterer Vorwurf: Herr Van der Bellen hat gesagt, es wäre für die Opposition zu wenig Zeit gewesen, zu verhandeln. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer von Ihnen war im Sozialausschuss? (Abg. Silhavy: Dort ist das gar nicht behandelt worden!) Am Donnerstag ist verhandelt worden, am Freitag wurden die Verhandlungen für diesen Tag gestrichen, weil die Op­position ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich bitte um den Schlusssatz! (Abg. Silhavy: Im Sozial­ausschuss ist das gar nicht behandelt worden!)

 


Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé| (fortsetzend): Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Öllinger: Der Sozialausschuss hat gar nicht getagt! Sie haben ja keine Ahnung!) Hören Sie auf zu verunsichern und legen Sie konstruktive Vorschläge auf den Tisch, wenn Sie noch welche haben! (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie sind eine Dop­pelpensionsbezieherin!) Und wenn nicht, dann nehmen Sie zur Kenntnis, dass diese Regierung Verantwortung für die Zukunft trägt! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.07

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Bundeskanzler Dr. Schüssel. Die Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


11.07

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel|: Herr Präsident! Hohes Haus! Ein Thema, das heute noch nicht angesprochen wurde, aber für Österreich und seine Bevölkerung von größter Bedeutung sein wird und gerade in diesen Tagen besondere Aktualität hat, ist die Erweiterung der Europäischen Union. Es finden in diesen Tagen serienweise – praktisch jede Woche – Abstimmungen, Volksabstimmungen in den Beitrittsländern statt: Vorige Woche, am Samstag und am Sonntag, in Polen, mit einem großartigen Ergebnis – mehr als eine Dreiviertelmehrheit hat für den Beitritt gestimmt. Am Wo­chenende ist die Tschechische Republik an der Reihe. Die Slowakei, Ungarn und Slo­wenien, unsere anderen Nachbarländer, haben bereits mit Ja gestimmt.

Ich möchte an dieser Stelle diesen Nachbarländern, aber auch allen anderen Ländern unter den zehn Beitrittskandidaten herzlich gratulieren zu diesem großartigen Erfolg für einen europäischen Weg, für all die Arbeit, die dahinter steckt, um diese Länder über­haupt beitrittsfähig zu machen. Ich bin stolz darauf und glücklich darüber, dass wir als Bundesregierung daran mitwirken konnten und damit auch innerhalb Österreichs die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, dass dieser Beitritt wirklich ein Erfolg für uns und für die Kandidatenländer sein wird. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Natürlich wünsche ich mir, dass das Ergebnis in der Tschechischen Republik genauso großartig ausfallen möge, denn für uns Österreicher ist das natürlich ein ganz wichtiges Ereignis. Wir sind Länder, die geschichtlich große Probleme aufarbeiten mussten und es noch immer müssen: Österreich war in der Zeit des Dritten Reiches sowohl Opfer, aber es waren auch genug Österreicher als Täter mit unterwegs, gerade auch in unse­rem Nachbarland. Das soll nicht verschwiegen und auch nicht unter den Teppich der Geschichte, des geschichtlichen Vergessens gekehrt werden.

Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, und immer mehr Tschechen fühlen es auch, dass in der Nachfolgezeit, nach 1945, Verbrechen geschehen sind, die so nicht annehmbar sind und die den heutigen Vorstellungen, was Menschenrechte betrifft, in keinster Weise entsprechen.

Diese europäische Destination gibt erstmals die Chance, diese Fragen in Freiheit, in friedlicher Zusammenarbeit gemeinsam zu lösen – und auf diese gemeinsame Zukunft freue ich mich! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wir sind seit vier Monaten im Amt, und die Bundesregie­rung hat sich keineswegs faul auf die Bank gelegt, sondern hat heftig gearbeitet. Das, was wir Ihnen heute zur Schlussabstimmung beziehungsweise zu den Schluss­abstimmun­gen vorlegen, ist ein Bündel von Arbeit, hinter dem drei Monate Regie­rungsverhand­lungen mit jedem von Ihnen stecken. Nichts von dem, was heute be­schlossen wird, Herr Professor Van der Bellen und Herr Dr. Gusenbauer, ist neu, son­dern es ist in der Substanz mehrfach mit Ihnen, Herr Professor, und auch mit Ihnen, Herr Abgeordneter Gusenbauer, besprochen worden. Wir haben auch in vielen Berei­chen Teilkonsense erzielt, und das soll auch heute – in Stunden, in denen es natürlich auch um Zuspitzung oder um Konflikte geht – nicht unter den Tisch fallen. Ich hatte während der drei Monate der Regierungsverhandlungen das Gefühl, dass bei allen politischen Parteien in Österreich großes Verständnis, große Einsicht besteht, was die Notwendigkeit von Strukturreformen betrifft.

Das, was wir Ihnen heute vorlegen, ist ein Bündel von Maßnahmen, die meiner Über­zeu­gung nach absolut notwendig und wichtig sind. Wir legen Ihnen nicht nur zwei Bud­gets vor, die die Jahre 2003 und 2004 außer Streit stellen sollen, sondern wir legen Ihnen auch eine ganze Reihe von strukturellen und wirtschaftsbelebenden Maß­nahmen vor, die von vielen Rednerinnen und Rednern aller Fraktionen bisher gefordert wurden.

Erstens: Konjunkturbelebungsprogramme. Zwei davon sind bereits in Kraft und helfen mit, in einer sehr, sehr schwierigen Wirtschaftssituation die Wirtschaft einigermaßen in Gang zu halten und auch die Belebung, den Konsum so weit zu stabilisieren, dass wir etwa Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres in eine Aufschwungphase eintreten können.

Wir haben zweitens für die Familien und für die Kinder einen ganz großen Schwer­punkt gesetzt. Ab 1. Jänner 2003 haben wir rund 340 Millionen € an zusätzlichem Ein­kommen geschaffen und haben damit gerade die Familien-, die Kindersituation deutlich entschärft. Das soll in dieser Diskussion nicht untergehen. Ich glaube, dass es in die­sem Bereich einen großen Konsens aller politischen Parteien gibt, dass die Themen Kinder, Familien, Konsumstärkung bei aller wirtschaftli­chen Betrachtung des Stand­ortes und der Wettbewerbsfähigkeit für uns alle hoffentlich große Bedeutung und Priori­tät haben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben uns darüber hinaus sehr genau angesehen: Was können wir für die jungen Menschen tun? – Es wird für 5 000 Jugendliche zwischen 19 und 24 Jahren, die ar­beitslos sind, ein Weiterbildungsprogramm geschaffen, das 18 Monate dauert und eine abgeschlossene Qualifizierung bringt. Diese Altersgruppe ist deshalb sehr wichtig, weil sie bis zuletzt die höchste Steigerungsrate bei den Arbeitslosenzahlen – obwohl wir in der Jugendbeschäftigung sehr, sehr gut liegen – aufgewiesen hat. Aber die Devise dieser Bundesregierung lautet: Rechtzeitig handeln!, und daher sind diese Programme besonders wichtig.

Das gilt genauso für die Forschung, wie Professor Van der Bellen zu Recht einge­mahnt hat. Da Sie es nicht im Budget finden, darf ich ein wenig nachhelfen: Es ist bei­spielsweise in diesen Konjunkturprogrammen eine Erhöhung des Forschungsfreibe­trages von 10 auf 15 Prozent oder eine alternative Prämie, die 5 Prozent ausmachen wird, enthalten.

Wir haben im Budget einen Anstieg der Forschungsausgaben im nächsten Jahr vorge­sehen. Heuer ist, zugegeben, eine Stabilisierung gegenüber 2002 angesagt; nächstes Jahr wird es mehr! Wir haben zusätzlich 600 Million € außer Streit gestellt, die in dieser Legislaturperiode von der öffentlichen Hand in die Forschungsinstitutionen einfließen sollen, und wir erwarten, dass auch die private Wirtschaft hier ihren Beitrag leistet. Wir haben weiters gemeinsam die Verhandlungen mit der Notenbank darüber geführt – und da sind wir, glaube ich, sehr weit gekommen –, dass wir zusätzlich zu all diesen Maßnahmen noch eine Forschungsstiftung, eine Österreich-Stiftung, finanziert aus der Nationalbank, bekommen werden, aus der zusätzlich noch Mittel in Forschung und Entwicklung fließen werden.

Angesichts dessen werden Sie verstehen, dass ein junger Forscher, der aus Kanada zurückgekommen ist, nämlich Professor Penninger, der jetzt gerade eines der span­nendsten Biomedizinprojekte in Wien gegründet hat – er hat sein ganzes Team, zehn internationale Forscher, mitgenommen –, öffentlich gesagt hat, dass derzeit der Platz, wo sich am meisten in der Forschung, vor allem in der Bio- und in der Medizin­forschung abspielt, Wien ist. Auch das sollte an einem solchen Tag nicht in Verges­senheit geraten: dass hier sehr viel mehr in Bewegung ist, als bisher gesagt wurde! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Auch für die Ökologisierung möchte ich eine Lanze brechen – es ist interessant, dass Sie dazu kein Wort gesagt haben –: Wir haben erstmals im Bereich der Mineralölbe­steuerung für Diesel und Benzin einen ganz klaren ökologischen Schwerpunkt gesetzt. (Abg. Eder: Überhaupt nicht!) Ich halte das in der heutigen Zeit für sehr wichtig. (Abg. Eder: Das ist eine reine Belastung der Leute!) – Natürlich ist es eine Belastung. Glau­ben Sie, dass es Energiesteuern gibt, die irgendjemand anderer zahlt, außer den Kon­sumenten?

Es ist wichtig, dass damit auch die Ökologisie­rung im Klimaschutz, im Klimapaket, im Kyoto-Ziel außer Streit gestellt wird und sich bitte auch, liebe Kolleginnen und Kollegen von der grünen Fraktion, im Budget wider­spiegelt. Darauf sind wir stolz! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Nun zum Thema Abfangjäger. Ich will mich dazu überhaupt nicht verschweigen. Na­türlich ist der Schutz des österreichischen Luftraums absolut notwendig. Jeder, der es mit der österreichischen Landesverteidigung, die ja eine umfassende sein soll und da­her auch eine materielle, aber hoffentlich auch eine geistige Landesverteidigungskom­ponente beinhaltet, ernst meint, wird den Standpunkt vertreten: Es ist wichtig, dass wir zu unserem Heer und zur Exekutive in allen Facetten stehen! – Ich sage das nicht nur, weil der oberste Chef der Truppen hier im Saal anwesend ist, sondern ich würde es auch sagen, wenn er nicht hier wäre. Ich würde es auch bei einer Angelobungsfeier unserer Jungmänner sagen. Ich würde es in jeder öffentlichen Diskussion vertreten und bin mir sicher, dass die absolute Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher (Abg. Mag. Wurm: ... die teuersten Abfangjäger kaufen wollen! Natürlich!) ein glaub­haftes, von uns allen unterstütztes Bundesheer haben möchte. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Dazu gehört nun auch einmal eine österreichische Luftwaffe, und das sind natürlich Flugzeuge, die in einem Krisenfall eingesetzt werden können und müssen. Das sind Flugzeuge, die, wie erst unlängst im Irakkrieg, den souveränen österreichischen Luft­raum bewachen müssen (Abg. Mag. Wurm: ... schützen die Amerikaner!), und sie müssen dazu auch bewaffnet sein – das ist gar keine Frage.

Ich darf dazu einen mei­ner Vorgänger zitieren, der anlässlich eines Besuches bei der Panzergrenadierbrigade in Zwölfaxing wörtlich Folgendes gesagt hat:

Die Armee der Republik muss eine Ausrüstung haben, die nach allgemeiner Auffas­sung benötigt wird, um die Neutralitätspolitik glaubwürdig darzustellen. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, entsprechende Warnungen zu demonstrieren, wenn der österrei­chische Luftraum verletzt würde. Nichts wäre gefährlicher, als wenn ein neutraler Staat zum militärischen Freiwild nichtneutraler Staaten erklärt werden würde. – Ende des Zitats.

Wissen Sie, wer das gesagt hat? – Bruno Kreisky. (Abg. Mag. Wurm: ... Die Neutrali­tät wird ausgehöhlt!) Und er hat absolut Recht! Er hat in einer schwierigen Zeit, in der es uns schlechter gegangen ist als heute, den Mut gehabt, für die Landesverteidigung in allen Facetten einzutreten. Nichts anderes tun wir alle in dieser österreichischen Bun­desregierung, und wir halten dies für absolut notwendig! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben in den Budgets und in den Budgetbegleitgesetzen Ernst gemacht mit den Ansagen, dass wir die Lohnnebenkosten reduzieren wollen. Wir haben gerade für älte­re Mitarbeiter und für die jungen, für die Lehrlinge, praktisch die Lohnnebenkosten auf ein minimales Maß reduziert. (Abg. Heinisch-Hosek: ... Lehrplätze?) Wir haben zum Beispiel für über 60-Jährige die Lohnnebenkosten jetzt um 12 Prozent reduziert. (Ruf bei der SPÖ: Was nützt es?) Damit fällt aber auch jede Ausrede von Unternehmens­führern, wenn sie jetzt sagen, ältere Mitarbeiter seien zu teuer. Ich glaube, dass jetzt auch überprüft werden muss – evaluiert werden muss, wie es auf Neudeutsch heißt –, ob diese Maßnahme greift. Ich stehe dazu. Herbert Haupt und ich haben sie gemein­sam mit den Sozialpartnern ausverhandelt, und ich stehe absolut dafür ein, dass wir mit den Sozialpartnern am Verhandlungstisch – nicht über Demonstrationen und Streiks – zu vielen gemeinsamen Wegen fähig und in der Lage sind. Gerade die Lohn­nebenkostenreduktion gehört dazu.

Nun zur Pensionsreform, meine Damen und Herren. Wiederum für diejenigen, die es noch nicht gehört haben – gerade diese abschließende Debatte gibt ja die Möglichkeit, noch einmal die Eckpunkte zusammenzufassen –, darf ich im Folgenden kurz aus­führen, was wir wollen.

Erstens: Es wird in keine bestehende Pension eingegriffen. Dies gilt für Arbeiter, für Angestellte, für Bauern, für Selbständige – der Beamten-Pensionssicherungsbeitrag und der Politiker-Solidarbeitrag sind ein anderes Thema. Alle anderen Pensionen blei­ben unangetastet! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zweitens: Wer jetzt schon in Pension gehen könnte, aber lieber länger arbeiten möch­te – was ja sehr sinnvoll ist –, soll es tun. Er hat keinerlei Nachteile durch die Reform, die im Jahr 2004 anlaufen wird.

Drittens: Die Altersteilzeit, die ein ganz wichtiges Thema ist, sehr viel Geld kostet und ein solidarischer Beitrag der Steuerzahler und Beitragszahler für eine Verbesse­rung der Situation von älteren Mitarbeitern ist, wird verlängert, in manchen Bereichen sogar verbessert.

Viertens: Wir haben für die Kinder, für die Familien einen weiteren Durchbruch ge­schaf­fen: zwei Jahre Kindererziehungszeit werden pensionsbegründend wirken, drei Jahre werden pro Kind aus der Durchrechnung herausgenommen werden; vier Jahre Ersatz­zeit pro Kind wird es geben. Ich glaube, das ist ein großzügiges Programm. Da­zu kommt auch noch die Aufwertung der pensionsbegründenden Ersatzzeit, ein Punkt, der hoffentlich viele Frauenpolitikerinnen und Familienpolitiker aus allen Frak­tionen einigen wird. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben langfristige Maßnahmen gesetzt, damit dem Vertrauensschutz Rechnung getragen wird und damit sich die Menschen rechtzeitig darauf einstellen können.

Wir haben – das war auch ein Ergebnis der Gespräche mit den Sozialpartnern, vor allem aber auch mit den Sozialpolitikern unserer Fraktionen – den Übergangszeitraum, in dem die Frühpensionen auslaufen sollen, auf 14 Jahre gestreckt. Der Übergangs­zeitraum für die Durchrechnung auf das lebenslange Arbeiten dauert 25 Jahre. Wer heute noch von „Überfall“ oder von „Pensionsraub“ spricht, meint es mit der Pen­sionsreform überhaupt nicht ernst. Das sage ich auch einmal ganz, ganz deutlich! (Bei­fall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Erlauben Sie mir, Ihnen eine Zahl zu nennen, die die Dramatik der Situation vielleicht ein bisschen besser beschreibt: Die Kosten der heutigen Frühpensionen sind gewaltig. Professor Marin hat einmal ausgerechnet, dass die Kosten der Frühpensionierung – also für Frauen vor dem 60. und Männer vor dem 65. Lebensjahr (Abg. Mag. Wurm: „Aktion 55“ haben Sie gemacht!) – insgesamt ein Volumen haben, das jeden Versi­cherten im Monat 150 € kostet, grob gesagt also etwa 1 500 bis 1 800 €.

Jetzt überlegen Sie einmal: Sie werden draufkommen, dass bei einem durchschnittli­chen Einkommen eines Arbeitnehmers der ganze Dienstnehmerbeitrag beziehungs­weise der Dienstgeberbeitrag – wie immer Sie es wollen, jedenfalls die Hälfte der Sozi­alversicherung eines aktiv Beschäftigten – nur für die Frühpensionskosten draufgeht. Ich frage Sie, ob das gerechtfertigt ist. Herr Dr. Gusenbauer, ich frage Sie, ob Ihr Mo­dell, zehn Jahre zu warten (Abg. Mag. Wurm: Mit 55 in die Pension ..., das machen Sie für die Bundesbeamten!) und erst dann anzufangen, korrekt, fair und gerecht ist. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren Ich glaube daher, dass Österreich so wie vor der Reform auch nach der Reform das beste Pensions- und Gesundheitssystem haben wird. Aber ich schließe mich dem Wunsch des Abgeordneten Stummvoll an: Lassen Sie bitte freie Abgeordnete auch frei entscheiden. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grü­nen.) Es darf nicht sein, dass Druck ausgeübt wird auf Unternehmerinnen, dass ih­nen ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Herr Bundeskanzler! Die Redezeit ist durch Be­schluss festgelegt.

 


Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel| (fortsetzend): Das halte ich nicht für richtig, meine Damen und Herren! (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

11.23

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Cap. Die durch Beschluss des Nationalrats festgelegte Redezeit der nächsten vier Redner beträgt je­weils 8 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Dr. Partik-Pablé – in Rich­tung des Abg. Dr. Cap –: Also: Was sagt die „Kronen Zeitung“?)

 


11.24

Abgeordneter Dr. Josef Cap| (SPÖ): Und wieder haben wir eine Darstellung selek­tiver Wirklichkeitswahrnehmung bei der heutigen Stellungnahme des Herrn Bundes­kanzlers unter dem Motto: Was die Wirklichkeit ist, bestimmt er und nicht, was wirklich wirklich ist! erleben können. (Abg. Scheibner: Jetzt werden Sie philosophisch!) Das, glaube ich, ist deutlich geworden! (Beifall bei der SPÖ.)

Er hat sich halt zu einer gewissen Form von politischer Vergesslichkeit entschlossen. Natürlich sind Beamte mit 55 Jahren in Frühpension geschickt worden, Herr Bundes­kanzler! Können Sie sich an diese sündteure Aktion noch erinnern, mit der Sie dann endlich Posten frei hatten, um dort Schwarze hinsetzen zu können? Vergessen Sie das nicht! Das war Ihre Frühpensionsaktion, die wir so kritisieren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Wie war denn das bei euch bei der Post?)

Zum Umstand, dass es für alle Pensionen über 650 € keinen Wertausgleich mehr gibt: Ist das eine reale Kürzung, oder ist das keine reale Kürzung, Herr Bundes­kanzler? Diesen Teil der Wirklichkeit sollten Sie auch sehen und sich vor den Bürge­rinnen und Bürgern auch dafür verantworten! Wir werden dafür sorgen, dass Sie sich noch zu ver­antworten haben, spätestens am nächsten Wahltag. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, der andere Teil der Wirklichkeit, den Sie hier nicht dargestellt ha­ben: Wer sind die Verlierer? – Die unter 35-Jährigen! Wo greifen Sie ein? – Bei den zukünftigen Pensionen! Wer sind die Verlierer? – Die Frauen natürlich! (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Und nicht einmal auf die Betriebskassen kann man sich, wenn man auch wollte, ver­lassen, denn von der versuchten Streichung der Mindestver­zinsung von 1,5 Prozent waren ebenfalls 320 000 Personen betroffen. Aber nicht ein­mal darauf kann man sich verlassen!

Diesen Teil der Wirklichkeit, Herr Bundeskanzler, müssen Sie darstellen, nicht einfach flüchten und, wie Sie es am Anfang Ihrer Ausführungen getan haben, von der Erwei­terung oder von irgendwelchen anderen, wenngleich wirklich wichtigen Themen spre­chen, denn diese sind nicht Gegenstand der heutigen Debatte.

Stellen Sie sich der Wirklichkeit und geben Sie endlich zu, dass Sie damit Pensions­kürzungen und eine negative Umverteilung beabsichtigen! Sie stürzen damit künf­tig viele in die Armut, und dafür müssen Sie sich verantworten, Herr Bundeskanzler! (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Welche acht Abgeordneten sind das? Bucher, Dolinschek, Lichtenegger, Mainoni, Ro­senkranz, Rossmann, Scheuch, Wittauer? Die wollen wir morgen bei der namentli­chen Abstimmung genau beobachten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie haben wieder ein­mal falsch beobachtet, weil die haben ja gesagt, ... noch Änderungen ...!) Was machen diese acht dann bei der Abstimmung? Auch Kollegen Neugebauer werden wir genau beobachten. Wir wollen uns genau ansehen, wie sie morgen bei der namentlichen Ab­stimmung über die Durchführung einer Volksabstimmung über dieses Gesetz ab­stimmen werden. Da werden wir es dann sehen! Das ist die Stunde der Wahrheit!

Bei der namentlichen Abstimmung morgen über dieses Budgetbegleitgesetz, na­mentlich ins Protokoll: Da ist dann Schluss mit dem blauen Wasserdampf! Da zählt dann nur mehr, welche Karte hier in den Schlitz geworfen wird! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wie es ihm eben passt, dem Herrn Bundeskanzler, so wählt er dann jeweils die Zitate. Nur: Manchmal kommt er mir wirklich bereits wie ein Kapitän vor, dessen Schiff schon längst an den blauen Klippen zerschellt ist, der nur mehr auf einer Holzplanke sitzt, aber immer noch Kommandos verteilt. Keiner hört mehr die Kommandos, nur die Fi­sche schauen verwundert hinauf, und einer fragt: Was will der da oben? (Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.) Darauf sagt ein anderer Fisch: Der kommt ohnehin ir­gendwann herunter, reg dich nicht auf! (Abg. Neudeck: ... So schwach waren Sie über­haupt noch nie!)

Das ist im Endeffekt die Situation! Und diese Situation entstand – deswegen habe ich die acht Abgeordneten hier zitiert – auf Grund der Unkalkulierbarkeit, der Instabilität dieser Bundesregierung, sofern man überhaupt von einer Bundesregierung sprechen kann in dem Zustand, in dem sie sich zurzeit befindet. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neu­deck: Für diese Opposition reicht es noch immer!)

Herr Bundeskanzler, wenn Sie schon Bruno Kreisky zitieren – Sie sollten versuchen, Ihre politische Vergesslichkeit zu überwinden und einmal an diese Zeit zu denken –: Das war halt die Zeit, als es noch eine Außenpolitik gab. Das war die Zeit, als Außen­politik und Sicherheitspolitik noch eng verflochten waren. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Das war die Zeit, als man es zum Beispiel auch als einen Teil der Außen- und Sicherheitspolitik begriffen hat, Wien zu einem Zentrum der UNO zu machen, wäh­rend Sie mit Ihren provinziellen Initiativen damals versucht haben, selbst den Bau der UNO-City zu verhindern! (Abg. Mag. Wurm – in Richtung ÖVP –: Das ist halt der Un­terschied!) Das war halt die Zeit, als noch Beschäftigungspolitik gemacht wurde (Abg. Amon: Schulden haben Sie gemacht!), als es noch eine hohe Beschäftigungsra­te und eine äußerst niedrige Arbeitslosenrate gab. Das war die Zeit, als es noch Chancen­gleichheit gab, meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! (Beifall bei der SPÖ so­wie des Abg. Dr. Van der Bellen. – Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.)

Das, was Sie jetzt machen (Abg. Dr. Trinkl: Ist reparieren!) mit Ihrer Umvertei­lungs­politik, mit den Bildungsbarrieren, die Sie einführen, ist: keine Steuerre­form (Zwischen­ruf des Abg. Scheibner), nicht den Konsum ankurbeln, nicht die Wirt­schaft beleben – denn auf die Steuerreform warten wir auch schon ewig –, keine Beschäftigungspolitik.

Das, was Sie jetzt machen, bedeutet auch, dass Sie das Prinzip der Chancengleichheit be­seitigen: Oben soll wieder oben bleiben, unten soll wieder unten bleiben! Keine Durch­lässigkeit! Keine offene Gesellschaft! Keine Chancengleichheit! Das ist die Schüssel-Republik, die wir ablehnen! (Beifall bei der SPÖ.)

Aber der „beste“ Witz des Tages ist folgender: Jeder, der gegen die Beschaffung der Eurofighter ist, ist nach Meinung des Bundeskanzlers gegen das Bundesheer. (Abg. Großruck: So ist es!) – Dann müssten 90 Prozent derer, die im Bundesheer tätig sind, gegen das Bundesheer sein, weil sie eben nicht verstehen, dass so viel Geld in den Ankauf dieser sündteuren Kriegsflugzeuge fließt, während es für die anderen Berei­che – die Instandhaltung der Kasernen, die Artillerie (Abg. Murauer: Die ÖBB!), die Transportfahrzeuge und die Kommunikation – kein Geld gibt. (Abg. Amon: ÖBB!) Der Unmut im Bundesheer wächst von Stunde zu Stunde, weil nur Geld für diese sündteu­ren Kriegsflugzeuge vorhanden ist. (Abg. Dr. Fekter: ÖBB!)

Weiters sagt der Herr Bundeskanzler: Die Eurofighter müssen auch mit Bewaff­nung ausgestattet sein. – Das ist wiederum ein Teil der Schüsselschen Wirklichkeit – nur ein Teil! –, denn nur 4 Flugzeuge sind tatsächlich bewaffnet (Abg. Mag. Molterer: Wol­len Sie mehr?), 14 sind nicht bewaffnet, diese werden als sündteu­re Fotoapparate durch die Gegend fliegen, wenn sie einmal fliegen können, sofern sie überhaupt fertig gestellt sind und geliefert werden können, obwohl das oh­nehin schon nicht mehr sinnvoll ist, wie „Die Zeit“ in ihrer Ausgabe von vergangenem Samstag geschrieben hat, da diese Flugzeuge bereits überholt, vor allem strategisch überholt sind.

Also: Das ist ein Unsinn, ein sündteurer Unsinn! Ich sage Ihnen, dass die Österreiche­rinnen und Österreicher Ihnen das nicht vergessen werden: keine Steuerreform (Abg. Scheibner: Wo ist „keine Steuerreform“?), Griff in ihre Taschen und Pensionskürzun­gen, nur damit man diese sündteuren Eurofighter ankaufen kann. (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.) – Diese Vorgangsweise lehnen wir von der SPÖ total ab; das sage ich Ihnen hier noch einmal eindeutig! (Beifall bei der SPÖ.)

Milliarden und Abermilliarden fließen in diese Beschaffung. Es werden über ei­nen län­geren Zeitraum an die 5 Milliarden €, 70 Milliarden Schilling sein. Ich frage mich: Wer soll das bezahlen? Der Herr Finanzminister wird dann schon lange nicht mehr auf der Regierungsbank sitzen. Er wird es sich mit Sicherheit durch sein Jobhopping schon wieder verbessert haben, aber das, was er uns hier gelassen hat, ist dieses „Schulden­batzerl“, das in Wirklichkeit ein riesiger Batzen ist.

Das werden noch Generationen abzahlen müssen! (Abg. Dr. Trinkl: Lies nach bei Kreisky!) Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Der nächste Wahltag ist der Zahltag. – Ich freue mich schon darauf. (Beifall bei der SPÖ.)

11.32

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Spin­delegger. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte.

 


11.33

Abgeordneter Dr. Michael Spindelegger| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Wir haben vom Kollegen Cap gerade wieder etwas über die rühmliche Zeit von Bruno Kreisky und dessen Ar­beitsmarktpolitik gelernt. Diese ist uns wirklich in Erinnerung, denn die Schul­den, die damals aufgenommen wurden, müssen wir heute noch mühsam zurück­zahlen, Herr Kollege Cap. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Prammer: Wo würden wir denn stehen ...? – Abg. Dr. Gusenbauer: Aus Ihrem Wort spricht die ...!)

Nebenbei haben Sie auch noch die nach Kreisky regierenden sozialdemokratischen Bundeskanzler – Sinowatz, Vranitzky, Klima – ein wenig ins Eck gestellt. Sie wollen offenbar nicht mehr gerne daran erinnert werden, was in deren Regierungszeit alles geschehen ist. (Abg. Mag. Gaßner: Ja wo wart denn ihr damals?)

Kollege Cap, einen Vorwurf darf ich Ihnen allerdings nicht ersparen: Es zieht sich in Ihren Debattenbeiträgen wirklich wie ein roter Faden durch: keine Ernsthaftigkeit der Diskussion, sondern müde Scherze, kein einziger sachlicher, kritischer Alternativvor­schlag, den Sie vorbringen. Und insgesamt repräsentieren Sie eine Fraktion, die auch heute wieder versucht, hier auf dieses Parlament Druck auszuüben. – Ich werde darauf noch später eingehen und das auch schärfstens verurteilen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Meine Damen und Herren von der SPÖ! Erstens: Die steuerlichen Maßnahmen, die in diesem Budgetbegleitgesetz enthalten sind, haben Sie offenbar ganz vom Tisch ge­wischt. (Abg. Dr. Glawischnig: Gar nicht ...!) Ich halte fest: Wir von der ÖVP wollen für die Bezieher kleinster Einkommen – bis 1 000 € Bruttoeinkommen pro Monat – künftig keine Steuerleistung. (Abg. Dr. Glawischnig: Das ist aber unrichtig!) Wir sagen das deshalb, weil uns diese Menschen wirklich am Herzen liegen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zweitens: Sie haben kein Wort darüber verloren, was wir für ältere Arbeitnehmer tun wollen. Wir haben im Budgetbegleitgesetz vorgesehen, dass die Lohnnebenkosten ge­senkt werden, dass sie ein Recht auf Weiterbildung haben, und zwar deshalb, weil es uns ganz wichtig ist, dass die älteren Arbeitnehmer im Erwerbsleben bleiben. (Abg. Heinisch-Hosek: Ein Rechtsanspruch, der keiner ist!)

Drittens: Gesundheitspolitik. Nichts erwähnen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, über dieses Thema. Die künftige Politik im Gesundheitsbereich soll sein, viel stärker auf die Vorsorge zu achten, viel stärker die Prophylaxe ins Zentrum der Bemü­hungen zu stellen, damit man nicht die Krankheit bekämpfen muss, sondern bereits deren Entstehung verhindert. Das ist ein wichtiger Meilenstein in der Politik dieser Bundesregierung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Aber ich möchte natürlich auch auf die Pensionssicherungsreform eingehen. Sie ist ein ganz zentrales Thema, meine Damen und Herren, und es verwundert mich, dass kein Redner der Opposition bisher auf die Rahmenbedingungen eingegangen ist. Glau­ben Sie, dass Sie eine andere Bevölkerungsentwicklung vor sich haben, wenn Sie das durch die rote Brille anschauen?

Jeder Bürger in Österreich kennt das und weiß, dass in seiner Umgebung viel weniger Kinder existieren als früher. (Abg. Dr. Matznetter: Es gibt auch weniger Bauern und trotz­dem ...!) Das bedeutet: weniger Einzahler in das System. (Abg. Grillitsch – in Rich­tung des Abg. Dr. Matznetter –: Wiederholen Sie das mit den Bauern!) Und jeder weiß doch ganz genau, dass auch in seiner Familie die Familienmitglieder eine höhere Lebenser­wartung haben. Also, ein doppeltes Altern: nicht nur jener, die heute schon älter sind, sondern auch der zukünftigen Generationen, und unterm Strich viel mehr „He­rausnehmer“ aus dem System. (Abg. Dr. Glawischnig: Aber was ist Ihre Ant­wort?) – Die Antwort ist, dass wir natürlich jetzt eine Pensionssicherungsreform ma­chen müs­sen, damit in vielen Jahren die Pensionen sicher sind, meine Damen und Herren. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir muten dabei den Österreichern auch einiges zu, selbstverständlich. Es ist für nie­manden lustig, wenn er zukünftig weniger Pension hat als heute, aber die Alternativen sind Sie uns schuldig geblieben. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) Was würden denn Sie sagen? (Abg. Dr. Matznetter: Mehr Wachstum, mehr BIP, mehr ...! Das ist die Lö­sung! Aber darauf sind Sie noch nicht gekommen!)

Einmal haben wir einen Vorschlag des ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch gehört, der hieß: Wir wollen einfach die Beiträge erhöhen. – Meine Damen und Herren! Herr Prä­sident Verzetnitsch! Sie sollten eigentlich alle Ar­beitnehmer in diesem Land vertreten, vor allem jene, die jetzt im Erwerbsleben stehen und durch ihre Pensionssiche­rungs­beiträge, die sie Monat für Monat leisten, den Pen­sionisten eine Pension ermöglichen. An diese sollten Sie auch einmal denken und nicht nur an die über 55-Jährigen, die jetzt kurz vor der Pension stehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heit­lichen.)

Meine Damen und Herren! Das, was wir zumuten, ist eine langfristige Änderung. Das Frühpensionsalter wird jetzt über einen Zeitraum von 14 Jahren an das gesetzliche Antrittsalter herangeführt. Das soll überfallsartig sein?

Wir muten den Leuten zu, dass sie zukünftig einen 40-jährigen Durchrechnungszeit­raum haben. 40 Jahre wird der Durchrechnungszeitraum aber erst 2028 betragen, also eine Übergangsfrist von 25 Jahren! Das soll überfallsartig sein, meine Damen und Her­ren?

Wir verändern auch die Berechnung der Steigerungsbeträge in einem Übergangs­zeit­raum von fünf Jahren. (Abg. Heinisch-Hosek: Ohne Aufwertung!) Das soll über­falls­artig sein?

Meine Damen und Herren! Das sind langfristige Maßnahmen, die langfristig wirken sol­len, die auf die vorliegenden Budgets fast keine Auswirkung haben, die aber wichtig sind, damit längerfristig Pensionen auch Pensionen bleiben können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir haben uns, was die soziale Dimension anlagt, nach sehr vielen Diskussions­pro­zessen in der eigenen Fraktion und zwischen den Regierungsparteien, an den Tisch ge­setzt und versucht, etwas für die Bürger, auch in Richtung sozialer Verantwortung, so in den Gesetzesprozess einzubringen, wie wir das heute und spätestens morgen mit einem weiteren Abänderungsantrag auch verantwortungsvoll tun können. (Abg. Dr. Gusenbauer: Aha! Ein neuer Abänderungsantrag!)

Wir werden eine 10-Prozent-Deckelung von allen möglichen Verlusten verankern. Mei­ne Damen und Herren! Wenn ich nicht mehr als 10 Prozent einer Pension von 2003 verlieren kann, dann, glaube ich, kann niemand mehr sagen, wir müssen auf die Stra­ße gehen, streiken und sagen: Pensionsraub! (Abg. Verzetnitsch: ... die 700 € weni­ger!) Das, was Sie hier geliefert haben, ist völlig überzogen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir werden zum Zweiten die so genannte Frühpension wegen sehr langer Versiche­rungs­dauer bei 45 Beitragsjahren fortbestehen lassen. Es wird auch künftig die Mög­lichkeit geben, nach 45 Beitragsjahren, weil man eben so lange gearbeitet hat, in Pen­sion zu gehen. Wir werden den Ausgleichszulagenrichtsatz für Ehepaare auf 1 000 € an­heben – auch eine soziale Dimension! Und wir werden einen Härtefonds einrichten, der all jene Fälle mildert, die durch alle gesetzlichen Regelungen nicht erreicht werden können.

Das ist eine soziale Dimension, die diesen Namen verdient, meine Damen und Herren! Es war schwierig genug, zu dieser Lösung zu kommen, aber ich halte sie im Interesse der Österreicher für sehr verantwortungsvoll und zukunftsreich. (Abg. Dr. Matznetter: Warum haben Sie den ... Vorschlag nicht genommen?)

Lassen Sie mich noch zu den Alternativen kommen, die Sie von der Opposition auf den Tisch gelegt haben. Bei der SPÖ sind wir da schnell fertig: Ein Konzept, ja, aber erst nächste Woche, und dann ein wenig später und in ein paar Ansätzen, aber nicht mehr. (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie haben es nicht gelesen!)

Vom ÖGB habe ich bereits erwähnt, dass Herr Präsident Verzetnitsch mit seinen sozi­aldemokratischen Gewerkschaftern von Beitragserhöhungen gesprochen habe. Dies ist nicht der richtige Weg! (Abg. Gradwohl: Der Neugebauer wird sich bedanken, dass er sozialdemokratischer Gewerkschafter ist!) Aber dass Sie jetzt auch noch versuchen, auf uns Druck auszuüben! Dazu darf ich Ihnen ein Schreiben vorlesen – ich zitiere –:

Wie soeben bei der Sitzung der Vorsitzenden besprochen, führt der ÖGB am heutigen Tag folgende Aktion durch: Am Vormittag führen wir rund um das Parlament einen Au­tokonvoi durch. Abgesehen von den Fahrern muss in jedem Auto eine zweite Person sitzen, die ein Plakat mit aussagekräftigen Aufschriften Richtung Parlament hält. Dies wird lautstark durch Gashupen, wie sie die Sportfans benutzen, unterstützt. Nach eini­gen Runden wird die Polizei reagieren und die Nebenstraßen rund ums Parlament sperren. – Zitatende. Und so weiter und so fort.

Meine Damen und Herren! Das wird offensichtlich mit den Beiträgen, welche die ÖGB-Mitglieder zahlen, von Ihnen, Herr Präsident, vorgesehen. Ich frage mich: Wo bleiben die soziale Dimension und die Verantwortung des ÖGBs? Welche soziale Kompetenz hat er heute noch, wenn mit solchen Maßnahmen, die wir hier herinnen nicht einmal hö­ren – Herr Präsident, das können Sie Ihren Leuten erzählen: Hier im Plenarsaal hö­ren wir gar nichts davon! –, vorgegangen wird? Wenn das seine soziale Kompetenz ist, meine Damen und Herren, dann gute Nacht ÖGB! Mit unseren Mitgliedsbeiträgen, auch mit meinen, sollten Sie das wirklich nicht finanzieren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Ich darf meinen Schlusssatz sagen: Meine Damen und Herren! Diese Pensionssiche­rungsreform war schwierig, aber sie ist sozial gerecht und verantwortungsvoll. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

11.41

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Gla­wischnig. Die Redezeit beträgt ebenfalls 8 Minuten. – Bitte.

 


11.41

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig| (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Wir erleben das jetzt schon mehrere Male hintereinander: Vertreter der Regierungsparteien und auch der Bundeskanzler selbst versuchen, mit Schönreden und weniger Eingehen auf Argumente und Kritik­punkte etwas schönzumachen, schönzufärben, was nicht möglich ist.

Ich glaube, die Bevölkerung und auch die politischen Kommentatoren haben das durchschaut. Die Bilanz, die Sie in den letzten Tagen ausgewiesen bekommen haben, war verheerend: So schnell hat noch keine Bundesregierung das Vertrauen der Bevöl­kerung verspielt – minus 10 Prozent in den Umfragen. Die Arroganz der Macht wird hier herausgestellt. Seit dem Wahlsieg glaubt die ÖVP auf die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern verzichten zu können. (Abg. Dr. Trinkl: Geh! Geh!)

Aber es ist tatsächlich so: Große Änderungen brauchen Akzeptanz. Ich denke, die Men­schen in Österreich lassen sich nicht für dumm verkaufen, und Akzeptanz erhält man nur dann, wenn man die Argumente, die hinter einer Reform stehen, ansatzweise nachvollziehen kann.

Die Pensionsreform ist nicht nachvollziehbar, sie ist nicht verständlich. Der Kauf der Abfangjäger ist nicht nachvollziehbar; noch dazu mit dem Behübschungsversuch, den Menschen einzureden, dass sie dadurch, dass die Abfangjäger gekauft werden, sogar noch etwas bekommen.

Sozialpolitik – es ist nicht nachvollziehbar, wenn man Sozialpolitik ausschließlich auf Budgetrestriktionen beschränkt, Zukunftsfragen völlig ausklammert und immer nur in Reden beschwört, aber nie in den Gesetzen umsetzt. Vom Technologiefonds war heu­te die Rede, auch vom Ausbildungsprogramm für die Jugendlichen – davon spre­chen Sie hier, im Budgetbegleitgesetz und im Budget ist es jedoch nicht enthalten.

Die Bevölkerung hat Sie durchschaut: Sie haben einen massiven Vertrauensverlust ge­genüber den Österreicherinnen und Österreichern zu verantworten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber es geht nicht nur um die Missachtung der Bevölkerung, sondern auch um die Miss­achtung des Parlaments. Es muss hier noch einmal vor Augen geführt werden, was in den letzten Monaten, in denen angeblich so viel verhandelt worden ist, soviel diskutiert worden ist im Budgetausschuss, geschehen ist: Es waren ursprünglich acht Stunden, und es sind auch nicht mehr geworden als die acht Stunden, denn die letzt­gültigen Abänderungsanträge sind erst ganz zum Schluss vorgelegen, und zwar abge­sichert mit einem entsprechenden Fristsetzungsantrag, sodass im Budgetausschuss ja nichts mehr schief gehen kann. Ein Antrag, der die Regierungsvorlage sofort ins Ple­num „zieht“; angeb­lich wird ja jetzt noch verhandelt. Es ist das, was dieses Budget­be­gleitgesetz betrifft, letztendlich eine beispiellose Missachtung und ein Tiefpunkt parla­mentarischer Kultur! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zu den Eckpunkten dieses Budgetbegleitgesetzes: Pensionsreform. Viele Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Es stört mich unermesslich, dass Sie jedes Mal, wenn es um Argumente geht, eine Formel beschwören, die nichts anderes ist als der Versuch einer Beschwörung, aber keine Politik, nämlich ausschließlich auf die so genann­ten Interessen der Jugend und auf die Pensionssicherung der jungen Leute zu verwei­sen, ohne jedoch die Fragen zu beantworten, die Sie eigentlich zu beantworten hätten.

Was sind denn die Eckpfeiler Ihrer zukünftigen Reform? Wo ist denn die Harmonisie­rung? – Außer einem müden Abänderungsantrag, der vom Kollegen Dolinschek ange­kündigt worden ist, weiß ich von nichts. Wo ist denn die ausreichende Mindestpension? Wo ist denn die eigenständige Frauenpension? Wo ist denn die Zukunftsplanungssi­cherheit für Menschen unter 35 Jahren (Abg. Dr. Fekter: Beim Pensionskonto! Beim eigenen Pensionskonto!), außer jetzt im ASVG-System einfach nur zu kürzen? Wo ist denn die Rechtssicherheit? Wo ist denn die Verfassungsgesetzmäßigkeit? Wo sind denn all diese wichtigen Punkte, die Grundpfeiler und Fundamente einer Re­form dar­stellen sollten? Wo bleibt denn insgesamt Ihr Modell für Menschen unter 35 Jahren? (Abg. Dr. Fekter: Pensionskonto, Frau Kollegin!) Worauf können sie sich denn in Zu­kunft verlassen? – Auf gesetzliche Pensionskassen, die Sie jetzt aus der Misere holen wollen, indem Sie den gesetzlichen Mindestzinssatz senken – ist das Ihre Antwort für die jungen Leute? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es gibt keine nachvollziehbaren Argumente, und es gibt keine Argumente, warum die­se Pensionsreform in dieser Form über die Bühne gehen muss. Nachhaltig ist nur die Verschlechterung, die Verschlechterung für junge Menschen und auch für Frauen, die in unvergleichbarer Weise zusätzlich zu ihrer bestehenden Lebenssituation noch ein­mal diskriminiert werden. Es ist ein unglaublicher Hohn, Herr Bundeskanzler, wenn Sie davon sprechen, dass sich mit dieser Pensionsreform die Situation für Frauen verbes­sern wird. Das Gegenteil ist der Fall. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Der zweite Eckpunkt: die Abfangjäger, die so genannten Kampfjets. Sie haben ein Kreisky-Zitat gebracht, nur, denke ich, etwas zeitgeschichtliche Aufarbeitung inklusive Umfeldanalyse wäre ganz gut. Das Zitat, das Sie gebracht haben, stammt aus einer Zeit, als die Tschechoslowakei und Ungarn noch Mitglieder des Warschauer Paktes waren. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek. – Abg. Mag. Molterer: Glawischnig vertei­digt!) Ich denke, es empfiehlt sich ein anderes zeitgeschichtliches Interpretationsmus­ter, das Kreisky angeboten hat für Journalisten; allerdings ist es auch für Politiker ganz hilfreich, Geschichte zu lernen und sie auf aktuelle Situationen anzuwenden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Höhe der Gesamtkosten sind Sie uns nach wie vor schuldig geblieben, die Hunder­ten Fragen, die unsere Abgeordneten im Budgetausschuss gestellt haben, sind unbe­antwortet geblieben. Die Frage nach den wahren Kosten der Kampfjets ist unbeantwor­tet. Auch in diesem Zusammenhang frage ich mich, wo die Kärntner Rebellen bleiben, die letztes Jahr den Kärntner Wahlkampf damit geführt haben, dass die Abfangjäger verhindert sind. Gibt es hier keinen Entschließungsantrag, erstens die wahren Kosten auf den Tisch zu legen und zweitens die Abfangjäger tatsächlich zu verhindern? Herr Kollege Dolinschek, Herr Kollege Scheuch, die Abgeordneten aus Kärnten, gibt es hier keinen Widerstand gegen die Abfangjäger? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.) 6,8 Milliarden € an Belastungen für die zukünftigen Generationen. (Abg. Scheibner: Es wird immer mehr! Jetzt sind wir bald bei 10 Milliarden!)

Auch das wieder, ohne eine Systemfrage zu beantworten, nämlich: Was ist unsere Rolle in einem künftigen EU-Sicherheitssystem? – Außer Kampfflugzeuge zu kaufen, ha­ben Sie keine Antwort darauf gegeben, Herr Bundeskanzler. (Abg. Scheibner: Le­sen Sie die Sicherheitsdoktrin!)

Der dritte Kernpunkt Ihrer Budgetbegleitgesetze: die Steuerreform. Zwei Missverständ­nisse hier kurz faktenmäßig aufgeklärt: Die angebliche Entlastung der untersten Ein­kommensschichten trifft nur einen ganz schmalen Bereich. Die Bezieher der kleinsten Einkommen werden durch die so genannten Ökosteuern voll belastet – ich sage: so genannten Ökosteuern, weil es ein Missbrauch der Idee einer ökosozialen Steuerre­form ist.

Sie belasten natürlich wieder einmal – denn auf diesem Auge sind Sie völlig blind – Frauen viel stärker als Männer. 17 Prozent der Frauen haben unter 1 000 € Mo­nats­einkommen, und diese erhalten null Entlastung, nur Belastungen. Ich frage Sie, wo die von Ihnen angekündigte Prüfung der Auswirkungen Ihrer Steuerreform auf die Ge­schlech­ter geblieben ist. Auch in diesem Zusammenhang haben Sie Argumente ver­missen lassen, warum Sie das ständig übersehen oder sichtlich bewusst missachten.

Ökosteuer – ich weiß nicht, was da ökologisch sein soll? Die Schere zwischen Diesel und Benzin geht weiter auseinander, obwohl wir nachweislich Tausende Todesfälle und vor allem sehr viele Kindererkrankungen auf Grund der Rußpartikel in Österreich haben. Es ist nichts als eine weitere Subvention für die Frächterlobby, Diesel weiterhin billiger zu halten, und kann mit einer ökologischen Steuerreform nicht im Funken ver­glichen werden.

Weil meine Redezeit jetzt schon zu Ende geht, nur noch Folgendes: Herr Bundeskanz­ler, Sie haben am Anfang sehr, sehr ausführlich zur Erweiterung gesprochen, und ich bin sehr verwundert, dass Sie zu einer wesentlichen Frage, die jetzt auf europäischer Ebene ansteht, keinen einzigen Satz verloren haben, nämlich zum Konvent, zur euro­päischen Verfassung und zu einer dramatischen Entscheidung, die in diesen Tagen dort ansteht: nämlich EURATOM, die milliardenschweren Atomsubventionen weiterhin in der europäischen Verfassung zu verankern. – Kein österreichischer Widerstand, keine österreichische Initiative, kein Wort unseres Bundeskanzlers? (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)

Herr Bundeskanzler! Ich bin schwer enttäuscht, und deswegen meine ich, dass es ab­solut dringend notwendig ist, das Greenpeace-Volksbegehren zu unterschreiben, denn dieser Bundesregierung kann man weder bei Zukunftsfragen noch bei Überlebensfra­gen, noch bei Sozialfragen, noch bei europäischen Fragen trauen. Deswegen ist es wich­tig, das Volksbegehren ab heute zu unterschreiben.

Dieser Bundesregierung ist nicht zu trauen, was die Entscheidungen auf europäischer Ebene betrifft. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.49

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Bleck­mann. Redezeit ebenfalls 8 Minuten. – Bitte.

 


11.49

Abgeordnete Mag. Dr. Magda Bleckmann| (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Um es mit den Worten des Abgeordneten Van der Bellen zu sa­gen: Es ist nicht „leiwand“ oder „leinwand“ – oder wie er gesagt hat. – Das ist richtig: Heute Politik zu machen, das ist nicht mehr leiwand, nicht mehr einfach, denn die Zeit des Geldausgebens ist vorbei! (Abg. Mag. Wurm: Außer für die Abfangjäger!) Jetzt ist die Zeit der seriösen, verantwortungsvollen Politik angebrochen. Das ist richtig. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) – Sie nicken, danke.

Gleich zu Ihnen, ich verstehe Sie nämlich jetzt wirklich nicht mehr, Kollegen von der SPÖ: In den ersten Wortmeldungen, Kollege Cap, haben Sie davon gesprochen, dass die Älteren zu schützen sind, dass deren Pensionen zu sichern sind. Dann sind Sie draufgekommen, dass mit dieser Pensionsreform in bestehende Pensionen nicht ein­gegriffen wird – nur in Politikerpensionen, aber in andere bestehende Pensionen wird nicht eingegriffen –, und jetzt fällt Ihnen dazu nichts mehr ein. Dann haben Sie gesagt, es müsse all jenen geholfen werden, die angeblich so enorme Verluste ha­ben. Ihr Ex­perte im Budgetausschuss hat gesagt, 15 Prozent seien in Ordnung – jetzt setzt die Regierung 15 Prozent Deckelung der Verluste (Abg. Dr. Fekter: 10 Prozent!) – Ent­schul­digung, 10 Prozent! –, 10 Prozent Deckelung der Verluste fest, und auch dazu fällt Ihnen nichts mehr ein.

Das letzte Argument, das Ihnen noch bleibt: Man muss die unter 35-Jährigen schüt­zen! – Die unter 35-Jährigen, die Ihnen jahrzehntelang egal waren. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Fragen Sie einmal die unter 35-Jährigen, ich gehöre nämlich auch da­zu – die waren Ihnen egal! (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)

Fragen Sie einmal Leute in meinem Alter, die sagen: Bei der Regierung, die es früher gegeben hat, ist uns klar, dass die Pensionen nicht gesichert sind, denn die hat das Geld in hohem Bogen, in Bausch und Bogen hinausgeworfen, sodass der Generatio­nenvertrag nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Und deshalb gibt es die Proble­me, vor denen wir heute stehen. – Das ist das, worum es eigentlich geht: Die Pro­bleme, die Sie in die Welt gesetzt haben, indem Sie nicht verantwortungsvoll ge­handelt haben, müssen jetzt beseitigt werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Wir Freiheitliche wollen reformieren statt zu blockieren, wir wollen reformieren statt zu demonstrieren, und wir wollen ... (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ja, genau, Sie wissen es schon: Wir wollen reformieren statt abzukassieren, wie es Teile von Ihnen tun. Denn wir Freiheitliche verhandeln bis zum Schluss. Statt zu jammern und zu beklagen, was es alles nicht gibt, verhandeln wir bis zum Schluss! Wir verlassen nicht den Verhand­lungstisch, sondern unsere Abgeordneten verhandeln bis zum Schluss, um das Beste für die Bevölkerung herauszuholen. Das ist verantwortungsvolle Politik! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei den Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Es sind drei Punkte, die uns wichtig sind: erstens die Harmonisierung (Abg. Dr. Glawischnig: Ja wo ist denn die Harmonisierung?), zwei­tens der Schutz der kleinen Einkommen – warten Sie ein bisschen (Abg. Dr. Gla­wischnig: Wo ist sie, wo denn?) – und drittens die Politikerpensionen.

Der erste Punkt: die Harmonisierung. Dazu gibt es ein Zitat: Mit der Harmonisierung werden die bestehenden Ungerechtigkeiten zwischen den einzelnen Berufsgruppen auf unbestimmte Zeit einzementiert. Nur wenn es ein einheitliches System mit gleichen Beiträgen und gleichen Leistungen gibt, haben wir ein gerechtes System, das auch finanzierbar ist. (Abg. Mandak: Wo ist die Harmonisierung?) Jeder Euro, der einge­zahlt wird, muss gleich viel wert sein. – Stimmen Sie dem zu? Ich frage Sie, vor allem die Kollegen der SPÖ, es ist das nämlich ein Zitat von Ihnen, von Ihrem Par­teiobmann, aus dem offenen Brief.

Er hat ja vollkommen Recht: bestehende Ungerechtigkeiten. – Frage eins an Sie: Wo kommen die bestehenden Ungerechtigkeiten denn her? – Das ist das System, das Sie mit Ihrer jahrzehntelangen Sozialpolitik geschaffen haben! (Abg. Dr. Matznetter: Sie machen es schlechter!) Sie lamentieren hier über bestehende Ungerechtigkeiten, die Sie in die Welt gesetzt haben! – Warum haben Sie denn das nicht verändert, warum haben Sie das nicht anders gemacht? Für uns ist es jetzt schwierig, da haben Sie Recht, aber warum haben Sie es nicht verändert, denn wir sind noch nicht so lange in der Regierung?! Das, was Sie jahrzehntelang aufgebaut haben, können wir leider nicht von heute auf morgen ändern. Es braucht ein bisschen Zeit, Ihre Ungerechtigkeiten zu beseitigen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischen­rufe bei der SPÖ und den Grünen.)

Frage zwei: Werden Sie der Harmonisierung zustimmen? – Sie werden sich wundern: Es wird die Harmonisierung festgeschrieben in einem Entschließungsantrag. Und jetzt sagen Sie: Der ist nichts wert, der ist müde! (Abg. Dr. Matznetter: Sehr müde!) – Ein Entschließungsantrag, in dem die Regierungsparteien sagen, sie bekennen sich zur Harmonisierung, sie bekennen sich dazu, dass die Harmonisierung der Beitragssätze und Beitragsgrundlagen bei gleichzeitiger Vereinheitlichung der Leistung stattfindet, dass es zu einer Verbesserung der Aufwertung kommt, dass es zur Einbindung aller kommt – der Sozialversicherungen und Sozialversicherungsträger, eben auch Ihrer Klientel, was Sie auch nicht gerne hören –, dass es dazu kommt, dass alle in ein einheitliches System kommen – Beamte, ASVG-ler, Gewerbetreibende, Bauern und alle anderen, auch Selbständige. (Abg. Silhavy – ein Konvolut an schriftlichen Unter­lagen zeigend –: Und wo steht das da drinnen?) All das wird festgeschrieben werden. Das neue einheitliche Pensionssystem für alle Erwerbstätigen soll jedenfalls im Jahre 2004 in Kraft treten.

Das wird ein Entschließungsantrag sein (Abg. Silhavy: Ach so!), und ich bin gespannt, ob Sie dem zustimmen werden, Kollegin Silhavy! Sie reden ja davon, dass Sie das haben wollen, daher wird das die Nagelprobe auch für Sie werden. Wir werden sehen, ob Sie dem dann zustimmen werden.

Ihre Sozialpartner haben sich ja geweigert, an den Verhandlungen weiter teilzuneh­men, vielleicht wäre ja mehr drinnen gewesen, wenn sie weiterverhandelt hätten, viel­leicht hätte man noch mehr festschreiben können. Aber wir versichern Ihnen: Wir wer­den es für die Zukunft auch festschreiben, jetzt als erstem Schritt in einem Entschlie­ßungsantrag, aber vielleicht werden wir auch speziell für Sie noch einen Extra-Antrag machen, wodurch auch Sie die Möglichkeit haben (Zwischenruf der Abg. Silhavy), dem zuzustimmen, einen Antrag, in dem nämlich steht, dass auch in den Ländern und Gemeinden harmonisiert werden soll – das braucht nun einmal eine Zweidrittelmehr­heit, eine Verfassungsmehrheit, die wir nur mit der SPÖ gemeinsam erreichen können; dem haben Sie sich ja bisher auch verweigert. Wir sind daher schon sehr gespannt auf Ihr Abstimmungsverhalten, denn es wird zeigen, ob Sie wirklich für die Harmonisierung sind.

Der nächste Punkt sind die Politikerbezüge. (Abg. Öllinger: Ja, da passe ich jetzt auf!) Wir haben immer gesagt: Hier muss das Pensionsantrittsalter auf 65 Jahre angehoben werden, wie im ASVG auch, es soll keine Doppelbezüge geben, und die Solidaritäts­abgabe wird kommen. – Wir werden sehen, wie sich die Kollegen von der SPÖ verhal­ten werden, wenn wir die Solidaritätsabgabe dann für die Politiker festschreiben wer­den. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Bleck­mann überreicht Abgeordnetem Dr. Gusenbauer einen weißen Luftballon, an dem ein Taferl mit einer Aufschrift angebracht ist. – Nach kurzer Zeit steigt der Luftbal­lon bis zur Saaldecke.)

11.56

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Genau das wollte ich eigentlich vermeiden. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe.)

Nächste Wortmeldung: Herr Vizekanzler Haupt. Redezeit: 12 Minuten. Das Licht be­ginnt nach 10 Minuten zu leuchten. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


11.57

Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Vizekanzler Mag. Herbert Haupt|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Da­men und Herren! Hohes Haus! Wenn wir heute über das Budgetbegleitgesetz disku­tieren, stehen zwei Dinge im Vordergrund: das Paket über die Pensionsreform und die Dis­kussion über die Sicherheit in Österreich, nämlich ob es notwendig ist, Abfangjäger anzuschaffen oder nicht.

Ich als Sozialminister möchte klar sagen: Beides ist notwendig, die Pensionsreform und die Abfangjäger. Ich halte nichts davon, dass man Tag für Tag unsinnige Verglei­che tätigt, was jeder ad libitum abschaffen möchte, um auf der anderen Seite anderen Bereichen Geld zuzuführen. Ich halte überhaupt nichts davon, das Burgtheater zuzu­sperren, Olympische Spiele nicht zu veranstalten, die Fußfall-EM nicht zu veranstalten, und ich halte auch nichts davon, die Abfangjäger nicht anzuschaffen, denn es gibt kei­ne Aufrechnung zwischen den einzelnen Budgetbereichen, sondern nur eine gesamt­staatliche Notwendigkeit, und dafür muss man den Österreicherinnen und Österrei­chern gegenüber die Verantwortung wahrnehmen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich finde es müßig: Der derzeitige Klubobmann Scheibner hat in der Zeit, als er Vertei­digungsminister war, die Hubschrauber besorgt, von denen heute noch immer die Re­de ist. Er hat Lenkwaffen besorgt, um die Lufthoheit bis 3,5 Kilometer zu sichern, neue Tarnanzüge und neue Kampfanzüge in Auftrag gegeben, die Mannsicherung verbes­sert, gehärtete Fahrzeuge für das Bundesheer zur Verfügung gestellt, sodass wir heute bei Auslandseinsätzen nicht mehr wie eine bessere Schweizergarde ausgerüstet sind, und auch noch die Herkules-Flugzeuge angeschafft, um Truppentransporte selbst und damit billiger als mittels Leasingflügen durchzuführen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Gla­wischnig) – Vielleicht ist all das nicht ins Bewusstsein der österreichischen Be­völkerung eingedrungen, dass die Sozialdemokraten mit diesen Dingen, die bereits umgesetzt sind, immer noch Werbung machen wollen. Wir jedenfalls wollen darauf aufbauend auch den Schlussstein setzen und die Neutralität auch dort sichern können, wo uns in Zukunft auf Grund der Bedrohungslage auch im internationalen Terrorismus als dritter UNO-Stadt unter Umständen einiges an Aufgaben beschert sein kann; auch Aufgaben, die wir heute und morgen noch gar nicht sehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von allen Fraktionen! Im Zusammenhang mit der Pen­sionsreform – das können Sie auch den Beiträgen in den österreichischen Medien ent­nehmen – habe ich schon am ersten Tag, als ich mit Kollegem Bartenstein die Pensi­onsreform präsentiert habe, für die Bundesregierung klar und deutlich gesagt, dass wir erstens eine gesetzliche Begutachtung haben wollen und dass wir zweitens die Ergeb­nisse der Begutachtung auch berücksichtigen werden.

Es ist daher auch nur verantwortungsvoll und normal, dass die Bundesregierung das, was im Rahmen der Begutachtung hereingekommen ist, nachgerechnet hat und an den Runden Tischen – zunächst beim Herrn Bundespräsidenten und dann mit den Sozialpartnern – den Sozialpartnern deutlich entgegengekommen ist. Ich meine daher, dass es ungerecht ist, wenn nunmehr manche so tun, als hätten sie die Bundes­re­gierung von der Straße her unter Druck gesetzt.

Nein, wir haben ein Begutachtungsverfahren gehabt und haben das Begutachtungsver­fahren berücksichtigt. Dazu hat es der Straße nicht bedurft, sondern dazu hat es nur des Lesens bedurft, einer Technik, die die österreichischen Schülerinnen und Schüler in den Schulen ohnehin lernen. Wir hätten uns sehr viel Geld ersparen können, wenn wir am Verhandlungstisch verhandelt hätten, anstatt die österreichische Wirtschaft über Stunden oder vielleicht Tage lahm zu legen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Ich habe daher konsequenterweise die Sozialpartner wieder eingeladen, am Modell für die Schwerarbeiter mitzuarbeiten, es mitzugestalten, weil das, was wir den Sozialpart­nern angeboten haben, auch für mich Verpflichtung ist, dieses Modell der Frühpensio­nierung für schwer arbeitende Menschen in diesem Lande – eine Frage, die im Übrigen die Sozialdemokratie in 50 Jahren Regierungsbeteiligung nicht gelöst hat – endlich umzusetzen und diesen Menschen auch vom Pensionssystem her entgegenzukom­men.

Hier strebe ich nicht den Termin 1. Jänner 2007 an, sondern den 1. Jänner 2004 oder zumindest einen knapp danach, damit wir möglichst schnell mit den Experten zu einem Ergebnis kommen. Die Sozialpartner sind eingeladen, ihre Experten gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sozialministerium über den Sommer ar­beiten zu lassen, damit auch dieses Problem positiv für die Bevölkerung gelöst wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Nationalrates! Wenn die Diskussion auch über die unteren Einkommen geführt wird, so glaube ich, dass wir mit der Überlegung, einen Härtefonds einzuführen, jenen entgegenkommen, die lebenslang gearbeitet haben, und ihnen – weil es den Sozialpartnern nicht gelungen ist, ihnen am Verhandlungstisch Kollektivverträge zuzumitteln, die dafür sorgen, dass ihre Pensionen nach 35 oder 40 Jahren ununterbrochener Arbeitstätigkeit über 1 000 € liegen – wenigstens die Fol­gen und Nachteile dieser Pensionsreform bis zu zehn Prozent ersparen.

Ich bitte Sie, sehr geehrte Damen und Herren von den Sozialpartnern, auch am Ver­handlungstisch tätig zu werden, dass kleine Gewerbetreibende, Angestellte oder Mitar­beiter in den Betrieben nach 35 oder 40 Jahren nicht mit so kleinen Pensionen nach Hause gehen müssen, dass sie mit ihrer Pension unter der Armutsgrenze liegen.

Aber keinesfalls kann es sein, jenen, die drei und vier Pensionen bekommen, entge­genzukommen, sondern das gilt nur für jene, die ausschließlich kleine Pensionen auf Grund ihrer langjährigen Tätigkeit haben. Hier gibt es sehr viele im Bereich der Gewer­betreibenden und auch sehr viele im Bereich der Mitarbeiter, die ohne Berufsschutz sind, denen wir mit diesem Härtefonds entgegenkommen werden. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir kommen auch den Frauen massiv entgegen. Dass es heute Regelungen gibt, die schon in dem im Parlament liegenden Abände­rungsentwurf, der im Übrigen auch schon im Ausschuss war, enthalten waren und die den Frauen im Rahmen der so genannten Hackler-Regelung sogar mehr zugestehen, als sie bei der heutigen Gesetzeslage bekommen, widerspricht all jenen, die meinen, dass es hier eine ausschließliche Schröpfungsaktion zugunsten des Finanzministers ist. Das zeigt vielmehr, dass es sich hier tatsächlich um eine Reform handelt, endlich die Familienleistungen für jene, die sie erbracht haben, und für jene, die damit den Ge­nerationenvertrag eingelöst haben, im Sinne eines leistungs- und beitragsorientierten Pensionssystems zu vergelten – „vergelten“ im positiven Sinne.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Sie heute 400 000 Unterschriften von besorg­ten Bürgern, die sich über die Harmonisierung den Kopf zerbrochen haben, im Parla­ment deponiert haben, so brauchen Sie nicht auf eine Volksbefragung zu warten, denn Sie werden im Rahmen der zwei Plenartage, an denen wir über das Pensionssystem diskutieren, einen Initiativantrag der Bundesregierung zur Harmonisierung der Pensio­nen vorgelegt bekommen, der die auch von der Sozialdemokratie vertretenen Eckda­ten enthält: 65. Lebensjahr, 45 Beitragsjahre, 80 Prozent, lebenslange Durchrechnung, individuelles leistungs- und beitragsorientiertes Pensionskonto, Beginn mit 1. Jänner 2004 für alle Österreicherinnen und Österreicher, die unter 35 sind. Die Op­position ist herzlich eingeladen, mitzustimmen und damit aus dem Antrag der Bundes­regierung einen Vier-Parteien-Antrag im Interesse jener 400 000 zu machen, die hier unterschrieben haben.

Sehr geehrte Damen und Herren! In den nächsten 48 Stunden wird es ja die Nagelpro­be geben, und es wird sich zeigen wird, wer für die Harmonisierung ist (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP): entweder jene Abgeordneten von Sei­ten der Bundesregierung, die diesen Initiativantrag ausgearbeitet haben, oder das gan­ze Haus, das diesen Initiativantrag zur Harmonisierung im Hohen Hause mitträgt.

Ich bin mir dessen sicher, dass es hier im Hohen Hause diese für alle Österreicherin­nen und Österreicher klar und deutlich nachvollziehbare Nagelprobe geben wird. Von Seiten der Bundesregierung steht nach wie vor die Einladung an alle, die daran inte­ressiert sind, an einem harmonisierten Pensionssystem mitzuarbeiten. Auch hier sollte es keine Frage sein, dass die Sommermonate dazu genutzt werden, um dann das, was wir hier vorhaben, mit einem qualitativ hochwertigen, gemeinsamen und mit den Sozi­alpartnern abgesicherten Antrag – mit Umsetzung per 1. Jänner 2004 – im Hohen Haus zu verabschieden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Noch etwas zur Schwerarbeiterregelung: Wir werden auch über die Sommermonate ein Angebot der AUVA nutzen und den Betrieben und den Mitarbeitern in den wichtigsten und ausgewählten österreichischen Arbeitsbezir­ken, in denen hohe Krebsraten, hohe Frühpensionierungsraten, hohe Krankheitsraten zu verzeichnen sind, anbieten, in einem Screening die Gesundheitssituation und die Auswirkungen der einzelnen Berufe auf das Leben in der Arbeitswelt und auf die Früh­pensionierung so zu erforschen, dass wir, basierend auf gesicherten neuesten Daten, die in der aktuellen Arbeitswelt erhoben werden, im Herbst den Antrag und die Verord­nung des Sozialministeriums zur Schwerarbeiterregelung hier verabschieden können. Ich glaube, sehr geehrte Damen und Herren, die Schwerarbeiter haben lange genug darauf gewartet, dass sie endlich für ihre schwere Arbeit und für ihre schlechteren Le­benschancen durch ein gerechtes Pensionssystem honoriert werden.

Ich glaube daher, es lohnt sich, dem Antrag der Bundesregierung zuzustimmen. (Abg. Dr. Glawischnig: Welchen Antrag? Welchen Antrag? – Abg. Öllinger: Wo ist Ihr An­trag?) Wer nicht mitstimmt, muss es sich gefallen lassen, wenn man ihm dann sagt, dass er in den Diskussionen seit 1986, als Sepp Wille hier im Hohen Haus schon die Harmonisierung verlangt hat, und 1991, als die Sozialpartner insgesamt in ihrem Be­richt zur sozialen Lage in Österreich und zu den Vorstellungen eines Pensionssystems die Harmonisierung verlangt haben, nichts dazugelernt hat, dass er keine Verantwor­tung übernehmen will und nur politisches Kleingeld schlagen will.

Wir von der Bundesregierung wollen den Menschen Sicherheit geben im wichtigen Sozialbereich, im wichtigen Bereich der Pensionen. Ich lade Sie ein, mitzustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Wo ist der Antrag? – Abg. Dr. Lichtenberger: Der ist noch nicht fertig!)

12.07

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Die nächsten vier Redner haben eine Redezeit von je­weils 5 Minuten.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bures. – Bitte. (Abg. Öllinger: Der Antrag, Herr Vizekanzler, von dem Sie gesprochen haben! Der Antrag!)

 


12.08

Abgeordnete Doris Bures| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vizekanzler! Sie haben jetzt mit vielen Worthülsen versucht, die Wendun­gen, den Richtungswechsel und die Richtungsänderung der FPÖ hier wegzureden. Ich möchte aber in Erinnerung rufen, was Sie alles versprochen haben. Auch Sie, Frau Bleckmann, haben viel versprochen. Der Luftballon passt zu Ihnen: Sie agieren so ab­gehoben und haben die Bodenhaftung längst verloren. (Beifall bei der SPÖ.)

Was haben Sie denn alles den Österreichern und Österreicherinnen versprochen? Und was haben Sie heute gesagt? Sie haben eine adäquate Lösung für Schwerarbeiter versprochen. In der Gesetzesvorlage ist davon nichts zu finden. Sie haben schnell et­was versprochen, und genauso schnell haben Sie es auch gebrochen.

Sie haben davon gesprochen, dass Pensionen unter 1 000 € nicht betroffen sein sol­len. Was ist wahr? Wahr ist, dass sie massiv von Pensionskürzungen betroffen sind; Kleinstpensionen, Frauenpensionen sind davon betroffen. Und natürlich greifen Sie auch in bestehende Pensionen ein (Abg. Dr. Bleckmann: Bei Politikern, ja! Das tut Ihnen weh!), wenn Sie Pensionisten, die nicht einmal 650 € im Monat haben und damit das Auslangen finden müssen, nicht einmal den Wertausgleich zukommen lassen. Das ist sehr wohl ein Eingriff in bestehende Pensionen! Sie haben es, kaum versprochen, schon gebrochen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Herr Vizekanzler, Sie haben jetzt davon gesprochen, dass die Harmonisierung eine Ihrer zentralen Bedingungen ist. In der Vorlage finden wir von dieser Harmonisierung nichts. Es ist nichts davon zu finden! Und selbst den zitierten Antrag, von dem Sie hier sprechen, gibt es im Hause nicht. Das sind alles leere Worthülsen, hinter denen nichts steht. Von Harmonisierung ist im Gesetz keine Rede, und einen diesbezüglichen Ent­schließungsantrag gibt es im Hohen Haus auch nicht. (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Wahr ist vielmehr, dass sich trotz aller Retuschen, trotz aller Versuche am unsozialen Charakter Ihres Pensionsreformmodells nichts geändert hat. Das Einzige, was in den letzten Tagen neu dazugekommen ist, ist der von Ihnen erwähnte Härtefonds. Aber was ist denn ein Härtefonds? Ein Härtefonds soll Pensionen zum Gnadenakt machen? Herr Vizekanzler! Ein Härtefonds ist doch der beste Beweis dafür, dass Sie diesem Haus eine Regelung vorlegen und den Menschen in Zukunft eine Pension zumuten, die zu Härtefällen führt! Das ist der Grund für diesen Härtefonds. Sie machen ganz bewusst ein Gesetz, das zu sozialen Härten führt und massive Pensionskürzungen zur Folge haben wird. Und das ist der Vorwurf, den man Ihnen machen muss! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Diese Bundesregierung regiert gegen die Interessen und Anliegen der österreichischen Bevölkerung. Sie macht eine unsoziale Politik, die ausschließlich auf dem Rücken der Angestellten und Arbeitnehmer ausgetragen wird. Sie setzt den sozialen Frieden in Österreich aufs Spiel. Und, Herr Vizekanzler und Herr Bundeskanzler, Sie haben das Vertrauen der Wähler missbraucht, und Sie haben Ihre politische Glaubwürdigkeit völ­lig verloren! (Beifall bei der SPÖ.)

Bei allen 91 Budgetbegleitgesetzen zieht sich ein roter Faden durch: Sie sparen beim Bürger. Ihr politisches Ziel ist, beim Bürger zu sparen. Bei sich selbst aber, da sind Sie großzügig. Wenn es um Ihre Prestigeprojekte geht, vom sündteuren Ankauf von Ab­fangjägern über die Eigenwerbung, Regierungspropaganda bis zu einer aufgeblähten Regierungsriege, spielt Geld keine Rolle. Gespart werden soll nur beim Bürger.

Sie haben alle Ihre Versprechungen über Bord geworfen. Ich fordere jetzt die Abge­ordneten der FPÖ auf, wenigstens ihrer Ankündigung nachzukommen und einer Volksabstimmung zuzustimmen. 400 000 Menschen haben die Abhaltung dieser Volksabstimmung in nur vier Wochen unterstützt; ich glaube, das ist ein klares Zei­chen. Haben Sie den Mut dazu, dieser Volksabstimmung zuzustimmen! Wenn es so ist, wie Frau Partik-Pablé gesagt hat, nämlich dass die Bevölkerung diesen Vorschlag goutiert, dann haben Sie den Mut und stimmen Sie dieser Volksabstimmung zu! (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht auch sozial gerecht. Man kann eine sozial gerechte Pensionsreform mit einer langfristigen Sicherung der Pensionen, mit einer den Lebensstandard sichernden Pen­sion, mit der Einführung eines gemeinsamen Modells machen. Wir haben ja dieses „Fairness-Modell“ der SPÖ präsentiert. (Die Rednerin hält eine Broschüre in die Höhe.) Man sieht daran, es geht auch sozial gerecht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Österreich hat sich ein besseres Pensions­modell als den Regierungsvorschlag verdient! Österreich hat sich eine bessere Regie­rung verdient! (Beifall bei der SPÖ.)

12.13

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Grillitsch. Glei­che Redezeit. – Bitte. (Abg. Dr. Cap: Noch mehr Geld für die Landwirtschaft!)

 


12.14

Abgeordneter Fritz Grillitsch| (ÖVP): Verehrte Mitglieder der Bundesregierung! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir erleben tatsächlich eine enorme Verände­rungsdynamik und, wenn ich so sagen darf, auch eine umfassende Klimaveränderung. Draußen organisiert der ÖGB mit 60 Autos ein Hupkonzert, um unsere Arbeit hier zu stören, während wir hier versuchen sollten, langfristige Pensionssicherungsmaßnah­men für die Österreicherinnen und Österreicher zu setzen. (Abg. Öllinger: Sind Sie gestört? – Abg. Mag. Wurm: Haben Sie etwas gehört?) Das ist der Unterschied, meine Damen und Herren, zwischen uns und Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der Freiheitlichen.)

Die Zuseher, die ich hier besonders ansprechen möchte, sollen sich ein Bild machen über dieses Hohe Haus: auf der einen Seite eine reformwillige Bundesregierung, aus­gestattet mit Unternehmungsgeist, die ganz im Sinne der Nachhaltigkeit für die Men­schen in diesem Lande Berechenbarkeit, Kalkulierbarkeit und Planbarkeit bieten will, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Widerspruch bei der SPÖ.) Auf der anderen Seite erleben Sie, liebe Zuseher, eine Opposition, die im Schmollwinkel sitzt und trotzig wie kleine Kinder ist: Weil wir nicht in der Regierung sind, stimmen wir nicht zu! Das ist Ihre wahre Motivation, warum Sie nicht bereit sind, bei dieser Sache mit dabei zu sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Ist das Ihre erste Rede? Sind Sie neu? Der redet ja wie der Blinde von der Farbe!)

Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Glawischnig! Ich verstehe Sie nicht ganz, wenn Sie heute hier gegen die ökologische Steuerreform auftreten. Wir haben ständig gesagt, auch in den Gesprächen zur Regierungsbildung, wir müssen das Steuersystem ändern, weil es nicht gerechtfertigt ist, durch hohe Abzüge und Steuern die Österrei­cher ständig zu belasten und gleichzeitig jene, die die Umwelt belasten und Ressour­cen verbrauchen, zu entlasten. Diese Änderung wollten wir vornehmen, und wir haben das auch gemacht, indem 200 000 Österreicher gleichzeitig steuerfrei gestellt werden.

Nun, meine Damen und Herren, zu den Pensionen. – Ich glaube, Sie wissen, warum wir eine Pensionssicherungsreform vornehmen müssen: Die Zahl der Geburten ist rückgängig, die Ausbildung dauert länger, die Österreicher werden immer älter. Öster­reich liegt auch bei den Frühpensionen im Spitzenfeld. – Sie kennen die Situation.

Nichts zu tun wäre unverantwortlich! Sie wissen genau, was das bedeuten würde, wie sehr die Beitragssätze erhöht werden müssten. Wir müssten die Pensionen um 45 Prozent kürzen, und wir müssten das Pensionsantrittsalter um beinahe elf Jahre erhöhen – wenn wir nichts tun würden. Daher begrüße ich diese Pensionssicherungs­reform, weil ich glaube und überzeugt bin, dass sie sozial gerecht und ausgewogen und auch ganz im Sinne der Nachhaltigkeit ist.

An dieser Stelle auch ein Wort zu den Bauern, Herr Kollege Matznetter, und das meine ich sehr ernst. 60 Prozent der Nebenerwerbsbauern zahlen heute in andere Pensions­systeme ein. Sie wissen, dass die Bauern meist sehr kinderreiche Familien haben und dass diese Kinder in Zukunft auch in andere Pensionssysteme einbezahlen. Und Sie halten uns ständig diesen hohen Bundeszuschuss vor. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Sie sagen und auch der ÖGB sagt, die Bauern wären die großen Ge­winner und die großen Profiteure dieser Pensionssicherungsreform. (Rufe bei der SPÖ: Genau! Genau!)

Meine Damen und Herren, Sie sagen: genau. – Kennen Sie die Auswirkung der Ab­senkung des fiktiven Ausgedinges? Bei einer Ausgleichsgrundlage von 600 € senkt sich das fiktive Ausgedinge in den nächsten Jahren um 7 Prozent! Das heißt, ein Bauernpensionist bekommt in den nächsten sieben Jahren um 50 € mehr an Pension!

Wenn Sie angesichts dessen sagen, die Bauern seien die Profiteure und Gewinner, dann sollten Sie sich eigentlich schämen! Das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich bin sehr froh, dass diese Bundesregierung auch im Angesicht der großen Heraus­forderungen für die bäuerlichen Familien in diesem Lande auch Vorsorge dafür trägt, dass auch in Zukunft die bäuerlichen Familien in Österreich das Anforderungsprofil für die Gesellschaft erfüllen können. Das kommt im Budget zum Ausdruck – ich danke dafür –, weil es notwendig ist, gerade auch angesichts der Änderungen im Bereich der gemeinsamen Agrarpolitik in Europa und auch der WTO-Fragen ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte um den Schlusssatz, Herr Abgeordneter!

 


Abgeordneter Fritz Grillitsch| (fortsetzend): Wir stehen zur Harmonisierung. Wir wol­len uns nicht abkoppeln. Wir wollen keine Schulden bei unseren Kindern machen! (Bei­fall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.19

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Gleiche Redezeit. – Bitte.

 


12.19

Abgeordneter Mag. Werner Kogler| (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Diese Steuerreform – wenn man sie so nennen darf – wird nicht von der Agrarlobby schöngeredet werden können. Natürlich hat das mit Ökologisierung nichts zu tun, wenn Sie den Agrardiesel billiger bekommen, aber sei’s drum.

Ansonsten beinhaltet diese Steuerreform nichts wirklich Brauchbares. Investitionsan­reize bleiben aus, stattdessen wird ein Unternehmersparfördermodell gestartet. Nach sieben Jahren kann man den nicht entnommenen Gewinn de facto steuerfrei entneh­men. Ich möchte wissen, Herr Finanzminister – Sie werden sich ja hoffentlich bald zu Wort melden –, was das mit Investitionsanreizen zu tun hat. (Abg. Dr. Fekter: Das ei­gene Kapital wird gestärkt! Nehmen Sie Nachhilfe beim Herrn Professor!)

Bleiben wir dabei: Diese Steuerreform verdient den Namen nicht, es bleibt im Wesent­lichen Stückwerk, wenn überhaupt. Möglicherweise kann man sogar „Gemurks“ dazu sagen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es ist auch völlig falsch, so zu tun, als ob hier irgendjemand besonders entlastet wer­den würde. Die meisten, und zwar die, die es brauchen würden, die jetzt schon in der Armutsfalle sitzen, werden durch Ihre Regierungspolitik zunehmend belastet. Aber da wollen Sie sich wieder darüber hinwegreden – in der bewährten Manier der „Firma Schmäh und Schwindel“; wir werden es ja gleich wieder hören. Das wird aber nicht mehr lange funktionieren.

Ähnlich ist es bei den Pensionen. Da werden bestehende Ungerechtigkeiten zwischen den Generationen, aber auch innerhalb der Generationen, also im Alter, zementiert oder verstärkt. Sie verstärken also bestehende Ungerechtigkeiten, und das hat nichts mit Reformtempo zu tun, das ist einfach ein Unfug. Und jenen, die das anders angehen wollen, werfen Sie mit der gewohnten Suada dann vor, dass man reformunwillig sei.

Das wird immer unglaubwürdiger. Faktum ist, dass wir Handlungsbedarf haben, aber handeln müssen wir mit Rücksicht auf die Probleme auf dem Arbeitsmarkt, so, dass wir später für alle Einkommensschichten entsprechende Absicherungen haben und nicht ein Modell, das Hunderttausende in die Armut treiben wird. Letzteres geschieht näm­lich mit Ihrem Projekt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Da bejammern Sie dann, dass irgendwelche Säulen nicht mehr tragen. Ja, es ist rich­tig: Sie demolieren die staatliche Säule und reden den Leuten ein, sie müssen alle pri­vat vorsorgen, und dafür haben Sie dann Steuerzuckerln parat. Das ist eine Umvertei­lung, und das ist das Problem an dieser Angelegenheit! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das Ganze wird dadurch nicht besser, dass Sie Millionen in die Hand nehmen und mit beiden Händen zum Fenster hinausschmeißen – für die unsinnigste Investition der Zweiten Republik: die Abfangjäger. Herr Bundeskanzler, bei allem Respekt vor Ihrem Amt komme ich nicht umhin festzustellen – wenn Sie schon Kreisky zitiert haben –: Lernen Sie Zeitgeschichte!

War bis jetzt die Bedrohungslage so, dass unser Land an zwei miteinander verfeindete Militärblöcke grenzte, so ist sie doch jetzt eine andere, sind doch um uns herum lauter NATO-Länder und die Schweiz. Nehmen Sie also zur Kenntnis, dass sich das geändert hat! Lesen Sie die Berichte aus dem Verteidigungsministerium: Es gibt diese konventi­onellen Bedrohungen nicht mehr.

Und jetzt gehen Sie her und sagen: Luftraumüberwachung! In Wirklichkeit kaufen Sie Kampfflugzeuge, die ganz anderen Zwecken dienen. Aber auch dazu wollen Sie sich nicht bekennen. Und, was das Sträflichste ist, Sie kaufen die teuersten, die überhaupt verfügbar sind! (Abg. Ellmauer: Bleiben Sie sachlich! Nicht so polemisch!)

Und das geht eben nicht zusammen. Das ist in Wirklichkeit keine Argumentation, son­dern ein Jammerbild! Es ist ein Jammerbild, das Sie hier darstellen, und das – und das ist das traurigste an dieser Sache – unter heftiger Beteiligung des Finanzministers. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Eines Finanzministers, der ausgezogen ist, um zunächst überhaupt den Ankauf von so genannten Kampf- oder Kriegsflugzeugen, wie er sich auszudrücken pflegt, zu verhindern, um dann mit einer mehr oder weniger raffinierten Finte die Bundesregierung so in die Falle zu treiben, dass am Schluss nur mehr die teuersten gekauft werden.

Sie werden heute Gelegenheit haben – hoffentlich nehmen Sie diese wahr! –, endgültig ein paar Klarstellungen vorzunehmen:

Offen bleibt die Explosion der Anschaffungskosten. Da können Sie noch tagelang hau­sieren gehen mit Ihren „Billa-Preisen“ – 1,969 und sonst etwas (Heiterkeit bei den Grü­nen) –, wenn Sie nicht einbekennen, dass Sie hier die meisten Kosten herausge­schwindelt haben. Das bleibt ein Problem, und Sie müssen verantworten, dass hier viele Legislaturperioden lang mit einem einzigen Akt der größte Schuldenberg aufge­häuft wird, den es jemals gegeben hat in der Zweiten Republik! Und Sie wollen sich dafür feiern lassen mit der Parole: keine neuen Schulden mehr!?

Etwas Unglaubwürdigeres ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen! Nehmen Sie dazu Stellung, Herr Finanzminister! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Jeden Tag, an dem wir recherchieren, kommen da ein paar 100 Millionen dazu oder dort noch 50, und insgesamt explodiert Ihnen das Ganze auf 6 Milliarden € oder mehr. Sie kennen unsere Zahlen, aber Sie haben sich dazu im Budgetausschuss verschwie­gen. (Abg. Mag. Molterer: Die sind aber nicht richtig!) – Die sind sehr wohl richtig!

Nehmen Sie heute dazu Stellung – oder stimmen Sie unserem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu! (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzei­chen.)

Damit bin ich am Ende. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.) Herr Bundesminister, klären Sie vor der Schlussabstimmung hier die Abgeord­neten auf! Sie binden die Republik auf zig Jahre. Es ist unverantwortlich, was Sie ma­chen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

12.25

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dolinschek. Redezeit: ebenfalls 5 Minuten. – Bitte.

 


12.25

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Aus allen Ausführungen wird deutlich, dass bei den Pensionen Handlungsbedarf gegeben ist. Und ich billige natürlich auch den Oppositionsparteien zu, dass sie sich Sorgen machen, wie die Pensionen in Zukunft ausschauen. (Abg. Öllinger: Oje, der liegt schon flach, der Dolinschek!) Auch ich mache mir Sorgen, nur haben wir, im Un­terschied zu Ihnen, bis zur letzten Minute gearbeitet, um Verbesserungen durchzufüh­ren, und Sie haben gestreikt! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Sie haben gestreikt und nichts dazu beigetragen, dass das Pensionssystem in Österreich für die jüngere Generation nachhaltig gesichert wird. (Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk.) Und es wird nachhaltig für die nachfolgende Generation gesichert, Frau Kollegin!

Mir war es wirklich ein Bedürfnis, für jene Menschen einzutreten, die lange Beitragszei­ten haben, die schwer gearbeitet haben, für jene, die ein geringes Einkommen haben, und auch für jene, die eine geringe Pension haben. Es ist uns gelungen, die Hackler-Regelung fortzuführen. Unser Bestreben ist es, dass nicht, so wie bisher, die Abschlä­ge vom Regelpensionsalter, also 60 Jahre bei Frauen und 65 Jahre bei Männern, ab­gerechnet werden, sondern vom jeweils geltenden frühzeitigen Pensionsalter, und dass diese Verluste möglichst gering gehalten werden. Am liebsten wäre mir, die Ver­luste lägen dort bei null, und so wird es auch in etwa sein. (Beifall bei den Freiheitli­chen und der ÖVP.)

Die Ausbildungszeit in Österreich, sehr geehrte Damen und Herren – das ist bereits erwähnt worden – wird immer länger. Die Leute sind länger in Ausbildung, und daher ist es auch notwendig, dass wir eine Reform machen. Diese muss aber sozial ausge­wogen sein. Wenn ich mir etwa eine Schwerarbeiterregelung ansehe: In der Zeit, als Sie Verantwortung getragen haben, hat es kaum pensionsrechtliche Begünstigungen für Menschen gegeben, die erschwerte Arbeitsbedingungen gehabt haben. Das gab es bisher kaum. In Zukunft werden Zeiten körperlicher, physischer, gesundheitlicher Be­lastung in besonderer Weise berücksichtigt. (Abg. Öllinger: Ab wann?) Ab 1. Jänner 2004, Herr Kollege! (Abg. Mag. Wurm: Und wie lange? – Abg. Verzetnitsch: Wie lan­ge?)

Herr Kollege Verzetnitsch, ich habe eigentlich erwartet, dass Sie als Präsident des Ös­terreichischen Gewerkschaftsbundes hier konstruktive Vorschläge einbringen, vor al­lem für die schwer arbeitenden Menschen. Aber wenn ich mir das so anschaue: Es gibt heute noch in sämtlichen Berufssparten, beispielsweise in der Land- und Forstwirt­schaft, bei den Mühlen, bei den Handelsangestellten, in den Bäckereibetrieben, ganz geringe Kollektivlöhne, und diese Menschen haben, weil sie so geringe Löhne haben, natürlich auch ganz geringe Pensionen. Und für die richten wir jetzt einen Härtefonds ein (Abg. Mag. Wurm: Wer zahlt ein in diesen Fonds?), einen Härtefonds, aus dem gewisse Verluste, sollten sie eintreten, abgegolten werden, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Dieser Fonds wird jetzt eingerichtet, etwas, das Sie bisher verabsäumt haben. Außer­dem werden Ausgleichszulagenrichtsätze in voller Inflationshöhe abgegolten, und der Familienausgleichszulagenrichtsatz wird ebenfalls auf 1 000 € erhöht. Bisher lag er bei 965 €, sehr geehrte Damen und Herren.

Ich komme zu den steuerlichen Maßnahmen: 14 500 € im Jahr werden steuerfrei ge­stellt, und es wird ein Mindestlohn von 1 000 € eingeführt. Ich hätte eigentlich erwartet, dass auch die Gewerkschaft das hier vorbringt. Aber die Sozialpartner sind ja eingela­den, auch in Zukunft mitzuarbeiten. Herr Präsident Verzetnitsch, ich appelliere vor al­lem an dich, konstruktiv mitzuarbeiten, was die Schwerarbeiter betrifft, damit wir eine gute Regelung ausarbeiten, eine, die nicht nach dem Gießkannenprinzip praktiziert wird, dass, wie es etwa bei den Eisenbahnern der Fall ist, der Direktor gleich behandelt wird wie derjenige, der im Verschub oder im Oberbau tätig ist. So kann es natürlich nicht sein, sondern es müssen jene Zeiten berücksichtigt werden, die die Menschen unter erschwerten Bedingungen arbeiten. – Das ist meine Intention, und in diesem Sinne habe ich gearbeitet.

Übrigens: Alle Verbesserungen, die es für die Frauen gibt, schlagen sich natürlich auch hier nieder.

Und vor allem: Es wird eine Deckelung von 10 Prozent geben. Der Verlust darf maxi­mal 10 Prozent ausmachen – das ist doch eine Errungenschaft, und darauf bin ich stolz! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Der Gewerkschaftsbund wäre mit 12 Prozent zufrieden gewesen; die SPÖ hat plaka­tiert: bis zu 15 Prozent. Wir haben zehn Prozent geschafft, sehr geehrte Damen und Herren, und damit können wir sehr zufrieden sein. (Abg. Dr. Gusenbauer: Unsinn!)

Natürlich muss man immer darauf achten, dass das auch alles so funktioniert. Daher soll bis zur letzten Minute an einer entsprechenden Regelung gearbeitet werden, denn es ist sicherlich vernünftiger, für die österreichische Bevölkerung auch bei den Pensio­nen zu arbeiten, zu kämpfen – und nicht zu streiken. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Umgefallen! – Abg. Dr. Cap: Und wieder einer umgefallen!)

12.30

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zum Wort gelangt Herr Finanzminister Mag. Grasser. Die beschlossene Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


12.30

Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser|: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Wir stehen mit diesen Beratungen über die Budgetbegleitgesetze vor drei wesentlichen Heraus­forderungen:

Kurzfristig geht es darum, dass es uns gelingen muss, die konjunkturelle Schwäche­phase zu überwinden und mehr Wachstum und Beschäftigung für unser Land zu för­dern.

Mittelfristig muss es unser klares Ziel sein, eine nachhaltige Steigerung des österrei­chischen Wachstumspotentials zu erreichen – für mehr Beschäftigung, für mehr Ein­kommen, für mehr Wohlstand in unserem Land.

Und wir müssen natürlich auch die langfristigen Entwicklungen sehen, die demogra­phischen Verschiebungen, den Alterungsprozess der Bevölkerung und den Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

Und genau deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt gestalten, jetzt reformieren. Wir haben Ihnen genau für diese Herausforderungen mit den Budgetbegleitgesetzen entspre­chende, klar nachvollziehbare Strategien vorgelegt – für mehr Wachstum und für mehr Beschäftigung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Was tun wir für Wachstum und Beschäftigung? (Ruf bei der SPÖ: Nichts!) – Wir lassen die automatischen Stabilisatoren voll wirken. Das heißt, wir stabilisieren die Kaufkraft, wir unterstützen den privaten Konsum und die Investitionen unserer Unternehmen. Wir stimulieren die private Nachfrage, indem wir zum Beispiel viel mehr Geld für familienpolitische Maßnahmen zur Verfügung stellen: allein in die­sem Jahr und im nächsten Jahr pro Jahr mehr als 400 Millionen € zusätzlich für das Kinderbetreuungsgeld, für eine Erhöhung der Familienbeihilfen.

Das heißt, wir geben mehr Geld den Familien und sind Europameister in der Familien­förderung, weil uns unsere Kinder wichtig sind – und das stärkt auch die private Nach­frage. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Die Pensionsanpassung im Jahr 2003 ist wesentlich stärker ausgefallen als die Inflationsrate. Das stärkt natürlich die Kaufkraft unserer Bevölke­rung. Die Konjunkturbelebungspakete 2001 und 2002 wirken jetzt in Form einer Ver­besserung der Beschäftigung vor allem im Bereich Jugendlicher und natürlich auch der Förderung von Investitionen in unseren Unternehmen und der bisherigen Schwerpunk­te (Abg. Mag. Trunk: Ein Plus bei der Arbeitslosigkeit!), die wir weiter verstärken, Be­reiche, in denen es um Forschung, technologieorientierte Förderung und um Bildung und Ausbildung geht.

Wir haben ein Exportstimulierungsprogramm mit der Wirtschaftskammer Österreich entwickelt: im Jahr 2003 und im Jahr 2004 jeweils 25 Millionen € zusätzlich, weil wir wissen, dass die Exporte die Arbeitsplätze in unserem Land absichern. Und wir haben für Forschung und Entwicklung ein neues Offensivprogramm mit 600 Millionen € vorge­legt.

Wir können Ihnen versichern, meine Damen und Herren: Das ist der richtige Weg! Wir nutzen den Spielraum, den eine kleine offene Volkswirtschaft verfügbar hat, und wir richten unsere Politik auf mehr Wachstum und mehr Beschäftigung aus. Ich möchte den Unternehmern in unserem Land und dem Wirtschafts- und Arbeitsminister gratulie­ren: Die Beschäftigungswerte in Österreich belaufen sich im Mai auf 3 186 611 Be­schäftigte in Österreich – ein Rekord in der Geschichte der Zweiten Re­publik! (Rufe bei der SPÖ: Arbeitslose!)

Meine Damen und Herren, in einer schwierigen konjunkturellen Phase ein Rekord in der Beschäftigung – das lässt sich sehen, und darauf sind wir stolz! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Unsere offensive, gestaltende Politik ist in den Budgetbe­gleitgesetzen verankert, und ich möchte Ihre Aufmerksamkeit hier vor allem auf die erste Etappe der Steuerreform lenken. (Abg. Öllinger: Abfangjäger!) Ich bin froh und glücklich darüber, dass es uns gelingt, diese erste Etappe vorzulegen, denn wir reden nicht nur von der Entlastung, sondern wir setzen sie um, und zwar genau zum richti­gen Zeitpunkt. (Abg. Dr. Cap: Abfangjäger!)

Meine Damen und Herren! Erstens: Wir machen eine kleine Tarifreform bei der Ein­kommenssteuer. Das heißt, Bruttojahreseinkommen bis 14 500 € werden steuerfrei gestellt, also in etwa 2,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind von dieser Tarifreform begünstigt. Bei Nicht-Selbständigen werden sich die Entlastungen auf bis zu 475 € pro Jahr belaufen und bei Pensionisten auf bis zu 450 € pro Jahr. In etwa 200 000 Österreicherinnen und Österreicher, die bisher Steuer bezahlt haben, werden in Zukunft keine Steuer mehr bezahlen.

Das ist also ein sehr, sehr wichtiges Programm für eine Stärkung der kleineren und mittleren Einkommen, und es ist auch wichtig für die Kaufkraft und damit wichtig für eine entsprechende Abstützung der Konjunktur in Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es sind hier auch die Klein- und Mittelbetriebe angespro­chen worden. Wir müssen wirklich die Rolle der Klein- und Mittelbetriebe sowohl für die Beschäftigung als auch für die Wertschöpfung in Österreich sehen. Deshalb haben wir ein Programm gemacht, und dieses Programm ist die Erfüllung langjähriger politischer Forderungen: Was machen wir in Bezug auf die Begünstigung nicht entnommener Gewinne?

Meine Damen und Herren! Wir haben es geschafft, etwas, was seit zehn, 15 Jahren diskutiert wird, nämlich: für nicht entnommene Gewinne bis zu 100 000 € pro Unter­nehmen in Einzelunternehmen und Personengesellschaften wird der halbe Durch­schnittssteuersatz bezahlt. Das heißt, bis 100 000 € nicht 50 Prozent, wie jetzt, son­dern 25 Prozent oder weniger. Das ist eine gezielte Förderung von kleinen und mittle­ren Unternehmen, von mehr Eigenkapital in diesen Unternehmen, und wer mehr Ei­genkapital hat, kann mehr in sein Unternehmen investieren, kann mehr forschen und entwickeln und wird damit in der Lage sein, mehr Beschäftigte in Österreich abzusi­chern.

Wir sind stolz auf dieses Programm, das in fünf Jahren bis zu 10 Prozent mehr Eigen­kapital in unsere Unternehmen bringen wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Stichwort Abfangjäger!)

Herr Professor Van der Bellen hat Forschung und Entwicklung und Bildung angespro­chen. (Rufe bei den Grünen und der SPÖ: Abfangjäger!) – Es wird mir eine große Freude sein, Ihnen die Antworten zu den Abfangjägern um 15 Uhr zu geben. Ich habe auf diese Anfrage gewartet, und ich bin glücklich, dass ich Ihre Fragen voll und ganz – vielleicht nicht zu Ihrer Zufriedenheit, aber so, wie es der Wahrheit entspricht – beant­worten kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es wurde also heute auch Forschung und Entwicklung an­gesprochen. Ein Beispiel dafür, dass wir für Forschung und Entwicklung eintreten: Studiengebühren für ein ordentliches Universitätsstudium – das war Bundesministerin Gehrer ein wichtiges Anliegen – werden in Zukunft steuerlich absetzbar sein. Eine wichtige Maßnahme für unsere Studenten in Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Technologieförderung, Forschung und Entwicklung. – Wir haben eine zeitlich begrenz­te Förderung in diesem Steuerpaket enthalten, wo es um Internetzugänge mittels Breitbandtechnik geht. Das wird im Bereich von Sonderausgaben, im Bereich Grund­gebühr und Erstanschlüsse absetzbar sein, damit wir zukunftsorientiert eine größere Verbreiterung der Breitbandtechnologie in Österreich schaffen.

Meine Damen und Herren! Senkung der Lohnnebenkosten. – Es ist uns wichtig, beglei­tend zur Pensionsreform dafür zu sorgen, dass ältere Arbeitnehmer länger in Beschäf­tigung bleiben können. Daher: 140 Millionen € Absenkung der Lohnnebenkosten.

Vereinfachungen im Steuerbereich: Wegfall der 13. Umsatzsteuervorauszahlung. – Meine Damen und Herren! Ein Finanzminister vor mir hatte die „Kreativität“, zu sagen, nicht zwölfmal pro Jahr wird Umsatzsteuer vorausbezahlt, sondern dreizehnmal pro Jahr. Wir schaffen diese Ungerechtigkeit ab und geben damit den Betrieben einen Im­puls, was ihre Liquidität betrifft.

Genau das Gleiche machen wir mit einer Veränderung der Einhebung, was die Ein­fuhrumsatzsteuer betrifft – auch liquiditätsmäßig eine wichtige Unterstützung für unsere Betriebe.

Kollege Cap hat die Umverteilungswirkungen angesprochen. Auch wenn Sie es nicht hören wollen, Herr Abgeordneter, ich habe Ihnen ein paar Beispiele mitgebracht.

Da ist eine Alleinerzieherin, eine Arbeitnehmerin mit 1 200 € monatlichem Bruttoein­kommen. Die wird, und zwar gegengerechnet, was sie durch höhere Heizkosten, durch höhere Treibstoffkosten hier auch an Verteuerungen durch die Ökologisierung im eu­ropäischen Gleichklang hinnehmen muss –pro Jahr einen Vorteil von 282 € durch die­se erste Etappe der Steuerreform haben. – Eine Arbeitnehmerin mit kleinem Einkom­men von 1 200 €. (Abg. Mag. Wurm: Die kann nicht arbeiten gehen, weil sie keinen Kindergartenplatz hat! – Und was muss sie für die zweite Säule auf die Seite legen?)

Ein Beidverdienerhaushalt, ein Arbeiter, eine Angestellte: er verdient 1 500 €, sie 1 000 €; Nettovorteil durch diese erste Etappe der Steuerreform: 311 € pro Jahr!

Sie fragen mich: Wie wird es ausschauen mit der Pensionsreform, wenn wir hier ge­genrechnen? – Wir haben uns das angeschaut: eine Pension – alte Rechtslage, neue Rechtslage. Und wir haben hier einen durchschnittlichen Fall herangezogen, nämlich 2,7 Prozent Verlust durch die Pensionsreform bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 940 €; verbleibt ein Vorteil von 314 € pro Jahr.

Meine Damen und Herren! Das heißt, die Belastungen werden bei weitem überkom­pensiert. Sie sehen: Nettoentlastung auch für die kleinen Pensionisten. Das ist die Handschrift dieser Bundesregierung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Verteilungswirkung, frei verfügbares Einkommen. Wir ha­ben uns die Verteilungswirkung angesehen. Alle Bezieher von Einkommen bis etwa 1 200 € pro Monat sind besser gestellt als im Jahr 2002, Arbeiter profitieren bis zu ei­nem Einkommen von knapp 1 500 € pro Monat. Daher eine klare Handschrift: für so­ziale Gerechtigkeit, für die Wiederherstellung des Generationenvertrags, für eine Ver­besserung des Standorts und der Beschäftigung in Österreich. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.40

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Matznetter. Während er zum Rednerpult geht, sage ich, dass wir vereinbart haben: restliche Rede­zeit bis 13 Uhr zu gleichen Teilen, macht 5 Minuten pro Redner. Bitte exakt einhalten! – Kollege Matznetter, bitte. (Ruf bei der ÖVP: Oh weh!)

 


12.41

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Den Topfen, der uns jetzt hier erzählt wurde, muss man ein bisschen korrigieren. (Rufe bei der ÖVP: Geh!) Bei einer Pension in Höhe von 770 € zahlt derzeit ein Pensionist keine Steuer. (Abg. Neudeck: Sie schauen eh aus wie ein Fernsehkoch! – Abg. Dr. Lopatka: Was ist das für eine Wortwahl?) Er erfährt daher keine Entlastung. Er zahlt mehr für Ener­gie, er zahlt mehr in die Krankenversicherung ein. Sie schneiden gerade in einen Be­reich ein, wo wir eher schauen müssten, was wir für die Leute dort tun könnten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist ja erstaunlich, dass der Herr Finanzminister soeben eine Reihe von Maßnahmen besonders hervorhob, beispielsweise die erstaunlich tolle Absetzbarkeit der Studien­beiträge. Das hilft wahrscheinlich jetzt ihm, da er eine Dissertation schreibt, aber nicht jenen Studenten, die davon leben müssen und denen das Geld weggenommen wird! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Ich möchte nun zum Hauptpunkt kommen, nämlich zur Fra­ge: Ist das eine Pensionssicherungsreform oder eine Geldbeschaffung? (Abg. Dr. Fekter: Eine Pensionssicherung!) Ich möchte es ganz nüchtern machen. Minister Bartenstein hat uns ein Blatt in die Hand gedrückt, bei dem unter dem Punkt Maßnah­men, die gekürzt werden, 438 Millionen im Jahr 2006 ausgeworfen sind – 438 Mil­lionen, die nur die halbe Wahrheit sind, denn er hat gleichzeitig 230 – genauer gesagt: 232 Millionen – vergessen, die man den Pensionistinnen und Pensionisten, die jenseits von 660 € verdienen, als Geldwertanpassung 2004 und 2005 wegnehmen wird. In Summe wird nach Ihren großartigen Verhandlungen mit der FPÖ mehr wegge­nommen, als in der Regierungsvorlage vorgeschlagen wurde. In Summe 780 Millionen € oder mehr als 10 Milliarden Schiling! – Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Nun zu den Herren, die sich am Freitag großmächtig hingestellt und Bedenken geäu­ßert haben. Kollege Dolinschek hat im Budgetausschuss bei der namentlichen Ab­stimmung noch brav genau das mit beschlossen, was angeblich sozial ungerecht ist. Hätten Sie lieber den Antrag der Kollegin Haubner eingebracht, wo ich Ihnen gerne geholfen hätte, nämlich dass unter 1 000 € nichts passieren soll. Das wollten Sie aber nicht. (Abg. Neudeck: Ihr wolltet 15 Prozent!) Ich persönlich empfinde eine Politik, bei der Menschen, die ein Leben lang fleißig gearbeitet haben, die sich ihren Anspruch also erarbeitet haben, heute 10 Prozent weggenommen wird – bleiben wir bei dem „Deckel“, denn 770 € heißt 70 €, also 1 000 S, pro Monat –, als widerlich, und ich glau­be nicht, dass dies Österreich würdig ist. Danke, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Neudeck: Das ist ein schöner Topfen, was Sie da reden! – Abg. Wittauer: Da wird die ganze Übertragung missbraucht für Halbwahrhei­ten! Als Steuerberater sollte man nachrechnen können!)

Ich möchte aber die Gelegenheit auch nützen, um noch ein paar Worte zur Frage der „großartigen Steuerreform“ – erste Etappe – zu verlieren. Die 200 000 Betroffenen sind nur jener Teil, die bisher in diesem Bereich lange Zeit darauf gewartet haben, dass der Inflationsausgleich bei der Steuerfreigrenze passiert. Die überwiegende Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher bekommt aus dieser so genannten Steuerreform nur Belastungen. Es wird der Diesel teurer, es wird das Heizen teurer. – Das sind die Realitäten, und das ist eine rezessive Politik, keine, die dafür sorgt, dass wir in Zukunft Wirtschaftswachstum haben werden! (Beifall bei der SPÖ.)

Interessant waren die Aussagen des Herrn Finanzministers, der sich selbst gelobt hat, was er doch dafür tut, dass das Wirtschaftswachstum weitergeht. Die Realität ist – und das haben uns eigentlich alle drei Experten im Budgethearing bestätigt –: Diese Bud­getpolitik ist kein Beitrag dazu, dass es mehr Wachstum geben wird. 2003 passiert gar nichts – das gibt er ja zu, wir lassen nur Stabilisatoren wirken –, und 2004 wirkt dieses Budget rezessiv. Kombiniert mit der Geldbeschaffungsaktion im Rahmen dieser Pensi­onskürzungen (Abg. Neudeck: Das ist und bleibt ein Topfen, was Sie sagen!) bedeutet dies – und ich sage es in Schilling, damit auch jeder weiß, welchen Wert dies dar­stellt –: 10 Milliarden Schilling bei den Pensionisten abkassieren (Zwischenruf des Abg. Wittauer), und das ist eine Politik, die genau jenes Wirtschaftswachstum verhindert, das wir zur Sicherung der Pensionen bräuchten. Hätten wir ein dynamisches Wirt­schaftswachstum, meine Damen und Herren, dann bräuchten wir uns um die Siche­rung der Pensionen keinerlei Gedanken zu machen. Das ist die Wahrheit! Solange allerdings diese Regierung im Amt ist, wird in diesem Land nichts in diese Richtung passieren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

12.46

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Kollege Matznetter einen Ausdruck aus dem Koch­buch verwendete, wollte er, wie ich ihn kenne, von einer nicht ganz exakt erscheinen­den Argumentation des Herrn Finanzministers sprechen, nehme ich an. (Abg. Wittau­er: Das ist widerlich! – Widerspruch bei der ÖVP.)

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Murauer. Gleiche Redezeit. – Bitte.

 


12.47

Abgeordneter Walter Murauer| (ÖVP): Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Wie Sie sich vorstellen können, werde ich als Wehr­sprecher einige Fakten zur Beschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge, der Abfangjäger bringen. Es ist nämlich notwendig, in diesem Haus einiges seriös festzu­halten Statt in Form von Verunglimpfung und Verdächtigung, wie es zurzeit der Fall ist.

Erstens: Die Bundesregierung orientiert sich, auch wenn Sie es offensichtlich nicht begreifen wollen, Herr Kollege Kogler, an der Verfassung, an der Souveränität, also Eigenständigkeit unseres Staates und am Völkerrecht. Daraus ist abzuleiten, dass wir unseren Luftraum zu schützen, im Ernstfall sogar zu verteidigen haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Punkt zwei: Meine Damen und Herren! Ob die Staaten neutral, bündnisfrei oder in ei­nem Bündnis wie der NATO sind, ist es doch wichtig, dass sie mit dem Luftraum äu­ßerst sensibel umgehen und ihn als höchstes Sicherheitselement betrachten. Alle Staaten erneuern ihre Fluggeräte und schaffen zusätzliche an, obwohl sie bereits über wesentlich mehr Flugzeuge verfügen, als Österreich jemals gehabt hat. Zum Beispiel denkt die Schweiz mit 138 Flugzeugen daran, ihre Flotte zu erneuern, obwohl sie über 36 Flugzeuge der Type F-18 – das wäre ein Flugzeug, das mit unserem Eurofighter zu vergleichen wäre – verfügt. Schweden verfügt über 287 Flugzeuge oder Finnland über 56 Flugzeuge. – Das, damit wir, meine Damen und Herren, wenn wir über Sicherheit reden, wissen, wovon wir sprechen sollten.

Nun zur Geschichte, zur Erinnerung: Nicht Bruno Kreisky allein war es, sondern als der Draken 1985 beschafft worden ist, wurde im Landesverteidigungsrat zugrunde gelegt, dass dieser Draken einer Nachbeschaffung bedarf, weil er gebraucht war und weil man wusste, dass seine Zeit begrenzt ist. Damals saßen Sie, geschätzte Damen und Her­ren von der Sozialdemokratie, am Tisch des Landesverteidigungsrates und haben das begründet. Nicht nur zur Zeit, als Warschauer Pakt und NATO noch einander gegenü­berstanden sind, zur Zeit des Kalten Krieges, sondern auch danach haben sich die Kanzler Vranitzky, Klima, Sinowatz bis zum Wehrsprecher, Kollegen Gaál, dafür aus­gesprochen, dass wir, wenn wir unsere Verfassung ernst nehmen, nicht nur auf dem Boden, sondern auch im Luftraum die Sicherheit zu gewährleisten haben.

Ich darf Sie daran erinnern, dass es einer Katastrophe bedurft hat, einer Katastrophe wie Galtür, dass die Hubschrauber Black Hawk beschafft werden durften. Ich wünsche uns und unserer Bevölkerung keine ähnliche Katastrophe, die Sie im Parlament veran­lassen würde zu sagen, wir hätten rechtzeitig dafür sorgen sollen, dass unser Luftraum kontrolliert wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ein wesentlicher Teil dieser Beschaffung, ich würde sagen, eine sehr angenehme, attraktive Begleiterscheinung ist, dass es Gegengeschäfte gibt, dass es für unsere Wirtschaft Aufträge aus der Beschaffung dieser Flugzeuge gibt, und zwar nicht nur wie in der Vergangenheit und international üblich zu 100 Prozent der Beschaffungskosten, nein, das Wirtschaftsministerium, die Wirtschaftskammer ist be­müht, bis zu 200 Prozent, ja 240 Prozent Aufträge für unsere Betriebe, und zwar nicht nur für die Industrie, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmungen zu bekom­men, und wir sind ausgezeichnet unterwegs. Viele Firmen bestätigen uns das und sa­gen: Gehen Sie nicht ab von dieser Beschaffung, weil wir diese zusätzlichen Aufträge, diese Arbeitsplatzsicherung brauchen. Gerade als Oberösterreicher, als Abgeordneter des Traunviertels und auch Steyrer weiß ich, was es bedeutet, zusätzliche Arbeit zu bekommen.

Abschließend, meine Damen und Herren: Luftraumsicherheit ist Grenzsicherheit.

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte, ich muss jetzt exakt sein wegen des letzten Red­ners, sonst geht es sich nicht mehr aus.

 


Abgeordneter Walter Murauer| (fortsetzend): Es leuchtet nichts, Herr Präsident.

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Weil ich, als es zu leuchten begonnen hat, gleich aus­geschaltet habe.

 


Abgeordneter Walter Murauer| (fortsetzend): Ich möchte nur sagen, dass Sicherheit im Luftraum auch die Sicherung der Demokratie, der Wirtschaftsentwicklung, der Frei­heit und der Stabilität unseres Landes ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

12.52

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Pilz. (Staats­sekretär Mag. Schweitzer: Es sind nur mehr 7 Minuten!) Wenn ich jetzt einen Appell an Ihre Fairness richten darf: Ich teile auf zweimal 4 Minuten auf. – Bitte.

 


12.52

Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (Grüne): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Finanzminister hat das getan, was er seit Wochen tut, auf alle Fragen der Opposition, die den Eurofighter, das heißt die größte Geldverschwendung der Zweiten Republik be­tref­fen, nichts geantwortet, schlicht und einfach nichts geantwortet. (Abg. Dr. Fekter: Sinnvolle Beschaffung!) Das unterscheidet sich nur deshalb positiv von seinem Verhalten im Budgetausschuss, weil er dort nur zum Teil nicht geantwortet hat und dort, wo er geantwortet hat, in der Regel die Unwahrheit gesagt hat. (Abg. Neu­deck: Schwerhörig!)

Deswegen, meine Damen und Herren, richten wir heute eine Dringliche Anfrage an den Finanzminister, um ihn erstmals nach der Geschäftsordnung dieses Hauses zu zwingen, dem Nationalrat und der Öffentlichkeit die Antworten zu geben, die bis jetzt verweigert worden sind. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Finanzminister! Wie viel dürfen’s denn kosten – die fliegenden Kleinbildkameras? Sie fotografieren mit Fotoapparaten, mit denen normalerweise die Österreicherinnen und Österreicher nach Lignano auf Urlaub fahren (Abg. Neudeck: Das tut schon weh!), die auf den teuersten Jets Europas angebracht sind, Nato-Flugzeuge, von denen Ihnen jeder, der auch nicht im System Goldhaube sitzt, eines sagen könnte: Es sind Flug­zeuge aus einem befreundeten Nato-Staat. (Abg. Murauer: Wieso wissen Sie das, Herr Pilz?) Dafür über 6 Milliarden € angesichts einer so genannten Pensionsreform auszugeben, das ist, meine Damen und Herren, verantwortungslos und in allerhöchs­tem Maße unfair. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Finanzminister! Wann bekommen wir die richtigen Zahlen? Zu Beginn der Bud­getberatungen hat es geheißen: 1,3 Milliarden €. Dann sind Sie darauf hingewiesen worden, dass das nicht stimmt. (Abg. Öllinger – auf den auf der Regierungsbank sit­zenden Bundesminister Mag. Grasser weisend –: Er rechnet schon wieder!) Dann ha­ben Sie auf 1,9 Milliarden € erhöht. Jetzt tauchen fast täglich Akten auf. Wir haben ei­nen Akt aus dem Verteidigungsministerium vorgelegt: Wieder 233 Milliarden aufge­taucht. Wir haben nach den Betriebskosten gefragt: Wieder 1,2 Milliarden € aufge­taucht. (Abg. Neudeck: Welche Währung?) Und wir fragen: Was kostet die Über­gangslösung, die Sie mit verursacht haben? – Und ich sage Ihnen heute schon : jen­seits der 200 Millionen €. Das werden insgesamt samt Nachbeschaffungen über 6 Mil­liarden € sein!

Und ich frage Sie, Herr Finanzminister: Warum haben Sie persönlich es verhindert, dass billigeres Kriegsgerät, gegen das wir auch Einwände gehabt hätten, gekauft wird? Warum waren Sie als Finanzminister persönlich der Verantwortliche dafür, dass die allerteuerste Lösung, die sich dieses Land nicht leisten kann, durchgesetzt wird? – Das ist die große Frage. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Bis jetzt hatten wir es bei Budgetdebatten mit einem Bundesministerium für Finanzen zu tun. Diesmal, in der Frage Eurofighter, haben wir es zu tun mit einem Bundesminis­terium für Verschwendung und Schiebung – und das werden wir aufklären.

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Herr Kollege Pilz, bitte nehmen Sie den Ausdruck „Schiebung“ zurück!

 


Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (fortsetzend): Herr Präsident! Wie soll ich das tun? Das Wort ist nicht das Schlimme, sondern der Vorgang ist das Problem. Helfen Sie mir, einen anderen Ausdruck für diesen Vorgang zu finden, und ich werde mit Freuden ei­nen anderen Begriff verwenden, Herr Präsident. Mit Freuden! (Abg. Dr. Fekter: Sie sind ein Verleumder! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Noch ein letztes Wort in Richtung freiheitliche Abgeordnete. Können Sie sich eigentlich noch erinnern, dass es da einen Jörg Haider gegeben hat, der vorigen Herbst erklärt hat: Danke, Jörg! – Er hat sich bei sich selbst bedankt. Dan­ke, Jörg, Abfangjäger gestoppt. Welcher Jörg? Und wir haben uns daran gewöhnt ... (Beifall bei den Grünen.)

12.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Die Redezeit ist abgelaufen!

Für den Ausdruck „Bundesministerium für Verschwendung und Schiebung“ rufe ich Sie zur Ordnung, Herr Abgeordneter Pilz! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Walch. – Bitte.

 


12.57

Abgeordneter Maximilian Walch| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Zum Kollegen Pilz möchte ich ein für al­lemal sagen: Wenn Sie Beweise dafür haben, dass da irgendwas passiert ist, dann legen Sie sie gefälligst einmal auf den Tisch und kommen Sie nicht immer mit Unter­stellungen! Es ist doch unerhört, wie Sie die Bevölkerung mit unwahren Aussagen ver­unsichern! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Pilz verweist auf einige schriftliche Unterlagen.)

Und zur SPÖ-Pensionsargumentation möchte ich sagen: Es ist heute nicht nur drau­ßen so heiß, sondern das ist die heiße Luft, die in eurer Pensionsreform enthalten ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Kollege Cap kritisiert, dass die Beamten unter der FP/VP-Regierung mit 55 in Pension geschickt worden sind. Kollege Cap, ich möchte nur sagen: Unter eurer Regierung sind in Linz, in der VÖEST, in der Verstaatlichten die Leute mit 48 und 50 zu Tausenden in Pension geschickt worden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Kollege von der VOEST, dir habe ich ohnehin noch mehrere Dinge zu sagen.

Außerdem sind zu diesem Zeitpunkt Milliarden von Abgängen in der Verstaatlichten gewesen. Dann haben Sie viele Leute in die Pension geschickt. Danach haben viele bei mir angerufen und gesagt: Soll ich das jetzt annehmen?, weil ihnen ein bisschen mehr Abfertigung gegeben wurde, und nachher haben sie die Pension nicht bekom­men. – So war das unter der SPÖ-Regierung!

Ich möchte nur wissen, wie es morgen bei der Abstimmung über die Pensionsreform ausschauen wird. (Rufe bei der SPÖ.) Ich bin neugierig, wie sich die SPÖ, die Grünen und speziell die Kolleginnen und Kollegen von der Gewerkschaft verhalten werden, wenn es um die Harmonisierung geht, wenn es um gewisse privilegierte Leute in Ös­terreich geht, ob sie Ja sagen. Ich werde jeden Einzelnen ganz genau beobachten. Wir werden auch ein System machen, damit wir wissen, wer es war, und das werden wir der Bevölkerung draußen sagen, wie ehrlich oder unehrlich ihr mit gewissen Sachen in Österreich umgeht. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das Nächste ist die Politikerpension. Mein Klubobmann hat mir schon erzählt, wie es bei den Verhandlungen zugegangen ist, wo einige gerne Scheinverhandlungen ge­macht hätten. Nehmt es aber ja nicht von mir! – Das ist typisch bei den Sozialdemokra­ten und auch bei einigen Grünen.

Ich möchte daran erinnern, warum wir in Österreich überhaupt eine Pensionsreform machen müssen. – Nicht, weil die Freiheitlichen die Bösen waren und andere Systeme eingeführt haben. Drei verschiedene Systeme, zwei privilegierte und ein nicht privile­giertes, sind in Österreich eingeführt worden – ein Politiker privilegierendes System und ein Beamtensystem. Aber ich rede nur von den hohen Beamten, denn der kleine Gendarm, der Briefträger und der Postler haben auch nicht viel. Ich rede nur von den hohen. Jetzt wird dieses System dem Ende zugeführt. Das wird die Zukunft sein.

Beweist morgen, dass ihr Demokraten seid! (Abg. Mandak: Wo ist die Harmonisie­rung?) Wenn etwas nicht von euch erfunden worden ist, dann wollt ihr dem nicht zu­stimmen, das ist das Ganze. Hört endlich einmal auf, die Bevölkerung zu beunruhigen und Unwahrheiten zu verbreiten! Kein einziger Pensionist, der bereits in Pension ist, keiner der zwei Millionen wird von dieser Pensionsreform belastet! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Ironische Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die Vorschläge der SPÖ für Abschläge gingen in Richtung 15 Prozent. Ich habe sogar gehört, dass Dr. Gusenbauer gesagt hat, man sollte allen 10 Prozent wegnehmen. Das wäre Pensionsraub, wenn das so gekommen wäre. Aber 10 Prozent und die Kleinen nicht angreifen, das ist Zukunftsmusik für alle Österreicherinnen und Österreicher, das ist Gerechtigkeit. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

13.00

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Silhavy. Freiwil­lige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


13.00

Abgeordnete Heidrun Silhavy| (SPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Wie ehrlich Politik gemeint ist, Herr Kollege Walch, erkennt man an Ihren Handlungen. Statt dem Hohen Haus eine Regierungsvorlage über die Harmonisierung der Pensionen zuzuleiten, flüchten Sie sich in einen Entschließungsantrag. Das ist kei­ne ehrliche Politik, meine Damen und Herren von der FPÖ! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Wir reden hier über eine so genannte Pensionsreform, bei der es in Wahrheit darum geht, das Umlagesystem in Richtung kapitalgedecktes Ver­fahren zu verlagern. Das ist die wahre Intention, die hinter Ihren Bestrebungen steht. Es geht darum, eine solidarische Alterssicherung in eine eigene Risikovorsorge, die den Kapitalmarktschwankungen ausgesetzt ist, umzuwandeln.

Meine Damen und Herren! Sie entziehen sich mit dieser Maßnahme auch weitgehend einer anderen Verpflichtung, nämlich der Verpflichtung, eine aktive Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik zu machen. Herr Kollege Walch, Sie werden sicherlich die Pen­sionssicherungsreform und auch den Vorschlag der Pensionsreformkommission gele­sen haben, die sagt: Der Beschäftigungsaspekt ist wichtiger als die demographische Entwicklung. – Das heißt, es ist wichtiger, Vollbeschäftigung zu schaffen, und es ist im Hinblick auf die Sicherung der Pension weitaus weniger wichtig, dass die Menschen immer älter werden. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Haben Sie daran auch schon einmal gedacht? – Wie ich sehe, eher nicht, sonst könn­ten Sie dieser Reform nicht Ihre Zustimmung geben. Sie sagen: 10 Prozent ist die ma­ximale Deckelung. (Abg. Dr. Partik-Pablé steht an der Regierungsbank und spricht mit Staatssekretär Mag. Schweitzer.) – Frau Kollegin Partik-Pablé, vielleicht könnten Sie das Gespräch nachher fortsetzen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Entschuldigung!) Vielleicht würde es Frau Kollegin Partik-Pablé nicht schaden, zuzuhören, denn wenn sie das täte, dann hätte sie gemerkt, dass sie heute in ihren Ausführungen einige Tatsachen behauptet hat, die nicht der Realität entsprechen, also nicht wahr sind. (Staatssekre­tär Mag. Schweitzer: Warum?)

Sie tun nichts zur Sicherung der Beschäftigung, das ist der größte Vorwurf. Sie haben auch jetzt im Mai wieder steigende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen. Herr Bundes­minister Bartenstein meint aber, dass die zusätzliche Arbeitslosigkeit, bedingt durch diese Pensionsreform, verantwortbar sei. Welcher Zynismus! Wahrscheinlich kann sich Herr Minister Bartenstein nicht in einen Menschen hineinversetzen, dessen Existenz von der Erwerbsarbeit abhängig ist, dessen Familie, dessen ganzes Einkommen davon abhängt, dass er Arbeit hat. Und dann sagt Herr Minister Bartenstein: Das ist verant­wortbar. – Für ihn ist es das wahrscheinlich schon, denn wenn man ein Unternehmen im Hintergrund hat, dann wird sich die Situation anders darstellen.

Das ist aber keine Politik, die wir teilen können. Das ist eine Politik, die menschenver­achtend ist, und diese Politik lehnen wir ab! (Beifall bei der SPÖ.)

Da Sie immer großartig von der zweiten und dritten Säule reden – ich glaube, Herr Dr. Stummvoll verfügt sogar über vier solcher Säulen, die wahrscheinlich gar nicht so schlecht sein werden wie die übliche zweite und dritte Säule –, erinnere ich Sie daran (Zwischenruf des Abg. Prinz), dass ein Großteil der österreichischen Betriebe 20 Mitar­beiterInnen hat; das haben wir heute gehört. Da schaue ich mir an, welche Betriebs­pensionskassen diesen zur Verfügung gestellt wird. Dazu kommt noch, dass Sie mit demselben Gesetz auch noch die Situation der Versicherten der Betriebspensi­ons­kassen verschlechtern, indem Sie die Mindestverzinsungsgarantie wegnehmen. Das ist eine Politik, die wir ablehnen.

Zur dritten Säule, meine Damen und Herren. Da heißt es: Warten auf bessere Zeiten. Und hohe Kosten mindern die Chancen auf guten Erfolg.

Das sind keine Säulen, meine Damen und Herren, das sind höchstens Stangerln, die bei jedem Windstoß umfallen, und dafür wollen Sie die erste, die wichtigste, die Grund­säule zerstören beziehungsweise so schwächen, dass die Menschen ausweichen müssen auf diese zweiten und dritten Stangerln, die, wie man sieht, nicht haltbar sind. Das ist keine faire Politik, das ist keine Politik mit Verantwortung, das ist keine Politik der Zukunft! Diese Politik lehnen wir ab! (Beifall bei der SPÖ.)

13.05

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Tancsits. Wunschgemäß stelle ich die Uhr auf 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeord­neter.

 


13.05

Abgeordneter Mag. Walter Tancsits| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Das Budget­begleitgesetz ist die Grundlage aller jener Materien, die rund um das Doppelbudget 2003/2004 unsere Politik der nachhaltigen Sanierung der öffentlichen Haushalte unter­stützen und mitprägen. Daher werden in diesem Budgetbegleitgesetz nicht nur jene Dinge geregelt, die diesen relativ kurzen Zeitraum betreffen, sondern insgesamt nach­haltige Sanierungsmaßnahmen getroffen.

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeordnete Lichtenberger, Sie telefonieren!

 


Abgeordneter Mag. Walter Tancsits| (fortsetzend): In diesem Zusammenhang ist es mir aber besonders wichtig, zu betonen, dass die Einsparungsmaßnahmen und die Neustrukturierung von Ausgaben nicht nur nachhaltig sind, sondern für die soziale Ausgewogenheit das entsprechende Augenmaß bewahren. Und mit dem vorliegenden Budgetbegleitgesetz ist dies auch gelungen. Ich möchte in drei Punkten darauf hinwei­sen.

Erster Punkt: Pensionsreform, zweiter Punkt: Altersübergangsgeld, dritter Punkt: die heute schon erwähnte Steuerreform.

Bei den Pensionen weiß jeder, dass es auf Dauer – drei, sechs, zwölf, ich brauche das Beispiel nicht zu wiederholen – nicht so weitergehen kann. Daher werden wir bei kür­zerer Arbeitsdauer weniger bekommen, länger arbeiten müssen und die Pensionsausgaben nicht ad infinitum steigern können. Dabei ist es wichtig, dass Kürzungen gerecht sind, dass auf die eingezahlten Beiträge Rücksicht genommen wird, dass die Kürzungen sozial ausgewogen sind und dass jene, die weniger haben, auch weniger davon betroffen sind.

Nicht so sieht es Kollege Dr. Gusenbauer, der in seiner Presseerklärung am 28. 4. ge­sagt hat: Es ist mit Pensionskürzungen zwischen 10 und 15 Prozent im Durchschnitt zu rechnen – laut SPÖ-Konzept. „Im Durchschnitt“ heißt, es können auch 15, 20 oder 25 Prozent sein. – Das ist nicht sozial, und wahrscheinlich meint das auch Kollege Dr. Gusenbauer, wenn er mir und anderen heute in einem Brief schreibt, dass die Pen­sionen, der Pensionsanspruch um 12 Prozent gekürzt würden. Das entspräche dem von ihm selbst gemachten Vorschlag.

In unserem Vorschlag wird mit 10 Prozent – ich unterstreiche das noch einmal – die absolute Obergrenze aller möglichen Verluste erreicht. Das heißt, dass die durch­schnittliche Kürzung wesentlich geringer ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Sie sagen, wenn jemand nur 650 € oder 640 € Pension hat, dann sind diese 10 Prozent auch stark spürbar. Sie wissen aber genauso gut wie ich, und die Zuseher und Zuhörer sollen es auch wissen, dass wir eine Ausgleichszulage in der Höhe von 643 € haben, jene für die Ehepaare mit 1. Jänner erhöhen und dass es unter diesem Betrag natürlich überhaupt keine Kürzung gibt.

Was meine ich mit „gerechter machen“? – Darunter verstehe ich, dass jene, die be­sonders lange arbeiten, auch etwas davon haben sollen. So wird zum Beispiel eine Frau, die unter die so genannte Hackler-Regelung fällt, mit 41 Beitragsjahren im Jahr 2006 bereits eine geringfügige Erhöhung gegenüber dem heutigen Recht haben. Das ist gerecht! (Abg. Dr. Lichtenberger: Das schafft keine Frau!)

Ebenso möchte ich erwähnen, dass das Altersübergangsgeld für zwei Drittel der In-Anspruch-Nehmenden höher sein wird als die vorzeitige Alterspension wegen Arbeits­losigkeit. Auch davon werden in hohem Ausmaß Frauen mit Niedrigeinkommen und Niedrigpensionen betroffen sein.

Das verschweigen Sie uns, aber das verstehe ich unter nachhaltiger Sanierung, näm­lich dass man auf die geringen Einkommen entsprechend Rücksicht nimmt. (Beifall bei der ÖVP.)

Dritter und letzter Punkt: Steuerreform. Ab 1. Jänner werden weitere 200 000 Österrei­cherinnen und Österreicher keine Steuer mehr zahlen. Das ist mit ein Schritt in Rich­tung soziale Ausgewogenheit in diesem Land (Abg. Mag. Trunk: Gebühr!), denn diese ist für uns die Leitlinie bei der notwendigen und nachhaltigen Sanierung der öffentli­chen Haushalte. (Beifall bei der ÖVP.)

13.10

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Dr. Lichtenberger. Wunschredezeit: 8 Minuten. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


13.10

Abgeordnete Dr. Evelin Lichtenberger| (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Wir sprechen heute – wie schon oft bei Konfrontationen mit dieser Regierung – wieder einmal von einem Phantom. Der fünfte Redner hat jetzt einen Abänderungsantrag an­gekündigt, dessen Inhalt aber vorsichtshalber im Dunkeln gehalten wird. Dieser Abän­derungsantrag wird wahrscheinlich 30 Sekunden vor der Abstimmung auftauchen, so­dass man keinerlei Möglichkeit mehr hat, zu analysieren, welche Folgen dieser Abän­derungsantrag hat. Und es ist zu befürchten, wie so oft bei Abänderungsanträgen, die von den Regierungsparteien zwei Minuten vor der Abstimmung eingebracht werden, dass genau das darin enthalten ist, was Sie mit diesem Luftballon symbolisiert haben, nämlich heiße Luft.

Meine Damen und Herren! Sie haben schließlich diesen Ballon aufgeblasen, der jetzt so friedlich dort oben hängt. Sie waren es, die immer wieder Leerfloskeln in die Debat­te eingebracht haben. Wenn sich Herr Kollege Walch vorher so sehr ereifert hat, dann muss ich ihm schon eines sagen: Hätte er doch einfach den Abänderungsantrag und dessen Inhalt vorgelesen, dann hätte seine Rede wenigstens Ansätze von Informati­onswert gehabt. (Beifall bei den Grünen.)

Lassen Sie mich aber nun, meine Damen und Herren, zu dem kommen, was in diesen Budgetbegleitgesetzen – man höre und staune – an Ausgaben enthalten ist, die man sehr leicht anders einsetzen oder noch besser einsparen könnte. Ich werde mit der größten unnützen Ausgabe, die wir zu gewärtigen haben, beginnen, nämlich mit der Frage der Abfangjäger beziehungsweise der Kampfflieger, über die es nach wie vor, genau wie bei diesem Antrag, keinerlei Klarheit gibt.

Ich war im Ausschuss, als wir über die finanziellen Konsequenzen dieser Beschaffung diskutiert haben. Ich war im Ausschuss, als der Finanzminister nicht den Ansatz einer klaren Information zu geben bereit oder willens oder fähig war, was zum Beispiel die Übergangslösung bedeuten würde. Wir wurden um Verständnis gebeten, dass das erst verhandelt werden müsse. – Ja, meine Damen und Herren, was ist denn das für eine Politik?

Sie beschließen eine Beschaffung, müssen dazu – ganz anders, als das vorher be­hauptet wurde – Übergangslösungen machen, müssen diese einleiten und verhandeln jetzt darüber. Und ohne dass wir überhaupt nur in Ansätzen Klarheit darüber haben können – aus Ihrer Sicht haben können –, was das Ganze kosten wird, sollen wir Ihnen auf Grund unserer Erfahrungen einen Blankoscheck für diese Abfangjäger ausstel­len? – Meine Damen und Herren! Daran kann eine verantwortungsvolle Opposition natürlich keinesfalls denken. (Beifall bei den Grünen.)

Lassen Sie mich kurz auf die europäische Dimension dieser Frage eingehen. (Abg. Mag. Kogler: Murkspolitik ist das!) Wir diskutieren nun im Europäischen Konvent über eine zukünftige Verfassung, natürlich auch über das Kapitel Verteidigung und gemeinsame Verteidigung. In dieser Debatte gibt es Militärs, die sich vehement zu Wort melden und von völlig neuen Bedrohungsbildern sprechen, bei denen man mit konventionellen Antworten keine Chance mehr hat. Und diese Kampffliegerbeschaf­fung ist eine Beschaffung von konventionellem Kriegsgerät, das überhaupt nicht mehr in neue europäische Szenarien passt, meine Damen und Herren!

Viel klüger wäre es – denn dieses europäische Verteidigungssystem ist in Entwicklung begriffen –, an einer europäischen Debatte über neue Bedrohungsbilder und Antworten darauf mitzuwirken, anstatt genau jenes Kriegsgerät zu kaufen, das die USA, die Men­gen davon besitzt, traurigerweise nicht vor dem Terroranschlag des 11. September zu bewahren im Stande war.

Meine Damen und Herren! Damit zeigt sich die Unsinnigkeit dieser Rieseninvestition noch einmal in aller Deutlichkeit. Und ich muss Ihnen sagen: Jeder, der hier mit der Notwendigkeit der Verteidigung des Luftraumes argumentiert, jeder, der – das finde ich besonders ungut – den 11. September als Argument für die Beschaffung der Abfangjä­ger ins Treffen führt, liegt sogar noch weit neben jener Debatte, die über eine neue Reaktion auf die neuen Bedrohungsbilder in unserer Welt geführt werden muss.

Meine Damen und Herren! Setzen Sie den Schritt ins neue Jahrtausend! Stellen Sie sich den Herausforderungen, vor denen wir tatsächlich stehen! Es geht nicht nur dar­um, dass einige vielleicht irgendwann einmal von der Beschaffung von Uraltmodellen profitieren werden, obwohl heute schon in Deutschland darüber nachgedacht wird, dass sie jenseits jeder militärischen Sinnhaftigkeit sind.

Stoppen Sie das, machen Sie einen Schritt ins neue Jahrtausend und hören Sie auf mit dieser Beschaffung! Stoppen Sie diesen Beschaffungsvorgang! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Bedrohungen, vor denen wir stehen, meine Damen und Herren, sind ganz andere. Sie bestehen zum Beispiel in einem Neuaufkommen der Atomenergie, indem über die neue Kommissarin De Palacio versucht wird, wieder stärker einen Fuß in die europäi­sche Energiepolitik zu bekommen, als das ohnehin schon der Fall ist. Milliardenschwe­re Kredite sollen nun für die Aufrüstung der alten AKW genehmigt und fortgeschrieben werden, und das Ganze soll auch noch verfassungsmäßig legitimiert werden.

Wir von den Grünen haben mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern aus ande­ren politischen Lagern – auch Kollege Einem und Kollege Bösch haben diesen Antrag mit uns eingebracht – eine Stellungnahme im Europäischen Konvent verfasst, die EU­RATOM endlich zu einem Ende bringen soll.

Ein weiterer Schritt – darum bitte ich Sie – ist: Es liegt jetzt das Volksbegehren für das Ende der Atompolitik in Europa auf. Meine Damen und Herren! Gehen Sie hin, unter­schreiben Sie es, dann tun Sie für die Sicherheit dieses Landes viel mehr, als alle Ab­fangjäger, die hier angeschafft werden sollen, es jemals im Stande wären. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Abschluss noch einige Worte über Ausgaben, die schon angesprochen worden sind. Meine Damen und Herren! Die so genannte Ökologisierung der Steuerreform wird schwerstens konterkariert mit Ihren eigenen Vorhaben in finanzieller Hinsicht. Wenn Sie einerseits – der Herr Verkehrsminister tut das auch in Brüssel – mit Vehemenz von Kostenwahrheit im Schwerverkehr sprechen und andererseits zwar den Dieselpreis anheben, aber den Frächtern eine Subvention geben, die diese Anhebung wieder kompensiert, dann muss ich sagen, damit machen Sie sich nicht nur verkehrspolitisch auf europäischer Ebene absolut lächerlich, sondern Sie wirken auch ökologisch gese­hen völlig kontraproduktiv, weil damit die Verlagerung auf die Schiene noch unwahr­scheinlicher wird, als sie es ohnehin schon ist.

Das ist ein grober Unfug, der in diesen Ihren Budgetvorhaben enthalten ist. Bitte, stop­pen Sie das, wenn Sie den Rest an Glaubwürdigkeit auf europäischer Ebene in der Verkehrspolitik noch retten wollen! Denn mit dem gleichen Geld, das Sie da hinauswer­fen, kann man mittels eines Programmes zur Althaussanierung dreimal so viele Ar­beitsplätze schaffen, der Umwelt etwas Gutes tun und die Geldtaschen der Bewohne­rinnen und Bewohner des Hauses auch noch entlasten, weil sie in Zukunft weniger an Heizkosten zu gewärtigen hätten. Das wären moderne, zukunftsweisende Konzepte, von denen Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, allerdings Lichtjahre entfernt sind. (Beifall bei den Grünen.)

13.19

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Wittauer zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.20

Abgeordneter Klaus Wittauer| (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Minister! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Cap ist jetzt leider nicht mehr da. Wenn die Fernsehübertragung vorbei ist, dann verschwinden die Herren meistens. Er meinte: blauer Wasserdampf. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Da gebe ich ihm Recht, aber wir Freiheitlichen verhandeln mit blauem Volldampf, um eine bessere Zukunft sicher zu stellen, im Gegensatz zu Ihnen. (Abg. Eder: Wo ist Scheibner?) Sie werden es nicht verhindern können, dass wir uns bis zur letzten Minute für diese Gerechtigkeit einset­zen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Im Gegensatz zu uns kommt aus dem Kollegen Cap nur leere Luft beziehungsweise nur Luft mit viel Geräusch heraus. Und das ist mir zu wenig bei dieser Debatte um die Pensionsreform, das muss ich Ihnen auch sagen. (Abg. Eder: Wissen Sie überhaupt, was drinnen steht?)

Folgendes noch zum „Kochbuch“ des Präsidenten Fischer, der das Wort „widerlich“ als normalen Ausdruck gewertet hat. Ich kann das auch, ich denke da an ein Kochbuch, bei dem ein widerlicher Geschmack dabei ist. Dieser Geschmack bleibt mir bei den Halbwahrheiten, die hier verkündet werden, hängen.

Und wenn Herr Kollege Pilz immer Wörter wie „Schiebung“, „Betrug“ und Sonstiges hier beim Rednerpult in den Mund nimmt, dann muss ich ihm eines sagen – da sage ich das Gleiche wie mein Kollege von der freiheitlichen Fraktion –: Legen Sie die Be­weise auf den Tisch! Eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, nur weil die Anonymität Sie, Kollege Pilz, schützt, wenn Sie hier heraußen Dinge, die nicht wahr sind, sagen, das ist eine Gemeinheit! Ich fordere Sie auf, das endlich einmal einzustel­len und mit dem herauszukommen, was tatsächlich die Wahrheit ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir Freiheitliche stehen für eine Politik der Zukunft – im Gegensatz zu den Sozialde­mokraten, die nie Reformer waren, sondern immer auf ihre eigenen Privilegien ge­schaut haben. (Abg. Öllinger: Na ja! Da fallen mir noch andere ein!) Sorgen Sie mit uns gemeinsam dafür, dass eine zukunftsorientierte, verantwortungsvolle Politik für die nächsten Generationen umgesetzt wird und seien Sie nicht immer dagegen!

Wenn ich Sie, meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten und von den Ge­werkschaften, mit den in den letzten Wochen und Monaten unterschriebenen Petitio­nen im Plenarsaal sehe, dann weiß ich, warum in den letzten dreißig Jahren in Öster­reich nichts weitergegangen ist. Gerade in den letzten Tagen und Wochen wurden im Vergleich zur ersten Vorlage durch die Verhandlungen der Freiheitlichen fast in jedem Bereich der Pensionsreform Verbesserungen erzielt. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Nein, leider nicht! Wo denn? Ein Beispiel!)

Die Unterschriften und die Vielzahl an Petitionen, die von den Menschen abgegeben worden sind, sind eben zum ersten Entwurf, gegen den wir Freiheitliche auch waren, abgegeben worden. (Abg. Eder: Zehn Beispiele!) Heute gibt es ein Verhandlungser­gebnis – schauen Sie einmal, ob die Menschen diesbezüglich noch dagegen sind! –, das ausgewogen und gerecht ist. Und die letzten Dinge werden unsere Abgeordneten noch so regeln, dass Gerechtigkeit auch Gerechtigkeit ist. (Beifall bei den Freiheitli­chen.)

Das Einzige, was die Gewerkschaften tun können, ist, mit ihrem Folder quasi einen Vorschlag für die ÖVP- und FPÖ-Abgeordneten zu bringen. Das sind die Vorschläge der Gewerkschaften zur Pensionsreform, und das ist das Einzige, was sie anscheinend zusammenbringen. Und das noch mit Geldern von Gewerkschaftsmitgliedern! – Danke dafür! (Abg. Eder: „Danke, Jörg!“)

Dazu muss man noch Folgendes sagen: Die Gewerkschaften haben ja resigniert, das haben alle gehört. Wir Freiheitliche haben über Pfingsten weitergearbeitet, um die letz­ten Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Die Wähler werden beurteilen müssen, ob sie die Sozialdemokraten oder die Freiheitlichen für diesen Kampf wählen (Abg. Öllinger: Das glauben Sie selbst nicht!), und nicht einzelne Redner hier im Saal. (Beifall bei den Frei­heitlichen.)

Die entsprechende Dotierung des Härtefonds für Pensionen unter 1 000 € muss umge­setzt werden, die Harmonisierung der Pensionssysteme muss umgesetzt werden (Abg. Eder: Wo steht das? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Im Entschließungsantrag!), der Abbau der Privilegien in den Sozialversicherungen und in anderen privilegierten Bereichen muss umgesetzt werden. Für diese Politik kämpfen wir Freiheitliche. Wir sind vor allem den Bürgern gegenüber verantwortlich und nicht einzelnen Klientelen verpflichtet, die vom Leben immer bevorzugt wurden. (Abg. Öllinger: Was ist mit der Volksabstim­mung?)

Meine Damen und Herren! Auch wenn diese Regierung einige Turbulenzen hinter sich hat, so hat sie weitaus mehr erreicht als eine dreißigjährige sozialdemokratische Fehl­politik. Ich möchte dieser Regierung ausdrücklich danken, auch wenn sie es nicht leicht hat. Ich danke ihr für ihre Arbeit! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die Opposition kritisiert, sie ist nicht dazu bereit, ihren Beitrag zu einer ausgewogenen Pensionsreform zu leisten. Es wird Ihnen aber nicht gelingen, uns durch öffentlichen Druck – sei es durch E-Mails oder Briefe oder die Vorlage von Petitionen, die ich genau kenne – von dem Weg abzubringen, eine gerechte und zukunftsorientierte Politik um­zusetzen.

Viele Bereiche in diesen Begleitgesetzen sind positiv (Abg. Eder: Es ist nichts gesche­hen!): etwa die Umsetzung des Generalverkehrsplanes durch unseren Hubert Gorbach oder das 3-Milliarden-€-Paket für die Landwirtschaft, das auch den Konsumenten zu Gute kommt. Qualität vor Masse wird unser Ziel bleiben, und ein umweltbewusster Umgang mit der Natur bleibt in der Landwirtschaft erhalten.

Ich könnte mit dieser Liste noch lange fortfahren (Ruf bei der SPÖ: Bitte nicht!), aber die Zeit würde dafür nicht reichen. Ich fordere Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, heute auf, für die Sicherstellung der Harmonisierung der Pensionssysteme auch einen entsprechenden Antrag zu unterstützen. (Ruf bei den Grünen: Wo ist der denn?) Wir werden das auch namentlich machen. Dann wird man ja sehen, wer für die Harmonisierung ist, und wer nicht, oder ob Sie weiterhin den Privilegiendschungel in den eigenen Reihen schützen wollen. Damit würden Sie zumindest in dieser Frage glaubwürdig werden.

Arbeiten Sie konstruktiv mit uns für eine bessere Zukunft im Sinne Österreichs und hören Sie auf, Ängste zu erzeugen und die Menschen zu verunsichern! Helfen Sie mit, den sozialen Frieden auch weiterhin sicherzustellen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

13.25

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr erhält Herr Abgeordneter Schieder das Wort. Selbst gewählte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.25

Abgeordneter Peter Schieder| (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler Schüssel hat seinen Rede­beitrag zur Pensionsreform und zu den Budgetbegleitgesetzen mit Glückwünschen an die EU-Beitrittsländer betreffend deren Bemühungen und Erfolge bei den Abstimmun­gen in ihren Ländern begonnen. Wir Sozialdemokraten schließen uns diesen Glück­wünschen an.

Der Herr Bundeskanzler hat in diesem Zusammenhang auch die Rolle der Bundesre­gierung gerühmt. Das ist legitim, aber es ist einseitig – wie vieles in diesen Tagen von der Regierungsbank –, nur dies zu tun und alle anderen unter den Tisch fallen zu las­sen. Auch das Parlament mit allen in ihm vertretenen Fraktionen, die Parteien, ihre Stiftungen, die Gewerkschaften, die NGOs, die Presse und viele andere haben ihren Beitrag geleistet. Wir möchten deshalb allen danken, die dazu beigetragen haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Die heutige Debatte ist dadurch gekennzeichnet, dass es wirkliche Gegensätze gibt. Was mir bei dieser Debatte weh tut, ist, dass die Regierung und die Regierungsfraktionen keinen wirklichen Dialog mit der Opposition und den ge­sellschaftlichen Kräften dieses Landes in einer so wichtigen Frage gesucht haben.

Sie haben natürlich Recht, wie alle, die sagen, dass die Pensionsreform notwendig und überfällig sei. Aber deswegen muss sie doch nicht sozial unausgewogen, negativ um­verteilend, unharmonisch und nur im ASVG-Bereich erfolgen. Das Argument der Not­wendigkeit deckt nicht die ungerechte und unsoziale Art und Weise der Durchführung ab. Man kann sich nicht berühmen, dass man etwas tut, wenn man es so unprofessio­nell und so ungerecht tut.

Ähnlich gehen Sie bei der Luftraumüberwachung vor. Selbst wenn man der Meinung ist, dass die Luftraumüberwachung für einen kleinen Staat, für seine Souveränität und Neutralität notwendig ist, selbst wenn man der Meinung ist, dass, wenn dieser Staat von NATO-Staaten und neutralen Staaten umgeben ist, die Luftraumüberwachung trotzdem notwendig ist, selbst wenn man der Meinung ist, dass im Zeitalter der europä­ischen Einigung und einer möglichen gemeinsamen Verteidigungsidentität in Europa eine solche Luftrumüberwachung notwendig ist, selbst wenn man das alles meint und deshalb für die Luftraumüberwachung Österreichs eintritt, dann rechtfertigt das nur das Notwendige, was auf die Abwehr gerichtet ist. Das rechtfertigt eine minimale Lösung, die noch Abwehr und ausreichende Sicherheit bietet, aber nicht die teuerste, risiko­reichste und auf nicht vorgesehene Kampfeinsätze ausgerichtete Verschwendungsva­riante.

Meine Damen und Herren! Mit Ihrer Argumentation verfolgen Sie eine Politik, die die Dinge zwar als notwendig darstellt, aber die Maßnahmen, die Sie setzen, sind falsch beziehungsweise schießen sie über das Ziel hinaus und sind nicht gedeckt.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Solidaritätsbeitrag für Politiker. Ich hätte gerne ge­habt, dass dieser Solidaritätsbeitrag auf andere gut Verdienende ausgedehnt wird, aber ich bin froh darüber, dass es ihn für Politiker gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

13.30

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Kurzbauer zu Wort. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.30

Abgeordneter Johann Kurzbauer| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Geschätzte Damen und Herren! Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, kurz ein Wort zu Herrn Kollegen Matznetter. Er hat in seinem Schlusssatz sinngemäß gesagt: Solange diese Regierung agiert, wird in diesem Land nichts weiter­gehen. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!)

Geschätzte Damen und Herren! Ich erinnere Sie: Im Jahr 1999 gab es ein Budgetdefi­zit von 2,3 Prozent, und zwar bei guter Konjunkturlage und unter einem sozialistischen Finanzminister. Beim Budget 2001/2002 gab es im Jahr 2001 einen Überschuss von 0,3 Prozent und im Jahr 2002 ein Defizit von 0,6 Prozent. Seit dem Jahr 2000 ist die Regierung Schüssel I im Amt – und der Vergleich macht uns sicher!

Wenn wir die letzten Wochen und Monate Revue passieren lassen, dann stellen wir fest, es stand naturgemäß die Pensionssicherungsreform im Mittelpunkt des öffentli­chen Interesses. Aber die Diskussion um diese Reform wurde nicht immer fair geführt, geschätzte Damen und Herren! Vor allem die Opposition, aber auch die Hardliner in der Gewerkschaft haben oftmals mit Unwahrheiten agiert und Szenarien dargestellt, die nicht der Realität entsprechen. So wurde beispielsweise plakatiert, dass künftige Pensionsbezieher in Einzelfällen Kürzungen von bis zu 30, 40 Prozent hinnehmen müssen, und das noch zu einem Zeitpunkt, geschätzte Damen und Herren, da längst bekannt war, dass es zu einer Deckelung der Pensionsverluste von maximal 10 Prozent kommen wird. Mit dieser negativen Propaganda wird versucht, die Bürge­rinnen und Bürger zu verunsichern. (Abg. Silhavy: ...! Das ist unglaublich!)

Zwei SPÖ-Abgeordnete aus meinem Wahlkreis haben noch in einer Presseaussen­dung vom 4. Juni behauptet, dass die Pensionen der Österreicherinnen und Österrei­cher um bis zu 40 Prozent gekürzt werden. (Abg. Silhavy: Am 4. Juni ...!) – Ja, da ha­ben wir aber schon gewusst, dass diese Deckelung kommen wird!

Geschätzte Damen und Herren, vorwiegend von der SPÖ! Ich frage Sie: Ist das not­wendig? Haben Sie es nötig, mit derartigen Unwahrheiten an die Öffentlichkeit zu ge­hen? Ist Ihnen jedes Mittel recht, um wieder an die Macht zu kommen? (Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Herr Dr. Gusenbauer bezeichnet diese Pensionsreform als überfallsartigen, dramati­schen Eingriff in die Lebensplanung. – Ihre Politik, Herr Dr. Gusenbauer, und die Politik der sozialistischen Partei war und ist ein Verschieben von notwendigen Reformen, das haben Sie ja bereits mehrmals bewiesen. Aber mit Ihrer Reformblockierungsstrategie, geschätzte Damen und Herren von der SPÖ, und Ihrem Kopf-in-den-Sand-Stecken handeln Sie verantwortungslos und unsozial!

Faktum ist: Eine Pensionsreform ist notwendig und unaufschiebbar! Wenn diese Re­form nicht jetzt umgesetzt wird (Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk), dann wird uns die­ser Reformbedarf sehr, sehr schnell einholen, geschätzte Damen und Herren – nur mit dem Unterschied: je später, umso schmerzlicher. (Abg. Silhavy: Was halten Sie von gleichen Beiträgen und ...?)

Aus Umfragen wissen wir, dass über 80 Prozent unserer Bürgerinnen und Bürger eine Pensionsreform befürworten und darauf vorbereitet sind. Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet sich auch, dass diese Pensionssicherungsreform noch vor der Sommerpause beschlossen, also nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Die Bevölke­rung erwartet sich weiters, dass an den Eckpfeilern dieses vorliegenden Modells nicht mehr gerüttelt wird.

Meine Damen und Herren! Es wurde heute schon darauf hingewiesen: Unsere Ausga­ben für die Pensionen der über 55-Jährigen betragen zirka 15 Prozent. Im EU-Durchschnitt liegt der vergleichbare Wert bei 10 Prozent.

Geschätzte Damen und Herren! Die Bundesregierung Schüssel II ist angetreten, die begonnenen Reformen weiterzuführen. Ein Eckpfeiler dieses Reformpakets ist die vor­liegende Pensionssicherungsreform, die einerseits den Generationenvertrag und ande­rerseits unser soziales Engagement auf hohem Niveau nachhaltig sichern wird. Gerade die darin vorgesehenen Übergangsfristen gewährleisten eine langfristige Lebenspla­nung. Dramatisch, um bei der Ausdrucksweise von Dr. Gusenbauer zu bleiben, dra­matisch würde sich nur eine weitere Verzögerung und eine Kopf-in-den-Sand-Strategie auswirken.

Daher lade ich Sie, geschätzte Damen und Herren von der SPÖ, ein – nein, ich fordere Sie auf! –, nicht nur nach parteipolitischen Überlegungen zu handeln, sondern zum Wohle Österreichs und unserer Bürgerinnen und Bürger dieser dringend notwendigen Pensionssicherungsreform, die sachlich und inhaltlich ausgewogen ist, Ihre Zustim­mung zu geben. (Beifall bei der ÖVP.)

13.36

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Mandak. Ihre Rede­zeit beträgt wunschgemäß 8 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


13.36

Abgeordnete Sabine Mandak| (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Kollege Kurzbauer! Sie haben mit Ihrem Vorwurf der negativen Propaganda an die Opposition und die Gewerkschaften geradezu sanft argumentiert – im Vergleich zu dem, was wir uns letzte Woche vom Bundeskanzler anhören mussten, etwa mit seinem Ausdruck der Gräuelpropaganda, die wir verbreitet hätten.

Ich kann mir vorstellen, dass das für Sie nicht angenehm ist, aber es war tatsächlich so. Es war tatsächlich so, dass Ihr erster Entwurf der Pensionsreform zu Pensionskür­zungen von bis zu 40 Prozent geführt hätte. Ich erinnere daran, dass diese erste Ver­sion sowohl vom Bundeskanzler als auch von Ministerin Gehrer – sie sitzt gerade hin­ter mir auf der Regierungsbank – als die Pensionsreform schlechthin dargestellt und damals schon mit Zähnen und Klauen verteidigt worden ist. (Abg. Wittauer: Wir reden über das heutige Ergebnis, nicht über die Vergangenheit!) Und wehe, es hat irgendje­mand etwas dagegen gesagt! Schon damals wurde uns vorgeworfen, Negativpropa­ganda zu machen.

Die Ist-Situation gibt uns aber Recht. Sie selbst mussten einen Teil Ihrer Pensionsre­form zurückziehen! Das Ergebnis ist aber noch immer nicht so, dass man sagen könn­te: Das ist eine Pensionsreform, die zukunftweisend ist, eine Pensionsreform, die die­sen Namen verdient. – Und deswegen werden wir Grüne dranbleiben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Wittauer: Dann müsst ihr Vorschläge machen!) Deswegen werden wir Grüne dranbleiben, diese Pensionsreform weiter be­kämpfen und das tun, was auch immer nötig ist, um sie zu verhindern.

Ich möchte gerne näher auf das Verhalten der freiheitlichen Abgeordneten eingehen (Abg. Wittauer: Ich wäre froh, wenn ich Ihre Inhalte hören würde und nicht ...!), weil mich das sehr verwirrt, beziehungsweise frage ich mich: Wo sind wir eigentlich?

In der Sitzung vom ... (Ruf: Geh!) – Ja, ich bin das noch nicht so gewöhnt. Sie sind das wahrscheinlich schon eher gewöhnt, mich verblüfft jedoch so ein Verhalten noch im­mer. Wenn Sie sich das anhören, dann werden Sie vielleicht auch denken: Öha! (Abg. Dr. Mitterlehner: Öha?! – Abg. Wittauer: Ich glaube, es wäre besser, sich mit dem eigenen Abgeordneten Pilz zu beschäftigen, der Dinge sagt, die zu verurteilen sind und sich hinter dem Nationalratsmandat versteckt!)

Am 22. April haben die freiheitlichen Abgeordneten Dipl.-Ing. Scheuch, Bucher, Dolin­schek und Lichtenegger eine Petition hier im Parlament mit dem Titel „Sichere Pensio­nen“ eingebracht. In derselben Sitzung gab es einen Antrag, der fast die gleichen Ziele zum Inhalt hatte – einen Antrag, der vorgesehen hat (Abg. Wittauer: Ist ja zurückge­legt worden! Morgen werden wir es beschließen!), die Beschlussfassung der Pensions­reform zurückzustellen und in dem gleichzeitig verlangt wurde, dass die Pensionen harmonisiert werden müssen und diese ganze Arbeit in einem einzigen Vorgang durchzuführen ist.

Und was haben diese freiheitlichen Abgeordneten getan? – Dieselben Abgeordneten, die eine Petition mit diesem Inhalt eingebracht haben, lehnen in dieser Sitzung den genannten Antrag ab! Das heißt, nach außen hin gehen Sie von den Freiheitlichen zu den Leuten und sagen: Super, was wir alles für euch tun! Wir bringen das ein!, und in derselben Sitzung fahren Sie selbst über die Inhalte drüber und verraten das, was Sie nach außen hin propagieren. – Das ist das, was bei Ihnen wirklich sehr ärgerlich und äußerst unehrlich ist! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Neuer­licher Zwischenruf des Abg. Wittauer. – Abg. Silhavy: ... Luftballone aufblasen!)

Sie hätten in dieser Sitzung die Möglichkeit gehabt, mit uns und den Sozialdemokratin­nen und Sozialdemokraten gemeinsam zu beschließen, dass die Pensionsreform erst dann beschlossen wird, wenn auch die Harmonisierung geklärt ist. Sie haben das nicht getan! Sie haben das damals nicht getan! (Abg. Wittauer: Euch geht es nicht um die Pensionsreform, sondern um die Zerstörung dieser Reform!)

Das Zweite, was Sie sich erlaubt haben, ist Folgendes: Sie haben im Budgetausschuss am letzten Donnerstag den Budgetbegleitgesetzen zugestimmt. Kollege Öllinger und ich sind neben den freiheitlichen Abgeordneten gesessen und haben sie gefragt: Wisst ihr, wozu ihr da zustimmt? Ihr stimmt der Pensionsreform, so wie sie vorliegt, zu! – Kollege Dolinschek hat darauf gesagt: Ja, das weiß ich, ich stimme zu! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dass er Ihnen nicht die richtige Auskunft gibt, das werden Sie ihm doch nicht verübeln!)

Am Vormittag des nächsten Tages gab er eine Pressekonferenz in Kärnten – wieder der „starke Mann“ – und erklärte, dass die freiheitlichen Nationalratsabgeordneten zur Pensionsreform eine Erklärung abgeben werden, in der sie niederschreiben, was alles zu erfolgen hat, damit diese Pensionsreform angenommen werden kann. (Zwischenru­fe bei den Freiheitlichen.)

Sie wissen am nächsten Tag nicht mehr, was Sie am Vortag getan haben, sehr geehr­te Kolleginnen und Kollegen von den Freiheitlichen! (Beifall bei den Grünen. – Neuerli­che Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Die Forderungen, die Sie in dieser Erklärung stellen, sind zum Großteil nebensächlich, aber zwei Forderungen davon sind sehr wichtig. Die eine betrifft den Härtefonds. Da hat Kollegin Bures schon sehr gut argumentiert, indem sie meinte, dass Sie allein mit der Einsetzung des Härtefonds als solchem schon zugeben, dass es Härtefälle geben wird. Aber was Sie überhaupt nicht bedenken, ist, dass dieser Härtefonds derzeit keine finanzielle Bedeckung hat. (Abg. Wittauer: Wer kämpft denn für den Härtefonds?)

Was Sie tun, ist, dass Sie Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, im Alter zu Bittstellerinnen und Bittstellern machen, anstatt ihnen ein Recht auf eine Pension zu geben, mit der sie auch leben können. – So schaut Ihr Einsatz für die kleinen Leute aus! Das ist leider die Wahrheit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Der zweite Punkt, der in Ihrer Erklärung gefordert wird, ist, dass Pensionistinnen und Pensionisten mit einer Pension bis 1 000 € einen Ausgleich erhalten sollen. Das heißt, Ihnen ist sehr wohl bewusst, dass diese Pensionistinnen und Pensionisten durch die Pensionsreform verlieren werden. Doch was haben Sie gleichzeitig gemacht? – Sie haben einen von uns im letzten Plenum gestellten Antrag, der mit dem, was Frau Haubner immer wieder fordert, gleichlautend war, abgelehnt. (Abg. Wittauer: Weil Ihr nichts anderes tun könnt als abschreiben! Macht einmal eigenständige Anträge!)

Auch da betreiben Sie ein Doppelspiel: Nach außen verlangen Sie Dinge, die Sie hier in diesem Hohen Haus ablehnen! Diese Art der Politik ist wirklich das Letzte, was ich mir vorstellen kann.

Wenn man zu etwas steht, dann kann man natürlich politisch unterschiedlicher Ansicht sein, aber dann kann man es ausdiskutieren und soll draußen genauso dahinterstehen wie hier herinnen und nicht das Doppelspiel betreiben, das Sie hier die ganze Zeit auf­führen. (Beifall bei den Grünen.)

Heute kündigen Sie einen Entschließungsantrag an, in dem Sie die Harmonisierung der Pensionssysteme fordern. Ich habe den Antrag noch nicht gesehen, aber ich sage Ihnen eines: Ich lasse mich von Ihnen nicht papierln, und ich werde diesem Antrag nicht zustimmen! (Abg. Wittauer: Bei der Harmonisierung seid Ihr auf einmal nicht dabei! Das ist eigenartig!) Sie hätten wiederholt die Möglichkeit gehabt, einem derarti­gen Antrag zuzustimmen, aber Sie haben es nicht gemacht. Da hätten Sie ganz klar Farbe bekennen können! Diesem Antrag, so wie er jetzt vorliegt, werden wir nicht zu­stimmen! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.44

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Dipl.-Ing. Achleitner. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordne­te.

 


13.44

Abgeordnete Dipl.-Ing. Elke Achleitner| (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Hohes Haus! Zuerst möchte ich die Verwirrung der Kollegin Mandak etwas entwirren und Ihnen ganz klar sagen, dass uns Freiheitlichen bei dieser Pensi­onssicherungsreform die soziale Ausgewogenheit ein großes Anliegen ist. Das ist der Grund dafür, dass wir bis zum Schluss, bis zur Abstimmung darum kämpfen werden, dass größte Gerechtigkeit in dieser Pensionsreform beinhaltet ist. (Beifall bei den Frei­heitlichen. – Abg. Eder: Wer kämpft da gegen wen?)

Dass der Sozialstaat beziehungsweise unser Wohlfahrtsstaat gefährdet ist, ist auf eine jahrzehntelange Schuldenpolitik und auf den Unwillen der Sozialdemokraten, die nie nachhaltige Reformen unterstützen wollten, zurückzuführen. Nun führt kein Weg an der Sanierung des Gesundheitssystems, des Pensionssystems und des Budgets vorbei, damit wir den Wohlfahrtsstaat für unsere Zukunft und für unsere Jugend sichern kön­nen.

Nur durch die Beteiligung der Freiheitlichen an der Regierung ist wirklich garantiert, dass diese notwendigen Reformen gerecht und sozial ausgewogen sein werden.

Auch Frauenpolitik ist bei uns Freiheitlichen nicht nur ein Lippenbekenntnis. Es gibt viele Maßnahmen im Budgetbegleitgesetz, die wirklich wesentliche Verbesserungen für die Frauen vorsehen. 180 000 bis 200 000 Österreicherinnen und Österreicher werden in Zukunft frei von Steuerpflicht sein, da bis zu einem Jahreseinkommen von 14 500 € Steuerfreiheit besteht. Auch bei der steuerlichen Entlastung im Bereich der Einkom­mensbezieher von bis zu 21 800 € werden über 350 000 Alleinerzieherinnen und Al­leinerzieher beziehungsweise AlleinverdienerInnen profitieren.

Die Steuerreform 2004 bringt wirklich eine wesentliche Entlastung für die Frauen, ins­besondere für jene mit niedrigem Einkommen. Auch im Bereich der Beamten und Ver­tragsbediensteten werden die Bezieherinnen von niedrigen Einkommen von der zu­sätzlichen Einmalzahlung, die jetzt im Juli allen gewährt wird, profitieren.

Spezielle Mittel sind auch im Sportförderungsgesetz vorgesehen, das dahin gehend geändert wurde, dass besondere Schwerpunkte für Mädchen und für den Frauensport vorgesehen sind.

Eine weitere Verbesserung ist die Steuerfreiheit bei der zweiten und dritten Pensions­säule für Hinterbliebene, und da die Frauen eine grundsätzlich höhere Lebenserwar­tung als die Männer haben, ist auch das als Vorteil für die Frauen zu sehen.

Die Pflege von Angehörigen wird in erster Linie von Frauen bewerkstelligt. Die Mög­lichkeit, einen Zuschuss für professionelle oder private Ersatzpflege anzufordern und zu bekommen, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist, erleichtert die mühevolle Pflegearbeit. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Für ältere Arbeitnehmerinnen ist mit besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt gesorgt. Durch den Entfall des Arbeitslosenversicherungsbeitrages und der Senkung der Lohn­nebenkosten gibt es zusätzliche Anreize für Arbeitgeber, wodurch die älteren Arbeit­nehmerinnen sicher mehr oder bessere Chancen haben, einen Job zu erhalten oder im Job zu bleiben.

Eine weitere Verbesserung ist der Zugang zur Altersteilzeit, da die Rahmenfrist verlän­gert worden ist, innerhalb welcher man 15 Jahre lang versichert sein musste. Bei einer Unterbrechung der Erwerbstätigkeit werden nicht die letzten 25 Jahre herangezogen, sondern die Zeitspanne von 25 Jahren plus die Kindererziehungszeiten, was den Frauen ermöglicht, bessere Bedingungen für die Altersteilzeit vorzufinden.

Auch für die Bäuerinnen gibt es Positives beziehungsweise Verbesserungen, da das Ausgedinge geringer bewertet wird und die Gewährung der Ausgleichszulage ab dem Jahre 2009 um über 647 € höher sein wird als derzeit. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Alle Abgeordneten haben von Herrn Dr. Gusenbauer heute einen Brief bekommen, in welchem er uns bittet, Gerechtigkeit und Verantwortung über parteipolitisches Kalkül zu stellen. – Genau an diese Verantwortung appelliere ich, werte Kollegen von der SPÖ und von den Grünen, wenn ich Sie ersuche, einer zumutbaren Lösung nicht aus parteipolitischen Beweggründen die Zustimmung zu verweigern, denn so verlagern Sie die Probleme in die Zukunft und belasten damit kommende Generationen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

13.49

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet hat sich als Nächster Herr Abgeord­neter Dr. Einem. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


13.49

Abgeordneter Dr. Caspar Einem| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollegin Achleitner hat in ihrer Rede unter anderem darauf hingewiesen, dass die Freiheitlichen bis zuletzt darum kämpfen werden, dass eine soziale Pensi­onsreform zustande kommt.

Frau Kollegin, wissen Sie, wer Sozialminister ist und wer diesen Vorschlag eingebracht hat, den Sie jetzt die ganze Zeit bekämpfen müssen, damit er besser wird? Können Sie sich noch daran erinnern, dass das Ihr Kollege Haupt war? Oder war es irgendjemand von unserer Seite? (Abg. Neudeck: Das ist Parlamentarismus!)

Frau Kollegin! Sie sollten endlich aufwachen und zur Kenntnis nehmen, dass die Re­form, die Sie bis jetzt zu Recht bekämpft haben, von Ihrer Seite gekommen ist, von Ihrem Parteivorsitzenden und nicht von irgendwelchen bösen Sozialdemokraten, wie Sie es vielleicht vermuten! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zweiter Punkt: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Bundesminister für Fi­nanzen scheint zu wissen, worum es geht. Er hat in seiner Rede unter anderem darge­legt, dass es kurzfristig darum geht, alles zu tun, um die konjunkturelle Schwäche zu überwinden, und dass es langfristig darum geht, die Pensionen wegen der demogra­phischen Probleme, die es gibt, zu sichern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben von Anfang an nicht bestritten, dass es eine Pensionsreform geben muss. Ich bestätige es Ihnen gerne heute noch einmal: Ja, es braucht eine Pensionsreform, die diesen Namen verdient! Wir waren uns darüber einig, und wir waren auch bereit, deutlich zu sagen: Sie soll noch heuer be­schlossen werden!

Nur, meine sehr geehrten Damen und Herren: Mit dem, was Sie jetzt beschließen, ma­chen Sie keine Pensionsreform, sondern Sie tun Folgendes: Sie nehmen den Pensio­nisten eines bestimmten Segmentes, nämlich des ASVG-Bereichs, Geld weg, und zwar zwischen 250 Millionen und 780 Millionen € – 780 Millionen € im Jahre 2006 –, und entziehen sozusagen dem Markt das Geld und bewirken damit, dass noch weniger Nachfrage nach Diensten und Produkten entsteht, dass die konjunkturelle Schwäche nicht nur verstärkt, sondern auch verstetigt wird.

Sie bewirken mit dieser Reform, dass die Nachfrage, die wir brauchen würden, damit Österreichs Wirtschaft mehr produziert und verkauft, nicht entsteht, und Sie bewirken damit, dass es zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt. Das ist keine Pensionsreform, die diesen Namen verdient! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was wir für jede Pensionsreform brau­chen, sind zwei Dinge: erstens eine Harmonisierung der Pensionssysteme, die sicher­stellt, dass jeder Beitrag zu einem gleichen Ergebnis bei der Leistung führt. Diese Harmonisierungslösung sind Sie schuldig geblieben! Das ist einer der Gründe, wa­rum wir das nicht als Pensionsreform anerkennen können.

Das Zweite, was wir brauchen, sind Maßnahmen, die bewirken, dass es zu Wachstum kommt, damit endlich mehr Menschen Beschäftigung finden können, denn davon hängt letztlich die Finanzierungsbasis der Pension ab. Das könnten Sie eigentlich auch wis­sen.

In Wahrheit haben wir ein sehr schwaches Wachstum, weil die entsprechenden Nach­frageimpulse ausbleiben – sowohl staatliche als auch private – und weil darüber hinaus auch die österreichische Bundesregierung nichts dazu beiträgt (Zwischenruf des Abg. Großruck) – Herr Kollege Großruck, würden Sie vielleicht auch einmal zuhören und nicht dauernd nur hineinschreien! –, dass auf europäischer Ebene Schritte dahin ge­hend gesetzt werden, dass es zu einer gemeinsamen europäischen, auf Wachstum und Vollbeschäftigung und Nachhaltigkeit gerichteten Politik kommt.

Ihre Politik geht in die falsche Richtung! Wir werden sie daher in der Form, wie sie ge­macht wird, nur ablehnen können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

13.53

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Dr. Mitterlehner. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


13.54

Abgeordneter Dr. Reinhold Mitterlehner| (ÖVP): Herr Präsident! Frau Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer Herrn Kollegen Einem, aber auch anderen Vor­rednern von den Oppositionsparteien zugehört hat, der konnte Folgendes ganz deut­lich feststellen: dass von Ihnen auf der einen Seite immer auf der Linie „So geht es nicht!“ argumentiert wird, Sie aber auf der anderen Seite mit keiner Alternative aufwar­ten können. Sie sagen nicht, wie es geht, sondern die einzige Alternative, die Sie brin­gen, ist Ihre Forderung: Machen wir eine Harmonisierung!

Dazu muss ich Ihnen sagen, dass das eigentlich das viel größere Problem ist und dass wir zuerst die kleineren Probleme richtig lösen müssen.

Es ist sowohl von Kollegin Mandak als auch von Kollegin Bures kritisiert worden, dass wir ein Pensionssystem haben, das bestimmte Härten verursacht. – Da muss ich bei­den Recht geben, weil es richtig ist. Wir haben eben ein Pensionsversicherungssys­tem und kein System, mit dem eine staatliche Grundsicherung garantiert wird. Das, was man einzahlt, kommt entsprechend retour, verstärkt durch Leistungen des Staa­tes.

Wenn man weniger einzahlt, dann zeigt sich das natürlich auch in der Pensionsleis­tung. Genau dort besteht ein Problem. Viele Pensionisten glauben noch immer, dass sie das, was sie früher an Beiträgen einbezahlt haben, zurückbekommen. Daher disku­tieren wir jetzt auch über eine Leistungskomponente, die wir in Form eines Pensions­kontos schaffen werden. Damit wird dann deutlich, wie das System wirklich funktioniert.

Was ich von Ihnen vernommen habe, das waren Beiträge, die den Eindruck vermittel­ten, als ob die Pensionsreform eine Art Wettbewerb wäre, bei welchem es um Leis­tungsstärkungen, um Leistungsverbesserungen ginge. Auf der anderen Seite sagen Sie aber, zusätzlich zu den Leistungsverbesserungen müsse man noch erreichen, dass in die Rechte der Pensionisten überhaupt nicht eingegriffen wird. Dafür spricht vieles, aber die Rechenart, nach welcher das funktionieren soll, haben wir noch nicht erfunden. Sie müssen mir schon erklären, wie sich das ausgeht, wie wir dann die Pen­sionen finanzieren sollen, denn dass wir ein Finanzierungsproblem haben, das wird Ihnen wahrscheinlich nicht entgangen sein.

Ich kann Ihnen das mit dem Bundeszuschuss vorrechnen. Sie können es aber noch einfacher haben: Sie brauchen nur zu vergleichen, wie viele Generationen, die derzeit leben, arbeiten und produktiv sind und wie viele in Ausbildung oder in Pension sind. In etwa ist es so, dass wir bei fünf Generationen derzeit folgendes Verhältnis haben: drei arbeiten nicht, und zwei sind in Produktion. Das kann sich rechnerisch nicht ausgehen, wenn die Volkswirtschaft nicht nach oben geht. Jetzt erklären Sie mir einmal: Wie wol­len Sie die Pensionen sichern, wenn Sie nicht umverteilen? (Abg. Eder: Es kommt auch auf die Produktivität an!)

Die Produktivität ist eine eigene Sache: Es wird schwierig, wenn sie nicht steigt. Wir haben jetzt schon drei Jahre lang eher eine Wirtschaftskrise, also wird es wahrschein­lich schwierig werden. (Abg. Eder: Da muss man etwas tun!)

Daher sollten Sie auch sehen – und da sind wir beim springenden Punkt –: Was ist eine richtige Pensionsreform und was ist eine überfallsartige? – Ich selbst habe bei der Abschaffung der vorzeitigen Alterspension Probleme gesehen. Warum? Weil man sich vom Jahr 2004 bis zum Jahr 2009 nicht entsprechend vorbereiten kann.

Gerade die Gruppe von angehenden Pensionisten, die schon zu alt sind oder nicht genug Einkommen haben, um gegensteuern zu können, können nichts mehr tun. Da­her hat die Regierung beziehungsweise das Parlament sehr rasch reagiert und den Zeitraum bis zum Jahre 2017 erstreckt. In diesem Zeitraum kann man entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen treffen, insbesondere dann, wenn auf dem Arbeitsmarkt die richtigen Zusatzmaßnahmen gesetzt werden.

Wir reden alle davon, dass die Biennien abgeschafft werden sollen, weil die Älteren im Verhältnis zu den Jüngeren zuviel verdienen. – Ganz richtig! Aber wenn man da zu­mindest einmal ansetzt, und zwar auch mit einer Senkung der Lohnnebenkosten, dann ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung. Und das wird gemacht!

Ich muss sagen, da verstehe ich Herrn Kollegen Einem nicht, der jetzt anscheinend Essen gegangen ist ... (Abg. Broukal: Ich hole ihn!) Ja, holen Sie ihn bitte, ich habe aber nicht mehr sehr lange Zeit. (Abg. Broukal holt den sich gerade im Couloir befind­lichen Abgeordneten Dr. Einem.) Wie gesagt: Ich verstehe den Kollegen Einem nicht, wenn er sagt, dass die falschen steuerpolitischen Maßnahmen gesetzt werden und dass für die Wachstumspolitik nichts gemacht wird.

Ganz im Gegenteil: Die Einkommensfreistellung bis zu 14 500 €, Herr Kollege Einem, ist eine durchaus richtige Wirtschaftsbelebung. Die Maßnahmen, die hier gesetzt wer­den, sind sehr wohl richtig. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Einem: Ich kann Ihnen sa­gen: Es ist falsch!)

Meine Damen und Herren! Ganz kurz zu dem, was Sie immer als Harmonisierung be­zeichnen. Die Harmonisierung ist eine wirklich wichtige Sache, aber Sie haben dazu nur zwei Rezepte anzubieten: Auf der einen Seite mehr Kinder und auf der anderen Seite eine Steigerung der Erwerbsquote. – Das ist ein „tolles“ Rezept, aber wenn Sie abwarten und nichts tun, dann werden Sie irgendwann einmal, vielleicht in zig Jahr­zehnten, das vielleicht erreichen, aber nicht jetzt.

Die Harmonisierung ist die viel schwierigere Aufgabe, weil es da um den Ausgleich von Gruppeninteressen geht. Das ist viel schwieriger als das, was jetzt in Form der Pensi­onsreform ansteht. Die Frage, die sich stellt, ist eigentlich nur die: Ist das, was wir jetzt tun, richtig, ist es kompatibel mit der Harmonisierung oder nicht? Ich darf Ihnen sagen: Es ist richtig! Sämtliche Pensionsexperten schlagen es vor.

Was man bei Ihnen antrifft, das ist eigentlich eine mangelnde Kultur der Auseinander­setzung. Wenn man von der Gewerkschaft HTV  einen Gutschein bekommt, auf dem man aufgefordert wird, man soll sich, wenn man zustimmt, einen Einlauf verpassen lassen, dann muss ich Ihnen ehrlich sagen: Ich weiß nicht, wo Sie hingehen, Sie sind wahrscheinlich falsch hier, denn im Parlament ist das nicht das Richtige! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.).

Daher, meine Damen und Herren: Mehr Kultur, mehr Auseinandersetzung mit Sachar­gumenten wäre wünschenswert – im Interesse der Sache! Das Notwendige ist nicht immer erfreulich, aber das Notwendige nicht zu tun, das ist ganz einfach verantwor­tungslos. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

14.00

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Pirklhuber. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

 


14.00

Abgeordneter Dipl.-Ing. Wolfgang Pirklhuber| (Grüne): Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Hohes Haus! Bevor ich auf die Ausführungen des Kollegen Mitterlehner eingehe, noch etwas Grundsätzliches: Kollege Mitterlehner, Sprechblasen allein ma­chen noch keine erfolgreiche Politik! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Lentsch: Das sagt ausgerechnet ein Grüner!) Wenn wir uns das wochenlang anhören müssen, wie etwa: „Wir reden nicht nur!“, „mehr Wachstum“, „mehr Beschäftigung“, „Europameister“, „Zu­kunftsvisionen“, „Nachhaltigkeit“ et cetera, dann muss man sich natürlich ernsthaft fra­gen: Was ist dann, wenn das auf den Prüfstand kommt, sprich hier im Parlament in den Ausschüssen zur Diskussion steht? Dann sehen wir, dass es nicht hält, was oben auf dem Mascherl draufsteht, sondern drinnen sind eben Konzepte, die aus unserer Sicht zu kurz greifen. Der Reformbedarf, den wir ja alle, glaube ich, zu Recht anerkennen, wird damit wirklich nicht gedeckt, sodass die nächsten Reformschritte sicher ins Haus stehen.

Was kann man, Kollege Mitterlehner, der ÖVP sicher nicht vorwerfen? – Dass sie ein Interesse an einem breiten öffentlichen Diskurs hätte. Das sicher nicht! In diesem Fall wäre es nämlich notwendig gewesen, die Pensionsreform in den Herbst zu verschie­ben, eine Gesamtreform anzustreben und ein harmonisiertes Gesamtkonvolut hier in das Haus zu bringen. Auch hätte man es nicht so vermischen dürfen, wie Sie es tun: zwei Budgets plus Pensionsreform. Das ist einfach unseriös, meine Damen und Her­ren! (Abg. Ellmauer: Warum?) Das ist weder transparent noch nachvollziehbar. (Abg. Ellmauer: Warum?)

Eines kann man Ihnen auch nicht vorwerfen: dass Sie ein Interesse an einer sozial ausgerichteten Pensionsreform haben. (Abg. Großruck: „Ausgewogen“ heißt das!) Sozial ausgerichtet würde bedeuten (Abg. Großruck: Ausgewogen!) – da wäre das Wort „umverteilen“ sehr wohl richtig angewendet –, dass die Bezieher der niedrigsten Pensionen in Zukunft besser gestellt werden. Wenn ein Pensionssystem nachhaltig gesichert werden soll, dann muss es auch seine soziale Ausgewogenheit behalten. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Zur FPÖ fällt einem ja nicht mehr wirklich viel ein. Sie agiert nach dem Motto: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ Sie können davon ausge­hen, dass dieser Hase, je nachdem, zwischen Vizekanzler, Walch und Dolinschek im­mer hin und her gereicht wird. Es ist ja unglaublich, dass eine Fraktion, die die Regie­rung stellt beziehungsweise die einen Minister stellt, der die soziale Kompetenz und Verantwortung hat, nicht fähig ist, wirklich ein konsistentes eigenes Modell in die De­batte einzubringen. (Abg. Großruck: Ihnen hätte ja gar keines gefallen! Sie hätten es auch abgelehnt!) Sie haben sich nicht akkordiert, Sie haben gezeigt, dass Sie wirklich alles zu wünschen übriglassen, was Regierungsverantwortung betrifft. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Großruck: Pirklhuber sei ehrlich! Ihr hättet alles abgelehnt, was ge­kommen wäre!)

Es ist bezeichnend, dass nur so wenig FPÖler da sind, aber die werden alle ihre wun­den Knie nach den vielen Umfallern pflegen müssen, die sie in den letzten Tagen und Wochen vollzogen haben. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei den Freiheitli­chen.)

Aber nun zur Sache selbst, meine Damen und Herren: Worin besteht die Nachhaltig­keit, worin besteht die Zukunftsvision, die Sie vorgeben, Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP? Sie sprechen immer wieder von der zweiten und dritten Säule. Wer profitiert denn schlussendlich von Ihrem Pensionsmodell? Sagen wir es doch deutlich, sagen wir es der österreichischen Bevölkerung! Sagen Sie das auch bitte! (Abg. Neudeck: Die Jugend profitiert davon! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Nach den letzten Nationalratswahlen war das Erste, was Bundeskanzler Schüssel ge­macht hat, eine Pensionsreform vom Zaun zu brechen mit Vorschlägen, die unausge­wogen sind und die die Bevölkerung verunsichert haben, meine Damen und Herren (Abg. Großruck: Verunsichert habt ihr, nicht die Regierung!), womit offensichtlich die zweite und dritte Säule, von der Sie immer reden, gestärkt werden soll.

Wer steht denn hinter dieser zweiten und dritter Säule? – Die Betriebe und die Banken und Versicherungen! Die profitieren davon, und wir alle hier wissen, dass im Jahr 2002 der Anteil der Lebensversicherungen im Versicherungs- und Bankensektor drastisch eingebrochen ist. (Abg. Murauer: Ausgebrochen nicht eingebrochen!) Das müssen wir auch einmal zur Kenntnis nehmen, dass offensichtlich reine Klientelfragen eine ganz zentrale Rolle in Ihren Überlegungen spielen. (Abg. Murauer: Der Versicherungssektor ist nicht eingebrochen!)

Nicht umsonst hat es heute der Bundeskanzler sehr treffend auf den Punkt gebracht, als er gesagt hat: Wir haben uns nicht auf die faule Bank gelegt. Er hat nicht gesagt, auf die faule Haut, sondern er hat gesagt, auf die faule Bank. Mich würde interessieren, welche „Bank“ das ist. Vielleicht wird er es uns demnächst hier einmal klarlegen.

Eines zum Kollegen Grillitsch in Bezug auf soziale Ausgewogenheit und bezüglich der Konsequenzen für die Bäuerinnen und Bauern. Sie haben vollkommen Recht, dass die Absenkung des fiktiven Ausgedinges für die Mindestpensionisten im bäuerlichen Be­reich etwas bringt. (Abg. Grillitsch: Kennen Sie die Durchschnittspensionen?) Aber wo bleibt Ihre soziale Verantwortung, meine Damen und Herren von der ÖVP, wenn Sie das nicht mindestens genauso für die Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten im ASVG-Bereich sicherstellen wollen? Kann das nicht und muss das nicht die Heraus­forderung sein, vor der gerade Sie als Bauernvertreter stehen? (Abg. Grillitsch: Ken­nen Sie die Mindestpensionen im bäuerlichen Bereich?)

Wenn Sie schon davon reden, dass es hier um die Sicherung der bäuerlichen Betriebe geht, dann müssten Sie eines endlich einmal umsetzen, nämlich die Agrarförderungen am bäuerlichen Arbeitsplatz ausrichten und nicht an der Größe der Betriebe und nicht an der Zahl der Tiere. Das ist die Herausforderung! (Beifall bei den Grünen.)

Kollege Grillitsch! Das ist die Herausforderung, vor der Sie kneifen, nämlich die He­rausforderung einer ökologisch und sozial ausgewogenen Agrarreform. (Abg. Gril­litsch: Da haben wir heute etwas anderes gehört!) Stattdessen gehen Sie po­pulistisch mit dem „Agrardiesel“ um und holen sich damit die Stimmen bei den Bauern. Das wird nachhaltig keinen bäuerlichen Arbeitsplatz sichern, das wird kei­ne zu­künf­tigen Ein­kommenschancen für die Bäuerinnen und Bauern sichern. (Abg. Grillitsch: Ihre Kol­legen haben sich heute gegen eine ökologische Steuerreform ausgesprochen!)

Sie haben im Rahmen dieser Budgetverhandlungen nicht für eine Modulation ge­kämpft. Modulation heißt umschichten von Fördermitteln im Rahmen des Budgets von den Flächenprämien, von den großen Betriebsprämien hin zu bäuerlichen Betrieben, hin zu Arbeitsplätzen, hin zu mehr Umwelt.

Meine Damen und Herren! In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinwei­sen, dass in diesen Tagen die Agrarreform auf europäischer Ebene in großer Diskussi­on steht. Morgen wird der nächste Agrarministerrat stattfinden, und das wäre wert, in diesem Hause einmal ausführlich diskutiert zu werden.

Abschließend: Ihre Politik investiert statt in Bildung, Forschung und Entwicklung in Kampfjets. In Kampfjets! Wieder stellt sich die Frage: Welche Interessen stehen hinter diesen Kampfjets? (Abg. Murauer: Na welche? Sagen Sie es!) Das ist nicht der Schutz der Demokratie, wie es Kollege Murauer hier absurderweise behauptet und anspricht. (Abg. Murauer: Sondern?) Es geht nicht um den Schutz der Demokratie, sondern of­fensichtlich auch wieder um die Interessenlagen bestimmter Unternehmen in Öster­reich. Sagen wir es, wie es ist! Warum ist der Herr Finanzminister Grasser umgefallen? Wir werden das am Nachmittag noch ausführlich diskutieren. (Abg. Murauer: Glauben Sie wirklich, Herr Kollege, wir kaufen Flieger für die Wirtschaftstreibenden?)

Meine Damen und Herren! Statt Initiativen in der Europapolitik zu setzen, statt die Her­ausforderung Mittel- und Osteuropas anzusprechen und anzugehen und für eine öko­logische und soziale Neuausrichtung der europäischen Wirtschaftspolitik zu kämpfen, machen Sie nur kleine Kleinstschritte. Doppelbudgetverschachtelung, Missachtung des Parlaments – das sind die Markenzeichen Ihrer Demokratiepolitik!

Dagegen stehen wir Grüne. Wir wollen die Sicherung der Lebensqualität für die Öster­reicherinnen und die Österreicher, und das bedeutet aus meiner Sicht eine soziale und ökologische Neuausrichtung der Budgetpolitik. Doch die steht aus, die findet sich nicht in Ihrem Papier, Herr Kollege Grillitsch. (Abg. Grillitsch: Da haben Sie es nicht gele­sen!)

Und – ceterum censeo (Heiterkeit – Abg. Großruck: Ceterum censeo! Das hat nichts mit der Zenzi zu tun!) –: Ich bin der Meinung, dass Sie und wir alle das Anti-AKW-Volksbegehren von Greenpeace unterstützen sollten, und ich fordere Sie auf, das auch zu tun. (Beifall bei den Grünen.)

14.08

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wie die alten Römer das ausgesprochen haben, wissen wir nicht, weil uns das phonetisch nicht überliefert ist.

Meine Damen und Herren! Zu Wort gemeldet hat sich als Nächste Frau Abgeordnete Rossmann. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.09

Abgeordnete Mares Rossmann| (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Ministerin! Meine Herren Minister auf der Regierungsbank! Es ist schon sonderbar, wenn die Opposition hier herausgeht und sagt, sie könne dem Harmonisierungsantrag nicht zustimmen. (Abg. Mag. Trunk: Das ist nicht sonderbar! Sie wissen, warum wir nicht zustimmen!)

Ich muss sagen: Das verwundert mich deshalb – und wir werden das auch sehr genau beobachten –, weil möglichst rasche Harmonisierung heißt, dass eine Zweidrittelmehr­heit natürlich hilfreich wäre und dass auch die Länder beziehungsweise vor allem die Statutarstädte dann endlich in ihre bestehenden und durchaus nicht mehr zeitgemäßen Privilegien eingreifen könnten.

Ich sage das aus der Sicht der Stadt Graz. Dort gibt es nach wie vor ein Beamten­dienstrecht und Privilegien, die mit nichts mehr zu erklären sind. Ich sage nur ein Bei­spiel: Ein Altpolitiker der Stadt Graz hat heute auch ... (Abg. Eder: Götz!) Auch Götz, selbstverständlich, aber es gibt auch den Herrn Stoiser  von der SPÖ, der Kollege von Herrn Götz und zu Zeiten des Herrn Götz Finanzstadtrat in Graz war. (Abg. Eder: Wel­che Pension hat der Herr Götz?) Aber ich sage auch, dass es wichtig ist, in diese Privi­legien einzugreifen, und zwar rasch.

Ich sage Ihnen ein Beispiel – und das ist noch viel markanter als jenes von Götz –: Wenn ein Altpolitiker einen Antrag auf Begräbniszuschuss stellt und ihm rechtlich, also nach geltendem Recht, ein Begräbniszuschuss von 20 000 € zusteht (Zwischenrufe bei der SPÖ), dann ist das heute nicht mehr erklärbar, vor allem nicht erklärbar im Lichte dieser Diskussion, die wir hier führen.

Da bin ich auch ganz der Meinung des Kollegen Einem, wenn er sagt, es dürfe keine Kaufkraftschwächung bei den Pensionisten geben. Jetzt frage ich Sie: Wer hat denn in den letzten Jahrzehnten, in den letzten 15 Jahren, kann man durchaus sagen, die Kauf­kraft der Pensionisten wirklich ge­schwächt? (Abg. Hagenhofer: Das ist ein Wahn­sinn!) Das waren Sie mit einem sozialdemokratischen Bundeskanzler und mit einem sozialdemokratischen Finanzminister. (Abg. Hagenhofer: Das sagen gerade Sie!) Ja sicher! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Wir waren die Er­sten, diese Bundes­regierung hat erst­mals seit acht Jahren den Ausgleichs­zula­genrichtsatz wieder erhöht. (Abg. Dr. Glawischnig: Um 40 €!) Das ist jetzt ge­schehen. Diese Bundesregierung hat das gemacht. Wo waren Sie die letzten Jahre?

Ich möchte noch etwas ansprechen. Sie haben vom Solidaritätsbeitrag für Bezieher höherer Pensionen gesprochen, also von einem Eingriff in höhere Pensionen. Wir ma­chen es bei den Politikerpensionen, weil uns die Experten sagen, bis zu 15 Prozent ist es verträglich. Das wird vor dem Verfassungsgerichtshof halten.

Was hindert Sie daran? Sie wissen ganz genau, in bestehende Rechte einzugreifen ist gefährlich, aber mit Zweidrittelmehrheit wäre es leichter, wäre es machbar. Was hindert Sie daran? Ich sage Ihnen, was Sie daran hindert? – Ihre eigenen Privilegienritter, auch von Seiten der Beamtenschaft, die natürlich aufschreien würden, wenn hier Maß­nahmen gesetzt würden.

Ich sage Ihnen auch etwas zu den Politikerregelungen, die wir jetzt vollziehen. Ich bin auch eine derjenigen, die es wirklich satt haben, immer mit Altpolitikern in einen Topf geworfen zu werden. Wir haben mittlerweile drei Kategorien von Politikern, auch in diesem Hohen Haus. Die Altpolitiker, die nicht optieren konnten, die sind in der alten Regelung, die Politiker, die zwischen der alten oder neuen Regelung optieren konnten, und die Politiker, die auch nicht optieren konnten und die nur in der neuen Regelung sind. Darüber gibt es  – das sage ich auch – eine Darstellung in der Öffentlichkeit, bei der alles vermischt wird, denn auch dann, wenn man freiwillig auf etwas verzichtet, so wie ich, hat man durchaus immer wieder Erklärungsbedarf, dass man nicht zu jenen gehört, die unter diese Altre­gelungen fallen und die gar nicht einmal ver­zichten konn­ten. (Abg. Hagenhofer: Auf was haben Sie verzichtet?) Deshalb haben wir den Mut und greifen in bestehende Politikerprivilegien ein, und zwar bis zu 15 Prozent.

Ich sage noch etwas: Auch für die­se Ent­geltfort­zahlung habe ich nie Verständnis ge­habt. Jeder von uns, der hier sitzt, ist freiwillig in die Politik gegangen. Es wurde nie­mand gezwungen, seinen Beruf aufzugeben, zu wechseln und in den Nationalrat oder in eine Regierung zu gehen. Das ist eine freiwillige Lebensentscheidung, die jeder ge­troffen hat, auch mit dem Aspekt, dass er weiß, was auf ihn zukommt. Deshalb hält sich auch mein Mitleid mit allen in Grenzen, und deshalb verstehe ich auch die Grünen nicht, dass sie nicht bereit waren, hier mitzugehen, dass man diese Fortzahlung für Politiker überhaupt abschafft.

Ich bin froh darüber, dass es wenigsten gelungen ist, dass man jetzt freiwillig darauf verzichten kann (Abg. Oberhaidinger: Man muss einen Antrag stellen, falls Sie das nicht wissen sollten!), dass man zumindest einen Antrag stellen muss und das nicht automatisch bekommt, dass die Zeiten gekürzt wurden und dass auch der Prozentsatz vom Aktivbezug auf 75 Prozent gesenkt wurde.

Damit komme ich jetzt zum nächsten Punkt, nämlich zu den Verhandlungen, die noch stattfinden. Da sage ich durchaus – auch wenn ich von einem christlichen Blatt als Re­bellin und in kriegerischer Wortwahl als Heckenschütze bezeichnet wurde, was mich von einem christlichen Blatt eigentlich sehr verwundert –: Es muss legitim sein, dass man als freie Abgeordnete bis zur letzten Minute noch versucht, hineinzuverhandeln, was hineinzuverhandeln ist. Das ist unser gutes Recht, das machen wir, und das hat, während Sie auf Urlaub waren, über Pfingsten stattgefunden und findet weiterhin statt. (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) Mit den Details werden Sie dann morgen konfrontiert sein, und wir werden ganz genau beobachten, wie Sie sich verhalten, vor allem, wenn es um die Harmonisierung geht, vor allem, wenn es um einen Solidarbeitrag geht. (Bei­fall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

14.15

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr wird Herr Abgeordneter Broukal sprechen. Redezeit: 4 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.15

Abgeordneter Josef Broukal| (SPÖ): Frau Staatssekretärin! Ja, das ist immer gut, aber Sie kennen dieses alte christliche Zitat – die Gefahr ist nur, dass ich es in jeder Rede verwende –, das vom Balken und vom Splitter. Ich sage nur Götz Alexander. Oder? Wenn ich mich recht er­innere, hat er drei Pen­sionen: die eines Grazer Bürger­meister, die eines Grazer Messe­direktors und die eines Grazer Ma­gistrats­beamten im A-Schema. Das sei ihm alles ge­gönnt. (Zwischenruf der Abg. Rossmann.) Der hat auch eine Pension, soweit ich mich erinnern kann, eine von der Länderbank.

Also ich würde einmal sagen: Beginnen Sie dort mit dem Schuttaufräumen, und wenn Sie damit fertig sind, kommen Sie zu uns! Dann schauen wir, ob es bei uns solche Fäl­le gibt. Meiner Erinnerung nach keinen einzigen. (Beifall bei der SPÖ. – Lebhafte Zwi­schenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das Nächste ist: Wenn Sie davon reden, dass in den letzten ein­einhalb Jahr­zehnten die Kauf­kraft der Pen­sionen in Österreich ge­schwächt worden wäre und sozial­demokratische Sozial­minister dafür verantwortlich seien, dann frage ich: Wo waren Sie in den letzten 15 Jahren – ausgenommen an einem Tresen in Ihrem Lokal in Graz, wo man wahrscheinlich am späten Abend die Dinge nicht mehr ganz nüchtern sieht? (Abg. Gahr: Na hallo! Hallo, wo sind wir denn? – Wei­tere lebhafte Zwischen­rufe bei den Frei­heitli­chen und der ÖVP.) Die Kauf­kraft der Pen­sionen in Österreich ist durch die Jahre und Jahrzehnte gestiegen. Sie sinkt seit dem Jahr 2000, wenn Sie es genau wissen wollen. So ist es! (Beifall bei der SPÖ.) – Aber ich muss auch aufpassen, dass ich mich nicht ins Beliebige verliere, je länger der Tag wird.

Herr Abgeordneter Mitterlehner, danke, dass Sie hier geblieben sind. Was hätte man tun sollen? – Eine rich­tige Frau­ge! Ich sage: Der Herr Bundes­kanzler hätte bei dem blei­ben sollen, was er im Wahl­kampf den Österreicherinnen und Österreichern ver­sprochen hat: die Ausarbeitung einer Pensionsreform mit den Sozialpartnern und den Seniorenverbänden, bei der sich alle an einen Tisch setzen – mittlerweile kann ich es auswendig, weil es von der Frau Glück  oder von wem immer so gut formuliert war –, eine gemeinsame Lösung für zehn Jahre ausarbeiten und die dann gemeinsam den Menschen erklären.

Vergleichen Sie das, was Sie in den letzten Monaten gemacht haben, beginnend mit dem 31. März, wo Sie den Leuten zuerst einmal gesagt haben: Wir kürzen, und zwar sofort und in Höhe von unwidersprochen 30 bis 40 Prozent!, mit dem, was später kam. Dann kamen Sie einen Monat später her und sagten: Eh alles nicht so arg! Nach einem zweiten Monat kamen Sie wieder und sagten: Ätsch, gilt eh nicht, wir haben es abge­federt! (Abg. Hornek: Was haben Sie die ganze Zeit getan?) Das war die Vorgangs­weise, die Sie gewählt haben, statt der, von der der Herr Bundeskanzler noch im Wahlkampf der Meinung war, sie wäre die richtige. Die Wirtschaftskammer ist, sofern mich nicht alles täuscht, auch ziemlich lange der Meinung gewesen, dass man in Ruhe und gemeinsam hätte verhandeln sollen. (Beifall bei der SPÖ.)

Was hätte man noch machen können, Herr Abgeordneter Mitterlehner? – Nun, man hätte die Kürzungen sozial gerecht vornehmen können. Da stimmen Sie mir zu. Sozial gerecht heißt in der Regel: Die, die weniger haben, zahlen weniger drauf als die, die mehr haben. Oder? (Abg. Neudeck: Das machen wir ja!)

Okay, das machen Sie bis maximal 1 000 € im Monat – oder? – bei den gemeinsamen Pensionen, und darüber hinaus ist die 10-Prozent-Sense. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: 10 Prozent von 1 000 € spare ich schwerer als 10 Prozent von 2 000 oder 3 000 €. Das liegt für jeden Menschen auf der Hand, ausgenommen für Sie, die sich alle nicht vor­stellen können, von 1 000 € im Monat leben zu müssen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich werde Ihnen etwas erzählen: Ich komme aus einer Zimmer-Küche-Wohnung mit 23 Quadratmetern und Wasser am Gang. Meine Eltern waren lange Zeit Arbeiter. Mein Vater hat eine Pension von, ich schätze, weniger als 2 000 €, von der auch die Mutter leben muss. Ich weiß, was es heißt, mit wenig Geld zu leben, mit so wenig Geld, wie Sie sich gar nie vorstellen können, dass man leben muss über Jahre und Jahrzehnte. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das Dritte ist: Sie hätten bei dieser ganzen Pensionsreformdebatte einfach bei der Wahrheit bleiben können. Sie hätten das sagen können, was die Wahrheit ist. Sie spa­ren bei den Pensionen hier und jetzt und heute und in diesem Umfang, weil Sie, ers­tens Budget­löcher stopfen müssen, weil Sie zwei­tens Steuer­zuckerl für Unternehmer beschließen. Das haben Sie vor einer Stunde noch gelobt. Unerhört! Wissen Sie von der FPÖ eigentlich, welcher Regelung Sie da zugestimmt haben? Ein Unternehmer, der so gut verdient, dass er sein Geld nicht jedes Jahr braucht, sondern es auf dem Firmen­konto lie­gen lassen kann, der bezahlt zu­nächst ein­mal die halbe Steuer, und nach sie­ben Jahren ge­hört es ihm ganz. Das ha­ben Sie heute mitbeschlossen. (Abg. Neudeck: Das ist doch eine Forderung von euch auch! Das ist ja lächerlich! – Weitere Zwischenrufe.) Das beschließen Sie zur gleichen Zeit, zu der Sie Leuten, die 1 000 € Pension haben, von der Pension noch was wegnehmen. Das ist doch unglaublich! Oder? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Eines zum Abschluss – und damit werde ich wieder versöhnlich –: Wir werden nicht imstande sein, das zu verhindern, was im nächsten Jahr schon wirksam wird, und es tut uns Leid, dass Sie diese Kürzungen schon fürs nächste Jahr beschließen. Das, was Sie sich mittel- und langfristig vorgenommen haben, ist, so hoffe ich sehr, nur das Pa­pier wert, auf dem es derzeit steht, weil wir es ändern werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt als Nächste Frau Abgeordnete Lentsch. Sie spricht wunschgemäß 6 Minuten. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


14.20

Abgeordnete Edeltraud Lentsch| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrter Herr Broukal, Ihre Polemik verdient es nicht, dass man darauf eingeht. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Budgetbegleitgesetze haben es an sich, dass sie sehr umfangreich sind, das liegt in der Natur der Sache. Dass es diesmal über 700 Seiten sind, zeigt sehr deutlich, dass der Reformstau enorm ist. Es zeigt aber umgekehrt auch, dass diese Bundesregierung entschlossen ist, diese Reformen anzugehen. Wir haben in den letzten Jahren das Budget stabilisiert, aber jetzt müssen neue Strukturen eingezogen werden, damit man den Staatshaushalt langfristig finanzieren kann. Dieser Staatshaushalt ist nicht irgendein abstraktes Ding, vor allem nicht in Österreich, da hier sehr viele Lebensbereiche vom Staat abhängig sind. Das beginnt bei den Schulen und zieht sich über das Gesundheitssystem bis hin zur Alterssicherung.

Ministerin Gehrer ist dabei, im Schulbereich die notwendigen Reformen einzuleiten. Es gibt immer weniger Kinder, das ist uns allen sicherlich sehr schmerzlich bewusst, auch im Hinblick auf die Pensionen. Die Klassen werden immer kleiner, die technischen Mit­tel werden immer besser, da muss sich auch an den Abläufen etwas ändern, sollte man meinen. Die Kürzung der Stundenzahl ist ein erster Schritt; ob er optimal ist, wird sich erst herausstellen. Ich sehe aber weit und breit keine besseren Vorschläge, weder von den Lehrern noch von den Direktoren und schon gar nicht von der Gewerkschaft.

Genauso ist es bei den Pensionen, geschätzte Damen und Herren! Dass unsere Pen­sionen nur dann sicher sind, wenn wir sie auch finanzieren können, weiß in der Zwi­schenzeit jedes Kind. Nur in der Opposition und vor allem in der Gewerkschaft geht man da an der Realität vorbei, aber alle anderen Österreicherinnen und Österreicher haben das längst registriert. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Österreicherinnen und Österreicher wissen ganz genau, dass man mit Streiks Pensionen nicht sichern kann. Ganz im Gegenteil: Wir werden uns sehr anstrengen müssen und noch mehr leisten müssen, um das ganze System zu erhalten.

Natürlich ist es für die Oppositionsparteien sehr verlockend, diese Pensionssicherungs­reform schlecht zu reden. Auch das liegt in der Natur der Sache. Ich habe mich erst in der vorigen Woche mit einem Kollegen aus einer Oppositionspartei unterhalten, und er hat gemeint: Sehen Sie, liebe Frau Kollegin, es ist ja die Aufgabe der Opposition, da­gegen zu sein! (Abg. Steibl: Na so was!) – Aber ich ersuche Sie dringend, geschätzte Damen und Herren von der SPÖ und von den Grünen, mit Ihrer Polemik dort Halt zu machen, wo es um das Wohl unseres Staates geht, mit Ihrer Polemik dort Halt zu ma­chen, wo es um das Wohl unserer Bevölkerung geht, denn Sie machen den Menschen draußen Angst, und Menschen, die Angst haben, sind nicht glücklich. (Abg. Reheis: Ihre Politik macht den Menschen Angst!) Nein, das sind Sie! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Tatsache ist, dass wir keinen Spielraum mehr haben. Wir müssen jetzt handeln, um dieses gute System in 15, in 20 Jahren noch erhalten zu können. (Zwischenruf des Abg. Oberhaidinger.) Alles, was wir an finanziellem Spiel­raum hatten, haben Sie, ge­schätzte Da­men und Herren von der SPÖ, und Ihre Finanz­minister in den letzten Jahr­zehnten „vergeigt“. Auch das wissen alle Österreiche­rinnen und Österrei­cher! (Widerspruch bei der SPÖ.)

Geschätzten Damen und Herren! In Wirklichkeit ist es ja so, dass die ganzen Streiks und Krampf-, nein, Kampf­maß­nahmen – fast hätte ich jetzt „Krampfmaßnahmen“ ge­sagt (Zwischenrufe bei der SPÖ) – des ÖGB draußen nur Kopfschütteln auslösen. Sie wissen ganz genau, dass die Stimmung draußen längst gekippt ist, daher haben Sie auch Ihre großen Streiks zurückgezogen und auf den Herbst verschoben.

In der Zwi­schen­zeit kommen wir Ab­geord­nete dran – alle, die die­ser Pensions­siche­rungsreform zu­stimmen werden –, und zwar in Form von Plakaten. Ich möchte mich jetzt schon dafür bedanken, wir hatten das schon einmal: Im Jahr 2000, bei der letzten Pen­sions­reform, als wir das Früh­pen­sions­alter um eineinhalb Jahre hinaufge­setzt hat­ten, gab es auch Plakate. Ein Dankeschön dafür! Meine Popularität in meinem Wahl­kreis ist dadurch enorm gestiegen, und ich habe – möglicherweise auch durch diese Plakate – so viele Vorzugsstimmen bekommen, wie vor mir keiner in unserer Partei hatte. Herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Brosz: Wo wohnen Sie eigentlich?) Im Burgenland, im Wahlkreis Nord 1.

Geschätzte Damen und Herren! Wir haben sehr lange auf Vorschläge von der SPÖ und vor allem vom Gewerkschaftsbund gewartet. Außer einem sehr trotzigen Nein ist nichts gekommen.

Ich sehe, dass meine Redezeit zu Ende ist; daher ein Schlusssatz: Ich möchte dem ÖGB nahe legen, nicht die Muskeln auf der Straße spielen zu lassen, sondern den Kopf einzusetzen. Dann werden Sie auch registrieren, dass man gegen eine allgemei­ne Demographie nicht streiken kann. (Beifall bei der ÖVP.)

14.25

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. Freiwilli­ge Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.26

Abgeordneter Dieter Brosz| (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich möchte mit etwas an­fangen, was an diesen Budget­begleit­gesetzen po­sitiv zu erwähnen ist – das gibt es doch auch. Die Bundessportför­derung soll jetzt novelliert werden, auch die Aufteilung, und es ist nach dieser Neurege­lungen erstmals der Fall, dass auch der Behindertensportverband eine Basisförderung bekommen wird. Wir haben das jahrelang gefordert, daher begrüßen wir diesen Schritt. Wenn Sie es nicht in die Budgetbegleitgesetze verpackt hätten, dann hätten wir sogar zu­stimmen können. Aber da wir der Pen­sionsreform nicht zustimmen werden, muss das leider ohne unsere Zustimmung bleiben, auch wenn es uns freut.

Es freut mich auch, dass Bundesministerin Gehrer hinter mir auf der Regierungsbank sitzt. Es ist schon bemerkenswert, was alles in den Budgetbegleitgesetzen drinnen ist, mit 91 Gesetzen! Dann gibt es eine Debatte, die ja die letzten Wochen in nicht gerin­gem Maße geprägt hat, nämlich jene um die Kürzung der Zahl der Unterrichts­stunden im Schul­system. Siehe da, da­von findet sich nichts drinnen. Kein Wunder ... (Bundes­ministerin Gehrer: Das ist kein Gesetz!) Eben, weil es kein Gesetz ist! Das wollte ich gerade sagen, dass kein Gesetz notwendig ist für eine Maßnahme wie eine Stunden­zahlkürzung. Theoretisch könnte man also in Österreich die Hälfte der Stunden ab­schaffen und bräuchte dafür kein Gesetz, aber wenn man Leibesübungen in „Bewe­gung und Sport“ umbenennen will, dann braucht man nicht nur ein Gesetz, sondern sogar eine Zweidrittelmehrheit. – So viel zu den Wertigkeiten in der Gesetzgebung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber weil Sie gerade hier sind, Frau Bundesministerin, vielleicht doch ein paar Worte zu dem, was eigentlich hätte drinstehen sollen: Die budgetären Auswirkungen davon sind nicht gering, es handelt sich dabei wahrscheinlich sogar um eine der massivsten Einsparungen. Faktum ist, dass diese Stundenzahlkürzung auf einer von Ihnen immer wieder zitierten OECD-Studie basiert, die nicht so ist, wie Sie behauptet haben, und die eigentlich nur dadurch zustande gekommen ist, dass das österreichische Ministerium nicht in der Lage war, die entsprechenden Daten so, wie es vorgesehen gewesen wä­re, an die OECD zu liefern.

Jetzt möchte ich gar nicht sagen, dass man dabei nicht über die Reformen diskutieren kann. Aber es genügt nicht, herzugehen und eine Stundenzahlkürzung auszurufen, die de facto eine reine Streichung ist, ohne genau die Maßnahmen zu ergreifen, die schon lange notwendig wären. Dafür nämlich, im Fördersystem endlich weitere Schritte zu setzen und lernschwächere Kinder zu fördern, geschieht nichts. Sie haben in einem „profil“-Interview vor zwei Wochen gesagt, dass es dringend notwendig sei, die Anzahl derjenigen, die in Österreich am Ende der Schulpflicht große Lernschwierigkeiten und Leseverständnisschwierigkeiten haben – das sind in etwa 14 Prozent –, zu halbieren. Ich frage mich: Wo geschieht das? – Nirgends geschieht es, und dass es allein da­durch, dass Stunden gekürzt werden, zu einer Besserung kommen wird, kann man wohl nicht behaupten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Brinek: In der Volksschule gibt es Gesamtunterricht!)

Aber da­mit Kollegin Brinek nicht so viel zwischenrufen muss, kommen wir zur Pensi­onsreform. (Abg. Dr. Brinek: Das ist nicht eine Frage von Kürzungen ...!) – Ein qualifi­zierter Zwischenruf, wie meistens. (Abg. Dr. Brinek: Ja, weil in der Volksschule Ge­samtunterricht ...!)

Kommen wir zur Pensionsreform! – Die Pensionsreform verkaufen Sie immer so, dass es die Reform ist, die den Jüngeren nützen und helfen soll. Ich finde, es ist die größte Verdrehung an der ganzen Geschichte der Pensionsreform, zu behaupten, dass die nach wie vor bestehenden Kürzungen – Kollege Kurzbauer hat sich, glaube ich, vorhin wie­der darüber aufgeregt – von 30 bis 40 Pro­zent nicht ge­ge­ben wären. Selbst­verständlich gibt es sie: Bei allen, die unter 35 Jahren sind, hat sich ja nichts verändert, warum also sollten dort die Kürzungen geringer sein! (Abg. Dr. Brinek: Wann gehen denn die in Pension?) – Sie wollen also bei den Ausführungen über die Pension auch zwischenrufen? – Okay.

Dass Sie um 30 bis 40 Pro­zent kürzen, ist ein Fak­tum. Dass Sie dann immer behaup­ten, die Jüngeren können sich ihr Leben gestalten und sich darauf einstellen, ist schon bis zu einem gewissen Grad originell. 33-Jährige, 34-Jährige haben wohl nicht mehr die Möglichkeit, sich das komplette Leben neu zu gestalten. Wenn man 45 Jahre gear­beitet haben muss, um auf den Höchstsatz zu kommen, dann muss man dafür relativ früh angefangen haben. Alle, die studiert haben, alle, die später angefangen haben, haben dazu schlicht und einfach nicht mehr die Möglichkeit. Alle, die während ihres Studiums in Teilzeit gearbeitet haben, haben nicht mehr die Möglichkeit, diese Verluste auszugleichen. (Abg. Dr. Brinek: 30-Jährige ...!)

Es kommt hinzu, dass die Aufwertungsfaktoren, von denen Sie immer reden, natürlich gerade die Jüngeren massiv treffen. Diese Faktoren sind bei weitem nicht so, dass das, was man in jungen Jahren verdient hat – auch in hohem Ausmaß, wenn man gut verdient hat –, eins zu eins auf die Pension durchschlägt, weil es einfach über die Zeit weniger wert wird.

Hier nun herzugehen und immer davon zu sprechen, dass die Jungen diejenigen sind, die diese Pensionsreform brauchen, und dass sie die Nutznießer sind – ich weiß nicht! Sie sollten einmal mit den Jungen darüber reden, wie sie das sehen. Die haben andere Probleme bei der Pension, nämlich dass sie wesentlich weniger bekommen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Brinek: Sie kriegen noch weniger, wenn es keine Reform ...!)

Sie haben auch Probleme mit dem, was jetzt im Pensionssystem läuft. Meiner Meinung nach – das ist das, was ich zu hören bekomme – ärgern sie sich durchaus auch da­rü­ber, dass diese Trennung gemacht wird. Die junge Generation fühlt sich dadurch nicht geschützt, dass die Trennung gemacht wird und dass man sagt: Jetzt wird nicht einge­griffen, danach 10 Prozent Deckelung! – Aber alle, die darunter sind, trifft es voll. Dafür ist das Verständnis sehr gering.

Ich verstehe nach wie vor nicht, warum wir jetzt nicht über den Bereich von hohen Pensionen haben reden können, dass man auch dort etwas zur Pensionssicherung beiträgt. Das ist die Klientelpolitik, die Sie zu verantworten haben, und das verstehe ich im Übrigen bei der FPÖ am wenigsten, denn ich finde, dass es einen Unterschied macht, ob man eine Mindestpension hat – ob jemand eine Pension von 600 € oder 700 € bekommt, und ein großer Teil liegt ja unter 1 000 € – oder ob es wirklich Pensio­nen betrifft, die weit über der ASVG-Höchstbeitragsbemessungsgrundlage und über der Höchstpension liegen. Man sagt bei beiden gleichermaßen: Hier wird nicht einge­griffen! Aber wenn man das Pensionssystem fair gestalten will, dann wird man wohl nicht gleichmäßig drübermähen können und alle gleich betroffen machen können. (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich finde, dass diese Pensionsreform sowohl, was die demographische Entwicklung – und so­mit auch das Pro­blem der Ge­nerationen – be­trifft, nicht fair und nicht ausgewo­gen ist, als auch und vor allem, was die soziale Ausgewogenheit betrifft, nicht fair ist, weil Menschen mit Mindestpensionen und Men­schen, die Pen­sionen von weniger als 1 000 € bekommen, einfach nicht von einer Pensionsreform erfasst werden dürften – wie Sie das machen wollen. (Beifall bei den Grünen.)

14.32

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der sich auf der Rednerliste befindliche Abgeordnete Scheuch ist von seinem Klub auf seinen Wunsch hin soeben von der Rednerliste ge­strichen worden.

Daher gelangt als Nächster Herr Abgeordneter Pendl zu Wort. Ist er im Saal? – Ja.

4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.33

Abgeordneter Otto Pendl| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Nachdem ich mir heute die Ausführungen der Mitglieder dieser Bundesregierung und der Regie­rungsparteien hier angehört habe, habe ich ein bisschen den Ein­druck, dass die Men­schen in unserer Heimat ab 1. Jänner 2004 mehr Geld bekommen – egal, in welchem Bereich. Allein mir fehlt nicht nur der Glaube, son­dern wir kennen auch die nackten Zahlen und die Tatsachen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wissen, dass in der De­batte zu den Bud­get­begleit­gesetzen – es wer­den ja 91 Ge­setze ge­ändert – der­zeit die Pensionsreform alles überdeckt, auch die Anschaffung der uns immer wieder als so gut geschilderten Kampfflugzeuge. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungs­parteien und vor allem von der Freiheitlichen Partei, Ihren Kampf, über den Sie uns heute hier erzählt haben und den Sie seit Tagen und Wochen führen, hätten Sie sich wirklich leichter machen können oder ersparen können! Ihr Parteichef hat diesen An­trag eingebracht, und das hätte, wie wir alle wissen, seinerzeit schon der Ministerrat nicht beschließen müssen. Wenn das schon ein Kampf ist, dann ist es vielleicht eine Debatte im eigenen Klub oder in der eigenen Partei. Aber ich glaube, die Österreiche­rinnen und Österreicher haben sich in einer so wichtigen, sensiblen Frage mehr ver­dient als eine Diskussion in einem Parlamentsklub oder in einer Partei, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Hätte es nicht den Aufschrei von Hunderttausenden, ja Millionen Österreicherinnen und Österreichern gegeben (ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP) – den hat es gege­ben! –, wäre heute wahrscheinlich ein ganz anderer Entwurf hier im Saale als der, über den morgen debattiert und dann abgestimmt wird. Kollege Brosz hat es richtig gesagt: Ich­re so genannten Decke­lungs­rege­lungen lau­fen aus, und die junge Generation in unserer Heimat wird eine um ein Drittel niedrigere Pension haben! Da können Sie dis­kutieren, was Sie wollen.

Da Sie immer wieder von „sozialer Ausgewogenheit“ sprechen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Koalition: Die Menschen in unserer Heimat werden sich ein Bild davon machen, wenn Sie ihnen von 700 € Pension 10 Prozent wegnehmen. Das ist in dieser Einkommenskategorie ein hoher Anteil, das ist sicher in vielen Haushalten nur sehr schwer zu verkraften.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was ich vermisse – und diese Diskussion gibt es auch im Bezirk und im Wahlkreis –, sind Arbeit schaffende Maßnahmen, davon ist nichts zu sehen. Ich glaube, wenn die Menschen ab einem gewissen Alter vermehrt in die Arbeitslosigkeit kommen – und wir kennen die Zah­len darüber und wissen, dass heute in Wirk­lichkeit schon mehr als 50 Pro­zent von der Arbeits­losen­hilfe, von der Not­standsunterstützung oder von der Sozial­hilfe in Pension gehen –, dann wissen wir auch, dass in Zukunft Tausende und Abertausende Menschen quasi in die Armut ge­trieben werden.

Meine geschätzten Damen und Herren! Genau in dieser Zeit feiern Sie: Jetzt werden wir im öffentlichen Dienst noch einmal 10 000 Planstellen reduzieren, und Länder und Gemeinden sind auch aufgerufen. All diese Maßnahmen werden die Problematik auf dem österreichischen Arbeitsmarkt weiterhin verschärfen.

Geschätzte Damen und Herren! Wenn Sie schon Flieger kaufen – ich will dieses The­ma wirklich nicht strapazieren, glaube aber schon, dass man, wie im Ministerrat und in den Budgetbegleitgesetzen beschlossen, die teuersten Kampfflieger anschafft (Abg. Mag. Mainoni: Nein!) –, während gleichzeitig eine Pensionsreform stattfindet, obwohl noch niemand in diesem Saale weiß, ob es die Flieger überhaupt einmal geben wird, dann sollten Sie vorher alle Fragen geklärt haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich jemand ein Auto gekauft hat, obwohl er nicht einmal gewusst hat, ob es einmal produziert werden wird. Aber wir sind hier gerade auf dem Weg, Flieger zu kaufen, die von der Aus­stattung her keiner braucht und von de­nen außer­dem kei­ner weiß, ob sie je­mals an­ge­schafft wer­den können. (Zwischen­ruf des Abg. Dr. Spindelegger.)

Das sind keine Reformen für die Menschen in unserer Heimat, und so stellen wir uns auch einen Budgetvollzug nicht vor, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

14.38

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rasinger zu Wort. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.38

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Abgeordneter Gusenbauer hat heute ein Musterbeispiel dafür geliefert, wie man die Realität verleugnen kann. Er hat behauptet, dass die Maßnahmen der Regierung zu einer Finanz­krise und einem ver­größerten Loch im Gesund­heitswesen führen würden, und gleichzeitig hat er gesagt, mangelnde Solidarität sei ein Kennzeichen dieser Re­gierung. – Ich glaube, er hat das Gesetz schlecht gelesen. Allein 2004 sind 300 Mil­lion € zusätzlich für das Ge­sundheitswesen budgetiert, und 2005 werden es sogar 400 Millionen € sein.

Es interessiert mich, von Ihnen ein­mal zu wissen: Welche Visionen haben Sie eigent­lich? Welches Niveau wollen Sie in diesem Staat in der Gesundheitsversorgung? Und natürlich: Wer soll es bezahlen? – Fordern ist die eine Seite, aber Bezahlen ist die an­dere Seite! Im Gegenteil: Sie polemisieren genauso wie bei der Pensionsreform. (Abg. Mag. Wurm: Bei Ihnen bezahlen die Armen, dass die Reichen ...!) Da leugnen Sie permanent, dass die Leute älter werden. Heute beziehen die Leute 21 Jahre Pension statt, wie 1970, acht Jahre. Wir wollen das, wir freuen uns darüber! Die Leute werden heute, im Ver­gleich zu 1970, im Durch­schnitt acht Jahre älter (Abg. Mag. Wurm: Ein Arbeiter am Hochofen nicht!), und dieser Trend zu einem höheren Lebensalter wird weiter zunehmen. Das heißt, wir müssen ... (Das Mobiltelefon des Redners beginnt eine Melodie zu spielen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, ist das Ihr Handy? (Abg. Dr. Rasin­ger schaltet sein Mobiltelefon aus. – Heiterkeit.) Ich bin absolut sprachlos; das nächste Mal erteile ich einen Ordnungsruf!

 


Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger| (fort­setzend): Wir haben im Regierungs­programm eindeutig festgelegt, dass wir Weltklasse wollen, und zwar Weltklasse für alle, unab­hängig vom Alter und unabhängig vom Einkommen.

Daher haben wir drei Maßnahmen vorgesehen:

Erstens: Freizeitunfälle. – Die Zahl der Arbeitsunfälle macht heute 25 Prozent der Frei­zeitunfälle aus. Selbstverständlich müssen wir uns dieser Herausforderung stellen. Wir haben jetzt gerade das Pfingstwochenende hinter uns, und Gott sei Dank hat es keinen Rekord an Todesopfern gegeben. Es gab aber sehr viele Autounfälle, die sehr hohe Folgekosten nach sich ziehen. Sich in der Freizeit sportlich zu betätigen, ist gesund, aber es gibt da­bei auch Ver­letzte. Der Schen­kelhalsbruch beispielsweise fällt auch un­ter die Frei­zeit­un­fälle. Jähr­lich er­lei­den 12 000 Men­schen ei­nen Schenkelhalsbruch und werden sehr gut rehabilitiert, während das früher praktisch Siechtum und Tod zur Fol­ge hatte. Zahlenmäßig entspricht das einer mittelgroßen österreichischen Stadt.

Ihre Alternative wären Kürzungen der ohne Bezahlung zur Verfügung gestellten Leis­tungen oder, wie es Rot-Grün in Deutschland vorzeigt, Sen­kung der Leistungen. – Oder?

Zweitens: Der ein Prozent höhere Beitrag der Pensionisten ist meiner Meinung nach ein Solidarbeitrag. Wenn man sich die Daten der Krankenkassen anschaut, dann sieht man: Es decken heute die Einnahmen aus den Beiträgen der Pensionisten 40 Prozent der Aufwendungen. Das soll auch weiter­hin so sein, das Un­gleichgewicht ist nicht kor­rigierbar, weil 80 Prozent der Leistungen eben von Älteren in Anspruch genommen werden und Ältere im Vergleich zu 40-Jährigen sechs Mal höhere Kosten aufweisen. Wenn wir uns diesem Problem nicht stellen, dann müssen wir die Leistungen senken, und ich meine, es ist vertretbar, wenn auch Pensionisten ihren Beitrag leisten.

Zum Thema Selbstbehalte: Ich möchte sie nicht ausklammern. Es steht aber ausdrück­lich im Gesetz, dass man auf die wirtschaftlichen Verhältnisse Rücksicht nimmt. Sie monieren, dass Selbstbehalte generell unsozial sind. Schauen Sie einmal zu den Ei­senbahnern! Die Eisenbahner haben ein System, mit dem sie sehr zufrieden sind. Sie wollen es unter keinen Umständen ändern. Schauen Sie einmal auf die Selbstbehalte, die die SPÖ-Regierung eingeführt hat! 1 Milliarde € sind es bei einem Gesamtbudget von 10,8 Milliarden €. Wenn wir diese Selbstbehalte nicht hätten, dann müssten wir Leistungen reduzieren, und Leistungen reduzieren heißt, dass die Menschen 100 Pro­zent Selbstbehalt zahlen müssten. Ich kenne kein System auf der Welt, wel­ches ohne Selbstbehalte auskommt.

Sie reden ständig vom Bestrafen und betreiben Greuelpropaganda. Kein Mensch in Österreich will Patien­ten von Gesund­heitsleistun­gen ausschließen. Moderate Selbst­behalte, die noch dazu erst­malig auf das wirt­schaftliche Leistungsniveau Rücksicht nehmen, sind vertretbar und helfen, unser Weltklassesystem abzusichern. Sie haben keine Visionen, Sie verleugnen die Realität und gefährden damit die Solidarität, denn Ihr Weg führt in die schleichende Rationierung. Wir hingegen wollen das beste Ge­sundheitswesen in der EU erhalten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

14.43

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist als Nächste Frau Abgeordnete Rest-Hinterseer. Gewünschte Redezeit: 8 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.44

Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer| (Grüne): Geschätzter Herr Präsident! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Das gibt mir jetzt einen guten Anknüpfungspunkt, hier weiterzureden. Herr Rasinger, vielleicht bleiben Sie noch kurz da, denn ich möchte mich gerne auf Ihre Ausführungen beziehen. (Ruf bei der SPÖ: Es hat doch gerade geläutet! – Abg. Dr. Brinek: Er würde schon so gerne zurückrufen!)

Ich möchte ganz kurz eine Geschichte erzählen, denn wenn wir hier schon so viel vom Leben reden, dann sollten wir auch einmal vom tatsächlichen Leben reden. Anfangs ging ich mit meinem kleinen Kind noch zu einer Wahlärztin. Dann kam ein Arzt, der hatte Krankenkasse. So habe ich mich von meiner Wahlärztin verabschiedet und dabei gesagt: Es tut mir Leid, ich wäre gerne bei Ihnen geblieben, aber ich gehe jetzt zu ei­nem an­deren Arzt, weil der auf Krankenkasse ordiniert! Darauf sagte mir diese Wahl­ärztin ganz bitterböse: Na ja, das ist ja kein Wunder! Die Leute gehen immer dorthin, wo sie etwas gratis bekommen!

Tatsächlich habe ich wirklich oft den Eindruck, dass viele Menschen meinen, dass die­se Leistungen gratis sind, insbesondere bei Ärzten habe ich oft diesen Eindruck. Ich habe aber immer dafür bezahlt, und zwar monatlich und nicht wenig. In der Diskussion über Selbst­behalte wä­re also anzu­erkennen, dass wir die gan­ze Zeit über Selbstbehal­te zahlen. Wir finanzieren unser System ja selbst! Von den Ärzten wird das System nicht finanziert! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte Sie (in Richtung des Abg. Dr. Rasinger) jetzt nicht mehr aufhalten. Das war alles, was ich zu diesem Thema zu sagen hatte. (Abg. Brosz: Sie dürfen jetzt telefo­nieren!)

Jetzt möchte ich mich ein bisschen auf die Vergangenheit beziehen, weil die ÖVP heu­te so gerne und ausführlich über die Vergangenheit spricht und Aussagen von wich­tigen Männern, ins­besonde­re aus an­deren Fraktio­nen, zitiert. Ich möchte Meilensteine auf dem Weg des Herrn Dr. Schüssel anführen zu einer Zeit, als er noch Wirtschafts­minister war. Vielleicht denken Sie sich: Was hat das alles mit dieser Debatte zu tun? Ich hoffe, Sie dorthin führen zu können, was meine Überlegung dabei ist.

1992 hat Herr Dr. Schüssel als Wirtschaftsminister die Privatisierung von Schloss Schönbrunn veranlasst. (Abg. Dr. Brinek: Eine Erfolgsgeschichte!) 1993 hat er die Umwandlung der sechs Straßensondergesellschaften veranlasst und auch die Reform der Gewerbeordnung. Weiter steht nichts in seinem Lebenslauf über die Periode als Wirtschaftsminister, was sehr überrascht, weil Österreich in dieser Zeit immerhin WTO-Mitglied geworden ist und der Wirtschafts­minister natür­lich auch an der Um­wand­lung des GATT zur Welt­handelsor­gani­sation mit­ge­wirkt hat. (Bun­des­mi­nister Dr. Barten­stein: Seit wann ist Österreich WTO-Mitglied, bitte?) Am 1. Jänner 1995. Die Verhand­lungen führte Minister Schüssel als Wirtschaftsminister. Am 12. April 1994 wurden die­se Verträge ratifiziert. (Bundesminister Dr. Bartenstein: Nein! – Abg. Mag. Wurm: Da waren Sie noch Familienminister! – Bundesminister Dr. Bartenstein: Keine Ahnung!) Gut, wir können dann gerne nachschauen. – So steht es jedenfalls im Internet. (Neuerliche Zwischenrufe des Bundesministers Dr. Bartenstein sowie der Abg. Mag. Wurm.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Meine Herren auf der Regierungsbank! Die Rednerin empfindet es als absolut lästig, wenn ihr hinten in das Genick hineingeredet wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer| (fortsetzend): Danke schön. – Wir können uns danach gern von Angesicht zu Angesicht unterhalten, Herr Dr. Bartenstein. Das ist wirklich ein wichtiges und interessantes Thema. Es ist auch interessant, warum immer der Mantel des Schweigens über dieses Thema gebreitet wird.

Jetzt komme ich sozusagen in der großen Runde zurück zur Pensionsreform und zur heutigen Debatte. Wir befinden uns nämlich nicht irgendwie zufällig in einer Situation, in der uns das Geld ausgeht und wir deswegen eine andere Politik beginnen müssen, sondern wir bewegen uns in einer massiven Strömung des Neoliberalismus. Das sind alles keine Zufälligkeiten, sondern es handelt sich um eine politische Richtung, die von mächtigen Regierungen, von transnationalen Konzernen oder zum Teil auch von Ein­zelpersonen gelenkt wird. Es herrscht kein Chaos, auch wenn es für uns oft so aus­schaut, sondern es steckt ein großes Muster dahinter.

Die ASVG-Versicherten in unserem Lande – und hierin gebe ich ihnen vollkommen Recht, und ich selbst habe auch oft das Gefühl – denken sich: Nein, wir können das System nicht mehr finanzieren, wir müssen sparsam sein! Insbesondere Frauen sagen in Debatten oft: Wir können doch nicht etwas verlangen, was wir gar nicht eingezahlt haben! – Andere Menschen hingegen plagen solche Skrupel praktisch überhaupt nicht. Viele ASVG-Pensionisten, ASVG-Versicherte haben aber das Gefühl, dass es einfach nicht mehr reicht.

Dabei übersehen Sie völlig, dass die großen Kapitalströme, die es ja gibt, einfach wo­andershin abgesaugt werden. Es gibt große transnationale Firmen, die gar keine Fir­mensitze mehr haben und gar keine Steuern mehr bezahlen. Sie sitzen auf den Jer­sey- oder den Cayman-Inseln  und ersparen sich dadurch die Steuern. Das Geld legen sie insbesondere in mündelsicheren Anlagen, also Staatsanleihen, an, und holen sich damit sozusagen ein zweites Mal Geld von den Staaten, die früher funktionierende Sozialsysteme hatten. Über all das wird jedoch der Mantel des Schweigens gebreitet.

Der Präsident dieses Hauses beliebt zu sagen, er wolle sich eigentlich aussuchen, welche Arme er unterstütze. Er möchte also wieder das Almosenwesen einführen, weil man nur dann die Guten von den Bösen unterscheiden kann und immer nur diejenigen zu unterstützen braucht, die eben der eigenen Auffassung nach die Guten sind. Wir ha­ben große Pro­bleme mit die­sem neuen Gnade-vor-Recht-System. Wir sind überzeugt, dass die Menschen Rechtsansprüche entwickeln, weil sie auch einzahlen. Wir alle, alle, die hier sitzen, zahlen ein und auch alle, die Sie hier immer wieder als Verhinderer und Bremser beschimpfen. Wir alle zahlen also ein in dieses große System, und wir alle profitieren auch davon, wenn es gerecht und sorgsam verwaltet wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eigentlich ist das heute auch eine Rede an meine Kinder, weil nämlich immer die Kin­der angeführt werden, für die wir hier zu sorgen hätten. Ich habe noch nie den Eindruck gehabt, dass irgendjemand dafür zuständig sein sollte, für mich oder später auch für meine Kinder aufzukommen. All diese Menschen, auch meine Kinder, werden später für sich selbst sorgen, und trotzdem werden sie womöglich manchmal Unterstützung von einem Gemeinwesen brauchen. Ich bin überzeugt davon, dass so ein Gemeinwe­sen durchaus organisierbar ist. Es gibt eine gerechte Welt, aber wir müssen daran bauen, sie ist nicht fertig! (Beifall bei den Grünen.)

14.50

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Mainoni zu Wort. Wunschgemäße Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


14.51

Abgeordneter Mag. Eduard Mainoni| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren von der Regierung! Ich möchte jetzt natürlich nicht die Dringliche Anfrage vorwegnehmen, aber das Thema „Abfangjäger“ ist natürlich auch ein sehr zentrales bei den Budgetbegleitgesetzen und steht zur Entscheidung an. Die Rolle der SPÖ hiebei ist für mich von besonderer Bedeutung.

Unbestritten ist, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, dass beim Ankauf der Draken die Luftraumüberwachung noch kein Problem war. (Abg. Mag. Wurm: Die ist immer ein Problem!) Ich denke, darüber sind wir uns einig. Ich zitiere Ihnen jetzt etwas, das Sie eigentlich auch kennen sollten. Zum Thema Landesverteidigung steht hier – ich zitiere –:

Um die Einsatzbereitschaft des Heeres sicherzustellen, wurde die Finanzierung der Hubschrauberbeschaffung und die Ent­scheidung über den Ankauf eines neuen Luft­raumüberwachungsgeräts fixiert. – Zitatende.

Kennen Sie das? – Viele von Ihnen werden es kennen. Das ist die Punktation des Ver­handlungsergebnisses betreffend das Regierungsprogramm von ÖVP und SPÖ, 18. Jänner 2000. (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.)

Die Regierung ist dann nicht zustande gekommen, aber darüber, dass Luftraumüber­wachungsflugzeuge angeschafft werden, konnte sich die SPÖ sehr wohl mit der ÖVP einigen. (Abg. Gradwohl: Und wer war dann in der Regierung?) Nur jetzt ist es plötz­lich anders. Das ist doch wohl bemerkenswert!

Sehr geehrte Damen und Herren! Wer die Neutralität versteht – und es gibt nur eine Interpretation darüber –, der muss zur Kennt­nis neh­men, dass Neu­tralität laut Neutrali­tätsgesetz erfordert, eben die Neutralität mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf­rechtzuerhalten und zu verteidigen. (Abg. Mag. Wurm: Der Bundeskanzler hat doch gesagt, die Neutralität ist ein Produkt der Geschichte!) Es ist doch unstrittig, dass das nicht nur zu Lande gilt, sondern auch in der Luft.

Neutralität bedeutet weiters: keine Teilnahme an Kriegen. Das wird wohl auch unstrittig sein. Das bedeutet, dass ein Neutraler im Kriegsfall keiner der beiden Streitparteien einen Vorteil einräumen darf, zum Beispiel durch Überflüge. Deshalb haben wir den Luftraum auch zu verteidigen. Selbst eine Neuinterpretation der Neutralität, wie ich es jetzt in einem Zwischenruf gehört habe, durch den Zusammenbruch des Ostblocks zum Beispiel oder den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ändert überhaupt nichts an dem Fak­tum, dass Österreich neutral ist und das Neutralitätsgesetz gilt. (Demonstrativer Beifall der Abgeordneten Mag. Wurm und Mag. Lunacek.)

Das sagen im Übrigen auch alle namhaften Verfassungsrechtler in Österreich. Ich zitie­re Heinz Mayer:

„Ein neutraler Staat muss in der Lage sein, seinen Luftraum zu überwachen.“

Manfred Rotter: „Österreich muss die Souveränität seines Luftraumes wahren können. Elektronisches Radarsystem allein ist nicht ausreichend. Fliegendes Gerät ist notwen­dig.“

Ludwig Adamovich: „Neutralitätsgesetz lässt keine Wahl, einen Ersatz zu beschaffen. Wer die Beschaffung verhindern will, muss vorher die Neutralität aufheben.“ (Abg. Mag. Wurm: Es muss aber nicht der Eurofighter sein!)

Meine Damen und Herren! Das sagen alle namhaften Verfassungsrechtler. Ergänzen muss ich: Theo Öhlinger ist anderer Meinung.

Jetzt kommen wir in die Niederungen der heimischen Politik: Herr Klubobmann Van der Bellen sagte laut APA-Meldung vom 8. August 2002 – ich zitiere –:

„Sollten Verfassungsrechtler zu der Auffassung gelangen, Flugzeuge seien aus Neut­ralitätsgründen als“ ... „Luftraumüberwachung nötig, so muss man in den sauren Apfel beißen.“  – Originalaussage Klubobmann Van der Bellen. (Zwischenruf des Abg. Neu­deck.)

Wie chaotisch die Zustände bei den Grünen sind, zeigt, was danach passiert ist, dass nämlich Glawischnig, Kogler und Pilz sofort erklärten, dass Klubobmann Van der Bel­lens Äußerungen nicht so ganz ernst zu nehmen seien. Sie verstiegen sich dann sogar noch weiter – Sie werden sich sicher erinnern können – zu der Behauptung, Herr Klub­obmann Van der Bellen sei oft von „dialektischen Fragestellungen“ geprägt und des­halb sei das Ganze nicht so ernst zu nehmen. (Abg. Mag. Wurm: Warum sagen Sie nichts zur Pensionsreform? – Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig.) – Das waren Ihre Aussagen dazu; ich zitiere das alles nur.

Aber noch kurioser, um wieder zur SPÖ zurückzukommen, sind natürlich die Aussagen Ihres Klub­ob­mannes Alfred Gu­sen­bauer; APA-Meldung vom 3. Sep­tember 2001, „ORF-Sommergespräch“: In deren Verlauf versteigt sich Herr Gusenbauer zu der Aus­sage – ich zitiere –:

„Ich bin überzeugt, dass ein Verzicht auf Draken-Nachfolger nicht dem Neutralitätsge­setz widerspricht.“ – Zitatende.

Ich weiß nicht, welche Position er einnimmt, sämtliche Verfassungsrechtler sind jeden­falls gegenteiliger Ansicht. Gusenbauer hat hier offensichtlich eine eigene Meinung oder er negiert das Neutralitätsgesetz.

Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Schluss kommend: Ob Dringliche Anfrage, ob diese widersprüchlichen Aussagen der SPÖ oder auch die Haltung der Grünen: Wer die österreichische Verfassung achtet – und wir Nationalratsabgeordnete sind darauf vereidigt –, der muss unter Wahrung dieses Neutralitätsgesetzes dem Ankauf von Ab­fangjägern zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Matznetter: Das steht aber nicht in der Verfassung!)

14.56

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeor­dnete Lapp, Sie ha­ben sich für 4 Minuten zu Wort gemeldet. Das ginge sich noch ohne Unterbrechung aus. Wollen Sie spre­chen? – Bitte.

 


14.56

Abgeordnete Mag. Christine Lapp| (SPÖ): Herr Präsident! Herren Minister! Frau Mi­nisterin! Hohes Haus! Herr Mainoni hat jetzt die Kurve gekratzt, denn er ist ja in den letzten Tagen als einer der Rebellen dargestellt worden, der gegen die Pensionsreform stimmen wird und in sei­ner eige­nen Par­tei alles unternehmen wird, damit noch mög­lichst viele Änderungen kommen. (Abg. Mag. Mainoni: Dazu werde ich morgen eine Rede halten!) Jetzt hat er aber zu den Abfangjägern gesprochen. Wahrscheinlich hat Sie Ihr Klub für 15 Uhr nicht eingeteilt. Das tut mir Leid. (Abg. Neudeck: Bei euch müssen ja Zucht und Ordnung herrschen!)

Ich möchte aber wieder zum Thema zurückkommen. In der Diskussion heute hat ein Redner gemeint, dass die Regierung den Menschen nicht Sand in die Augen streuen wolle. Das ist an und für sich etwas Nettes, außer man ist das Traummännlein. Meiner Meinung nach ist es jedoch so, dass die Regierung mit ihrer Vorlage und dem vorlie­genden Budgetbegleitgesetz den Menschen eher Reißnägel in die Lebenswege streut und so sehr viele Lebensschicksale sehr unangenehm beeinflusst.

Ich habe sehr viele Briefe und E-Mails bekommen, wie sicherlich auch viele andere von Ihnen. Zum Beispiel hat mir ein junger Herr geschrieben – ich zitiere –:

Ich bin im 33. Lebensjahr, habe Architektur studiert und mich nachher drei Jahre lang mit 7 500 S im Monat als Kleinunternehmer durchgekämpft. – Zitatende. (Abg. Neu­deck: Auch so vergeht die Redezeit!)

Jetzt hat er eine Frau und zwei Kinder, und er wird die nächsten Jahre privat nicht vor­sorgen können. Sie sehen hier, dass auch jüngere Leute sehr wohl sehen, dass ihnen Nebel um die Augen gezogen wird und dass die Reißnägel sehr stark kommen.

Die Saison der Radrundfahrten beginnt ja jetzt wieder, und bei der Regierung können wir nur erkennen, dass es eine Kurvenfahrt gibt, wie normalerweise sonst nur bei Berg­etappen von Rad­rundfahrten üblich. Der FPÖ-Vizekanzler hat eine Vorlage gebracht, die sehr ein­schnei­dend war, von der dann immer wieder wegverhandelt wurde, ab­verhandelt wurde. Die Kärntner FPÖ-Abgeordneten haben gemeint, dass sie dagegen stimmen würden und ich­ren Klub noch ein­dringlich warnen würden. Es hat Verhand­lungen gegeben, ein Hin und Her. Eine Forderung der FPÖ war auch, dass dieses Pa­ket einer Volks­abstimmung unter­zogen wer­den soll. Wenn Ihre kurvenreichen Taktiken so weitergehen, dann zeigt sich auch hier, dass die Menschen in Österreich einer Re­gierungspartei wie der FPÖ keinerlei Ver­trauen schenken können und dass die Maß­nahmen, die von dieser Regierung gesetzt werden, eher Negatives in den Lebensläu­fen von Menschen bewirken. (Beifall bei der SPÖ.)

Es hat sehr viele Diskussionen im Budgetausschuss, in anderen Ausschüssen et cete­ra zu den unterschiedlichsten Abänderungsanträgen gegeben. Sie verhandeln jetzt anscheinend noch bis zur letzten Minute, weil Sie finden, dass das dann seriöse Arbeit ist. Der Ausschuss­bericht – am Donners­tag hat der Aus­schuss sozusagen die Erledi­gung gebracht – wurde erst heute vorgelegt. (Abg. Murauer: Nur weil sie das am Frei­tag abgelehnt haben!) Auch das ist wieder ein Zei­chen dafür, dass Sie das Parlament nicht ernst nehmen und dass Sie den Abläufen des Parlaments eher sehr schludrig gegenüberstehen.

Ein Vorschlag der Staatssekretärin Haubner, dass bei 1 000 € die Menschen unter­stützt werden müssen, hat sich auch wieder als eine Kurve über die Klippen einer Bergetappe einer Radrundfahrt herausgestellt, denn das gilt jetzt nur für Ehepaare und bringt eine Steigerung um 35 €. Das kommt un­gefähr 15 Prozent der Menschen zugu­te – das sind 35 000 Menschen in Österreich –, aber 200 000 Menschen, die mit 643 € auskommen müssen, bringt diese Änderung überhaupt nichts, da ist keinerlei Unter­stützung gegeben.

Maßnahmen zur Siche­rung der Erwerbs­quote, also wie das Sy­stem langfristig finan­ziert werden kann, werden von die­ser Re­gierung nicht vor­gestellt. Ganz im Gegenteil: Es werden Maßnahmen gesetzt, mit denen die Möglichkeiten der Menschen beschnit­ten werden.

Die Fragen des Pflegegeldes und der Gebührenerhöhung für PflegegeldbezieherInnen, auch der ORF-Gebühren, sind wesentliche Aspekte, die dazu führen, ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeordnete, es ist 15 Uhr. Könnten Sie den Schlusssatz formulieren?

 


Abgeordnete Mag. Christine Lapp| (fortsetzend): ... dass bei dieser Radrundfahrt die Menschen in Österreich wegen der Regierung einen Patschen bekommen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.00

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Broukal hat in Richtung der Abgeordneten Mares Rossmann folgenden Satz formuliert:

„Wo waren Sie in den letzten 15 Jahren – ausgenommen einem Tresen in Ihrem Lokal in Graz, wo man wahrscheinlich am späten Abend die Dinge nicht mehr ganz nüchtern sieht?“

Herr Abgeordneter Broukal, wollen Sie diesen Satz wirklich gesagt haben? (Abg. Broukal: Nein, Herr Präsident!) – Danke vielmals.

Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über Punkt 1 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Finanzen betreffend Eurofighter-Schiebung (501/J)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schrift­lichen Anfrage 501/J. Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erüb­rigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Während Pensionen gekürzt und PatientInnen finanziell bestraft werden, gibt die Bun­desregierung Milliarden für überflüssige Kampfflugzeuge aus. Mehrere Umstände deu­ten darauf hin, dass beim Eurofighter-Kauf zur Verschwendung auch noch die Schie­bung kommt.

Im Zentrum einer Reihe aufklärungsbedürftiger Vorgänge rund um Ausschreibung, Typenentscheidung, Reduzierung der Stückzahl und Vorbereitung des Budgetbegleit­gesetzes steht der Bundesminister für Finanzen. Gegen seine Verpflichtung zu einem sparsamem Umgang mit knappen Steuermitteln hat er mit seiner Intervention im Minis­terrat durchgesetzt, dass das teuerste Gerät beschafft werden soll.

Da die Regierungsmehrheit im Nationalrat bisher jede parlamentarische Klärung der Vorgänge blockiert und unmittelbar großer finanzieller Schaden für die Republik droht, stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende

Dringliche Anfrage:

1. Für welche Abfangjäger-Type hat sich der Bundesminister für Landesverteidigung in der Ministerratsvorbesprechung am 25. Juni 2002 ausgesprochen ?

2. Warum ist die Entscheidung trotzdem auf den 2. Juli 2002 verschoben worden ?

3. Warum haben Sie sich gegen die Entscheidung für den SAAB-Gripen ausgespro­chen ?

4. Warum haben Sie sich als unzuständiger Minister in die Typenentscheidung einge­mischt ?

5. Warum haben Sie als Finanzminister den Kauf der teuersten Type durchgesetzt ?

6. Welche Zusagen zur Finanzierung der Betriebskosten haben Sie dem Verteidi­gungsminister am 2. Juli 2002 gegeben ?

7. In welcher Höhe übersteigen die Eurofighter-Betriebskosten die des Draken ?

8. Wie hoch sind die Betriebskosten für die gesamte geplante Betriebszeit des Euro­fighter ?

9. Wer – BMLV oder BMF – wird die Differenz in den Betriebskosten finanzieren ?

10. Wie hoch sind die „sonstigen Systemkosten“, die neben den mit EADS vereinbar­ten Systemkosten entstehen ?

11. Wer – BMLV oder BMF – wird diese Kosten budgetär bedecken ?

12. Im Budgetausschuss haben Sie erklärt, dass Sie die Kosten einer „Übergangslö­sung“ bereits abgeschätzt haben. Wie hoch sind diese geschätzten Kosten ?

13. Wer – BMLV oder BMF – wird diese Kosten budgetär bedecken ?

14. Wie hoch sind die Finanzierungskosten für die „sonstigen Systemkosten“ und die Übergangslösung ?

15. Wer – BMLV oder BMF – wird diese Kosten budgetär bedecken ?

16. Wie hoch sind die gesamten Systemkosten (Systemaufwand/Lieferverträge mit Eurofighter-GmbH plus Systemaufwand mit sonstigen Vertragspartnern) ?

17. Warum haben Sie die „sonstigen Systemkosten“ in der Höhe von 233 Millionen Euro verschwiegen ?

18. Wie hoch sind die gesamten Kosten des Systems Eurofighter (gesamte System­kosten plus Kosten der Finanzierung plus Kosten der Übergangslösung plus Betriebs­kosten für den gesamten geplanten Zeitraum des Betriebs) ?

19. Im Ministerratsbeschluss vom 2. Juli 2002 heißt es: „Hinsichtlich der Betriebskosten des neuen Systems, die über jenen des bisherigen liegen, sind ebenfalls budgetäre Vorkehrungen zu treffen, sodass das Budget des BMLV nicht zusätzlich belastet wird.“ Am 26. April 2002 teilte das BMF dem BMLV mit: „Die bei sonstigen Vertragspartnern anfallenden Systemkosten in Höhe von 233 Mio. Euro sowie die gesamten Betriebs­kosten und Kosten für ein allfälliges Überbrückungspaket hat das BMLV aus seinem Budget bereitzustellen.“ Warum haben Sie Ihre Zusage, die erhöhten Betriebskosten aus dem Budget des BMF zu bedecken, zurückgenommen ?

20. Soll das Budget des BMLV in eben diesem Umfang erhöht werden ?

21. Wann haben Sie welche Vertreter von EADS oder der Eurofighter-GmbH wo per­sönlich getroffen ?

22. Wann haben Sie welche Vertreter der Eigentümer von EADS getroffen ?

23. Auf wessen Betreiben kamen diese Treffen zustande ?

24. Wurde bei diesen Treffen die Beschaffung von Abfangjägern erörtert ?

25. Welchen Zweck hatten diese Treffen ?

26. Zu welchen Ergebnissen kam es bei diesen Treffen ?

27. Militärisch ergibt die Beschaffung von Eurofightern keinen Sinn. Finanziell stellt die die größtmögliche Verschwendung dar. Die Gegengeschäfte sind wie immer bei ver­gleichbaren Vorhaben bestenfalls unsicher. Warum setzen Sie sich persönlich trotz­dem mit allen Mitteln für EADS ein ?

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG dring­lich zu behandeln.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich möchte nur den Begründer dieser Dringlichen Anfra­ge darauf hinweisen, dass es nicht Usus in diesem Haus ist, Worte wie „Schie­bung“ in der Debatte zu verwenden. Sie haben heute dafür ganz zu Recht einen Ord­nungsruf erhalten. Sie können das Thema Ihrer Anfrage frei bestimmen. Da gibt es keine Zen­sur. Aber ich bitte Sie, die Usancen und die Würde des Hauses in den Debat­ten – das gilt ganz allgemein! – zu respektieren.

Ich erteile daher Herrn Abgeordnetem Dr. Pilz nunmehr als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage das Wort. Die Redezeit darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


15.02

Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mit einer Frage beginnen muss, aber ich stelle diese Frage in den Raum:

Wie sollen wir in Zukunft die Unwahrheit bezeichnen, wenn nicht als Unwahrheit? Wie sollen wir in Zukunft etwa ein illegales Baukartell bezeichnen, wenn nicht als illegales Baukartell? (Abg. Neudeck: Eine grüne G’schicht!) Wie sollen wir in Zukunft den Amtsmissbrauch bezeichnen, wenn nicht als Amtsmissbrauch? Und, Herr Präsident: Wie sollen wir in Zukunft eine Schiebung bezeichnen, wenn nicht als Schiebung? (Bei­fall bei den Grünen.)

Ich verstehe natürlich, dass – nicht nur beim Bundesminister für Finanzen – ein gewis­ses Interesse besteht, dass es ganz bestimmte Wörter – zumindest hier im Haus und in der Öffentlichkeit – nicht mehr gibt.

Herr Präsident! Ich würde an die Sache etwas anders herangehen. (Abg. Freund: Das glaubt’s nur ihr, dass ...!) Ich würde sagen, es wäre doch viel sinnvoller und würde uns das Leben viel einfacher machen, wenn es – wie soll ich jetzt sagen? – Schiebungen oder schiebungsartige Zustände in dieser Republik gar nicht gäbe.

Aber wie verhindern wir es, dass es zu schiebungsartigen Zuständen kommt? Wie ver­hindern wir es, dass Minister – nicht nur Finanzminister – in der Öffentlichkeit immer stärker in den Verdacht geraten, ihr Amt missbraucht zu haben? Und wie schaffen wir und sorgen wir für parlamentarische Aufklärung?

Meine Damen und Herren! Ich kann eine lange Geschichte erzählen, wie man versucht hat – und das waren nicht nur die Generaldirektoren einer Wiener Baufirma –, Abge­ordneten, die noch nicht einmal illegale Zustände angeprangert haben, das Wort zu verbieten und die Verwendung des Begriffes zu verbieten. Herr Präsident! Deswegen würde ich gerade im Plenum des Nationalrates mit solchen Akten der Beschneidung von Redemöglichkeiten sehr, sehr vorsichtig umgehen und das freie Wort letzten En­des doch über den Schutz von Mitgliedern dieser Bundesregierung und deren Interes­sen stellen. (Beifall bei den Grünen.) – Das ist das Erste.

Das Zweite – da tue ich mir leichter, da begebe ich mich überhaupt nicht in Ordnungs­rufgefahr – sind drei kleine Rätsel. – Ich frage: Wer war das?

Wer hat am 6. Februar 2002 erklärt, Abfangjäger seien aus finanzieller Sicht nicht leistbar?

Wer war das? (Abg. Nürnberger: Das ist aber schwer! – Ruf bei der ÖVP: Gusenbau­er! – Abg. Öllinger: Der Finanzminister!) – Brav, Abgeordneter Öllinger hat das richtig beantwortet.

Und wer war das? Zitat vom 2. März: Das ist ein heikler Punkt, denn in der Bundesregierung stehe ich mit meiner Ablehnung der Abfangjäger allein. Das passt nicht in das Gesamtbild der Budgetkonsolidierung. – Zitatende.

Wer war das? (Rufe bei den Grünen: Der Finanzminister!) – Richtig, der Finanzminis­ter!

6. April – jetzt begebe ich mich wieder ein bisschen mehr in die Ordnungsrufgegend, aber es ist ein Zitat, und ich wiederhole es nur –:

Zuerst müssen die Damen und Herren die Hosen herunterlassen, dann wird man eine Entscheidung treffen können. – Zitatende.

Wer hat das gesagt? (Abg. Nürnberger: Noch schwerer! – Ruf bei der ÖVP: Der Öllin­ger!) – Der Finanzminister! (Abg. Lentsch: Das glaub ich nicht!)

Herr Präsident! Ich weiß nicht, wer inzwischen die „Hosen heruntergelassen“ hat und ob es Aufgabe des Finanzministers ist, zum Hoseherunterlassen zu zwingen, aber ich möchte im Weiteren schildern, was mit den Hosen des Finanzministers im Detail pas­siert ist. Ich beginne bei Station eins, der Ausschreibung.

Es gibt lange Vorbereitungen, dann kommt es zum Ende der Ausschreibung und zur Frage der Typenentscheidung. Der Verteidigungsminister, der jetzige freiheitliche Klubobmann, bestreitet überhaupt nicht, am 25. Juni 2002 in die Ministerratsvorbe­sprechung gegangen zu sein und dort erklärt zu haben, er schlage vor, 24 Stück SAAB-Gripen zu beschaffen.

Die Frage – und diese wird uns der Finanzminister heute sicherlich in aller Ausführlich­keit und korrekt ein erstes Mal beantworten – lautet: Warum hat sich der Finanzminis­ter quergelegt? Was hat ihm an der Type nicht gepasst? Was begründet die Gripen-Feindlichkeit des Finanzministers? Warum ist der Finanzminister gegen das billigere von den zwei verbliebenen Systemen? Warum wird dann eine Woche lang verhandelt? Und warum setzt sich am 2. Juli 2002 in der Ministerratsvorbesprechung der Finanzmi­nister durch und kann dann gemeinsam mit dem umgedrehten Verteidigungsminister erklären, es ist nicht SAAB-Gripen, es ist nicht die Empfehlung der Militärs, sondern die Teuersten kommen zum Zug: 24 Stück Eurofighter sollen gekauft werden. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Umgedreht! – Abg. Scheibner: Warum bin ich umgedreht? – Ruf bei der ÖVP: Das ist glatt die Unwahrheit!)

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was ist mit dem Verteidigungsminister passiert? – Der Verteidigungsminister war in einer seltsamen Situation, in der sich Regierungsmit­glieder sehr selten befinden. Der Finanzminister kommt eine Woche lang immer wieder zu ihm und sagt: Warum müssen Sie das Billigere kaufen? Ich würde alles an Mehr­kosten finanzieren. Bitte schön, nehmen Sie das Teurere! (Abg. Neudeck: Das ist ja ein Filmdrehbuch!) Nehmen Sie die Eurofighter!

Am Ende der Woche gibt der Verteidigungsminister die Zustimmung – wohl, weil er sich gedacht hat, wenn mir vom Finanzminister das tollste und teuerste Kampfflugzeug Europas angeboten wird, wie soll ich meinen Militärs erklären, dass ich dieses Ge­schenk nicht nehme? Der Verteidigungsminister stimmt also zu, und der Finanzminis­ter, er und die Bundesregierung beschließen im Ministerrat, die Eurofighter zu beschaf­fen. Sie halten in diesem Beschluss fest – zumindest der Verteidigungsminister und der Finanzminister haben gewusst, dass es sich um gewaltige zusätzliche Betriebskosten handelt –, dass die zusätzlichen Betriebskosten das Bundesministerium für Finanzen übernimmt. – Damit wäre einmal zum Ersten die „Hosenfrage“ geklärt.

Herr Finanzminister! Ein Einziger hat in dieser Causa in der Woche vom 25. Juni bis zum 2. Juli ein Hosenproblem gehabt – ein Spendierhosenproblem, um es genauer zu sagen. Sie, Herr Finanzminister, hatten in einer Art und Weise Spendierhosen an, die eine Nachfrage notwendig macht. – Das ist der erste Teil unserer Anfrage.

Warum tut der Finanzminister etwas, was nicht einmal der Verteidigungsminister will, nämlich um jeden Preis das Teuerste beschaffen? (Abg. Dr. Fasslabend: Preis-Leistungs-Verhältnis!) Das haben wir Sie im Nationalen Sicherheitsrat, im Landesver­teidigungsrat, im Budgetausschuss gefragt, überall, wo wir Sie angetroffen haben. – Wir haben bis heute keine Antwort bekommen.

Sie konnten bisher nicht erklären, warum Sie den Verteidigungsminister dazu gebracht haben, in der Typenentscheidung schlicht und einfach eine völlig andere Position, nämlich Ihre, einzunehmen. – Das war die erste Station.

Die zweite Station war, was danach passiert ist. (Ruf bei der ÖVP: Das ist ja wie ein Leidensweg!) Da hat es immer eine Frage gegeben, für die auch Sie, Herr Finanzmi­nister, der Hauptzuständige waren, nämlich: Was kostet das Ganze jetzt wirklich?

Sie haben gemeinsam mit dem Verteidigungsminister im Herbst vorigen Jahres erklärt, ein Hochwasser zwinge uns, statt 24 Abfangjägern nur noch 18 zu kaufen. – Sie wuss­ten aber ganz genau, dass die ersten Zahlungen 2007 – und da erst zum Teil – fällig werden. (Abg. Murauer: Jetzt haben wir den Schlimmen!)

Was ist denn das für eine Hochwasser-Bekämpfungspolitik, die sagt, wir lassen die Hochwasseropfer bis zur ersten Abfangjäger-Rate, die dann geringer ausfällt, warten? (Abg. Neudeck: Das gilt nur bei der Pensionsreform!) Wenn Sie heute in die Wachau und in andere Schadensgebiete fahren, dann merken Sie, dass wie bei den Pensionen, wie bei den Universitäten, wie bei Forschung und Entwicklung auch dort das Geld fehlt. (Abg. Scheibner: Da habt ihr aber anders argumentiert! – Abg. Murauer: Wo sind Sie da gewesen, Herr Pilz!) Dort ist zu wenig angekommen, weil schlicht und einfach zu wenig da ist, weil Sie in Ihrem Budget schlicht und einfach andere und noch immer unverständliche Prioritäten gesetzt haben! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Wir haben gefragt, wie viel es denn jetzt koste, und da war eine erste Antwort: 1,3 Milliarden €. Daraufhin haben mein Kollege Werner Kogler und mit ihm einige an­dere Abgeordnete aus den beiden Oppositionsparteien darauf hingewiesen, dass das doch nicht stimmen kann. Da gibt es doch noch Logistik und Finanzierung! – Da hat es sich der Finanzminister überlegt und hat – denn das ist ja in dieser Bundesregierung üblich – mit einem Federstrich korrigiert: nicht 1,3 Milliarden €, sondern 1,9. Das hat einen Grund, und auf den werden wir zurückkommen. Der Betrag musste nämlich im­mer unter 2 Milliarden bleiben.

Dann haben wir nachgefragt: Sind das die gesamten Systemkosten? Gibt es sonst wirklich nichts? Ist sonst von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern nichts zu be­zahlen? – Wir haben von Ihnen, Herr Finanzminister, und vom Herrn Verteidigungsmi­nister immer wieder folgende Antwort gehört: Das sind die gesamten Systemkosten.

So etwas sagt man vor Ausschüssen des Nationalrates und vor dem Nationalen Si­cherheitsrat mit Sicherheit – zumindest bisher – nicht leichtfertig.

Es ist Beamten des Verteidigungsministeriums zu verdanken, dass auch hier für Auf­klärung gesorgt wurde und auch hier die Opposition trotz Finanzminister und trotz Ver­teidigungsminister in Unterlagen Einsicht nehmen konnte, in denen steht, der System­aufwand – nur Eurofighter betreffend – beträgt 1,9 Milliarden €. Aber da gibt es noch sonstige Vertragspartner und den sonstigen Systemaufwand, und der beträgt 233 Millionen €. (Der Redner hält die Unterlagen, aus denen er vorgelesen hat, in die Höhe. – Abg. Neudeck: Das kann ich nicht lesen von da! Kann man das durchgehen lassen? Kann man das kopieren?)

Herr Finanzminister, diese 233 Millionen € haben Sie bewusst verschwiegen! Über diese 233 Millionen € haben Sie den österreichischen Nationalrat und die österreichi­sche Öffentlichkeit vorsätzlich getäuscht! Dass es „vorsätzlich“ war, das ist beweisbar und nachvollziehbar, weil in einer Einsichtsbemerkung zu genau diesem Akt des Ver­teidigungsministeriums steht: Die bei sonstigen Vertragspartnern anfallenden System­kosten in Höhe von 233 Millionen € sowie die gesamten Betriebskosten und so weiter hat das BMLV aus seinem Budget bereitzustellen.

Wie ist es möglich, dass Sie trotz Vorliegen dieses Briefes Ihres Ministeriums – mit offiziellem Briefkopf und der Unterschrift des Beamten – im Budgetausschuss erklärt haben – das gilt insbesondere für Sie, Herr Verteidigungsminister –, es handle sich dabei um keine Eurofighter-Systemkosten? Herr Verteidigungsminister! Dieser Brief des Finanzministeriums beweist: Sie haben wider besseres Wissen dem Budgetaus­schuss die Unwahrheit gesagt. Sie haben den Budgetausschuss vorsätzlich getäuscht, und wir können das schwarz auf weiß beweisen, auch in diesem Fall! (Zwischenruf des Abg. Murauer.)

Dann haben wir Sie nach den Betriebskosten gefragt, und Sie haben uns im Verteidi­gungsausschuss, im Sicherheitsrat, im Budgetausschuss gesagt, Sie kennen sie nicht genau, Sie wissen nicht, wie es genau ausschaut, das werden Sie erst in Zukunft ver­handeln. (Abg. Dr. Fasslabend: Das kennen wir seit zwölf Jahren! Immer genau das Gleiche!) Dann bekommen wir die Unterlagen des Verteidigungsministeriums aus der Rüstungsdirektion, wo detailliert aufgezählt wird, wie hoch die Betriebskosten Jahr für Jahr sein werden. (Abg. Murauer: Immer dieselbe Masche! Wachelt mit Zahlen und glaubt, wir sind beeindruckt!)

Auf die Zahl hinter dem Komma genau haben Sie gewusst, was die Betriebskosten ausmachen, aber Sie haben es aus einem einfachen Grund nicht gesagt: Weil Sie dann wieder über die magische Schwelle von 2 Milliarden € gekommen wären und weil Sie einer verängstigten und ratlosen Bevölkerung in Zeiten einer so genannten Pensi­onsreform und vor einer so genannten Gesundheitsreform einreden wollten, dass Sie unter 2 Milliarden bleiben und damit sparen.

Wir haben es nachgerechnet: Die 233 Millionen sonstige Systemkosten, die 1,2 Mil­liarden zusätzlichen Betriebskosten über die gesamte Laufzeit und die Kosten eines Übergangspakets, die Sie noch nicht einmal auf den Tisch gelegt haben, das alles ist noch zu bezahlen und das alles wird die Menschen in dieser Republik, wenn diese Entscheidung durchgeht, noch sehr, sehr viel Geld kosten.

Herr Finanzminister, ich fasse daher zusammen: Sie haben die Typenentscheidung persönlich manipuliert. Sie haben die Öffentlichkeit und den österreichischen National­rat getäuscht. Sie haben das Parlament unrichtig und – gemeinsam mit dem Verteidi­gungsminister – nicht der Wahrheit entsprechend informiert. Sie haben dem Vorgänger des Verteidigungsministers suggeriert, er könne das ruhig annehmen, Sie übernehmen alle Mehrkosten. (Abg. Dr. Fasslabend: Das ist ja wirklich unglaublich! Seit zwölf Jah­ren das Gleiche!) Jetzt befindet sich das Verteidigungsministerium in der Eurofighter-Falle, weil Sie und Ihre Beamten nun erklären, alles darüber hinaus habe das Verteidi­gungsministerium zu zahlen. (Abg. Dr. Fasslabend: Das ist widerlich! Seit zwölf Jah­ren das gleiche Spiel!)

Wir fragen Sie nur Folgendes – das ist die einzige Frage, auf die Sie mit Sicherheit keine ausreichende Antwort geben werden –: In wessen Interesse tun Sie das alles? (Abg. Dr. Fasslabend: Sie missbrauchen die Demokratie!) Im Interesse des österrei­chischen Budgets kann es nicht sein, weil Sie das Teuerste gewählt haben. (Abg. Dr. Fasslabend: Ein Missbrauch der Demokratie und des Parlaments!) Im Interesse der Landesverteidigung kann es nicht sein, weil der Verteidigungsminister und seine führenden Offiziere Ihnen einen anderen Vorschlag gemacht haben. – Was bleibt üb­rig? Welches Interesse, Herr Finanzminister, vertreten Sie? (Abg. Dr. Fasslabend: Das ist ja unerhört!)

Deshalb haben wir eine dritte Gruppe von Fragen gestellt: Welche Beziehungen haben Sie? Wem sind Sie verpflichtet, und wessen Interesse vertreten Sie? Ist das Magna, ist das EADS, wer ist es? (Abg. Murauer: Sie wissen es auch, Herr Pilz!) Was steckt da dahinter? – Der Nationalrat hat schlicht und einfach das Recht, zu erfahren, wie es zu diesen seltsamen und nicht nachvollziehbaren Entscheidungen gekommen ist. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Zuletzt nur ein kleiner Appell an die Rebellinnen und Rebellen aus der Freiheitlichen Partei (Abg. Mag. Kogler: Da sitzen ein paar!): Liebe Rebellinnen und Rebellen! Neh­men Sie sich nicht Ihren Vizekanzler zum Vorbild, der als einzige politische Fortbewe­gungsart das Umfallen gewählt hat und immer öfter quasi als blauer Fleck vor dieses Plenum tritt ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, bitte eine etwas mäßigere Sprache! (Abg. Eder: Er redet eh mäßig! Er redet eh schön! – Abg. Großruck: Eine Schande, so eine Rede! Eine Schande fürs Parlament!)

 


Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (fortsetzend): Okay, Entschuldigung. – Nehmen Sie sich also nicht Ihren Vizekanzler zum Vorbild, der vor dieses Plenum tritt und nicht mehr in der Lage ist, seine neuesten Wendungen zu rechtfertigen.

Meine Damen und Herren und Rebellinnen und Rebellen aus der Freiheitlichen Partei! (Abg. Neudeck: Rehe bellen nicht!) Sie haben morgen Abend – nicht heute, morgen Abend! – die Entscheidung zu treffen, ob Sie die Verantwortung für diese Manipulatio­nen rund um die Eurofighter-Beschaffung offiziell mit übernehmen (Abg. Scheibner: Für die Sicherheit des Landes habt ihr morgen die Entscheidung zu tragen!), ob Sie Finanzminister Grasser, Ihrem ehemaligen Parteifreund, weiter die Stange halten oder ob Sie im Sinne eines kontrollierenden und sauberen österreichischen Nationalrates die Möglichkeit geben, einen Abänderungsantrag so einzubringen, dass die Eurofighter von der Tagesordnung der morgigen Sitzung des Nationalrates kommen.

Sie werden sich in diesem Punkt nicht an Jörg Haider orientieren können, weil schon längst die Regel gilt: Wenn Herbert Haupt umfällt, dann muss er immer aufpassen, dass er nicht auf Jörg Haider fällt. Da werden Sie sich kein Vorbild nehmen dürfen!

Versuchen Sie einmal zu handeln wie dem Gesetz und den Wählerinnen und den Wählern verpflichtete ganz normale Abgeordnete der Republik Österreich! Kündigen Sie dem Finanzminister und dieser Bundesregierung die bedingungslose Gefolgschaft auf, und schauen Sie, dass der österreichische Nationalrat, solange es noch möglich ist, diese völlig unsinnige und unvertretbare Entscheidung stoppen kann! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

15.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich der Herr Bun­desminister für Finanzen Mag. Grasser zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 20 Minu­ten nicht überschreiten. – Bitte.

 


15.21

Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser|: Danke vielmals, Herr Präsi­dent. – Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Herr Verteidigungsminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich danke für die Möglichkeit, in der Be­antwortung dieser Dringlichen Anfrage nochmals jene Antworten zu geben, die der Verteidigungsminister, der Wirtschaftsminister und ich als Finanzminister im Ausschuss bereits mehrfach gegeben haben und die an anderer Stelle, im Rahmen von anderen Dringlichen Anfragen bereits mehrfach gegeben worden sind.

Meine Damen und Herren! Erstens: Es ist nicht neu, aber trotzdem richtig – und ich sage das auch ganz offen dazu –, dass ich in der Vorphase, als es um die Entschei­dung gegangen ist: Werden Abfangjäger beschafft oder nicht?, als Finanzminister ge­gen diese Beschaffung aufgetreten bin. Ich glaube, das war, wenn ich Ihren Ausfüh­rungen richtig gefolgt bin, so ziemlich das Einzige, was von dem, was Sie, Herr Abge­ordneter Pilz, gesagt haben, richtig war.

Wenn Sie hinterfragen, warum das der Fall war, dann kann ich Ihnen sagen: Ganz ein­fach deshalb, weil man als Finanzminister geradezu die Aufgabe hat, jeden Euro zweimal umzudrehen, und weil man zuallererst budgetpolitische Erwägungen in den Mittelpunkt seiner persönlichen Betrachtung stellt.

Ich bin aber der Überzeugung, dass es absolut legitim ist, dass man nach Diskussion und nach Abwägung budgetärer und sicherheitspolitischer Argumente gemeinsam eine Entscheidung für die Beschaffung trifft, dass man gemeinsam als österreichische Bun­desregierung sagt: Priorität haben die Sicherheit und der Schutz Österreichs, Priorität hat die Souveränität Österreichs, und Priorität hat eine umfassende Landesverteidi­gung.

Der Bundeskanzler hat heute den Bundeskanzler a.D. Bruno Kreisky entsprechend zitiert, und auch ich kann Ihnen nur sagen: Ein sicheres Österreich braucht eine um­fassende Landesverteidigung und braucht auch eine aktive Luftraumüberwachung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es ist ein historisches Faktum, dass es eine Zeit gegeben hat, in der die Sozialdemokratie in diesem Land die Federführung hatte, nämlich in den letzten 30 Jahren, und in dieser Zeit hat man sich noch zu staatspolitischer Verantwor­tung bekannt.

1984 hat der ehemalige Bundeskanzler Sinowatz auf die Frage: Kauf Abfangjäger: ja oder nein?, gesagt: Das ist ein klares Ja, weil wir nach innerstaatlichem Recht und nach dem Völkerrecht dazu verpflichtet sind.

Bundeskanzler a.D. Vranitzky 1987: Die Bundesregierung bekennt sich zum Milizsys­tem und zum Konzept der defensiven Raumverteidigung zu Land und in der Luft.

Und auch ganz interessant: Präsident Fischer hat am 1. März 1987 gesagt, dass das Bundesheer ein Minimum an Abfangjägermaschinen brauche und Österreich zu einem Vertrag entsprechend stehen müsse. (Abg. Mag. Wurm: Zu den Fragen!)

Das heißt, es hat eine Zeit gegeben, in der man sich offensichtlich der staatspolitischen Verantwortung bewusst war. Heute ist das nicht mehr der Fall, heute wechselt man staatspolitische Verantwortung gegen parteipolitisches Hickhack. Ich kann nur festhal­ten: Diese Bundesregierung ist bereit, auch wenn es um unangenehme Entscheidun­gen geht, die Verantwortung zu tragen, und deswegen tun wir es auch in dieser Frage, was diesen Beschaffungsvorgang betrifft. (Abg. Mag. Lunacek: Dringliche Anfrage!)

Meine Damen und Herren! Wenn wir den Beschaffungsvorgang selbst heranziehen, dann möchte ich festhalten: Erstens: Eine 33-köpfige Bewertungskommission hat sich mit der Situation im Detail beschäftigt. Es wurden die drei Angebote F-16, SAAB-Gripen und Eurofighter im Detail genauestens beurteilt, und es hat eine klare Empfeh­lung der Bewertungskommission an die österreichische Bundesregierung ge­geben, nämlich dem Eurofighter als Bestbieter den Zuschlag zu geben. Und genau das hat die Bundesregierung mit ihrer Entscheidung am 2. Juli 2002 auch getan.

Ich möchte diese Gelegenheit nützen, um einmal auch ganz klar und deutlich das zu­rückzuweisen, was Herr Abgeordneter Pilz hier unterstellt – ich glaube, nicht erst seit heute, aber es ist das erste Mal, dass ich in den fragwürdigen Genuss dessen komme, was Sie, Herr Abgeordneter Pilz, offensichtlich seit zwölf Jahren an anderen Stellen und auch hier immer wieder aufgeführt haben.

Seit zwölf Jahren sind Sie offensichtlich bei jeder Beschaffung immer wieder in einer Art und Weise vorgegangen, mit der Sie verunglimpft haben, mit der Sie die Redlichkeit und die Lauterkeit abgesprochen haben und von Schiebung sprechen. Für den Aus­druck „Schiebung“ haben Sie heute, Gott sei Dank, einen Ordnungsruf erhalten.

Der Duden übersetzt „Schiebung“ mit betrügerischem Handel beziehungsweise mit Betrug. Sie reden davon, dass man irgendjemandem verpflichtet sei, dass man persön­lich manipuliert hätte, dass die Unwahrheit gesagt worden sei, im Ausschuss oder hier im Hohen Haus. – Ich möchte das auf das Allerschärfste zurückweisen und betonen, dieser Beschaffungsvorgang ist transparent abgewickelt worden. (Abg. Dr. Pilz und Abg. Öllinger: Nein!) Er ist sauber, er ist einwandfrei, und dazu stehen wir! Es war uns ein großes Anliegen, dass das völlig korrekt abgewickelt wird. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit bei den Grünen.)

Herr Abgeordneter Pilz, ich sage Ihnen zum Zweiten: Ich bedauere, dass Sie hier einen derartigen Stil einer zynischen und mit völlig unhaltbaren Unterstellungen arbeitenden Argumentation wählen. Ich bin enttäuscht davon, dass man solche Vorwürfe in den Raum stellt, weil ich persönlich der Überzeugung bin, dass ein Abgeordneter mit Ver­antwortung, ein Abgeordneter mit Seriosität, ein Abgeordneter mit Anstand das nicht tun würde. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Da Sie das offensichtlich nicht erst bei dieser Beschaffung gemacht haben, sondern in den letzten zwölf Jahren regelmäßig, egal, ob es um Uniformen, um Flieger, um Rake­ten oder worum auch immer gegangen ist – bei diesem Thema kennen Sie sich viel­leicht besser aus als ich –, habe ich den Eindruck, dass Sie offensichtlich persönlich eine etwas verkrampfte Position zur umfassenden Landesverteidigung haben. Viel­leicht versuchen Sie hier ein paar Lockerungsübungen und entkrampfen sich, Herr Abgeordneter. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Was die Verhandlungen und das Ergebnis der Verhandlun­gen betrifft: Wir haben am 2. Juli im Ministerrat einen Beschluss auf der Basis von 24 Stück gefasst. 24 Stück netto, ohne Finanzierungskosten, ohne Abgaben, ohne Ausbildungs- und Logistikkosten hätten damals laut Angebot 1,791 Milliarden € gekos­tet.

Wir haben ein Verhandlungsergebnis – vergleichbar, also ohne Abgaben, ohne Finan­zierungskosten – von 1,132 Milliarden € erreicht. Das heißt, es ist gelungen, die Stück­zahl um sechs zu reduzieren und gleichzeitig einen deutlichen Abschlag auf den Kauf­preis zu erreichen. In Summe, meine Damen und Herren, waren das um 650 Mil­lionen € weniger, die wir gemeinsam ausverhandeln konnten. Ich denke, das steht für sich selbst, das spricht für sich selbst und ist ein hervorragendes Verhand­lungs­ergebnis, was den Kaufpreis betrifft. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben nie – und das wissen Sie, aber ich betone es trotzdem noch einmal – nur von 1 337 Millionen € gesprochen, sondern wir haben von Beginn an in einer gemein­samen Pressekonferenz – Verteidigungsminister Platter, Wirtschafts- und Arbeitsminis­ter Martin Bartenstein und Herbert Scheibner, Verteidigungsminister außer Dienst und Klubobmann – ganz klar auf den Tisch gelegt: 1 337 Millionen € Kaufpreis für 18 Flugzeuge inklusive Finanzierungskosten, dazu kommen Ausbildungs- und Logis­tikkosten von 632 Millionen € inklusive Finanzierung, daher in Summe 1 969 Mil­lionen €. – Nie wurde hier etwas verschwiegen, nie wurde irgendetwas im Intranspa­renten gelassen, ganz im Gelegenteil!

Und wenn Sie sich das Gegengeschäft ansehen, das dem Wirtschafts- und Arbeitsmi­nister auszuverhandeln gelungen ist, dann verweise ich auf Folgendes: Bei den Draken zum Beispiel hat man damals eine Kompensation von 130 Prozent des Kaufpreises erreicht. – Jetzt ist es gelungen, ein Gegengeschäftsvolumen in der Höhe von 4 Mil­liarden €, also 4 000 Millionen € zu vereinbaren! Das sind 204 Prozent des Netto­anschaffungspreises, und das bietet uns ein riesiges Potential für die heimische Wert­schöpfung, für unsere Beschäftigten, für unsere Klein- und Mittelbetriebe. Auf dieses Verhandlungsergebnis kann man stolz sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das ist ein wichtiger konjunktureller Impuls in Zeiten schwacher Konjunktur, ohne dass ich sagen möchte, es ist ein Geschäft, Abfangjäger zu kaufen. Das haben wir nie be­hauptet – ganz im Gegenteil! Aber ich denke, dass es gleichzeitig fair und notwendig ist, darauf hinzuweisen, dass bereits im ersten Jahr 150 Geschäfte im Umfang von mehr als einer Milliarde € vereinbart worden sind und dass weitere 40 Gegengeschäfte im Ausmaß von einer Milliarde € im konkreten Verhandlungsstadium sind.

Wir werden Ihnen den Selbstfinanzierungsgrad mit einem virtuellen Beschaffungskonto und Gegengeschäftskonto entsprechend darlegen, dem Sie entnehmen können, was an Gegengeschäften zu wie viel an heimischen Arbeitsplätzen, an heimischer Wert­schöpfung und an zusätzlichem Steuervolumen führt.

Sie können die Vereinbarungen, die Memoranda of Understanding, die es jetzt schon gibt, gerne einsehen. Ich nenne nur einige: Es gibt solche Vereinbarungen mit der AMST Systemtechnik in Ranshofen, mit der Böhler Schmiedetechnik in Kapfenberg, mit der Kapsch-AG in Wien, mit der KTM Sport-Motor-Cycles in Mattighofen, mit der MCE VOEST in Linz, mit Pankl Technologies in Kapfenberg, mit Raytech in Brunn am Gebirge, mit Testfuchs in Großsiegharts, mit Traktionssysteme Austria in Wiener Neu­dorf, mit FACC in Ried, mit Siemens, mit Wild Austria und so weiter.

Meine Damen und Herren! Das ist ein ausverhandeltes Gegengeschäftspaket, das in anderen Ländern zu einem positiven Echo führen würde. In der „Neuen Zürcher Zei­tung“ konnte man etwa beim Kauf von F-16-Jets lesen: „Dollarsegen für Polen“, und es wurde angeführt, wie wichtig so etwas ist und welche Türöffner diese Gegengeschäfte in wesentlichen Forschungs- und Technologiebereichen sind.

Sie kennen Hannes Androsch, er wird gerne und oft zitiert in diesem Haus. Hannes Androsch sagt – ich darf ihn zitieren –: Der Eurofighter ist sicher die beste Lösung, weil österreichische Firmen nun an einer ganz wichtigen europäischen Technologie­platt­form teilnehmen können.

Die Grundsatzentscheidung, sagte Hannes Androsch weiter, für Luftraumüberwa­chungsflugzeuge hat seinerzeit eine rot-blaue Regierung mit den SAAB-Draken getrof­fen. – Zitatende.

Ich denke, das ist eine klare Sprache. Da hat Hannes Androsch Recht: Das Gegenge­schäft ist wichtig, das Paket ist gut ausverhandelt, es ist ein wichtiger Türöffner für Ös­terreich, und es wird uns nützen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Ein letzter Hinweis sei mir noch gestattet, bevor ich die Fra­gen im Einzelnen beantworte. Natürlich ist das eine sehr große Kaufsumme – 1,969 Milliarden €. Das ist ein riesiger Betrag, wenn man ihn so isoliert betrachtet, das ist überhaupt keine Frage. Wenn man sich ansieht, welche Jahresraten notwendig sein werden, dann stellt man fest, das wird in den nächsten neun Jahren in etwa 220 Mil­lionen € an Kosten verursachen. 220 Millionen € sind in etwa 0,1 Prozent des Brutto­inlandsproduktes, meine Damen und Herren.

Das Landesverteidigungsbudget beläuft sich derzeit, im Jahr 2003, auf rund 1,740 Mil­liarden €. Das sind 0,78 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das heißt, wir erhöhen das Landesverteidigungsbudget um 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduk­tes, nämlich von 0,78 auf 0,88 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – wissend, dass in den Ländern rund um uns Landesverteidigungsbudgets in einer Größenordnung von 1,2, 1,3, 1,5 oder 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und mehr gang und gäbe sind, aber auch wissend, dass wir nicht nur einmalig 1,969 Milliarden € für Abfangjäger aus­geben, sondern dass wir laufend mehr als 4 Milliarden € jährlich für die Österrei­chischen Bundesbahnen als laufenden Zuschuss zu den Personalkosten, zu den Pensionen und zu den Infrastrukturkosten zu leisten haben.

Mehr als 7 Prozent der Gesamtausgaben der Republik geben wir jedes Jahr für die Österreichischen Bundesbahnen aus! Daran sehen Sie die Relation. Der Vergleich macht uns sicher, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Ich möchte nun auf die einzelnen Fragen eingehen:

Die Fragen 1 bis 3 möchte ich gemeinsam beantworten: Der Bundesminister für Lan­desverteidigung a.D. Herbert Scheibner hat persönlich kei­ne Präferenz in dieser Be­schaffung gehabt. Das hat er mir vor kurzem auch selbst bestätigt. Die Aktenlage ist mittlerweile der Öffentlichkeit auch bekannt.

Herr Abgeordneter Pilz, wenn Sie sich rühmen, Sie haben alles im Detail, dann muss ich Ihnen sagen, Sie haben deswegen alles im Detail, weil wir nichts zu verbergen ha­ben. Insofern ist das für uns wirklich kein Problem, im Gegenteil.

In der Gesamtschau hat Herr Verteidigungsminister Scheibner einen Ministerratsvor­trag eingebracht, der dem Vorschlag der Bewertungskommission entsprochen hat. Dieser Vorschlag hat auf „Eurofighter Typhoon“ gelautet, und daher hat man an keinem anderen Tag, sondern am 2. Juli 2002 auf der Grundlage dieses Bewertungskommis­sionsvorschlages, bestehend aus 33 Experten, in der Bundesregierung diese Ent­scheidung einstimmig getroffen.

Zu den Fragen 4 und 5: Die Zuständigkeit, was die Typenentscheidung aus militäri­scher Sicht betrifft, liegt selbstverständlich beim Bundesminister für Landes­vertei­digung, jene zur Beurteilung der Gegengeschäfte beim Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit, und bei den Fra­gen der Finanzierung ist selbstverständlich und laut Haus­halts­gesetz verpflichtend der Bundesminister für Finanzen einzubinden.

Nochmals: Im Übrigen hat die Bundesregierung im Ministerrat einstimmig nach dem Bestbieterprinzip entschieden.

Zur Frage 6: Es wurde im Ministerrat zur Typenentscheidung am 2. Juli 2002 be­schlossen, dass hinsichtlich der Betriebskosten des neuen Systems, die über jenen des bisherigen Dra­ken-Systems liegen, budgetäre Vorkehrungen getroffen werden, sodass das Budget des Bundesministeriums für Landesverteidigung nicht zusätzlich belastet wird.

Zur Frage 7: Die Betriebskosten des derzeitigen Draken-Systems betragen laut Be­rechnungen des Landesverteidigungsministeriums für 1 400 Flugstunden 12 Millio­nen €, die jährlichen Betriebskosten für den Eurofighter werden voraussichtlich für 1 800 Flugstunden knapp unter 50 Millionen € betragen.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass keine Kostenvergleichsbasis vorliegt, zumal der Draken im reduzierten Betrieb fliegt und der Eurofighter auf Vollkostenbetriebsbasis inklusive Fremdmaterialhaltung, Softwarewartung und Nutzwerterhaltung berechnet wurde. Ein solcher Vergleich, wie er in der Frage angestrebt wird, ist daher unseriös. Zulässig wäre vielmehr ein Vergleich mit einem System der heute in Betrieb stehenden dritten Generation.

Zur Frage 8: Basierend auf dem derzeitigen Berechnungsstand von knapp unter 50 Millionen € betragen die Betriebskosten, auf 30 Jahre gerechnet, knapp unter 1,5 Milliarden €.

Zur Frage 9: Das Bundesministerium für Finanzen hat in seiner Einvernehmens­herstellung mit dem Bundesministerium für Landesverteidigung zum Ankauf die Be­reitstellung von 32 Millionen € per anno ab dem Jahr 2007 für den laufenden Betrieb zugesagt. Jene Betriebskosten, die den Betrag von 32 Millionen € überschreiten, hat das Bundesminis­terium für Landesverteidigung in seinem laufenden Budget zu tragen.

Die Fragen 10, 11, 17, 19 und 20 möchte ich wie folgt beantworten: Erstens, Herr Ab­geordneter Pilz, haben Sie in Ihren Fragen nicht spezifiziert, was unter „sonstigen Sys­temkosten“ zu verstehen ist. Zweitens: Einmal hat man gesagt, 4 Milliarden €, einmal 6 Milliarden €, und in Ihrer Anfrage sprechen Sie davon, dass am 26. April 2002 eine Mitteilung vom Finanzministerium an das Landesverteidigungsmi­nisterium erfolgt wä­re. – Das ist nicht der Fall.

Herr Abgeordneter, Sie haben sich in Ihrer Anfrage offensichtlich geirrt. Ich darf trotz­dem auf diesen Betrag von 233 Millionen € eingehen, den Sie nennen. Er wird in einem Schreiben des Landesverteidigungsministeriums vom 25. April 2003 genannt. Dieser Betrag enthält Aufwendungen für unabhängig vom Beschaffungsvorgang Eurofighter anfallende Infrastrukturmaßnahmen und für die Systempflege der Goldhaube.

Ich habe daher in einem Schreiben vom 26. April 2003 – und nicht 2002, wie Sie sag­ten, Herr Abgeordneter Pilz – die Übernahme dieser Aufwendungen abgelehnt, weil sie eben nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Anschaffung stehen.

Diese allfälligen Ausgaben, die in der Entscheidung des Landesverteidigungsministeri­ums liegen, sind daher vom Landesverteidigungsministerium zu bedecken. Im Übrigen weise ich zu den von Ihnen mystifizierten 233 Millionen € darauf hin, dass wir bei­spielsweise – Sie sollten sich einen solchen Budgeterstellungsprozess vielleicht einmal ansehen – in der Budgeterstellung 2003 mit Forderungen konfrontiert waren, die um 1,7 Milliarden € über das hinausgingen, was wir Ihnen mit unseren Bundesfi­nanz­gesetzen hier präsentieren. Im Jahr 2004 waren die Forderungen der einzelnen Res­sorts um 2,3 Milliarden € höher als das, was wir dann tatsächlich abgeschlossen ha­ben. Es ist völlig klar, selbstverständlich und auch legitim, dass man danach trachtet, größere Mittelzuteilungen vom Finanzministerium zu bekommen.

Ich glaube, es ist auch klar, dass diese 233 Millionen unabhängig vom Eurofighter-Kauf im Verteidigungsministerium entsprechend redimensioniert und restrukturiert werden.

Zu den Fragen 12 und 13: Ich darf im Einvernehmen mit dem Verteidigungsminister sagen: Der Finanzminister beteiligt sich nicht an Spekulationen, sondern wir werden Ihnen Daten und Fakten nach den Verhandlungen mit den entsprechenden Betreiber­nationen vorlegen.

Ich glaube, es ist wichtig, zu wissen: Eine Übergangslösung wird von österreichischer Hand geprägt sein. Das heißt, es werden österreichische Piloten fliegen, die Maschi­nen werden unter österreichischer Verfügungsgewalt stehen, und es wird selbstver­ständlich das österreichische Hoheitszeichen entsprechend verwendet werden.

Aber zuerst ist die parlamentarische Ermächtigung des Nationalrates zum Grundge­schäft einzuholen.

Zu den Fragen 14 und 15: Aus derzeitiger Sicht fallen daher keine Finanzie­rungs­kosten an.

Zur Frage 16: Die Vertragskosten mit der Eurofighter-GmbH umfassen – 18 Stück Eu­rofighter inklusi­ve Finanzierungskosten – 1,337 Milliarden €, wie ich bereits früher ge­sagt habe, die Systemkosten für Logistik, Ausbildung der Piloten, Ausstattungs-, Aus­rüstungskompo­nenten, Hard-, Software, Umlaufteile, Prüf-, Messmittel, technische Do­kumentation, Beratung, Logistik, Service, Flugsimulator auf die nächsten neun Jahre 632 Millionen € inklusive Finanzierungskosten, das sind in Summe 1,969 Milliarden €.

Zur Frage 18: Die Anschaffungskosten wurden bereits ausführlich unter Frage 16 dar­gestellt. Es handelt sich dabei um die einmaligen Anschaffungskosten des Systems.

Die jährlichen Betriebskosten habe ich Ihnen in Beantwortung der Frage 8 genannt. Das sind, wie Sie wohl wissen, laufende Aufwendungen. Die Darstellung in einem Ge­samtbetrag wäre aus unserer Sicht selbstverständlich eine unsachliche Vermischung von Einmalkosten und laufendem Aufwand. Die Kosten der Übergangslösung, ich habe es gerade erwähnt, können wir jetzt seriöserweise nicht angeben.

Die Fragen 21 bis 26 möchte ich ebenfalls zusammenziehen. Sie fragen, welche Ge­spräche mit wem und so weiter geführt wurden, dazu Folgendes: Selbstverständlich, Herr Abgeordneter Pilz, haben wir Gespräche geführt. Ich weiß nicht, wie Sie sich vor­stellen, dass wir Verhandlungen führen sollen, ohne dass wir Leute treffen, ohne dass wir Gespräche führen. Seien Sie versichert, natürlich haben wir Gespräche geführt, natürlich haben wir Verhandlungen geführt, natürlich haben wir Persön­lich­keiten getrof­fen und mit ihnen Gespräche geführt.

Ich würde diese Gespräche in zwei Phasen einteilen: Erstens haben wir Gespräche geführt zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch lange keine Typenentscheidung gegeben hat, mit der Zielsetzung, Informationen und eine entsprechende Wissensvermittlung zu bekommen, und zwar auf beamteter Ebene und auf politischer Ebene. Zweitens haben wir nach der Typenentscheidung entsprechende Gespräche geführt, was die Finan­zierung und die Erzielung optimaler Preise und Gegengeschäfte betrifft.

Die Kontakte haben Sie hinterfragt. – Es hat Kontakte gegeben mit offiziellen Reprä­sentanten genauso wie mit Firmenvertretern. Wir haben in Summe bezüglich aller Pro­dukte Gespräche geführt.

Ich darf Ihnen auszugsweise folgende Gesprächspartner nennen: den Botschafter des UK, der für das Produkt Gripen Gespräche geführt hat, die Botschafterin Schwedens, Frau Lena Hjelm-Wallén, die stellvertretende Ministerpräsidentin Schwedens, die in Bezug auf Gripen Gespräche geführt hat. Ich darf weiters den amerikanischen Bot­schafter nennen, der in Bezug auf die F-16 Gespräche geführt hat. Weil es ein Go­vernment-to-government-Gespräch war, war klar, dass das keine Firmenvertreter sein konnten, sondern entsprechende offizielle Repräsentanten der Vereinigten Staaten. Und ich habe Gespräche geführt mit Herrn Rauen, genauso wie mit Herrn Bischoff, beide Vertreter der EADS.

Diese Gespräche haben in der ersten Phase, wo es um Information gegangen ist, selbstverständlich zu keinen konkreten Ergebnissen geführt. In der zweiten Phase ha­ben wir das entsprechende Verhandlungsergebnis erreicht.

Zur letzten Frage, Frage 27: Es war dies eine Entscheidung der Bundesregierung. Es war die bestmögliche Ent­scheidung. Es war eine europäische Entscheidung, weil da­hinter die Industrien Deutschlands, Italiens, Spaniens und Englands stehen. Es war eine Entscheidung für den Bestbieter mit den besten Leistungen, mit der neuesten Technologie und mit dem höchsten Zukunftspotential.

Ich möchte ausdrücklich betonen und unterstreichen: Ich habe kein in welcher Art auch immer persönliches Interesse an dieser Entscheidung.

Meine Damen und Herren, abschließend: Die Sicherheit Österreichs sollte nicht Spiel­ball der Politik und Gegenstand von parteipolitischem Hickhack sein. Sicherheit braucht Verantwortung – wir sind bereit, sie zu tragen, sowohl im Bereich der sozialen Sicher­heit als auch im Bereich der inneren und äußeren Sicherheit. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.44

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Die Geschäftsordnung ist bekannt: kein Redner länger als 10 Minuten, kein Klub länger als 25 Minuten.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


15.45

Abgeordneter Mag. Werner Kogler| (Grüne): Herr Präsident! Mitglieder der Bun­desregierung! Geschätzte Damen und Herren! Man konnte ja fast schon wieder be­fürchten, dass die schon im Budgetausschuss übliche Darbietung nach dem Motto „Schmähführen und Schwindeln“ erfolgen wird.

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, bitte! „Schwindeln“ ist schon wieder an der Grenze!

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler| (fortsetzend): Wenn Sie mir mit etwaigen Voka­beln weiterhelfen, wenn wir die Vorgänge beschreiben, bin ich sehr dankbar. (Zwi­schenruf des Abg. Großruck.) Es gibt aber interessanterweise eine neue Erkennt­nis, die man gar nicht hinreichend würdigen kann, Herr Kollege. (Abg. Amon: Was für ei­ne?)

Der Finanzminister gibt zu, angesichts dieser Vorwurfslage, dass er, bevor eine Ty­penentscheidung gefallen ist, mit Firmenvertretern von EADS regelmäßig Kontakt hat­te. (Abg. Neudeck: „Regelmäßig“ hat er nicht gesagt!) Nicht so der Verteidi­gungs­minister. Dieser sagt, er habe sich daran gehalten, nicht vor der Typenentschei­dung mit den Firmenvertretern zu sprechen; er nickt jetzt auch noch. – Das ist eine gute Übung, und das haben Sie hier und heute das erste Mal zugegeben, Herr Fi­nanz­minister. Bis jetzt ist immer etwas anderes behauptet worden.

Sie selbst haben in Ihrer Phaseneinteilung zu Recht davon gesprochen, dass die Ver­handlungen vor der Typenentscheidung und die Nachverhandlungen, wo es dann da­rum geht, bei einem entsprechenden Zuschlag günstige Konditionen für die Republik auszuverhandeln, unterschiedlich sind. Bei Ihnen war es genau umgekehrt. (Beifall bei den Grünen.) Sie haben vorher mit den Firmenvertretern verhandelt, offensichtlich um nicht das günstigste Angebot für die Republik auszuverhandeln, wie sich jetzt heraus­stellt, und was Sie nachher gemacht haben, wird ohnehin noch einer eigenen Überprü­fung bedürfen.

Aber das halte ich jetzt hier einmal fest. Das ist zwar, wenn man so will, eine unerfreu­liche, aber immerhin eine Erkenntnis.

Sie haben davon gesprochen, dass jeder Euro zweimal umgedreht wird. – Ich sage Ihnen, wenn das Ergebnis daraus, dass Sie jeden Euro zweimal umdrehen, dazu führt, dass Sie ihn dann doppelt ausgeben, dann verschonen Sie uns in Zukunft mit diesen Umdrehungsübungen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Lassen Sie auch im Ver­teidigungsressort einmal eine gescheite Budgetplanung walten, denn das, was sich hier abspielt, ist ein Chaos, das man, so glaube ich, überhaupt noch nirgends vorge­funden hat!

Sie mit Ihrem Briefverkehr, womit Sie sich jetzt herausreden wollen, wer etwa welche Kosten trägt und dass das gar nicht mehr zum System gehört – Systemkosten, die nicht mehr zum System gehören, da weiß man zum Schluss nicht, wer das zahlen soll. (Zwischenruf des Abg. Amon.) Eines ist aber sicher – Herr Kollege Amon, merken Sie sich das für Ihren Wahlkreis –: Zum Schluss wird das der Steuerzahler zahlen, das ist sicher! Alle Briefverkehre und Ministerratsvorträge, die Sie hier mittlerweile mit wider­sprechenden Inhalten zu Hauf präsentieren, werden über diesen Umstand nicht hin­wegtäuschen können. Sie haben sich in immer mehr Widersprüche verwickelt, weigern sich aber nach wie vor, die Tatsachen aufzuklären. Sie haben 95 Prozent Ihrer Rede­zeit dafür verwendet, auf Fragen zu antworten, die gar nicht gestellt wurden.

Was die Beantwortung der Fragen betrifft, haben Sie ausgelassen, und deshalb wer­den wir diese jetzt noch einmal systematisch durchgehen.

Auf die Frage betreffend die Bewertungskommission, unter anderem und indirekt, ha­ben Sie geantwortet, eine 33-köpfige Bewertungskommission habe ein eindeutiges Er­gebnis erzielt. (Rufe bei der ÖVP: 4 : 1!) Wie 4 plus 1 33 ergibt, ist Ihr Problem. – Da­mit ist ein interessanter Hinweis gegeben, denn diese 33-köpfige Bewertungskom­mission hat durchaus Dinge zu Tage gefördert, die in Wahrheit zum Schluss der Etap­pe Folgendes zu erkennen gegeben haben – ich zitiere die Einsichtsbemerkung des Leiters der Gruppe Feld- und Luftzeugwesen –:

Zu Folge der festgestellten annähernden Gleichwertigkeit der Angebote und der gege­benen Erfüllung der Anforderungen für die Luftraumüberwachung wird vorgeschlagen, dem Produkt mit den geringeren Anschaffungs- und Betriebskosten, also dem Gripen, den Vorzug zu geben. – Zitatende.

Das ist eindeutig! Genauso eindeutig ist etwa ein Aktenvermerk des Herrn Ministerial­rates Wagner, der schon davon spricht, dass die vier Unterkommissionsleiter eine er­zwungene Vergabeempfehlung abgegeben haben – da sind wir jetzt bei Ihrem 4 : 1 –, eine erzwungene Vergabeempfehlung!

Wenn Sie da hinten (in Richtung ÖVP) auch noch so viel herumnuscheln, es wird nichts helfen. Wir werden diese Dinge morgen für Sie, die Sie jetzt noch lachen – schauen wir, ob Sie noch länger lachen –, kopieren und Ihnen übermitteln, damit Sie zum Schluss nicht sagen können, Sie hätten nie etwas gewusst. Hören wollen Sie of­fensichtlich nicht, vielleicht sind Sie noch des Lesens fähig. Sie sollten Ihre Verantwor­tung als Abgeordnete ernst nehmen und nicht nur das nachbeten, was hier (in Rich­tung Regierungsbank) herunterkommt! Das ist das Wesentliche. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Deshalb werden wir Sie bis morgen, so gut wir können, mit diesen Unterlagen informie­ren, weil bis zur morgigen Beschlussfassung offensichtlich alles getan werden soll, um die Dinge zu verschweigen. – Das können wir nicht zulassen. Sie werden Ihrer Ver­antwortung nicht entkommen.

Wenn Sie behaupten, die ganze Sache sei billiger geworden, dann genügt ein einfa­ches Rechenbeispiel: Am Ende sind 18 Abfangjäger teurer als zunächst 24. – Und da wollen Sie uns immer noch vorhupfen, dass das billiger wird. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Das ist ja falsch!) – Das ist nicht falsch!

Sie rekurrieren auf die Stückkosten. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Grasser.) – Das hat einen guten Grund. Damit sind wir ganz genau bei diesem schwerwiegenden Vorwurf des Verdachts auf Schiebung. Ich sage ganz bewusst „Ver­dacht“, aber es ist ein schwerwiegender Vorwurf, das ist richtig. Wenn es nämlich so ist, dass Sie die einzige Ausflucht darin suchen ... (Bundeskanzler Dr. Schüssel: ... dass Sie nicht rechnen können! Das ist der Unterschied!) – Herr Bundeskanzler! Sie haben schon genug Gelegenheit gehabt, sich hier intervenierend zu betätigen, viel­leicht erklä­ren Sie sich auch einmal, aber lassen Sie mich das jetzt einmal zu Ende führen! (Abg. Dr. Fasslabend: Sie erzählen seit zwölf Jahren immer das Gleiche!)

Wenn es der Fall sein sollte, dass Sie ein Gutachten haben, das Sie auch nicht auf den Tisch legen wollen, dass die einzige Chance, mit dieser Typenentscheidung und der Reduktion von 24 auf 18 Stück durchzukommen, die Stückkostengleichheit ist, und Sie dann die Stückkosten mit EADS so verhandeln, dass die Kosten möglichst gleich blei­ben, dann stellt sich doch die Frage: Was ist mit den Systemkosten? Haben sie sich verändert oder nicht? Und genau da haben Sie versucht, das mit aller Gewalt unter 2 Milliarden € zu belassen.

Jetzt tauchen Systemkosten auf, die plötzlich keine mehr sein sollen. – An dieser Stelle trage ich Ihnen wieder etwas vor, Herr Finanzminister, ob es Ihnen passt oder nicht. In einer Einsichtsbemerkung zur Frage dieser Kostentragung ist genau festgehalten: die bei sonstigen Vertragspartnern anfallenden Systemkosten. Da stellen Sie die Gegen­frage: Welche sonstigen Systemkosten? – Das sind Formulierungen aus dem Landes­verteidigungsministerium und aus dem Finanzministerium. Putzen Sie sich hier nicht so ab, Sie bleiben diese Antwort schuldig!

233 Millionen € tauchen plötzlich auf – und jetzt wollen Sie sagen, das habe mit der Ent­scheidung der Type nichts zu tun, das habe womöglich nichts mit Abfangjägern zu tun!? Was soll denn das sonst sein? Freund-, Feinderkennung, Data Link et cetera. Ent­schuldigen Sie, aber das können Sie nicht einmal mehr einem Laien einreden. Na­tür­lich hat das ursächlich mit der Beschaffung von Abfangjägern zu tun.

Jetzt wollen Sie diese Argumente mehr oder weniger frech, wie ich meine, vom Tisch wischen und sich dieser Auseinandersetzung nicht stellen. Sie werden damit nicht durchkommen. Der Tag des Wahrheitsbeweises wird kommen, auch wenn Sie glau­ben, sich im Windschatten eines Budgetbegleitgesetzes noch einmal drüberschwindeln zu können. Bis zur Vertragsunterzeichnung wird es eine glaubwürdige Aufklärungsar­beit unsererseits geben (Abg. Dr. Fasslabend: Das müssen Sie aber selbst erfinden!), und wir werden Sie auch dann nicht in Frieden lassen. Sie werden aus diesem Schla­massel nicht mehr herauskommen, wenn Sie sich jetzt darauf einlassen. Das sei Ihnen rechtzeitig gesagt, und es würde Ihnen gut tun, wenn Sie sich an diese meine Empfeh­lung halten würden: Stimmen Sie morgen einem Abänderungsantrag zu, der den Arti­kel 69 und damit die Beschaffung der Abfangjäger aus diesem auch sonst unsinnigen Budgetbegleitgesetz herausnimmt! Nutzen Sie eine Ihrer letzten Chancen, darauf ma­che ich Sie aufmerksam!

Wir haben detto die Löcher bei der Übergangslösung. Da können Sie immer sagen, Sie müssen zuerst etwas machen, was dem zweiten Schritt entspricht, nämlich die Abfang­jäger bestellen, dann machen wir den ersten Schritt, und dann schauen wir, wie teuer das ist. – Eine derartige Lösung ist überhaupt nur deshalb notwendig geworden, weil – hier wieder der Verdacht auf Schiebung – Eurofighter nicht in der Lage ist, im Jahr 2005 zu liefern. Jetzt müssen wir diese Übergangslösung bereitstellen, und siehe da: wieder Kosten von über 200 Millionen €! – Sagen Sie doch etwas dazu. Sagen Sie, dass es billiger ist, aber dann liefern Sie bitte auch den Beweis!

Zuletzt zu den Betriebskosten. Ursprünglich waren Sie in der Bewertung enthalten, aber sie sind herausreklamiert worden, und das aus gutem Grund: weil der Eurofighter das mit Abstand teuerste Produkt ist!

Zu all diesen Dingen wollen Sie weiter schweigen oder mit Ihrem Nebelwerfer in der Gegend herumfuchteln. Das wird aber nichts helfen. Steigen Sie aus aus diesem Ver­tragswerk, und versuchen Sie, die Möglichkeiten der Ausschreibung zu nutzen. Dort steht klipp und klar: Der Republik entfallen keine weiteren Kosten als jene, die bis zu dem Zeitpunkt des jeweiligen Ausstiegs angefallen sind.

Ich empfehle Ihnen: Machen Sie keinen Vertragsentwurf, in dem diese Formel nicht vorkommt, damit nämlich die Folgekosten, die Sie damit verursachen, noch rechtzeitig ge­mindert oder auch, wenn Sie so wollen, noch abgefangen werden können von an­deren Mehrheiten und anderen Bundesregierungen! Es wäre noch möglich. Verbau­en Sie diese Möglichkeit nicht, darauf mache ich Sie aufmerksam!

Wir werden jedenfalls in dieser Sache weiterkämpfen, damit es nicht zur größten Ver­schwendung kommt (Beifall bei den Grünen – Präsident Dr. Khol gibt das Glocken­zeichen) und damit nicht, Herr Bundesminister, ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Den Schlusssatz, bitte!

 


Abgeordneter Mag. Werner Kogler| (fortsetzend): ... ich muss es leider sagen, Verrat am Steuerzahler begangen wird. Diese Vorgangsweise und eigentlich Sie selbst sind damit untragbar geworden! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.55

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir fahren in der Debatte fort. Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Amon. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


15.55

Abgeordneter Werner Amon, MBA| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Meine Herren Bundesminister! Meine Damen und Herren! Wir haben es eben gehört: Es besteht ein schwerer Verdacht, nämlich der schwere Verdacht, dass die Grünen, insbesondere Herr Kollege Kogler, den Rechnungen des Herrn Bun­desministers für Finanzen nicht folgen können. – Das ist der ganze Verdacht, der be­steht. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Sie werfen dem Bundesminister für Finanzen vor – und das ist überhaupt das Drama­tischste –, dass er, bevor es zur Typenentscheidung gekommen ist, Gespräche mit den Anbie­tern geführt hat. – Das ist auch wirklich unglaublich verwerflich! Ich weiß nicht, Kollege Kogler, ob Sie ein Auto besitzen – als Grüner sollten Sie eigentlich nicht –, aber wenn Sie ein Auto kaufen, weiß ich nicht, wie Sie das halten? Gehen Sie auch, nachdem Sie das Auto gekauft haben, zu anderen Händlern und verhandeln mit diesen im Nachhi­nein? Ich glaube, das kann es nicht sein.

Herr Kollege Kogler! Herr Kollege Pilz! Sie agieren hier in einer Art und Weise, in der, wie ich glaube, wir nicht miteinander reden sollten. Das setzt sich seit den Ausschuss­beratungen in einer Linie fort. Kollege Kogler hat via Austria Presseagentur angekün­digt, er werde die drei Bundesminister ins Kreuzverhör nehmen; eine Diktion aus dem Gerichtswesen, wie mir scheint.

Zum einen ist es relativ problematisch, allein jemanden ins Kreuzverhör zu nehmen, das ist physisch nur sehr schwer möglich, zum anderen aber geht es hier um etwas ganz anderes. Da wird von „Kreuzverhör“ gesprochen, da wird von „Schiebung“ ge­sprochen – das ist eine Sprache, mit der Sie versuchen, von vornherein zu kriminalisie­ren. Alles, was Sie – oder andere, ich weiß es nicht – an Vorwürfen der Staatsanwalt­schaft übermittelt haben, wurde innerhalb von wenigen Tagen als völlig haltlose Unter­stellung niedergelegt. Es ist überhaupt nichts dran an Ihren Vorwürfen. Sie als Opposi­tioneller sollten sich endlich einmal inhaltlich mit der Frage auseinander setzen und nicht ständig versuchen, zu kriminalisieren und Malversationen und Ähnliches zu un­terstel­len! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie werfen Herrn Bundesminister Grasser vor, dass er zu Beginn der Eurofighter-Debatte, zu Beginn der Debatte um die Abfangjäger-Nachbeschaffung der Meinung war, dass man vielleicht davon Abstand nehmen könnte. Das mag aus der Sorge um das Budget entstanden sein, aus anderen politischen Gründen, es mag viele Gründe geben, weshalb er dieser Meinung war – seine Meinung zu ändern ist aber sicherlich nicht kriminell, und es ist keine Schiebung. Nehmen Sie das endgültig zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zum Grundsätzlichen: Seit dem Jahre 1959 haben alle Bundesregierungen, ganz gleich, wie sie zusammengesetzt waren, ob ÖVP-Alleinregierungen, ob SPÖ-Allein­regierungen, ob die frühere kleine Koalition aus SPÖ und FPÖ, ob die große Ko­alition oder jetzt die Koalition aus ÖVP und FPÖ, alle Regierungen haben sich immer zu einer Luftraumüberwachung auch mit Luftraumüberwachungsflugzeugen bekannt. Also of­fensichtlich gibt es hier so etwas wie eine staatspolitische Erkenntnis insbe­sondere in der Rechtslage der Neutralität, wonach bis hin zum ehemaligen Präsidenten des Ver­fassungsgerichtshofs alle namhaften Verfassungsrechtler der Meinung waren, dass zur Umsetzung der Neutralität selbstverständlich auch eine Luftraumüberwachung mit ent­sprechendem Fluggerät notwendig ist.

Ich möchte hier auch einen sehr unverdächtigen Zeugen – viele sind heute schon ge­nannt worden – zitieren, der gesagt hat: Wir haben natürlich, das darf nicht vergessen werden, aus dem Staatsvertrag, aus der Neutralität und durch die Verteidigungsdoktrin ganz eindeutige Verpflichtungen. Das sind Flugzeuge für die Luftkontrolle. Sie haben die Aufgabe, Flugkörper zu identifizieren, sie zu warnen und dazu zu bringen, wieder das österreichische Luftgebiet zu verlassen. – Dieses Zitat stammt von niemand Ge­ringerem als von Herrn Nationalratspräsidenten Dr. Heinz Fischer, bestimmt ein unab­hängiger Zeuge in diesem Zusammenhang und auch unverdächtig. (Präsident Dr. Fi­scher übernimmt den Vorsitz.)

Ich möchte noch einmal in Erinnerung rufen, worin die Strategie insbesondere der Grü­nen in dieser gesamten Debatte besteht. Warum sind denn die Grünen so aggressiv in ihrem Versuch, der Bundesregierung hier etwas am Zeug zu flicken? Da Sie ja mit kei­nen neuen Vorwürfen gekommen sind, Herr Kollege Kogler – wir warten ja förmlich darauf, dass Sie diesbezüglich irgendetwas vorzubringen haben, aber Sie haben ganz einfach nichts! –, muss ich Ihnen noch etwas sagen, was ich Ihnen im Ausschuss auch schon gesagt habe; ich glaube nämlich, dass das durchaus auch eine breitere Öffent­lichkeit interessiert.

Sie haben im Dezember des Jahres 2001 parlamentarische Anfragen an den Herrn Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit ebenso wie an den Herrn Bundesminister für Finanzen und an den Herrn Bundesminister für Landesverteidigung eingebracht. Was war denn der Inhalt dieser parlamentarischen Anfragen? – Sie haben darin aufgewor­fen, dass angeblich SAAB und damit British Aerospace das Industriewissenschaftliche Institut beauftragt haben, in Österreich eine Studie im Zusammenhang mit der Nach­beschaffung von Luftraumüberwachungsflugzeugen durchzuführen. Und das, was Sie in dieser parlamentarischen Anfrage unterstellen, ist, dass in der Ausschreibung für die Nachbeschaffung alles so formuliert wäre, dass die Bundesregierung eigentlich nur eine Entscheidung für den SAAB-Gripen treffen kann. – Das haben Sie zu unterstellen versucht. Hätte die Bundesregierung dann eine Entscheidung für den SAAB-Gripen getroffen, wäre es für Sie natürlich ein Leichtes gewesen, auf diese parlamentarische Anfrage zu verweisen, in der Sie der Bundesregierung von vornherein zu unterstellen versucht haben (Abg. Mag. Kogler: Das war damals auch der Stand! ...!), die Ent­scheidung für den SAAB-Gripen sei ohnehin bereits gefallen.

Blöde Geschichte: Die Beschaffungskommission des Bundesheeres trifft eine andere Entscheidung! Diese Beschaffungskommission ist 33-köpfig und umfasst 5 Spezial­gruppen, daher dann das Ergebnis 4 : 1. Auch der Verdacht liegt nahe, dass Sie sich deshalb nicht erklären konnten, warum das Ergebnis 4 : 1 ausgefallen ist: Es gab fünf Bereiche, die eben die Entscheidung im Verhältnis 4 : 1 getroffen haben, Herr Kolle­ge Kogler! Und diese Beschaffungskommission hat sich eben für den Eurofighter Typhoon entschieden. (Abg. Mag. Kogler: Da ist von einem Gegengeschäft überhaupt keine Rede!) Es ist sowohl Herrn Bundesminister außer Dienst Werner Fasslabend zu dan­ken, dass er maßgeblich dazu beigetragen hat, dass diese Beschaf­fungen aus politi­schen Entscheidungen herausgehalten werden konnten, als auch Herrn Klubobmann Scheibner, der diese Beschaffung vorbereitet hat, und Herrn Bundes­mi­nister Platter, der sie in eindrucksvoller Weise umgesetzt hat.

Abschließend noch ein Satz zur SPÖ, weil die SPÖ hier einen wirklich „beeindrucken­den“ Kurs fährt: Ich möchte darauf verweisen, dass der Wehrsprecher der SPÖ – ich nehme an, dass dieser in Wehrangelegenheiten immer noch für die SPÖ spricht – zu­nächst ein­mal davon gesprochen hat, dass es „keine Alternative zu neuen Flugzeugen“ gibt, und dass er wörtlich gesagt hat, es müsse unbedingt „Kompensationsgeschäfte“ im Ausmaß „von mindestens 100 Prozent“ geben. – Jetzt haben wir mehr als das Dop­pelte. In diesem Zusammenhang hätte ich mir eigentlich ein Lob von Seiten der SPÖ ge­wünscht!

Und das Allerbeste ist, dass es dann in einem Artikel der „Salzburger Nachrichten“ wörtlich hieß:

„Wenig hält Gaal davon, die Draken durch gebrauchte Flugzeuge – etwa die von der niederländischen Armee angebotenen F 16 – zu ersetzen. Diese Variante sehe auf den ersten Blick zwar billiger aus, käme auf lange Sicht aber teurer, da man dann bald wie­der vor einer Nachfolge-Frage stünde.“

Genau deshalb ist die Entscheidung, die die Beschaffungskommission getroffen hat, eine sehr gute Entscheidung. Nehmen Sie das zur Kenntnis und beenden Sie Ihre Kri­minalisierungsversuche! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.03

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gaál. Die Uhr ist auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

 


16.04

Abgeordneter Anton Gaál| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Her­ren Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! (Abg. Mag. Mainoni: Du musst den neuen Kurs mittragen jetzt!) Herr Kollege Amon, es ist natürlich keine gute Entschei­dung, diese Kampfflugzeuge zu kaufen. Ich kenne auch keinen Verfassungs­rechtler, der sagen würde, dass man aus Neutralitätsgründen solche Kampfflugzeuge anzu­schaffen hätte. (Zwischenrufe der Abgeordneten Gahr und Mag. Donnerbauer.) Das ist sicher nicht wahr. Sie wissen sehr wohl auch, dass dieser Kauf von Kampf­flug­zeugen nichts mit Luftraumüberwachung zu tun hat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Es ist wirklich unglaublich, mit welchem Trick Sie, Herr Fi­nanzminister, beziehungsweise die Bundesregierung hier versuchen, diese milliarden­schwere Beschaffung noch vor Erscheinen des Rechnungshofberichtes unter Dach und Fach zu bringen. (Abg. Mag. Molterer: Ist das der Wehrsprecher?)

Herr Bundeskanzler, Sie haben heute ein Bekenntnis zur Exekutive und zum österrei­chischen Bundesheer eingefordert. Wir, die Sozialdemokratie – das hat ja die Vergan­genheit, die Politik der letzten 30 Jahre gezeigt –, bekennen uns zur Exekutive und zum österreichischen Bundesheer! Es hat unter Kreisky, den Sie heute oft zitiert ha­ben, und unter Sinowatz das höchste Budget für Landesverteidigung im Vergleich zur Wirtschaftskraft des Landes gegeben, meine Damen und Herren!

Aus Sorge um die Zukunft des österreichischen Bundesheeres lehnen wir diese sünd­teure Beschaffung ab! Sie ist nicht erklärbar, sie ist nicht begründbar, und es ist Ihnen heute auch nicht gelungen, Herr Finanzminister, sie zu begründen. (Abg. Mag. Don­nerbauer: Wieso haben Sie sie dann verlangt? – Abg. Mag. Molterer: Sie sind ja dafür gewesen!) Dieser Kauf von Kampfflugzeugen, Herr Finanzminister, hat ja nichts mit luftpolizeilichen Aufgaben zu tun. Sie selbst haben richtigerweise gesagt, es sei hier die Beschaffung von Kriegsgerät für den Luftkampf, für den Luftkrieg vorgese­hen, und daher ist diese Beschaffung für die Luftraumüberwachung nicht erforderlich!

Weil der Herr Vizekanzler – er ist jetzt nicht im Saal – immer wieder davon spricht, dass man keine unsinnigen Vergleiche anstellen dürfe, sage ich Ihnen: Wenn etwas Unsinn ist, dann ist es die milliardenteure Beschaffung dieser Luxus-Kampfjets, die niemand braucht – nicht in Europa und auch nicht bei uns in Österreich! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich darf den Herrn Vizekanzler daran erinnern, dass er gesagt hat, dieser Vertrag wer­de, wenn überhaupt, nur unterschrieben, wenn der Rechnungshof-Abschlussbericht hier vorliegt, und nur nach umfassender Prüfung der Nachvollziehbarkeit der Gegen­geschäfte werde die Unterschrift unter diesen Vertrag gesetzt. – Das gilt jetzt alles plötzlich nicht mehr! Auch hier ist der Herr Vizekanzler wortbrüchig geworden, meine Damen und Herren!

Herr Finanzminister, Sie wissen sehr wohl, dass Sie mit dieser sündteuren Beschaf­fung das Bundesheer in die Überschuldung und in den finanziellen Ruin treiben, weil damit kein finanzieller Spielraum mehr für andere dringende, notwendige und wichtige Beschaffungen im Rahmen des Bundesheeres bleibt.

Sie sind im Ausschuss sämtliche Antworten schuldig geblieben (Abg. Murauer: In wel­chem Ausschuss?), da kann ich den Kollegen Pilz nur beschäftigen. (Abg. Neudeck: „Bestätigen“, nicht „beschäfti­gen“!) Auch heute haben Sie viele wichtige Fragen nicht konkret beantwortet und daran vorbeigeredet, indem Sie sehr allgemein formuliert ha­ben.

Warum, Herr Finanzminister – das haben Sie bis heute nicht beantwortet – gibt es kei­ne Angebotsgarantie, die international üblich ist? Eine solche wurde nicht verlangt! Es gibt nur Absichtserklärungen, keine Verpflichtungen zur Erfüllung der Kompensations­geschäfte. Nichts ist hier verpflichtend vorgeschrieben. Selbst der Rechnungshof findet die Gegengeschäfte problematisch (Rufe von der Regierungsbank: Was? Was?), sehr problematisch, und er schreibt auch, Herr Bundeskanzler, dass inhaltliche Abweichun­gen zwischen Plandokumenten, also etwa Pflichtenheften und Leistungsbestimmun­gen, nachvollziehbar zu dokumentieren wären. – Das ist in keiner Weise geschehen! Er verlangt eine budgetäre Bedeckung des Kaufes – bis heute gibt es kein schlüssiges Finanzierungskonzept, keine finanziellen Vorsorgen! Der Rechnungshof bestätigt also vollinhaltlich die Kritikpunkte der Sozialdemokraten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Finanzminister! Ihr Veto vom 2. Juli 2002, an dem die besagte Ministerratssitzung stattfand, ist schon angesprochen worden. Da haben Sie sich wirklich durchgesetzt! Ihr Veto war entscheidend dafür, dass nicht die kostengünstigen SAAB-Gripen gekauft werden, sondern dass man nunmehr darangeht, die sündteuren Eurofighter zu be­schaffen. Sicherheitspolitik, Herr Finanzminister, besteht bei Ihnen also nur in der Be­schaffung dieser sündteuren Kampfflugzeuge! Und wenn man Sie darauf konkret an­spricht, dann sagen Sie wiederum, dass Sie sich in militärischen Fragen nicht so gut auskennen. Ich kann Ihnen sagen, Herr Finanzminister, Sie können Ihr Wissen ein bisschen verbessern, wenn Sie endlich darangehen, Ihren Grundwehrdienst zu leisten! (Heiter­keit bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Neudeck: Aber nicht als Pilot!) Dort können Sie einiges noch selbst erfahren! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie sich länger verpflichten, dann können Sie vielleicht sogar Kampfflieger mit diesen Eurofightern werden! Das ist auch möglich, wenn Sie technisch begabt sind. Aber das überlasse ich Ihnen; ich kenne Sie da zu wenig. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Finanzminister, ich frage Sie ganz konkret: Warum haben Sie sich so vehement für die teuerste Variante ausgesprochen, für ein Kriegsgerät, das Sie selbst immer wie­der abgelehnt haben? Was war der Grund Ihres plötzlichen Sinneswandels, Herr Fi­nanz­minister? Sicherheitspolitische Argumente können es nicht gewesen sein (Ruf bei der ÖVP: Kollege Gaál, waren Sie beim Bundesheer?), denn Sie wissen so gut wie ich, dass man diese Luxus-Kampfjets für eine Luftraumüberwachung nicht braucht. Was war also der Grund dafür, dass es zu dieser kostenintensiven Vergabeentschei­dung zu Gunsten von EADS gekommen ist? – Diese Frage haben Sie bis heute nicht beant­wortet. Nicht finanzierbar!, nicht leistbar!, haben Sie immer wieder gesagt und haben die Finanzierung auf 2007 hinausgeschoben.

Herr Finanzminister, Sie wissen es ganz genau: Wir bekommen einen Flieger, den es nicht gibt, weil er nicht fertig gestellt ist, nicht serienreif ist, nicht heute, nicht 2007 – das ist mit einem großen Fragezeichen zu versehen, denn was die Tranche 2 des Eu­rofighters, die unsere Bedingungen erfüllen soll, betrifft, so ist bis heute noch nicht be­schlossen, dass sie tatsächlich gebaut wird. Das, worüber wir hier diskutieren, ist die Tranche 1, die nicht den österreichischen Bedürfnissen entspricht und nur für Trai­ningszwecke bestimmt ist. Es ist also ein Eurofighter im Testeinsatz, Herr Finanzminis­ter, den wir probieren. Die Truppenbetreuung macht Österreich – das übrige Europa freut sich! Dieses Probieren kostet mehr als 4 Milliarden €!

Dazu kann ich Ihnen nur eines sagen, Herr Finanzminister: Diese Einkaufspolitik ist un­verantwortlich! Sie findet nicht unsere Zustimmung. Wenn Sie ein reines Gewissen haben, dann stimmen Sie doch nachträglich noch der Einsetzung eines Untersu­chungs­ausschusses zu, sodass man diese Abfangjägerbeschaffung umfassend klären kann! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.11

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Bösch. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten, im Rahmen der insgesamt möglichen Redezeit von 10 Minuten. – Bitte.

 


16.12

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch| (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine Her­ren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Ich habe mir gerade über­legt, wie die SPÖ heute hier am Rednerpult argumentieren würde, wäre sie in der Bun­desregierung. Herr Kollege Gaál, ich glaube, Sie hätten dafür argumentiert, so wie in all den Jahrzehnten, die hinter uns liegen (Abg. Mag. Wurm: Nein! Nein, ...!), und so, wie das auch SPÖler tun, die irgendwo Verantwortung innehaben. (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Dort, wo die SPÖ noch in der Regierung ist, hat sie noch einen Rest an staatspolitischer Verantwortung – so zum Beispiel in der Steiermark. Dort stimmen Ihre Genossen auch einer Präsentation des Eurofighters im Rahmen der Flugshow von Zeltweg zu. (Ironische Heiterkeit des Abg. Gradwohl.) Die Flugshow von Zeltweg mit ungefähr 250 000 Besuchern ist ein wirtschaftlicher Impuls für die Re­gion – Herr Kollege, Sie werden das besser wissen als ich! Auf alle Fälle sollte die SPÖ hier ihre Unglaubwürdigkeit nicht noch mehr zelebrieren.

Meine Damen und Herren! Ich habe mir aber auch überlegt, wie die Grünen heute hier argumentiert hätten, hätte die Bundesregierung eine andere Type ausgewählt. Ich ha­be mir überlegt, wie Herr Kollege Pilz und Herr Kollege Kogler hier am Redner­pult de­battiert hätten, wenn sich die Regierung für den SAAB-Gripen entschieden hät­te. In Ihrer Anfrage sprechen Sie ja auf Seite 3 von einer „Verschwedung“. Dieser Lapsus Linguae deckt Sie auf! Sie hätten dann, nehme ich an, hier am Rednerpult in derselben Vehemenz dagegen argumentiert wie jetzt gegen den Eurofighter.

Oder allein der Ge­danke, die Bundesregierung hätte sich für den F-16 entschieden und damit sozusagen eine Maschine vom imperialistischen Klassenfeind des Herrn Dr. Pilz ausgewählt: Er wäre heute hier zur Höchstform aufgelaufen und hätte keine so billige Figur ge­macht, wie das der Fall war. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Ihre unwahren Behauptungen und Ihre kryptischen Andeu­tungen werden dadurch, dass Sie sie hier am Rednerpult oder auch in den Ausschüs­sen und in der Öffentlichkeit immer öfter wiederholen, nicht wahrer. Der von der Bewer­tungskommission im BMLV in einem nachvollziehbaren Verfahren als eindeutig Best­qualifizierter ermittelte Eurofighter Typhoon wurde von der Bundesregierung als Nach­folgetype für die auslaufenden Draken ausgewählt. Sowohl zwei in jüngster Zeit in Auf­trag gegebene Rechtsgutachten als auch der Rechnungshof, der bis zum Ende des Wettbewerbes involviert war, haben die Richtigkeit des Vorgehens beim Be­schaf­fungs­vorgang bis jetzt bestätigt. (Abg. Mag. Kogler: Das ist falsch!) In einem Be­richt über die Ausschreibungsmodalitäten liegt das auch vor, und das haben Sie auch nie be­stritten, Herr Kollege Kogler. (Abg. Mag. Kogler: Doch! Jetzt wieder!)

Die Staatsanwaltschaft Wien hat alle Verdachtsmomente, die Sie hier wieder erneuert haben, einschließlich der Korruptionsvorwürfe genauestens geprüft und sämtliche An­zeigen – das sollten Sie auch einmal zur Kenntnis nehmen! – zurückgelegt. (Abg. Mag. Kogler: Die sind eh alle von der F gekommen! ...!)

Meine Damen und Herren! Der Eurofighter ist ein hochmodernes Flugzeug, das für die nächsten 30 bis 40 Jahre in der Lage ist, den österreichischen Luftraum zu sichern. Die Beschaffung von Eurofightern ist daher eine Investition für die langfristige Sicherheit Österreichs. Die Kosten werden erst ab 2007 schlagend – das ist in der Debatte schon des Öfteren von uns klargelegt worden und mittlerweile auch von Ihnen nicht mehr zu bestreiten –, also in der nächsten Legislaturperiode. All die von Ihnen gezogenen Pa­rallelen zur Pensionsreform und zu all diesen anderen politischen Bereichen treffen daher nicht zu.

Die Zahlung wird ab dem Jahr 2007 in neun Jahren in jährlichen Raten von 200 Mil­lionen € erfolgen. Der Herr Finanzminister hat das hier auch in aller Klarheit darlegen können. Die durch die Übergangslösung zwischen den Jahren 2005 und 2007 ent­stehenden Mehrkosten gehen ausschließlich, meine Damen und Herren, auf das Konto jener, die eine zeitgerechte Entscheidung und die Beschaffung neuer Flugzeuge bisher erfolgreich verhindern konnten.

Darüber hinaus wird die österreichische Wirtschaft von der Beschaffung der Eurofighter in erheblichem Maße profitieren: Bis 2017 ist mit Gegengeschäften in der Höhe von 4 Milliarden € zu rechnen. Wir sollten bei all diesen Aspekten für die österreichische Wirtschaft auch die Erhaltung der Arbeitsplätze nicht vergessen. Gerade die Kollegen von der SPÖ, die dieses Argument immer wieder im Munde führen, sollten bedenken, dass eine Zerstörung der österreichischen Luftwaffe überhaupt mehrere tausend Ar­beitsplätze in den Regionen selbst, aber auch im Bundesheer gefährdet.

Meine Damen und Herren! Diese Gegengeschäfte machen 200 und mehr Prozent des Anschaffungspreises mit den Finanzierungskosten oder 240 Prozent des Netto-Anschaffungspreises aus. Durch diese Kompensationsgeschäfte kann der Wirtschafts­standort Österreich gerade im Bereich der Hochtechnologie gesichert und auch ausge­baut werden. Sie sollten das in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, auch endlich einmal anerkennen!

Meine Damen und Herren! Sie haben heute hier wieder ein billiges Oppositions­spiel­chen auf Kosten der Sicherheit der österreichischen Bevölkerung geliefert. Ich als frei­heitlicher Abgeordneter finde das bedauerlich.

Die Regierung wird hinter die­sen Entscheidungen, die sie getroffen hat, stehen. – Dan­ke. (Beifall bei den Freiheitli­chen und der ÖVP.)

16.17

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Platter. In der Debatte darf kein Redner länger als 10 Minuten sprechen. Ich werde daher auch jetzt das Licht einschalten. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


16.18

Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter|: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzter Herr Finanzminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abge­ordneten! Hohes Haus! Ich möchte im Folgenden einige allgemeine Bemerkun­gen ma­chen, weil ich immer wieder feststellen muss, dass die Luftraumüberwachung zur Gän­ze in Frage gestellt wird.

Zum Ersten, meine Damen und Herren: Worum geht es eigentlich? – Es geht um die Überwachung und Sicherung unseres Luftraumes zum Schutze der Bevölkerung, zum Schutze der Österreicherinnen und Österreicher und zur Sicherung der Souveränität unserer Republik Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitli­chen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich stelle immer wieder fest, dass Schutz und Sicherheit am Boden nicht in Frage gestellt werden. Daher ist es für mich völlig absurd, dass man die Luftraumüberwachung und die Luftraumsicherung in Frage stellt.

Geschätzte Damen und Herren! Diese Beschaffung der Luftraumüberwa­chungs­flug­zeuge ist kein Selbst­zweck der Bundesregierung, ist kein Selbstzweck für das Bundes­heer, sondern diese Beschaffung für die Luftraumüberwachung ist notwendig für die Sicherung und die Si­cherheit der Republik Österreich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

Zum Zweiten: Gerade in der heutigen Debatte – das habe ich am Vormittag gehört – wurde die Bedrohungslage strapaziert. Wie werden wir bedroht? – Meine sehr geehr­ten Damen und Herren! Wenn man sich die derzeitige Situation anschaut, dann muss man feststellen, dass neben den Massenvernichtungswaffen natürlich der internationa­le Terrorismus eine große Bedrohung für Europa und darüber hinaus darstellt. (Zwi­schenruf der Abg. Dr. Lichtenberger.) Halten wir uns doch einmal die Situation vor Augen, der wir uns am 11. September 2001 gegenübersahen! Und da wollen Sie die Sicherung des Luftraumes aufgeben, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Abg. Eder: Was nützen denn da die Abfangjäger?)

Schauen wir uns auch die Situation im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg an. Wie froh waren wir, dass Sicherheit gegeben wurde! Hier wurde eine perfekte Arbeit zur Siche­rung unseres Luftraumes geleistet! (Rufe bei der SPÖ und den Grünen: Gegen wen? – Abg. Dr. Pilz: Gegen die irakische Luftwaf­fe?) Und all das wollen Sie auf­geben, meine Damen und Herren? – Dazu ein klares Nein! Wir wollen die Sicherung des Luftraumes weiterhin gewährleisten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zum Dritten: Herr Abgeordneter Pilz! Es können manche Abgeordneten nicht glauben, dass ein solch großer, solch wichtiger Beschaffungsakt ohne Skandal, ohne Korruption und ohne Schiebung über die Bühne gebracht werden wird. (Abg. Dr. Pilz: Es besteht der Verdacht der Schiebung!) Meine Damen und Herren! Ich sage Ihnen aus einem ehrlichen Gewissen heraus: Dieser Beschaffungsvorgang wird korrekt, sauber und einwandfrei durchgeführt! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitli­chen.)

Zum Vierten: Es wurden heute viele Fragen an den Herrn Finanzminister gestellt, die äußerst seriös beantwortet wurden. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grü­nen.) Als Verteidigungsminister schließe ich mich all diesen Argumenten an. Nun kön­nen Sie, geschätzte Damen und Herren von der Opposition, diese Anschuldigungen zwar immer wieder wiederholen, unsere Antwort aber wird immer eine klare, eine ein­deutige sein: Dieser Beschaffungsvorgang wird einwandfrei, korrekt und sauber über die Bühne gebracht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zum Fünften: Interessant ist die Argumentation, die man immer wieder hört. Ich habe mir die Liste der Befürworter von Abfangjägern angeschaut. Der Bundeskanzler und der Finanzminister haben dies bereits ausgeführt, und auch ich darf Ihnen dazu Fol­gendes sagen:

Präsident Fischer hat am 11. Oktober 1984 im „Kurier“ ein Ja zu den Abfangjägern ge­sagt. (Abg. Mag. Kogler: 1984?!) Das Bundesheer werde nicht demontiert, aber auch nicht aufgerüstet, er sage ein klares Ja zu Abfangjägern! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Stummvoll: Bravo, Fischer!)

Bundeskanzler Vranitzky hat am 7. Juni 1988 im ORF-„Abendjournal“ zum Thema Ab­fangjäger Folgendes gesagt (Abg. Dr. Pilz: Die Wahrheit ist eine Tochter von EADS!) – ich zitiere –:

Ich selber bin wirklich nicht dafür bekannt, glühender Militarist oder eisenfressender Kommiskopf zu sein, aber wir können nicht in einer Umgebung, in der alle Länder die Landesverteidigung ernst nehmen, diese nicht ernst nehmen, diese auf das Niveau eines regionalpolitischen Geplänkels herunterdrängen, weil die einzige wirklich ernste Folge all dessen wäre, dass wir dann als Staat mit unserer Landesverteidigung in ganz Europa nicht ernst genommen würden, und dafür stehe ich nicht zur Verfügung. – Zitat­ende.

Also eine klare Pro-Abfangjäger-Aussage von Bundeskanzler Vranitzky! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)

Herr Bundeskanzler Sinowatz am 28. Juni 1984 zum Thema Abfangjäger – ich zitiere (Abg. Dr. Puswald: ... 2003 haben wir, nicht 1984!) –:

Wenn hier eine sinnvolle Verknüpfung Militär–Aufträge–Arbeitsplätze möglich ist, dann bin ich für den Kauf von Abfangjägern. – Zitatende.

Geschätzte Damen und Herren! Diese Liste kann man fortsetzen. Neben Fischer, Si­nowatz und Vranitzky finden sich auf der Liste der Befürworter von Abfangjägern auch Kreisky, Benya, Gratz, Kirchschläger, Schieder und dergleichen mehr. (Abg. Öl­linger: Und alle waren für den Eurofighter?! – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Zum Schluss kommend: Ich muss leider feststellen und zur Kenntnis nehmen, dass die umfassende Landesverteidigung – und dazu gehört natür­lich auch die Sicherung des Luftraumes – als parteipolitischer Spielball verwendet wird. (Abg. Öllinger: Absurdes Theater!)

Ich ersuche Sie daher, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Grünen und der SPÖ: Übernehmen Sie ebenfalls Verantwortung und nehmen Sie die Sicherheit unseres Landes ernst. Ich ersuche Sie aufrichtig: Rechnen Sie nicht immer wieder die Leistungen für Sicherheit gegen Leistungen des Sozialen auf!

Meine Damen und Herren! Sicherheit braucht Verantwortung! Und wir nehmen diese Verantwortung wahr. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Eine sehr schöne Zitatensammlung war das! – Abg. Eder: ... total für die Katz’!)

16.24

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Lich­ten­berger zu Wort. Sie möchte 5 Minuten sprechen. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


16.24

Abgeordnete Dr. Evelin Lichtenberger| (Grüne): Sehr geehrte Damen und Her­ren! Herr Präsident! Herr Minister! Herr Minister, wir diskutieren heute nicht über die Frage der Luftraumüberwachung insgesamt, sondern über eine Typenentscheidung – und das ist ein gravierender Unterschied (Abg. Scheibner: Aber sind Sie jetzt dafür oder gegen die Luftraumüberwachung?), wenngleich ich gerne anmerke, dass diese Debatte über die Luftraumüberwachung und darüber, in welcher Art und Weise sie stattfinden soll, in diesem Haus geführt werden muss. Dazu bin ich auch gerne bereit. (Abg. Scheibner: ... schon seit vielen Jahren!)

Wenn Sie aber dieses Thema andiskutieren, Herr Minister, dann erwarte ich mir von Ihnen eine gewisse Trennschärfe zwischen dem Vorwurf der Massenvernichtungswaf­fen, die der Irak besessen haben soll – es wird gerade im britischen Parlament darüber diskutiert –, und der österreichischen Aufgabe der Luftraumüberwachung. (Abg. Scheibner: Das haben Sie schon wieder nicht verstanden, Frau Kollegin!) Diese unzu­lässigerweise zu vermischen lässt schon den Verdacht aufkeimen (Abg. Amon: Das hat keiner vermischt!), dass man hier mit der Keule droht, um irgendetwas zu verde­cken, was sonst mehr als undurchsichtig ausschaut, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen.)

Die Herren von der Regierungshälfte haben sich in ihren Debattenbeiträgen weiters darüber aufgeregt und alteriert, dass sich die Opposition für die Höhe der Ausgaben und die Beschaffungsvorgänge bei militärischem Gerät so heftig interessiert. Ja leider mussten wir die Erfahrung machen, dass die große Transparenz auf diesem Felde nicht herrscht und auch – man muss es wirklich so sagen – nie geherrscht hat.

Es war mein Hobby im Verteidigungsausschuss, Sie immer wieder darum zu ersuchen, endlich die Liste der Kompensationsgeschäfte für die schon getätigten Anschaffungen vorzulegen. Sie ist nie aufgetaucht! (Abg. Mag. Kogler: Jawohl!) Zu Ihrem jetzigen Versprechen, das werde irgendwann im Internet stehen, muss ich sagen: Die Botschaft hör’ ich wohl, allein bei Ihnen, Herr Finanzminister, fehlt mir noch mehr wie bei allen Ihren Vorgängern der Glaube! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte vor allem über zwei Fragen, die, zugegeben, in der heutigen Dringlichen Anfrage neu aufgetaucht sind, etwas genauer sprechen. Erstens geht es um jene 233 Millionen € von so genannten bei sonstigen Vertragspartnern anfallenden System­kosten, die Sie sich weigern in den Gesamtpreis einzurechnen, denn sonst kämen Sie mit dem Gesamtpreis über 2 Milliarden €, und dann würde auf dem Tisch liegen, dass 18 Abfangjäger plötzlich viel mehr kosten als vorher 24!

Nun kenne ich das aus dem Supermarkt, dass man manchmal 10 Kilo Kaffee in der Relation billiger bekommt, als wenn man nur ein Paket kauft. (Abg. Scheibner: Ja, aber so einfach ist das nicht bei den Flugzeugen wie beim Kaffee! Das ist ein biss­chen ein ...!) Aber in dieser Kategorie von Beschaffungen würde ich solche Milchmäd­chenrechnungen nicht unterstellen, denn auch die Verhandlungspartner – und das sind ja erfolgreiche große Konzerne – sind nicht auf der Milch- respektive Nudelsuppe da­hergeschwommen (Abg. Scheibner: Nein! Aber auch nicht im Kaffee!) und kennen sich aus, vielleicht ein bisschen besser als einige der Herren, die hier darüber gespro­chen haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

In diesen Systemkosten – und die gehören nun einmal zu den Abfangjägern – sind ja Dinge enthalten wie zum Beispiel die Pilotenausbildung oder das Flugfunknetz für den Eurofighter – na nicht wird das zum Beschaffungsvorgang gehören! Wenn Sie uns das einreden wollen, dann rechnen wir überhaupt alles weg und letzten Endes bleibt nur ein Tretradl übrig, das man dann aus den Reifen macht, oder sonst etwas. Und dann können Sie sagen: Eigentlich hat es gar nichts gekostet!

Meine Damen und Herren! Solche Rechnungen sind für Menschen, die über Budgets entscheiden und entscheiden müssen, nicht akzeptabel und nicht hinzunehmen! (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das Freund-Feind-Erkennungssystem und den Data-Link nicht dazurechnen zu wollen, das ist wirklich mehr als undurchsichtig und mehr, als in der Vergangenheit in diesen Beschaffungsvorgängen an Undurchsichtigkeit geboten wurde.

Zum zweiten Punkt, der mir besonders aufgefallen ist: Der Herr Finanzminister hat heute etwas klar und deutlich erzählt – was sonst unüblich war –, nämlich dass er sich als Einziger und noch dazu als unzuständiger Minister mit etlichen Firmenvertretern getroffen hat. (Abg. Öllinger: Interessehalber!) Die Namen, die er aufgezählt hat, wa­ren nicht auf die gesamte Palette der Anbieter verteilt, sondern das waren EADS-Na­men, und zwar ausschließlich! (Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Gras­ser.) – Auch wenn Sie mir jetzt ins Genick reden, ich muss mich auf das beziehen, was Sie vorher in Ihrer Anfragebeantwortung gesagt haben, und das war erstens mehr als dürftig und zweitens in dem, was Sie gesagt haben, sehr aufschluss­reich. (Abg. Gaál: Aufklärungsbedürftig!)

Deswegen, Herr Minister, bringe ich wieder einen Entschließungsantrag ein, der for­dert, was unabdingbar notwendig ist, nämlich eine detaillierte Untersuchung der Vor­gänge, die zu dieser Beschaffung geführt haben.

Der Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Pilz, Mag. Kogler, Dr. Lichtenberger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch des Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Typhoon

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle nötigen Schritte zum Abbruch des Be­schaffungsvorganges von Eurofighter-Kampfjets zu unternehmen, wie es auch im Ab­fangjäger-Volksbegehren von 624 807 ÖsterreicherInnen gefordert worden ist, und dem Nationalrat darüber zu berichten.

*****

Meine Damen und Herren! (Abg. Mag. Molterer – in Rich­tung des Präsidenten Dr. Fi­scher –: Redezeit! – Präsident Dr. Fischer: Freiwillig!) Ein Untersuchungsausschuss in dieser Sache ist unausweichlich! (Ah-Rufe bei Abgeordne­ten der ÖVP.) Er steht Ihnen ins Haus, früher oder später, es wird so weit kommen. – Danke. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.31

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Der vorgetragene Entschließungsantrag der Abge­ord­neten Pilz, Kogler, Lichtenberger ist ordnungsgemäß eingebracht und unterstützt, steht daher mit zur Verhandlung und Abstimmung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Mitterlehner. Die Uhr ist auf 8 Minuten einge­stellt. Auch diese Redezeit ist – so wie die vorige! – freiwillig. – Bitte.

 


16.31

Abgeordneter Dr. Reinhold Mitterlehner| (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr ge­ehrten Herren Minister! Meine Damen und Herren! Ich möchte zuerst einmal etwas zu Metho­dik und Diktion der Dringlichen Anfrage sagen.

Es ist mir schon in der Begründung des Herrn Kollegen Pilz aufgefallen: Er stellt eine Dringliche Anfrage, und noch bevor diese Dringliche Anfrage vom Minister in allen De­tails beantwortet wird, gibt er schon eine entsprechende Bewertung ab. (Abg. Dr. Kräu­ter: Sie hat gepasst!) Das ist meiner Meinung nach eine unzulässige Vor­gangsweise. Er sollte eine Begründung abgeben – und keine Bewertung!

Das Zweite ist aber eigentlich noch schlimmer, nämlich die Diktion des Ganzen, das als Schiebung oder als Korruption zu bezeichnen, denn im Endeffekt ist das ein straf­rechtlicher Tatbestand. Wenn aber die Staatsanwaltschaft weder Vorerhebungen noch Voruntersuchungen einleitet (Abg. Dr. Pilz: Kommt schon noch!), dann ist dieses Wort kein Ausdruck der politischen Bewertung, sondern hat hier im Parlament absolut nichts verloren, Herr Pilz! Das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Mag. Kogler: Warum stimmen Sie dauernd gegen einen Untersuchungsausschuss?!)

Verfolgt man die ganze Angelegenheit weiter, so kommt immer als einer der ers­ten Redner der Sozialisten Herr Abgeordneter Gaál heraus. Es ist überhaupt eigenartig zu beobachten, was er früher gesagt hat und was er jetzt sagt. – Herr Gaál, Sie sprechen ständig von sündteuren Flugzeugen, Luxusflugzeugen und so weiter. Ich glau­be, der einzige Luxus ist, dass sich die SPÖ noch einen Wehrsprecher leistet, denn sonst bie­ten Sie nicht sehr viel in dieser Richtung. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Marizzi: Peinlich!)

Sie haben unter anderem zwei Argumente gebracht. Das eine Argument lautet: Warum wartet man nicht ab, bis der Rechnungshof die ganze Angelegenheit der Vergabe ge­prüft hat, sondern entscheidet jetzt? – Der Rechnungshof macht immer eine Ex-post-Beurteilung, und es spricht ja nicht gegen, sondern für die Regierung, dass man die Entscheidung durchträgt, weil es eben eine sachbegründete Entscheidung ist. Nur dann, wenn ich sozusagen selbst den Verdacht hätte, dass da etwas nicht in Ordnung ist, würde ich zurückstellen, abwarten oder sonst etwas tun. Daher ist das Ar­gument mit dem Rechnungshof ein Argument, das sich gegen sich selbst richtet.

Zweitens: Es sind heute unter anderem schon Zitate von Kreisky und welchen Perso­nen auch immer genannt worden, die gesagt haben, sie seien für eine entsprechende Verteidigung und so weiter. Dagegen ist eingewendet worden – nicht von Ihnen, Herr Kogler, das war das letzte Mal, sondern von Herrn Cap –, dass sich das Bedrohungs­szenario gewandelt habe. (Abg. Mag. Kogler: Habe ich auch gesagt!)

Eine wunderba­re Geschichte, aber das, was mich bei dem Ganzen interessiert, sind gar nicht so sehr die Verfassungsgutachten, sondern die Frage: Sind denn die Schwei­zer blöd? Haben die ein anderes Bedrohungsszenario, sodass sie eigentlich nicht da­von Abstand neh­men, 163 Flugzeuge entsprechend zu warten und in der Luft zu hal­ten? (Abg. Reheis: Machen Sie auch eine Volksabstimmung wie in der Schweiz!) Gibt es dort irgendeinen regionalen Unterschied zu uns? Sind die nicht neutral?

Daher hätte ich ganz gerne gehört, wie die Verteidigungstheorie lautet! Wie macht man denn die Luftraumüberwachung, wenn sie nicht in der Form stattfindet, wie sie zurzeit bei uns läuft? (Abg. Reheis: Die Schweizer machen eine Volksabstimmung!) – Das ist ja ganz egal! Im Endeffekt haben sie sich dafür entschieden, und alle anderen Länder in diesem Zusammenhang auch. (Beifall bei der ÖVP.)

Das Dritte, das dann immer kommt – und das haben Sie heute nicht unterscheiden können –, ist, dass es nicht um das billigste Angebot geht, sondern um das beste An­gebot. Und beim Bestangebot sind natürlich die wirtschaftlichen Gegebenheiten auch entsprechend einzubeziehen, deswegen auch die Zuständigkeiten von insgesamt zwei respektive mit Finanzierung drei Ministerien.

In diesem Zusammenhang kommen dann immer die Gegengeschäfte in Diskussion. Frau Lichtenberger sagte gerade: Was heißt Gegengeschäfte? Wird alles transparent abgewickelt? Aber es sei nicht im Internet, und man wisse ja nicht, wann das über­haupt hineinkomme. – Frau Lichtenberger! Meines Erachtens ist nicht entscheidend, wann das hineinkommt (ironische Heiterkeit der Abg. Dr. Lichtenberger), sondern die Tatsache, dass es hineinkommt! (Abg. Dr. Lichtenberger: ... 2010!) Wenn das ge­schieht, so ist das der Beweis dafür, dass die Gegengeschäfte tatsächlich abgewickelt worden sind.

Das Nächste, was mir in diesem Zusammenhang an Argumenten auffällt, ist, dass Sie ständig den Eindruck erwecken wollen, als würden wir die Flugzeuge kaufen, damit die Wirtschaft Aufträge erhält. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir kaufen die Flug­zeuge nicht, damit wir Gegengeschäfte machen, sondern weil die verteidigungspoliti­sche Ent­scheidung gefallen ist – und es ist natürlich üblich, dass man Gegengeschäfte macht.

Ich verfolge in den Zeitungen die Argumentation und die Gutachten, wonach das EU-mäßig eigentlich nicht erlaubt sei und gegen irgendwelche Verträge verstoße. Da geht es nur um Rüstung, und Gegengeschäfte werden nicht erlaubt. Es ist aber an sich eine übliche Vorgangsweise. Es ist nach Artikel 296 des Amsterdamer Vertrages möglich, dass hier Geschäfte und Gegengeschäfte entsprechend abgewickelt werden. (Abg. Dr. Lichtenberger: Sie haben aber auch weitergelesen!) Und dass das so ist und in der gesamten EU so gehandhabt wird, geht daraus hervor, dass es bei einem gemein­samen, britisch-deutschen wehrindustriellen Symposium genau diese Auseinander­setzung mit der Thematik Geschäfte im Rüstungsbereich und Gegengeschäfte gege­ben hat, da natürlich nicht jedes Land Rüstungsgüter allein erzeugen kann. Daher: eine ganz normale, eine ganz seriöse Vorgangsweise! (Abg. Dr. Lichtenberger: Sie haben aber schon weitergelesen! Da steht nämlich ganz etwas anderes!) – Wo steht das? (Neuer­licher Zwischenruf der Abg. Dr. Lichtenberger.) – Das schenke ich Ihnen ger­ne, ich brauche es an sich nicht mehr.

Damit kommen wir zu der Frage: Ist das, was an Gegengeschäften vereinbart wurde, in­ternational nicht nur von der Vorgangsweise her akzeptabel, sondern auch vom Volu­men her in Ordnung? – Dazu muss ich sagen: Ja, das ist es! (Abg. Mag. Kogler: Das glauben Sie doch selber nicht!) Über 200 Prozent – 240 Prozent, wenn ich die Finan­zierung weglasse –, das kann sich sehen lassen! Und 5 Prozent Pönale liegen durch­aus im internationalen Rahmen, wie eigentlich die gesamte Vollziehung.

Sie haben heute schon mehrmals ein paar Dinge bemängelt: Man solle auf den Ar­beitsmarkt schauen, Herr Van der Bellen hat Forschung und Entwicklung angespro­chen und gemeint, dass wir zu wenig tun. Auch die Konjunktur wurde mehrmals er­wähnt. – Durch eben diese Vorgangsweise setzen wir entscheidende Impulse für alle drei Bereiche, für den Mittelstand, für den Arbeitsmarkt, für die Konjunktur, das ist eine Tatsache, sodass darin eine objektive Begründung für diese Vorgangs­weise liegt, und nicht das Gegenteil.

Daher, meine Damen und Herren insbesondere von den Grünen: Bringen Sie Fakten vor! Legen Sie endlich Beweise auf den Tisch oder unterlassen Sie diese Skandalisie­rung, sie ist reine Zeitverschwendung! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Bundesminister Platter: Sehr gut!)

16.38

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Stadl­bauer zu Wort. Die Uhr ist wunschgemäß auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

 


16.38

Abgeordnete Bettina Stadlbauer| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Mi­nister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Die heutigen Ausführungen, vor allem jene von den Vertretern der ÖVP, waren wieder einmal gespickt mit verschiedenen Zitaten, vor­zugsweise von SPÖ-Politikern. Die Zitate reichen eigentlich relativ weit zurück, genau­so gut könnten Sie auch Zitate aus der Römerzeit nehmen. Es wundert mich wirklich, dass Sie nicht noch tiefer in die Kiste gegriffen haben!

Normalerweise ist es ein legitimes Mittel, in einer demokratischen Diskussion zu zitie­ren, aber – und diesen Vorwurf müssen Sie sich einfach gefallen lassen! – Sie zitieren nicht, meine lieben Herren von der ÖVP, sondern Sie manipulieren! (Beifall bei der SPÖ.)

Zeit und geopolitischer Raum, vor allem aber politische Entwicklungen interessieren Sie überhaupt nicht und spielen in Ihrer Argumentation und in Ihrer Zitatensammlung absolut keine Rolle. (Abg. Amon: Aber 1996 bis 2000 haben Sie nicht so drama­tisch ...!) Wenn Sie schon unbedingt Kreisky zitieren müssen, dann lege ich Ihnen noch ein Zitat von Kreisky ans Herz. Kreisky sagte nämlich – ich zitiere –:

„Die Draken-Abfangjäger halte ich für vollkommen überflüssig. Wir haben damals prin­zipiell gesagt: Wir schaffen uns vielleicht Flugzeuge an ...“ – und jetzt hören Sie einmal ganz genau zu! –, „wenn wir uns das leisten können.“

Kreisky sagte weiters: „Ich bin der Meinung, dass, wenn wir uns all die überflüssigen Dinge, die wir haben, ersparen würden, könnten wir leicht das Geld für Schulen und Lehrer und andere Bildungsinstitutionen haben.“ – Zitatende.

Wir hören also: Da war das Zauberwort schon enthalten, nämlich: „wenn wir uns das leis­ten können“! Das ist genau der Unterschied! Wenn die SPÖ in der Regierung wäre und wir sähen, dass wir uns das nicht leisten können, würden wir diesem unsinnigen Deal niemals zustimmen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger.)

Da Herr Minister Grasser heute schon zum zweiten Mal Androsch zitiert hat und ihn mehr oder weniger auf seine Seite gezogen hat, möchte ich die Zitate vervollständigen. And­rosch hat in dem Zeitungsartikel, den Sie zuerst zitiert haben, auch gesagt, dass er die Gegengeschäfte für „illusorisch“ hält und wörtlich:

„Gegenüber diesen Zahlen habe ich die größte Skepsis, weil da jede Zahnbürste hin­eingerechnet wird.“

Herr Minister Grasser, Ihnen ins Stammbuch geschrieben: Hannes Androsch sagte auch – ich zitiere –: „Von einer Budgetsanierung durch Finanzminister Karl-Heinz Grasser könne ,über­haupt keine Rede‘ sein, vielmehr sei ein ,asthmatisches Durch­wursteln‘ zu beobach­ten.“ (Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Grasser.)

Und weiters: „Ich finanziere lieber ein Defizit für Bildung und Forschung statt eines De­fizits für steigende Arbeitslosigkeit und Zuschüsse ins Pensionssystem.“

Sie sollten das genau durchlesen und nicht nur die Zitate herausholen, die Ihnen ge­nehm sind! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Neben den verschiedenen Zitaten haben wir auch heute wieder verschiedene Ge­schichtsinterpretationen gehört. Dass die ÖVP gerne die Geschichte umschreiben will, ist ja nichts Neues. Zur Erinnerung eine Zusammenfassung über das ÖVPsche Ge­schichtsverständnis: Bis 2000 war die ÖVP nie in einer Bundesregierung. Es gibt kei­nen Unterschied zwischen der Zeit vor dem Warschauer Pakt und jetzt. Und es gibt keinen Unterschied zwischen der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs und jetzt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Schauen wir doch einmal in die Vergangenheit. In der offiziellen Presseunterlage, in der es um den Ankauf der Abfangjäger ging, die die Bundesminister für Arbeit, Landesverteidigung und Finanzen, glaube ich, gemeinsam vorgestellt haben, steht, dass am 26. März 1985 der Landesverteidigungsrat der Bun­desregierung die Beschaffung der Flugzeugtype J-35D Draken der Firma SAAB-Scania empfohlen hat und der Bundesregierung auch empfohlen hat, be­züglich der vierten Flugzeuggeneration rechtzeitig Verhandlungen aufzunehmen.

1986 wurde noch einmal am einstimmigen Beschluss festgehalten. (Abg. Amon: Wer war da in der Regierung?) So, und was war dann? Wie hat damals die weltpolitische Lage ausgesehen, und wie hat sie sich seither verändert? – Ungarn und die Tschecho­slowakei waren noch Teil des Warschauer Paktes, es gab die so genannten Ostblock­staaten, die Jugoslawienkrise begann. Danach folgte die deutsche Wiedervereinigung, und der Eiserne Vorhang fiel. 1991/1992 spitzte sich die Jugoslawienkrise zu, Balkan­auseinandersetzung.

Und wie schaut es heute, 2003, aus? – Tschechien, Slowakei und Slowenien sind Mit­glieder der NATO, werden demnächst Partnerländer innerhalb der EU. (Abg. Amon: 1996 dafür! 1998 dafür!) Bleibt die Schweiz als einziges Land, das keinem Bündnis an­gehört, aber selbst die Schweiz ist seit einiger Zeit UNO-Mitglied. Ich denke, Sie sollten uns jetzt wirklich einmal erklären – vor allem Sie, lieber Kollege Amon –, welche Bedro­hung es notwendig macht, Abfangjäger, und zwar das teuerste Modell, das es gibt, anzuschaffen. Das ist der springende Punkt: Welche militärische Strategie wird ver­folgt, und wo ist die militärische Sinnhaftigkeit?

Sie stellen das ja sogar in Ihren eigenen Beschlüssen fest. In Ihren Schlussfolgerungen der Sicherheitsdoktrin, beschlossen am 12. Dezember 2001 – übrigens nach dem 11. September, der heute auch schon ein paar Mal zitiert wurde –, steht:

„Eine Existenz bedrohende Aggression gegen Österreich mit konventionellen Streit­kräften ist nur im Falle einer grundlegenden strategischen Veränderung der politischen Lage in Europa denkbar; eine solche hätte nach derzeitigen militärstrategi­schen Beur­teilungen eine Vorlaufzeit von 7 bis 10 Jahren.“

Das bedeutet, wir investieren in Kriegsgerät, das wir nicht anwenden müssen, wie Sie selbst feststellen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Das ist ein Unsinn! In der Frage sollten Sie sich beim Abgeordneten Gaál informieren, der kennt sich besser aus!)

Was auch so absurd ist und heute wieder sichtbar geworden ist: Sie reduzieren die Si­cherheitspolitik auf den Ankauf von Abfangjägern. Und, Kollege Mitterlehner, unser Kollege Gaál ist der beste Wehrsprecher, den man sich vorstellen kann, weil er Sicher­heitspolitik nicht auf den Ankauf von Abfangjägern reduziert (Beifall bei der SPÖ – Zwi­schenrufe bei der ÖVP – Abg. Scheibner: Aber Sie haben nicht auf ihn gehört! Sie hören nicht auf ihn! Der Mann kennt sich aus!), sondern so wie die gesamte SPÖ einen umfassenden Sicherheitspolitik-Begriff hat.

Uns geht es um die Sicherung der Pensionen, uns geht es um die Sicherung der Ge­sundheit, uns geht es darum, die Arbeitsplätze zu sichern, uns geht es darum, die Si­cherheit für die jungen Menschen in diesem Land zu sichern (Abg. Scheibner: Der Gaál kann Ihnen da ein Privatissimum geben!), und uns geht es darum, die Chancen­gerechtigkeit für Frauen in unserem Land zu sichern. All das sind Themen, für die Sie kein Geld übrig haben, die Ihnen völlig egal sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Tatsache ist, dass Sie weder für ein gerech­tes Pensionssystem noch für ein gerechtes Gesundheitssystem, noch für die so not­wendige Arbeitsmarktpolitik, noch für die Jugend und Frauen in diesem Land Geld zur Verfügung stellen. Dafür geben Sie Geld gegen den Willen der Mehrheit der Bevöl­kerung in diesem Land für 18 Luxuskampfjets, 18 Stück Kriegsgeräte, aus. Welch eine Prioritätensetzung!

Aber das müssen Sie mit sich selbst ausmachen, Sie müssen noch schlafen können, und Sie müssen sich noch in den Spiegel schauen können. Regierungsmitglieder ohne Gewissen tun eben am liebsten das, was sie wollen – ohne Kontrolle und ohne Opposi­tion, vor allem aber ohne Bevölkerung.

Vizekanzler Haupt reduziert die Sicherheitspolitik auf den Ankauf von Abfangjägern; wie Sie fast alle.

Minister Grassers Strategie ist: zuerst Gegner sein, um dann nicht zu stark aufzufallen, wenn es das Modell wird, das Stronach bevorzugt.

Minister Platters Strategie ist: Worthülsen zum Besten geben, Augen zu und durch. – Seien Sie mir nicht böse, Herr Minister Platter, aber es fällt schon auf, dass Sie sich immer nicht wirklich wohl in Ihrer Haut fühlen, wenn es um den Ankauf der Abfangjäger geht. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)

Bundeskanzler Schüssel hat heute von „Mut in der Landesverteidigung“ gesprochen. Ich denke, dass der Ankauf der Abfangjäger nicht von Mut zeugt, sondern eher von Übermut, der Sie hier reitet, und es ist an der Zeit, vom hohen Ross herunterzusteigen.

Dass die Opposition mit ihrer Kritik nicht allein dasteht, beweist auch heute wieder Jörg Haider in einem Artikel in den „Oberösterreichischen Nachrichten“, in dem es heißt:

„Ein Hinweis von Jörg Haider, dass es beim Eurofighter-Kauf ,strafrechtlich verfolgbare Tatbestände‘ gebe“ – ja was meint er denn damit? Wie sehen denn das die Damen und Herren, vor allem die tapferen Acht von der FPÖ? Fordert in diesem Zu­sam­menhang Abgeordneter Walch auch so laut und wortreich ein, dass Haider die Fakten auf den Tisch legt? (Abg. Scheibner: Natürlich! Das habe ich schon gesagt!)

Ich bin schon sehr gespannt darauf, meine Damen und Herren von der FPÖ, wie Sie entscheiden werden, denn wenn man das Geschichtsverständnis der ÖVP berücksich­tigt, dann werden Sie wieder diejenigen sein, die übrig bleiben, denn die ÖVP wird wieder nicht dabei gewesen sein. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.47

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zum Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kräuter. Frei­willige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

 


16.47

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vertei­digungsminister! Der Herr Finanzminister ist nicht mehr hier. Herr Staatssekretär! Es ist so: Woche für Woche, meine Damen und Herren, gibt es neue Fakten, neue Tatsa­chen, neue Ereignisse. (Rufe bei der ÖVP: Wo?) Kollege Tancsits, ich werde Ihnen mindestens drei erläutern, denn heute – tagesaktuell! – hat der Finanzminister hier im Nationalrat, und das ist besonders interessant, unzuständigerweise geführte Vorge­spräche mit EADS zugegeben. Darüber werden sich die Kommentatoren die entspre­chende Meinung bilden! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist so, dass die Luft von Woche zu Woche dünner wird, meine Damen und Herren, und die Suppe dicker. Wir können Sie nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen, aber wir können Sie zwingen, immer offensichtlicher die Unwahrheit zu sagen. Und am heuti­gen Tag ist das wieder einmal sehr gut gelungen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die „Presse“ – meine Damen und Herren, durchaus kein sozialistisches Rabiatblatt – schreibt heute, dass keineswegs der erhoffte Persilschein, den sich der Herr Verteidi­gungsminister von seinen Gutachten erwartet hatte, gelungen ist. Diese Gutachten lie­gen unter Verschluss – das ist auch interessant. Und wenn die Stückzahl von 24 auf 18 sinkt und sich der Stückpreis dadurch erhöht, dann könne man die komplette Aus­schreibung vergessen.

Meine Damen und Herren! Herr Verteidigungsminister! Der einzige Strohhalm, an den Sie sich noch geklammert haben, nämlich diese beiden Gutachten, ist geknickt, ist ab­gebrochen, und Ihre Glaubwürdigkeit ist endgültig den Bach hinuntergegangen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Verteidigungsminister, Sie haben drei Mal die Unwahrheit gesagt – das ist doku­mentiert. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Im Rechnungshofausschuss haben Sie gesagt: rechtlich keine Probleme. Im Budgetausschuss haben Sie gesagt: rechtlich keine Prob­leme. Und in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Herrn Wirtschaftsminister, dem Herrn Finanzminister und dem Herrn Verteidigungsminister außer Dienst haben Sie auch gesagt: vergaberechtlich unbedenklich. Aber Ihre eigenen Gutachten, die Sie selbst bestellt haben, sagen genau das Gegenteil, dass das Ganze zu einer Umkehr der Bieterreihung führen würde.

Ich kann jetzt nur Folgendes sagen: Heraus mit den Gutachten! Herr Minister, wo sind sie denn? Halten Sie sich doch an die Anweisung des Herrn Bundeskanzlers, der am 21. Mai im „Kurier“, wo er das Eurofighter-Geschäft gelobt hat, gesagt hat, die Regie­rung habe hier einen „glasklaren, transparenten Weg“ gewählt. – Da muss ich schon die Frage stellen: Warum sind die Gutachten unter Verschluss, Herr Verteidigungsmi­nister? Geben Sie endlich einmal die Gutachten heraus, damit man diesen „glasklaren, transparenten Weg“, den der Bundeskanzler in diesem Zusammenhang versichert hat, wirklich nachvollziehen kann! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Minister, es gibt eben keinen Persilschein auf Grund der Gutachten, wie die „Presse“ schreibt. – Im „profil“ wiederum heißt es – ich zitiere –:

„Wie aus einem internen Dokument des Verteidigungsministeriums hervorgeht ...“ – Zitatende.

Aha, ein internes Dokument! – Herr Minister, wo ist denn diese Dokumentation, wenn alles so „glasklar, transparent“ ist? Warum legen Sie denn nicht diese Dokumentation, von der das „profil“ unter „Kostenexplosion“ berichtet, vor?

Herr Minister Platter, sollten Sie da nicht endlich die Notbremse ziehen? So kurz im Amt – und das alles wollen Sie mitverantworten, was Ihre Vorgänger gemacht haben, diese vielen Ungereimtheiten?! Ich erwähne in diesem Zusammenhang etwa Bundes­kanzler Schüssel mit seiner „Wirtschaftsplattform“, wozu der Rechnungshofpräsident eindeutig feststellte, dass nicht einmal Spuren von einer Wirtschaftsplattform erkennbar sind! Weiters: die „Kompensationen in Milliardenhöhe“ des Wirtschaftsministers, wobei das alles längst umstritten ist. Jener Kollege, der zuvor mit dem EU-Recht daherge­kommen ist, kommt mir vor wie ein laut im Wald Pfeifender! Das alles wird noch große Probleme nach sich ziehen!

Die steirische Autoindustrie beispielsweise verbittet sich, im Zusammenhang mit die­sen „Kompensationsgeschäften“ genannt zu werden.

Eurofighter selbst sagt – ich zitiere –: „Nirgends werde so gelogen“ – nachzulesen in den „Salzburger Nachrichten vom 30. Mai 2003“ – „wie bei Grabreden und bei Gegen­geschäften ...“ dieser Bundes­regierung. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Amon: Pietätlos ist das!)

Jammerschade ist, dass uns der Herr Finanzminister bei dieser Debatte bereits ab­handen gekommen ist, wäre doch an ihn eine ganz wichtige Frage zu stellen. – Herr Minister Platter, Sie haben ja gesagt, es werde zwei Stützpunkte geben, zwei Abflug­basen für die Eurofighter. – Wahr ist, dass es nur einen Reparaturansatz gibt, und es wird erzählt (Abg. Scheibner: Sie erzählen immer denselben Unsinn!), dass sich vor allem der Finanzminister dafür stark gemacht hat, dass es eben nur einen Reparatur­ansatz geben wird. – Leider können wir den Herrn Finanzminister dazu nicht fragen; ich gehe jedoch davon aus, dass Sie, Herr Staatssekretär – wie in so vielen Fällen –, dazu überhaupt keine Informationen haben.

Zum ehemaligen Verteidigungsminister Scheibner: Binnen einer Woche hat er das, was die Bewertungskommission festgestellt hat, umgedeutet: Zuerst waren es die Gri­pen, eine Woche später waren es die Eurofighter. – Herr Minister außer Dienst und jetziger Klubobmann Scheibner, Sie sind uns ja schon letztes Mal in der Debatte betref­fend Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu diesem Thema eine wich­tige Information schuldig geblieben (Abg. Scheibner: Was denn?), eben im Zu­sammen­hang mit Rechnungshofberichten.

Dass es einen Bericht über das Erstellen der Ausschreibungsunterlagen gibt, dass dieser Bericht in Ordnung ist, ist unbestritten. (Abg. Scheibner: Na endlich! Das ist einmal etwas Neues, dass Sie etwas zugeben!) Dann sagen Sie aber, Herr Klubob­mann Scheibner, immer dazu, Sie hätten den Rechnungshof beauftragt, auch die Ver­gabe zu untersuchen – und daher sei alles in Ordnung. Nein, so einfach kann man es sich nicht machen! Mit dem Auftrag ist es nicht getan, Herr Kollege Scheibner! Wir wol­len diesen Bericht auf den Tisch haben, bevor die Entscheidungen hier getroffen wer­den und womöglich dann noch dieser Vertrag unterschrieben wird. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Und stimmen Sie dann zu, wenn der in Ordnung ist?)

Ihr Parteiobmann Haupt, lieber Kollege Scheibner, sieht die Sache ganz anders, fordert er doch, zuerst den Rechnungshofbericht abzuwarten. Aber apropos Parteiobmann: Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass in der FPÖ blankes Entsetzen geherrscht hat, als es am Wochenende dieses Interview mit Herrn Dr. Haider gab, und dazu auch die Fra­ge:

„... Sie haben plakatiert, Jörg Haider stoppt die Abfangjäger. War wohl nichts?“

Darauf sagte Haider: „Die Abfangjäger sind der Wermutstropfen bei der Geschichte. ...“

Und auf die Frage: „Besteht Ihr Verdacht noch, dass es im Zusammenhang mit den Abfangjägern strafrechtlich verfolgbare Tatbestände gibt?“, ja was glauben Sie, meine Damen und Herren, was der Kärntner Landeshauptmann darauf sagte? – „Absolut, absolut.“, so Haider.

Herr Verteidigungsminister, was ist denn da gemeint? Sind das Vermögensdelikte, ist es Betrug, Untreue, Veruntreuung, Amtsmissbrauch, sind es Urkundendelikte? Worum handelt es sich denn da? Was meint denn Herr Dr. Haider, wenn er sagt: „Absolut, absolut.“

Wie Sie wissen, meine Damen und Herren, fordert der Dritte Nationalratspräsident Prinzhorn eine Neuausschreibung – und er sagte dazu: Geschieht das nicht, dann hat man „den Wähler getäuscht“. – Meine Damen und Herren von der FPÖ: den Wähler getäuscht! – Die Regierung sei jedenfalls verpflichtet, so Prinzhorn, eine Neuaus­schreibung durchzuführen.

FPÖ-Bundesrat und Bundesheeroffizier Gudenus sagt es etwas deftiger: Es bestehe Korruptionsverdacht! Und dies gehöre geklärt, so Gudenus weiter, da eine ganz miese Optik im Raum bleibe, wenn durch die Schaffung vollendeter Tatsachen diese Sache so weitergehe.

Sigisbert Dolinschek sagte „NEWS“ gegenüber, meine Damen und Herren – und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! –:

„Ich könnte mir schon einen Untersuchungsausschuss zum Thema Eurofighter vorstel­len.“

Wetten würde ich nach Dolinscheks heutiger Rede zum Thema Pensionsreform darauf nicht, aber immerhin: Irgendetwas muss Dolinschek ja dazu veranlasst haben, zu sa­gen, er könne sich einen Untersuchungsausschuss vorstellen. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wir haben einen Rechnungshof, der 24 Millionen € im Jahr kostet; das ist viel Geld. Der Rechnungshof ist gewissermaßen das legitimierte Kon­trollorgan der Republik Österreich. Und Sie von ÖVP und FPÖ können doch der Bevöl­kerung nicht weismachen, dass und warum Sie nicht dazu bereit sind, abzuwarten, bis ein Rechnungshofbericht darüber vorliegt.

Warum können Sie nicht einige Tage zuwarten, bis dieser Bericht kommt?! Warum wollen Sie unbedingt morgen diesen Beschluss über die Bühne bringen?! (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.) – Frau Kollegin, da erhebt sich eben dann die Frage: Cui bono? Wem nützt das Ganze? (Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl.)

Sie richten hier die Tafel an – und der Steuerzahler hat die Rechnung zu begleichen! Jetzt geht es dann darum, zu wissen: Wer wird da bewirtet? (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) – Meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien, ich versichere Ihnen: Dieser Bissen wird Ihnen im Halse stecken bleiben! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.56

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Abge­ordneter Öllinger zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


16.56

Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Da es sich bei unserer Dringlichen Anfrage um eine durchaus an die Person des Herrn Finanzministers und seine persönliche Verantwortung gerichtete Anfrage handelt, emp­finden wir die Nichtanwesenheit des Herrn Finanzministers Grasser als ziemlich un­passend.

Ich stelle daher den Antrag auf Beiziehung des Herrn Finanzministers Grasser, weil es sich bei der in der Dringlichen Anfrage genannten Thematik um eine persönliche Ver­antwortung des Herrn Finanzministers handelt. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

16.56

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich stelle fest, dass nach der Geschäftsordnung ein sol­cher Antrag auf Beiziehung eines Bundesministers zulässig ist; er ist ohne Debatte sogleich abzustimmen.

Wir kommen daher zur Abstimmung über den Antrag des Herrn Abgeordneten Öllin­ger, der Nationalrat wolle beschließen, die Anwesenheit des Herrn Bundesministers für Finanzen wird für den weiteren Verlauf dieser Debatte verlangt.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Der Antrag hat – das Hohe Haus ist voll besetzt – nicht die Mehrheit ge­funden.

*****

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. Die restliche Redezeit des Klubs der Grünen beträgt 9 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


16.57

Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (Grüne): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin in einem Punkt mit der Beantwortung der Dringlichen Anfrage durch den Herrn Fi­nanzminister durchaus zufrieden, weil wir jetzt in einem Punkt etwas Neues wissen: Weder Werner Kogler noch ich, noch, glaube ich, fast alle anderen Kolleginnen und Kollegen hier im Hause haben gewusst, dass sich Finanzminister Grasser als Finanz­minister während laufender Abfangjäger-Ausschreibung mit Firmenvertretern getroffen hat. Das ist ein neues Faktum!

Finanzminister Grasser hat auf unsere Fragen hin zugegeben, dass er sich mit zwei führenden Vertretern der Firma EADS mehrere Male getroffen hat – und einer dieser beiden führenden Vertreter war und ist der Geschäftsführer von EADS, Herr Manfred Bischoff. (Abg. Dr. Mitterlehner: Mein Gott, das hören wir jetzt wieder hundert Mal!)

Finanzminister Grasser hat unsere sehr detaillierten Fragen nicht im Detail beantwor­tet, hat nicht beantwortet, wie oft, wann, zu welchem Zweck und mit welchem Ergebnis er sich mit EADS-Managern getroffen hat – aber das war wahrscheinlich einmal ein erster Schritt.

Dieses Eingeständnis von Finanzminister Grasser verstärkt weiter den Verdacht auf Schiebung durch den Finanzminister, den Verdacht auf Manipulation der Vergabe durch den Finanzminister sowie den Verdacht des Amtsmissbrauchs durch den Fi­nanzminister. (Abg. Dr. Mitterlehner: Mach eine Anzeige!)

Nur eine einzige Frage ist nicht mehr als Verdacht zu diskutieren, weil wir hierüber be­reits Klarheit haben: die mehrfach erfolgte, nicht der Wahrheit gemäße Information des österreichischen Nationalrates, seiner Ausschüsse, des Nationalen Sicherheitsrates und der österreichischen Öffentlichkeit. (Beifall bei den Grünen.)

Überall sonst würde jetzt ein Untersuchungsausschuss eingesetzt. Überall sonst müss­ten sich auch Regierungsparteien den Kopf darüber zerbrechen, ob ein Finanzminister dieses Zuschnitts und dieser Qualitäten überhaupt noch haltbar ist. Überall sonst müsste ein Bundeskanzler bereits erklären, warum er dem Finanzminister immer noch die Stange und die Treue hält. Überall sonst müssten Rebellen rebellisch werden und sagen: Nein, das geht nicht mehr! Wir machen an diesem Punkt Schluss, weil wir die Verantwortung für all das, was noch kommt, nicht übernehmen wollen und können!

Ich mache Sie nur auf Folgendes aufmerksam, meine Damen und Herren, nicht nur jene von der Freiheitlichen Partei: Glauben Sie bitte nicht, dass morgen Abend alles vorbei ist! Glauben Sie das bitte nicht! Das haben bei „Noricum“ Politiker auch anderer Parteien geglaubt – und damals ist es nicht um die Freiheitliche Partei gegangen –, das haben beim „Baukartell“ Wiener Kommunalpolitiker geglaubt, und das glauben jetzt Vertreterinnen und Vertreter der Regierungsparteien beim noch stärker begründeten Verdacht auf die größte Schiebung der Zweiten Republik.

Jetzt noch konkret zu einem Faktum – und das werden wir noch so oft wiederholen, bis das vom Verteidigungsminister und vom Finanzminister eingestanden wird, weil Sie zu Ihren eigenen Dokumenten und Unterlagen stehen müssen –: Die geleugneten 233 Millionen € Systemkosten sind Eurofighter-Systemkosten! Herr Verteidigungsmi­nister! Bitte erklären Sie einmal, auch dem wohlwollenden Teil dieses Hohen Hauses, dass die Einsatzausbildung der Eurofighter-Piloten nichts mit dem System Eurofighter zu tun hat (Bundesminister Platter: Stimmt nicht!), dass das Flugfunknetz des Euro­fighter nichts mit den Systemkosten Eurofighter zu tun hat, dass das Freund/Feind-Erkennungssystem des Eurofighter nichts mit dem System Eurofighter zu tun hat, dass der Datalink, also die Datenübermittlung zwischen Eurofighter und Bodenstation, keine Systemkosten des Eurofighter sind! (Abg. Dr. Fekter: Das Bundesheer hat damit etwas zu tun!) Erklären Sie bitte, Herr Verteidigungsminister, nachdem der Herr Finanzminis­ter schon seit einiger Zeit abgängig ist, warum Ihre Beamten dann immer wieder Sys­temkosten in die Akte hineinschreiben und warum das Finanzministerium antwortet: die Systemkosten in der Höhe von 233 Millionen €! Erklären Sie, warum Systemkosten nach der Neusprache von Grasser und Platter nicht mehr Systemkosten sind!

Wenn Sie das erklärt haben, wenn Sie der Meinung sind, dass man das irgendwo kau­fen kann, dass man irgendwas nehmen kann, dann ersuche ich Sie, wirklich das Bil­ligste zu nehmen, wenn das alles nichts mit dem Eurofighter zu tun hat! Wenn Sie also der Meinung sind, dass man irgendetwas kaufen kann, zeige ich Ihnen morgen, wo man in Wien die Russen findet, die ganz billig MiG-Bestandteile, MiG-Funkgeräte, MiG-Datalinks  und so weiter verkaufen wollen. (Beifall und Heiterkeit bei den Grünen. – Abg. Dr. Fekter: Am Mexikoplatz vielleicht! – Abg. Neudeck: Und Sie bauen es dann zusammen? – Abg. Scheibner: Was haben Sie für einen Umgang? – Weitere Zwi­schenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich nehme die plötzlich ausbrechende „MiG-Begeisterung“ zur Kenntnis. Das hätten Sie sich aber früher überlegen müssen, jetzt ist es vielleicht schon zu spät.

Damit aber nicht die MiG, sondern die Vernunft eine Chance bekommt, haben Sie, meine Damen und Herren, speziell jene vom rebellischen Teil der FPÖ, bis morgen noch eine Überlegungsfrist. Bedenken Sie dabei immer mit, dass diese Überlegungs­frist, wenn es schief läuft und wenn noch mehr Fragen so beantwortet werden müssen, wie das heute der Finanzminister tun musste, vielleicht eine politische Galgenfrist ist. Mit morgen Abend ist das mit Sicherheit nicht vorbei! Wir sehen uns mit Sicherheit – und da hat Eva Lichtenberger Recht – zumindest, wenn sich politisch ein bisschen et­was in dieser Republik ändert, vor einem Untersuchungsausschuss. Sein wichtigster Zeuge heißt nach heutigem Wissensstand Karl-Heinz Grasser, und ich freue mich auf diese künftige Begegnung. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

17.05

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. Ma­ximale Redezeit: 10 Minuten. – Bitte.

 


17.05

Abgeordneter Herbert Scheibner| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Bei solchen Debatten ... (Abg. Mag. Kogler: Aufpassen! Sie könnten auch geladen werden!) – Wohin? (Abg. Mag. Kogler: Vor den Untersuchungsausschuss!) Na glauben Sie, dass ich mich davor fürchte, Herr Abgeordneter Kogler? (Abg. Dr. Gusenbauer: Dann stimmen Sie doch zu!) Ich fürchte mich vor gar nichts, vor Ihnen schon gar nicht, auch nicht vor irgend­welchen Ausschüssen. Wovor ich mich allerdings fürchte (Abg. Eder: Vor Wahlen!), sind Politiker, die mit wichtigen Angelegenheiten so schleißig umgehen wie Sie an­scheinend, Herr Abgeordneter Kogler, und Ihre Fraktion. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Eine Dringliche Anfrage zu diesem Thema haben wir jetzt schon mehrmals gehabt, von den verschiedensten Fraktionen eingebracht. Das ist natürlich auch das Recht von Abgeordneten. Wir haben zum Teil auch die gleichen Fragen, Fragen mit demselben Inhalt gehabt, und es hat auch immer wieder die gleichen Antworten darauf gegeben. Wir haben aber noch nie eine Frage gehabt wie die folgende – auf die zu antworten hätte ich auch ein Problem gehabt, vielleicht können Sie mir sagen, was das heißt, was da steht –: „Finan­ziell stellt die die größt­mögliche Verschwedung dar.“ (Abg. Mag. Mai­noni: Flüchtigkeitsfehler!) – Ein bisschen sorgfältiger sollte man schon sein. Aber die „Verschwedung“ ist schon interessant.

Es ist immer die Frage bei solchen Debatten: Ist man grundsätzlich gegen die Luft­raumüberwachung, oder passt nur die Type nicht? Wenn die Type nicht passt, dann frage ich mich: Wo sind die Experten hier in diesem Hohen Haus, die genau wissen, welche Type technisch die für das österreichische Bundesheer geeignete ist und wel­che nicht? Ich habe mir, selbst als ehemaliger Verteidigungsminister, nie angemaßt, das zu wissen, und werde das auch in Zukunft nicht tun. Dafür sind die Experten da, die das zu entscheiden haben, und dafür gibt es dann auch Berichte, und die liegen ja vor, auch Ihnen. Die Bundesregierung hat dann eine Gesamtschau in wirtschaftlicher, technischer und finanzieller Hinsicht zu machen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.)

Sie sind wirklich lustig! Gerade bei meinen Reden machen Sie immer die lautesten Zwischenrufe. Besser wäre es, wenn Sie nach vorne kommen würden. Schauen Sie, in der zweiten Reihe ist Platz. Kommen Sie herunter, denn dann verstehe ich auch Ihre Zwischenrufe, weil ich mich grundsätzlich ganz gerne auf einen Diskurs einlassen wür­de! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Aber mir geht es da um das Grundsätzliche, gerade bei den Sozialdemokraten. Weil eine der Vorrednerinnen ... (Abg. Dr. Pilz: Kollege Scheibner! Haben Sie sich mit Fir­menvertretern getroffen?) – Ich habe mich vor der Typenentscheidung nicht mit Fir­menvertretern getroffen, nach der Typenentscheidung mit Vertretern jener Firma, mit der wir verhandeln mussten. Das ist ja keine Frage. Aber, Herr Kollege Pilz, ich bin auch der Verteidigungsminister und deshalb näher am Projekt gewesen als andere Minister. (Abg. Dr. Pilz: Eben, das ist der Unterschied!)

Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Weil eine meiner Vorrednerinnen gesagt hat, sicherheitspolitisch sei ja das alles nicht mehr begründbar gewesen, und wir das auch schon so oft gehört haben, möchte ich auf dieses Argument noch einmal eingehen. Ich habe ihr schon als Zwischenruf gesagt: Nehmen Sie einmal ein Privatis­simum, Frau Kollegin, beim Abgeordneten Gaál, der kennt sich in der Sicherheitspolitik aus! (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Ja, das kann ich durchaus sagen: Gaál kennt sich aus in der Sicherheitspolitik, er darf nur nicht immer alles das sagen, was er weiß! Intern wird er aber sicherlich Auskunft geben dürfen, und er wird Ihnen sagen, dass es natürlich eine Veränderung im Bedrohungsbild gegeben hat. Gott sei Dank hat es die gegeben, denn mit 24 Draken, die Sie damals in der Zeit des Kal­ten Krieges beschafft haben, als Abwehr gegen die Armada zu Land und in der Luft des Warschauer Pakts, nur mit Bordkanonen ausgestattet, hätten wir wirklich nicht viel ausrichten können. Das war wirklich nur eine Beruhigungsaktion für die Bevölkerung und vielleicht für einen Fall von Luftraumüberwachung, den wir heute haben.

In Wirklichkeit hat sich das Bedrohungsbild dem angepasst, was Sie damals beschafft haben, nämlich eine Anzahl von Abfangjägern, mit der man keinen Luftkrieg bestrei­tet – das wollen wir auch nicht –, sondern mit der man dem Souveränitätsauftrag der Republik Österreich nachkommt, die Staatsgrenzen zu Lande und in der Luft zu si­chern. Sas geht eben nur mit Flugzeugen, und das geht nur mit technisch gutem Gerät, wie es diese Abfangjäger darstellen.

Das würde Ihnen Abgeordneter Gaál genauso gut sagen können, wie ich es Ihnen jetzt gesagt habe. Mir werden Sie es nicht glauben. Hoffentlich glauben Sie es dem Abge­ordneten Gaál und auch den anderen Mitgliedern des Verteidigungsausschusses!

Darum geht es, meine Damen und Herren.

Abgeordneter Pilz hat gesagt, überall sonst passiere dieses und jenes. Dazu muss ich ihm sagen: Überall sonst gibt es aber meistens einen Konsens, nämlich darüber, dass in Fragen der Sicherheitspolitik nicht parteipolitisch agiert wird, sondern dass man ver­sucht, das Gemeinsame zu finden.

Man kann grundsätzlich gegen alles sein, gegen die Landesverteidigung, gegen das Bundesheer. Da kann ich ja die Argumentationskette der Grünen noch irgendwo nach­vollziehen; das müssen sie selbst verantworten. Aber Sie von der SPÖ behaupten im­mer, dass Ihnen die Landesverteidigung, die Sicherheitspolitik ein Anliegen ist. Das gilt aber anscheinend nur für die Zeit, in der Sie in der Regierung sind, denn da waren Sie immer für die Luftraumüberwachung. Aber jetzt, wo Sie in der Opposition sind, ist die­ses Verantwortungsbewusstsein anscheinend nicht mehr so hoch gestellt. Da regiert plötzlich der Populismus, da gilt das plötzlich alles nicht mehr, da heißt es plötzlich: Die Abfangjäger können wir uns sparen, dafür investieren wir in Pensionen, Steuersenkun­gen und Kindergärten und was man da alles so gehört hat.

Meine Damen und Herren! Sind Sie sich Ihrer Verantwortung nicht stärker bewusst, die Sie als große Fraktion hier im Parlament haben, dass Sie zumindest diese sicherheits­politischen Anforderungen außer Streit stellen? Ob eine Typenentscheidung richtig oder falsch war, darüber kann man immer diskutieren. Ob in einem Verfahren alles richtig gewesen ist oder nicht, darüber kann man diskutieren. Aber dass Sie nicht bereit sind, einmal auf eine tagesaktuelle Botschaft, auf eine „gute Meldung“, wie man so sagt, zu verzichten, wenn es darum geht, diesen sicherheitspolitischen Konsens über alles zu stellen, das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)

Meine Damen und Herren! Das werden Sie dann auch dieser Bevölkerung, Frau Ab­geordnete, wo Sie jetzt sagen ... (Abg. Mag. Wurm: Ihnen ist die soziale Sicherheit egal! Das ist das Problem!) – Die ist mir nicht egal, meine Damen und Herren! Die ist mir nicht egal, und genau gegen diese Unterstellung verwahre ich mich: dass es dieser Bundesregierung nicht auch um die soziale Sicherheit geht – es geht ihr aber auch um die Sicherheit der Staatsbürger in einem Konfliktfall. Auch darum geht es ihr! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wir wollen nicht erst im Nachhinein überlegen, was wir gebraucht hätten, sondern Vor­sorge betreiben zu einem Zeitpunkt, zu dem es vielleicht nicht jeder versteht. Wenn wir das nicht tun, fragen uns alle nach­her, auch Sie: Warum habt ihr nicht vor­sorglich gehandelt?

Es werden jetzt immer wieder die Hubschrauber genannt und wird gesagt: Dafür waren wir doch alle! Ich kann mich noch als Abgeordneter dieses Hauses erinnern, dass man auch in dieser Frage diesen Konsens nicht gehabt hat, dass gesagt worden ist: Wir brauchen keine Hubschrauber! – Dann kam die Katastrophe von Galtür, und plötzlich waren alle dafür, und man hat gefragt: Warum habt ihr sie nicht schon längst be­schafft?

Frau Kollegin Lichtenberger war es, glaube ich, die gesagt hat, man kann doch jetzt die Abfangjägerfrage nicht mit den Massenvernichtungswaffen des Irak in Beziehung set­zen. Da haben Sie nicht zugehört, Frau Kollegin! (Abg. Dr. Lichtenberger: Sehr ge­nau!) Da geht es nicht um die Massenvernichtungswaffen. Es geht auch gar nicht um den Irak, sondern es geht darum, dass während des Irak-Krieges wir alle – da haben wir einen Konsens gehabt – gesagt haben: Unser Luftraum wird für Flugzeuge und Transporte, die für den Aufmarsch, für die V­orberei­tungen des Irak-Krieges verwendet werden, gesperrt! Da haben wir einen Konsens gehabt.

Jetzt frage ich Sie, meine Damen und Herren von der Opposition: Wie überwachen wir diese Sperre, wie überwachen wir dieses Überflugsverbot, wenn wir keine Möglichkeit haben, das auch in der Luft zu tun? Das ist die Widersprüchlichkeit, die Sie hier nicht aufklären können! Es geht ganz einfach darum, dem ver­fassungsrechtlichen Gebot, unsere Souveränität in der Luft aufrechtzuerhalten und zu überwachen, auch in Zukunft nachkommen zu können. (Abg. Dr. Puswald: Das ist ein völliger Unsinn!)

Sie sagen: Unsinn – wenden Sie sich an den Abgeordneten Gaál, der wird Ihnen das so wie manches andere besser erklären können!

Ich kann Ihnen nur sagen, weil Sie hier immer die Freiheitlichen im Visier haben: Frei­heitliche Abgeordnete, egal, ob in Opposition oder wie jetzt in Regierung, haben sich immer zu dieser Verantwortung für die Sicherheit Österreichs bekannt. Egal, ob die Stimmung dafür oder dagegen war, wir waren immer für die Sicherheit dieses Landes und auch für die Maßnahmen, die zur Gewährleistung derselben notwendig sind. Wenn hier jemand, auch egal, von welcher Fraktion er kommt, einer Person strafrechtliche Tatbestände vorwirft, dann ist es in einem Rechtsstaat immer noch so, dass er das auch beweisen muss, dass er sagt, welche Personen das betrifft, welche Tatbestände das betrifft. Nicht ein Minister muss erklären, warum etwas nicht passiert ist, sondern man muss hier darlegen, um welche Tatbestände und welche Personen es sich hier handelt. Das einmal auf den Tisch zu bekommen würde ich mir erwarten.

Ich sage Ihnen: Ich bin davon überzeugt – der Rechnungshof, der nachvollziehend prüft, Herr Abgeordneter Kräuter, wird auch zu dieser Erkenntnis kommen, so wie die Staatsanwaltschaft bei vielen anderen Anzeigen auch –, dass das alles in Ordnung gewesen ist, und bin der Meinung, dass es notwendig ist, diese Beschaffung so rasch wie möglich durchzuführen – im Interesse der Sicherheit unseres Landes! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.15

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Die nächste Wortmeldung ist die zweite Wortmeldung des Herrn Abgeordneten Kräuter. Restliche Redezeit: 1 Minute. – Bitte.

 


17.16

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Jetzt wird es wirklich noch interessant und spannend, denn Klubobmann Scheibner, der ehemalige Minister, hat gesagt, jetzt gerade, vor einigen Minuten, er habe vor der Typenentscheidung keinen Kontakt mit Firmen ge­habt, er sei gewissermaßen näher am Projekt gewesen. Das ist in Ordnung, Herr Klub­obmann, Herr ehemaliger Minister.

Der Herr Finanzminister hat vor rund zwei Stunden gemeint – er war ja dem Projekt ferner –, er habe sich mit Firmenvertretern getroffen.

Das, meine Damen und Herren, ist ein neuer Sachverhalt, das ist ganz unglaublich, und ich bedanke mich, auch im Namen der österreichischen Bevölkerung, dass Sie uns heute hier diesen neuen Sachverhalt geliefert haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren von FPÖ und ÖVP, wenn Sie unter diesen Umständen mor­gen einen milliardenschweren Beschluss zur Beschaffung dieser Eurofighter fassen wollen, dann ist das nicht mehr fahrlässig, sondern vorsätzlich! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.17

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächstes liegt mir die zweite Wortmeldung des Herrn Abgeordneten Dr. Pilz vor. Restliche Redezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 


17.17

Abgeordneter Dr. Peter Pilz| (Grüne): Meine Damen und Herren! Der ressortzuständi­ge Minister hat sich geweigert, mit EADS und anderen Firmen während der Ausschrei­bungsphase zu re­den. Der schein­bar ressortunzuständige Finanzminister hat sich mit EADS-Vertretern getroffen und steht im Verdacht, im Anschluss daran die Typenent­scheidung zugunsten von EADS manipuliert zu haben.

Wenn Sie, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, aber auch Sie von der ÖVP, sich mor­gen zum Finanzminister ins po­litische Zwielicht begeben wollen, dann ist das Ihre Angelegenheit, aber wir werden es auch zu einer Angelegenheit der Öffentlichkeit machen.

Zweitens: Versuchen Sie sich einen Moment vorzustellen, was Menschen, die gerade die Sicherheit ihrer zukünftigen Pension verlieren, empfinden, wenn sie hören, dass beiläufig der Finanzminister sagt, die 233 Millionen sind irgendwas, und genauso bei­läufig sagt, 1,5 Milliarden € Betriebskosten für den Eurofighter, die bisher noch nicht in dieser Summe auf dem Tisch gelegen sind! 1,5 Milliarden € so ganz nebenbei, und das in Tagen, wo den Menschen die Sicherheit ihrer Zukunft in der Pension zumindest für die nächste Zeit genommen wird. (Abg. Großruck: Das können Sie im Kindergarten erzählen, diese Geschichte!)

Sie sollten sich einen Moment überlegen, was Sie der österreichischen Bevölkerung damit zumuten. Das ist der wirklich entscheidende Punkt: dass Sie im Moment eines Aktes der größten politischen und sozialen Unfairness den Leuten eine Verschwen­dung in einem zweifelhaften Lichte zumuten, die niemand, auch wenn es nicht um eine Pensionsreform gehen würde, vertreten und akzeptieren kann!

Vielleicht denken Sie bis morgen noch einmal darüber nach, wo die Grenze des Zu­mutbaren für die österreichische Bevölkerung liegt. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.19

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor. Damit schließe ich diese Debatte.

Wir kommen zur Abstimmung über den eingebrachten Entschließungsantrag. Es ist dies der Antrag Dr. Pilz und Fraktion betreffend Abbruch des Beschaffungsvorganges von Eurofighter-Typhoon.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit. Der Entschließungsantrag ist daher abgelehnt.

Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich nehme die Verhandlung über den 1. Punkt der Ta­gesordnung wieder auf.

Zum Wort gemeldet hat sich als Nächster Herr Abgeordneter Dr. Lopatka. Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


17.20

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka| (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem wir hier jetzt schon zu wiederholtem Male das Stück „Viel Lärm um Nichts“ aufgeführt bekommen haben, können wir wieder zur Tagesord­nung zurückkehren. Denn: Herausgekommen ist nichts, meine Damen und Herren, null und nichts! Oder? (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusen­bauer: Wollen Sie sich für den Grasser verbürgen?) Selbstverständlich! Gerne! (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie machen das leichtfertig! Sehr leichtfertig!)

Leichtfertig machen Sie immer eines, Herr Klubobmann und Parteivorsitzender Gu­senbauer, nämlich ständig frei von Fakten und auch von persönlicher Verantwortung einfach Behauptungen aufzustellen. Sie machen es sich da sehr leicht, manchmal zu leicht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wenn ich nur Ihren Offenen Brief hernehme, den ich dankenswerterweise von Ihnen erhalten habe, und lese, dass Sie da an unser politisches Gewissen appellieren, dann muss ich Ihnen sagen: Da brauchen wir wirklich von niemandem eine Aufforderung, denn bei der Abstimmung morgen werden wir genau unserem Gewissen folgen! (Abg. Dr. Gusenbauer: Das habe ich befürchtet!) Dazu brauchen wir, brauche ich keine Auf­forderung von Ihnen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Da Sie hier davon sprechen, dass wir um Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit bemüht sein sollen: Es ist es nichts anderes, wenn wir morgen die Pensionssicherungsreform hier beschließen werden, als ein Beitrag zur Gerechtigkeit, zur Generationengerechtig­keit! Ich sage Ihnen: Nichts tun wäre ungerecht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen.)

Was den zweiten Punkt, die Glaubwürdigkeit, angeht, sind Sie Tag für Tag sehr ge­fährdet, denn dass Sie nichts tun, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht für mich eine Fraktion von der Größe der SPÖ äußerst unglaubwürdig, wenn es darum geht, Verantwortung wahrzunehmen.

Der dritte Punkt, den Sie hier anschneiden, ist schlicht unwahr, dass nämlich jeder mindestens 12 Prozent des bisherigen Pensionsanspruchs verlieren wird. Das ist schlichtweg unrichtig, das ist falsch – und trotzdem behaupten Sie es!

Sie gehen ja noch weiter: Heute heißt es auf der Homepage der SPÖ – entweder sind Ihre Leute noch im Pfingsturlaub, oder Sie setzen bewusst diese Falschmeldungen fort –: Angestellte, 30 Jahre: – 40 Prozent. – Ist das verantwortungsbewusste Politik? Ist das, wie Sie es in Ihrem Brief nennen, glaubwürdig? (Zwischenrufe der Abg. Mag. Wurm.) Das ist äußerst unglaubwürdig! Sie wissen es: Es gibt diesen Deckel mit den 10 Prozent, der selbstverständlich gilt, und wir lassen uns von Ihnen nicht davon abbringen, bei der Wahrheit zu bleiben! Es ist schlichtweg falsch, hier zu sagen: min­destens 12 Prozent! (Abg. Dr. Gusenbauer: Wie lange hält der Deckel?)

Der Deckel hält so lange, solange dieses Pensionssicherungssystem, das wir morgen beschließen, in Kraft ist; das ist relativ einfach. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen. – Abg. Broukal: Falsch!)

Falsch ist, was Sie sagen! Und falsch ist auch, wenn hier steht: „Die im Sinne von mehr Gerechtigkeit so dringend notwendige Harmonisierung ist von der Regierung nicht vorgesehen.“ – Das ist unrichtig! Das Gegenteil ist der Fall! Sie können morgen mitstimmen, wenn es um die Harmonisierung geht. Wir laden Sie herzlich ein, mitzu­stimmen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Die Regierungsfraktionen brin­gen morgen den entsprechenden Antrag ein. (Abg. Silhavy: Warum gibt es dazu keine Regierungsvorlage?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der SPÖ-Vorsitzende hat sich in diesem Be­reich persönlich ins Abseits gespielt. (Ironische Heiterkeit des Abg. Dr. Gusenbauer.) Zweifach sind Sie ins Abseits geraten, Herr Dr. Gusenbauer: erstens inhaltlich, denn seit dem Jänner, seit den Regierungsverhandlungen, wo Sie noch konstruktiv bei der Sache waren, ist inhaltlich nichts mehr von Ihnen gekommen, und – zweitens – Sie haben sich auch strategisch ins Abseits gespielt. Wenn Sie nämlich geglaubt haben, dass Sie als großer „Sprengmeister“ der Regierung auftreten können, haben Sie sich gewaltig geirrt! Ein Spargelessen reicht dafür nicht aus. Sie sind kläglich gescheitert! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich sage Ihnen abschließend Folgendes: Nicht nur, dass Sie persönlich gescheitert sind, es wird auch die SPÖ mit ihrer Verunsicherungskampagne nicht erfolgreich sein. (Abg. Bures: Sind Sie für eine Volksabstimmung? Haben Sie den Mut?) Es wird in den nächsten Wochen unsere Aufgabe sein, deutlich zu machen, wie sorglos Sie mit der Wahrheit umgehen, wie sorglos, Kollegin Bures, Sie mit der Wahrheit umgehen. (Abg. Bures: Haben Sie Mut oder haben Sie Angst?)

Nein, wir haben keine Angst. Wir sind mutig, wir wagen Reformen – Sie sind ängstlich und bleiben stehen! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.26

 


Prä­sident Dr. Heinz Fi­scher|: Als Näch­ste ge­langt Frau Ab­geordnete Mag. Lunacek zu Wort. Die Uhr ist wunschgemäß auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

 


17.26

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek| (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Zunächst kurz zu meinem Vorredner. Wenn der Chef-Stratege des Dirty Campaigning gegen die Grünen im letz­ten Nationalratswahlkampf vom seltsamen Umgang einer Oppositionspartei mit der Wahrheit redet, dann frage ich mich schon, wovon Sie sprechen, Herr Ex-General­sekretär. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ihr Umgang mit der Wahrheit im Nationalratswahlkampf war nämlich gekennzeichnet von größter Seltsamkeit und Merkwürdigkeit. (Abg. Dr. Lopatka: Warum sprechen Sie von „Ex-Generalsekretär“?) Bitte um Entschuldigung! Sie sind es immer noch, aber Sie waren damals Wahlkampfleiter. Tut mir Leid! Bitte um Entschuldigung! Also: Immer noch Generalsekretär oder neuerlich Ge­neral­sekretär der ÖVP und damals Wahl­kampfleiter der ÖVP. (Abg. Dr. Khol: Noch lange Generalsekretär!)

Jedenfalls muss ich Ihren seltsamer Umgang mit der Wahrheit damals im Wahlkampf schon ansprechen, und auf Grund dieses seltsamen Umgangs mit der Wahrheit spre­che ich Ihnen in diesem Fall auch das Recht ab, anderen hier einen Vorwurf zu ma­chen.

Wenn Sie sagen, dass die SPÖ nur bei den Regierungsverhandlungen, die ja angeb­lich gar keine waren, „konstruktiv bei der Sache“ gewesen sei, dann klingt das für mich so – und das haben wir ja in den letzen Wochen des Umgangs mit dieser so genann­ten Pensionssicherungsreform gemerkt –, als ob Sie von der ÖVP meinten, andere seien nur dann konstruktiv, wenn sie Ihrer Meinung sind, und nicht, wenn sie versu­chen, andere Meinungen einzubringen. Das ist auf einmal nicht mehr konstruktiv. – Na gut. (Abg. Mag. Wurm: Das ist Autorität und nicht Demokratie!)

Ein Wort noch zum Bundeskanzler, der heute Vormittag über die EU-Erweiterung ge­sprochen hat, über die Abstimmungen, die Referenden in den Ländern, und dann den merk- und denkwürdigen Satz gesagt hat, dass er stolz und glücklich sei, dass Öster­reich an dieser EU-Erweiterung mitwirken konnte. – Wenn ich daran denke, welcher Koalitionspartner vor allem in den ersten Jahren dieser schwarz-blauen Regierung mit dem Herrn Bundeskanzler Politik gemacht hat, so muss ich sagen: Da war doch einer der Kerne für die Schwierigkeiten, die es bei der Erweiterung gegeben hat, zu suchen. Deswegen wundere ich mich doch schon sehr, wie „stolz“ und „glücklich“ der Bundes­kanzler über die Mitwirkung der österreichischen Bundesregierung an diesem Prozess ist.

Kurz zur Erinnerung: Sie wissen vielleicht, dass das Grenzgänger- und Praktikanten­abkommen mit Tschechien, das seit zwei Jahren, seit August 2001, von Minister Bar­tenstein unterschrieben ist, bis heute nicht das Licht des Nationalrates und des zustän­digen Außenpolitischen Ausschusses gesehen hat. Unter anderem ist das in der letz­ten Legislaturperiode deshalb nicht geschehen, weil die FPÖ dagegen war, es über­haupt in den Ministerrat zu bringen, und diesmal war es im März auf der Tagesordnung des Ministerrates. – Herr Präsident Khol, Sie erinnern sich, dass wir das auf unserem Flug nach Prag am 1. April feststellten. – Aber dann wurde es von der Tagesordnung genommen, und wir haben es immer noch nicht hier im Parlament.

Das nennt man eine „gute“ Zusammenarbeit mit den Nachbarn, meine Damen und Herren von der ÖVP?! – Es ist schändlich, dass dieses Gesetz immer noch nicht durch den Ministerrat ist! Es würde mich interessieren, warum, und ob es wieder die Freiheit­lichen sind, die das verhindern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist keine glückliche Mitwirkung Österreichs und dieser Bundesregierung an dem so wichtigen und notwendigen Prozess der EU-Erweiterung!

Lassen Sie mich nun zu zwei Budgetbegleitgesetzen kommen, die wir hier heute disku­tieren und die Sie morgen husch, pfusch und ruck, zuck beschließen wollen. Mir geht es um das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz und das Ausfuhrförderungsge­setz 1981.

Diesbezüglich haben Sie eine Novelle vorgelegt mit dem Ziel, bessere Konditionen für die Exporteure zu schaffen, aber dieses Ziel werden Sie mit diesem Gesetz sicher nicht erreichen. Ich bin erstaunt, dass Sie hier jetzt ein paar Änderungen vorgenom­men haben, aber im Grunde die gesamte Kritik, die einhellig von allen Begutachtern gekommen ist, einfach so den Bach runtergehen lassen. Einhellige Kritik kommt nicht nur von der Arbeiter­kammer, die auf Grund von unterschiedlichen Interessenslagen eine andere Position hat, sondern es kommt auch einhelligste Kritik von der Industriel­lenvereinigung, von der Wirtschaftskammer, von der Oesterreichischen Nationalbank, vom Völkerrechtsbüro des Außenministeriums. Alle sagen – und ich werde Ihnen ein paar dieser Zitate zur Kenntnis bringen –, dass es nicht nötig ist, dieses Gesetz über­haupt zu novellieren.

Da geht es nämlich darum, dass nicht mehr drinnen stehen soll, dass die Österreichi­sche Kontrollbank die Bevollmächtigte des Bundes ist, sondern dass diese Bevoll­mächtigte vom Finanzministerium, vom Finanzminister eingesetzt werden kann. Die Kontrollbank steht nicht mehr drinnen, und die Leute in der Kontrollbank fragen sich: Wer soll denn das jetzt machen? Irgendjemand anderer? Wer denn, Herr Finanzminis­ter – der leider jetzt nicht da ist –?

Sie haben mir, Sie haben den Grünen im Ausschuss keine Antwort auf diese Fragen gegeben. Vielleicht kann es der Herr Staatssekretär beantworten. Wer soll das jetzt machen?

Sie wollen auch die Agenden trennen, die Finanzierungs- und Versicherungsfragen. Vor allem begründen Sie das damit, dass Sie sagen, es müsste mehr Wettbewerb ge­ben, die Exportförderagenturen müssten vor allem im nationalen Bereich verstärkt dem Markt ausgesetzt werden, denn das sei besser für die Exporteure. – Ich glaube, es ist Ihnen entgangen, dass keine einzige Exportförderagentur dieser Welt im nationalen Raum Wettbewerb oder Konkurrenten hat. Die sind dazu da, nicht marktfähige Risken für die heimischen Exporteure und für die heimischen Firmen abzudecken, und nicht dazu, einander im nationalen Rahmen Konkurrenz zu machen. Die haben im nationa­len Rahmen keine Konkurrenten. Wozu machen Sie dann so ein Gesetz?, frage ich mich wirklich.

Ich möchte Ihnen einige der Kritikpunkte, zum Beispiel von der Industriellenvereini­gung, vorlesen. Die Industriellenvereinigung hat kritisiert, dass diese Änderung sogar bedeutet, dass man kei­ne ge­setzliche Zustimmung mehr vom Parlament braucht. – Ich danke der Industriellenvereinigung dafür, dass sie auch an das Parlament gedacht hat.

Aber da heißt es auch, dass es keinen plausiblen Grund gibt – ich zitiere die Industriel­lenvereinigung –, das Bevollmächtigungsverhältnis mit der Österreichischen Kontroll­bank in Frage zu stellen, und dass der Aufbau neuer oder gar paralleler Strukturen ohne erkennbare Vorteile mit hohen Kosten sowie mit einer Verunsicherung der Nutzer des Systems verbunden wäre.

Ist das im Interesse der österreichischen Wirtschaft, wenn die Industriellenvereinigung sagt, dem ist nicht so?

Die Wirtschaftskammer findet sogar sehr harte Worte. Sie sagt nämlich, es sei nicht logisch, dieses Argument des Wettbewerbs. Es sei einfach nicht zutreffend, weil es international keine im nationalen Wettbewerb stehenden Exportförderagenturen gibt.

Die Wirtschaftskammer spricht auch davon, dass sie befürchtet, dass es hier größere Unsicherheit vor allem für die Klein- und Mittelunternehmen geben wird, vor allem Richtung Osteuropa. Ich frage mich, wie Sie, Herr Kollege Mitterlehner, das sehen. Ihre Wirtschaftskammer findet, dass dieses Gesetz völlig unnotwendig ist, realitätsfremd, un­logisch und so weiter. Trotzdem wollen Sie dem zu­stimmen? Da frage ich mich schon, mit welcher Begründung Sie das tun.

Sie werden sich vielleicht wundern, warum gerade jemand von den Grünen hier die Interessen der Kontrollbank oder der österreichischen Firmen für den Export vertritt. Ein Punkt ist der, dass ich, dass wir Grünen etwas gegen unseriöse Gesetze haben, gegen Gesetze, für die kein Bedarf besteht, die man wahrscheinlich in Kürze wieder novellieren muss, Gesetze, angesichts derer man sich fragt: Was steht dahinter? Wett­bewerb um jeden Preis? – Herr Staatssekretär Finz! Das nützt den österreichischen Firmen nichts. Diesen Wettbewerb gibt es im nationalen Rahmen nicht, und gegen solche willkürlichen und sinnlosen Gesetze, meine Damen und Herren, sprechen wir Grüne uns aus.

Eine Novellierung dieses Gesetzes wäre zweifellos sinnvoll. Wir hätten auch einige Vorschläge. Es gibt zum Beispiel seit kurzem in Rahmen des Exportförderungsverfah­rens ein Umweltprüfverfahren. Aber es steht in diesem Gesetzesvorschlag kein Wort darüber, wie dieses Umweltprüfverfahren gewährleistet und, wenn es nach uns geht, auch verbessert werden soll, wenn alles nur unter den Primat der Kostenreduktion ge­stellt wird. Wie soll das denn dann weitergehen? Wie sollen denn die Firmen das finan­zieren?

Eine andere Novellierung würden wir sehr wohl akzeptieren, ja wir haben entsprechen­de Vorschläge schon in der letzten Legislaturperiode eingebracht und werden es noch einmal tun. Aber davon ist hier nichts zu lesen, nämlich dass bindende Umwelt-, Sozi­al- und Menschenrechtsstandards sowie eine transparente Vorgehensweise für die Firmen, die Exportförderung bekommen, im Ausland da sind, transparent für alle, so­wohl in dem Land, in dem sie dann investieren, als auch in Österreich selbst.

Von all dem ist in diesen beiden Gesetzesnovellen überhaupt nichts zu sehen! Da fra­ge ich mich – und richte diese Frage noch einmal an die ÖVP, vor allem an die Vertre­ter von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, an jene, die Klein- und Mittel­unternehmen vertreten –, warum Sie hier einen Weg gehen, den die Interessen­vertre­tungen, die Ihnen nahe stehen, ablehnen. Die sagen: Das brauchen wir nicht, das ist sinnlos, das ist nicht notwendig!

Ist das der neue Weg dieser Regierung, oder geht da einfach der – früher freiheitli­che – Finanzminister jetzt seinen Weg, den die Regierung zwar mit ihm geht, aber viele in der ÖVP nicht? Oder – da ich manche von Ihnen jetzt Zeitung lesend hier sehe – interessiert Sie das alles nicht? Ist es Ihnen recht, wenn diese Regierung Ihnen das und jenes vorgibt? Sie stimmen einfach zu, egal, was das im Detail bedeuetet.

Jedenfalls: Unsere Zustimmung erhalten Sie zu diesem Gesetzespfusch nicht! (Beifall bei den Grünen.)

17.37

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Neudeck. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

 


17.37

Abgeordneter Detlev Neudeck| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Neben der Pensionssicherungsreform als Kernstück der Budgetbegleitgesetze soll doch nicht untergehen, was diese Regie­rung – obwohl die SPÖ etwas anderes sagt; aber anscheinend lesen Sie das, was im ursprünglichen Text gestanden ist, und nicht das, was im Sinne eines gelebten Parla­mentarismus hier im Hohen Haus noch ausverhandelt wurde und auch jetzt noch aus­verhandelt wird, um eine Pensionssicherungsreform zu machen, die diesen Namen verdient – außerdem noch macht:

Diese Regierung entlastet nämlich kleine und mittlere Unternehmen, indem sie den Rudolf-Edlinger-Ka­lender wie­der rich­tig stellt und ein­en vö­llig unlogischen 13. Um­satzsteuertermin abschafft. Das entlastet kleinere und mittlere Einkommen. Aber all das ist für die SPÖ kein Thema. Sie will die Sicherung ihre Pfründe und ihrer Privi­legien.

Am Freitag stand in der „Presse“ ein Artikel, aus dem ich etwas zitieren möchte. Da heißt es unter der Überschrift „Die kommunalen ,Pensionskaiser‘“:

„Gäbe es ein ,Pensionsbuch der Rekorde‘, dann wäre eine Wiener Stadtwerke-Tochter reif für eine Eintragung: Wiengas hat nämlich mehr Pensionisten auf der Gehaltsliste als aktive Mitarbeiter. Gezählte 1 154 Beschäftigte sorgen für die Gasbelieferung der Wiener Haushalte, 1 435 ehemalige Mitarbeiter schauen nur mehr jeden 1. des Mona­tes, ob die Pension auf ihrem Konto auch eingelangt ist.“

Das sind durchaus Pensionen in einem Bereich, wo Sie hätten harmonisieren können, wo Sie etwas hätten tun können, denn die­se Pen­sionen liegen im Bereich von 1 857 € – Magistrat –, 2 255 € bei den Landeslehrern und 1 652 € bei den Wiener Stadtwerken.

In dem Artikel sagt Alexander Fieber: „Rudolf Hundstorfer, Wiener SP-Gemeinderat, ist ein mächtiger Mann. Er vertritt nämlich als Gewerkschaftsboss alle Gemeindebe­diensteten ...“

Weiters heißt es, das sich Hundstorfer bei 70 000 Mitgliedern für die Bereitschaft, beim Streik mitzutun, bedankt.

„,Diese Art von Reform wollen wir nicht‘“, ... natürlich ohne einen Gegenvorschlag zu unterbreiten.“ – Das ist Tradition in der linken Reichshälfte.

Weiters heißt es in der „Presse“: „Wozu auch. Derzeit genießen doch tausende Pensi­onisten aus dem Wiener Kommunalbereich den Ruhestand in vollen Zügen. Und wa­rum soll es künftigen Pensionisten im Magistrat, unter den Landeslehrern oder bei den Wiener Stadtwerken einmal schlechter gehen als den derzeitigen?

Auf diese Weise gewinnt man zwar Wahlen. Man gefährdet jedoch den Lebensabend der jüngeren Semester.“

Man könnte noch sagen: Was soll man dort tun, beziehungsweise warum ist es schlecht, wenn es einigen wenigen gut geht?

Weiters heißt es in diesem Artikel:

„Und verteuert schon jetzt die Lebenshaltungskosten der Familien. Werden doch die Kunden für die beachtlich über der ASVG-Höchstpension liegenden Ruhestandsbezü­ge bei Wienstrom, Wiengas und Co über die Strom- und Gastarife seit Jahren kräftig zur Kasse gebeten. Davon sind auch viele Mindestrentner betroffen“, die die Privilegien dieser Pensionisten bezahlen müssen.

Weiters: „Von einem sozial gerechten Pensionssystem, das Hundstorfer im Verein mit ÖGB und SPÖ von der Bundesregierung fordert, kann daher in der Wiener Kommune nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Die traditionell in Wien regierende SPÖ hat in den vergangenen Jahr­zehnten ein Zwei-Klassen-Ruhe­stands­system installiert. Es ist höchste Zeit, dass auch Wien sein System reformiert – und vor allem die traditionsrei­chen Privilegien für die kommunalen ,Pensionskaiser‘ stoppt.“ – So weit für die Berei­che, wo die SPÖ das Sagen hat.

Kollegin Lunacek! Dann ist mir gerade beim Lesen der „Kronen Zeitung“ unter „profile pointen“ etwas aufgefallen. Es haben heute ja alle Sekretariate auf Grund einer Ein­schaltung des ÖGB heftige Anrufe gehabt. Das ist interessant, unsere Mitarbeiter ha­ben das durchgestanden. Aber da steht – ich zitiere –: „Ausgerechnet SPÖ-Abge­ordnete ersuchten die Hauszentrale, gewerkschaftlich motivierte Anrufer nicht mehr weiterzuleiten, erzählte man zumindest schmunzelnd im Klub der ÖVP.“ (Zwi­schenruf des Abg. Verzetnitsch.)

Eines noch zum „guten Geschmack“: Die Gewerkschaft hat uns da eine Einladung zu­kommen lassen. Es heißt darin, wir würden ein kleines Präsent bekommen, sollten wir morgen zustimmen.

Kollege Verzetnitsch! Gutschein an die ÖVP und FPÖ-Abgeordneten, „Gutschein für einen besonders deftigen Einlauf“. – Ohne Argumente, muss ich sagen, können Sie sich das wo hinschieben! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.43

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Herr Kollege Detlev, bitte! (Abg. Neudeck: Ich heiße Neudeck! – Für Ihre Phantasie kann ich nichts!) Kollege Neudeck, so geht es nicht! Nein, so geht es wirklich nicht! (Ruf bei der SPÖ: Das ist ein Skandal!) Darf ich Sie noch einmal bitten, diesen Ausdruck als nicht parlamentarisch zurückzunehmen. (Abg. Neudeck: Nein, ich kann nichts für Ihre Phantasie!) – Gut, dann erteile ich Ihnen für diese Formulierung einen Ordnungsruf.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dobnigg. – Bitte.

 


17.43

Abgeordneter Karl Dobnigg| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regie­rungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Es wäre wohl besser, Kol­lege Lopatka würde sich, bevor er zum Thema „Pensionen“ spricht, besser informieren. Bei Ihnen in der ÖVP scheint es so zu sein, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut, denn vor 12 Minuten hat der ORF Tirol eine Aussage von AK-Präsidenten Dinkhauser gebracht, und zwar dahin gehend, dass laut Dinkhauser die Pensionsre­form abzulehnen sei. Er sagte, diese Reform sei unsozial und die ASVG-Bezieher sei­en Draufzahler. – 10. Juni, 17.30 Uhr, ORF Tirol.

Frau Abgeordnete Bleckmann hat heute die Aussage getroffen: Wir verhandeln bis zum Schluss. Es stellt sich hier die berechtigte Frage: Ja worüber verhandeln Sie? – Über das von Ihrer Regierungsmannschaft vorgelegte Pensionskürzungsprogramm? Sie müssen ja selbst zugeben, dass diese Pensionsreform unsozial, ungerecht und unfair ist. Genau das haben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten und der ÖGB in den letzten Tagen und Wochen behauptet, und zwar mit Recht behauptet!

Diese ÖVP/FPÖ-Regierung verunsicherte in den letzten Tagen und Wochen die Bevöl­kerung in Österreich mit ihrer Drüberfahrer-Methode. Die so genannte Pensionsreform und Schulreform verdienen ihren Namen nicht, denn nach Ihrem Vorgehen und Ihrem Vorhaben sind es Unwörter, denn beide so genannten Reformen dienen ausschließlich zum Stopfen von Budgetlöchern.

Wenn Sie, werte Kolleginnen und Kollegen, sich draußen bei den Menschen umhörten, würden Sie vielleicht auch deren Sorgen und Anliegen ernst nehmen, ernster als jetzt, aber anscheinend interessieren Sie die Anliegen, die Sorgen der Menschen nicht. Sie brauchen diese Menschen vor den Wahlen nur als Stimmvieh. Zwischenzeitlich sind Ihnen diese Menschen und deren Probleme völlig egal.

Viele ältere Menschen sagen immer wieder: Wir haben nach dem Krieg wenig bis gar nichts gehabt, haben unser Österreich miteinander und gemeinsam aufgebaut und viele soziale Errungenschaften erreicht! – Ihnen von ÖVP und FPÖ ist es aber vorbild­lich gelungen, innerhalb kurzer Zeit dieses soziale Netz zu durchlöchern und den so­zialen Frieden in unserem Lande zu gefährden. (Beifall bei der SPÖ.)

Viele Eltern und Lehrer quer durch alle Parteien zeigen sich bei den Diskussionen über die fast täglich erfolgenden negativen Aussagen von Frau Bundesminister Gehrer ge­genüber den Lehrerinnen und Lehrern empört, und das mit Recht. Diese Aussagen treffen diese Berufsgruppe in einer Art und Weise, welche sich diese erstens nicht ver­dient hat. Zweitens tritt man zusätzlich auf eine Berufsgruppe, welche unsere Jugend auf die Zukunft und ihr berufliches Wirken bestens vorbereiten soll. Ihre negativen und demotivierenden Aussagen kann sich Frau Bundesminister Gehrer ersparen, sie sind auch sehr entbehrlich. (Beifall bei der SPÖ.) Dafür wäre es ratsamer, sich vor Ort in den Schulen Diskussionen mit den Lehrern, Eltern und Schülern zu stellen. Auch da wäre eine bürgernahe Politik und kein Drüberfahren gefragt.

Diese ÖVP/FPÖ-Regierung scheint ebenso völlig vom Virus des Abkassierens befallen zu sein, denn nicht nur bei den Pensionen, sondern auch im Gesundheitsbereich soll kräftig abkassiert werden. Krank sein wer­den sich in Zu­kunft viele Österreicherinnen und Österreicher, und da im Besonderen die ältere Generation, bald nicht mehr leisten können. So wird der Krankenversicherungsbeitrag für Pensionistinnen und Pensionis­ten um ein Prozent angehoben. Es ist dies eine weitere Schmälerung der Pensionen, welche in den letzten Jahren durch diese ÖVP/FPÖ-Regierung leider ohnehin immer geringer wurden.

Doch damit nicht genug. Es wird auch noch ein 20-prozentiger Selbstbehalt eingeführt. Werte Kolleginnen! Werte Kollegen! Hohes Haus! Österreichs Pensionistinnen und Pensionisten haben es sich nicht verdient, als Melk­kühe der Na­tion missbraucht zu werden (Beifall bei der SPÖ), haben wir doch alle – ich betone: alle – von ihrem groß­artigen Einsatz und ihrer Aufopferung profitiert und hat sich diese ältere Generation deshalb unsere vollste Wertschätzung und Unterstützung für einen sorgenfreien und finanziell abgesicherten Lebensabend verdient. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl.)

Werte Kolleginnen! Werte Kollegen! Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen jedenfalls für faire, sichere und gerechte Pensionen, und wir stehen zu hundert Prozent zu unserer älteren Generation. (Beifall bei der SPÖ.)

17.49

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kopf. Die Uhr ist auf 6 Minuten gestellt. – Bitte.

 


17.49

Abgeordneter Karlheinz Kopf| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Die österreichische Wirtschaft vollbringt Jahr für Jahr großartige Leistungen und behauptet sich im internationalen Wettbewerb wirklich großartig, und das, obwohl sie mit einigen beträchtlichen Handicaps zu kämp­fen hat, Handicaps, die von der Politik, und das vor allem von der Politik zurückliegen­der Jahrzehnte, also sprich sozialdemokratischer Politik im Finanzressort, im Sozial­ressort geprägt sind, Handicaps, die von dort herrühren. (Rufe bei der SPÖ: Oje! – Abg. Steibl: So ist es!)

Er­ster Punkt: Un­sere Betriebe haben eine Eigen­kapitalaus­stattung, die uns mit 28 Pro­zent zu einem der Schlusslichter in Europa macht. Das hat eindeutig seine Ur­sachen in einer verfehlten Steuerpolitik der vergangenen Jahre, nämlich einer Politik, die zu einer der höchsten Steuer- und Abgabenquoten geführt hat. Diese hohe Steuer- und Abga­benquote wiederum führt eins zu eins zu einem Entzug von Eigenkapital aus den Unternehmen.

Wenn man sich dann noch anschaut, wie es den Betrieben geht, die genau die Struktur der österreichischen Wirtschaft verkörpern, nämlich jene mit bis zu neun Beschäftigten, dann sieht man, dass deren Eigenkapitalquote gerade einmal bei noch 9,9 Prozent liegt. Meine Damen und Herren! Die Politik der vergangenen Jahrzehnte heißt hohe Schulden. Diese hohen Schulden produzieren zwangsläufig hohe Steuern und führen, wie gesagt, zu einem Entzug des Eigenkapitals.

Wir tun etwas dagegen, diese Koalition tut etwas dagegen, meine Damen und Herren! Wir haben mit der Sparpolitik der letzten drei Jahre den Spielraum dafür geschaffen, dass wir jetzt einen Entlastungsschritt genau an diesem wunden Punkt setzen können, dass wir nämlich jene Gewinne, die die Unternehmen Gott sei Dank machen, künftig nur noch mit dem halben Steuersatz besteuern werden. Das heißt, nicht entnommene Gewinne werden künftig bis zu einer Summe von 100 000 € nur mit der Hälfte belastet werden, was den Betrieben eins zu eins die Möglichkeit bietet, verstärkt Eigenkapital zu bilden und damit ihre Existenz und die Arbeitsplätze in diesen Betrieben abzusi­chern – etwas, was die Wirtschaft seit langem fordert. Diese Koalition setzt es jetzt um! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Zweites Handycap Österreichs: Wir haben eine Erwerbs­quote der 55- bis 64-Jährigen, die gerade einmal bei knapp unter 30 Prozent, nämlich bei 29,8 Prozent liegt. Wir sind damit ebenfalls nahezu Schlusslicht in Europa. Die EU liegt bei 42 Prozent. – Das ist unter anderem ein Produkt einer völlig falschen Arbeits­marktpolitik sozialistischer Sozialminister. (Zwischenruf der Abg. Sburny.) Wir haben den Sozialminister in dieser Zeit nie gestellt, liebe Frau Kollegin. (Abg. Sburny: Jetzt!) Das ist Produkt dieser verfehlten Arbeitsmarktpolitik, die nichts anderes zu tun gewusst hat, als bei jedem kleinsten Arbeitsmarktproblem die Menschen noch früher in Pension zu drängen, als es ohnedies schon der Fall war. Das Resultat heute: Die Menschen gehen noch weit vor dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter in die vorzeitige Alterspen­sion; ich rede gar nicht von der gesetzlichen Alterspension. – Das ist ein Resultat der verfehlten Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahrzehnte.

Wir tun mit dieser Pensionsreform etwas dagegen. Wir werden unserer Verantwortung gerecht und erhöhen unter anderem notwendigerweise das Pensionsantrittsalter, um nämlich eines zu sichern: dass unsere unter 40-Jährigen sich dieses umlagenfinanzier­te Pensionssystem auch in Hinkunft noch leisten werden können.

Womit begegnen Sie dann uns und unseren Abgeordneten, die sich dieser Aufgabe stellen, die das sicher nicht leichtfertig tun? – Mit Untergriffen, die wirklich zum Himmel schreien. Unsere Kollegin Susanne Wegscheider muss sich in Oberösterreich Folgen­des vor ihrem Geschäft gefallen lassen: Da werden von AK und ÖGB Flugzettel ver­teilt. Da steht: „Susanne Wegscheider Abgeordnete zum Nationalrat der ÖVP“. Der erste Satz lautet:

„Zur Pensionsreform sag nein, dann kaufen wir wieder bei dir ein.“ (Abg. Dr. Stumm­voll: Ungeheuerlich!)

Das erinnert fatal an Sätze, die gefallen sind – Sie wissen, zu welcher Zeit, in der es geheißen hat: „Kauft nicht ein bei ...!“

Meine Damen und Herren! Das ist eine solche Ungeheuerlichkeit einer frei gewählten Abgeordneten dieses Hohen Hauses gegenüber, was die Ausübung ihres freien Man­dates betrifft. Das schreit zum Himmel! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwi­schenruf des Abg. Öllinger.)

Meine Damen und Herren! Noch ein letzter Punkt: Die Liquidität, die unseren Finanz­ministern in den Budgets durch die Schuldenpolitik, die gemacht worden ist, abhanden gekommen ist, und die Liquiditätsprobleme, die daraus resultierten, haben zuletzt in einem gegipfelt: dass es einem sozialdemokratischen Finanzminister eingefallen ist, einen 13. Monat zu erfinden. Das hat dazu geführt, dass die Betriebe ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt am Ende des Jahres, zu dem sie noch das 14. Monatsentgelt haben zahlen müssen, auch noch die 13. Umsatzsteuervorauszahlung haben leisten müssen. Damit ist ihnen zum ungünstigsten Zeitpunkt Liquidität entzogen worden. Wir schaffen dieses Ärgernis jetzt ab und beseitigen diese 13. Umsatzsteuervorauszahlung noch im heurigen Jahr.

Zusammenfassend: Eine sparsame Budgetpolitik hat es uns ermöglicht, dass wir in Hinkunft die Ansprüche des Staates zurückschrauben können, dass wir mit weniger Staat auskommen und damit mit einer niedrigeren Steuer- und Abgabenquote.

Meine Damen und Herren! Die Wahl des Jahres 2002 hat es gezeigt: Die Menschen können mit diesem Kurs etwas anfangen. Sie sind damit einverstanden, dass wir sa­gen: Wir geben nicht mehr aus, als wir haben, um den Menschen dann auch nicht mehr nehmen zu müssen, als unbedingt notwendig ist! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.56

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Haidlmayr. Die Uhr ist auf 8 Minuten gestellt. – Bitte.

 


17.56

Abgeordnete Theresia Haidlmayr| (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Mei­ne sehr geehrten Damen und Herren! Folgendes ist schon recht be­zeichnend: Es ist jetzt fünf Minuten vor 18 Uhr, und die Bundesregierung hat heute und auch in den letz­ten Wochen immer wieder versucht, uns klar zu machen, was für ein tolles Budgetbe­gleitgesetz sie eigentlich gemacht hat und dass das das Überdrüber ist. Jetzt sitzen wir da seit 10 Uhr, und acht Stunden später glaubt die eigene Bundesregierung nicht mehr an ihren Murks, den wir schon so genannt haben, denn sonst würden noch mehr Ver­treter der Regierung auf der Regierungsbank sitzen als der Herr Staatssekretär, der wahrscheinlich am wenigsten dafür kann. Aber so ist es halt eben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich weiß es nicht, vielleicht ist Ihr Anteil, Herr Staatssekretär, auch sehr gewichtig ge­wesen, aber dies zeigt auf jeden Fall, wie „intensiv“ diese Regierung hinter ihrem Budgetbegleitgesetz steht, wenn nach acht Stunden Sie als Einziger mehr oder weni­ger da sitzen und das noch ver­treten müssen. Zum All­gemeinen brauche ich nicht mehr recht viel zu sagen.

Wer sich das Budget­begleit­gesetz angeschaut und die heutige Diskussion etwas nach­vollzogen hat, der merkte, dass immer gesagt wurde: Wir brauchen die Abfangjäger, koste es, was es wolle, es ist alles Wurscht, die brauchen wir, das müssen wir uns leis­ten!, nach dem Motto: Jeder braucht sein Spielzeug!, und da hilft halt einmal nichts!

Aber auf der anderen Seite hält es die Bundesregierung für eine Selbstverständlichkeit, dass die Pensionen gekürzt werden, dass Sozialversicherungsbeiträge erhöht werden, indem jetzt auch ein Versicherungsbeitrag für Freizeitunfälle bezahlt werden muss, et cetera. Das alles findet anscheinend die Bundesregierung korrekt. Wenn es darum geht, den Leuten Geld abzunehmen, dann sind Sie die Ersten, die für diese Sache zu haben sind, und wenn es darum geht, für sich selbst irgendetwas anzuschaffen, dann sind Sie auch die Ersten, die das wirklich ohne Hemmung tun.

Herr Sozialminister Haupt hat das auch in seinem Bereich sehr deutlich vorgeführt – schade, dass er heute nicht mehr da ist –, und er wird auch wissen, warum.

Ich möchte das nur am Bei­spiel der Pflege­vorsorge demonstrieren. Damals, als Schwarz-Blau in die Regierung gekommen sind, war es Frau Ministerin Sickl  – einigen doch noch sehr bekannt –, die damals gesagt hat: Es gibt eine Einmalzahlung beim Pflegegeld! Dann ist die Frau Sickl weg gewesen und Herr Haupt gekommen. Er hat gesagt: Ich habe euch nichts versprochen, von mir bekommt ihr nichts! – Okay, das mussten wir zur Kenntnis nehmen.

Jetzt haben wir die neue Regierung. Die ist wieder schwarz-blau. Bevor Herr Haupt noch Sozialminister war, hat er groß­mundig erzählt: Wenn ich wieder Sozialminister werde, gibt es 2,5 Prozent Valorisierung beim Pflegegeld! – Da haben wir uns gedacht, ein schöner Einstieg dafür, dass seit 1996 das Pflegegeld nicht valorisiert worden ist, denn das ist uns damals unter Rot-Schwarz gekappt worden. So ist es eben.

Dann war plötzlich von den 2,5 Prozent nicht mehr die Rede. Er hat gesagt: Nein, das war ein Blödsinn, machen wir nicht die 2,5 Prozent, ihr bekommt alle eine Einmalzah­lung! Es wurde eine Regierungsvorlage gemacht, die eine Einmalzahlung vorgesehen hat, und dann hat es drei oder vier negative Stellungnahmen gegeben, und diese wa­ren für Sozialminister Haupt der Grund, warum er gesagt hat: Okay, wenn es drei, vier gibt, die das nicht wollen, dann gibt es eben gar nichts mehr!

Jetzt gibt es die Einmalzahlung auch nicht. Das kann man, wenn man möchte, zur Kenntnis nehmen. Wenn aber heute über 600 000 Menschen dagegen unterschreiben, dass Abfangjäger angekauft werden, setzt man sich darüber hinweg. Zwei, drei gibt man Recht, aber wenn es Hunderttausende sind, dann setzt man sich darüber hinweg. Angesichts dessen frage ich mich schon: Wo ist da die Wertigkeit?

Ich möchte wirklich einmal aufgeklärt werden, ob 400 000 BezieherInnen von Pflege­geld nichts mehr wert sind, nur weil drei dagegen sind. Wenn aber 600 000 Menschen gegen etwas sind, dann sagt man: Diese sind auch nichts wert, weil wir trotzdem ma­chen, was wir wollen. Es ist also völlig egal, in welche Richtung es geht, es wird sowie­so nur das gemacht, was die Regierung will, und die Stimme der Bevölkerung hat über­haupt keinen Stellenwert mehr. Man setzt sich darüber hinweg und sagt: Wir sind wir, wir machen das, was wir wollen, und das, was die anderen wollen und sagen, ist uns einfach egal! Wir sind die Größten, hinter uns die Sintflut! Da kann jeder machen, was er will, wir ziehen alles durch, was wir wollen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist nicht die Demokratie, die wir uns vor­stellen und die sich die Bevölkerung vorstellt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Wenn wir heute schon so weit sind, dass die Bevölkerung und Menschen, die ohnehin nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, heute überhaupt nichts mehr wert sind, sondern nur mehr dann der Regierung in den Sinn kommen, wenn es bei ihnen etwas zum Holen gibt, dann, so denke ich, sind wir schon sehr tief gesunken.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Pflegegeld haben wir Menschen mit Be­hinderung nicht freiwillig bekommen, dafür haben wir jahrelang gekämpft, und zwar mit allen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung gestanden sind. Dass man uns aber die letzten acht Jahre auf Grund der Nicht-Valorisierung um 25 Prozent des Pflegegeldes gebracht hat und dass Menschen mit Behinderung mehr denn je wieder gezwungen sind, in stationäre Einrichtungen abwandern zu müssen, weil sie sich ganz einfach die Assistenz zuhause nicht mehr leisten können, das ist für Sie kein Thema mehr. Ganz im Gegenteil: Herr Minister Haupt hat sogar behauptet, die Rücknahme der Einmalzah­lung wäre mit den Behindertenorganisationen abgesprochen, die wären dafür gewe­sen.

Das muss man sich bitte einmal vorstellen! Die Behindertenorganisationen haben na­türlich sofort einen Aufschrei gemacht und gesagt, das sei wirklich der Gipfel, dass sie jetzt auch noch vom Minister für Einschränkungen benutzt werden, indem er behaup­tet, das wäre mit ihnen abgesprochen. Mit uns behinderten Menschen und mit der Dachorganisation war überhaupt nichts abgesprochen, sondern der Herr Minister hat uns dazu benutzt, um diese Einmalzahlung nicht gewähren zu müssen. Nicht nur die Dachorganisation hat sich dagegen gewehrt, dass es diese Einmalzahlung nicht geben soll, sondern auch Teile der ÖVP.

Der Behindertensprecher der ÖVP ist aber jetzt allein sitzen gelassen worden, denn hinter ihm steht oder sitzt auch niemand mehr.

Herr Staatssekretär Finz! Wenn wir schon so weit sind, dass man Gruppen von Men­schen benutzt, um seinen eigenen Vorteil zu lukrieren, nämlich dass man Zahlungen, die man versprochen hat, nicht mehr gewährt und die Leute noch schlechter stellt, dann, glaube ich, sollte uns das allen zu denken geben.

Sie müssen mit diesem System und mit dieser Politik aufhören! Es kann nicht sein, dass immer nur die Schwächsten in der Gesellschaft und diejenigen, die am meisten auf diese Hilfe angewiesen sind, die Letzten sind, die irgendetwas bekommen. Derzeit ist es aber so.

Sie haben die Untergrenze schon lange überschritten. Ich fordere Sie auf, ich weiß, Sie alleine werden es nicht machen können, aber Sie sind Teil dieser Regierung: Valorisie­ren Sie das Pflegegeld! Das Geld ist da, es ist genug Geld da! Das Problem, das Sie mit Ihrer Regierung haben, ist die Umverteilung. Sie verteilen einfach in die falsche Richtung um. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn Sie von der ÖVP immer sagen, Sie seien eine christliche Partei, die auch die Menschenwerte in den Vordergrund rückt, dann ist es höchst an der Zeit, nicht irgend­wann die Valorisierung zu machen, sondern sofort. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.06

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wattaul. Die Uhr ist auf 5 Minuten gestellt. – Bitte.

 


18.06

Abgeordneter Anton Wattaul| (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Herren von der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich möchte heute über das Road-Pricing bezie­hungsweise über die Kfz-Steuer sprechen, denn die Meldungen aus der österreichi­schen Wirtschaftskammer sind für mich nicht nachvollziehbar.

Wir alle wissen, dass ab 2004 das Road-Pricing eingeführt wird, dass parallel dazu die StraBA – das ist der Straßenbenützungsabgabe – gänzlich fallen und die 1999 verdop­pelte Kfz-Steuer wieder gesenkt wird. Das heißt, auf Grund dessen, weil diese Sen­kungen natürlich nur den österreichischen Frächter treffen und das Road-Pricing jeden LKW, natürlich auch ausländische LKW, trifft, kommt es zu einer Standortverbesserung für die österreichische Transportwirtschaft. Deshalb verstehe ich nicht ganz, dass jetzt von der Wirtschaftskammer Broschüren verteilt werden, in denen steht, dass quasi das Road-Pricing zu hart sei, dass das nicht in Ordnung sei.

Man weiß natürlich schon, dass der Preis im Vergleich zu Deutschland in Österreich höher ist, aber das hat damit zu tun, dass wir höhere Kosten haben und dass auf den österreichischen Autobahnen nicht so viel Verkehr ist. Dieser Tarif, der im Übrigen von einem privaten Institut, nämlich von Herrn Herri, berechnet worden ist und der dann für das Road-Pricing kassiert wird, wird von der EU kontrolliert. Es ist nicht so, dass der Minister den Preis festlegt, aber das weiß natürlich auch die Wirtschaftskammer. Daher muss ich schon sagen, dass das für mich nicht nachvollziehbar ist, dass man da billige Polemik betreibt, weil, wie gesagt, der Standort für die Frächter in Österreich dadurch verbessert wird.

Ich gebe zu, dass die Kfz-Steuer im internationalen Vergleich noch zu hoch ist. Dies­bezüglich müsste man noch etwas machen, aber es gibt Gespräche in Richtung Öko­logisierung.

Noch eine Bemerkung zu den ÖBB: Die Kosten bei den ÖBB – damit wir das nicht ver­gessen – belaufen sich im Jahr auf 4 Milliarden € oder umgerechnet auf 55 Milliarden Schilling. Da, glaube ich, haben wir schon ein sehr großes Rationalisierungspotenzial. Wenn man von Verschwendung spricht, dann muss man sich einmal anschauen, was in der Vergangenheit – ich sage jetzt einmal, in den letzten drei Jahrzehnten – bei den ÖBB alles passiert ist und wie viel Geld im wahrsten Sinne des Wortes durch den Rauchfang hinausgegangen ist. Das muss man schon einmal sagen, meine Herren! (Zwischenruf der Abg. Dr. Lichtenberger.)

Damit komme ich auch gleich zur SPÖ. Die SPÖ sagt immer wieder, die Pensionsre­form sei unsozial. Wissen Sie, was unsozial ist? – Es ist unsozial, wenn man Schulden macht und diese Schulden dann die nächste Generation, sprich die Erben, bezahlen muss. Das ist unsozial! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Pfeffer: Abfangjäger!)

Ich bringe einen Vergleich, damit Sie es auch verstehen: Wenn Sie und Ihre Familie Schulden machen, so viele Schulden machen, dass Sie drei Jahreseinkommen dafür brauchen, um diese Schulden wieder zu decken, dann werden Sie und Ihre Familie sparen müssen. Und wenn Sie das nicht machen, dann werden Sie irgendwann einmal Ihr Haus und Ihr Vermögen verlieren. Und genauso ist es mit der Republik Österreich. Die Maßnahmen, die jetzt gesetzt werden, sind Maßnahmen, die in den letzten 30 Jahren hervorgerufen wurden, als man in sehr guten Zeiten nicht daran gedacht hat, für die Zukunft vorzubauen, sondern man Schulden gemacht hat. Und wo ist man jetzt? – Jetzt stellen sich jene, die diese Schulden gemacht haben, hier her und erklä­ren uns, wir seien unsozial.

Ich kann Ihnen sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Wir denken an unsere Erben. (Abg. Eder: Das glaubt Ihnen niemand mehr!) – Ja, das weiß ich schon, weil ihr glaubt, dass ihr mit eurer Rhetorik die Bevölkerung verunsichern könnt. Das kann ich euch garantieren: Die Bevölkerung wird das erkennen, sie wird sehen, wer in Wahrheit die richtige Politik macht. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass wir angesichts dieser Pensionsreform am Ende des Tages Recht bekommen werden. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.11

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Walter Schopf. Er hat das Wort.

 


18.11

Abgeordneter Walter Schopf| (SPÖ): Sehr verehrter Herr Präsident! Werter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Herren der Regierung! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Kopf hat wenige Minuten vor mir abwertend für viele Kolleginnen und Kollegen ge­meint, in Österreich gingen die Menschen, vor allem Arbeitnehmer, bereits einige Jahre vor der vorzeitigen Alterspension tatsächlich in Pension. Da sollte man doch die Frage stellen: Warum?

Ich erinnere: Die vorzeitige Alterspension in Österreich ist bekanntlich mit dem Alter von 61,5 Jahren eingeführt worden. Es gibt nur mehr eine Pension, die man vor 61,5 Jahre in Anspruch nehmen kann – außer der Möglichkeit der Altersteilzeit –, und das ist die so genannte Invaliditätspension und Berufsunfähigkeitspension. Das ist jene Pensionsmöglichkeit, bei der auf Grund von ärztlichen Gutachten und speziellen Un­tersuchungen festgestellt wird, dass man nicht mehr in der Lage ist, den Beruf oder eine bestimmte Tätigkeit auszuüben. Vielen Menschen tut es aus finanziellen Gründen Leid, dass sie in Pension gehen müssen, und haben große Schwierigkeiten dadurch. Das ist die Realität. Daher bitte ich jene, die immer so abwertend meinen, mit 61,5 Jahren gebe es zwar Möglichkeit der vorzeitigen Alterspension, doch würden die meisten ohnehin schon vorher in Pension gehen, zu bedenken, dass dies auf Grund massiver gesundheitlicher Schwierigkeiten und Probleme passiert.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte nochmals Stellung zu den Abwehrmaß­nahmen beziehen, weil einige gemeint haben, die gewerkschaftlichen Maßnahmen, die in den letzten Wochen und Tagen gesetzt worden sind, seien Maßnahmen, die der Republik Österreich und der österreichischen Wirtschaft nicht dienlich waren und sind. Ich möchte daran erinnern, dass jene Menschen, die an diesen Maßnahmen, egal, ob am 6. Mai, ob bei der riesigen Demonstration mit über 150 000 Menschen am 13. Mai in Wien, teilgenommen haben, aber auch jene über eine Million Menschen in dieser Republik, die sich am 3. Juni am so genannten Abwehrstreik und an ähnlichen Aktivitä­ten beteiligt haben, damit Kritik an der Regierungsvorlage bezüglich Pensionsreform geübt haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese 1 Million Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen hat teilgenommen und damit sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass sie mit dieser Vorlage nicht einverstanden sind. Ich stelle fest: Diese Maßnahmen der Kolleginnen und Kollegen sind Maßnahmen, die sich ganz bewusst nicht gegen den Bundeskanzler und auch nicht gegen die österreichi­sche Regierung gerichtet haben, sondern es sind und waren Maßnahmen, die sich gegen ganz bestimmte Maßnahmen und gegen eine ganz bestimmte Politik gerichtet haben, im Konkreten gegen diesen Regierungsentwurf bezüglich Pensionsreform.

Liebe Damen und Herren! Es war und ist dies eine Politik, die aus rein kurzsichtiger Geldbeschaffungsabsicht massiv und unzumutbar in die Lebensplanung der Menschen eingreift. (Abg. Ellmauer: Das ist ein völliger Blödsinn, was Sie da erzählen!) Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis!

Wenn man bei Betriebsversammlungen mit den Menschen darüber diskutiert, dann stellt man fest, dass die Menschen Ängste haben, dass sich die Menschen sorgen, und ich meine, zu Recht. Es geht um jene Menschen, die mit ihrer Arbeit diese Republik und somit unser Österreich aufgebaut und erbaut haben – und dies unter schwierigsten Arbeitsbedingungen. Gerade die ältere Generation hat unter schwierigsten Arbeitsbe­dingungen diese Republik erbaut. Die Arbeiter und Angestellten haben mit ihrer Hän­de- und Kopfarbeit den Wohlstand unseres Landes geschaffen. Sie haben daher, wie schon erwähnt, verständlicherweise Angst, und sie fürchten, dass sie jenen verdienten Lohnes, den sie durch ihre Arbeit erworben haben, jetzt von dieser Regierung beraubt werden.

Wir wissen sehr genau, warum man diese Geldbeschaffungsmaßnahmen setzt. Wir wissen genau, dass es darum geht, finanzielle Möglichkeiten zu schaffen, damit Ab­fangjäger angeschafft, Lohnnebenkostensenkungen durchgeführt werden können und damit vor allem vor der nächsten Wahl noch eine symbolische Steuerreform in Kraft treten kann.

Ich bitte – und damit komme ich zum Schluss, meine sehr geehrten Damen und Her­ren – alle, von dieser Reform, von dieser Vorlage Abstand zu nehmen. Ich wiederhole mich – vor zwei Wochen habe ich die Zahlen erwähnt, die mittlerweile auch von den Gebietskrankenkassen Österreichs bestätigt wurden –: Über ein Fünftel der österrei­chischen Arbeiter und Angestellten in Österreich wird nicht älter als 65 Jahre. Sie wer­den daher wegen dieser Regierung bis in den Tod arbeiten.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist menschenverachtend, unzulässig, und ich bitte daher, davon Abstand zu nehmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.17

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Freund. Re­dezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


18.17

Abgeordneter Karl Freund| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Herren Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geschätzten Damen und Her­ren! Hohes Haus! Diese Bundesregierung nimmt die Verantwortung für die Sicher­heit ihrer Bürger in allen Lebensbereichen sehr ernst: bei der Sicherung der Pensio­nen, bei der Absicherung des Gesundheitssystems, bei der Sicherheit von Leib und Leben und auch bei der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Es steht auch das österreichische Bundesheer im Zentrum, wenn es um die Absiche­rung unserer Lebensinteressen, um Hilfe bei Unfällen und Katastrophen oder die Si­cherung der Staatsgrenzen geht. Dazu gehört auch die Luftraumüberwachung. Ich möchte mich mit diesem Thema heute noch einmal beschäftigen, denn seit Bestehen der Zweiten Republik hat Österreich seinen Luftraum eigenständig überwacht und ge­schützt. Damit dieser Schutz für die Bevölkerung und die Souveränität unseres Staates auch weiterhin gewährleistet ist, muss die Eigenständigkeit erhalten bleiben.

Schon seit den achtziger Jahren war die Nachbeschaffung unter sozialistischen Bun­deskanzlern außer Frage gestellt. Aus populistischen Gründen hat sich jetzt die SPÖ aus dieser Verantwortung verabschiedet – leider. In der Öffentlichkeit wird mit unrichti­gen Horrorzahlen argumentiert. Was haben Sie denn für ein Konzept, um den Luftraum zu schützen? – Keines! Weder Sie von der SPÖ noch Sie von den Grünen haben ei­nes, dafür werden nur unbewiesene Verdächtigungen hier ausgesprochen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eines muss klar sein: Wir können und dürfen uns in einem Krisenfall nicht auf unsere Nachbarn verlassen, denn in einer Krisensitua­tion denkt jeder zuerst an seinen eigenen Schutz. Und dieser Schutz ist in anderen neutralen Ländern Europas ganz anders als bei uns. Die neutrale Schweiz verfügt über 154 Jagdflugzeuge, Finnland über 64 und Schweden gar über 250! In Österreich sollen 18 Eurofighter angeschafft werden. Das ist das Mindeste, was zur Wahrung der öster­reichischen Lufthoheit vonnöten ist.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der österreichische Luftraum Teil des EU-Luftraumes ist. Diesen zu sichern ist unsere Pflicht als Mitglied der Europäischen Uni­on. Zu sagen, wir brauchen keine Luftraumüberwachung, ist nicht wahrheitsgemäß. Jährlich werden in Österreich 20 bis 30 Fälle, die den Einsatz von Luftraumüberwa­chungsflugzeugen erforderlich machen, gezählt. In den kommenden Jahren werden sie verstärkt zum Schutz bei Großveranstaltungen benötigt werden. Zu vernachlässigen ist natürlich auch nicht der Schutz der Bevölkerung vor möglichen terroristischen An­schlägen.

Selbstverständlich sind Kampfflugzeuge teure Anschaffungen. Das Paket kostet mit der Einführung des Systems knappe 2 Milliarden €, zu bezahlen ab 2007 über neun Jahre hinweg, aber wir dürfen die von der Bundesregierung ausverhandelten Gegen­geschäfte nicht vergessen. 4 Milliarden € oder mehr als 240 Prozent werden die Ge­gengeschäfte beim Kauf der Abfangjäger für die österreichische Wirtschaft ausma­chen.

Eine Reihe oberösterreichischer Firmen wird davon profitieren. Allein in meinem Wahl­kreis werden durch die Firma FACC und weitere mehr als 300 bis 400 Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Ebenso positiv werden sich diese Gegengeschäfte natürlich auch auf die Klein- und Mittelbetriebe auswirken. Im Endeffekt werden die gesamte österreichische Wirtschaft und der Arbeitsmarkt in Österreich vom Kauf der Abfangjä­ger profitieren. Ich glaube, diese Regierung hat gut verhandelt.

Arbeitslosigkeit und eine schlechte Konjunkturlage sind zurzeit die größten Probleme in vielen europäischen Ländern. Auch in Österreich müssen wir uns vor dieser Entwick­lung schützen. Im Regierungsprogramm wird daher das Wort „Nachhaltigkeit“ ganz groß geschrieben. Nun bitte ich Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ und von den Grünen, ebenfalls nachhaltig beim Kauf der Eurofighter zu denken, die unserer Bevölkerung Sicherheit und auch Vorteile für die Wirtschaft bringen.

Geschätzte Damen und Herren von der SPÖ und von den Grünen! Denken Sie nach­haltig beim Beschluss der Pensionsreform, damit auch die heutige Jugend noch eine staatliche Pension beziehen kann! Die ÖVP nimmt Verantwortung für die Zukunft wahr. Wir stehen für eine Politik der Ehrlichkeit und der Sachlichkeit, wir nehmen die Landes­verteidigung sehr ernst. Sie von der Opposition tun das mit Ihrer Haltung leider nicht. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

18.22

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grüne­wald. – Bitte.

 


18.22

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald| (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mit­glieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich möchte mich notgedrungen etwas all­gemein halten, denn 200 Seiten an Budgetbegleitgesetzen sind, was Sie verstehen werden, in 8 Minuten Redezeit nicht zu bewältigen. Ich möchte aber auf Kollegen Lo­patka zurückkommen, der in seiner Rede gesagt hat, dieser Tag stünde unter dem Motto, so scheine es ihm zumindest, „Viel Lärm um Nichts“. (Abg. Dr. Trinkl: Die Dringliche hat er gemeint!) – Ich glaube, für das, was in den nächsten Tagen hier be­schlossen oder abgestimmt werden soll, ist es mir sogar zu leise im Parlament. Das würde auch mehr Lärm vertragen. (Abg. Dr. Mitterlehner: „Lärm“ ist das falsche Wort!)

Aber kommen wir zu den Methoden der Selbstdarstellung der Bundesregierung, zur Methode – ich würde fast sagen – einer manischen Gigantomanie. Da purzeln Ausdrü­cke wie „Meilensteine“ und „Quantensprünge“ nur so herum, sodass man nicht weiß, ob man sich in einem römischen Steinbruch oder in einem Physiklabor befindet. Je­mandem, der noch nicht in einem Physiklabor war, sei gesagt, dass ein Quanten­sprung weniger als ein Milliardstel eines Flohhüpfers ist. Ich wäre daher vielleicht mit solchen gigantomanischen Ausdrücken in Zukunft etwas vorsichtiger. (Beifall bei den Grünen.)

Das, was noch auffällt, ist das Selbstbewusstsein der Allmacht und Allwissenheit. Es werden Tatsachen, die jeder von uns ebenfalls weiß – stellen Sie sich vor, sogar die Grünen wissen das! –, genannt: Die Leute werden immer älter, die Ausbildungszeiten werden länger und dadurch die Arbeitszeiten etwas kürzer. – Das ist klar. Aber erklä­ren Sie von der Bundesregierung mir bitte, wie Sie Bildung und Forschung als Schwer­punkt verkaufen wollen, wenn die Ausbildungszeiten nicht länger würden! Wie passt das zusammen? So klug sind Sie wohl schon, dass Sie nicht sagen, das Leben solle sich verkürzen, aber die Lebensarbeitszeit möge sich ausweiten.

Stummvoll hat das aber in eine ganz schöne Formel gebracht, die, wenn ich mich recht erinnere, lautet: 2 – 6 – 12. (Abg. Dr. Spindelegger: Drei!) – Oder: 3 – 6 – 12. Er hat sich selbst die tolle Frage gestellt: Was heißt denn „sechs“? Und er hat geantwortet: „Sechs“ heißt sechs Jahre weniger arbeiten. – Das ist eine wirklich interessante Be­deutungswandlung von sechs. Aber bitte verwechseln Sie den Tiroler Dialekt nicht mit Anzüglichkeiten! (Abg. Dr. Mitterlehner: Sechs mit „ch“!) – Khol hätte mich verstan­den. Sechs mit „ch“, wenn Ihnen das lieber ist, bitte.

Aber ich komme jetzt zu dem Punkt, dass auch Sie Experten bezahlen, Experten als Kronzeugen rekrutieren, die nunmehr von Professorenseite – da kann ich das „-innen“ weglassen – teure Annoncen in allen Zeitungen schalten. Um welches und wessen Geld?, frage ich mich.

Wenn ich mir diese Professoren aber anschaue, so würde ich schon sagen: Das sind keine berühmten Kronzeugen, denn darunter sind wenigstens zwei Spitzenverdiener der Medizinischen Fakultät in Innsbruck – noch Fakultät –, die zumindest das Fünffa­che an Privathonoraren monatlich von dem einstecken, was ihr Ordinariengehalt von vornherein schon beträgt. Diese haben natürlich keine Sorgen mit der zweiten und drit­ten Säule. Die haben ihr Geld, durch Privatordinationen im Krankenhausbereich getä­tigt, schon bei weitem herinnen.

Aber Sie schicken die wie Wanderprediger herum. Einige dieser Experten erzählen immer dasselbe wie Rürup und Marin, Letzterer allerdings jede Woche etwas anderes. Das unterscheidet sie, und das hält eine gewisse Restspannung aufrecht. Wenn man jedoch von Wanderpredigern spricht, dann möchte ich auch nicht auf die Predigten im Stephansdom verzichten wollen.

Ich erlaube mir folgende Bemerkung – sie ist nicht unschicklich –: Wenn man die Pen­sionsreform als gelebtes Christentum schon in den Rang einer Enzyklika heben will und dazu den Stephansdom missbraucht, so empfinde ich das bei ungefähr 15 Prozent Kirchgängern zwar als ein echtes Bekennertum, aber doch vielleicht auch als einen Missbrauch eines Kardinals und einer Religion.

Mir fällt die Symbolik auf: Khol hat mit einer rot-weiß-roten Krawatte als Symbol des gelebten Schulterschlusses und des Patriotismus begonnen. Ich habe nur noch darauf gewartet, bis er in das Kostüm des Wappenadlers schlüpft. Jetzt gibt es aber noch Steigerungen bei der ÖVP: Schüssel reckt seine Hand nach dem Kardinalspurpur. Und das, finde ich, ist kein überzeugendes Argument in der Pensionsreform – zumindest dort nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Da hätte ich lieber die Caritas erwähnt, aber das ist Ihnen wahrscheinlich unangenehm, weil die nicht das sagt, was Sie sagen.

Was den Missbrauch des Wortes „Kommunikation“ betrifft, musste ich mir heute anhö­ren, dass alles schon mit uns, mit den Grünen, mit den Roten besprochen worden sei. Ich glaube schon, dass Sie das mit uns besprochen haben – wir waren auch nicht ein­verstanden –, aber tun Sie, wenn Sie mit Leuten etwas besprechen, nicht so, als ob diese zugesagt und ja gesagt hätten. Ich meine, das, was Sie vorhaben, hat schon irgendwie den Charakter einer strengen Kammer für die österreichische Bevölkerung. Nun weiß ich schon, dass es einige gibt, die in einer strengen Kammer Lust empfinden, aber bitte verallgemeinern Sie das nicht, und oktroyieren Sie das vor allem nicht den Leuten unfreiwillig auf!

Im Budgetausschuss waren die Unterlagen, was Ihre Art von Kommunikation ist, ja horoskopähnlich, nämlich so vage, teilweise nicht vorhanden, und man hat sich das Sternbild aussuchen können. Einen Volltreffer eines Schützen habe ich dabei aller­dings nicht gesehen.

Wenn Sie noch sagen, dass 100 Gesetze auf über 200 Seiten, wobei pro Fraktion drei Minuten Zeit bleiben, um über ein Gesetz zu debattieren, sozusagen den Charakter von Gründlichkeit, den Charakter von Verhandlung oder Kommunikation haben, so muss ich sagen: Das ist kein Geistesblitz – nicht einmal einer im Niedervoltbereich, möchte ich behaupten.

Der vom Bundeskanzler schon zu Regierungsbeginn nicht nur in dieser Legislaturperi­ode gebrauchte Satz: Fürchtet euch nicht!, gewinnt für immer mehr Leute quasi den neuen Charakter einer Realität, die unangenehm ist. Sie sagen nun, Sie federn ab. – Ich sehe hier Grasser. Das, was Sie abfedern und noch leicht kosmetisch korrigieren, hat vielleicht nicht einmal den Wert seiner Manschettenknöpfe. Das finde ich langsam zynisch. Ich finde das wirklich zynisch.

Eine junge Abgeordnete – es sei ihr nicht übel genommen – hat gesagt: Nun muss Schluss sein mit der Debatte! – Sie weiß aber anscheinend nicht, dass die 35-jährigen Männer und Frauen, dass gerade die Frauen am meisten davon betroffen sein wer­den – nicht jetzt, aber dann, wenn das zum Tragen kommt, dann, wenn das 10-Prozent-Limit nicht mehr gilt.

Und wer leistet sich die zweite und dritte Säule? – Das werden Ihre Experten sein, die Professoren der Medizinischen Fakultät und Ihre Kronzeugen – die schon!

Das, was ich noch an Symbolik und an Schlagworten heraushöre, sind „durchstehen“, „durchhalten“, „durchtragen“. Das erinnert mich an Landserhefteln, die ich – Gott sei Dank – nicht in großer Fülle gelesen habe. (Abg. Dr. Mitterlehner: Aber einen Ein­druck haben Sie schon! – Bundeskanzler Dr. Schüssel: Das unterscheidet uns! Die habe ich nie gelesen!) – Das unterscheidet uns! Ich glaube, ich auch nicht, ich habe sie nur gesehen, aber man hört ja darüber, was da drinnen steht. Und schließlich sind Sie mit einer Partei in einer Regierung, die vielleicht mehr Landserhefteln liest als Sie und ich zusammen. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Glauben Sie?) – Ja, das glaube ich schon. (Abg. Dr. Trinkl: Wir haben sie nicht mitgebracht!)

Wenn Sie mich schon so fragen, Herr Bundeskanzler, muss ich auch Folgendes sa­gen: Das Bundesministerium Gehrer hat ein tolles Symposion einberufen: Die Vertrei­bung der jüdischen Intelligenz aus Österreich und ihre Auswirkungen. – Ich muss dazu sagen: Nach den Kriterien, wie Ministerin Gehrer ihre Universitätsräte ausgewählt hat, empfinde ich das als einen PR-Gag und nicht mehr – und dazu stehe ich. Sie hat nati­onale, rechte Burschenschafter – „-innen“ gibt es nicht – trotz Protesten, trotz Wissens, was diese in der Öffentlichkeit publiziert haben, zu Universitätsräten ernannt. Wenn Ihnen das gefällt, dann können Sie weiterlächeln, ich lächle dabei nicht mehr. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das, was mir aber wirklich etwas auf die Nerven geht, ist, dass Sie dauernd über For­schung und Entwicklung und die Steigerung des Budgets für diese Bereiche reden. (Abg. Lentsch: Wirres Zeug!) Bitte nehmen Sie zur Kenntnis – und Sie sind so intelli­gent, dass Sie das wissen –, dass Grasser 800 Millionen € an Personalkosten, die zum Bundeskanzleramt ressortieren, als Zuwächse bei den Universitäten in das Budget geschrieben hat! Das ist ein Nullsummenspiel! (Abg. Dr. Mitterlehner: Das haben wir schon drei Mal gehört, Herr Grünewald!) Wenn Sie das als Zuwachs verkaufen, ist das unseriös – und das ist noch ein lieblicher Ausdruck für jenen Ausdruck, den man hier eigentlich gebrauchen sollte: Das ist Täuschung, das ist massive Täuschung!

In Grassers Budgetrede war noch dazu zu hören, die Aufwendungen für Universitäten und ihre Forschungseinrichtungen hätten sich von 1999 bis 2003 verdoppelt. Wenn man dann nachzählt, fehlen 543 Millionen €. Toll! 543 Millionen € fehlen!

Kollege Bartenstein! Ich meine, ich bin nicht der Bruder oder der Sohn Van der Bellens, aber ich traue mich auch, den „Economist“ zu zitieren. (Abg. Dr. Mitterlehner: Dürfen jetzt nur Verwandte zitieren?) – Nein, das habe ich nur gesagt, damit Sie mich nicht als befangen erklären, Herr Mitterlehner. – Im „Economist“ steht, dass 110 Millionen € we­niger für Forschung und Universitäten ausgegeben werden, als es Ihr Programm zum Erreichen der 2,5-Prozent-Quote des BIP bedeuten würde.

Herr Mitterlehner, damit Sie sehen, dass ich Ihnen Ihre Bemerkung nicht übel nehme, Folgendes: Die Wirtschaft hat ein Drittel des Solls erreicht, die Bundesregierung liegt ungefähr 100 Millionen darunter – jetzt schon!

Ich hoffe, dass Sie in Zukunft Zahlen ehrlicher und nachvollziehbarer gebrauchen und dass es keine Regierungssprecher und Regierungsabgeordnete gibt, die das, was schwarz auf weiß nachzuweisen ist, immer noch bezweifeln. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

18.33

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt als Nächste Frau Abgeordnete Barbara Rosenkranz. – Bitte, Frau Kollegin.

 


18.33

Abgeordnete Barbara Rosenkranz| (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine sehr verehr­ten Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Wer eine Politik macht, die sich nicht an Notwendigkeiten orientiert, ist ein Narr und wird auf längere Frist schei­tern. Wer eine Politik verspricht, die sich nicht an Notwendigkeiten orientiert, ist schlicht und ein­fach ein Schwindler und wird jene, die er an der Nase herumführt, schwer zu Schaden bringen.

Das ist etwas, das man auch bei der Debatte über diese Pensionsreform berücksichti­gen muss. Da hat es nämlich schon auch Leute gegeben, die einiges behauptet haben. Ich kann mich gut an ein Interview des Herrn Sallmutter im „Kurier“ erinnern, der be­hauptet hat, man brauche die Pensionsreform eigentlich überhaupt nicht, weil in Wirk­lichkeit drehe es sich nur darum, die Erwerbsquote zu steigern. Man werde das zum Beispiel über die Frauenerwerbsquote und über eine weitere Zuwanderung machen, dann werde man genug Geld haben und könne sich das auf ewig leisten. – Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist unseriös! So sollte man diese Debatte nicht füh­ren. Vorschläge dieser Art führen auch dazu, dass man nicht gemeinschaftlich zu einer vernünftigen Lösung kommen kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPÖ! Seien Sie doch ehrlich: Sie machen seit 30 Jahren – jedenfalls bis 2000 – in diesem Lande Sozialpolitik! Die Not­wendigkeit, die demographischen Veränderungen – die unerfreulichen demographi­schen Veränderungen (Abg. Dr. Niederwieser: Wieso „unerfreulich“?) – in der Politik zu berücksichtigen, gibt es nicht erst seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten. Sie haben überhaupt nichts gemacht – nicht einmal das, dass Sie den Umbau des Sozialstaates irgendwie auf diese Veränderungen eingestellt hätten, geschweige denn, dass Sie ver­sucht hätten – was zum Beispiel Frankreich macht, und zwar durchgehend, egal, ob eine linke oder eine rechte Regierung im Amt ist –, die demographischen Grundlagen des Staates so zu halten, dass dabei auch eine wirtschaftliche und soziale Sicherheit bestehen kann. Das bedeutet nämlich, Familienpolitik zu machen.

Folgendes muss schon gesagt werden: Die vorige schwarz-blaue Regierung war die Erste, die in diesem Bereich wirklich Entscheidendes dazu beigetragen hat, dass ver­sucht wurde, diesen Trend umzukehren, und die auch den Zusammenhang bewusst gemacht hat.

Damit bin ich genau bei jenem Punkt, an dem man ganz deutlich sieht, wie sehr Sie in dieser Frage mit ideologischen Scheuklappen vorgehen und wie sehr Sie sich hier par­teipolitisch hinreißen lassen, das Notwendige eben nicht zu erkennen beziehungswei­se das Notwendige sogar abzuleugnen.

Ich denke nur an die Lage der Frauen: 30 Jahre sozialdemokratische Sozialpolitik, und es gibt Altersarmut bei Frauen? Wie kann das sein? – 48 Prozent aller Frauen im pen­sionsberechtigten Alter bekommen keine Pension, die restlichen nur eine sehr geringe. Wie kann das sein? Können Sie mir das erklären? Sie haben hier offenbar völlig ver­sagt!

Ich möchte nur darauf hinweisen, dass auch diesbezüglich einiges passiert ist. So wird nun etwa der Durchrechnungszeitraum pro Kind um drei Jahre gekürzt (Abg. Mag. Prammer: ...! Das müssen Sie schon sagen!) – das ist schon etwas! –, auch die pensionsbegründende Anrechnung von Kindererziehungszeiten kam unter Schwarz-Blau, etwas, gegen das Sie sich immer gewehrt haben, weil Sie absolut nicht wollten, dass es eine Möglichkeit gibt, etwas länger bei den Kindern zu sein: Sie wollten nicht, dass man das sozusagen sanktionsfrei machen kann. – All das sind Dinge, die ver­nünftig sind!

Sie haben zum Thema „Pension und Frauen“ lediglich immer wieder betont, dass die Angleichung des Pensionsantrittsalters für Männer und Frauen bis zu diesem Zeitpunkt eben nicht passieren dürfe. Und das ist zum Beispiel etwas, das, wenn man mit einem ein wenig realistischen Blick auf das Leben vorgeht, ganz sinnlos ist, weil genau jene Frauen, die mehrere Kinder haben und unter dieser Doppelbelastung leiden, nicht frü­her in Pension gehen können, weil sie die notwendigen Beitragsjahre nicht haben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das war also zum Beispiel eine Maßnahme, die vollkommen ins Gegenteil umgeschla­gen hat: Genau jene Frauen, die zwei oder drei Kinder haben, gehen bis 60, 65 arbei­ten, damit sie eben eine halbwegs gute Grundlage für die Berechnung ihrer Pension haben – und so, glaube ich, sollte man es nicht machen!

Und wir brauchen Sie auch nicht, um uns zu entscheiden, wie wir zu guter Letzt mor­gen Abend abstimmen werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich bin absolut dafür gewesen und stehe auch dazu, dass man mit harten Verhandlun­gen jetzt schon viel herausgeholt hat und dass man diese Spannung bis zum letzten Moment aufrechterhält, um wirklich auszuloten, was drinnen ist. Und genau das wer­den wir machen. Wenn es dann morgen Abend so weit ist, wird man es beurteilen: Kann man es verantworten, so wird man zustimmen, kann man es nicht, so wird man das nicht tun! Aber wir brauchen sicher nicht Sie dazu, wir können das sehr wohl mit uns selbst und unserem eigenen Gewissen ausmachen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.38

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Niederwieser. – Herr Kollege, Sie haben Papier verloren! (Ruf bei der ÖVP: Er hat die Rede verloren!)

 


18.38

Abgeordneter DDr. Erwin Niederwieser| (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Frau Kollegin Rosenkranz, Sie müssen mir, Sie müssen uns erklären, was Sie damit gemeint haben, als Sie sagten, dass die SPÖ nicht imstande gewesen sei, auf die unerfreuliche demographische Entwicklung recht­zeitig zu reagieren. Meinen Sie damit, dass es unerfreulich ist, dass die Menschen ge­sünder sind, dass sie älter werden? Ist das für Sie unerfreulich? – Für uns ist das eine erfreuliche Tatsache, aber natürlich muss man darauf reagieren. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger.)

Und Sie müssen sich auch einmal darüber klar werden, wie diese 30 Jahre sozialde­mokratischer Regierungen gewesen sind. (Abg. Wattaul: Eine Katastrophe! Das waren sie!) – Ja, genau! Kollege Wattaul hat davon gesprochen, die guten Jahre sind ... (Abg. Wattaul: Das war eine Katastrophe für Österreich! Ihr habt so viel Geld vernich­tet ...!) – Kollege Wattaul! Sie haben gesagt: Die guten Jahre sind leider vorbei, und ihr – gemeint waren wir – habt versäumt, in diesen guten Jahren vorzusorgen! – Kolle­gin Rosenkranz aber hat gemeint, es wären unerfreuliche Jahre gewesen.

Es waren – Kollege Wattaul, da schließe ich mich Ihnen durchaus an – tatsächlich sehr gute Jahre. Diese 30 Jahre waren eine Erfolgsgeschichte für Österreich! Und es hat sehr wohl auch mit der jeweiligen Regierung zu tun, ob es gute oder schlechte Jahre für die Bevölkerung sind, ja nachdem, ob die Regierung eine gute oder eine schlechte ist. (Abg. Wattaul: Ihr könnt nicht wirtschaften! Das wissen wir schon!) Und wenn Sie selbst sa­gen: Jetzt sind schlechte Zeiten!, dann sagen Sie damit auch: Jetzt gibt es eine schlechte Regierung! Und genau das erkennen auch immer mehr Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber lassen Sie mich kurz zu den bildungspolitischen Akzenten, die mit diesen Bud­getbegleitgesetzen gesetzt werden, kommen. Es gibt solche bildungspolitischen Ak­zente – nicht nur die Pensionsreform, nicht nur die Abfangjäger, sondern auch organi­satorische Vereinfachungen beim Schülerbeihilfengesetz. Es gibt jedoch nach wie vor keine Anpassung der Einkommensgrenzen – seit 1997 nicht! –, und immer mehr Kin­der aus Familien mit unterdurchschnittlichem Einkommen fallen daher durch den Rost – da tun Sie bildungspolitisch gar nichts! (Abg. Mag. Mainoni: „Durch den Rost fallen“ ...! – Abg. Wattaul: Das ist antisemitisch, Herr Kollege!)

Zur Absetzbarkeit von Studiengebühren möchte ich sagen: Die Studiengebühren sind absetzbar für Studierende, die berufstätig sind und gut verdienen. Das sind ein paar tausend. Aber Sie tun absolut nichts für jene Studierenden aus sozial schwachen Fa­milien, die auch berufstätig sind, die aber wenig verdienen und für die die Studienge­bühr eine echte finanzielle Hürde darstellt.

Sie machen eine Pensionsreform, durch welche länger dauernde Studien jemandem zum Nachteil gereichen – das ist offenkundig! –, obwohl unbestritten ist, dass gera­de in den länger dauernden Studien, nämlich in den technischen und naturwissen­schaft­lichen Studien, Österreich wesentlich mehr Absolventinnen und Absolventen bräuchte, als wir sie derzeit haben. Doch diese vergraulen Sie noch dadurch, dass Sie ihnen dieses längere Studium so anrechnen, dass es sich auf die Pension sehr schäd­lich auswirkt.

Womit ich mich nun speziell beschäftigen möchte, das ist die Verabschiedung der Re­gierung von der Weiterbildung, die ebenfalls im Budgetbegleitgesetz enthalten ist. Der Geier kreist ja schon seit geraumer Zeit über dem Minoritenplatz und versetzt die dorti­gen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einen dauernden Bedrohungszustand. Der Gei­er hat einen Namen, er hört auf den schönen Namen Karl-Heinz. (Abg. Wattaul: Herr Präsident! Tiervergleich!) Er ist aus der nahen Himmelpfortgasse ausgeflogen, und sein Auftrag ist es, möglichst viele Posten und Positionen ausfindig zu machen, die eingespart werden können. 10 000 sollen es insgesamt sein.

Da ist man auf die Idee gekommen, die Posten der 76 Beschäftigten in den Förde­rungsstel­len für Erwachsenenbildung ebenfalls einzusparen und mit dieser Einsparung gleich­zeitig eine praktische Kompetenzverschiebung, die eigentlich nur dem Verfas­sungs­gesetzgeber zusteht, in der Weise vorzunehmen, dass die Länder künftig für die Er­wachsenenbildung zuständig sein sollen.

All das, was versprochen wurde, all das, was da mit den Ländern angeblich vereinbart wurde, hat nicht gehalten. Von diesen 76 Stellen gibt es eine halbe Stelle jetzt in Salz­burg, die vom Land geschaffen worden ist. Alle anderen Beschäftigten gehen in Früh­pension (Abg. Wattaul: Schon wieder in Frühpension!) oder machen Tätigkeiten, für die sie nicht ausgebildet sind.

Über die Förderungsstellen für Erwachsenenbildung erstellte man sogar ein Gutachten, und von diesem Gutachten hat man erhofft, es würde die Einstellung rechtfertigen. Das Gegenteil hat es getan: Es hat diesen Förderungsstellen gute Arbeit bestätigt.

Inhaltlich lautet der Befund: Alle und auch Sie von der Regierung und von den Regie­rungsparteien reden von lebensbegleitendem Lernen, aber gleichzeitig verzichtet das Ministerium auf jegliche Einflussmöglichkeit mit der Streichung dieser Förderungsstel­len. Sie haben dadurch diese Einrichtungen zerstört. Wir sehen da nur mehr Ruinen und demotivierte Menschen. Es hätte wenig Sinn, zu versuchen, das irgendwann wie­der in der ursprünglichen Form wiederherzustellen. Wenn wir aber die Gelegenheit haben, dann werden wir einen anderen Weg gehen und an den neuen pädagogischen Hoch­schulen Kompetenzzentren für Weiterbildung schaffen, weil wir der Überzeugung sind, dass die permanente Weiterbildung den Schlüssel zum Erfolg jedes Staates, je­der Ge­sellschaft und jedes Einzelnen darstellt. (Beifall bei der SPÖ.)

18.44

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gemeldet ist als Nächste Frau Abgeordnete Mag. Frieser. Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

18.44

 


Abgeordnete Mag. Cordula Frieser| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte meinen Debattenbeitrag den steuerrelevanten Gesetzesänderungen im Rahmen des Budgetbegleitgesetzes widmen, auch auf die Gefahr hin, dass die eine oder andere Dublette stattfindet.

Allen voran ist die Errungenschaft der Steuerfreistellung von 14 500 € jährlich zu stel­len. Ich finde es wirklich bedauerlich, dass die Opposition dieser höchsten Steuerfrei­stellung, die es bisher je gegeben hat, nichts Positives abgewinnen kann. (Abg. Dr. Van der Bellen: Schon!)

Herr Professor Van der Bellen! Das Einzige, was Sie dazu bemerkt hatten, war, dass viel zu wenige in diesen Genuss kämen, wiewohl im Jah­re 2004 320 Millionen € und im Jahre 2005 380 Millionen € an Steuermindereinnahmen zu verzeichnen sein werden. (Abg. Dr. Van der Bellen: Aber nicht aus diesem Titel!) Doch! (Abg. Dr. Van der Bel­len: Nein!)

Zum Zweiten, zur Unternehmensbesteuerung. Die Damen und Herren von der Opposi­tion betrachten die Steuernovellen betreffend die Ertragssteuern beziehungsweise die Umsatzsteuer als Geschenke an die Unternehmer.

Darf ich Sie jetzt fragen, meine Damen und Herren von der Opposition: Wer von Ihnen ist Unternehmerin oder Unternehmer? (Zwischenruf bei der SPÖ.) Tragen Sie, Herr Kollege, ein persönliches materielles Risiko? Sind Sie verantwortlich für Dienstneh­mer? Ganz sicher nicht! Sie sind Unternehmer im Sinne des Umsatzsteuergesetzes, aber Sie sind sicher nicht persönlich haftender Gesellschafter irgendeiner Gesellschaft, und Sie sind auch sicher nicht Alleinunternehmer.

Ich sage Ihnen eines: Ich kenne kein einziges Steuergesetz, kein Gesetz im Sozial­versicherungsbereich, kein Gesetz im Angestelltenbereich, das ein Geschenk für Un­ter­nehmer darstellt. Auch die steuerliche Begünstigung für nicht entnommene Gewinne ist kein Geschenk an die Unternehmer. (Zwischenruf der Abg. Dr. Lichtenberger.) Es ist eine berechtigte alte Forderung der Wirtschaft, eine Freistel­lung für nicht entnom­mene Gewinne zu erwirken, und zwar deshalb, Frau Lichtenber­ger, weil sehr viele Un­ternehmen eine viel zu dünne Kapitaldecke haben. Diese Rege­lung, die wir jetzt be­schließen und die im Zuge der parlamentarischen Diskussion ver­bessert wurde, kommt gerade den kleinen und mittleren Unternehmen zugute. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Lichtenberger: Das hilft ja nicht!)

Die Unternehmungen, insbesondere jene im Bereich des Tourismus, die bekanntlich eine sehr schmale Kapitaldecke haben, sind jene Unternehmungen, die insgesamt etwa 400 000 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich könnte noch eine Reihe von steuerlichen Begünstigungen aufzählen, aber ich möchte nur noch einmal festhalten: Ich finde es au­ßerordentlich bedauerlich, dass die Opposition diese Errungenschaften in keiner Weise würdigt, sondern im Gegenteil das als Geschenke an Unternehmer abtut.

Es war eine große Leistung dieser Regierung, in Anbetracht der Knappheit des Bud­gets all diese Regelungen durchzubringen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.47

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zum Wort gemeldet ist als Nächste Frau Abgeordnete Mag. Stoisits. – Bitte, Frau Kollegin.

 


18.48

Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits| (Grüne): Dobar večer, poštovane dame i gospo­do! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Meine Herren Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben es heute nicht nur mit der Pensionsreform zu tun, sondern in diesem riesigen Konvolut des Bud­getbegleitgesetzes sind auch viele andere Gesetzesmaterien enthal­ten. Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt hat – und ich bin nicht im Budget­ausschuss gewe­sen, weil wir ja nur zwei Mitglieder in diesem Budgetausschuss vertre­ten haben – und in diesem Konvolut, sofern man überhaupt Zugang zu diesem Material hat, jene Punk­te, die ins Auge stechen, studiert hat, so fällt einem eines besonders auf – und das hat mich auch auf Grund meiner seinerzeitigen Berufstätigkeit im Unter­richtsministerium besonders em­pört –: dass in dieser dramatischen Zeit der Pensions­kürzungen, des Abfangjägerankaufs, des Ankaufs von Kampfjets klammheimlich ver­sucht wird – das wurde heute bisher noch gar nicht erwähnt –, die Förderungsstellen für Erwachsenenbildung schlicht und einfach abzuschaffen. Die gibt es aller Voraus­sicht nach nicht mehr ab morgen Abend.

Wissen Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, was das bedeutet? – Das ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein eindeutiges Signal, das die Bundesregie­rung hier ausschickt, nämlich dass ihr Erwachsenenbildung sozusagen nichts bedeutet und ihr nichts wert ist. Schon im letzten Herbst haben wir erlebt, dass Förderstellen, die die Aufgabe haben, die Erwachsenenbildung in den Bundesländern zu koordinie­ren, klammheimlich zugesperrt wurden. Das wird jetzt in diesem Budgetbegleitgesetz finali­siert.

Die Arbeit dieser Förderungsstellen für Erwachsenenbildung – und es ist jetzt die Frau Ministerin Gehrer nicht auf der Regierungsbank, in deren Kompetenzbereich das fällt –wurde meines Wissens nie in Frage gestellt. Ich kann mich, zumindest was die letzten Jahre betrifft, an Derartiges nicht erinnern. Ich habe nie gehört, dass es Kritik daran gibt, dass der Bund mit dieser Institution das tut, was dringend notwendig ist, nämlich Erwachsenenbildung in einer sehr breiten Begrifflichkeit zu fördern und über berufsbe­gleitende Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten hier institutionell den Menschen in ihrem Bedürfnis nach Weiterbildung, die zum Teil auch ausschließlich zu ihrem eige­nen persönlichen Nutzen ist, unter die Arme zu greifen.

Diese Arbeit ist von Institutionen, die unabhängige Gutachten darüber erstellt haben, äußerst positiv bewertet worden. Aber nichtsdestotrotz muss ich sagen: In diesen 700 Seiten, die das Budgetbegleitgesetz als Konvolut ausmachen, wird das klamm­heim­lich – das kann ich nicht anders bezeichnen –, sozusagen im Glauben, dass das nicht auffällt und es deshalb auch keinen Protest geben kann, schlicht und einfach gestri­chen.

Jetzt schließe ich an das an, was der Kollege Grünewald und der Kollege Niederwieser in Bezug auf die ganze Frage der Bildung, der Weiterbildung, der Fortbildung und de­ren Stellenwert gesagt haben: Das gilt auch für diesen budgetär betrachtet klitzeklei­nen Bereich der Erwachsenenbildung. Die Betonung liegt auf dem Wort „Erwachse­nenbildung“.

Das ist schlicht und einfach ärgerlich, weil es dort keine Leute gibt, die sozusagen mit großen Protestmaßnahmen und kostenintensiven Anzeigen in Tageszeitungen oder in Hochglanzmagazinen darauf aufmerksam machen können. Das sind Leute, die davon profitieren, dass der Bund Erwachsenenbildungsaktivitäten koordiniert, sie fördert, Stel­len für Erwachsenenbildung eingerichtet hat. Aber diese wird es in Zukunft leider nicht mehr geben.

Das heißt: Es wird für Leute, die fern von Bildungszentren leben, auch keinen Zugang zur Erwachsenenbildung mehr geben. Das, meine Damen und Herren und Herr Bun­deskanzler – jetzt ist er gerade nicht hier, aber seine diversen Vertreter von der Regie­rung können es ihm sagen –, soll Ihnen bewusst sein. Ich habe nämlich manchmal – und das ist jetzt ein kleiner Punkt, den ich aus dem ganzen Budgetbegleitgesetz he­rausgenommen habe – den Eindruck, dass Sie wirklich sozusagen im Ganzen nicht recht wissen, was Sie tun. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist mein Eindruck, denn sonst wären auch zahlreiche andere Details – und morgen werden wir noch einmal darauf zu sprechen kommen – nicht erklärbar. Das ist mein abschließendes Resümee über die letzten knapp zwei Monate Diskussion.

Die Akzeptanz einer Maßnahme hängt immer von der Art und Weise ab, wie man den Menschen etwas vermittelt, und das gilt auch für die so genannte Pensionsreform be­ziehungsweise die Pensionskürzungen, die man aber auch positiv als einen Ver­such, alte Fehler jetzt endlich anzupacken, bezeichnen könnte. Einschneidende Ver­änderungen im Pensionswesen haben in Europa immer dann Erfolg gehabt, wenn sie verhandelte Reformen waren, wenn man den breiten Konsens dafür gesucht hat – ge­sucht hat, wohlgemerkt –, auch wenn man ihn nicht immer erreicht hat, wenn das Gan­ze aber zumindest nachvollziehbar war.

Im Fernsehen habe ich des Öfteren gehört, dass Kommunikationsfehler gemacht wur­den – das ist keine inhaltliche Bewertung, sondern einfach eine Bewertung des Proze­dere. Reformen, die „verhandelte Reformen“ – unter Anführungszeichen – sind, haben eine höhere Akzeptanz als einseitig verordnete Änderungen. Das haben die Österrei­cherinnen und Österreicher verstanden!

Es ist manchmal der pure Ärger darüber, wie über die Opposition drübergefahren wird, der einen ergreift. Denken Sie etwa an die letzte Woche, an das makabre Schauspiel, wie mittels eines Fristsetzungsantrags beschlossen wurde, dass innerhalb von zwei Tagen all diese Materien beschlossen werden können. (Abg. Scheibner: Das hättet ihr einen Tag lang diskutieren können!) Manchmal denke ich mir: Ach Gott, warum ärgern wir uns so, das ist ja den Leuten nicht einmal bewusst, und wir machen hier viel Aufhe­bens davon? Aber in der Sache ist es bei dieser Pensionsreform gelungen. (Abg. Scheibner: Einen Tag hättet ihr noch Zeit zum Diskutieren gehabt!)

Es ist ein Verdienst jener, die auf die Straße gegangen sind, die gestreikt haben, die ihre Solidarität ausgedrückt haben, dass wirklich jeder in Österreich begriffen hat, dass es da um substanzielle Dinge geht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Doch hier stellen sich dann Kolleginnen und Kollegen her und reden davon, dass das Ganze zum Schutz der Jungen ist. Kollege Wattaul hat gesagt: Wissen Sie, was un­sozial ist? Unsozial ist, wenn man Schulden macht, denn die muss die nächste Gene­ration zurückzahlen! (Abg. Wattaul: Da haben Sie Recht! Das haben Sie sich gemerkt! Es freut mich, dass Sie sich das gemerkt haben!) Solche Sprüche werden an einem Tag geklopft, an dem der Beschluss zur Anschaffung von Anfangjägern diskutiert wird, wo die Leute von der Regierung sagen: Mein Gott, liebe Leute, tut euch nichts an, wir schließen das Geschäft jetzt ab, aber zahlen wird es der österreichische Steuerzahler möglicherweise erst dann, wenn die nächste Regierung am Werk ist! (Abg. Öllinger: „Nachhaltig“ heißt das!)

Also es ist heute so vieles gesagt worden, was von einer Unglaublichkeit ist. – Ein letz­tes Detail für diejenigen, die es nicht gehört haben: Der Kollege Freund hat doch allen Ernstes vor 20 Minuten hier gesagt, dass die Abfangjäger – ich sage Kampfjets – zum Schutz vor Großveranstaltungen in Österreich notwendig sind. (Rufe bei der ÖVP: Bei Großveranstaltungen!) Ja, zum Schutz bei Großveranstaltungen notwendig sind.

Ich weiß nicht, welche Phantasie Herr Kollege Freund hat, aber dass ein vernunftbe­gabter Mensch ehrlich glaubt, dass eine mögliche Austragung der Fußball-Europa­meisterschaft – das ist eine Großveranstaltung –, dass das Gelingen dieser Groß­veranstaltung in Österreich in zwei Jahren davon abhängt (Abg. Wattaul: Das schreibt das Comité vor!), ob Österreich Kampfjets hat oder nicht, das ist wirklich nicht zu fassen. Das ist nur ein kleines Detail aus dieser Diskussion am Rande, damit Sie se­hen, dass auch ein hohes Einkommen nicht ganz vor Blödheit schützt. (Beifall bei den Grü­nen.)

18.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Frau Kollegin, der letzte Satz geht nicht! (Abg. Mag. Stoisits: „Dass hohes Einkommen nicht vor Blödheit schützt“?) Ja. (Abg. Mag. Stoisits: Was ist an diesem Satz nicht richtig? Stört Sie das Wort „Blödheit“?)

Frau Kollegin Stoisits! Ich bitte Sie, sich in der Ausdrucksweise zu mäßigen. Sie haben sich ganz am Rande des Zumutbaren bewegt!

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Stadler. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


18.58

Abgeordnete Astrid Stadler| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Frau Staatssekretärin! Verehrter Herr Staatssekretär! Herr Landwirtschaftsmi­nister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Im Rahmen des Budget­begleitgesetzes möchte ich zum Thema Pensionssicherungsreform Stellung nehmen. Viele meiner Vorredner haben bereits erwähnt, dass es bereits höchst notwendig ist, jetzt eine Sicherungs­reform der Pensionen zu beschließen.

Die Tatsache, dass die Österreicher und Österreicherinnen länger in Ausbildung und länger in Pension sind, ist etwas Positives. Ich gebe Ihnen Recht, Kollege Niederwie­ser: Das ist eine positive Entwicklung! Weniger positiv ist diese Entwicklung aber für die Arbei­tenden, die dieses System erhalten müssen.

Es braucht ein Zeichen in großer Verantwortung, diese Weichen hier zu stellen, um den jungen Menschen auch Zukunft zu geben. Oder glauben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, dass es verantwortungsvoll ist, alles so beizubehal­ten und weiterlaufen zu lassen? Dass 2015 1 000 Beitragszahlern 800 Pensionisten gegenüberstehen werden oder 2030 1 000 Beitragszahlern gar 1 000 Pensionisten, das muss Ihnen doch zu denken geben. (Präsident Dr. Khol übernimmt den Vorsitz.)

SPÖ-Vorsitzender Gusenbauer fordert uns in einem Schreiben auf, große Verantwor­tung zu übernehmen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! Ist dies die Ver­antwortung, die Sie wirk­lich übernehmen wollen: die jungen Menschen in eine Situation zu bringen, in der 1 000 Beitragszahler 1 000 Pensi­onisten gegenüberstehen? Ist das Ihre Verantwortung für die Menschen in Österreich, oder ist das eher das Motto „Hinter mir die Sintflut!“? Es ist das Ihre Verabschie­dung von der Verantwortung für unser Land! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der Freiheitlichen.)

Nun ein Wort zur ständigen Kritik der SPÖ-Frauenpolitikerinnen daran, dass die ÖVP/FPÖ-Regierung eine frauen- und familienfeindliche Politik mache. Ich verstehe es auch, liebe Kolleginnen von der SPÖ, dass das Kinderbetreuungsgeld für alle oder die pensionsbegründende Anrechnung von 24 Monaten pro Kind bei Ihnen sehr große Wehmut hervorruft. Sie haben diese Prioritäten nie in Ihrer SPÖ umsetzen können. Das sind Errungen­schaften dieser Regierung! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Aber auch bei der Pensionssicherungsreform sind neben dem langfristigen sanften Übergang besondere Maßnahmen für Frauen gesetzt worden wie etwa drei Jahre Ab­zug von der Durchrechnung unabhängig vom Altersabstand der Kinder, schrittweise Aufwertung der Kindererziehungszeiten auf 150 Prozent, Erhöhung der Ausgleichszu­lage für Ehepaare oder aber auch die Einführung des Härtefonds durch den Sozialmi­nister. All das sind Dinge, die den Frauen zugute kommen, und sie stellen einen wich­tigen Schritt dieser Bundesregierung in Richtung Priorität für Frauen, Familie und Kin­der dar.

Liebe Kolleginnen von der SPÖ! Sie fordern uns auf, Glaubwürdigkeit zu zeigen. – Da frage ich Sie, ob Ihre Glaubwürdigkeit wirklich darin besteht, dass Sie das Bestreiken von Kindergärten, Kinderhorten und Schulen befürworten! Wo bleibt Ihre Glaubwürdig­keit, wenn Sie zugleich behaupten, die Anliegen der jungen Alleinerzieherinnen zu ver­treten? Fragen Sie diese Mütter einmal, welche Probleme für sie und ihre Kinder an diesen Streiktagen entstanden sind! Ihre Verantwortung und Ihre Glaubwürdigkeit hört dann auf, wenn Sie parteipolitische Polemik in den Vordergrund stellen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Am Schluss möchte ich Ihnen gerne noch einen Leserbrief aus der Presse zitieren. – Dieser Leserbriefschreiber hat es meiner Ansicht nach sehr treffend formuliert:

„Die nunmehr in Diskussion stehende Pensionsreform ist eine höchst solidarische Akti­on im Interesse der Zukunft unserer Kinder. Wir haben nicht wirklich für die Zukunft vorgesorgt, sondern auf Kosten der Zukunft gelebt, das weiß selbst der Stammtisch schon seit Jahren.“

Meine Damen und Herren! Richtig ist: Investitionen in unsere Jugend sind Investitionen in unsere gemeinsame Zukunft. Die Pensionssicherungsreform ist eine solche Investi­tion von uns allen in unsere Jugend und somit in unsere gemeinsame Zukunft! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

19.03

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Walther für 4 Minuten ans Rednerpult. – Bitte.

 


19.03

Abgeordnete Heidrun Walther| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Minister! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Werte Kolle­ginnen und Kollegen im Hohen Haus! Bevor ich auf die Budgetbegleitgesetze eingehe, möchte ich im Zusammenhang mit den Ländern und Gemeinden – in meinem Fall be­sonders mit den Gemeinden – prinzipiell zwei Themen streifen, die mir sehr am Herzen liegen.

Erstens: Was sage ich einem Menschen, wenn er zu mir kommt und mir seine Ge­schichte erzählt? – Ich schildere Ihnen jetzt die Geschichte eines Baufacharbeiters. Er ist 54 Jahre alt, hatte einen Arbeitsunfall und hat jetzt, natürlich befristet, für zwei Jahre Pension bekommen. Jetzt ist er im Krankenstand, und er wird von seiner Firma nicht wieder genommen werden können, weil es diese Firma nicht mehr gibt. Was kann ich diesem Mann sagen? Welche Perspektiven kann ich ihm geben? – Darüber und über ähnliche Fälle sollte man nachdenken!

Zweitens: Stellen Sie sich vor, wir hätten am 4. Juni den ersten Entwurf dieser Pen-sionsreform durchgezogen und beschlossen! Ich glaube, das würde Ihnen heute schon Leid tun, weil es in Österreich bereits einen Aufruhr geben würde, und zwar ganz be­rechtigt! Ich bin froh darüber, dass wir zumindest das erreicht haben, was jetzt zur De­batte steht, aber auch das ist natürlich viel zu wenig, denn für die Menschen in diesem Land sind verschiedene Kürzungen ja noch gar nicht absehbar. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Noch etwas möchte ich erwähnen: Wenn Sie hier ein verbrieftes Recht, nämlich das Streikrecht, verunglimpfen, dann sprechen Sie gegen eine Wohltat auch für Ihre Politik, denn erst diese Streiks haben dazu geführt, dass es zu Nachbesserungen und zu Ab­federungen gekommen ist! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wattaul.)

Ansonsten hättet ihr euch das gewiss nicht überlegt! (Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Nun aber zu den Auswirkungen der Steuerreform auf die Gemeinden und Länder. Vo­rige Woche am 53. Städtetag haben die Vertreter von Städten und Gemeinden darauf hingewiesen, welche Belastungen auf sie zukommen. Ich kann hier jetzt nicht alles vortragen, sondern ich möchte nur darauf hinweisen, dass die gesunkenen Steuerein­nahmen natürlich auch Rückgänge bei den Abgaben für die Gemeinden hervorrufen. Ich möchte darauf hinweisen, dass zum Beispiel das tatsächliche Ergebnis 2001 hauptsächlich von den Gemeinden und Städten getragen wurde. Das tatsächliche Er­gebnis betrug minus 0,7 Prozent, und die Gemeinden haben plus 0,6 Prozent erwirt­schaftet, was bedeutet, dass nur ein Defizit von 0,1 Prozent herausgekommen ist. Letzteres wird sich aber steigern.

Ich habe jetzt einige Gesichtspunkte erwähnt. Es wäre noch viel dazu zu sagen, ich möchte jetzt aber nur die Stellungnahme der Tiroler Landesregierung vom 23. April dieses Jahres zitieren, die es auf den Punkt bringt: „Dieser Ansatz, Länder und Ge­meinden an den Mindereinnahmen, nicht aber an den Mehreinnahmen zu beteiligen, widerspricht dem Geist des Finanzausgleiches. Im Übrigen wurden auch keinerlei Ver­handlungen auf politischer Ebene geführt.“ – Es war das Land Tirol, das den Konsulta­tionsmechanismus ausgelöst hat.

Ich sehe, dass Lamperl leuchtet schon. Ich schließe somit meine Rede und möchte nur noch darauf hinweisen: Das wird Sie in arge Bedrängnis bringen! Vor allem die Länder und Gemeinden werden darunter leiden, und dort ist die Heimat des Großteils der Menschen in Österreich. Wenn die Länder und Gemeinden mit höheren Ausgaben für die Wasserversorgung, für Abwasser oder für die Müllabfuhr belastet werden müssen, weil ja kostendeckend gearbeitet werden muss, dann kann man erkennen, dass diese Steuerreform auch andere Kreise und immer größere Kreise zieht. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.08

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr wird Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Hofmann 5 Minuten zu uns sprechen. – Bitte.

 


19.08

Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann| (Freiheitliche): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Mit diesen Begleit­gesetzen werden einige, wie ich meine, berechtigte Forderungen der Wirtschaft erfüllt. So kommt es etwa zu einer Abschaffung der 13. Umsatzsteuervorauszahlung oder zu einer Halbierung der Steuer für nicht entnommene Gewinne bis 100 000 €. Das ist si­cherlich im Hinblick auf die erforderliche Eigenkapitalverbesserung gemäß Basel II durchaus positiv zu sehen. Ebenso lobenswert ist, dass es zu einer Steuerbefreiung für Bruttoeinkommen bis 1 000 € kommt.

Natürlich besteht der Wunsch der Steuerzahler und auch der Wirtschaft nach einer höheren Absenkung und nach einer weiteren Reduktion der Steuer, das ist keine Fra­ge. Aber es werden auch noch weiter gehende Entlastungen folgen. Dies bedarf aller­dings eines konsolidierten Budgets und gewisser Reformen sowie einer Budgetpolitik, die sich diametral von der verfehlten Budgetpolitik der vergangenen Jahrzehnte unter­scheidet. Wir hätten es ansonsten sicherlich leichter.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese heutige Debatte ist – und das ist nicht verwunderlich – sehr stark vom Themenbereiche Pensionsreform und natürlich auch vom Thema Abfangjäger geprägt. Pensionsreform bedeutet für diese Regierungskoali­tion und für diese Bundesregierung eine Pensionssicherungsreform. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das, was der Parteivorsitzende der SPÖ Gusenbauer seit Wochen und Monaten von sich gibt, bedeutet Verunsicherung beziehungsweise ist eine bewusste Falschdarstel­lung. So wird beispielsweise vom Eingriff in bestehende Pensionen gesprochen und eine Gegenrechnung mit den Abfangjägern vorgenommen. Auch in diesem Zusam­menhang werden hier falsche oder auch halbwahre Zitate gebracht. Beispielsweise wurde behauptet, dass der Verteidigungsminister der vergangenen Legislaturperiode gesagt hat, dass er den Abfangjägerkauf stoppen wird. – Das ist richtig! Sie haben al­lerdings nur die Hälfte richtig wiedergegeben beziehungsweise nur das halbe Zitat ge­bracht, und bekanntermaßen ist die halbe Wahrheit mitunter schlimmer als die pure Unwahrheit, die als solche auch erkennbar ist.

Dieser Verteidigungsminister hat nämlich davon gesprochen, dass die nächste Bun­desregierung diese Entscheidung zu treffen haben wird. – Das ist das vollständige Zi­tat, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte! Und tatsächlich hat diese Bundesregie­rung diese Entscheidung getroffen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordne­ten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich meine, dass eine Gegenrechnung in der Form Pensionsreform einerseits und Abfangjäger andererseits unzulässig ist, und zwar des­wegen, weil soziale Notwendigkeiten nicht gegen die Notwendigkeit, unseren Luftraum zu schützen, gegengerechnet werden können.

Im Zusammenhang mit der Pensionsreform ist es bei der SPÖ offensichtlich üblich, Briefe zu schreiben. Vranitzky hat das bereits getan. (Ruf bei der SPÖ: Und er war sehr erfolgreich damit!) Und auch Parteivorsitzender Gusenbauer übt sich jetzt im Brie­feschreiben. – Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich, wie sicherlich viele meiner Kolle­gen, einen Brief erhalten habe, der allerdings inhaltlich nicht das wiedergibt, was die Pensionsreform ist, und wieder zur Verunsicherung beiträgt. Er ist aber diesmal nur an Abgeordnete dieses Hauses gerichtet, und ich gehe davon aus, dass sich keine be­sonders intensiven Brieffreundschaften daraus entwickeln werden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es schmerzt, wie ich glaube, insbesondere die SPÖ, dass ihr mit der Tatsache, dass die Abschläge bei den Pensionen mit maximal 10 Prozent gedeckelt sind, jetzt ein wenn auch nicht richtiges, aber immer wieder ge­brachtes Argument genommen wird, nämlich die Horrordarstellungen in der Form, dass Pensionsminderungen in der Größenordnung von 40 und mehr Prozent die Folge die­ser Pensionsreform sein werden. Sehr geehrte Damen und Herren! Sie wissen, dass das nicht der Fall ist! Kollege Gusenbauer schreibt zwar etwas völlig anderes in seinen Brief an uns, aber er tut dies offenbar wider besseres Wissen.

Lassen Sie mich noch einen Satz zu den stattfindenden Verhandlungen sagen: Ich gehe davon aus, dass Sie Kritik daran üben, dass nach wie vor verhandelt wird, dass Sie aber im anderen Fall, nämlich dann, wenn die Regierungsvorlage ohne jedwede Veränderungen und ohne Verhandlungen hier in diesem Hause beschlossen worden wäre, auch Kritik üben hätten können, und diesfalls, wie ich meine, mit Recht.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das, was hier stattfindet, ist – wie ich meine – Par­lamentarismus pur, und insofern stellen die zwischen ÖVP und FPÖ stattfindenden Verhandlungen ernst zu nehmende Arbeit dar, die den Sinn hat, da und dort sicherlich auftauchende Härtefälle zu beseitigen.

Wir sind, wie ich meine, auf einem guten Weg, und ich bin glücklich darüber, dass es endlich eine Bundesregierung gibt, die bereit ist, auch Reformen, die längst überfällig sind, anzugehen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Weinzinger zu Wort. Ihre Redezeit beträgt 8 Minuten. – Bitte.

 


19.14

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger| (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Ge­schätzte Abgeordnete! Insbesondere jenen, die ihrer Freude über meinen Redebeitrag schon bevor ich zu reden begonnen habe, wie ich am Weg hierher vernommen habe, Ausdruck verliehen haben, widme ich meine Rede ganz besonders. (Zwischenruf des Abg. Neudeck.) – Sie fühlen sich offensichtlich angesprochen, aber ich habe nichts davon gesagt.

Als relativ neue Abgeordnete dieses Hauses verfolge ich mit großem Interesse, wie Debatten im Prinzip ablaufen, und ich habe heute wieder eine Lektion in Sachen Par­lamentarismus erhalten. Ich rede jetzt gar nicht unbedingt davon, dass eine Dringliche Anfrage an einen Minister gestellt wird und sich dieser nach kürzester Pflichtanwesen­heit wieder verabschiedet. Und ich rede auch nicht davon ... (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Wenn man sogar einen Geschäftsordnungsantrag machen muss, weil man der Mei­nung ist, der Minister wäre vielleicht gut beraten, anwesend zu sein, und Sie diesen ablehnen müssen, dann spricht das für sich selbst! (Abg. Neudeck: Also bitte! Der Minister hat sich nur die letzten beiden Reden nicht angehört!)

Ich rede auch nicht davon, dass bestimmte Vokabel, Vokabel wie „Schiebung“ ganz offensichtlich zwar einem Minister oder einem Abgeordneten einer Regierungspartei gestattet sind, bei einem Oppositionsabgeordneten aber zu einer Mahnung des Präsi­denten führen. Ich rede aber sehr wohl davon, welche Kultur des Dialogs oder der Dis­kussion beschworen wird.

Ich war ehrlich gestanden einigermaßen überrascht, als ich den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers heute zugehört habe. (Zwischenruf des Abg. Wattaul.) Er hat doch tatsächlich die Frage gestellt: Was hat denn die Opposition? Und dann hat er gemeint: All das ist doch gar nicht neu! Warum regt man sich denn so sehr darüber auf, dass es in den Ausschüssen ein völliges Schlamassel – dieser Ausdruck ist hof­fentlich nicht ordnungsrufwürdig – gegeben hat? (Zwischenruf des Abg. Schweisgut.) Und dann hat der Kanzler noch hinzugefügt, dass all das nicht neu gewesen sei, weil man ohnehin im Laufe der Regierungsverhandlungen drei Monate lang darüber ge­sprochen habe.

Herr Bundeskanzler, der Sie jetzt nicht anwesend sind! Meine Herren Minister und Staatssekretäre, die anwesend sind! Sie werden doch hoffentlich nicht annehmen, dass eine parlamentarische Debatte beziehungsweise eine ordnungsgemäße parla­mentarische Behandlung eines Gesetzes dadurch ersetzt werden kann, dass ein paar Parteienvertreter irgendwann zusammengesessen sind und überlegt haben, ob sie miteinander eine Regierung machen können und wollen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Warum wollten Sie vorige Woche im Ausschuss nicht verhandeln?)

Ganz abgesehen davon, dass sich allein zwischen der Präsentation dieses Gesetzes­werkes durch den zuständigen freiheitlichen Minister bis heute schon so viel geändert hat und vermutlich bis morgen noch einmal so viel ändern wird, dass man auf die Inhal­te der Regierungsgespräche, Sondierungen und Verhandlungen gar nicht mehr rekur­rieren sollte. (Abg. Zweytick: Warum waren Sie nicht dabei?) – Sie waren auch nicht dabei und waren auch nicht unbedingt ein besonders einprägendes Erlebnis für die Verhandlungsführung selbst!

Was ich, ehrlich gestanden, ebenfalls für sehr bedenklich halte, ist, wenn man in der Empörung darüber, dass Kritik an der Regierungspolitik laut wird – und sie ist in den letzten Wochen und Monaten sehr laut geworden –, zu Vergleichen greift, die wirklich jeglicher Grundlage entbehren, wenn man nämlich beispielsweise ein Instrument, wie es im englischsprachigen Raum gang und gäbe ist, nämlich das An-Lobbyieren einzel­ner Abgeordneter, das eigentlich gerade die ÖVP mit ihrem Modell der Personalisie­rung des politischen Mandates befürworten müsste, ganz gezielt mit einer der dunkels­ten Episoden des letzten Jahrhunderts vergleicht, weil doch tatsächlich eine Abgeord­nete von der Klientel ihres Wahlkreises, wie ich annehme, nachdrücklich aufgefordert wurde, bei der Abstimmung hier mit Nein zu stimmen. (Zwischenruf des Abg. Kopf.)

Haben Sie doch ein bisschen mehr Gelassenheit! Schauen Sie sich an, wie Demokra­tie dort, wo sie lebendig gelebt wird, funktioniert – und fürchten Sie sich doch nicht vor jedem bisschen Kritik gleich zu Tode! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Kopf: Das ist wirklich unglaublich!)

Ich möchte einen Punkt jetzt nicht mehr weiter kommentieren, weil dieser in der Be­antwortung der Dringlichen Anfrage ohnedies schon mehr als deutlich geworden ist, ich sage nur einen Satz: Mit der Geschäftspraxis, die sowohl das Finanz- als auch das Verteidigungsressort bei der Beschaffung der Abfangjäger an den Tag legen, möchte ich persönlich nicht einmal einen Gebrauchtwagen beschaffen!

Nun noch kurz zu einigen inhaltlichen zentralen Fragen, die man, glaube ich, auch einmal über das Einzelthema hinweg spannen muss: Uns liegt ein Budgetbegleitgesetz vor, das in den nächsten Tagen auch noch mit dem Budget selbst diskutiert werden wird, in welchem man eine sehr klare Linie erkennt, wenn man einmal über die reine Pensionsreform hinwegblickt. Die Pensionsreform bedeutet de facto Pensionskürzun­gen und Mehreinnahmen für den Staatshaushalt. Außerdem finden sich geplante Ein­schnitte im Sozialbereich, im Gesundheitswesen, im Bildungswesen und so weiter. Und dem gegenüber stehen die immer wieder angeführten Argumente, dass all das dringend notwendig ist, weil wir sonst – ja, fügen Sie das Vokabel ein, das Sie am liebsten haben! – die Zukunft und die Nachhaltigkeit für die nächsten Generationen nicht sichern können.

Es war nicht besonders präzise, wie Sie das ausgeführt haben, dort, wo man tatsäch­lich etwas sichern müsste, versagen Sie aber jedenfalls kläglich.

Es ist mehr als bekannt, dass sich im Regelfall unterschiedliche Regierungsformen –entweder eine sehr stark sozialstaatlich orientierte Absicherung oder eine, wie wir es ja jetzt auch in anderen konservativ regierten Staaten sehen, Orientierung in Richtung Law-and-Order-Politik – im Budget des Staates im Gesamtvolumen relativ gleich aus­wirken. Beides ist gleich teuer, der Unterschied ist nur, wofür das Geld ausgegeben wird. Das eine Mal gibt man es für die Sicherung des Sozialsystems, des Gesund­heitswesens, des Bildungswesens und so weiter aus, das andere Mal gibt man es für Abfangjäger, Bekämpfung von Kriminalität, Gefängnisse et cetera aus. Ich glaube, man müsste sehr gründlich darüber nachdenken, ob man Österreich wirklich so radikal zu einem Law-and-Order-Staat umbauen will, denn eines wird es sicher nicht bringen, eine Budgetsanierung, die man als vordergründiges Motiv nennt. (Beifall bei den Grü­nen.)

Jetzt noch eine Anmerkung zu den Ausführungen der Frau Abgeordneten Stadler. Ich hatte eigentlich angenommen, dass es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass Frauenpolitik und Familienpolitik zwei getrennte Politikfelder sind. Von Frauenpolitik immer nur im Zusammenhang mit Kindern, Kinderbetreuung, Kinderaufziehen zu re­den, halte ich – gelinde gesagt! – für eine gröbste Verkürzung, bei der automatisch praktischerweise für diesen Strang der konservativen Diskussion die Männer ausge­blendet bleiben, die als Väter genauso mit Kinderbetreuung, Kinderaufziehen et cetera beschäftigt wären. (Abg. Zweytick: Nur Kinder kriegen können sie nicht!) In Sachen Frauenpolitik bleibt die Regierung wirklich alles schuldig. Darüber werden wir noch ausführlich diskutieren können.

Was Sie auch schuldig bleiben – und das hätte ich mir doch erwartet, wenn man schon fast hundert Budgetbegleitgesetze vorlegt –: dass man auch wirklich substanzielle Ge­setze und Vorschläge drinnen hat, wie man Zukunft und Nachhaltigkeit sichert. Zum Beispiel sollte ein Paket zur Steigerung der Erwerbsquote von Frauen enthalten sein, wenn man Frauenpolitik ernst nehmen möchte. Drinnen sein muss auch eine Bil­dungsoffensive, die ihren Namen verdient, und nicht eine Stundenkürzung im Unter­richtsbereich zur Budgetsanierung. (Beifall bei den Grünen.)

Enthalten sein müsste weiters ein Maßnahmenpaket, wie Kinderbetreuungseinrichtun­gen wirklich flächendeckend und bedarfsorientiert ausgebaut werden. Wo ist denn eine Kinderbetreuungsmilliarde zum Beispiel? (Abg. Kopf: Sparen ist bei Ihnen etwas Schlechtes!) Sparen tun Sie offensichtlich immer nur an einer Stelle, aber nicht bei den Abfangjägern. (Abg. Kopf: Sparen ist was Schlechtes! Sparen ist bei Ihnen einfach schlecht!) Herr Abgeordneter Kopf, ich würde mir gerne die Abfangjäger ersparen, in jedem Fall. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und im Übrigen, wenn wir bei Sicherung der Zukunft und Nachhaltigkeit sind, lade ich Sie herzlich ein: Diese Woche läuft das Anti-Atom-Volksbegehren von Greenpeace. Gehen Sie hin, und unterschreiben Sie! (Beifall bei den Grünen.)

19.23

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Dr. Trinkl 4 Minu­ten – und nicht 6 Minuten. Die Blockredezeiten der Klubs wurden freiwillig ver­ringert. – Bitte.

 


19.23

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Diese Bundesregierung ist als Re­formpartnerschaft konzipiert. Dazu braucht es Verantwortung, dazu braucht es vor al­lem auch den Willen, viel Arbeit zu leisten. Und dazu, Frau Kollegin Weinzinger, war die Opposition bisher leider nicht willens, nicht bereit, obwohl in vielen Zielen Überein­stimmung geherrscht hätte.

In wenigen Wochen hat die Koalition ein umfangreiches Budgetbegleitgesetz vorgelegt, das heute beschlussfertig und beschlussreif auf dem Tisch liegt. (Abg. Mag. Gaßner: Noch nicht ganz!) Dazu war es notwendig, tage- und nächtelang zu verhandeln, nach­zudenken und vorzudenken, Herr Kollege Gaßner, um zu überlegen, ob und wie die Regelungen verbessert werden können. Der Beitrag des Herrn Kollegen Öllinger, Frau Kollegin Weinzinger, war kontraproduktiv. In sieben Stunden hätten wir wesentlich mehr leisten können, als uns seinen Monolog anzuhören und zu warten, bis Herrn Kol­legem Öllinger im wahrsten Sinne des Wortes die Luft und die Argumente ausgehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir arbeiten, und was tut die Opposition? Bringt sie sich ein? Bringt sie Gegenvor­schläge? – Nein, Ihre Devise ist die Totalblockade – und noch mehr. Was demokratiepolitisch hier im Hohen Haus nicht möglich ist, das versuchen Sie über den Druck auf der Straße herbeizuführen und zu reparieren. Sie machen den Menschen Angst. Sie glauben, dass diese Methode aufgehen wird. Sie werden sich täuschen, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Herr Kollege Gusenbauer hat heute gemeint, der Druck der Straße habe die Verbesse­rungen dieses Reformpaketes zuwege gebracht. – Da irrt Herr Kollege Gusenbauer massiv, meine sehr geehrten Damen und Herren. Während Sie Angst machen, wäh­rend Sie die Menschen verwirren, wird hier im Hohen Haus gearbeitet, in guter Part­nerschaft zwischen Koalition und Regierung, zwischen Regierung und Sozialpartner­schaft. Die Vorschläge sind nunmehr konsensfähig, und wir können mit Recht auf die­ses Ergebnis, das heute hier vorliegt, stolz sein, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, und Sie sollten es auch sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wissen, dass die Menschen heute länger arbeiten müssen, und die Bundesregie­rung hat ein Maßnahmenpaket erstellt, das die Arbeit von älteren Menschen erleichtern soll. Im Einvernehmen mit der Wirtschaft haben wir eine qualitative Lohnnebenkosten­senkung ins Auge gefasst, die die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern sicherstel­len soll. Wir müssen – dazu sind wir alle aufgerufen – unsere Einstellung zur Arbeit von älteren Menschen wesentlich überdenken. Da sind wir alle gefordert, da ist die Regie­rung gefordert, da ist das AMS gefordert, da sind die Medien gefordert, da ist letztend­lich die gesamte Politik gefordert. Wir müssen die Erfahrungen der älteren Menschen für dieses Land nutzbar machen.

Herr Kollege Matznetter hat heute am Morgen hier über die Zubereitung von Topfen philosophiert, aber den wirklichen „Spitzenbeitrag“ in diesem Zusammenhang hat Herr Broukal geleistet. Er hat gesagt: Die zukünftige Besteuerung der nicht entnommenen Gewinne sei ein Steuerzuckerl für Unternehmer, die so viel haben, dass sie es gar nicht mehr brauchen. (Abg. Steibl: Er kennt sich nicht aus!) Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Ich zitiere Stephanus: Herr, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Steibl: Bravo, Josef!)

Ich habe leider nicht die Zeit, dem Kollegen Broukal und auch einigen anderen Red­nern der SPÖ hier das Einmaleins der Wirtschaft klarzumachen, nur so viel sei ihnen gesagt: Nicht entnommene Gewinne stärken das Unternehmen. Ein starkes Unter­nehmen kann investieren, und nur in einem Unternehmen, in das investiert wird, kön­nen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Und eines darf ich Ihnen noch sagen: Wer diese Zusammenhänge nicht kennt, wer diese Zusammenhänge nicht sieht, der sollte auch in „modernen Zeiten“ seinen Platz nicht in der Politik suchen! (Beifall bei der ÖVP.)

19.27

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Faul zu Wort. Re­dezeit: 4 Minuten. – Bitte. (Abg. Zweytick – in Richtung des sich zu seinem Platz be­gebenden Abg. Dr. Trinkl –: Josef, ist das ein Heimspiel?)

 


19.27

Abgeordneter Christian Faul| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Herren auf der Regierungsbank! Lieber Kollege Trinkl, es ist wahrscheinlich ein Zufall der Klubsek­retäre, dass zwei Weizer hintereinander reden müssen, aber ich wollte ohnedies ein bisschen ein Stimmungsbild von der letzten Kundgebung am 3. Juni hereinbringen. (Abg. Dr. Trinkl: Ich habe es gehört!) Ich glaube, wenn sich die Wirtschaftskammer, dein Institut, nicht so abgeschottet hätte, wenn ihr ab und zu einmal die Fenster auf­gemacht hättet, dann hättest du auch ein bisschen etwas mitnehmen können von dem großartigen Stimmungsbildung, das die Leute mitgetragen haben, als sie sich dort zu Tausenden vorbeibewegt haben. Ich glaube, das müsste man auch einmal sehen, lie­ber Freund. Da solltest du einmal hinausschauen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Trinkl: Ich habe es gehört!)

Liebe Freunde! Ich bin seit 30 Jahren in meiner 9 000-Einwohner-Gemeinde tätig, und ich habe unseren Hauptplatz nur zweimal so brechend voll gesehen, einmal im Jahr 1970, als Bruno Kreisky bei seinem Wahlkampf bei uns in Weiz war, und jetzt bei der großartigen Kundgebung des ÖGB am Hauptplatz, wo Tausende Arbeitnehmerin­nen, Tausende Arbeitnehmer gegen diese unsinnige Reform protestierten.

Wenn man sich zurückerinnert, sehr geehrte Damen und Herren, mit welchem Jubel Bruno Kreisky in Weiz empfangen worden ist, welche Erwartungen, welche Aufbruch­stimmung Bruno Kreisky in den Menschen erzeugte, welchen Wohlstand er den Öster­reicherInnen letztlich gebracht hat und vor allem welchen hohen sozialen Standard er uns beschert hat, der bis jetzt spürbar ist und den Sie nun alle in Frage stellen, dann darf ich doch auch dazu auffordern: Denken Sie einmal zurück an den Ausbau des höheren und mittleren Schulwesens, denken Sie an den kostenlosen Zugang zu den Universitäten und Technischen Hochschulen, denken Sie an den Ausbau des Gesund­heitswesens mit den Schwerpunktkrankenhäusern, von denen alle Regionen profitiert haben, und letztlich, liebe Freunde, denken Sie daran, was mit dem Aufbau einer soli­darischen und generationsübergreifenden Versicherungsgemeinschaft – Alfred Gusen­bauer hat es heute gesagt – für die Gesundheit, vor allem aber auch für die Pensionen geleistet wurde!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man die Teilnehmerinnen und die Teilnehmer, die bei dieser Kundgebung dabei waren und die den Aufbau des österrei­chischen Sozialstaates, wie ich ihn geschildert habe, miterlebt haben, gesehen hat, dann hat man die Leute verstehen müssen, dass sie einfach protestieren müssen. Sie können nicht hinnehmen, dass ein Bundeskanzler Wolfgang Schüssel diesen großarti­gen Wohlfahrtsstaat mit einem Federstrich abschaffen möchte. Das war letztlich die Grundstimmung dieser ÖGB-Kundgebung in Weiz. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin schon der Meinung des Kollegen Stummvoll, dass viele Menschen das Generationsproblem und letztlich auch die Pen­sionsabsicherung verstehen würden. Ich glaube auch, dass viele Menschen diese Re­form mitragen müssten, wenn sie gerecht wäre. Aber die Menschen glauben Ihren An­kündigungen der Harmonisierung nicht mehr, und ich glaube, sie haben Recht damit.

Wenn ich heute in der Früh die Statements der Vertreter der Landwirtschaftskammern gehört habe, wenn ich die Vertreter der Pensionsversicherungsanstalt der gewerbli­chen Wirtschaft gehört habe, wie sie mit schwersten Geschützen gegen diese Harmo­nisierung aufgefahren sind, liebe Freunde, dann besteht doch wirklich ... (Abg. Gril­litsch: Wer? Wer war das?) – der Ledermüller ist aufgefahren, er hat sich ganz strikt gegen diese Harmonisierung ausgesprochen –, dann verstehe ich, dass die Leute die Befürchtung haben (Abg. Grillitsch: Wer ist gegen die Harmonisierung? Sag mir, wer ist gegen die Harmonisierung?), dass die ASVG-Pensionisten, lieber Kollege Grillitsch, die einzigen Bauernopfer in Österreich sein werden. Das können wir nicht hinnehmen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: Du hast überhaupt keine Ahnung!)

Liebe Freunde! Das, was Sie immer als „Druck der Straße“ und als „politischen Druck“ gegen diese Regierung empfinden, ist, meine ich, die Gegenwehr der „kleinen“ Leute, der Mittelständler gegen dieses Vorhaben, ihnen von dem Wenigen, das sie bekom­men, auch noch das Letzte wegzunehmen, während sich Menschen vom Schlage ei­nes Kollegen Stummvoll Pfründe mit Drei- und Vierfachpensionen sichern. Das können die Menschen in Österreich nicht verstehen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: 14 500 € sind steuerfrei! Wer 1 000 € hat, dem wird gar nichts weggenommen!)

Ich sage Ihnen, Kollege Wittauer, nur ein paar Schlagworte von den Transparenten, die sehr wohl die Meinung der Menschen widerspiegeln. Ich sage sie Ihnen in kurzen Wor­ten. Die Menschen glauben, diese Reform ist ungerecht, weil sie nur einseitig wirkt. Das haben wir heute gesehen. (Abg. Wittauer: Weil ihr nicht vorgesorgt habt, darum ist das jetzt notwendig!) Diese Reform ist unmenschlich, weil sie die arbeitenden Men­schen bei einem vorzeitigen Austritt aus dem Erwerbsprozess in die Sozialhilfe und damit in die Altersarmut schickt. Diese Pensionsreform ist unausgegoren – Ihre Vertre­ter sind ja alle draußen – ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, Ihre freiwillige Redezeitbeschrän­kung ist schon lange aus.

 


Abgeordneter Christian Faul| (fortsetzend): ... und sie ist unannehmbar – mein Schlusswort, Herr Präsident! –, sie ist unannehmbar für alle Abgeordneten – das sei auch Ihnen gesagt –, die den Begriff „sozial“ in ihrem Parteinamen haben. Und deshalb werden wir sie auch ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.33

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Wittauer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


19.33

Abgeordneter Klaus Wittauer| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Zur den Ausführungen der Abgeordneten Weinzinger – sie ist jetzt, glaube ich, nicht da – muss ich schon sagen: Die Qualität der Debatten, die sie be­schrieben hat, betrifft vor allem die Grünen. Die Grünen haben die meisten Ordnungs­rufe bekommen, und wenn ich mir vorstelle, dass Abgeordneter Öllinger in einer Rede zwei Ordnungsrufe bekommen hat, dann wissen wir, wo diese „Qualität“ ist. Sicher nicht bei uns. (Ironische Heiterkeit und demonstrativer Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber: Dem können wir zustimmen!)

Meine Damen und Herren! Es scheinen in den Budgetbegleitgesetzen 2003/2004 nur zwei Bereiche zu existieren, nämlich Abfangjäger und Pensionsreform. Das ist das Einzige, was euch von der Opposition interessiert. Die vielen anderen Bereiche in den Begleitgesetzen wischt ihr einfach weg. Ich möchte euch aber trotzdem, weil ihr es anscheinend nicht gelesen habt, doch einiges sagen, was diese Regierung zustande gebracht hat und in Zukunft auch noch zustande bringen wird.

Von diesem Budget sind ja andere Bereiche auch betroffen. Gerade im Zuge der EU-Osterweiterung ist es wichtig, mehr in das Straßennetz zu investieren. Im Jahr 2003 werden 1 194 Millionen € dafür ausgegeben. Im Jahr 2004 werden es 1 319 Millionen € sein. Im Vergleich dazu 1999: 618 Millionen €. Da merkt man, wo wir Qualität hinbrin­gen und wo wir probieren, Dinge für die Zukunft umzusetzen. (Beifall bei den Freiheitli­chen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Partik-Pablé – in Richtung SPÖ –: Sie können da mit applaudieren!)

Noch nie wurde so viel Geld im Bereich der Infrastruktur ausgegeben. Wir sind bereit, diese Investitionen zu tätigen, um den Verkehrsanstieg im Zuge der Osterweiterung in Zukunft auch bewältigen zu können.

Für Forschung und Entwicklung werden in den Jahren 2004 bis 2006 600 Millionen € eingesetzt. Das ist eine Steigerung von 24 Prozent gegenüber 1999. Diese Impulse braucht Österreich. Diese Regierung wird alles tun, um die Forschungsquote auf 2,5 Prozent des BIP anzuheben. Ich bin mir sicher, wir werden diese Ziele auch noch erreichen. Diese Investitionen sind eine Investition in die Zukunft unseres Landes.

Schwerpunkt dieser Regierung ist und bleibt die Sozialpolitik. Über unseren Sozialmi­nister Haupt werden heuer allein für behinderte Menschen in Österreich 72 Millionen € ausgegeben. Das ist deutlich mehr als in der Vergangenheit. Zusätzlich wird das Pflegegeld für pflegebedürftige Personen um 10 Millionen € angehoben. Darin beweist sich die soziale Verantwortung dieser Regierung.

Der jahrelange Kampf von uns Freiheitlichen für das Kinderbetreuungsgeld – das ist Ihnen hoffentlich noch bekannt, Sie haben sich immer dagegen gewehrt – hat sich ge­lohnt. Dieses wird langfristig gesichert sein. Die Familie stellt einen wesentlichen Mit­telpunkt unserer Politik dar. Für diese familienpolitischen Leistungen werden heuer 4,8 Milliarden € dotiert.

Das 3-Milliarden-€-Paket für die Landwirtschaft wird voll umgesetzt. Das kommt unse­rer klein strukturierten Landwirtschaft zugute und wird den hohen Standard unserer Produkte für die Zukunft absichern.

Das Erreichen des Kyoto-Ziels ist ein Ziel dieser Regierung und dient dem Umwelt­schutz. Heuer sind 30 Millionen € dafür veranschlagt, eine schrittweise Erhöhung bis 2006 auf 90 Millionen € ist vorgesehen.

Es kommt auch zu einer Steuerreform, die für uns Freiheitliche besonders wichtig ist, denn dort zeigt sich freiheitliche Handschlagqualität. Wir haben das dem Wähler ver­sprochen, und wir werden das auch durchführen. Die Abgabenquote bis 2010 auf 40 Prozent zu senken wird ein Hauptziel dieser Regierung sein (Abg. Mag. Gaßner: Diese Regierung?), ebenso die Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen. Ein Jahreseinkommen bis zu 14 500 € wird in Zukunft steuerfrei sein. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Und ich sage Ihnen heute schon: Diese 200 000 Österreicherinnen und Österreicher werden sich bei uns bedanken und nicht bei Ihnen.

Die Kaufkraft wird erhöht, die Wirtschaft wird dadurch unterstützt.

Auch 1 000 € Mindestlohn wird umgesetzt. Eine langjährige Forderung der Freiheitli­chen – im Wahlkampf haben wir es plakatiert – wird mit diesem Budgetbegleitgesetz umgesetzt. Wir schützen die Bezieher kleiner Einkommen, denn diese haben es nicht verdient, durch den Rost zu fallen. Wir werden das absichern. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)

Die 13. Umsatzsteuervorauszahlung, die von uns immer als Ungerechtigkeit ange­prangert wurde – das wurde von den Sozialdemokraten eingeführt, um ein bisschen mehr Geld in die Kassen zu bekommen –, wird abgeschafft. Das haben wir verspro­chen und auch das wurde von uns gehalten.

Die Senkung der Lohnnebenkosten für ältere Arbeitnehmer, um Anreize für ihre Be­schäftigung zu schaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ziel muss es sein, in der Verwaltung zu sparen, Privilegien abzubauen, damit auch künftig die soziale Sicherheit gewährleistet ist. Wir stehen für Aufbau und nicht für Abbau! (Beifall bei den Freiheitli­chen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.37

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner 3 Minuten zu uns. – Bitte.

 


19.37

Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, dass diese Steuerbefreiung bis 14 500 € natürlich ein kostenneutrales Unterfangen dieser Bundesregierung ist, ohne alle Mehrkosten, weil die Menschen letztlich die ORF-Gebühr oder die kleine Lebensversicherung nicht mehr abschreiben können und das daher ein Nullsummenspiel ergibt. Ich denke, mit diesen Tricks und diesen Schmähs, wie Sie sich durch diese Budgetbegleitgesetze durcharbeiten, werden Sie nicht wirklich nachhaltig Glück haben bei der österreichischen Bevölkerung.

Meine Damen und Herren! Ein Randthema hier und heute, weil sehr schwerwiegende Beschlüsse in diesen Tagen gefasst werden, aber doch ein symbolisches Thema für die Politik dieser Bundesregierung: Sie liquidieren mehr oder weniger den Glauben an die Pensionskasse, an dieses zweite Modell, das Sie immer so großartig propagiert haben. Sie gehen her und schaffen die Mindestkapitalgarantie von 1,5 Prozent ab. Das ist nicht mehr als ein schlechtes Sparbuch, aber auch diese Mindestkapitalgarantie wird abgeschafft, und das ist wirklich ein letztklassiger Akt gegenüber allen, die bisher in dieses System Vertrauen hatten. (Abg. Scheibner: Na bitte! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist ja ordnungsrufverdächtig!) – Liebe Frau Kollegin Partik-Pablé, Sie sind eine wohlbestallte Pensionistin und gleichzeitig Abgeordnete, Sie haben dieses Prob­lem sicherlich nicht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Jemandem den Zivilberuf vorzuwerfen, das ist ja wirklich merkwürdig! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich habe mit 16 Jahren angefangen, Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen! Ich habe immer gear­beitet! Ich habe mein Studium im zweiten Bildungsweg gemacht!)

Aber sehr viele Menschen sehen das als kalte Enteignung, Herr Kollege Scheibner. (Abg. Scheibner: Entschuldigen Sie sich! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Entschuldigen Sie sich!) Das ist ja wirklich eine politisch letztklassige Aktion, und ich bin sicher, dass auch diese Maßnahme vor dem Verwaltungsgerichtshof nicht halten wird, weil Sie davon ausgehen müssen, dass es zivilrechtliche Klagen dieser Damen und Herren geben wird. Ich würde mir das auch nicht gefallen lassen.

Ganz zum Schluss noch ein Punkt: Wir hatten heute wirklich eine sehr denkwürdige Sitzung, weil der Finanzminister heute während der Dringlichen mehr oder weniger zugeben musste, dass er während des Ausschreibungsverfahrens gesetzeswidrig ge­handelt hat. Ich kann mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, dass man diesem Bud­getbegleitgesetz unter diesem Aspekt zustimmt (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie können sich viel nicht vorstellen!), wenn man weiß, dass der Bundesfinanzminister höchst­wahrscheinlich genau zu diesen Bundesgesetzen verbotene Gespräche geführt hat, die zu diesen Ergebnissen, wie wir sie kennen, geführt haben. (Abg. Scheibner: Wo steht das?)

Ich glaube, meine Damen und Herren, Sie sollten sich das noch sehr gut überlegen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.40

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Marek zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.40

Abgeordnete Christine Marek| (ÖVP): Herr Präsident! Meine Herren von der Bundes­regierung! Hohes Haus! Die Verbesserung der Arbeitsmarktchancen für Menschen über 50 ist ein Bereich, in dem wir dringend Maßnahmen setzen müssen.

Ein wichtiger Aspekt – Kollege Trinkl hat darauf hingewiesen – ist die Senkung der Lohnnebenkosten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, da die hohen Kosten selbstverständlich gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ein Hemmnis für die Neueinstellung und Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern sind. Daher entfällt künftig der Arbeitslosenversicherungsbeitrag für Frauen ab 56 und Männer ab 58 Jahren, was eine Kostensenkung um 6 Prozentpunkte bedeutet. Im Rahmen der „Aktion 60 plus“ werden die Lohnnebenkosten sogar um insgesamt 12 Prozentpunkte gesenkt, was mit Sicherheit ein deutlicher Anreiz für die Beschäftigung Älterer sein wird. Insgesamt wird die österreichische Wirtschaft durch diese Maßnahmen um 140 Millionen € entlastet und kann damit neue Arbeitsplätze schaffen. Daran sollte ja jeder von uns massives Interesse haben.

Der besondere Kündigungsschutz für Ältere wird im Sinne dieser Personen relativiert. Aus der praktischen Erfahrung heraus ist es absolut sinnvoll, eine geschlechtsneutrale Neufassung dieser Bestimmung vorzusehen und den Malus für jene Arbeitgeber, die ältere Arbeitnehmer freisetzen, zu erhöhen. Um die Betroffenen besser vor Kündigung schützen zu können, wird künftig auch die Dauer der Betriebszugehörigkeit zur Be­rechnung des Malusbetrages herangezogen. Daher wird es künftig deutlich teurer sein, ältere Arbeitnehmer mit langer Betriebszugehörigkeit freizusetzen. Es wird in Zukunft auch nicht mehr, wie bisher, günstiger sein, eine 55-jährige Frau gegenüber einem gleich alten Mann freizusetzen, eben weil das Lebensalter unabhängig vom Geschlecht bewertet wird.

Um aber die Anstellung von älteren Personen für Unternehmen wegen dieser wichtigen Schutzmaßnahmen nicht zu erschweren, wird der Kündigungsschutz für Personen ab 50, die neu eingestellt werden, erst ab dem dritten Beschäftigungsjahr schlagend. Bis­her galten bereits mit dem sechsten Beschäftigungsmonat besondere Schutzmaßnah­men, was in der Praxis leider dazu geführt hat, dass diese Personen benachteiligt ein­gestellt wurden.

Das Instrument der Altersteilzeit hat sich zu einer ausgesprochen wichtigen arbeits­marktpolitischen Maßnahme entwickelt und wird daher reformiert weitergeführt. Für die Personen, die auf Grund der Erhöhung des Antrittsalters nicht mehr in Frühpension gehen können, wird das so genannte Altersübergangsgeld mit einem 25-prozentigen Zuschlag zum Arbeitslosengeld eingeführt.

Die Eckdaten sind bekannt, aber eines finde ich in diesem Zusammenhang recht inte­ressant und erwähnenswert. Die durchschnittliche Pension wegen langer Arbeitslosig­keit beträgt 14-mal 727 €, also jährlich insgesamt 10 178 €. Dagegen wird das durch­schnittliche Altersübergangsgeld jährlich 12-mal 1 083 € betragen, das sind im Jahr insgesamt zirka 13 000 €. Das bedeutet daher für die Betroffenen jährlich durchschnitt­lich 2 822 € mehr in der Zeit vor dem Pensionsantritt. Außerdem handelt es sich dabei um eine Leistung aus der Arbeitslosenversicherung, diese wird daher als Ersatzzeit angerechnet und wirkt somit zusätzlich pensionserhöhend. Jetzt frage ich mich, ob das eine Besser- oder eine Schlechterstellung bedeutet.

Ich habe bereits anfangs gesagt, dass sich die Arbeitswelt verändert. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die berufliche Weiterbildung. Neben der Verlängerung des Arbeitslo­sengeldbezuges bei Qualifizierungsmaßnahmen für alle Arbeitslosen schaffen wir da­her für Arbeit suchende Personen über 50 Jahren einen Rechtsanspruch für Qualifizie­rungsmaßnahmen. So ist mit Sicherheit unbestritten ein wichtiger Schritt in Richtung Chancenverbesserung für Ältere getan. Knackpunkt dabei ist aber auch, dass diese sinnvollen Bestimmungen vom jeweiligen Arbeitsmarktservice effizient umgesetzt wer­den. Gerade wenn ich mir das AMS Wien anschaue, ist da noch sehr viel zu tun.

Wir müssen das tatsächliche Pensionsantrittsalter deutlich heben. Das ist, glaube ich, absolut unbestritten. Dazu müssen wir diesen Menschen aber auch dabei helfen, län­ger im Erwerbsleben stehen zu können. Mit den hier vorgesehenen Maßnahmen tun wir das. (Beifall bei der ÖVP.)

19.45

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Mag. Moser zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.45

Abgeordneter Mag. Hans Moser| (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Wir haben heu­te Finanzminister Grasser als wirklichen Künstler der Selbstdarstellung erlebt. Man muss ihm schon zugestehen, dass er wirklich alle Marketing-Tricks perfekt beherrscht und auch anwendet. (Abg. Eder: So gut ist er nicht!) Aber es nützt das beste Marketing nichts, wenn das Produkt nicht stimmt. Das ist ein wichtiger Punkt. (Beifall bei der SPÖ.)

Was meine ich damit? (Abg. Zweytick: Das Produkt stimmt, aber die Marketing-Maßnahmen reichen nicht!) – Finanzminister Grasser hat in der letzten Legislaturperi­ode an die Andersen Group für die Beratung zur Erreichung des Nulldefizits 4,3 Millionen € ausgegeben – 4,3 Millionen €! Ich habe mir das angeschaut: Das wären zwei Drittel des Jahresbudgets des Instituts für Höhere Studien oder etwa die Hälfte des Jahresbudgets des Wirtschaftsforschungsinstitutes. Man muss sich das vorstellen: die Hälfte des Jahresbudgets des Wirtschaftsforschungsinstitutes! Das heißt, das Geld ist weg, die österreichische Forschungs- und Entwicklungsquote ist vielleicht marginal gestiegen – wenn es eine österreichische Tochter der Andersen Group war –, und das Budgetdefizit ist eigentlich fixer Bestandteil der Jahre 2003 und 2004. Das ist also wirk­lich ein Verschleudern von österreichischem Steuergeld und ein Misstrauen gegenüber der österreichischen Intelligenz, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Grasser kündigt aber auch großartig an, dass die Budgetbegleitgesetze eine offensive konjunkturpolitische Stütze seien. 91 Gesetze sind das, und ich habe mir angeschaut, wie das zusammenhängt. Was ist der Zusammenhang zwischen offensiver Konjunk­turpolitik und einer Änderung des Ausfuhrförderungsgesetzes und des Ausfuhrfinanzie­rungsgesetzes 1981? – Ich habe keinen Zusammenhang erkennen können, außer dass Minister Grasser aus persönlicher Eitelkeit – weil er nicht mit der Geschäftsfüh­rung der Oesterreichischen Kontrollbank Gespräche führen kann – eine zweite Na­mensänderung durchführt, damit er ihnen die Rute ins Fenster stellt. Meine sehr geehr­ten Damen und Herren, das ist nicht Wirtschaftspolitik, wie wir sie uns vorstellen!

Ein letzter Punkt in diesem Zusammenhang – ich möchte hier die Zeit nicht überstra­pa­zieren – zeigt sich, wenn man sich die letzten Zitate und Wirtschaftsforschungs-Stu­dienergebnisse anschaut. Dort wird gesagt, dass Österreich in der Wirtschaftspolitik nachhaltig zurückgefallen ist. Da möchte ich nur einen Artikel des Kollegen Urschitz aus der „Presse“ zitieren, der mit dem Titel beginnt: „Wirtschaftspolitik vom Feinsten“. Urschitz endet so: „Wir sind wirtschaftspolitisch unterwegs zum Tabellenende in der Europaliga.“

Das ist die Wahrheit, und davor müssen wir Österreicherinnen und Österreicher uns schützen! (Beifall bei der SPÖ.)

19.48

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Ing. Schultes zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.48

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Die inszenierte Empörung der vergangenen Tage hat vielleicht manchem den Blick auf das wirkliche Thema verstellt. Worum geht es wirk­lich? – Es geht darum, dass wir die Sorgen der Menschen über ihre späten Jahre um­fassend lösen. Es geht uns allen um eine möglichst umfassende, möglichst lange un­eingeschränkte Teilnahme am Leben unserer Gesellschaft. Das ist viel mehr als die Pensionsfrage, da geht es um gelebte Lebensfreude, da geht es auch um die Finanzie­rung unserer Lebensweise.

Aber das ist bei weitem nicht das Wichtigste. Wir sind länger alt. Wir sind aber auch länger krank, wir werden länger pflegebedürftig sein, und Phasen, in denen es um die Menschenwürde geht und in denen die Menschenwürde vielleicht gefährdet ist, werden viel länger dauern. Wir werden unter Umständen die heute schon zum Standard gehö­renden medizinischen Behandlungen – Bypass, Hüft- und Knieoperationen – in An­spruch nehmen, und wir wissen, dass unser Altsein sehr kostspielig sein wird. Wenn wir Pflege brauchen und vielleicht nicht mehr den Rückhalt der Familie haben – wie das eben in unserer heutigen Gesellschaft ist –, werden wir einen Pflegeplatz brau­chen. All das ist im Rahmen dieser Budgetbegleitgesetze in den verschiedensten Ge­setzen bedacht und verpackt.

Noch keine Regierung hat den Menschen so umfassend in seiner Gesamtheit der Per­son ernst genommen wie die Regierung unter Bundeskanzler Schüssel. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Parnigoni.) Das haben die Men­schen auch in der Wahlauseinandersetzung gespürt, und das ist unser Wahlauftrag. Wir setzen das konsequent um, wir haben Verschiedenes vorgesehen: die Weiterbil­dung für die älteren Menschen; die Chance, länger produktiv zu sein; eine redliche Pensionsreform, die nicht mehr verspricht, als sie halten kann, aber hält, was sie ver­spricht (Abg. Eder: Das stimmt ja nicht!); eine Steuerbefreiung für die kleinen Einkom­men; mit der „Abfertigung neu“ werden ältere Menschen Erspartes haben, Geld haben; mit der Änderung der Bankenaufsicht haben wir dafür gesorgt, dass das Ersparte auch sicher ist; wir ändern das Pensionskassengesetz, die erwarteten Leistungen sollen auch unter ungünstigen Aktienmärkten möglich sein; Reformen im Gesundheitsbereich sichern den Zugang zur modernen Medizin; die Pflegekarenz haben wir eingeführt, und für Pflegepersonal wird auch gesorgt. (Abg. Eder: Glaubt ihr das wirklich selber alles, Kollege, oder hat dir das nur einer aufgeschrieben?)

In den unterschiedlichsten Gesetzesmaterien zeigt sich die Reformkraft dieser Regie­rung. Aber das Wichtigste ist die Menschlichkeit. Es geht darum, die Senioren immer stärker und immer besser in das gesellschaftliche Leben unserer Zeit zu integrieren. Es geht darum, dass Kindergartenkinder Seniorenheime besuchen, dass Senioren sich im Ehrenamt für die Gemeinschaft engagieren. (Abg. Eder: Brauchen wir ein Gesetz da­zu?) Es geht darum, die Menschen zu ermutigen, die neuen Lebensformen, die mög­lich werden, auch wirklich anzunehmen. (Beifall bei der ÖVP.)

Falsch ist es, den Menschen Angst zu machen; richtig ist es, die Menschen auf die neuen Notwendigkeiten und Möglichkeiten vorzubereiten. Falsch ist es, den Menschen angesichts der Zahlen falsche Illusionen zu machen; richtig ist es, neue Wege zu eröff­nen und unter neuen Bedingungen ein reichhaltiges Leben führen zu können.

Wir ÖVP-Abgeordnete haben viele E-Mails mit demselben Text bekommen. Ich habe mir die Mühe gemacht, einige der Absender anzurufen, und habe viele schöne Ge­spräche, gute Gespräche gehabt. (Abg. Eder: Mit wem?) Ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Funktionäre sehr genau Bescheid wissen, worum es geht. Ich kann Ihnen versichern, der vorliegende Entwurf ist gut und findet – wenn man länger redet, verste­hen es die meisten und geben es zu – auch die Zustimmung Ihrer Funktionäre. (Abg. Eder: Kennt nicht einmal selber den Entwurf! Redet wie der Blinde von der Farbe!)

Gerade die Gewerkschafter möchte ich ersuchen: Wenn es Ihnen um die Menschen geht, dann stimmen Sie unserem Entwurf zu! Geht es Ihnen nur darum, eine Regie­rung stürzen zu wollen, die gut arbeitet, dann bleiben Sie in Ihrer peinlichen Oppo­siti­onsrolle. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir wissen, was wirklich zählt, wir haben den Mut zur Veränderung, und wir haben auch die Kraft zur Verantwortung. (Beifall bei der ÖVP.)

19.53

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gaßner zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.53

Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner| (SPÖ): Danke, Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren Staatssekretäre! Eines habe ich heute schon ein paar Mal gehört: „Parlamenta­rismus pur“ ist es, wenn man bis zur letzten Minute verhandelt. – Ich weiß jetzt nicht, was Sie unter Parlamentarismus verstehen, werte Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsparteien, aber noch zählen von den Oppositionsparteien zumindest wir uns auch zum Parlament, und wir wissen nicht einmal, was Sie verhandeln! Was ist also hier Ihre Meinung vom „Parlamentarismus pur“?

Kollege Trinkl stellt sich her und sagt: Das Paket ist fertig. – Was verhandeln Sie denn dann? Es wäre wirklich fair und schön, zu wissen, was Sie zu diesem Grausamkeiten-Paket noch verhandeln, damit wir uns im Parlament wirklich darüber unterhalten und darüber reden könnten. Aber uns, dem zweiten Teil dieses Hauses, sagt man das nicht. Das möchte ich jedoch stark einfordern! (Beifall bei der SPÖ.)

Es wird immer wieder von Halbwahrheiten und von Unwahrheiten geredet. Niemand hat sich hergestellt und uns gesagt: Was ist denn unwahr, was wir in unseren Berech­nungen haben? – Ich habe heute bei der Flieger-Diskussion eine Wahrheit gehört. Betreffend die Kampfjets mit Foto-Ausstattung habe ich eine Wahrheit gehört, da wur­de nämlich gesagt, dass die Zahl von 24 deswegen auf 18 reduziert wurde, weil es voriges Jahr Hochwasser gab. Das ist eine Wahrheit, die voriges Jahr gesagt wurde, und damit wurde all denen, die da wirklich schwerstens draufgezahlt haben, suggeriert: Wir kaufen jetzt sechs Flieger weniger, dafür haben wir mehr Geld für die Wiedergut­machung dieser Katastrophenschäden.

Nichts ist passiert, die Leute warten heute noch darauf, dass sie mehr Geld dafür be­kommen! Heute wissen wir, warum sie aus diesem Weniger-Kauf nichts bekommen werden: weil ja die 18 Stück jetzt schon genauso teuer wie die 24 sind. Bitte verhöhnen Sie nicht Leute, die voriges Jahr unter einer Katastrophe schwerstens gelitten haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Sburny.)

Es geht sogar so weit, dass der Bund mit den vereinbarten Zahlungen säumig ist. Ich habe das schon einmal gesagt, Herr Staatssekretär – Sie werden jetzt gleich wieder den Kopf schütteln –: Meine Gemeinde wartet schon seit fast vier Monaten auf die Zah­lungen für die infrastrukturellen Wiedergutmachungsarbeiten. Wir müssen jetzt vorfi­nanzieren.

Bei dieser Vorfinanzierung ist mir etwas eingefallen, was auch in diesem Budgetbe­gleitgesetz versteckt ist, nämlich die Bundesfinanzierungsagentur, die nicht herausge­nommen ist, Herr Kollege Stummvoll. (Abg. Dr. Stummvoll: Ist auch geändert wor­den!) Sie haben damals gesagt: Es ist wirklich so, dass das geändert gehört. Aber es steht nach wie vor genauso drinnen, dass diese Agentur die Finanzierungen mit Aus­wirkungen auf öffentliche Haushalte über Aufforderung des Bundesministers für Finan­zen zu begutachten hat und auch – wie heißt es noch? – zu beraten hat. (Abg. Dr. Stummvoll: Nächster Satz!) Bitte, wer sagt denn jetzt, wo geschrieben steht, wann der Herr Finanzminister die Gemeindebudgets überprüfen lassen kann? (Abg. Dr. Stummvoll: Nächsten Satz vorlesen!) – Das steht nämlich nirgends, Herr Kollege Stummvoll. Ich hätte mir schon erwartet, dass Sie zu dem, was Sie im Budgetaus­schuss gesagt haben, auch stehen.

Aber ich weiß schon, Sie wollen die Gemeinden absolut unter Kontrolle bringen. Die Gemeinden müssen Ihnen laut Regierungsprogramm jetzt auch noch ein Vermögens­verzeichnis geben, damit man wirklich weiß, was dort noch zu holen ist, und um sie finanziell auszuhungern. Ich hoffe, ich habe in dieser Debatte noch die Gelegenheit, Ihnen das nachzuweisen. (Abg. Dr. Stummvoll: Horrorszenario!) Die finanzielle Aus­hungerung der Gemeinden ist offensichtlich Ihr erklärtes Ziel, und Grasser spielt blen­dend mit. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Zweytick: Bitte, Herr Bürgermeister!)

19.57

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Riener. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.57

Abgeordnete Barbara Riener| (ÖVP): Werter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Cap ist mir leider abhanden gekommen; ich wollte zu seiner Aussage, was wirklich wirklich ist, noch Folgendes bemerken: Ich würde gerne mit ihm eine philosophische Debatte zu dem Thema „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ führen. Sie wissen alle genauso gut wie ich, dass es nur subjektive Wahrnehmungen gibt; erst im Austausch untereinander nähert man sich der so genannten Objektivität an. Also: Reden wir miteinander, ver­handeln wir miteinander, und erzielen wir miteinander verantwortungsvolle Ergebnisse für die österreichische Bevölkerung!

Aber zurück zu meinem eigentlichen Debattenbeitrag. – Mir ist es wichtig, Ihnen heute darzustellen, dass auch bei so heiklen Themen wie der Pensionssicherungsreform die Möglichkeit besteht, Einigung zu erzielen – so geschehen in der Steiermark! In der Steiermark wurde die Notwendigkeit der Pensionsreform bereits zwei Jahre vor der Beschlussfassung von Seiten des Dienstgebers, aber auch von der Personalvertretung kommuniziert. Ich selbst war in vielen Dienststellenversammlungen, in denen ich die Grundzüge der Pensionsreform präsentierte und diskutierte.

Inhalt unserer Pensionsreform und bereits geltendes Recht für alle Neuen ab 1. Jänner 2003 ist Folgendes: Durchrechnung von 25 Jahren; Höchstbemessungs­grundlage wie im ASVG, also weniger Pension; das Drei-Säulen-System wird ernst genommen mit Pensionskasse und Abfertigung. Im Grunde haben wir in der Steier­mark die Harmonisierung verwirklicht. (Beifall bei der ÖVP.)

Für all jene, die sich bislang im alten System bewegen, gibt es Übergangsbestimmun­gen wie Anhebung des Durchrechnungszeitraums und eine Solidaritätsabgabe für je­ne, die über der ASVG-Bemessungsgrundlage liegen. Ich selbst, wie ich hier stehe, habe zurzeit laut geltendem Recht eine Durchrechnung von rund 20 Jahren und einen Abschlag von 16 Prozent. Es gab bei uns aber keinen Aufschrei, keine Streikaufrufe und keine Machtdemonstrationen. (Abg. Eder: Was sind Sie? Beamtin?) Wir von der Landespersonalvertretung in der Steiermark haben der Pensionsreform – ja, Beam­tin! – einstimmig, nach intensiven Verhandlungen mit unserem Personallandesrat Her­mann Schützenhöfer zugestimmt. Jawohl, werte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, das Einvernehmen kam auch mit den Stimmen der FSG-Kolleginnen und -Kollegen zustande!

Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, mit Weitblick das Für und Wider abzuwägen und zu einem Ergebnis zu kommen, das sozial verträglich ist. Ich danke den Kollegin­nen und Kollegen der anderen Fraktionen, auch denen der FSG, der Landespersonal­vertretung in der Steiermark für diese Handlungen.

Weiters: Ein Schlüsselsatz bestimmt seit Jahren meine Arbeit mit den Menschen: Es ist meist nicht möglich, das Optimum für alle Beteiligten zu erreichen, es gilt daher oft, das kleinere Übel zu vermeiden – pardon: das kleinere Übel zu wählen. Pardon! (Abg. Eder: Das „kleinere Übel zu vermeiden“!) Mit dieser Haltung können viel häufiger Kom­promisse, ja auch ein echter Konsens erzielt werden.

Ich möchte nicht verschweigen, dass wir auch ein Besoldungssystem eingeführt ha­ben, und Kollegin Silvia Fuhrmann wird sich freuen, weil das eine Umverteilung der Aktivverdienstsumme bedeutet: höhere Einstiegsgehälter und eine abgeflachte Ge­haltskurve. Auch die dritte Säule ist also in der Steiermark verwirklicht. (Abg. Eder: Was hat das mit der dritten Säule zu tun?)

Es geht also, wenn man will! Deshalb mein Aufruf an die Sozialpartner: Setzen Sie sich zusammen – Kollege Verzetnitsch ist jetzt leider auch nicht da –, und vereinbaren Sie die Umverteilung der Lohnsumme zugunsten der ersten Arbeitsjahre! Hiemit könnten Sie Verantwortung beweisen. Die Jugend wird es Ihnen danken. (Beifall bei der ÖVP.)

20.02

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Gradwohl für 3 Minuten zu Wort. – Bitte. (Abg. Eder – in Richtung des sich zum Rednerpult bege­benden Abg. Gradwohl –: Frag sie, ob es wahr ist, was sie gesagt hat!)

 


20.03

Abgeordneter Heinz Gradwohl| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regie­rungsbank! Hohes Haus! Meine Vorrednerin hat das Beispiel der Steiermark ge­bracht. – Hervorragend, wunderbar toll!, nur, Frau Kollegin: Im Unterschied zu hier, Herr Kollege Murauer, hat es dort Verhandlungen gegeben. (Abg. Murauer: Die sind dort nicht weggegangen!) Hier ist es ja so, dass es ein Diktat der einen Seite gibt, und die anderen sollen nach dem Prinzip: „Friss Vogel oder stirb!“ das Ganze einfach an­nehmen. Das ist der kleine, aber feine Unterschied, und das ist Demokratieverständnis, Kollege Murauer! Vielleicht könnten Sie einmal in die Steiermark auf ein Seminar fah­ren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe ein ähnliches Problem wie Frau Kollegin Riener: Mir sind nämlich auch ein paar Ansprechpartner abhanden gekommen. Gott sei Dank, ist einer hier, nämlich Kol­lege Spindelegger. Herr Kollege Spindelegger, Sie haben heute in Ihrer Rede von „so­zialer Dimension“ gesprochen, vom „Härteausgleich“. Es wurde heute bereits gesagt: Dieser Härteausgleich wird dann notwendig, wenn man zuvor die soziale Dimension verlässt, dann hat man nämlich Härten auszugleichen. Damit bringen Sie eines zu­stande: Anstatt eines Rechtsanspruchs schaffen Sie Abhängigkeit und Bittstellerei! Und das ist genau das, was Sie in Wirklichkeit vor Augen haben.

Ich komme jetzt nicht zum Vier-Säulen-Modell, sondern ich bin noch immer beim Drei-Säulen-Modell, und diese dritte Säule, meine sehr geehrten Damen und Herren, spe­ziell von der Österreichischen Volkspartei, wird ja in der Zwischenzeit im Fernsehen und in der Werbung schon bebildert, und die Bildersprache ist eine ganz besondere. Eine Versicherungsgesellschaft hat sie Ihnen entweder vorgegeben –und da muss ich eigentlich in diese Richtung schauen (der Redner wendet sich der Regierungsbank zu), denn Herr Bundesminister Bartenstein hat sich da besonders hervorgetan – oder Sie haben der Versicherung die ideologischen Scheuklappen vorgegeben, denn die Bilder sehen so aus: Man sieht, wie jemandem ein bunter Schal überreicht wird. – Man muss dazu sagen: Dieser Schal wird von einer Dienstbotin überreicht. – Nächstes Bild: Man sieht ein wunderschönes großes Haus, also eine richtig schmucke „Arbeiterwohnstät­te“, so mit 28 Zimmern und Bediensteten. Vor dem Haus steht eine Riesenlimousine, der Chauffeur hält den Wagenschlag auf und lässt die betroffene Person einsteigen. Dann sieht man den Chauffeur freundlich lächelnd fahren. Und was sieht man dann? – Einen wunderbaren, neuen, modernen Hörsaal, der nur sehr schütter besetzt ist, in dem die Studentinnen und Studenten genügend Platz haben, und dann kommt eine Dame, eine gut gekleidete, gepflegte ältere Dame, bestimmt schon im Pensionsalter, mit einer Aktenmappe, die ihr zuvor der Chauffeur gereicht hat, herein, setzt sich hin und wohnt der Vorlesung bei. Und was soll das Ganze? Der Spruch heißt: „Das schöne am Reichsein ist, man kann tun, was man will!“ Und genau das ist Ihr Drei-Säulen-Modell, denn diese Dame kann sich die dritte Säule leisten. – Der „Hackler“ in der Stahlbude kann es sich nicht leisten, der Hilfsarbeiter am Bau kann es sich nicht leis­ten, nicht einmal der kleine Angestellte kann es sich leisten. (Abg. Murauer: Der macht es jetzt schon!) Aber das, Herr Kollege, ist Ihre Alternative, indem Sie die erste Säule, die in Österreich so wunderbar funktioniert, abbauen und ruinieren.

Dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden sich auch Ihre Wählerinnen und Wähler herzlichst bedanken, beispielsweise die Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft. Ich hätte gerne Herrn Präsidenten Winkler um seine Positionierung gefragt, denn er ist ja immerhin Präsident des Österreichischen Landarbeiterkammer­tages, wie er denn seinen Kolleginnen und Kollegen vorrechnet, wie sie 45 Beitragsjahre zusammenbringen können. Auf Grund der saisonellen Beschäftigung, auch auf Grund der witterungsbedingten Nicht-Beschäftigung können diese Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter gar nie in den Genuss der vollen Pension kommen. Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, läuft bei Ihnen alles unter dem Titel „soziale Gerechtigkeit“. – Gute Nacht, Österreich! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Mag. Kogler: Bravo!)

20.07

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Mag. Dr. Brader 4 Minuten zu uns. – Bitte. (Abg. Mag. Kogler – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Brader –: Widerlegen Sie das!)

 


20.07

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine sehr geehrten Herren Staatssekretäre! Hohes Haus! Die bisher vorgebrachten Beiträge haben exakt jene Meinungen wiedergegeben, die be­reits in den letzten Wochen und Monaten hier vertreten wurden. Das heißt, es wurden auch keine neuen Ideen zur Pensionssicherung eingebracht, überhaupt keine Vor­schläge, vor allem nicht (in Richtung Opposition) von Ihrer Seite. Für mich ist das der klare Beweis dafür, dass jetzt abgestimmt werden kann, ja abgestimmt werden muss. (Ruf bei der SPÖ: Heute noch?)

Wenn ich so den Stand der Diskussion, auch der öffentlichen Diskussion betrachte: Mit gutem Gewissen läßt sich sagen, dass sich viele Menschen an dieser Diskussion beteiligt haben – und das ist auch gut so. Ich finde, es ist wichtig, dass viele Menschen daran Anteil nehmen, wie Politik gemacht wird und ihre Sorgen und Bedenken artikulie­ren. So sehr ich die Sorge der Menschen um die Pensionen verstehe, so sehr wissen diese Menschen auch, dass etwas geschehen muss. Glaubt man den Meinungsfor­schern, dann sind es 80 Prozent. (Abg. Mag. Kogler: Wenn Sie diese Politik verfolgen, dann missbrauchen Sie das!) Das heißt, es ist nicht die Frage, ob entschieden werden soll, sondern wie.

Wenn man mit den Menschen spricht, hört man vor allem einen Aspekt heraus, der ihnen besonders wichtig ist, und das ist jener der Nachhaltigkeit. Die Frage ist tatsäch­lich: Reichen die Maßnahmen aus, die hier beschlossen werden sollen, um nachhaltig die Pensionen zu sichern? – Meiner Meinung nach schon, aber recht viele Nachbesse­run­gen sollte es nicht mehr geben, denn nachhaltig sichern kann nur, wer mit Mut Zu­kunft gestalten will. Wer mit Angst Vergangenheit verwalten will, wird keinen Beitrag für eine stabile Zukunft leisten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Von all den Aspekten, die heute angesprochen wurden, möchte ich zwei herausgreifen. Der eine ist die Anrechnung der Kindererziehungszeiten. Das wird ja gut verbessert. Künftig werden die ersten 24 Monate ab der Geburt eines Kindes pensionsbegründen­de Beitragszeiten sein. Diese Maßnahme ist deswegen wichtig, weil sie neben allen anderen Maßnahmen wie Kindergeld und so weiter, dazu beiträgt, jungen Menschen den Schritt in Richtung Elternschaft zu erleichtern.

Hier möchte ich eine Kritik an den Äußerungen von Kollegin Weinzinger anbringen, die von „Kinderaufzucht“ gesprochen hat. – Geschätzte Damen und Herren, so weit kann das nicht gehen! Kinder werden erzogen, Kinder werden geführt und verantwortungs­voll an das Leben herangeführt, aber nicht „aufgezüchtet“. Das möchte ich schon klar­stellen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Betrachtet man die Bevölkerungspyramide, dann werden Sie uns sicherlich zustimmen, wenn wir sagen, wir brauchen wirklich Nachwuchs. Das würde uns auch im Bildungs­bereich viele Probleme ersparen helfen.

Geschätzte Damen und Herren! Nicht jeder Bereich dieses Budgetbegleitgesetzes macht mir die Zustimmung leicht. Ein Problem ist die Sozialhilfe neu, denn da habe ich die Befürchtung, dass die Gemeinden noch mehr belastet werden. Ich hoffe, dass man das über den Finanzausgleich in den Griff bekommen kann.

Das konkrete Abstimmungsverhalten ist dem Gewissen jedes Einzelnen überlassen. Diese Entscheidung vollzieht sich aber meines Erachtens nicht im luftleeren Raum, sondern politisch Handeln heißt auch, gemeinschaftlich handeln und gemeinschaftlich denken. Und gerade deswegen werde ich nach reiflicher Überlegung diesen Budget­begleitgesetzen zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

20.11

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Hoscher für 4 Minuten. – Bitte.

 


20.11

Abgeordneter Mag. Dietmar Hoscher| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Herren Staatssekretäre! Meine Damen und Herren! Bei man­chen Stellungnahmen seitens der Regierungsparteien habe ich mich an einen alten Spruch des ehemaligen Klubobmannes der ÖVP Khol erinnert, der da einmal gemeint hat, die „Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“.

Wenn etwa Kollege Kopf die Eigenkapitalschwäche der heimischen Wirtschaft beklagt und versucht hat, die Schuld sozusagen ins Eck der Sozialdemokraten zu schieben, dann stellt sich schon die Frage: Kollege Kopf, sagt Ihnen die Wortfolge „Einstimmig­keit im Ministerrat“ etwas? Sagen Ihnen die Namen von Staatssekretär Stummvoll oder Staatssekretär Ditz etwas? Sagt Ihnen die Tatsache etwas, dass wir die eklatanteste Eigenkapitalschwäche im Bereich des Tourismus vorfinden, und zwar mit einem durch­schnittlichen negativen Eigenkapital? – Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letz­ten sagen wir einmal 15 bis 20 Jahren der Wirtschafts- und Tourismusminister jemals Sozialdemokrat gewesen wäre. (Beifall bei der SPÖ.)

In aller Kürze zur angeblichen Pensionsreform, die ja neben den Kampfflugzeugen sicherlich einer der Kernpunkte oder der Kernpunkt der Budgetbegleitgesetze ist. Fakt ist – egal, ob die Kürzungen jetzt 10 Prozent oder 12 Prozent betragen –, dass die Kürzungen nicht sozial gestaffelt sind. Und Fakt ist auch, dass die Abschaffung der vorzeitigen Alterspension die Arbeitsmärkte zusätzlich belasten wird, und Fakt ist wei­ters, dass auch die vorgeschlagenen Modifikationen – soweit wir wissen, welche erfol­gen sollen – die soziale Ungleichheit nicht vermindern werden.

Ich nenne hier zum Beispiel die angebliche Aufstockung des Härtefonds. Wenn man in Betracht zieht, dass jährlich rund 33 000 Personen mit Pensionen unter 1 000 € im Monat dazukommen, dann ergibt diese vorgebliche Aufstockung derzeit, soweit wir wissen, den „sagenhaften“ Betrag von 20 € pro Jahr und Pensionist im ersten Jahr, im zweiten Jahr 10 €. Es ist klar, dass der Betrag in den Folgejahren immer geringer wird, weil zusätzliche Pensionisten dazukommen. In Wien gibt es für eine derartige Vor­gangsweise einen Begriff – der Landesparteiobmann der ÖVP ist ja hier anwesend, er wird diesen Begriff auch kennen –: Das ist schlichtweg ein Pflanz! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein ebensolcher Pflanz ist – und das in aller Kürze, denn Kollege Gartlehner ist bereits darauf eingegangen – die angebliche zweite Säule, wo der bisher garantierte Mindest­zinssatz nicht mehr eingehalten werden muss. Nur zur Illustration: Das trifft rund 320 000 Anwartschaftsberechtigte, das trifft rund 20 000 Pensionisten, und das ent­spricht auf die Gesamtdauer gerechnet einer Gesamtkürzung von 360 Millionen € ge­genüber der ursprünglichen Nachschussverpflichtung, die rund 400 Millionen € betra­gen hätte. Das sind rund 1 000 € pro Betroffenem, wenn man das über die gesamte Laufzeit mit den Zinseszinsen berechnen. (Abg. Mag. Ikrath: Das stimmt überhaupt nicht, was er da sagt!)

In diesem Zusammenhang darf ich ankündigen, dass wir, um wenigstens die Wahl­möglichkeit für die Betroffenen zu verstärken, in den nächsten Tagen einen Initiativan­trag zu § 48a Pensionskassengesetz einbringen werden, und ich lade Sie jetzt schon herzlich ein, zuzustimmen. Inhaltlich wird es darum gehen, eine zusätzliche stabile und sichere Wahlmöglichkeit für Pensionsanwärter aus den Pensionskassenverträgen zu schaffen, nämlich die Möglichkeit der Übertragung bestehender Pensionskassenzusa­gen in eine Rentenversicherung.

Ich meine, dass das eine Maßnahme wäre, um eben zusätzliche Alternativen zu schaf­fen und die Abhängigkeit von Kapitalmarktschwankungen etwas zu verringern: etwas, was beispielsweise auch die Notenbank heute – und diese ist ja nicht im sozialdemo­kratischen Eck anzusiedeln – festgestellt hat. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Mag. Ikrath für 4 Minuten zu Wort. – Bitte.

 


20.15

Abgeordneter Mag. Peter Michael Ikrath| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Mit­glieder der Regierung! Hohes Haus! Es ist ein bisschen schwierig: Man muss hier nicht nur Abgeordnete der Opposition korrigieren, die nicht lesen können, auch welche, die nicht rechnen können und so weiter. Daher wird die Zeit knapp. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich möchte aber Ersteres tun: Kollege Gaßner hat offensichtlich nicht lesen können, dass es in der Novelle zum Bundesfinanzierungsgesetz Schwarz auf Weiß heißt: Ge­meinden und Gemeindeverbände können sich – können!, Kollege!, können! – in Finan­zierungsfragen nach Befassung des Bundesministers für Finanzen beraten lassen. Aber darauf wird mein Kollege Ledolter morgen noch näher eingehen.

Zweitens: Die Rechnung meines Vorredners ist überhaupt nicht nachvollziehbar, und ich möchte ihn nur korrigieren, um die Fragwürdigkeit seiner Zahlen gleich einmal deut­lich zu machen: Es sind nicht 320 000 Anwartschafts- und Leistungsberechtigte in der Pensionskasse, sondern 344 000. Und wenn alles – auch alles weitere – so zuverläs­sig ist, dann zeigt das das Dilemma der Opposition, das wir heute den ganzen Tag schon erleben. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Eder: Ein ganz ein gescheiter Bursche das!)

Ich möchte Ihnen jetzt einmal etwas Grundsätzliches sagen – und gestehen Sie mir zu, dass hier noch ein bisschen Gewöhnungsbedarf eines Menschen aus der wirtschaftli­chen Praxis besteht –: Wissen Sie, was der Eindruck ist, den ich nach einem Tag Ihrer Statements und Ihrer Kritik habe? – Dass Sie eines stört, dass Sie eines nicht verkraf­ten können, nämlich dass es diese Regierung geschafft hat, einen nachhaltigen und grundsätzlichen Paradigmenwechsel zu gestalten, wie Österreich zu managen und wie Österreich zu regieren ist. Das können Sie nicht verkraften! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Marizzi: Zum Schaden der Menschen in diesem Lande! – Abg. Eder: Zum Scha­den der öffentlichen Wirtschaft!)

Und das – jetzt hören Sie bitte genau zu; hören Sie zu, Sie können jetzt möglicherwei­se nützliche Denkanstöße mitnehmen – weg von einer Politik des Wasch-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-Nass, weg von einer Politik der kosmetischen Maßnahmen, mit welchen über Jahre sozialdemokratische Regierungen vorgegeben haben, Probleme zu lösen, und weg von einer Politik der Placebos, der Beschwichtigungen, der Täuschungen über Tatsachen sowie des politischen Wunschdenkens und Verdrängens, meine lieben Kollegen von der Opposition. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Eder: Wovon redet der eigentlich? – Abg. Dr. Matznetter: Sagen Sie etwas zur zweiten Säule!) – Kollege Matznetter, wir kommen schon noch zur zweiten Säule, keine Sorge!

Und jetzt? – Das ist der Paradigmenwechsel – noch einmal ersuche ich darum, dass Sie mir kurz zuhören – hin zu einer Politik der Wahrheit und Klarheit, meine Damen und Herren, hin zu einer Politik des mutigen und konsequenten Anpackens von Prob­lemen und – das ist fast das Entscheidendste! – einer Politik der nachhaltigen Gestal­tung und Sicherung der Grundlagen unseres Gemeinwesens, und zwar über unsere Generation hinaus, und zwar in allen Feldern: von der Sicherheitspolitik, der inneren und äußeren, bis zur Sozialpolitik. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das ist etwas, wofür Sie entweder nicht die Phantasie haben, deswegen lieber falsche Rechnungen und falsche Behauptungen aufstellen, oder nicht die Originalität besitzen oder vor allem nicht die Courage besitzen – oder vielleicht alles gemeinsam nicht. (Abg. Eder: Und Sie haben das alles zusammen! Ein wahrer Weltmeister!) Das kenn­zeichnet Ihre Politik und Ihre Haltung, die den heutigen Tag geprägt hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Das Budgetbegleitgesetz, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist Ausdruck dieses Paradigmenwechsels der Politik dieser Regierung, ist Ausdruck dessen! – und deswe­gen tun Sie sich so schwer, dagegen erfolgreich mit Argumenten anzutreten und stel­len stattdessen lieber falsche Behauptungen und falsche Rechnungen in den Raum.

Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht mehr Zeit habe, denn sonst hätte ich Ihnen das jetzt anhand der Diskussion um die Pensionskasse dargestellt.

Wir stellen jedenfalls sicher, dass selbst unter Kapitalmarktbedingungen, die einer Kri­se gleichen, in der Pensionskasse die zweite Säule nachhaltig gesichert wird. Kein Leistungsberechtigter wird einen Euro weniger daraus erhalten; die Anwartschaftsbe­rechtigten werden über die lange Zeit unter den Marktbedingungen abgesichert sein, und wir werden den Durchrechnungszeitraum nicht verändern! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich fordere Sie auf: Schließen Sie sich dem Paradigmenwechsel an, und stimmen Sie dem Budgetbegleitgesetz zu! Denken Sie daran, was Ihr Parteifreund Eppler Ihren Kol­legen in Deutschland ins Stammbuch geschrieben hat!

Kommen Sie mit uns in die moderne Zeit der modernen Politik und verharren Sie nicht bei den Rezepten der siebziger Jahre, die damals schon überholt waren! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und Abgeordneten der Freiheitlichen.)

20.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Trunk. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.20

Abgeordnete Mag. Melitta Trunk| (SPÖ): Anwesende Mitglieder der Bundesregierung! Kolleginnen und Kollegen! Ein Gesicht sagt mehr als viele Worte. Offensichtlich – und das war sichtbar für uns – hatte Kollege Ikrath größte Mühe, sich selbst den Schein von Ernsthaftigkeit zu geben, denn an das, was er gesagt hat, scheint er selbst nicht zu glauben! (Beifall bei der SPÖ.) Ich denke, man muss auch auf das Gesicht aufpassen; auch Mimik sagt sehr viel aus.

Kollege Ikrath und viele andere haben mich zu Überlegungen verleitet, wiewohl der Titel lauten würde, wenn das zu einem Buch zusammengefasst würde, was in den letz­ten Wochen an Worten, Phrasen und Formulierungen (Ruf bei der ÖVP: Der SPÖ!) von Seiten der Kollegen und Kolleginnen der Regierungsparteien ÖVP und FPÖ artiku­liert wurde, sowohl im Budgetausschuss als auch hier im Plenum. – Ich hätte dafür drei Vorschläge:

Der erste – frei nach dem Nationalratspräsidenten Khol –: Das Gratisticket für jeden Österreicher/jede Österreicherin für den Marsch durch die Wüste Gobi.

Der zweite Vorschlag: Lügen haben kurze Beine. (Zwischenruf des Abg. Mag. Ikrath.)

Und mein ganz persönlicher Vorschlag – zu der kurzen Wortmeldung auf Grund der drei Minuten –: Die Wahrheit ist auch einer Bundesregierung zumutbar.

Partiell geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Das hat sich nicht nur heute in der Nicht­beantwortung der Frage nach dem Ankauf des Kriegsgerätes durch den Finanzminister gezeigt. (Abg. Großruck: Alles hat er gesagt! Alles!) Der Finanzminister hat sich hinter Phrasen versteckt und dann vor Beendigung der Debatte fluchtartig das Plenum ver­lassen. (Ruf bei den Freiheitlichen: Er hat etwas Besseres zu tun!) Gemeinsam mit anderen Regierungskollegen verstecken Sie sich hinter dem Slogan „Sicherheit braucht Verantwortung“. – Es fällt übrigens auch das lange Schweigen des Wirtschafts- und Arbeitsministers heute auf. (Abg. Großruck: Lauter Angsthasen! Das wissen wir, alle haben Angst!)

Was tun Sie? Punkt eins: Sie kürzen beim Bundesheer bei den Maßnahmen für die Infrastruktur, beim Personal und „natürlich“ auch bei den Grundwehrdienern. (Abg. Murauer: Welche Infrastrukturmaßnahmen kürzen wir? Was kürzen wir?) Dasselbe tun Sie bei Gendarmerie und Polizei und auch im Bereich der weiteren Sicherheit, aber es läuft alles nach dem Motto: Koste es, was es wolle, auch wenn es eine Milliardenver­schuldung für künftige Generationen bedeutet! (Beifall bei der SPÖ.)

Punkt zwei: Die größte Phrase dieser Debatte ist die vom Finanzminister angekündigte „größte Steuerreform aller Zeiten“. Auch da verstecken Sie sich hinter Ankündigungen, weil Sie flüchten (Abg. Großruck: Weil wir so feige sind! Wir trauen uns nicht!) und sich der Auseinandersetzung und der Diskussion mit den Ländern und den Gemeinden nicht stellen, die den Konsultationsmechanismus in Kraft gesetzt haben.

Die gesamte Bundesregierung und die Anhängerschaft in den Reihen der Abgeordne­ten betreibt Gesprächsverweigerung. Sie wissen natürlich ganz genau, warum Sie die­ses Gespräch verweigern. Ich möchte nur in aller Kürze ein Beispiel nennen: Was be­deutet diese so genannte größte Steuerreform für die Kommunen in Österreich? – Täg­lich 1 Million € weniger für die österreichischen Gemeinden! Das ist das, was diese Bundesregierung unter „Steuerreform“ versteht. (Abg. Großruck: Sie entdecken da auf einmal das Herz für die Gemeinden! – Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz.)

Herr Parteiobmann der ÖVP-Wien Finz, ich denke, Sie werden sich anderswo artikulie­ren, denn in Ihrer Brust wohnen ja zwei Herzen und vier Seelen. Wie Sie sich als Lan­despolitiker der Stadt Wien zu Ihrer eigenen Malaise artikulieren, das wird die Wähler und Wählerinnen interessieren. – Sparen Sie sich, Herr Finz, diese Zwischenrufe aus dem Hinterhalt! (Abg. Eder: Bitte nicht den Finz angreifen, den brauchen wir!)

Ein letztes Wort aber noch zu dem, was die Rolle einiger Kollegen auch von der ÖVP anlangt, das lange Schweigen vieler ÖVP-Abgeordneter ist auffallend, und die Rolle der Kollegen von der FPÖ erinnert an die tragisch-komische Rolle eines „Dieners zweier Herren“. Nur partiell geschätzte Kollegen von der FPÖ: Auch wenn Sie für Lite­ratur nichts übrig haben, es ist einfach nachzulesen: Sie werden nicht enden wie bei Goldoni. Nicht Sie werden die Herren bezwingen, sondern die Herren werden Sie besiegen!

Am Ende, morgen Abend, wenn Sie Ihren Namen dafür hergegeben haben werden – Kollege Scheuch und der Rest der „acht Aufrechten“! –, werden Sie Folgendes verlo­ren haben (Abg. Großruck – in Richtung SPÖ –: Denn sie wissen nicht, was sie tun!): erstens – wenn überhaupt vorhanden – Rückgrat, zweitens Glaubwürdigkeit und in jedem Fall nicht nur Kollege Scheuch, sondern die „acht Aufrechten“ und mehr das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler.

20.25

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Kollegin, Ihre freiwillige Redezeit ist lange um, aber Sie können weiterreden.

(Beifall bei der SPÖ für die das Rednerpult verlassende Abg. Mag. Trunk. – Abg. Großruck: Statt Gusenbauer hätte sie Parteiobfrau werden sollen! – Ruf bei der ÖVP: Na das wäre was gewesen!)

Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Glaser. Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


20.25

Abgeordneter Franz Glaser| (ÖVP): Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Ho­hes Haus! Kollegin Trunk, die Buchtitel, die Sie hier meinten, verleihen zu können, sind ein bisschen altbacken und passen nicht ganz zum Paradigmenwechsel, von dem Kol­lege Ikrath sehr treffend gesprochen hat. (Abg. Mag. Trunk: Das war ein Buchtitel des Nationalratspräsidenten: „Wüste Gobi“!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden in wenigen Stunden – morgen – jene Budgetbegleitgesetze beschließen, wobei Sie verhindert haben, dass wir diese bereits am 4. Juni beschließen hätten können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der Freiheitlichen. – Abg. Krainer: Das haben Sie selbst verhindert, weil Sie sich nicht geeinigt haben in der Koalition! Sie haben sich nicht geeinigt in der Koalition!) – Nein, nein! Sie wissen schon, wie das Ganze gelaufen ist. (Abg. Krainer: Ich habe mir das Schauspiel angeschaut!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich meine, dass es vollkommen selbstver­ständlich und logisch ist, dass mit einem Gesetzentwurf, der sich über zwei Jahre er­streckt, dass mit einem Gesetz, das in Zeiten wirklich schwieriger konjunktureller Be­dingungen – relativ schlechter Konjunktur – und in Zeiten, in denen viele Strukturmaß­nahmen notwendig sind, entsteht, viele Änderungen verbunden sind. Deswegen ist es nur logisch, dass wir dieses umfangreiche Budgetbegleitgesetz (Abg. Mag. Trunk: Nicht am 4. beschlossen haben!), das Sie sehr heftig kritisiert haben und noch immer kritisieren, beschließen müssen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition! Ich glaube, dass Sie Ihre Diskussionsbeiträge zu diesem Gesetz manchmal wider besseres Wissen geliefert haben und dass Sie teilweise selbst einsehen, dass das sehr wohl notwendig ist. (Abg. Mag. Trunk: Wo waren Sie denn die letzten drei Wochen?)

Natürlich hat es den einen oder anderen Kritikpunkt gegeben. Es ist ja durchaus auch festzuhalten, dass es nicht nur bei Ihnen Diskussionen gegeben hat. (Abg. Krainer: Also doch? Hört, hört!) Es hat auch in unseren Klubs Diskussionen gegeben, aber das schließt ja nicht aus, dass wir diese Gesetze dennoch beschließen müssen. (Rufe bei der SPÖ: „Müssen“! – Abg. Dr. Kräuter: Sie haben ein freies Mandat!) Das schließt nicht aus, dass nach entsprechenden Diskussionen und einem entsprechenden Abän­derungsantrag, der ja jetzt vorliegt ... (Abg. Eder: Wo? Die verhandeln ja noch!) – Ich glaube, diesen umfangreichen Abänderungsantrag haben Sie ja schon bekommen. Das schließt also nicht aus, dass wir diesen Abänderungsantrag letztlich morgen be­schließen werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition! Ich sehe schon ein, dass Sie verhindern und verzögern wollen (Abg. Eder: Wir nicht! Der Walch!), aber es kann doch nicht die primäre und vornehmste Aufgabe des Parlaments sein, zu verzögern und zu verhindern. (Abg. Krainer: Wer verzögert hier?)

Es ist zwar einerseits sehr wohl die primäre Aufgabe des Parlaments, die Regierung zu kontrollieren, aber es ist die vornehmste Aufgabe, dass dieses Parlament der Regie­rung die notwendigen Entscheidungsgrundlagen liefert. – Das werden wir mit dem Bud­getbegleitgesetz und dem Beschluss morgen auch tun! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Regierung hat – frei nach Ikrath – er­kannt, dass sich vieles ändern muss. (Abg. Eder: Die Regierung muss sich ändern! – Abg. Mag. Trunk: Umverteilung!) Diese Regierung hat ein klares Ziel vor Augen, und genau mit diesem klaren Ziel vor Augen sind diese verschiedenen Reformen notwen­dig: egal, ob das jetzt die Pensionssicherungsreform ist, ob es die Anschaffung der Luftraumüberwachungsfahrzeuge ist, ob es das Pensionskassengesetz ist oder das Einkommensteuergesetz – um nur die wichtigsten zu nennen –, die intensivst in den Ausschüssen diskutiert wurden; teilweise bis zum Überdruss, und das von Ihnen verur­sacht. (Abg. Eder: Gesundheitsabkassieren!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Budgetbegleitgesetze werden wir morgen beschließen. Wenn Sie die Anzahl dieser Gesetze kritisieren, dann muss man auch dazusagen: Nicht alle dieser Gesetze sind von so großer Wichtigkeit wie jene, die ich gerade aufgezählt habe.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) – Die Zeit ist leider viel zu kurz, um darauf einzugehen. – Abschließend möchte ich nur noch als Vertreter einer Region feststellen, einer Region, die es nicht leicht gehabt hat und nicht leicht hat, dass mir einige Maßnahmen besonders wichtig erscheinen.

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, Sie sind eine Minute über Ihrer frei­willigen Redezeitbeschränkung, aber Sie können natürlich weiterreden.

 


Abgeordneter Franz Glaser| (fortsetzend): Herr Präsident! Ich glaube, dass wir insge­samt mit diesen Budgetbegleitgesetzen eine gute Basis für eine Politik in den nächsten Jahren legen. Wir werden dem daher gerne zustimmen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

20.30

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Dkfm. Dr. Bauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


20.31

Abgeordneter Dkfm. Dr. Hannes Bauer| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Staats­sekretäre! Geschätzte Damen und Herren! Zuerst einmal zu Kollegem Ikrath, der ge­meint hat, es sei ein Paradigmenwechsel eingetreten. – In der Tat: Ein solcher ist ein­getreten! Aber nicht so, wie sich das die Bevölkerung wünschen würde, sondern er stellt sich so dar, dass wir ein sehr geringes Wirtschaftswachstum und die höchste Ar­beitslosigkeit in der Zweiten Republik haben – und die soziale Ungerechtigkeit nimmt zu! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Großruck: In Wien!)

Meine geschätzten Damen und Herren! Das ist auch ein Paradigmenwechsel, aber nicht einer, den wir wollen – und nicht einer, der wirklich im Sinne der Verantwortungs­träger sein kann.

Diese Diskussionen, die geführt werden, sind ja mehr gesellschaftspolitischer Natur, und ich orte hier sehr wohl, dass der soziale Zusammenhalt, auf den wir in Österreich immer so stolz waren, etwas ins Wanken gerät, und zwar durch Maßnahmen wie die Pensionskürzungen und Verschlechterungen im Gesundheitswesen. Bei der Einkom­mensentwicklung beobachten wir ein Auseinanderdriften, und die konjunkturelle Bele­bung für mehr Beschäftigung und für ein größeres Wirtschaftswachstum ist auch zu schwach beziehungsweise gar nicht gegeben.

Zum anderen wird durch eine „Einmal-abkassieren“-Mentalität massive Budgetkosme­tik betrieben. So werden zum Beispiel heuer sehr großzügig die Nationalbank und auch die ÖIAG herangezogen, die 200 Millionen € für das Jahr 2003 und 100 Millionen € für 2004 beitragen soll, um Budgetlöcher zu stopfen.

Geschätzte Damen und Herren! Man bringt die Wirtschaft nicht durch Schröpfen der Bürger in Schwung, sondern durch nachfragestimulierende Maßnahmen. – Das ist das entscheidende, wenn man konjunkturbelebend wirken will.

Ich möchte mich mit folgendem Punkt auseinander setzen, weil Bundesminister Gras­ser angekündigt hat, in dieser Legislaturperiode sollen die Betriebe der ÖIAG verkauft und diese letztlich aufgelöst werden: Ich verstehe diese Strategie überhaupt nicht, weil sie doch einen Verzicht auf eine vorwärts gerichtete Industriepolitik bedeutet.

Geschätzte Damen und Herren, was hier geschieht, ist schädlich für die Industrie und die Zulieferindustrie, schädlich für die künftige Forschungs- und Entwicklungspolik, schädlich auch für die Aus- und Weiterbildung und letztlich für die Arbeitsplatzsiche­rung.

Man muss sich ganz klar vor Augen führen, dass dort, wo die Headquarters sind, wo die Entscheidungen fallen, die höchste Wertschöpfung und viele Dienstleistungen ent­stehen. Dort fühlt man sich auch verbunden und verpflichtet, mehr für diesen Standort zu tun. Daher versuchen auch alle Länder, genau diese Headquarter-Funktionen zu erhalten. – Das ist nicht falsch verstandener Nationalismus, sondern das bedeutet in Wirklichkeit eine wohlüberlegte Standortpolitik, geschätzte Damen und Herren! (Abg. Dr. Ferdinand Maier: So wie die Bank Austria in München! – Abg. Dr. Brinek: Bank Austria!)

Es ist wirklich unverständlich, dass in Österreich immer diese Groß- und Kleinbe­trieb-Diskussion geführt wird und diese gegeneinander ausgespielt werden. Wir brau­chen große, kleine und mittlere Betriebe für eine vernünftige Betriebsstruktur! Wir brauchen aber keinesfalls einen Ausverkauf österreichischer Unternehmen! (Beifall bei der SPÖ.)

Die CSU ist ja keine Partei, der der Vorwurf anhaftet, sie stehe links der Mitte, sondern einer der Vorsitzenden der CSU hat einmal gesagt: Rechts von uns ist kein Platz mehr! Und so ist diese Partei auch in der politischen Landschaft anzusiedeln. (Abg. Groß­ruck: Wer hat die Bank Austria verscherbelt?)

Meine geschätzten Damen und Herren! Ich habe mir den Beteiligungsbericht des Frei­staates Bayern angesehen. Erstaunlich, wie sich die dazu bekennen, den Wirtschafts­standort dadurch zu stärken und abzustützen, dass sie Betriebe entweder über Direkt­beteiligungen oder durch verschiedene indirekte Beteiligungen zur Blüte bringen und sogar eine internationale Strategie daraus entwickeln, um den Wirtschaftsstandort Bayern abzusichern, um neue Märkte zu erschließen, Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern – Dinge, die hier in Österreich von diesen Regierungsparteien gar nicht gese­hen und schon gar nicht anerkannt werden!

Ich sage euch, stimmt eure Entscheidungen nicht nur darauf ab, wo gerade politisches Kleingeld zu machen ist, sondern schaut über die Grenzen zu euren eigenen befreun­deten Organisationen! Die haben eine ganz andere Einstellung dazu! Dieses Budget und die Budgetbegleitgesetze tragen weiterhin dazu bei, die Spaltung unserer Gesell­schaft voranzutreiben! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.36

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Felzmann. Freiwilli­ge Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


20.36

Abgeordnete Carina Felzmann| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Staatssekretäre! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Dr. Bauer, es war jetzt richtig wohltuend, aus Ihrem Munde zu hören, wie sehr Ihnen das Wohl der heimischen Klein- und Mittelbetriebe am Herzen liegt. – Und das nach den Ausführungen des Kol­legen Broukal, der wirklich einiges gesagt hat, was bei einer Unternehmerin zu Emoti­onen führt. (Zwischenruf des Abg. Broukal.)

Herr Kollege Broukal, ich lade Sie herzlich ein, einmal in einem Klein- und Mittelbetrieb das Tagesgeschehen selbst, am eigenen Leib zu erfahren. – Herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Brou­kal.)

Hauptgrund für das Budgetbegleitgesetz sind zum einen die Fortsetzung der Budget­konsolidierung und zum anderen die Sicherung der Pensionen – und das Ganze nach­haltig! Dazu haben wir ja heute schon einiges gehört.

Neben diesen zentralen und wichtigen Änderungen gibt es aber auch Punkte, die heu­te nur zum Teil angesprochen wurden. Ganz konkret meine ich damit Punkte, die die Standortqualität Österreichs betreffen. Damit denke ich jetzt nicht an ein Vorgehen zur Standortpolitik, wie das die SPÖ im Zusammenhang mit der Bank Austria gezeigt hat, sondern an ein Vorgehen, das in Richtung Technologie und Innovation geht. Wir haben ja dazu schon einiges gehört.

Liebe Kolleginnen und Kollegen: Wenn Sie sagen, die 2,5 Prozent des BIP an For­schungsquote reichen Ihnen nicht, dann versichere ich Ihnen: uns auch nicht! Selbst­verständlich wünschen wir uns auch noch mehr und das Ganze noch schneller, damit wir binnen dreier Jahre zu den Top drei der EU zählen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Großruck – in Richtung des sich zum Präsidium begebenden Abg. Broukal –: Jetzt macht er eine tatsächliche Berichtigung, der Herr Broukal! Mein Gott!)

Was uns jedoch von Ihnen unterscheidet, ist, dass wir nicht darüber philosophieren oder diskutieren, sondern wir handeln, wir arbeiten daran – und das, ohne dass unsere Generation danach die Rechnung zu bezahlen hat! (Abg. Eder: Um genau das auszubezahlen! Das haben Sie noch immer nicht kapiert!)

Faktum ist, dass Österreich eine Standortqualität der kreativen Köpfe haben kann, und daran arbeiten wir.(Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.) Wir sind kreativ, wir sind inno­vativ, und wir wollen uns auch gerade jetzt, wo es um die EU-Erweiterung geht, neu positionieren. Wir werden über den Faktor Wissen und über einen Technologievor­sprung punkten.

Da gibt es einiges zu tun, das ist uns auch klar. Das Verhältnis der öffentlichen zu den privaten Mitteln ist in Österreich derzeit zum Beispiel eins zu eins. In der EU ist das Verhältnis zwei zu eins, das heißt, da gibt es ein Drittel öffentlichen Anteil und zwei Drittel private Investitionen. – Dahin wollen wir kommen. Die öffentliche Hand wird also weiterhin Kraftanstrengungen tätigen müssen, genauso auch die Wirtschaft. Sie wird es tun, denn wir wissen, dass wir müssen, und wir werden auch.

Ganz kurz noch einmal zu den Eckpfeilern, Stichwort „Technologie und Innovation“. Faktum ist: Die ÖVP legt ein ganz klares Bekenntnis ab, dass 2006 eine Forschungs- und Entwicklungsquote von 2,5 Prozent des BIP erreicht sein wird. (Abg. Mag. Wurm: Alles 2006! Das ist ein eigenartiges Datum! Das ist ein magisches Datum!)

Trotz des notwendigen Sparkurses der Bundesregierung haben wir vor allem im Be­reich von Technologie und Innovation wichtige Verbesserungen erreicht. Es sind im Doppelbudget 600 Millionen € mehr für Forschung und Innovation vorgesehen. – Das sind 20 Prozent mehr als im Jahre 2000. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Der Forschungsfreibetrag steigt von 10 auf 15 Prozent. Es gibt die alternative Prämie von 5 Prozent. Die Forschungsstiftung in Zusammenhang mit der Nationalbank wurde ja heute bereits erwähnt.

Die Breitbandtechnologie, eine Innovationsförderung, wurde auch erwähnt. Sie sehen also: Wir sind aktiv – und tragen dazu bei, dass Österreich ein interessanter Standort für die Forschung auch in Zukunft sein wird. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

20.40

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Broukal zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter: 2 Minuten. Zuerst der zu berichtigende Sachverhalt und dann der berichtigte. – Bitte, Sie sind am Wort. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Eine Minute ist schon vorbei! – Weiterer Zwischenruf bei den Freiheitlichen.)

 


20.40

Abgeordneter Josef Broukal| (SPÖ): Ich denke mir nur, manche Sachen sind einfach zu wild. – Also wenn Frau Abgeordnete Felzmann sagt, es wäre fein, wenn ich mich für Klein- und Mittelbetriebe interessieren würde, dann darf ich tatsächlich berichtigen: Ich interessiere mich seit vielen Jahren für Klein- und Mittelbetriebe – und im Übrigen ich habe einen solchen, wie Sie jederzeit im Firmenbuch nachlesen können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.41

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Krainer 4 Minuten zu uns. – Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.

 


20.41

Abgeordneter Kai Jan Krainer| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Staatssekretäre! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Bei dieser Diskussion stelle ich mir öfters die Frage: Was will eigentlich die ÖVP? (Ruf bei der SPÖ: Das weiß sie nicht!) – Was die FPÖ will, das frage ich mich gar nicht mehr, weil ich glaube, das wissen Sie von der FPÖ selbst nicht. Das läuft irgendwie nur noch unter dem Motto: „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Aber bei der ÖVP stelle ich mir diese Frage durchaus, und da gibt es ein paar Berei­che, wo ich wirklich verwundert bin über das, was einzelne Abgeordnete von der ÖVP hier sagen – im Gegensatz zu dem, was in der Realität geschieht.

Wenn man heute mit jungen Menschen spricht, dann merkt man: Es versteht niemand den Umstand – wirklich niemand; ich habe noch keinen jungen Menschen getroffen, der das verstehen würde –, wieso jemandem, der in zwei, drei, vier oder zehn Jahren in Pension gehen und eine kleine Pension von 700 oder 800 € bekommen wird, die Pension bis zu 12 Prozent – 10 Prozent plus 2 Prozent – gekürzt werden kann, wieso aber jemand, der heuer in Pension geht oder der letztes Jahr oder vor drei Jahren in Pension gegangen ist und eine Pension von mehreren Tausend Euro erhält, keinen Beitrag leisten soll.

Das versteht niemand – auch Ihre eigenen Abgeordneten nicht! Ich habe nachgelesen, was Kollegin Fuhrmann am 8. Mai hier im Plenum gesagt hat – ich zitiere –:

„Meine Generation würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und zur jetzigen De­batte hinzufügen, dass wir uns viel höhere und sogar von manchen vielleicht als gra­vierend empfundene ... Solidarbeiträge der derzeitigen Pensionisten erwarten würden! Das möchte ich hier auch betonen.“ – Zitatende.

Wenn Sie von der ÖVP schon nicht auf die jungen Menschen außerhalb dieses Hau­ses hören, wenn Sie schon nicht auf die jungen Menschen innerhalb dieses Hauses hören, die nicht Ihrer Fraktion angehören, dann hören Sie doch wenigstens auf Ihre eigene Kollegin, die sie im Wahlkampf immer als die „Stimme der Jugend“ protegiert haben! Hören Sie doch auf die Kollegin Fuhrmann, die sagt, Solidarbeiträge von Pen­sionisten, die bereits heute in Pension sind, müssen sein, weil nur das Gerechtigkeit schaffen kann!

Frau Kollegin Fuhrmann, Sie sind zwar jetzt nicht da, aber: Es ist relativ leicht, wenn Sie das wollen, eigentlich ganz leicht, denn Sie können morgen das, was Sie für richtig halten, machen, indem Sie nämlich gegen die Budgetbegleitgesetze und mit uns für Solidarbeiträge für Pensionisten stimmen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zum Pensionskassenkonzept. Herr Kollege Ikrath hat zwar versucht, die Rechnung aufzustellen, es erspart sich jemand 360 Millionen €, aber die gehen niemandem ab, denn es verliere keiner etwas! – Wie das bei der Bank geht – Kollege Ikrath kommt ja aus einer Bank –, wäre interessant, ob das dort nämlich auch so funktioniert, wenn die mir 360 Millionen € gibt – und die niemandem abgehen; na, das weiß ich nicht. Jeden­falls ist diese seine Rechnung höchst eigenartig. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber eine Frage beschäftigt mich da schon ganz besonders – Kollege Stummvoll lacht, denn er weiß schon, welche Frage jetzt kommen wird. Diese Frage habe ich auch schon im Budgetausschuss gestellt – und darauf keine vernünftige Antwort bekommen: Es darf ein Arbeiter, der in einer betrieblichen Pensionskasse ist, diese Kasse nicht wechseln; auch die gesamte Gruppe der ArbeitnehmerInnen darf die Pensionskasse nicht wechseln. Aber wir hier, die Abgeordneten, dürfen das sehr wohl. Die ersten drei Monate jeder Legislaturperiode dürfen wir die Pensionskasse wechseln.

Erklären Sie mir bitte, wieso wir das dürfen – die Menschen in den Betrieben jedoch nicht! Herr Kollege Stummvoll hat dazu im Budgetausschuss nur gemeint: Ich bin auch der Meinung, man sollte wechseln können dürfen – aber irgendeine „anonyme“ Mehr­heit hindert die ÖVP offensichtlich daran, dem zuzustimmen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.) – Sie haben gesagt, Sie sind auch der Meinung, aber die „Mehrheit ist dagegen“. – Es hat sich diese Mehrheit noch nicht gezeigt, die ist noch sehr anonym. Vielleicht kommt die „Mehrheit“ hier einmal heraus und erklärt, wieso ein Abgeordneter als Person sehr wohl das Recht hat, zu wechseln, die Menschen in den Betrieben die­ses Recht jedoch nicht haben.

Zum letzten Punkt, den ich noch ansprechen will, zur FPÖ, da Sie von der FPÖ sich ja immer als Verteidiger des „kleinen Mannes“ gerieren. Eine durchschnittliche ASVG-Pensionistin bekommt knapp über 700 €. Was passiert durch dieses Budgetbegleitge­setz mit dieser Frau? – Erstens: Von einer Steuerreform hat sie null Cent, wird aber voll von der Energieabgabenerhöhung getroffen, weiters von der Erhöhung der Kran­kenversicherungsbeiträge. Und ihr wird ja nicht einmal die Inflation abgegolten – nicht einmal die Inflation! Offensichtlich sind 730 € schon zuviel – und Ihrer Ansicht nach zahlt sich das nicht aus, dass diesen Pensionsbeziehern die Inflationsrate abgegolten wird.

Eine einfache Variante gibt es noch – und Sie von den Koalitionsparteien können noch eine Nacht darüber schlafen. Auch Sie, Kollege Donnerbauer – er ist jetzt, glaube ich, auch nicht da –, denn das, was jetzt passiert, ist reines Abschaffen; da setzt man sich bei einem Rechtstaat vom Grundvertrauen ab.

Sie können also noch eine Nacht darüber schlafen, werte Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und FPÖ! Wenn Sie wissen, was getan werden muss, dann können Sie ja morgen einfach dagegen stimmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenru­fe bei den Freiheitlichen.)

20.46

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Kainz 4 Minuten zu uns. – Bitte.

 


20.47

Abgeordneter Christoph Kainz| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Meine Herren Staatssekretäre! Hohes Haus! Natürlich prägt die Debatte um die Pensi­onsreform die heutige Diskussion hier im Hohen Haus, aber die Ausgangslage und die Eckdaten sind, glaube ich, allen hier klar.

1970 war die durchschnittliche Pensionsbezugdauer 8,8 Jahre, 2001 20,3 Jahre; also zweieinhalb Mal so viel wie vor 30 Jahren, deshalb ist auch den meisten verantwor­tungsvollen Politikern hier im Hohen Hause klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nichts zu tun, wäre völlig unverantwortlich! Wenn nichts geschieht – so die Berechnung auch der Experten der EU-Kommission –, gibt es drei Möglichkeiten: Un­ser hervorragendes Pensionsystem im Lot zu halten, nämlich die Beitragssätze um 53 Prozent zu erhöhen; weiters die Kürzung der Pensionen um 45 Prozent – oder das Pensionsantrittsalter anzuheben. – Das sind jedoch nicht unsere Lösungsansätze!

Die Pensionsreformkommission hat drei Jahre lang getagt und die Grundlagen dafür erarbeitet. Wenn wir uns an den Nationalratswahlkampf 2002 zurück erinneren: Da­mals haben sich alle Parteien mit diesem Thema auseinander gesetzt. Wenn ich aber an die Diskussion in den vergangenen 14 Tagen beziehungsweise drei oder vier Wo­chen denke, eine Diskussion, die sehr intensiv auch in den Ausschüssen geführt wur­de, muss ich feststellen: Es haben sich nicht alle Parteien mit konstruktiven Lösungs­vorschlägen hiezu eingebracht!

Heute liegt uns – nach langen und intensiven Diskussionen – eine sozial gerechte und zukunftsorientierte Pensionssicherungsreform von ÖVP und FPÖ vor. (Abg. Eder: Ha­ben wir noch nicht! Haben Sie sie schon? Dann geben Sie es uns! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.) – Nichts jedoch liegt dazu von der SPÖ vor, und die Grünen haben sich auch sehr in dieser Diskussion zurückgehalten!

Meine Damen und Herren! Ich glaube, dieses Thema ist für die Zukunft der österreichi­schen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu wichtig, um eine Lösung auf die lange Bank zu schieben. (Zwischenruf des Abg. Eder.) Jetzt nichts zu tun, wäre verantwor­tungslos!

Durchaus selbstkritisch gebe ich jedoch zu, dass die erste Regierungsvorlage durch­aus noch diskussionswürdig war, aber nach zahlreichen Gespräche und Diskussionen konnte eine deutliche Verbesserung erzielt werden. (Die Abgeordneten Eder und Dr. Rada: Wo bitte? Wo?!)

Auch ich habe mich der Diskussion des Österreichischen Gewerkschaftsbundes in Semperit-Traiskirchen gestellt, und ich habe gemerkt, dass die Menschen diese Pensi­onssicherungsreform sehr bewegt, und zwar einerseits durch diese Regierungsvorlage, vor allem aber durch die vielen Halb- und Unwahrheiten seitens der SPÖ, aber auch des Österreichischen Gewerkschaftsbundes.

In dieser Diskussion habe ich auch gesagt, dass es noch zu Veränderungen kommen muss – und diese Veränderungen, diese notwendigen Veränderungen sind eben ge­kommen. (Abg. Eder: Nennen Sie die Veränderungen!) Ich glaube, dass diese Pensi­onssicherungsreform zwei große Gewinner hat: als ersten großen Gewinner die Ar­beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zu Recht auf eine gesicherte Pension auch in Zukunft hoffen. (Abg. Eder: Nennen Sie bitte drei Änderungen!)

Und einen zweiten großen Gewinner gibt es meiner Meinung nach – so sehe ich das jedenfalls als junger Parlamentarier –, nämlich den Parlamentarismus. Hier im Hohen Hause werden die Gesetze gemacht, und hier muss die Diskussion in konstruktiver Art und Weise über die Bühne gehen – nicht durch Protestaktionen auf der Straße, nicht durch Protestaktionen der Oppositionsparteien und auch nicht durch Protestaktionen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Der Parlamentarismus hat sich bewährt, und auf Grund dieser konstruktiven Zusam­menarbeit hier im Hohen Hause und auch zwischen den Regierungsparteien, zum Wohle der Österreicherinnen und Österreicher, können wir dieser Gesetzesvorlage morgen unsere Zustimmung geben – und so ein zukunftsorientiertes und gesichertes Pensionssystem für die Zukunft beschließen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

20.51

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Als nächster Redner spricht Herr Abgeordneter Mag. Posch. Selbstgewählte 3 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Neudeck: Zweiter Auf­ruf!)

 


20.51

Abgeordneter Mag. Walter Posch| (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Selbst nach langer Diskussion habe ich bis heute nicht begriffen (Zwischenruf bei den Freiheitli­chen), wie man in einem umlagefinanzierten System längerfristig mit diesen Maßnah­men, wie sie hier vorgelegt wurden, Pensionen sichern können soll – und natürlich weiß das auch der Kanzler, dass es nicht um Pensionssicherung geht. In Wirklichkeit geht es doch darum: Die Pensionisten leben länger – und daher sollen sie ihre „Kalo­rienzufuhr“ gefälligst drosseln! – Das ist jedoch keine ökonomische, sondern eine poli­tische Frage.

Man kann nicht oft genug betonen, was das Wirtschaftsforschungsinstitut gesagt hat – ich zitiere –:

Es trifft einfach nicht zu, dass das System in den nächsten Jahren zu teuer wird. We­der die demographische Entwicklung noch der Finanzierungsbedarf verlangen Sofort­maßnahmen im Pensionsrecht. – Zitatende.

Wenn man schon von Systemwechsel redet, dann muss dazu festgestellt werden: Ur­sprünglich hat es in der Zweiten Republik das Selbstverständnis gegeben, dass der Staat ein Drittel zu den Pensionen zuschießt. – Mit den jetzigen Maßnahmen verab­schiedet sich der Staat jedoch von diesem Selbstverständnis! Und das ist ein System­wechsel!

2003 beträgt der Bundeszuschuss nur mehr 27,9 Prozent; 2006 soll er 25,2 Prozent betragen. Das heißt, der Bundeszuschuss zu den Pensionen sinkt. Auch der Pensi­onsaufwand insgesamt sinkt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, und zwar heuer, im Jahre 2003, auf 11,1 Prozent – und im Jahre 2006 dann auf 10,5 Prozent.

Daher hat auch die Pensionsreformkommission einen geringen Anstieg des Finanzie­rungsbedarfes für die Pensionen auf dem heutigen Niveau bei einer positiven Entwick­lung in der Erwerbsquote prognostiziert: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wird der Aufwand der Pensionen von 10,5 Prozent im Jahre 2000 nur geringfügig, und zwar um 1 Prozent steigen – das muss einmal gesagt werden! –, und auch gemessen an der Summe der aufzubringenden Pensionsbeiträge wird dem so sein.

Im Tomandl-Bericht, und zwar auf Seite 93, finden Sie die Bemerkung: Die Anhebung der Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen von derzeit 68 auf 80 Prozent bis ins Jahr 2030 sorgt für die nötigen Einnahmen der Pensionsversicherung. Das erfordert ein Beschäftigungswachstum von jährlich durchschnittlich 0,4 Prozent, was der Ent­wicklung der letzten 30 Jahre entspricht. – Zitatende. – So viel zum Tomandl-Bericht.

Ich gebe allerdings zu, dass bei den jetzigen Arbeitslosenzahlen, die nahe an jene der Ersten Republik heranreichen, das sehr, sehr schwierig sein wird. Der Preis, den man dafür zahlt, ist ein sehr hoher. Die Einsparungen aus dieser so genannten Pensionsre­form bis zum Jahre 2006 belaufen sich auf zirka 700 Millionen €.

Sie von ÖVP und FPÖ scheuen nicht davor zurück, teure Abfangjäger um 2 Milliarden € zu kaufen! (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Dafür ist Ihnen doch auch das Nicht-Einhalten des Nulldefizits völlig egal. Ihnen von den Koaliti­onsparteien geht es nämlich in Wirklichkeit nicht um Einsparungen, sondern um eine andere politische Prioritätensetzung. Und daher muss man ganz einfach sagen: Man kann diesem Kanzler nicht vertrauen! Das ist der entscheidende Punkt.

Ich zitiere Schüssel, „Pressestunde“ vom 9. November 1997: „Es wird eine solche Pensionsreform mit Durchrechnungszeitraum bis zum Jahre 2020 nicht mehr geben. Das sage ich Ihnen jetzt schon voraus.“

Schüssel im „Kurier“ vom 10. November 1997: „Im Prinzip haben wir die Weichen so gestellt, dass das Pensionssystem gesichert ist.“ – Da hilft kein Stephansdom, da hilft kein Mariazell!

Da halte ich es mit dem Kollegen Neugebauer von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst, der jetzt leider nicht hier ist: Zitat Neugebauer:

„45 Versicherungsjahre sind genug. Wenn ein Pensionssystem nach 45 Versiche­rungsjahren keinen abschlagsfreien Pensionsantritt ermöglicht, ist es men­schen­ver­achtend und muss geändert werden.“

Daher werden wir uns natürlich das Abstimmungsverhalten des Kollegen Neugebauer sehr genau anschauen, wie er sich eben von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst morgen hier verhalten wird. – Und wie sich die so genannten Rebellen, die „mutigen Rebellen“ in der FPÖ verhalten werden, werden wir uns auch ganz genau anschauen, wenn es morgen an die Abstimmungen geht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neudeck: Ist das eine Drohung, oder was ist das? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

20.55

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Haubner 4 Minuten zu uns. – Bitte.

 


20.56

Abgeordneter Peter Haubner| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Staatssekretäre! Meine geschätzten Damen und Herren! Ich möchte kurz zu einem Thema im Budgetbegleitgesetz sprechen, welches sowohl die Wirtschaft als auch die Gesundheit betrifft. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Herr Kollege, vielleicht könnten Sie mir jene geschätzte Aufmerksamkeit widmen, wie ich das bei Ihren Aus­führungen auch getan habe. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte jetzt ganz kurz über den Sport und über die Sportförderung in diesem Bud­getbegleitgesetz sprechen, stellt doch der Sport, der flächendeckend vertreten und weltweit durch die Leistungen unserer Sportler anerkannt ist, einen wichtigen sozial-pädagogischen und gesundheitspolitischen Faktor in unserer Gesellschaft dar.

Im Rahmen der Verhandlungen für die Budget 2003 und 2004 konnten wir für das Jahr 2003 60,7 Millionen € und für das Jahr 2004 62 Millionen € hiefür bereit stellen. Das ist ein richtiges Signal und trägt der Stellung des Sports als wichtiger Gesundheits­faktor, als wichtige Gesundheitsvorsorge und als wichtiger Wirtschaftsfaktor Rechnung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Daher, meine Damen und Herren, ist es umso erfreulicher, sich die budgetäre Entwick­lung im Sport beziehungsweise im Bereich der Sportförderungen anzusehen, denn: Im Rahmen der besonderen Bundessportförderung konnten 1,5 Millionen € mehr als im Vorjahr durchgesetzt werden. Durch die besondere Bundessportförderung, die die Ba­sisförderung für die Sportverbände bildet, wird heuer der Behindertensport in erhöhtem Maße berücksichtigt. Das ist eine richtige Entscheidung – gerade auch im „Jahr der Menschen mit Behinderung“. – Damit wurde auch einem langjährigen Wunsch auf ge­setzlichen Anspruch auf staatliche Sportförderung des Behindertensportes Rechnung getragen.

Mit dieser Erhöhung der besonderen Bundessportförderung ist eine bessere Unterstüt­zung der Behindertensportler, auch im Hinblick auf kommende Großveranstaltungen – Paralympics 2004 in Athen und 2006 in Turin – möglich.

Der Österreichische Behindertensportverband, das Österreichische Paralympische Committee und die Special Olympics werden durch diese finanziellen Förderungen gestärkt und können ihre Arbeit effizient fortsetzen.

Mit den zu beschließenden Rahmenbedingungen im Sport ist natürlich auch ganz we­sentlich, dass der Breitensport in Österreich in den nächsten Jahren seine Aktivitäten in Österreich weiter ausbauen kann. Die drei Dachverbände leisten da einen wesentli­chen Beitrag: ein lebensbegleitendes Sportangebot vom Kinder-Turnen bis zum Senio­rensport. Durch diese finanziellen Förderungen kann bei den Vereinen für ausreichen­de Strukturen gesorgt und die Finanzierung als Basis für Projekte geschaffen werden.

12 300 gemeinnützige Sportvereine bilden in Österreich eine optimale Basis für erfolg­reiche Jugendarbeit und ermöglichen rund 100 000 Jugendlichen eine äußerst sinnvol­le und gesundheitsfördernde Freizeitbeschäftigung.

Die erfolgreiche aufgebaute Struktur und das Engagement der einzelnen Vereine set­zen die finanziellen Mittel durch Eigen-Engagement optimal um. Aktive Sportpolitik bedeutet aktive Gesundheitspolitik, aber auch aktive Wirtschaftspolitik.

Das Bekenntnis zur Durchführung von Großveranstaltungen ist ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung. Mit der Durchführung von Großveranstaltungen bringen wir eine Reihe von Wertschöpfungen in unser Land, schaffen beziehungsweise sichern vorhandene Arbeitsplätze.

Allein die Fußball-Europameisterschaft im Jahre 2008 wird zeigen, dass wir den richti­gen Weg gehen: Arbeitsplätze im Tourismus, Arbeitsplätze im Innovationsbereich – und natürlich auch eine schöne Kooperation mit dem ÖFB; Aufbau einer neuen Fuß­ballmannschaft. Ich denke, das ist nach dem 1 : 0 unserer Nationalmannschaft von vergangenem Wochenende mehr als notwendig!

In diesem Sinne: Es lebe der Sport! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

20.59

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Wimmer für 3 Minuten zu Wort. – Bitte. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

 


21.00

Abgeordneter Rainer Wimmer| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Die Redner der Regie­rungsfraktionen haben in dieser heutigen Debatte ein sehr eigenartiges Bild geboten. Es wurde ständig versucht, die massiven sozialen Einschnitte, die diese Pensionsre­form bringen wird – das steht ja außer Streit –, als etwas Positives zu verkaufen, es wurde ständig versucht, diese Maßnahmen positiv darzustellen. Ich sage Ihnen von dieser Stelle aus: Das wird Ihnen nicht gelingen. Die Menschen nehmen Ihnen das nicht mehr ab, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das ist gut so! (Beifall bei der SPÖ.) Das ist gut so. Die Menschen spüren es, und die Menschen merken es.

Für mich ein bisschen befremdend, ja fast traurig war bei dieser Diskussion die Art, in der hier über Schicksale von Menschen gesprochen wird. Kollege Stummvoll – er ist jetzt nicht im Saal – etwa hat von notwendigen schmerzhaften Einschnitten gespro­chen. Das ist zwar schön gesagt, locker vom Hocker gesagt, aber klar ist, Herr Stumm­voll braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen, wie man hört, wie man sieht und wie man liest. (Abg. Wattaul: Frag einmal den Herrn Edlinger, weshalb er Schulden gemacht hat, was er sich dabei gedacht hat, oder den Herrn Vranitzky!)

Aber viele Tausende künftige Pensionistinnen und Pensionisten, meine sehr geschätz­ten Damen und Herren, sind von Ihren Maßnahmen betroffen und werden wirklich an den Rand ihrer Existenz gedrängt; und dafür müssen all jene, die dem vorliegenden Gesetzentwurf morgen zustimmen werden, die Verantwortung übernehmen. (Abg. Wit­tauer: Das ist typische Angstmacherei!) Sie werden die Verantwortung übernehmen müssen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wittauer.)

Ich mache Ihnen noch einen Vorwurf – warten Sie ein bisschen! –, nämlich den Vor­wurf, dass Sie keine Ahnung davon haben, wie Pensionistinnen und Pensionisten mit kleinen Pensionen monatlich über die Runden kommen müssen. Ich nenne ein Bei­spiel:

Am 1. Mai hat mir ein pensionierter Bauarbeiter seine Geschichte erzählt. 44 Jahre (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wittauer) – hör einmal zu! –, 44 Jahre lang hat er am Bau gearbeitet, bei Hitze, Regen und Sturm, teilweise war er freigesetzt, arbeitslos im Winter, wenn keine Arbeit möglich war. Mit 59 Jahren war er ausgebrannt, konnte nicht mehr, war krank und hat Gott sei Dank eine Invaliditätspension bekommen – 800 € netto Invaliditätspension; das sind 11 000 S, um ein bisschen nachzuhelfen. Nach 44 Jahren harter Arbeit 800 € Invaliditätspension! (Abg. Wittauer: Dafür gibt es den Härtefonds! 1 000 € Mindestpension! Bleib bei der Wahrheit!) – Das Thema ist sehr ernst, hör einmal zu!

Er hat mir auch eine Abrechnung gezeigt. Für die Wohnung muss er 406 € monatlich bezahlen, für den Energieverbrauch 102 €, und, weil er natürlich auch krank ist, als Dauerpatient muss er 43 € bezahlen. Das heißt, es bleiben ihm 250 € im Monat für Essen, Trinken und Bekleidung. Das, meine Damen und Herren, sind 8 € pro Tag!

Dieser Bauarbeiter ist, wie wir heute schon gehört haben, kein Einzelfall. Die durch­schnittliche Pension für Arbeiter beträgt 900 €, das wissen sogar Sie. Würde dieser Mann nicht schon vor drei Jahren in Pension gegangen sein, so würden ihm nächstes Jahr noch einmal 10 bis 12 Prozent abgezogen. (Abg. Wittauer: Wir haben eine 10-prozentige Deckelung!) Das ist nicht nur unsozial und unfair, sondern das ist beschä­mend, sage ich Ihnen. Das ist beschämend! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage Ihnen abschließend Folgendes: Sie haben mit dieser „Pensionssicherungsre­form“, wie Sie sie nennen, die Schwächsten der Gesellschaft im Visier; das wissen Sie ganz genau. Sie schaffen damit viel Unrecht, Sie schaffen viel Leid, und ich sage Ih­nen, Sie werden dafür noch die Rechnung präsentiert bekommen! (Beifall bei der SPÖ.)

21.04

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mikesch. – Bit­te.

 


21.05

Abgeordnete Herta Mikesch| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Staatssek­retäre! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute haben wir schon sehr viel über die Pen­sionsreform gehört, aber ich meine, das Budgetbegleitgesetz beinhaltet auch sehr viele andere wichtige Punkte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme aus einem Klein- und Mittelbe­trieb. Ich bin, glaube ich, die einzige Abgeordnete, die im produzierenden Bereich tätig ist. Ein guter Wirtschaftsstandort wie Österreich bedeutet auch soziale Sicherheit. Die­se ist notwendig, wenn wir internationale Zusammenarbeit suchen. Wir geben damit auch ein Bild nach außen ab, das entweder die Investoren vertreibt oder sie anlockt. Wenn man bedenkt, was in den letzten Wochen seitens der SPÖ veranstaltet wurde, möchte ich nicht beurteilen, wie es derzeit im Ausland um unser Ansehen steht.

Das Geheimnis eines florierenden Unternehmens war und ist, dass die Unternehmens­führung mit den Mitarbeitern ein gutes Gesprächsklima aufrechterhält, Probleme aus­diskutiert und nicht alles blockiert – ein gutes Rezept, das eins zu eins auch auf die Arbeitnehmervertreter in der Sozialpartnerschaft übertragbar ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Es trägt nicht zum sozialen Frieden bei, wenn im Unternehmen die Arbeit niedergelegt wird, während das Parlament noch diskutiert, und Kolleginnen von mir wegen ihrer Parteizugehörigkeit bestreikt werden. Solche Vorgangsweisen gehören in den Ge­schichtsunterricht und nicht in die moderne Gegenwart! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Nun aber zu den nicht entnommenen Gewinnen. Es war und ist eine langjährige Forde­rung der Unternehmensvertreter, die Eigenkapitalausstattung der Betriebe zu stärken. Eine Analyse des Instituts für Gewerbe- und Handwerksforschung aus dem Jahre 2002 zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Eigenkapitalaus­stattung. Es sind vor allem die kleinen Betriebe, die mit dem Eigenkapital zu kämpfen haben. Über 80 Prozent unserer Unternehmungen beschäftigen bis zu neun Mitarbei­ter, und in diesen Unternehmungen werden 80 Prozent der Lehrlinge ausgebildet. Die­se Betriebe gaben im Jahr 2002 550 000 Menschen Arbeit.

Das zeigt, hier besteht Handlungsbedarf. Sie können anhand dieser Zahlen die Bedeu­tung der vielen Klein- und Mittelbetriebe erkennen. Je kleiner der Betrieb ist, desto schlechter ist die Eigenkapitalausstattung. Jetzt gibt es die richtige Lösung, den richti­gen Ansatz: Steuerbegünstigung für nicht entnommene Gewinne, also Gewinne, die im Unternehmen bleiben, um diese zu sichern. Es gibt in Österreich 163 000 gewerbliche Gewinnbetriebe. Insgesamt gibt es 250 000 Betriebe, die meisten davon sind nicht die riesengroßen Konzerne, sondern eben Klein- und Mittelbetriebe. Wie gesagt: 210 000 davon beschäftigten in Österreich im Jahr 2002 bis zu neun Mitarbeiter.

Und jetzt, meine Damen und Herren von der SPÖ, hören Sie gut zu: Wir von der Wirt­schaft sind nicht auf die Straße gegangen und haben gestreikt oder gar mit einer bren­nenden Republik gedroht. Wir haben den guten österreichischen Weg gewählt, ver­handelt und die parlamentarische Diskussion genutzt. Das Ergebnis: Nun ist die 20-Prozent-Regelung weg, nun wird der nicht entnommene Gewinn in jedem Fall mit der Hälfte des durchschnittlichen Einkommensteuersatzes besteuert, mit einer Deckelung von 100 000 €, und die bürokratische Hürde zur Führung eines eigenen Evidenzkontos mit monatlichem Nachweis über das Eigenkapital fällt weg. Etwa 100 000 Un­terneh­mungen werden davon profitieren.

Meine Damen und Herren! Das ist ein klares und deutliches Signal einerseits für den Wirtschaftsstandort Österreich – die Klein- und Mittelbetriebe sind nun einmal das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und sichern Tausende Arbeitsplätze –, ande­rerseits dafür, dass der Parlamentarismus funktioniert und Verhandeln immer noch besser ist als Streiken. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

21.09

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Wattaul. – Bitte den zu berichtigenden Sachverhalt dem tatsächlichen Sachverhalt gegenüberzustellen.

 


21.09

Abgeordneter Anton Wattaul| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Abgeordneter Wim­mer hat behauptet, dass die Regierungsparteien keine Ahnung hätten, wie es Min­destpensionisten mit 700, 800 € monatlich geht.

Ich berichtige tatsächlich, dass es gerade unserer Fraktion ein Anliegen ist, genau die­se Personen sozial gerecht zu behandeln, auch für die Zukunft. (Abg. Dr. Gla­wischnig: Das ist keine tatsächliche Berichtigung!) Wir sind beim Bürger. Es gibt in meiner eigenen Familie ältere Menschen (Abg. Dr. Glawischnig: Lassen Sie sich vom Präsidenten erklären, wie das geht!), die eine Mindestpension beziehen. Ich lasse mir von Ihnen, die unser Sozialsystem an den Rand der Finanzierbarkeit ge­bracht haben, nicht sagen, dass wir keine Ahnung haben. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glo­ckenzeichen.) Vielmehr haben Sie keine Ahnung! (Beifall bei den Freiheitli­chen. – Abg. Dr. Glawischnig: Das war keine tatsächliche Berichtigung! – Abg. Wit­tauer: Das war ein Grenzfall! – Ruf bei der SPÖ: Das war eine Showeinlage!)

21.10

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Das war so weit von einer tatsächlichen Berichtigung entfernt, dass ich gar nichts dazu sage, Herr Abgeordneter.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Eder. – Bitte.

 


21.10

Abgeordneter Kurt Eder| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren Staats­sekretäre! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin direkt froh darüber, dass Sie, Herr Kollege Wattaul, heute noch einmal bestätigt hat, dass Sie eine Ahnung davon haben, wie manche Menschen, manche Familien mit wenig Geld leben können. Sie haben morgen die Gelegenheit, diesen Menschen zu helfen, indem Sie mit uns gegen diese Pensionsreform stimmen. Wenn Sie das tun, dann haben Sie schon sehr viel für diese Menschen getan. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Kollegin Mikesch hat eine sehr erfrischende, flotte Rede gehalten, was die kleinen und mittleren Unternehmen anlangt. Sie hat sich Sor­gen um den Wirtschaftsstandort Österreich gemacht. Dazu darf ich Ihnen schon Fol­gendes sagen: Nicht die Gewerkschaften und nicht die arbeitenden Menschen sind diejenigen, die Probleme schaffen, sondern, und ich darf Ihnen noch einmal die Über­schrift im „WirtschaftsBlatt“ zeigen, Leitl sagt: „Schüssel schädigt den Wirtschafts­standort Österreich“.

Man hätte sich vielleicht vorher überlegen müssen, ob man mit den arbeitenden Men­schen rechtzeitig informativ und konstruktiv verhandelt und spricht. Das hätte sich auch Herr Präsident Leitl gewünscht. Dann wäre der Wirtschaftsstandort Österreich nicht in dieser Form beschädigt worden, wie das derzeit der Fall ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie behaupten immer, dass in bestehende Pensionen nicht eingegriffen wird. (Rufe bei der ÖVP: Ja!) – Ja, in Ordnung. Vor den Wahlen, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben die jetzigen Regierungspar­teien Folgendes plakatiert: Die Mieten werden gesenkt, die Strompreise werden auf Grund der Stromliberalisierung sinken, die Gaspreise werden sinken, es wird keine Pensionskürzungen geben, es wird keine Abfangjäger geben. (Abg. Wattaul: Das ist im Vranitzky-Brief gestanden!) – Darüber können wir gleich reden, Kollege Wattaul.

Der Kollege aus Kärnten hat in Kärnten wörtlich plakatiert: Abfangjäger-Ankauf ge­stoppt! (Zwischenruf des Abg. Wittauer.) Worüber stimmt ihr morgen ab, Kollege Wit­tauer? – Für die Abfangjäger werdet ihr morgen stimmen, nicht dafür, was ihr den Leu­ten vor den Wahlen gesagt habt. (Abg. Wattaul: Aber das mit den Pensionen ist im Vranitzky-Brief gestanden!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man muss immer bei der Wahrheit bleiben; das Wort „Wahrheit“ ist heute ja schon sehr oft strapaziert worden. Bleiben wir bei Punkt 1, beim Senken der Mieten! Plakatiert von der FPÖ. An große Plakate „Mieten senken!“ kann ich mich erinnern, als es noch die alte Regierung in der SP/VP-Koalition gab. (Abg. Neudeck: Wenn ihr die Kanalgebühren erhöht!) Was liest man heute, Herr Immobilienmakler, in Immobilienzeitungen? Man liest: Aufwärtstrend der Mieten reißt nicht ab.

Man liest weiter, von Experten ausgeführt, die Wohnungsmieten seien im März 2003 um 7 Prozent teurer geworden. (Abg. Wittauer: In Wien!) Die Inflationsrate lag bei 1,8 Prozent, aber steigende Mieten treiben die Inflationsrate natürlich exorbitant in die Höhe. – Das heißt, ein zentrales Wahlversprechen wurde eindeutig gebrochen, meine Damen und Herren! (Abg. Wittauer: In Wien! Bei uns in Tirol ist das Gegenteil der Fall!)

Nächster Punkt: Strompreise senken! Die Strompreise werden gesenkt, wenn die Libe­ralisierung kommt, hat Herr Minister Bartenstein, der in letzter Zeit mit Humanic etwas Probleme hatte, gesagt. Was ist die Realität? – Es wird noch eine Energieabgabe auf die Strompreise draufgesetzt! (Abg. Wattaul: Aber von den Wienern!) Eine Energieab­gabe österreichweit, Kollege Wattaul, da hat man dich wieder schlecht aufgeklärt. Du müsstest ein bisschen besser zuhören, wenn euch die ÖVP am Schmäh hält. (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP hält euch tatsächlich am Schmäh, denn ich habe immer wieder den Eindruck, dass ihr wirklich nicht genau wisst, wo ihr morgen überall zustimmen werdet. Ihr solltet euch wirklich noch einmal informieren. Ich biete euch an, dass euch Experten von un­serer Seite die Dinge in den Eckpunkten noch einmal erklären. Das ist eine komplizier­te Materie.

Ich habe heute drei Mal eure Sozialexperten gefragt: Wird das, was heute in der Früh und den ganzen Tag über im Radio in den Nachrichten gesagt wird, nämlich dass man mit 45 einbezahlten Arbeitsjahren ohne Kürzung in Pension gehen kann, auch tat­sächlich beschlossen? – Beide, sowohl Kollege Dolinschek als auch sein Kollege, sind zur Tür hinausgelaufen und haben gesagt: Das wissen wir noch nicht genau, wir gehen schon wieder verhandeln.

Freunde, seid stark, gebt nicht nach, es wird schon gut gehen! – So ungefähr läuft das alles. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir sind wirklich bemüht, euch in diesen heiklen Fragen zu unterstützen, damit die Menschen auch in Zukunft ihre Mieten, ihre Strompreise, auch die anderen teuren Din­ge, die auf sie zukommen – jetzt rede ich noch gar nicht vom Gesundheitssystem, das auch in Frage gestellt wird –, weiterhin bezahlen können. Bleibt bei eurer Linie, tretet ein für den „kleinen Mann“, haltet euch an das, was euer alter Parteiobmann hier von diesem Pult aus jahrelang gepredigt hat! Wenn ihr euch morgen nur ein bisschen dar­an haltet, dann könnt ihr dem allem nicht zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.15

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Zweite Wortmeldung in dieser Debatte. – Bitte. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch – auf dem Weg zum Rednerpult –: Wieso zweite?)

 


21.15

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch| (Freiheitliche): Die erste habe ich versäumt, glaube ich. (Abg. Neudeck: Nein, die ist zurückgezogen worden!)

Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Herr Kollege Eder hat mein ganzes Konzept durcheinander gebracht. Darin hätte ich derart viel stehen, was die Roten für einen Blödsinn geredet haben, aber Sie, Herr Kollege Eder, haben alles in den Schatten gestellt.

Angefangen hat es mit Herrn Kollegem Krainer. Er hat hier am Rednerpult massive Pensionskürzungen bei den bestehenden Pensionen eingefordert. – Gratuliere!

Der Zweite ist Herr Kollege Posch – er ist momentan auch nicht im Saal, zumindest sehe ich ihn nicht. Es hat ein Highlight in seiner gesamten Rede gegeben, nämlich: dass er der einzige SPÖ-Abgeordnete war, während dessen Rede kein SPÖ-Abge­ordneter geklatscht hat. – Gratuliere!

Dritte im Reigen ist Frau Kollegin Trunk – sie ist jetzt wieder da. Frau Kollegin Trunk, ich muss Ihnen ehrlich sagen, Sie sind Ihrem Ruf, den Sie in Kärnten haben, heute wieder einmal voll gerecht worden. (Abg. Mag. Trunk: Ich bin eben glaubwürdig!) Sie brauchen die Finger zum Zählen, und wenn Sie nicht die FPÖ, namentlich unseren Landeshauptmann oder meine Wenigkeit, erwähnen würden, dann würden Ihre Aus­sagen in dem Nirwana der Bedeutungslosigkeit verschwinden, ohne dass das jemand merken würde. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Frau Kollegin! Ich bin wirklich froh darüber, dass Ihr Herr Klubobmann Sie immer erst so spät zu Wort kommen lässt, denn es ist für Kärnten gut, wenn nicht mehr so viele Leute hören, was Sie sagen. (Abg. Broukal: Aber immer noch vor Ihnen, Herr Scheuch!) – Herr Broukal, wer schreit, hat nicht unbedingt Recht, deswegen sind Sie schon beim Fernsehen nicht weiter gekommen. (Abg. Broukal: Sie reden immer so laut!)

Als 83. Redner tut man sich schon schwer. Ich bin heute hierher ans Rednerpult getre­ten, um noch einmal meine Meinung – und jetzt komme ich auch auf einen sachlichen Teil zu sprechen, denn man sollte auch eine Botschaft rüberbringen (Abg. Dr. Gla­wischnig: Ja, bitte!); natürlich, Frau Kollegin Glawischnig, extra für Sie zurück­be­halten – zu den Politikerprivilegien kundzutun.

Ich hatte schon vor ein paar Tagen die Ehre, zu diesem Thema zu reden, geschätzte Damen und Herren, und ich möchte heute noch einmal über dieses Thema reden, weil es mir – und darauf lege ich echt Wert – ein Anliegen ist, dass sich da etwas verändert. Ich muss an dieser Stelle Kritik nach links und nach rechts aussprechen. Sowohl die SPÖ als auch die ÖVP haben jahrzehntelang keine Bewegung vonstatten gebracht. (Abg. Dr. Glawischnig: Stimmt!) Jahrzehntelang haben sie sich auf Kosten des Staa­tes bereichert. Aber das hat ein Ende, denn es gibt die FPÖ! (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Kollege Eder! Sie haben meinen Kärntner Landeshauptmann angesprochen, den Bärentaler, der hier von dieser Stelle aus immer für den „kleinen Mann“ gekämpft hat. Ich kann Ihnen garantieren, ich bin zwar ein bisschen größer als er, aber ansonsten voll seiner Meinung. Sie werden sehen, wir werden uns dafür einsetzen, dass diese Privilegien abgebaut werden.

Wir haben immerhin durchgesetzt, 15 Prozent Solidarbeitrag einzuführen. Wir haben durchgesetzt: keinen Doppelbezug mehr in Zukunft für Politiker. Wir haben durchge­setzt: Angleichung des Pensionsantrittsalters.

Meine geschätzten Damen und Herren! Auch wir hätten gerne noch mehr erreicht, kei­ne Frage. Sie müssten halt einmal mitgehen mit uns. Auch wir haben über eine Nulllö­sung verhandelt, auch wir sind der Meinung, dass man hier noch mehr machen kann. Aber wir als Freiheitliche Partei mit 10 Prozent Wählerbeteiligung, mit der wir ausges­tattet wurden, haben es zumindest geschafft, beinahe 100 Prozent jener Themen durchzusetzen, die uns ein Anliegen sind. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Geschätzte Damen und Herren! Ich fordere Sie an dieser Stelle wirklich auf: Geben Sie sich einmal einen Ruck und stimmen Sie zumindest diesem Privilegienabbau zu! Set­zen Sie damit ein Signal einer neuen Politik! Setzen Sie damit auch einmal ein Signal in diesem Haus, das die Bürger von uns erwarten, denn – seien wir uns ehrlich – die diesbezügliche Erwartungshaltung ist hoch, und ich glaube, die Bürger haben auch ein Anrecht darauf, dass diese Erwartungshaltung erfüllt wird.

Daher richte ich noch einmal meine inständige Bitte an Sie: Stimmen Sie zu (Abg. Mag. Wurm: ... wenn es um die Frauenpensionen geht!) – und Sie werden ruhig schla­fen!

Abschließend sei es mir noch erlaubt, einige Worte zu diesen „acht Rebellen“ zu spre­chen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig.) – Ich warte, bis Sie sich niedergesetzt haben, Frau Kollegin, dann geht es los. (Abg. Dr. Glawischnig: Wie ist das? Stimmen sie jetzt dagegen oder nicht?)

„Acht Rebellen in der FPÖ ...“, so titelten diverse Zeitungen. – Also ich muss ehrlich sagen, wir könnten uns nur wünschen, dass es viele solcher Rebellen auch bei der ÖVP und bei der SPÖ gäbe, denn eines ist klar: Diese acht Rebellen und Rebellin­nen – damit wir auch den Anforderungen der Grünen in Bezug auf die Frauen gerecht werden –, aber auch alle anderen freiheitlichen Abgeordneten und Abgeordnetinnen – ich hoffe, das hat jetzt gestimmt (Abg. Dr. Lichtenberger: Nein, so geht das nicht!) – sind ein Garant dafür, dass wir ganz genau darauf achten werden, was hier passiert.

Wir werden bis zur letzten Stunde verhandeln, wir werden uns bis zum Schluss dafür einsetzen, dass diese Reform ihren Namen auch verdient. Wir werden uns bis zum Schluss dafür einsetzen, dass hier eine vernünftige, faire und gerechte Reform zustan­de kommt!

Wir werden im Gegensatz zur SPÖ mit ihrer Polemik und im Gegensatz zu den Grünen mit ihrer Gleichgültigkeit (ironische Heiterkeit der Abg. Dr. Glawischnig) am Ende die Zustimmung zu dieser Reform geben, wenn sie in Ordnung ist. Und wenn nicht, dann werden wir uns in den nächsten Wochen bei weiteren Verhandlungen wieder sehen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.21

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Marizzi. – Bitte.

 


21.21

Abgeordneter Peter Marizzi| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich will jetzt nicht sehr auf die Ausführungen des Kollegen Scheuch eingehen, aber anscheinend hat er die morgige „Kronen Zeitung“ noch nicht gelesen. Darin heißt es nämlich: „Donnergrollen aus dem Bärental“, und da sagt sein Landeshauptmann: Man soll über die Abgeordneten nicht drüberfahren. (Abg. Wittau­er: Es fährt eh keiner drüber!) – Punkt eins.

Zweitens sagt er: Ohne Harmonisierung zählt diese Pensionsreform nichts. – Also das, was auch wir immer sagen. (Abg. Wittauer: Dann müsst ihr zustimmen!)

Und drittens sagt er: Was mir besonders wichtig ist (Abg. Wittauer: Dann müsst ihr zustimmen bei der Harmonisierung!) – Sie können sich ja dann selbst zu Wort melden! (Abg. Wittauer: Nein, ich hab’ keine Redezeit mehr! Ich kann nur da ein bisschen plaudern!) –, ist, dass die Hackler-Regelung durchgeführt wird.

Jetzt bin ich neugierig, Herr Kollege Scheuch, wie morgen Ihr Stimmverhalten bei der Hackler-Regelung sein wird!

Aber jetzt zu etwas anderem (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Vielleicht reden wir über Waf­fengeschäfte, ein bisschen! – Ruf bei den Freiheitlichen: Über das könnten wir reden!):

Herr Staatssekretär! Sie haben doch bestimmt am Samstag den „Standard“ gelesen. Darin hieß es: „Pensionsangst: ‚Größtes Konjunkturrisiko’“. Das Gallup-Institut hat eine Umfrage gemacht, die ergab, dass ungefähr 38 Prozent der Menschen – weil sich die­se Pensionsreform natürlich monetär auswirkt, und ich werde dann die Zahlen nen­nen – „angstsparen“ werden. Sie werden also jetzt sparen, und daher wird es so sein (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz – Staatssekretär Morak: Wie viele Befragte?) – und das Gallup-Institut und auch die Wirtschaftsforscher beschreiben das (Abg. Wattaul – zu dem den auf der Regierungsbank sitzenden Staatssekretären Dr. Finz und Morak zugewandten Redner –: Geh, Herr Marizzi, red’ mit uns!) –, dass die Auswirkung der Pensionsangst auf das Wirtschaftswachstum das größte Konjunk­turrisiko ist.

Wenn man schon nicht gerne von den Menschen redet, von denen Kollege Wimmer gesprochen hat, vom Bauarbeiter, vom Stahlarbeiter, vom Schlosser, von der Friseurin (Abg. Wittauer: Von der Landwirtschaft!), so muss man doch sagen, dass mit dieser Pensionsreform bis zum Jahr 2006 in dieser Legislaturperiode 777 Millionen € einge­spart werden!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man muss das mit aller Deutlichkeit sagen: Das sind zwar 777 Millionen € (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz), aber dieses Geld wird den Menschen weggenommen! Hinter den 777 Millionen € stehen Menschen, die diese Euro nicht mehr bekommen! (Neuerliche Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz.) Das hat die Regierung verheimlicht, sehr geehrter Herr Staatssekretär! (Neuerliche Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz.) – Das ist nicht falsch, Herr Staatssekretär! Das sind Ihre Zahlen, nämlich jene von Bundesmi­nister Bartenstein! Ich gebe sie Ihnen, dann können Sie es nachlesen. (Der Redner überreicht Staatssekretär Dr. Finz ein Schriftstück.)

Und was die „nette“ zweite Säule betrifft, von der Charly Blecha gesagt hat, sie ist in Wirklichkeit nur ein Staberl (Abg. Wattaul: Ist der Charly Blecha der Bonze, der ...?), so schauen Sie sich das doch bitte an, Herr Kollege Wattaul, wenn Sie rechnen kön­nen: Ein Mindestzinssatz von 1,5 Prozent jährlich ist innerhalb von fünf Jahren nicht mehr gewährleistet! Das ist ja ein Scherz! (Abg. Wattaul: Wie viel Pension hat der Charly Blecha?) Jedes Sparbuch hat mehr Zinsertrag!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie werden sich noch wundern (Abg. Wit­tauer: Wo denn?), wenn Sie von der FPÖ dieses Pensionssystem mitbeschließen! Dann werden Sie sehen, dass Sie nicht mehr 8 Prozent, sondern nur mehr 5 Prozent haben und in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr hier herinnen sitzen werden! (Abg. Wattaul: ...! Du kannst nicht rechnen! 8 Prozent stimmt sicher nicht! Du kennst dich nicht aus bei Zahlen! 8 Prozent stimmt nicht!) Der Einzige, der das bei euch er­kennt, ist der Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider.

Ich bin neugierig, wie sich morgen Ihr Stimmverhalten darstellt! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

21.25

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gaál. – Bitte. (Rufe bei der ÖVP – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Gaál –: Der „Abfangjäger-Toni“! – „Abfangjäger, die Vierte“!)

 


21.25

Abgeordneter Anton Gaál| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Staatssekretäre! Ge­schätzte Damen und Herren! Sie haben heute sehr viel über die Luftraumüberwachung gesprochen. Sie haben sie eingefordert, meine Damen und Herren von der ÖVP. In diesem Zusammenhang darf ich Ihnen aber schon eines vorhalten: Sie waren zu kei­nem Zeitpunkt der vergangenen Monate bereit, ausführlich und umfassend über die Luftraumüberwachung zu diskutieren. (Abg. Murauer: Öha!) Für Sie stand von Anfang an fest, Kollege Murauer, dass es ausschließlich diesen Eurofighter-Kauf geben muss. Dieser Eurofighter-Deal stand auf der politischen Tagesordnung. Das bestätigt die Chronologie der Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre. (Abg. Wittauer: Da haben Sie mitgestimmt! ... mitbeschlossen!)

Ich darf daran erinnern, Kollege Murauer: Unser Vorschlag war es immer, zunächst über die sicherheitspolitischen Veränderungen in diesem Europa zu diskutieren. Wir beraten ja eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Uns geht es um eine neue europäische Sicherheitsarchitektur. Wir sind dabei, eine Sicherheits- und Friedensuni­on aufzubauen. Wir haben daher gesagt, man sollte abklären: Wie geht es konkret sicherheitspolitisch in diesem Europa weiter? (Abg. Wittauer: Die anderen in Euro­pa ..., und wir bringen überhaupt keinen Beitrag?)

Der ehemalige deutsche CDU-Verteidigungsminister Rühespricht von einer ungeordne­ten Luftraumüberwachung. Er fordert mehr Miteinander, er fordert die Gemeinsamkei­ten ein, es wird die Aufgabenteilung diskutiert. Aber Sie haben sich ohne Wenn und Aber, ohne die Entwicklung in Europa abzuwarten, für diesen Eurofighter-Deal ent­schieden. (Abg. Wittauer: Herr Abgeordneter Gaál! In dieser Sache haben Sie so was von die Meinung geändert!)

Drüberfahren und Abkassieren!, das ist auch hier Ihre Devise. Aber das bitte nicht mit uns, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Finanzminister Grasser hat das heute hier alles als Verkaufserfolg dargestellt. Ja bitte, was wurde denn in den Verhandlungen erreicht? – Der Preis wurde erhöht, die Lieferung erfolgt drei Jahre später, eine Zwischenlösung wurde notwendig, der Flieger­horst wird stillgelegt werden, die Flugzeuge können nur 100 Stunden pro Jahr im Ein­satz sein, obwohl mit dem Rechnungshof 180 Stunden vereinbart wurden, die dieser auch zustimmend zur Kenntnis genommen hat. Es gibt gravierende Änderungen in den Ausschreibungsbedingungen, die Anzahl der Flugzeuge wurde von 24 auf 18 reduziert. Weiters gibt es eine Veränderung des Lieferplans, die eben die teure Zwischenlösung notwendig macht, und vieles andere mehr.

Es geht hier also um wesentliche Veränderungen, meine Damen und Herren, die zu Recht eine Neuausschreibung erforderlich machen. Daher verlangt Präsident Prinz­horn, der in diesem Zusammenhang von einer Wählertäuschung durch die ÖVP spricht, zu Recht eine Neuausschreibung. Sie ist verpflichtend vorgeschrieben, und es ist jeder gut beraten, das auch zur Kenntnis zu nehmen.

Es gibt Unstimmigkeiten im Preis: Es wird dazugerechnet, es wird abgezogen, einmal mit Finanzierungskosten, dann sind die Betriebs- und Wartungskosten mit dabei, dann sind sie wieder weggerechnet. Das Pflichtenheft wurde nachträglich zu Gunsten von EADS geändert, meine Damen und Herren, weil die darin enthaltenen Bedingungen unerfüllbar sind.

Es wird also leichtfertig und fahrlässig mit Steuergeldern umgegangen. Diese Ein­kaufspolitik ist unverantwortlich und findet nicht unsere Zustimmung! (Beifall und Bra­voruf bei der SPÖ. – Abg. Dr. Mitterlehner: Was war da jetzt neu von den Eurofigh­tern, Gaál?)

21.29

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt als Nächste Frau Abgeordnete Hagen­hofer. – Bitte.

 


21.30

Abgeordnete Marianne Hagenhofer| (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Kollege Ikrath hat gemeint: Wir stellen sicher, dass in der kapitalgedeckten Pensionsvorsorge kein Verlust eintritt. – Ich möchte Kollegem Ikrath die Kritik der Nationalbank im Zusammenhang mit der geförderten Pensionsvor­sorge entgegenhalten. Die Nationalbank sagt in ihrem Finanzmarktstabilitätsbericht, dass der Absturz der Aktien und die daraus resultierende schlechte Performance von Pensionskassen et cetera die privaten Haushalte in den vergangenen drei Jah­ren 7 Milliarden € gekostet hat. – So weit, so gut und so schlecht, Herr Kollege Ikrath, wenn Sie sich als Banker hier herstellen und sagen, es gebe keine Verluste in der kapi­talgedeckten Pensionsvorsorge! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Mitterlehner: Das ist der Paradigmenwechsel!)

Es ist der Paradigmenwechsel, ganz genau. Den wollten Sie, und den werden Sie auch zusammenbringen – außer die FPÖ, die da sozusagen rebelliert, besinnt sich morgen ihrer Rebellion und stimmt gegen dieses Budgetbegleitgesetz und gegen diesen Para­digmenwechsel, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Reheis: Die­sen Mut werden sie nicht haben!)

Eine Zeitung titelt morgen: „Dieser Mittwoch kommt uns teuer.“ – Ich sage: Nicht nur wegen der Pensionsreform, die, gedeckelt, gedämpft und abgefedert, trotzdem pro Pensionisten, der ab 2004 in Pension geht, minus 10 bis minus 12 Prozent bei der Pension im Monat kostet. Dieser Mittwoch kommt uns auch insofern teuer, als 18 Abfangjäger jetzt mehr kosten als vorher 24. (Staatssekretär Dr. Finz: Das stimmt nicht!) – Das stimmt genau, Herr Staatssekretär!

Aber ich habe noch die Gegengeschäfte zu erwähnen vergessen: Die teuersten Ab­fangjäger, so die Logik der Regierung, bringen natürlich auch die meisten Gegenge­schäfte. Nicht ich, aber Werner Beninger stellt in einem Leitartikel in der „Presse“ vom 20. Mai die Frage:

„Warum kauft Österreich nicht 100, 200 und gar 1000 Flugzeuge – und ist dank dieses Bombengeschäftes seine Budgetsorgen schlagartig los?“

Ich bin auch seiner Meinung: Warum macht Österreich beziehungsweise die österrei­chische Regierung das nicht? – Weil es ein Schmäh ist, und weil es uns Geld kostet!

Eine Sache, die an und für sich, wäre sie nicht im Budgetbegleitgesetz verpackt, durchaus mit der SPÖ auch gut ausverhandelt werden könnte, ist die Digitalisierung des Fernsehens, und zwar die Änderung des Privatfernsehgesetzes. Ich bringe inso­fern Kritik an, als beim Digitalisierungsfonds, der jährlich mit 7,5 Millionen € – unter anderem aus den Rundfunk- und Fernsehgebühren – bestückt wird, nicht festgeschrie­ben ist, wie lange im Falle der Digitalisierung die Gelder tatsächlich für die Digitalisie­rung zweckgebunden sind.

Was für die Haushalte in Österreich auch schwierig wird: 60 Prozent der Haushalte werden auf Grund der Digitalisierung ihre Fernsehgeräte austauschen müssen. In die­sem Zusammenhang ist zu kritisieren, dass bislang keine Information darüber erfolgte, dass der Versuch bereits läuft, dass der Versuch um ein Jahr verlängert werden kann. Und was die Förderung der Endgeräte betrifft, so ist die diesbezügliche Bestimmung eine Kann-Bestimmung, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von den Regierungspar­teien! Es kann doch nicht sein, dass es für die Pensionisten von einer Kann-Bestimmung – entweder kann ich eine Förderung bekommen oder nicht – abhängig gemacht wird, ob sie, wenn der Switch-over, also das Umschalten auf das digitale Fernsehen kommt, noch Fernsehen können oder ob sie gezwungen sind, auf das Fernsehen zu verzichten, weil sie sich die neuen Geräte nicht leisten können.

Meine Damen und Herren! Das wäre von der ÖVP mit uns in einem eigenen Gesetz auszudiskutieren, und wir würden dem zustimmen. Sie machen das aber nicht, son­dern Sie verpacken das im Budgetbegleitgesetz – eine wesentliche Maßnahme, die 60 Prozent der Haushalte trifft, wobei keiner noch weiß, wo es langgeht. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.34

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Kummerer. – Bitte.

 


21.35

Abgeordneter Dipl.-Ing. Werner Kummerer| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Auch ich möchte mich mit diesem unseli­gen Artikel 69 des vorliegenden Gesetzes beschäftigen, mit dem – wie es so schön heißt – „Nachkauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen“. (Abg. Dr. Mitterlehner: Na, hör auf! Das ist ja fad!)

Im Ausschuss hat uns Kollege Amon schon erklärt, dieser Kauf sei überhaupt nicht budgetwirksam. Die Antwort auf die Frage, warum er dann eigentlich in diesem Bud­getbegleitgesetz enthalten ist, ist er uns schuldig geblieben – genauso, wie man uns bei dieser jetzt schon stunden-, ja wochenlangen Diskussion sehr viele Antworten schuldig geblieben ist.

Die Ausschusssitzungen waren zwar mühselig, aber hochinteressant, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien. Wochenlang wurde das Thema diskutiert, ob die Lieferfristen für den Eurofighter eigentlich Soll-Kriterien oder Muss-Kriterien sind. Irgendwann einmal bei der letzten Ausschusssitzung machte sich der Herr Verteidi­gungsminister die Mühe und sah nach – nach wochenlanger Diskussion sah er nach! –­, und was gab er dann dem Ausschuss kund? – Weder noch: Es sind weder Soll-Be­stimmungen noch Muss-Bestimmungen. – Nach wochenlanger Diskussion kommt der Verteidigungsminister zu solch einer großartigen Erkenntnis!

Es gibt Gutachten: Sie sind unter Verschluss. – Warum, Herr Klubobmann? Warum sind diese Gutachten unter Verschluss? Wäre es nicht einfach gewesen, wenn man eine ehrliche Diskussion führen will, dem Ausschuss, der Opposition auch die Aus­schreibungsunterlagen zur Verfügung zu stellen, damit wir wissen und selbst beurteilen können, was Soll und was Muss ist?

Nun noch einige Anmerkungen zu Aussagen, die aus Ihren Reihen kommen: Was weiß Herr Prinzhorn, der bekanntlich in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle spielt, wenn er meint, dass die Regierung zur Neuausschreibung verpflichtet wäre, weil damit Ein­sparungen bis zu 1 Milliarde € möglich wären?

Was weiß Kollege Wattaul – jetzt ist er mir leider abhanden gekommen –, der hier sagt, er müsse sich das Ausschreibungsverfahren nochmals genau anschauen, es einer Prüfung unterziehen (Abg. Neudeck: Das hat eh der Rechnungshof schon getan! Das hat der Rechnungshof schon geprüft!), und er gehe davon aus, dass sich alles aufklä­ren wird? Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! Was muss sich alles aufklären? Was weiß Herr Wattaul da? – Das soll er gefälligst auch uns sagen.

Es ist sehr viel über die Beschaffungen der letzten Zeit diskutiert worden. Drei Beispie­le (Abg. Dr. Mitterlehner: Nein, nicht! Eines nur!): Thomson, Black Hawk und jetzt der Eurofighter. Eines haben diese drei Beispiele gemeinsam: Ihnen, meine Damen und Herren von der ÖVP – Sie waren hiebei federführend –, ist es bei drei Systemen ge­lungen, immer das teuerste zu kaufen. Bei Thomson hat Schüssel entschieden. Bei Black Hawk hat Fasslabend nach langer, langer Zeit entschieden. Edlinger hat 500 Mil­lionen sofort zur Verfügung gestellt; diese wurden nicht abgeholt, bis die Ent­scheidung für das teuerste Modell, den Black Hawk, getroffen wurde. Jetzt geschieht im Zusam­menhang mit dem Eurofighter wieder das Gleiche.

Wir können uns diesen Luxus nicht leisten – Sie wollen ihn sich leisten. Und damit sind wir bei der Pensionsreform: bei der Pensionsreform, die wir uns sehr wohl leisten kön­nen. Diese hingegen wollen Sie sich nicht leisten, sondern Sie kürzen bis zum Uner­träglichen! (Beifall bei der SPÖ.)

21.38

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Pfeffer. Alle angegebenen Redezeiten sind freiwillige Redezeitbeschränkungen. – Bitte, Frau Ab­geordnete. (Abg. Neudeck: Jetzt kommt Pfeffer in die Sache!)

 


21.39

Abgeordnete Katharina Pfeffer| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Staatssekretä­re! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Republik Österreich, sprich unsere Bundesregierung, wird für den Kauf von 18 Abfangjägern 1,169 Milliarden € bezahlen müssen, beziehungsweise dieser Betrag und noch mehr muss einmal aufgebracht werden! Aber wie kommt man zu diesem immensen Geldbetrag? – Ganz einfach: Man startet eine Geldbeschaffungsaktion, indem man eine „Pensionssicherungsreform“, wie Sie sie nennen, beschließt.

Bei dieser Pensionsverunsicherungsreform, wie wir sie nennen, wird die Bevölkerung zur Kasse gebeten, und so ist die Finanzierung dieser teuren Kampfjets gesichert! (Beifall bei der SPÖ.)

In der Debatte im Budgetausschuss habe ich den Finanzminister höflich darum er­sucht, mir eine Aufstellung über den Anschaffungspreis und die Betriebskosten des Eurofighter-Typhoon, des Gripen und der F 16 zukommen zu lassen. Ich hätte nämlich gerne einen Preisvergleich zwischen diesen drei Fluggeräten. (Abg. Neudeck: Ich ha­be geglaubt, Sie wollen auch einen kaufen!) Der Finanzminister hat mein Ersuchen völlig ignoriert, von einer Beantwortung war schon überhaupt keine Rede mehr. (Zwi­schenruf der Abg. Silhavy.) Und noch bevor ich meine Anfrage wiederholen konnte, hat der Finanzminister den Ausschuss verlassen. Das dürfte eine Krankheit von ihm sein, denn auch heute hat er fluchtartig den Plenarsaal verlassen.

Staatsekretär Finz, der die Stellung halten musste – und auch heute wieder ausharrt – (demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der ÖVP), meinte, im Ministerium gäbe es keine derartige Aufstellung. – Herr Staatssekretär, natürlich hätte man sich einer klei­nen Fleißaufgabe unterziehen müssen, aber leider waren Sie entweder nicht dazu im­stande, oder, wie ich glaube, es war Ihnen mein Ersuchen egal. (Abg. Neudeck: Nein, das glaube ich nicht! Sie machen das so nett!)

Vieles sind Sie uns schuldig geblieben! Und Sie müssen sich den Vorwurf gefallen las­sen, dass Sie beim Ankauf dieser teuren Kampfjets nicht an einer kostengünstigen Lösung interessiert waren. Wichtig war Ihnen vielmehr, dass EADS den Zuschlag er­hält. Meine Damen und Herren! Man wird den Eindruck nicht los, dass mit unseren Steuergeldern fahrlässig umgegangen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Außerdem musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass der Umgang mit den Op­positionsparteien im Ausschuss zu wünschen übrig lässt. Der Umgang mit uns war unhöflich, zum Teil wurden unsere Fragen brutal abgestellt. Eine politische Unkultur hat hier Einzug gehalten, und der Ausschussvorsitzende hat dabei mitgespielt.

Meine Damen und Herren! Die Mehrheit unserer Bevölkerung steht dem Ankauf dieser sündteuren Kampfflugzeuge ablehnend gegenüber. 413 984 Menschen haben die SPÖ-Bürgerinitiative für eine gerechte Pensionsreform und zur Abhaltung einer Volks­abstimmung unterschrieben. Auch das ist ein sichtbares Zeichen und sollte uns zum Nachdenken und zum Handeln anregen. Wir von der SPÖ bedanken uns für diese Unterschriften! (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Schluss darf ich die Damen und Herren von den Regierungsparteien noch darauf hinweisen, dass in der morgigen Ausgabe der „Kronen Zeitung“ ein Leserbrief Ihres Kollegen John Gudenus steht, in dem er meint – ich zitiere –:

„Für die österreichische Sozialpolitik ist die teuerste Anschaffung sicherlich eine Provo­kation.“ – Zitatende.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! (Beifall bei der SPÖ.)

21.43

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Parnigoni. Ich erteile ihm das Wort.

 


21.43

Abgeordneter Rudolf Parnigoni| (SPÖ): Hohes Haus! „Dieser Mittwoch kommt uns teuer“ – wie wahr! – schreibt Dieter Kindermann, so titelt die „Kronen Zeitung“.

Meine Damen und Herren! In vier Punkten ist das auch ganz einfach erklärt. Wenn Kindermann schreibt: „Das Budgetbegleitgesetz ist eine Art Trojanisches Pferd“ mit „massiven Belastungen“, dann hat er Recht. Denn: Was ist das Trojanische Pferd? (Abg. Lentsch: Wir wissen es!) – Das war etwas, mit dem man durch List, durch Kriegslist die Betroffenen getäuscht hat. (Abg. Großruck: Wessen Idee war das?) Und genauso gehen Sie bei dieser Pensionsreform, bei diesen Budgetbegleitgesetzen, bei diesen Belastungen vor: Sie täuschen die Menschen! Sie gehen mit List vor und wollen die Menschen in Wirklichkeit nur täuschen, ihnen Sand in die Augen streuen und sie davon ablenken, welche Belastungen auf sie zukommen. Und diese Belastungswelle wird bis zum Jahr 2007 über 2 Milliarden € ausmachen.

Zum Zweiten: Bei der Pensionsreform kürzen Sie die erste Säule massiv, indem Sie Maßnahmen setzen, die dazu führen, dass man in Zukunft statt 14 Pensionszahlungen pro Jahr in Wirklichkeit nur mehr zwölfeinhalb bekommt. Das ist die Wahrheit!

Meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, zum Dritten: Sie beschließen morgen den Kauf von 18 Abfangjägern um etwa 2 Milliarden €. In der „Kronen Zeitung“ schreibt Kindermann dazu, dass Sie damit einen Beschaffungsvorgang auslösen, „obwohl der Rechnungshofbericht darüber noch gar nicht vorliegt“. (Abg. Mag. Molterer: Was wür­den Sie reden, wenn der Kindermann nicht schreiben würde!?)

Herr Klubobmann Molterer! Es ist ja so, dass es viele in der Koalition gibt, die das auch so sehen, Prinzhorn ist ja heute schon zitiert worden. (Abg. Neudeck: Mehrmals!) Wenn Prinzhorn sagt, der Entscheidungsprozess müsse jedenfalls transparent gestal­tet werden, anstatt die Typenwahl durch politischen Druck herbeizuführen, dann, meine Damen und Herren, muss man sich schon fragen: Was geht in dieser Koalition eigent­lich vor? – Da wird politischer Druck ausgeübt, sagt der Dritte Nationalratspräsident. Wie ist das zu interpretieren?

Wenn ich dann, viertens lese, dass, um wieder Kindermann zu zitieren, „hinter den Kulissen“ (Abg. Neudeck: Ist das Ihr Mitarbeiter, der Kindermann?) – ja, Herr Kollege Neudeck! (Abg. Mag. Molterer: Das werden wir ihm sagen, der wird keine Freude ha­ben!) –, dass „hinter den Kulissen“ „die koalitionsinternen Rebellen massiert, geknetet und geködert“ werden (Abg. Neudeck: Ist das Ihr parlamentarischer Mitarbeiter, der Kindermann?), dann, meine Damen und Herren, Hohes Haus, stellt sich die Frage: Was bedeutet das? (Abg. Dr. Stummvoll: Das müssen Sie den Kindermann fragen!) Was geht in dieser Koalition vor?

Da werden die Abgeordneten „massiert“ – dagegen ist ja nichts einzuwenden; das ist eine gesundheitspolitische Maßnahme und ich kann mir vorstellen, dass man bei die­sem Regierungsstil hie und da eine Massage braucht –, „geknetet“ – das geht ja auch noch –, aber „geködert“? – Kollege Stummvoll, womit werden diese Abgeordneten ge­ködert? Das ist wirklich etwas, was mich sehr interessiert. Und das lässt auch darauf schließen, dass es in dieser Koalition Vorgänge gibt, die für viele Menschen noch nicht offenkundig sind.

Aber eines ist eindeutig und klar, und daher, Kollege Neudeck, sollten die Abgeordne­ten der FPÖ wirklich sehr vorsichtig sein und aufpassen, denn ... (Abg. Neudeck: Ich bin immer vorsichtig!) – Nein, Kollege Neudeck! Lesen Sie zur Abwechslung auch den morgigen „Kurier“, dort heißt es unter anderem ... (Abg. Neudeck: Da wird aber der Kindermann jetzt böse sein!) – Nein, nein! Glauben Sie mir, hören Sie kurz zu!

Ich zitiere: „Es zeichnete sich aber ab, dass die Änderungen nicht der große Wurf wer­den“, nämlich die Änderungen, die die so genannten Rebellen glauben, durchsetzen zu können. „,Das wird marginal, damit sich die FPÖ ein Federl auf den Hut stecken kann‘, berichtete ein VP-Mandatar.“ – Zitatende. (Abg. Lentsch: Das ist erstunken und erlo­gen!)

Und genau das ist der Punkt, Hohes Haus! Sie von der Freiheitlichen Partei spielen hier der Bevölkerung eine Show vor! Sie inszenieren den Auftritt von Rebellen, Sie lassen hier ein Kasperltheater ablaufen – und dann sagt die ÖVP: Ist eh nur alles dazu, damit sie sich ein Federl auf den Hut stecken können.

Genau das ist es, was Sie von der FPÖ sind: ein Federl am Hut der ÖVP! (Beifall bei der SPÖ.)

21.48

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Prähauser. – Bitte.

 


21.48

Abgeordneter Stefan Prähauser| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Staatssekretä­re! Hohes Haus! Ich möchte mich zu Beginn meiner Ausführungen bei der freiheitlichen Fraktion entschuldigen. (Abg. Neudeck: Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen!) Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass wir eine Gruppe innerhalb ihrer Fraktion bis­her – so wie die Medien auch – fälschlicherweise als „Rebellen“ bezeichnet haben. Das möchte ich für meine Fraktion zurücknehmen. (Abg. Neudeck: Brauchen Sie dazu einen Mehrheitsbeschluss?) Ich halte sie eher für zahnlose Papiertiger. Anders kann man dieses Schauspiel, das hier geboten wird, nicht bezeichnen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Herr Kollege Mainoni! Du weißt, dass wir an sich eine sehr gute Basis haben, miteinander zu reden. Daher habe ich dir heute noch einen Brief geschrieben und dir so wie deinen ÖVP-Kollegen Steindl, Eßl, Böhm und Haubner noch einmal genau vor Augen geführt, was die Probleme bei diesen Maßnahmen sind, die in den nächsten Tagen beschlossen werden sollen. Ich bitte dich noch einmal in­ständig, aus Salzburger Sicht, das noch einmal durchzugehen, vielleicht doch noch einzulenken und dir vielleicht doch noch das Prädikat des Rebellen zu sichern.

Wir haben, als wir nach dem Geld für die Finanzierung der Eurofighter gefragt haben, aus dem Munde des Bundeskanzlers gehört, eine Wirtschaftsplattform werde da die Finanzen regeln. Meine Damen und Herren, wir reden schon lange nicht mehr von der Wirtschaftsplattform. Viel schlimmer aber ist, dass auch der Herr Bundeskanzler nicht mehr davon spricht und sich anscheinend gar nicht mehr daran erinnern kann, es je­mals gesagt zu haben.

Wir haben heute schon vieles gehört. Ich bin der 92. Redner, ich werde mich daher nicht mehr sehr darüber verbreiten, aber eines möchte ich noch klar sagen: Der Herr Finanzminister war im Ausschuss, hat uns, so weit er wollte, Rede und Antwort ge­standen, dort, wo er nichts sagen wollte, hat er einfach mitgeteilt: Ich verstehe Sie nicht, Herr Kollege!

Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich nur einen Wunsch hatte: Ich wollte von ihm hören, ob er, wenn er die Entwicklung der Vergangenheit Revue passieren lässt, bei seinem ersten Vorschlag, bei den F-16-Jägern zu bleiben, nicht Wehmut verspürt, vor allem, wenn man um den Dollarverfall weiß, wenn man weiß ... (Zwischenbemer­kung von Staatssekretär Dr. Finz.) – Herr Kollege Staatssekretär! Man kann Ware auch bar bezahlen. Wenn man Ware bar bezahlt, dann kann man den Wechselkurs sehr wohl nützen. Würden Sie einmal genau nachrechnen, würden Sie sehen, das je­nes Geld, das man sich durch den Fall des US-Dollars spart, die Finanzierungskosten, die dann anstehen werden, gedeckt hätten. Daher wäre es ohne weiteres möglich ge­wesen, frei gewordenes Geld wirklich in die Wirtschaft zu stecken! (Abg. Wittauer: Das ist ja komplizierter als die Pensionsreform, was Sie da reden!)

Der Finanzminister hat damals gesagt: Ich verstehe nicht, was Sie mit der Finanzsprit­ze meinen. – Finanzspritze habe ich keine erwähnt, ich habe nur gemeint, dem Bun­desheer würde es gut tun, würde frei gewordenes Geld in die Infrastruktur investiert. Und wir hätten die Chance gehabt, bodenständige Unternehmen damit zu beauftragen, unser Bundesheer auf Vordermann zu bringen, und damit das Geschäft der Klein- und Mittelbetriebe anzukurbeln.

Übrigens: Frau Kollegin Felzmann möchte offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen, dass es auch unter den Sozialdemokraten Wirtschaftstreibende gibt – ich gehöre ja auch dazu und bin stolz darauf –: Wir können sehr wohl einschätzen, was das heißt, wenn hier immer wieder gesagt wird, der Jungunternehmer werde gefördert. – Ich sage Ihnen, was der Jungunternehmer erlebt, wenn er Jungunternehmer werden will: Das Erste ist die Zuschrift der Wirtschaftskammer, in der der Beitrag eingefordert wird, das Zweite ist, dass die Bank sagt: Ich hätte gerne Bilanzen!, und ... (Abg. Neudeck: ... gebühren! Alles reformiert!) – Herr Kollege Neudeck! Ich habe gesagt: Als ich meine Firma gegründet habe, hat es sie gegeben, und damit stößt man die jungen Leute vor den Kopf.

Wenn die jungen Unternehmer heute keine finanzkräftigen Eltern haben – Ihre Nach­kommen werden kein Problem damit haben; mein Nachwuchs hat auch keines, Gott sei Dank, wir stehen dazu –, der Staat stützt seine jungen Unternehmerinnen und Un­ternehmer letztendlich nicht. Und das wollen wir geändert haben. Diese Koalition will es nicht! (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Sie sprechen nur von Sei­fenblasen – Gott sei Dank ist diese laue Luft hier entfernt –, wir können Sie hier nicht verstehen und Ihnen nicht folgen.

Wir bitten, in Zukunft maßvoll mit dem Wählerauftrag umzugehen, den Sie unter fal­schen Voraussetzungen eingefahren haben. Sie haben Dinge versprochen, die Sie nicht bereit sind zu halten. Unsere Aufgabe als Opposition wird es sein, die Bevölke­rung täglich daran zu erinnern. (Beifall bei der SPÖ.)

21.53

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Krist. – Bitte.

21.53

 


Abgeordneter Hermann Krist| (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Hohes Haus! Umzingelt von 838 Kampfflugzeugen – nachzulesen in den „Oberös­terreichischen Nachrichten“ –, bedroht vom Rest der Welt, stellen wir Österreicherin­nen und Österreicher uns mit mutigen 18 hochtechnischen Fotoapparaten diesem enormen Bedrohungspotential entgegen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Neudeck: 14, weil vier sind bewaffnet!)

Ich bin mir ziemlich sicher: Das einzig Scharfe an diesen Gerätschaften sind die Objek­tive auf den Fotoapparaten. (Abg. Neudeck: Die Piloten auch manchmal!)

Waterloo oder Knittelfeld, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen – suchen Sie sich den Begriff aus: Beide stehen für strategische Fehlleistung, logistische Geisterfahrt und völliges Chaos (Zwischenruf des Abg. Wittauer), ähnlich wie bei die­sem Beschaffungsvorgang! Er ist daher von uns abzulehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist ja kein Wunder, dass Sie sich vehement gegen den Untersuchungsausschuss stellen, denn wäre alles in Ordnung, könnten Sie die Gelegenheit ja dazu nützen, gute Öffentlichkeitsarbeit zu machen – aber Sie haben es ja offensichtlich nicht notwendig! Wir werden noch sehen, was rauskommt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wittau­er.)

Als Einzige über diese fliegenden Luftraumablichtungsgeräte erfreut dürfte die Frau Außenministerin sein, denn diese darf dann wieder Protestnoten mit den dazugehöri­gen Fotos verteilen. Meiner Meinung nach ist das eine sehr teure Arbeitsbeschaf­fungsaktion für die eher glücklos agierende Frau Ministerin. – Dieses Anreichern von Arbeitsinhalten lehnen wir ebenfalls ab! (Beifall bei der SPÖ.)

Übrigens gibt es von Hobbyastrologen, die ein bisschen etwas in ihre Ausrüstung in­vestieren, tatsächlich Aufnahmen von B 52-Bombern, die Österreich überfliegen. Und auf diesen Fotos ist kein österreichischer Fotograf, schon gar kein fliegender und schon gar kein Abfangjäger zu entdecken. (Anhaltende Zwischenrufe der Abgeordne­ten Neudeck und Wittauer. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Hören Sie bitte auf, den Menschen Sicherheit vorzugaukeln, wenn Sie doch in Wirk­lichkeit nur Bilder für das Familienalbum schießen wollen! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Der liebe Kollege Max Walch ist momentan – was heißt eigentlich momentan? seit Stunden! – nicht anwesend (Abg. Wittauer: Er ist in Verhandlungen!), ich gehe davon aus, dass er wieder ein paar Bauarbeiter – erfolglos, wie wir wissen – missioniert. Der liebe Freund verteidigt ja in seiner glücklicherweise unnachahmlichen rustikalen Art all diese Maßnahmen (Abg. Wittauer: Das ist aber eine Beleidigung, wenn ihr ihn „Freund“ nennt!), und dabei ist es ziemlich Wurscht, ob wir von Pensionen von Hacklern oder von Fliegern reden, es ist alles nett, was er macht. Aber die Performan­ce eines Rumpelstilzchens hebt in Wirklichkeit nicht den Wahrheitsgehalt dieser vorge­tragenen Märchen. (Abg. Wittauer: Ihr habt nur Angst um eure eigenen Privilegien!) Kollege Walch hat jedoch einen kongenialen Partner in diesem Haus, da Herr Dipl.-Ing. Scheuch wieder einmal unter Beweis gestellt hat, dass nicht jeder Diplom-Inge­nieur auch geistreiche Wortspenden abgibt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben Berge von Papier, unüberschaubare Gesetze, eine Belastungswelle, die – und ich verstehe das durchaus – selbst die Mitglieder der Regierungsparteien durch­einander bringen und irritieren. All das aber wird lauthals verteidigt und die Opposition mit uralten Kalauern gelangweilt. Um es mit den Worten des Kollegen Walch zu sa­gen – und es tut mir sehr Leid, dass er nicht anwesend ist –: Lieber diese Hunderten von Seiten lesen, nachdenken und dann betroffen schweigen!

Was bleibt, ist: unsoziales Abcashen bei den ASVG-Versicherten; keine Zukunft für die Jungen; Schutz für Reiche und die „guten“ Unternehmer; Ausverkauf von Staatseigen­tum, ohne den Besitzer, nämlich das Volk, zu fragen; Harmonisierung der Pensionen­sionssysteme nur, wenn es Schwarz-Blau passt; der Ankauf von völlig sinnlosem Kriegsgerät, ohne das Volk zu fragen; bewusstes Zerschlagen der Sozialpartnerschaft und äußerst unsoziale Attacken auf den überparteilichen ÖGB. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Krist ... Christ!) – Freut mich, dass Sie in der ersten Reihe Platz nehmen! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das ist keine gute Performance!) Wahrscheinlich werden Sie ja bald Ihren Klubobmann ablösen, hört man, aber schauen wir einmal, was da herauskommt.

Auf jeden Fall dürfen Sie mit dem entschiedenen Widerstand und einem klaren Nein der Sozialdemokraten rechnen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

21.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Krainer zu Wort gemeldet. 2 Minuten Redezeit. – Fakten bitte!

 


21.57

Abgeordneter Kai Jan Krainer| (SPÖ): Hohes Haus! Herr Abgeordneter Scheuch hat vor wenigen Minuten hier gesagt – ich zitiere wörtlich –:

„Angefangen hat es mit Herrn Kollegem Krainer. Er hat hier am Rednerpult massive Pensionskürzungen bei den bestehenden Pensionen eingefordert. – Gratuliere!“ (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das habt ihr aber gemacht!) – Das ist nicht richtig!

Ich berichtige tatsächlich: Ich habe Kollegin Fuhrmann zitiert – ich hätte es nicht so formuliert! – und habe sie (Rufe bei der ÖVP: Eingeladen!) eingeladen, mit uns ge­meinsam unseren Solidarbeitrag, einen solidarischen Solidarbeitrag für Menschen, die sehr hohe Pensionen haben, zu beschließen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: 15 Prozent!)

21.58

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Heinzl. – Bitte.

 


21.58

Abgeordneter Anton Heinzl| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Der vorliegende Entwurf zu den Budgetbegleitgesetzen zeigt einmal mehr, dass es der Regierung Schüssel II nicht gelingt, das Budget zu konsolidieren, dass es der Re­gierung Schüssel II nicht gelingt, die Wirtschaft in Österreich anzukurbeln, und dass es ihr auch nicht gelingt, das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher in ihre eigene Zukunft und in die Zukunft des Landes zu steigern. (Zwischenrufe bei den Frei­heitlichen.)

Ich darf vor allem Sie, meine Herren der „Bärentaler-Fraktion“, die Sie heute hier so wortreich und laut Ihre Zwischenrufe von sich geben, daran erinnern, dass ich schon als Abgeordneter hier in diesem Haus gesessen bin, als es noch 52 von Ihrer Bärenta­ler-Fraktion hier im Haus gegeben hat, und die haben noch mehr geschrieen als Sie. Jetzt ist es sicher um vieles leiser geworden – und wissen Sie, weshalb? – Weil Sie gar nicht mehr so viele sind! Und ich bin fest davon überzeugt, dass ich auch dann noch hier in diesem Hohen Haus sitzen werde, wenn es niemanden mehr von der Bärenta­ler-Fraktion hier geben wird – ganz einfach deshalb, weil sich die Österreicherinnen und Österreicher von Ihnen nicht auf Dauer für dumm verkaufen lassen, sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das ist die Rede von 2001!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Auch im Umweltbereich wird deutlich sichtbar, dass man der wichtigen Forderung, Österreich dem völkerrechtlich verbindli­chen Kyoto-Ziel näher zu bringen, mit den geplanten Maßnahmen des Budgetbegleit­gesetzes sicherlich nicht nachkommen wird können.

Bundesminister Bartenstein hat als Umweltminister auf dem Weg nach Kyoto – wir erinnern uns noch – im Jahre 1997 wirklich vollmundig angekündigt, dass Österreich bis zu 25 Prozent seiner Kohlendioxidemissionen einsparen wird. Heute sind Schüssel und Grasser nicht einmal bereit dazu, die notwendigen 80 bis 90 Millionen €, die letzt­endlich für die Erreichung der ausverhandelten Zielvorgaben, nämlich eine Reduktion um 13 Prozent, notwendig sind, aufzubringen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ganz besonders wichtig wäre es, im Zusammen­hang mit dem Thema Umwelt zu erwähnen, dass der Schwerverkehr in Österreich von der Straße auf die Schiene verlagert werden sollte.

Aber von der 11. Übertragungsverordnung, die die Finanzierung wichtiger Bahnprojek­te sicherstellen würde – diese 11. Übertragungsverordnung liegt schon längere Zeit, habe ich mir sagen lassen, bei Ihrem Verkehrsminister aus der Bärentaler-Fraktion –, hat man schon lange nichts mehr gehört, obwohl die Investitionen in die Bauwirtschaft dringend notwendig wären.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es wäre noch sehr viel zu sagen. Tatsache ist, dass dank dieser schwarz-blauen Regierung Österreich hinsichtlich des Wirtschaftswachs­tums den vorletzten Platz in der Europäischen Union einnimmt, dass dank dieser schwarz-blauen Regierung Österreich derzeit die höchste Steuerlast in der Zweiten Republik hat, dass dank dieser schwarz-blauen Koalition Österreich eine sinkende Re­alinvestition zu verzeichnen hat und wir die höchste Arbeitslosigkeit in der Geschichte der Zweiten Republik haben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin davon überzeugt, der nächste Wahltag wird für Sie der Zahltag sein – für Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der schwarz-blauen Abkassiererpartie! – Danke schön (Beifall bei der SPÖ.)

22.02

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

 


22.02

Abgeordnete Petra Bayr| (SPÖ): Mit dem morgigen Beschluss über den „Abfalljäger­kauf“ nimmt diese Regierung eine 2 Milliarden €-Hypothek auf die Zukunft unseres Landes auf. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das haben wir von euch gelernt!) Dies ist ge­wiss ein Meilenstein in der Verantwortungslosigkeit gegenüber der jungen Generation. So wie das ein Meilenstein ist, wird ganz speziell das Kabinett Schüssel II mit sehr vie­len solcher Meilen- oder auch Mühlsteine ganz sicher in die Annalen eingehen (Beifall bei der SPÖ), beispielsweise mit seiner drüberfahrerischen Pensionsraubpolitik, die größte Verunsicherung in der Bevölkerung hervorgerufen hat, und beispielsweise auch damit, dass die österreichischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, deren Streikbe­reitschaft bislang in Sekunden zu messen gewesen ist, die größte Arbeitsniederlegung der Zweiten Republik begangen haben, einfach um gegen Ihre „Pensionsdeform“ zu protestieren. Recht haben sie damit! (Beifall bei der SPÖ.)

Der Nachwelt erhalten bleiben wird auch ganz sicher ein quasi beispielloses Brecht­sches Lehrstück darüber, wie sich eine bereits marginalisierte Partei genussvoll öffent­lich weiterhin selbst zerstört, eine FPÖ, deren Klubobmann gestern über die APA dem wirklichen und dem unwirklichen Parteiobmann ausrichten lässt, dass er schon an sie appelliert, mit ihm zusammenzuarbeiten. – Na ja, dies ist wirklich ein Glanzstück der politischen Kultur, gar keine Frage. Es ist Ihr Versuch, innerhalb der Regierung Opposi­tion zu spielen, ganz eindeutig gescheitert.

Was Ihnen jetzt noch überbliebe, um nämlich nicht das Gesicht vor Ihren nur mehr we­nigen Wählern zu verlieren, wäre, ganz einfach morgen gegen diese soziale Unreform zu stimmen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ihr habt es gut, dass es keinen Spargel mehr gibt!) Ansonsten können Sie sich ganz sicher bei der nächsten Wahl die Atomisierung Ihrer Partei abholen. Unser Schaden soll es ganz sicher nicht sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Kanzler wird in die Geschichte eingehen als einer, der jetzt von den WählerInnen wegen krass und klar gebrochener Wahlversprechen geklagt wird, und dieser Kanzler ist auch einer, der öffentlich Wasser predigt, aber selbst den Politikerpensionswein trinken wollte.

Diese Regierung hat Pensionsüberlegungen angestellt, die dazu geführt haben – lesen Sie nach in der Focus-Studie, die im April veröffentlicht worden ist! –, dass nur noch 4 Prozent der jungen Menschen unter 30 in diesem Land daran glauben, dass es in Zukunft noch gesicherte Pensionen geben wird. 4 Prozent – das sind vier, aber ich traue Ihnen ohnehin nicht zu, dass Sie bis vier zählen können, das macht aber nichts. Sie haben es damit wirklich geschafft, den Generationenvertrag nachhaltig ad absur­dum zu führen. Aber jetzt weiß ich wenigstens, warum Sie das Wort „nachhaltig“ in Ihrer Regierungserklärung haben. Daraus lässt es sich wohl ableiten. (Neuerlicher Bei­fall bei der SPÖ.)

Die Kanzlerpartei wird sich aber morgen bei der Abstimmung über die Pensionsreform als so gelenkig erweisen, dass sie noch auf den renommiertesten Ballettbühnen Furore machen wird, wenn nämlich auf der einen Seite jene zwei Abgeordneten stehen wer­den, die noch vier abfedernde, abschwächende Forderungen erheben, und auf der anderen Seite jene Handvoll unter 35-jährigen Abgeordneten, denen gar nicht genug drübergefahren werden kann und die noch mehr Reformen wollen.

Ich bin schon gespannt, wer von Ihnen morgen nicht zustimmen wird, denn irgendje­mand wird ja nicht zustimmen können. Ansonsten würden Sie ja das, was Sie in der Öffentlichkeit sagen, nicht einmal mehr ansatzweise ernst nehmen.

Ich will auch noch kurz den Vizekanzler erwähnen, dem ganz sicher in allen Zirkuszel­ten der Welt ein ehrendes Angedenken erhalten bleiben wird. Er hat akrobatenhaft alle Gesetze der Schwerkraft potenziert. Er hat ein unvergleichliches Beispiel im Umfallen geliefert.

Was von dieser Regierung Schüssel II bleibt, ist außer Schall und Rauch der Beginn der Demontage dieses angesehenen Sozialsystems. Sie haben aber auch dem Anse­hen der Politik in der Bevölkerung mit Ihrem ewigen Hin und Her, mit Ihrem Zwist und Ihrer Zwietracht, mit Ihrer Art, wie Sie über alle Kritik und alle Kritiker drüberfahren, und mit Ihrem Hochmut, wie Sie mit den Sorgen der Bevölkerung umgehen, ganz nachhal­tig Schaden zugefügt. (Beifall bei der SPÖ.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Frau Abgeordnete, ich darf Sie um den Schlusssatz bitten!

 


Abgeordnete Petra Bayr| (fortsetzend): Dieser Schaden wird ebenso wenig wieder gutzumachen sein wie der, den diese politischen Geisterfahrer auf der Regierungsbank sonst noch anrichten werden. (Abg. Scheibner: „Geisterfahrer“! – Was soll das? – Wi­derspruch bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Aber die Österreicherinnen und Öster­reicher werden Ihnen bei der nächsten Gelegenheit ihre Rechnung präsentieren. (Bei­fall bei der SPÖ.)

22.08

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Vereinbarungsgemäß unterbreche ich jetzt die Sitzung bis Mittwoch, 11. Juni, also morgen, 9 Uhr, wobei nach Wiederaufnahme der Sitzung morgen um 9 Uhr in der Debatte über das Budgetbegleitgesetz 2003 fortgefahren wird.

Diese Sitzung ist unterbrochen.

*****

(Die Sitzung wird am 10. Juni 2003 um 22.08 Uhr unterbrochen und am 11. Juni 2003 um 9.02 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wiederaufnahme der Sitzung: Mittwoch, 11. Juni 2003, 9.02 Uhr

 

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene 20. Sitzung des National­rates wieder auf, begrüße Sie alle sehr herzlich und bitte Sie, die Plätze einzunehmen.

Für den heutigen Sitzungstag als verhindert gemeldet ist der Herr Abgeordnete und Dritte Präsident des Nationalrates Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn.

Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir setzen nunmehr in der Verhandlung des Berichtes des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (59 der Beilagen): Budgetbegleit­gesetz 2003 (111 der Beilagen) fort.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich rufe in Erinnerung, dass für den heutigen Sitzungs­tag eine Tagesblockredezeit von 10 „Wiener Stunden“ vereinbart wurde, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP und SPÖ je 175 Minuten, Freiheitliche 120 Minu­ten sowie Grüne 130 Minuten.

Weiters wurde folgende Redezeitvereinbarung für die heutige Debatte in der Zeit von 9.04 bis 13 Uhr, die vom ORF übertragen wird, getroffen: zunächst je eine Wortmel­dung pro Fraktion mit je 15 Minuten, anschließend eine Wortmeldung eines Regie­rungsmitglieds mit derselben Redezeit, sodann je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 10 Minuten, in weiterer Folge eine Wortmeldung eines Regierungsmitglieds mit 12 Mi­nu­ten, danach je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 8 Minuten, anschließend eine Wortmeldung eines Regierungsmitglieds mit 10 Minuten, weiters je eine Wortmel­dung pro Fraktion mit je 7 Minuten und ferner je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 5 Mi­nuten.

Die restliche Redezeit bis 13 Uhr wird vom Vorsitz führenden Präsidenten vor Beginn der letzten Runde auf die vier Fraktionen in der Weise verteilt, dass noch alle Fraktio­nen gleichmäßig zu Wort kommen.

Weiters besteht darüber Einvernehmen, dass tatsächliche Berichtigungen erst nach 13 Uhr aufgerufen werden.

Weiters wurde beschlossen, die Redezeit eines jeden Abgeordneten in der Debatte über den Tagesordnungspunkt 1, Budgetbegleitgesetz 2003, auf 30 Minuten zu verlän­gern. Die Redezeitvereinbarung während der Fernsehübertragung wird davon nicht berührt.

Diese geschäftsordnungsmäßigen Festlegungen haben wir bereits gestern durch Be­schluss angenommen, ich habe sie heute nur in Erinnerung gerufen, und wir können jetzt in die Debatte eintreten.

*****

Zum Wort gemeldet hat sich als Erster Herr Abgeordneter Verzetnitsch. Vereinba­rungsgemäß 15 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


9.04

Abgeordneter Friedrich Verzetnitsch| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Wir haben in diesen Tagen nicht nur die Budgets 2003 und 2004 zu be­handeln, sondern auch 6 neue Gesetze und 85 Abänderungen von bestehenden Ge­setzen. 700 Seiten Do­kumente sind dazu verteilt worden, 120 Seiten Abände­rungs­anträge am vergangenen Donnerstag spätabends, und wir wissen nicht, ob nicht noch weitere Abänderungsanträge in dieser Debatte noch kommen werden.

Wenn hier eine Reform unter dem Titel „Pensionssicherungsgesetz“ beschlossen wird, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es sich hier um ein Gesetz han­delt, das viele Menschen und nicht nur eine Generation umfassen wird, und ich gehe nach wie vor davon aus, dass die soziale Alterssicherung zweifellos auch in der Zu­kunft zur allgemeinen staatlichen Aufgabe gehört. (Beifall bei der SPÖ und den Grü­nen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem jene von der ÖVP! Ich bin aber dem Herrn Abgeordneten Ikrath dankbar für seine gestern spätabends gemachte Be­merkung, dass es sich hier um einen Paradigmenwechsel innerhalb der Regierungs­koalition handelt, und ich glaube, dass damit auch klar ist, warum Sie in Ihren Reden, aber auch in Ihren Ansätzen der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge so eine besondere Bedeutung beimessen. Haben wir es doch jahrzehntelang damit zu tun gehabt, das Ziel zu erreichen, von Renten zu Pensionen zu kommen, mit denen Würde im Alter auch möglich ist, haben wir uns immer darauf verstanden, dass die Sicherung der Umlagefinanzierung im Vordergrund stehen muss, so habe ich doch das Gefühl, auch auf Grund der gestrigen Wortmeldung, dass hier einer Tendenz der Weltbank gefolgt wird, die davon spricht, dass in Zukunft die Pensionssicherung über kapitalge­deckte Systeme oder über Eigenvorsorge erfolgen soll.

Meine Damen und Herren! Das ist nicht unsere Zielsetzung, wenn wir von Sicherung der Pensionen sprechen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Die Abgeordneten Scheibner und Mag. Molterer: Unsere auch nicht!)

Es sind nun fast hundert Jahre her, dass es erste Ansätze einer Pensionsversicherung gab: die Angestelltenpension 1906, in den sechziger und siebziger Jahren heftig um­kämpft, als durch den damaligen Vizekanzler und Sozialminister Häuser die Bauern und Selbständigen in das allgemeine Sozialversicherungssystem eingebracht wurden, was bei vielen Unternehmervertretern in den siebziger Jahren zu folgenden Äußerun­gen geführt hat: „Wir sind gegen die Vergesellschaftungstendenzen“, weil man in die Allgemeine Bauern- und Selbständigensozialversicherung einbezogen werden soll. Man sprach sich „gegen die Züchtung parasitärer Gesinnung“ der Unternehmer aus, weil der damalige Sozialminister gemeint hat, es wäre sinnvoll, sie in das gemeinsame Sozialversicherungssystem aufzunehmen.

Heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, höre ich weder von den Bauern noch von den Selbständigen den Ruf, dieses System verlassen zu wollen. Man nimmt gerne die Bundesbeiträge an, die dafür notwendig sind, damit sie überhaupt Pensionen be­kommen.

Wenn wir im Oktober des vergangenen Jahres von der Frau Bundesminister Rauch-Kallat und auch dem Herrn Bundeskanzler gehört haben, es gebe überhaupt keinen dringenden Handlungsbedarf, ja es werde überhaupt nicht daran gedacht, die Früh­pensionen abzuschaffen, dann wurden wir mit Ihrer Regierungserklärung eines Besse­ren belehrt.

Der Ministerentwurf ist ein weiteres Zeichen Ihres Zickzackkurses in der öffentlichen Argumentation, denn hier haben viele Vertreter dieser Bundesregierung erklärt, an den Ecken und Kanten dürfe überhaupt nicht gerüttelt werden, und die Freiheitliche Partei rühmt sich jeden Tag, dass sie diesen Entwurf, den sie selbst eingebracht hat, jeden Tag verändern möchte. (Abg. Scheibner: Das ist Parlamentarismus!) Wir sind ja ge­spannt, was heute letztendlich herauskommen wird. Sie sollten sich in Ihren Parteien einmal darüber klar werden, was Sie einbringen, und nicht dauernd von Veränderun­gen reden, die wir überhaupt nicht kennen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Das Angebot der Sozialpartner, eine umfassende Pensionsreform anzugehen, wurde von Ihnen schroff abgelehnt. Mitterlehner, der Generalsekretär der Wirtschaftskammer, hat am 10. April erklärt, er verstehe überhaupt nicht die Hast, es gebe keine budgetäre Notwendigkeit, so rasch eine so umfassende Reform anzugehen, es wäre viel sinnvol­ler, gemeinsam an einer umfassenden Reform zu arbeiten.

Die Regierungsvorlage vom 29. April: kein Hinweis, wie es mit den Pensionen in Wirk­lichkeit weitergehen soll. Erst durch den Druck sowohl vom Herrn Bundespräsidenten als auch der Demonstrationen am 6. und am 13. Mai und der Streiks am 3. Juni haben Sie sich überhaupt bewegt! (Abg. Scheibner: Aber wirklich nicht! Aber sicher nicht!) Hätte es das alles nicht gegeben, hätten Sie immer wieder gesagt: Das ist unverrück­bar, da rühren wir uns nicht von der Stelle! Die Bevölkerung hat Ihnen gesagt, es muss anders gehen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Das glauben Sie ja selber nicht! – Abg. Mag. Molterer: Warum sind Sie dann vom Verhandlungstisch aufgestanden?)

Was ist Ihre Antwort auf die Anliegen der Bevölkerung? Einen Fristsetzungsantrag letz­te Woche zu beschließen, im Budgetausschuss um 16.32 Uhr 120 Seiten Abände­rungsanträge einzubringen und um 17.45 Uhr abzustimmen: Das ist Ihre Form der Vor­gangsweise, die wir ja schon kennen: „speed kills“ – aber keine echten Lösungen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Herr Abgeordneter Stummvoll hat gestern die Verantwortung für die Zukunft einge­mahnt und gesagt: Sie haben Verantwortung für die Zukunft! – Ich stelle fest: Ihre Zu­kunft gibt keine Antwort auf die Harmonisierung, Ihre Zukunft sieht Kürzungen der Pensionen vor, Ihre Zukunft bietet keine Perspektiven für die Jungen! Wenn Sie so sicher sind, dass das Ihre Zukunft ist, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Koalitionsparteien, warum stimmen Sie dann der Abhaltung einer Volksabstimmung nicht zu? Begründen Sie doch, warum Sie das nicht tun wollen, wenn Sie so sicher sind, dass das, was Sie vorhaben, tatsächlich die Mehrheit in der Bevölkerung findet!

Wir haben ein „Fairness-Modell“ und werben dafür. Das ist, glaube ich, noch immer der bessere Weg als Ihre Zukunftsaussichten! (Anhaltender Beifall bei der SPÖ. – Einige Abgeordneten der SPÖ entrollen ein großes Transparent, auf dem zu lesen steht: „Kein Pensionsraub – Volksabstimmung jetzt!“ – Der Redner spricht während des Beifalls weiter.)

Herr Abgeordneter Stummvoll, Sie können das ernst nehmen: Stimmen Sie einer Volksabstimmung zu! Ihre eigenen Vorschläge! Stimmen Sie einer Volksabstimmung zu, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Meine Damen und Herren von der sozialdemokratischen Fraktion! Parlament kommt von „parlare“, sprechen. Das bedeutet aber auch hören. Ich kann Ihrem Redner nicht folgen, wenn Sie ihn durch Applaus unterbrechen. (Neuer­licher Beifall bei der SPÖ.)

Ich bitte Sie, nachdem jetzt dieses Transparent von allen gesehen wurde, es wieder einzurollen!

Am Wort ist Herr Abgeordneter Verzetnitsch.

 


Abgeordneter Friedrich Verzetnitsch| (fortsetzend): Herr Präsident! Ich nehme Ihre Anregung gerne auf. Es geht uns nicht um den „Pensionsraub“, uns geht es um die „Volksabstimmung jetzt“, und Sie können hier mit zustimmen. (Abg. Neudeck: Streiken und klatschen, das könnt ihr! Aber keine Argumente!)

Herr Abgeordneter Stummvoll! Da Sie gestern wieder Ihre Formel präzisiert haben: 3 – 6 – 12: Vergessen Sie nicht, dass das nur die halbe Wahrheit ist! Faktum ist nach wie vor, dass die Hälfte eines Schulabgängerjahrganges mit 15 Jahren in das Arbeitsleben eintritt und nicht länger in der Ausbildung bleibt. (Abg. Dr. Stummvoll: Sie bestreiten die Zahlen!) Wenn Sie „sechs Jahre früher in Pension gehen“ ansprechen, Herr Abge­ordneter, dann nehmen Sie sich, wenn ich das so sagen darf, selbst bei der Nase: Wer schickt denn die Leute mit 55 Jahren in Pension, wie wir das im Vorjahr im Beamtenbe­reich erlebt haben? Ist es nicht diese Koalitionsregierung, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wir brauchen Würde im Alter und keinen Härtefonds, meine sehr geehrten Damen und Herren. Für uns ist die Pension ein Rechtsanspruch und nicht ein Gnadenakt! (Abg. Scheibner: Sie wollten die Beiträge erhöhen!) Das ist unsere Linie, meine sehr geehr­ten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin davon überzeugt, dass die Bevölkerung mir zustimmen wird, wenn ich sage: Nicht überall, wo Reform draufsteht, ist tatsächlich eine Zukunftsreform drinnen! Wir brauchen keine Verpackungskünstler. Was wir brauchen, sind Zukunftslösungen. Der Infogehalt der Inserate der Bundesregierung ist wirklich stark in Zweifel zu ziehen. Wir werben nicht mit berstenden Staumauern um die Zukunft der Pensionen, wie Sie das in Fernsehspots tun. (Abg. Scheibner: Aber mit 30 und 40 Prozent Abschlag!) Wir halten Fakten und Daten noch immer für das bessere Argument. Unsere Zahlen sind tagesak­tuell, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeord­neten der Grünen. – Abg. Scheibner: Viele sind allerdings falsch!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Koalitionsparteien! Unsere Zahlen sind immer noch tagesaktuell. Was wir nicht tun, das ist, jede Minute die Zahlen zu verändern, wie Sie das mit Ihren dauernden Änderungen tun, um am Ende wieder fest­zustellen, dass alles beim Alten bleibt.

Wir stellen fest: Nach wie vor ist es so, dass zukünftige Pensionen um 12 Prozent ge­kürzt werden. (Abg. Scheibner: Das ist falsch!) Da können Sie reden, was Sie wollen, es ist so! Sie können den Beweis liefern, dass unsere Zahlen stimmen, indem Sie Ihre Fakten auf den Tisch legen, und dann rechnen wir nach. (Abg. Scheibner: Das hat der Vizekanzler das letzte Mal gemacht!) 10 Prozent sind es in jedem Fall, und durch die spätere Anpassung kommen weitere 2 Prozent dazu. Das sind 12 Prozent, ob Sie es wollen oder nicht! (Abg. Scheibner: Höchstens 10 Prozent!) Das werden Ihnen jene Leute beweisen, die den Pensionsbescheid, basierend auf Ihren Reformmaßnahmen, in Zukunft bekommen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es sind vor allem die Abgeordneten der Freiheitlichen Partei, die, so glaube ich, sich ernsthaft darum bemüht haben, hinsichtlich der Schwerarbeiterregelung noch eine Lö­sung zu finden. Aber Faktum ist nach wie vor: Wenn man 45 Beitragsjahre braucht, um in diese Regelung hineinzufallen, meine lieben Kollegen von der Freiheitlichen Partei, dann sind damit nicht Bauarbeiter, nicht Schwerarbeiter, sondern ist eine ganz be­stimmte Gruppe von Menschen gemeint, die diesen Berufsgruppen nicht angehört. Sie von den Freiheitlichen werden es nicht zustande bringen, in dieser Koalitionsregierung diesbezüglich zu einer Lösung zu kommen, denn die hat ja am 4. Juni dieses Jahres verkündet: Schwerarbeiterregelung ab 1. Jänner 2007! Das entspricht nicht dem, was uns der Vizekanzler immer versichern will, nämlich dass so rasch wie möglich zu Ver­handlungen über diese Frage eingeladen wird. Faktum ist laut ÖVP-Presseerklärung – Generalsekretär Lopatka, Sie müssen das ja wissen –: Ab 1. Jänner 2007 sollen die Pensionen in diesem Bereich neu geregelt werden.

Was ist jetzt mit Ihrer Schwerarbeiterregelung? – Schall und Rauch, meine sehr geehr­ten Damen und Herren, aber keine Lösung! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie schreiben in Ihrer Regierungserklärung, dass Männer und Frauen über 60, Männer und Frauen, die bereits früher in die Arbeitslosigkeit geraten, oder Jugendliche bis zum 25. Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf Bildung haben sollen, wenn sie keinen Aus­bildungsplatz bekommen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Können Sie uns sagen, wo dieser Rechtsan­spruch auf Bildung dezidiert im Gesetz angeführt ist? Sie beauftragen das AMS, ohne die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, aber der Rechtsanspruch, den Sie in Ihrer eigenen Regierungserklärung festgeschrieben haben, findet sich in diesen Gesetzen nicht wieder. Wie ernst meinen Sie es denn mit der Ausbildung der Menschen, die län­ger arbeiten wollen, oder mit der Ausbildung der Jungen, die in das Arbeitsleben eintre­ten wollen? – Alles Ankündigungen, kein Wahrheitsbeweis! Zwischen Dichtung und Wahrheit ist ein großer Unterschied! (Beifall bei der SPÖ.)

Sie sprechen von einem Erfolg, wenn Sie den Ausgleichszulagenrichtsatz für Ehepaare von 965 € auf 1 000 € anheben. Sehr wohl sind 35 € in dieser Bezugsgruppe nicht un­wesentlich. Aber Faktum ist, dass von den 37 000 jetzt in Pension befindlichen Perso­nen, die davon betroffen sind, letztendlich in Zukunft auch nicht viele etwas davon ha­ben werden, wenn überhaupt, 500. Auch das ist eine Ankündigung, auch das ist Ver­packung.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor allem für die Jungen haben Sie über­haupt keine Zielsetzung in diesem Gesetzentwurf drinnen. Ich halte es daher mit dem Tiroler Kammerpräsidenten Dinkhauser, der alle Tiroler Abgeordneten nach dem Mot­to: Mander, ’s ischt Zeit!  – ich nehme an, er meint auch die Kolleginnen damit –, auf­ruft, dieser Pensionsreform nicht die Zustimmung zu geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Abschließend lasse Sie mich sagen: Sie werden heute mit uns gemeinsam darüber zu entscheiden haben, welche Zukunft Sie den Menschen in Österreich, die mit Pensionen rechnen oder sich in der Zukunft eine Pension aus dem Umlagesystem erwarten, bieten. Stimmen Sie dieser Vorlage nicht zu! Geben Sie Raum für eine umfassende Pensionsreform! Unterziehen wir das einer Volksabstimmung! Dann haben wir eine Lösung für die Zukunft – und nicht eine Geld­beschaffungsaktion für Abfangjäger oder anderes. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.18

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möch­te ich den Präsidenten des Bundesrates Herwig Hösele freundschaftlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Zu Wort ist als Nächster Herr Abgeordneter Auer gemeldet. Redezeit: 15 Minuten. – Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.

 


9.19

Abgeordneter Jakob Auer| (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! „Der Weg in die neue Zukunft beginnt mit der Lösung jener Reformen, die bisher liegen geblieben sind.“ – Dies sagte einmal der frühere deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Meine Damen und Herren, noch treffender, noch deutlicher kann man die Notwendigkeit, die Zukunft zu sichern, Strukturen zu verändern, nicht formulieren.

Zugegeben: Dazu braucht man Kraft und politischen Mut. Meine Damen und Herren! Die Regierung Schüssel/Haupt hat die Weichen in die richtige Richtung gestellt; sie hat diesen politischen Mut. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wir diskutierten gestern im Plenum und seit 13. Mai im Budgetausschuss das Budgetbegleitgesetz, und auch heute ist dies der politische Schwerpunkt. Daher zuerst ein Dank an alle Mitarbeiter des Parlaments, denn sie alle haben viel geleistet, von den für die Beratungen erforderlichen Abend- und Nachtstun­den gar nicht zu reden.

Mit einbeziehen in diesen Dank möchte ich auch alle Klubmitarbeiter, und damit meine ich alle Klubs, und die parlamentarischen Mitarbeiter aller Abgeordneten.

Letztlich auch ein Danke an die Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen hier im Ho­hen Haus (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen), denn trotz gegenteiliger Standpunkte wurde fair diskutiert, zu­mindest im Wesentlichen. Dafür sage ich als Ausschussobmann danke.

Übrigens: Es waren dies eindeutig die längsten Beratungen im Budgetausschuss, die es jemals gegeben hat.

Interessant war aber schon auch die Wandlungsfähigkeit der Oppositionsargumente. Zuerst kam der Vorwurf, für eine derartig umfangreiche Materie sei zu wenig Zeit vor­gegeben. – Ja, dieser Hinweis hatte etwas für sich.

Dann kam der Vorwurf, die Abänderungsanträge kämen zu spät, man könnte sich auf Grund fehlender Unterlagen mit der Materie nicht objektiv auseinander setzen.

Dann, als alle Abänderungsanträge vorlagen, wäre es möglich gewesen, Herr Präsi­dent Verzetnitsch, am Donnerstagabend noch länger zu diskutieren. Es wäre auch möglich gewesen, noch den gesamten Freitag über, zehn Stunden, zu diskutieren. Aber vielleicht, meine Damen und Herren von der Opposition, waren Sie bereits mit den Pfingstvorbereitungen – was immer Sie darunter verstehen mögen – beschäftigt, denn am Donnerstagabend war – und das lag nicht an den Regierungsfraktionen! – plötzlich dieser Anfangsschwung erlahmt. (Abg. Scheibner: Das war wirklich überra­schend!) Es wurde nicht abgestimmt sozusagen der Abstimmung wegen, sondern es gab keine Wortmeldungen mehr. – Verehrte Damen und Herren des Hohen Hauses, das sei auch hier einmal klar und deutlich festgestellt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Glaubt man denn wirk­lich, durch Verschieben, Ver­drängen, Zurück­stellen, Nicht-wahrhaben-wollen ließen sich die Aufgaben, die Notwendigkeiten der Zukunft lösen? Nur mit „Nein!“, „Nicht heute!“, „Nicht so!“, „Auch nicht morgen!“, „Schon gar nicht so, und wenn, dann übrigens ein anderes Mal!“ sichert man keine Standorte, tut man nichts für die soziale Sicherheit und sichert man letztlich auch keine Beschäftigung.

Manchmal hat ein Beobachter der politischen Rituale zwischen Regierung und Opposi­tion ja den Eindruck, man streitet um des Streites willen, aber nicht um die wirklichen Themen – offensichtlich, um den wichtigen Themen nicht ins Auge sehen zu müssen. Aber niemand – und da hilft kein Streik! – kann demographische Veränderungen durch Streik beheben! Das sollte auch einmal klar festgestellt werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Niemand kann bestreiten, dass die Menschen in unserer Gesellschaft immer älter werden. Gott sei Dank ist das auf Grund einer hervorragenden Gesundheitspolitik so, meine Damen und Herren.

Niemand kann bestreiten, dass es auf Dauer, auf Sicht und letztlich auch mittelfristig Probleme mit der Pensionsfinanzierung gibt. Daher die Pensionsreform jetzt, in maß­vollen Übergängen, sozial ausgewogen.

Es ist uns Ernst mit einer Gesamtreform, und daher bringe ich auch einen Entschlie­ßungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Mag. Tancsits, Dolinschek, Walch, Neugebauer, Dipl.-Ing. Uwe Scheuch, Jakob Auer und Kolleginnen und Kolle­gen betreffend einheitliches Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen ein.

Herr Präsident! Gemäß § 55 Abs. 3 GOG in Verbindung mit § 53 Abs. 4 GOG erläutere ich die Kernpunkte dieses Entschließungsantrages und ersuche Sie, Herr Präsident, die Vervielfältigung und Verteilung des Entschließungsantrages an alle Abgeordneten zu veranlassen.

Die wesentlichsten Kernpunkte dieses Entschließungsantrages darf ich kurz skizzieren:

Schrittweise Harmonisierung der Beitragssätze bei gleichzeitiger Vereinheitlichung der Leistung.

Schaffung eines beitragsorientierten persönlichen Pensionskontos mit einer leistungs­orientierten Komponente.

Ersatzrate von 80 Prozent auf Basis des Lebenseinkommens nach 45 Beitragsjahren im Alter von 65 Jahren für Männer und Frauen.

Schaffung einer Mindestpension bei Bedürftigkeit.

Pensionsanpassung mit dem Ziel der Wertsicherung unter besonderer Berücksichti­gung der sozial Schwächeren.

Neu aufgenommene Beamte fallen in das neue, einheitliche Pensionsrecht; Beamte, die noch keinen Pensionsanspruch erworben haben, werden ex lege in das neue Pen­sionsrecht transferiert.

Landes- und Gemeindebedienstete sollen ebenfalls vom neuen, einheitlichen Pensi­onsrecht erfasst werden.

Die Bediensteten der Sozialversicherungsträger sind ebenso in das neue, einheitliche Pensionsrecht einzubeziehen.

Im Zuge der Harmonisierung des Pensionssystems sind die Pensionsversicherungs­träger zusammenzuführen.

Politische Funktionäre, verehrte Damen und Herren, sind ebenfalls ins Pensionskonto­system einzubeziehen.

GSVG- und BSVG-Versicherte unter 35 Jahren sollen in das neue Pensionsrecht über­geführt werden.

Benachteiligungen von Frauen werden durch die besondere Berücksichtigung von Kin­dererziehungszeiten vermieden.

Meine Damen und Herren! Diese kurze Skizzierung erfolgte deshalb, damit Sie sehen, dass es dieser Regierung Ernst ist mit der Harmonisierung der Pensionssysteme. Ich bitte Sie: Setzen Sie sich damit auseinander! Sie werden Gelegenheit haben – und wir laden Sie zur Mitarbeit ein! –, hier zu beweisen, ob dem, was Sie immer verkünden, was Sie immer sagen, dann auch die Tat der Mitarbeit folgt. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Da­men und Herren! Die­se Re­gierung kann, so wie im Jahr 2000 die Budget­sanierung, die Meilensteine in der Familien- und Sozialpolitik: Kindergeld für alle Müt­ter, Familienhospizkarenz, nun auch den ersten Schritt einer steuerlichen Entlas­tung 2004 vorweisen. Immerhin werden all jene mit einem Jahreseinkommen bis 14 500 € steuerfrei gestellt – 200 000 Menschen, die in Hinkunft keine Steuer mehr bezahlen werden. Das ist doch bemerkenswert, das ist ein Erfolg, der sich sehen lassen kann! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es gibt auch Vorteile für die Betriebe: Nicht entnommene Gewinne, meine Damen und Herren, werden steuerlich begünstigt, und es wird darangegangen, 2005 eine größere Steuerreform, eine Steuerreform, die sich sehen lassen kann – ja es wird dies die größte Steuerreform sein, die jemals beschlossen wurde! –, einzuleiten.

Aber auch jetzt schon, meine Damen und Herren, gibt es wichtige Signale; eines davon ist die Lohnnebenkostensenkung bei älteren Mitarbeitern. Überall auf der Welt – das sei auch einmal gesagt – ist man überrascht, was Österreichs Wirtschaft zustande bringt. Als Exportweltmeister 2002 können wir uns bezeichnen! Auch eine Exportinitia­tive ist in dieser Vorlage enthalten, zusätzlich für 2003 und 2004.

In vielen Ländern der Welt, vor allem aber auch in Europa, werden die niedrige Inflati­on, die hohe Beschäftigungsquote, die Sicherheit, die Lebensqualität, die Kulturland­schaft, die Qualität der Lebensmittel, die von österreichischen Bauern erzeugt werden, die fachliche Kompetenz der österreichischen Facharbeiter, die Leistungen im Touris­mus anerkannt. Viele Länder wären froh, wenn sie ein ähnliches Potenzial, ähnliche Erfolge, ähnliche Leistungen aufweisen könnten.

Meine Damen und Herren, daher: mehr Mut, mehr Gestaltungskraft, mehr Bereitschaft zur soliden Mitarbeit!

Ja, ich verstehe, politische Show muss manchmal sein (Ruf bei der SPÖ: Ja, bei Ih­nen!), aber wichtiger – und das sei gerade Ihnen, verehrte Damen und Herren von der Opposition, gesagt – ist Lösungskompetenz, ist Mitarbeit. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Vorschläge auf den Verhandlungstisch! – Bis heute ist der Tisch leer, denn bis heute ist nichts von Ihnen gekommen. Man kann auf Dauer den Staat nicht überfordern. Die bitteren Folgen – das wissen wir – sind Steuererhöhungen und/oder eine schmerzhafte Budgetsanierung. Es kann doch nicht derjenige als clever gelten, der die meisten Sozi­alleistungen beansprucht, oder der, der es am besten versteht, Subventionen abzuzo­cken. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren von der Opposition! Gerade von Ihnen wird sehr oft – und manchmal auch zu Recht – Solidarität eingefordert. Ja, sage ich, Solidarität ist anzustreben, aber Solidarität heißt auch, Rücksicht auf kommende Generationen zu nehmen, heißt auch, Rücksicht auf die Jungen zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Solidarität heißt auch Lastenverteilung und nicht nur: uns die Wohltaten und den Enkeln die Rechnung. Das ist keine Zukunftspolitik!

Wirtschaft ist nämlich auch eine Frage der Stimmung, in erster Linie von Optimismus; und nicht nur von niedrigen Zinsen. Daher gilt im Interesse von mehr Beschäftigung: nicht nur schlecht reden, sondern Optimismus verbreiten, meine Damen und Herren! Seien wir doch stolz darauf, was Österreichs Betriebe vollbringen!

Ich bin stolz darauf, was etwa die VOEST in Oberösterreich als österreichischer Leitbe­trieb fertig bringt. Hervorragende Zahlen, auch hervorragende Beschäftigungszahlen – aber erst, seit die politischen Einflüsse nicht mehr gegeben sind. Oder soll ich Sie an das Jahr 1985 erinnern? (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es gibt da ein sehr interessantes Büchlein, das „Wirtschafts- und sozialstatistische Ta­schenbuch“ der Arbeiterkammer Österreich, also sicher nicht eine Einrichtung der ÖVP. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es ist interessant, sich ein bisschen die Daten, die Fakten anzusehen, zu schauen, wie es denn mit den Beschäftigtenzahlen, mit den Arbeitslosenzahlen in Österreich, in den Bundesländern aussieht. Es ist schon bemer­kenswert, und das sei klar gesagt: Österreich ist im internationalen Konzert durchaus herzeigbar, aber wir wären noch besser – wesentlich besser! –, wenn es da nicht das Schlusslicht Wien gäbe.

Interessant ist, dass es gerade in Wien im Verhältnis zu Oberösterreich, obwohl die Einwohnerzahl nur um etwa 300 000 differiert, eine fast dreimal so hohe Zahl an Ar­beitslosen gibt, meine Damen und Herren. Eine fast dreimal so hohe Zahl an Arbeitslo­sen! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Das ist hier nachzulesen. Ich behaupte das nicht; ich zitiere nur. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es ist auch bemerkenswert, dass gerade Oberösterreich ein schuldenfreies Bundesland ist und dank einer hervorragenden Wirtschaftspolitik auch hervorragende Beschäftigungszahlen und eine sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit auf­weist. Das ist bemerkenswert! (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten der Freiheitlichen.)

Das ist bemerkenswert, aber doch nicht weiter verwunderlich, weil man gerade auch in diesem Bundesland zeitgerecht Reformen begonnen hat, die jetzt ein positives Ergeb­nis zeigen. Ich wünschte, dass auch Wien vielleicht nicht ganz so gute, aber doch ähn­lich gute Zahlen vorweisen könnte.

Meine Damen und Herren! Dieses Budgetbegleitgesetz ist klar und eindeutig. Es signa­lisiert wichtige Reformen, es bedeutet eine Stabilisierung für zukünftige Aufgaben, es ist sozial ausgewogen.

Etwas möchte ich an dieser Stelle doch noch ansprechen: Gestern meinte die Kollegin Glawischnig, man möge doch jetzt unbedingt das Volksbegehren für ein atomkraftfrei­es Europa unterschreiben. Ja, durchaus, aber Sie wä­ren we­sentlich glaubwürdiger, meine sehr verehrten Damen und Herren, gerade Ihre Fraktion, wenn Sie, als es um die Wasserkraftnutzung Lambach ging, als es darum ging, erneuerbarer Energie den Vorzug vor der Atomkraft zu geben, auch dort gewesen wären und für dieses Kraftwerk gekämpft hätten. Dann wären Sie wesentlich glaubwürdiger, meine Damen und Her­ren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Dieses Budgetbegleitgesetz, welches einen Meilenstein in der österreichischen Politik darstellt, diese Budgetreform, vor allem aber diese Pensionssicherungsreform sichert im Interesse der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, vor allem im Interesse der Jugend, die Zukunft Österreichs. Wir von der ÖVP und auch die freiheitli­che Fraktion werden diesen Vorlagen daher die Zustimmung geben. (Anhaltender Bei­fall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

9.34

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich gebe bekannt, dass der soeben in seinen Kernpunk­ten erläuterte Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Tancsits, Dolinschek, Walch, Neugebauer, Dipl.-Ing. Uwe Scheuch, Jakob Auer auch schriftlich überreicht wurde und genügend unterstützt ist. Er steht daher mit in Ver­handlung.

Im Hinblick auf den Umfang des Antrags lasse ich ihn gemäß § 53 Abs. 4 der Ge­schäftsordnung vervielfältigen und verteilen.

Im Übrigen wird dieser Antrag auch dem Stenographischen Protokoll beigedruckt wer­den.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Mag. Tancsits, Dolinschek, Walch, Neu­gebauer, Dipl. Ing. Uwe Scheuch, Jakob Auer und Kollegen betreffend einheitliches Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen

Die langfristige Sicherung des auf dem Umlageverfahren beruhenden österreichischen Pensionssystems ist ein vorrangiges Ziel der gegenwärtigen Bundesregierung.

Die Pensionsreformen vergangener Jahre konzentrierten sich auf kurzfristige Maß­nahmen zur Sicherung der gesetzlichen Altersvorsorge für die nächsten Jahre. Durch die Pensionsreform 2000 wurden aber auch die Grundlagen für eine langfristige Re­form gelegt. Zum einen erhielt die neugeschaffene Kommission zur langfristigen Pen­sionssicherung den gesetzlichen Auftrag, nicht nur Gutachten über die voraussichtliche Gebarung der Pensionsversicherung für die nächstfolgenden Jahre zu erstatten, son­dern auch alle drei Jahre einen Bericht über die langfristige Entwicklung der gesetzli­chen Pensionsversicherung vorzulegen. Aufbauend auf den ersten Bericht der erwähn­ten Kommission, der im Jahre 2002 vorgelegt wurde, hat die Bundesregierung die Pen­sionsreform 2003 ausgearbeitet und dem Nationalrat zur Beschlussfassung vorge­legt.

Die Pensionsreform 2003 geht von folgenden Überlegungen aus: Das System muss einen ausgewogenen Ausgleich zwischen den Generationen gewährleisten, welcher der jeweils älteren Generation angemessene Pensionen sichert und die jeweils jüngere Generation nicht der Gefahr untragbarer Belastungen aussetzt. Die mit der Reform zwangsläufig verbundenen Lasten sollen unter Beachtung sozialer Gesichtspunkte möglichst gerecht verteilt werden, wobei die schon in Pension befindlichen Personen den höchsten Schutz verdienen. Die interne Gerechtigkeit des Systems muss verbes­sert werden.

Durch die im Rahmen der Pensionsreform 2003 gesetzten Reformschritte werden die Voraussetzungen für eine nachhaltige Sicherung des auf dem Umlageverfahren beru­henden Pensionssystems geschaffen.

Ein Kernelement der nachhaltigen Pensionssicherung ist die Harmonisierung aller Pensionssysteme (inklusive Politiker und staatsnaher Bereiche) und dient zur Stärkung des Vertrauens, vor allem junger Menschen, in die zukünftige Leistungsfähigkeit der österreichischen Alterssicherung. Ein für alle Bevölkerungsgruppen einheitliches Pen­sionssystem, welches auf den Rahmenbedingungen des ASVG beruht, mit einheitli­chen Beiträgen und einheitlichen Leistungen soll geschaffen werden.

Einen wichtigen Baustein eines zukunftsweisenden und modernen Pensionsrechts in Österreich wird ein beitragsorientiertes, persönliches Pensionskonto mit einer leis­tungsorientierten Komponente darstellen.

Neben der Sicherung der Pensionen durch das Umlageverfahren (1. Säule) wird als Ergänzung auch der Ausbau der betrieblichen und der individuellen Altersvorsorge (2. und 3. Säule), vor allem im Lichte einer zusätzlichen Altersvorsorge und entspre­chender internationaler Gepflogenheiten weiter forciert.

Vor allem im Hinblick auf das Vertrauen und die Absicherung der jüngeren Generatio­nen in eine leistungsfähige und beitragsgerechte Alterssicherung, welche sich an den geänderten Rahmenbedingungen - späterer Eintritt in das Erwerbsleben und längere Lebenserwartung - orientiert, ist es erforderlich, die mit der Pensionsreform 2000 be­gonnenen Schritte rasch weiter zu führen und zu entwickeln. Dies wird nicht nur die langfristige und nachhaltige Finanzierbarkeit des österreichischen Pensionssystems sichern, sondern insbesondere den Generationenvertrag, vor allem aber Gerechtigkeit zwischen und innerhalb der Generationen aufrecht erhalten.

Die Basis für das einheitliche Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen soll ein einheitli­ches Beitrags- und Leistungsrecht sein, das durch schrittweise Harmonisierung der Beitragssätze und Beitragsgrundlagen nach dem Muster des ASVG geschaffen werden soll.

Die konkrete Ausarbeitung eines zukunftsweisenden und modernen Pensionsrechts für alle Erwerbstätigen ist daher ohne Verzögerung in Angriff zu nehmen.

Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, sind die entsprechenden Regelungen noch in diesem Jahr von der Bundesregierung unter Einbindung der Sozialpartner, der Län­der und der Pensionsreformkommission der Bundesregierung zu erarbeiten und dem Nationalrat bis längstens 31. Dezember 2003 ein entsprechender Gesetzesantrag vor­zulegen. Das neue einheitliche Pensionssystem für alle Erwerbstätigen soll jedenfalls – mit entsprechenden Übergangsbestimmungen – im Jahre 2004 in Kraft treten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird ersucht, unter Einbindung der Sozialpartner, der Länder und der Pensionsreformkommission bis Ende des Jahres 2003 einen Gesetzesentwurf betreffend ein einheitliches Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen zu erarbeiten und dem Nationalrat bis längstens 31. Dezember 2003 zur Beschlussfassung vorzulegen.

Als Rahmenbedingungen für ein derartiges einheitliches Pensionsrecht für alle Er­werbstätigen sind jedenfalls vorzusehen:

Schrittweise Harmonisierung der Beitragssätze und Beitragsgrundlagen bei gleichzeiti­ger Vereinheitlichung der Leistungen.

Nach 45 Beitragsjahren im Alter von 65 Jahren für Männer und Frauen soll eine Ersatz­rate von 80 Prozent auf Basis des Lebenseinkommens erreicht werden. Berufsanfän­ger sowie Erwerbstätige unter 35 Jahren sollen ab 2004 in ein neues einheitliches Pensionsrecht auf Basis der Rahmenbedingungen des ASVG integriert werden.

Verbesserte Aufwertung zukünftiger Beitragszeiten ab 2004 unter Berücksichtigung der Lohnentwicklung.

Nach Erreichung des Barcelona-Ziels zur Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer soll aus­gehend vom Regelpensionsalter von 65 Jahren nach internationalen Beispielen (Schweden) die Schaffung eines Pensionskorridors mit Bonus/Malus zur Ermöglichung eines selbstbestimmten Pensionsantritts geprüft werden.

Schaffung eines beitragsorientierten persönlichen Pensionskontos mit einer leistungs­orientierten Komponente zur sozial ausgewogenen Alterssicherung, die insbesondere Kindererziehungszeiten, Mutterschutz, Familienhospizkarenz, Präsenz- und Zivil­dienstzeiten und andere gesellschafts- und staatspolitisch wünschenswerte Leistungen entsprechend berücksichtigt. Diese Zeiten sind zu harmonisieren und in der Pensions­anrechnung transparent zu gestalten, ebenso alle anderen Ersatzzeiten.

Schaffung einer Mindestpension bei Bedürftigkeit. Diese Mindestpension soll für alle alleinstehenden, unversorgten Personen, die das Regelpensionsalter erreicht haben und weder über eine Eigenpension noch über eine von einem verstorbenen Ehepartner abgeleitete Pensionsvorsorge verfügen, unter Heranziehung der Sozialhilfe der Länder, geschaffen werden.

Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung eines Pensionskontos soll auch die Mög­lichkeit eines partnerschaftlich vereinbarten Splittings geschaffen werden.

Die Pensionsanpassung hat sich weiterhin am Ziel der Wertsicherung zu orientieren, und zwar durch Einmalzahlungen sowie Fix- und Sockelbeträge für sozial Schwächere. Die Bestimmungen der Netto-Pensionsanpassung sind durch neue und für alle Bürger verständliche, gesetzliche Regelungen zu ersetzen.

Die Pensionstypen aus dem Titel der geminderten Arbeitsfähigkeit (Invalidität, Berufs­unfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit), die im europäischen Vergleich überdurchschnitt­lich in Anspruch genommen werden, sollen einer grundlegenden Evaluierung und nachfolgenden Reform zugeführt werden. Die Ergebnisse der Pensionsreformkommis­sion sind hierbei einzubeziehen und weiter zu entwickeln. Nach Möglichkeit soll die unfallbedingte Arbeitsunfähigkeit, unabhängig ob Arbeitsunfall oder Freizeitunfall, ana­log bewertet werden.

Besondere Berücksichtigung von Zeiten unter körperlich oder psychisch besonders belastenden Bedingungen.

Ausgestaltung und Forcierung der betrieblichen und der individuellen Altersvorsorge.

Für den Bereich des öffentlichen Dienstes gelten die folgenden Eckpunkte: Neu aufge­nommene Beamtinnen und Beamte fallen in das neue, nach den Grundsätzen des ASVG gestaltete Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen. Beamtinnen und Beamte der­jenigen Altersgruppe, die bei Einführung des ein­heitlichen Pensionsrechtes noch keine ruhegenussfähige Gesamtdienstzeit von 10/15 Jahren aufweist und daher keinen Pen­sionsanspruch erworben haben, werden ex lege in das neue einheitliche Pensionsrecht transferiert.

Für alle übrigen Beamtinnen und Beamten, die bereits einen Pensions­anspruch erwor­ben haben, wird eine Optionsmöglichkeit aus dem Beamtenpensionsrecht geprüft.

Im Bereich des Öffentlichen Dienstes müssen bei der Harmonisierung berufsspezifi­sche Notwendigkeiten bzw. Anforderungen berücksichtigt und erforderlichenfalls auch durch Übergangsregelungen umgesetzt werden.

Für jene Gruppen im Öffentlichen Dienst, die mit anderen Erwerbstätigen vergleichba­ren psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt sind, ist z.B. durch Lebens­arbeitszeitmodelle vorzusorgen.

Gleichzeitig ist eine gleichwertige Harmonisierung des Pensionsrechts der Landes- und Gemeindebediensteten nach den für die Bundesbediensteten geltenden Grundsätzen anzustreben und von den betreffenden Gebietskörperschaften umzusetzen.

Ebenso sind die Bediensteten der Sozialversicherungsträger sowie anderer Körper­schaften öffentlichen Rechtes und anderer staatsnaher Einrichtungen und Unterneh­men nach den gleichen Grundsätzen in das einheitliche Pensionsrecht für alle Er­werbstätigen einzubeziehen.

Die jeweils zuständigen Aufsichtsbehörden sollen im Rahmen ihrer Zuständigkeit dafür Sorge tragen, dass keine Sonderprivilegien geschaffen werden.

Im Zuge der Harmonisierung des Pensionssystems sind auch die Pensions-versicherungsträger zusammenzuführen. Im Zuge der Zusammenlegung der Pensi­onsversicherungsträger soll das Einsparungspotential durch Synergieeffekte und Be­seitigung von Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung voll ausgeschöpft werden .

Einbeziehung politischer Funktionäre nach den für den Bund, die Länder und die Ge­meinden geltenden bezügerechtlichen Regelungen in das einheitliche Pensionskonto­system. Die Übergangsregelungen sollen analog den für Bundesbedienstete geltenden Regelungen gestaltet werden.

Auch GSVG- (Gewerbe) und BSVG- (Bauern) Versicherte werden schrittweise durch Harmonisierung des Beitrags- und Leistungsrechtes unter besonderer Berück­sich­tigung berufsständischer Notwendigkeiten, parallel zur Schaffung eines beitrags­orientierten Pensionskontos, so in das neue Pensionsrecht integriert, dass bei Einfüh­rung des einheitlichen Pensionsrechtes noch nicht 35jährige verpflichtend übergeführt werden, während für ältere Versicherte eine Optionsmöglichkeit geprüft werden soll.

Benachteiligungen von Frauen müssen durch besondere Berücksichtigung von Kinder­erziehungszeiten vermieden werden. Der pensionsbegründende Anteil der Kinderer­ziehungszeiten wird von derzeit 18 auf 24 Monate erhöht. Pro Kind wird der Durch­rechnungszeitraum für die über 15 Jahre liegenden Zeiten um 3 Jahre verkürzt. Die Bemessungsgrundlage für pensionserhöhende Kindererziehungszeiten wird in 25 Jah­res­schritten von derzeit 100 Prozent des Ausgleichszulagenrichtsatzes auf 150 Prozent erhöht.

Das neue einheitliche Pensionssystem für alle Erwerbstätigen soll jedenfalls im Jah­re 2004 in Kraft treten.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt als Nächster mit 15 Minuten Redezeit Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

 


9.36

Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Auer, ich werde Sie als Ausschussvorsitzenden in guter Erinnerung behalten; Sie haben das gut gemacht. Ich äußere mich aber nicht zu Ihrer Rede, eben weil ich Sie in guter Erinnerung behal­ten will.

Ist es nicht eigentlich absurd, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir heute eine Pensionsreform vor uns liegen haben und beschließen sollen, die bis heute, ja bis vor einigen Stunden durch freiheitliche „Rebellen“ wegen eines Härtefonds in Frage gestellt war? Noch heute lese ich in einer Zeitung eine Äußerung des ÖVP Klubob­manns, Wilhelm Molterer – der sich übrigens genauso wie sein freiheitlicher Kollege in dieser Debatte nicht zu Wort meldet; auch ein interessantes Zeichen –, wonach es zu dieser Pensionsreform keine Alternative gäbe. Die Regierung hat keine Alternative, heißt es da.

Man stelle sich das vor: Zwei Monate wird im Eilzugstempo eine angebliche Reform durch einen nicht dafür vorgesehenen und passenden Ausschuss durchgeschleust, nämlich den Budgetausschuss, und dann sagen einige Abgeordnete: Wenn dieser Här­tefonds nicht mit 20 Millionen € statt mit 10 Millionen € dotiert wird, dann lassen wir möglicherweise die Regierung platzen; jedenfalls stimmen wir dann der Pensionsre­form nicht zu! – Wegen eines Härtefonds, wegen 10, 15 oder 20 Millionen €!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Entweder ist es das „Jahrhundertwerk“, als das Sie uns diese Pensionsreform genauso wie alle anderen versprochen haben, und dann wird es wohl nicht auf einen Härtefonds ankommen, ob man dem Ganzen zu­stimmt oder nicht – oder es ist eben nicht dieses Jahrhundertwerk, meine sehr geehr­ten Damen und Herren von den Regierungsparteien.

Meine Meinung ist klar: Das ist kein Jahrhundertwerk, sondern da geht es schlicht und einfach darum, dass Sie in den nächsten Jahren durch das Abräumen im Pensionssys­tem schnell eine Steuerreform finanzieren wollen. Seien Sie doch ehrlich, meine Da­men und Herren! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Sie hätten bei dieser Pensionsreform viele Chan­cen gehabt, aber Sie haben fast alle verspielt. Das Einzige, was Sie erreicht haben, ist: Sie haben jegliches Vertrauen, das die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land in die Politik noch gehabt haben, aufs Spiel gesetzt – und verspielt. Das haben Sie erreicht! Den Kredit, den kleinen Kredit, den Politik in diesem Land noch hat, haben Sie auf Grund der Art und Weise, wie Sie die Bevölkerung zunächst einmal geschockt haben mit Pensionskürzungen – und das haben Sie ja geplant: Pensionskürzungen von 30 und 40 Prozent, auch in den Übergangszeiten; seien Sie doch wenigstens jetzt so ehr­lich und geben Sie das zu! –, verloren. Mit diesen Pensionskürzungen haben Sie das Land geschockt; und dass Sie dazu fähig sind, hätte Ihnen niemand in diesem Land zugetraut, und es hat auch genügend Reaktionen darauf gegeben.

Das, was Sie als Zweites erreicht haben, war: Sie haben die Millionen für die Steuerre­form sichergestellt. Eines ist interessant: Ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Plenum, dass in den letzten Erläuterungen zu dem Antrag, den wir vorliegen haben, keine Zahlen mehr vorkommen, dass da nicht mehr drinsteht, was der Ausgangspunkt für die Pensionsreform war? – Dass nämlich die Bundesregierung und Sie, Herr Bundeskanzler, behauptet haben – natürlich auch der Finanzminister –, bis zum Jahr 2007, aber jedenfalls im Jahr 2007 müsse eine Mil­liarde € von den zusätzlichen Kosten beim Bundeszuschuss eingespart werden. Dann haben Sie das Jahr 2007 „entsorgt“, und es waren nur mehr die Zahlen für 2006 ent­halten. Natürlich haben Sie – ich gestehe Ihnen das zu: gutes Marketing – in der Öf­fentlichkeit den Eindruck erweckt, als hätten Sie vom Ministerialentwurf über die Regie­rungsvorlage bis hin zu den Verhandlungen mit den Sozialpartnern und dann mit den Kämpfern der FPÖ nachgegeben, als wäre der Einsparungseffekt wirklich geringer geworden.

Ich frage Sie noch einmal: Warum finden sich keine Zahlen in den Erläuterungen? Wa­rum haben Sie auf diese Zahlen vergessen? – Ich gebe Ihnen gleich auch die Antwort darauf: Sie haben aus gutem Grund vergessen, diese Zahlen hineinzuschreiben. Ur­sprünglich waren als Einsparungen in der gesetzlichen Pensionsversicherung für das Jahr 2004 110 Millionen €, für 2005 372 Millionen € und für 2006 665 Millionen € vor­gesehen. Mit den Maßnahmen, die die „großartigen Kämpfer“ der Freiheitlichen Partei, diese „Rebellen“ erarbeitet und durchgesetzt haben, spielen Sie dem Finanzminister mehr, als im ursprünglichen Entwurf enthalten war, bis 2006 in die Kasse. Sie haben zusätzliche Verschlechterungen erreicht. (Abg. Neudeck: Wo sind Ihre Zahlen?)

Natürlich, Herr Klub­ob­mann Molterer, Sie wissen es ja: Durch den Ver­zicht auf die Wertanpassung beziehungsweise die geminderte Wertanpassung in den Jahren 2004 und 2005 kommen Hunderte Millionen Schilling zusätzlich in die Kasse des Finanzmi­nisters, um die Steuerreform zu finanzieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Ich nenne Ihnen die Zahlen: 2004: ursprünglich geplant: Einsparung 110 Millionen €, jetzt: 196 Millionen €. 2005: ursprünglich, am Ausgangspunkt, als Ihr Konzept am bru­talsten war: 372 Millionen €, jetzt: 496 Millionen €. Man kann sich dann schon ein paar kleine Geschenke an die freiheitlichen Abgeordneten, zum Beispiel die Aufstockung des Härtefonds von 10 Millionen € auf 20 Millionen € leisten, wenn die Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Partei so brav waren und selbst noch dafür gesorgt haben, dass zusätzliche Hunderte Millionen fürs Budget reinkommen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, Sie hätten die Chance gehabt, mit dieser Pensionsreform ein Zei­chen zu setzen, mit gutem Beispiel voranzugehen, etwa durch die Abschaffung von Privilegien im alten Politikerpensionssystem, in die Debatte so einzusteigen, dass man sagt: Wir wissen genauso wie fast jeder Österreicher, jede Österreicherin, dass Refor­men im Pensionssystem notwendig sind, und wir fangen bei uns an! – Wenn ich sage „bei uns“, dann weiß ich und wissen wir, dass das nur sehr wenige in diesem Haus betrifft, aber jeder in der Öffentlichkeit weiß, dass es unter den Politikern noch immer welche gibt, die nicht eine ASVG-Pension erhalten, sondern 10 000 € oder 12 000 € und teilweise sogar als Politpensionisten hier herinnen sitzen und aktiv sind.

Wir fangen bei uns an! – Das wäre ein Zeichen, ein Signal gewesen. Aber was haben Sie gemacht? – Mit einer unseligen „Trägerrakete“, die Sie, Herr Klubobmann Scheib­ner, unterschrieben haben, für die Sie gestanden sind, haben Sie die Debatte über die Politikerbezüge eröffnet: Frühpension für Politiker. (Abg. Scheibner: Was selbst bei der Bestimmung nicht gestimmt hat!) Gleichzeitig wären die Frühpensionen im ASVG, im GSVG, bei den Gewerblichen und den Bauern abgeschafft worden. (Abg. Scheib­ner: Hat auch nicht gestimmt!) Das war der Beginn und der Startschuss Ihrer „Bereit­schaft“, Privilegien abzubauen. Ausgerechnet von Seiten der Freiheitlichen, und das auch erst nach Wochen intensiver Debatte über Politikerbezüge. Sie waren nicht be­reit, hier auch nur ein zusätzliches Quäntchen an Gerechtigkeit zu schaffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Stimmen Sie mit! Wir schaffen es ab!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie hätten die Chance gehabt, mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie, Herr Bundeskanzler, hätten die Chance gehabt, eine Pen­sionsreform einmal anders zu machen, als das unseligerweise über Jahre und Jahr­zehnte in dieser Republik gelaufen ist: Regierung gegen Opposition, Regierung gegen Opposition, Regierung gegen Opposition; egal, wer in der Regierung ist, er ist dafür, findet das gut – egal, wer in der Opposition ist, er findet es schlecht.

In anderen Ländern – und das wissen Sie auch, Herr Bundeskanzler – werden Pensi­onsreformen anders angegangen. (Abg. Dr. Fasslabend: Frankreich!) Ich meine jetzt nicht Frankreich, Herr Kollege Fasslabend, es gibt auch noch andere Länder (Abg. Dr. Fasslabend: Deutschland!), in Schweden, in der Schweiz beispielsweise, auch in der Bundesrepublik Deutschland, indem man versucht, alle Parteien, die Sozialpartner mit einzubeziehen, sie aufzufordern, indem man die Pensionsreform gründlich vorbe­reitet, sich Zeit nimmt dafür, eine Debatte über ein oder eineinhalb Jahre führt. (Abg. Scheibner: Sie haben bald keine Themen im Ausschuss mehr zum Diskutieren ge­habt!)

Nein, Sie, Herr Bundeskanzler, haben das abgelehnt, Sie sind nach dem autoritären Konzept, das Sie gut kennen, vorgegangen: eine Pensionsreform vorstellen, aufschrei­en lassen, und dann ist Ruhe, wenn abgestimmt wird, vorbei ist die Debatte! – Solch ein Politikverständnis, solch ein Demokratieverständnis haben Sie, meine sehr geehr­ten Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Hat es gar keine Änderungen gegeben? Nur Sie haben das letzte Monat verschlafen! Sie haben die letzten vier Wochen völlig verschlafen!) Ganau das ist das Unselige an der Pensionsdebatte, auch an dieser Pensionsdebatte!

Herr Bundeskanzler, Sie hätten eine Chance gehabt, wenn Sie diese Pensionsreform mit dem Vorsatz, etwas mehr Gerechtigkeit in die Pensionssysteme zu bringen, ange­gangen wären. Sie haben gestern gesagt, Herr Bundeskanzler, das österreichische Pensionssystem sei das beste der Welt. – Nein, das ist es nicht, mit Sicherheit nicht! In An­betracht dessen, das 60 Pro­zent ... (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Bartenstein.) Herr Minister Bartenstein, ich glaube, ich habe Ihnen die Zahlen schon vor Monaten gesagt (Abg. Scheibner: So lange diskutieren wir schon! Sehen Sie, jetzt geben Sie es zu!)

In An­be­tracht dessen, dass 60 Pro­zent der ASVG-Pen­sio­nisten, der GSVG-Pen­sionis­ten, also der Gewerblichen, der Bauern eine Pen­sion unter 1 000 € erhalten, und in An­betracht dessen, dass die durch­schnittliche Frauenpension knapp über der Armuts­grenze liegt, stellen Sie sich hier her und sagen, das sei das beste Pensions­system der Welt (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Wo ist es besser?), obwohl die Mehr­heit nur ein bisschen mehr Pension bezieht, als dem Existenzminimum entspricht?! Das glauben Sie doch selbst nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben ein teures Pensionssystem, es ist aber nicht nur eines, sondern es sind viele Pensionssysteme, und wir haben große Ungerechtigkeiten innerhalb dieser Pensionssysteme. (Abg. Scheibner – in Richtung SPÖ –: Euer System ist eine Schande! Das finde ich lustig!) Nach wie vor gibt es diese Ungerechtigkeiten, und Sie haben mit Ihrer Pensionsreform nichts dazu beigetragen, dass diese Ungerechtigkeiten abgebaut werden. Im Gegenteil: Bei Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, zahlen die Frauen, die die durchschnittliche Alterspension von 680 € erhalten, dieselben Abschläge, die jemand mit 2 300 € zahlt, und das ist die höchste ASVG-Pension. Das nennen Sie gerecht? Aber Bezieher von Pensionen, die wesentlich höher sind, wie zum Beispiel Politiker­pensionen, kommen, wenn sie 3 300 € nicht überschreiten, mit einem Prozent zusätzli­chen Abschlag davon? Das nennen Sie gerecht?! (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Das stimmt ja nicht!) Selbstverständlich stimmt das!

Herr Bundeskanzler, erzählen Sie mir nichts über das Bezügegesetz! Eines würde ich Ihnen raten: mir nichts über das Bezügegesetz zu erzählen, denn da kenne ich mich aus! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe.) – Ich erkläre es Ihnen gerne. (Abg. Scheibner: Sagen Sie einmal etwas zur Entgeltfortzah­lung! Warum sind die Grünen so dagegen, dass man das ändert! Ist das nicht ein Privi­leg?) Herr Kollege Scheibner, es wird nicht besser, wenn Sie lauter werden.

Der bisherige Pensionssicherungsbeitrag für Politiker lag bei 7 Prozent. Sind wir uns da einig, Herr Bundeskanzler? Jetzt wird der Pensionssicherungsbeitrag für Politiker­pensionen bis 3 300 € um ein Prozent erhöht. (Abg. Scheibner: 15 Prozent Abschläge! Was ist mit der Entgeltfortzahlung?) Das ist eine Schande und kennzeichnend dafür, wie Sie mit dieser Pensionsreform die Österreicherinnen und Österreicher hinters Licht führen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie wollen nur billig Kasse machen auf Kosten derer, die vor der Pension stehen.

 


Präsident Dr. Andreas Khol| (das Glockenzeichen gebend): Herr Abgeordneter, den Schlusssatz bitte!

 


Abgeordneter Karl Öllinger| (fortsetzend): Sie betrügen die Jugend Österreichs. (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich!)

9.51

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, wollen Sie den Vorwurf der Lüge zurücknehmen? Sonst muss ich Ihnen gleich einen Ordnungsruf erteilen.

 


Abgeordneter Karl Öllinger| (fortsetzend): Ich habe nicht „Lüge“ gesagt, sondern „be­trügen“.

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wollen Sie diesen Vorwurf zurücknehmen? (Rufe bei den Grünen: Nein!) – Wenn dies nicht der Fall ist, erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei den Grünen für den das Rednerpult verlassenden Abg. Öllinger.)

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Bösch. Redezeit: 15 Minuten. – Bitte.

 


9.51

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch| (Freiheitliche): Herr Bundeskanzler! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Öllinger, ich danke Ihnen für die Ausführungen, die Sie in den vergangenen 15 Minuten gemacht haben, weil sie im Wesentlichen ein weiterer Beweis dafür sind, dass man heute diesem Budgetbegleit­gesetz zustimmen muss. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich denke, dass auch die Grünen zustimmen werden, denn Sie, meine Damen und Herren von den Grünen, haben gesagt, ein Ziel dieser Pensionsreform müsse die Ge­rechtigkeit sein und Sie würden diesen Antrag, den wir in Bezug auf die Harmonisie­rung vorlegen, wie ich meine, genau studieren, ja Sie hätten ihn schon studiert, und werden dann sehen, dass die Regierung dieses Prinzip der Harmonisierung ernst meint.

Sie werden auch sehen – und darüber werden wir heute Abend debattieren –, dass wir im Rahmen dieser Pensionsreform bei den Politikerprivilegien zuerst beginnen. Meine Damen und Herren! Dieses Thema war uns ein wichtiges, gerade uns Freiheitlichen und gerade auch unserem Klubobmann Herbert Scheibner, der dieses Thema unter den Klubobleuten vorangetrieben hat. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie, meine Damen und Herren der Grünen, werden erklären müssen, warum Sie aus diesen Verhandlungen ausgestiegen sind, warum Ihnen der Abbau von Politikerprivile­gien offensichtlich nicht am Herzen liegt. (Abg. Mandak: Das glaubt doch niemand, nicht einmal Sie selbst!)

Herr Kollege Verzetnitsch hat von Zukunftslösungen gesprochen, die es anzustreben gilt. Herr Kollege, ich stimme Ihnen zu: Es muss um Zukunftslösungen gehen! Es darf nicht um punktuellen Maßnahmen gehen, wie sie seinerzeit die SPÖ-Regierungen un­ter Vranitzky und seinen Nachfolgern in Bezug auf verschiedene Pakete gesetzt ha­ben, die die Pensionen, ohne die Zukunft anzupacken, einfach gekürzt haben.

Es geht um Zukunftslösungen, da haben Sie Recht, und diese Regierung wird mit die­sem Paket, das heute im Budgetbegleitgesetz debattiert wird, auch eine Zukunftslö­sung anbieten, denn es geht darum, die staatliche Aufgabe der Grundsicherung si­cherzustellen, Herr Kollege.

Niemand von uns Freiheitlichen – und ich denke, auch niemand von der ÖVP – zweifelt das Umlageverfahren an. Es ist ein wichtiges systemimmanentes Prinzip, das wir in der ersten Säule der Pensionsvorsorge erhalten wollen. Weil das erhalten bleiben soll, ist diese Reform notwendig. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Diese staatliche Aufgabe soll ergänzt werden im Rahmen des Dreisäulenmodells bei verschiedenen Einkommensgruppierungen, die das leisten können – da gebe ich Ihnen Recht –, durch eine betriebliche Vorsorge, die wir durch die Abfertigung für alle breit gestreut haben (Abg. Öllinger: Schlechter!), und durch eine private Vorsorge, Herr Kollege Öllinger. Im Rahmen dieser drei Säulen wird es gelingen, das Pensionssystem auch für die kommenden Generationen zu sichern.

Unbestritten ist, dass wir in Österreich ein gutes, aber auch ein teures Pensionssystem haben. Damit wir die Pensionen vor allem für die Jugend von heute auch in Zukunft absichern können, müssen jetzt diese notwendigen Schritte eingeleitet werden. (Abg. Eder: Das stimmt nicht! Das ist falsch!)

Diese Binsenwahrheiten müssten auch langsam bei der Opposition Früchte tragen, etwa die Binsenwahrheit, dass wir mittlerweile länger leben, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten 30 Jahren um 8,3 Jahre gestiegen ist. Die in Anspruch genommenen Pensionszeiten haben sich in diesem Zeitraum sogar verdoppelt: von 8,8 Pensionsjahren im Jahre 1970 auf 20,3 Pensionsjahre im Jahr 2001.

Herr Kollege, ich warte auf die Vorschläge der SPÖ, wie man dieses Problem künftig finanzieren soll. Bisher war davon nichts zu hören. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Scheibner: So ist es! Haben sie auch keine!)

Mei­ne Da­men und Herren! 97 Pro­zent al­ler Öster­reicher ge­hen vor dem 65. Lebens­jahr in Pension und fallen damit natürlich als Einzahler und auch als Unter­stützer für das Pensionssystem weg. War die Frühpension vor 30 Jahren noch eine Ausnah­meregelung, so ist sie heute zum Regelfall geworden.

Wenn nichts geschieht, wenn sich diese Regierung von FPÖ und ÖVP nicht durchrin­gen kann, in diesem – ich gebe es zu – Kraftakt eine Pensionsreform zu machen, wenn nichts passiert, dann gibt es drei Möglichkeiten, unser Pensionssystem im Lot zu hal­ten.

Erstens: Wir können die Beitragssätze um 53 Prozent erhöhen. (Abg. Scheibner: Das will die SPÖ! – Abg. Eder: Das ist ein Unsinn! Wer erzählt Ihnen diesen Unsinn?) – Ich nehme nicht an, dass die Oppositionsparteien die Beitragssätze um 53 Prozent erhö­hen wollen.

Zweitens: Wir können die Pensionen um 45 Prozent kürzen. – Ich nehme nicht an, dass die SPÖ die Pensionen um 45 Prozent kürzen will.

Oder: Wir können das Pensionsantrittsalter um beinahe elf Jahre erhöhen. – Wenn Sie das wollen, dann sollten Sie es auch laut sagen, meine Damen und Herren.

Für uns Frei­heitliche sind al­le diese Va­rianten unsinnig, unsozial und politisch nicht durchsetzbar. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Jeder Monat – und dessen muss man sich bewusst sein –, um den die Pensionssiche­rungsreform hinausgezögert wird, kostet mehrere Millionen Euro. Ohne Maßnahmen würden die Zuschüsse aus Steuergeldern an die Pensionsversicherung im Jahre 2006 beinahe 15 Milliarden € betragen.

Meine Damen und Herren! Vor 30 Jahren hat man durchschnittlich 42,7 Jahre gearbei­tet, heute arbeitet jeder Österreicher durchschnittlich nur mehr 37 Jahre. Die Erwerbs­quote bei den älteren Arbeitnehmern, also bei den 55- bis 64-Jährigen, liegt in Öster­reich bei nur 28 Prozent. Damit liegt Österreich an der 12. Stelle in der Europäischen Union. Die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen ist in Österreich noch niedriger, näm­lich 14 Prozent.

Deshalb hat, meine Damen und Herren, diese Bundesregierung eine Vorlage der Öf­fentlichkeit präsentiert. Diese wurde breit diskutiert, diese wurde auch von Ihnen ak­zeptiert und politisch angegriffen. Sie haben sich dann dazu entschlossen, die Einla­dung zu den Verhandlungen, die durch die Bundesregierung an Sie ergangen ist, nicht anzunehmen. Sie haben die Runden Tische, die von der Bundesregierung gemacht wurden, verlassen und sich auf die Straße begeben, um dort den Österreichischen Gewerkschaftsbund, Herr Kollege Verzetnitsch, sozusagen zu missbrauchen, indem sie ihn zu einer außerparlamentarischen Opposition gemacht haben.

Besser wäre es gewesen, wären Sie in den Verhandlungen aufgetreten. Hätten Sie die klaren sozialdemokratischen Vorstellungen auf den Tisch gelegt, dann hätten wir von Seiten der Regierungsparteien auch darauf reagieren können. So war es die Aufgabe der FPÖ und auch vieler Abgeordneter der ÖVP, diese wichtigsten Punkte durchzude­battieren und immer wieder Verhandlungen zu führen – verhandelt wurde bis zum heu­tigen Tag –, die schlussendlich dazu beigetragen haben, dass wir heute ein abgerun­detes Paket zur Abstimmung vorlegen können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deshalb ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass sich unsere Klubobleute, aber auch die Kollegen Dolinschek, Walch, Tancsits und andere in den letzten Tagen und Wochen vehement bemüht haben, die Interessen der arbeitenden Menschen auch im Rahmen dieser Gesetzwerdung zu berücksichtigen und in diese Gesetze hineinzuver­handeln. Darüber bin ich froh, und dazu gratuliere ich auch! (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Eder: Als Einziger!)

Meine Damen und Herren! Es ist uns gelungen, dass Abschläge vom jeweils geltenden Frühpensionsalter bei der so genannten „Hackler-Regelung“ gerechnet werden, was eine wesentliche Verbesserung für die Betroffenen darstellt. Diese Form der „Hackler-Regelung“ wird bis zum Jahre 2010 fortgeschrieben.

Es ist uns gelungen, im Bereich der Schwerarbeiter-Regelung wesentliche Verbesse­rungen durchzusetzen (Abg. Verzetnitsch: Was?), sodass in Zukunft Zeiten unter schwerer körperlicher, psychischer oder gesundheitlicher Belastung in besonderer Weise berücksichtigt werden. (Abg. Eder: Das sind lauter Floskeln, was Sie da erzäh­len!)

Es ist uns auch gelungen, wesentliche Maßnahmen für kleine Pensionsbezieher einzu­richten, meine Damen und Herren von der SPÖ! Gerade wir Freiheitlichen haben durchgesetzt, dass es für kleine Pensionen sozial gerechte Pensionserhöhungen ge­ben wird. Der Ausgleichszulagen-Richtsatz wird mit der Inflationsrate voll valorisiert. Alle Pensionen bis zur durchschnittlichen ASVG-Pension werden ebenfalls mit der In­flationsrate valorisiert, und alle über der ASVG-Pension liegenden Pensionen werden mit einem Fixbetrag valorisiert. (Abg. Öllinger: Da ist ja der Skandal!)

Auch ein Härteausgleichsfond wird eingerichtet. Kollege Dolinschek wird Ihnen die De­tails im Rahmen eines Antrages noch vorlegen. Ein Härteausgleichsfond wird einge­richtet, dotiert mit mindestens 10 Millionen € und mit mehr in den kommenden Jahren, und zwar mit dem Ziel, soziale Gerechtigkeit einzurichten und soziale Gerechtigkeit auch sicherzustellen: gerade in Bezug auf Menschen, die niedere Pensionen haben. (Abg. Eder: Wer wird das entscheiden?) Das ist ein Schritt, den auch Sie anerkennen sollten! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Wesentlich ist auch, dass wir durchsetzen konnten, dass ein allgemeiner maximaler Verlustdeckel in der Höhe von 10 Prozent zukünftige Pensi­onen sichert und gegenüber dem bestehenden Recht für die Menschen, die betroffen sind, auch eine Sicherheit in Bezug auf die Übergangszeiten bringt.

Mehr Pensionen für längeres Arbeiten konnte durchgesetzt werden. In jenen Fällen, in denen mehr als 45 Versicherungsjahre zu Buche stehen und der Steigerungsbeitrag 1,78 Pro­zent beträgt, kann diese 80-prozentige Grenze aufgehoben werden. (Zwi­schenruf des Abg. Heinzl.) Das betrifft nicht Wenige, Herr Kollege Öllinger! Sie ma­chen das lächerlich, das verstehe ich schon! (Abg. Öllinger: Wir wissen auch, warum!)

Nun zu den Verbesserungen für die Frauen, meine Damen von der SPÖ: Haben Sie sich einmal angeschaut, welche Verbesserungen es im Rahmen dieses Pensionsre­formgesetzes geben wird? – Wir Freiheitlichen konnten durchsetzen, dass der pensi­onsbegründende Anteil der Kindererziehungszeiten von derzeit 18 auf 24 Monate er­höht wird. Ist das nichts? (Abg. Heinzl: Blablabla!)

Der Durchrechnungszeitraum pro Kind wird um drei Jahre verkürzt. – Ist das nichts?! Die Bemessungsgrundlage für pensionserhöhende Kindererziehungszeiten wird in 25-Jahres-Schritten von derzeit 100 Prozent des Ausgleichszulagen-Richtsatzes auf 150 Pro­zent erhöht. – Ist das nichts?! – Ich denke doch, meine Damen von der SPÖ, dass gerade Sie diesem Gesetz auch heute zustimmen werden, weil es auch in Ihrem Interesse sein muss, dass man gerade dieser Bevölkerungsgruppe in wesentlichen Schritten entgegenkommt. Wir Freiheitlichen werden das tun! (Beifall bei den Freiheitli­chen. – Abg. Scheibner – in Richtung SPÖ –: Ihr habt überhaupt nichts eingebracht!)

Die Maßnahmenpakete für die älteren Arbeitnehmer – das haben Sie im Rahmen der Gesetzestexte offensichtlich auch überlesen, Herr Kollege – konnten wir auch heute noch im Rahmen von Entschließungsanträgen präzisieren. Wir konnten durchsetzen, dass zusätzlich umfassende Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer eingeführt werden. Das Maßnahmenpaket beinhaltet im Wesentlichen die deutliche Senkung der Lohnne­benkosten für diese Personengruppe und auch einen Anspruch auf eine Aus- und Wei­terbildungsmaßnahme. All das sind richtige Schritte in die richtige Richtung, Herr Kol­lege, auch wenn Sie noch so sehr dagegen polemisieren. (Abg. Eder: Ich glaube, Sie verstehen das gar nicht, was Sie da vortragen! Herr Bösch! Hören Sie auf, ich kann nicht mehr zuhören!)

Auch der Abbau von Privilegien im geschützten Bereich der Sozialversicherungen ist zu erwähnen. Das, glaube ich, regt Sie zu Recht auf, da habe ich Verständnis für Sie, meine Damen und Herren gerade von der SPÖ, dass der Abbau dieser Privilegien nicht in Ihrem Sinne ist; das verstehe ich. Dennoch werden wir ihn umsetzen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es kann nicht so sein, dass nur im ASVG-Bereich eine Harmonisierung angestrebt wird. Auch im Bereich der Politiker-Privilegien, auch im Bereich der Privilegien (Abg. Öllinger: So ist es aber!) in diesen geschützten Bereichen kann es nicht ohne eine Reform bleiben, meine Damen und Herren! Dafür sind wir Freiheitlichen Garant! (Abg. Öllinger: Da sind Sie schuld daran!)

Wir konnten auch durchsetzen, dass es längere Übergangszeiten gibt, Herr Öllinger! (Abg. Öllinger: Bei den Politikern!) Ja, die FPÖ hat durchgesetzt, dass für das Heran­führen an das Regelpensionsalter nunmehr längere Übergangsfristen zur Geltung kommen. (Zwischenruf des Abg. Eder.) Es wird einen gleitenden Anstieg für alle an das Regelpensionsalter geben. Ich denke, dass das ein wesentlicher Schritt ist in Rich­tung mehr Vertrauen zu dieser Pensionssicherungsreform – und nicht in Richtung die­ser Gräuelmärchen (Abg. Eder: Haben Sie das bei Ihrem Sozialminister durchge­setzt?), die Sie während der letzten Wochen verbreitet haben.

Bezüglich Harmonisierung sind wir gespannt, meine Damen und Herren von der Oppo­sition, wie Sie diesem Entschließungsantrag heute begegnen werden. Dieser Ent­schließungsantrag, der die Harmonisierung aller Pensionssysteme zum Ziel hat – das ist eine umfassende Gerechtigkeit, Herr Öllinger –, liegt heute zur Abstimmung auf, und wir sind gespannt, wie Sie diesem Antrag begegnen werden. (Abg. Mandak: Kommen Sie erst heute auf die Gerechtigkeit drauf?) Ich denke, dass jeder Abgeordne­te hier im Hohen Haus die Harmonisierung, die Gerechtigkeit aller Pensionssysteme haben will, und ich nehme auch an, dass Sie alle hier Ihre Zustimmung geben werden. (Abg. Eder: Hättet ihr es doch gemacht!)

Meine Damen und Herren! Ich fasse zusammen: Diese Pensionsreform ist notwendig und auch gerecht. Wir Freiheitlichen konnten uns in wesentlichen Positionen durchset­zen, und wir werden deshalb – das kann ich Ihnen sagen – auch geschlossen dieser Gesetzesvorlage zustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

10.06

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Bundesminister Dr. Bar­tenstein. 15 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


10.06

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein|: Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine sehr verehrten Kollegen auf der Regierungsbank! Meine Da­men und Herren des Hohen Hauses! Sehr geehrter Herr Abgeordneter Öllinger, auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich nicht in guter Erinnerung behalten, möchte ich trotz­dem eingangs auf einige Ihrer Anmerkungen eingehen, weil es gilt, Sachverhalte richtig zu stellen. Es geht zum Beispiel um den Sachverhalt, dass von denjenigen wenigen politisch Tätigen, die noch im alten System verblieben sind – die Mehrheit der Mitglie­der des Hohen Hauses ist es meiner Kenntnis nach nicht, hat keinerlei Pensionsprivi­legien –, dass also von diesen Politikern im alten System nicht etwa 1 Prozent mehr, wie Sie es formulierten, sondern de facto fast das Doppelte, nämlich 15 Prozent an Solidarbeitrag geleistet wird, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Aber mit den Zahlen nehmen Sie es nicht so genau, Herr Kollege Öllinger, wenn es Ihnen um die politische Pointiertheit geht, obwohl die Pointiertheit heute besonders weit gegangen ist, wie wir am Ende erfahren haben.

Sagen Sie uns bitte auch, Herr Kollege Öllinger, wie Sie mit einer Pensionssicherungs­reform, die im Jahre 2006 557 Millionen € bringen wird – diese Zahl war vergangene Woche im Budgetausschuss völlig unumstritten –, eine Steuer- und Abgabenentlastung in der Höhe von 3 Milliarden € finanzieren wollen! – Das passt hinten und vorne nicht zusammen, das hat nichts miteinander zu tun, meine sehr verehrten Damen und Her­ren!

Sie von der Opposition sind uns auch die Antwort darauf schuldig geblieben, wo denn das beste Pensionssystem der Welt sei, denn in der Tat sind wir, der Herr Bundes­kanzler, die Bundesregierung, die Regierungsfraktionen, der Meinung, dass Österreich das beste Pensionssystem der Welt hat (Abg. Eder: Gehabt hat!), wenngleich es auch das teuerste oder zumindest eines der teuersten ist.

Herr Präsident Verzetnitsch ist jetzt nicht mehr im Saal, aber er hat hier seinem Gefühl Ausdruck verliehen, dass ein Paradigmenwechsel angestrebt würde. Wir wollen weg vom Umlagesystem. – Herr Präsident Verzetnitsch, Ihr Gefühl ist falsch! Wir verbleiben beim Umlagesystem, was die gesetzliche Pensionsversicherung in diesem Land an­langt, was ASVG und andere verwandte Systeme anlangt. Es denkt niemand daran, auf ein kapitalgedecktes System umzustellen, aber ich darf Sie daran erinnern, dass die Sozialdemokraten und auch Sie, Herr Präsident Verzetnitsch, zugestimmt haben, als wir vor weniger als einem Jahr die Mitarbeitervorsorge für alle, also das zweite Pensionsbein, etabliert haben – selbstverständlich auf kapitalgedeckter Basis. So weit ich weiß, haben Sie zugestimmt, Herr Präsident Verzetnitsch. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Sie, Herr Präsident Verzetnitsch, haben auch der Zukunftsvorsorge für alle, dieser ganz wichtigen innovativen Schaffung einer dritten Pensionssäule zugestimmt. An sein Abstimmungsverhalten sollte man sich gelegentlich erinnern. Sie, Herr Kollege Öllin­ger, sollten auch an Ihres im Jahre 1997 zum damaligen Politikerpensionsrecht den­ken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Aber ich konzediere gerne, dass ein Umlagesystem natürlich immer wieder im Lichte der Bevölkerungsentwicklung, im Lichte der Lebenserwartung zu überprüfen ist, weil ein Umlagesystem, meine Damen und Herren, nichts anderes heißt, als dass die Bei­träge der berufstätigen Menschen in unserem Lande die Pensionen finanzieren – und das, was als Differenz übrig bleibt, ist in Wirklichkeit aus Steuern zu finanzieren, denn nichts anderes ist der berühmte Bundeszuschuss.

Wenn wir nun, wie uns die Europäische Union bestätigt, mit 14,5 Prozent BIP-Anteil, Anteil an der gesamten Wirtschaftskraft des Landes, für die Pensionen die Nummer 1 sind, also wirklich das teuerste System in der Europäischen Union haben, dann müs­sen wir einfach zur Kenntnis nehmen, dass für die gesetzlichen Pensionssysteme mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes heute bereits 28 Prozent der Gesamtaufwendun­gen von rund 25 Milliarden €, nämlich 7 Milliarden € aus Steuermitteln kommen. Wür­den wir nichts tun, dann würden diese Steuern, die letztlich die Aktiven, die Jungen zusätzlich zu ihren Beiträgen zu bezahlen haben, ins Uferlose wachsen: allein in den nächsten vier Jahren bis zum Jahre 2006 um nicht weniger als 3,2 Milliarden €.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Formel 3 – 6 – 12 ist so einfach, aber gleichzeitig auch so richtig. Wenn wir Österreicher gegenüber dem Jahre 1970 um drei Jahre später ins Berufsleben einsteigen, sechs Jahre weniger im Berufsleben verbrin­gen und damit sechs Jahre weniger lang Beiträge zahlen und gleichzeitig auch auf Grund der höheren Lebenserwartung, auch auf Grund eines seit damals dramatisch gesunkenen Pensionsantrittsalters zwölf Jahre in Pension verbringen, dann ist klar, dass sich das auf Grund der Zahl des Jahres 1970 nicht mehr länger ausgehen kann, dass dieses Pensionssystem, so wie wir es heute haben, im Sinne der Jugend dieses Landes nicht nachhaltig ist.

Die Europäische Union beweist uns das auch mit anderen Zahlen und Daten. Im EU-Vergleich haben wir eine Erwerbsquote, also den Anteil der noch berufstätigen Men­schen zwischen 55 und 64 Jahren, von gerade einmal 28 Prozent, also ein bisschen mehr als ein Viertel. Das ist weit weniger als der EU-Schnitt mit 38 Prozent, und das Ihnen bekannte Land Schweden liegt diesbezüglich mit 67 Prozent an der Spitze. Auch unser Pensionsantrittsalter ist mit 58 Jahren für Männer und 57 Jahren für Frauen – zugegebenermaßen unter Einbeziehung der Invaliditätspensionisten – viel zu niedrig.

So gesehen ist also diese Pensionssicherungsreform kein Überfall. Wir haben lange diskutiert in der Pensionsreformkommission der Bundesregierung und mit den Mitarbei­tern, für deren Beteiligung ich mich hier bedanke. Diese Reform ist überfällig, wie es Professor Rürup einmal gesagt hat; also kein Überfall, sondern längst überfällig. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wäre ein wenig mehr von dem realisiert worden, was Herr Professor Rürup im Auftrag der sozialdemokratischen, von mir hoch geschätzten Ministerin Hostasch, des damali­gen sozialdemokratischen Bundeskanzlers Klima ausgearbeitet hat, hätten wir 1997 ein wenig mehr davon umgesetzt und nicht nur 12 Prozent, wie das Professor Rürup dieser Tage bestätigt hat, dann hätten wir uns zumindest wesentliche Teile der Diskus­sion und der Arbeit der letzten Wochen und Monate ersparen können, meine sehr ver­ehrten Damen und Herren!

Österreichs Gewerkschaften sind in diesen Wochen aus meiner Sicht einem dramati­schen Irrtum unterlegen. Wenn es um die Sicherung der Pensionen in unserem Lande geht, dann ist das kein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Konflikt, sondern da geht es um Ge­rechtigkeit für die Generationen, da geht es darum, einen Konflikt zwischen den Jun­gen und den Alten in unserem Lande zu vermeiden. Es geht darum, den Generatio­nenvertrag aufrecht zu erhalten und Generationengerechtigkeit zu üben.

Ich stelle das Streikrecht nicht in Frage. Es ist zwar nicht definiert, aber es ist in diesem und in anderen EU-Ländern etwas, was geltendes Gebrauchsrecht sozusagen ist. Ich bin zwar der Auffassung, dass diese Streiks nicht notwendig waren, aber vor allem bin ich der Auffassung, dass Sie sich an die Falschen gewendet haben, weil sich ein Streik immer an die Arbeitgeber zur Erzielung bestimmter Ziele richten sollte. Aber Sie ha­ben hier politische Zielvorstellungen verfolgt, wobei ich sage: Mehr haben Sie, Herr Präsident Verzetnitsch, und Sie, Herr Präsident Tumpel, am Runden Tisch des Bun­deskanzlers erreicht. Dort ist verhandelt worden, dort haben wir gute Ergebnisse, fast Ergebnisse erzielt, leider gingen Sie dann telefonieren, und der in Griffweite scheinen­de Konsens war nicht möglich. Dort haben Sie uns von verschiedenen Dingen über­zeugt – und nicht auf der Straße, dort sicherlich nicht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Herr Präsident Verzetnitsch, bei aller Zustimmung zu manchen Fakten, die Sie hier präsentiert haben – ich bin jemand, der gerne mit Zahlen und Fakten argumentiert, manchmal ein wenig zu viel –, bleiben doch zwei Fragen offen: Warum sind Sie nach dieser legendären Verhandlungsnacht aufgestanden und haben den Tisch des Bun­deskanzlers und des Vizekanzlers verlassen? Wo sind Ihre Alternativkonzepte zur Pensionssicherungsreform? – Beide Fragen haben Sie nicht beantwortet, auch heute nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Freiheitlichen.)

Bundeskanzler und Vizekanzler hätten es sich relativ einfach machen können, die Hände in den politischen Schoß legen, nichts tun und die Dinge der nächsten oder übernächsten Bundesregierung überlassen können, aber das ist nicht das, was wir unter Verantwortung für dieses Land, vor allem für die Jugend dieses Landes verste­hen. Wir wissen ganz genau: Die Einschnitte heute und in den nächsten Jahren sind hart genug. Das wissen wir. Auch eine 10-prozentige Verlustobergrenze heißt: bis zu 10 Prozent kann es sein. Ich will nicht verharmlosen, dass das für den Betroffenen/die Betroffene nicht wenig ist. Aber wenn wir noch zugewartet hätten, dann wäre es noch viel mehr geworden, wie Herr Abgeordneter Bösch gesagt hat: Entweder wären die Beitragssätze ins Uferlose gestiegen, die Pensionen wären gekürzt worden, oder beim Pensionsantrittsalter hätte es noch viel härtere Maßnahmen geben müssen.

So gesehen kann man sagen: Wer jetzt handelt, handelt im Interesse der Menschen dieses Landes und handelt im Interesse der Nachhaltigkeit unseres Pensionssystems, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Die Eckpunkte sind geblieben, die Kanten sind abgeschliffen worden; das ist eine Falschinterpretation von Ihnen, Herr Präsident Verzetnitsch! Es liegt heute im Hohen Haus eine Pensionssicherungsreform zur Abstimmung vor, die sozial gerecht und fair ist für alle, vor allem fair für alle Generationen.

Es ist auch ein indirekter Solidarbeitrag der Pensionisten enthalten. Wir, der Bundes­kanzler und der Vizekanzler, haben klar gesagt – und wir halten uns daran, was wir sagen –: In bestehende Pensionen wird nicht eingegriffen, aber wir wissen, dass Pen­sionisten einen höheren Krankenversicherungsbeitrag zahlen, und wir wissen, dass die Pensionserhöhungen der Jahre 2004 und 2005 die kleinen Pensionen überproportional begünstigen. Natürlich bedeutet das für die besser Verdienenden, besser gestellten Pensionisten gewisse Abschwächungen und einen indirekten Solidarbeitrag in der Hö­he von 4 bis 5 Prozent, was meine Rechnungen ergeben.

Die Frauenministerin und die Staatssekretärin werden im Anschluss an mich wesent­lich kompetenter zur Sache der Frauen Stellung nehmen. Aber auch für mich als Ar­beitsminister war es ganz wesentlich, an einigen Zahlen zu sehen, dass diese Pensi­onssicherungsreform Frauen jedenfalls weniger stark trifft als Männer. Wenn wir unter Einbeziehung Ihrer Experten errechnet haben – Ihre Experten haben diese Berech­nungen mitgetragen –, dass die durchschnittlichen Verluste des Jahres 2004 für dann in Pension Gehende 3 Prozent für Frauen und 5,7 Prozent für Männer betragen wer­den, Herr Präsident Verzetnitsch, dann ist das meiner Ansicht nach ein klarer Beweis dafür, dass Frauen durch diese Pensionssicherungsreform – und ich halte das für rich­tig und wichtig – weniger stark betroffen sind als Männer. (Beifall bei der ÖVP.)

Als Arbeitsminister war und ist für mich natürlich auch eine zentrale Vorstellung und eine zentrale Vorgabe, wie arbeitsmarktverträglich ist eine derartige Pensionssiche­rungsreform. Wir haben den von Ihnen nominierten Experten Mag. Gugger  vom Wifo gehört, der gesagt hat: Durch die Erhöhung des Pensionsantrittsalters, durch das Aus­laufen der Frühpensionen kommen 80 000 mehr Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt. – So ist es eben.

Wenn wir diese 80 000 Arbeitnehmer jetzt auf die 14-jährige Übergangsfrist umrech­nen, dann sind das pro Jahr, Herr Präsident Verzetnitsch und meine Damen und Her­ren von der Sozialdemokratie, gerade einmal 5 000 bis 6 000 zusätzliche Arbeitskräfte. Selbst in einem äußerst schwierigen Jahr wie dem Jahre 2002 halten wir bei einem Plus von netto 8 000 Arbeitsplätzen in unserem Lande, das heißt wir sollten bei einem durchschnittlich guten Wirtschaftswachstum 15 000 bis 20 000 Jobs pro Jahr schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Bösch hat schon von den wichtigen Begleitmaßnahmen für ältere Arbeitnehmer gesprochen: 140 Millionen €, 2 Milliarden Schilling, Lohnnebenkosten­senkung für Arbeitnehmer ab 56 Jahren, Verlängerung der Altersteilzeit, Maßnahmen zur Qualifikation und Wiedereingliederung für Unter-25- und Über-50-Jährige und eini­ges andere mehr.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, abschließend: Wie nachhaltig ist diese Pen­sionssicherungsreform? – Alle Experten – egal, ob sie Tomandl, Marin, Gugger oder Felderer  heißen – haben gesagt: Österreichs Pensionssystem ist dann nachhaltig, wenn die Österreicher fünf Jahre länger im Arbeitsprozess bleiben und am Ende des Tages etwa 10 Prozent weniger Pensionen lukrieren, wenn sie in Pension gehen.

Die strukturellen Elemente sind voll erhalten geblieben. Es laufen die Frühpensionen aus, die Durchrechnungszeiträume werden in einem langen Übergangszeitraum auf 40 Jahre ausgeweitet, Zu- und Abschläge werden versicherungsmathematisch be­gründet, und wir sichern mit den Steigungsbeträgen letztlich, dass Österreicher nach 45 und nicht nach 40 Jahren – das können wir uns nicht leisten – 80 Prozent Nettoer­satzrate bekommen.

Damit zum Stichwort „Harmonisierung“. Der Entschließungsantrag ist von Abgeordne­tem Auer, dem ich auch für die Ausschuss-Vorsitzführung herzlich danke – es war großartig, wie du das gemacht hast (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen) –, eingebracht worden. Diese Harmonisierung ist eine wichtige, ja die wich­tigste Aufgabe. Wenn das Hohe Haus heute die Pensionssicherungsreform beschlos­sen haben wird, dann werden wir ab morgen mit Volldampf an dieser Harmonisierung, an einem einheitlichen Pensionsrecht arbeiten.

Aber Hand aufs Herz: Die Diskussion der letzten Wochen hat uns gezeigt, wie schwie­rig diese Aufgabe sein wird und dass es nicht gut gewesen wäre, die Pensionssiche­rungsreform und die Harmonisierung des Pensionsrechtes unter einem behandeln zu wollen. Dann wäre wahrscheinlich keines von beiden gelungen, meine sehr verehrten Damen und Herren.

In Sachen Harmonisierung ist jedoch klar: Die Weichen sind gestellt, der Zug ist aus dem Bahnhof gefahren. Die Einladung an die Sozialpartner, insbesondere an die Ge­werkschaften, steht. Der Herr Bundeskanzler, der Herr Vizekanzler und natürlich auch ich freuen uns über Ihre Mitarbeit an einer Harmonisierung des Pensionssystems (Abg. Öllinger: Das glaube ich Ihnen! Aber nur nach Ihren Vorstellungen! Das ist das Prob­lem!), die den Österreichern langfristig das zusichern soll, was wir wollen, nämlich dass sie nach 45 harten Arbeitsjahren mit 65 Jahren mit 80 Prozent Nettoersatzrate in Pen­sion gehen können. Ab 2004 kann dieses großartige Projekt stehen, wenn Sie mitarbeiten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Das soll großartig sein?)


10.21

Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte.

 


10.21

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Kollege Auer, auch ich möchte Sie in guter Erinnerung behalten, Sie haben nämlich seinerzeit bei Ihrer Vor­sitzführung selbst gesagt: Ich habe mich inhaltlich nicht einzumischen! – Da waren Sie seriös, das war gut. – Heute, Herr Kollege Auer, sind Sie etwas unseriös geworden (Abg. Dr. Fekter: Nein! Fakten), denn Sie – Ihre Regierungskolleginnen und -kolle­gen – haben die Fristsetzung beschlossen. Wir von der SPÖ wollten weiterdisku­tieren, es war aber nicht mehr möglich weiterzudiskutieren. (Widerspruch bei der ÖVP.) – Nein, natürlich nicht! Nein, nein, nein! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Ab­geordneten Dr. Fekter und Steibl. – Gegenrufe bei der SPÖ.)

Die Arbeitsmarktsituation in Wien ist viel besser, als Sie sie hier schlechtreden wollen. Jeder vierte Beschäftigte Österreichs ist in Wien beschäftigt, nie hat es in Wien in letz­ter Zeit so viele Betriebsansiedelungen gegeben wie jetzt. (Abg. Jakob Auer: AK! Hier! Ist das falsch, was hier steht?) Auch die Investitionen gegen Jugendarbeitslosigkeit waren in Wien am massivsten. Also: Reden Sie nicht unseriöses Zeug daher, sondern bleiben Sie bitte bei der Wahrheit! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neudeck: Wien ist Schlusslicht!)

Herr Kollege Bösch hat sich 15 Minuten lang in einen Pensionswirbel hineingeredet; ich glaube, dass er in Wirklichkeit vom Ankauf der Eurofighter, der Kampfflugzeuge, Abstand nehmen und ablenken wollte. (Abg. Dr. Stummvoll: Wer sich da in einen Wir­bel redet, ...!) Ich möchte Ihnen nur Folgendes in Erinnerung rufen: Der freiheitliche Bundesrat Gudenus hat Sie, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, per Brief aufgefordert, den Ankauf dieser Kampfmaschinen, dieser „Fotoapparate in der Luft“ heute nicht zu beschließen und das Geld lieber für sozialpolitische Zwecke aus­zugeben. Das sollten Sie sich merken für die Abstimmung! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Bundesminister Bartenstein, auf Sie möchte ich mich heute ganz besonders kon­zentrieren, da ich denke, dass Arbeitsmarktpolitik eines der wichtigsten Anliegen (Abg. Mag. Molterer: Dieser Bundesregierung!) ist, damit wir erstens Beschäftigung schaf­fen, zweitens die Pensionen langfristig sichern und drittens den Wirtschaftsstandort Österreich sichern können. Aber Sie machen keine aktive Arbeitsmarktpolitik, Herr Bundesminister Bartenstein, und Sie sind uns auch jetzt sehr viele Antworten schuldig geblieben, wie schon in den stundenlangen Beratungen in den Ausschüssen, in denen wir miteinander diskutieren konnten.

Sie haben immer lange, aber nie ernsthaft mit uns diskutiert, Herr Bundesminister, denn wir haben unser Pensionsmodell in den Ausschüssen präsentiert, das Pensions­modell der SPÖ. (Abg. Dr. Trinkl: Welches?) Herr Kollege Bösch, Sie haben das heute eingefordert: Lesen Sie es! Ich habe es mit, ich zeige es Ihnen nachher.

Meine Damen und Herren! Aber all das, was Herr Bundesminister Bartenstein heute gesagt hat, ist immer nur ein Teil der Fakten. Der Herr Bundesminister vergisst näm­lich immer auf das Kleingedruckte – das tut er sehr gerne. Wenn ihm das nicht ange­nehm ist, lässt er es weg, aber genau darauf kommt es an, meine Damen und Herren. Wir müssen bei diesen Budgetbegleitgesetzen auch und vor allem auf das Kleinge­druckte schauen und achten, damit wir der Bevölkerung gegenüber maximale Transpa­renz zeigen. Es ist unser Auftrag, unser politischer Auftrag, dass wir das der Bevölke­rung auch sagen. Erst wenn wir das tun, kommt die volle Wahrheit heraus; und dieser sollten wir uns jetzt mit all unserer Aufmerksamkeit widmen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Verunsicherung endlich ein Ende hat. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Da haben Sie Recht!) Natürlich interessiert die Österreicherinnen und Österreicher das, was Sie sagen, aber genauso interessiert die Österreicherinnen und Österreicher, was Herr Arbeitsminister Bartenstein nicht sagt. Ich glaube, wir soll­ten es vermeiden, das zu verschweigen – gerade heute, wenn diese Pensionsreform am Abend beschlossen werden soll.

Ich möchte einige Fakten ergänzen, die Herr Bundesminister Bartenstein vergessen hat.

Herr Bundesminister, Sie sind der größte „Arbeitnehmerminister“ dieser Republik: Sie nehmen Arbeit, sie nehmen den Jungen und den Älteren nämlich durch Ihre Politik Arbeit weg. Das kann ich natürlich mit mehreren Fakten belegen, weil auch ich eine Freundin der Zahlen und Fakten bin, Herr Bundesminister. (Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl.) Vor allem über die Jugend sollten wir heute reden. Sie führen immer gerne die Jugend an, wenn Sie über die Zukunft sprechen, aber über die gegenwärtige Situ­ation unserer Jugend sprechen Sie nicht, denn diese sieht viel schlechter aus, als Sie sie darzustellen versuchen.

Seit drei Jahren ist ein Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit um 44,4 Prozent zu ver­zeichnen, meine Damen und Herren! Seit Sie in der Bundesregierung sind, gibt es kei­ne Maßnahmen mehr gegen Jugendarbeitslosigkeit. (Abg. Steibl: Sie haben falsche Zahlen!) – Ich habe richtige Zahlen, denn ich habe Fakten auf dem Tisch liegen, Frau Kollegin Steibl! (Beifall bei der SPÖ.)

Tatsache ist weiters, dass es ein Gesetz – dieses gibt es noch – zur Sicherung der Ausbildung der Jugendlichen gab, aber dieses Gesetz wird seit dem Jahr 2000 scheib­chenweise beschnitten. Sie haben die Lehrlingsstiftungen auslaufen lassen, Sie haben die Zahl der Lehrgangsplätze jetzt zwar um 1 000 erhöht, aber es gibt keine Budgetmit­tel mehr von Ihnen, Herr Bundesminister! Die Mittel aus der Arbeitslosenversicherung müssen dafür herhalten, die ersparten Rücklagen des AMS müssen dafür herhalten! (Abg. Hornek: „Euroteam“!) Zahlt euch eure jungen Arbeitslosen selbst, ihr Versicher­ten!, das heißt es doch – und nichts anderes! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

Herr Bundesminister! Mich würde sehr interessieren, wie viele Lehrplätze geschaffen wurden, seit Sie diese Prämie von 1 000 € an die Unternehmen eingeführt haben, wenn von Monat zu Monat die Zahl der Lehrstellensuchenden steigt. Auch das sind Zahlen und Fakten: Es gibt 6 602 Lehrstellen suchende Jugendliche; ich zähle im Ge­gensatz zum Herrn Bundesminister auch jene dazu, die jetzt in Kursen und in kurzfris­tigen Maßnahmen sind. (Abg. Neudeck: Das haben aber Sie erfunden!) Diese schei­nen wohl in der einen Statistik nicht auf, aber gesamt gesehen sind es doppelt so viele gegenüber nur 3 000 offenen Lehrstellen, wie uns der Herr Bundesminister immer weiszumachen versucht. – Das hat es noch nie gegeben, und dass es kein Geld mehr vom Bund dafür gibt, ist einzigartig negativ in Europa! Sie werden kein zweites Beispiel dazu finden! (Beifall bei der SPÖ.)

Aber diese Zahl von 10 000 in Summe ist ja nur die Spitze des Eisberges, meine Da­men und Herren, denn es sind ja über 30 000 zwischen 15- und 25-jährige junge Men­schen, die keine Arbeit haben und denen Sie natürlich auch die Hoffnung genommen haben: die Hoffnung auf eine Zukunft. Und da wollen Sie die dritte Säule forcieren und sagen: Zahl selbst ein, damit du selbst vorsorgst!? Die erste Säule zurücknehmen, das ist Ihre Politik!? Wenn man keine Arbeit hat, kann man in keine dritte Säule einzahlen, Herr Klubobmann Molterer! Das sollten Sie aber genau wissen! (Beifall bei der SPÖ.) Ich weiß nicht, ob Sie junge Leute kennen und mit ihnen reden. Ich wäre gespannt, zu erfahren, was Sie ihnen erzählen.

Apropos: Wie viel Prozent nehmen Sie den jungen Menschen eigentlich weg? – Diese 10 Prozent gelten wohl nicht für die unter 35-Jährigen, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien. Das sagen Sie nie dazu. Es werden 30 Prozent und mehr sein – auch das sind Fakten. Wenn das beitragsorientierte Pensionskonto kommt, wer­den es 30 Prozent minus sein.

Und apropos Prozente, Herr Bundesminister: Wie viele Prozente haben Sie eigentlich in diesem Schuhgeschäft bekommen? (Heiterkeit bei der SPÖ.) Das muss man sich einmal vorstellen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein Bundesminister dieser Republik, der 15 000 € im Monat verdient, ein Schloss und eine Pharmafirma besitzt, geht in ein Schuhgeschäft, sieht ein Paar Schuhe und – nimmt sie, kauft, bezahlt und geht wieder. Nein! Dieser Bundesminister, Schlossbesit­zer, Pharmakonzernbesitzer (Abg. Mag. Wurm: Und Millionär!) will einen Preisnach­lass! Er will einen Rabatt für ein Paar Schuhe! Ja, kann er sich denn diese Schuhe nicht leisten?! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Der Neid spricht aus Ihnen!) Die Schamesröte müsste es Ihnen ins Gesicht treiben, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wie oft haben Sie schon einen Rabatt bekommen?)

Meine Damen und Herren! Das nächste sehr unangenehme Faktum ist (Abg. Neu­deck: Die SPÖ lässt es sich überhaupt schenken! Sie sind der Meinung, er soll gar nichts zahlen, so wie bei Ihnen?): Die Arbeitslosigkeit bei den über 60-jährigen Män­nern und bei den über 50-jährigen Frauen ist überhaupt explodiert. Es gibt um 204 Pro­zent mehr Arbeitslose bei den über 60-jährigen Männern, um 88 Prozent mehr Arbeits­lose bei den über 50-jährigen Frauen! Das sind die Folgen Ihrer letzten Pensi­ons­reform! – Wenn ich mir die Folgen der jetzigen Pensionsreform anschaue, dann wird mir ganz gruselig im Kopf. (Beifall bei der SPÖ.)

Was Ihre „großartigen“ arbeitspolitischen Maßnahmen für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betrifft, muss ich wohl nicht dazusagen, dass Wirtschafsexpertinnen und -experten sagen, dass diese nicht den gewünschten Effekt haben werden, denn die Leute werden schon vorher arbeitslos werden. Beim Kündigungsschutz, den Sie ein bisschen für ältere ArbeitnehmerInnen und Arbeiter ausweiten (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen) – ich komme schon zum Schlusssatz! –, wird es in Wirklich­keit so sein, dass die Leute schon vorher arbeitslos werden.

Das mit den Schuhen mag heute vielleicht Ihr kleiner Skandal, Ihre persönliche Affäre sein, aber der große politische Skandal ist, wenn Sie heute diese Pensionsreform be­schließen, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Anhaltender Beifall bei der SPÖ und Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

10.32

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steibl. 10 Minu­ten Redezeit. – Bitte.

 


10.32

Abgeordnete Ridi Steibl| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Gestatten Sie mir, eingangs ein paar Sätze zu den Ausführungen der Kollegin Heinisch-Hosek zu sagen.

Frau Kollegin, das, was Sie jetzt in Ihrer Rede geliefert haben (Abg. Heinisch-Hosek: Fakten!), war unterste Schublade. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Heinisch-Hosek: Nein!) Ich kann Ihnen garantieren, dass das, was Sie gesagt haben, die Österreicherinnen und Österreicher nicht interessiert. (Beifall bei der ÖVP. – Em­pörter Widerspruch bei der SPÖ.)

Ich möchte Sie nur bitten: Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit! Wo wohnt der ÖGB-Präsident? Ist das nicht ein Penthouse? Wie viele KollegInnen von Ihnen wohnen in Gemeindewohnungen? Sagen Sie uns das – und bleiben Sie bitte bei der Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Folgendes möchte ich Ihnen auch noch sagen. Kollege Auer hat aus diesem Buch der AK zitiert. Und Sie sagen, das sei nicht Wahrheit! Wer spricht dann die Wahrheit? – Ich habe immer geglaubt, die Arbeiterkammer schreibt eine Bibel. Also ist es doch nicht so.

Wenn Sie sagen, diese Regierung mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vize­kanzler Herbert Haupt tue nichts für Jugendliche, so möchte ich festhalten, wir haben festgeschrieben, dass für über 5 000 Jugendliche ein verpflichtendes Qualifizierungs­programm eingeführt wird. Aber leider wollen Sie das nicht hören. Lesen – denken – zuhören! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, hören Sie bitte zu! Österreich hat eines der besten Sozialsysteme der Welt. (Abg. Mag. Wurm: Sie machen es kaputt!) Nun heißt es, Verantwortung übernehmen, um unser hervorragendes Pensions-, Gesund­heits- und Arbeitsmarktsystem zu erhalten. Wie heißt es so schön? Zukunft braucht Verantwortung! Die Verschleierungs- und Verwässerungspolitik der SPÖ bringt uns jetzt jedoch ebenso wenig weiter wie die frühere Schuldenpolitik der SPÖ. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Nun zum Inhalt: Es gibt viele Inhalte, die diese Regierung heute beschließen wird. Das Jahr 2004 ist das internationale „Jahr der Familie“, wir von der ÖVP wussten schon immer den hohen Stellenwert der Familien zu schätzen. Ich möchte noch einmal in Erinnerung rufen – weil viele das nicht hören wollen und es anscheinend seitens der Opposition auch nicht wissen –, was diese Regierung an positiven Maßnahmen für Familien gesetzt hat. Diese Regierung hat mehr positive Maßnahmen für Familien ge­setzt als jede andere Regierung.

Zur Erinnerung: Das Kinderbetreuungsgeld wurde eingeführt. Das sind 654 Millionen € mehr für Familien.

Die Familienhospizkarenz ist einzigartig in ganz Europa. (Abg. Mag. Wurm: Wer zahlt es?) Zurzeit haben bereits an die 70 Personen diese angenommen oder annehmen müssen, weil dies auch immer wieder eine schwierige Situation für die Familien ist.

Die Familienbeihilfe wurde zwischen 4 bis 7 Prozent angehoben.

Die Wiedereinführung der Heimfahrtbeihilfe, abgeschafft in Zeiten der SPÖ-Regierung, wurde umgesetzt. Mit dieser Einführung wurden auch alle Forderungen aus dem Fami­lien-Volksbegehren umgesetzt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das waren die in den letzten Jahren umgesetzten positiven Maßnahmen. Was tun wir nun für die Zukunft? – Das ist eine Frage, die sehr wichtig ist und bezüglich derer ich darum bitte, dass auch die Opposition zuhört und das vielleicht heute noch mit trägt.

Die Kindererziehung und die Pflege naher Angehöriger sind unumstritten wichtige Bei­träge zur Generationensolidarität. Genau da haken wir mit weiteren familienpolitischen Maßnahmen ein. Ich möchte nur anführen: Zwei Jahre Kindererziehung werden in Zu­kunft pensionsbegründend angerechnet. Volle drei Jahre werden aus der Durchrech­nungszeit für jedes Kinder herausgenommen. Es wird also keine Nachteile für Frauen, für Mütter und auch für Väter in Österreich geben. Die SPÖ behauptet natürlich etwas anderes und ist somit nicht ganz bei der Wahrheit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Freiheitlichen.)

Auch die Bemessungsgrundlage für die Zeiten der Kindererziehung wird bis 2028 in jährlichen 2 Prozentschritten auf 150 Prozent erhöht. Das bedeutet im Endeffekt eine Verdoppelung der derzeitigen Bemessungsgrundlage von 643 € auf circa 1 600 € bis zum Jahre 2028. (Abg. Mag. Wurm: Immer noch mehr für Präsenzdiener!) Frau Kolle­gin, bitte zuhören! (Abg. Mag. Wurm: Das sind 150 Prozent! Das ist keine Verdopp­lung, Frau Steibl!)

Für Frauen mit über 40 Beitragsjahren werden die Pensionsabschläge in Hinkunft deut­lich verringert. Und auch für Bäuerinnen wird etwas getan – das ist eine Berufsgruppe, die es wahrlich nicht leicht hat –, und zwar durch eine schrittweise Absenkung des fikti­ven Ausgedinges von derzeit 27 auf 20 Prozent.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das heißt, Österreich ist unter dieser Bundesregie­rung mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzler Herbert Haupt auf dem besten Weg, zum kinder- und familienfreundlichsten Land der Welt zu werden. Bitte nehmen Sie das mit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Nun noch kurz zur Pensionssicherungsreform im Gesamten. Alle Arbeits- und Sozial­rechtsexperten haben bestätigt, dass eine Pensionssicherungsreform dringend not­wendig geworden ist. Bereits im Jahre 1991 haben die Sozialpartner in einer Beirats­studie – und ich glaube, das trifft auch die SPÖ – genau das empfohlen, was jetzt von der Regierung vorgeschlagen wurde. (Abg. Verzetnitsch: Selektive Wahrnehmung!)

Nur noch einmal in drei Punkten: Anrechnung der Kindererziehungszeiten, längere Durchrechnung und ein langsames Auslaufen der Frühpensionen. – Jawohl, Herr Prä­sident Verzetnitsch! Drei Jahre lang wurde in der Pensionsreformkommission unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Tomandl unter Einbindung aller Sozialpartner beraten. Ich glaube, da gehört der ÖGB dazu, soweit ich weiß. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Verzet­nitsch: Keine Abschaffung der Frühpensionen!)

Ich frage Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition: Warum wollen Sie das nicht mittragen? Warum sind Sie nicht bereit, die Zukunft unserer Generation so­wie der kommenden Generation zu sichern? Ich frage Sie: Wo ist Ihre Verantwortung? (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich als Familiensprecherin der ÖVP – ich bin stolz darauf, Familiensprecherin der ÖVP sein zu dürfen – werde dieser Pensionssicherungsreform zustimmen, weil ich Verant­wortung übernehme: für unsere Familien, für unsere Jugend. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden auch unser hervorragendes Gesundheitssystem sichern, und zwar mit Maßnahmen, die notwendig sind, um dieses Paket abzusichern. Wir werden aber auch Maßnahmen für ältere sowie für junge Arbeitnehmer setzen. Ich habe eingangs schon erwähnt, dass wir für über 5 000 Jugendliche ein Maßnahmenpaket schnüren werden, bei dessen Beschluss sie eigentlich nicht nein sagen dürften. Ich denke daran, dass wir von ÖVP und FPÖ mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzler Herbert Haupt die Verantwortung ernst nehmen: die Verantwortung für die Zukunft, die Verant­wortung für die Zukunft unserer älteren Menschen – wir werden immer älter – sowie für die Jungen.

Sie von der Opposition sind aufgerufen beziehungsweise eingeladen, für unsere Zu­kunft in Österreich diese Pensionssicherungsreform sowie das gesamte positive Maß­nahmenpaket mitzutragen. Wir laden sie ein, dem zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)


10.42

Präsident Dr. Andreas Khol|: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Sburny. Ihre Redezeit ist wunschgemäß und beschlussgemäß auf 10 Minuten eingestellt. – Bitte.

 


10.42

Abgeordnete Michaela Sburny| (Grüne): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Natürlich ist der heutige zentrale Punkt dieser Diskussion – und das war nicht anders zu erwarten und hat auch seinen guten Grund – die Pensionsreform. Nichtsdestotrotz wollen wir heute noch auf ein zweites Thema zu sprechen kommen, weil wir glauben, dass sich durch die gestrige Sitzung etwas dramatisch verändert hat, und zwar in einer zweiten wesentlichen Frage dieser Budgetbegleitgesetze, und zwar in der Frage der Eurofighter.

Seit der gestrigen Dringlichen Anfrage der Grünen und deren Beantwortung durch Bundesminister Grasser ergibt sich ein völlig neuer Wissenstand im Hinblick auf die Beschaffung der Abfangjäger, im Hinblick auf den Beschaffungsvorgang. (Zwischenru­fe bei der ÖVP.) Es ist nicht unbedingt eine Frage der Sicherheitsexpertinnen und Ex­perten, sondern eine Frage der politischen Bewertung, und die werden sie alle hier vornehmen müssen, nicht nur die Sicherheitsexperten. (Beifall bei den Grünen.)

Der neue Wissenstand verändert nämlich die Situation dramatisch, und ich möchte gerade die Mitglieder der Regierungsfraktionen auffordern, noch einmal zu überden­ken, ob sie tatsächlich diesem Budgetbegleitgesetz mit dem Kauf der Abfangjäger un­ter diesem neuen Gesichtspunkt zustimmen wollen.

Es hat bisher schon den begründeten Verdacht auf Schiebung bei dieser Beschaffung der Abfangjäger gegeben (Abg. Großruck: Wo? Welcher Verdacht? Präzisieren Sie den Verdacht!), und dieser Verdacht hat sich seit dem gestrigen Tag erhärtet. (Abg. Großruck: Bitte, konkrete Tatsachen! – Abg. Dr. Fasslabend: Es ist unverschämt, jah­relang das gleiche Spiel aufzuführen, bei jeder Beschaffung! Hören Sie endlich damit auf!)

Wir haben uns schon bisher gefragt, warum Minister Grasser die Finanzierung des teuersten Fluggerätes beschlossen hat, obwohl er doch selber sagt – und gestern hat er es wieder getan –, dass er jeden Cent zweimal umdrehe. (Abg. Großruck: Sagen Sie Ihren Verdacht!) Noch im Februar 2002 wird er im „NEWS“ mit den Worten zitiert: Abfangjäger sind aus finanzieller Sicht nicht leistbar! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was hat sich an der Meinung unseres Finanzministers geändert? Er ist heute gar nicht da, weil er nicht damit gerechnet hat, dass nach der gestrigen Dringlichen Anfrage heu­te dieses Thema noch einmal aufsTapet kommt. Er hat sich vielleicht gedacht, er kön­ne sich nun im Hintergrund elegant zurückziehen.

Was hat der Finanzminister gestern in seiner Beantwortung unserer Dringlichen Anfra­ge gesagt? – Er hat zugegeben, dass er während des Vergabeaktes Verhandlungen mit einem der Anbieter geführt hat, und zwar mit Vertretern von EADS. Grasser sagte auf unsere Frage, mit wem er sich getroffen hat, warum, mit welchem Ergebnis und so weiter Folgendes – ich zitiere –:

„Selbstverständlich haben wir Gespräche geführt. Ich weiß nicht, wie Sie sich vorstel­len, dass wir Verhandlungen führen sollen, ohne dass wir Leute treffen, ...“

Grasser sagte dann weiters – und das ist das Interessante –: „Ich würde diese Gesprä­che in zwei Phasen einteilen: Erstens haben wir Gespräche geführt zu einem Zeit­punkt, zu dem es noch lange keine Typenentscheidung gegeben hat,... Und zweitens haben wir nach der Typenentscheidung entsprechende Gespräche geführt, was die Finanzierung und die Erzielung optimaler Preise und Gegengeschäfte betrifft.“

Des Weiteren ... (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Warten Sie ein bisschen, ich lese es Ihnen schon noch fertig vor! – Das Interessante ist, dass es offensichtlich keine Ge­spräche mit den Vertretern der F-16-Anbieter und der SAAB-Gripen-Anbieter gegeben hat, sehr wohl aber Gespräche mit der Firma EADS, mit Vertretern der Firma EADS. Grasser sagte nämlich Folgendes – ich zitiere –:

„Ich darf ihnen auszugsweise folgende Gesprächspartner nennen: den Botschafter des UK, der für das Produkt Gripen Gespräche geführt hat, die Botschafterin Schwedens, Frau Lena Hjelm-Wallén, die stellvertretende Ministerpräsidentin Schwedens ... Ich darf weiters den amerikanischen Botschafter nennen, der in Bezug auf F-16 Gespräche geführt hat. Und ich habe Gespräche geführt mit Herrn Rauen, genauso wie mit Herrn Bischoff, beide Vertreter der EADS.“

Jetzt frage ich Sie: Wieso wurden Gespräche geführt ausgerechnet und ausschließlich mit Vertretern von EADS und sonst nur mit den offiziellen Vertretern, mit den Botschaf­tern, so wie das im Vorfeld solcher wirtschaftlicher Abwicklungen üblich ist? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es gibt gute Gründe, warum solche Gespräche während des Vergabeaktes verboten sind, und der ehemalige Minister Scheibner weiß das offenbar auch, denn er hat von derartigen Gesprächen Abstand genommen – im Wissen, was die Spielregel sind, im Wissen, was erlaubt ist, und auch im Wissen, dass es ein schlechtes Licht auf eine derartige Vergabe wirft, wenn man derartige Gespräche, noch dazu mit einzelnen An­bietern, führt. Minister Scheibner hat sie nicht geführt, weil er weiß, dass es sehr nach Begünstigung eines Anbieters aussieht.

Minister Grasser hat das getan, was aus guten Gründen verboten ist. (Bundesminister Dr. Bartenstein: Das ist nicht verboten!) Ob das strafrechtliche Konsequenzen hat, das wird man sehen. Faktum ist, dass es politisch untragbar ist! (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir verlangen daher einen sofortigen Stopp des Abfangjägerankaufs. Sie haben heute die einmalige Chance, diese Vergabe noch zu stoppen, indem Sie diesem Budgetbe­gleitgesetz heute nicht zustimmen. Es gibt – und das wissen Sie so gut wie ich – über­haupt keinen Grund, dass die Abfangjägerbeschaffung im Budgetbegleitgesetz drinnen ist. Genauso könnten sie ihn herausnehmen und noch einmal extra verhandeln. Wir verlangen einen sofortigen Stopp dieser Abfangjägerbeschaffung und fordern, dass diese Gesetzesmaterie aus den Budgetbegleitgesetzen herausgenommen wird.

Wir verlangen darüber hinaus – etwas, was wir schon mehrmals getan haben – die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der all diese Abläufe während des Be­schaffungsvorganges klarlegt. Es ist kein Zufall, meine ich, dass die Regierungspartei­en an einem Untersuchungssauschuss absolut kein Interesse haben, dass sie ihn grundsätzlich ablehnen, obwohl sie doch behaupten, dass alle Vorgänge transparent und regulär abgelaufen seien und dass alles gesetzlich in Ordnung sei.

Ich sage ausdrücklich: Es geht beim Untersuchungssauschuss nicht um die rechtliche Relevanz, sondern es geht darum, was politisch nachvollziehbar ist, wie der Auftrag abgelaufen ist. – Die strafrechtliche Komponente wird sich nicht der Untersuchungs­ausschuss anschauen; das ist ein anderes Thema.

Die einzige Frage, die eigentlich bleibt, nachdem die Frage, was da eigentlich im Zu­sammenhang mit der Beschaffung passiert ist, gestern geklärt wurde, nämlich dass Gespräche mit EADS geführt wurden, ist die: Warum hat der Finanzminister – entge­gen allen Usancen – diese Gespräche mit EADS geführt? Wem nützt das, wie man so schön sagt in der Politik? Man kann sagen: Dem Finanzministerium nützt es nichts. Es nützt auch ganz sicher dem Budget nicht. Im Gegenteil: Die Kosten, die da auf uns zukommen werden – sie wurden schon mehrfach berechnet –, machen nachgewiese­nermaßen weit über 2 Milliarden € aus, und die stehen jetzt im Budgetbegleitgesetz.

Wie gesagt: Es nützt nicht dem Budget, es ist nicht im Interesse der Budgets 2003, 2004, 2005, 2006 oder wie immer. Es ist auch nicht im Interesse der Landesverteidi­gung, denn es gibt, wie Sie wissen, genug andere Möglichkeiten, die auch vom Bun­desministerium für Landesverteidigung präferiert wurden, und zwar von den dortigen Beamten.

Es kann das letztendlich auch nicht im Interesse einer Partei sein, da ja Karl-Heinz Grasser einer solchen nicht angehört, sondern seine einzige „Partei“ Karl-Heinz Gras­ser heißt. Das heißt, es bleibt als logische Folge eigentlich nur eine Möglichkeit, und zwar die Möglichkeit der persönlichen Interessen. Genau das wäre in einem Unter­suchungsausschuss zu klären, und ich fordere Sie daher noch einmal auf: Nehmen Sie diesen Teil aus dem Budgetbegleitgesetz heraus! Stimmen Sie einer Untersuchung zu und lassen Sie diesen Beschaffungsvorgang einmal genau durchleuchten! (Beifall bei den Grünen.)

10.51

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dolinschek. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte.

 


10.51

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek| (Freiheitliche): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Vertreter auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Dass es not­wendig ist, eine Pensionsreform durchzuführen, haben ja alle hier im Hohen Hause erkannt, und dass die Pensionsreformmaßnahmen der vergangenen Jahre nicht aus­gereicht haben, darüber besteht ebenfalls Einstimmigkeit. Vor allem freut es mich, wenn der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion auch mir als einem Abgeord­neten einen Brief schreibt, in welchem er mich dazu auffordert, mein Abstimmungsver­halten nochmals genau zu überdenken.

Herr Vorsitzender Gusenbauer! Ich habe mir das genau überlegt und habe gestern bis in die späten Abendstunden noch daran gefeilt, dass es Verbesserungen für die Betrof­fenen gibt. Mich wundert eigentlich, was in Ihrem Schreiben steht, nämlich, dass die Regierung plane, mindestens 12 Prozent des bisherigen Pensionsanspruches den Menschen wegzunehmen.

Herr Gusenbauer, uns ist es gelungen, eine Verlustdeckelung von 10 Prozent einzu­bauen. – Diese 12 Prozent stimmen also nicht! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Was den Vorwurf betrifft, dass es einen „überfallsartigen Eingriff“ in Pensionssysteme gebe, muss ich sagen: Es ist uns gelungen – und alle haben daran konstruktiv gearbei­tet –, durchzusetzen, dass die Fristen verlängert und die Verluste verringert werden. (Beifall und Bravorufe bei den Freiheitlichen sowie Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Nur so ist es möglich, die Pensionen für die Zukunft und auch für die künftigen Genera­tionen in der Weise zu sichern, dass es jeder akzeptieren kann. Wenn wir das derzeiti­ge System beibehalten hätten, wäre das nicht möglich gewesen. (Abg. Heinzl: Abkas­sierer!)

In diesem Schreiben Gusenbauers wird auch die notwendige Harmonisierung ange­sprochen. – Dazu möchte ich nur eines sagen: Die Harmonisierung kommt, und wir werden ja heute bei der Abstimmung sehen, ob die sozialdemokratische Fraktion die­ser Harmonisierung, der sie immer das Wort redet, aber zu welcher sie bisher nichts beigetragen hat, auch zustimmt. Vorgesehen ist, dass ab dem Jahre 2004 alle unter 35-Jährigen in das neue System eingebaut und dass in Zukunft alle Erwerbstätigen den Leistungen und Beiträgen gemäß gleich behandelt werden. (Beifall bei den Frei­heitlichen. – Zwischenruf der Abg.Silhavy.)

Frau Kollegin Silhavy, die Vorschläge der Sozialdemokraten in diesem Zusammenhang werden wahrscheinlich nicht besonders gut sein, was folgendes Beispiel annehmen lässt: Ich habe hier einen Kontoauszug von einem Pensionisten aus dem Jahre 1995, aus dem Jahre 1999 und aus dem Jahre 2001. 1995 hat die sozialdemokratische Frak­tion hier die Verantwortung getragen, und damals hat dieser Pensionist 12 954,30 S an Pension erhalten. Dann hat es eine Reform gegeben, dann sind vier Jahre verstrichen, und im Jahre 1999 hat derselbe Pensionist 12 950 S Pension bekommen, also um 4,30 S weniger. Das haben Sie seinerzeit beschlossen. Im Jahre 2001, als es eine ÖVP/FPÖ-Koalition gegeben hat, hat derselbe Pensionist plötzlich 13 457,40 S Pensi­on bekommen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die österreichische Bevölkerung kann jetzt vergleichen, welche Maßnahmen wo grei­fen, welche Maßnahmen die Leute mehr treffen. Sie haben die Leute geschröpft! (Abg. Dr. Matznetter: Sie schröpfen sie jetzt!) Wir werden mit den Leuten human umgehen (Abg. Reheis: Sie werden sie schröpfen!), und zwar so, dass jeder kalkulieren kann, und wir werden die Verluste möglichst gering halten und das Ganze in ein neues Sys­tem überführen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Reheis: Sie sind die Schröpfpar­tie! Sie sind die Schröpfer!)

Nur keine Aufregung, Herr Kollege! Ich versichere Ihnen jetzt, dass die Verluste nicht mehr als maximal 10 Prozent ausmachen werden. Ich sage Ihnen: Wir haben für dieje­nigen, die Verluste erleiden, gestern Abend noch lange mit den Kollegen von der ÖVP verhandelt und sind dabei zu folgendem Kompromiss gekommen: Der Härteaus­gleichsfonds, den wir eingerichtet haben, wird jetzt mit insgesamt 44 Millionen € dotiert. Ursprünglich waren es zwischen 10 bis 20 Millionen €. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe der Abg. Silhavy.)

Frau Kollegin, das kommt im Abänderungsantrag, den ich jetzt einbringen werde. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Silhavy.) Nein, den bringe ich jetzt ein, Frau Kolle­gin Silhavy. Sie müssen Verständnis dafür haben, dass es erst jetzt geschieht, denn ich darf Ihnen sagen: In der Zeit, in der Sie gestreikt haben, haben wir verhandelt. Wir haben über Pfingsten verhandelt. (Beifall und Bravorufe bei den Freiheitlichen sowie Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben gestern auch noch nach dem Plenum verhandelt, und zwar so lange, bis die Endformulierung gestanden ist. Da müssen Sie schon Verständnis haben, dass wir diesen Abänderungsantrag erst jetzt einbringen. Ich bringe ihn im Zuge dieser Debatte ein.

Vorgesehen ist, die Dotierung in Dreijahresschritten vorzunehmen, und zwar 10 Mil­lionen € für 2004, 16 Millionen € für 2005 und 18 Millionen € für 2006 zu dotieren. Luk­rieren von diesem Härteausgleichsfonds können jene Leute, die Verluste erleiden und die eine Pension unter 1 000 € beziehen. Diese Leute können Anträge stellen, und die Verluste können bis zu 100 Prozent ausgeglichen werden, wenn sich bei der Prü­fung herausstellt, dass das notwendig ist. Auch die „Hackler“, die Schwerarbeit leisten, können, sollten sie Verluste erleiden, ab 45 Beitragsjahren aus diesem Härtefonds ei­nen Ausgleich in bestimmter prozentueller Höhe, und zwar geht das bis zu 100 Prozent, erhalten. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich glaube, das ist eine wesentliche Verbesserung, auf die wir stolz sein können, weil diejenigen, die schwer gearbeitet und lange Versicherungszeiten haben, und diejeni­gen, die auf Grund ihrer Erwerbstätigkeit einen relativ geringen Verdienst und daher eine niedrige Pension haben, keine Verluste erleiden müssen – im Gegensatz zu je­nem Pensionisten, von dem ich Ihnen vorhin die Entwicklung seiner Pension darge­stellt habe. (Abg. Parnigoni: Nur Schall und Rauch! Der Schüssel hat das ausgepo­kert!)

Geschätzte Damen und Herren! Sie sind eingeladen, unserer Pensionsreform zuzu­stimmen. Wir haben Privilegien in Bereichen der Politik und im geschützten Bereich der Sozialversicherungsanstalten abgebaut. Die Dienstordnungspensionen bei den Sozial­versicherungsanstalten werden jetzt analog dem Beamten-Dienstrecht behandelt. Es wird dann ein so genannter Solidarbeitrag eingehoben, und ab 1. Jänner 1996 Eintre­tende werden in ein Pensionskassensystem, wie es in anderen Bereichen schon üblich ist, übergeführt.

Bei den Sozialversicherungsfunktionären, die schon jetzt eine Pension erhalten oder eine erwarten können, haben wir einen Pensionssicherungsbeitrag analog den Beam­ten mit 3,3 Prozent beschlossen, und wir haben den Pensionsbeitrag, der bisher 2 Prozent betragen hat, um das Vierfache, nämlich auf 8 Prozent angehoben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das sind Privilegien, die wir abgebaut haben. Aber es werden natürlich auch die Politi­kerprivilegien abgebaut. Bisher konnten Abgeordnete, EU-Abgeordnete und Bundesrä­te sowohl für die Abgeordnetenpension als auch für eine allfällige Ministerpension ihre Beiträge in Anrechnung bringen. – In Zukunft gibt es solche Doppelanrechnungen nicht mehr! Es ist nicht mehr möglich, Doppelanrechnungen vorzunehmen. Des Weiteren wird bei den Politikerpensionen in Zukunft bis zur ASVG-Höchstbeitragsgrundlage ein Solidarbeitrag von 8 Prozent und darüber hinaus ein Betrag von 15 Prozent abgezo­gen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)

Herr Kollege Öllinger, ich lade dich ein, dort zuzustimmen, sonst bist du nicht glaub­würdig mit deiner Argumentation, dass bei den Privilegien zu wenig getan wird. (Ironi­sche Heiterkeit bei den Grünen. – Abg. Öllinger: Ich kriege keine!)

Beim Pensionsalter der Politiker gehen wir ebenfalls analog zum ASVG vor, indem das Antrittsalter bis 2017 auf 65 Jahre angehoben wird, ebenso bei den Abschlagsregelun­gen analog zum ASVG und beim Aktivbezug.

Geschätzte Damen und Herren! Ich bringe einen Abänderungsantrag der Abgeordne­ten Mag. Tancsits, Dolinschek, Neugebauer, Walch, Kolleginnen und Kollegen ein zum Bericht des Budgetausschusses (111 der Beilagen) über die Regierungsvorlage (59 der Beilagen) betreffend ein Budgetbegleitgesetz 2003.  Gra

Gemäß § 53 Abs. 4 GOG möchte ich die Kernpunkte dieses Antrages mündlich erläu­tern und ersuche den Herrn Präsidenten, den Antrag vervielfältigen und verteilen zu lassen.

Die Kernpunkte dieses Antrages sind:

Schaffung eines Härteausgleichsfonds in der Pensionsversicherung zugunsten der PensionsbezieherInnen, die von Änderungen pensionsrechtlicher Vorschriften betrof­fen sind. Zuwendungen aus diesem Fonds sollen insbesondere Personen erhalten, die trotz längerer Versicherungsdauer nur Anspruch auf eine Pensionsleistung unter 1 000 € haben, sowie Personen, auf die die Hacklerregelung anzuwenden ist.

Streichung der Bestimmungen über die Lagerung von Schul- und Studienzeiten, die als Ersatzzeiten in Betracht kommen. Durch die Erweiterung der Möglichkeit des Nach­kaufs von Schul- und Studienzeiten sind diese Lagerungsbestimmungen überholt und daher aufzuheben.

Anpassung der Bestimmungen über die Genehmigung von Bestandsverträgen an die Neuordnung der Kompetenzaufteilung zwischen dem Gesundheits- und dem Sozial­ressort. Auf Grund der Änderungen durch die Bundesministeriengesetz-Novelle ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter, Sie haben die wesentlichen Teile des Antrages bereits in Ihrer Rede erläutert, und Ihre Redezeit ist zu Ende. (Abg. Scheibner: Schlusssatz!)

 


Abgeordneter Sigisbert Dolinschek| (fortsetzend): Herr Präsident! Ich komme zum Schlusssatz: Ich möchte noch darauf verweisen, dass der Beitragssatz für Funktionäre der Versicherungsträger ebenfalls von 2 auf 8 Prozent der Funktionsgebühr angeho­ben worden ist und in diesem Abänderungsantrag auch eine Regelung über die Ver­lustdeckelung für Beamte, aufbauend auf ... (Rufe: Redezeit!)

11.02

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich muss Sie leider unterbrechen, Herr Abgeordneter! (Anhaltender Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP für den das Rednerpult verlas­senden Abg. Dolinschek.)

Ich gebe bekannt, dass der soeben in seinen Kernpunkten erläuterte Antrag der Abge­ordneten Mag. Tancsits, Dolinschek, Neugebauer, Walch, Kolleginnen und Kollegen auch schriftlich überreicht wurde und genügend unterstützt ist; er steht daher mit in Verhandlung.

Im Hinblick auf den Umfang des Antrages lasse ich ihn gemäß § 53 Abs. 4 GOG ver­vielfältigen und verteilen.

Im Übrigen wird dieser Antrag auch dem Stenographischen Protokoll beigedruckt wer­den.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Tancsits, Dolinschek, Neugebauer und Walch zum Bericht des Budgetausschusses (111 der Beilagen) über die Regierungsvorlage (59 der Beilagen) betreffend ein Budgetbegleitgesetz 2003

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der dem Bericht des Budgetausschusses (111 der Beilagen) über die Regierungsvor­lage (59 der Beilagen) betreffend ein Budgetbegleitgesetz 2003 angeschlossene Ge­setzentwurf wird wie folgt geändert:

1. In Art. 14 (Änderung des Pensionsgesetzes 1965) Z 13 lautet § 90a:

„§ 90a. (1) Anlässlich der Bemessung des Ruhebezuges ist – allenfalls nach Anwen­dung der §§ 92 bis 94– ein weiterer Vergleichsruhebezug unter Anwendung aller am 31. Dezember 2003 geltenden Bemessungsvorschriften zu berechnen.

(2) Falls erforderlich ist der Ruhebezug durch einen Erhöhungsbetrag soweit zu erhö­hen, dass er 90% des Vergleichsruhebezuges nach Abs. 1 beträgt.“

2. In Art. 15 (Änderung des Bundestheaterpensionsgesetzes) Z 20 lautet § 18k:

„§ 18k. (1) Anlässlich der Bemessung des Ruhebezuges ist – allenfalls nach Anwen­dung der §§ 18d bis 18f – ein weiterer Vergleichsruhebezug unter Anwendung aller am 31. Dezember 2003 geltenden Bemessungsvorschriften zu berechnen.

(2) Falls erforderlich ist der Ruhebezug durch einen Erhöhungsbetrag soweit zu erhö­hen, dass er 90% des Vergleichsruhebezuges nach Abs. 1 beträgt.“

3. In Art. 18 Z 11 (Änderung des Bundesbahn-Pensionsgesetzes) treten an die Stelle des § 64 Abs. 2 bis 7 die folgenden Bestimmungen:

„(2) Anlässlich der Bemessung des Ruhebezuges ist – allenfalls nach Anwendung der §§ 53b bis 53d – ein weiterer Vergleichsruhebezug unter Anwendung aller am 31. Dezember 2003 geltenden Bemessungsvorschriften zu berechnen.

(3) Falls erforderlich ist der Ruhebezug durch einen Erhöhungsbetrag soweit zu erhö­hen, dass er 90% des Vergleichsruhebezuges nach Abs. 2 beträgt.“

4. In Art. 73 (Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes) Teil 1 wird die Ziffer 13 wie folgt geändert:

„13. Im § 51 Abs. 3 Z 1 lit. b wird der Ausdruck „4,30 %“ durch den Ausdruck „3,55 %“ und der Ausdruck „4,00 %“ durch den Ausdruck „3,25 %“ ersetzt.“

5. Art. 73 (Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes) Teil 2 wird wie folgt geändert:

a) Die Z 6a lautet:

„6a. Im § 227 Abs. 1 Z 1 letzter Satzteil wird der Ausdruck „mit acht Monaten“ durch den Ausdruck „mit zwölf Monaten“ und der Ausdruck „mit vier Monaten,“ durch den Ausdruck „mit sechs Monaten“ ersetzt; ferner entfallen die Ausdrücke „gerechnet ab dem in das betreffende Schuljahr fallenden 1. November,“ und „gerechnet ab dem in das betreffende Semester fallenden 1. Oktober bzw. 1. März,“.

b) Nach der Z 37 wird folgende Z 37a eingefügt:

»37a. Nach Abschnitt IV des Vierten Teiles wird folgender Abschnitt IVa samt Über­schrift eingefügt:

„ABSCHNITT IVa

Härteausgleichsfonds des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz in der Pensionsversicherung

Fonds, Begünstigte

§ 291a. (1) Für BezieherInnen einer Pension nach diesem Bundesgesetz, dem GSVG, dem BSVG und dem FSVG mit Stichtag ab dem 1. Jänner 2004 wird im Bundesminis­terium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz ein Fonds einge­richtet. Zuwendungen aus diesem Fonds können den von Änderungen pensionsversi­cherungsrechtlicher Vorschriften betroffenen BezieherInnen einer Pension unter Be­dachtnahme auf die Zahl der Versicherungsmonate und die Höhe der Bemessungs­grundlage in besonders berücksichtigungswürdigen Fällen, insbesondere in Berück­sichtigung der Familien- und Einkommensverhältnisse sowie sonstiger sozialer Um­stände der zu unterstützenden Person, gewährt werden.

(2) Der Fonds dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken und hat eigene Rechts­persönlichkeit. Er hat seinen Sitz und Gerichtsstand in Wien.

Zuwendungen

§ 291b. (1) Die Zuwendungen erfolgen nach Maßgabe der Fondsmittel in Form von einmaligen Geldleistungen entsprechend den vom Bundesminister für soziale Sicher­heit, Generationen und Konsumentenschutz erlassenen Richtlinien. Diese Richtlinien haben im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumenten­schutz, bei den Pensionsversicherungsträgern und im Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen zur Einsichtnahme aufzuliegen.

(2) Diese Richtlinien haben insbesondere nähere Bestimmungen über die Vorausset­zungen, unter denen Zuwendungen gewährt werden können, sowie über deren Art und Höhe zu enthalten.

(3) Auf die Gewährung von Zuwendungen besteht kein Rechtsanspruch.

Rückforderung zu Unrecht erbrachter Zuwendungen

§ 291c. § 107 ist entsprechend anzuwenden.

Zuständigkeit

§ 291d. Die Ansuchen um Gewährung von Zuwendungen sind unter Anschluss der Nachweise für das Vorliegen der Voraussetzungen beim Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen einzubringen.

Mittel

§ 291e. (1) Aus Mitteln des Bundes sind dem Fonds für Zwecke der Abgeltung von Aufwendungen nach diesem Abschnitt

1. im Jahr 2004 ..... 10 Millionen Euro,

2. im Jahr 2005 ..... 16 Millionen Euro,

3. im Jahr 2006 ..... 18 Millionen Euro

zu überweisen. Die Zahlung hat bis zum 10. Jänner des jeweiligen Jahres zu erfolgen.

(2) Die Mittel des Fonds werden weiters aufgebracht durch:

1. Zuwendungen, Schenkungen, Erbschaften und Vermächtnisse;

2. Zinsen und sonstige Erträgnisse aus dem Fondsvermögen.

Abgabenbefreiung

§ 291f. Der Fonds gilt abgabenrechtlich als Körperschaft öffentlichen Rechts. Unent­geltliche Zuwendungen an den Fonds unterliegen nicht der Erbschafts- und Schen­kungssteuer.

Auskunftspflicht und Mitwirkung

§ 291g. (1) Alle Organe des Bundes und der durch die Bundesgesetzgebung zu re­gelnden Selbstverwaltung haben dem Fonds diejenigen Auskünfte zu erteilen, deren dieser zur Beurteilung der Frage bedarf, ob die Voraussetzungen für eine Zuwendung nach den §§ 291a und 291b gegeben sind.

(2) Die Pensionsversicherungsträger haben auf Ersuchen des Bundesamtes für Sozia­les und Behindertenwesen im Ermittlungsverfahren mitzuwirken. Im Rahmen dieser Mitwirkungspflicht haben sie auch automationsunterstützt verarbeitete Daten über so­zialversicherte Personen betreffend Namen, Adresse, Versicherungsnummer sowie Art und Höhe von Geldleistungen an das Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen zum Zweck der Gewährung von Zuwendungen aus dem Unterstützungsfonds zu über­mitteln.

Ermittlung und Verarbeitung von Daten

§ 291h. Das Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen wird ermächtigt, zu dem im § 291g Abs. 2 angeführten Zweck Daten über die ZuwendungswerberInnen betref­fend Namen, Adresse, Versicherungsnummer und Einkommen automationsunterstützt zu ermitteln und zu verarbeiten.

Verwaltung des Fonds

§ 291i. Die Verwaltung und Vertretung des Fonds obliegt dem Bundesminister für sozi­ale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz.

Kostentragung

§ 291j. Der aus der Vollziehung der Bestimmungen über den Fonds erwachsende Verwaltungsaufwand ist vom Bund zu tragen.“

c) Im § 447 Abs. 1a in der Fassung der Z 40 wird der Ausdruck „des jeweils zuständi­gen Bundesministers (§ 446a Abs. 3 erster Satz) im Einvernehmen mit dem Bundes­minister für Finanzen“ durch den Ausdruck „des jeweils zuständigen Bundesministers (§ 446 Abs. 3 Z 1 und 2) im Einvernehmen mit dem jeweils anderen Bundesminister und dem Bundesminister für Finanzen“ ersetzt.

d) Dem § 553 Abs. 7a in der Fassung der Z 41b wird folgender Satz angefügt:

„Die im Abs. 4 genannten Personen haben ab 1. Jänner 2004 einen Beitrag in der Hö­he von 8 % der Funktionsgebühr zu zahlen; macht der Versicherungsträger (Hauptver­band) von der Ermächtigung, eine Entschädigung nach § 420 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung zu leisten, nicht Gebrauch, so sind die dafür entrichteten Beiträge auf Antrag zu erstatten.“

e) Im § 607 Abs. 1 Z 1 in der Fassung der Z 44 wird der Ausdruck „293 Abs. 1 lit. sublit. aa“ durch den Ausdruck „293 Abs. 1 lit. a sublit. aa“ und der Ausdruck „553 Abs. 7a“ durch den Ausdruck „Abschnitt IVa des Vierten Teiles“ ersetzt.

6. Art. 74 (Änderung des Gewerblichen Sozialversicherungsgesetzes) Teil 2 wird wie folgt geändert:

a) Die Z 5a lautet:

„5a. Im § 116 Abs. 7 erster Satz zweiter Halbsatz wird der Ausdruck „mit acht Monaten“ durch den Ausdruck „mit zwölf Monaten“ und der Ausdruck „mit vier Monaten,“ durch den Ausdruck „mit sechs Monaten“ ersetzt; ferner entfallen die Ausdrücke „gerechnet ab dem in das betreffende Schuljahr fallenden 1. November,“ und „gerechnet ab dem in das betreffende Semester fallenden 1. Oktober bzw. 1. März,“.

b) Im § 219 Abs. 1a in der Fassung der Z 29b wird der Ausdruck „des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen“ durch den Ausdruck „durch die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen im Einvernehmen mit dem Bundesminister für soziale Sicher­heit, Generationen und Konsumentenschutz und dem Bundesminister für Finanzen“ ersetzt.

c) Nach der Z 29d wird folgende Z 29e eingefügt:

„29e. Nach § 260 Abs. 6 wird folgender Abs. 6a eingefügt:

„(6a) Bezieher von Pensionen (Hinterbliebenenpensionen) nach § 197 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung haben ab 1. Jänner 2004 von dieser Leistung einen Pensionssicherungsbeitrag in der Höhe von 3,3 % zu leisten. Die im Abs. 3 genannten Personen haben ab 1. Jänner 2004 einen Beitrag in der Höhe von 8 % der Funktionsgebühr zu zahlen; macht der Versicherungsträger (Hauptverband) von der Ermächtigung, eine Entschädigung nach § 197 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung zu leisten, nicht Gebrauch, so sind die dafür entrichteten Beiträge auf Antrag zu erstatten.“

7. Art. 75 (Änderung des Bauern-Sozialversicherungsgesetzes) Teil 2 wird wie folgt geändert:

a) Die Z 5a lautet:

„5a. Im § 107 Abs. 7 erster Satz zweiter Halbsatz wird der Ausdruck „mit acht Monaten“ durch den Ausdruck „mit zwölf Monaten“ und der Ausdruck „mit vier Monaten,“ durch den Ausdruck „mit sechs Monaten“ ersetzt; ferner entfallen die Ausdrücke „gerechnet ab dem in das betreffende Schuljahr fallenden 1. November,“ und „gerechnet ab dem in das betreffende Semester fallenden 1. Oktober bzw. 1. März,“.

b) Im § 207 Abs. 1a in der Fassung der Z 29b wird der Ausdruck „des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen“ durch den Ausdruck „durch die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen im Einvernehmen mit dem Bundesminister für soziale Sicher­heit, Generationen und Konsumentenschutz und dem Bundesminister für Finanzen“ ersetzt.

c) Nach der Z 29d wird folgende Z 29e eingefügt.

„29e. Nach § 248 Abs. 6 wird folgender Abs. 6a eingefügt:

„(6a) Bezieher von Pensionen (Hinterbliebenenpensionen) nach § 185 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung haben ab 1. Jänner 2004 von dieser Leistung einen Pensionssicherungsbeitrag in der Höhe von 3,3 % zu leisten. Die im Abs. 3 genannten Personen haben ab 1. Jänner 2004 einen Beitrag in der Höhe von 8 % der Funktionsgebühr zu zahlen; macht der Versicherungsträger (Hauptverband) von der Ermächtigung, eine Entschädigung nach § 185 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung zu leisten, nicht Gebrauch, so sind die dafür entrichteten Beiträge auf Antrag zu erstatten.“«

8. In Art. 75 (Änderung des Bauern-Sozialversicherungsgesetzes) wird im Teil 3 die Novellierungsanordnung Z 11 wie folgt geändert:

„11. § 197 Abs. 4 letzter Satz lautet:

9. Art. 76 (Änderung des Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetzes) Teil 1 wird wie folgt geändert:

a) Im § 153 Abs. 1a in der Fassung der Z 5c wird der Ausdruck „des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen“ durch den Ausdruck „durch die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen im Einvernehmen mit dem Bundesminister für soziale Sicher­heit, Generationen und Konsumentenschutz und dem Bundesminister für Finanzen“ ersetzt.

b) Nach der Z 5e wird folgende Z 5f eingefügt:

„5f. Nach § 176 Abs. 6 wird folgender Abs. 6a eingefügt:

„(6a) Bezieher von Pensionen (Hinterbliebenenpensionen) nach § 132 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung haben ab 1. Jänner 2004 von dieser Leistung einen Pensionssicherungsbeitrag in der Höhe von 3,3 % zu leisten. Die im Abs. 3 genannten Personen haben ab 1. Jänner 2004 einen Beitrag in der Höhe von 8 % der Funktionsgebühr zu zahlen; macht der Versicherungsträger (Hauptverband) von der Ermächtigung, eine Entschädigung nach § 132 Abs. 5 in der am 31. Dezember 1993 in Geltung gestandenen Fassung zu leisten, nicht Gebrauch, so sind die dafür entrichteten Beiträge auf Antrag zu erstatten.“

Begründung

Zu Z 1 bis 3 (§ 90a PG, § 18k BTh-PG und § 64 Abs. 2 und 3 BB-PG):

Die Neufassung der Übergangsregelungen soll gewährleisten, dass die Pensionen durch die Änderungen im Rahmen des gegenständlichen Reformpakets um höchstens 10% vermindert werden. Zu diesem Zweck ist ein (weiterer) Vergleichsruhebezug auf der Basis der am 31. Dezember 2003 geltenden Bemessungsregelungen zu berech­nen. Der Ruhebezug hat mindestens 90% des (weiteren) Vergleichsruhebezuges zu betragen. Nicht von der Verlustdeckelung umfasst sind Pensionsminderungen auf­grund von Regelungen, die nicht zu den Bemessungsvorschriften im engeren Sinn zählen, wie zum Beispiel die Regelungen über den zusätzlichen Beitrag nach § 13a Abs. 2a („Pensionssicherungsbeitrag“).

Zu Z 5 lit. a, Z 6 lit. a und Z 7 lit. a (§ 227 Abs. 1 Z 1 ASVG; § 116 Abs. 7 GSVG; § 107 Abs. 7 BSVG):

Auf Grund der hinkünftig erweiterten Berücksichtigung von Schul- und Studienzeiten als Versicherungszeiten sind die Bestimmungen über die Lagerung dieser Zeiten über­holt und daher aufzuheben.

Zu Z 5 lit. b (§§ 291a bis 291j ASVG):

Im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz soll ein Fonds mit eigener Rechtspersönlichkeit eingerichtet werden, aus dem Pensio­nistInnen, die von besonderen Härten durch die Änderung pensionsrechtlicher Vor­schriften betroffen sind, auf Antrag eine einmalige Zuwendung erhalten können. Ge­dacht ist dabei insbesondere an Personen, die trotz langer Versicherungsdauer (30 Bei­tragsjahre/40 Versicherungsjahre) nur Anspruch auf eine Pension haben, die unter dem ab 1. Jänner 2004 geltenden Ausgleichszulagenrichtsatz für Ehepaare (1 000 €) liegt. Ferner sollen Personen Zuwendungen erhalten können, die – ver­gleichbar der Regelung des § 607 Abs. 12 ASVG – besonders langdauernd Beiträge zur Pensionsversicherung entrichtet haben, wobei auch in diesem Zusammenhang etwa Zeiten der Kindererziehung sowie Präsenz- und Zivildienstzeiten wie Beitragszei­ten behandelt werden sollen.

Die Gewährung dieser Zuwendung soll auf Grund von Richtlinien, die der Bundesmi­nister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz zu erlassen hat, erfolgen. Die Vollziehung wird dem Bundesamt für Soziales und Behindertenwesen übertragen. Der dadurch bedingte personelle Mehraufwand beim Bundesamt für Sozia­les und Behindertenwesen kann unter Nutzung der sich aus dem Bundessozialämter­reformgesetz ergebenden Synergieeffekte durch interne Umschichtungen abgedeckt werden.

Zu Z 5 lit. c, Z 6 lit. b, Z 7 lit. b und Z 9 lit. a (§ 447 Abs. 1a ASVG; § 219 Abs. 1a GSVG; § 207 Abs. 1a BSVG; § 153 Abs. 1a B‑KUVG):

Mit den vorgeschlagenen Änderungen sollen die Bestimmungen über die Genehmi­gung von Bestandverträgen an die Neuordnung der Kompetenzaufteilung angepasst werden.

Zu Z 5 lit. d, Z 6 lit. c, Z 7 lit. c und Z 9 lit. b (§ 553 Abs. 7a ASVG; § 260 Abs. 6a GSVG; § 248 Abs. 6a BSVG; § 176 Abs. 6a B‑KUVG):

Mit der 52. Novelle zum ASVG, BGBl. Nr. 20/1994, wurde normiert, dass für künftige Funktionäre der Versicherungsträger keine "Funktionärspensionen" mehr vorgesehen sind. Auf Grund der Übergangsbestimmungen des § 553 Abs. 4 bis 7 ASVG samt Pa­rallelbestimmungen ist es allerdings möglich, weiterhin Anwartschaften auf solche Ent­schädigungen zu erwerben.

Durch die vorgeschlagene Maßnahme soll erreicht werden, dass Personen, die noch eine Anwartschaft auf eine „Funktionärspension“ haben, anstelle des bisher auf Basis der einschlägigen Dienstordnung zu entrichtenden Beitrages künftig einen Beitrag in der Höhe von 8 % der Funktionsgebühr für ihre Entschädigungsleistung entrichten. Wenn keine derartige Entschädigungsleistung gewährt wird, sind die hiefür entrichteten Beiträge auf Antrag zu erstatten.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Staatssekretärin Haubner. – Frau Staatssekretärin, Sie kennen die Redezeitbeschränkung: 12 Minu­ten. – Bitte. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

 


11.03

Staatssekretärin im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Ursula Haubner|: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Kollegen Minister! Werte Kollegin Ministerin! Mit Recht erwartet sich die Bevölkerung ein Pensi­onskonzept, das Chancengleichheit gibt – Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern, Chancengleichheit zwischen den Berufsgruppen, Chancengleichheit zwi­schen denen, die kurz vor der Pension stehen, und jenen, die noch sehr jung sind. Und die Bevölkerung erwartet sich, dass Ungleichbehandlungen, die es bisher gegeben hat, nicht weitergeschrieben werden.

Mit Recht erwarten sich die Menschen von der Politik ein gerechtes und ehrliches Pro­dukt, ehrliche Antworten und nicht Fehlinformationen aus politischem Kalkül. Und mit Recht erwarten sich die Menschen in Österreich, dass die lebendige Solidarität zwi­schen den Generationen, die in den vergangenen Jahren funktioniert hat, auch weiter Zukunft hat.

Ich denke, meine Damen und Herren, dieses Ziel ist uns allen gemeinsam. Nur eines unterscheidet uns: Die Regierung und die Vertreterinnen und Vertreter der Regierungs­fraktionen haben den Entschluss gefasst, diesen Weg zu gehen, diesen Weg zu be­schreiten, um Dinge wie bisherige Ungleichbehandlungen zu beseitigen.

Ich bedauere es sehr, meine Damen und Herren von der Opposition, aber auch von den Sozialpartnern, dass Sie der Mut verlassen hat, mit uns gemeinsam diesen Weg zu gehen. Denn wenn wir diesen Weg nicht beschreiten, dann mindern wir die Zu­kunftschancen der Jugend, dann mindern wir die realistischen Chancen der jungen Menschen auf eine gesicherte Altersvorsorge. Wir sichern mit diesem Schritt, mit die­sem Weg, dass junge Menschen auch ihren gerechten Anteil am Einkommen im Alter haben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Mit den vorliegenden Maßnahmen sichern wir – und es ist mir sehr wichtig, das hier noch einmal zu untermauern – die erste und wichtigste staat­liche Säule, die für jedes Pensionssystem unverzichtbar ist, und zwar auch für das so genannte Drei-Säulen-Modell. Wir werden mit diesen Maßnahmen diese Säule ent­sprechend absichern.

Das Zweite, was mir besonders wichtig erscheint, ist der Schutz und die Besserstellung von Beziehern kleiner Pensionen und kleiner Renten. Für diesen Bereich, denke ich, haben wir ein gutes Paket geschnürt. Wir haben ein Paket geschnürt, mit dem für die Bezieherinnen und Bezieher von Pensionen beziehungsweise Ausgleichszulagen unter 1 000 € der so genannte Familienausgleichszulagenrichtsatz auf 1 000 € erhöht wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Davon profitieren 36 000 Österreicherinnen und Österreicher, vor allem diejenigen, die zu zweit von einer kleinen Pension leben müssen.

Als nächste Maßnahme dieses Pakets haben wir, wie schon mein Kollege Sigi Dolin­schek ausgeführt hat, einen Abänderungsantrag eingebracht, der die Einrichtung eines so genannten Härteausgleichsfonds berücksichtigt.

Ich denke, es ist einmalig positiv in der Geschichte dieser Republik, dass es für kleine Pensionen keine Abschläge geben darf und geben kann (Abg. Dr. Van der Bellen: Stimmt ja nicht! Stimmt nicht!) und dass der Ausgleich durch diesen Härteausgleichs­fonds gegeben ist, vor allem für jene, die lange und fleißig gearbeitet haben und trotz­dem mit einer kleinen Pension auskommen müssen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Dass dies keine Eintagsfliegen sind, zeigt auch die hohe Dotierung dieses Fonds. Ein besonderes Anliegen ist mir dabei, dass dies vor allem die Frauen in positiver Weise betrifft, denn Frauen sind ja vor allem diejenigen, die kleine Einkommen und kleine Pensionen haben.

Ich möchte hier auch einmal feststellen: Es wird ständig Trauer geäußert sowie die Frage, warum Frauen so kleine Pensionen haben. Das muss man schon ein bisschen zurückverfolgen. Was ist die Ursache dafür, dass Frauen so kleine Pensionen ha­ben? – Nicht die Maßnahmen dieser Bundesregierung sind schuld daran, sondern die Ursachen dafür liegen schon etwas weiter zurück. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Gerade im Bereich der Einkommensverhandlungen für Frauen im frauenspezifischen Bereich gab es eine große Nachlässigkeit auch seitens der Sozialpartner zu verzeich­nen, bessere Bedingungen für Frauen auszuverhandeln, damit sie letztendlich auch Pensionen haben, von denen sie im Alter leben können. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.)

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass bei diesem Härteausgleichsfonds die Kinder­erziehungszeiten und die Präsenzdienstzeiten für den Anspruch aus diesem Härteaus­gleichfonds wie echte Beitragszeiten gewertet werden.

Ein dritter Punkt in diesem Maßnahmenpaket für die Bezieher von kleinen Pensionen ist die Gesamtdeckelung mit 10 Prozent. Das ist eine so genannte zusätzliche Sicher­heitsmaßnahme, ein weiteres soziales Fangnetz, denn die Größenordnung der even­tuellen Verluste bewegt sich auf Basis seriöser Berechnungen maximal zwischen 3 und 8 Prozent.

Dass eine Deckelung eine sozial sehr ausgewogene und gerechte Sache ist, hat Kol­lege Verzetnitsch schon 1997 im Rahmen der Diskussion über die Pensionsreform gesagt. Ich darf ihn hier in diesem Zusammenhang zitieren. Herr Kollege Verzetnitsch! Sie haben gesagt:

Diese Pensionsreform ist durch eine Deckelung sozial abgefedert. Deswegen, weil wir nicht akzeptieren können, dass Personen, die niedrige Pensionen bekommen, noch­mals Abzüge wegen des Durchrechnungszeitraumes haben, weil der Durchrechnungs­zeitraum dann schon zu wirken beginnt, haben wir die Abfederung mit der Deckelung eingeführt. Das ist sozial notwendig, sozial gerecht und sozial unbedingt verträglich. – Zitatende. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich sage herzlichen Dank, Herr Präsident, dass Sie das schon 1997 erkannt haben, denn ich gehe davon aus, dass das auch im Jahr 2003 Gültigkeit hat.

Meine Damen und Herren! Die vierte Maßnahme, um kleine Pensionen zu schützen, ist die Pensionsanpassung für 2004 und 2005, die vorsieht, dass kleine Pensionen die volle Inflationsabgeltung erhalten und darüber liegende Pensionen zweimal mit einem Fixbetrag angepasst werden. – Ich denke, auch das ist ein Solidarbeitrag der Bezieher höherer Pensionen an die Kleinen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Hohes Haus! Für uns beginnt eine gute Pensionspolitik bei den Kindern, denn Kinder spielen die wichtigste Rolle im Generationenvertrag. Daher haben wir uns auch einer sehr nachhaltigen Familienpolitik verschrieben. Neben der monetären Unterstützung, die heute schon in verschiedenen Reden angesprochen wurde – sei es in den Berei­chen des Kinderbetreuungsgeldes, der Familienbeihilfe, der Schüler- und Lehrlingsfrei­fahrten, der Familienhospizkarenz, der Erhöhung des Mehrkinderzuschlages und eini­gen mehr –, haben wir auch gezielte Förderungen, was den Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft. Ich denke, das ist die Grundlage schlechthin, um über eine Pensionsreform nicht nur zu diskutieren, sondern sie auch entsprechend umzu­setzen, wenn wir in diesem Bereich die wichtigen und notwendigen Schritte tun. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Die Anerkennung der Familienleistungen auch in der Pension ist ein großes Anliegen dieser Regierung und der Regierungsfraktionen gewesen. Daher freue ich mich, dass gerade die SPÖ auch bei ihrem Pensionsmodell, der Fairnesspension, unter anderem schreibt: Leistungen von Frauen für die Familien und für die gesamte Gesellschaft sind in besonderer Weise zu würdigen. – Zitatende. (Abg. Mag. Wurm: Von Ihnen sicher nicht!)

Meine Damen und Herren von der Opposition! Wir würdigen diese Leistungen in be­sonderer Weise (die Abgeordneten Mag. Wurm und Stadlbauer: Wo? Wo? Wo?), nicht nur in der Familienpolitik, sondern auch in den pensionssichernden Maßnahmen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir würdigen diese Leistungen! Wir würdigen sie besonders, was die pensionsbegrün­denden Zeiten anlangt, wir würdigen sie besonders im Zusammenhang mit der Redu­zierung des Durchrechnungszeitraumes, und wir würdigen sie im Besonderen durch die Anhebung der Kindererziehungszeiten. Daher ist für uns die eigenständige Alters­sicherung nicht wie bisher oft nur ein Schlagwort in Parteiprogrammen und vor Wahlen, sondern wir setzen den ersten und wichtigen Schritt, um eine eigenständige Alterssi­cherung für Frauen zu erreichen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Wir sind unseren Grundsätzen treu geblieben. Wir haben gesagt: Schutz für die kleinen Pensionen. Und ich möchte wirklich allen Parlamenta­riern, die in den letzten Tagen hier noch besonders gut verhandelt haben, herzlich danken, denn gerade der Schutz für die kleinen Pensionen zeigt sich jetzt am Ergebnis dieses Maßnahmenpaketes. Vor allem Sozialsprecher Sigi Dolinschek möchte ich mei­nen herzlichen Dank dafür aussprechen, gerade in der Abschlussphase noch viel Wichtiges eingebracht zu haben.

Wir sind unseren Grundsätzen treu geblieben, wenn es heißt „soziale Ausgewogenheit durch Umverteilung von oben nach unten“, denn wir werden Privilegien abbauen, Privi­legien bei Politikern, Privilegien bei Sozialversicherungspensionisten, um Spielraum für die kleinen Pensionen zu haben – diesen Spielraum, den wir jetzt in einem Härteaus­gleichsfonds mit über 40 Millionen € dotiert haben.

Wir sind unseren Grundsätzen treu geblieben, weil wir sagen, Generationensolidarität muss durch Neubewertung der Familienzeiten geschehen. Das ist in dieser Pensions­sicherungsreform verwirklicht. Und wir haben auch gesagt, wir wollen Gerechtigkeit durch Harmonisierung der Systeme, denn ohne Harmonisierung, meine Damen und Herren, ist soziale Ausgewogenheit nicht erreichbar.

Ich lade daher alle, die ernsthaft daran interessiert sind, bei denen der Wille dazu ernsthaft vorhanden ist, herzlich ein, das Vorhaben der Harmonisierung gemeinsam mitzutragen und ihre Leistungen mit einzubringen. Zeigen Sie damit, meine Damen und Herren speziell auch von der Opposition, dass Sie den Menschen verpflichtet sind und niemandem sonst, denn wir müssen es schaffen, dass die Menschen in Österreich weiterhin gesund, selbstbestimmt und vor allem abgesichert im Alter (Abg. Parnigoni: Dahinvegetieren können!) ihren Lebensabend verbringen können. – Ich danke Ihnen. (Anhaltender Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.15

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte.

 


11.16

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl| (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Frau Staatssekretä­rin, darf ich Sie beim Wort nehmen? Bei dem, was Sie heute gesagt haben, und auch bei dem, was Sie vor sieben Tagen gesagt haben? – Vor ganz wenigen Tagen haben Sie gesagt: Bei einer 1 000 €-Pension darf nichts wegkommen, da sind auch drei Pro­zentpunkte zu viel. (Staatssekretärin Haubner: Es kommt eh nichts weg!)

Heute, Frau Staatssekretärin, haben Sie ganz anders geklungen. Da haben Sie über eine Pensionsreform gesprochen, bei der den kleinsten Pensionen, also auch jenen unter 1 000 €, 12 Prozent weggenommen werden. Und das haben Sie zu meiner gro­ßen Verwunderung als „sozial gerecht“ und als „Schutz für die kleinen Pensionen“ be­zeichnet. – Frau Staatssekretärin, was werden Sie in den nächsten sieben Tagen sa­gen? Und welche Regelungen werden uns in einem Jahr erwarten? – Aber dazu spä­ter. (Beifall bei der SPÖ.)

Vor sieben Tagen hatten Sie Recht, Frau Staatssekretärin! 1 000 € ist herzlich wenig. 1 000 € im Monat, das bedeutet in unserem Land: armutsgefährdet zu leben. Sehen Sie sich an, wie niedrig die Pensionen heute sind! (Die Rednerin hält ein Schriftstück in die Höhe.) Die Hälfte der Pensionisten und Pensionistinnen erhält schon heute, also schon vor dieser Pensionskürzungsreform, weniger als 1 000 €. (Abg. Scheibner: 30 Jahre lang waren Sie verantwortlich! Wer war denn verantwortlich für dieses Sys­tem? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Stecken Sie den Zettel wieder ein! Stecken Sie den Zet­tel weg! – Abg. Scheibner: Sie haben die Pensionen gekürzt in den neunziger Jahren! Das ist Ihre verkehrte Politik! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Für 70 Prozent der Frauen setzen Sie jetzt einen Schritt in die Richtung, dass sie noch weniger Einkommen haben. Genau den Menschen, die täglich jeden Euro umdrehen müssen, nehmen Sie jetzt Geld weg! (Abg. Scheibner: Das ist das Ergebnis Ihrer ver­kehrten Politik!) – Das ist Ihre Verantwortung, das können Sie nicht irgendjemand an­derem umhängen, Herr Klubobmann Scheibner. (Beifall bei der SPÖ. – Weitere Zwi­schenrufe bei den Freiheitlichen.)

Auch wenn Ihre Nerven blank liegen (Abg. Scheibner: Bleiben Sie bei der Wahrheit! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wenn Sie die Unwahrheit sagen, dann darf man sich doch auf­regen!), möchte ich Sie doch bitten, sich manchmal die Menschen hinter diesen Zahlen vor Augen zu halten. Überlegen Sie sich einmal, wie es ist, mit 1 000 € im Monat aus­zukommen, mit 1 000 € im Monat die Miete zu bezahlen, mit 1 000 € im Monat (Abg. Mag. Wurm: Weniger im Durchschnitt!) – oder viel weniger – am Wochenende einzu­kaufen, im Supermarkt zu zahlen, mit 1 000 € oder weniger den Enkelkindern ein Spielzeug kaufen zu wollen und jeden Euro, jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Vor vier Jahren war das ausreichend, als Sie noch den Sozi­alminister gestellt haben? – Abg. Scheibner: 1996! Was sagen Sie dazu? Haben Sie das schon vergessen?)

Sie nehmen diesen kleinen Einkommensbeziehern ja noch eine dicke Scheibe weg, Herr Klubobmann Scheibner! Diese Schuld nimmt Ihnen niemand! (Neuerlicher Zwi­schenruf des Abg. Scheibner.) Aber Sie können es sich heute noch überlegen, der eigenen Reform nicht zuzustimmen. Sie sind ja die letzten Wochen gegen die eigene Reform angelaufen, vielleicht überlegen Sie es sich heute. (Beifall bei der SPÖ.)

Und nun, meine Damen und Herren, zu den „tollen Verbesserungen“, zum Härtefonds. Der Härtefonds, auch wenn Sie ihn jetzt aufstocken, wird – da Sie ihn ja nur in Jahres­schritten aufstocken – nichts anderes bedeuten, als dass diejenigen, deren Pension unter 1 000 € liegt – und das sind viele –, zu Bittstellern werden. Übrigens: Die 1 000 € gelten laut Frau Staatsekretärin Haubner jetzt nicht mehr für Einzelpersonen, sondern heute gelten sie offensichtlich nur mehr für Paare! Das ist ein kleiner, aber sehr be­deutender Unterschied für die Betroffenen!

Diese Leute, Frau Staatssekretärin, dürfen jetzt beim Fonds ansuchen. Sie haben sie zu Bittstellern gemacht. (Abg. Scheibner: Das ist wirklich ein Wahnsinn! Das sind kei­ne Bittsteller!) Leute, die ihr Leben lang schwer gearbeitet haben, haben wir nicht zu Bittstellern zu machen, sie haben einen Rechtsanspruch auf eine existenzsichernde Pension. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Das heißt, jeder, der irgendwo einen Antrag stellt, ist ein Bittsteller für Sie!)

Auch wenn Sie diesen Härtefonds aufstocken, sehr geehrte Damen und Herren, wer­den für den Einzelnen, werden für die Einzelne nicht mehr übrig bleiben als 10 € oder 20 € pro Monat. Das ist für Leute, die sehr wenig Geld haben, sicher mehr als nichts, aber es ist erbärmlich wenig, und es ist beschämend, dass Sie das jetzt als große so­ziale Maßnahme hinstellen.

Der Deckel von 10 Prozent – ich bin neugierig, was der wert ist, Herr Klubobmann Scheibner! (Abg. Scheibner: Sie haben gesagt, 15 Prozent wären in Ordnung!) Für diesen 10-Prozent-Deckel – und ich habe mich da wirklich genau erkundigt – gilt bis zum heutigen Tag der schöne österreichische Spruch: Nichts Genaues weiß man nicht! Man weiß nicht, für wen er wirklich gelten wird (Abg. Scheibner: Für alle!), man weiß nicht, wie lange er wirklich gelten wird. Was man jedenfalls weiß, ist, dass für diejeni­gen, für die Sie nächstes Jahr das Pensionskonto einführen wollen, also für die heute unter 35-Jährigen, dieser Deckel nicht mehr gelten wird, weil diese beiden Maßnah­men, Pensionskonto und Deckelung, einfach nicht vereinbar sind.

So viel zum Thema: Reform für die Jungen. Die heute unter 35-Jährigen, besonders die Frauen, sind die großen Verlierer und Verliererinnen Ihrer Reform, meine Damen und Herren! So sieht das nämlich aus. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Großruck: Das ist falsch!)

Natürlich tun 10, 12 Prozent allen weh, aber es gibt Leute, denen es besonders wehtut, wenn man ihnen 10 bis 12 Prozent nimmt, nämlich die Bezieher niedriger Pensionen; diese spüren die 10 Prozent viel stärker. Bedenken Sie, dass die Hälfte der Arbeiterin­nen heute eine Pension unter 515 € bezieht (Abg. Scheibner: Warum ist das so? Sa­gen Sie das einmal!), die Hälfte der weiblichen Angestellten eine Pension unter 850 €! Das ist herzlich wenig, und Sie nehmen ihnen noch 10 Prozent weg. – Das ist keine soziale Reform, Frau Staatssekretärin Haubner! (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt zu den familienpolitischen Maßnahmen. Plus sechs Monate pensionsbegrün­dend – das stellen Sie als wunderbare Maßnahme dar. Sagen Sie bitte dazu, wie viele Frauen in diesem Land davon wirklich profitieren werden! – Herzlich wenige (Bundes­kanzler Dr. Schüssel: Alle! Alle!), nämlich nur diejenigen, die ihre Kinder nicht vor Ein­führung des Kindergeldes bekommen haben, und nur diejenigen, denen sechs Monate auf den Pensionsanspruch fehlen, und das erst in 30 Jahren. Die Kürzungen, Herr Klubobmann Scheibner, gelten allerdings unmittelbar. (Abg. Scheibner: Jetzt sagen Sie einmal, was Sie wollen!) So schaut es aus für die Frauen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Es ist alles schlecht! Das eine gilt nur für die Älteren, das andere nur für die Jüngeren! Alles ist schlecht – aber keine eigenen Vorschläge!)

Die Ersatzzeiten haben Sie sehr, sehr niedrig bewertet und die Aufwertungen erfolgen in ganz kleinen Schritten und im Schneckentempo. Frau Kollegin Steibl! 150 Prozent, worauf Sie aufstocken wollen, sind immer noch das Eineinhalbfache und nicht das Doppelte. Stellen Sie die Dinge wenigstens so dar, wie sie sind! Zu dieser Maßnahme sagt im Übrigen sogar der Katholische Familienverband, der Ihnen gegenüber wahr­scheinlich nicht grundsätzlich negativ eingestellt ist, dass das ein reines Almosen für die Frauen ist, die viel Zeit damit verbringen, ihre Kinder großzuziehen. (Zwischenruf der Abg. Steibl.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Von Ihrer Pensionskürzungsreform bleiben werden – und das müssen Sie mit Ihrem politischen Gewissen ausmachen – vor allem zwei Ef­fekte: Zum einen werden wir künftig Jahr für Jahr mehr Menschen in unserem Land haben, die arm sind im Alter (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen), und zum anderen haben Sie nachhaltig das Vertrauen der Leute zerstört, das Vertrauen darauf, dass es Eckpunkte in der Lebensplanung gibt, auf die man sich verlassen kann. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

11.24

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ellmauer. Die Redezeit ist auf 8 Minuten fixiert. – Bitte.

 


11.25

Abgeordneter Matthias Ellmauer| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Sburny, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Grünen wieder einmal durch ihre Skandalisierungspolitik die Landesverteidigung insgesamt treffen wollen. Es wäre doch besser, wenn Sie gleich sagen, dass Sie gegen die öster­reichische Landesverteidigung, dass Sie gegen das Bundesheer sind. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Bitte, Herr Ellmauer!)

Nehmen Sie zur Kenntnis: Der Ausschreibungsvorgang für die Luftraumüberwachungs­flugzeuge ist vom Rechungshof überprüft und für in Ordnung befunden worden. Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Ermittlungen eingestellt. Der Staatsanwalt hat gesagt, da sei nichts dran. – Das sind die Fakten. Unterlassen Sie bitte in Zukunft diese Skan­dalisierungen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Lassen Sie doch einen Untersuchungsausschuss zu!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Kommen wir zum Budgetbegleitgesetz! Die Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft war für uns die wichtigste Prämisse in den Beratungen über das Doppelbudget 2003/04 und das Budgetbegleitgesetz. (Abg. Öllinger: Das glaube ich nicht!)

Auf über 700 Seiten wurden sechs neue Gesetze geschaffen beziehungsweise 85 Ge­setze novelliert. Die vergangenen vier Wochen waren geprägt von intensiven Beratun­gen und Verhandlungen im Budgetausschuss. Trotzdem wurde von der Oppo­sition immer wieder behauptet, die Koalition würde das Doppelbudget, aber auch das Bud­getbegleitgesetz gar nicht verhandeln, sondern sie wolle drüberfahren. Nach vier Wo­chen Beratung kann doch kaum jemand glaubhaft feststellen, dass man über Ge­setze nur drüberfährt.

Die Verantwortung für die Zukunft und damit für die kommenden Generationen war der Hauptbewegungsgrund für die vorliegende Pensionsreform. Meine sehr geehrten Kol­leginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie! Ich habe leider den Eindruck, dass Sie sich in diesem Zusammenhang von Ihrer ehemals staatstragenden Rolle verab­schiedet haben. Mit Populismus, Streiks und unrichtigen Behauptungen kann niemand Pensionen sichern. (Beifall bei der ÖVP.)

Niemand könnte die Bundesregierung dazu verpflichten, unpopuläre, aber dringend notwendige Reformen anzugehen. Die Regierung selbst hat erkannt, dass man jetzt handeln muss, um Schlimmeres zu verhüten. Eine Verzögerung der Pensionsreform wäre unverantwortlich und würde zu einem späteren Zeitpunkt viel schmerzhaftere Einschnitte nötig machen. Dazu gehört viel Mut und Verantwortungsbewusstsein, und wir alle sollten der Regierung entsprechend Respekt zollen. Verantwortungsbewusst­sein ist etwas, das man entweder hat oder nicht hat.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! In bestehende Pensionen wird nicht einge­griffen. Die langen Übergangsfristen tragen dem Vertrauensschutz voll Rechnung. Der Übergangszeitraum, in dem die Frühpension ausläuft, beträgt 14 Jahre, der Über­gangszeitraum für die Durchrechnung 25 Jahre. Trotzdem behauptet die Opposition, diese Maßnahmen kämen überfallsartig.

Mit der Einziehung der Deckelung aller möglichen Verluste kann niemand mehr als höchstens 10 Prozent verlieren. Nichts tun wäre unverantwortlich. Bereits jetzt werden 30 Prozent des Aktiveinkommens für Pensionen aufgewendet. Schon jetzt mahnen Pensionsexperten wie Rürup, Tomandl, Marin oder Mazal, dass die Pensionssiche­rungsreform durch Zugeständnisse der Regierung beziehungsweise die Verhandlun­gen im Ausschuss verwässert wurde. Wir haben in dieser Frage beschlossen, den Weg der Mitte, der meist der richtige ist, zu gehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein ausgeglichener Haushalt über den Kon­junkturzyklus hinaus kennzeichnet die budgetpolitische Leitlinie dieser Bundesregie­rung und spiegelt sich in den Budgetbegleitgesetzen wider. Gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten lastet eine schwere Verantwortung auf den Entscheidungsträgern.

Ausgabenseitig wurde beim Doppelbudget einerseits ein Schwerpunkt auf die Verrin­gerung der passiven Ausgabenkategorien wie Verwaltungskosten, Subventionen und Zinszahlungen gelegt, andererseits wurden die zukunftsorientierten Ausgaben für Aus­bildung, Forschung und Infrastruktur erhöht. Der Forschungsfreibetrag wurde auf 15 Pro­zent erhöht. Wien ist im internationalen Vergleich im Bereich der biologischen und medizinischen Forschung topplatziert. Dies wird auch künftig mit den Mitteln aus der Österreich-Stiftung der Oesterreichischen Nationalbank noch verbessert.

Bildung und Forschung sind für die Entwicklung unseres Landes und vor allem auch für die Chancen der jungen Menschen am Arbeitsmarkt besonders wichtig. Es sind das Investitionen in die Zukunft Österreichs. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die ÖVP, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Familienpartei schlechthin. Mit 400 Millionen € zusätzlich für Leistungen für die Familien, die zum Großteil direkt dem Konsum zufließen, wird die Inlandsnachfrage angekurbelt und somit ein wichtiger Wachstumsfaktor unterstützt.

Die Zeichen der Zeit wurden unsererseits erkannt. Unser Augenmerk liegt besonders auf der Infrastruktur. Gerade im Hinblick auf die EU-Erweiterung wurden Mittel von der ASFINAG für das hochrangige Straßennetz von 658 Millionen € im Jahre 1999 auf 1 194 Millionen € fast verdoppelt. Auch die Investitionen im Bereich der Schiene wur­den gesteigert. Noch nie wurde so viel in Infrastruktur investiert.

Die Chancen, die sich für uns durch die EU-Erweiterung ergeben – und diese sind, sieht man sich die Exportbilanz an, beträchtlich –, rechtfertigen jeden Cent. Österreich wickelt bereits 17,5 Prozent seiner gesamten Exporte mit den Staaten Mittel- und Ost­europas ab. Gerade die Tatsache, dass Osteuropa einer der wenigen Wachstums­märkte in einem wirtschaftlich momentan schwierigen Umfeld ist, zeigt deutlich die Chancen, die sich uns bieten. Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Schüssel nützt diese Chancen für Österreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die beste Sozialpolitik ist die Vollbeschäfti­gungspolitik. Um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen, hat die Bundesregierung jetzt wesentliche Schritte gesetzt. In Zukunft sollen Unternehmen weitere Anreize ge­boten werden, um vor allem ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen. Ich verweise nur auf die „Aktion 56/58“ beziehungsweise auf die Lohnnebenkostensenkung für die über 60-Jährigen um 12 Prozent. Die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik werden auf 783 Millionen € angehoben und erreichen damit einen absoluten Höchststand in den letzten zehn Jahren.

Durch die Betonung der Zukunftsthemen Forschung, Bildung und Infrastruktur wollen wir unsere Spitzenpositionen innerhalb der Europäischen Union ausbauen. Eines der wesentlichen Ziele für die Bürger ist die langfristige und nachhaltige Senkung der Ab­gabenquote. Diese ist mit 44,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu hoch und soll deshalb bis zum Jahr 2010 auf 40 Prozent gesenkt werden. Die Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen ist mir dabei besonders wichtig. Steuerpflichtige mit einem Bruttojahreseinkommen von 14 500 € werden in Zukunft überhaupt keine Steuern mehr zahlen.

Die geringe Eigenkapitalausstattung ist das größte Problem der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe. Deshalb fordert der Wirtschaftsbund seit Jahren, die Eigenkapital­struktur – Eigenkapital ist gleich Risikokapital für die Klein- und Mittelbetriebe – zu verbessern. Dem wird nun durch die steuerliche Besserstellung nicht entnommener Gewinne bis 100 000 € pro Jahr Rechnung getragen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auf Grund dieser Tatsachen geben ich und meine Fraktion diesem Budgetbegleitgesetz gerne unsere Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

11.33

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Moser zu Wort. Gleiche Redezeit: 8 Minuten. – Bitte.

 


11.34

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser| (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kollegen! Hohes Haus! Mein Vorredner Kollege Ellmauer hat anscheinend wirklich nicht begriffen, dass die Tatsache, dass wir das Teuerste an Kriegsgerät kaufen, was der Markt bietet, gleichzeitig jenen Finanzbereich schmälert, den wir den armen Pensi­onistInnen zugestehen können.

Herr Kollege Ellmauer, das, bitte, ist keine skandalöse Behauptung von Seiten der Grünen, sondern das können Sie nachlesen in so seriösen Tageszeitungen wie dem „Kurier“, in dessen gestriger Ausgabe Kommentator Alfred Payrleitner eben diese Rechnung anstellte. 1 Milliarde € wäre locker drin, wenn wir günstigeres Kriegsgerät kaufen würden, und diese 1 Milliarde € würden wir sehr wohl brauchen, um gerade denjenigen bessere Pensionen zuzugestehen, die unter dieser 1 000-€-Marke liegen. – Das ist mein großer Vorwurf. Sie kapieren das einfach nicht, Sie begreifen das nicht, Sie reden einfach darüber hinweg! (Abg. Wittauer: Die Zahlungen kommen erst 2007!)

Für mich geht es darum, noch einmal deutlich zu machen, dass gerade Sie – nicht nur Kollege Ellmauer, sondern auch andere KollegInnen – von der ÖVP selbst völlig hin­ters Licht geführt wurden. Sie haben erst vor etwa 14 Tagen, drei Wochen an einem Mittwoch nicht von Ihrem Klubobmann, sondern über die Presseaussendung der APA, also über die Medien erfahren, dass gemeinsam mit dem Budgetbegleitgesetz auch die Anschaffung der sündteuren Kampfflugzeuge beschlossen werden soll. Ich finde, das ist eine Zumutung. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie als Abgeordnete sollten so etwas nicht aus den Medien erfahren. Sie als Abgeord­nete einer Regierungspartei, die doppelt Verantwortung tragen, sollten zumindest vor­informiert werden. Aber nein, innerhalb Ihrer eigenen Reihen ist es um das Informati­onsverhalten noch schlechter bestellt als uns gegenüber. Ihre Klubobleute informieren Sie fehlerhaft, mangelhaft und zu spät. Sie bekommen – ebenso wie wir – praktisch innerhalb kürzester Zeit ein Konvolut, ein Budgetbegleitgesetz im Ausmaß von – ich wäge hier kurz ab – vielleicht eineinhalb Kilo. Sie bekommen ein Budgetbegleitgesetz in diesem Umfang zum selben Zeitpunkt zur Beratung, zur Begutachtung zur Verfü­gung gestellt wie wir.

Sie wissen genauso wenig wie wir über Details Bescheid und wollen es heute mit Ih­rem Gewissen vereinbaren, mit der Beschlussfassung dieses Budgetbegleitgesetzes besonders eine Entscheidung mitzutragen, nämlich jene, dass Sie das sündteure, das teuerste Abfangjägergerät, Kampfflugzeuggerät, das es überhaupt auf dem Weltmarkt gibt, kaufen, und das noch dazu entgegen den Ausschreibungsmodalitäten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Gestern hat Finanzminister Grasser ja ganz klar eingestanden, dass er während des Verlaufes der Ausschreibung, während dieser Monate bereits Gespräche mit Vertretern der Eurofighter GmbH geführt hat. – Das ist schlicht rechtswidrig! Man kann doch nicht während eines laufenden Verfahrens mit einem Anbieter Verhandlungen führen. Rechtswidrig ist das, und das werden wir noch aufzeigen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wittauer: Also ihr leidet unter Verfolgungswahn!)

Frau Staatssekretärin Haubner, Sie haben hier laut von Chancengleichheit gespro­chen, von lebendiger Solidarität, Sie haben darauf verwiesen, dass es darum geht, eine Besserstellung der niedrigen Pensionen voranzutreiben. Sie könnten ja mit Hilfe Ihrer Abgeordneten aus Kärnten, aus Oberösterreich ohne weiteres den Ankauf dieser Abfangjäger verhindern. – Sie werden das aber nicht tun, Sie werden öffentlich weiter­hin diese schöne Sprache verwenden, gleichzeitig aber diese schrecklichen Dinge be­schließen.

Ganz konkret: Ihr Ansatzpunkt, Frau Staatssekretärin, war ja, dass Pensionen bis zu 1 000 € keiner Kürzung unterzogen werden. Auch Sie sind umgefallen, nicht nur Minis­ter Haupt! Es war überhaupt ein Kuriosum schlechthin, dass der Entwurf der Pensions­reform, die ursprüngliche Fassung, die in diesem großen Konvolut des Budgetbegleit­gesetzes noch vertreten ist, aus Ihrem Haus stammt. Aus dem Hause Haupt und Haubner ist uns der größte Pensionsflop dieser Republik, die größte Pensionsraub-Aktion dieser Republik auf den Tisch gelegt worden. Das muss man sich auch vor Au­gen führen. (Beifall bei den Grünen.)

Heute reden Sie von Chancengleichheit, heute preisen Sie an, dass Sie einen Aus­gleichs-, einen Härtefonds installiert haben. – Schauen wir uns das genauer an, schau­en Sie sich Ihre eigenen gesetzlichen Formulierungen an! Da steht drin: eine einmalige Leistung. Eine einmalige Leistung – aber andauernd wird gekürzt. Wägen Sie das ab, dann sehen Sie selbst, Frau Staatssekretärin, hier herrscht ein Ungleich­gewicht, ein völliges Ungleichgewicht vor! Das ist nicht gelebte Solidarität, das ist Um­verteilung zu Gunsten der Reicheren.

Wenn Sie behaupten, das sei zu Gunsten der Ärmeren, dann verstehen Sie Ihre eige­ne Politik nicht mehr. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wittauer: Das stimmt ja gar nicht!) Diesen Ausgleichsfonds, Herr Kollege, sollte man schlichtweg als Armenkassa bezeichnen. Es ist Bittstellerei! Wenn man mit seiner Pension unterhalb der Mindest­grenze liegt, kann man einmal einen Ausgleich bekommen. Man muss ansuchen, man muss zum Bundessozialamt pilgern, man muss Kriterien erfüllen. Es gibt aber noch gar keine Kriterien, diese werden erst per Verordnung festgelegt. dann können Sie das einmal bekommen.

In den Detailbemerkungen ist auch zu lesen, wer das machen wird, wer mit den Zah­lungen aus dem Ausgleichfonds beschäftigt sein wird: das Personal des Bundes­sozialamtes.

Jetzt glauben Sie, das sind zusätzliche Tätigkeiten. Es gibt aber keine zusätzlichen Menschen, die diese Tätigkeiten abwickeln! Das wird eine über den Daumen gepeilte Ausgleich-Aktion sein, die wirklich mehr oder weniger nur einen Notgroschen für die Allerärmsten vorsieht – und das nur ein Mal! (Abg. Öllinger: Das ist ein schlechter Witz!)

Bitte, das ist eine Irreführung sowohl der Bevölkerung als auch von uns Abgeordneten hier im Saal, als auch vor allem Ihrer eigenen Kollegen, die das heute beschließen sollen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Wittauer: Das sind Maßnahmen, die Wirkung haben, Frau Abgeordnete!)

Genauso ergeht es den Schwerarbeitern: Es gibt keine Verbesserungen für die Schwerarbeiter. (Abg. Öllinger: Das ist nicht mehr so wichtig!) Diese stehen nach wie vor aus, es gibt nur Bekundungen, dass das einmal kommen soll. Sie werfen sich da groß in die Bresche, vor allem Sie, Herr Kollege Walch. Da muss ich Sie schon fragen: Wo bleibt denn das? Ich lese heute in keiner Ihrer Unterlagen, in keinem der uns vor­liegenden Dokumente etwas von Ausgleichszahlungen an die Schwerarbeiter, von ei­ner gewissen Gerechtigkeit gegenüber Menschen, die Tag und Nacht schwerst gear­beitet haben und die daher, was ihre Pension betrifft, einfach höhere Ansprüche ha­ben.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu Ihnen, Herr Bundeskanzler: Das, was Ihnen in der Öffentlichkeit und auch von uns immer wieder vorgehalten wird und vorgehalten werden wird, ist der grobe Vertrauensbruch, der gröbste Vertrauensbruch insofern, als Sie während des Wahlkampfes, noch im vergangenen Herbst, nie davon sprachen, dass Ihr erster großer politischer Einschnitt, Ihr erster großer politischer Kraftakt eine Pensionsreform sein soll. Es ist so, dass Sie in bestehende Ansprüche eingreifen – es werden ja die Aufwertungsfaktoren reduziert (Abg. Scheibner: In bestehende Pensio­nen?) –, und es ist so, dass vor allem die Menschen, die jetzt unter 34 Jahre alt sind, überhaupt nicht wissen, in welcher Form, in welcher Art und Weise sie überhaupt eine Pension beziehen werden. Das ist Vertrauensbruch gegenüber den Beziehern von bestehenden und von zukünftigen Pensionen! (Abg. Wittauer: Das ist halt eine Re­formregierung! Wir bringen halt etwas zustande!)

Daher abschließend: Ich habe gehört, Herr Klubobmann Molterer, Sie sagen immer wieder, es gehe darum, das Notwendige und das Richtige zu tun. Die Antwort heißt: Das Notwendige ist der Verzicht auf den Kauf von Abfangjägern (Abg. Scheibner: Wie lange geht denn das dann?), und das Richtige ist, endlich die kleinen Pensionen zu stärken und sie nicht weiter schlechter zu stellen! – Danke schön. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Wittauer: Frau Abgeordnete, es ist unzu­lässig, diesen Vergleich zu ziehen!)

11.42

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Walch. – Bitte. (Ruf bei den Grünen – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Walch –­: Aber schrei nicht so!)

 


11.42

Abgeordneter Maximilian Walch| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! Werte Damen und Herren! Ein Wort zur Kollegin Moser: Bitte das Gesetz genau zu lesen! Es steht nicht drinnen, dass es nur im Jahr 2004 einen Härte­ausgleichsfond gibt. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Ein Mal!) Bitte nachlesen! Da steht: 2004: 10 Millionen €, 2005: 16 Millionen €, 2006: 18 Millionen €. (Zwischenruf bei den Grünen.) – Lesen, denken, sprechen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wenn an diesem Rednerpult behauptet wird, dass nichts für die Frauen geschieht (Abg. Stadlbauer: Der Walch spricht über Frauen!), dann möchte ich an die Adresse der SPÖ einmal die Frage richten: Bitte was habt ihr, als ihr in der Regierung wart und die Frauenministerin gestellt habt, gemacht außer Kürzungen? – Jetzt erst, unter die­ser Regierung von ÖVP und FPÖ, wird für die Frauen Entsprechendes gemacht: Här­ten werden abgefedert, es gibt Familiengelder, speziell bei den Pensionen gibt es Ver­besserungen beim Aufwertungsfaktor, die Anrechnung von Kindererziehungszeiten wird verbessert und vieles andere mehr. Bitte bleiben Sie bei der Wahrheit! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Reheis.)

Es wird natürlich jetzt für die Oppositionsparteien schon schwierig. Ihr könnt eigentlich alle euren Urlaub absagen und müsst jetzt viele Schriftstücke produzieren, Telefonate führen und Mails ausschicken, um euch bei der Bevölkerung für die Unwahrheiten und Polemisierungen zu entschuldigen, mit denen ihr in der Öffentlichkeit die Pensionsre­form dargestellt habt. Es ist ja klar: Wenn ich nicht mitarbeite, kann ich auch keine Er­folge verzeichnen! (Abg. Öllinger: Du kannst einpacken und heimgehen! So wenig, wie du erreicht hast!) Schaut bitte das vorliegende Papier genau durch! Bis gestern Mitternacht wurde verhandelt, bis zur letzten Stunde: Jetzt liegt ein Papier vor, sozial ausgewogen und gerecht! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich verstehe schon, dass manche, die vor 1997 als Abgeordnete in die Politik eingetre­ten sind, besonders sauer sind, weil die Abschläge nicht so, wie es Kollege Öllinger sagt, nur von 7 Prozent auf 8 Prozent erhöht werden. Kollege Öllinger: 15 Prozent! (Abg. Öllinger: Aber geh! ... ja gar nicht gelesen!) So schaut die Wahrheit aus! – Im­mer bei der Wahrheit bleiben! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Monatelang öffentliche Diskussion, Oppositions-Pensionsverunsicherungspolitik, FPÖ/ÖVP-Pensionssicherungspolitik! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeord­neten der ÖVP. – Abg. Öllinger: Umfaller!)

Es wurde hart und gerecht verhandelt (Abg. Öllinger: Umfaller! Umfaller!), und jetzt haben wir ein Papier, das wirklich herzeigbar ist. Es ist schon interessant: Kollege Ver­zetnitsch! Ich glaube, du hast zuerst gestrahlt, als du zu uns gekommen bist, als du gehört hast, dass jetzt auch eine Schwerarbeiter-Regelung kommt. Du glaubst es bis heute noch nicht, dass sie früher kommt, als ihr sie gerne haben wollt! (Zwischenrufe der Abgeordneten Silhavy und Keck.)

Diese Regelung wird 2004 kommen, wenn ihr bereit seid, uns diese Berufsgruppen zu melden. Ich werde dir als Betriebsrat einer Baufirma helfen, damit speziell die Bauar­beiter in Zukunft nicht mit 61,5, sondern mit 60 Jahren in Pension gehen können. (Abg. Öllinger – ein Schriftstück in die Höhe haltend –: Wo steht es denn drinnen?) Das werden wir machen, und ich ersuche da um rege Mitarbeit. Aber ich glaube, Kollege Verzetnitsch hat das schon verstanden: Viele in seiner Fraktion oder im ÖGB, die dementsprechend SPÖ-angehaucht sind, dürfen oder wollen das nicht (Abg. Scheib­ner: Die streiken!), die wollen lieber streiken als arbeiten.

Fragt die Bevölkerung, was ihr lieber ist! Ihr seid gewählt worden, und gegenüber den Zahlern von Mitgliedsbeiträgen habt ihr die Verantwortung, euch für diese Menschen einzusetzen – nicht zu polemisieren, sondern Gerechtigkeit zu schaffen! (Abg. Parni­goni: ...! Du raubst ihnen die Pension!)

Was mich ganz besonders freut – wie erklärt ihr das jetzt der Bevölkerung? –: Bei der Hackler-Regelung: 45 Beitragsjahre – 80 Prozent gesichert bis 31. Dezember 2006! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Keck.) – Bitte sich zu Wort zu melden! Nur in der VOEST zu polemisieren, das ist zu wenig! Es geht um Leistungen, Herr Kollege von der VOEST, das ist das Wichtigste! (Abg. Öllinger: Walch! Zuerst lesen, dann denken, dann sprechen!) Deshalb wird für jemanden, der Abschläge hat, ein dementsprechender Differenzbetrag aus diesem Fonds gezahlt (Abg. Parnigoni: ... Pensionsraub!), der im Jahr 2004 mit 10 Millionen, 2005 mit 16 Millionen und 2006 mit 18 Millionen € gespeist wird. (Abg. Öllinger: Le­sen, denken, sprechen!)

Was auch ganz wichtig ist, ist die unbegrenzte Fortführung der Altersteilzeit-Regelung. Ihr hättet sie abgeschafft! Ich weiß ja, was damals mit der ÖVP verhandelt worden ist: mehr Beiträge, höhere Beiträge, mehr Abschläge – mit 15 Prozent wärt ihr an und für sich einverstanden gewesen! Wir von den Freiheitlichen und von der ÖVP sagen hin­gegen: Die Obergrenze ist 10 Prozent! – Das ist schwierig zu verstehen, und es ist natürlich auch schwierig, das von eurer Seite aus der Bevölkerung zu erklären. Es ist aber gut für uns und gut für die Bevölkerung in Österreich! (Abg. Öllinger: Geh zur ÖVP! Dort bist du ein echter Verstärker!) Das ist ein Pensionssicherungspaket, wie man es sich vorstellt! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: ...! Das ist eine echte Härte!)

Noch etwas kommt dazu: Erstens – und das kommt uneingeschränkt – kriegen jene Personen, die dann womöglich in die Arbeitslosigkeit kommen sollten, ein Arbeitslo­sengeld plus 25 Prozent. Das hat die Opposition auch nicht zusammengebracht! (Abg. Dr. Cap: Lesen, denken, sprechen!) Da hat es früher über 100 Regelungen gegeben, jetzt gibt es ein System, das den Leuten zugute kommt. (Zwischenruf des Abg. Parni­goni.)

Was mich natürlich ganz besonders freut – und da lade ich euch ein –: Jetzt im Herbst soll die ... (Zwischenruf des Abg. Keck.) – Hast du zu Hause nichts zu reden, weil du ständig dazwischenrufst? Bitte melde dich doch selbst zu Wort! (Beifall bei Abgeordne­ten der Freiheitlichen und der ÖVP. – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und Gegenru­fe bei den Freiheitlichen.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Meine Damen und Herren! Bitte ein bisschen leiser! Ich beziehe da auch gleich Herrn Abgeordneten Wittauer mit ein, was seine Zwischenrufe bei den vorigen Reden betrifft.

Bitte setzen Sie fort, Herr Abgeordneter Walch!

 


Abgeordneter Maximilian Walch| (fortsetzend): Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich richte hier einen Aufruf an die Opposition: Im Herbst soll die Harmonisierung der Pen­sionssysteme kommen; wir haben diesbezüglich einen Antrag eingebracht. Ich bin neugierig, wie ernst ihr zu nehmen seid. Wer diesem Antrag nicht zustimmt, ist auch nicht bereit, in Österreich gemeinsam eine Harmonisierung durchzuführen. Wir werden genau aufpassen, wer zustimmt und wer nicht. Wer in Österreich Gerechtigkeit will, muss unserem Antrag die Zustimmung geben! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.49

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Rauch-Kallat. Die Redezeit ist mit 10 Minuten fixiert. – Bitte, Frau Bundesministerin.

 


11.49

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat|: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Liebe Kollegin und liebe Kollegen auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Für mich als Frauenministerin (Abg. Parnigoni: Oje! Oje!) war es nicht nur mei­ne Pflicht und meine Verantwortung, sondern auch mein vordringlichstes Ziel, bei die­ser Pensionsreform die Interessen der Frauen zu vertreten. (Ruf bei der SPÖ: Ha! – Abg. Parnigoni: Das glaubt ja keiner!)

Es ging darum, die Einkommensschere, die zwischen Männern und Frauen, vor allem im Alter, besteht und die in den letzten 30 Jahren leider nicht kleiner, sondern größer geworden ist, mit dieser Pensionsreform zu verkleinern. Und das, meine Damen und Herren, ist uns gelungen: Alle Frauen gewinnen mit dieser Pensionsreform! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Stadlbauer.)

Lassen Sie mich ganz kurz die Maßnahmen im Einzelnen nennen:

Erstens: Für all jene Frauen, die mit 31. Dezember 2003 56,5 Jahre alt oder älter sind und weiter arbeiten möchten, wird sich überhaupt nichts verändern. (Abg. Parnigoni: Das sind aber die wenigsten! – Abg. Marizzi: Das ist ja eine virtuelle Realität!) Sie können weiter im Berufsleben bleiben, können Ansprüche zusätzlich erwerben und werden mit der bisherigen Regelung in Pension gehen.

Zweitens: Für alle Frauen, die Kinder haben, die Kinder geboren haben – hier ging es mir vor allem darum, Frauen, die über 50 sind, besonders zu schützen, wenn sie in den nächsten Jahren in Pension gehen, weil sie ja an ihrem Erwerbsverlauf nicht mehr sehr viel verändern können –, wird der Durchrechnungszeitraum pro Kind um drei Jahre verringert. Das heißt, dass sich für Frauen, die zwei Kinder haben, in den nächsten sechs Jahren an den Durchrechnungszeiträumen überhaupt nichts verändern wird. Das heißt, dass sich für diese Frauen erst im Jahr 2010 – für Frauen, die drei Kinder haben, erst im Jahr 2014 – auf Grund der Durchrechnungszeiträume etwas verändern wird, denn auch überlappende Kindererziehungszeiten werden voll angerechnet: pro Kind drei Jahre. Auch die Familienhospizkarenz, die bisher noch keine große Rolle gespielt hat, aber in Zukunft eine Rolle spielen wird, wird vom Durchrechnungszeitraum abgerechnet. (Beifall bei der ÖVP.)

Drittens: eine höhere Bewertung von Kindererziehungszeiten. Meine Damen und Her­ren! Frau Kollegin Kuntzl – sie ist jetzt nicht im Saal – hat vorhin gesagt, das sei an der Armutsgrenze. Ich darf Sie daran erinnern: Bisher, während dreißig Jahren unter sozia­listischen Bundeskanzlern, war die Bemessungsgrundlage der Ausgleichszulagenricht­satz. (Zwischenrufe bei der SPÖ sowie der Abg. Mandak.) Diese Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erhöht diese Bemessungsgrundlage auf 150 Prozent des Ausgleichszulagenrichtsatzes! Das ist nämlich ganz, ganz wichtig, und das hören Sie nicht gerne, weil es natürlich besser ist als bisher. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Walch. – Zwischenruf des Abg. Parnigoni.)

Das bedeutet ganz konkret mit der Valorisierung dieses Ausgleichszulagenrichtsatzes, dass sich die jetzige Bemessungsgrundlage bis zum Jahr 2028 von derzeit 643 € auf insgesamt rund 1 600 € erhöhen wird, also mehr als das Zweifache. Das ist gelebte Sozialpolitik, und das ist gelebte Frauenpolitik! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Die pensionsbegründende Anrechnung von Kindererzie­hungszeiten wird von 18 Monaten auf 24 Monate erhöht. Auch da muss ich sagen: In 30 Jahren Frauenpolitik unter sozialistischen Bundeskanzlern gab es keine pensions­begründende Anrechnung der Kindererziehungszeiten. Nach drei Jahren Frauenpolitik unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gibt es die pensionsbegründende Anrech­nung von Kindererziehungszeiten, und es gibt ein Kinderbetreuungsgeld nicht nur für berufstätige, sondern für alle Frauen in Österreich! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Walch.)

Ganz kurz noch zu weiteren Maßnahmen: Die „Hackler-Regelung neu“ begünstigt ebenfalls Frauen, weil sie nämlich die Abschläge nicht vom Pensionsantrittsalter, son­dern nur vom jeweils gültigen Frühpensionsantrittsalter berechnet, was daher günstiger ist. Das ist vor allem für Frauen wichtig, die gerne in Pension gehen, wenn sie ihre 40 Beitragsjahre haben und der Ehemann, der etwas älter ist, auch in Pension geht, sodass sie ihre Pension gemeinsam antreten können.

Eine weitere Maßnahme trifft Jungunternehmerinnen und Bäuerinnen. Ich denke, auch da ist es wichtig, dass wir diesen Frauen helfen, dass es bei ihrer Pension, die sich ja gerade bei Unternehmerinnen und bei Bäuerinnen sehr oft im untersten Bereich hält, besser wird. Auch das haben wir mit dieser Pensionsreform, mit dieser Pensionssiche­rungsreform I geschafft. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Walch.)

Meine Damen und Herren! Dieser Pensionssicherungsreform I muss aber jetzt die Pensionssicherungsreform II mit der Harmonisierung der Systeme folgen. Auch dort wird es mir ein Anliegen sein, vor allem die Interessen der Frauen zu vertreten. Es wird darum gehen, bei der Einführung eines Pensionskontos sicherzustellen, dass Kinder­erziehungszeiten entsprechend anerkannt werden, wie wir das schon in der Vergan­genheit getan haben, dass Familienhospizkarenz, dass vor allem Teilzeit-Zeiten durch ein partnerschaftliches Pensionssplitting ausgeglichen werden und dass wir vor allem, wie es im Regierungsübereinkommen vorgesehen ist, eine Mindestpension, eine Min­destsicherung, die vor allem für Frauen wichtig ist, schaffen werden.

Ich darf Sie jetzt schon einladen, meine Damen und Herren, an dieser Pensionssiche­rungsreform teilzunehmen. Ich richte diese Einladung an alle Frauenorganisationen, an alle engagierten Frauen, ebenso an die Sozialpartner und vor allem auch an die Frau­en in der Gewerkschaft.

Lassen Sie mich aber – weil dieses Budgetbegleitgesetz ja nicht nur Pensionsfragen enthält, sondern auch Punkte, die die Gesundheit betreffen – ganz kurz noch zu den Punkten betreffend die Gesundheit etwas sagen:

Wir werden in diesem Budgetbegleitgesetz auch vier wichtige Maßnahmen, die die Gesundheitspolitik betreffen, beschließen. Eine davon ist ein erster Schritt zur Harmo­nisierung der Beiträge zwischen Arbeitern und Angestellten. Ich möchte hiezu sagen, dass vor allem für die Arbeiter die Beiträge gesenkt wurden, zum Teil erheblich: Diese Beiträge lagen zwischen 7,6 und 9,1 Prozent; sie werden alle auf 7,3 Prozent gesenkt. Damit ersparen sich Arbeiter rund 78 Millionen €. Wir werden die Beiträge für Ange­stellte von 6,9 auf 7,3 Prozent anheben. Beides ist jetzt gleich mit 7,3 Prozent.

Es wird auch eine moderate Anhebung für Pensionisten geben, meine Damen und Herren, in einem Ausmaß von zwei Mal 0,5 Prozent. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Pensionistenorganisationen das akzeptiert haben, weil die Beiträge für die Pensio­nisten ja derzeit bei 3,75 Prozent liegen und damit der Fortschritt in der Medizin einfach nicht finanziert werden kann.

Meine Damen und Herren! Unser Ziel ist es, ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, das wir in Österreich haben, auch in Zukunft für jeden in Österreich sicherzustellen, unabhängig von seinem Einkommen und unabhängig von seinem Alter. Es wird hier in Österreich sicher keine englischen Verhältnisse geben! Das sei hier noch einmal ge­sagt; ich habe es hier immer wieder erwähnt. Es wird in Österreich sicher nicht der Fall sein, dass jemand, der medizinische Hilfe braucht, wie zum Beispiel ein neues Hüftge­lenk, dieses nicht mehr bekommt, nur weil er über 70 Jahre alt ist, so wie das in Eng­land der Fall ist. In Österreich wird jeder, der medizinische Hilfe braucht, diese auch bekommen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Mit einer moderaten Anhebung, mit einem zusätzlichen Unfallversicherungsbeitrag von 0,1 Prozent wollen wir vor allem Freizeitunfällen und Haushaltsunfällen begegnen, de­ren Anzahl leider gestiegen ist, in Zukunft hoffentlich aber mit einer entsprechenden Unfallverhütungskampagne in Haushalt und Freizeit auch wieder sinken wird.

Wir haben – das ist auch nicht beachtet worden, meine Damen und Herren – in diesem Budgetbegleitgesetz auch eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer von Rezepten von sechs auf zwölf Monate verankert. Das ist deshalb ganz besonders wichtig, weil es vor allem für chronisch Kranke wesentliche Verbesserungen bringt. (Abg. Mag. Johann Maier: Welche?) Ich denke, dass es uns damit gelungen ist, auch Erleichterungen vor allem für Diabetiker, aber auch für Rheumatiker und ähnlich chronisch kranke Men­schen zu erreichen.

Meine Damen und Herren! (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Mit die­sem Budgetbegleitgesetz werden wir einen Teil der Probleme lösen. Den weiteren Teil, die Strukturmaßnahmen, werden wir sofort danach angehen. Ich lade jetzt schon die Sozialpartner sehr herzlich ein, sich an die, die selbst ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte die Redezeit zu beachten, Frau Minister!

 


Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat| (fortsetzend): Ich lade alle herzlich ein, sich daran zu beteiligen! (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

12.00

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Wir kommen jetzt zu den Wortmeldungen der vier Frak­tionen mit je 7 Minuten.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Prammer. – Bitte.

 


12.01

Abgeordnete Mag. Barbara Prammer| (SPÖ): Herr Präsident! Damen und Herren der Regierung! Hohes Haus! Frau Ministerin, was heißt für Sie Gerechtigkeit, und wo wol­len Sie die Frauen schützen? – Ich bringe Ihnen ein Beispiel – da sind alle Ihre Abän­derungsanträge bereits berücksichtigt –, und dann geben Sie noch einmal die Antwort, ob das, was Sie hier machen, gerecht ist.

Eine Frau, 56 Jahre alt – also genau in dem Alter von Frauen, von denen Sie gerade gesprochen haben; nennen wir sie Maria, aber Sie, Frau Ministerin, sind damit sicher­lich nicht gemeint –, also eine Frau, eine Arbeiterin, ein Kind, erwirbt bis zum Regel­pensionsalter, also bis zum 60. Lebensjahr, 37,5 Versicherungsjahre. Diese Frau wird demnach im Jahre 2007 in Pension gehen, und nach geltendem Recht würde sie eine Pension von 518 € erhalten. Sie bekommt keine Ausgleichszulage, weil ihr Mann ein zwar sehr geringes Einkommen hat, aber doch zusammen ein gemeinsames Einkom­men von über 1 000 € vorliegt.

Nach Ihrem Abänderungsantrag soll diese Frau eine Pension von 469 € bekommen; das entspricht einem jährlichen Verlust von 676 € beziehungsweise einem Verlust von 49 € monatlich. (Abg. Großruck: Das ist eine fiktive Rechnung!) Und das nennen Sie „gerecht“, Frau Ministerin Rauch-Kallat?! Das nennen Sie gerecht, wenn zu diesem Minus von 49 € monatlich auch noch 2 Prozent minus herauskommen, weil die Pensi­onsanpassung in den nächsten Jahren auch entfällt? (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Rauch-Kallat.)

Jetzt können Sie sagen: Hervorragenderweise haben wir doch einen Härtefonds einge­führt! (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesministerin Rauch-Kallat.) – Nun, dann schauen wir doch nach in Ihrem Abänderungsantrag zum Härtefonds. Und was lesen wir da? – Härtefonds: „nach Maßgabe der Fondsmittel“.

Was ist, wenn diese Frau genau eine Unterstützung bräuchte, wenn es aber keine Maßgabe bei den Fondsmitteln gibt? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Richtlinien hiezu kennen wir nicht, denn Richtlinien erlässt der Herr Minister himself! Nähere Bestim­mungen über die Voraussetzungen sollen genau in diesen Richtlinien enthalten sein. (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Vor allen Dingen aber – und das ist das Schändlichste! –: Es besteht kein Rechtsan­spruch! Dieser Frau nehmen Sie 49 € monatlich – und bieten ihr im Gegenzug einen Härteausgleichsfonds, auf den sie keinen Rechtsanspruch hat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Gehen Sie doch einmal von Positivem aus – und nicht nur immer vom Negativen!)

Das ist nicht unsere Politik, Frau Ministerin – und da können Sie sich noch so oft hier herstellen und das Gegenteil behaupten!

In Ihren Presseaussendungen heißt es, Frau Ministerin: Frauen müssen wie Männer für ihr eigenes Lebenseinkommen vorsorgen. – Ja, richtig! Indem man Frauen von An­fang an, und zwar schon in der Schule, sagt die Frau Ministerin, und in der Berufsaus­bildung, bewusst macht, dass sie genauso wie die Männer für ihr Lebenseinkommen vorsorgen müssen. (Abg. Großruck: Das ist ein Rechenbeispiel wie das, dass in Russ­land die Rechenmaschinen ...! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Frau Ministerin, wo bleiben die Kinderbetreuungseinrichtungen? Wo bleiben die Rah­menbedingungen? Wo bleiben die Bundesmittel, die früher für diese Kindereinrichtun­gen zur Verfügung gestanden sind? Das, Frau Ministerin, ist keine Frauenpolitik! (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie, Frau Ministerin, preisen ja immer wieder Ihre gut verpackten Maßnahmen, so etwa die Verkürzung des Bemessungszeitraumes bei der Durchrechnung. – Frau Ministerin: 10 Prozent minus sind auch diesen Frauen gewiss, da nützen ihnen die drei Jahre Ausnahme nichts! 10 Prozent minus ist 10 Prozent minus – gerade auch bei den nied­rigeren Frauenpensionen! (Abg. Wittauer: Das ist eine Deckelung – und kein Ab­schlag!) Das können Sie den Frauen nicht einreden! (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Zu den Kindererziehungszeiten: Sie wollen, sagen Sie, in 25 Jahren auf das Einein­halbfache der Ausgleichzulage erhöhen. – Frau Ministerin, ich mache Ihnen einen Vor­schlag: Nehmen Sie doch den Vorschlag von Frau Staatssekretärin Haubner auf: 1 000 € Mindestpension – das wäre dann die Ausgleichszulage –, und dann wären wir auf einen Schlag dort, wo wir hinwollten. Und dazu könnten Sie vielleicht von uns auch die Zustimmung erhalten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Wittauer: Härteausgleichsfonds ...!) – Sie denken offensichtlich in langfristigen Perspektiven – und setzen ganz offensichtlich auf die Vergesslichkeit der Frauen! Die Frauen sind aber ganz bestimmt nicht vergesslich! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Großruck: Wieso hat es nicht unter Ihrer Regierungszeit 1 000 € Mindestpension gegeben?)

Sie von den Koalitionsparteien reden von „Harmonisierung“ – und bringen jetzt auch einen Entschließungsantrag ein. Dieser Entschließungsantrag hat es in sich, denn nun wissen wir, was Sie unter „Harmonisierung“ verstehen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Großruck), und wir sollten das auch den Menschen zu Hause sagen, was Sie von ÖVP und FPÖ unter Harmonisierung verstehen: das Umlagesystem weiter schwä­chen, hin zur zweiten und dritten Säule, die sich niemand leisten kann! Das ist Ihre „Harmonisierung“! (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Wo steht denn das?) – Lesen Sie doch Ihren eigenen Entschließungsantrag! Dort steht es schwarz auf weiß und fett gedruckt! (Abg. Wittauer: Das steht dort nicht! Frau Abgeordnete, Sie schrei­ben unseren Antrag nicht um! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Was Sie nicht unter Harmonisierung verstehen, kann ich Ihnen auch sagen, denn auch das steht in diesem Entschließungsantrag, nämlich die gleichen Beiträge – genau das, was wir brauchen, dass ASVG-Versicherte, sprich: Arbeitnehmerinnen, Arbeit­nehmer, genauso viel zahlen wie Bauern und Selbständige. Da wird „überlegt“, maxi­mal überlegt! – Das ist nicht das Harmonisierungssystem, das wir Ihnen schon vor längerer Zeit präsentiert haben! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie von ÖVP und FPÖ wären gut beraten – gut beraten! –, Abstand zu nehmen von diesem Entschließungsantrag. Sie werden auch noch rechtzeitig von uns einen erhal­ten, und dem können Sie dann Ihre Zustimmung geben. (Abg. Wittauer: Sie schauen jetzt nur, dass Sie irgendwie die Kurve kratzen, denn das frage ich mich schon, wie Sie dem Bürger erklären wollen ...!)

Bei diesem Ihrem Entschließungsantrag müssen sich die Menschen ja bereits wieder fürchten: Darin versuchen Sie einen Anschlag auf die Invaliditätspensionen! – Das ist auch für Sie von den Koalitionsparteien „Harmonisierung“. Das steht auch schwarz auf weiß in diesem Antrag, meine Damen und Herren.

Was die Frauen betrifft, fällt Ihnen ohnedies nur das ein, was Sie jetzt schon beschlie­ßen! Kein einziger neuer Punkt! (Abg. Mag. Wurm: Verrat an den Frauen! – Gegenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Das, was jetzt in diesen Stunden beschlossen werden soll, wollen Sie noch einmal „harmonisieren“! Das kann doch auch nur als ge­fährliche Drohung verstanden werden. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitli­chen sowie Gegenrufe bei der SPÖ.)

Abschließend: Ich habe das Stenographische Protokoll aus dem Jahre 1992 nachgele­sen, als damals diese Verfassungsbestimmung wegen des unterschiedlichen Pensi­onsalters zwischen Männern und Frauen beschlossen wurde. – Wissen Sie, was da­mals der Unterschied zu heute war? – Die Frauen aller Fraktionen, also sowohl der Regierungs- als auch der Oppositionsfraktionen, waren sich darin einig, dass es immer nur nach vorwärts gehen kann, auch wenn es kleine Schritte sind, und dass es nie ge­nug sein kann. Damals waren die Frauen der ÖVP noch mutig genug, sich hier herzu­stellen und Kritik zu üben, auch wenn es gegen die eigene Regierung gegangen ist.

Ich bedauere Ihre jetzige Vorgangsweise zutiefst – und lade Sie nach wie vor ein, die­sem Budgetbegleitgesetz, diesem Pensionskürzungsmodell nicht die Zustimmung zu geben! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

12.08

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Hakl. Redezeit ebenfalls 7 Minuten. – Bitte.

 


12.08

Abgeordnete Mag. Karin Hakl| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesmi­nister! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Frau Abge­ordnete Prammer, ich danke ganz herzlich für das Stichwort am Ende Ihrer Rede: Mut. – Mut braucht man, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun.

Verzeihen Sie mir folgenden Vergleich – weil ein paar von Ihnen von der SPÖ gerade lächeln –, aber dieser drängt sich förmlich auf. Mir kommt Ihr Verhalten so vor, wie das bei Menschen der Fall ist, die zum Zahnarzt gehen: Es gibt unglaublich viele, die sehr große Angst haben. Und Sie von den Oppositionsparteien gehören offensichtlich ir­gendwie in diese Kategorie. Und es gibt sogar Menschen, die so sehr Angst vor dem Zahnarzt haben, dass sie gar nie hingehen. – Das ist ungefähr das, wie Sie von SPÖ und Grünen mit dieser wichtigen Pensionsreform umgehen: Sie wissen, das ist wichtig, sagen aber: Wir gehen nicht hin! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

Den Mut, das Notwendige zum richtigen Zeitpunkt zu tun, haben wir: die Frauen und die Männer von ÖVP und FPÖ. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)

Mit den Pensionen ist es wie mit einer Maschine: Wenn ein kleines, kleines Rad aus einem System von lauter Zahnrädern (Ruf bei der SPÖ: Kindergarten!) irgendwo her­aushüpft, dann gehört die Maschine überholt, gehört geölt. Wir haben ein Pensionssys­tem, das aus der Idee heraus entstanden ist, dass Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die Allgemeinheit zu ungefähr gleichen Teilen, auf der Grundlage eines gesetzlichen Pen­sionsalters, das seinerzeit eingeführt wurde und von uns nicht geändert wird, für die Pensionen aufkommen. Dieses gesetzliche Pensionsalter, das wir nicht ändern, lag all diesen Annahmen und Berechnungen zugrunde.

Und siehe da: Nur 3 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gehen mit diesem gesetzlichen Pensionsalter tatsächlich in Pension! – Da funktioniert doch das System nicht! Dazu kommt, dass die Menschen länger in Ausbildung sind, kürzer arbeiten, Gott sei Dank älter werden, ihre Pension länger genießen, viel mehr von ihnen da sind und viel weniger Kinder nachkommen, die für die Pensionen zahlen.

Die Menschen in Österreich verstehen sehr wohl, dass wir diese Reform brauchen, und sie tragen diese Reform mit (Beifall bei der ÖVP), eine Reform, die ausgewogen ist und von den Grundsätzen her genau das Richtige tut (ironische Heiterkeit bei der SPÖ), angesichts einer Situation, dass wir in Österreich zu wenig Kinder haben. Dieje­nigen, die sich der Erziehung der Kinder widmen und mit Mut an diese Aufgabe heran­gehen, sollen bevorzugt werden gegenüber anderen Teilen der Bevölkerung.

Das, Frau Abgeordnete Prammer, ist der Mut, den wir für die Frauen, insbesondere aber für die Familien brauchen, damit man es sich in Österreich wieder mehr trauen kann, Kinder zu bekommen. Diesen Mut haben wir – und wir setzen diese Politik auch um! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.) 

Eine verantwortungsvolle und nachhaltige Politik darf sich aber nicht nur in einer Pen­sionsreform erschöpfen. Wir haben viele Aufgaben zu lösen, und besonders wichtig ist, dass wir mit diesem Budgetbegleitgesetz einen riesigen Schritt in Richtung Ökologisie­rung unseres Steuersystems tun. (Ruf bei den Grünen: Da schau her! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.) Wir besteuern nicht erneuerbare Energien als Anreiz für er­neuerbare Energie: für Solarenergie, für all die Energien, die unsere Umwelt, die unse­re Luft nicht verschmutzen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) – Die Tirolerinnen und die Tiroler, die vielleicht noch etwas naturverbundener leben als andere, wissen, wie wichtig das für uns und unsere Kinder ist. (Ruf: Mär­chenstunde!)

Unsere nachhaltige und verantwortungsvolle Politik macht mit diesem Geld, mit dem zu Recht nicht erneuerbare Energien belastet werden, wieder das Richtige, indem wir dieses Geld jenen Menschen geben, die es am allernötigsten haben. In einer Steuerre­form werden die Einkommen bis zu 1 000 € völlig steuerbefreit. Wer hat Einkommen bis zu 1 000 €? – Das sind doch gerade Alleinverdienerinnen mit Teilzeitarbeit, Allein­verdienerinnen, die Kinderbetreuungsaufgaben haben – und dann keine Steuern mehr zahlen müssen; das sind eben auch Frauen mit Familie. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich bin stolz darauf und finde, wir beweisen Mut und Verantwortung!

Auch wenn man das System der Durchrechnungszeiträume, Abschläge, Aufschläge et cetera nicht immer ganz versteht, kann ich nur daran appellieren: Politik ist auch Vertrauenssache, und die Menschen können darauf vertrauen, dass wir in diesem Sinne weiter arbeiten! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Ruf bei der SPÖ: Eine gefährliche Drohung!)

Unsere Politik ist eine nachhaltige, eine, der man vertrauen kann (ironische Heiterkeit bei der SPÖ), eine Politik, die jenen hilft, die es am dringendsten benötigen. In einem weiteren Schritt dieser – zugegeben: überfälligen – Steuerreform werden Personenge­sellschaften besser gestellt, indem der nicht entnommene Gewinn mit dem halben Durchschnittssteuersatz besteuert wird. Das klingt wieder alles kompliziert, heißt aber nur, dass derjenige, der Gewinn macht, diesen im Unternehmen belassen kann – und so einen Anreiz hat, das Geld nicht herauszunehmen, sondern zu investieren. Wir haben das gedeckelt mit 100 000 €, damit das eben gerade Kleinbetrieben zugute kommt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Eder: Das ist so lächerlich, was Sie da erzählen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wer sind denn diese Personengesellschaften, von denen wir jetzt reden? – Das sind die kleinen Gewerbetreibenden, die kleinen Touristiker, nicht die großen Restaurant­ketten, vielleicht auch nicht die ganz großen Hotels, denen ich das jedoch selbstver­ständlich auch gönnen würde: gerade in einem Land wie eben Tirol, das so sehr auf den Tourismus angewiesen ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es geht also um die klei­nen Pensionsbesitzer, solche mit kleinen Hotels, kleinen Betrieben, die mehr tun für die Wirtschaft Österreichs, als nur ihr Gewerbe zu betreiben, sondern die auch den Ruf Österreichs als Tourismus- und Wirtschaftsland wahren und Arbeitsplätze schaffen.

Meine Damen und Herren! Mit dieser vertrauensvollen, mit dieser nachhaltigen und verantwortungsbewussten Politik werden wir auch in Zukunft weitermachen – und bit­ten hiefür um Ihre Unterstützung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

12.15

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Weinzin­ger. – Bitte.

 


12.15

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger| (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Frau Abgeordnete Hakl, jemand, der wegen einer lockeren Plombe zum Zahnarzt geht und weiß, dass der Zahnarzt in jedem Fall zehn oder 15 Zähne ziehen wird, ist nicht mutig und nicht vertrauensvoll, sondern in meinen Augen schlicht dumm! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wir haben es hier mit einer Pensionsreform zu tun, die eindeutig frauenfeindlich ist – und da hilft auch die lautstarke Beteuerung von der Regierungsbank aus nichts, dass es eine Besserstellung für Frauen gebe, wenn man statt der besten 15 Jahre in Zukunft 40 Jahre durchrechnet. (Abgeordnete der Grünen halten ein Transparent in die Höhe; Abgeordnete der Freiheitlichen ebenso.) – Herr Minister Bartenstein, ich hätte mir er­wartet, dass Sie ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Kleinen Moment! – Gleiches Recht für alle: erste Frakti­on kurz herzeigen, zweite Fraktion kurz herzeigen. – Danke. Eine dritte Fraktion lässt sich sicherlich noch etwas einfallen. (Beifall und Zwischenrufe bei den Grünen.)

Frau Kollegin, bitte fortzusetzen, wenn das weg ist. (Die Transparente werden einge­rollt.)

 


Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger| (fortsetzend): Bei einer Frauenministerin, die in ihren Ausführungen, wenn ich das richtig gehört habe, eine Steigerung auf 200 Prozent verwechselt mit einer Steigerung auf das 200-Fache, wundert es mich nicht, wenn Sie, Frau Ministerin, tatsächlich glauben, diese Pensionsreform bringe eine Besserstellung für Frauen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenbemerkung von Bundesministerin Rauch-Kallat.)

Frau Ministerin, Sie haben gesagt, Ihr vordringlichstes Ziel sei es gewesen, die Inte­ressen der Frauen zu vertreten. – Ich frage mich nur: wann und wo?, denn bei der Er­arbeitung der Pensionsreform kann das nicht gewesen sein, einer Pensionsreform, die vom zuständigen Minister, dem Sozialminister, also einem Mann, vorgelegt wurde, vermutlich nach Beratungen im Hause mit vorwiegend männlichen Spitzenbeamten, die stark beeinflusst wurden von einigen bekannten Experten, alles Männer also. Das Ganze wurde an Runden Tischen beraten, an denen ausschließlich Männer teilnah­men.

Unter dem Druck von Streiks und Protesten wurde nachverhandelt, und zwar im We­sentlichen zwischen Kärnten und Wien. Wieder: lauter Männer! Dass es übrigens in der FPÖ Rebellen und Rebellinnen geben soll, halte ich für eine Zeitungsente. (Abg. Wittauer: Ihre männerfeindlichen Äußerungen sind unerhört! – Weiterer Zwischenruf bei den Freiheitlichen.) Jetzt haben wir im Parlament dieses Reformwerk vorliegen. (Neuerliche Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) – Meine Herren: Ganz ruhig bleiben!

Eine Handschrift von jemandem, der tatsächlich Fraueninteressen vertreten hätte, ist in dieser Pensionsreform eindeutig nicht erkennbar! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nun haben wir eine Pensionsreform vorliegen, mit der Frauen besonders stark belastet werden – und bei der die großen Verliererinnen Frauen unter 35 sind! So schaut es aus, meine Herren! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sagen Sie mir doch, was Sie für Frauen, die heute mit einem Einkommensunterschied bei gleichwertigen Jobs von 30 Prozent konfrontiert sind, tun? Die Frauen bekommen das in Zukunft durch die Pension verschärft noch einmal draufgeknallt! Wie Frauen, die in bestimmten Branchen deutlich weniger als Männer verdienen, davon „profitieren“ sollen, dass davon dann 40 Jahre für die Pension berechnet werden, müssen Sie mir erst einmal erklären! Und: Was passiert mit Frauen, die eine Teilzeitarbeit haben, die als geringfügig Beschäftigte oder in atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbei­ten? – Auch sie bekommen in Zukunft weniger Pension!

Was passiert mit Akademikerinnen, die zwar eine gleich gute Ausbildung haben, die es aber unter den ProfessorInnen viel weniger gibt? – Auch sie bekommen weniger Pen­sion!

Wie viel sind Ihnen von den Koalitionsparteien denn Familienarbeit und Kinderbetreu­ung wert? Das kann ich Ihnen auf den Euro genau sagen. – 643 € als Bemessungs­grundlage, die Armutsgrenze also! Sehr im Unterschied zum Präsenzdienst, der nach dem Einkommen berechnet wird! Erzählen Sie uns also hier bitte nicht, dass Frauen durch diese Reform nicht deutlich schlechter gestellt würden! Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt massive Einbussen und Schlechterstellungen für die Frauen! (Bundes­kanzler Dr. Schüssel: Karenzgeld ...!)

Herr Abgeordneter Stummvoll ist zwar gerade nicht hier, aber: Nicht einmal die elo­quenteste Rhetorik wird einer Frau zu einer Pension von 12 000 € verhelfen! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es geht aber heute nicht nur um die Pensionsreform, sondern auch um die anderen Teile der Budgetbegleitgesetze. Also: Wo sind Maßnahmen, die den Frauen doch et­was bringen, denn vielleicht hat sich die Frau Frauenministerin nicht bei der Pensions­reform, sondern woanders eingebracht?

Die Abfangjäger sind es jedenfalls nicht – das kann ich schon einmal ausschließen, dass diese den Frauen etwas bringen (die Abgeordneten Wattaul und Mag. Molterer: Sicherheit!), im Gegenteil: Sie kosten alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler mehrere Milliarden Euro.

Was macht die Regierung, um die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen zu schließen, um diese Diskriminierung, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, damit sie nicht auch noch in der Pension fortgeschrieben wird? Was macht sie? Sie sagt: Darum sollen sich die Sozialpartner kümmern! – Das ist schon das Maximum!

Gibt es eine staatlich garantierte Mindestpension? – Nein, gibt es nicht! Wird ein Maß­nahmenpaket geschnürt, damit Frauen mit guter Ausbildung gleich gute Jobs wie Män­ner bekommen? – Nein, gibt es nicht! Gibt es ein Paket von Maßnahmen, um die Er­werbsquote von Frauen zu steigern, was im Übrigen auch für die Sicherung des Pensi­onssystems nicht uninteressant wäre? – Nein, gibt es nicht! (Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.) Gibt es eine soziale, eine arbeitsrechtliche Absicherung von Nichtangestelltenverhältnissen, den so genannten atypischen Beschäftigungen, damit sich diese nicht total negativ auf die Pensionen auswirken? – Nein, gibt es nicht! Gibt es ein Paket zum Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, wie dazumal unter vergangenen Regierungen, als es, in Schilling gerechnet, die Kindergartenmilliarde gab? – Nein, gibt es nicht! Wir haben ein Milliarden-Euro-Paket für Abfangjäger, nicht für Kinderbetreuung! Gibt es Modelle dafür, die Väterkarenz stärker zu fördern und sicherzustellen, dass sich die Familienarbeit nicht nur negativ auf die Pensionen von vor allem Frauen auswirkt? – Nein, all das gibt es nicht!

Welchen Rat werden Sie, meine lieben Abgeordneten – in erster Linie meine lieben weiblichen Abgeordneten, aber nicht nur Sie –, daher Ihren Töchtern geben? – Sie werden ihnen sagen müssen: Liebe Töchter, arbeitet für eure Pension und verzichtet auf alles! Verzichtet auf Kinder, Familie, Weiterbildung, damit ihr möglichst wenig an Pensionsverlust in Kauf nehmen müsst!

Oder aber – und das hat die Frau Frauenministerin bereits einmal öffentlich getan – geben Sie Ihren Töchtern den Rat: Heiratet reich und hofft halt, dass der Mann auch wirklich anwesend bleibt, bis ihr die Pension bekommt!

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte die Redezeit beachten!

 


Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger| (fortsetzend): Ich komme zum Schlusssatz. Was die OeNB den Frauen rät, ist, jedenfalls nicht auf eine private Pensionsvorsorge zu vertrauen. Ich kann nur alle Frauen und alle an Fraueninteressen und -belangen interessierten, vernünftigen Männer einladen, dieser Reform und den anderen Budget­begleitgesetzen nicht zuzustimmen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

12.23

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächster steht Herr Abgeordneter Josef Bucher auf der Rednerliste. Sie haben 7 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Kollege. (Abg. Mag. Wurm: Das ist auch einer von diesen Rebellen! – Abg. Dr. Cap – in Richtung des bereits beim Rednerpult stehenden Abg. Bucher –: Wie kann man im Liegen reden? Gibt es ein Bodenmikrophon? – Abg. Bucher: Das werde ich Ihnen gleich erklären!)

 


12.23

Abgeordneter Josef Bucher| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­deskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Oppositionsparteien! Wir erwarten natürlich nicht, dass Sie eine positi­ve Stellungnahme zu den Gesetzentwürfen (Abg. Dr. Partik-Pablé: Erwarten würde ich es mir schon!), die wir heute und in den nächsten Tagen diskutieren werden, abgeben. Sehr wohl aber erwarten wir uns – und vor allem erwarte ich mir das als junger Abge­ordneter –, dass Sie konstruktive Beiträge einbringen (Abg. Mag. Wurm: Das haben wir gesehen beim Entschließungsantrag!), dass Sie Konzepte auf den Tisch legen, über die wir verhandeln können.

All das ist in den letzten Tagen und Wochen nicht geschehen. Sie haben keine wirklich konstruktiven Vorschläge gemacht, weder zur Pensionssicherungsreform noch zur Steuerreform. Sie machen nur alles madig und schlecht. Das ist aber nicht der Stil, das ist auch nicht die Vorgehensweise, die sich die österreichische Bevölkerung von ihren Mandataren hier im Hohen Haus erwartet. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Die Damen und Herren der Sozialdemokratischen Partei haben kapituliert, wir nehmen das zur Kenntnis. (Abg. Hagenhofer: Ihr habt kapituliert!) Sie haben aufgehört, dar­über nachzudenken. (Abg. Mag. Trunk: Worüber?) Wir haben bis zur letzten Minute, noch bis in die Nachtstunden hinein verhandelt! Sie hingegen haben aus dieser Über­legung heraus auch den ÖGB als Vehikel, als Kriseninterventionszentrum für Ihre poli­tischen Anliegen missbraucht.

All das hat aber nichts genützt, all diese Maßnahmen sind fehlgeschlagen und haben im Grunde keine Verbesserungen erwirkt. Wir haben konstruktive Beiträge geleistet (Abg. Mag. Trunk: Welche?), und das war und ist im Interesse der österreichischen Bevölkerung, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Ich komme daher auf einige steuerrechtliche Maßnahmen zu sprechen, die mir im Zu­sammenhang mit den Budgetbegleitgesetzen sehr wichtig sind, und darf im Vorfeld ein paar Eckdaten anführen, die die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs in einem sehr positiven Licht erscheinen lassen, nämlich die günstige Entwicklung unserer Wirtschaft im Vergleich zu allen übrigen europäischen Ländern, die Marktanteilsgewinne im Be­reich der Außenhandelswirtschaft, die uns Mut machen und hoffen lassen, dass unsere Produkte auch zukünftig an den Weltmärkten Absatz finden.

Einige Sorgen bereitet uns natürlich der private Konsum und in diesem Zusammen­hang natürlich auch die Sparquote, die wieder angestiegen ist, was uns Probleme beim Wirtschaftswachstum bereitet und die Konsumausgaben wiederum sinken lässt. Den­noch ist es uns, ist es der österreichischen Wirtschaft gelungen, die Arbeitsmarktsitua­tion so zu gestalten, dass wir mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent im Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern gut und deutlich unter dem Durchschnitt lie­gen. Deutschland oder Frankreich beispielsweise weisen eine doppelt so hohe Arbeits­losenquote auf wie Österreich.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die FPÖ hat sich dem Grundsatz verschrie­ben, auch in dieser ersten Etappe der Steuerreform zuerst zu sanieren und dann die Einkommen, vor allem die kleinen und mittleren Einkommen, zu entlasten. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Mit dieser Steuerreform, mit dieser ersten Etappe der Steuerreform wird es auch gelin­gen, die nicht entnommenen Gewinne mit dem halben Steuersatz zu versehen. Damit wird eine uralte wirtschaftliche Forderung erfüllt. Und diese Maßnahme wird auch ent­scheidend dazu beitragen, dass es verstärkt zu Eigenkapitalbildung kommt, zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt für die österreichische Wirtschaft. Sie wird innerhalb von fünf Jahren eine Eigenkapitalbildung von bis zu 10 Prozent ermöglichen.

Ich darf, da sehr viele Mandatare diesbezüglich offensichtlich eine irrtümliche Auffas­sung haben, bei dieser Gelegenheit sagen, dass nicht entnommene Gewinne jener Betrag sind, bei dem die Privatentnahmen und der Eigenverbrauch schon abgezogen sind, also jener Betrag, der im Unternehmen bleibt, der das Unternehmen mit neuem Kapital auffüllt und so zu mehr Investitionen und zur Beschäftigungssicherung beiträgt.

Gerade im Bereich der Tourismuswirtschaft, eines Wirtschaftszweiges, der enorm kapi­tal- und investitionsintensiv ist, ist es notwendig, dass Investitionen getätigt werden. Wir brauchen daher Eigenkapital für die Wirtschaft. Die Tourismuswirtschaft verfügt über negatives Eigenkapital. Eine Studie des Instituts für Gewerbe- und Handelsfor­schung besagt, dass, je kleiner die Unternehmen sind, umso geringer auch die Eigen­kapitalquote ist. So ist es beispielsweise eine Tatsache, dass Betriebe mit bis zu 11 Beschäftigten, die in Summe zirka 83 Prozent der österreichischen Wirtschaftsbe­triebe ausmachen, nur über eine Eigenkapitalquote von 14 Prozent verfügen.

Es wird also eine der wichtigsten und zielführendsten Maßnahmen dieser Steuerreform sein, dass verstärkt Eigenkapital gebildet wird. Und das steht noch vor dem Anspruch einer Investitionsfreibetragslösung, die von Ihnen von der SPÖ gefordert wurde.

Eine Investitionsfreibetragslösung, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, ginge völlig ins Leere, wenn wir die Eigenkapitalquote der Betriebe nicht stärken. Sie wissen, dass für Investitionen Eigenkapital erforderlich ist. Wenn Sie heute in eine Bank gehen und einen Kredit aufnehmen, dann wird von Ihnen eine Eigenkapitalerfor­dernis von 25 Prozent verlangt. Das ist also entscheidend für zukünftige Investitionen! (Abg. Wattaul: So ist es!) Die Eigenkapitalbildung wird dazu beitragen, dass die Wirt­schaft belebend wirkt sowie dass der Wirtschaftsstandort Österreich und somit auch der Kapitalmarkt Österreich positiv beeinflusst wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Steuerreform, diese erste Etappe der Steuerreform, wird für Wachstum, Beschäftigung und mehr Einkommen sorgen, unter dem Strich für alle unselbständig und selbständig Erwerbstätigen in unserem Land. Daher wird unsere Fraktion voll und ganz hinter dieser Maßnahme der Bundesregie­rung (Abg. Mag. Wurm: Liegen!) stehen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.30

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Es gilt nun, die letzten 30 Minuten Redezeit vor 13 Uhr aufzuteilen. An sich wäre die logische Konsequenz: vier Mal 7 Minuten. Das setzt je­doch voraus, dass die Redezeit exakt eingehalten wird, damit der letzte Redner nicht zu wenig Redezeit hat.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Nürnberger mit exakt 7 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Nürnberger – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ich bitte um ein entspre­chendes Zeichen, Herr Präsident!)

 


12.30

Abgeordneter Rudolf Nürnberger| (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der für Ar­beitsmarktpolitik zuständige Bundesminister Bartenstein ist leider nicht im Saal, aber es gibt ja eine Gesamtverantwortung der Bundesregierung, und man wird es ihm sicher mitteilen. Er fährt in der Arbeitsmarktpolitik die gleiche Chaospolitik beziehungsweise den gleichen Zickzackkurs, wie wir das auch bei der Beschlussfassung der Pensions­reform gesehen haben.

Ich darf das anhand einiger Zitate untermauern. In einem „Standard“-Interview von Helmut Spudich mit Bundesminister Bartenstein vom 8. März dieses Jahres heißt es – ich zitiere –:

„Durch das Ende der Frühpension werden weitere 80 000 Menschen nach einem Ar­beitsplatz suchen.“

Wenige Wochen später, am 2. Mai 2003, sagte derselbe Wirtschaftsminister, der noch ein paar Wochen vorher gemeint hat, 80 000 Menschen würden keinen Arbeitsplatz haben, zum Thema „Frühpension und Arbeitsmarkt“ etwas ganz anderes. Ich zitiere:

„Wirtschaftsminister Martin Bartenstein glaubt nicht, dass die Abschaffung der Früh­pension zu mehr Arbeitslosigkeit führen werde. Im Gegenteil: ,Es gibt eine Verknap­pung ...‘“ 

Es geben ihm aber die Experten im gleichen Artikel gleich eine Antwort: Alois Guger, Pensionsexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes sagt darin sogar, dass nicht nur die Arbeitslosigkeit bei den Älteren, sondern auch bei den Jüngeren steigen werde, weil es nämlich weniger Arbeitsplätze geben wird.

Er sagt aber – da hier immer von Gerechtigkeit gesprochen wird – noch etwas sehr Interessantes, nämlich:

„Als weiteres Problem auch der abgefederten Pensionspläne sieht Guger, dass ,die Relation bei Kürzungen zwischen Beamten und ASVG-Versicherten nicht stimmt‘. Bei Beamten sei zwar der Reformbedarf in ihrem Pensionsrecht groß – die Kürzungen aber weniger stark als bei ASVG-Versicherten: ,Ein Beamter, der heute 35 Dienstjahre hat, hat durch die Pensionsreform überhaupt keine Einbußen. Ein ASVG-Versicherter mit 35 Arbeitsjahren aber sehr wohl!‘“ – Zitatende. (Abg. Dr. Khol: Stimmt aber nicht!)

Jetzt wissen wir auch, warum Herr Abgeordneter Neugebauer zustimmen wird: Er hat nämlich seine Schäfchen ins Trockene gebracht, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

In einem „Kurier“-Artikel vom 4. Juni wurden die Arbeitslosenzahlen vom Mai behan­delt – dieser braucht sich der Herr Minister überhaupt nicht zu rühmen, sie sind näm­lich gegenüber Mai 2002 um 3,4 Prozent gestiegen. Bei den Arbeitslosenzahlen ver­steckt er zudem schamhaft, dass zurzeit fast 45 000 Menschen in Schulungen sind – der höchste diesbezügliche Wert seit je, und das sind auch Arbeitslose, meine sehr geehrten Damen und Herren! Was uns aber besonders tangieren muss, ist der Anstieg bei den Älteren, den über 60-Jährigen, um 13,4 Prozent. Das ist, sagen die Fachleute, eine Folge der Anhebung des Pensionsantrittsalters von 60 auf 61,5 Jahre.

Und wieder kommt ein Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts zu Wort, nur diesmal nicht Guger, sondern Helmut Mahringer – ich zitiere –:

„Der Wifo-Experte verweist darauf, dass eine rasche Abschaffung der Frühpension auch mehr jüngere Arbeitslose bedeutet, ...“

Weiters wird in diesem Artikel angeführt, dass wir zwar noch eine gute Position inner­halb der EU haben, ein Faktum müsste uns jedoch zum Nachdenken bringen – ich zitiere –: „Allerdings steigt die Arbeitslosigkeit“ bei uns „viel rascher als in anderen Län­dern.“

Wäre der Herr Bundesminister anwesend, hätte ich ihm gerne die Frage gestellt: Was stimmt jetzt? 80 000 Arbeitslose mehr oder doch Arbeitsknappheit? Wo ist seine Poli­tik? (Zwischenruf des Abg. Wattaul.) Aber von einem Arbeitsminister, der gleichzeitig Wirtschaftsminister und einer der reichsten Unternehmer dieses Landes ist – er wird mir zwar wieder erklären, die Firma gehöre nicht ihm, sondern seiner Frau –, kann man sich wohl keine andere Politik für den Arbeitsmarkt erwarten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nun zum Chaos bei der Pensionsreform. Ich erlaube mir, mit einem Satz auf die gest­rigen Ausführungen des Bauernvertreters Herrn Grillitsch einzugehen, schade, dass er jetzt nicht anwesend ist. Er hat nämlich gestern die Demo und die Streiks der Arbeit­nehmer in diesem Lande verurteilt. Ich rufe ihm in Erinnerung: Wir als Gewerkschafter haben nie daran Kritik geübt, wenn Bauern mit ihren Traktoren auf der Ringstraße auf­gefahren sind! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) Und die Bau­ern sind öfter – öfter! – als die Arbeitnehmer in diesem Lande auf die Ringstraße ge­gangen.

Ich wiederhole, was ich vor einigen Tagen gesagt habe: Es wird niemand (Zwischenruf der Abg. Höllerer), auch Sie nicht, Frau Abgeordnete, und Herr Grillitsch schon gar nicht, uns Arbeitnehmer in diesem Lande daran hindern, auf die Straße zu gehen und uns Gehör zu verschaffen! Wenn wir glauben, dass das notwendig ist, dann werden wir es auch in Zukunft tun, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungs­parteien! (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt noch einige Bemerkungen zu den „acht Rebellen“ und zu Herrn Abgeordneten Walch. Ich kann – und so geht es wahrscheinlich vielen in diesem Hause – bei seinen Ausführungen nicht einmal mehr lachen (Abg. Wattaul: Weil er die Wahrheit sagt!), weil es nicht einmal mehr kabarettreif ist. Er hat in unsere Richtung gemeint, na der Präsident ginge ja noch, aber die anderen Gewerkschafter, die SPÖ-angehaucht sind – dazu sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit:

Ich bin Gewerkschaftsfunktionär! Ich bin stolz darauf! Und noch etwas ganz Wichtiges: Ich bin nicht SPÖ-angehaucht, ich bin Sozialdemokrat durch und durch, und darauf bin ich ebenfalls stolz, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Abgeordneter Walch hat auch recht abfällig zu „dem aus der VOEST“ hinüber geredet, weil der Name gar so schwierig ist. Aber er will ihn sich nur nicht merken, es ist nämlich mein Kollege, der Metaller-Betriebsrat und Abgeordnete Keck. Und ich kann Ihnen auch sagen, warum Herr Abgeordneter Walch mit dem Abgeordneten Keck ein Problem hat. Es hat nämlich in jener Abteilung, in der Kollege Keck seit einigen Jahren als Betriebsrat tätig ist, früher einmal eine starke FPÖ-Gruppe gegeben, ich glaube, sie lag ein bisschen über 40 Prozent. Aber seit „der aus der VOEST“ dort tätig ist, hat die FPÖ nur mehr 1,1 Prozent. Und dieses 1 Prozent werden sie bei der nächsten Wahl auch noch verlieren. Das ist „der aus der VOEST“: der Kollege Keck! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Meine „acht Rebellen“, die ihr so groß getan habt mit Abänderungsanträgen, Ent­schließungsanträgen! Dass ihr umgefallen seid, kann man wirklich nicht mehr behaup­ten, denn mehr als liegen ist nicht möglich. Aber erklärt mir bitte, wo da in diesem Ab­änderungsantrag irgendein Satz oder ein Wort über die „Hackler-Regelung“ zu finden ist! Da ist überhaupt nichts davon drinnen! (Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.) Und von dem großartigen Versprechen, wonach niemand mit einem Bezug unter 1 000 € etwas passieren wird, findet sich nur: Der Fonds wird langsam aufgestockt!

Wissen Sie, Herr Abgeordneter Dolinschek, was das bedeutet? – Dass Kolleginnen und Kollegen, die viele Jahrzehnte in der österreichischen Wirtschaft ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte um den Schlusssatz!

 


Abgeordneter Rudolf Nürnberger| (fortsetzend): ... arbeiten mussten, durch diese eure Regelung zu Almosenempfängern und zu Bittstellern werden! Das ist eure Rege­lung! (Anhaltender Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dolinschek: Aber hör auf!)

12.38

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Keuschnigg. Ich erteile ihm das Wort.

 


12.38

Abgeordneter Georg Keuschnigg| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Frau Kollegin Heinisch-Hosek hat vor gut einer Stunde gesagt, ihr werde gruselig, wenn sie an diese Pensionsreform denke. (Abg. Heinisch-Hosek: Ja!) – Das ist Ihre Sache, Frau Kollegin, das ist kein Problem. Ich darf Sie aber schon fragen: Was wird Ihnen denn, wenn Sie an Deutschland denken, wenn Sie sehen, dass dort (Abg. Gaál: Dort leben wir ja auch nicht! – Abg. Mag. Prammer: ... Erbe vom Kohl!) ein Pensions­antrittsalter von 67 Jahren diskutiert wird, wenn, Herr Kollege Nürnberger, 5 Millionen Arbeitslose in Aussicht sind? Was wird Ihnen denn dann? (Abg. Schieder: Auch gruse­lig!)

Ich würde glauben, da wird einem nicht nur „grusig“, da wird einem angst und bange – und all das unter einem sozialdemokratischen Bundeskanzler! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ruf bei der SPÖ: Der Helmut Kohl hat das verursacht!)

Wir haben jetzt mehrere Monate intensiver Debatten in der Öffentlichkeit und vielstün­dige Ausschussberatungen darüber, ob wir als Republik Österreich in der Lage sind, als notwendig, als unabdingbar und auch als unaufschiebbar erachtete Reformen durchzuführen, hinter uns. Und ich gebe ohne weiteres zu, dass ich gelegentlich daran gezweifelt habe, ob wir als Republik die Kraft haben, diese notwendigen Reformen durchzuführen, weil da zu viele Bremser, zu viele Verzögerer, zu viele Realitätsverwei­gerer am Werk sind und darauf setzen, dass man auch die Mathematik außer Kraft setzen kann.

Ich glaube, wir haben die Kraft, weil wir eine Bundesregierung haben, die sich über das Tun und Handeln definiert und nicht darüber, wie man Probleme verschiebt und aus­sitzt und die Realität verweigert.

Wohin die Politik des Nichtentscheidens führt, sehen wir auch an den Staatsschulden: ein spätes Erbe unseres Bruno Kreisky, der Sozialdemokratie. Wir tragen einen schwe­ren Rucksack mit uns. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir haben hohe Schulden und haben 100 Milliarden Schilling jährlich an Zinsen zu bezahlen – 7 Milliarden € jährlich! Das wären drei bis vier große Steuerreformen; das wären fünf bis sechs Familienpake­te; das wären zig Bildungs- und Forschungsmilliarden Jahr für Jahr, die wir zur Verfü­gung hätten, hätte man die Reformen rechtzeitig und richtig gemacht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Es ist eine Binsenweisheit, dass niemand sozialer sein kann als der, der wenig Schul­den, aber Geld hat. (Abg. Reheis: Die Abfangjäger, das ist sozial, die Abfangjäger!) Es kann niemand sozialer sein als der, der die Reformen rechtzeitig macht und dann über Spielräume verfügt. (Beifall bei der ÖVP.)

Bei dieser Pensionsreform geht es um wesentlich mehr als um die notwendige und überfällige Sicherung der Pensionen für alle Generationen. Ich möchte es so formulie­ren: Es ist zu entscheiden, wie viel Geld des Steuerzahlers in die Pensionssicherung gehen kann, ohne die übrigen Staatsaufgaben zu vernachlässigen; die Staatsaufga­ben, die da wären Bildung, Wissenschaft und Forschung, Infrastruktur, Bereitstellung von Pflegeeinrichtungen, Förderung der Familien.

Morgen starten wir mit der Budgetdebatte. Ich bin schon neugierig darauf, wie Sie uns mit beredten Worten verkünden werden, wo überall viel zu wenig Geld zur Verfügung steht, wo die Politik versagt hat und so weiter. Aber Kollegin Hakl hat es bereits gesagt: Das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun, das ist politischer Mut! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich darf auch ganz bewusst als Tiroler Abgeordneter sagen: Wir brauchen und wollen einen investitionsfreudigen, einen vitalen sozialen Staat, der in der Lage ist, die Her­ausforderungen der Zukunft aktiv anzugehen (Abg. Öllinger: Wo denn?), der rechtzei­tig Spielräume schafft (Abg. Öllinger: Forschungsquote!), um diese Politik der Zukunft zu machen. (Abg. Öllinger: Armut schaffen Sie!)

Wir brauchen für die Universität Innsbruck neue Lehrstühle. Wir brauchen und wün­schen uns dauerhafte Engagements im gesamten Bildungsbereich. (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm.) Wir brauchen zusätzliches Geld für den Personennahverkehr in den Städten, aber auch auf dem Land; da kommt eine riesige Aufgabe auf uns zu. Wir brauchen auch viel Geld für eine moderne Altenpflege, für ein modernes Gesundheits­system. Wir wünschen uns aber vor allem – das muss ich als Tiroler immer wieder sa­gen – einen Staat, der das Geld und das politische Vermögen hat, in Zukunftsinfra­strukturen zu investieren. Wir brauchen die Inntal-Eisenbahn und den Brenner-Basis­tunnel – und dafür brauchen wir jetzt Reformen, sehr geehrte Damen und Herren!

Wir werden mit dieser Reform natürlich nicht am Ende angelangt sein, mit der Harmo­nisierung befinden wir uns schon direkt im nächsten Block (Abg. Gaál: Das hat sich Tirol nicht verdient!), aber warum macht man sie überhaupt? – Wir machen sie, um Spielraum für neue Vorhaben zu bekommen, um in Zukunft sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze zu haben und die Sozialsysteme abzusichern. – Machen Sie mit, es ist für Österreich und die Menschen in Österreich! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Gaál: Fal­sche Rede zum falschen Budget!)

12.44

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grünewald. Gleiche Redezeit. – Bitte.

 


12.44

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald| (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Was vielleicht die ZuhörerInnen auf der Galerie interessieren wird: Abgeordneter Keuschnigg hat es uns jetzt vorgemacht: Er sagt, dass die Bundesregierung Geld braucht, um in Gesundheit, Forschung und Bildung zu investieren – und macht es so. (Der Redner reibt den Daumen und den Zeigefinger der rechten Hand aneinander.) Haben Sie schon einmal erlebt, dass beim Reiben von Daumen und Zeigefinger Geld entsteht? – Ich nicht! (Abg. Mandak: Von den Abfang­jägern!)

Aber das, was wirklich interessant ist, ist, mit welcher Ideologie man an die Gesund­heitspolitik herangegangen ist. Die Gesundheitspolitik wird von der Bundesregierung vorwiegend über die Kostenfrage – natürlich über die Kostenfrage – debattiert, und man versteht als Kunst des Regierens das, was die Gelder für die Krankenversorgung und deren Steigerungen einbremst. Das ist aber höchst unwissenschaftlich, falsch und auch kontraproduktiv, weil, wie das Programm zeigt, für wichtige Investitionen kein müder Euro – oder vielleicht einige müde Euro, aber die sind zu wenig, um eine vitale Bundesregierung zu präsentieren – übrig bleibt. (Zwischenruf des Abg. Mag. Mol­terer.) – Ich weiß, durch Ihre gesunde Ernährung werden Sie wahrscheinlich vital sein; das ist auch ein wichtiger Punkt der Gesundheitspolitik.

Gehen wir noch einmal zu den Kosten zurück. Was gewünscht ist – das interessiert vielleicht auch das Publikum –, sind junge, gesunde, dynamische, wohlhabende Men­schen, die sind der Regierung natürlich willkommen, weil sie kaum Kosten verursa­chen. Aber was ist, wenn Sie dieser Gruppe nicht angehören, wenn Sie zu den Alten, chronisch Kranken gehören? (Abg. Dr. Brinek: Da haben die Ärzte Freude!)

Da heißt es immer, es wird alles garantiert. Was man aber völlig vergisst, ist, dass über 90 Prozent der Ausgaben in die Krankenversorgung fließen, aber Krankenversorgung nur ein kleiner Sektor der Gesundheitspolitik ist. Krankheit ist immer das Resultat vieler Risken, die sich summieren müssen, um krank zu werden.

Was ist aber mit dem Geld für Gesundheitsstärkung, Gesundheitsvorsorge? – Da lie­gen wir prozentuell schlechter, gemessen am gesamten Gesundheitsbudget, als in der Entwicklungspolitik, obwohl wir da schon peinlich weit hinten liegen. (Abg. Mag. Hakl: Die größte Steigerung aller Zeiten!) – Ja, „größte Steigerung“! Frau Hakl, was bei Ihnen groß ist, muss bei mir noch nicht groß sein. (Allgemeine Heiterkeit. – Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Kann sein!) Kann sein, ja.

Aber wenn man nur auf kurzfristige Sparmaßnahmen aus ist – es sollte 1 Milliarde € im Gesundheitsbereich eingespart werden –, kann man natürlich nichts tun, um graue Flecken auf der Landkarte zu beseitigen, und diese existieren in der Rehabilitation, in der Psychotherapie, bei der Versorgung von chronisch Kranken und alten Menschen.

19 Prozent aller Invaliditätspensionen entstehen auf Grund von psychiatrischen oder psychotherapeutischen Diagnosen. Was ist getan worden? – Psychotherapie auf Kran­kenschein gibt es immer noch nicht!

Ich habe gesehen, wie 90-jährige Frauen auf meiner Station in Innsbruck nicht in ein Heim zu bekommen waren, wie verwirrt sie eingeliefert worden sind, durch die Technik der Medizin eigentlich immer verwirrter wurden – es hat sich nicht gebessert –, weil die Versorgungsstrukturen in den Pflegeheimen so schlecht sind, weil man an qualitativ gut ausgebildetem Personal spart. Gleichzeitig reden Sie davon, dass 30 000 Arbeits­plätze im Gesundheitsbereich möglich sind, aber die Bundesregierung und die Landes­hauptleute zahlen sie nicht! Das heißt, da fehlt es hinten und vorne. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Es ist auch die Ideologie, dass der, der krank ist, selbst schuld ist, dass die, die krank ist, schauen soll, wer ihres Glückes Schmied ist – sie nämlich und nicht die Bundesre­gierung. Das ist schon eine eigenartige Betrachtung von Krankheit, denn Sie sollten wissen – ich sage das jetzt schon zum 100. Mal –, dass vorwiegend Einkommen, Bil­dung, Wohn- und Arbeitsverhältnisse sowie die Umwelt darüber entscheiden, ob je­mand und wie häufig krank wird, wie lange er lebt. Und was ist diesbezüglich in der Gesundheitspolitik geschehen? – Nichts! Ich mache nicht Rauch-Kallat einen Vorwurf, denn sie hat das Programm nicht geschrieben, sondern dem, der das Programm schreibt, und der sitzt auch hinter mir. (Ruf bei der ÖVP: Wer ist denn das?)

Das Konzept der Selbstbehalte ist natürlich auch nur logisch. Wen trifft das? – Natür­lich die Kranken und die durch weniger Bildung, weniger Einkommen, schlechte Wohn- und Arbeitsverhältnisse Benachteiligten. Es trifft ausschließlich die Kranken und ist kein Umverteilungsinstrument, wie es das Solidaritätsprinzip garantieren sollte.

Sie sollten wissen, dass 5 Prozent der Versicherten 60 Prozent der Kosten und Leis­tungen beanspruchen – 60 Prozent! Wenn man sparen möchte, müsste man es dort tun, aber das wäre ein Wahnsinn, denn diese Menschen sind ja, wenn sie diese Kos­ten verursachen, schwer krank. Die gehen ja nicht aus Jux zum Arzt, und das ist nicht der Zahnarzt, das sind andere Ärztinnen und Ärzte, zu denen sie müssen. (Zwischen­ruf bei der ÖVP.) Die Zahnarzt-Vergleiche sind aus der „Am dam des“-Stunde, davon möchte ich bitte nichts hören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dort, wo Sie von „Harmonisierung von Leistung“ gesprochen haben, sind Sie auf hal­bem Wege stehen geblieben.

Aber kommen wir jetzt zur „Republik der Härtefonds“. Überall gibt es Härtefonds – wel­che Politik ist das? –: Härtefonds für Pensionisten, Härtefonds für Studierende, die über wenig Geld verfügen, Härtefonds für Kranke, Härtefonds für Alleinerzieher. – Wirst du von der Straßenbahn überfahren, geh zum Härtefonds! Brauchst du ein Paar Schuhe, geh zum Härtefonds! Und so weiter. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das kann es nicht sein.

Ich glaube, wenn man das alles damit begründet: Wir machen harte und scharfe Schnitte, weil sie notwendig sind, damit diese harten und scharfen Schnitte aber nicht zu große Kanten haben, richten wir einen Härtefonds ein!, muss man wirklich nach einer Stephansdom-Predigt mit allen Weihwassern gewaschen sein, um seine Hände noch in Unschuld waschen zu können. Das geht, meine ich, wirklich nicht! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn Sie an die Autonomie von Patientinnen und Patienten appellieren: Sagen Sie mir, wie groß die Gruppe der Autonomen ist, die entscheiden, welches Einkommen, welche Bildung, welche Wohn- und Arbeitsverhältnisse sie haben! Haben Sie noch nie gehört, dass Krankheit auch schicksalhaft sein kann, dass man unschuldig sein kann? Welche allein erziehende Mutter mit geringstem Einkommen geht in den Drogeriemarkt um eine tolle Diätmargarine – das kann sie nicht! Und wenn Leute zu Alkohol und Niko­tin greifen, haben sie oft nichts anderes mehr im Leben als die Flasche oder den Glimmstängel, woran sie sich halten können.

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Bitte die Redezeit zu beachten!

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald| (fortsetzend): Ich bitte wirklich, Gesundheitspolitik nicht mit den Augen von Lohnbuchhaltern zu betreiben, sondern mit den Augen der Betroffenen! – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

12.52

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Gleiche Redezeit. – Bitte.

 


12.52

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch| (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine geschätzten Damen und Herren! 7 Minuten Redezeit sind wahrscheinlich zu wenig (Abg. Öllinger: Für die „tollen“ Erfolge!), um über die vielen Details, Probleme und Schwierigkeiten, die bei diesem Budgetbegleit­gesetz zu diskutieren sind, ausführlich zu sprechen. 7 Minuten Redezeit sind wahr­scheinlich auch zu wenig, um all die guten Veränderungen, um all die tollen Details, die die Freiheitlichen hineinverhandelt haben, hier aufzuzählen und der Bevölkerung zu Hause näherzubringen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig.)

Meine geschätzten Damen und Herren! 7 Minuten Redezeit sind ganz sicher zu wenig, um den staatspolitischen Schwachsinn und die jahrzehntelange Schuldenpolitik, die die SPÖ gemacht hat, hier darzustellen! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Dr. Khol.)

Meine geschätzten Damen und Herren! Seien wir doch ehrlich: Mein Kollege von der ÖVP hat es vorhin schon gesagt: Hunderte Milliarden, ja Billionen Schilling Schulden – allein mit den Zinsen dieses Geldes könnten wir die Pensionen verdoppeln, die Wirt­schaft ankurbeln und nebenbei wahrscheinlich noch 30 Flugzeuge kaufen, nicht nur 18. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Reheis.)

Das zur Vergangenheit. Kommen wir nun zur Gegenwart, reden wir von den tatsächli­chen Problemen. (Abg. Öllinger: Bitte kommen Sie endlich zu den „Erfolgen“!) Ich ge­be Ihnen Recht: Die Diskussion über diese Pensionsreform ist sicher sehr schwierig (Abg. Öllinger: Ja, für Sie schwierig!), und es ist auch in Ordnung, dass im ersten Ent­wurf viele Probleme enthalten waren, die gelöst werden mussten; und zu diesen Ände­rungen ist es auch gekommen. Meine geschätzten Damen und Herren! All diese Änderungen, Verbesserungen, Abfederungen und Entschärfungen haben meine Freun­de von der FPÖ ausverhandelt, haben meine Freunde von der FPÖ ausgearbei­tet und in die Entwürfe eingebracht! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Mandak: Umgefallen seid ihr! Umgefallen! Groß reden und dann umfallen!)

Die geschätzten Damen und Herren an den Bildschirmen hatten ja die Möglichkeit, sich am Vormittag ein Bild über die „intensive“ Arbeit der Opposition zu machen. Ich darf ein bisschen darstellen, was hier passiert ist: Die Grünen haben sich an die alte Regel „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ gehalten; keine Vorschläge, keine Ideen, ja nicht einmal Kritik ist aufgekommen. Die Grünen haben sich in diesem Punkt von der Ta­gespolitik verabschiedet, möchte ich sagen (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Dr. Khol) – bis auf eine kleine Ausnahme. (Abg. Dr. Glawischnig: Wo waren Sie denn? Im Kaffeehaus, oder?)

Diese kleine Ausnahme ist die tägliche Diskussion, ob es nur Männlein oder auch Männlein und Frauen geben darf. (Abg. Öllinger: Sie sind wirklich „lustig“!) Frau Kolle­gin Weinzinger, es wundert mich, dass Sie nicht fordern, dass es nicht mehr das Bud­get heißt, sondern die Budget. Das wäre eine typische Forderung von Ihnen. (Abg. Mag. Wurm: Die Armut, heißt es! – Abg. Reheis: Die Überheblichkeit!)

Ich muss Ihnen ehrlich sagen, Frau Kollegin Weinzinger, Sie sind für mich wirklich der lebende Beweis dafür, dass es einen Unterschied zwischen einer emanzipierten Frau und einer Emanze gibt. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Wurm: Versteigen Sie sich nicht in die Frauenpolitik, da verstehen Sie nichts! – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Bevor Sie noch lauter werden, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, kommen wir zur SPÖ: In den Verhandlungen destruktiv, in der Debatte einfallslos, letztendlich herrschte Resignation, aber: Straßenkampf, Streik, Chaos, Generalmobil­machung – na bravo! Meine geschätzten Damen und Herren! Ich respektiere Streik, keine Frage, ich respektiere auch die Sorgen der Bevölkerung, ich respektiere die Sor­gen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber ich denke, es ist nicht okay und nicht gerechtfertigt, dass diese Streiks auf dem Rücken dieser Sorgen ausgetragen werden! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist nicht in Ordnung, wenn in geschützten Bereichen gestreikt wird, wenn dadurch den Wirtschaftsbetrieben Hunderte Millionen Euro verloren gehen, um eigentlich nur eines zu erreichen: aufzuzeigen, dass Sie selbst keine Ideen haben.

Herr Kollege Nürnberger, ein Wort muss ich zu Ihrer Rede noch loswerden, und zwar bezüglich der Bauern: Ich bin selbst Bauer, und eines kann ich Ihnen sagen: Im Ge­gensatz zur Gewerkschaft zahlen wir Bauern uns unsere Streiks immer noch selbst! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Abschließend – vielleicht können Sie mir doch noch eine halbe Minute lang zuhören, denn das ist speziell für die jungen Abgeordneten hier im Haus interessant –: Ob der Diskussion der letzten Tage bin ich eigentlich ein bisschen enttäuscht (Abg. Öllinger: Das glaube ich, von der eigenen Debatte!), denn es ist eigentlich schade, dass es schier unmöglich ist, hier auf einer konstruktiven Ebene zu diskutieren. (Abg. Sburny: Wo sind Sie konstruktiv?)

Ich persönlich habe schon sehr oft angedeutet, dass ich es schade finde, dass die SPÖ und die Grünen nicht auch mit irgendeiner Verantwortung in diesem Hohen Haus bedacht werden, denn dann müssten sie auch den Beweis für so manches antreten. Dagegen reden ist sehr einfach, aber zu wenig.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle, speziell die jungen Mandatare, unseren Wähle­rinnen und Wählern draußen in den Wahlkreisen verantwortlich sind dafür, dass wir eine konstruktive Politik für die Bürgerinnen und Bürger machen, eine konstruktive Poli­tik fernab aller Parteigrenzen, fernab aller Couleurs und des Sammelns von politischem Kleingeld. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei den Grünen.)

12.58

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich habe jetzt zwei Wortmeldungen für tatsächliche Be­richtigungen in der Rednerliste, aber wir haben vereinbart: nicht vor 13 Uhr.

Daher ist die nächste Rednerin Frau Abgeordnete Csörgits, und die tatsächlichen Be­richtigungen kommen nach der Rede von Frau Csörgits zum Aufruf. – Bitte.

 


12.59

Abgeordnete Renate Csörgits| (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Dieses Pensionsverunsicherungsprojekt der Bundes­regierung ist und bleibt ein Husch-Pfusch-Projekt. Auch der nachgereichte Abände­rungsantrag ist eine Mogelpackung, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es fehlt diesem Vorhaben jeder soziale Gedanke. Es enthält keine Zukunftsperspekti­ven, vor allem keine Zukunftsperspektiven für die Jugend, und es bringt massive Kür­zungen. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Frau Staatssekretärin Haubner, da Sie heute bedauert haben, dass die Opposition den Mut verloren habe, darf ich Ihnen sagen: Die Einzigen, die hier Mut beweisen, sind die Oppositionsparteien. Wir bekennen uns zu den Menschen hier im Lande, wir sind die­sen Menschen gegenüber verantwortlich. (Ruf: Wo denn?) Umgefallen ist die FPÖ, und zwar schon im Liegen ist sie umgefallen. – Sehr bedauerlich! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Haben Sie keine anderen Vergleiche?)

Lassen Sie mich auf ein paar besondere Grausamkeiten hinweisen. Ohnehin schon niedrige Pensionen werden nach wie vor gekürzt. Es wird ein Fonds geschaffen, damit macht man die Menschen zu Bittstellern. Trotz eines Pensionsantrittsalters von 60 Jah­ren bei den Frauen verlieren Frauen spätestens im Jahr 2008 12 Prozent ihrer Pen­sion, meine sehr geehrten Damen und Herren! Und Frauen mit einem Kind oder mit gar keinem Kind haben schon viel früher um 12 Prozent weniger auf dem Konto. (Abg. Scheibner: Stimmt nicht! ) So schaut es aus! So ist die „frauenfreundliche“ Poli­tik dieser Bundesregierung zu verstehen! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Abschaffung der vorzeitigen Alterspension ist auch ein sehr intensiver negativer Eingriff in die Lebensplanung der Menschen. Menschen können erst später in Pension gehen, haben aber auf dem Arbeitsmarkt keine reelle Chance. (Abg. Wittauer: Falsch!) Es gibt keine Wahlfreiheit wie im übrigen Europa, wo man früher in Pension gehen kann, zwar Abschläge in Kauf nehmen muss, aber trotzdem früher in Pension gehen kann. Diese Möglichkeit wird bei uns beseitigt, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Die Abschaffung der vorzeitigen Alterspension fällt überdies noch in eine Zeit, in der die Situation auf dem Arbeitsmarkt sehr prekär ist, in der wir es mit sehr vielen Arbeits­losen zu tun haben. Das fällt genau in diese Zeit. (Abg. Großruck: In Wien vielleicht! In Österreich nicht, nur in Wien!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf, weil immer wieder gesagt wird, dass diese Bundesregierung so viel für den Arbeitsmarkt macht, daran erinnern: Wir haben mit Ende Mai 2003 in Österreich 214 955 Österreicherinnen und Österreicher, die ar­beitslos gemeldet sind. Das sind um 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kommen noch – mein Vorredner Nürnberger sagte es bereits – zirka 45 000 Menschen, die in Schulung sind, die ebenfalls arbeitslos sind und dringend einen Arbeitsplatz brauchen.

Und genau da schneidet man ein. Bei Menschen, die älter sind, ist der Anteil der Ar­beitslosen gestiegen, und diese Pensionsunreform führt noch zusätzlich zu einer schwie­rige Situation. Alle geplanten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die Sie so hochjubeln, bringen nichts, Sie werden es sehen!

Die Altersteilzeit ist weiter entschärft worden. Das Altersübergangsgeld gilt für einen vorübergehenden Zeitraum. Was nachher passiert, steht nicht fest, das obliegt dann dem Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft. Aber die Österreicher und Österreiche­rinnen haben gelernt: Wenn man sich auf den Herrn Bundesminister für Arbeit verlässt, dann ist man verlassen! Ich möchte hier ganz einfach konkrete Maßnahmen sehen, damit die Menschen nicht der Willkür eines Ministers ausgesetzt sind! (Beifall bei der SPÖ.)

Den angekündigten Rechtsanspruch auf Qualifizierung für ältere und für junge arbeits­lose Menschen in diesem Land findet man in diesem Gesetzesvorschlag auch nicht. Der Auftrag an das AMS zu Weiterbildungsmaßnahmen ist nicht gekoppelt an Maß­nahmen im Zusammenhang mit dem Budget. Ich habe gelernt: Ohne Geld keine Musi! Ich schaue mir an, wie das AMS dies dann schaffen wird, wenn keine Mittel vorhanden sind! (Abg. Großruck: Das AMS ist in den Klauen der SPÖ!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann Sie nur auffordern, dieser Pensions­unreform nicht die Zustimmung zu geben. Die Österreicher und Österreicherinnen ha­ben sich das nicht verdient! Ich fordere Sie auf, im Sinne einer fairen, sozialen und ausgewogenen Pensionsreform neue Schritte zu setzen und nicht einer eigenartigen Geldbeschaffungsaktion, wie sie dieses Gesetzeswerk beinhaltet, die Zustimmung zu geben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.04

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Öllinger zu Wort gemeldet. 2 Minuten. Sie kennen die Geschäftsordnung. (Abg. Öllinger – auf dem Weg zum Rednerpult –: Selbstverständlich!) – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.04

Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundesminis­ter Bartenstein und später dann Herr Abgeordneter Walch haben in ihren Ausführun­gen behauptet, ich hätte die Pensionssicherungsbeiträge bei Politikerpensionen unkor­rekt wiedergegeben.

Ich stelle tatsächlich richtig: Ich habe in meiner Wortmeldung klargemacht, dass der Pensionssicherungsbeitrag für Politiker, von derzeit 7 auf 8 Prozent bei Pensionen be­ziehungsweise Pensionsteilen bis zu 3 300 € angehoben wird. Das bedeutet eine tat­sächliche Erhöhung des Pensionssicherungsbeitrages bei Pensionen bis 3 300 € um 1 Prozent.

Das war der Inhalt meiner Rede, und so habe ich es auch gesagt. Es wurde allerdings von beiden nicht so verstanden. (Abg. Ellmauer: Was dann ist, haben Sie verschwie­gen!) Ich habe auch darauf hingewiesen, dass bei Pensionsteilen über 3 300 € um 8 Prozent zusätzlich angehoben wird. (Abg. Ellmauer: Nein, das haben Sie nicht! Da­von ist kein Wort gefallen!) Dies ist weit entfernt von einer zweistelligen Erhöhung des Pensionssicherungsbeitrages! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Ellmauer: Falsch!)

13.06

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Dobnigg zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, Sie haben 2 Minuten Redezeit. Beginnen Sie mit der zu berichtigenden Passage und stellen Sie dieser die richtige gegenüber.

 


13.06

Abgeordneter Karl Dobnigg| (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesministerin Rauch-Kallat hat behauptet, alle Vertreter der Pensionistinnen und Pensionisten hätten den Erhöhungen von zweimal 0,5 Prozent der Krankenversicherungsbeiträge zuge­stimmt. – Das ist unrichtig!

Wahr ist vielmehr: Der Obmann des Pensionistenverbandes Karl Blecha hat sich je­denfalls immer und überall gegen diese ungerechten und unsozialen Erhöhungen ausgesprochen.

Und ein Zweites: Die Seniorenvertreter haben sich bei den Diskussionen und Runden Tischen zur Pensionsreform überhaupt ausgeschwiegen.

13.07

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Kollege, das war jetzt am Ende keine tatsächliche Berichtigung mehr, am Anfang schon.

Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Scheucher-Pichler. 6 Minuten Re­dezeit. – Bitte.

 


13.07

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler| (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehr­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Die Auswirkungen der heute zu beschließenden – es sind immerhin 91 – Budgetbegleitgesetze gehen in eine Richtung – da sind wir uns in der Diskussion einig –: Sicherung der Pensionen, Siche­rung des Sozial- und Gesundheitssystems, Sicherung der Arbeitsplatzsituation, Kon­junkturaufschwung, Kaufkraft, Wohlstandssicherung. Und da sprechen Sie von der Opposition von einem Husch-Pfusch-Verfahren? Das sind ernste Themen. Hier geht es um die Zukunft und um die Sicherheit der Menschen in unserem Land, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben – ich denke, das ist ein demokratischer Vorgang – im Rahmen der Begut­achtung dieses Gesetzes viele konstruktive Beiträge erhalten, viele Anregungen, aus allen Kreisen, auch aus der Opposition. Ich denke, das ist ein durchaus demokratischer Vorgang. Nehmen Sie doch endlich zur Kenntnis, dass mit diesen Abänderungen diese Reform eine gute Reform ist!

Ich nehme den Frauenbereich, das Frauenpaket her, meine Damen und Herren, aber ich gehe gar nicht mehr darauf ein, denn es ist müßig. (Abg. Silhavy: Es ist müßig, weil es nichts Neues gibt!) Ich habe es bereits bei meinem letzten Debattenbeitrag ver­sucht, doch Sie nehmen es einfach nicht zur Kenntnis, dass diese Regierung mehr für Frauen und Familien erreicht hat als je eine Regierung zuvor. (Beifall bei der ÖVP.)

Sie von der SPÖ haben Frauenministerinnen gestellt. Sie hätten das alles ja tun kön­nen, aber Sie haben es nicht getan!

Zum Thema Härtefonds an meine Vorrednerinnen und Vorredner: Sie philosophieren hier herum. Sind Sie jetzt für einen Härtefonds oder sind Sie gegen einen Härtefonds? Sagen Sie es bitte! (Abg. Silhavy: Wir sind für eine sozial gerechte Reform!) Wir von der ÖVP-Fraktion sind für einen Härtefonds, wir stehen dazu. (Beifall bei der ÖVP.)

Frau Kollegin, Sie werden dann die Möglichkeit haben, zu zeigen, dass Ihre Ansagen stimmen. Sie haben sich für die Harmonisierung ausgesprochen. Sie haben sich für Korrekturen im Bereich der Politikerpensionen ausgesprochen. Stimmen Sie unserem Abänderungsantrag zu, dann können Sie zeigen, dass Sie das ernst meinen! Stimmen Sie dem zu, dann werden wir sehen, wie viel Ihre Ansagen wert sind! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Kollege Verzetnitsch – er ist noch hier – hat heute zu Be­ginn der Debatte gemeint, er findet in diesem Reformprogramm keine Antworten auf die Zukunftsfragen. (Abg. Verzetnitsch: Richtig!) Das ist doch genau das Problem, Herr Kollege! Sie stellen ständig Fragen, und Sie finden keine Antworten. (Abg. Ver­zetnitsch: Sie geben keine Antworten!) Das ist genau das Problem! Sie stellen ständig Fragen, aber finden keine Antworten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Verzetnitsch: Wo sind die Antworten?)

Schließen Sie sich unserem Reformprogramm an! Das ist ein gutes Reformprogramm! Schließen Sie sich unserem Reformprogramm an! Das spricht für sich. (Abg. Silhavy: Wenn Sie einen Härtefonds schaffen müssen, dann kann es nicht gut sein!)

Ihr nächstes Problem ist, dass Sie nicht verstehen, dass wirtschaftliche Effizienz und soziale Kriterien ineinander übergehen müssen. Sie verstehen das ganz einfach nicht, und das ist der Punkt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir müssen unser soziales System erhalten. Aber das können wir nur, wenn wir auch entsprechende wirtschaftliche Maßnahmen setzen (Abg. Verzetnitsch: Sie setzen aber keine!), wenn wir wirtschaftliche Effizienz und wirtschaftliches Denken einsetzen. (Abg. Silhavy: Sie tun es nicht!) Das verstehen Sie nicht, und dazu sind Sie auch nicht bereit. (Abg. Verzetnitsch: Was Sie tun, ist ganz im Widerspruch dazu!) Das ist eben der Widerspruch, dass Sie das nicht akzeptieren.

Meine Damen und Herren! Im Bereich der Steuerreform gibt es wichtige Maßnah­men. – Sie tun jedoch so, als wäre das nichts. Kollege Öllinger hat heute Vormittag von „Hohn“ gesprochen. 500 Millionen € Entlastung in der ersten Etappe, 500 Millionen € netto Entlastung in der zweiten Etappe, 3 Milliarden € für Einkommensbezieher und für Unternehmer, meine Damen und Herren, das bezeichnen Sie als „Hohn“? Ich denke, das spricht für sich! – Das ist eine Steuerreform, die sich sehen lassen kann! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich sage das vor allem und ganz bewusst auch als Vertreterin der klein- und mittel­ständischen Wirtschaft. Ich sage das auch als Frau in der Wirtschaft. Auch für die Wirt­schaft, für die klein- und mittelständische Wirtschaft bringt diese Steuerreform ganz, ganz wichtige Entlastungen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitli­chen.)

Die begünstigte Besteuerung der nichtentnommenen Gewinne ist heute schon mehr­mals erwähnt worden. Ich sage das auch als Kärntnerin ganz bewusst: Wir brauchen das ganz, ganz dringend, speziell für die kleinen Betriebe. Es gibt viele, viele Frauen, die in diesem Bereich unternehmerisch tätig sind, im Einzelhandel, im Gewerbe, im Tourismus. Wir brauchen diese Entlastung gerade in Kärnten sehr dringend, und wir stehen dazu. Sie fördert die Bildung von Eigenkapital. Das ist es, was wir brauchen, und davon werden bereits jetzt an die hunderttausend Betriebe profitieren. In diesen Betrieben, meine Damen und Herren, gibt es sichere und vor allem frauen- und famili­enfreundliche Arbeitsplätze. Nehmen Sie das bitte auch einmal mit! (Beifall bei der ÖVP.)

Weiters kommt es zur Abschaffung der 13. Umsatzsteuervorauszahlung, die – das wurde heute bereits gesagt – auch eine Ungerechtigkeit darstellt, die viele Unterneh­merinnen und Unternehmer seit Jahren geärgert hat. Sie wurde von einem SPÖ-Ministerium eingeführt, und diese Vorauszahlung gibt es jetzt nicht mehr.

Sie haben heute behauptet, Herr Kollege Verzetnitsch, es würde nichts getan werden in Richtung Beschäftigung. (Abg. Verzetnitsch: Wo ist die Verpflichtung dazu?) Wir haben ein Jugendbeschäftigungspaket geschnürt. Wir haben ein Lehrlingspaket ge­schnürt. (Abg. Verzetnitsch: Wo ist die Verpflichtung? Nehmen Sie Ihr eigenes Regie­rungsprogramm zur Hand!) Wir sind jetzt dabei, die Lohnnebenkosten zu senken für die älteren Menschen, für ältere Arbeitnehmer. Entschuldigen Sie, das sind Lohnne­benkostensenkungen von 6 Prozent, für über 60-Jährige von 12 Prozent! Das kommt der Wirtschaft zugute, das kommt aber genauso auch den Arbeitnehmerinnen und Ar­beitnehmern zugute. Das sind konkrete Ansagen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte auch noch die Absetzbarkeit von Studiengebühren erwähnen, die Entlas­tung der mittleren Einkommen, die Sie auch nicht anerkennen und akzeptieren, die aber gerade auch den Frauen zugute kommt. Umso mehr wundert es mich, dass die Kolleginnen und Kollegen der Opposition das alles nur im negativen Sinn sehen.

Stimmen Sie unserer Politik zu! Das ist eine Politik, die die Zukunft dieses Landes si­chert, das ist eine Politik im Interesse gerade jener, die leider in den unteren Einkom­mensschichten liegen. Das betrifft gerade auch Frauen, das betrifft vor allem aber auch die Jugend. Gehen Sie mit uns den Weg in eine sichere Zukunft! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

13.13

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag. Stoisits für 8 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


13.13

Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits| (Grüne): Dobar dan! Poštovane dame i gospodo! (Abg. Großruck: Was heißt das? Noch einmal! – Abg. Dr. Fekter: Was ist das?) Frau Bundesministerin Gehrer! Frau Bundesministerin Ferrero-Waldner! Herr Staatssekre­tär! Herr Präsident! Ich habe gestern auch nach der Fernsehübertragungszeit gespro­chen (Abg. Scheibner: So ein Pech! Der Klubobmann schaut nicht drauf, dass die Frau Abgeordnete im Fernsehen ist!) und habe mich an Frau Bundesministerin Gehrer gewandt in Bezug auf – und das möchte ich heute auch tun, aber exemplarisch an ei­nen anderen Minister – die Förderungsstellen für Erwachsenenbildung, die klamm­heimlich mit dem Budgetbegleitgesetz aus der Wirklichkeit verschwinden wer­den. Ich werde es ihr nachher noch einmal sagen; ich möchte Sie nicht langweilen mit der Wiederholung.

Heute wollte ich mich eigentlich an Herrn Bundesminister Dr. Böhmdorfer wenden, denn, meine Damen und Herren, im Zuge des Budgetbegleitgesetzes ist eines dieser sechs Bundesgesetze, die neu geschaffen werden, das Bundesgesetz, mit dem vorü­bergehend Maßnahmen im Bereich des Strafaufschubs getroffen werden.

Das klingt eigentlich alles ziemlich vernünftig (Abg. Scheibner: Ist es auch!): Maßnah­men im Bereich des Strafaufschubs. Es ist auch so, dass ich nicht verhehle, dass es eine Tatsache ist, dass es auf diesem Gebiet bei der sehr rigiden Möglichkeit des Strafaufschubs auch so etwas wie politischen Handlungsbedarf gibt. Dass dieser politi­sche Handlungsbedarf allerdings jetzt, in dieser Minute oder in dieser Phase gesehen wird, in der es ausschließlich darum geht, gesetzliche Maßnahmen mit budgetären Auswirkungen zu erlassen, um nämlich dem Budget mehr Geld zuzuführen, das deutet wieder darauf hin, in welcher Art und Weise dieses durchaus legitime Anliegen – ich würde nicht sagen, missbraucht, sondern – fehlverwendet wird.

Was wird denn mit diesem Bundesgesetz passieren? – Es wird – das ist der fatale Irr­tum, dem der Herr Bundesminister bei diesem Bundesgesetz sozusagen erliegt – mit diesem Gesetz möglich sein, Strafaufschub für Verurteilungen bis zu 18 Monaten bis zum Jahr 2005 hinauszuschieben. Also jemand, der jetzt eine kurze Strafe im Gefäng­nis zu verbüßen hätte, wird durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen die Möglich­keit erhalten – es ist kein Recht, sondern eine Möglichkeit –, diese Strafe bis zum Jah­re 2005 hinausschieben zu lassen. (Abg. Scheibner: Ist das schlecht?) Nein, das ist nicht schlecht, Herr Klubobmann Scheibner, sondern der Hintergrund, das, was sich dahinter verbirgt, ist das Negative.

Welchen Hintergrund hat das Ganze? – Österreichs Gefängnisse sind überfüllt. Wir hatten in den letzten Jahren eine durchschnittliche Belagszahl in den österreichischen Justizanstalten von rund 7 000 Häftlingen. Jetzt haben wir eine Belagszahl, die im Schnitt über 8 000 Häftlinge und mehr ist (Abg. Scheibner: Dafür steigt die Sicher­heit!), das heißt, 1 000 Strafhäftlinge mehr, als dem langjährigen Schnitt entspricht. (Abg. Scheibner: Dafür steigt die Sicherheit in Österreich!)

Um Österreichs Gefängnisse kurzfristig zu leeren, weil es wirklich keinen Platz gibt und weil das eine extreme Situation ist, der jetzt vor allem die Strafvollzugsbeamtinnen und -beamten ausgesetzt sind, ganz zu schweigen von den Strafhäftlingen, macht der Bundesminister dieses Gesetz und sagt: So, jetzt verschieben wir das in einer Feuer­wehraktion auf 2005! Und im Jahr 2005 erwürgt euch – um es auf Österreichisch zu sagen –, denn dann läuft dieses Gesetz aus. (Abg. Scheibner: Bis dorthin gibt es ein neues Gefängnis!)

Diese Verschiebung wirkt sich im Jahr 2005 aus (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dann gibt es weniger Kriminalität, Frau Abgeordnete!), und das ist es, was ich auch gestern schon angeprangert habe: dieser kurze Horizont, den diese Bundesregierung mit solchen Maßnahmen immer zeigt. Da geht es nur darum, Maßnahmen zu treffen, die jetzt und hier irgendeine Auswirkung haben: Entweder kommt direkt Geld ins Budget, oder wir verschieben es auf zwei Jahre, oder wir kaufen jetzt Kampfjets, die nächste Regie­rungs- und Politikergeneration soll die Verantwortung tragen. – Genau das passiert jetzt.

Meine Damen und Herren! Dabei gäbe es genug Möglichkeiten – und deshalb wollte ich Herrn Minister Böhmdorfer ansprechen –, die gerade er mit seinen Kompetenzen und mit seinen Möglichkeiten hätte, um den Effekt, den er sich von diesem Bundesge­setz kurzfristig erwartet, ganz ohne jedes Bundesgesetz zu erzielen, indem er nämlich das tut, was er kann, nämlich sein Weisungsrecht als Bundesminister in Bezug auf die Staatsanwaltschaften auszuüben und zu sagen: Ja, liebe Staatsanwälte – um es jetzt ein bisschen blumig zu sagen –, verhängt doch weniger U-Haft! Macht weniger Ein­sprüche bei bedingten Entlassungen! – Das hätte den identischen Effekt. Genau das passiert aber nicht, sondern mit dieser Feuerwehraktion wird das Problem in das Jahr 2005 transferiert oder in die Zukunft transferiert. (Abg. Scheibner: Was wäre dein Konzept? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie wollen nicht entkriminalisieren! Oder wollen Sie die alle freilassen?)

Diese Vorgangsweise widerspricht diametral all den Erkenntnissen, die wir in zweijäh­rigen Sitzungen in der Enquete-Kommission gewonnen haben, die die alte blau-schwarze Regierung auf Druck des Herrn Bundespräsidenten eingerichtet hat und in der es in erster Linie um die Verhältnismäßigkeit von Strafen ging. Diese Enquete-Kommission hat produktiv gearbeitet, hat konkrete Ergebnisse gebracht, aber jetzt gibt es eine neue Legislaturperiode, und jetzt tut man so, als hätte es das nie gegeben.

In dieser Enquete-Kommission ist von allen namhaften Professoren dieses Landes, von den Standesvertretern aus der Hohen Richterschaft, von der Staatsanwaltschaft, also von allen, die in der Justiz Rang und Namen haben, tagelang – ich weiß nicht, wie viele Stunden, aber ich schätze, wir sind insgesamt 70 oder 80 Stunden dort geses­sen – beraten worden, um zu diesen Ergebnissen zu kommen. Und sie haben eindeu­tig festgestellt, es gibt einen Reformbedarf beim Sanktionenkatalog.

Ein Beispiel, meine Damen und Herren: die Gewerbsmäßigkeit. Die Gewerbsmäßigkeit bei Delikten führt immer dazu, dass sofort U-Haft verhängt wird, sie wirkt sofort sankti­onsverschärfend. Dass diese Gewerbsmäßigkeit reformbedürftig ist, ist evident. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Nein! Ein Taschendieb muss natürlich festgenommen werden!)

Aber, meine Damen und Herren, die kurze Periode, die man in die Zukunft schaut, hat auf der anderen Seite das Synonym des kurzen Gedächtnisses. Das ist alles verges­sen! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wollen Sie einen Taschendieb laufen lassen, der in der Straßenbahn permanent Geldbörsen stiehlt?) Jetzt wird ein Gesetz vorgelegt, das ei­nen Effekt hat, nämlich dass wir dieses Problem auf 2005 verschieben. Aber offen­sichtlich geht diese Bundesregierung davon aus, dass sie selbstverständlich 2005 kei­nerlei Verantwortung mehr haben wird und will, sonst könnte sie nicht sehenden Auges in eine abzusehende Katastrophe auf dem Gebiet der Belegung der österreichischen Justizanstalten laufen. (Abg. Scheibner: Schade, dass das nicht mehr im Fernsehen ist! Das wären 2 Prozent weniger für die Grünen!)

Das halte ich für unverantwortlich, nachdem in den letzten Jahren auch inhaltliche Maßnahmen gesetzt wurden, die jetzt die österreichischen Gefängnisse füllen. Die Drogengrenzmengen-Verordnung wurde geändert. Jugendliche und junge Erwachsene sitzen jetzt massiv häufiger hinter Gittern (Abg. Dr. Partik-Pablé: ... Reglementie­rung!) – versuchen Sie einmal, sich zu überlegen, was das für ihr Leben bedeutet! –, und die Politik, die diese Gefängnisse füllt, ist eine, die auch das materielle Strafrecht angegangen ist. (Abg. Donabauer: Gibt es einen Grund dafür ...? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir wollen nicht alle Kriminellen laufen lassen, Frau Abgeordnete!)

Beispiele dieser Art gäbe es noch einige auf diesen 700 Seiten, und konkret bei den sechs neuen Gesetzen, die geschaffen wurden.

Es ist nun einmal so – das hat Frau Kollegin Moser heute schon einmal gesagt –, dass Herr Klubobmann Molterer davon spricht: Jetzt ist es Zeit, das Notwendige und das Richtige zu tun. – Ich weiß nicht, worauf er das bezieht. Denn hier, auf diesen 700 Seiten, habe ich nichts Richtiges und schon gar nichts Notwendiges gefunden, das heute beschlossen werden soll. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das wundert uns aber nicht!)

13.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Rossmann. Redezeit auf eigenen Wunsch: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


13.21

Abgeordnete Mares Rossmann| (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich glaube, man kann heu­te durchaus von einer Sternstunde des Parlamentarismus sprechen. Der ursprüngliche Gesetzentwurf war, wie gestern auch unser Vizekanzler Herbert Haupt gesagt hat, nur ein Rohentwurf. Ich sage auch: Man sieht, Hartnäckigkeit zahlt sich aus! (Abg. Silha­vy: Ein Rohentwurf als Gesetzesvorlage – „hervorragend“!) – Es war ein Rohentwurf des Ministerrates.

Deshalb sage ich, es ist eine Sternstunde des Parlaments, für uns Parlamentarier. Wenn man das Procedere zurückverfolgt, so kann man durchaus sagen, das alles ist unserem freiheitlichen Verhandlungsteam gelungen, unter der Führung unseres Vize­kanzlers Herbert Haupt, unserer Staatssekretärin Uschi Haubner und unseres Klubob­mannes Herbert Scheibner, in tage- und nächtelangen Sitzungen, in mehr als zehn Verhandlungsrunden, an dem berühmten Runden Tisch beim Herrn Bundespräsiden­ten – wir bedanken uns wirklich dafür, dass er diesen einberufen hat –, aber ich füge hinzu, auch durch die Rückkehr des Kärntner Landeshauptmanns in den Koalitions­ausschuss, und zuletzt – auch wenn Sie uns als „Rebellen“ bezeichnen, in dem Fall bin ich gerne ein „Rebell“ – durch die Pressekonferenz letzten Freitag, in der wir noch ein­mal sechs Forderungen formuliert haben.

So ist es uns gelungen, eine freiheitliche Pensionsreform vorzulegen, die wirklich frei­heitliche ... (Abg. Silhavy: Das ist gut! Das wird man den Menschen sagen: Das ist eine freiheitliche Pensionsreform! Gerne!) Es ist uns gelungen, eine Pensionsreform vorzulegen, die selbstverständlich die freiheitliche Handschrift trägt, nämlich deshalb, weil sie sozial gerecht ist (Abg. Silhavy: Danke, Frau Kollegin Rossmann!) und die kleinsten Pensionen schützt. Das ist das Um und Auf! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Durch die Einrichtung eines ständigen und mit mehr als 44 Millionen € sehr gut dotier­ten Härteausgleichsfonds wird es uns gelingen, die kleinsten Pensionen wirklich zu schützen. Ich sage Ihnen, da werden auch die Sozialpartner gefordert sein, etwa bei der Frage: Wie regelt man die Schwerarbeiterregelung? Sind dann auch alle in diesem Härtefonds drinnen? Sind die Leute vom Fließband drinnen? Sind die Bauarbeiter drin­nen? Oder im Tourismus die Köche und Kellner, die ein gewisses Alter und 44 oder 45 Beitragsjahre erreicht haben – wird man die alle hineinarbeiten können?

Dieser Härtefonds ermöglicht jetzt Gott sei Dank die Flexibilität, wirklich alle – auch diejenigen, die im Grenzbereich sind und sonst nicht erfasst worden wären – mit hin­einzupacken.

Unser Sozialminister wird sicherlich der Garant dafür sein, dass niemand zum Bittstel­ler wird. Auch Ihre Sozialversicherungsanstalten werden gefordert sein, die Vorlage des Herrn Ministers so zu vollziehen, dass niemand zum Bittsteller wird (Abg. Verzet­nitsch: Wir sind ja nicht zuständig!) und dass eine rasche und vor allem unbürokrati­sche Abwicklung ermöglicht wird. (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) Und es wird sicher so sein, dass damit Gott sei Dank auch bei den Kleinstpensionisten die Grenzbereiche bis 1 000 € erfasst sind.

Ich glaube, das ist wirklich ein großer Erfolg! Aber ich füge Folgendes hinzu, auch wenn Sie es nicht hören wollen – entweder wollen Sie es nicht verstehen, dürfen Sie es nicht verstehen oder können Sie es nicht verstehen –: Wir haben eine Deckelung von 10 Prozent eingezogen. (Abg. Silhavy: Wie lange?)

Was hindert uns daran, diese Grenze jederzeit wieder zu verlängern? Was hindert uns daran? Vorläufig ist diese Grenze mit 25 Jahren eingezogen. (Abg. Scheibner – in Richtung der Abg. Silhavy –: 25 Jahre! Dann kommt das neue System, das wir ja erst erarbeiten müssen! – Gegenruf der Abg. Silhavy. – Abg. Scheibner: 25 Jahre, so weit in die Zukunft könnt ihr gar nicht denken!)

Ich muss auch sagen, wenn Sie von der SPÖ in dieser ganzen Diskussion nur ein bisschen fair wären, dann hätten Sie sich Ihre Pensionsreform 1997 noch einmal ge­nauer angesehen. Darin gab es keine Abfederungen für Kleinstpensionisten! Die Pen­sionsarmut, die wir jetzt haben – auch in der Steiermark; 18 Prozent der Pensionsemp­fänger sind Ausgleichszulagenempfänger –, haben Sie sich zuzuschreiben, die trägt noch Ihre Handschrift! Das ist der Unterschied. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Zustimmung zu diesem Paket – und deshalb spreche ich auch von der freiheitli­chen Handschrift – ist möglich, weil wir auch in diese „Dinosaurier“-Regelung aus roter und schwarzer Vergangenheit eingegriffen haben, nämlich in bestehende Politikerprivi­legien, in bestehende Politikerpensionen und in Sozialversicherungspensionen von Sozialversicherungsfunktionären. Das alles trägt noch Ihre Handschrift, meine Damen und Herren von der SPÖ, und es ist unsere Bedingungen gewesen, dass da eine Re­gelung eingezogen und ein Solidarbeitrag geleistet werden muss. Auch das ist uns gelungen! Deshalb stehe ich zu diesem Paket.

Wir haben unsere Forderungen immer klar formuliert: Wir werden dann zustimmen, wenn es Eingriffe in bestehende Politikerpensionen gibt, wenn es Eingriffe in beste­hende Politikerprivilegien gibt, wenn die Kleinstpensionisten geschützt sind, wenn der Schutz der Schwerarbeiter gewährleistet ist – da sind Sie noch gefordert –, und wenn die Harmonisierung kommt; auch da sind Sie gefordert mit dem gesamten Harmonisie­rungs... (Abg. Silhavy: Gestern hat Dolinschek gesagt, er stimmt nicht zu, wenn ...!)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Redezeit!

 


Abgeordnete Mares Rossmann| (fortsetzend): Wir werden uns anschauen, ob die Zweidrittelmehrheit möglich ist, weil dann die Umsetzung in den Ländern und in den Statutarstädten wesentlich rascher zu vollziehen ist.

Letzten Endes ist es uns auch gelungen, eine Pensionsreform zu präsentieren, die die Zukunft auch für die nächste und die übernächste Generation sichert. Ich glaube, das ist ein rundes Paket, das die freiheitliche Handschrift trägt. Unsere Forderungen wur­den erfüllt, und so können wir heute am Abend mit gutem Gewissen zustimmen. (Bei­fall bei den Freiheitlichen.)

13.27

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Riepl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


13.27

Abgeordneter Franz Riepl| (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte mich am Beginn mit einer Bemerkung der Frau Abgeordneten Partik-Pablé aus ihrer gestrigen Rede auseinander setzen. Sie hat gemeint, der ÖGB sei eine Organisation, die nur noch dahinvegetiert. – Ich denke, da sind Sie offenbar einem Irrtum erlegen. Gemeint kann damit wohl nur die freiheitliche Gewerkschaftsorganisation gewesen sein, seiner­zeit unter Reinhart Gaugg gegründet, der da irgendwo dahinvegetiert. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich habe schon Ihre gemeint!) Ich möchte Sie nur auf diesen Irrtum aufmerk­sam machen, damit das auch im Protokoll seine Ordnung hat. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Nein, das war kein Irrtum! – Abg. Mag. Posch: Der ist jetzt Fremdenführer, der Herr Gaugg!)

Sehr verehrte Damen und Herren! Dieses Budgetbegleitgesetz, das wir heute diskutie­ren und das heute womöglich auch beschlossen wird, ist ein klassisches Umvertei­lungsgesetz im Sinne konservativer Wertvorstellungen. Mit dem Beschluss wird unser im gesellschaftlichen Konsens entwickelte Sozialstaat zurück- und abgebaut. Das ist von der Regierung und von den Regierungsparteien politisch gewollt, und die Freiheit­lichen haben daran mit ganzer Kraft mitgearbeitet. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.)

Umverteilung, lieber Herr Kollege, bedeutet eine Neuverteilung der Mittel, und es be­deutet, neue Prioritäten zu setzen: Wem wird etwas weggenommen? Wer soll etwas bekommen? (Abg. Wittauer: Den Kleinen kommt es zugute ...!) Das ist Ihre Politik, und die Frage, die sich daraus ergibt, ist: Wie erfolgt eigentlich in Zukunft die Finanzierung unserer Sozialsysteme? Sollen die Sozialsysteme ausschließlich durch Beiträge finan­ziert werden? Sollen sie auch einen gesellschaftlichen Zuschuss, einen Bundeszu­schuss erhalten? Wenn ja, in welcher Höhe? Ist es die Politik der derzeitigen Bundes­regierung, die Bundeszuschüsse insbesondere im Alterssicherungssystem herabzu­setzen, zu senken, auf null zu bringen? Oder ist das nur für den Bereich des ASVG gedacht und für andere Systeme vielleicht nicht?

Sehr verehrte Damen und Herren! Die Antwort darauf, wohin Sie mit den Bundeszu­schüssen eigentlich wollen und ob es für die Sozialsysteme einen gesellschaftlichen Ausgleich, einen Zuschuss geben soll, sind Sie in der gesamten Diskussion der letzten Wochen schuldig geblieben. Ich habe mir erlaubt, im Ausschuss Herrn Bundesminister Bartenstein darauf anzusprechen, aber er hat dann in seinem Redebeitrag lediglich darauf hingewiesen: Das Ziel ist, es irgendwie zu stabilisieren. – Er hat es aber leider nicht zustande gebracht, zu definieren, auf welcher Höhe, auf welchem Niveau die Bundeszuschüsse stabilisiert werden sollen.

Ich vermute – und das ist meine Sorge –, dass die Politik, die Sie hier auch mit diesem Gesetz vorlegen, darauf aus ist, die Bundeszuschüsse im ASVG-Bereich mittel- und langfristig auf null zu reduzieren, gleichzeitig von Harmonisierung zu sprechen und gleichzeitig in anderen Bereichen, natürlich legitim, umzuverteilen und Geschenke zu machen. (Abg. Wittauer: Wem machen wir denn Geschenke? Sie müssen das hand­fest machen! Nur pauschale Vorwürfe sind zu wenig!)

Wenn man sich den Entschließungsantrag, den Sie heute vorgelegt haben, anschaut, dann sieht man, dass darin von der Harmonisierung der Systeme gesprochen wird. Im öffentlichen Dienst – das hat Herr Abgeordneter Neugebauer sicher sehr gut hinein­verhandelt – sollen bei der Harmonisierung berufsspezifische Notwendigkeiten im öffentlichen Dienst berücksichtigt werden. Bei den Gewerbetreibenden und bei den Bauern sollen berufsständige Notwendigkeiten mit berücksichtigt werden. Nur im ASVG-Bereich wird so getan, als ob es keine beruflichen Notwendigkeiten gäbe.

Sehr verehrte Damen und Herren! In Ihrem Harmonisierungsantrag werden die ver­schiedenen Bereiche schon jetzt und wieder ungleich behandelt! Ich denke, von Ge­rechtigkeit sind wir hier weit entfernt. Das ist natürlich schwierig. (Abg. Wittauer: Wo? Wobei?)

Sehr verehrte Damen und Herren! Es wäre doch politisch wichtig, jenen, die wenig haben, zu helfen, und jenen, die mehr oder viel haben, zu sagen: Solidarität kann auch einmal Verzicht bedeuten. – Sie kürzen Pensionen, führen einen neuen Selbstbehalt im Gesundheitsbereich ein und erhöhen zeitgleich in anderen Bereichen Bezüge und Vergütungen.

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich darf das Hohe Haus darauf hinweisen, dass es seit wenigen Tagen eine Verordnung der Bundesregierung gibt – unterschrieben natür­lich von Schüssel, Haupt und allen Mitgliedern der Bundesregierung –, die eine Ände­rung bei den Sitzungsgeldern des Bundeskommunikationssenates vorsieht. (Abg. Ha­genhofer: ... Härtefonds!)

Wer sich all diese Dinge genau anschaut, der merkt – und ich schaue jetzt vor allem in die Richtung der Freiheitlichen, weil ich denke, das hat niemand von Ihnen mitbekom­men –, dass diese Erhöhung der Sitzungsgelder für die Mitglieder des Bundeskommu­nikationssenates in einem Ausmaß erfolgt, das atemberaubend ist. Derzeit bekommt zum Beispiel der Vorsitzende dieses Senates ein Sitzungsgeld von 400 € für vier Stun­den. Diese 400 € sind jetzt um 100 Prozent erhöht worden, nämlich auf 800 €! (Abg. Hagenhofer: Ein Wahnsinn! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – 800 € für vier Stunden Arbeit, sehr verehrte Damen und Herren, das verordnet die Bundesregierung! Und wenn die Sitzung länger als vier Stunden dauert, dann kommen noch einmal 90 € pro halbe Stunde dazu.

Sehr verehrte Damen und Herren! Das ist eine Sitzungsgeld-Reform, die durch eine Verordnung vor wenigen Tagen wirksam wurde und die wirklich atemberaubend ist. Für vier Stunden Arbeit bekommt jemand eine hundertprozentige Erhöhung und damit so viel, wie ein anderer, der ein Leben lang gearbeitet hat, im Monat an Pension be­kommt und durch Ihre Reform eine Kürzung von 12 Prozent hinnehmen muss.

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich drehe mich jetzt ein bisschen in Richtung der Regierungsmitglieder um. Herr Bundeskanzler! Herr Finanzminister, Sie sind ja keiner Partei verpflichtet. Da schauen Sie zu, und das unterschreiben Sie – eine 100prozentige Erhöhung von Sitzungsgeldern in einer Zeit, in der Sie gleichzeitig den Pensionisten, auch den kleinen Pensionisten, sagen: „So viel geht sich für dich nicht mehr aus, du wirst mit maximal 10 Prozent beziehungsweise 12 Prozent weniger an Pension rechnen müssen!“? – Da schauen Sie zu?! Genieren Sie sich nicht, Herr Bun­desminister, Herr Bundeskanzler, für so eine Politik?! (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr verehrte Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! Je mehr Sie von Gerechtigkeit reden, desto weiter entfernen Sie sich davon. Das einzig Schöne daran ist, dass die Menschen das zunehmend bemerken und nicht mehr vergessen werden.

Ich bringe deshalb einen Entschließungsantrag meiner Fraktion ein, einen Entschlie­ßungsantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Verzetnitsch, Csörgits, Mag. Pram­mer, Silhavy, Riepl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind. (Abg. Großruck: Stimmen Sie unserem Antrag zu, dann passt es!)

Ziel dieses Antrages sind die Harmonisierung der Pensionssysteme sowie ein aus­drückliches Bekenntnis zur Umlagefinanzierung und zu einem Bundesbeitrag. Bei Er­reichung von 40 beziehungsweise 45 Versicherungsjahren soll die Pension ohne Ab­schläge in Anspruch genommen werden können.

Ich lade Sie ein, diesem Entschließungsantrag zuzustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

13.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag der Abgeordneten Gusenbauer, Verzetnitsch, Csörgits, Prammer, Silhavy, Riepl, Kollegin­nen und Kollegen ist hinreichend unterstützt, wurde in seinen Kernpunkten vorgetragen und steht mit in Verhandlung. Er wird im Übrigen vervielfältigt und dem Stenographi­schen Protokoll beigedruckt.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Verzetnitsch, Csörgits, Mag. Prammer, Silhavy, Riepl und KollegInnen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind, eingebracht im Zuge der Debatte zu 111 der Beilagen

Die Pensionskürzungsreform der Regierungsparteien ist durch nichts gerechtfertigt. Sie dient der Finanzierung von Abfangjägern und einer Steuerreform, bringt aber keine langfristige Sicherung der Pensionen und kein neues Pensionsrecht für alle Österrei­cherInnen, mit Pensionen, die fair, sicher und gerecht sind.

Millionen Menschen in Österreich – ob jung oder alt – vertrauen darauf, im Alter eine sichere und ausreichende Pension zu erhalten. Zu diesen Menschen muss die Politik fair sein. Sie muss ihr Vertrauen achten.

Die Regierungsparteien haben in einem Ministerratsvortrag am 29. 4. 2003 ihre Pläne für eine Harmonisierung der Pensionssysteme niedergeschrieben. Dieser Entwurf hat mit einer echten Harmonisierung nichts zu tun, ebenso wenig, wie die „Pensionssiche­rungsreform“ etwas mit der Pensionssicherung zu tun hat.

Gelten soll ein einheitliches Pensionsrecht demnach nur für neu eintretende Bundes­beamte, nicht für Länder- und Gemeindebedienstete. Auch Bauern und Gewerbetrei­bende sind de facto aus der Harmonisierung ausgenommen. Hier soll nur „schrittweise“ und „nach Berücksichtigung berufsständischer Notwendigkeiten“ vorgegangen werden. Mit diesem Entwurf gibt es ein – sehr unvollständiges – einheitliches Pensionsrecht nicht vor dem Jahr 2050. Das bedeutet, dass gerade während der größten demogra­phischen Belastung des Pensionssystems zwischen 2015 und 2035 die Finanzierung des Pensionssystems durch gerechte Pensionen für alle nicht erleichtert wird. Im Ge­genteil, die Jungen müssen in dieser Phase weiter ungerechtfertigt hohe Pensionen finanzieren, während sie selbst nicht mit einer angemessenen, den Lebensstandard sichernden Pension rechnen können. Denn in dem harmonisierten Pensionssystem der Regierung ist ein „beitragsorientiertes“ Pensionskonto vorgesehen, das keine bestimm­te Pensionshöhe garantiert, sondern die Pensionshöhe vom Verhältnis zwischen Pen­sionisten und Beitragszahler abhängig macht und keinen Beitrag des Bundes kennt. Wirtschaftsschwankungen schlagen daher voll auf die Pensionshöhe durch.

Die SPÖ ist die einzige Partei mit einem umfassenden Pensionsmodell: „Die Fairness-Pension“.

Darin enthalten: eine echte Harmonisierung aller unterschiedlichen Pensionssysteme (ASVG, Bauern, Gewerbe, Beamte), die sofort begonnen werden kann. Denn im Mo­dell der SPÖ werden alle bisherigen Ansprüche absolut gewahrt, sie werden nach den bisher geltenden Systemen berechnet und auf ein leistungsorientiertes Pensionskonto gutgeschrieben; alle zukünftigen Ansprüche werden nach dem ab einen bestimmten Stichtag geltenden einheitlichen Pensionsrecht berechnet. Alle zahlen damit gleiche Beiträge und bekommen die gleichen Leistungen.

Dabei wird der Vertrauensschutz durch faire Übergangsbestimmungen voll gewahrt, weil bisher erworbene Ansprüche nicht berührt werden. Nach dem SPÖ-Modell gehen ab 2035 alle nach einem einheitlichen Pensionsrecht in Pension, die Umstellung be­ginnt allerdings schon sofort.

Das Pensionsmodell der SPÖ kennt und respektiert die Tatsachen des Lebens. Des­halb werden die Leistungen von Frauen für die Familien und für die gesamte Gesell­schaft in besonderer Weise gewürdigt.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis Herbst 2003 eine Regie­rungsvorlage zu übermitteln, die eine Harmonisierung aller unterschiedlichen Pensi­onssysteme nach folgenden Grundsätzen beinhaltet:

Ausdrückliches Bekenntnis zur Umlagefinanzierung des Pensionssystems.

Ausdrückliches Bekenntnis zum Bundesbeitrag, der demographische Schwankungen ausgleicht.

Das neue einheitliche Pensionssystem gilt für alle unselbständig Erwerbstätige, Selbst­ständige, Bauern, Beamte und Politiker.

Gleiche Beiträge bewirken gleiche Leistungen.

Einführung eines leistungsorientierten Pensionskontos und dadurch garantierte Pensi­onshöhe.

Jeder eingezahlte Euro muss gleich viel wert sein. Egal wann und von wem er einge­zahlt wurde. Entsprechende Aufwertungsfaktoren sind auch für die Vergangenheit fest­zulegen.

Wer älter als 35 Jahre ist, behält alle bisher erworbenen Pensionsansprüche. Nichts darf verloren gehen.

Je älter ein Versicherter ist, umso weniger ist er vom neuen System betroffen. Das wird durch faire Übergangsbestimmungen gesichert.

Es soll sichergestellt werden, dass heute 35-Jährige ab dem Jahr 2034 nach dem neu­en Pensionsrecht in Pension gehen.

Bei Erreichung von 40/45 Versicherungsjahren kann ohne Abschläge die Pension in Anspruch genommen werden.

Als allgemeines Pensionsalter ist ein Alter von 65 Jahren vorgesehen (für Frauen 60 Jahre, bis zur schrittweisen Anhebung bis 2033 aufgrund des bereits geltenden Bundes-Verfassungsgesetzes über unterschiedliche Pensionsalter).

Vor diesem Pensionsalter kann die Pension mit versicherungsmathematischen Ab­schläge in Anspruch genommen werden.

Die Abschläge werden so berechnet, dass die durch den früheren Pensionsantritt län­gere Dauer des Pensionsbezuges ausgeglichen wird. Diese Abschläge sind schrittwei­se einzuführen und an die steigende Lebenserwartung anzupassen.

Keine überfallsartigen Kürzungen.

Pensionen unter 1100 € dürfen nicht gekürzt werden.

Die eigenständige Alterssicherung für Frauen ist weiter auszubauen.

Benachteiligungen im Pensionsrecht auf Grund der Kindererziehung und der Erbrin­gung von Pflegeleistungen sind zu beseitigen.

Zeiten der Kindererziehung werden bis zum Schuleintritt so gewertet, als hätte der be­troffene Elternteil das Einkommen vor der Geburt weiter bezogen. Im Minimum ge­bührt – auch für vorher nicht berufstätige Frauen – der Mindestpensionssatz. Zusätz­lich wird auch das Kindergeld auf dem Pensionskonto berücksichtigt. Damit gilt die Gemeinschaft die Zusatzleistung der Kindererziehung ab.

Die Pensionen werden zumindest mit der Inflationsrate angepasst, sodass die Pension, bezogen auf die Kaufkraft, stets gleich viel wert bleibt. Der Lebensstandard wird so dauerhaft gesichert.

Innerhalb des Systems werden die Voraussetzungen für eine Mindestpension geschaf­fen. Dies bedeutet, dass grundsätzlich zumindest so viele Beiträge ins Pensionssystem eingezahlt werden sollen, dass zumindest die Mindestpensionshöhe in der Höhe des gegenwärtigen Ausgleichszulagenrichtsatzes (643,54 Euro) erreicht wird. Damit das Pensionssystem nicht mit fremden Risken belastet wird, hat auch im Falle des Not­standshilfe- oder Sozialhilfebezuges eine entsprechende Beitragszahlung durch den zuständigen Träger zu erfolgen (beim Ausgleich zwischen den Trägern sind dabei Er­sparnisse des Bundes bei der Ausgleichszulage zu berücksichtigen).

Bei der Notstandshilfe ist – entsprechend dem System des leistungsorientierten Pensi­onskontos – das Partnereinkommen nicht zu berücksichtigen.

Von Arbeitslosigkeit besonders betroffene Gruppen erhalten einen Rechtsanspruch auf Qualifizierung.

Nach Beschlussfassung der Harmonisierungsreform ist eine Volksabstimmung darüber durchzuführen.“

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Donabau­er. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


13.36

Abgeordneter Karl Donabauer| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wochenlang haben wir über die Budgetbegleitgesetze diskutiert, natürlich auch über die Pensionen, über die Pensionssicherungsreform, jene Maßnahme, die, wie in der Zwischenzeit alle beken­nen, dringend notwendig ist, um die soziale Sicherheit auch in aller Zukunft zu erhal­ten.

Diese Diskussion war deshalb sehr spannend, weil auf der einen Seite versucht wurde, durch Horrormeldungen, durch kritische Betrachtungen und durch unsachliche Darstel­lungen den Menschen Angst zu machen. Seien wir bitte ehrlich: Eine Pensionsberech­nung für eine 29-jährige Frau, die möglicherweise in 30 Jahren in Pension gehen soll, heute so darzustellen, dass sie dann um 40, 45 oder 50 Prozent weniger haben wird, ist nicht anständig. So eine Berechnung ist nicht anständig! Nehmen Sie zur Kenntnis: So kann man mit dem sensiblen Thema Pensionen nicht umgehen! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich kann mir schon vorstellen, warum das so ist. (Abg. Silhavy: Kollege Donabauer ...!) Auf Ihren Zwischenruf habe ich gewartet. Ich kann mir schon vorstellen, warum Sie das gemacht haben: Weil Sie selbst eigentlich „no concept“, kein Programm haben! Lesen Sie sich das durch, das ist Ihr Programm: Das sind, glaube ich, acht Seiten beste Lite­ratur, aber es ist damit nichts anzufangen. Da steht nichts darüber drinnen, wie man die Probleme löst. Aber wissen Sie, darauf kommt es an! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.) Es kommt nicht darauf an, wie schön Sie Ihre Worte verpackt haben, sondern es kommt darauf an, wie Sie an das Thema herangehen.

Zu den Grünen – Kollege Öllinger ist hier – darf ich heute, am Schluss dieser Diskussi­on, sagen: Ihre Ernsthaftigkeit habe ich manchmal auch hinterfragen müssen. Es hat uns nicht gequält, aber es war sonderbar: In Ihrem sieben Stunden langen Vortrag im Ausschuss haben Sie nichts anderes gemacht, als uns Geschichten von der lieben Welt zu erzählen, aber es gab keine einzige sachliche Betrachtung zu dem wichtigen Thema Pensionen, soziale Sicherheit und Pensionsreform. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Silhavy.) Das ist nicht Politik, Herr Kollege Öllinger. Das können Sie sehen, wie Sie wollen!

Das muss einmal ganz klar gesagt werden: Kurzum, es geht uns erstens darum – und das hat der Herr Bundeskanzler mehrmals eindrucksvoll erklärt –, dass wir für Beschäf­tigung sorgen und dass wir schauen, dass Arbeit im Land ist. Denn nur dann, wenn die Menschen Arbeit haben, gibt es Beiträge, nur dann gibt es Steuern, und dann sind auch die Sozialsysteme und vieles andere haltbar, finanzierbar und nachhaltig funkti­onstüchtig. Das ist einmal das Erste! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wissen Sie, wenn man diese wichtige Frage nicht zeitgerecht angeht, dann geht es einem so, wie es derzeit unserem lieben Nachbarn geht. Es ist bei Gott keine erbauli­che Situation, die man jetzt in Deutschland vorfindet. (Abg. Öllinger: Was sagen Sie den Menschen ...?) Sehen Sie, wir steuern schon heute dagegen! Wir bemühen uns schon heute darum, dass wir, wenn Sie so wollen, dieser Konjunkturflaute engagiert entgegentreten, dass wir Maßnahmen setzen und darauf schauen, dass wir unsere Volkswirtschaft in Ordnung halten.

Wenn uns heute zum Beispiel im „Kurier“ mitgeteilt wird, dass Wirtschaftsforscher uns im kommenden Jahr 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum zubilligen, dann ist das Gott sei Dank mehr als in anderen Ländern Europas (Abg. Dr. Matznetter: Nein, ist es nicht ...!), aber insgesamt zu wenig. Wir müssen schauen, dass wir diese Dinge voranbrin­gen. Da bleibt kein Auge trocken, das ist die Herausforderung!

Mich hat nur gestört, dass hier zum Beispiel steht, dass der Pfusch enorm stark wächst. Da haben wir, glaube ich, alle nachzudenken – nicht Zwischenrufe zu machen, sondern nachzudenken, Herr Kollege! –, wie wir diese Dinge besser lösen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Matznetter: Sie sollen nachdenken ...! – Abg. Reheis: ... das Geld aus der Tasche! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Das ist auch Ihre Aufgabe, davon können Sie sich nicht absetzen. Sozialpolitik, Be­schäftigungspolitik, Staatspolitik ist nicht von der Farbe her zu beurteilen, sondern von der Sache her – von der Sache her! –, das ist ganz entscheidend. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich kann mir schon vorstellen, warum Sie so großen Ärger haben: Weil die Reform des Jahres 1995 gut angedacht, aber schlecht durchgebracht wurde, weil die Reform 1997 wohl überlegt begonnen wurde, aber leider im Finale nicht verwirklicht werden konn­te. – Ich werfe es Ihnen nicht vor, ich sage ja nur, das ist die Situation. Und deshalb mussten wir 2000 und heute nacharbeiten, weil das einfach notwendig ist, um die Zu­kunft zu sichern. (Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Nehmen Sie einmal das Positive heraus, Frau Kollegin! In dieser Pensionssicherungs­reform ist zum Beispiel erstmals eine wirkliche Berücksichtigung und Bewertung der Familienarbeit enthalten. Es werden sowohl die Kindererziehung – schon oft genug ausgeführt, Sie kennen genau die Mechanismen – als auch die Hospizarbeit, was neu ist, berücksichtigt und anerkannt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

Ist das nicht eine tolle Sache? Sollten wir uns darüber nicht alle freuen und endlich einmal aufhören, immer nur alles zu negieren und zu kritisieren? Freuen wir uns doch gemeinsam über das, was wir zustande gebracht haben! Nehmen Sie Ihr Gemüt in die Hand und sehen Sie doch einmal das Positive! Gehen Sie mit uns mit! Sie würden et­was Richtiges machen.

Nicht zuletzt haben wir auch mit dieser Vorlage ... (Abg. Silhavy: Für die Bauern ha­ben Sie etwas gemacht!) – Schauen Sie, die Bauern arbeiten in diesem Land, glaube ich, sehr anständig. (Abg. Silhavy: Die anderen auch!) Und dass dieses Land ein schönes Land ist, sollte auch Sie freuen! Und wenn das Einkommen der Landwirtschaft nicht ein entsprechendes Ausmaß aufweist und deshalb diese Gruppe auch öffentliche Gelder braucht, dann, meine ich, sollte es Ihr soziales Gewissen sein, das Sie veran­lasst, diese Entwicklung zu unterstützen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Wenn Sie glauben, dass ein Strukturwandel einer ganzen Bevölkerungsgruppe nur von dieser alleine getragen werden kann, wenn Sie kein Herz haben, einen so massiven Strukturwandel auch mitzufinanzieren, dann sind Sie kein Sozialpolitiker, sondern ein Zwischenrufer – und das ist zu wenig für das Parlament, das sage ich Ihnen auch! (Beifall bei der ÖVP.)

Letztendlich haben wir auch den Mut – und das sollte man dieser Regierung hoch an­rechnen –, im Bereich der Krankenversicherung etwas zu tun, nämlich die Beitragssät­ze im Pensionsbereich maßvoll zu entwickeln, damit das gute System auch nachhaltig finanzierbar ist, das Leistungsanbot von allen Bürgern genutzt werden kann und die Leistungen auch bezahlt werden können.

Schlussendlich ist es eine gute Bilanz nach etwas mehr als 100 Tagen, Herr Bundes­kanzler. Danke, Gratulation, Kompliment und vieles mehr! Die Pensionssicherung liegt vor, viele andere Dinge sind nicht nur angedacht, sondern bereits vorgelegt worden und werden heute wirkungsvoll umgesetzt. Ich denke auch, dass die Vorlage des Bud­gets für 2003 und für 2004 nach so kurzer Zeit eine grandiose Leistung dieser Bundes­regierung war. Ich glaube, dass wir uns alle miteinander dessen bewusst sein sollten und uns darüber freuen dürfen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

13.43

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeordnete Rest-Hinterseer hat sich zu Wort ge­meldet. 6 Minuten Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


13.43

Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer| (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Mitglieder der Regierung! Hohes Haus! Wir haben jetzt sehr oft gehört – als Zwischenrufe insbesondere –: „Lesen, denken, sprechen!“ – Das kommt immer aus dieser (in Richtung Freiheitliche) Reihe. Meistens wird „zuhören“ nicht dazugesagt – und „rechnen“ fehlt gänzlich. Auch beim geschätzten Vorredner muss ich das vermis­sen, nämlich das Zuhören, weil es für mich schwer verständlich ist, wie jemand sechs, sieben Stunden lang zuhören und keinen Inhalt heraushören konnte, der ja zweifellos enthalten war. Das ist ziemlich dramatisch. (Abg. Wittauer: Ihr habt nie etwas Inhaltli­ches gebracht!)

Wir haben das auch bei den Regierungsverhandlungen erlebt, dass Sie sich andere Konzepte einfach nicht anschauen! Sie sind sehr überrascht gewesen, dass es so et­was wie eine ökosoziale Steuerreform gibt. Sie haben jetzt ein bisschen etwas über­nommen, haben sich etwas abgekupfert. Das kennen wir von der ÖVP auch ganz gut: Man nimmt sich ein bisschen etwas heraus, kupfert ab und lässt es aber dem Inhalt nach etwas austrocknen.

Weil heute so viele Zitate gebracht worden sind und man sich immer auf berühmte Männer beruft, möchte ich Sie auch ein bisschen mit Zitaten erfreuen.

„Während man nach Überwindung aller Vorurteile die Teilnahme der Frau an Studium und Beruf anerkannte und dadurch sowohl in der Männerwelt als auch bei der Masse der Frauen heute diese Forderung zur Selbstverständlichkeit geworden ist, findet das demokratische Recht der Frau im politischen Leben sowohl bei dem Großteil der Män­ner noch immer Widerstand als auch geringe Aufgeschlossenheit bei der breiten Mas­se der Frauen ihren politischen Rechten und Pflichten gegenüber.“

Dieses Zitat stammt von einer sehr berühmten ÖVP-Politikerin, nämlich Lola Solar, die das schon vor einiger Zeit gesagt hat, es stellt aber noch immer eine sehr erfrischende Betrachtungsweise dar.

Eine andere Politikerin, ebenfalls aus der ÖVP, hat dann später gesagt – das war 1979 –: „Wir wissen auch, dass die Familie vieles billiger und besser kann als der Staat.“ – Ja, genau! Deswegen sollen die Frauen wieder in die Familien zurück, weil sie das viel billiger machen und dann noch viel billiger kommen in der Pension, weil sie keine Pensionsversicherungszeiten erwerben.

Ich bin immer ganz besonders erbost, wenn das als tolle Leistung herausgestellt wird, dass es jetzt eine pensionsbegründende Anrechnung von Kindererziehungszeiten gibt. Damit soll den Frauen Sand in die Augen gestreut werden. Man kann nicht mit reiner Kindererziehungszeit Pensionszeiten erwerben – bitte das einmal dazuzusagen! –, außer man wählt das Rauch-Kallat-Modell und lässt sich später freiwillig weiterversi­chern mit den Beiträgen eines gut verdienenden Mannes! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Maria Rauch-Kallat hat dann später auch erkannt – nachdem sie früher immer gegen die Frauenquoten aufgetreten ist –, dass es auch in ihrer Partei kein Weiterkommen gibt, und sie hat irgendwann durchgesetzt, dass es auch in der ÖVP Quoten geben muss, damit die Frauen auch einmal einen Platz bekommen und später auch einmal – ich hoffe, es kommt noch in diesem Jahrhundert dazu – für soziale Errungenschaften für Frauen verstärkt eintreten können. Ich vermisse völlig die frauenpolitische Hand­schrift in der ÖVP, die ja mit einem sehr gewagten Spruch angetreten ist, und ich frage mich, wie Sie diese absolute Verschlechterung durch diese so genannte Pensionssi­cherungsreform gegenüber den Frauen in Ihren Wahlkreisen vertreten werden. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Staatssekretärin Haubner hat heute beklagt, dass die Frauen so schlechte Lohn­abschlüsse haben und dass die Sozialpartner sie nicht vertreten haben. – Ich frage mich: Wo sind die mutigen freiheitlichen Gewerkschafterinnen, die sich hier aufge­macht und dies eingefordert haben? Wo sind sie, die das auch von ihren männlichen Kollegen in den Gewerkschaften eingefordert haben, egal von welcher Fraktion?

Auf der anderen Seite verstehe ich das, denn auch Frau Partik-Pablé hat schon früher gesagt: FPÖ-Frauen beschränkten sich auf Handarbeits- und Bastelarbeiten, und vor Weihnachten haben wir Nikolos und Krampusse gebastelt und am Muttertag Manner-Schnitten verteilt. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Vor 30 Jahren! Sie sind nicht sehr aktuell!) – Sie zitieren ja auch immer Kreisky, das war auch vor 30 Jahren!

Aber es gibt ein neueres Zitat von Ihrem Landeshauptmann in Kärnten: Das mit den Frauen in der Politik wird sich nicht halten, das geht zurück, Sie werden sehen! – Das hat er vor kurzem einer Journalistin diktiert. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ein Märchen!)

Also von den Freiheitlichen werden wir uns hier nicht sehr viel erwarten können. Die Frauenpolitik liegt hier im Argen, das haben wir auch bei der Wortmeldung von Herrn Scheuch heute gemerkt, der über die einfachsten Regeln des Gender Mainstreaming noch nicht informiert ist.

Insgesamt müssen wir sagen: Gnade vor Recht in der Sozialpolitik, wie es die ÖVP bevorzugt, und das teuerste Kriegsgerät für das neutrale Österreich – das wird nicht unsere Zustimmung finden! (Abg. Großruck: Aber mitfliegen wollt ihr schon!) Diese Politik der Regierung hat keine neuen interessanten Inhalte. Eine 76-jährige Frau hat mir gesagt, sie fühlt sich in die dreißiger Jahre zurückgeworfen: Die Frauen werden wieder zum Objekt, das behandelt werden muss, und zum Opfer. Und wir Grünen wer­den uns das nicht gefallen lassen! (Beifall bei den Grünen.)

13.49

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé 8 Minuten zu uns. – Bitte. (Abg. Öllinger – in Richtung der sich zum Rednerpult bege­benden Abg. Dr. Partik-Pablé –: Sagen Sie etwas zu Ihren Pensionsversprechen!)

 


13.50

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé| (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Her­ren! Herr Abgeordneter Öllinger, ich würde Ihnen wirklich einmal sehr gerne meinen per­sönlichen Lebenslauf sagen, dann würden Sie sicher meine berufliche Pension nicht in Frage stellen. Außerdem bin ich 63 Jahre alt, werde im Sommer 64 Jahre alt, also ich wollte, es würden alle Österreicher so lange arbeiten wie ich. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Öllinger: Das habe ich nicht gesagt, ich wollte etwas zu Ihren Pensionsversprechen wissen!)

Aber ich möchte mich heute eigentlich damit beschäftigen, welche falschen Daten, The­sen und so weiter von der Opposition in diesen beiden Tagen gekommen sind, denn ich bin wirklich erstaunt darüber, was die Opposition alles an kühnen Unterstel­lungen, an falschen Tatsachen zu uns, zu den Regierungsparteien herüberschaufelt und dass sie eigentlich noch immer glaubt, sie ist damit im Recht.

Zum Beispiel werfen Sie unseren Abgeordneten, die bis zuletzt verhandelt haben, vor, sie sind Umfaller. Mit welchem Recht machen Sie das? Warum bestreiten Sie die Mög­lichkeit, bis zuletzt, bis zur Beschlussfassung noch etwas Positives herauszuverhan­deln? (Abg. Öllinger: Es war ja nichts Positives!)

Frau Reitsamer, seinerzeit Vorsitzende des Sozialausschusses, hat bei der Pensions­reform 1997 gesagt: Ein Feilschen um bestmögliche Lösungen bis zum Schluss, dazu stehe ich! – Also in Ihrer eigenen Partei war das damals erlaubt, aber heute wollen Sie das bei uns in Frage stellen. (Abg. Riepl: Die ist nicht umgefallen, die hat etwas durchgesetzt!)

Herr Abgeordneter Nürnberger behauptet ganz kühn, die „Hackler-Regelung“ käme in dem Abänderungsantrag nicht vor. – Das stimmt überhaupt nicht! Er hat wieder einmal den Abänderungsantrag nicht genau gelesen. Auf Seite 2 steht: „vergleichbar der Re­gelung des § 607 Abs. 12 ASVG“. Das ist nichts anderes als die „Hackler-Regelung“! Ich würde Sie bitten, dass Sie ihm das ausrichten. Ich finde, dass man trotz dieser emotionell geführten Debatte möglichst bei der Wahrheit bleiben und nicht völlig unbe­wiesene, falsche Behauptungen in den Raum stellen sollte.

Oder: Frau Abgeordnete Kuntzl hat heute weinerlich dargestellt, wie sich Pensionisten mit einer 1 000-€-Pension beim Einkaufen und so weiter fühlen müssen. Natürlich wis­sen wir alle, dass das kein angenehmes Leben ist mit so wenig Pension. Aber hören Sie doch bitte einmal zu! Im Jahr 1998/99, in der XXI. GP, hat es eine Pensionsreform gegeben. Damals hat Frau Prammer gesagt: Für Personen mit einem geringen Pensi­onseinkommen gilt das bewährte Instrument der bedarfsorientierten Mindestsicherung, nämlich die Ausgleichszulage anzuwenden. – Also keine Rede davon, dass diese Min­destpension angehoben wird! (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter. – Abg. Groß­ruck – in Richtung SPÖ –: Zuhören und nicht so viel Blödsinn reden!)

Prammer sagte weiters: Personen mit einem Gesamtpensionseinkommen über 10 400 S – das sind 750 € – erhalten einen Sockelbetrag von 135 S. (Abg. Dr. Matz­netter: Sie kürzen jetzt bei denen!) – Das würde umgelegt bedeuten: 880 €. Sie haben damals überhaupt nichts dabei gefunden, dass es in Österreich Pensionis­ten mit einem Pensionseinkommen von unter 1 000 € gibt. Wir sind jetzt drei Jahre lang in der Regierung, und Sie verlangen von uns, dass es da noch Erhöhungen gibt! (Abg. Dr. Matznetter: Sie kürzen, Sie kassieren ab!) Das ist ganz einfach nicht fair von Ihnen, Herr Abgeordneter! Und wenn Sie noch so laut schreien, es wird nicht fairer!

Ich setze mich wirklich sachlich mit Ihnen auseinander. Herr Abgeordneter Bauer von der SPÖ hat gestern behauptet, diese Gesetze dienen dazu, die Gesellschaft zu spal­ten, die Spaltung voranzutreiben. – Nein, ganz im Gegenteil: Der Generationenvertrag soll erhalten bleiben. Der Generationenvertrag würde von den jungen Menschen, von den arbeitenden Menschen nicht mehr eingehalten werden können, wenn ein Arbei­tender für zwei Pensionisten Sorge tragen müsste. Auch die Steuerreform dient dazu, die Spaltung zu verhindern, indem beispielsweise 200 000 Menschen ab dem Jahr 2004 keine Steuern mehr bezahlen werden. Das müssen Sie doch positiv zur Kenntnis nehmen, anstatt ununterbrochen nur zu kritisieren. (Beifall bei den Freiheitli­chen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Frau Trunk hat gestern behauptet, die FPÖ habe nichts für Literatur übrig (Abg. Öllin­ger: Nur für Heimatliteratur!), und deshalb könne sie auch nichts damit anfangen, dass sie mit Goldonis „Diener zweier Herren“ verglichen wird. – Frau Trunk ist jetzt leider nicht da. (Abg. Mag. Trunk: Ich sitze auf meinem Platz!) – Gut.

Frau Abgeordnete, ich möchte Ihnen sagen: Wir haben sehr viele Abgeordnete, Men­schen in der Freiheitlichen Partei, die sich sehr wohl mit Literatur auskennen, und es ist überhaupt nicht gerechtfertigt, dass Sie mit solchen Untergriffen arbeiten, dass Sie uns sogar in die Schuhe schieben, wir könnten nicht einmal Werke der Weltliteratur einord­nen. Frau Abgeordnete, wir wissen auch, dass Goldoni beispielsweise „Der Lügner“ oder „Die vier Grobiane“ geschrieben hat. Vielleicht lesen Sie einmal diese Werke von Goldoni nach. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Aber ich habe noch einen Literaturvorschlag für die SPÖ: Lesen Sie einmal die „Syllo­gismen der Bitterkeit“. Vielleicht werden Sie mit Hilfe dieser besser fertig mit den Frust­rationen, die Sie haben, seit Sie in der Opposition und nicht mehr in der Regierung sind, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Frau Kollegin Silhavy, für Sie gilt ebenso diese Bitterkeit und dieses Frustrationsgefühl; das erleben wir bei Ihnen ununterbrochen.

Herr Abgeordneter Schieder hat gestern gesagt, es habe keine wirkliche Debatte mit den gesellschaftlichen Gruppierungen gegeben. – Das ist ganz einfach falsch! Es hat unzählige Runde Tische mit Vertretern der Sozialpartner gegeben. Der Sozialaus­schuss beispielsweise ist am Donnerstag beendet worden – Sie haben darauf verzich­tet, am Freitag weiterzudiskutieren. (Abg. Silhavy: Das war nicht der Sozialausschuss! Das war der Budgetausschuss! – Abg. Riepl: Der Sozialausschuss hat ja gar nicht getagt!) Sie haben jedenfalls auf die Notwendigkeit verzichtet, weiterzudebattieren.

Herr Abgeordneter Schieder hat weiters gesagt, es habe nur im ASVG-Bereich eine Neuordnung gegeben. – Das stimmt wieder nicht! Er ist offensichtlich so vergesslich, dass er übersehen hat, dass es einen Entschließungsantrag für die Harmonisierung gibt, dass es Eingriffe in die Politikerpensionen gibt. Ich glaube, Sie sollten da wirklich mehr bei der Wahrheit bleiben.

Gerührt war ich auch über die Sorge einzelner Abgeordneter, wie diese Pensionsre­form bei den FPÖ-Wählern ankommen würde. (Abg. Riepl: Welche Wähler?) Wir sind von Ihnen gefragt worden, ob wir denn nicht wüssten, wozu wir hier zustimmen. – Sie können beruhigt sein, wir wissen ganz genau, welcher Reform wir da zustimmen. Und wir wissen auch ganz genau, dass diese Reform dazu da ist, die Pensionen für die Zukunft zu sichern, um damit vielen Österreichern und insbesondere auch jungen Ös­terreichern einen sicheren Lebensabend zu garantieren. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.58

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Silhavy zu Wort gemeldet. Frau Abgeordnete, Sie kennen die Geschäfts­ordnung: 2 Minuten. – Bitte.

 


13.58

Abgeordnete Heidrun Silhavy| (SPÖ): Frau Dr. Partik-Pablé hat mehrfach und gerade im vorherigen Debattenbeitrag behauptet, die Pensionsreform, wie Sie sie nennen, wäre im Sozialausschuss behandelt worden.

Frau Dr. Partik-Pablé, ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass das leider nicht der Fall war. Wir wollten das ja. Die Materie ist im Budgetausschuss behandelt worden, weil sie Teil des Budgetbegleitgesetzes und unter anderem Teil von 91 Gesetzen ist. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Ihre Sorgen möchte ich haben! – Abg. Dr. Stummvoll: Das ist ein Riesenunterschied!)

13.58

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Scharer. Wunschgemäße Redezeit: 4 Minuten. (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) – Frau Abge­ordnete Silhavy, am Wort ist jetzt Ihre Kollegin! Ich bitte Sie, das zu respektieren!

 


13.59

Abgeordnete Erika Scharer| (SPÖ): Werter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist kalt geworden in unserem Land. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ruf bei der ÖVP: Ja, 34 Grad!) Dass es Reformen braucht, ist unbestritten. Aber, meine Damen und Herren, ist es nicht so, wenn man Reformen macht, dass man sich fragen muss, in welcher Art und Weise man Reformen macht, in welcher Zeitfolge man Reformen macht und welche Fakten, die auf dem Tisch liegen, man miteinbezieht?

Sehr geehrte Damen und Herren der Regierungsparteien! Als neue Abgeordnete war ich in den Vorfeldberatungen zur Gesundheit, zur Pensionsreform und zum Arbeits­markt großteils mit dabei. Es ist unglaublich, wie Sie die Argumente der Oppositions­parteien einfach vom Tisch gefegt haben und dass Sie hier in den Debatten behaup­ten, wir hätten keine Änderungsvorschläge eingebracht und wir wüssten nicht, wie es geht.

Ihre Ignoranz gegenüber 1 Million Menschen, die bereit sind, auf die Straße zu gehen, die Ihnen damit beweisen wollen, welche Zukunftssorgen sie haben, ist unglaublich. Sie wären gut beraten gewesen, wenn Sie sich nur mit einem oder ein paar dieser Menschen auf der Straße unterhalten hätten. (Beifall bei der SPÖ.)

Ihre Ignoranz gegenüber den Sozialpartnern ist unglaublich, ebenso gegenüber den Begutachtern, die Sie ja in vielen Bereichen zur Vorsicht mahnen, so zum Beispiel, dass der Arbeitsmarkt derzeit eine so massive Änderung im Bereich der Frühpensio­nisten nicht verträgt. Wir werden sehen, wie Sie mit den 410 000 Unterschriften der Bürgerinitiative für eine gerechte Pensionsreform umgehen.

Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, Sie nehmen die Wirklichkeit nicht mehr wahr. Sie können nicht mehr nachvollziehen, wie es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern tatsächlich geht. Ihre Wirklichkeit ist eine andere. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Gestern hat ein Kollege von der ÖVP die Behauptung aufgestellt, die SPÖ habe eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik gemacht. – Ich bin seit 29 Jahren im arbeitsmarktpoliti­schen Bereich tätig und weiß, wovon ich rede. Wissen Sie, was unter der SPÖ passiert ist? – Die SPÖ machte eine Arbeitsmarktpolitik, die rasch auf Veränderungen reagiert hat, wo neue, innovative Beschäftigungsprogramme – sei es für Jugendliche, für Wie­dereinsteigerInnen oder für Ältere – entwickelt wurden, wo gemeinsam mit der Wirt­schaft in den jeweiligen Regionen Initiativen gestartet wurden, um etwa die Jugendar­beitslosigkeit zu vermeiden oder zu beseitigen, wo man Arbeitsmarktförderungsmittel zielorientiert eingesetzt hat, um längerfristige Beschäftigungsprobleme zu lösen. Öster­reich konnte dadurch letztendlich immer mit den niedrigsten Arbeitlosenquoten aufwar­ten.

Frau Kollegin Hakl ist leider nicht da, aber es ehrt uns natürlich, dass sie meine Kolle­gin Barbara Prammer noch als „Ministerin“ bezeichnet hat. Auch das zeigt die Nachhal­tigkeit der Programme der SPÖ. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Wissen Sie, was Sie in den letzten drei Jahren geschafft haben? – Die höchste Arbeitslosenrate mit derzeit 260 000 Arbeitslosen, die höchste Jugendarbeitslosigkeit, die höchste Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen – und das geringste Wirtschaftswachstum! Wir sind im EU-Vergleich am vorletzten Platz, und Sie öffnen vor dem Hintergrund dieser schwierigen Arbeitsmarktsitution Tür und Tor für eine hohe Saisonnierquote. Das ist Ihre aktive Arbeitsmarktpolitik!

Und wie reagieren Sie auf diese Probleme auf dem Arbeitsmarkt? – Sie schaffen einen Rechtsanspruch auf Qualifizierungs- und Aktivierungsmaßnahmen. Schön und gut! Sie wissen aber, dass Sie laut Experten dafür mindestens 250 Millionen € zusätzlich zur Verfügung stellen müssen. Und Sie wissen, dass durch Ihre Pensionsreform, durch die Abschaffung der Frühpension und die EU-Osterweiterung mit über 100 000 Arbeitslo­sen mehr zu rechnen ist.

Was tun Sie? – Sie wissen, dass dem AMS bereits jetzt 130 Planstellen fehlen, um diese Anforderungen qualitativ und quantitativ bewältigen zu können. Und wenn Sie erkennen werden, dass Ihre Arbeitsmarktpolitik, die Sie eingeleitet haben, eine verfehl­te ist, werden Sie die Schuld dafür dem AMS geben.

Sie wollen die Frauenerwerbsquote erhöhen. – Schön und gut, da sind wir dabei, aber: Wo sind die Maßnahmen für Kinderbetreuungseinrichtungen und qualifizierte Teilzeit­stellen? Wir sehen keine Maßnahmen, um Beschäftigung und Arbeitsplätze zu schaf­fen. Jugendliche kommen in Ihrem Programm praktisch nicht vor. Was Sie von ÖVP und FPÖ tun, ist eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Kollegin, Sie haben eine freiwillige Redezeitbe­schränkung, aber Sie sind eineinhalb Minuten drüber. Aber reden Sie nur weiter!

 


Abgeordnete Erika Scharer| (fortsetzend): ... und eine verfehlte Pensionsreform!

Abschließend, Herr Präsident: Die Lösung kann doch nicht die Schaffung von Härte­fonds sein! Sie werden sehen, dass wir, wenn das für Sie die einzige Lösung ist, einige Härtefonds brauchen werden – den nächsten bei Ihrer Gesundheitsreform! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.05

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Keck zu Wort gemeldet. 2 Minuten. Sachverhalt gegen Sachverhalt, keine politischen Wertungen. – Bitte.

 


14.05

Abgeordneter Dietmar Keck| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kol­legin Partik-Pablé hat behauptet, im Abänderungsantrag auf Seite 2 stehe etwas über die „Hackler-Regelung“. – Das ist unrichtig!

Seite 2 des Abänderungsantrages beschäftigt sich mit dem Härteausgleichsfonds des Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen, Konsumentenschutz in der Pensionsversicherung und enthält keinen einzigen Absatz über die „Hackler-Re­gelung“. Offensichtlich hat Kollegin Partik-Pablé einen anderen Abänderungsantrag als wir. (Beifall bei der SPÖ.)

14.05

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Mag. Regler, und zwar für 6 Minuten. – Bitte.

 


14.06

Abgeordneter Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler| (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrte Frau Bundesministerinnen! Hohes Haus! Sie werden es wahrscheinlich nicht glauben, aber ich möchte Ihnen eine Neuigkeit verraten: In den 91 Gesetzen des Bud­getbegleitgesetzes gibt es auch andere Dinge als die Sachen Pensionssicherung, Selbstbehalte und Luftraumüberwachung. Wenn meine Vorrednerin sogar einen Wet­tersturz herbeiredet, indem sie sagt, man spüre auf einmal die Kälte, nur um zu bewei­sen, dass alles so schlecht wird, so glaubt man ihr das sicherlich nicht.

Im gesamten Budgetbegleitgesetz gibt es elf Gesetze, die Verkehrsmaterien behan­deln, und vier Gesetze, die Medienfragen behandeln, und ich möchte versuchen, dar­auf kurz einzugehen.

Da gibt es einmal das Luftfahrtentschädigungsgesetz, das die Möglichkeit gibt, für die österreichischen Carrier eine Abgeltung des Einnahmenausfalles zu machen, der ihnen durch die Sperre des amerikanischen Luftraums in der Zeit von 11. bis 14. Sep­tem­ber 2001 entstanden ist. Das sind zwar maximal 4 Millionen €, aber immer­hin hilft es den österreichischen Luftfahrtbetreibern.

Es gibt auch für die Eisenbahnen wichtige neue gesetzliche Bestimmungen. Das erste ist einmal eine Änderung im Eisenbahnbuchgesetz: Es können jetzt nämlich auch, wenn ein Eisenbahnunternehmen Grundstücke verkauft, im Eisenbahnbuch Dienstbar­keiten eingetragen werden, sodass die Eisenbahn auch bei diesen Grundstücken noch die erforderlichen Voraussetzungen für ihren Betrieb findet. Das ist nach einer langen, langen Diskussion und vielen Entscheidungen der Gerichte jetzt die Lösung dieser Frage.

Auf Grund der Änderung des Bundesbahngesetzes – etwas, was sehr, sehr wichtig ist – kann der Bund nunmehr die Haftung für Infrastrukturinvestitionen übernehmen. Das ist etwas, was bisher nur über die Sondergesellschaften gegangen ist, nämlich über die Schieneninfrastrukturfinanzierungs-Gesellschaft und auf der Straße für die ASFINAG. Ich glaube, wenn wir in Hinkunft noch mehr Infrastruktur durch die ÖBB ausbauen wollen, ist es wichtig, dass hier Haftungsübernahmen durch den Bund ge­schehen können, weil dann wesentlich bessere Finanzierungsmöglichkeiten und Fi­nanzierungskonditionen gegeben sind.

Nun zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes. Im Kraftfahrzeugsteuergesetz, das sehr oft von Grünen und auch von sozialdemokratischen Abgeordneten angespro­chen worden ist – nicht in der Debatte hier, sondern in den Ausschüssen und in sonsti­gen Diskussionen –, entfällt nunmehr jener 30 bis 40-prozentige Zuschlag für die LKW-Kraftfahrzeugsteuer, der vor knapp drei Jahren eingeführt wurde, als das Road-Pricing verschoben worden ist.

Es ist daher ganz falsch, jetzt von Steuergeschenken für Frächter et cetera zu spre­chen, sondern es wird nunmehr diese Zwischenfinanzierung wieder weggenommen; das Road-Pricing kommt jedoch.

In diesem Zusammenhang muss man schon darauf hinweisen, dass auch die Kraft­fahrzeugsteuer für LKW, die jetzt bleibt, die höchste in Europa ist. Sie ist etwa viermal so hoch wie die EU-Mindestkraftfahrzeugsteuer, und wenn wir nicht wollen, dass unse­re Transportunternehmer in andere EU-Staaten „ausflaggen“, wird es notwendig sein, hier eine Reform vorzunehmen.

Ich könnte mir zum Beispiel eine Ökologisierung in der Form vorstellen, dass umwelt­freundliche Kraftfahrzeuge weniger bezahlen. Es stellt sich auch die Frage, ob die Gliederung nach der Größe der Kraftfahrzeuge zweckmäßig ist oder ob man wieder zu einem einheitlichen Satz zurückkehren soll.

Es entfällt weiters die Straßenbenützungsabgabe – auch etwas, was von Arbeiter­kammer und von grünen Politikern sehr beklagt wird. Allerdings wird dabei übersehen, dass die Straßenbenützungsabgabe ja etwas Ähnliches wie das Road-Pricing ist. Und daran, dass die Einnahmen aus dem Road-Pricing etwa das Sechsfache von dem betragen, was bisher die Straßenbenützungsabgabe hereingebracht hat (Abg. Parni­goni: Eine Schätzung!) – ungefähr das Sechsfache! –, sieht man, dass dies auch kei­nerlei Steuergeschenk an die Frächter ist.

Wenn man die Straßenbenützungsabgabe neben dem Road-Pricing belassen hätte, wäre das eine schwere Diskriminierung der österreichischen Unternehmer gewesen, weil gegenüber Ausländern eine Aufrechterhaltung nicht möglich gewesen wäre.

Dass das Problem der Sondermauten noch nicht geklärt werden konnte und damit die Benachteiligung von Steiermark und Kärnten aufrechtbleibt, ist ein Wermutstropfen, aber vielleicht finden wir im Laufe der nächsten Jahre auch da eine Lösung.

Im Normverbrauchsabgabegesetz gibt es auch einige Verbesserungen, so zum Bei­spiel für die Begleitfahrzeuge für die Sonder- und Schwertransporte, die jetzt nicht mehr der NoVA unterliegen.

Ganz wichtig ist die Änderung des Mineralölsteuergesetzes. Es wird in Hinkunft für Benzine die Mineralölsteuer um 1 Cent pro Liter erhöht, für Dieselöl um 2 Cent pro Liter. Ich bin mir jedoch dessen sicher, dass das den grünen Politikern zu wenig ist, die am liebsten wesentlich höhere Treibstoffpreise haben wollen, wie wir immer wieder hören. Von der Arbeiterkammer wird beklagt, dass dies auch zu Lasten der privaten Autofahrer geht. Dadurch, dass die Dieselbesteuerung um das Doppelte angehoben wird, sieht man aber – und Sie wissen, Diesel wird vor allem im Schwerverkehr ver­wendet und auch bei den Taxis –, dass das kein Geschenk an die Unternehmer ist.

Ein wichtiger Punkt, auf den Bundeskanzler Schüssel immer wieder hinweist, ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Redezeit!

 


Abgeordneter Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler| (fortsetzend): ... ist, dass es zu einer Ökologisierung des Steuersystems kommt, indem ein Anreiz geboten wird, schwefel­freien Treibstoff zu tanken. Der nicht schwefelfreie Treibstoff soll nämlich zusätzlich mit 1,5 Cent pro Liter belastet werden, wenn in der EU die Voraussetzungen dazu gege­ben sind.

Im Verkehrsbereich bleibt dann noch als letztes Gesetz das Poststrukturgesetz, in dem die Höhe der Ersatzpflicht für die Aktivbezüge und Pensionsbezüge der Beschäftigten klargestellt wird, wenn diese an andere Gesellschaften ausgelagert werden.

Das wäre der Verkehrsbereich.

Zum Medienbereich möchte ich ankündigen, dass ich – wir werden ja morgen noch darüber reden – diesen morgen behandeln werde. Ich möchte heute nur einen Punkt herausgreifen, weil Frau Bundesministerin Gehrer jetzt da ist.

Wir hatten bisher im Rundfunkgebührengesetz eine Befreiung für die Lehrlingsheime, die ich, als ich noch in der Bundeskammer tätig war, für diese Heime damals durchge­setzt habe. Als Obmann eines großen Studentenheimträgers habe ich mich dann auch bemüht, die Studentenheime in diese Ausnahmebestimmung zu bringen. Das ist die ganze Zeit nicht geglückt, aber ich kann dem Hohen Haus heute mitteilen – und ich darf Ihnen, Frau Bundesministerin, sehr herzlich für diese Vorlage danken –, dass jetzt generell Heime für Auszubildende ausgenommen sind, also auch die Studentenheime. Gerade in der letzten Zeit wurden da die Kontrollen sehr viel schärfer, und es hat dort wesentliche Probleme gegeben.

In diesem Sinne danke ich für Ihre Aufmerksamkeit. – Den zweiten Teil der Medienge­setze werden wir morgen besprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

14.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Haidlmayr, die sich 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung auferlegt hat. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


14.14

Abgeordnete Theresia Haidlmayr| (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Bei dieser Pensionsreform hieß es immer wieder, dass es für jene, die ganz geringe Pensionen haben, so genannte Abfederungsmaßnahmen geben soll, und dazu haben Sie jetzt den so genannten Härteausgleichsfonds geschaffen.

Wenn ich das Wort „Härteausgleich“ oder „Unterstützungsfonds“ höre, werde ich sehr hellhörig, denn wir Menschen mit Behinderung sind da wirklich gebrannte Kinder, was solche Fonds betrifft. Das ist immer mehr oder weniger das Nichts vom Nichts – nur hat es einen Namen. (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt habe ich mir natürlich heute, als dieser Abänderungsantrag gekommen ist, sofort angesehen, wie denn diese Abfederungen, die Sie meinen, ausschauen bei diesem Härteausgleichsfonds im Rahmen der Pensionsversicherung. Und da habe ich wirklich gedacht, ich sehe nicht richtig! Ich muss sagen, es ist schon fast eine Kunst, dass in so wenigen Köpfen, die dieses Papier ausgearbeitet haben, ein solcher Wahnsinn entste­hen kann! Das ist wirklich schon so scharf, dass man es nicht mehr für möglich hält, dass es so etwas gibt.

Jetzt erzähle ich Ihnen auch, warum. – Dieser Härteausgleichsfonds des Bundes ist ein gemeinnütziger, dient also einem gemeinnützigen Zweck. Okay. Da fragt man sich zuerst einmal: Ist vielleicht schon überhaupt das ganze Sozialwesen gemeinnützig, oder gibt es da auch noch irgendwelche Rechte?

Dann lese ich weiter und sehe: Anspruch auf diesen Härteausgleichsfonds gibt es nur dann, wenn, nach Maßgabe, die Fördermittel vorhanden sind. Das heißt, wenn der Topf leer ist, dann möchte ich auf die „Federn“ nicht fallen, denn da wird es wahr­scheinlich hart werden. Das ist so, als wenn Sie einen Köpfler in ein Schwimmbad oh­ne Wasser machen. Das ist genau dasselbe. (Beifall bei den Grünen.)

Und dann gibt es, wenn Sie überhaupt Geld haben, die Zahlungen nicht regelmäßig – sollte das irgendjemand gedacht haben, hat er sich getäuscht –, sondern es gibt nur einmalige Geldleistungen. Das heißt, es kann jeder wieder ganz neu anzusuchen be­ginnen. Und einen Rechtsanspruch gibt es sowieso nicht.

Das heißt, es ist das eine Almosenversorgung – unter der Voraussetzung, dass in Ihrem Federbett überhaupt Federn drinnen sind und dass Sie nicht bis auf den Beton hinunterfallen.

Und dann – und da habe ich persönlich gedacht, das halte ich nicht mehr aus! – wird geschildert, wie dieser Fonds gespeist wird. Da steht drinnen, dass der Bund etwas in den Fonds hineinzahlt, und dann steht: Die Mittel des Fonds werden weiters aufge­bracht durch – erstens – Zuwendungen ... (Abg. Öllinger: Streicheln!) – Ich weiß nicht: Sind das Streicheleinheiten? Oder sind das Liebkosungen? Oder sind das nette Worte des Bedauerns? – Das weiß man nicht.

Weiter heißt es – und man würde nicht glauben, dass man so etwas überhaupt hinein­schreibt! –: durch Schenkungen, Erbschaften und Vermächtnisse. – Ich frage mich: Ist es möglich, dass man sich traut, so etwas niederzuschreiben? Es wird doch nicht ir­gendwer da herinnen glauben, dass es einen Menschen in Österreich gibt, der so deppert ist, dass er dem Staat eine Erbschaft zukommen lässt, ein Vermächtnis, oder dass er jemandem etwas schenkt! (Abg. Wittauer: Androsch, ...! – Abg. Amon: Sie glauben gar nicht, wie viele es da gibt!)

Wenn Sie jetzt meinen, dass die Bartensteins, Prinzhorns, Stummvolls et cetera jetzt plötzlich ihr Geld da einzahlen, hätten Sie sie namentlich erwähnen müssen, weil dann wäre das fix, dann würden wir es wissen. Aber wenn man glaubt, man kann Härtefälle dadurch ausgleichen, dass man jemanden findet, der einem etwas schenkt oder etwas vererbt – meine sehr geehrten Damen und Herren, wo leben Sie denn überhaupt?! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wittauer: Das ist ja nur eine Definition, Frau Abgeord­nete!)

Bevor irgendjemand – auch in schlechtestem geistigen Zustand! – der Bundesregie­rung etwas schenkt oder vererbt, hat er vorher hunderttausend andere Organisationen, denen er das Geld gibt, wenn er es wirklich nicht mehr braucht oder wenn er wirklich niemanden mehr hat, dem er es geben könnte – aber sicher nicht dem Bund, dessen können Sie sicher sein! Spätestens in einem Jahr werde ich eine Anfrage stellen, und da lasse ich mir von Ihnen sagen, wer Ihnen etwas geschenkt, wer Ihnen etwas vererbt oder Ihnen ein Vermächtnis übertragen hat. Und dann werden Sie mir zurückschrei­ben: Leider war niemand da, aber wir haben die Leute alle brav gestreichelt, die ge­kommen sind. Die Zuwendungen haben wir geleistet. Sie haben zwar finanziell nichts gebracht – aber lieb waren wir zu ihnen!

Wenn das Ihre Politik ist, dann sollten Sie mit Ihrer Politik aufhören! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr spricht Herr Abgeordneter Wittauer 5 Minuten zu uns. – Bitte.

 


14.20

Abgeordneter Klaus Wittauer| (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Zu Herrn Abgeordnetem Matznetter, der sich vor­her so über die Landwirte aufgeregt hat: Ich habe schon einmal gesagt, sozialdemokra­tische Schrebergärtner sollen nicht über Landwirtschaft reden, denn sie verstehen nichts davon! Die Landwirte bringen einen wesentlichen Teil in die Allgemeinheit ein und werden auch ihren Teil zur Harmonisierung beitragen. – Das verspreche ich Ihnen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Frau Abgeordnete Scharer hat das AMS in die Diskussion eingebracht. Das erinnert mich daran, dass wir in unserem Wahlprogramm angekündigt haben, das AMS gehört reformiert. Wir werden uns auch die Zeit nehmen, beim AMS ganz genau zu schauen, ob es wirklich so arbeitet, wie wir es erwarten. (Abg. Binder: Wie denn? Wie erwarten Sie es sich?)

Meine Damen und Herren! Ich kann mich nur der Abgeordneten Mares Rossmann an­schließen: Heute ist eine Sternstunde des Parlamentarismus! (Abg. Dipl.-Ing. Pirkl­huber: Das ist ein Meteorit, keine Sternstunde!) Durch den Kampf und die Ausdauer unserer freiheitlichen Abgeordneten, die die Verhandlungen geführt haben, wird heute eine Pensionsreform beschlossen, die die Bezeichnung „soziale Pensions­reform“ ver­dient (Abg. Mandak: Nicht verdient!) und der sie auch gerecht wird.

Sigi Dolinschek und Max Walch haben sich in den Verhandlungen in entscheidenden Bereichen durchgesetzt. Nicht der ÖGB und nicht die Opposition haben sich in ihrer Verweigerung, mitzuverhandeln und mitzugestalten, durchgesetzt, sondern verantwor­tungsvolle Abgeordnete auf Seiten der Freiheitlichen und auch auf Seiten der ÖVP, um ein Ergebnis zu erzielen, auf das sie stolz sein können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Um der Opposition ein bisschen Nachhilfeunterricht zu geben, denn lesen kann sie scheinbar nicht besonders gut: Der Verlust für „Hackler“ und für Pensionisten mit 45 Beitragsjahren wird durch einen Härteausgleichfonds 2004 mit 10 Millionen € aus­geglichen, 2005 mit 15 Millionen € und 2006 mit 18 Millionen €. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: So schaut’s aus!) Das betrifft alle, die unter 1 000 € Pensionsanspruch liegen, auch die, die knapp nicht die 45 Beitragsjahre erreichen, und auch jene, die mit 45 Beitragsjahren die Höchstbemessung knapp verfehlt haben. Damit ist der Gerech­tigkeit allen gegenüber wirklich zum Durchbruch verholfen worden! (Rufe bei der SPÖ: Mittelalter! Feudalherrschaft! – Abg. Eder: Großgrundbesitzer!)

Bei den Beamten wurde eine 10-prozentige Verlustdeckelung eingeführt, das bedeutet mit der letzteingeführten Deckelung von 17 Prozent, dass die Beamten einen Ausgleich mit einer Gesamtdeckelung von 27 Prozent tragen müssen. (Abg. Eder: Wer hat denn das aufgeschrieben? Das stimmt ja gar nicht!)

Der Solidarbeitrag von Funktionspensionen in den Sozialversicherungen wird von 2 Prozent auf 8 Prozent erhöht, und die Funktionäre, die sich bereits in Pension befin­den – das sind vor allem (in Richtung SPÖ) eure –, werden auch ihren Teil beitragen müssen und gleich wie die Beamten 3,3 Prozent Solidarausgleich mittragen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die Harmonisierung der Pensionssysteme wird mit 1. Jänner 2004 sichergestellt. Ich habe das gestern schon gesagt. Abfangjäger und Pensionsreform interessieren Sie, da muss ich Ihnen offensichtlich auch wieder ein bisschen Unterricht darin geben, was in der Pensionsreform alles drinnen steht: die Deckelung – das habe ich Ihnen vorher gesagt –, mehr Pension für längeres Arbeiten – das haben Sie offensichtlich auch nicht gesehen – und Verbesserungen für Frauen. (Abg. Reheis: Wirklich? Es kriegen offen­sichtlich alle mehr! – Sie kriegen aber weniger!)

Über die Lage der Frauen regen Sie sich hier im Hohen Haus ja auf: Im derzeitigen Pensionssystem wirken sich die Zeiten ohne Erwerbstätigkeiten und Zeiten von Teil­zeitarbeiten bezüglich der Höhe der zukünftigen Pensionen nicht nachteilig aus. (Abg. Reheis: Die FPÖ ist der Vertreter der Großen geworden, der Kapitalisten!) – Sie müs­sen zuhören! Nur schreien nützt nichts! Lesen können Sie auch nicht, jetzt probiere ich, es Ihnen vorzulesen, aber nicht einmal da können Sie zuhören. (Abg. Reheis: Kollege Scheuch hat auch den Kopf geschüttelt!)

Es gibt auch ein Maßnahmenpaket für ältere Arbeitnehmer. – Bitte sehen Sie sich das an, das ist wirklich interessant! Es gibt weiters Verbesserungen bei der Erhöhung des Altersübergangsgeldes und Verbesserungen bei der Anrechnung von Ersatzzeiten und dem Nachkauf von Studienzeiten. – Ein ganzes Paket an positiven Bereichen wird in 91 Gesetzen verabschiedet. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch  in Richtung des Abg. Reheis –­: Ein ganzes Paket!) Wir werden es auf alle Fälle mittragen, und ich hoffe, dass Sie das auch können.

Das nunmehr vorliegende Paket zur Pensionsreform ist und bleibt ein freiheitlicher Er­folg. Das FPÖ-Verhandlungsteam mit Bundesparteiobmann Herbert Haupt hat sich in allen wesentlichen Dingen und Bereichen durchgesetzt. (Abg. Öllinger: Was? Super!) Ihm gilt besonderer Dank, denn er ist das soziale Gewissen dieser Bundesregierung. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir Freiheitlichen können stolz auf unsere Abgeordneten sein, die unter Federführung von Sigi Dolinschek und Max Walch bis zuletzt um die soziale Ausgewogenheit und Fairness dieser Pensionsreform gekämpft haben. Früher stand für soziale Ausgewo­genheit – ich erinnere mich gut daran, in meinem Haus waren sehr viele Sozialdemo­kraten gewesen – immer die Farbe Rot. Die Ausgeglichenheit der Sozialdemokraten – natürlich ist das schon lange her. Heute trage ich letztmalig eine rote Krawatte in die­sem Parlament, da Sie, meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten, keiner­lei soziale Kompetenz mehr besitzen. Blau hat Sie in dieser Frage abgelöst, und ich bin stolz, ein Teil dieser Partei zu sein. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Reheis: Blau hat ausgelöst! – Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Das inhaltliche Schweigen der Grünen ist erträglich, denn vernünftige Vorschläge wur­den von Ihnen in der Frage der Pensionsreform nicht eingebracht. Ich bin jetzt schon neugierig, wie sich die Damen und Herren der Opposition bei der namentlichen Ab­stimmung zur Harmonisierung der Pensionssysteme und zum Abbau der Politikerprivi­legien verhalten werden. Stimmen Sie zu, zeigen Sie Charakter, dann ist auch Ihnen die Anerkennung der Menschen sicher! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

14.25

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Keck zu Wort. 4 Minuten Redezeit werden eingestellt. – Bitte.

 


14.26

Abgeordneter Dietmar Keck| (SPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Sich jetzt in der Pensionsfrage als große Be­schützer der Schwerarbeiter hinzustellen, wie das die FPÖ versucht, ist reiner Schwin­del. Neben der geringen Zahl an Menschen, die davon profitieren können ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Abgeordneter! Sie fangen gleich mit einem „Schwindel“ an. – Würden Sie das bitte zurücknehmen? (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Was ist jetzt mit Schwindel? Nehmen Sie das zurück!) Herr Abgeordneter Keck, neh­men Sie den Ausdruck „Schwindel“ zurück?

 


Abgeordneter Dietmar Keck| (fortsetzend): Nein!

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Dann erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wenn es zwei sind, dürfen Sie nicht mehr reden!)

 


Abgeordneter Dietmar Keck| (fortsetzend): Ich möchte daran erinnern, dass die FPÖ bei der Beschlussfassung beziehungsweise Novellierung des Nachtschwerarbeiterge­setzes gegen diese Gesetze gestimmt hat. Nur diese laut Gesetz offiziellen Schwerar­beiter von diesem „Pensionsraub“ auszunehmen, ist zu wenig. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dieser Ton ist nicht gewünscht!) Zumindest allen Schichtarbeitern und allen echten Arbeitern, die seit der Lehre als klassische Arbeiter „gehackelt“ haben – nur hier ist der Begriff „Hackler“ wirklich richtig verwendet –, müssen Ausnahmen bei der Frühpension zugestanden werden.

Ihr Abänderungsantrag berücksichtigt das nicht. Er enthält nichts für „Hackler“, er ent­hält nichts für Schwerarbeiter, und der Ausgleichsfonds ist nur eine Einmalzahlung. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Schön lesen!) Meine Damen und Herren! Dieser Abände­rungsantrag ist nicht das Papier wert, auf dem er steht! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ihr Papier!)

Meine Damen und Herren! Abgeordneter Stummvoll verwendet immer, wenn er als Riesenpensionsbezieher für die Pensionskürzungen der Kleinverdiener eintritt, seine verkürzte und problematische 3 – 6 – 12-Formel. Diese besagt, dass die Menschen im Durchschnitt im Vergleich zu 1970 heute angeblich drei Jahre später zu arbeiten beginnen, sechs Jahre früher in Pension gehen und zwölf Jahre länger leben. Mit diesen Durchschnittswerten sollen alle Österreicherinnen und Österreicher über einen Kamm geschoren werden.

Eine solche Vorgangsweise führt in Hunderttausenden Einzelfällen zu unakzeptablen, extrem ungerechten Ergebnissen. Besonders für die Arbeiterinnen und Arbeiter stimmt diese Stummvoll-Formel überhaupt nicht. Es zeugt von einer unglaublichen Ver­höhnung jener Menschen, die mit 15 Jahren eine Lehre beginnen und so am längsten und am härtesten arbeiten, wenn man ihnen nun mit dem Argument, sie würden ohne­hin um drei Jahre später zu arbeiten beginnen, die Pension kürzt und sie zwingt, 50 Jahre zu arbeiten – nämlich vom 15. bis zum 65. Lebensjahr. Das ist, gelinde gesagt, ... – Das Wort darf ich nicht mehr sagen, sonst bekomme ich einen zweiten Ordnungsruf. (Abg. Silhavy: Aber wir haben es verstanden!)

Dass man 1970 drei Jahre früher zu arbeiten begonnen hätte, trifft auf Arbeiter, die mit 15 eine Lehre beginnen, nicht zu. Nach der Logik des Kollegen Stummvoll hätten diese vor 30 Jahren mit zwölf Jahren eine Lehre beginnen müssen. Aber auch damals, meine Damen und Herren, hat man die Lehre nicht um drei Jahre früher begonnen. – Das hätten vielleicht so manche in ÖVP und FPÖ gerne, doch so weit haben Sie Österreich – Gott sei Dank! –noch nicht gebracht, auch wenn es sich manche von Ihnen noch so herzlich wünschen würden. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch die Aussage, 1970 hätten alle die Pension erst sechs Jahre später angetreten, stimmt nicht und dient nur der Propaganda. Im Jahre 2001 lag das durchschnittliche Pensionsantrittsalter der Arbeiter bei 58,1 Jahren. 1970 hätte es laut Falschinformation des Herrn Stummvoll um sechs Jahre höher, also bei 64,1 Jahren liegen müssen. – Tatsache ist, dass im Jahre 1970 die Arbeiter durchschnittlich mit 59,8 Jahren ihre Pension angetreten haben, meine Damen und Herren!

Auch bei der Länge der durchschnittlichen Bezugsdauer der Pension liegt der selbsternannte „beste Redner“ des Parlaments weit daneben. Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich sind heute nicht um zwölf Jahre länger in Pension, sondern nur um vier Jahre. Heute können Arbeiterinnen und Arbeiter zum Glück noch nach bis zu 45 Arbeitsjahren rund 17 Jahre ihre Pension genießen; 1970 waren es rund 13 Jahre.

Meine Damen und Herren! Ich habe es von diesem Pult aus schon mehrmals gesagt und muss es leider heute wiederholen: Kollege Max Walch! – Er ist wieder einmal nicht da. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Da steht er!) – Ah, da ist er eh. (Abg. Walch: Ich horche dir bei deiner vorgeschriebenen Rede zu!) – Wie willst du das den Arbeitern in deinen Betrieben erklären, was du hier und heute sagst? Kollege Walch, du kannst das schlicht und einfach nicht! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wahrscheinlich steht in der Rede drin, dass Max Walch fehlt!)

Darum habe heute den Mut und stelle dich auf die Seite derjenigen, die du vertreten willst! Verlass die Reihen rund um die Herren Stummvoll, Schüssel, Grasser und Bar­tenstein und kehre zurück in die Reihen, aus denen auch du kommst, nämlich aus den Reihen der Arbeiter, falls du das inzwischen vergessen hast, Kollege Walch! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir sind alle Arbeiter, Herr Kollege!)

Ich richte dir einen Gruß von deinen Bauarbeitern aus und teile dir den O-Ton dessen mit, was am Wochenende knapp 600 Bauarbeiter gesagt haben: Wenn der Walch für diese Pensionsreform stimmt, verjagen wir ihn mit einem nassen Fetzen! – Präge dir das ein, Kollege Walch! Wir werden in ganz Oberösterreich die Arbeiter über dein Ab­stimmungsverhalten informieren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Walch: Kannst du frei auch reden oder nur lesen? – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wer hat dir denn die Rede ge­schrieben?)

14.31

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Machne. Wunsch­gemäße Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


14.31

Abgeordnete Helga Machne| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Bil­dungsministerin! Frau Außenministerin! Herr Justizminister! Meine sehr verehrten Da­men und Herren des Hohen Hauses! Liebe Frau Kollegin Haidlmayr, ich muss gleich einmal ein paar Worte zu Ihren Ausführungen sagen.

Selbstverständlich ist es möglich, dass es Menschen in Österreich gibt, die für einen Sozialfonds oder auch für eine Gemeinde Spenden und auch Erbschaften zur Verfü­gung stellen. (Abg. Haidlmayr: Aber mit so etwas spekulieren auf Kosten der Men­schen, das ist eine harte Geschichte!) – Das ist keine Spekulation, aber ich darf viel­leicht noch anführen, dass die Stadtgemeinde Lienz zum Beispiel sehr wohl ein Haus geerbt und auch Spenden bekommen hat. – Das nur zu Ihren Ausführungen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Haidlmayr: Aber nicht dem Bund!)

Das ist jedenfalls Tatsache, und ich denke, dass es in Österreich sehr viele Menschen gibt, die für einen Härtefonds auch eine Spende zur Verfügung stellen werden, auch für den Staat, davon bin ich ganz überzeugt. (Abg. Reheis: Spendenrepublik! – Neuerli­cher Zwischenruf der Abg. Haidlmayr.)

Das ist aber eigentlich nicht mein Thema, sondern die Luftraumüberwachung – an und für sich ein sehr abgedroschenes Thema, aber die Ausführungen im Budgetausschuss, und zwar die der Kollegen Pilz und Kogler – leider sind sie nicht da, aber ich denke, Sie werden es ihnen erzählen –, haben mich doch dazu veranlasst, dazu etwas zu sa­gen. Bei diesen meines Erachtens sehr unqualifizierten Äußerungen gegenüber unse­ren Ministern Grasser, Bartenstein und auch Platter ist mir ein Sprichwort eingefallen: „Wie der Schelm denkt, so ist er!“ (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, Sie alle wissen, was das bedeutet: Wenn jemand einen anderen als Schwindler bezeichnet, dann ist er selbst ein Schwindler. (Abg. Oberhaidinger: Herr Präsident! Die Worte „Schwindler“ und „Schelm“ haben einen Ordnungsruf verdient!) Herr Präsident, das Wort „Schwindel“ ist heute schon sehr oft zu Ihrem Missfallen ver­wendet worden, aber es ist tatsächlich im Budgetausschuss und auch bei den gestri­gen Reden noch sehr oft gefallen: „Schwindel“, „Schmäh“ und „Schiebung“; das waren die Worte der Abgeordneten der grünen Fraktion, und dem kann ich absolut nicht zustimmen!

Tatsache ist, dass wir eine Luftraumüberwachung brauchen. Wir alle wissen das, und die Anschaffung der Abfangjäger ist eine Notwendigkeit. Ich selbst kenne mich da – das gebe ich zu – nicht sehr gut aus, ich habe aber einen Kommandanten des Bun­desheeres in Lienz zu diesem Thema befragt, und dieser hat mir eine sehr einleuch­tende Erklärung gegeben. Er meinte, das sei ganz einfach: Ein Luftraum, der nicht überwacht wird, ist wie eine Autobahn mit vielen Radarstationen, auf der es aber keine Polizei gibt. – Das ist etwas, was sicher nicht sinnvoll ist. Daher brauchen wir diese Flugzeuge. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Dass es unserem Minister Bartenstein gelungen ist, für diesen Kauf der Eurofighter Gegengeschäfte im Wert von circa 4 Milliarden € zu erreichen, dazu kann ich nur gra­tulieren! Ich denke, Sie alle wissen, dass 2 Milliarden von diesen 4 Milliarden wieder durch Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge an den Bund zurückfließen. Diese 4 Milliarden € an Gegengeschäften sichern – davon bin ich überzeugt – Tausen­de von Arbeitsplätzen, und ich hoffe, dass auch noch neue Arbeitsplätze dazukommen.

Von der Bundesregierung ist ja angedacht, dass auch strukturschwache Gebiete be­rücksichtigt werden, wenn es High-Tech-Betriebe gibt, die sich in Österreich ansiedeln möchten. – Da bin ich auch schon bei meinem Punkt, bei Osttirol.

Ich richte an Herrn Minister Bartenstein, der jetzt leider nicht da ist – aber ich werde es ihm persönlich sagen – die Bitte, dass er bei der Ansiedelung von neuen Betrieben auch an unser Osttirol denkt. Wir haben sehr gut ausgebildete junge Menschen, die das sicher verdienen würden. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

14.36

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Pirklhuber, der 6 Minuten zu uns sprechen möchte. – Bitte. (Abg. Wittauer – den Abg. Dipl.-Ing. Pirklhuber ein Stück zum Rednerpult begleitend –: Hoffentlich einmal ein bisschen etwas zum Schutz für die Landwirtschaft! – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Herr Präsident, der schüchtert die Leut’ ein!)

 


14.36

Abgeordneter Dipl.-Ing. Wolfgang Pirklhuber| (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte KollegInnen! Wir füh­ren hier eine wirklich schon langatmige Debatte. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Ja, das stimmt!) Es kommen von den Regierungsfraktionen immer dieselben rhetorischen Worthülsen, es kommt ein Einheitsbrei von Argumentation, so nach dem Motto: Beides ist notwendig, wir machen das Richtige und das Notwendige und so weiter. – Die Kol­legin hat das vorexerziert. (Abg. Murauer: Jetzt kommen die Pointen von Pirklhuber!)

Ich möchte auch an die gestrige Rede von Vizekanzler Haupt anknüpfen, in der er als Sozialminister gemeint hat, beides sei notwendig: die Pensionsreform und die Abfang­jäger. – Das ist also Ihre Meinung. Und das aus dem Mund eines Sozialministers! Überlegen Sie einmal, was Einsicht in die Notwendigkeit erfordern würde: jenen politi­schen Diskurs, der nicht stattgefunden hat, der von Ihnen verweigert wurde, und jenes Maß an Freiheit, das notwendig ist, um wirklich die Argumente abzuwägen, um die Bevölkerung ordentlich zu informieren und um wirklich alle interessierten Kreise einzu­binden! Meine Damen und Herren! Diese Chance haben Sie ganz einfach vertan, und das ist einfach schade und ein Schaden für Österreich! (Beifall bei den Grünen.– Abg. Murauer: Wo waren Sie nicht eingebunden, Herr Kollege?)

Aus unserer Sicht sind weder die Abfangjäger notwendig, noch die Pensionsreform in dieser vorgelegten Form. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Daher bringe ich auch den Abänderungsantrag der Abgeordneten Öllinger und Gla­wischnig zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage 59 der Bei­lagen, Budgetbegleitgesetz 2003, 111 der Beilagen zur Kenntnis. Dieser Abände­rungsantrag ist Ihnen zugegangen. Ich werde im Folgenden die wesentlichen Aspekte dieses Abänderungsantrages erläutern:

Dieser Antrag umfasst vier Kernelemente.

Der erste Punkt – Herr Kollege Wittauer! – ist die Eliminierung aller pensionsrechtlich relevanten Paragraphen aus den Budgetbegleitgesetzen. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Das ist notwendig und richtig, und zwar deshalb, weil es im gesamtstaatlichen Interesse ist, einen wirklich breiten öffentlichen Diskurs zu führen und die Fragen, die jetzt noch ungeklärt sind – und das ist eine ganze Fülle –, wirklich seriös im Gesamtzusammenhang mit der angestrebten Harmonisierung des Pensions­systems im Herbst zu diskutieren. (Abg. Dipl.-Ing. Missethon: Bitte eine Lösung des Pensionsproblems!)

Herr Kollege Molterer, das wäre die Chance gewesen; Sie haben sie leider verspielt. Ich hoffe, dass Sie mit diesem Antrag mitgehen werden, zumindest einige Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ. (Abg. Wittauer: Wir haben ja einen eigenen Entschlie­ßungsantrag eingebracht!)

Weiters fordern wir in diesem Abänderungsantrag, dass Mitteilungen im Rahmen der Arbeitslosenversicherung in Zukunft bescheidmäßig erfolgen, damit es zu mehr Rechtssicherheit kommt. Es besteht eine prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt. Es ist notwendig, dass die Menschen Rechtssicherheit haben.

Wir fordern auch, dass das Übergangsgeld für Menschen in der Altersarbeitslosigkeit über 2009 hinaus gewährleistet sein muss, denn es kann doch nicht sein, dass ältere Menschen in unserem Land einem Gnadenakt per Verordnung des Wirtschaftsministe­riums ausgesetzt sind. Es geht also auch um eine Absicherung für ältere Menschen, die unverschuldet in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden. (Beifall bei den Grünen.)

Viertens: Als Zukunftsstrategie, der wir uns generell verpflichten, eine Aufstockung der Umweltförderung für die Jahre 2004 bis 2006. Herr Kollege Molterer, wir haben viel diskutiert über diese Angelegenheit im Kontext mit der Umsetzung der Kyotoziele. „Ar­beit durch Umwelt“ muss die Chance sein, die wir endlich nützen. Das bedeutet Auf­stockung, so wie Sie es bereits im Jahre 2002 festgesetzt hätten, aber nicht in diesen Budgetbegleitgesetzen umgesetzt haben. – Das sind die Kernelemente unseres Antra­ges.

Ich will Ihnen auch noch zu Gemüte führen, was im Bereich der Härtefondsregelung völlig inakzeptabel ist. Völlig inakzeptabel ist die Frist drei Jahre. (Abg. Murauer: Wo ist jetzt der Vorschlag?)

Meine Damen und Herren! Sie sehen für die Jahre 2004, 2005 und 2006 Mittel in Höhe von10, 16 ,18 Millionen vor, allerdings nur für diese drei Jahre. Was ist dann? – Das ist einmal eine Frage, die völlig unbeantwortet bleibt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Murauer.)

Kollege Murauer, ich bin kein Sozialexperte, aber ich habe mir diesen Punkt genau angesehen. Wenn Sie hier in die Begründung schauen, dass ein Antrag auf eine ein­malige Zuwendung, wie gesagt, davon abhängig gemacht wird, dass die Versiche­rungsdauer 30 Beitragsjahre oder 40 Versicherungsjahre umfassen muss, damit da ein Anspruch besteht, dann ist klar, dass der Großteil der erwerbstätigen Frauen von vorn­herein aus dieser Regelung herausfällt.

Haben Sie sich einmal überlegt, was das für die Frauen in Österreich bedeutet, die von dieser Maßnahme betroffen wären?! (Beifall bei den Grünen.)

Abschließend: Kollege Wittauer, Sie haben hier von „Sternstunden“, von „Stolz“ und allem Möglichen gesprochen. Ich würde an Sie, an die KollegInnen der FPÖ appellie­ren: Wenn Sie nicht als die Umfaller des Jahres 2003 in die Parlamentsgeschichte ein­gehen wollen, dann stimmen Sie gegen Ihre eigene Vorlage und sorgen Sie für eine umfassende Diskussion zu einer sozial ausgerichteten Pensionsreform im Herbst 2003! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.42

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der von Herrn Abgeordnetem Dipl.-Ing. Pirklhuber ein­gebrachte Abänderungsantrag, der vom Abgeordneten Pirklhuber geschäftsordnungs­gemäß in seinen Kernpunkten vorgetragen wurde, ist ausrreichend unterstützt und steht daher damit mit in Verhandlung. Er wurde gemäß § 53 Abs. 4 der Geschäftsord­nung an die Abgeordneten verteilt und wird dem Stenographischen Protokoll beige­druckt.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Karl Öllinger, Freundinnen und Freunde zum Bericht des Budget­ausschusses über die Regierungsvorlage (59 der Beilagen – Budgetbegleitgesetz 2003) – 111 der Beilagen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

1. In Art. 7 betreffend die Änderung des B-DG entfallen die Z. 1, 2, 5 und 11.

2. Nach Ziffer 7 wird folgende neue Ziffer 7a eingefügt:

„7a. Nach § 6 Abs. 2b wird folgender neuer Abs. 2c eingefügt:

‚(2c) der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft kann ab dem Jahr 2004 für Zwecke der Umweltförderung im Inland und Umweltförde­rung im Ausland (§§ 23 ff) Förderungen zusagen und Aufträge gemäß Abs. 1 erteilen. Im Jahr 2004 stehen mindestens 58 Mio. €, im Jahr 2005 69 Mio. € und im Jahr 2006 80 Mio. € zur Verfügung. Soweit Verpflichtungen bis zu diesem Ausmaß nicht eingegangen oder diese Mittel nicht in vollem Ausmaß in Anspruch genommen werden, können diese Verpflichtungen in den Folgejahren zusätzlich eingegangen werden bzw. stehen diese Mittel in den Folgejahren zusätzlich zur Verfügung.’“

3. In Art. 10 betreffend die Änderung des Richterdienstgesetzes entfallen die Z. 2, 3, 5, 7, 7a, 7b, 8 und 9.

4. In Art. 11 betreffend die Änderung des Landeslehrer- Dienstrechtgesetzes entfallen die Z. 1, 2, 3, 8, 8a, 8b, 9, 10 und 11.

5. In Art. 12 betreffend die Änderung des Land- und Forstwirtschaftlichen Landesleh­rer-Dienstrechtsgesetzes entfallen die Z. 1, 2, 3, 8, 8a, 8b, 9 und 10.

6. Art. 14 betreffend die Änderung des Pensionsgesetzes entfällt.

7. Art. 15 betreffend die Änderung des Bundestheaterpensionsgesetzes entfällt.

8. Art. 16 betreffend die Änderung des Teilpensionsgesetzes entfällt.

9. Art. 17 betreffend die Änderung des Verfassungsgerichtshofgesetzes entfällt.

10. Art. 18 betreffend die Änderung des Bundesbahnpensionsgesetzes entfällt.

11. In Art. 19 betreffend die Änderung des Bundesbahngesetzes entfallen die Z. 2, 3, 4, und 5.

12. Art. 20 betreffend die Änderung des Bundesbediensteten-Sozialplangesetzes ent­fällt.

13. Art. 74 betreffend die Änderung des ASVG – Teil 2 entfällt.

14. In Art. 74 entfällt in der Überschrift die Bezeichnung „Teil 1“.

15. Art. 75 betreffend die Änderung des GSVG – Teil 2 entfällt.

16. In Art. 75 entfällt in der Überschrift die Bezeichnung „Teil 1“.

17. Art. 76 betreffend die Änderung des BSVG – Teil 2 entfällt.

18. In Art. 76 entfällt in der Überschrift die Bezeichnung „Teil 1“.

19. Art. 83 Z 11. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags lautet wie folgt:

„11. § 24 lautet:

§ 24. (1) Wenn eine Voraussetzung für den Anspruch auf Arbeitslosengeld wegfällt, ist es einzustellen; wenn sich eine für das Ausmaß des Arbeitslosengeldes maßgebende Voraussetzung ändert, ist es neu zu bemessen. Die bezugsberechtigte Person ist von der Einstellung oder Neubemessung mittels Bescheid in Kenntnis zu setzen.

(2) Wenn sich die Zuerkennung oder die Bemessung des Arbeitslosengeldes als ge­setzlich nicht begründet herausstellt, ist die Zuerkennung zu widerrufen oder die Be­messung rückwirkend zu berichtigen. Dies bedarf der Bescheidform.’“

20. In Art. 83 Ziff. 21 des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags entfallen in § 39a (1), erster Satz, die Worte „in den Jahren 2004 bis 2006“ sowie der § 39a Abs. 7.

21. Art. 85 Ziffer 3. und Ziffer 4. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags entfällen.

22. Art. 85 Ziffern 5. bis 7. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags erhalten die Bezeichnung 3. bis 5..

Begründung

Zu Z 1. und Z 3. bis 18.:

Das Vorhaben der Bundesregierung, im Zuge der Budgetdebatte 2003 im Schnellver­fahren eine Veränderung des Pensionsrechts herbeizuführen, ist gescheitert.

1. Die Gesetzesvorlage ist unausgegoren und in mehrfacher Hinsicht verfassungs­rechtlich bedenklich.

2. Die Verweigerung einer substantiellen Debatte mit den SozialpartnerInnen durch den Bundeskanzler sowie die fehlende Bereitschaft des Bundeskanzlers, auf die Vor­schläge der Sozialpartner einzugehen und Kompromisse zu suchen, hat das politische Klima in Österreich wesentlich verschlechtert.

3. Der Regierung ist es nicht gelungen, der betroffenen Bevölkerung zu erklären, wa­rum die von ihr beabsichtigten massiven Beschneidungen zukünftiger Pensionen in dieser Schärfe und vor allem in dieser Geschwindigkeit erfolgen müssten, wo doch der Bundesbeitrag zum Pensionssystem in den nächsten Jahren selbst nach Angaben der Bundesregierung unverändert bleibt.

4. Die Regierung könnte bisher nicht schlüssig erklären, warum es notwendig sei, ins­besondere Frauen mit derart harten Einschnitten bei zukünftigen Pensionen zu bestra­fen.

5. Die Regierung gelang bisher nicht der Nachweis, dass Pensionskürzungen von 30 und mehr Prozent für Menschen, die nach 2028 in Pension gehen werden, notwendig sein sollten, um das Pensionssystem zu sichern.

6. Die Bundesregierung verabsäumte es, festzustellen, dass ein in seinem Anteil am Bruttoinlandsprodukt gleichbleibender Bundeszuschuss zum Pensionssystem auch in Zukunft erhalten bleiben soll.

7. Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zum Bekenntnis durchringen, dass ein gesetzliches und solidarisches Pensionssystem auf Umlagebasis auch in Zukunft das wesentliche Kernelement der Altersversorgung bleiben soll.

8. Der Bundesregierung gelang es bisher nicht, ein glaubwürdiges und vertrauenser­weckendes Maßnahmenpaket zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit im Alter und zur Reduktion der Arbeitslosigkeit überhaupt vorzulegen, sodass befürchtet werden muss, dass die gesetzliche Anhebung des Pensionsantrittsalters zu einer Ausweitung der Arbeitslosigkeit führt.

9. Die Bundesregierung befand es bisher nicht für notwendig, zu erläutern, auf welche Weise Menschen mit geringem oder gar keinem Pensionsanspruch in Zukunft vor Al­tersarmut geschützt werden sollen.

10. Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zu einem Bekenntnis zu einer existenzsichernden Mindestpension für alle durchringen.

11. Die Regierung unternahm noch nicht einmal den Versuch, zu erläutern, wie Län­dern und Gemeinden die aus den Plänen der Bundesregierung resultierenden erhebli­chen Mehrkosten vergütet werden sollen.

Die Grünen treten für die Entwicklung eines Zukunftsmodells für das österreichische Pensionssystems unter Einbindung aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte ein, um eine breitestmögliche Zustimmung zu einer Pensionsreform zu erreichen. Dies kann nur über eine offene und breite gesellschaftliche Diskussion aller Vorschläge un­ter Einbeziehung der Erfahrungen aus ähnlichen Debatten in anderen Ländern erreicht werden.

Der Weg dazu führt neben einer Zurückstellung des gegenwärtigen Plans über eine breite, öffentliche Debatte zur Erarbeitung einer akkordierten Punktation der Eckpunkte einer Pensionsreform, die nach Ansicht der Grünen folgende Punkte zu berücksichti­gen hätte:

die Absicherung des solidarischen Bundesanteils als Grundpfeiler der gesetzlichen Pensionsversicherung;

die Schaffung eines einheitlichen Pensionsversicherungssystems mit einheitlichen Rah­menbedingungen für alle nach dem Prinzip „gleicher Beitrag – gleiche Leistung;

die Schaffung einer Grundsicherung für alle in Höhe des gegenwärtigen Ausgleichszu­lagen-Richtsatzes;

die Schaffung einer sich nach versicherungsmathemathischen Kriterien berechnenden Versicherungspension, die sich über Beiträge aus Erwerbsarbeit auf Umlagebasis fi­nanziert;

eine einheitliche Deckelung der sich aus Grundsicherung und Versicherungspension aus Erwerbsarbeit zusammensetzenden gesetzlichen Pension für alle zukünftigen PensionistInnen;

die Festsetzung eines Stichtages, ab dem unter Mitnahme der jeweils bis zu diesem Zeitpunkt erworbenen Ansprüche aus der gesetzlichen Pensionsversicherung das neue System für alle gilt;

die faire Finanzierung der Beiträge für Ersatzzeiten (Betreuungszeiten, Zivil- oder Prä­senzdienst, Zeiten der Arbeitslosigkeit) aus den jeweils sachlich zuständigen Budgets entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen, die für alle Versicherten gelten;

die Schaffung eines progressiven Pensionssicherungsbeitrages für jenen Anteil von aus öffentlichen Mitteln bzw. von öffentlich-rechtlichen Körperschaften finanzierten Pensionen, der über der ASVG-Höchstpension liegt;

die Abschaffung der Privilegien für AltpolitikerInnen.

Zu Z 2.:

Aufgrund der offensichtlichen Diskrepanz zwischen dem Finanzierungsplan der natio­nalen Klimastrategie im Ministerratsvortrag vom 18.6.2002, dem Regierungsprogramm für die XXII. GP und dem vorgelegten Budgetentwurf 2003/2004 erscheint es notwen­dig, die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen für mehrere Jahre sicherzustellen. Im von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf der UFG-Novelle ist für einen Teil der in der Klimastrategie vorgesehenen Instrumente (JI/CDM) die Finanzierung gesichert und für mehrere Jahre außer Diskussion gestellt. Im wesentlich größeren und für die Inländische Wertschöpfung und Arbeitsplatzsituation wichtigeren Bereich der Umwelt­förderung im Inland ist weiterhin das Ausmaß der möglichen neuen Projekte völlig of­fen. Gemäß Regierungsprogramm ist eine Verstärkung der Bemühungen zum Klima­schutz für die Jahre 2004 bis 2006 vorgesehen. Um diese politische Verpflichtung auch festzuschreiben, ist eine klare Finanzvorschau betreffend Klimaschutzmaßnahmen per Änderung des UFG notwendig.

Zu Z 19. und 20.:

Die unter Ziffer 19 genannte Änderung dient der Verbesserung der Rechtssicherheit im Arbeitslosenversicherungsgesetz und entspricht langjährigen Forderungen etwa der Volksanwaltschaft.

Die unter Ziffer 20 angeführte Änderung verhindert eine Ungleichbehandlung älterer ArbeitnehmerInnen im Falle der Arbeitslosigkeit.

Zu Z 21. und 22.:

Der Entfall des Arbeitslosenversicherungsbeitrags für Menschen, die eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes beziehen, gefährdet die Wiedereingliederung von Menschen in den Arbeitsmarkt und damit den Erfolg der aus Mittel des AMS finanzier­ten Ausbildungsmaßnahmen.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen nunmehr zum nächsten Redner. Herr Ab­geordneter Dipl.-Ing. Hofmann hat sich zu Wort gemeldet. Wunschgemäße Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


14.43

Abgeordneter Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann| (Freiheitliche): Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesministerinnen! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Abgeordnete Scharer hat davon gesprochen, dass es in dieser Republik „kalt“ geworden ist.

Wir können dies außerhalb dieses Hauses sicher nicht feststellen. Ich gehe aber davon aus, dass man dann, wenn man zumindest die Außentemperatur betrachtet, den Blick nach vorne oder nach hinten richten muss, also in den kommenden Winter oder in den vergangenen. Bei den Sozialdemokraten gehe ich davon aus, dass der Blick eher nach hinten gerichtet ist, wie es auch auf politischer Ebene immer der Fall war. Der Schein­werfer wurde immer möglichst nach hinten gerichtet.

Blickt man zurück, sehr geehrte Damen und Herren, dann ist tatsächlich spürbar sozia­le Kälte festzustellen. Ich erinnere Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozi­aldemokratie, daran: Sie, die Sie immer quasi versuchen, jetzt soziale Kälte darzustel­len, haben seinerzeit bei den Behinderten in Heimen das Taschengeld, das in einer Größenordnung von 1 000 S lag, auf 500 S gekürzt. Um Ihnen nur ein Beispiel Ihrer „sozialen Wärme“ klar und plastisch vor Augen zu führen. Da war es wirklich kalt. (Bei­fall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Keck, Sie haben die Schwerarbeiterregelung kritisiert. Meine Frage an Sie: Welche Schwerarbeiterregelung, nicht Nachtarbeiter-, sondern Schwerarbeiter­regelung, haben Sie während der Zeit, als Sie Regierungsverantwortung getragen ha­ben, eingeführt? Wofür haben Sie sich eingesetzt? Was haben Sie legistisch bewirkt in diesem Bereich? – Nichts! Es bedarf dieser Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ, um auch diesen Schwerarbeitern gerecht zu werden, um das anzuerkennen, was wirk­lich vonnöten ist, nämlich schwere Arbeit über einen entsprechend langen Zeitraum, mit einer entsprechenden Abgeltung.

Sie, Kollege Keck, haben sogar eine tatsächliche Berichtigung gebracht, nachdem meine Kollegin Partik-Pablé auf Seite 2 des Abänderungsantrages verwiesen hat.

Die Aussage meiner Kollegin Partik-Pablé ist richtig, denn Sie finden unter den Zuwen­dungen auf Seite 2, dass einmalige Geldleistungen entsprechend dem Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen erfolgen. Damit sind eben die „Hackler“ ge­meint und Pensionen unter 1 000 €.

Die einmalige Abgeltung bezieht sich auf eine einmalige Abgeltung für ein Jahr, wobei sich die Verluste im Jahr 2004 – deswegen ist der Fonds auch etwas niedriger dotiert als in den Folgejahren – im Bereich zwischen 3 und 7 Prozent befinden werden und eine hundertprozentige Abgeltung dieser Verluste aus diesem Härtefonds erfolgen wird.

Des Weiteren finden Sie im Abänderungsantrag in der Begründung auf Seite 5 eben­falls die „Hackler-Regelung“, und zwar findet sich das bei den besonders lang dauern­den Beiträgen zur Pensionsversicherung, also jene, die diese entrichtet haben. Da sind ebenfalls die „Hackler“ gemeint.

Ich nehme an, Sie haben eben die Bezeichnung „Hackler“ nicht gefunden. Jedenfalls ist die hiefür notwendige Regelung sehr wohl in diesem Abänderungsantrag enthalten. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Silhavy: Das ist lächerlich!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Bereits wie am gestrigen Tag werden auch heute seitens der Oppositionsparteien immer wieder Allgemeinplätze und Worthülsen ge­braucht.

Staatssekretärin Haubner, genauso Ministerin Rauch-Kallat, hat dargestellt, und zwar anhand von Fakten, welche Vorteile Frauen auf Grund dieser neuen Pensionsregelung durch diese Pensionsreform erfahren. Sie hat gesagt – und das auch begründet –: Alle Frauen gewinnen bei dieser Pensionsreform.

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Menschen verstehen die Notwendigkeit zu die­ser Reform. Die Position, die Sie einnehmen, ist die des Verharrens, des Untätigseins, des Beibehaltens der bestehenden Zustände. Und wir wissen, was daraus letztlich als Folge resultieren wird: entweder entsprechende Beitragserhöhungen, bis zu elf Jahre länger arbeiten oder halbierte Pensionen für die Zukunft.

Abgeordnete Weinzinger hat prinzipiell nur dargestellt, dass alles für die Frauen schlechter wird, ohne hiebei Fakten zu nennen. Sie hat Allgemeinplätze verwendet, keine Fakten genannt – eine Miesmache, ohne auch nur einen einzigen konstruktiven Beitrag zu leisten!

Dann haben Sie, Frau Kollegin Weinzinger, den Schwenk zur Einkommenssituation der Frauen gemacht, haben die Schere zwischen den Einkommen von Männern und Frau­en ausgewiesen und dafür diese Pensionsreform und vor allem diese Regierung ver­antwortlich gemacht. – Da würde ich den Scheinwerfer tatsächlich etwas weiter zurück­richten und die Ursache für diese Einkommensunterschiede und für die Ungleich­be­handlung von Mann und Frau allerdings woanders suchen. Ich richte dabei meinen Blick nach links, zur Sozialdemokratie.

Dann „natürlich“ der weitere Schwenk über Kinderbetreuungsplätze, die in unzurei­chendem Maße vorhanden wären, bis zu den Abfangjägern (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm), „Kriegsgerät“, wie Sie es genannt haben. – Ich halte es für unzulässig, sicherheitspolitische und sozialpolitische Notwendigkeiten einander gegenüberzustel­len und gegeneinander auszuspielen.

Ich darf Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Opposition, dazu auffordern, von diesem destruktiven Weg abzuweichen und Ihre, wie ich meine, sinnvollen und wün­schenswerten Beiträge zu diesem Reformwerk zu leisten.

Wir haben jetzt den ersten Schritt der Pensionsreform sozusagen hinter uns gebracht. Dieser wird heute zur Beschlussfassung kommen. Aber Sie haben die Möglichkeit, im Zuge der noch bevorstehenden Harmonisierung der Pensionssysteme Ihren, wie ich meine, wünschenswerten Beitrag zu leisten. Ich darf Sie zur Mitarbeit hiezu auffordern. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

14.50

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeordnete Mag. Grossmann spricht nun zu uns. 4 Minuten wunschgemäß. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


14.51

Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann| (SPÖ): Werter Herr Präsident! Werte Mi­nisterin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Was die Regierungsparteien da in die Budgetbegleitgesetze packen, wird unser Land noch teuer zu stehen kommen und den Arbeitsmarkt weiter massiv belasten.

Die höchste Arbeitslosenrate in der Zweiten Republik reicht anscheinend noch nicht. Die vorzeitige Alterspension wegen Arbeitslosigkeit, langer Versicherungsdauer, die Altersteilzeit haben den Menschen einen würdigen, Existenz sichernden Ausstieg aus dem Erwerbsleben ermöglicht.

Sie von ÖVP und FPÖ schicken die Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbei­tet haben, lieber auf das Arbeitsamt oder künftig eher Sozialamt. – Und das haben sich die arbeitenden Menschen in unserem Land nicht verdient. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie, die Sie auf der rechten Seite des Hauses sitzen oder sitzen sollten, haben sich sehr wohl etwas verdient, nämlich abgewählt zu werden – und das so rasch wie mög­lich! (Beifall bei der SPÖ.)

Viele jener älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die noch Arbeit haben, wer­den diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht behalten können. Die verklärte Koaliti­onsromantik, wonach Unternehmen die Erfahrungen älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schätzen wissen und diese bis zum Erreichen des Regelpensionsal­ters auch aus Loyalität weiter beschäftigen, verblasst angesichts einer Realität, wo Menschen mit 40 zum „alten Eisen“ zählen.

Meine Damen und Herren, Sie sind ja alle eifrige Zeitungsleserinnen und Zeitungsle­ser. Wenn Sie in Ihrer Lektüre bis zum Stellenmarkt vordringen, dann werden Sie se­hen, es werden Ihnen kaum Anzeigen unterkommen, wo nicht als gefragtes Höchstal­ter 40, 35 oder gar noch niedriger zu lesen ist.

Glauben Sie wirklich, dass Sie das mit Ihren läppischen Pseudo-Reförmchen, die letzt­endlich nur Zuckerl für die Unternehmen sind, wirklich stoppen können? (Abg. Scheib­ner: Moment! Moment! Wer hat in den Kollektivverträgen die steigende Gehaltspyra­mide gemacht?) Von nachhaltigen beschäftigungspolitischen Maßnahmen nach wie vor keine Spur. Im Gegenteil, mein sehr geehrter Kollege: Das AMS und mit ihm viele Träger arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen werden finanziell ausgehungert und syste­matisch außerstande gesetzt, sogar das Pflichtprogramm zu erfüllen!

Stattdessen darf eine gewisse Frau Dr. Walderdorff oder so ähnlich – sie soll auch adeligen Geblütes sein – auf Kosten der öffentlichen Hand Arbeitslosen Schmink- und Modetipps angedeihen lassen, damit sie einen „Kick für eine Topkarriere“ erhalten, wie das so schön heißt.

Selbst wenn es gelingen sollte, Ältere länger in Beschäftigung zu halten, dann haben wir das Problem auf der anderen Seite des Generationenspektrums. (Abg. Scheibner: Was wollen Sie jetzt?) Jungen Menschen wird der Eintritt in das Berufsleben verwehrt. Junge Menschen haben immer öfters nicht einmal die Chance, in das System der sozi­alen Sicherheit hineinzukommen. Wenn nicht Eltern und Großeltern in der Lage sind, arbeitslosen Jugendlichen Unterhalt zu gewähren, machen Sie schon aus jungen Men­schen Sozialfälle, was gerade am Beginn einer Berufslaufbahn nach einer oft an­spruchsvollen Ausbildung besonders bitter ist. (Abg. Scheibner: Dafür gibt es die Ge­werkschaftsmaßnahmen! Eine aktive Wirtschaft schafft auch Arbeitsplätze, nicht der Staat, Frau Kollegin!)

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, sollten vor allem jene Abgeordneten bedenken, die sich rühmen, die Jüngsten des Hauses zu sein. Das führt mich zur nächsten Untat, die von dieser Bundesregierung geplant wird und mit den Maßnahmen des Budgetbegleitgesetzes in engem Zusammenhang steht. Die Streichung der Not­standshilfe und das damit einhergehende Abdrängen der NotstandshilfeempfängerIn­nen in die Sozialhilfe programmiert soziales Elend in unserem Land. (Abg. Murauer: Frau Kollegin! Die ist noch nicht gestrichen?) – Noch nicht, aber es ist im Regierungs­programm drinnen!

Diesen Menschen, die im Durchschnitt, wenn sie männlich sind, 586 € und, wenn sie weiblich sind, 460 € bekommen, geht es nach Ansicht dieser Bundesregierung auch noch zu gut. Es darf anscheinend nicht sein, dass es sich dabei um eine Versiche­rungsleistung handelt, auf die ein Rechtsanspruch besteht. Nein, die Bezieherinnen und Bezieher müssen zu AlmosenempfängerInnen degradiert werden, die rund 15 Prozent weniger erhalten. Und die finanzielle Belastung der Umstrukturierung sollen die Länder und Gemeinden zahlen, denen es nach Meinung dieser Bundesregierung auch noch zu gut geht.

Es darf auch nicht sein, dass die Bezieherinnen und Bezieher kranken- und pensions­versichert sind. Und es darf auch nicht sein, dass die BezieherInnen einen Anspruch auf die Vermittlungs- und Qualifizierungsleistungen des AMS haben. (Abg. Wittauer: Die Bezieher gibt es auch noch, die männlichen!) – Hören Sie vielleicht ein bisschen zu, ein bisschen etwas habe ich Ihnen noch zu sagen, Herr Kollege! Sie mag das viel­leicht amüsieren, Sie mögen das vielleicht witzig finden, wenn der Betrag der Not­standshilfe, der Sozialhilfe unter das Existenzminimum sinkt. Gerade in Ihrer Position, der Sie einer Partei angehören, die sich schon bald dem parlamentarischen Existenz­minimum annähert, würde mir das Lachen an Ihrer Stelle vergehen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Sie sind aber sehr witzig! Sie haben 15 Jahre die Wähler ver­loren, da haben wir noch lange Zeit!)

Das heißt, Menschen fallen schnell aus dem sozialen Netz heraus und haben kaum mehr Chancen, in dieses hineinzukommen. Und sollte es diesen Personen trotz aller anders gerichteten Bemühungen der Schöpfer dieser Regelungen dennoch gelingen, wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen, dann müssen sie die erhaltenen Leistungen zurückbezahlen. Und gelingt das nicht, so müssen die nahen Verwandten einspringen.

Also man muss künftig nicht nur für die eigene Pension Vorsorge treffen, sondern auch für die Existenz naher Angehöriger, um vielleicht letztendlich selbst zum Sozialfall zu werden. – Wenn das Familienverständnis der selbst ernannten Familienparteien so aussieht, dann können die Österreicherinnen und Österreicher gut und gerne darauf verzichten. (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP jedenfalls verliert bei dieser Politik jede Berechtigung, sich christlich-sozial zu nennen, und die FPÖ verliert jede Glaubwürdigkeit, wenn sie diesem Gesetzeskonvolut zustimmt, nur um ein paar Monate länger in dieser verhängnisvollen Affäre mit der ÖVP weiterpfuschen und abkassieren zu können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.57

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, be­grüße ich die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Innsbruck, Frau Hilde Zach, eben­so den Herrn Vizebürgermeister, die unseren Beratungen in der Bundesratsloge fol­gen. (Allgemeiner Beifall.)

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Kapeller. Wunschgemäße Redezeit: 6 Minuten. – Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.

 


14.58

Abgeordneter Ing. Norbert Kapeller| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­te Damen und Herren der Bundesregierung! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kol­legen! Eigenartig kommt es einem als neuem Mitglied in diesem Hause schon vor. In­haltlich wird frei nach Krause diskutiert: Alles ist gesagt, bloß nicht von jedem!

Dies haben mir die stundenlangen Pensionsdebatten genauso aufgezeigt wie die stän­digen Anschuldigungen rund um die Luftraumüberwachung. Diesen zwei Themenbe­reichen will ich mich auch inhaltlich nicht mehr widmen. Aber die Art und Weise der Diskussion, die Wortwahl, die Diktion seitens der Opposition beschäftigen mich. Sie lassen einen schon aufhorchen und hellhörig werden. (Präsident Dr. Fischer über­nimmt den Vorsitz.)

Die Grundeinstellung mancher Abgeordneter lässt aber sogar Angst bei mir aufkom­men, denn ich denke, nicht alles, was andere tun oder sagen, ist ipso eo korrupt, Schiebung oder sogar betrügerisches Handeln. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.)

Aber gerade bei der Luftraumüberwachung werden den handelnden Ministern, Beam­ten und sonstigen Verantwortlichen Unredlichkeit, Schiebung, ja selbst betrügerisches Handeln vorgeworfen. (Zwischenruf der Abg. Mandak.) Bei der Pensionssicherungsre­form lasten Sie der Regierung sogar „Raub“ an; das hat man auf Transparenten auch gesehen. Jedem ist klar, dass dies schwer wiegende Anschuldigungen sind.

Mir als leitendem Kriminalbeamten schauert ob solcher Wortgewaltigkeit, derer Sie sich nur im Schutze Ihrer Immunität bedienen.

Das wahre Schlimme ist aber, dass Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Op­position, haltlose Anschuldigungen konsequenzlos aussprechen können. Sie dürfen diese sogar ohne neue Grundlagen wiederholen.

So wird der interessierten Bevölkerung Falsches vermittelt, es werden redliche Minister diskreditiert und in den Bereich des Kriminals gebracht. (Zwischenruf der Abg. Mag. Prammer.) Nein, nein, mit unrichtigen Rechenbeispielen verunsichern Sie be­wusst die Bevölkerung, wobei es Ihnen nicht um die Zukunft geht (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch – in Richtung SPÖ –: Erstredner, gratuliere!), sondern um eine Moment­aufnahme, in der Sie versuchen, das Geschehene, die Wahl vom 24. November, rück­gängig zu machen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie erwähnen dies auch bei all Ihren Reden, wenn Sie sich immer den Wahltag als Zahltag herbeiwünschen. Sie betreiben ausschließlich Verunsicherung, Panikmache und schüren Ängste in unserer Gesellschaft. Heute wurde sogar der Vergleich mit den dreißiger Jahren hergestellt. (Abg. Murauer: Unerhört!) Es gibt für Sie als Opposition keine Grenzen mehr. Aber – und das ist für mich gewiss – die Rechnung wird hier oh­ne den Wirt gemacht. Die Menschen in diesem Land unterstellen nicht jedem, der re­giert, Korruption, lassen sich nicht verängstigen und wissen um die Notwendigkeit einer sozialen Grundabsicherung für die Zukunft. Und das ist diese Pensionssicherungsre­form allemal! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Diese Pensionssicherungsreform ist sozial ausgewogen, sozial verträglich, gerecht und zukunftsorientiert. Natürlich sind damit auch Abstriche verbunden, aber es geht um mehr: Es geht um unsere Zukunft, um eine soziale Grundabsicherung von uns selbst und vor allem von unseren Kindern. Geben wir ein bisschen von unserem Wohlstand ab, und sichern wir so den unserer eigenen Kinder! Ich schlage vor, gehen auch Sie den Solidarpakt mit Ihren Kindern ein, und stimmen Sie diesem Budgetbegleitgesetz zu! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Über diese soziale Grundabsicherung für kommende Generationen entscheiden wir jetzt, und dies ist nicht nur bei den Pensionen so, sondern auch in vielen anderen Le­bensbereichen und vielen anderen Gesetzen. Nehmen wir Regierungsverantwortung wahr, tun wir Dinge für die Zukunft! Und zu all dem gehört vor allem eines: ein sorgfäl­tiger Umgang mit den Steuergeldern, mit den Geldern unserer Bürger.

Wahr ist: Sozialpolitik ist mit Naturschutz zu vergleichen. Wenn einst gelernt werden musste, mit seiner Umwelt, mit seinen natürlichen Ressourcen hauszuhalten, damit diese intakt den Kindern weitergegeben werden kann, so müssen Sie, meine Damen und Herren der Opposition, endlich lernen, dass wir die Verpflichtung haben, in unse­rem Staat Haus zu halten, damit immer Geld für die soziale Grundabsicherung kom­mender Generationen da ist, aber diese Doktrin Kreiskys lässt sich offensichtlich nicht aus Ihren Köpfen löschen.

Wie die Grünen der ersten Generation – das sei hier unbestritten – einst den Umwelt­schutzgedanken zum Allgemeingut gemacht haben, so ist es unsere Aufgabe, Aufgabe der ÖVP, ihnen das budgetäre Haushalten zum Wohle nachfolgender Generationen zu lehren. Sparen wir beizeiten, geben wir ein wenig von unserem Wohlstand ab, und sichern wir so den unserer Kinder! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.04

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Oberhaidin­ger. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.)

 


15.04

Abgeordneter Georg Oberhaidinger| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Es war dies die erste Rede des Kollegen Norbert Kapeller, so habe ich gehört (Abg. Murauer: Gute Rede!), aber die Kinder, die er angesprochen hat, werden dennoch keine Freude haben, wenn sie sich ausrechnen, wie sicher ihre Pension auf Grund eurer Maßnahme wird, und wenn sie erfahren, dass sie um fünf Jahre länger arbeiten dürfen, aber um ein Drittel weniger Pension erhalten. Wie gesagt, ob sie darüber so glücklich sind, das wird sich tatsächlich am Wahltag beweisen, meine Damen und Herren!

Die schwarz-blaue Bundesregierung hat im Jahr 2000 mit einer kräftigen Belastung begonnen, hat sich sofort als Belastungsregierung eingestellt, und ich glaubte es nicht, aber es ist tatsächlich so: Mit den Budgetbegleitgesetzen, die wir seit gestern diskutie­ren, hat sie sich noch steigern können. Die Belastungen werden nicht nur fortgesetzt, sondern enorm gesteigert, meine Damen und Herren! Die Belastungsregierung hat von Entlastung gesprochen, und eine Belastungswelle für die Österreicherinnen und Öster­reicher ist daraus geworden.

Zu den Entlastungen wie Steuersenkungen kann man nur sagen, sie sind garantiert nicht fix. Fix ist allerdings, meine Damen und Herren, der Pensionsraub. Es wird heute immer von der 10-prozentigen Deckelung gesprochen, die 2 Prozent hat man über­haupt unter den Tisch fallen lassen, die eine Nichterhöhung der Pensionen bedeutet. Ich möchte Sie daran erinnern, dass diese 10 Prozent immerhin eineinhalb Monatsbe­züge eines Pensionisten oder einer Pensionistin ausmachen. Ob diese das so leicht verkraften, das wird sich erst weisen.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Pensionistinnen und Pensionisten wurden mit mehr als 2,5 Milliarden € belastet, Unternehmer, Freiberufler, Frächter wurden mit 400 Millionen € entlastet. Man kann also durchaus sagen, diese Budgetbegleitgesetze sind eine reine Geldbeschaffungsaktion, um Budgetlöcher zu stopfen und Reserven für Steuergeschenke an Ihre ureigenste Klientel zu schaffen. Nicht vorgesehen in diesen Gesetzen, die wir heute diskutieren, sind budgetäre, steuerliche Unterstützungen der leider lahmenden Konjunktur, nahezu nichts vorgesehen ist für Forschung und Ent­wicklung, für Aus- und Weiterbildung und Vorbereitung auf die Osterweiterung, die ges­tern vom Bundeskanzler zwar angesprochen wurde, nur getan, meine Damen und Her­ren, wird nichts dafür.

Wir belasten die Autofahrer noch mehr, sie werden vermehrt als Melkkuh der Nation zur Kasse gebeten, es werden die Konsumentinnen und Konsumenten, die sich am wenigsten dagegen wehren können, mit erhöhten Mineralölsteuern und Energieabga­ben belastet werden. Es ist, wie man so schön sagt, ein einziger Raubzug gegen die kleine Frau und gegen den kleinen Mann, und diese Begriffe, meine Damen und Her­ren von der Freiheitlichen Partei, haben nicht wir erfunden.

Die Pensionen werden gekürzt, die Einkommen verringert, die Grundbedürfnisse wer­den entsprechend verteuert, die Kaufkraft wird abgeschöpft, und die Konjunktur, die ohnehin lahmt, kommt noch mehr ins Stolpern. Die Zahl der Arbeitslosen wird mehr, vor allem ältere und junge Menschen werden immer mehr zu Langzeitarbeitslosen. Und diese werden es als reinen Hohn empfinden, wenn der Finanzminister im Zusam­menhang mit dem Ankauf der wirklich teuersten Fotoapparate der Welt von einem Ge­gengeschäft in der Größenordnung von 4 Milliarden € spricht. (Zwischenruf des Abg. Schöls.)

Meine Damen und Herren! Wenn das wirklich so ein gutes Geschäft ist, warum kaufen wir dann nicht 36 Kampfflugzeuge statt der 18, wenn man 4 Milliarden an Gegenge­schäften daraus erlösen kann?

Ich kann nur sagen: Die Perspektive aus all dem, was Sie hier vorstellen und was wir hier diskutieren, ist: 40 Jahre und mehr arbeiten, dann ein gutes Jahr oder länger in die Arbeitslosigkeit, dann vielleicht noch in die Notstandshilfe oder bereits in die Sozialhilfe und dann bettelarm in die Pension. Das ist die Perspektive, die aus Ihren Budgetbe­gleitgesetzen sichtbar wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher bringe ich einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap und Heidrun Silhavy ein, in dem es im Kern darum geht, dass alle pensionsrelevanten Regelungen und Bestimmungen in den Budgetbegleitgesetzen ersatzlos gestrichen werden soll­ten. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

15.10

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Der Antrag liegt vor und ist ordnungsgemäß unterfertigt. Es ist auch klargestellt worden, welches Ziel er beinhaltet. Er wird verteilt, steht zur Verhandlung, zur Abstimmung und wird dem Stenographischen Protokoll beigedruckt.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Dr. Cap, Heidrun Silhavy und KollegInnen zur Regierungsvorlage Budgetbegleitgesetz 2003 in der Fassung des Berichtes des Budgetausschusses (59/111 d.B.)

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

In Art. 7 betreffend Änderung des B-DG entfallen die Z 1, 2, 5 sowie 11.

In Art. 10 betreffend Änderung des Richterdienstgesetzes entfallen die Z 2, 3, 5, 7, 8 sowie 9.

In Art. 11 betreffend Änderung des Landeslehrer-Dienstrechtsgesetzes entfallen die Z 1, 2, 3, 8, 9, 10 sowie 11.

In Art. 12 betreffend Änderung des Land- und forstwirtschaftlichen Landeslehrer-Dienstrechtsgesetzes entfallen die Z 1, 2, 3, 8, 9 sowie 10.

Art. 14 betreffend Änderung des Pensionsgesetzes, Art. 15 betreffend Änderung des Bundestheaterpensionsgesetzes, Art. 16 betreffend Änderung des Teilpensionsgeset­zes, Art. 17 betreffend Änderung des Verfassungsgerichtshofgesetzes, Art. 18 betref­fend Änderung des Bundesbahnpensionsgesetzes entfallen.

In Art. 19 betreffend Änderung des Bundesbahngesetzes entfallen die Z 2 bis 5.

Art. 20 betreffend Änderung des Bundesbediensteten-Sozialplangesetzes entfällt.

In Art. 73 betreffend Änderung des ASVG entfällt der gesamte Teil 2 – Allgemeine Be­stimmungen und Pensionsversicherung.

In Art. 73 betreffend Änderung des ASVG erhält der bisherige „Teil 3 – Kompetenzauf­teilung“ die Bezeichnung „Teil 2 – Kompetenzaufteilung“.

In Art. 74 betreffend Änderung des GSVG entfällt der gesamte Teil 2 – Allgemeine Be­stimmungen und Pensionsversicherung.

In Art. 74 betreffend Änderung des GSVG erhält der bisherige „Teil 3 – Kompetenzauf­teilung“ die Bezeichnung „Teil 2 – Kompetenzaufteilung“.

In Art. 75 betreffend Änderung des BSVG entfällt der gesamte Teil 2 – Allgemeine Be­stimmungen und Pensionsversicherung.

In Art. 75 betreffend Änderung des BSVG erhält der bisherige „Teil 3 – Kompetenzauf­teilung“ die Bezeichnung „Teil 2 – Kompetenzaufteilung“.

Begründung:

Die Bundesregierung hat eine sogenannte „Pensionssicherungsreform“ beschlossen, die unglaubliche, ungerechte und ungerechtfertigte Kürzungen der Pensionen bringen. Da mittlerweile feststeht, dass der Bundesbeitrag für die Pensionen im Vergleich zum Volkseinkommen sinkt, werden die Kürzungen damit begründet, dass auf diese Weise Geld für eine Steuerreform hereinkommen soll.

Die Bundesregierung hat die „Pensionssicherungsreform“ zwar im Detail geändert, an der grundsätzlichen Problematik ändert sich aber nichts. Die Pensionskürzung durch die Senkung des Steigerungsbetrages erfolgt zwar nunmehr in „Fünfjahresschritten“, aber im Endausbau wird weiter gekürzt –- bis zu 40 Prozent. Die Grundprobleme blei­ben unverändert: Es bleibt bei niedrigen Aufwertungsfaktoren. Bei Frauen werden zwar drei Jahre pro Kind aufgrund der Kindererziehung aus der Bewertung herausgenom­men, die Arbeit der Frauen wird aber nicht fair bewertet. Ab 2007 haben auch Men­schen, die schon 45 Jahre gearbeitet haben, zusätzliche Abschläge von der Pension.

Nunmehr sollen die Verluste durch die Pensionsreform mit 10 Prozent gedeckelt wer­den. Dieser Deckel gilt jedoch auch nur vorübergehend – angeblich bis 2028 – und damit wird die heutige junge Generation die volle Härte dieser Pensionskürzungsre­form zu spüren bekommen.

Diese Pensionskürzungsaktion ist durch nichts gerechtfertigt. Sie dient der Finanzie­rung von Abfangjägern und einer Steuerreform, bringt aber keine langfristige Sicherung der Pensionen und kein Pensionsrecht für alle ÖsterreicherInnen, mit Pensionen, die fair, sicher und gerecht sind. Aus diesem Grund sollen die Bestimmungen über die Pensionsreform im Budgetbegleitgesetz 2003 entfallen und der Regierung die Möglich­keit eingeräumt werden, dem Nationalrat im Herbst dieses Jahres eine gemeinsam mit den Sozialpartnern erarbeitete Pensionsreform mit folgender Zielvorgabe vorzulegen: ein gemeinsames Pensionssystem für alle ÖsterreicherInnen, in das schrittweise alle hineinwachsen, sodass in 30 Jahren alle ÖsterreicherInnen nach dem gleichen Recht in Pension gehen und niemand mehr in der Pensionshöhe bevorzugt wird.

*****

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Mainoni. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


15.10

Abgeordneter Mag. Eduard Mainoni| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren der österreichischen Bundesregierung! Diese Pensi­onsreform betrifft uns sicherlich alle. Es geht dabei nicht nur um technische Dinge, es geht dabei nicht nur um das Budget, sondern es geht vor allem auch – und das ist für uns Freiheitliche sehr wichtig – um die soziale Gerechtigkeit.

Es geht um die Frage, ob wir in der Lage sind, diesen Wildwuchs, den es derzeit an Privilegien gibt, diesen Wildwuchs an Sonderrechten, die all jene genießen, die sich eigentlich diese Sonderrechte nicht erarbeitet haben, zu beseitigen. Es ist dies einfach eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, und ich nenne Ihnen einige Beispiele dazu.

Es ist doch nicht gerecht – das werden Sie zugeben –, dass zum Beispiel ein Schlos­ser bei den Österreichischen Bundesbahnen mit 53 Jahren in Pension gehen kann und ein Schlosser, der in der Privatwirtschaft tätig ist, erst mit 65 Jahren in Pension gehen kann. Es ist doch auch nicht gerecht, dass ein Busfahrer der ÖBB zum Beispiel, der täglich von Salzburg nach Zell am See fährt, mit 56 Jahren in Pension gehen kann und ein Busfahrer mit derselben Leistung auf einer Strecke, die ein privates Unternehmen betreibt, mit 61,5 Jahren in Pension geht.

Es geht da nicht um das Schüren von Neidkomplexen, sondern es geht wirklich nur um soziale Gerechtigkeit, für die wir hier eintreten. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es kann doch niemand ernsthaft bestreiten, dass diese Reform notwendig ist. Wir le­ben immer länger, und es gibt immer weniger Erwerbstätige. Unsere Aufgabe ist es, eine Politik zu machen, die eben das Unrecht der Vergangenheit beseitigt und zugleich mit Fingerspitzengefühl die Weichen für die Zukunft stellt, damit eben kein neues Un­recht mehr entstehen kann. Und da sollten auch wir Politiker mit gutem Beispiel voran­gehen, was wir beim nächsten Tagesordnungspunkt auch ausführen werden.

Die Abschaffung der Frühpension wird leider notwendig. Ich sage deshalb „leider“, meine Damen und Herren, weil es nicht nur Privilegierte sind, die die Frühpension ge­nießen. Denken Sie an das Beispiel eines Bauarbeiters, der immer von der Winterar­beitslosigkeit betroffen ist und deshalb nie auf seine 45 Erwerbsjahre kommt! Er möch­te in Frühpension gehen und ist mit Pensionskürzungen konfrontiert, während es zum Beispiel im Sozialversicherungsbereich noch Funktionärspensionen gibt, also einen Pensionsanspruch für Funktionäre, die eigentlich ehrenamtlich tätig sein sollten oder dort tätig sind. Und diese Zusatzpensionen für insgesamt 13 696 Pensionisten der So­zialversicherung machen rund 150 Millionen € jährlich aus. Das ist doch das Missver­hältnis, das ist doch keine soziale Gerechtigkeit!

Sehen wir uns einmal die offensichtlichen Praktiken an, wie sie im öffentlichen Bereich, bei der Post, der Telekom oder auch der ÖBB, betrieben werden, indem Personen, die im Unternehmen nicht mehr gebraucht werden, unter Anwendung des „richtigen“ Arz­tes mit 42, 43 Jahren in Pension geschickt werden. Diese Affären sind ohnehin bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Das sind aber offensichtliche Praktiken. Das ist kein so­ziales Gleichgewicht. Umgekehrt muss jemand, der wirklich gesundheitlich schwer an­geschlagen ist, von Pontius zu Pilatus gehen, von Sozialinstitution zu Sozialinstitution gehen und schließlich von Sozialgericht zu Sozialgericht pilgern, nur damit er in Pensi­on, in Frühpension gehen kann, und möglicherweise wird er dann nicht einmal in Pen­sion gehen können. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie sehen also, sehr geehrte Damen und Herren, insbesondere auch der Opposition, wie dringend notwendig es ist, dass soziale Gerechtigkeit hergestellt wird – soziale Gerechtigkeit im konkreten Fall in der Pensionsregelung. Mit dieser heutigen Be­schlussfassung sind wir auf gutem Wege, und ich bin zuversichtlich, dass auch die Umsetzung der weiteren Entschließungsanträge, die heute beschlossen werden, zu dieser sozialen Gerechtigkeit führen werden. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitli­chen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.14

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. – Bitte.

 


15.15

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Nationalrates! Heute wird also das Budgetbegleitgesetz beschlossen. Trotz aller Donnergrollen wird es sicher mit den Stimmen der freiheitlichen Rebellen beschlossen werden. (Abg. Mag. Mainoni: Schauen Rebellen so aus?) Im Liegen um­gefallen, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann ich dazu nur sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

91 Gesetze umfasst das Budgetbegleitgesetz, und es sind darin weit reichende Änderungen enthalten, wie zum Beispiel die Pensionsreform, die Gesundheitsreform und auch der Ankauf der Abfangjäger. Trotzdem wurden sie in einem Eilzugstempo beraten, obwohl ich denke, dass es sich zumindest die drei Genannten verdient hätten, in den zuständigen Ausschüssen beraten zu werden. Aber das war nicht die Absicht. Die Absicht war vielmehr, möglichst viel und möglichst intransparent in einer möglichst kurzen Zeit durchzupauken. Das schaffte in den letzten Wochen viel Verwirrung und auch viel Verunsicherung bei den Menschen. Zumindest das ist Ihnen gelungen, dafür haben Sie gesorgt, sehr geehrte Damen und Herren der Regierungsparteien! (Beifall bei der SPÖ.)

Nicht gelungen ist Ihnen trotz aller Beteuerungen, zukunftsweisende Konzepte zu for­mulieren und eine ausgewogene Pensionsreform, die den Menschen die Ängste nimmt und die sozial gerecht ist, zu verabschieden. Auch wenn der Herr Bundeskanzler sagt: Sparen ist notwendig, weil es uns die Spielräume für die Zukunft, für Investitionen, für Bildung, für unser Humankapital erhält, frage ich Sie nun: Warum beginnen dann die Sparmaßnahmen ausgerechnet bei den ASVG-Versicherten in Form der Pensionskür­zungen, obwohl wir doch alle wissen, dass gerade in den nächsten Jahren in diesem Bereich keine Steigerung der Bundesbeiträge zu erwarten ist?

Ich frage Sie: Wo bleiben die zusätzlichen Mittel und echten Strukturreformen bei der Bildung? Ich frage Sie: Wo bleiben die zusätzlichen Mittel für das Arbeitsmarktservice, und vor allem wo bleiben die arbeitsmarktpolitischen Konzepte, um der stark angestie­genen Arbeitslosigkeit der älteren ArbeitnehmerInnen, aber auch vor allem der Ju­gend – immerhin 44 Prozent Steigerung in den letzten drei Jahren – entgegenwirken zu können? – All diese Antworten und noch viel mehr bleiben uns die Regierungspar­teien in den 91 Budgetbegleitgesetzen schuldig. (Beifall bei der SPÖ.)

Vielmehr geben die Budgetbegleitgesetze aber durchwegs Einblick in die Richtung, die diese Bundesregierung gehen will. Ich finde nicht, dass es die Richtung ist, die Frau Kollegin Scheucher-Pichler angesprochen hat, sondern es geht vielmehr in jene Rich­tung: weniger Staat, mehr Eigenverantwortung, Umverteilung zu Gunsten von besser verdienenden Menschen und zu Ungunsten von Menschen mit weniger Einkommen, Belastungen der Bürgerinnen und Bürger in vielen Bereichen, um damit die größte Steuerreform der Zweiten Republik finanzieren zu können, und Kürzungen in vielen Bereichen, um damit den Ankauf der Kampfflugzeuge zu finanzieren. Das ist nicht die Richtung, in die wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten mitgehen möchten. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Regieren braucht Verantwortung – das wird so gerne von den Abgeordneten der Freiheitlichen Partei und der ÖVP verwendet. Wo bleibt denn die Erfüllung dieses Slogans, wenn die Durchführung vieler Maßnahmen verla­gert wird in die Schulen, zu den Landeshauptleuten, zu den Sozialversicherungsträ­gern und zu den nächsten Regierungen? Wo bleibt die Verantwortung beim Ankauf der Kampfflugzeuge, wenn durch diese teuerste Anschaffung der Zweiten Republik viele Generationen belastet werden und wenn erst die nächste Regierung die Verantwortung für die Finanzierung zur Gänze zu tragen hat? Wo bleibt denn die Verantwortung für die jüngeren Menschen, wenn ihre Pensionen um 30 Prozent gekürzt werden? Der Herr Bundeskanzler sagt in diesem Zusammenhang immer recht gerne: Viele Men­schen haben gesagt, es müsse Spielräume geben, damit man auch selbst vorsorgen kann. Ich sage Ihnen, Herr Bundeskanzler und liebe Kolleginnen und Kollegen der Re­gierungsparteien, viele Menschen sagen auch: Wir können uns eine dritte Säule nicht leisten, da unser Gehalt oder Lohn gerade zum Überleben reicht! Gehen Sie zu den Menschen, dann werden Sie das auch ganz sicher hören!

Wo bleibt die Verantwortung für all die jungen Menschen, die ohne Arbeit sind? – Es waren Ende Mai 34 773 junge Menschen arbeitslos. Für mich stellt sich in diesem Zu­sammenhang eine Frage, und ich hoffe, für Sie alle stellt sich diese Frage auch: Wie sollen denn diese jungen Menschen ihre Eigenvorsorge finanzieren können?

Alles in allem stelle ich fest, dass meiner Ansicht nach Politik gemacht wird für jene, die es sich richten können, für jene, die es sich leisten können, und für jene, die dem Bild der Leistungsträger, wie es Herr Stummvoll so gerne formuliert, entsprechen. (Beifall bei der SPÖ.)

15.20

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordne­te Susanne Wegscheider. – Bitte, Frau Kollegin.

 


15.20

Abgeordnete Susanne Wegscheider| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin erst seit kurzem für die Österreichische Volkspartei als Nationalrätin im Parlament. Dies ist heute meine Antrittsrede, und ich darf mich bei euch vorstellen.

Seit über 30 Jahren arbeite ich als selbständige Unternehmerin am Linzer Südbahnhof-Markt, womit ich die Tradition meiner Familie fortführe. Im Jahre 1898 fuhr meine Großmutter erstmals zum Markt. Wir haben uns vom Marktstand zum mittelständi­schen Unternehmen weiterentwickelt, sind unseren Wurzeln aber immer treu geblie­ben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

So ein Markt ist eine Gesellschaft in der Gesellschaft. Diese Gemeinschaft von fleißi­gen Menschen bietet nicht nur ihre Waren an, nein, sie bietet auch viele Arbeitsplätze und sorgt für die Lebensqualität der Bevölkerung. Weiters haben die Menschen auf dem Markt auch eine große soziale Aufgabe. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.) Sie sind nämlich Familie für jene Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, und haben Verständnis, wenn Frau Charlotte Fernwärme braucht, Herr Hubert psychische Probleme hat, und sie begleiten Herrn Martin ins Armengrab.

Meine Standeskollegen schätzen mein Engagement für die Gemeinschaft und haben mich deshalb zu ihrer Sprecherin gemacht. An meinem Marktstand spreche ich täglich mit Arbeitern, Angestellten und Vorstandsdirektoren. Diese Menschen mit ihren unter­schiedlichen Geschichten fordern vor allem eines: dass wir als Politiker Reformen ma­chen, die ihnen und ihren Kindern auch in Zukunft das beste Pensionssystem Europas sichern. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Unser Pensionssystem ist zu verbessern; die heutige Situation unterscheidet sich grundlegend von jener der Entstehungszeit. Wir im Jahre 2003 leben länger, wir sind länger in Pension, wir haben weniger Kinder. Die Vorschläge der Österreichischen Volkspartei sind auf die Dringlichkeit der Lage und die Schwere des Problems abge­stimmt. Von der Regierungsmannschaft wurde hervorragende Arbeit geleistet! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Als selbständige Unternehmerin habe ich mein Geschäft durch viele Veränderungen geführt. Die Anzahl der weiblichen Unternehmer ist im Steigen begriffen: Es gibt über 90 000 Unternehmerinnen und mit Mitunternehmerinnen in Österreich, die ihre eigenen Ideen erfolgreich umsetzen, vor allem im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen aller Branchen. Bei den Betriebsgründungen liegt der Anteil der Frauen bei 38,5 Prozent. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Ich werde mich dafür einsetzen, dass Frauen in der Wirtschaft die notwendige Unter­stützung bekommen, zum Beispiel durch die Anrechnung der Kindererziehungszeiten für höhere Pensionen und durch die Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen. Durch diese Punkte wird sichergestellt, dass den Frauen der Weg in die Wirtschaft erleichtert wird und dass sie Familie und Selbständigkeit vereinen können.

Kleine und mittlere Unternehmen tun viel für unser Land. Sie sichern die Vielfalt von Waren und erhöhen damit die Lebensqualität der Bürger, sie fördern auch die Vielfalt von Meinungen und Ideen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Im Budgetbegleitgesetz liegen folgende Punkte zur Förderung von Klein- und Mittelbe­trieben vor:

Erstens: die Abschaffung der 13. Umsatzsteuervorauszahlung.

Zweitens: die Regelung betreffend nicht entnommene Gewinne.

Drittens: Es ist nun die Möglichkeit geschaffen worden, dass Neugründer in den ersten drei Gründerjahren die Beitragsgrundlage für ihre Pension auf Antrag um steuerlich anerkannte Investitionen aufstocken können.

Ein Thema liegt mir noch am Herzen, weil ich damit ein Kapitel abschließen möchte, das mich persönlich sehr betroffen hat. Letzten Freitag hat eine Abordnung der Ge­werkschaft vor meinem Geschäft demonstriert. Auf Flugzetteln rief der Österreichische Gewerkschaftsbund zum Boykott meines Lokals auf, weil ich als Nationalrätin die Pen­sionsreform unterstützen würde. (Rufe bei der ÖVP: Schweinerei! Unerhört! Pfui! – Abg. Murauer: Ein Wahnsinn! Das ist beschämend!)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Den Ausdruck „Schweinerei“ muss ich zurückweisen. – Bitte setzen Sie fort, Frau Abgeordnete!

 


Abgeordnete Susanne Wegscheider| (fortsetzend): Ich war betroffen, aber, Frau Kol­legin Weinzinger, ich habe mich nicht zu Tode gefürchtet, wie gestern vermutet wurde. Ich werde trotz meiner ersten Erfahrungen weiterhin Unternehmerinnen motivieren, sich in der Politik zu engagieren. Ich hoffe, dass Einsicht und Ruhe im politischen Um­gang miteinander einkehren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Dass das Thema der Pensionsreform bewegt, ist klar, lassen Sie uns aber gemeinsam im Dialog eine Lösung suchen und nicht im Streit!

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Vorschlag der Regierung zur Sicherung der Pensionen der gesamten österreichischen Bevölkerung zugute kommt. Die von dieser Regierung verhandelten Maßnahmen sichern die Pensionen und den Staatshaushalt langfristig ab. Jetzt liegt es an uns, die mutigen Schritte gemeinsam weiterzugehen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.26

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Stadlbauer zu Wort gemeldet. 2 Minuten Redezeit. Zuerst die zu berichti­genden Fakten, dann die tatsächlichen Fakten. – Bitte. (Abg. Grillitsch – in Richtung der sich zum Rednerpult begebenden Abg. Stadlbauer –: Der ÖGB hat nicht demonst­riert!)

 


15.27

Abgeordnete Bettina Stadlbauer| (SPÖ): Herr Präsident! Die tatsächliche Berichti­gung lautet: Kollegin Wegscheider hat eben gesagt, dass der ÖGB eine Boykottaufruf getätigt habe. – Das stimmt nicht!

Wahr ist vielmehr, dass VertreterInnen des ÖGB zwar demonstriert haben – das stimmt –, aber es gab keinen Boykottaufruf, sondern es wurde dort mit Passanten und Passantinnen diskutiert. (Abg. Großruck: Und was steht auf den Plakaten?) – Nein, das steht nicht auf dem Plakat! Nein! (Rufe bei der ÖVP: Unerhört! Unerhört ist das! Das ist eine Frechheit sondergleichen!) Auf dem Plakat ...

15.27

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Die tatsächliche Berichtigung ist beendet!

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gerhard Steier. – Bitte. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

 


15.27

Abgeordneter Gerhard Steier| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Das Budgetbegleitgesetz 2003 beinhaltet eine Reihe von Belastungen für die österreichische Bevölkerung, aber auch die wenigen darin enthaltenen partiellen Steuerentlastungen hinterlassen zahlreiche Betroffene, zum Beispiel die Länder und Gemeinden, die kräftig zur Kasse gebeten werden.

Ursache dafür ist eine Vielzahl von Maßnahmen, die deutlich weniger Steuereinnah­men bringen werden. Die Länder und Gemeinden müssen diese Verluste aus Steuer- und Abgabenkürzungen mit tragen beziehungsweise mit sich alleine ausmachen. Ori­ginalton Bundesminister Pröll im Umweltausschuss im Zusammenhang mit Fragen bezogen auf das ALSAG: Wir, die Regierung, sorgen für Konzepte, die Gemeinden sollen sich um die Finanzierung kümmern.

Die geringeren Einnahmen werden direkte Auswirkungen auf die Länder und Gemein­den haben. Deren Ertragsanteile verringern sich entsprechend den Anteilen an den betroffenen gemeinschaftlichen Bundesabgaben; für die österreichischen Gemeinden bedeutet das einnahmenseitig Verluste: für 2004 ein Minus von 32 Millionen €, für 2005 ein Minus von 66 Millionen € und für 2006 ein Minus von 90 Millionen €. Dies wird mei­ner Einschätzung nach zu einer massiven Verschärfung der jetzt schon gegebenen Finanzierungsprobleme in den Gemeinden führen. Gleichzeitig müssen aber die Län­der und Gemeinden, wie schon in den letzten Jahren, das gesamtstaatliche Defizit verbessern. Wie dieser Widerspruch jemandem erklärt werden kann, das müssen Sie uns erst vorhüpfen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir dürften darin übereinstimmen, dass Ge­meinden einen wichtigen Beitrag zur Infrastruktur in Form von kommunalen Dienstleis­tungen beisteuern. Da fällt eine Vielzahl von Aufgaben hinein, die Palette reicht von der Kinderbetreuung bis hin zu den Pflichtschulen, von der Wasserversorgung bis hin zur Müllbeseitigung beziehungsweise zur Zurverfügungstellung von vielen Freizeitangebo­ten.

Die Bereitstellung und der Erhalt dieser Infrastruktur ist eine sehr kostenintensive Auf­gabe für die Gemeinden unseres Landes. Die Mindereinnahmen auf Grund sinkender Steuereinnahmen in Kombination mit geringeren Finanzausgleichszahlungen werden die Finanzierungsspielräume der Gemeinden weiter drastisch reduzieren.

Diese Entwicklung ist umso problematischer, als die Finanzbedarfserhebung 2002 er­geben hat, dass die österreichischen Gemeinden bis 2004 rund 13 Millionen € benöti­gen würden – also ein Plus von rund 16 Prozent gegenüber der Periode 1998 bis 2001.

Darüber hinaus hat sich, was die notwendigen Investitionen betrifft, ein Nachholbedarf bezüglich Erneuerung und Sanierung der Infrastruktur aufgestaut. Das ist nicht nur unter dem Aspekt der Infrastruktur, sondern auch unter dem Blickpunkt der Beschäfti­gungswirksamkeit von öffentlichen Investitionen gesehen eine problematische Entwick­lung. Öffentliche Investitionen – und das ist nachgewiesen – von zirka 75 000 € lösen Beschäftigungsaspekte von durchschnittlich 1,45 Personenjahren aus und sichern da­durch viele Arbeitsplätze.

Diese wenigen Zahlen illustrieren ganz deutlich die Problematik. Kurz gesagt: Weniger Einnahmen, weniger Zuweisungen bedeuten nicht nur weniger Infrastruktur, sondern grundsätzlich auch weniger Arbeitsplätze.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Gemeinden werden aber künftig doppelt unter Druck kommen: Nicht genug, dass sie massive Geldeinbußen verkraften müs­sen, könnten sie finanziell zusätzlich auch noch vom Bund quasi entmündigt werden. Durch die geplanten Änderungen des Bundesfinanzierungsgesetzes wird die österrei­chische Bundesfinanzierungsagentur nämlich ermächtigt, sich zu Finanzierungen mit Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte über Aufforderung des Bundesministers für Finanzen gutachtlich zu äußern. Ein Resultat dieser Beratungsfunktion könnte auch sein, dass auf die Gemeinden Druck ausgeübt wird (Abg. Ellmauer: Nur wenn die Gemeinden ...!), Vermögen zu veräußern oder mit ihren Verbindlichkeiten zu ande­ren Kreditinstituten zu wechseln, die vielleicht Billigst-, aber im Interesse der Gemein­den und der Bürger nicht Bestbieter sind. Das könnte zu problematischen Entwicklun­gen führen. (Abg. Ellmauer: Lesen Sie den Abänderungsantrag, Herr Kollege!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es entsteht der Eindruck, als ob der Finanz­minister mögliche Resultate des bevorstehenden Österreich-Konvents präjudizieren wollte: weniger Mittel für die Gemeinden und für die Länder sowie eine Reduktion der Kompetenzen gegen Null. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der rundum positiv be­setzte Österreich-Konvent derartige Prämissen, nämlich eine Entmündigung der Län­der und Gemeinden, als Vorgaben brauchen kann. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.33

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Bleck­mann. – Bitte.

 


15.33

Abgeordnete Mag. Dr. Magda Bleckmann| (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Zuerst zu meinem nicht unbe­dingten Lieblingsthema, den Abfangjägern, weil das immer wieder angesprochen wur­de. Das ist tatsächlich nicht mein Lieblingsthema, ich sage es ehrlich, wie es ist. (Abg. Dr. Wittmann: Die werden lange erhalten bleiben!) 

Sie stellen immer die Frage nach der Verantwortung. Da frage ich schon zurück: Be­kennen Sie sich zur Sicherstellung der Luftraumüberwachung, Kollegen von der SPÖ? (Abg. Dr. Wittmann: Nein!) Ich höre ein „nein“. Dann verstehe ich auch Ihre Polemik, wenn Sie sagen, Sie brauchen das alles nicht und Sie wollen das nicht. Aber dann muss ich Sie sehr wohl an Ihre Verantwortung erinnern. Ich weiß, Sie erinnern sich nicht gerne. Manche träumen vielleicht heute noch davon, wie Sie auf der Regierungs­bank gesessen sind. Damals gab es einen Beschluss – sogar federführend unter der SPÖ-Regierung –, die Luftraumüberwachung sicherzustellen. Sie haben Ihre Verant­wortung nicht zu Ende getragen, nicht zu Ende gebracht und haben diesen Beschluss schließlich und endlich nicht vollzogen – also sind Sie Ihrer Verantwortung nicht nach­gekommen. Daran können Sie sich ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Wittmann.) – Ich denke mir nichts zusammen, das kann man nachlesen, Herr Kollege! Nachlesen kann man das! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie waren damals vielleicht sogar Staatssekretär. Dem, was Sie beschlossen haben, nämlich Abfangjäger anzuschaffen, sind Sie nicht nachgekommen. Deshalb stehen wir heute vor dem Problem, dass es eine Übergangszeit von zwei, drei Jahren gibt, bis es zur Beschaffung der Abfangjäger kommt. Wir Freiheitliche stellen uns dieser Verant­wortung und sagen: Jawohl, das muss gemacht werden, denn wir bekennen uns zur Luftraumüberwachung (Abg. Eder: Sie plakatieren vor den Wahlen: keine Abfangjä­ger!), Sie sich anscheinend nicht mehr. Das werden wir auch dem einen oder anderen mitteilen, wenn Sie hier sagen, Sie bekennen sich nicht zur Luftraumüberwachung. (Unruhe bei der SPÖ. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Während der Wahlen ist die Beschaffung gestoppt worden. So ist es, Kollegen von der SPÖ! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.) Zu dieser Zeit hat es einen Stopp gegeben. Fragen Sie den damaligen Verteidigungs­minister!

Das Plakat stimmt: Der Kauf wurde in dieser Zeit gestoppt und wird jetzt weitergeführt, denn wenn man sich zur Luftraumüberwachung bekennt, dann muss man das auch tun. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sie werden es nicht glauben, denn Sie wollen es nicht wahrhaben, aber es gibt nun einmal Gegengeschäfte, die an Land gezogen wurden und Aufträge nach Österreich bringen. Damit werden hier in Österreich viele Arbeitsplätze gesichert werden – das, wovon Sie immer sprechen. (Abg. Dr. Wittmann: Das ist ja peinlich!) Das ist das, wo­von Sie immer reden. Den vielen Jugendlichen, die arbeitslos sind, von denen eine Kollegin gesprochen hat, können wir damit Arbeitsplätze geben. Das heißt Verantwor­tung für Österreich wahrnehmen – und wir tun das! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Eder: Warum kauft ihr ...?)

Eine der Kolleginnen hat gesagt, diese Pensionssicherungsreform wird unser Land teuer zu stehen kommen. Ich frage Sie noch einmal: Was kommt uns denn teuer zu stehen? – Dass Sie jahrzehntelang diese Reform nicht gemacht haben und wir deshalb vor großen Problemen stehen! Das kommt uns teuer zu stehen.

Und wissen Sie, was uns auch noch teuer kommt? – Dass in staatsnahen Bereichen, wo Ihre Gewerkschaften federführend sind, Sie federführend die Vorstände besetzt haben: bei der Post, bei den ÖBB und bei der Telekom. Das brauche nicht ich zu ver­antworten, denn das haben Sie damals mit initiiert, nämlich eine Frühpensionierungs­welle, die Ihre Gewerkschaften auch mit initiiert haben, die gesagt haben, es ist gut, dass diese Menschen in Frühpension gehen. (Abg. Parnigoni: Sie werden abstimmen! Sie werden abstimmen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Einen Moment bitte! Meine Damen und Herren! Die Ab­fangjäger sind kurz gestoppt worden und jetzt werden die Zwischenrufe kurz gestoppt! Dann kann Frau Abgeordnete Bleckmann weitersprechen.

 


Abgeordnete Mag. Dr. Magda Bleckmann| (fortsetzend): Es geht um die Frühpensio­nierungswelle, die Sie mit Ihren Gewerkschaften auch mit unterstützt haben, wobei derzeit mehr als 4 000 Fälle bei der Staatsanwaltschaft liegen. Das sind Dinge, die unter Ihrer Regierungszeit über die Bühne gegangen sind. (Beifall bei den Freiheitli­chen. – Abg. Riepl: Riess-Passer war das! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie können es selber nicht glauben, aber es ist so, und wir werden Ihnen das vorhalten, auch wenn Sie es nicht mehr hören können. Das ist nämlich das, was unser Land teuer zu stehen kommt. Da ist es Ihnen recht, dass alle in Frühpension gehen. (Abg. Dr. Wittmann: Dann fallen Sie wieder um!) Wenn wir aber sagen, das muss abge­schafft werden, das darf in einem Staat wie Österreich nicht sein, dann passt Ihnen das nicht.

Noch ein Punkt, zum Härteausgleichsfonds. Zuerst regen Sie sich furchtbar auf, dass nichts für die Mindestpensionisten getan wird. Wenn wir sagen, wir tun etwas, wir un­ternehmen etwas, wir richten einen Fonds ein, dann ist Ihnen das auch wieder nicht genug und passt Ihnen das auch nicht. Wissen Sie, was? – Man kann es Ihnen über­haupt nicht recht machen. Das ist nun einmal Oppositionshandwerk. Die Regierung kann nichts recht machen, es wird Ihnen nie passen, aber Sie werden sehen: Der Be­völkerung wird es passen! Sie werden sehen: Wir haben diesbezüglich große Zustim­mung! Am Ende des Tages werden wir sehen: Es ist eine gute Reform, und wir werden Sie freiheitlich mit der ÖVP gemeinsam beschließen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

15.38

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Puswald. Er hat das Wort. (Abg. Scheibner – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Puswald –: Jetzt werden wir sehen, ob Sie so laut reden, wie Sie zwischenru­fen! – Ruf: Wo ist die Krawatte?)

 


15.39

Abgeordneter Dr. Christian Puswald| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wissen Sie nicht, dass es Kleidervorschriften gibt?) Liebe Freunde der schwarz-blauen Umfal­lerfraktion, als die ich Sie jetzt legitim bezeichnen darf (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Krawatte! Krawatte!), da Sie in der Früh – zunächst Kollege Jakob Auer, dann mein lieber Freund Uwe Scheuch – den Offenbarungseid geleistet und erklärt haben, Sie werden zustimmen! Ich gratuliere Ihnen herzlich. (Beifall bei der SPÖ. – Weitere Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Krawatte! Krawatte!)

Es freut mich, dass Sie sich an meiner Krawatte, die ich nicht trage, stoßen. Da haben Sie wenigstens eine Möglichkeit, sich über ein unverfängliches Thema zu unterhalten. (Abg. Scheibner: Der Knopf vom Sakko! – Abg. Neudeck: Aufsteiger schauen auch anders aus!)

Ich bin Ihnen übrigens sehr dankbar für die letzten beiden Tage, in denen ich sehr viel an Dichtung und Wahrheit lernen durfte – ich gebe schon zu: mehr Dichtung als Wahr­heit. Allerdings durfte ich auch wirklich sehr viel über neue Wörter beziehungsweise den neuen Sinn von Worten, die mir bekannt schienen, wie zum Beispiel das Wort „Mut“, lernen. Fasziniert nahm ich zur Kenntnis, dass sich der Herr Bundeskanzler, den der Mut inzwischen verlassen hat, uns hier Rede und Antwort zu stehen, herstellt und sagt: Ja, es bedarf eines gewissen Mutes, diese Reform durchzuführen. (Abg. Scheib­ner: Sie bringen das wie in einer Predigt! Sie sind in der falschen Partei!)

Ich kann schon sagen, was nach dem Verständnis des Herrn Bundeskanzlers Mut ist! Schon bei seinem ersten Amtsantritt hat er den „Mut“ gehabt, sich der Bevölkerung und deren Willen zu entziehen – und ist unterirdisch aus dem Kanzleramt entschwunden! Und ich prophezeie Ihnen: Wenn die Bevölkerung die Auswirkungen dieser Pseudore­form erfährt, wird er diesen Weg wieder wählen, denn er hat sich bisher ja auch nicht getraut, sich der Straße und dem Druck zu stellen. Ich zitiere jetzt Ihre Worte! (Beifall bei der SPÖ.)

Der Herr Bundeskanzler hat es nicht gewagt, sich dem berechtigten Druck der Straße und den berechtigen Sorgen der Bürger zu stellen, und er wird wieder unterirdisch ver­schwinden! Und ich prophezeie Ihnen: Das wird schneller der Fall sein, als Sie alle es erwarten! Die neuesten Umfragen, die „NEWS“ zitiert, tragen schon Ihre Totengräber-Merkmale, die Sie sich jetzt an die Brust heften können! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Sie waren schon bei der FPÖ, und jetzt sind Sie bei der SPÖ, nicht wahr? – Weitere Zwi­schenrufe bei den Freiheitlichen.)

Für dieses Stichwort danke ich, das führt mich zum Stichwort Wendehals: „Wendehals“ ist ein Wort, das wir aus der Geschichte kennen. Es ist 13 Jahre alt. Und wir haben bei der FPÖ gesehen, dass auch in diesem Zusammenhang ein neuer Begriff geschaffen beziehungsweise ein neuer Sinn gefunden wurde. (Lebhafte Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Wenn wir schon von Positionen reden, Frau Dr. Partik-Pablé, dann darf ich Sie daran erinnern, was Wendehals auf Blau heißt: Wendehals heißt, dass wir in Kärnten heute noch mit „Danke, Jörg! Du hast die Abfangjäger verhindert!“-Plakaten belästigt werden, während uns Herr Kollege Dr. Bösch im Fernsehen vollmundig erklärt: Wir Freiheitli­chen waren schon immer für die Abfangjäger! – Ich weiß nicht, ob das Jörg Haider auch weiß oder ob er kein Freiheitlicher ist! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Im Gegensatz zu Ihnen bleibt er aber bei einer Partei!)

Herr Verteidigungsminister außer Dienst! Ihr Zwischenruf gefällt mir, ich glaube ihn aber nicht! (Abg. Neudeck: Er ist Klubobmann! – Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.)

Aber bleiben wir beim Thema Mut. Ich sage Ihnen als Jurist, was ich für mutig halte: Wenn Sie sich hierher stellen, ein Paket von 91 Gesetzen mit 700 Seiten in drei Mona­ten durchpeitschen und dann erklären, dass das eine wohl ausgewogene Reform ist, dann frage ich Sie nur mehr, ob Sie mir einen einzigen Ihrer blau-schwarzen Umfaller­kollegen nennen können, der in der Lage ist, mir diese 91 Gesetze auch nur zu benen­nen, geschweige denn deren Sinn zu erkennen. Aber Sie werden dafür stimmen! Gra­tuliere! Oder, frei nach Uwe Scheuch: Na bravo! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Groß­ruck: Das rote Licht leuchtet schon!)

Besonders fasziniert mich das Wort „Mut“ auch im Zusammenhang damit, dass Sie, Herr Klubobmann Scheibner, uns voller Stolz vorige Woche mitgeteilt haben, dass es Ihr wunderbares Verdienst war, den Beschaffungsvorgang für die Abfangjäger beglei­tend vom Rechnungshof kontrollieren zu lassen. Und ich nehme auch gerne zur Kenntnis, dass Mut etwas zeitlich Begrenztes ist. Jetzt hat er Sie nämlich verlassen! Bevor der Rechnungshofbericht am 2. Juli vorliegen wird, beschließen wir das heute noch schnell, damit keiner darauf kommt, was wirklich wahr ist! Gratuliere! Oder: Na bravo!, frei nach Uwe Scheuch. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Und vor allem: Liebe Freunde von der blauen Umfallerfrak­tion! (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Thema Mut: Beweisen Sie heute am Abend Mut! Retten Sie Ihre eigenen Köpfe! Blei­ben Sie bei der Abstimmung sitzen, denn dann können Sie nicht umfallen, und Ihre Wähler können vielleicht noch einmal zu Ihnen stehen! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.43

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Steindl. Er hat das Wort.

 


15.44

Abgeordneter Konrad Steindl| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vorerst möchte ich meine Vorrednerin, Susanne Wegscheider, hier verteidigen.

In einer tatsächlichen Berichtigung wurde behauptet, es habe keine Gewerkschaftsak­tionen gegeben. – Das ist nicht so! Wenn ich mir zum Beispiel dieses Flugblatt ansehe, dann möchte ich sagen, dass das wirklich keine Sache ist, über die man lachen sollte. (Abg. Steibl: Nein! Das ist bitterer Ernst!) Hier heißt es: „Susanne Wegscheider, Abge­ordnete zum Nationalrat der ÖVP! Zur Pensionsreform sag Nein, dann kaufen wir wie­der bei dir ein!“ (Rufe und Gegenrufe bei der SPÖ und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren von den Gewerkschaften! Können Sie es eigentlich verant­worten, wenn Susanne Wegscheider, weil sie ihre politische Gesinnung hier in diesem Hause vertritt, durch solche Aktionen wirtschaftlichen Schaden erleidet – und damit natürlich auch ihre Mitarbeiter?

Ich bin selbst seit mehr als 20 Jahren ein mittelständischer Unternehmer, und ich kann Ihnen sagen: Ich pflege mit meinen Mitarbeitern eine Art der Zusammenarbeit, bei wel­cher gegenseitiges Vertrauen und gemeinsame Arbeit dazu geführt haben, dass es uns – und vor allem meine Mitarbeiter – auch in den nächsten Jahren noch geben wird. Wir haben uns gemeinsam eine Basis erarbeitet, auf die wir stolz sein können! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich meine, dass ein gewisser politischer Stil nicht dazu führen sollte, dass wir die Ge­meinsamkeiten und vor allem die Grundlagen, die wir Unternehmer gemeinsam mit unseren Mitarbeitern aufbauen, hier fahrlässig zunichte machen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Doch nun möchte ich zu meinem eigentlichen Thema kommen. Ich habe mir vorge­nommen, über einen positiven Aspekt dieser Budgetbegleitgesetze zu sprechen, und zwar über die Steuerreform und im Besonderen über den nicht entnommenen Gewinn.

Sehr geehrte Damen und Herren! Nachdem ich – wie gesagt – schon länger als 20 Jahre selbständiger Unternehmer bin, weiß ich, wie schwierig es ist, betriebliches Eigenkapital zu bilden. Ein internationaler Vergleich zeigt die Defizite der Eigenkapital­entwicklung in den österreichischen Unternehmen ganz deutlich auf. Die Fremdfinan­zierungsquote bei den österreichischen Unternehmen liegt im EU‑Durchschnitt bei et­wa 50 Prozent, in den USA bei 20 Prozent und hier in Österreich bei 60 Prozent. (Abg. Eder: Dieser Vergleich ist unsinnig! In den USA gibt es doch eine ganz andere Finanz­landschaft!)

Ein kurzer Rückblick auf die Unternehmensbesteuerung, sehr geehrter Herr Kollege, macht uns klar, warum wir hier in Österreich solche Defizite haben. Bis Mitte der sieb­ziger Jahre gab es sehr gute Möglichkeiten zur vorzeitigen Abschreibung von bis zu 50 Prozent bei Investitionen, Bildung von Investitionsrücklagen. Auch damals hat es schon die Rücklage für den nicht entnommenen Gewinn gegeben. Mit diesen Instru­menten ließen sich zumindest stille Reserven bilden, und eine entsprechende Absiche­rung von Bankkrediten war dadurch gegeben.

Die Regierung der siebziger Jahre hat jedoch diese Investitionsbegünstigungen bezie­hungsweise Rücklagemöglichkeiten von Gewinnen abgeschafft. Und es kam dann noch schlimmer: Bei Investitionen in den siebziger Jahren musste der Unternehmer in der weiteren Folge sogar noch Investitionsprämien, die teilweise bis zu zwölf Prozent betrugen, an den Fiskus abliefern.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wir Unternehmer bis zum Jahr 1989 folgende Steuersätze zu entrichten hatten: Die Einkommensteuer betrug 62 Prozent, die Gewerbesteuer vorweg betrug 17 Prozent, und die Vermögensteuer vom betriebli­chen Einheitswert betrug 1 Prozent. – Dies bedeutete eine Gesamtbelastung von ins­gesamt rund 71 Prozent des Gewinns! Dass deswegen nur eine geringe Eigenkapital­bildung bei den kleinen und mittelständischen Unternehmungen möglich war, erklärt sich somit von selbst!

Erst im Jahre 1989 wurde unter Mitwirkung der ÖVP eine Steuerreform vorgenommen, bei welcher unter anderem die Abschaffung der Gewerbesteuer und der Vermögen­steuer sowie die Senkung des Spitzensteuersatzes auf 50 Prozent und des Körper­schaftsteuersatzes auf 34 Prozent festgelegt wurden. Auf Grund der verbesserten Rahmenbedingungen für Unternehmer kam es zu vielen ausländischen Betriebsansie­delungen und in weiterer Folge zu einem entsprechenden Konjunkturaufschwung.

Mit der am 1. Jänner 2004 beginnenden Osterweiterung werden neue Mitbewerber in den gemeinsamen Markt eintreten. Die Unternehmensbesteuerung in den neuen EU-Staaten wird zumindest in der Übergangszeit erheblich günstiger sein. Dieser Umstand wird für uns Unternehmer in Österreich eine neue, große Herausforderung darstellen.

In diesem Zusammenhang sollten wir nicht übersehen, dass die KMUs rund 60 Prozent aller unselbständig Erwerbstätigen beschäftigen und daher die Sicherung dieser Be­triebe von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung ist! (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Freiheitlichen.)

Die Regierung Schüssel II hat diese Situation erkannt und wird mit der steuerlichen Entlastung des nicht entnommenen Gewinns einen wichtigen Beitrag zur Sicherung dieser klein- und mittelständischen Unternehmungen leisten.

Abschließend möchte ich mich als Unternehmer bei allen Fraktionen bedanken, welche am Ende der vergangenen Legislaturperiode die Hochwasserhilfe, das Konjunkturpa­ket und das Jobpaket beschlossen haben. Diese Pakete und vor allem die Investitions­zusatzprämie haben in Österreich eine ganz positive Stimmung erzeugt und vor allem die Beschäftigung stabilisiert.

Ich appelliere daher an alle Entscheidungsträger, diese positive Stimmung nicht durch eine überzogene Pensionsreformdebatte wieder zunichte zu machen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

15.51

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Stadlbauer. – Bitte.

 


15.51

Abgeordnete Bettina Stadlbauer| (SPÖ): Auch wenn mein Vorredner ein Flugblatt noch so eindrucksvoll in der Hand gehalten und dieses geschwenkt hat: Er konnte im Anschluss daran trotzdem nicht beweisen, dass etwas von Boykott darauf gestanden ist! Das Wort „Boykott“ ist nicht vorgekommen! (Abg. Prinz: Entschuldigen Sie sich! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Menschen wurden nicht aufgefordert, in diesem Geschäft nicht einzukaufen, sondern es ging darum, auf das Abstimmungsverhalten von verschiedenen Abgeordneten, und zwar in diesem Fall von ÖVP-Abgeordneten, hinzuweisen. Dass es Ihnen weh tut, dass Sie für diese schäbige Pensionsreform zuständig sind, und das Geschrei deshalb so groß ist, das ist ver­ständlich! (Abg. Steibl: Was heißt schäbig? Sie hatten ja keine besseren Vorschläge!) Aber hören Sie endlich auf, den ÖGB an den Rand der Legalität zu treiben! (Beifall bei der SPÖ. – Rufe und Gegenrufe bei der SPÖ und der ÖVP. – Abg. Neudeck: Frau Kollegin! Sie können doch lesen, oder?) Ich kann lesen, und ich finde das Wort „Boy­kott“ nicht. Finden Sie es vielleicht? Auch nicht! Wir können es ja dann gemeinsam durchgehen, wenn ich mit meiner Rede fertig bin!

Kolleginnen und Kollegen! Seit Beginn dieser schwarz-blauen Regierung ist es für Frauen, die ein eigenständiges Leben führen und selbständig leben wollen, schwieriger geworden. Der Wind ist ein kalter geworden, und er bläst den Frauen ins Gesicht. Und warum ist das so? – Ein Grund dafür ist, dass die Maßnahmen des Ministers, der unter anderem für Frauenangelegenheiten zuständig war, nur nach hinten losgegangen sind. Jetzt haben wir eine Frauenministerin, der diese Anliegen eigentlich egal sind. Sie hat noch 14 Tage bevor sie Frauenministerin wurde, in einem Interview festgestellt, dass sie es nicht für notwendig halte, ein eigenes Frauenministerium zu installieren. (Zwi­schenruf der Abg. Lentsch.) Mit einem solchen Selbstverständnis agiert jetzt die Frau­enministerin! Nach ihrem Selbstverständnis macht sie jetzt einen Job, von dem sie glaubt, dass man ihn eigentlich gar nicht braucht! (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt muss ich ihr so wie allen FrauenministerInnen zugestehen, dass sie wenig Kom­petenzen und wenig Ressourcen hat. Das möchte ich jetzt nicht einmal abwertend for­mulieren. Was ich aber sehr wohl abwertend formulieren möchte, ist, dass sich Frau Rauch-Kallat hinter dieser Tatsache so sehr versteckt, dass es kaum mehr auszuhal­ten ist. Bei jedem Interview und in jeder Aussage, wenn es irgendwie darum geht, dass Frauenanliegen formuliert und Forderungen für Frauen aufgestellt werden sollen, zieht sie sich auf diesen ihren Standpunkt zurück und sagt: Tut mir Leid, da sind die Länder zuständig, da ist dieser Minister zuständig, da ist jener Minister zuständig! – Sie selbst aber tut nichts!

Was könnte nun die Frauenministerin alles tun? – Sie könnte sich einmischen, sie könnte aufzeigen, sie könnte Verbündete suchen! Das war im Übrigen das Erfolgsre­zept der SPÖ-Frauenministerinnen: Die haben mit den Frauen in diesem Land gear­beitet und nicht gegen die Frauen, so wie Sie es heute tun! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Dr. Partik-Pablé.)

Wir haben Frauenministerin Rauch-Kallat zu Beginn angeboten, mit ihr zu arbeiten und mit ihr die Stimme für die Frauen zu erheben. Aber ich frage mich immer öfter: Wo ist diese ihre Stimme für die Frauen? Und was tut sie in Anbetracht dieser zutiefst frauen­feindlichen Pensionsreform? – Sie erhebt nicht ihre Stimme und sagt: Wir müssen da etwas ändern! Nein! Sie verteidigt das noch. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Dr. Partik-Pablé.)

Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, warum diese Reform frauenfeindlich ist: Eine Begründung dafür ist, weil Sie die vorzeitige Alterspension wegen langer Versiche­rungsdauer abschaffen. Das betrifft zu 80 bis 90 Prozent Frauen, die diese Alterspen­sion wählen. (Abg. Steibl: Und wie sieht das in Deutschland aus?) Damit verlängern Sie die Arbeitslosigkeit der Frauen um 3,5 Jahre. Und nicht nur das! Diese Frauen werden, weil sie wahrscheinlich keinen Job mehr finden werden, irgendwann einmal von der Arbeitslosenunterstützung in den Notstand fallen und keine finanzielle Unter­stützung bekommen, wenn das Partnereinkommen zu hoch ist. Damit drängen Sie sie einfach in die Armut! Was immer mit diesen Frauen jedoch passiert, ist Ihnen völlig egal! Es kommen einfach keine Vorschläge!

Zu den 18 bis 24 Monaten als pensionsbegründende Zeiten für die Kinderbetreuung: Ich sage es Ihnen noch einmal: Das nützt nur einer Handvoll Frauen, nämlich jenen Frauen, die ab 2002 nicht mehr als 15 Erwerbsjahre aufweisen werden. Diese Frauen werden in diesen Genuss kommen. Das nützt also wirklich nur einer Handvoll Frauen, denn der Großteil der Frauen wird mehr Erwerbsjahre haben, und für diese wirkt sich das geringer aus, weil die Bemessungsgrundlage eine niedrigere sein wird. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Aus Ihnen sprudelt wirklich lauter Unsinn hervor!)

Frau Haubner hat heute einmal gesagt, dass im Fairness-Modell der SPÖ stehen wür­de, dass wir auch die Familienarbeit der Frauen respektieren. – Natürlich tun wir das! Allerdings, Frau Staatssekretärin Haubner, sollten Sie weiter lesen! Sie sollten nicht nur die Überschriften lesen, sondern auch die vorgeschlagenen Maßnahmen! Wir ha­ben zum Beispiel festgehalten, dass wir die Teilzeitarbeit wegen Kinderbetreuung auf Vollzeit aufwerten würden. Das steht in Ihrem Modell nicht! Dies wäre frauenfreundlich. Aber Sie haben ja überhaupt keine Ahnung von Frauenpolitik!

Im Übrigen meine ich, dass es doch sehr bezeichnend ist, wenn sehr viele Männer hier sagen, was sie alles für Frauen getan haben. – Das halte ich nämlich immer für ein gefährliches Signal. Frau Rauch-Kallat! Frau Haubner! Ich frage Sie wirklich: Wie leben Sie damit, dass Sie als Feigenblatt für die fehlende Frauenpolitik von Schwarz und Blau herhalten müssen? – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich gebe bekannt, dass die Unterzeichner des Abände­rungsantrages der Abgeordneten Öllinger zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage 59 der Beilagen diesen Abänderungsantrag mit dem Hinweis zurückgezogen haben, dass voraussichtlich ein neuer Antrag eingebracht werden wird.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Praßl. – Bitte.

 


15.58

Abgeordneter Michael Praßl| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich kann und darf hier in diesem Parlament eine sehr schöne Region vertreten, nämlich die Region Süd- und Oststeier­mark. Sie ist gekennzeichnet von hervorragender Schönheit, sie ist gekennzeichnet von wunderbaren, heilenden Thermalquellen, und sie ist auch gekennzeichnet von einer hervorragenden wirtschaftlichen Betätigung und von einem wirtschaftlichen Auf­schwung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Ich bin sehr stolz, dass ich diese Region hier vertreten darf, und ich werde mich bemühen, dazu beizutragen, dass noch sehr viele weitere Verän­derungen in dieser Region durchgeführt werden.

Ich halte es für sehr wichtig, dass mit diesem Regierungsprogramm und mit den jetzt bevorstehenden Beschlüssen auch etwas für die vielen Klein- und Mittelbetriebe getan wird, womit ermöglicht wird, dass diese gefestigt werden und einen guten Standort und Sicherheit haben. Gefestigte Betriebe bedeuten auch sichere Arbeitsplätze, und siche­re Arbeitsplätze bedeuten nicht nur für das ganze Land Wohlstand, sondern bedeuten für unsere Region auch einen Aufbau für die Zukunft.

Meine Damen und Herren! Ich glaube, dass wir für die Zukunft arbeiten müssen und dass wir unsere Kraft als Parlamentarier zur Verfügung stellen müssen, für diese Zu­kunft etwas zu erreichen. Und das will ich auch! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Freiheitlichen.)

Im Hinblick darauf bin ich felsenfest überzeugt davon, dass diese Pensionsreform zum jetzigen Zeitpunkt richtig ist. Ich habe in meinem Wahlkreis mit 62 Gewerkschaftern diskutiert. Diese Diskussion hat zweieinhalb Stunden gedauert, und wir haben dabei eine sehr gute Gesprächsbasis gefunden. Ich bin ein Mensch, der sehr gerne disku­tiert, und ich bin auch ein Mensch, der auf andere zugehen kann und bereit ist, Konflik­te zu lösen. Ich glaube aber auch, dass diese Reform für unser Land und auch für mei­ne Region wirklich notwendig ist.

Ich habe aber mit Besorgnis festgestellt, dass wir Parlamentarier in den Regionen von unserem politischen Visavis sozusagen als Sündenböcke benützt beziehungsweise als diejenigen hingestellt werden, die letztendlich für alles – und in diesem Fall wird von einem „Pensionsraub“ gesprochen – verantwortlich gemacht werden. Ich nehme in meiner Region niemandem etwas weg und ich raube auch nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich halte es für richtig, dass diese Regierung zum jetzigen Zeitpunkt Maßnahmen setzt, die für unser Land von großer Notwendigkeit sind. Ich glaube, dass wir mit unserer Tätigkeit draußen einen Platz einnehmen müssen, und ich glaube, dass wir für die Zu­kunft verantwortlich sind. Ich selbst habe drei Kinder und weiß, welche Verantwortung wir zu tragen haben.

Heute Vormittag wurde ich mehrmals aus meinem Wahlkreis angerufen und gebeten: Herr Abgeordneter, stimmen Sie nicht zu! Können Sie das mit Ihrem Gewissen verein­baren? Dazu muss ich sagen: Ich stimme zu, und ich kann das mit meinem Gewissen vereinbaren! Ich will nämlich, dass wir für die Zukunft etwas weiterbringen, dass wir für die Zukunft etwas tun. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bin auch davon überzeugt, dass es wichtig ist, zum jetzigen Zeitpunkt diese Reform durchzuführen. (Abg. Eder: Das haben Sie schon gesagt!) Wir Parlamentarier dürfen ganz einfach solche Reformen nicht vor uns herschieben, sondern wir müssen den Mut haben, diese anzupacken und zum Wohle unserer Bevölkerung durchzuführen.

Ich stimme heute zu, und ich will für meine Region keinen Raub betreiben. Ganz im Gegenteil: Ich stimme deshalb zu, weil ich an die Zukunft glaube. Die Zukunft werden wir mit einer gut organisierten Pensionsreform, wie diese Regierung sie zustande ge­bracht hat, besser bestreiten können. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

16.03

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Binder. – Bitte.

 


16.03

Abgeordnete Gabriele Binder| (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Kollege Praßl, es geht nicht um persönli­ches Fehlverhalten, sondern es geht schlicht und einfach um Ihr Stimmverhalten hier im Hohen Haus und um maßgebliche Entscheidungen, die Sie dadurch treffen und die dadurch sozusagen zu Beschluss kommen.

Meine Damen und Herren! Es war wahrlich heute das Hoppala des Tages, wie es einer meiner Kollegen formuliert hat, nämlich mit welcher Ehrlichkeit und Offenheit Kollegin Bleckmann gesagt hat, dass die Abfangjäger-Debatte während des Wahlkampfes ge­stoppt wurde, denn es stand schließlich und endlich die Wahl bevor, und dass es jetzt zu anderen Entscheidungen kommt. Das heißt, die Wählerinnen und Wähler wurden im wahrsten Sinne des Wortes getäuscht. – So viel dazu. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sieglinde Rosenberger meinte einmal: Wenn Menschen gehört werden müssen und wollen, brauchen sie Räume und Stimme! Deshalb bin ich sehr froh gewesen, dass wir wieder eine Frau als Frauenministerin in der Regierung haben. (Demonstrativer Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.) Das Motto dieser Frauen­ministerin ist: Mehr Lust statt Frust! Aber die vorliegenden Budgetbegleitgesetze lassen jegliches Lustgefühl erlöschen. Im Gegenteil: Verunsicherung und Verärgerung ma­chen sich breit und vor allen Dingen Zukunftsängste überkommen die Menschen in unserem Land, und große Teile der Bevölkerung sind fast fassungslos.

Es ist an der Zeit, so meine ich, die Stimme vor allem für die Frauen zu erheben, und ich denke, es wäre die Aufgabe der Frauenministerin, diese Stimme zu erheben, denn gerade die Frauen sind maßgeblich und einschneidend von diesen Veränderungen betroffen, und zwar durch Kürzungen und durch Streichungen; und die Frauen werden von dieser Regierung zu Verliererinnen gemacht, sie werden zu Verliererinnen durch Ihre heutige Entscheidung. (Beifall bei der SPÖ.)

Frauen werden benachteiligt und zu Bittstellerinnen degradiert. Doch was sagt die Frauenministerin dazu? – Sie sagt nichts, sie schweigt, oder sie redet die Maßnahmen schön. Von dieser Frauenministerin als dem Sprachrohr der österreichischen Frauen erwarte ich mir einen massiven Aufschrei, einen engagierten Einsatz, ja Kampfeslust, so wie sie es selbst eingefordert hat, aber die Frauenministerin schweigt.

Die so genannte Pensionsreform ist, meine Damen und Herren, eine „mittelbare Dis­kriminierung“, wie Bernd Marin es sagt, oder „modernes Raubrittertum“, wie Kollegin Gubitzer von der GÖD es formuliert. (Beifall bei der SPÖ.)

Fakten und Daten liegen auf dem Tisch: von den Auswirkungen der Lebensdurchrech­nung bis zur Abschaffung der vorzeitigen Alterspension für Frauen. Die Auswirkungen für die Frauen sind fatal, doch die Frauenministerin schweigt oder gibt Interviews, die meiner Meinung nach sehr zynisch und auch Frauen verachtend sind.

Ich zitiere die Frauenministerin aus einem Interview mit der „Wienerin“ vom Juni 2003:

„Frauen sollen nicht immer andere verantwortlich machen, wenn es etwas schief geht.“

Oder: „Frauen sind selbständig denkende Wesen“ – no na! – „, die es nicht notwendig haben, vom Staat überbehütet zu werden.“

Meine Damen und Herren! Unglaublich, aber wahr: Die Frauenministerin lässt die ös­terreichischen Frauen allein. Sie nimmt nicht Rücksicht auf die unterschiedlichen Le­bensverläufe, auf die unterschiedlichen Lebensbedingungen, die scheinen sie nicht zu interessieren. Unter dem Motto: Der Mutigen gehört die Welt! oder: Jede ist ihres Glü­ckes Schmied! lässt sie die Frauen allein. Es geht nur mehr darum, höher, schneller, weiter zu kommen.

Wo bleibt denn das Engagement der Frauenministerin, wo bleiben ihre Aktivitäten, ihre Ideen und ihre Gegenvorschläge zu dieser Pensionssicherungsreform? Wo bleibt der Aufschrei gegen den vorliegenden Entschließungsantrag, mit dem es tatsächlich zu einem Verfassungsbruch kommt? Ich denke nur an das Gleichbehandlungspaket und an die Übergangsfristen. Was hindert die Frauenministerin daran, sich solidarisch mit den österreichischen Frauen zu erklären, für die österreichischen Frauen ihre Stimme zu erheben und lustvoll zu kämpfen.

Meine Damen und Herren, sie hätte die Unterstützung von uns Sozialdemokratinnen, sie müsste sie nur ergreifen! (Beifall bei der SPÖ.)

16.08

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


16.08

Abgeordnete Gabriele Tamandl| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Meine Herren auf der Regierungsbank! Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich habe in dieser Debatte die letzten Tage wirklich sehr aufmerksam zugehört, und eigentlich habe ich von der Opposition immer nur eines gehört: Es ist alles schlecht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Eder: Geh! – Abg. Parnigoni: Das stimmt ja!)

Die Regierung unter Bundeskanzler Schüssel hat in ihrem Programm die wohl größte Steuerreform der Zweiten Republik angekündigt. (Abg. Eder: Angekündigt schon!) Die erste Etappe, die mit 1. Jänner 2004 wirksam wird, führt zu einer Nettoentlastung von über einer halben Milliarde Euro, ab dem Jahr 2005 sogar zu 2,5 Milliarden € Nettoent­lastung. Gerade durch die Anhebung der Steuerfreigrenze auf 14 500 € werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit kleinem Einkommen vollständig steuerfrei gestellt. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Eder.)

Auch wenn Sie es nicht glauben, Herr Kollege, es ist so: Für 30 Prozent der männli­chen Arbeitnehmer und für nahezu die Hälfte der weiblichen Arbeitnehmerinnen in Ös­terreich trifft das zu, deren Bezüge liegen unter dieser Steuerfreigrenze und werden daher die Gewinner dieser Steuerreform sein. Es wird ihnen mehr Geld zur Verfügung stehen, und die Kaufkraft wird ihnen auch bleiben. (Beifall bei der ÖVP.)

Durch die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes und der damit verbundenen Zuver­dienstgrenze von jährlich 14 600 € – das entspricht bei einem ganzjährigen Bezug ei­nem Monatsgehalt von 1 100 € brutto – bleiben zwei Bezüge steuerfrei, nämlich einer­seits das Kinderbetreuungsgeld und andererseits die 14 600 €, die auf Grund der Zu­verdienstgrenze steuerfrei sind.

Das ist wohl wirklich eine Entlastung und hilft den Frauen (Abg. Eder: Das ist ein Wahnsinn! Das ist unglaublich! Sehr „sozial“!), die sich hauptsächlich um die Kinder­betreuung kümmern, dass sie teilweise im Beruf bleiben können oder dass sie nach der Zeit, in welcher sie bei den Kindern zu Hause waren und die Kindererziehung ge­macht haben, wieder in den Beruf einsteigen können. (Beifall bei der ÖVP.)

Früher konnten Bezieherinnen von Karenzgeld nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze da­zuverdienen, und damals war es ihnen nicht einmal möglich, in ihrem eigenen Unter­nehmen eine Urlaubsvertretung zu machen, weil sich die Verdienstsumme oft über die Geringfügigkeitsgrenze hinaus bewegt hätte. Jetzt ist der Wiedereinstieg durch diese Maßnahme wesentlich verbessert, und die Frauen können immer wieder den roten Faden finden, wenn sie in ihren Beruf zurückkehren. (Beifall bei der ÖVP.)

Aber nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden von der Steuerreform wesentlich begünstigt. Die Lohnsteuer ist bekanntlich nur eine Einhebungsform der Einkommensteuer, und so werden auch kleine Unternehmer – wir haben in Österreich immerhin 30 Prozent, die so genannte Einzelkämpfer sind, die also keine Dienstneh­mer beschäftigen und sich gerade noch über Wasser halten können – von dieser Maß­nahme profitieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition: Da Sie immer die Unternehmer angreifen, darf ich Ihnen sagen: Unternehmer sind nicht immer gleich reich!

Abschließend sei aber eine mir sehr wichtige und wesentliche Maßnahme, und zwar sowohl für die Arbeitnehmer- als auch für die Arbeitgeberseite, erwähnt. Gerade für ältere Arbeitnehmer ist es wichtig, dass die Lohnnebenkosten gesenkt werden, um im Arbeitsprozess behalten zu werden und nicht als teuer zu gelten. Wir alle wissen, dass die Lebensverdienstkurve immer noch ungerecht ist, dass die Jüngeren gerade bei der Hausstandsgründung, wenn sie mehr Geld brauchen würden, weniger verdienen und dass die Älteren knapp vor der Pensionierung mehr verdienen und dadurch für den Unternehmer zu teuer sind und deshalb meistens abgebaut werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Da wird ein Umdenkprozess stattfinden müssen, und die Senkung der Lohnnebenkos­ten ist daher ein wichtiger Wurf, und es wird so sichergestellt, dass die Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden, so wie Sie von der Opposition das immer machen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf heute auch aus meiner beruflichen Praxis erzählen. – Ich halte heute übrigens meine Erstlingsrede, Herr Kollege, weil Sie gar so herunterschauen. (Beifall bei der ÖVP. – Allgemeine Heiterkeit. – Abg. Eder: Soll ich wegschauen?) – Ich bin in einer Steuerberatungskanzlei beschäftigt, und ich kann Ihnen aus meiner Praxis berichten und brauche keine Statistiken. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP. – Abg. Eder: Darf ich noch schauen?) Ich kann Ihnen sagen, dass die 200 000 Menschen in Österreich, die von dieser Steuerreform profitieren werden, die keine Lohn- und Einkommensteuer ab dem 1. Jänner 2004 zahlen werden, uns dies danken werden. – Ich danke Ihnen trotz­dem für Ihre Aufmerksamkeit, Herr Kollege. (Beifall bei der ÖVP.)

16.14

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.

 


16.14

Abgeordneter Dieter Brosz| (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Ich möchte zunächst den Antrag, den mein Kol­lege Pirklhuber vorhin eingebracht hat und der auf Grund eines Formalfehlers zurück­gezogen werden musste, noch einmal korrekt einbringen.

Es ist dies der Abänderungsantrag betreffend die Budgetbegleitgesetze. Der Antrag ist relativ umfangreich und wird mit Genehmigung des Präsidenten hier im Plenum ver­teilt werden. Ich werde ihn in seinen Kernpunkten erläutern. Im Wesentlichen geht es darin um vier Bereiche.

Der erste und wesentlichste Punkt ist die Herausnahme aller pensionsrechtlich rele­vanten Gesetze aus dem Budgetbegleitgesetz.

Der zweite Punkt ist die Änderung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes. Dieser zielt darauf ab, dass in Hinkunft ein Bescheid erlassen werden soll und damit mehr Rechts­sicherheit für die Betroffenen gegeben ist.

Der dritte Punkt betrifft das Übergangsgeld für Menschen in Altersarbeitslosigkeit, wo bislang nur die Sicherstellung, dass das bis zum Jahre 2009 weitergezahlt werden soll, gegeben ist. Wir wollen, dass das auch darüber hinaus eine bestehende Möglichkeit bleibt.

Der vierte Punkt betrifft die Aufstockung der Umweltförderung für die Jahre 2004 bis 2006. Das Umweltförderungsgesetz soll dementsprechend angepasst werden, und damit soll das Kyoto-Ziel umgesetzt werden können.

Ich möchte nun auf den Inhalt der Pensionsdebatte zurückkommen und möchte für alle, die ein Loblied auf die private Vorsorge gehalten haben, etwas zitieren, was sich seit gestern, glaube ich, auf der Homepage des ORF befindet, der über eine Presse­konferenz von Herrn Liebscher Bericht erstattet hat. Das klingt ziemlich interessiert in Anbetracht dessen, dass hier immer die Sicherstellung der Pensionen gepredigt wird.

Liebscher warnt davor, dass man sich auf diese dritte Säule verlässt. Ich zitiere wört­lich aus dem Bericht über die Pressekonferenz: „Auf die Kursrisiken in der neuen staat­lich geförderten Privatvorsorge machte die Oesterreichische Nationalbank aufmerk­sam.“

Ich zitiere weiter: „ ... Liebscher betonte eingangs, dass er keine Kritik an der so ge­nannten 2. und 3. Säule der Altersvorsorge übe, er halte es aber für unverantwortlich, nicht darauf hinzuweisen, dass das keine ‚Einbahnstraße’ sei. ‚Das ist kein Game, das immer nur Gewinne kennt.’“

Des Weiteren heißt es hier: „Sieben Milliarden Verlust in drei Jahren. Auf die Vermö­gen der Österreicher und die Performance von Lebensversicherern, Fonds und Pensi­onskassen hatten sich schon die Kursverluste auf den internationalen Aktienmärkten in den vergangenen drei Jahren ‚markant’ ausgewirkt.“ – Das geht so weiter.

Liebscher, der ja nicht dafür bekannt ist, dass er dieser Regierung besonders kritisch gegenübersteht oder dem Pensionsmodell oder den Finanzmärkten kritisch gegen­übersteht, macht da schon klar, dass das, was Sie hier immer vermitteln wollen, man könne es sich ja selbst richten, man müsse lediglich über Jahrzehnte einzahlen und dann hätte man nachher eine gesicherte Pension, schlicht und einfach nicht stimmt. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe schon bei einer der letzten Debatten klarzumachen versucht, welchen Unter­schied es theoretisch machen würde, wenn man in die Pensionskassen einzahlen wür­de, so wie das unter anderem auch den Politikern zusteht, welchen Unterschied es macht,1999, nach, sagen wir einmal, 20, 30 Jahren Einzahlung, in Pension gegangen zu sein und jetzt, 2003, mit den entsprechenden Abschlägen. Das kann, wenn es ins Börsental hineinfällt, dazu führen, dass innerhalb von wenigen Jahren der Anteil der Pension so drastisch sinkt, dass man von einer Sicherung nicht mehr reden kann.

Wer ernsthaft Altersversorgung machen oder Armut im Alter verhindern will, der kann sich nicht auf die so genannte dritte Säule verlassen. Das hat immer sehr viel mit Glückspiel, mit Zufälligkeit zu tun. Die groß angepriesene Sicherheit mit dem Hinweis, man könne es berechnen und man könne es sich selbst richten, gibt es einfach nicht. (Beifall bei den Grünen.)

16.18

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Der Antrag, den Herr Abgeordneter Brosz soeben refe­riert hat, ist genügend unterstützt und ist erläutert worden. Er wird jetzt vervielfältigt und verteilt und steht damit in Verhandlung und zur Abstimmung.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Karl Öllinger, Dr. Eva Glawischnig, Freundinnen und Freunde zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (59 d.B. –Budgetbegleit­gesetz 2003) – 111 d.B.

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

1. In Art. 7 betreffend die Änderung des B-DG entfallen die Z. 1, 2, 5 und 11.

2. In Art. 68 wird nach Ziffer 7 folgende neue Ziffer 7a eingefügt:

„7a. Nach § 6 Abs. 2b wird folgender neuer Abs. 2c eingefügt:

‚(2c) der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft kann ab dem Jahr 2004 für Zwecke der Umweltförderung im Inland und Umweltförde­rung im Ausland (§§ 23 ff) Förderungen zusagen und Aufträge gemäß Abs. 1 erteilen. Im Jahr 2004 stehen mindestens 58 Mio. €, im Jahr 2005 69 Mio. € und im Jahr 2006 80 Mio. € zur Verfügung. Soweit Verpflichtungen bis zu diesem Ausmaß nicht eingegangen oder diese Mittel nicht in vollem Ausmaß in Anspruch genommen wer­den, können diese Verpflichtungen in den Folgejahren zusätzlich eingegangen werden bzw. stehen diese Mittel in den Folgejahren zusätzlich zur Verfügung.’“

3. In Art. 10 betreffend die Änderung des Richterdienstgesetzes entfallen die Z. 2, 3, 5, 7, 7a, 7b, 8 und 9.

4. In Art. 11 betreffend die Änderung des Landeslehrer- Dienstrechtgesetzes entfallen die Z. 1, 2, 3, 8, 8a, 8b, 9, 10 und 11.

5. In Art. 12 betreffend die Änderung des Land- und Forstwirtschaftlichen Landesleh­rer-Dienstrechtsgesetzes entfallen die Z. 1, 2, 3, 8, 8a, 8b, 9 und 10.

6. Art. 14 betreffend die Änderung des Pensionsgesetzes entfällt.

7. Art. 15 betreffend die Änderung des Bundestheaterpensionsgesetzes entfällt.

8. Art. 16 betreffend die Änderung des Teilpensionsgesetzes entfällt.

9. Art. 17 betreffend die Änderung des Verfassungsgerichtshofgesetzes entfällt.

10. Art. 18 betreffend die Änderung des Bundesbahnpensionsgesetzes entfällt.

11. In Art. 19 betreffend die Änderung des Bundesbahngesetzes entfallen die Z. 2, 3, 4, und 5.

12. Art. 20 betreffend die Änderung des Bundesbediensteten-Sozialplangesetzes ent­fällt.

13. Art. 73 betreffend die Änderung des ASVG – Teil 2 entfällt.

14. In Art. 73 erhält der bisherige Teil 3 die Bezeichnung „Teil 2“.

15. Art. 74 betreffend die Änderung des GSVG – Teil 2 entfällt.

16. In Art. 74 erhält der bisherige Teil 3 die Bezeichnung „Teil 2“.

17. Art. 75 betreffend die Änderung des BSVG – Teil 2 entfällt.

18. In Art. 75 erhält der bisherige Teil 3 die Bezeichnung „Teil 2“.

19. Art. 83 Z 11. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags lautet wie folgt:

„11. § 24 lautet:

§ 24. (1) Wenn eine Voraussetzung für den Anspruch auf Arbeitslosengeld wegfällt, ist es einzustellen; wenn sich eine für das Ausmaß des Arbeitslosengeldes maßgebende Voraussetzung ändert, ist es neu zu bemessen. Die bezugsberechtigte Person ist von der Einstellung oder Neubemessung mittels Bescheid in Kenntnis zu setzen.

(2) Wenn sich die Zuerkennung oder die Bemessung des Arbeitslosengeldes als ge­setzlich nicht begründet herausstellt, ist die Zuerkennung zu widerrufen oder die Be­messung rückwirkend zu berichtigen. Dies bedarf der Bescheidform.’“

20. In Art. 83 Ziff. 21 des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags entfallen in § 39a (1), erster Satz, die Worte „in den Jahren 2004 bis 2006“ sowie der § 39a Abs. 7.

21. Art. 85 Ziffer 3. und Ziffer 4. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags entfallen.

22. Art. 85 Ziffern 5. bis 7. des eingangs bezeichneten Gesetzesantrags erhalten die Bezeichnung 3. bis 5..

Begründung

Zu Z 1. und Z 3. bis 18.:

Das Vorhaben der Bundesregierung, im Zuge der Budgetdebatte 2003 im Schnellver­fahren eine Veränderung des Pensionsrechts herbeizuführen, ist gescheitert.

1. Die Gesetzesvorlage ist unausgegoren und in mehrfacher Hinsicht verfassungs­rechtlich bedenklich.

2. Die Verweigerung einer substantiellen Debatte mit den SozialpartnerInnen durch den Bundeskanzler sowie die fehlende Bereitschaft des Bundeskanzlers, auf die Vor­schläge der Sozialpartner einzugehen und Kompromisse zu suchen, hat das politische Klima in Österreich wesentlich verschlechtert.

3. Der Regierung ist es nicht gelungen, der betroffenen Bevölkerung zu erklären, wa­rum die von ihr beabsichtigten massiven Beschneidungen zukünftiger Pensionen in dieser Schärfe und vor allem in dieser Geschwindigkeit erfolgen müssten, wo doch der Bundesbeitrag zum Pensionssystem in den nächsten Jahren selbst nach Angaben der Bundesregierung unverändert bleibt.

4. Die Regierung könnte bisher nicht schlüssig erklären, warum es notwendig sei, ins­besondere Frauen mit derart harten Einschnitten bei zukünftigen Pensionen zu bestra­fen.

5. Die Regierung gelang bisher nicht der Nachweis, dass Pensionskürzungen von 30 und mehr Prozent für Menschen, die nach 2028 in Pension gehen werden, notwendig sein sollten, um das Pensionssystem zu sichern.

6. Die Bundesregierung verabsäumte es, festzustellen, dass ein in seinem Anteil am Bruttoinlandsprodukt gleich bleibender Bundeszuschuss zum Pensionssystem auch in Zukunft erhalten bleiben soll.

7. Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zum Bekenntnis durchringen, dass ein gesetzliches und solidarisches Pensionssystem auf Umlagebasis auch in Zukunft das wesentliche Kernelement der Altersversorgung bleiben soll.

8. Der Bundesregierung gelang es bisher nicht, ein glaubwürdiges und vertrauenser­weckendes Maßnahmenpaket zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit im Alter und zur Reduktion der Arbeitslosigkeit überhaupt vorzulegen, sodass befürchtet werden muss, dass die gesetzliche Anhebung des Pensionsantrittsalters zu einer Ausweitung der Arbeitslosigkeit führt.

9. Die Bundesregierung befand es bisher nicht für notwendig, zu erläutern, auf welche Weise Menschen mit geringem oder gar keinem Pensionsanspruch in Zukunft vor Al­tersarmut geschützt werden sollen.

10. Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zu einem Bekenntnis zu einer existenzsichernden Mindestpension für alle durchringen.

11. Die Regierung unternahm noch nicht einmal den Versuch, zu erläutern, wie Län­dern und Gemeinden die aus den Plänen der Bundesregierung resultierenden erhebli­chen Mehrkosten vergütet werden sollen.

Die Grünen treten für die Entwicklung eines Zukunftsmodells für das österreichische Pensionssystems unter Einbindung aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte ein, um eine breitestmögliche Zustimmung zu einer Pensionsreform zu erreichen. Dies kann nur über eine offene und breite gesellschaftliche Diskussion aller Vorschläge un­ter Einbeziehung der Erfahrungen aus ähnlichen Debatten in anderen Ländern erreicht werden.

Der Weg dazu führt neben einer Zurückstellung des gegenwärtigen Plans über eine breite, öffentliche Debatte zur Erarbeitung einer akkordierten Punktation der Eckpunkte einer Pensionsreform, die nach Ansicht der Grünen folgende Punkte zu berücksichti­gen hätte:

die Absicherung des solidarischen Bundesanteils als Grundpfeiler der gesetzlichen Pensionsversicherung;

die Schaffung eines einheitlichen Pensionsversicherungssystems mit einheitlichen Rahmenbedingungen für alle nach dem Prinzip „gleicher Beitrag – gleiche Leistung;

die Schaffung einer Grundsicherung für alle in Höhe des gegenwärtigen Ausgleichszu­lagen-Richtsatzes;

die Schaffung einer sich nach versicherungsmathematischen Kriterien berechnenden Versicherungspension, die sich über Beiträge aus Erwerbsarbeit auf Umlagebasis fi­nanziert;

eine einheitliche Deckelung der sich aus Grundsicherung und Versicherungspension aus Erwerbsarbeit zusammensetzenden gesetzlichen Pension für alle zukünftigen PensionistInnen;

die Festsetzung eines Stichtages, ab dem unter Mitnahme der jeweils bis zu diesem Zeitpunkt erworbenen Ansprüche aus der gesetzlichen Pensionsversicherung das neue System für alle gilt;

die faire Finanzierung der Beiträge für Ersatzzeiten (Betreuungszeiten, Zivil- oder Prä­senzdienst, Zeiten der Arbeitslosigkeit) aus den jeweils sachlich zuständigen Budgets entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen, die für alle Versicherten gelten;

die Schaffung eines progressiven Pensionssicherungsbeitrages für jenen Anteil von aus öffentlichen Mitteln bzw. von öffentlich-rechtlichen Körperschaften finanzierten Pensionen, der über der ASVG-Höchstpension liegt;

die Abschaffung der Privilegien für AltpolitikerInnen.

Zu Z 2.:

Aufgrund der offensichtlichen Diskrepanz zwischen dem Finanzierungsplan der natio­nalen Klimastrategie im Ministerratsvortrag vom 18.6.2002, dem Regierungsprogramm für die XXII. GP und dem vorgelegten Budgetentwurf 2003/2004 erscheint es notwen­dig, die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen für mehrere Jahre sicherzustellen. Im von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf der UFG-Novelle ist für einen Teil der in der Klimastrategie vorgesehenen Instrumente (JI/CDM) die Finanzierung gesichert und für mehrere Jahre außer Diskussion gestellt. Im wesentlich größeren und für die Inländische Wertschöpfung und Arbeitsplatzsituation wichtigeren Bereich der Umwelt­förderung im Inland ist weiterhin das Ausmaß der möglichen neuen Projekte völlig of­fen. Gemäß Regierungsprogramm ist eine Verstärkung der Bemühungen zum Klima­schutz für die Jahre 2004 bis 2006 vorgesehen. Um diese politische Verpflichtung auch festzuschreiben, ist eine klare Finanzvorschau betreffend Klimaschutzmaßnahmen per Änderung des UFG notwendig.

Zu Z 19. und 20.:

Die unter Ziffer 19 genannte Änderung dient der Verbesserung der Rechtssicherheit im Arbeitslosenversicherungsgesetz und entspricht langjährigen Forderungen etwa der Volksanwaltschaft.

Die unter Ziffer 20 angeführte Änderung verhindert eine Ungleichbehandlung älterer ArbeitnehmerInnen im Falle der Arbeitslosigkeit.

Zu Z 21. und 22.:

Der Entfall des Arbeitslosenversicherungsbeitrags für Menschen, die eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes beziehen, gefährdet die Wiedereingliederung von Menschen in den Arbeitsmarkt und damit den Erfolg der aus Mittel des AMS finanzier­ten Ausbildungsmaßnahmen.

*****

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Neugebauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


16.18

Abgeordneter Fritz Neugebauer| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein Ver­gleich der Ausgangslage von vor wenigen Wochen, nämlich dem, was die Bundesre­gierung uns damals vorgelegt hat, mit dem jetzt vorliegenden Papier ergibt unter „Er­reichtes“ Folgendes: Die Deckelung der Gesamtverluste ist nun grundsätzlich und un­begrenzt mit 10 Prozent vorgesehen. Der heutige Antrag hat das auch für den öffentli­chen Dienst untermauert. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mandak: Zeitlich unbegrenzt?)

Unter „Erreichtes“ heißt es: Der Steigerungsbetrag wird nicht mehr in drei, sondern in fünf Jahresschritten auf 1,78 Prozent gesenkt.

Unter „Erreichtes“ wird festgelegt: Die vorzeitige Alterspension wird nicht, wie ur­sprünglich geplant, 2009, sondern 2014 abgeschafft. Pro Jahr wird das Zugangsalter um 4 Monate erhöht.

Bei der vorzeitigen Alterspension heißt es unter „Erreichtes“: Es wird das Übergangs­geld von 20 auf 25 Prozent erhöht, und es heißt auch, dass die Durchrechnung in die­ser generellen 10-Prozent-Deckelung mit einbezogen ist.

Unter „Erreichtes“ kann auch festgehalten werden, dass für jedes Kind – nicht über­schneidend, wie ursprünglich angedacht, sondern für jedes Kind tatsächlich – drei Jah­re aus der Durchrechnung herausgenommen werden. – Das ist keine Jubelpostille der Österreichischen Volkspartei, sondern das ist die nüchterne Analyse, die wir im Öster­reichischen Gewerkschaftsbund gemeinsam angestellt haben. (Ruf bei der SPÖ: Nur Luftblasen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das kann nicht reichen für manche, für viele ist es zu wenig. Ich sage nach wie vor dazu und bleibe bei meiner Kritik, dass die Performance zu einem so wichtigen Thema unbefriedigend war. Da finde ich mich übrigens mit dem Kollegen Günter Stummvoll in seinem gestrigen Redebeitrag einer Meinung. Auch er vertrat die Ansicht, dass wir bei einem so wichtigen Thema der Kommunikation offen­sichtlich zu wenig Raum gegeben haben.

Ich bekenne mich zu den gemeinsamen Beschlüssen, wonach gewerkschaftliche Kampf­maßnahmen eingesetzt werden, wenn wir meinen, dass Dinge massiv gegen unseren Willen gestartet werden. (Abg. Mag. Posch: „Menschenverachtend“, haben Sie gesagt!) Und ich betone auch, dass ich persönlich vom Einsatz der Menschen be­geistert war und dass es mir nahe geht, wenn bei schlechtestem Wetter 160 000 Men­schen auf dem Heldenplatz für eine Sache demonstrieren. Aber ich sage im gleichen Atemzug, dass ich alles ablehne, was einer Einschränkung von Abgeord­neten gleich­kommt oder was den korrekten Stil der Auseinandersetzung untergräbt. (Beifall bei der ÖVP.)

Dazu gehört auch – und das muss ich loswerden! –, wenn höchste Verantwortungsträ­ger in unserem Lande mit einer Fäkalsprache bedacht werden, die für unsere Jugend in der politischen Diskussion beileibe kein Vorbild sein darf. (Abg. Mandak: Der Aus­druck „Gräuelpropaganda“ war auch nicht sanft!) – Das waren aber zum Glück nur Ein­zelfälle, Frau Kollegin. (Abg. Mandak: Es war aber der Bundeskanzler, der das gesagt hat!)

Was wir nicht erreicht haben, und ich habe mich bis zuletzt bemüht: Der Österreichi­sche Gewerkschaftsbund hat sich nach den letzten Runden Tischen dazu entschlos­sen, nicht mehr weiter zu verhandeln. Es bleibt mir unbenommen – das werden Sie mir nach einigen Jahrzehnten der Erfahrung zubilligen –, zu betonen, dass ich mich eigent­lich nicht vom Verhandlungstisch wegdrängen lasse. Ich könnte Ihnen eine Vielzahl von Themen nennen, die ich nicht durchgebracht habe, auch ein halbes Jahr später nicht. Aber gewerkschaftliche Tugend ist es, wenn man etwas als falsch erkannt hat, mit einem richtigen Angebot immer wieder vorstellig zu werden und durch geeignete Maßnahmen das eine oder andere Thema dann auch durchzubringen.

Ich glaube, dass insgesamt in der Gesamtbegrenzung der Verluste – Kindererzie­hungszeiten und dergleichen mehr – im Bekenntnis ... (Abg. Mag. Posch: „Menschen­verachtend“, haben Sie gesagt!) – Deswegen habe ich mich auch in den Entschlie­ßungsantrag eingeklinkt. (Abg. Mag. Posch: „Menschenverachtend“!) Deswegen habe ich mich eingeklinkt, lieber Kollege, weil mir wichtig ist, dass hier kein Deut daran hän­gen bleibt, dass man dem öffentlichen Dienst nicht den Vorwurf machen kann, dass er sich auf die Harmonisierung nicht einlässt. Bitte das auch entsprechend zu lesen; ich höre gerne zu.

Was die psychischen und physischen Belastungen von Nacht-, Schwer- und Schicht­arbeitern betrifft, haben wir einen hervorragenden Vorschlag gemacht. Der Herr Vize­kanzler hat bereits darauf reagiert. Wir als Gewerkschaft Öffentlicher Dienst haben ein Lebensarbeitszeitmodell zunächst auf die Exekutive abgestellt, das in seiner Grund­struktur ... (Abg. Mag. Posch: „Menschenverachtend“, haben Sie gesagt!) – Herr Kol­lege, singen Sie mit den anderen, dann verstehe ich Sie besser! Nicht nur dazwischen reden, ich höre Ihnen gerne zu und sage Ihnen auch dazu, dass ich enttäuscht bin, was gestern und heute an müden Kopien hier geboten worden ist; nicht von allen. Ich gestehe allen zu, dass sie sich tatsächlich ordentlich vorbereiten.

Ich komme zum Schluss. Herr Kollege Matznetter hat gestern in sehr eindrucksvoller Weise gesagt: Abkassieren oder eine Pensionssicherung. – Ich glaube, hohe Staats­kunst ist es, dass eine nicht zu vergessen, nämlich die Pensionen langfristig zu si­chern, aber auch die Finanzen nicht ausufern zu lassen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein Paket, am Anfang nicht zustimmungsfähig, ist heute erträglich geworden. Wir werden noch viele Stunden neuerlich verhandeln müs­sen, um das eine oder andere nachzubessern. Die Grundstruktur steht. Ich werde heu­te dieser Vorlage zustimmen. (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen. – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Mag. Posch schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. – Abg. Nürnberger: Das war ein Umfaller! – Abg. Dr. Cap hält in Richtung des Abg. Neugebauer einen Arm senkrecht in die Höhe und lässt ihn dann demonstrativ in die Horizontale fallen. – Abg. Nürnberger: Ein Um­faller!)

16.25

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Wurm. Die Uhr ist auf 4 Minuten gestellt. – Bitte.

 


16.25

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein Kollege von Fritz Neugebauer hat diese Pensionskürzungsreform „schreiendes Pensionsunrecht“ genannt, und dann fragte er: Wie kann ÖAAB-Landesobmann Günther Platter diesem schreienden Pensi­onsunrecht zustimmen? Ich erwarte mir von ihm ein Veto im Ministerrat!

Dieser Kollege sagte weiters: Die Verlierer sind Menschen, die bereits ab ihrem 15. Lebensjahr arbeiten, Frauen mit Kindern, Beschäftigte im Tourismus, Arbeitneh­mer, die im Laufe ihres Arbeitslebens länger krank waren.

Dann hat Fritz Dinkhauser, wortgewaltiger Arbeiterkammerpräsident von Tirol gesehen, das mit dem Günther Platter nützt nichts. Er ist nicht Manns genug, würde man bei den Freiheitlichen sagen, er ist nicht Manns genug, ein Veto einzulegen, und daher hat er sich an die Abgeordneten gewandt, und zwar an die 35 – er hat sie offensichtlich ab­gezählt – Abgeordneten des ÖAAB, aus Tirol und von anderswo.

Es hat geheißen, Dinkhauser mobilisiert die VP-Abgeordneten, und er werde alles tun, damit dieses – ich zitiere wieder den Arbeiterkammerpräsidenten von Tirol – schreien­de Pensionsunrecht so nicht beschlossen wird. – Das ist die Stimme des ÖAAB und des Arbeiterkammerpräsidenten von Tirol. (Beifall bei der SPÖ.)

Wer aber die ganz großen Verliererinnen dieses schreienden Pensionsunrechts sind, das sind die Frauen. Sie von den Regierungsparteien können das nicht schönreden, Sie können es nicht gesundbeten. Die Frauen sind die großen Verliererinnen dieser Reform! (Abg. Steibl: Wo denn? Alte Leier!) – Wissen Sie, warum? Sie reden immer vom Kindergeld, Frau Steibl. (Abg. Steibl: Weil es gut ist!) Das ist löblich, aber: Wen trifft es denn? Sagen Sie mir doch, ab wann das schlagend wird für diejenigen, die Kindergeld bekommen!

Das Kindergeld, das wissen Sie doch, bekommt man seit 1. Jänner 2002. Und wie alt sind da die Frauen? Wann wird denn das schlagend? In 35, in 40 Jahren?! Geben Sie es doch zu! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Frauen sind die großen Verliererinnen dieser Reform, die Frauen, bei denen Herr Minister Bartenstein immer wieder vom  Median spricht, und ab 700 € ist man schon „wohlhabend“ in diesem Land. – Sie wissen wohl nicht, Herr Minister, wie es ist, wenn man Miete für eine Mietwohnung bezahlen muss, wenn man für den Unterhalt auf­kommen muss, wenn man keinen Ehemann hat, der sich das leisten kann. Genau das sind doch jene Menschen, die du, Klaus Wittauer, vorgibst, zu vertreten! Du bist doch auch einer von jenen der „Marke Rebell“ – Held für einen Tag! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie den Frauen wirklich hätten helfen wollen, dann hätten Sie die weiblichen Lebensverläufe einbeziehen müssen. An den weiblichen Lebensverläufen erkennt man, dass die Frauen sehr oft Teilzeit arbeiten. Die geringfügig Beschäftigten sind vor allem Frauen, das wissen Sie ganz genau! Und Sie haben weder bei den Steigerungs­raten noch beim Aufwertungsfaktor darauf Rücksicht genommen.

Zur erwerbstätigen Frau, Frau Kollegin Brinek. Der Herr Bundeskanzler sitzt hinter mir. Er macht ja gerne Urlaub im Zillertal. Zwischen ein paar Wedelschwüngen sollte er sich vielleicht einmal erkundigen, wie das zum Beispiel mit den Kinderbetreuungseinrich­tungen dort funktioniert. Nicht selten kann ein Kind erst mit viereinhalb Jahren in den Kindergarten gehen. Was ist denn dann mit diesen drei Jahren, die man den Frauen verspricht? (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Abschluss: die Hackler-Regelung. Sie wissen ganz genau, es ist gestern in der Zeitung nachzulesen gewesen: Im Jahre 2002 hatten nur 6,9 Prozent derjenigen Frau­en, die in Pension gegangen sind, 40 Dienstjahre oder mehr vorzuweisen. Jene Frau­en – das sage ich besonders an Ihre Adresse, Herr Donabauer –, die sich auf Ihr Fami­lienmodell verlassen haben, sind die größten Verliererinnen dieser Reform, und das ist das Verwerfliche! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: Das war zum Glück nur ein kurzer Schrecken!)

16.30

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Preineder. – Bitte.

 


16.30

Abgeordneter Martin Preineder| (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Als Newcomer in diesem Haus wundern mich oft der Stil und die Emotion mancher Debattenbeiträge. Ich möchte versuchen, einen sachlichen Beitrag zur Diskussion zu leisten, einen Beitrag zum Thema Um­weltpolitik im Rahmen der Budgetbegleitgesetze. (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren! Seit ich politisch tätig bin, beschäftigt und begleitet mich das Thema Klimaschutz und Reduktion der Treibhauseffekte. Es ist schon mehr als zehn Jahre her, dass ich im Vorfeld der UNO-Klimakonferenz in Rio de Janeiro 1992 als Sprecher der österreichweiten Plattform „Jugend und Klima“ für folgende For­derungen eintrat: Ausstieg aus der FCKW-Produktion, Einführung einer ökologischen Steuerreform, vor allem durch eine kombinierte Energie- und CO2-Abgabe unter Entlas­tung von Lohnnebenkosten, Förderung von CO2-neutralen Energieträgern wie Biomas­se, Reduktion des Treibstoffverbrauches im Verkehr und stufenweisen Ersatz durch biogene Treibstoffe.

Geschätzte Damen und Herren! Es freut mich, dass in diesem Doppelbud­get 2003/2004 erste Ansätze in diese Richtung zu erkennen sind. Mit der zusätzlichen Besteuerung von Benzin, Diesel und Heizöl wird auch ein Schritt in diese Richtung gesetzt, vor allem deswegen, weil damit auch eine steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit einhergeht, nämlich eine steuerliche Entlastung von Lohnkosten bis 14 500 €, die steuerbefreit sein werden, und vor allem eine Entlastung der Kosten für ältere Ar­beitnehmer, die durch die Senkung der Lohnnebenkosten höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Nur wer die Lohnnebenkosten senkt, wird langfristig Arbeitsplät­ze sichern und schaffen! (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren! Arbeit stellt keine fixe Größe dar, die es einfach gilt, gerecht zu verteilen, sondern Arbeit muss im wirtschaftlichen Leben als ein Faktor ge­sehen werden, dessen Wettbewerbsfähigkeit wir gesetzlich verändern und auch stei­gern können.

Wenn Sie die Berichte der heutigen Tageszeitungen gelesen haben, dann kennen Sie vor allem in Wien die hohen Marktanteile der Schwarzarbeit.

Ich sage: Wer Umwelt- und Klimaschutz ernst nimmt, darf nicht nur nach Populismus schielen. Das Kyoto-Ziel, die Senkung der CO2-Emissionen auf Basis von 1990 vom Jahr 2008 bis 2012 um 13 Prozent erfordert konkrete Maßnahmen. Mit einem steigen­den Klimaschutzbudget trägt unser Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll diesem Ziel Rechnung.

Geschätzte Damen und Herren! Eine höhere Mineralölbesteuerung stärkt nicht nur die Chancen auf Arbeitsplätze, sondern schafft auch verbesserte Chancen für erneuerbare Energieträger. (Abg. Mandak: Warum deckelt ihr dann die erneuerbaren Energieträ­ger?) – Die werden nicht gedeckelt. (Abg. Mandak: Doch, selbstverständlich!)

Wie beim Öko-Stromgesetz, das im Jänner beschlossen wurde und die Stromprodukti­on aus Windenergie, Biomasse und Biogas ermöglicht, so könnten auch im Bereich der Treibstoffe neue Wege eröffnet werden. (Abg. Eder: Wer zahlt das?) Gerade im Be­reich der Landwirtschaft – ich bin selbst aktiver Bauer – kommt hier eine Chance auf uns zu, nämlich durch die Produktion von Bio-Diesel aus Raps und Sonnenblumen sowie von Äthanol aus Getreide. (Abg. Eder: Mit Förderungen! Wer zahlt das?)

Geschätzte Damen und Herren! Wir könnten hier (Abg. Eder: Wer zahlt das?) – hören Sie mir bitte zu! – eine so genannte Win-win-Situation erreichen, nämlich erstens eine Entlastung der Umwelt von CO2-Anreicherungen, zweitens eine verstärkte Unabhängig­keit von Ölimporten und drittens eine zusätzliche Wertschöpfung für heimische Betrie­be. (Abg. Nürnberger: Win-win!)

Die EU hat im Herbst 2001 eine Biokraftstoffrichtlinie erlassen, die eine Beimengung von Biotreibstoffen von 2 Prozent ab dem Jahr 2005 steigend bis 5,75 Prozent vor­sieht. (Abg. Eder: Die kann man auch importieren, das wissen Sie!) – Das ist mir klar!

Geschätzte Damen und Herren! Ich lade Sie ein, diese Richtlinie auch in Österreich umzusetzen, denn Umweltschutz lebt nicht von Worten, sondern von Taten. (Abg. Mandak: Ja eben!) Und Zukunft braucht Verantwortung. Unsere Verantwortung hat Zukunft! (Beifall bei der ÖVP.)

16.36

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Jarolim. – Bitte.

 


16.36

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Herr Staatssekretär! Herr Kollege Preineder, ich glaube, es ehrt Sie sehr, wenn Sie sagen, Sie seien an einer sachlichen Debatte interessiert und wollen hier einen sachlichen Debattenbeitrag leisten.

Wenn Sie allerdings in einer Koalition mit der – das kann man sicherlich sagen – un­sachlichsten Regierung der Zweiten Republik sind, dann wird wahrscheinlich auch die­ser Versuch Ihrer Rede untergehen. Das muss man Ihnen auch zu Ihrer ersten Rede sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Kollege Neugebauer, ich bin ein bisschen bedrückt über Ihre Rede im Liegen. Was mich besonders entsetzt: Ich habe Sie hier in vielen Diskussionen, gerade im Rahmen der Debatte um die Pensionsreform, doch als einen aufrechten Kämpfer, der die offenen Worte schätzt, kennen gelernt. Dass Sie hier – und ich kann das nicht an­ders bezeichnen – diesem Verhöhnungsprogramm einer Bundesregierung beitreten, das betrachte ich wirklich als extrem bedrückend. Lassen Sie mich das sagen! (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt da eine Redewendung: Wenn die Konzeptlosen fleißig werden, dann ist das besonders gefährlich. – Und ich finde, so gefährlich, wie es derzeit in unserem Land ist, war es in der Zweiten Republik bisher noch nie. Das möchte ich Ihnen auch noch sagen.

Sehen Sie sich zum Beispiel die Entscheidung über die Anschaffung der Kampfflieger an, meine Damen und Herren! Sie zeigen uns heute vor, Sie wollen hier eine Entschei­dung treffen, einen Fliegertyp zu kaufen, der nicht einmal auf einem Mindestmaß an juristischer Basis steht. Wir alle wissen – und die Gutachten kennen Sie auch –, dass Sie ein massives Problem mit der Darstellung der Absenkung der Finanzierungskosten von 24 auf 18 Flieger haben.

Sie wissen, dass die Stückpreise der Flugzeuge gestiegen sind, weil wir eine Erhöhung des Gesamtpreises gegenüber dem Bericht um 15 Prozent haben. Es ist völlig evi­dent ... (Zwischenrufe der Abgeordneten Dr. Trinkl und Murauer.) – Herr Kollege Preineder, vielleicht können Sie ein Mindestmaß an Sachlichkeit in diese originellen Reihen bringen!

Es ist evident, dass das vergaberechtlich nicht hält und daher keine Zukunft hat. Ich verstehe Sie daher nicht, warum Sie mit dem Kopf durch die Wand gehen wollen und glauben, dieses Modell durchdrücken zu müssen, das bei einer sachlichen Betrach­tungsweise absolut unakzeptabel ist.

Ich kann auch nicht verstehen, was daran redlich sein soll, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, dass Sie heute einen Beschluss über eine budgetmäßige Bedeckung fassen, die von 2007 bis 2015 schlagend wird.

Das ist doch kein Mindestmaß an Redlichkeit, wenn man hergeht und sagt: Meine Da­men und Herren, überhaupt keine Probleme, wir werden das schaffen mit dem Budget, wir werden es in fünf, in zehn, in 18, in 20 Jahren zahlen! – Gehen Sie doch hinaus und erzählen Sie das der Bevölkerung, die Sie hier eigentlich kübelweise mit Hohn übergießen, meine Damen und Herren! Wie würden Sie das sonst bezeichnen? Das möchte ich doch gerne wissen! (Beifall bei der SPÖ.)

Weil Sie jetzt so groß herunterschreien, Herr Kollege Murauer, muss ich Ihnen sagen: Sie haben im Budgetentwurf nicht einmal den Ansatz einer Finanzierung! Sie zeigen nicht einmal ansatzweise, wo das Geld herkommen soll! – Ja, ich weiß, für Sie ist es klar, in fünf, in sechs, in sieben, in acht Jahren „Budgetbegleitgesetz-Flieger“. Das Problem werden Sie dann lösen.

Aber sagen Sie doch, wie die künftige Generation das lösen soll! Wie soll das gehen? Soll man bei der Bildung einsparen? Vielleicht wie Frau Minister Gehrer, die sagt, wir brauchen den Englisch-Unterricht nicht? – Meine Damen und Herren! Den Englisch-Unterricht um eine Stunde kürzen, hat es hier geheißen. Kürzung des Sprachunter­richts in Zeiten einer Europäischen Union, wo nichts wichtiger ist, als Sprachen zu er­lernen! Können Sie wirklich noch offenen Herzens vor die Wähler hintreten und ihnen erzählen, dass das Qualität ist?

Meine Damen und Herren! Ich kann Ihnen nur eines sagen: Sie sollten sich für ein der­artiges Programm wirklich schämen! Das muss ich Ihnen sagen! (Beifall bei der SPÖ.)

In einigen anderen Punkten hätten wir von der SPÖ ganz gerne ein paar Sachen, zum Beispiel beim Strafaufschub, der im Wesentlichen auch ein Hilferuf ist.

Ich kann Ihnen nur sagen, die Hypothek, die Sie dem Lande aufbürden, ist wirklich unerträglich. Ich denke, dass es Ihnen nicht gelingen wird, im Rahmen des nächsten Wahlkampfes das, was Sie sich hier und heute leisten, tatsächlich noch als Qualität zu verkaufen, und das stimmt mich sehr hoffnungsvoll. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

16.40

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte.

 


16.41

Abgeordneter August Wöginger| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staats­sekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wird immer wieder die Jugend in Zusammenhang mit der Pensionssicherung angesprochen. Ja es hat fast den An­schein, als würden alle Fraktionen in diesem Haus der Jugend in diesem Land eine gute Zukunft bieten wollen. Wenn man aber in die Abgeordnetenreihen schaut, bietet sich uns ein anderes Bild. Von den insgesamt 183 Abgeordneten gibt es nur vier, die unter 30 Jahre alt sind. Und wissen Sie, wo Sie diese finden? – Drei bei der ÖVP und einen bei der FPÖ. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren von der SPÖ und den Grünen! Bei Ihnen gibt es keine Ab­geordneten, die unter 30 Jahre alt sind. Bei uns wird die Jugend groß geschrieben, Sie reden nur davon. Dieser Vergleich macht uns sicher. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, meinen es nicht wirklich ernst mit den nachkommenden Generationen. Sie wollen keine Reform bei den Pensionen durchführen, obwohl Sie genau wissen, dass das derzeitige System in absehbarer Zeit zum Scheitern verurteilt ist. Die Zahl der Beitragszahler wird weniger, die Zahl der Pensionisten wird mehr, und auf Grund unseres hochwertigen Gesundheitssystems steigt die Lebenserwartung. Jeder kennt die Schere, die auseinander klafft. Man muss kein Experte sein, um die Folgen zu erkennen, sondern – bei uns im Innviertel würde man das so sagen – das bringt der Hausverstand mit sich, dass sich dieses System auf Dauer finanziell nicht ausgehen kann. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Deshalb, meine Damen und Herren, muss jetzt die Pensionssicherungsreform ge­macht werden, um vor allem den jungen Menschen in diesem Land eine gute Perspek­tive für die Zukunft zu bieten. (Abg. Eder: Das ist der größte Unsinn, den Sie erzählen! Reden Sie einmal mit den jungen Leuten draußen!)

Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ und den Grünen, wollen nichts tun, zumindest gibt es von Ihrer Seite keine konkreten Vorschläge, auch keine Alternativen zur langfristigen Absicherung der Pensionen. Was bedeutet aber dieses Nichtstun, meine sehr geehrten Damen und Herren? Entweder wir erhöhen die Bei­tragssätze um 53 Prozent oder wir kürzen die Pensionen um 45 Prozent oder wir he­ben das Antrittsalter um mindestens zehn Jahre an. – Das ist das rot-grüne Angebot an die jungen Menschen in diesem Lande! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Als junger Arbeitnehmervertreter und Abgeordneter weise ich dieses Angebot ent­schieden zurück. Ich bin froh, dass diese Bundesregierung hier die Verantwortung wahrnimmt und eine zukunftsorientierte, nachhaltige Politik im Sinne der Jugend durch­führt. Ein maximaler Abschlag von 10 Prozent, ein Beschäftigungspaket für ältere Ar­beitnehmer, Qualifizierungsmaßnahmen für über 50- und unter 25-Jährige, die Erhö­hung des Altersübergangsgeldes, die weitere Verbesserung der Hackler-Regelung sowie das Dauerrecht für Schwerarbeiter sind Beispiele dafür, dass diese Pensionssi­cherungsreform sozial verträglich und fair ist.

Weiters sind die Absenkung des Steigerungsbetrages im Zeitraum von fünf Jahren, das Auslaufen der vorzeitigen Alterspension bis zum Jahr 2017 und die Anhebung des Durchrechnungszeitraumes innerhalb der nächsten 25 Jahre alles andere als über­fallsartig, meine Damen und Herren von der Opposition! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Eder: Die Rede hat die Gehrer geschrieben!)

Das sind sanfte Übergangsfristen, die für jedermann und jede Frau verträglich sind. Die uns vorliegende Reform ist somit reif für die Abstimmung.

Heute, in den letzten Tagen und Wochen wurden von den Abgeordneten der Regie­rungsfraktionen noch Änderungen eingebracht, die sicherlich ihre Berechtigung haben und auch notwendig sind. Jetzt ist es aber an der Zeit, dieses Paket zur Abstimmung zu bringen. Denn wenn man immer wieder ein Stück herunterschneidet, bleibt am En­de nicht mehr viel übrig von einer Reform, und Reförmchen haben wir in diesem Be­reich schon zur Genüge gehabt, meine Damen und Herren von der SPÖ! Man sollte aus der Vergangenheit auch etwas lernen. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Jede weitere Abfederung, jedes weitere Stück, das heruntergeschnitten wird, geht voll zu Lasten der jungen Menschen in diesem Land. Die erste Säule würde dadurch für die heute unter 35-Jährigen deutlich geschwächt und nicht gestärkt, meine Damen und Herren! Ja, wir bekennen uns zur zweiten und dritten Säule. Die Mitarbeitervorsorge und die private Vorsorge gehören für uns zum neuen Pensionssystem, dennoch for­dern wir, dass die erste Säule, also das persönliche, beitragsorientierte Pensionskonto, für die heutige Jugend die tragende und somit betragsmäßig größte Säule bleiben muss. Dafür werden wir uns, und damit meine ich die jungen Schwarzen, einsetzen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Genug der Worte – die Daten und Fakten liegen auf dem Tisch. Tage- und nächtelange Verhandlungen, stundenlange Ausfüh­rungen sowie intensive Debatten müssten eigentlich alle Abgeordneten von der Not­wendigkeit dieser Reform überzeugt haben. Über 80 Prozent der Bevölkerung beken­nen sich zu dieser Reform (Rufe bei der SPÖ: Nein! Nein!), seien Sie Demokraten und sagen Sie im Sinne unserer Jugend ja zu diesem Vorschlag – ich bitte Sie darum! (An­haltender Beifall und Bravorufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.46

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Becher. – Bitte.

 


16.47

Abgeordnete Mag. Ruth Becher| (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr viele Menschen machen sich berechtigte Sorgen um die künftige Pension, um die Sicherheit ihrer künftigen Pension. Gleichzeitig erleben wir ein sehr großes Interesse an Politik, ein sehr hohes Engagement der Menschen. Ich habe das letzte Mal ein vergleichbares Engagement bei der Anti-AKW-Bewegung erlebt, bei der Abstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf, nur hat es damals eine ganz ande­re Reaktion gegeben. Bundeskanzler Kreisky hat sich damals entschlossen, hat den Mut gehabt, eine Volksabstimmung zu diesem Kraftwerk durchzuführen. Und das war eine wirklich kluge Entscheidung.

Im Verlaufe dieser Debatte musste ich mit Entsetzen feststellen, dass ein führender Funktionär der ÖVP überlegt, ob nicht vielleicht strafrechtliche Bestimmungen gegen Streikende anzuwenden wären. Der Herr Bundeskanzler hat im Hintergrund genickt und von der Frauenministerin hat es Applaus dazu gegeben. – Ich denke, das zeigt sehr gut Ihr Verständnis für die berechtigten Sorgen der Menschen und das spricht auch für Ihr Verständnis für Demokratie. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Die Frauen und die BezieherInnen niedrigerer Einkommen sind ganz besonders von dieser Pensionsreform betroffen. Die Einkommensschere bei Frauen und Männern klafft beträchtlich auseinander. Das zeigt auch der Bericht des Rechnungshofes für die letzten beiden Jahre, in denen die Fraueneinkommen in ihrer Höhe nur knapp zwei Drittel der Männereinkommen erreichen. Diese Einkommensschere setzt sich natürlich auch in der Pension fort beziehungsweise wird noch weiter vertieft.

Eine Maßnahme, die Sie gesetzt haben, war, dass Sie den Ausgleichszulagenrichtsatz für Ehepaare erhöht haben. Damit treffen Sie aber nur 15 Prozent der Betroffenen. 200 000 PensionistInnen liegen unter dieser Einkommensgrenze und sind somit nicht erfasst, haben nichts davon. Dazusagen muss man, dass 72 Prozent der Ausgleichs­zulagenbezieherInnen Frauen sind und davon wieder nur 41 Prozent eine eigenständi­ge Pension haben.

Das heißt, in dem Budgetbegleitgesetz finden sich keine zusätzlichen Maßnahmen, um die Frauenerwerbsquote zu erhöhen. – Das ist ein Armutszeugnis für diese Regierung, ganz besonders für die Frauenministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Rahmenbedingungen, die besonders den Frauen zugute kommen, fehlen in den Bud­getbegleitgesetzen. Es gibt keine zusätzlichen Arbeitsplatzmaßnahmen, keine zusätzli­chen Kinderbetreuungseinrichtungen, keine bessere Bewertung für Betreuungszeiten und keine eigenständige Alterspension für die Frauen.

Der rote Faden, der sich durch dieses Budgetbegleitgesetz zieht, zeigt, dass Sie beim Bürger sparen. Bei der Pensionsreform nehmen Sie keine Rücksicht auf die unter­schiedliche Biographie von Frauen – sie zahlen die Rechnung dafür, dass ihr Leben anders verlaufen ist.

Ihre Pensionsreform ist unsozial, und wir werden daher dem vorliegenden Gesetzent­wurf nicht zustimmen. Haben Sie den Mut zu einer Volksabstimmung, denn es geht um soziale Gerechtigkeit! (Beifall bei der SPÖ.)

16.51

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ledol­ter. – Bitte.

 


16.51

Abgeordneter Johann Ledolter| (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Her­ren von der Bundesregierung! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine kurze Replik auf die Ausführungen der Frau Kollegin Becher: Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen, hätte sich Bundeskanzler Kreisky damals an sein Ver­sprechen gehalten. Wir hätten heute vielleicht ein paar hundert Millionen oder vielleicht sogar Milliarden Schilling Schulden weniger, und wir hätten zweifelsohne etwas weni­ger Druck, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen unseres Haushaltes und damit natürlich auch Maßnahmen wie Budgetsanierung sowie Steuer- und Pensionsreform umzusetzen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Bures und Dr. Matznetter.)

Auch die Lautstärke der Zwischenrufe, liebe Kolleginnen und Kollegen von der linken Reichshälfte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese inszenierte Empörung, die Sie in den letzten zwei Tagen hier zum Besten gegeben haben, nicht wirklich publi­kumswirksam rüberkommt, obwohl sie viele Facetten hat.

Ich erinnere nur an das Kabarett, das Kollege Puswald hier zum Besten gegeben hat. Ich erinnere an den Antrag der Grünen – Kollege Pirklhuber hat ihn in der Erstfassung vorgebracht – mit der Forderung, alle Passagen, alle Paragraphen, welche die Pensi­onssicherungsmaßnahmen betreffen, aus den Verhandlungen, aus dem Budgetbe­gleitgesetz herauszunehmen. Es spricht für sich, dass wir, nachdem wir wochenlang über diese Causa prima verhandelt haben, am Tag der Abstimmung, wenn nach vielen und erfolgreichen Verhandlungsbemühungen ein Ergebnis da ist, dieses plötzlich aus der Verhandlung nehmen sollen.

Ich erinnere auch an das Schönreden, wie es Frau Kollegin Stadlbauer versucht hat, an das Schönreden von Maßnahmen, die in ihrer Wirkung und in ihrer Bedrohlichkeit eine frei gewählte Abgeordnete dieses Hauses in ihren Erwerbsmöglichkeiten ein­schränken sollten. – Ein Vorgang, meine Damen und Herren, der wirklich Seinesglei­chen sucht und der mit einer tatsächlichen Berichtigung, die trotzdem nicht dem ent­sprochen hat, was Sache ist, aus der Welt zu schaffen versucht wurde. Das wird nicht so leicht gelingen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen.) Methoden dieser Art sollten längst nur mehr in den Geschichtsbüchern zu finden sein.

Was ist wirklich Sache, meine Damen und Herren? Rund hundert Tage ist dieses Ka­binett Wolfgang Schüssel im Amt, hundert Tage, in denen ein gewaltiges Arbeitspen­sum vorgelegt wurde. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.)

Kollege Puswald, Sie haben ja schon einiges zum Besten gegeben, manche erinnern sich mit geteilter Begeisterung daran. (Beifall bei der ÖVP.) Hören Sie zu! Vielleicht bleibt dann etwas hängen, wenn Sie mit den Augen und Ohren der Bevölkerung das nachvollziehen, was diese Bundesregierung in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat unter dem Motto: Zukunft braucht Verantwortung. Und diese Verantwortung zu über­nehmen scheut sich diese Bundesregierung nicht – Gott sei Dank! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Meine Damen und Herren! Im Hinblick auf die Chancen der Jugend, wie mein Vorred­ner schon ausgeführt hat, ist es notwendig, Verantwortung zu übernehmen und politi­schen Gestaltungswillen einzubringen. So, wie bisher frühere Bundeskanzler mit die­sen Wahrheiten umgegangen sind, kann es nicht weitergehen. Wolfgang Schüssel beweist die Courage, auch unangenehme Wahrheiten zu sagen, und versucht nicht, so wie frühere Bundeskanzler, sich mit angenehmen Unwahrheiten brieflicher Art über diese Klippen hinwegzuturnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist schade, dass Sie nicht gewillt oder imstande sind, dieses Arbeitstempo mitzuhal­ten, meine Damen und Herren! Diese Schauspiele, die Sie geboten haben, haben an Peinlichkeit wirklich nichts zu wünschen übrig gelassen. Anscheinend hat die Gewerk­schaft das Motto ausgegeben: Vorwärts, Genossen, wir gehen zurück!, denn zeitge­mäße Konzepte vermisse ich, eigene Vorschläge sind rar und Mangelware. (Abg. Dr. Matznetter: Der „Rentenklau“ ist ein altes Modell!) Aber für Standort gefährdende Streiks und die Wirtschaft und die Arbeitsplätze in Frage stellende Maßnahmen reicht es, so scheint es, noch allemal.

Ich meine, dass es notwendig ist, mit Maßnahmen, die der Wirtschaft dienen, Maß­nahmen zur Konjunkturbelebung, Maßnahmen im Interesse der Menschen, so etwa Altersübergangsgeld und Ähnliches mehr, den Standort zu stärken. Auch die Senkung der Lohnnebenkosten ist ein wesentliches und wichtiges Anliegen, meine Damen und Herren.

Ich meine, dass es, wenn hier und heute diese Diskussion, diese doch in weiten Teilen inszenierte Empörung zu Ende gehen wird, hoch an der Zeit sein wird, wieder zu nor­malen Verhältnissen zurückzukehren. Ich glaube, dass es auch für die Opposition drin­gend notwendig wäre, sich wieder einmal in die konstruktive Arbeit einzubringen – zum Wohle dieses Landes. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fleckl. – Bitte.

 


16.58

Abgeordnete Anita Fleckl| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Fi­nanzminister Grasser hat in seiner Budgetrede gesagt, dies „ist ein Zukunftsbudget, es ist ein Reformbudget, und es ist ein entlastendes Budget“. Ich frage Sie: Welches Budget meint der Herr Finanzminister? Wo sieht er in diesem Budgetbegleitgesetz zu­künftig Entlastungen oder gar Reformen?

Jener Gesetzentwurf, der hier zur Abstimmung vorliegt, sichert weder die Zukunft, noch ist er eine echte Reform, noch entlastet er die Bürgerinnen und Bürger in Österreich und am allerwenigsten die Frauen. (Abg. Scheibner: Die Steuerreform entlastet nicht?) Vielmehr blickt die österreichische Bevölkerung in eine Zukunft, die nur weni­gen Menschen jenen Lebensstandard sichern wird, den sie wirklich benötigen, um nicht ins soziale Abseits gedrängt zu werden.

Glauben Sie, dass man das Auskommen eines Menschen sichert, indem man seine Pension um 30 oder gar 40 Prozent kürzt? Wie sollen sich jene Menschen eine dritte Säule leisten können, deren Einkommen gerade einmal 1 000 € oder viel weniger be­trägt? Eine allein erziehende Mutter kann sich das nicht leisten. Diese Mutter – bitte verzeihen Sie mir meine saloppe Ausdrucksweise – pfeift auf Ihre Reform, sie ist ein­fach reformmüde geworden. (Beifall bei der SPÖ.)

Mit Ihrer so genannten Reform und beinahe mit jeder Novelle im Budgetbegleitgesetz werden Sie ihr und vielen Frauen und Männern in Österreich ein entscheidendes Stück an Lebensqualität wegnehmen. (Beifall bei der SPÖ.) Selbst die Steuerreform, die an­geblich größte in der Zweiten Republik, wie Sie immer wieder betonen, wird dieser Mutter letztendlich nichts Gutes bringen, wenn sie dafür im Bereich Bildung, Gesund­heit und Lebenshaltungskosten mehr belastet als entlastet wird. (Präsident Dr. Khol übernimmt den Vorsitz.)

Sie schaffen damit eine Grundlage dafür, die es den Frauen einfach unmöglich ma­chen wird, zu fairen Pensionen zu gelangen.

Der geplante Härteausgleichsfonds macht die Bezieherinnen von Kleinstpensionen zu Bittstellerinnen. Pensionsanspruch wird zum Gnadenakt, durch den frau hoffen darf, dass ihr ein Teil des Verlustes, den Sie ihr vorher bereitet haben, ein Teil dessen, was Sie ihr weggenommen haben, ausgeglichen wird. Mit einer eigenständigen Alterssiche­rung hat das nichts mehr zu tun! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

Frau Bundesministerin Rauch-Kallat – sie ist jetzt leider nicht hier; man möge es ihr ausrichten –, handeln Sie endlich wirklich im Interesse der Frauen in Österreich, und vertreten Sie endlich deren Interessen, wie es eigentlich Ihre Pflicht wäre! Machen Sie endlich Politik für Frauen und nicht gegen sie! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage Ihnen zum Abschluss nur: Auch Ihr Tag wird eines Tages kommen! Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Eines Tages werden Sie an meine Worte denken! (Beifall bei der SPÖ.)

17.01

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Fuhrmann. Re­dezeit: 6 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Die Abgeordneten Pack und Wöginger tragen ein großes Vogel-Strauß-Modell in den Saal und platzieren es neben dem Red­nerpult. – Beifall bei der ÖVP.)

 


17.01

Abgeordnete Silvia Fuhrmann| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Wenn man der SPÖ zuhört, so kann man feststellen, dass sie von Österreich ein Bild zeichnet, in dem es dargestellt wird als ein Land, in dem ausschließlich arme, kranke und alte Menschen leben. (Abg. Reheis: Es gibt nur Reiche, und die sind alle von der ÖVP!) Aber ich frage Sie: Wer erwirtschaftet das österreichische Sozialprodukt? (Ruf bei der SPÖ: Sie nicht!) Wer sorgt dafür, dass wir eines der besten Pensionssysteme haben (Ruf bei der SPÖ: Sie sicher nicht!), eines der weltweit führenden Gesundheits­systeme und ein international wettbewerbsfähiges Bildungssystem, das wir uns leisten können? (Abg. Heinisch-Hosek: 30 Jahre Sozialdemokratie! – Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.) – Dies sind nicht die Raunzer, und dies sind auch nicht die Jammerer, die immer nur Schlechtes sehen und von chronischem Pessimismus ge­plagt sind. Es sind auch nicht jene, die wie dieser Vogel Strauß hier (die Rednerin weist auf das Modell) ständig den Kopf in den Sand stecken und in jeder kleinen Ver­änderung ein Problem, eine Gefahr oder gar eine große Krise sehen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rossmann.)

Ich weiß schon, es ist schwierig, aber bitte verabschieden Sie sich von dieser Vogel-Strauß-Politik, denn ich kann mir schon vorstellen, dass man, wenn man den Kopf in der Erde stecken hat, nichts sieht (Zwischenrufe der Abgeordneten Mandak und Dr. Matznetter), weil es dunkel ist, und dass möglicherweise der Sand in den Ohren drückt und vielleicht sogar wehtut! Aber bitte sehen Sie nicht die ganze Zeit ein dunkles Weltbild von sich, das manchmal sogar schmerzhaft erscheint (Zwischenrufe der Ab­geordneten Dr. Matznetter und Marizzi), sondern trauen Sie sich, den Kopf aus dem Sand zu ziehen, denn dann werden auch Sie die helle Sonne erkennen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

17.04

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich bitte die Beamten der Parlamentsdirektion oder die Abgeordneten, den Vogel Strauß zu entfernen. (Rufe bei der ÖVP: Bei uns machen das die Abgeordneten! Die machen das selbst! – Die Abgeordneten Pack und Wögin­ger tragen das Vogel-Strauß-Modell wieder aus dem Saal.)

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. Freiwillige Redezeitbeschrän­kung: 3 Minuten. – Bitte. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzei­chen, um die Ruhe wieder herzustellen.)

 


17.04

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen| (SPÖ): Frau Fuhrmann steckt offensichtlich selbst den Kopf in den Sand, und das wundert mich auch nicht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Rufe der Missbilligung bei der ÖVP.)

Das wundert mich auch nicht, ist sie doch die Jugendsprecherin der ÖVP und geht es hier doch um die Zukunft der Jugend!

Meine Damen und Herren! Sie haben in der Debatte immer wieder von sozialen Anlie­gen und von sozialer Gerechtigkeit gesprochen. Ich frage mich wirklich: Wo ist diese soziale Gerechtigkeit? – Man muss schon sehr tief graben, wie dieser Vogel Strauß, den Sie da mitgebracht haben, wenn man sie finden will. Doch man findet sie letztlich nicht – wir haben uns sehr bemüht, aber die soziale Dimension ist in Ihren Budgetbe­gleitgesetzen nicht vorhanden! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

Besonders auffällig ist die Schieflage Ihrer Politik im Bereich Frauen und Beschäfti­gung. Faktum ist: Ihre Politik führt zu Verschlechterungen für Frauen im Pensionsrecht, in der Arbeitsmarktpolitik und auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Fak­tum ist weiters: Eine eigenständige Frauenpolitik ist bei Ihnen unerwünscht und findet daher nicht statt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie definieren „Frau“ am liebsten durch die Mutterrolle allein. – Diese macht allerdings nur einen Bruchteil in einem Frauenleben aus; es gibt da noch etwas davor und da­nach, und wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, und wenn Sie nicht unterstützende Maßnahmen ergreifen, dann wird es auch immer zahlreicher Frauenleben ohne Kinder geben.

Die Frauenministerin hat in ihren Budgetberatungen Mitte Mai angekündigt, dass die Pensionsreform zu wesentlichen Verbesserungen für die Frauen führen werde. – Wo­her Frau Ministerin Rauch-Kallat diese Zuversicht nimmt, ist mir allerdings ein Rätsel, denn die harten Fakten sprechen dagegen:

Beim Einkommen liegen die Männereinkommen nach wie vor klar vor den Einkommen der Frauen, der Anteil an nicht durchgängigen Erwerbsverläufen und atypischer Be­schäftigung ist bei den Frauen besonders hoch, und durch Ihre Pensionsreform werden Frauen jetzt auch noch bei den Pensionen bestraft. Doch die Frauen von der ÖVP und von der FPÖ werden – und das ist traurig, aber wahr – dieser geplanten Reform, dieser so genannten Pensionsreform zustimmen, einer Reform, die zu massiven Einschnitten bei den Frauenpensionen führen wird und zu einem weiteren Auseinanderklaffen der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern.

Außerdem ist zu sagen, Herr Kunst-Staatssekretär Morak – da Sie hier anwesend sind –: Besonders schlimme Auswirkungen werden diese Reformen auch im Kunst- und Kulturbereich haben, denn dort findet sich ein besonders hoher Anteil an Frauen.

Zusammenfassend kann man nur sagen: Weder Ihre Sozialpolitik noch Ihre Frauenpo­litik und schon gar nicht Ihre Kunstpolitik erfüllen mehr als nur kosmetische Zwecke. Gerechtigkeit und soziale Verantwortung haben in Ihrem Weltbild keinen Platz. Des­halb haben auch so viele Menschen demonstriert, deswegen haben auch so viele Menschen ihrem Ärger und auch ihrer Verzweiflung bei Kundgebungen Ausdruck ver­liehen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

17.07

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Lackner. Freiwil­lige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


17.08

Abgeordneter Manfred Lackner| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! In der Diskussion um die „Pensionskürzungsreform“ ist ein weiterer Punkt Ihres „Belastungspaketes“ etwas in den Hintergrund gedrängt worden – leider, wie ich finde, denn das „Belastungspaket“ für kranke Menschen hätte in Anbetracht des finanziellen Ausmaßes etwas mehr Aufmerksamkeit verdient oder zumindest gleich viel Aufmerksamkeit wie die „Pensionskürzungsreform“.

Das „Belastungspaket“, welches die bisherige Linie Ihrer Gesundheitspolitik fortsetzt, ist in sich natürlich konsequent: Abkassieren bei den Kranken und Schwachen, keine Konzepte und Visionen, wie die Zukunft im Bereich der Gesundheitspolitik bewältigt werden soll.

Meine Damen und Herren! Wir haben unsere Vorstellungen zur Gesundheitspolitik bei den Sondierungsgesprächen mit der ÖVP präsentiert. Sie haben Ihre Antworten auf die Sorgen und die Fragen der Menschen nun auch auf den Tisch gelegt, und es ist klar: Sie stehen für Selbstbehalte, die ich für unsozial halte, da sie meiner Meinung nach kranke und sozial schwache Menschen von der solidarischen Teilhabe am Gesund­heitswesen ausschließen. – Das lehnen wir ab, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Im Übrigen handelt es sich hier meiner Meinunbg nach auch um ein weiteres gebro­chenes Wahlversprechen des Herrn Schüssel.

Meine Damen und Herren! Wir sind gegen weitere Selbstbehalte, weil die vorliegenden Erfahrungen die Sinnhaftigkeit von weiteren generellen Selbstbehalten widerlegen. Wir wissen: Selbstbehalte wirken generell abschreckend, ohne dass zwischen notwendi­gen und weniger notwendigen Behandlungen unterschieden wird. Auch zieht die ab­schreckende Wirkung insbesondere für Bezieher niedriger Einkommen nachteilige ge­sundheitliche Folgen und Mehrkosten nach sich.

Ich meine daher, meine Damen und Herren, dass Selbstbehalte ein ungeeignetes In­strument sind, um zu den Zielen der Gerechtigkeit und Effizienz in der Gesund­heits­politik zu gelangen! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Meine Damen und Herren! Wir haben die Antworten für eine soziale Gesundheitspolitik auf den Tisch gelegt: „Gesundheit für alle!“, so lautet unser Konzept. Wir Sozialde­mokraten stehen für einen fairen, gleichen und leistbaren Zugang zu den medizini­schen Leistungen für alle.

Zum Schluss darf ich noch folgenden Antrag einbringen:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Dr. Cap, Lackner und KollegInnen zur Regierungsvorlage Budget­begleitgesetz 2003 in der Fassung des Berichtes des Budgetausschusses (59/111 der Beilagen)

Der Nationalrat wolle beschließen:

In der gegenständlichen Vorlage entfällt im Art. 73 Teil 1 die Z 4.

*****

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

17.10

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der vom Abgeordneten Lackner eingebrachte Abände­rungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Lackner und KollegInnen ist genügend unter­stützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort ge­langt nun Frau Ab­ge­ord­nete Scha­sching. Ge­wünschte Re­de­zeit: 3 Minu­ten. – Bitte.

 


17.11

Abgeordnete Beate Schasching| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! So wie mein Vorredner, unser Gesundheitssprecher Manfred Lackner, möchte auch ich mich mit einer weiteren „Trägerrakete“ dieses Bud­getbegleitgesetzes beschäftigen. Wir haben die „Trägerrakete 1“, die Abfangjäger, heu­te schon ausführlich debattiert. Wir haben die „Trägerrakete 2“ mit der Pensionssiche­rungsreform – ich meine: der Pensionskürzungsreform –, und nun haben wir es unter anderem auch mit meiner Meinung nach gewaltigen Einschnitten im Gesundheitssys­tem zu tun, was, wie ich meine, ein weiterer Skandal dieses heute zu beschließenden Budgetbegleitgesetzes ist! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kopf: „Absolut“!)

Ich rufe in Erinnerung, dass – so wie vor den Wahlen – auch von der damaligen Gene­ralsekretärin und jetzigen Gesundheitsministerin versprochen wurde, dass Einschnitte in bestehende Pensionen auf keinen Fall stattfinden werden. – Das Gegenteil ist jetzt der Fall: Wir haben es jetzt damit zu tun, dass gerade bei den Pensionisten die Kran­kenversicherungsbeiträge zweimal um 0,5 Prozent erhöht werden. Sehr geehrte Da­men und Herren! Das ist meiner Meinung nach sehr wohl ein Einschnitt in bestehende Pensionen, denn das sind höhere Beiträge, als Aktive sie leisten. Das, meine Damen und Herren, ist ein Skandal! (Beifall bei der SPÖ.)

Weiters haben wir es im Gesundheitswesen auch damit zu tun, dass sich die Regie­rung 400 Millionen € aus der Harmonisierung bei den Sozialversicherungsbeiträgen herausholt und mit 0,1 Prozent eine Freizeitunfallversicherung beschlossen hat, die wieder nur zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht. – Ein weiterer Skandal im Gesundheitswesen! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Das ist, wie ich meine, unter anderem als Sportstrafsteuer zu sehen, denn im Gegen­satz dazu, dass wir noch immer nicht glauben können, dass es tatsächlich eine Kom­pensation aus den Abfangjägergeschäften geben wird, wissen wir: Jeder in den Sport investierte Euro kommt mit 2 € zurück. Das ist gesichert!

Sehr geehrte Damen und Herren! Eine Bemerkung zur Frau Gesundheitsministerin sei mir noch erlaubt. Frau Ministerin Rauch-Kallat hat nämlich letzte Woche das Pensionis­tenheim St. Pölten besucht und – man höre und staune! – dort der lauschenden Beleg­schaft Folgendes gesagt: Die Einkommensschere bei Männern und Frauen schließt sich! – Ich würde sie gerne hier und heute fragen, wie sie uns das erklären will, wes­halb sie der Meinung ist, dass sich diese Einkommensschere schließt, denn, wie wir wissen, ist genau das Gegenteil der Fall: Frauen verdienen immer noch um ein Drittel weniger als Männer. – Das ist der nächste Skandal, gegen den diese Frauenministe­rin nichts unternimmt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Aber wie ich der heutigen Ausgabe der „NÖN“ , in der die Frau Gesundheitsministerin zitiert wird, entnehme, sagte sie ausdrücklich, die Nachtarbeit müsse besser ange­rechnet werden, denn mit zunehmendem Alter falle der Schichtdienst schwerer. – So sprach die Frau Bundesministerin zu den Pflegerinnen und Pflegern des Pensionisten­heimes. – Ich bin mit der Frau Ministerin einer Meinung – und suche jetzt die von ihr versprochenen Abänderungsanträge im Budgetbegleitgesetz!

Sehr verehrte Damen und Herren! Nicht nur aus diesem Grund, aber auch aus diesem Grund können wir diesem Budgetbegleitgesetz unsere Zustimmung auf keinen Fall geben. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

17.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Sima. Auch ihre Redezeit beträgt 3 Minuten. – Bitte.

 


17.14

Abgeordnete Mag. Ulrike Sima| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regie­rungsbank! Hohes Haus! Ich wollte eigentlich zum Thema „Altlastensanierung“ etwas sagen, weil das auch im Budgetbegleitgesetz versteckt enthalten ist, aber Herr Kollege Wöginger und Frau Kollegin Fuhrmann haben mich dann dazu inspiriert, zum Thema „Jugend“ etwas zu sagen, weil man ihre Ausführungen, so glaube ich, nicht einfach so im Raum stehen lassen kann.

Herr Kollege Wöginger! Frau Kollegin Fuhrmann! Sie beide sind wirklich die ältesten unter 30-Jährigen, die ich seit langem hier in diesem Hohen Haus reden gehört habe! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie beide bezeichnen sich als Jugendvertreter, vertreten aber, wie ich meine, die Inte­ressen der Jugend wirklich überhaupt nicht! Sie wissen ganz genau, dass die unter 35-Jährigen von dieser so genannten Pensionsreform – ich nenne sie Pensionskürzungs­reform – am allermassivsten betroffen sein werden. Trotzdem stellen Sie sich hierher und sagen, das sei ein unglaublicher Fortschritt! – Ich kann das überhaupt nicht glau­ben, und ich bin wirklich fassungslos, mit welcher Präpotenz Sie hier einfach vom Red­nerpult ... (Rufe der Missbilligung bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Frau Abgeordnete! „Präpotenz“ ist kein Wort, das wir verwenden! (Zwischenruf des Abg. Nürnberger.)

 


Abgeordnete Mag. Ulrike Sima| (fortsetzend): Okay. – Ich bin fassungslos darüber, mit welcher Abgehobenheit Sie sich hier herstellen und das auch noch als Fortschritt verkaufen wollen! Ich bin wirklich fassungslos! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte Sie auch fragen: Wo ist denn die ÖVP-Jugendlobby? Wo ist sie denn? Was haben Sie gemacht, um diese „Pensionskürzungsreform“ für die Jugendlichen auch nur ein ganz klein wenig abzufedern? Wo sind Ihre Abänderungsanträge? Wo sind Ihre Änderungsvorschläge? – Es gibt sie nicht! Sie wissen es ganz genau. Die unter 35-Jährigen haben mit dem Pensionskonto mit Kürzungen bis zu 30 Prozent zu rechnen! (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.) Doch dem stimmen Sie nicht nur zu, nein: Sie stellen sich auch noch hierher und verteidigen das mit vielen Worten! – Das ist, finde ich, wirklich eine Schande! Sie sollten sich dafür schämen, meine liebe Kolleginnen! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Kollege Amon, ich bin auch betroffen, da ich auch noch unter 35 Jahre alt bin, deshalb habe ich mir das ganz genau angeschaut. Ich kann Herrn Kollegem Wöginger nur ins Stammbuch schreiben: Es mag sein, dass Sie die meisten Abgeordneten unter 30 Jahren im Parlament haben, aber wenn ich mir Ihre Politik anschaue, dann meine ich: Es ist vielleicht auch gut so, dass die anderen Abgeordneten schon etwas älter sind und hier eine andere Politik vertreten, als sie von Ihnen und von Ihren so genann­ten Jugendvertretern kommt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.17

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möch­te ich Herrn Professor Henry Kissinger, der mit dem Bundeskanzler unseren Debatten auf der Galerie folgt, sehr herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall. – Dr. Henry Kissin­ger erhebt sich von seinem Platz und dankt mit einer Verbeugung.)

Wir gelangen jetzt vom „A World Restored“ zurück in unsere Debatte, und ich bitte Herrn Abgeordneten Ing. Kaipel, das Wort zu ergreifen. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


17.18

Abgeordneter Ing. Erwin Kaipel| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Es haben heute einige Redner von ÖVP und Freiheitlichen, nämlich Steibl, Keuschnigg und Scheuch, einmal mehr die frühere Schuldenpolitik strapaziert. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von den Regie­rungsparteien: Wo leben Sie? Haben Sie nicht mitbekommen, dass Sie es waren, die in den letzten drei Jahren die Staatsschulden um 170 Milliarden Schilling erhöht haben und dafür gesorgt haben, dass wir den höchsten Schuldenstand in der Zweiten Repu­blik haben? (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl.)

Meine Damen und Herren! Es regt mich eigentlich nicht auf, was hier passiert; es ist eigentlich normal: Es wird einfach bürgerliche Politik umgesetzt! Das ist auch nicht neu: Wenn wir in der Geschichte blättern, sehen wir, dass es das alles schon einmal gege­ben hat. Neu sind vielleicht die Unredlichkeit, das Tempo und die Brutalität, wie ich meine, also die Art und Weise, in der das geschieht. (Beifall bei der SPÖ.)

Ist es nicht unredlich, wenn Sie immer das Gegenteil dessen tun, was Ihren Ankündi­gungen entsprechen würde? Ist es nicht unredlich, alle Versprechen zu brechen? – Aber offensichtlich haben Sie kein Problem damit! Wir können uns erinnern, dass es da einmal geheißen hat: Eine Stimme weniger, und wir sind weg! – Der Dritte ist dann Bundeskanzler geworden! Oder: Es wurde immer von einer Zukunft ohne neue Schul­den gesprochen. – Wir stellen fest: Heute haben wir den höchsten Schuldenstand aller Zeiten! Oder: Es hieß, es werde keine Beitragserhöhungen, keine Selbstbehalte ge­ben. – Wir wissen, dass nun beides kommen wird!

Der Herr Bundeskanzler hat gestern gemeint, die Regierung habe viel gearbeitet. – Ja, aber nur wenn es darum geht, den ihren zu geben und den anderen zu nehmen, und wenn es darum geht, Österreich umzufärben! (Beifall bei der SPÖ.)

„Entpolitisierung“ war Ihre Botschaft. – Tatsache ist, dass Österreich noch nie so sehr verpolitisiert war, wie es heute der Fall ist. Beispiele: ORF, ÖIAG und der Hauptver­band. Es ist nichts besser geworden, es ist alles teurer geworden, und dazu haben Sie auch noch die Demokratie gebeugt.

Meine Damen und Herren! Es ist Ihre Moral, den kleinen Pensionisten nach einem ar­beitsreichen Leben die Pension zu kürzen und gleichzeitig Reiche zu beschenken und gleichzeitig 5 Milliarden €, die wir nicht haben, für Flieger auszugeben.

Sie geben vor, eine Reform für Junge zu machen, während Sie gerade diesen einen gut Teil ihrer künftigen Pension wegnehmen. Sie zwingen sie zur Eigenvorsorge, sor­gen aber nicht dafür, dass sie auch eine Arbeit haben, sodass sie sich diese Eigenvor­sorge leisten können! (Beifall bei der SPÖ.)

Aber das ist kein Wunder, denn dies entspricht halt dem Geist von 13 000 €-Pen­sionisten und von Experten, die mit 100 Prozent ihres Letztbezuges in Pension gehen.

Meine Damen und Herren! Wir wissen aus der Altersforschung, dass die Älteren Net­togeber für die Jungen sind. Das ist auch der Grund, warum so vieles heute noch funk­tioniert. Damit wird es in Zukunft aber vorbei sein.

Die ÖVP will das, und das wundert mich nicht. Sie wollen die Menschen in Abhängig­keit bringen und zu Bittstellern machen, um sie gefügig zu machen. Aber dass die Freiheitlichen dabei mittun, wundert mich schon. – Sie wollen doch immer Anwalt des „kleinen Mannes“ sein, liefern aber neuerlich einen Beweis dafür, dass sich Ihre Bot­schafter auf dem Weg vom Bierzelt ins Parlament um 180 Grad drehen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich denke, dass der Prozess der letzten drei Jahre durch­aus notwendig ist. Er wird die Unterschiede zwischen Ihnen und der Sozialdemokratie sichtbar machen, und er wird am Ende zeigen, dass es zur Sozialdemokratie keine Alternative gibt! (Beifall bei der SPÖ.)

17.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr ergreift Herr Abgeordneter Spindelberger für 3 Minuten das Wort. – Herr Abgeordneter, ich erteile Ihnen das Wort. (Abg. Großruck: Wieder ein Gewerkschaftssekretär! – Abg. Spindelberger – auf dem Weg zum Red­nerpult –: So ist es! – Abg. Mandak: Das ist aber auch nichts Anstößiges!)

 


17.21

Abgeordneter Erwin Spindelberger| (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, es werden mir alle zustimmen, wenn ich sage: Die Gesundheit ist das wich­tigste Gut des Menschen! Aber, meine Damen und Herren von den Regierungspartei­en, Ihr Verhalten in dieser Materie verursacht mir wirklich Magengeschwüre (Zwischen­rufe bei der ÖVP), wenn ich daran denke, dass die Österreicherinnen und Österreicher beim Thema „Gesundheit“ anstelle von Reformen wieder massivst belastet werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Vor einigen Wochen und Monaten habe ich noch geglaubt, dass die Sparpakete aus dem Jahr 2000 an Zynismus nicht mehr zu übertreffen sind, aber ich bin eines Besse­ren belehrt worden, nämlich dahin gehend, dass es Ihnen nur darum geht, die Arbeiter, die Angestellten, die Pensionisten und die Kranken auszuhungern, auszuhungern mit Ihrer unsozialen Politik!

In Anbetracht dessen stellen Sie sich auch noch hin und wollen das den Österreiche­rinnen und Österreichern als soziale Maßnahme verkaufen! Genau das Gegenteil ist der Fall: Ihre Belastungspakete, das, was Sie mit Ihrer brutalen Politik verursachen, geht schon weit über die Grenze des Zumutbaren hinaus. Nicht nur, dass den künfti­gen Pensionistinnen und Pensionisten noch gewaltige Einbußen ins Haus stehen, wird darüber hinaus auch daran gedacht, unser bewährtes Gesundheitssystem zu zer­schla­gen. (Abg. Dr. Trinkl: Aber geh!) Was sonst steckt dahinter, wenn Sie den Kranken­kassen in zwei Jahren 226 Millionen € wegnehmen und dann, zusätzlich zu allen an­deren Grauslichkeiten, die Pensionistinnen und Pensionisten sowie die Kranken schröpfen?

In diesem Zusammenhang kann ich auch den gestrigen Redebeitrag des Arztes und Abgeordneten Rasinger überhaupt nicht mehr verstehen! Einerseits behauptete er: Wir wollen das beste Gesundheitssystem aufrechterhalten!, aber im selben Atemzug sagte er auch: Wir führen Selbstbehalte ein, wir führen massive Beitragserhöhungen ein! – Sie belasten so mir nichts, dir nichts die Kranken und die Pensionisten. Es ist unverzeihlich, wie Sie mit diesen Menschen umgehen! (Beifall bei der SPÖ.)

Jeder Arzt weiß, dass gerade Selbstbehalte überhaupt keinen Lenkungseffekt haben. Auch schwedische Modelle haben uns gezeigt, dass 20 bis 30 Prozent derer, die ein niedrigeres Einkommen haben, gar nicht mehr zum Arzt gehen und auch ihre notwen­digen Medikamente nicht mehr abholen. So spiegelt sich Ihre Politik in Österreich wi­der: Die Gesunden gegen die Kranken, die Armen gegen die Reichen auszuspielen und die solidarische Finanzierung unseres guten Systems abzuschaffen!

Sie von ÖVP und FPÖ tun nichts, Sie tun überhaupt nichts gegen die hohen Medika­mentenkosten, sie tun überhaupt nichts gegen die Schwarzarbeit, sie tun nichts gegen die Beitragsschulden der Arbeitgeber! Statt mutiger Reformen schröpfen Sie die Öster­reicherinnen und Österreicher bis 2007 um 29 Milliarden Schilling – und da sind die Selbstbehalte noch gar nicht mit eingerechnet! Bei Ihrer Politik habe ich Zweifel – und das macht mir Angst –, dass ich mir Kranksein in Österreich noch leisten kann. (Beifall bei der SPÖ.)

17.25

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun spricht Herr Abgeordneter Reheis 3 Minuten lang zu uns. – Herr Abgeordneter, ich erteile Ihnen das Wort. (Abg. Wittauer – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Reheis –: Du Gerhard, kannst du nicht um 2 Minuten verkürzen?)

 


17.25

Abgeordneter Gerhard Reheis| (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesmi­nister und Staatssekretär! Herr Klaus Wittauer, der immer vom Plenum herausschreit! Es wurde schon sehr viel über diese Bundesregierung, über den Zustand dieser Bun­desregierung gesagt und geschrieben. Jemand, der das ganz besonders gut gemacht hat, hat dies nicht in Worte gefasst, sondern eine Karikatur gezeichnet und damit den Zustand dieser Bundesregierung treffend beschrieben, nämlich Herr Pammesberger vom „Kurier“. (Der Redner hält die entsprechende Zeitungsseite in die Höhe.)

Meine Damen und Herren! Schauen Sie sich bitte einmal diese Karikatur an, der ge­zeichnete Befund ist eindeutig! (Zwischenruf des Abg. Wittauer.) „FPÖ“ – Klaus Wit­tauer – „Umgefallen?? – Fragezeichen, Fragezeichen – Wir? – Fragezeichen – Lächer­lich!“ Das Auto steht auf dem Kopf, also der Zustand ist bestens getroffen.

Auf dem nächsten Bild dann die Verbindung zwischen den beiden Regierungsparteien Schwarz und Blau, dahinter ein „Neuwahlgespenst“, der Herr Vizekanzler und der Herr Bundeskanzler halten sich schlotternd an ihrer Regierung fest, die ja offensichtlich schon mehr am Ende als sonst wo ist. Dann: Von Kärnten kommt einer mit einer „gro­ßen Klappe, die 775ste!“, und das ist ebenfalls treffend dargestellt! 

Was die heutige Abstimmung, die in wenigen Minuten stattfinden wird, betrifft, sehen wir dann zum Schluss ÖVP und FPÖ einträchtig nebeneinander stehen. Die ÖVP hält der FPÖ die Hand in die Höhe, und der FPÖ-Mann beziehungsweise die FPÖ-Frau sagt: „Innerlich bin ich dagegen“. – Aber er stimmt auf jeden Fall zu und dokumentiert damit einmal mehr, dass der Tisch nicht lange genug sein kann, dass Sie nicht immer wieder drübergezogen werden können, Sie merken es nur nicht! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie haben heute hier einen Vogel Strauß aufgestellt, das ist zwar ein schöner Vogel, aber Sie sind auch tatsächlich „auf einen Vogel gekommen“ und haben ein Nest ausgebrütet, ein Nest mit Belastungen, das die Bevölkerung in Zukunft massiv spüren wird. (Abg. Neudeck: Brüten tut man das Ei!) Doch wer macht das, meine Damen und Herren? – Das macht eine überhebliche ÖVP, sie fährt über die Menschen in diesem Land drüber. Die FPÖ ihrerseits hat sich als Vertreter des „kleinen Mannes“ und der „kleinen Frau“ abgemeldet und präsentiert sich einmal mehr als unselbständiges Anhängsel der ÖVP. (Abg. Neudeck: Jetzt weiß ich, warum in der SPÖ nichts rauskommt! Die wollen das Nest brüten!)

Meine Damen und Herren von den Freiheitlichen! Gehen Sie als einer der Bünde der ÖVP zum ÖVP-Klub. Vor allem – und das wäre ganz wichtig –: Lassen Sie das Volk entscheiden und beurteilen, was es von Ihren Maßnahmen hält! – Danke schön. (Bei­fall bei der SPÖ.)

17.28

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun spricht Frau Abgeordnete Schönpass ebenfalls 3 Minuten zu uns. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


17.28

Abgeordnete Rosemarie Schönpass| (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Herren auf der Regierungsbank! Kollegin Fuhrmann erwähnte es bereits: Das österreichische Gesundheitssystem gehörte unter sozialdemokratisch geführten Regie­rungen zu den effektivsten, wirtschaftlichsten und fairsten der Welt. Diese Bestätigung erhielten wir von der Weltgesundheitsorganisation und der EU-Kommission. Diese Bundesregierung dagegen hat bloß Lippenbekenntnisse zum Erhalt, zur Finanzierung und zur Verbesserung des solidarischen Gesundheitssystems abgegeben.

Besonders deutlich wird das am Beispiel der geplanten Selbstbehalte. Genau wie bei der Pensionsreform handelt es sich dabei unserer Meinung nach um eine Geldbe­schaffungsaktion – ohne soziale Gerechtigkeit. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.) Be­lastet werden sollen ASVG-Versicherte – das kommt einem doch bekannt vor! Die Re­gierung agiert da offenbar wider besseres eigenes Wissen. Zahlreiche Experten, sogar der von der Regierung beauftragte Professor Mazal, haben inzwischen bestätigt, dass die Einführung von generellen Selbstbehalten keinerlei Lenkungseffekt und nur be­scheidene Finanzierungseffekte hat.

In den Niederlanden wurden derartige Selbstbehalte wegen Erfolglosigkeit sogar wie­der zurückgenommen. Bei uns will man aber Kranke massiv belasten. (Abg. Ellmauer: Wie die Eisenbahner!) Was mir persönlich besonders wehtut, ist, dass diese Selbstbe­halte besonders Frauen treffen. Die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher hat fest­gestellt, dass Frauen zu 35 bis 40 Prozent mehr betroffen wären als Männer. (Abg. Wittauer: Die werden halt öfter krank ...!) Allein durch diese Selbstbehalte würde sich die Gesamtbenachteiligung der Frauen verdoppeln, und dabei sind die negativen Fol­gen der so genannten Pensionsreform für die Frauen noch gar nicht eingerechnet.

Frau Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, Rauch-Kallat: Wo bleibt da Ihr Pro­test?! (Beifall bei der SPÖ.)

Das Chaos bei der Einführung der „Krankenstrafsteuer“ kündigt sich jetzt schon an. Nachdem man erkannt hat, dass in den Regierungsreihen nicht nur Befürworter sind, wird die Entscheidung nun auf 2005 vertagt. Die Bundesregierung versucht offenbar, mit der organisatorischen Verschiebung auch die Verantwortung an den Hauptverband abzuschieben. Dieser wiederum soll es den Sozialversicherungsträgern überlassen, die Selbstbehalte von den Versicherten einzuheben. Die für das Inkasso vorgesehenen Ärztinnen und Ärzte haben sich schon dagegen ausgesprochen. Konflikte sind also vorprogrammiert. Die Einführung von Selbstbehalten den regionalen Sozialversiche­rungsträgern zu überlassen, bedeutet nichts anderes als regional unterschiedlich hohe Selbstbehalte – und das bei gleichen Beitragssätzen!

Selbstbehalte sind kein geeignetes Mittel zur Finanzierung oder Lenkung des Gesund­heitssystems. Ihre diesbezüglichen Vorhaben reihen sich in die Belastungspolitik ge­genüber den ASVG-Versicherten ein. Kranksein wird damit in Österreich zum finanziel­len Risiko, dies führt dazu, dass schlechter Verdienende notwendige Leistungen nicht mehr in Anspruch nehmen beziehungsweise dass sie sich Arztbesuche nicht mehr leisten können. – Die SPÖ lehnt dies entschieden ab! (Beifall bei der SPÖ.)

17.32

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rada für 3 Minuten zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


17.32

Abgeordneter Dr. Robert Rada| (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Regie­rungsmitglieder! Hohes Haus! Wir haben nun schon beinahe zwei Tage hindurch im­mer nur über die Pensionsreform diskutiert und im Zuge dieser Debatte ein zweites Mal folgendes Muster erlebt: Mit einem Thema decken Sie das andere Thema ab, decken Sie das ab, was hinter dieser Diskussion noch alles passiert, konkret jener Bereich, der sich um die Selbstbehalte in der Gesundheitsversorgung dreht. Ich bin da ganz der Meinung meines Abgeordnetenkollegen Lackner, der das in seinem Eingangsstate­ment sehr klar und deutlich festgestellt hat.

Aber das Erschütternde an dem Ganzen ist, dass die Regierung es nicht der Mühe wert findet, diese Selbstbehalte festzulegen, sondern dies ganz einfach den Kranken­versicherungsanstalten überträgt, die dann quasi das Bummerl haben und die Bösen sind, die den Kranken Selbstbehalte auferlegen. Jeder von Ihnen, der schon derzeit in einem Gesundheitssystem ist, in dem es Selbstbehalte gibt, weiß, was sich, wenn man älter wird und auch gelegentlich zum Arzt gehen muss, Monat für Monat an Erlag­scheinkosten ansammelt. (Abg. Neudeck: Erlagscheine sind nicht so teuer!)

Es ist ja außerdem nicht so, dass man nur einfach zum Arzt geht, sondern man geht von dort meist mit einem entsprechenden – je nachdem, welche Farbe – Zettel weg. Man geht dann zur Apotheke und zahlt noch einmal. Die Frau Ministerin wäre gut bera­ten, sich auch einmal im Bereich der Rezeptkosten und der Medikamentenkosten um­zuschauen. Oder ist es vielleicht so, dass es der Herr Arbeitsminister überhaupt nicht so gerne sieht, wenn die Medikamentenkosten vielleicht einigermaßen eingebremst werden müssten?

Es wurde heute schon gesagt: Es ist an und für sich unanständig, auf Kosten kranker Menschen Einsparungen zu machen. Österreich war ein Musterland – und ist es noch –, ein Musterland für eine hervorragende gesundheitliche Versorgung. Dieses Musterland soll Österreich auch bleiben! Aber dieses Musterland muss leistbar sein, muss leistbar bleiben.

Ich wünsche all jenen von Ihnen, die in wenigen Minuten all diesen Budgetbegleitge­setzen zustimmen werden, sehr, sehr viel Gesundheit, denn sonst wird es teuer für Sie. (Beifall bei der SPÖ.)

17.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Wittmann für 3 Mi­nuten zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


17.35

Abgeordneter Dr. Peter Wittmann| (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Herr Staatssekretär! Diese Regierung und diese Budgetbegleitgesetze sind gekennzeichnet von großer Umverteilungspolitik und von sozialer Ungerechtigkeit, wie sie in diesem Hohen Haus wahrscheinlich noch nie stattgefunden haben!

Erstens: Sie kürzen die Zahl der Schulstunden und treffen damit die unteren Einkom­mensschichten, weil Sie dadurch Kinder in Privatschulen treiben, die sich aber deren Eltern aus eben diesen Einkommensschichten nicht leisten können. (Ironische Heiter­keit bei den Freiheitlichen.)

Zweitens: Sie führen Selbstbehalte ein, die sich die unteren Einkommensschichten nicht leisten können, weil sie eben nicht über so viel Vermögen verfügen.

Drittens: Sie schröpfen jene Pensionisten, die 1 000 € – 14 000 S – bekommen, neh­men ihnen 10 Prozent weg, damit Sie nachher dubiose Anschaffungen machen können wie die Beschaffung der Abfangjäger, die niemand brauchen kann, weil sie „fotografie­rende Kampfmaschinen“ sind. Überhaupt sind diese über einen äußerst dubiosen Vor­gang angeschafft worden sind beziehungsweise noch werden. Dieses Thema wird uns noch lange beschäftigen, das wird nicht das Ende sein!

Dieser dubiose Ankauf wird nicht nur in unseren Reihen sehr bekämpft, sondern auch in den Reihen der FPÖ. Ich erinnere an die diesbezüglichen Aussagen von John Gu­denus, ich erinnere auch an die dazu abgegebenen Stellungnahmen von Präsident Prinzhorn, der selbst einige Zweifel an der Korrektheit dieses Vorgangs geäußert hat.

Aus diesem Grund bringe ich folgenden Antrag ein:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Dr. Cap, Gaál und KollegInnen zur Regierungsvorlage: Budgetbe­gleitgesetz 2003 in der Fassung des Berichtes des Budgetausschusses

Der Nationalrat wolle beschließen:

In der gegenständlichen Vorlage entfällt der 7. Teil betreffend das Bundesministerium für Landesverteidigung betreffend den Artikel 69 betreffend ein Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen.

*****

An einem weiteren Antrag kann man dann auch ermessen, wie ernst die Wortmeldun­gen der FPÖ gemeint sind! Lassen Sie doch das Volk über eine Pensionsreform ab­stimmen, darüber entscheiden, ob es das wirklich will, was Sie ihm hier aufs Aug drü­cken!

Ich möchte mit einem Zitat von einem einstmals kreativen Regierungsmitglied, nämlich von Herrn Staatssekretär Morak, schließen, der einmal einen Liedtext geschrieben hat, der wahrscheinlich die Beurteilung dieser Regierung vorweggenommen hat – ich zitie­re –:

„Es ist ihr Spiel, sie sind am Drücker, und du wirst es nicht übersteh’n.

Sie lassen dir nicht eine Chance, und bedienen dich extrem.

Sie setzen hoch, sie schlagen tief, und keiner kommt da raus.

Nur ich hab sie geseh’n, und ich weiß genau: Sieger sehen anders aus!“

(Beifall bei der SPÖ.)

17.38

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der von Herrn Abgeordnetem Dr. Wittmann eingebrach­te Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Gaál und KollegInnen ist ausrei­chend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Scheibner, der 6 Minuten zu uns sprechen will. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


17.39

Abgeordneter Herbert Scheibner| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Cap war jetzt genau so überrascht wie ich, dass nicht er drankommt, sondern ich. Ich hätte nämlich ge­meint, dass das letzte Zitat des Abgeordneten Wittmann, nämlich „Sieger sehen an­ders aus!“, eine gute Einleitung für den Auftritt des Abgeordneten Cap gewesen wäre (Zwischenrufe bei der SPÖ), denn, meine Damen und Herren von der Sozialdemokra­tie und von der Opposition insgesamt: Sieger sehen wirklich anders aus!

Sieger in dieser Pensionsreformdebatte wird einer sein (Abg. Dr. Matznetter: Der Ren­tenklau!), Sieger wird die Republik Österreich, werden die Pensionisten und die ge­samte Bevölkerung dieser Republik sein! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Mit dieser Pensionsreform, die wir mit diesen Budgetbegleitgesetzen heute hier verab­schieden, wird es nämlich erstmals seit vielen Jahren, ja seit Jahrzehnten, eine nach­haltige, zukunftsweisende Reform der Altersvorsorge geben! (Widerspruch bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Mit Sicherheit nicht!)

Meine Damen und Herren! Das, was Sie jahrelang immer wieder diskutiert haben, aber über das Sie sich nie drübergetraut haben, weil es eben viel angenehmer ist, den Wäh­lerinnen und Wählern zu sagen, es sei ohnehin alles in Ordnung, es gäbe gar keinen Bedarf, man müsse vielleicht ein bisschen reparieren, machen wir jetzt. Die Geldbe­schaffungsaktionen haben Sie in den neunziger Jahren gemacht, als Sie die Pensio­nen nicht erhöht haben (Beifall bei den Freiheitlichen), als Sie auch bei den sozial Schwachen in die Tasche gegriffen haben. Das waren die Geldbeschaffungsaktionen – ohne Durchführung einer Strukturreform. Das ist nicht unser Weg.

Uns geht es darum, auch der jüngeren Generation zu zeigen, dass wir darauf achten werden, dass sie auch noch in 20, 30 und 40 Jahren eine Pension bekommt. Wir wer­den auch dafür sorgen – und deshalb war es uns wichtig, dieses Prinzip hochzuhal­ten –, dass in bestehende Pensionen nicht eingegriffen wird – mit Ausnahme der privi­legierten Systeme wie bei den Politikern und Sozialversicherungsfunktionären. Dazu hätten wir gerne auch von Ihnen ein klares Wort gehört.

Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, haben in den letzten Wochen viel Kritik geübt – es war eine sehr umfassende Debatte –, ich hätte mir jedoch gewünscht, dass Sie auch konkrete Abänderungsvorschläge vorlegen. Wir haben heute Abände­rungsanträge von Ihnen bekommen – ich habe mir gedacht: Endlich, jetzt kommen Abänderungsvorschläge! –, aber die Abänderungen lauten nur: streichen, streichen, streichen, streichen! (Abg. Wittauer: So ist das!)

Das Nichtbeschließen von Reformen mag eine Methode der Opposition sein, aber es ist keine Methode einer guten Opposition. Die Methode einer Regierung und von Re­gierungsparteien ist die Beschlussfassung (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald) – ab­ändern dort, wo wir der Meinung sind, dass etwas abzuändern ist, aber dann letztlich beschließen, denn die Republik lebt nicht von abgesagten Reformen, von Zurückzie­hungen, sondern die Republik und die Bevölkerung verlangen Beschlüsse, und diese werden die Regierungsparteien heute hier unter Beweis stellen.

Meine Damen und Herren! Es wurde sehr oft von „Rebellen“ in der FPÖ gesprochen und heute hier auch vom „Umfallen“, man hat versucht, alles daranzusetzen, mit allen möglichen Methoden aus den Reihen der Regierungsparteien Abgeordnete „herauszu­brechen“ (Abg. Mag. Wurm: Das war der Haider!), und zwar mit lauteren und unlaute­ren Methoden, und dazu sage ich Folgendes: All das ist sinnlos gewesen, denn unsere Abgeordneten, die Abgeordneten der Regierungsparteien, also von der ÖVP und den Freiheitlichen, bekennen sich zu der Verantwortung, die sie heute hier im Parlament haben. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.)

Wir haben es uns nicht leicht gemacht, und ich glaube, dass das ein gutes Beispiel für lebendigen Parlamentarismus ist, nämlich dafür, dass man dann, wenn man eine Re­gierungsvorlage bekommt, die der eigenen Meinung nicht nach Punkt und Beistrich entspricht, nicht zähneknirschend und vielleicht noch mit der geballten Faust im Ho­sensack zustimmt, wie das früher vielleicht der Fall gewesen ist, sondern – ganz im Gegenteil – offensiv und aktiv, im Sinne einer wirklichen Volksvertretung eine Regie­rungsvorlage diskutiert, kritisiert, abändert, verbessert, bis man wirklich der Meinung ist, mit gutem Gewissen der Reform zustimmen zu können. Genau das haben wir ge­macht, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Lange Übergangsfristen, 25 Jahre bei der Durchrechnung, 14 Jahre bei der Anhebung des Pensionsalters: Das ist Berechenbarkeit einer Reform! Soziale Gerechtigkeit mit dem 10-Prozent-Deckel, Sonderbestimmungen für Frauen und für Schwerarbeiter so­wie der Härteausgleichsfonds, mit dem wir vor allem für kleine Pensionen Abfederun­gen schaffen können, all das bringt soziale Gerechtigkeit, für die wir stehen. Nachhal­tigkeit – auch das ist ganz besonders wichtig – erreichen wir mit unserem Entschlie­ßungsantrag für die Eckpunkte der Harmonisierung. Ab dem nächsten Jahr muss klar sein, dass es nur mehr ein Pensionssystem für alle Beschäftigten und Berufstätigen in Österreich gibt. Das ist Nachhaltigkeit, das ist Zukunftsorientiertheit – und dafür steht diese Bundesregierung und dafür stehen auch die Abgeordneten der Koalitionsparteien und selbstverständlich und in erster Linie die Abgeordneten der Freiheitlichen.

Meine Damen und Herren! Ich möchte mich wirklich bei allen an der Reformarbeit be­teiligten Abgeordneten bedanken – ich als freiheitlicher Klubobmann darf das insbe­sondere an meine Abgeordneten richten, an den Bereichssprecher Dolinschek, an Max Walch –, und zwar vor allem bei jenen Abgeordneten, die wirkliche Experten sind, die wesentliche Inhalte mit eingebracht haben, nicht nur Polemik und Kritik, wie Sie von der Opposition das gemacht haben, und diese Abgeordneten können heute mit Stolz hier auftreten.

Wir haben nicht alles erreicht, was wir vielleicht erreichen wollten, aber wir können sa­gen: Es ist dies ein guter Kompromiss, ein tauglicher Kompromiss, der die Prinzipien, die wir an diese Pensionsreform gestellt haben, auch erfüllen kann! Neben den wichti­gen anderen Bereichen der Budgetbegleitgesetze, etwa der Steuerreform, der Entlas­tung für die Wirtschaft, ist die Pensionsreform ein Meilenstein dieser Regierungsarbeit, ein Meilenstein des Parlamentarismus für eine gute Zukunft unserer Pensionsvorsorge. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Ein Mühlstein!)

17.45

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap ans Wort. Selbst gewählte Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


17.45

Abgeordneter Dr. Josef Cap| (SPÖ): Herr Klubobmann Scheibner! Geben Sie keine Ratschläge, was eine gute Opposition ist (Abg. Scheibner: Wir wissen aber, wie das geht!), sondern seien Sie einmal eine gute Regierung und Regierungspartei, denn das haben Sie bis jetzt noch nicht zusammengebracht! (Beifall bei der SPÖ und den Grü­nen.)

Im Übrigen plädiere ich dafür, dass man hier auf dem Boden eine Mikrophonanlage anbringt, damit all jene FPÖ-Abgeordneten, die in den letzten Wochen schon im Liegen Politik gemacht haben, gleich liegend weitersprechen können, denn sie lieferten per­manent Umfaller. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Heftige Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Wir nehmen zur Kenntnis, dass Ihnen Machterhalt wichtiger ist als soziale Gerechtig­keit. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Ihnen Machterhalt wichtiger ist, als sich einer Ab­stimmung durch die Bevölkerung zu stellen. Ihnen sind die Posten, Ihnen ist die Regie­rungsbeteiligung wichtiger. Wir nehmen das zur Kenntnis und werden das der Bevölke­rung auch in den Wahlkreisen mitteilen. Ebenso werden wir der Bevölkerung mitteilen, wer sich heute bei den namentlichen Abstimmungen hinter diese ungerechten Refor­men gestellt hat. Das werden wir der Bevölkerung mitteilen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen sowie Zwischenrufe und demonstrativer Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Sie können sich jetzt gegenseitig Mut zujohlen, das können Sie probieren, wie derjeni­ge, der pfeifend in den Wald geht. Sie kennen die Umfragewerte, Sie kennen die Stimmung in Österreich, Sie kennen die Stimmung in Ihren Wahlkreisen, machen Sie sich nur gegenseitig Mut. Ich verstehe, dass Sie sich hier Mut machen wollen, aber ich sage Ihnen: Auch wenn Sie heute die Abstimmung gewinnen sollten – der Druck in beiden Klubs war ja mächtig genug –, ist das ein Pyrrhussieg!

Vielleicht war es auch nur ein PR-Gag, dass Herr Dolinschek, der ja im Budgetaus­schuss dafür gestimmt hat, dann plötzlich mit sieben anderen bei einer Pressekonfe­renz in Klagenfurt gesagt hat: Nein, wir wollen doch nicht zustimmen! Vielleicht war es einfach ein PR-Gag, mit dem Sie zeigen wollten, dass Sie bis zum Schluss kämpfen. – Einen Schmarren haben Sie bis zum Schluss gekämpft! Schauen Sie sich doch an, was herausgekommen ist: Noch unsozialer ist es geworden! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Neugebauer hat sein Solidaritätsbewusstsein heute an der Tür, beim Eingang abgegeben. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wenn Sie heute gewinnen sollten, wird es ein Pyrrhussieg sein. Die, die sich in der Geschichte auskennen, wissen, was ein Pyrrhussieg ist: ein Sieg auf dem Weg zur endgültigen Niederlage (Abg. Wittauer: Wir sind ja nicht bei „Wünsch dir was“! – und für diese werden wir sorgen, dafür, dass Sie für den heutigen Tag bezahlen werden! (Abg. Wittauer: Wir haben dafür gesorgt, dass Sie auf der Oppositionsbank sitzen!)

Solch eine unsoziale Reform, ein Budgetbegleitgesetz in dieser Art und Weise hier durchzuziehen, das ist unfassbar, undemokratisch. Sie sind dann der Sieger gegen die österreichische Bevölkerung, der Sieger gegen die Frauen, gegen die unter 35-Jäh­rigen und, Herr Abgeordneter Neugebauer, auch gegen die ASVG-Pensionisten, de­nen gegenüber Sie Solidarität haben vermissen lassen. Da sind Sie der Sieger! (Bei­fall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Schreien Sie nicht so! Wer schreit, hat Unrecht!)

Was kümmern Sie Demonstrationen? Was kümmert Sie die direkte Demokratie? Was kümmert Sie das Parlament? Sie wollten das durchpeitschen und haben zum Schluss auch noch Fristsetzungsanträge gestellt, damit es ja möglichst rasch geht (Abg. Wit­tauer: Die Mehrheit beschließt ein Gesetz, das ist ganz einfach!), zack, zack, schnell durchs Haus, damit die Regierung dann hier damit weiterarbeiten kann. Was kümmert Sie das? – Nichts!

Wir werden der Bevölkerung mitteilen, wie Sie mit diesem Hohen Haus umgehen, wie Sie sich hier dem – Sie haben noch die Chance, ich werde den Antrag auf Volksab­stimmung in wenigen Minuten einbringen – aus Angst nicht gestellt haben. (Abg. Wit­tauer: Ein Schauspiel!) Aus Angst vor der Bevölkerung, aus Angst vor den Österrei­cherinnen und Österreichern! (Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der Freiheitli­chen.)

Ich frage Sie: Warum haben Sie Angst? – Sie werden ja einen Grund dafür haben. (Abg. Wittauer: Das ist ein schlechtes Theaterspiel, das Sie hier aufführen! Das ist ein Kabarett!) Ein schlechtes Gewissen haben Sie, weil Sie den Österreichern in die Ta­schen greifen, weil in Wirklichkeit das, was Sie heute beschließen, zu mehr Armut füh­ren wird. Das sollte Ihnen endlich einmal ins Stammbuch geschrieben werden. Es ist auch noch nicht der letzte Tag, an dem die Auseinandersetzung geführt wird! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Richtig: Sieger sehen anders aus! (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) So wie Sie auf der Regierungsbank ausschauen, so wie Sie, die Abgeordneten von den beiden Koali­tionsparteien, aussehen, dieses aufgesetzte Lachen, dieses Hochheben der Ge­sichts­falten, das gerade noch irgendwie geht, damit der Eindruck entstehen soll, Sie seien entspannt und die letzten Wochen ohnehin nichts gewesen wären, all das ist gespielt.

Das, was jetzt hier stattgefunden hat, war eine Farce, unter der die Demokratie gelitten hat, die soziale Gerechtigkeit gelitten hat, die Politik gelitten hat und unter der, so hoffe ich, auch Sie leiden werden!

Ich sage Ihnen: Sie sind hier leichtfertig mit dem Schicksal, mit der Lebensplanung vieler Menschen in Österreich umgegangen – wir haben viele Einzelschicksale hier aufgezählt. – Es war Ihnen gleichgültig! Gefühllosigkeit oder, wie Jörg Haider einmal gesagt hat: Herzlosigkeit ist das Markenzeichen dieser Regierung! (Abg. Scheibner: Jetzt zitiert er schon Jörg Haider!) Herzlosigkeit! Dafür werden Sie sich noch verant­worten müssen, das kann ich Ihnen sagen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich darf nun folgenden Antrag einbringen:

Zusatzantrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Dr. Cap, Kolleginnen und Kollegen gem. § 84 Abs. 2 GOG auf Volksabstimmung über den Gesetzesbeschluss des Nationalrates be­treffend das Budgetbegleitgesetz 2003 (59/111 der Beilagen)

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen gem. § 84 Abs. 2 GOG den Antrag, den Geset­zesbeschluss des Nationalrates betreffend das Budgetbegleitgesetz 2003 (59/111 d. B.) einer Volksabstimmung nach Beendigung des Verfahrens gem. Art. 42 B-VG, jedoch vor seiner Beurkundung durch den Bundespräsidenten, zu unter­ziehen.

*****

Im Übrigen haben Sie dann auch noch die Gelegenheit, dass wir, wenn Sie hier zu­stimmen, gleich auch über die unnötigen Eurofighter, dieses unnötige Kriegsgerät, ab­stimmen können, die die Mehrheit in Österreich ebenfalls nicht will und weswegen Sie den Pensionisten in die Taschen greifen, damit Sie diesen Unsinn auch noch finanzie­ren können. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Überlegen Sie sich das gut. Die ÖVP wollte nie eine Volksabstimmung darüber, aber bei der FPÖ hat es nicht wenige gegeben, die gesagt haben: Da muss eine Volksab­stimmung stattfinden! (Abg. Scheibner: ... Nicht einmal bei der Schilling-Abschaffung haben Sie eine Volksabstimmung gemacht!) Es wurde plakatiert, dass die Abfangjäger verhindert wurden. Da hat es geheißen: Die Koalition wird scheitern! Da sind acht Ab­geordnete, deren Namen wir alle kennen – wir werden ja ihr Abstimmungsverhalten im Rahmen der namentlichen Abstimmung sehen! –, in die Öffentlichkeit gegangen und haben gesagt: Das und das und das wollen wir nicht! – Was wird da jetzt sein?

Es ist das ein kompletter Bruch mit der Politik, die Sie in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit zu vertreten versucht haben. Ein kompletter Bruch! Es ist Ihre politische Selbstauflösung, wenn Sie, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, hier in Koalitionstreue mit der ÖVP diese unsozialen, geldverschwenderischen Beschlüsse mit beschließen – und total undemokratisch.

Sie haben noch eine letzte Chance, nämlich hier mit uns mitzustimmen. Wenn Sie die­se nicht nutzen, dann haben Sie politisch abgedankt – Sie mehr als die ÖVP (Abg. Kopf: Was ist an einem Parlamentsbeschluss undemokratisch?!), denn die wollte das ohnehin nicht, die hat ein ganz anderes Politikverständnis; das ist ein anderes Thema, mit dem man sich auseinander setzen sollte. Sie haben jetzt die letzte Chance! (Anhal­tender Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.53

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der von Herrn Abgeordnetem Dr. Cap eingebrachte Zusatzantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Dr. Cap und KollegInnen gemäß § 84 Abs. 2 GOG auf Volksabstimmung über den Gesetzesbeschluss des Nationalrates betreffend das Budgetbegleitgesetz 2003 (59/111 der Beilagen) ist hinreichend unter­stützt, steht mit in Verhandlung und wird dann abgestimmt werden.

Zum Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Öllinger. Redezeit: 8 Minuten. Ihre Restre­dezeit in dieser Debatte beträgt 15 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

17.54

 


Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem jene von den Regierungsparteien! Sie werden schon Ihre Gründe dafür haben oder gesucht haben oder gefunden haben, dass Sie dieser Vorlage zustimmen wollen, müssen (Ruf bei der ÖVP: Sollen!), können. (Abg. Scheibner: Dürfen!) – Das ist die eine Sache.

Die andere ist die, dass wir Sie bei dieser Gelegenheit schon auch an das erinnern wollen, was Sie in den letzten zwei Monaten – zwei Monate waren es ungefähr – alles versprochen haben, was sich ändern wird, was stattfinden wird: ein nachhaltiges Pen­sionssystem (Abg. Wittauer: Ist umgesetzt!) – das wurde nicht erfüllt, das können wir schon als nicht erledigt abhaken. Diese Pensionsreform – das garantiere ich Ihnen – hält nicht länger als vier Jahre, denn entweder wird sie von anderen Parteien durch eine neue abgelöst werden (Abg. Scheibner: Das ist eine gute Reform!) oder Sie selbst werden diejenigen sein, die das nächste „Pensionsverschlechterungspaket“ ein­bringen werden. So wird es sein, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eine Volksabstimmung. – Haben Sie von der Freiheitlichen Partei es nicht verspro­chen? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Überlegt!) – Umgefallen! Wo ist die Volksabstimmung über die Pensionsreform, die Sie über Monate gefordert haben? (Abg. Neudeck: „Be­sprochen“, nicht „versprochen“!)

Ich sage Ihnen eines: Ich bin nicht glücklich, dass wir jetzt zu dem Instrument der Volksabstimmung greifen müssen, zu diesem Antrag auf Durchführung einer Volksab­stimmung greifen müssen, aber es hat eine Legitimität. Ich bin deshalb nicht glücklich, weil zuerst ein Gesetz mit Mehrheit beschlossen werden muss, damit man darüber überhaupt eine Volksabstimmung machen kann.

Wenn man darüber nachdenkt, muss man sich schon fragen: Warum wird die Freiheit­liche Partei zunächst einem Gesetz zustimmen, um es dann einer Volksabstimmung zu unterziehen? Wie wird sie das argumentieren können? – Jetzt wissen wir: Sie werden ihm zustimmen, Sie erhalten aber auch die Möglichkeit, zu einer Volksabstimmung ja zu sagen, zu den Abfangjägern ja zu sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei (Abg. Wittauer: Wir haben ja schon ja gesagt! Wir sind ja für die Luftraumüberwachung! Nicht einmal so und ein anderes Mal so!), und zur Pen­sionsreform noch einmal ja zu sagen oder das zu tun, was die Mehrheit der Österrei­cherinnen und Österreicher von Ihnen erwartet, und zwar 80 Prozent: nämlich nein zu sagen zu den Abfangjägern und auch zur Pensionsreform, denn diese Pensionsre­form – das wissen Sie ganz genau – wird von den Österreicherinnen und Österreichern nicht unterstützt. Das wissen Sie sehr wohl! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Wo, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, sind Sie mit Ihrem Ver­sprechen geblieben, bei Politikerpensionen zu harmonisieren? (Abg. Wittauer: Haben wir!) Nein, nein, nicht „Haben wir!“ – Das, was Sie haben, ist die Anhebung des Pensi­onsantrittsalters auf 65 Jahre und für Politikerpensionen bis 45 000 S oder 3 300 € die Erhöhung um 1 Prozent. (Abg. Scheibner: 15 Prozent!) Um 1 Prozent, das ist Ihr „schwerwiegender“ Solidarbeitrag!

Sie wissen genau, Herr Abgeordneter Scheibner, dass sich durch dieses eine Prozent für die Teile bis 3 300, bis 3 400 € auch der Solidarbeitrag, der darüber hinaus zusätz­lich eingehoben wird in der Höhe von 8 Prozent ... (Abg. Scheibner: 15 Prozent!) – 1 Prozent und 8 Prozent machen selbst bei den maximalen Pensionen von 12 800 € nur 5 bis 6 Prozent aus. Das ist der „schwerwiegende Solidarbeitrag“ (Abg. Scheibner: Ein Blödsinn!), den Politiker, Politikerinnen nach dem alten Bezügesystem leisten, wäh­rend Sie den Leuten im ASVG, im GSVG und im BSVG einen Deckel von 10 Prozent zumuten?! Das ist der Unterschied! (Abg. Scheibner: Abschläge gibt es ja auch dazu! Das haben Sie noch nicht begriffen!)

Da wird klar, worauf Sie hinauswollen: Privilegien für die einen nach wie vor sichern (Abg. Wittauer: Bei der Privilegienfrage waren immer die Freiheitlichen glaubwürdig!), während den anderen tatsächliche Opfer zugemutet werden! (Beifall bei den Grünen.)

Wo, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, bleibt Ihr Versprechen, vor allem von Ihnen von der Freiheitlichen Partei, das zwei Stunden gehalten hat: Pen­sionen unter 1 000 € dürfen von den Kürzungen nicht betroffen sein?! – Zwei Stunden hat es gehalten, und dann war es nicht mehr obligat, nicht mehr verpflichtend eingefor­dert.

Was machen Sie jetzt? – Sie schaffen einen Härteausgleichsfonds in der Höhe von 10 Millionen € im ersten Jahr, von 16 Millionen € im zweiten Jahr und von 18 Mil­lio­nen € im dritten Jahr. (Abg. Scheibner: Wenigstens das hat er mitgekriegt!) Sie wissen doch genau, was dieser Härteausgleichsfonds bedeutet, wenn Sie ihn mit der in den Erläuterungen genannten Auflage versehen: dass man ihn erst dann bean­spruchen kann, wenn man entweder 30 Beitragsjahre oder 40 Versicherungsjahre ge­leistet hat. Sie wissen wohl genauso gut wie ich, dass wahrscheinlich keine Frau die­sen Härte­ausgleichsfonds wird beanspruchen können, weil die Frauen Schwierigkeiten haben werden, die von Ihnen gesetzten Voraussetzungen zu erfüllen.

Dieser Härteausgleichsfonds ist meiner Meinung nach eine reine Augenauswischerei, und das wissen Sie auch. Sie nehmen vorher den Leuten Hunderte Millionen zusätzlich weg, und zwar in allerletzter Minute, durch die Nichtvalorisierung oder teilweise Valori­sierung und bieten ihnen dann einen Härteausgleichsfonds in der Höhe von 44 Mil­lionen € für drei Jahre an, und zwar Geld, das Sie vorher den Leuten wegge­nommen haben.

Wo bleiben, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, Ihre Versprechungen in Bezug auf die Schwerarbeiterregelung, diese ab 2004 zu veran­kern? – Umgefallen! Nichts ist im Gesetz verankert.

Wo bleibt Ihr Versprechen, die Harmonisierung der Pensionssysteme in einem Zusatz­vertrag zum Koalitionsvertrag zu verankern, wie das der Herr Landeshauptmann aus Kärnten gefordert hat? – Umgefallen!

Wo bleibt das Versprechen des Herrn Dolinschek, einen Initiativantrag zur Harmonisie­rung der Pensionssysteme einzubringen? – Nichts vorhanden! Umgefallen! (Abg. Scheibner: Es gibt einen Entschließungsantrag! Da werden Sie ja hoffentlich mitstim­men bei diesem Entschließungsantrag!) Eine Entschließung ist es geworden, eine Ent­schließung zur Harmonisierung, die schon in der Begründung, aber auch im Text gleichzeitig verspricht, dass die Harmonisierung begonnen wird mit der Nichtharmoni­sierung (Abg. Scheibner: Wo steht das?), nämlich mit dem Festhalten an unterschied­lichen Pensionssystemen. – Umgefallen! Ein Rohrkrepierer! Für die Rohrkrepierer sind Sie ja der Spezialist, Herr Kollege Scheibner. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Wo steht das?) – Ich lese es Ihnen gerne vor. (Abg. Scheibner: Ja!)

Die berufsständischen Spezifika und Anforderungen im öffentlichen Dienst sollen er­forderlichenfalls auch durch Übergangsregelungen festgeschrieben werden. Auch im GSVG und im BSVG soll unter besonderer Berücksichtigung berufsständischer Not­wen­digkeiten vorgegangen werden. – Na, da höre ich ja schon, was da herauskommt (Abg. Scheibner: Was hören Sie?): Keine Harmonisierung, sondern die Festschrei­bung unterschiedlicher Pensionsinstitute, unterschiedlicher Leistungen, unterschiedli­cher Beiträge (Abg. Scheibner: Das ist eine Übergangsregelung!) bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, haben es nie und nimmer ernst genommen mit der Harmonisierung der Pensionssysteme. Sie haben nicht die Absicht, die Pensionssysteme zu harmonisieren (Abg. Dr. Partik-Pablé: Warum sagen Sie das? Wie kommen Sie auf diese Idee? – Heiterkeit bei den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Ja, man kann alles lächerlich machen!), denn dann müsste dieser Antrag anders aussehen. (Abg. Wittauer: Sie reden drauflos und glauben, dass das die Wahrheit ist!)

Aber gestatten Sie mir, meine sehr geehrten Damen und Herren – auch an die Adresse bestimmter Kollegen in der ÖVP gerichtet –, etwas zu diesem Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner und so weiter zu sagen: Mit Interesse ent­nehme ich diesem Entschließungsantrag, dass in einem Punkt festgehalten wird, dass in Österreich im europäischen Vergleich der Anteil der Invaliditätspensionen über­durchschnittlich hoch ist. Wie kommen Sie auf diese Idee? Lesen Sie eigentlich Statis­tiken, machen Sie Vergleiche? Wissen Sie, was die EU dazu sagt? – Wir sind nicht überdurchschnittlich bei den Invaliditätspensionen, wir sind unterdurchschnittlich.

Europäischer Durchschnitt in den 12 Euro-Ländern: 8,9 Prozent; in den 15 EU-Ländern: 9,7 Prozent; in Österreich ist der Anteil der Invaliditätspensionen 7,3 Prozent. Überdurchschnittlich? – Warum schreiben Sie das fest? Warum schreiben Sie das fest in einem Initiativantrag und holen sich die Legitimation, als einen der nächsten Schritte nach der missglückten Harmonisierung im Herbst dann auch noch auf die Invaliditäts­pensionisten loszugehen? Die, die man jetzt aus der Unmöglichkeit, einem Erwerb bis zum 65. Lebensjahr nachzugehen, hinausdrängt in die Invaliditätspension, die wollen Sie auch in Zukunft noch zusätzlich durch ein verschärftes Invaliditätspensionsrecht bestrafen. Das ist Ihre erklärte Absicht.

Das, Herr Neugebauer, haben Sie mitunterschrieben. Da stehen Sie drauf. Überdurch­schnittlich sei Österreich. Das stimmt nicht. Das ist die Unwahrheit, Herr Kollege Neu­gebauer, und Sie als Gewerkschafter sollten das eigentlich wissen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie meinen es nicht ernst mit der Harmonisierung, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungsparteien. Es gäbe andere Möglichkeiten, auch für die Be­amten, auch für die Bauern, auch für die Gewerbetreibenden, den Einstieg in ein har­monisiertes Pensionssystem zu schaffen: mit einer Pro-rata-temporis-Regelung, bei der an einem Stichtag umgestiegen wird vom alten in das neue Pensionssystem. Das tut denen, die knapp vor dem Pensionsantrittsalter stehen, nicht weh. Für die bedeutet das kaum Einschränkungen im Gegensatz zu dieser Pensionsreform, die Sie jetzt be­absichtigen. Aber das wäre ein Umstieg, der auch den Jungen die Sicherheit und das Vertrauen geben würde, dass dieses neue Pensionssystem auch für sie vorhanden ist.

Wo bleiben denn Ihre Versprechungen für die Jungen und die Frauen? Wo schaffen Sie denn diesen Gruppen die Sicherheit und die Nachhaltigkeit, das Vertrauen in ein Pensionssystem? – Mit diesem Antrag zur Pensionsreform haben Sie das nirgends geschafft und geschaffen. Da geht es nur ums billige Abkassieren. Deshalb bin ich froh, dass die Freiheitlichen nicht noch länger verhandeln (Ruf bei der SPÖ: Sonst wä­re es noch schlechter!), denn eines ist klar: Die Freiheitlichen haben in der einen Wo­che des Verhandelns außer einigen kleinen Verbesserungen, die alle gegenfinanziert sind, nur eines erreicht: neue Belastungen (Abg. Silhavy: Genau!) in der Höhe von Hunderten Millionen Euro. Finanzminister Grasser wird sich bei ihnen bedanken. (Abg. Silhavy: Vielleicht wurde es deshalb gemacht!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist keine gerechte Pensionsreform. Da hätten Sie sich etwas anderes, eine andere Art und Weise, einen besseren Weg, auch bessere Vorschläge und bessere Konzepte einfallen lassen müssen. Das hätte länger gedauert, möglicherweise ein halbes, dreiviertel Jahr. Weil Sie das nicht vorhaben, weil Sie aber so sehr darauf erpicht sind, auch Vorschläge von anderen Parteien kennen zu lernen, lese ich Ihnen auch noch den Entschließungsantrag der Abgeordneten Öllin­ger, Freundinnen und Freunde betreffend ein gerechtes Pensionssystem in den Grundzügen vor. (Abg. Sieber: Spät, würde ich sagen!)

Es geht im Wesentlichen nur darum, dass wir eines klar festhalten, was Sie sich wei­gern so klar festzuhalten: Gleicher Beitrag ergibt gleiche Leistung. Das wäre schon etwas. (Abg. Wittauer: Die 15 Minuten gehen auch einmal vorbei!)

Zweiter Punkt, den wir festhalten wollen: Jedem und jeder soll im Alter ein Anspruch auf eine Mindestpension garantiert werden, weil die Zahl jener Personen – egal ob Selbständige, Gewerbetreibende, Bauern –, die nicht mehr über kontinuierliche Er­werbsverläufe verfügen, die nicht kontinuierlich versichert sind, immer mehr zunimmt. Das wissen Sie genauso gut wie wir. Deshalb fordern wir eine Grundsicherung im Alter und zusätzlich – zweite Säule – eine Sozialversicherungspension, weil wir mit Sicher­heit Ihren Weg nicht mitgehen, dass Sie die zweite und dritte Säule zusätzlich stärken wollen. Das ist ja der Widerspruch in sich in Ihrem Pensionskonzept. (Abg. Scheibner: Sie sollten den Antrag vorlesen, nicht argumentieren!) – Herr Kollege Scheibner, der Antrag liegt Ihnen schriftlich vor, ich kann ihn in wesentlichen Punkten erläutern.

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Sie haben noch 50 Sekunden Redezeit. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dann hat das endlich ein Ende!)

 


Abgeordneter Karl Öllinger| (fortsetzend): Was wir zusätzlich haben wollen, ist die Sicherung des Bundesanteils am Pensionssystem, denn ohne die solidarische Mitwir­kung des Bundes wird es auch in Zukunft kein solidarisches Pensionssystem geben. (Abg. Wittauer: 15 Minuten Halbwahrheiten! Nichts Inhaltliches!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Rechnung für diese Pensionsreform wird später beglichen. Die werden Sie mit Sicherheit zahlen müssen. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.08

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Der von Herrn Abgeordnetem Öllinger in seinen Kern­punkten entsprechend der Geschäftsordnung erläuterte Entschließungsantrag der Ab­geordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde ist hinreichend unterstützt, wurde ge­schäftsordnungsgemäß erläutert, wurde gemäß § 53 GOG an die Abgeordneten ver­teilt und steht daher mit in Verhandlung und damit auch zur Abstimmung.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut: 

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde betreffend ein gerechtes Pensi­onssystem, eingebracht im Zuge der Debatte über das Budgetbegleitgesetz 2003 (59 d.B XXII. GP in der Fassung des Ausschussberichts 111 d.B. XXII. GP.)

Das Vorhaben der Bundesregierung, im Zuge der Budgetdebatte 2003 im Schnellver­fahren eine Veränderung des Pensionsrechts herbeizuführen, ist gescheitert.

In einem eigenen Antrag beantragen die Grünen daher den Entfall aller die so genann­te Pensionsreform aus dem Budgetbegleitgesetz 2003.

Und zwar aus folgenden Gründen:

Die Gesetzesvorlage ist unausgegoren und in mehrfacher Hinsicht verfassungsrecht­lich bedenklich.

Die Verweigerung einer substantiellen Debatte mit den SozialpartnerInnen durch den Bundeskanzler sowie die fehlende Bereitschaft des Bundeskanzlers, auf die Vorschlä­ge der Sozialpartner einzugehen und Kompromisse zu suchen, hat das politische Kli­ma in Österreich wesentlich verschlechtert.

Der Regierung ist es nicht gelungen, der betroffenen Bevölkerung zu erklären, warum die von ihr beabsichtigten massiven Beschneidungen zukünftiger Pensionen in dieser Schärfe und vor allem in dieser Geschwindigkeit erfolgen müssten, wo doch der Bun­desbeitrag zum Pensionssystem in den nächsten Jahren selbst nach Angaben der Bundesregierung unverändert bleibt.

Die Regierung könnte bisher nicht schlüssig erklären, warum es notwendig sei, insbe­sondere Frauen mit derart harten Einschnitten bei zukünftigen Pensionen zu bestrafen.

Die Regierung gelang bisher nicht der Nachweis, dass Pensionskürzungen von 30 und mehr Prozent für Menschen, die nach 2028 in Pension gehen werden, notwendig sein sollten, um das Pensionssystem zu sichern.

Die Bundesregierung verabsäumte es, festzustellen, dass ein in seinem Anteil am Brut­toinlandsprodukt gleich bleibender Bundeszuschuss zum Pensionssystem auch in Zu­kunft erhalten bleiben soll.

Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zum Bekenntnis durchringen, dass ein gesetzliches und solidarisches Pensionssystem auf Umlagebasis auch in Zukunft das wesentliche Kernelement der Altersversorgung bleiben soll.

Der Bundesregierung gelang es bisher nicht, ein glaubwürdiges und vertrauenserwe­ckendes Maßnahmenpaket zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit im Alter und zur Re­duktion der Arbeitslosigkeit überhaupt vorzulegen, sodass befürchtet werden muss, dass die gesetzliche Anhebung des Pensionsantrittsalters zu einer Ausweitung der Arbeitslosigkeit führt.

Die Bundesregierung befand es bisher nicht für notwendig, zu erläutern, auf welche Weise Menschen mit geringem oder gar keinem Pensionsanspruch in Zukunft vor Al­tersarmut geschützt werden sollen.

Die Bundesregierung konnte sich bisher nicht zu einem Bekenntnis zu einer existenz­sichernden Mindestpension für alle durchringen.

Die Regierung unternahm noch nicht einmal den Versuch, zu erläutern, wie Ländern und Gemeinden die aus den Plänen der Bundesregierung resultierenden erheblichen Mehrkosten vergütet werden sollen.

Die Grünen treten für die Entwicklung eines Zukunftsmodells für das österreichische Pensionssystems unter Einbindung aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte ein, um eine breitestmögliche Zustimmung zu einer Pensionsreform zu erreichen. Dies kann nur über eine offene und breite gesellschaftliche Diskussion aller Vorschläge un­ter Einbeziehung der Erfahrungen aus ähnlichen Debatten in anderen Ländern erreicht werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis zum 30. September 2003 eine gemeinsam mit den Sozialpartnern, den im Nationalrat vertretenen Parteien und mit der Sache befassten wie auch anderen interessierten Initiativen der Zivilgesell­schaft wie etwa der Armutskonferenz erarbeitete und akkordierte Punktation über die Eckpunkte der zukünftigen Entwicklung des Pensionsrechts vorzulegen, in der folgen­de Elemente enthalten sind:

die Absicherung des solidarischen Bundesanteils als Grundpfeiler der gesetzlichen Pensionsversicherung;

die Schaffung eines einheitlichen Pensionsversicherungssystems mit einheitlichen Rahmenbedingungen für alle nach dem Prinzip „gleicher Beitrag – gleiche Leistung“

die Schaffung einer Grundsicherung für alle in Höhe des gegenwärtigen Ausgleichszu­lagen-Richtsatzes. die Schaffung einer sich nach versicherungsmathematischen Krite­rien berechnenden Versicherungspension, die sich über Beiträge aus Erwerbsarbeit auf Umlagebasis finanziert;

eine einheitliche Deckelung der sich aus Grundsicherung und Versicherungspension aus Erwerbsarbeit zusammensetzenden gesetzlichen Pension für alle zukünftigen PensionistInnen;

die Festsetzung eines Stichtages, ab dem unter Mitnahme der jeweils bis zu diesem Zeitpunkt erworbenen Ansprüche aus der gesetzlichen Pensionsversicherung das neue System für alle gilt;

die faire Finanzierung der Beiträge für Ersatzzeiten (Betreuungszeiten, Zivil- oder Prä­senzdienst, Zeiten der Arbeitslosigkeit) aus den jeweils sachlich zuständigen Budgets entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen, die für alle Versicherten gelten;

die Schaffung eines progressiven Pensionssicherungsbeitrages für jenen Anteil von aus öffentlichen Mitteln bzw. von öffentlich-rechtlichen Körperschaften finanzierten Pensionen, der über der ASVG-Höchstpension liegt;

die Abschaffung der Privilegien für AltpolitikerInnen.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Als vorläufig letzter Redner hiezu hat sich Herr Klubob­mann Mag. Molterer zu Wort gemeldet. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Herr Klubobmann, Sie sind am Wort.

 


18.09

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer| (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Es ist tatsächlich eine wichtige Entscheidung, die wir treffen, und wir sollten uns durchaus der Dimension dieser Entscheidung bewusst sein. Es ist eine wichtige Entscheidung über ganz wesentliche Zukunftsfragen für unser Land. Es ist aber auch, meine Damen und Herren – die Diskussion der vergangenen zwei Tage hat das deutlich gemacht – eine Entscheidung darüber, wie in Österreich Politik gestaltet wird. Ich denke und bin überzeugt davon, dass wir dabei eine hundertprozentige Rü­ckendeckung der Bevölkerung haben. Es muss in diesem Land eine Politik gemacht werden, die die Realitäten nicht verneint. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es ist nichts schlechter für die Zukunft eines Landes, als den Realitäten nicht ins Auge zu blicken. – Nein, wir blicken den Realitäten ins Auge, wir handeln aber auch danach.

Meine Damen und Herren! Genauso schlecht für die Zukunft eines Landes ist es, in wichtigen Fragestellungen auf halbem Weg, mit halbem Tempo und mit halbem Inhalt stehen zu bleiben. Halbe Sachen brauchen wir nicht. Nein, wir brauchen ganze Lösun­gen.

Wenn wir etwa in der Frage der Altersversorgung halbe Sachen machen würden – wir wissen das aus der Vergangenheit, und ich sage das durchaus auch etwas selbstkri­tisch –, dann würden uns, das weiß ich, diese halben Sachen in wenigen Jahren einho­len und in Wahrheit doppelte Maßnahmen verlangen. – Nein, wir handeln jetzt, und wir handeln konsequent! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wenn es – ich denke doch, dass darüber Konsens be­steht – diesen Konsens gibt, dass wir auch in Zukunft unsere Altersvorsorge schwer­punktmäßig auf die erste – umlagefinanzierte – Säule aufbauen wollen, dann heißt das, dass wir genau jetzt handeln müssen, damit diese umlagefinanzierte erste Säule auch in Zukunft tragfähig ist. Wenn wir das nicht tun, dann wäre das umlagefinanzierte System in Frage gestellt. – Nein, wir handeln jetzt! Wir handeln aber auch konsequent und zukunftsorientiert, meine Damen und Herren, weil wir ergänzen mit der zweiten und der dritten Säule.

Ich finde es schade und bedauerlich, dass in diesen Diskussionen diese so wichtige Zukunftsvorsorge, die in diesem Haus teilweise auch einstimmig beschlossen wurde – etwa Abfertigung-neu, etwa die allgemeine Zukunftsvorsorge –, dass diese wichtigen Perspektiven in Frage stehen. – Nein, sie dürfen nicht in Frage gestellt werden, weil sie die Zukunft sichern. Und daher, meine Damen und Herren, haben wir ein Pensionssys­tem und eine Novelle vorgelegt, eine Pensionssicherungsreform, die nachhaltig, sozial und gerecht ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wir bleiben jedoch bei diesen kurz- und mittelfristigen Maß­nahmen nicht stehen. Gehen Sie davon aus, dass die Harmonisierung in Österreich umgesetzt wird, dass wir ab dem nächsten Jahr ein einheitliches Pensionsrecht für alle haben werden. (Abg. Mag. Kogler: Wie denn?) Auch das ist eine Frage der Gerechtig­keit. Ich bin überzeugt davon, dass dieses harmonisierte Pensionsrecht eine wesentli­che Zukunftsentscheidung ist (Abg. Öllinger: Mit Ihrem Antrag nicht!), und Sie haben heute die Chance, bei der Abstimmung über diesen Antrag Ihre Zustimmung zum Aus­druck zu bringen.

Meine Damen und Herren! Zum Schluss dieser Diskussion: Ich meine, dass es in der Demokratie legitim und notwendig ist, Auseinandersetzungen auch emotional zu füh­ren. Ich bitte Sie aber, bei aller Emotionalität die Grenzen nicht zu überschreiten. Ich denke mir, dass da oder dort Grenzen zumindest erreicht, wenn nicht überschritten wurden. Wenn Abgeordnete in ihrem Stimmverhalten unter Druck gesetzt werden (Abg. Öllinger: Wo denn?), so ist meiner Meinung nach in Wahrheit die Grenze über­schritten.

Ich appelliere daher an Sie, meine Damen und Herren, so wie die Österreichische Volkspartei eine Politik mit Hausverstand zu gestalten, die das Notwendige zur rechten Zeit tut, eine Politik aus Verantwortung für die Zukunft unseres Landes zu gestalten.

Abschließend: In den letzten Tagen habe ich relativ häufig das Wort gehört, Wahltag sei Zahltag. (Ruf: Stimmt!) An den 24. November als Zahltag erinnere ich mich sehr, sehr gerne! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

18.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Nunmehr hat sich Herr Abgeordneter Dr. Gusenbauer zu Wort gemeldet. Seine Gesamtredezeit in dieser Debatte beträgt noch 12 Minuten. Er selbst hat sich 5 Minuten vorgenommen. (Abg. Neudeck: Das wird genügen!) – Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.

 


18.14

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer| (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundes­regierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Einen Satz des Herrn Abgeordne­ten Molterer kann man nicht unwidersprochen stehen lassen. Er hat gemeint, diese Pensionsreform sei beispielhaft dafür, wie in Österreich Politik gemacht werden solle. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei aller Notwendigkeit einer Zukunftssiche­rung der Pensionen, aber dieser Prozess der Pensionsreform war mit Sicherheit nicht beispielhaft. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Bevölkerung zu verunsichern mit mehreren Vorschlägen, die ab dem 31. März die­ses Jahres an die Öffentlichkeit gelangt sind, dann in den Ausschüssen mit so genann­ten Trägerraketen zu operieren, in denen anscheinend etwas ganz anderes steht, als gewollt war, sachliche Diskussionen in den Ausschüssen des Parlaments mit Fristset­zungen abzukürzen (Abg. Scheibner: Am Ausschusstag haben Sie gar nicht mehr verhandeln wollen!) und dann noch herzugehen und zu versuchen, im Ruck-Zuck-Verfahren das Ganze durchzuziehen, das, Herr Abgeordnete Molterer, hat mit parla­mentarischer und demokratischer Kultur nichts zu tun. Ich würde Sie ersuchen, bei künftigen Gesetzgebungsvorhaben dieser Dimension eine andere Qualität an den Tag zu legen, als das in den letzten Wochen der Fall war. (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Zum Zweiten fällt ein gewisser Unterschied zwischen Schein und Sein auf. Sie erzäh­len uns hier von der Festigung der ersten Säule, aber es ist keine Festigung der ersten Säule, wenn Menschen, die ohnehin mit geringen Pensionen zu rechnen haben – das ist schlimm genug – in Zukunft um 10 bis 12 Prozent weniger haben werden. Es ist auch keine Festigung der Pensionen, wenn die heute Jungen nach der Einführung Ih­res so genannten beitragsorientierten Kontos mit mehr als 30 Prozent Pensionskür­zungen rechnen müssen. Das ist keine Festigung der Pensionsperspektive, das ist eine ganz klare Pensionskürzung, die noch dazu sozial unfair und ungerecht ist. Und zu diesen Fakten sollten Sie stehen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie von der Koalition sprechen von der Stärkung der zweiten Säule. Ich stimme Ihnen zu, und ich habe auch die Beschlüsse im Parlament zur Einführung der zweiten Säule mitgetragen. Aber dann erklären Sie uns doch bitte, wieso gerade Sie im Zuge dieses Budgetbegleitgesetzes die Verzinsungsgarantien der zweiten Säule, sprich der Pensi­onskassen, abschwächen, womit der Pensionsertrag für mehr als 300 000 Anspruchs­berechtigte in Österreich in Zukunft geringer sein wird. Sie spre­chen von der Stärkung der zweiten Säule, doch das, was Sie heute hier beschließen, ist eine Schwächung der zweiten Säule. Und das ist der falsche Weg, meine sehr ver­ehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zum Dritten, zur Harmonisierung: Sie haben gesagt, Sie machen es in zwei Schritten. Wir haben jetzt wochenlang gespannt darauf gewartet, wie die Harmonisierung nach Ihrer Façon aussehen wird. Das, was in Ihrem Entschließungsantrag vorgesehen ist, ist ein formales Bekenntnis zur Harmonisierung, aber wenn man Paragraph für Para­graph durchgeht, wird man sehen, dass die Löcher, die in diese Harmonisierung hineingeschlagen werden, von Seite zu Seite größer werden.

Ich kann Ihnen schon sagen: Eine Harmonisierung nach dem Muster, wie es dort drin­nen steht, ist bestenfalls eine Scheinharmonisierung, aber kein einheitliches Pensions­system für alle Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Die Abgeordneten der FPÖ werden sich an den heutigen Tag noch erinnern, an den Tag, an dem sie sich von der ÖVP davon haben überzeugen lassen, dass sie diesen Pensionskürzungen zustimmen, weil diese Harmonisierung in Aussicht genommen wird.

Ich kündige Ihnen schon heute an: Das, was in diesem Entschließungsantrag steht, ist keine Harmonisierung – und nach den heutigen Aussagen, die wir auch vom Kollegen Neugebauer gehört haben, wird die ÖVP am Ende des Tages zu keiner Harmonisie­rung bereit sein. Daher sollten Sie sich ganz genau an den heutigen Tag erinnern, sehr geehrte Abgeordnete von der FPÖ. Sie werden diese Harmonisierung nicht bekom­men. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neugebauer: Sie waren nicht im Saal! – Abg. Neu­deck: Sie werden das nicht verhindern!) Wir werden auf diesen Tag zurückkommen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein letzter Punkt sei mir noch gestattet: Wenn wir sagen, wir führen eine sachliche Auseinandersetzung und Debatte, dann ist es doch das Allerbeste in einer Demokratie, wenn dann die Menschen ihr Urteil abge­ben können, welche Argumente die sachlicheren waren, welche Argumente die besse­ren waren, welche Argumente in Richtung einer sozialen und gerechten Pensionsre­form die glaubwürdigsten sind.

Ich nehme den Vorschlag auf, den viele aus Ihren Reihen gemacht haben, als sie ge­sagt haben: Die Volksabstimmung über die Pensionsreform ist dringend notwendig, anders kann sie nicht kommen. – Soll ich Ihnen etwas sagen? – Wenn Sie keine Angst vor der österreichischen Bevölkerung haben, wenn Sie wirklich glauben, dass Ihre Argumente gut sind, dann stellen Sie sich dem demokratischen Wettbewerb und stimmen Sie dem Antrag auf Abhaltung einer Volksabstimmung zu. Das wäre der einzig faire Weg, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Ihr müsst vorher zustimmen! – Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Ich weiß, dass die Selbstverleugnung der Abgeordneten der FPÖ sehr weit gehen kann, aber da sie so weit geht, dass bei der Abschlussbemerkung des Kollegen Molte­rer – als er gesagt hat, er erinnere sich freudig an den Wahltag ist gleich Zahltag 24. November – der Klubobmann der FPÖ frenetisch applaudiert, muss ich sagen: Es ist Zeit zur Umkehr, meine sehr verehrten Damen und Herren, weil Sie viele solche Zahltage nicht mehr aushalten! (Heiterkeit und anhaltender Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

18.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Klubobmann Scheibner zu Wort gemeldet. Sie kennen die Geschäftsordnung. – Bitte.

 


18.21

Abgeordneter Herbert Scheibner| (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Klubobmann Gusenbauer hat die Behauptung aufgestellt, ich hätte nach der Rede des Herrn Klubobmanns Molterer, vor allem nach der Passage, in der er gesagt hat, er erinnere sich gerne an den 24. November, frenetisch applaudiert. (Abg. Dr. Niederwieser: Haben wir ja gesehen! – Abg. Eder: Jawohl, haben wir gesehen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Das ist nicht richtig, Herr Abgeordneter Gusen­bauer!

Ich habe ausdrücklich zur Kenntnis gebracht – und auch hier nicht applaudiert –, dass ich mich nicht gerne an den 24. November vorigen Jahres zurückerinnere. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.) Das sage ich in aller Offenheit und Ehrlich­keit. Ich bin aber davon überzeugt (anhaltende Zwischenrufe – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), dass wir uns an den nächsten Wahltag lieber zurückerinnern werden (Abg. Schieder: Herr Präsident!), als Sie es tun werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

18.22

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. (Abg. Schieder – in Richtung des Abg. Scheibner –: Kennt nicht ein­mal die Geschäftsordnung!)

Die Schriftführerin hat auf ein Schlusswort verzichtet. (Zwischenruf des Abg. Dr. Jarolim.)

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 111 der Beilagen.

Meine Damen und Herren, das ist eine schwierige und lange Abstimmung. Ich bitte die Abgeordneten vor allem, nicht auf fremden Plätzen zu sitzen. – Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung.

Hiezu haben die Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen einen Ab­änderungsantrag eingebracht.

Weiters haben die Abgeordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kollegen einen Ab­änderungsantrag eingebracht. – Ich darf auch die Bediensteten der Klubs bitten, bei den Abstimmungen und der Enunziation die Reihen der Abgeordneten zu verlassen.

Ich wiederhole: Weiters haben die Abgeordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kol­legen einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ferner haben die Abgeordneten Dr. Cap, Lackner, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.

Die Abgeordneten Mag. Tancsits, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Ferner haben die Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- be­ziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Des Weiteren haben die Abgeordneten Dr. Cap, Kolleginnen und Kollegen ein Verlan­gen auf namentliche Abstimmung gestellt, das sich auf den Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen, den Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kollegen, den Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Lackner, Kolleginnen und Kollegen sowie auf die dritte Le­sung des Gesetzentwurfes bezieht.

Die Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen haben beantragt, den gegenständlichen Gesetzentwurf nach Beendigung des Verfahrens gemäß Artikel 42 Bundes-Verfassungsgesetz, jedoch vor seiner Beurkundung durch den Bundespräsi­denten, einer Volksabstimmung zu unterziehen.

Hiezu liegt ebenfalls ein Verlangen auf namentliche Abstimmung vor.

Ich werde zunächst die namentliche Abstimmung über den Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen sowie über den Abände­rungsantrag der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen, soweit er sich mit dem Antrag der Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen überschnei­det, also gleichen Inhalts ist, vornehmen.

Danach werde ich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Zusatz- be­ziehungsweise Abänderungsantrages der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kol­legen sowie über die von diesem Abänderungsantrag betroffenen Teile des Gesetz­entwurfes abstimmen lassen.

Sodann werde ich über die übrigen erwähnten Abänderungsanträge, dem gestellten Verlangen auf namentliche Abstimmung entsprechend, und schließlich über die noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes in der Fassung des Ausschussberich­tes unter Berücksichtigung des Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrages der Abgeordneten Mag. Tancsits, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen abstimmen las­sen.

Die namentliche Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kol­leginnen und Kollegen auf Durchführung einer Volksabstimmung wird gemäß § 84 Abs. 2 des Geschäftsordnungsgesetzes nach der dritten Lesung erfolgen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall. Wir gehen daher so vor.

Die Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen sowie die Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen haben die Streichung folgender Bestimmungen beantragt: Art. 7 Z 1, 2, 5 sowie 11, Art. 10 Z 2, 3, 5, 7, 8 sowie 9, Art. 11 Z 1, 2, 3, 8, 9, 10 sowie 11, Art. 12 Z 1, 2, 3, 8, 9 sowie 10, Art. 14, Art. 15, Art. 16, Art. 17, Art. 18, Art. 19 Z 2 bis 5, Art. 20, Art. 73 Teil 2, Art. 74 Teil 2, Art. 75 Teil 2 sowie dadurch be­dingte Änderungen in der Nummerierung der Teile in den Art. 73, 74 und 75.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von 20 Abgeordneten gestellt wurde, ist die namentliche Abstim­mung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordneten­pulte und tragen den Namen des Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen.

Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise die gleich lautenden Tei­le des Abänderungsantrages der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen stim­men, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr den Schriftführer, Herrn Abgeordneten Wimmer, mit dem Na­mensaufruf zu beginnen. Herr Abgeordneter Jakob Auer wird ihn später dabei ablösen.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne. – Abg. Dr. Stummvoll – in Richtung Schrift­führer Wimmer –: Lies schneller, Genosse!)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Bevor ich die Stimmabgabe für beendet erkläre, möchte ich fragen, ob Herr Abgeordneter Huainigg in der Lage war, seinen Stimmzettel ab­zugeben. Ist das erledigt? (Abg. Dipl.-Ing. Hütl: Erledigt, ja!) – Danke.

Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung ist zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 18.34 Uhr unterbrochen und um 18.38 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis wie folgt bekannt:

Abgegebene Stimmen: 182, davon „Ja“-Stimmen: 86, „Nein“-Stimmen: 96.

Der Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Silhavy, Kolleginnen und Kollegen und die gleich lautenden Teile des Abänderungsantrages der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen sind somit abgelehnt.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál Anton, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gu­senbauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada Robert, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger Erwin, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader Alfred, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr Hermann, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler Johann, Rasinger, Regler Roderich, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger Michael, Stadler, Steibl Ridi, Steindl Konrad, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir setzen nun im Abstimmungsvorgang fort.

Die Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen haben ferner die Streichung fol­gender Bestimmungen beantragt: Art. 10 Z 7a, 7b ... (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Meine Damen und Herren! Darf ich Sie bitten, Ihre Sitze einzunehmen! Der Abstim­mungsvorgang ist ein ernster Vorgang!

Ich verlese noch einmal: Die Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen haben ferner die Streichung folgender Bestimmungen: Art. 10 Z 7a, 7b, Art. 11 Z 8a, 8b, Art. 12 Z 8a, 8b, Art. 85 Z 3 und 4 sowie dadurch bedingte Änderungen der Ziffernbe­zeichnung in Art. 85 beantragt und weiters die Einführung einer neuen Z 7a in Art. 68 sowie Abänderungen hinsichtlich Art. 83 Z 11 und 21.

Wer hiefür ist, den ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Minder­heit. Abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über Art. 83 Z 11 und 21 in der Fassung des Ausschussberichtes.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit. Angenommen.

Ich darf noch einmal die Klubmitarbeiter und Parlamentsbediensteten bitten, sich wäh­rend der Abstimmung nicht im Plenum aufzuhalten!

Die Abgeordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abände­rungsantrag eingebracht, der sich auf die Streichung des Art. 69 bezieht.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Ich gehe daher so vor.

Das Procedere ist bekannt: Ich ersuche jene, die für den Abänderungsantrag der Ab­geordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kollegen stimmen, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr Herrn Schriftführer Wimmer mit dem Namensaufruf zu beginnen; Jakob Auer wird ihn dann später ablösen. – Bitte, Herr Abgeordneter Wimmer.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne. – Präsident Dr. Khol – zu Schriftführer Jakob Auer, der im Begriff ist, Schriftführer Wimmer abzulösen –: Jakob Auer, schneller – gehen und dann lesen! – Heiterkeit. – Schriftführer Jakob Auer, vor dem Namensauf­ruf: Der Herr Präsident wird es erwarten können! – Heiterkeit. – Beifall bei Abgeordne­ten der SPÖ und der Grünen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich frage Herrn Abgeordneten Dr. Huainigg: Stimmab­gabe ist erledigt? – Danke.

Haben jetzt alle ihre Stimmzettel abgegeben? – Das ist der Fall. Die Stimmabgabe ist damit beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 18.46 Uhr unterbrochen und um 18.49 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Abgegeben wurden diesmal 181 Stimmen; 85 Stimmen lauteten auf „Ja“, 96 Stimmen auf „Nein“.

Der Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Gaál, Kolleginnen und Kollegen hat nicht die Mehrheit gefunden und ist somit abgelehnt.

Gemäß § 66 GOG werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Stimm­verhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen werden.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gusen­bauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer, Donnerbauer;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler, Rasinger, Regler, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich darf nun wieder die Abgeordneten bitten, ihre Plätze einzunehmen – und die Mitarbeiter, nicht im Saal zu sein.

Die Abgeordneten Dr. Cap, Lackner, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abände­rungsantrag eingebracht, der sich auf die Streichung der Z. 4 in Art. 73 Teil 1 bezieht.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Ich gehe daher vor wie verlangt.

Das Procedere ist bekannt: Wer für den Abänderungsantrag Dr. Cap, Lackner, Kolle­ginnen und Kollegen ist, stimmt mit dem „Ja“-Stimmzettel, das ist der graue, wer da­gegen stimmt, mit dem „Nein“-Stimmzettel, das ist der rosarote.

Ich bitte nunmehr den Herrn Schriftführer Wimmer, mit dem Namensaufruf zu begin­nen; er wird von Jakob Auer abgelöst. – Bitte, Herr Kollege. (Die Urne ist nicht bereit­gestellt. – Rufe: Urne! Urne! – Abg. Dr. Jarolim: Vielleicht nimmt der Herr Präsident die Zettel entgegen!) Wenn Sie es wünschen, Herr Dr. Jarolim – für Sie tue ich alles! (Heiterkeit.)

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Herr Kollege Huainigg, Abstimmung erfolgt? – Danke.

Haben jetzt alle abgestimmt? – Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Ich unterbreche die Sitzung für einige Minuten.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 18.55 Uhr unterbrochen und um 18.59 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Abgegebene Stimmen: 182, „Ja“-Stimmen: 86, „Nein“-Stimmen: 96.

Der Abänderungsantrag der Abgeordneten Dr. Cap, Lackner, Kolleginnen und Kolle­gen ist somit abgelehnt.

Gemäß § 66 GOG werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Stimm­verhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen werden.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gusen­bauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer, Donnerbauer;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler, Rasinger, Regler, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich bitte, Platz zu nehmen, jetzt kommt wieder eine Ab­stimmung, die mit „auf und nieder“ geht. (Heiterkeit.) Ich bitte die Mitarbeiter, den Saal zu verlassen.

Schließlich komme ich zur Abstimmung über die noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes unter Berücksichtigung des Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrages der Abgeordne­ten Mag. Tancsits, Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung erteilen, um ein bejahen­des Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Ich gehe daher so vor.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den gegenständlichen Gesetzentwurf in dritter Lesung stimmen, „Ja“-Stimmzettel – also graue Stimmzettel – in die Urne zu legen, diejenigen, die dagegen sind, „Nein“-Stimmzettel – also rosa Stimmzettel – in die Ur­ne zu werfen.

Ich bitte nunmehr den Abgeordneten Wimmer, mit dem Namensaufruf zu beginnen. Er wird dann vom Abgeordneten Jakob Auer abgelöst. – Bitte, Herr Abgeordneter Wim­mer.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Die Stimmabgabe ist damit beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird für diesen Zweck erneut für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 19.05 Uhr unterbrochen und um 19.09 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Ich gebe das Abstimmungsergebnis bekannt:

Abgegebene Stimmen: 181; davon „Ja“-Stimmen: 95, „Nein“-Stimmen: 86.

Der gegenständliche Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung angenommen.

Gemäß § 66 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Anga­be ihres Stimmverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler, Rasinger, Regler, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wolfmayr;

Zweytick.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gusen­bauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 84 der Geschäfts­ordnung, den gegenständlichen Gesetzesbeschluss nach Beendigung des Verfahrens gemäß Art. 42 Bundes-Verfassungsgesetz, jedoch vor seiner Beurkundung durch den Bundespräsidenten einer Volksabstimmung zu unterziehen.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Ich gehe daher so vor. Die entsprechenden Bestimmungen der Geschäftsordnung sind bekannt.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Antrag des Abgeordneten Dr. Gusen­bauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Volksabstimmung sind, einen grauen „Ja“-Stimmzettel in die Urne zu werfen, und jene, die dagegen sind, den rosa­roten „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nun wieder den Herrn Schriftführer, Kollegen Wimmer, mit dem Namensaufruf zu beginnen; Kollege Jakob Auer wird ihn später ablösen. – Bitte, Herr Kollege Wim­mer.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wieder die Frage an Hern Abgeordneten Dr.Huainigg: Stimmabgabe erfolgt? – Danke.

Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Ich unterbreche die Sitzung für einige Minuten.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 19.14 Uhr unterbrochen und um 19.18 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Ich gebe das Abstimmungsergebnis bekannt:

Abgegebene Stimmen: 182; davon „Ja“-Stimmen: 86, „Nein“-Stimmen: 96.

Der Antrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen, den gegen­ständlichen Gesetzentwurf einer Volksabstimmung zu unterziehen, ist somit abge­lehnt. (Ah!-Rufe bei der SPÖ.)

Gemäß § 66 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Anga­be ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gusen­bauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler, Rasinger, Regler, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl,Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Ent­schließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Kolleginnen und Kol­legen betreffend einheitliches Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen.

Hiezu ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Ich gehe daher so vor; das Procedere ist bekannt.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Entschließungsantrag Molterer, Scheibner sind, den „Ja“-Stimmzettel – das ist der graue Stimmzettel –, jene, die dagegen sind, den rosaroten „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr den Herrn Schriftführer Wimmer, mit dem Namensaufruf zu begin­nen; Herr Abgeordneter Auer wird ihn ablösen. – Bitte.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 19.23 Uhr unterbrochen und um 19.26 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich darf die Damen und Herren bitten, die Plätze wieder einzunehmen, nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstim­mungsergebnis bekannt.

Abgegebene Stimmen: 181; davon „Ja“-Stimmen: 96, „Nein“-Stimmen: 85.

Der Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend einheitliches Pensionsrecht für alle Erwerbstätigen ist somit angenommen. (E 8.)

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader Alfred, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer, Donnerbauer;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler, Rasinger, Regler Roderich, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger, Stadler, Steibl, Steindl, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál Anton, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gu­senbauer;

Hagenhofer, Haidlmayr, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pilz, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada Robert, Reheis, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger Erwin, Stadlbauer, Steier;

Trunk;

Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Ent­schließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind.

Hiezu ist ebenfalls namentliche Abstimmung verlangt worden.

Ich gehe daher so vor; das Procedere ist bekannt.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind, stimmen, den grauen „Ja“-Stimmzettel zu verwenden, jene, die dagegen stimmen, den rosa-roten „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen.

Ich bitte nunmehr den Herrn Schriftführer, Kollegen Wimmer, mit dem Namensaufruf zu beginnen; Jakob Auer wird ihn später ablösen. – Bitte.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Wimmer und Jakob Auer werfen die Ab­geordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die hiefür zuständigen Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zwecke für einige Minuten unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 19.31 Uhr unterbrochen und um 19.35 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Abgegebene Stimmen: 182; davon „Ja“-Stimmen: 69, „Nein“-Stimmen: 113.

Der Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Pensionen, die harmonisiert, fair, sicher und gerecht sind, ist somit ab­gelehnt.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál Anton, Gartlehner, Gaßner, Gradwohl, Grossmann, Gusenbauer;

Hagenhofer, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Kaipel, Keck, Königsberger-Ludwig;Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp;

Maier Johann, Marizzi, Matznetter, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada Robert, Reheis, Riepl;

Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindelberger Er­win, Stadlbauer, Steier;

Trunk;

Verzetnitsch;

Walther, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann. Böhm, Bösch, Brader Alfred, Brinek, Brosz, Bu­cher;

Dolinschek, Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr Hermann, Glaser, Glawischnig, Grander, Grillitsch, Großruck, Grünewald;

Haidlmayr, Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kogler, Kopf, Kößl, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch , Lichtenberger, Lichtenegger, Lopatka, Lunacek;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Mandak, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitter­lehner, Molterer, Moser Gabriela, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Öllinger;

Pack, Partik-Pablé, Pilz, Pirklhuber, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler Johann, Rasinger, Regler Roderich, Rest-Hinterseer, Riener, Rosenkranz, Rossmann;

Sburny, Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Spindelegger Michael, Stadler, Steibl Ridi, Steindl Konrad, Stoi­sits, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Trinkl, Turković-Wendl;

Van der Bellen;

Walch, Wattaul, Wegscheider, Weinzinger, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Schließlich gelangen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen betref­fend ein gerechtes Pensionssystem.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit und damit abgelehnt. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Broukal: Der Beifall hält sich in Grenzen, wie man sieht!)

2. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 132/A der Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bezügegesetz, BGBl. Nr. 273/1972, und das Bun­desbezügegesetz, BGBl. I Nr. 64/1997, geändert werden (116 der Beilagen)

 


Präsident Dr. Andreas Khol|: Wir gelangen nunmehr zum 2. Punkt der Tagesordnung.

 


Präsident Dr. Heinz Fischer| (den Vorsitz übernehmend): Gibt es einen Wunsch nach mündlicher Berichterstattung über diese Vorlage? – Das ist nicht der Fall. Dann gehen wir in die Beratungen ein.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Cap. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


19.37

Abgeordneter Dr. Josef Cap| (SPÖ): Herr Präsident! Mir obliegt es, noch einmal zu den konkreten Vorlagen bezüglich des Bezügegesetzes eine Stellungnahme für meine Fraktion abzugeben – vor allem über die Abstimmung und über den Abstimmungsvor­gang – und das auch inhaltlich zu begründen.

Wir haben ein differenziertes Abstimmungsverfahren gewählt. Wir werden also ge­trennt abstimmen, weil es Punkte gibt, mit denen wir übereinstimmen, und einen Punkt, bei dem wir unsere Zweifel haben, ob durch ihn wirklich das formulierte Ziel erreicht wird.

Wir stimmen mit dem Punkt überein, dass man etwas bei der Entgeltfortzahlung zu unternehmen hat und dass auch die konkrete Umsetzung dafür der richtige Schritt ist, nämlich die Entgeltfortzahlung für Regierungsmitglieder, die dieser Regierung nicht mehr angehören, auf 75 Prozent für sechs Monate zu reduzieren, und bei den Abge­ordneten auf 75 Prozent für drei Monate. – Wir stimmen dem zu. Wir glauben, dass das eine zeitgemäße und vertretbare Überlegung ist und auch die richtige Antwort auf die Diskussion, die es rund um den ehemaligen Minister Reichhold und ähnliche Fälle gegeben hat.

Der zweite Punkt, dem wir zustimmen, ist der Solidarbeitrag. Wir haben das auch öf­fentlich immer wieder gefordert und gemeint, dieser Solidarbeitrag soll von allen, die über der Höchstpension der ASVG liegen, eingehoben werden. Natürlich sollen hier die Politiker als gutes Beispiel vorangehen. Wir glauben, dass die Lösung mit 15 Prozent richtig ist und werden auch das politisch in der getrennten Abstimmung mittragen. Ich glaube, das ist auch ein richtiges und vertretbares Signal.

Der nächste Punkt ist, dass es selbstverständlich auch in Bezug auf das von uns prä­sentierte Fairnessmodell – unser Alternativmodell einer Pensionsreform – richtig ist, bei den Politikern eine schrittweise Anhebung des Pensionsalters auf 65 Jahre anzustre­ben. – Das ist ebenfalls in dieser Vorlage enthalten, und zwar mit einer Übergangsre­gelung, die, wie ich meine, vertretbar ist und die auch analog zur ASVG-Übergangsregelung gewählt wurde.

Wo wir unsere Zweifel haben, ist die Frage, ob die Formulierungen, die dieser Antrag enthält, mit dem Ziel, dass man künftig neben einer beantragten Pension oder neben einer Pension, die man bereits genießt, keinen Aktivbezug mehr in Anspruch nehmen kann, eine präzise Regelung sind. Da haben wir unsere Zweifel. Da wollen wir auch abwarten, wie das letztlich in der Umsetzung aussieht. Wir haben natürlich aus den Vorlagen der beiden Koalitionsparteien in der Vergangenheit gelernt, dass man da sehr genau und sehr vorsichtig vorgehen muss. Daher bleiben wir in diesem Falle bei unse­rer Ablehnung.

Wir werden dann in dritter Lesung dieser Vorlage nicht zustimmen, und ich sage auch, warum nicht. Ich denke, dass es ganz einfach kein Umgang mit einer konstruktiv agie­renden Opposition ist, dass man hier mit Fristsetzungsanträgen arbeitet. Das betrifft sowohl das Budgetbegleitgesetz als auch das Bezügegesetz. Wir haben dagegen pro­testiert, wir haben das auch im Budgetausschuss zum Ausdruck gebracht. Wir hatten auch schon im Budgetausschuss die getrennte Abstimmung. Wir haben uns öffentlich und auch hier im Haus gegen diese Fristsetzungsanträge zur Wehr gesetzt. Wir glau­ben, dass das nicht die richtige Vorgangsweise ist. Wir hätten gemeint, dass man noch länger Gespräche führen soll, die die konkrete Pensionsreform betreffen, also verhan­deln soll. Deswegen heute unsere Anträge, dass man sie aus dem Budgetbegleitge­setz streicht, dass man den Sommer nützt, um zu arbeiten, um die Pensionsreform dann im Herbst im Rahmen eines gesamten harmonisierten Konzeptes gemeinsam mit den Sozialpartnern und so weiter auch zu beschließen.

Das wurde mit dem Fristsetzungsantrag unmöglich gemacht. Dazu haben wir unsere Kritik eingebracht. Wozu man beim Bezügegesetz, nachdem es eigentlich relativ kon­struktive Gesprächsrunden der Klubvorsitzenden miteinander gegeben hat, zu einem Fristsetzungsantrag gegriffen hat, ist uns völlig schleierhaft, das haben wir nicht verstanden, das haben wir kritisiert.

Daher: Zu diesen drei konkreten Punkten stehen wir politisch, wir werden sie auch in der Öffentlichkeit vertreten. Der vierte Punkt ist uns zu unpräzise, da wollen wir einmal sehen, wie das in der konkreten Umsetzung aussieht. Die Begründung dafür, warum wir dann in der dritten Lesung ablehnen, ist vor allem, dass wir die Vorgangsweise und die Fristsetzung nicht verstehen, kritisieren, ablehnen. Daher werden wir auch in der dritten Lesung dieser Vorlage nicht zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.43

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Die auf die Geschäftsordnung gestützten Verlangen nach getrennten Abstimmungen werden bei den Abstimmungen berücksichtigt werden.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Molterer. Freiwillige Redezeitbeschrän­kung: 8 Minuten. – Bitte.

 


19.43

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer| (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Ich denke, dass wir, die wir hier im Hohen Haus sit­zen, an und für sich ein ganz wesentliches Privileg haben, ein Privileg, das in der De­mokratie durch Wahlen zum Ausdruck gebracht wird, durch die Stimmen der Wählerin­nen und Wähler, die uns das Vertrauen gegeben haben, hier im Parlament für sie letztendlich auch die politische Arbeit im Sinne dieser repräsentativen Demokratie wahrzunehmen.

Ich bin dankbar – ich sage das sehr offen – für die bisherigen Gespräche, auch wenn sie nicht zu einer Vier-Parteien-Einigung geführt haben, die mit den Klubvorsitzenden aller hier im Parlament vertretenen Parteien zu der Frage Politikerbezüge geführt wer­den konnten und – ich gehe davon aus, ich möchte darauf noch ganz kurz eingehen – auch in Zukunft geführt werden.

Ich möchte aber auch nicht verhehlen, dass mich manche Dinge in der Diskussion über die Frage Politikerprivilegien, auch wie sie hier im Hohen Haus geführt wird, insofern irritieren, als ich den Eindruck habe, dass viele dieser Diskussionen unserem eigenen Ansehen Schaden zufügen. Ich meine daher, dass bei aller berechtigten Diskussion über die Frage der Veränderungen, wo sie notwendig sind, nie außer Acht gelassen werden darf, dass wir auch die Verpflichtung im Sinne der Demokratie haben, im eige­nen Interesse jetzt nicht für uns persönlich gesprochen, sondern der Wählerinnen und Wähler und im Interesse der Demokratie unsere Arbeit nicht schlecht zu reden, son­dern ganz im Gegenteil selbstbewusst auf unsere Arbeit, auch auf die Qualität unserer Arbeit hinzuweisen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich denke mir, dass gerade die letzten Tage und auch Wochen bewiesen haben, dass es möglich ist, in einer sehr kontroversiellen Situation trotzdem im Sinne dieser Demo­kratie auch die Auseinandersetzung zu suchen und dann, auch in der Demokratie vor­gesehen, zu einer Entscheidung zu kommen.

Ich stehe zu dem, was jetzt in dieser Bezügeregelung für Politiker vereinbart wurde. Ich halte es selbstverständlich für richtig, dass im Bereich Politiker das Pensionsantrittsal­ter auf 65 Jahre, und zwar geschlechtsneutral, angehoben wird, und zwar in den sel­ben Stufen, wie sie im ASVG vorgesehen sind.

Ich bekenne mich dazu, dass es so wie im ASVG selbstverständlich auch Abschläge für jene Kolleginnen und Kollegen geben soll, die früher den Ruhegenuss in Anspruch nehmen. Ich halte das für richtig, und ich sage klar, dass wir im Bereich Politiker einen Solidarbeitrag eingeführt haben, und zwar bis zur ASVG-Höchstbeitragsgrundlage in Höhe von 8 Prozent und von 15 Prozent für jene, die darüber liegen. Das ist richtig, dazu bekenne ich mich auch, weil ich mir denke, dass auch hier ein Beitrag geleistet werden muss.

Es ist gut, dass es in Zukunft keine Doppelanrechnung von Zeiten geben wird. Es ist auch richtig, dass es in Zukunft kein Nebeneinander von Politikerpensionen und Aktiv­bezug geben kann. Und ich halte es auch für richtig, dass wir im Bereich der Entgelt­fortzahlung sowohl was die Zeitdimension betrifft als auch die Höhe der Entgeltfortzah­lung Reduktionen, und zwar sehr deutliche Reduktionen vorgenommen haben.

Wir stehen daher zu diesem Antrag, wie wir ihn im Bereich der Bezüge vorgelegt ha­ben. Ich denke mir, dass wir damit auch jenen Beitrag geleistet haben, der von uns zu Recht erwartet wird.

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei der Diskussion über die Frage Bezügegesetz und Politikerregelungen habe ich den Eindruck gehabt, dass in diesem Haus eigentlich ein Konsens besteht, dass wir uns nach Abschluss dieser gesetzlichen Veränderungen, die wir heute beschließen werden, mit den vier Klubs zusammensetzen und die Frage erörtern müssen, wie wir die Arbeitsbedingungen für die Abgeordneten hier im Hohen Haus im Sinne der Qualität unserer Arbeit tatsächlich noch effizienter gestalten und verbessern können. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich stehe auch dazu, dass für diese Arbeit, für die Qualität dieser Arbeit selbstverständ­lich einerseits die Einrichtungen des Parlaments selbst den Abgeordneten zur Verfü­gung stehen, die Einrichtungen der Parlamentsdirektion, die qualitätsvolle Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Parlamentsdirektion. Es ist aber auch klar, dass zur Qualität der Arbeit gehört, dass die parlamentarischen Mitarbeiter eine entspre­chende Rolle haben. Ich bin sicher, dass wir eine über den Sommer zu diskutierende Strategie aller vier im Parlament vertretenen Parteien finden werden, wie wir zu dieser Arbeitsverbesserung für uns im Sinne der Qualität unserer Arbeit kommen.

Ich möchte daher appellieren, dass wir heute hier einen Beschluss über diese notwen­digen und richtigen Veränderungen im Bereich der Politikerbezüge fassen und dass wir im Anschluss daran diese Vier-Parteien-Gespräche führen, mit dem Ziel einer kon­struktiven Lösung für unsere Arbeit und damit im Interesse der Demokratie. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

19.49

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Öllinger. Rede­zeit: zirka 10 Minuten. – Bitte.

 


19.49

Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Molterer, ich möchte die konstruktiven Vorschläge in Ihrem Beitrag durchaus aufgreifen. Ja, wir haben ein Privileg, wenn wir hier, sofern uns das ge­schäftsordnungsmäßig gestattet wird, das freie Wort ergreifen können. Ja, es ist wich­tig, dass wir dieses Privileg auch schützen. Aber – damit bin ich beim Punkt – das un­terscheidet uns wahrscheinlich trotzdem in der Einschätzung und Auffassung, nicht was die Einkommen von Politikern als solche betrifft, da waren wir immer der Meinung dass Politiker, Politikerinnen durchaus gut bezahlt werden müssen, aber es unter­scheidet uns doch bei dem vorliegenden Antrag so manches, was die noch immer exi­stenten und auch weiterhin gültigen alten Privilegien von Politikern betrifft.

Ja, Herr Abgeordneter Molterer, Ihr Angebot, über die Verbesserung des parlamentari­schen Betriebes nachzudenken, greifen wir gerne auf, selbst wenn es sich dabei nur auf ParlamentsmitarbeiterInnen bezieht. Das wäre ein Fortschritt. Aber gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit auch eine Anmerkung.

Es geht nicht nur um die Verbesserung auf der Ebene des parlamentarischen Betriebs im Sinn von mehr Effizienz oder Effektivität, sondern es geht auch darum, dass das Parlament seinem Kontrollauftrag nachkommen können muss. Es geht auch darum, dass sich das Beziehungsgefüge zwischen Parlament und Regierung grundsätzlich verändert hat, seit es den Parlamentarismus gibt, und dass die alte Beziehung „Parla­ment kontrolliert Regierung“ abgelöst wurde durch eine neue: „Opposition kontrolliert Regierungsmehrheit im Parlament und auch Regierung“.

Dass Sie kein großes Interesse daran haben, dass Sie kontrolliert werden, das steht Ihnen frei. Aber ich ersuche Sie, bei dieser Beratung auch zu bedenken, wenn tatsäch­lich mehr parlamentarische Qualität herauskommen soll, dann werden wir nicht nur über eine Verbesserung der Effizienz des Parlamentarismus, sondern in diesem Sinn auch über eine Verbesserung der Kontrollmöglichkeiten diskutieren müssen. – Das ist der eine Punkt, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Der zweite betrifft jetzt ganz konkret das Bezügegesetz beziehungsweise, was ja auch geändert wird, das Bundesbezügegesetz, also eigentlich den modernen Teil. Ein Trop­fen Wehmut schwingt dabei mit. Wir ändern das Bundesbezügegesetz auch in Punk­ten, wo ich eine Änderung für sinnvoll halte. Was die Entgeltfortzahlung betrifft, haben uns ja einige Fällen in den letzten Wochen und Monaten gelehrt, gerade in den Reihen der Freiheitlichen Partei ... (Abg. Scheibner: Sind Sie für oder gegen die Entgeltfort­zahlung?) – Entschuldigung, Kollege Scheibner, aber es waren wirklich in erster Linie die ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen der Freiheitlichen Partei, die das Insti­tut der Entgeltfortzahlung konsumiert haben, obwohl sie Einkünfte aus Kapitalvermö­gen gehabt haben. (Zwischenruf des Abg. Mag. Molterer.)

Ich gebe zu, dass damals, als 1997 das Bundesbezügegesetz beschlossen wurde, dieser Punkt der Entgeltfortzahlung wohl nicht genau genug geprüft wurde. Das tut mir deshalb Leid, weil ... (Abg. Scheibner: Aber Sie haben zugestimmt! Oder?) – Ja, selbstverständlich, nach wie vor stehe ich dazu.

Um es Ihnen noch einmal zu erklären, Herr Kollege Scheibner: Das Bundesbezügege­setz und auch das Bezügebegrenzungsgesetz in seinen wesentlichen Teilen, wenn ich einmal von § 11 des Bezügebegrenzungsgesetzes und einigen Absätzen darin ab­sehe – Übergangsbestimmungen, sage ich nur –, sind in Ordnung, waren ein Fort­schritt, ein absoluter Fortschritt. (Abg. Scheibner: Auch ein Privileg!)

Wir haben uns gerade mit Herrn Kollegen Molterer – aber da haben Sie vielleicht nicht aufgepasst – darauf verständigt, dass es insgesamt ein Privileg ist, Politiker zu sein.

Ich stehe im Gegensatz zu Ihnen, Herr Kollege Scheibner, möglicherweise im Unter­schied zu Ihnen, ich will Ihnen da nicht Unrecht tun (Abg. Scheibner: Nein, sicher nicht!), aber die Haltung der Freiheitlichen Partei war bisher, die Politikereinkommen, die Einkommen sind zu hoch.

Ich erinnere daran, was die Freiheitliche Partei in den letzten Jahren für ein Spektakel aufgeführt hat, um zu demonstrieren, die Einkommen sind zu hoch und deshalb zahlen wir freiwillig in die berühmte Kasse der Freiheitlichen Partei ein, in die dann eigentlich nichts eingezahlt wurde. Wenn Sie das entsorgt haben, soll mir das recht sein. (Abg. Scheibner: Nein, nein, nein!) Ich stehe dazu (Beifall bei den Grünen), Herr Kollege Scheibner, dass die Bestimmungen des Bundesbezügegesetzes und auch die wesent­lichen des Bezügebegrenzungsgesetzes in Ordnung waren und deshalb im Jahr 1997 unsere Zustimmung gefunden haben.

Nicht unsere Zustimmung gefunden haben damals jene Übergangsbestimmungen des alten Bezügegesetzes, die 1997 weitere Übergangsbestimmungen erhalten haben, 2000 weitere Übergangsbestimmungen und jetzt, 2003, noch einmal Übergangsbe­stimmungen erhalten.

Das charakterisiert die ganze Crux. Das alleine wäre schon ausreichend, um sauber über einen bestimmten Zeitraum, wie es auch 1997 passiert ist, darüber zu diskutieren, welchen Weg wir wirklich einschlagen können, um die alten Ruhebezüge, die ja noch fortexistieren, und die Ansprüche auf Ruhebezüge, die erst in den nächsten Jahren beziehungsweise sogar Jahrzehnten eingelöst werden, so zu beenden, dass auch je­nen, die diese Ansprüche noch nicht eingelöst haben, kein unmittelbarer Schaden dar­aus erwächst. Das wäre eine spannende Debatte gewesen.

Wir haben Vorschläge gemacht: Abschaffung – durchaus auch im Sinne dessen, wie es die Freiheitlichen vorgeschlagen haben – des alten Bezügegesetzes, Auszahlung der eingezahlten Beiträge, Verzinsung dieser eingezahlten Beiträge, Einlegen in eine Pensionskasse. Das hat nicht Ihre Zustimmung im Ausschuss gefunden. Aber da wir im Ausschuss, als wir darüber diskutiert haben, noch nicht einmal gewusst haben, was die von Ihnen vorgeschlagenen neuen Änderungen nach der Trägerrakete sein wer­den, kann ich es Ihnen nicht ersparen, Ihnen auch diesmal einen Abänderungsantrag zur Kenntnis zu bringen.

Wir wiederholen nicht das, was wir im Ausschuss eingebracht haben. Aber im Sinne dessen, Kollege Molterer, dass ÖVP-Funktionäre, FPÖ-Funktionäre, ÖVP- und FPÖ-Regierungsmitglieder uns eine Harmonisierung der Politikerpensionen mit den sonsti­gen Sozialversicherungspensionen versprochen haben, und im Sinne dessen, dass diese Harmonisierung mit nichts oder mit fast nichts eingetroffen ist, mit Ausnahme einer sehr komplizierten Regelung bei der Angleichung des Pensionsantrittsalters, wo wir fünf oder sechs verschiedene Angleichungsformen haben, was nicht befriedigend ist – ich könnte Ihnen das jetzt im Detail erklären, tue es aber nicht, weil ich mir das sparen will –, muss ich sagen, da gäbe es auch noch andere Möglichkeiten. Aber im­merhin, ein Versuch war es. Zufrieden stellend war es nicht. Aber abgesehen davon, es ist nichts gekommen.

Besonders enttäuschend finde ich – im Unterschied zu den Kolleginnen und Kollegen von der sozialdemokratischen Fraktion – die Regelung mit dem Solidarabschlag. Das ist ein Hohn! Wenn bei Bezügen oder Bezugsteilen, wie es im Gesetz heißt, bis 3 300 € der zusätzliche Solidarbeitrag 1 Prozent ist, dann werden auch jene Teile über diesen 3 300 €, die jetzt zusätzlich mit 8 Prozent belegt werden, insgesamt nicht ver­hindern können, dass der zusätzliche Solidarabschlag bei sehr hohen Politikerpensio­nen – sagen wir 10 000 oder 11 000 € – 5 bis 6 Prozent nicht übersteigen kann. Das wissen Sie.

In der politischen Debatte in den vergangenen Wochen wurde von allen Parteien – Sie können es nachrechnen – der Regierung versprochen, es wird einen spürbaren zu­sätzlichen Solidarabschlag geben, einen zweistelligen Solidarabschlag, und heraus­gekommen ist für Pensionen von 12 800 € ein zusätzlicher Solidarabschlag von etwas über 6 Prozent! Bei 10 000 € sind es zwischen 5 und 6 Prozent, rechnen Sie es nach, weil jene Teile unter 3 300 € nur ein zusätzliches Prozent haben. (Abg. Mag. Molterer: Das stimmt einfach nicht!) Ich betone: zusätzlich! Wir diskutieren aber über Zusätzli­ches, nicht über Altes.

Beim vorigen Tagesordnungspunkt haben wir auch nicht darüber diskutiert, welche Verluste die ASVG-, GSVG- und BSVG-Pensionisten seit 1997 schon erlitten haben. Da haben wir das auch nicht aufsummiert. Die haben das auch schon schlucken müs­sen, meine sehr geehrten Damen und Herren, was insgesamt an Pensionsverschlech­terung gekommen ist. (Beifall bei den Grünen.) Daher kann ich einen Solidarabschlag nicht zweimal anrechnen. Und was Sie jetzt beschließen, ist ein zusätzlicher Solidar­abschlag von einem Prozent beziehungsweise maximal 8 Prozent für die restlichen Teile. Das ist eindeutig zu wenig.

Es gäbe noch genügend Bestimmungen, etwa jene unsinnige Bestimmung, die Sie jetzt zum Prinzip erheben, dass jemand, der hier herinnen sitzt und einen Ruhebezug erhält, in der Regel eine Minister- oder Staatssekretärspension erhält, in Zukunft nur mehr als Politpensionist hier sitzt, nämlich mit dem Ruhebezug. Dass der Aktivbezug gekappt wird, das versteht doch niemand. Wenn ich hier herinnen sitze und als aktiver Politiker tätig bin, dann hat der Ruhebezug zu ruhen, das ist doch selbstverständlich! (Beifall bei den Grünen.)

Sie von ÖVP und FPÖ machen das Gegenteil, meine sehr geehrten Damen und Her­ren – und ich sage Ihnen auch den Grund, warum Sie das tun: In der Regel ist der Ru­hebezug höher als der Aktivbezug, und deshalb machen Sie das.

Das zeigt, dass Sie sich irrsinnig schwer von Ihren Privilegien verabschieden – von den Privilegien, die nur wenige hier herinnen haben, weil die meisten inzwischen im neuen System, nämlich im ASVG-System beziehungsweise in einer Pensionskasse sind. Ich hätte mir auch gewünscht, dass alle in eine Pensionskasse überwechseln müssen, damit sie dann das mitmachen, was die PensionskassenbezieherInnen außerhalb des Parlaments mitmachen, nämlich von Ihnen auch noch mit der Aufhebung der garantier­ten Mindestverzinsung bestraft zu werden.

In der Schweiz gibt es bei den Pensionskassen eine garantierte Mindestverzinsung in der Höhe von 3,25 Prozent. In Österreich gab es bis jetzt eine von 1,75 Prozent, diese wird gestrichen. Wenn Sie das in der Schweiz gemacht hätten, dann wären Sie als politische Partei tot. Niemand würde mehr ein Wort mit Ihnen reden oder Sie wählen, weil alle sagen würden: Das sind die Politiker, die uns in diese Pensionskassen hin­übergeluchst haben, und dann streichen sie uns auch noch die Mindestverzinsung! – Das war nur noch einmal ein kleiner Ausritt zu dem Thema Pensionskasse, das die meisten Politikerinnen und Politiker hier betrifft, aber leider nicht alle.

Herr Kollege Scheibner, Sie haben nach der „Trägerrakete“ gesagt: Wir werden natür­lich in Zukunft genauer prüfen, was wir vorgelegt bekommen. – Wenn ich im heutigen „Kurier“ lese, was Sie beziehungsweise Vertreter von Regierungsparteien bei Pensio­nen insgesamt zu prüfen fähig sind, in Bezug auf Steigerungsbetrag, Aufwertungsfak­toren, Pensionsantrittsalter und so weiter, dann frage ich mich, sehr geehrter Herr Kol­lege Scheibner, ob Ihre Regierungsparteien, Ihre Kolleginnen und Kollegen dieses Ge­setz oder auch das Pensionsgesetz genau gelesen haben. Vom Pensionsgesetz für ASVG-Versicherte wissen wir es, von diesem Gesetz wissen Sie es offensichtlich noch immer nicht.

Da wir der Meinung sind, dass zur Harmonisierung auch die Einführung von Steige­rungsbeträgen notwendig ist, Herr Kollege Scheibner, bringe ich einen entsprechenden Abänderungsantrag ein.

Abänderungsantrag  

der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen zum Bericht des Budget­ausschusses über den Antrag 132/A der Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bezü­gegesetz, BGBl. Nr. 273/1972 und das Bundesbezügegesetz, BGBl. I Nr. 64/1997, geändert werden – 116 der Beilagen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

1. Nach Ziffer 2. werden folgende Ziffern 2a. und 2b. eingefügt:

„2a. § 26 Abs. 2:

,(2) Der Ruhebezug beträgt bei einer ruhebezugsfähigen Gesamtdienstzeit von 10 Jahren 20 % der Bemessungsgrundlage nach Abs. 1 und erhöht sich für jedes wei­tere ruhebezugsfähige Jahr um 1,78 %.‘

2b. § 26 Abs. 3 Z 2. entfällt.“

2. Nach Ziffer 10 werden folgende Ziffern 10a. und 10b. eingefügt:

„10a. § 37 Abs. 1 lautet:

,(1) Der Ruhebezug beträgt nach Vollendung des 4. Jahres der Funktionsdauer 20 % des Bezuges nach § 35 Abs. 2 und erhöht sich für jedes weitere Jahr um 1,78 %.’

10b. § 37 Abs. 3 Z 2. entfällt.“

3. Nach Ziffer 14 werden folgende Ziffern 14a. und 14b. eingefügt:

„14a. § 44c Abs. 2 lautet:“ (Abg. Scheibner: Das finde ich gut! Und darüber sollen wir jetzt diskutieren?)

„,(2) Der Ruhebezug beträgt nach einer ruhebezugsfähigen Gesamtdienstzeit von 10 Jahren 20 % der Bemessungsgrundlage nach Abs. 1 und erhöht sich für jedes wei­tere Jahr der ruhebezugsfähigen Gesamtdienstzeit um 1,78 %.‘

14b. § 44c Abs. 3 Z 2. entfällt.“

*****

Das war im Wesentlichen der Versuch, im Bezügegesetz Steigerungsbeträge wie im ASVG einzuführen, wobei trotzdem noch eine Privilegierung enthalten ist, nämlich ein Ausgangsbetrag von 20 Prozent.

Zweitens – darauf mache ich Sie nur aufmerksam –: Sie belassen im System der Ru­hebezüge die Mindestpensionen und schaffen gleichzeitig Abschläge, wenn jemand vorzeitig vor dem 65. Lebensjahr in Pension geht. Sie schaffen damit eine Kollisions­norm. Wer schlägt wen? Die Abschläge den Mindestbezug? – Ich denke nicht. Der Mindest-Ruhebezug bleibt. Und darum war auch das nicht ganz korrekt und sauber, und Sie werden sicher demnächst wieder eine Debatte um Politikerpensionen haben – aber Sie haben es leider nicht besser verdient! (Beifall bei den Grünen.)

20.04

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Der Antrag, den Herr Abgeordneter Öllinger vorgelesen hat, ist genügend unterstützt, steht in Verhandlung und wird auch abgestimmt werden.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte.

 


20.05

Abgeordneter Herbert Scheibner| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Staatsse-kretär! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Öllinger! Eines ist interessant: Sie un­terstellen, dass wir irgendwelche Anträge nicht kennen oder die Reform nicht verstan­den haben – und Ihre konstruktive Mitarbeit an der Reform besteht darin, dass Sie hier einige Paragraphen und Ziffern vorlesen, ohne dass Sie diese Abänderungen mit uns vorher diskutiert hätten. (Abg. Öllinger: Im Ausschuss! In der Dringlichen!) Was heißt im Ausschuss? – Sie und Ihre Fraktion haben das Gespräch verweigert, Herr Kollege Öllinger! Wir hatten die Intention, eine Vier-Parteien-Einigung in diesem Bereich zu schaffen, das wollten Sie nicht. Ich glaube, Klubobmann Van der Bellen wollte es, ich glaube, wir haben bis zu einem gewissen Punkt ganz gute Gespräche geführt (Abg. Öllinger: Nein, so nicht!), aber Sie, Herr Kollege Öllinger, wollten es nicht.

Was wollten Sie? – Sie wollten in der Öffentlichkeit Ihr Schauspiel aufführen, das ha­ben Sie sicherlich gut gemacht, aber ich sage Ihnen, in der Sache war das natürlich nicht zielführend. (Abg. Öllinger: Sie haben einen großen Fehler gemacht!) Wenn Sie in diesem sensiblen Bereich eine gescheite Reform haben wollten, dann wären Sie bei den Verhandlungen geblieben, dann hätten wir vielleicht gemeinsam etwas zusam­mengebracht. Das ist der konstruktive Weg, den wir bei Ihnen vermisst haben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Den Widerspruch können Sie nicht aufklären, dass Sie jetzt Punkte kritisieren, die wir gegenüber der Reform 1997 geändert haben. Wir haben die Pensionsprivilegien der Politiker, bestehend in der Reform 1997, abgeschafft. All das ist Ihnen zu wenig, aber der Reform 1997 mit all diesen Privilegien, die Sie jetzt kritisieren (Abg. Öllinger: Nein, nein, nein!), haben Sie damals in dritter Lesung zugestimmt, also der Gesamtreform.

Herr Kollege Öllinger, ich war auch Oppositionspolitiker und weiß daher, dass man einem Antrag von Regierungsparteien in Teilbereichen in zweiter Lesung zustimmen kann, aber wenn man nicht dem gesamten Werk zustimmen kann, dann stimmt man im Zweifel in dritter Lesung dagegen. (Abg. Öllinger: Was überwiegt!) Warum haben Sie im Zweifel dafür gestimmt? – Weil Sie unter dem Strich für diese Politiker-Privilegien­reform auch 1997 gewesen sind. Das ist Ihr Widerspruch. Ich weiß schon, das ist in der Öffentlichkeit nicht so interessant, weil Sie da andere Zugänge haben, aber das sind die Tatsachen. Das war und ist Ihre Widersprüchlichkeit bei den Politikerpensionen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zweite Widersprüchlichkeit: Sie sagen, Sie seien gegen alle Privilegien in diesem Be­reich. Aber die Entgeltfortzahlung, Herr Kollege Öllinger, ist auch ein Privileg für Politi­ker. Es versteht niemand, dass es bis jetzt so gewesen ist, dass ein Minister, auch ein Klubobmann, egal, wie lange er im Amt war, ein Jahr lang die vollen Bezüge bezahlt bekommen hat. (Abg. Öllinger: Haben Sie es abgeschafft?) Ein Abgeordneter hat sie für sechs Monate bekommen. Erklären Sie das doch Ihrer Klientel, die Sie hier zu vertreten vorgeben! Das ist ein absolutes Privileg für Politiker, das niemand versteht.

Warum regen Sie sich da nicht auf? Warum bringen Sie da keine Abänderungsanträge ein, damit wir das gänzlich abschaffen? (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) – Ich sage Ihnen, warum: Das sind Privilegien, an denen Sie angesichts der Altersklasse Ihrer Abgeordneten ein Interesse haben, damit Sie das weiter genießen können. Das ist die Wahrheit, und das ist unseriös, Herr Kollege Öllinger! Bei den Privilegien, die Sie nicht mehr betreffen, weil Sie, so wie ich, was die Pensionen betrifft, im neuen System sind, geht man mit voller Härte hinein, egal, was rundherum passiert, aber dort, wo man selbst noch ein Interesse hat, weil man es selbst noch in Anspruch nehmen will, ist man ganz leise und ruhig, da ist man froh, wenn all das nicht ganz abgeschafft wird, wenn zumindest ein Teil dieses Privilegs bestehen bleibt. Angesichts dessen sollte man nicht 150 Prozent fordern, wenn man andererseits froh ist, dass in einigen Berei­chen doch ein bisschen etwas von diesen Politikerprivilegien erhalten bleibt. Man sollte es hier zumindest einmal ausgesprochen haben. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich sage Ihnen eines, Herr Kollege Öllinger, meine Damen und Herren: Ich wäre bei dieser Reform noch viel weiter gegangen. Politiker sollen ordentlich entlohnt werden, sie sollen ordentliche Arbeitsbedingungen haben (Abg. Öllinger: Jawohl!), da gebe ich auch Kollegem Cap Recht, da haben wir viel zu überlegen. Man sollte schauen: Wie sind die Arbeitsbedingungen, wie ist die Arbeitsmethodik von Politikern? Was bringen wir selbst an positiven und negativen Aspekten ein für das Bild, das der Politiker in der Öffentlichkeit abgibt? Überlegen wir uns, ob wir in Zukunft noch ausreichend engagier­te junge Menschen finden werden, angefangen bei der Jugendorganisation bis zu die­sen Funktionen, die wir hier ansprechen, die sich dafür breitschlagen lassen, solche Funktionen anzunehmen. Darüber bin ich gerne zu diskutieren bereit.

Aber ich sage Ihnen, alle anderen Dinge, die man vor und nach der politischen Tätig­keit besser entlohnt erhält als ein anderer Bediensteter, sind nicht verständlich. Des­halb wäre ich sehr dafür gewesen, die Reform 1997, der Sie noch zugestimmt haben, rückgängig zu machen und zu sagen: Alle Politikerpensionen gehören – auch rückwir­kend – abgeschafft. Dafür wäre ich durchaus gewesen, aber, Herr Kollege Öllinger, Sie wissen genauso wie ich, dass der Rechtsstaat auch für Politiker gilt, und das ist, glau­be ich, nicht einmal schlecht. Deshalb kann man in erworbene Ansprüche (Abg. Öllin­ger: Im ASVG gilt er nicht?), wenn überhaupt, nur mittels Verfassungsbestimmung eingreifen und wahrscheinlich nicht einmal damit.

Nein, im ASVG greift man auch nicht in den Anspruch selbst ein, das wissen Sie, son­dern man kann ... (Abg. Öllinger: Na selbstverständlich!) – Natürlich nicht! Wenn ein Politiker so wie ein Beamter einen Anspruch bereits erworben hat, dann können Sie ihn reduzieren, Sie können die Anforderungen entsprechend ändern, aber Sie können den Anspruch selbst nicht aufheben. (Abg. Öllinger: Über die Steigerungsbeträge, Aufwer­tungsfaktoren!) Das ist die Problematik, um die es sich hier dreht.

Sie wissen auch, dass das Optionsrecht für Altpolitiker eine Sache wäre, die ich unter­stützt hätte, wobei es da auch Argumente gibt, dass hohe Kosten anfallen würden, wenn man die einbezahlten Beträge herausnimmt und irgendwo anders einzahlt. Ich wäre trotzdem dafür gewesen, aber das ist eben die Situation des Kompromisses, dass man nicht alles durchsetzen kann, was man durchsetzen möchte.

Ich glaube aber, dass dieser Kompromiss für den – Gott sei Dank, und darauf möchte ich hinweisen – geringen Teil von Politikern, die das noch betrifft, herzeigbar ist. Wir haben analog zum ASVG das Pensionsalter für Politiker auf 65 Jahre angehoben, es gibt, wenn jemand als Politiker vor dem 65. Lebensjahr in Pension geht, während die­ser Übergangsfrist analog zum ASVG Abschläge in der Höhe von 4,2 Prozent, und es gibt einen Solidarbeitrag, der für hohe Pensionen 15 Prozent ausmacht.

Herr Kollege Öllinger, ich wundere mich schon, dass Sie das so kritisieren und so ab­tun, dass man nur 1 Prozent erhöht. Darüber gab es zwar keinen Konsens, aber wir haben diesbezüglich eine gute Gesprächsbasis in den Verhandlungsrunden gehabt, dass wir auch bei den Politikern unterscheiden zwischen dem kleinen Bürgermeister, der eine kleine Politikerpension bekommt und immerhin 8 Prozent Solidarbeitrag zu bezahlen hat, und jenem Politiker, der im Nationalrat war, Minister war, und eben 15 Prozent dieses höheren Betrages zu bezahlen hat. Wir haben also eine Progressi­onsstufe eingeführt. Das ist doch, so glaube ich, eine vernünftige Lösung. Wenn Sie es ernst meinen, dann müssten Sie das auch zugeben.

Wir schaffen die Doppelberechnung von Anwartschaften ab, das heißt, dass ein Abge­ordnetenjahr auch nur als Abgeordnetenjahr zählt und nicht gleichzeitig für eine Minis­terpension angerechnet werden kann. Und wir schließen das Zusammenfallen von Pensionsbezug und Aktivbezug für die Zukunft aus. Das sind wichtige Eckpunkte die­ser Reform. Wenn man will, ist das natürlich alles zu wenig, das ist auch ganz klar, aber ich glaube, das ist ein tauglicher Kompromiss, mit dem wir signalisieren, dass wir im Bereich des Möglichen die Politiker, die Altpolitiker nach dem alten System so be­handelt und analog zum ASVG die entsprechenden Maßnahmen gesetzt haben.

Befriedigend ist es nicht, weil es noch immer eine Zweiklassengesellschaft gibt, das gebe ich schon zu, aber es ist eine wichtige und notwendige Maßnahme und auch ein Signal.

Betonen möchte ich aber auch – das sollte immer wieder vorangestellt werden, weil wir alle in einen Topf geworfen werden –, dass die überwiegende Zahl der Abgeordneten hier im Hohen Haus so wie alle anderen Bediensteten nur mehr nach dem ASVG eine Pension bekommen werden und auf freiwilliger Basis in eine Pensionskassa einbezah­len. Da gibt es einmal eine bessere Verzinsung und einmal eine schlechtere, so wie das eben am Kapitalmarkt ist. (Abg. Öllinger: Sie haben es schlechter gemacht!) Das betrifft mich genauso, Herr Kollege Öllinger, das ärgert mich auch. Aber das ist so, wie wenn man sein Geld auf ein Sparbuch legt, denn da kann man auch nicht prognostizie­ren, wie sich die Zinsen in der Zukunft entwickeln werden. (Abg. Öllinger: Nein, nein!) Aber ich glaube, das ist ein gutes System, weil die Politiker mit diesem Projekt des Drei-Säulen-Modells ausnahmsweise einmal mit gutem Beispiel vorangehen.

Meine Damen und Herren, Sie sollten es sich überlegen, ob Sie zumindest in Teilbe­reichen dieser sinnvollen Reform zustimmen – oder ob Sie jetzt negativ konditioniert sind auf Grund Ihres falschen Abstimmungsverhaltens im Jahre 1997. (Abg. Öllinger: Sie stimmen jetzt zu!) Das würde ich noch einsehen, dass Sie sagen, jetzt wollen Sie nicht zustimmen, weil Sie diesen Fehler korrigieren wollen. Aber ich sage Ihnen: Da können Sie zustimmen, das ist ein tauglicher, kein idealer, aber ein tauglicher Kom­promiss. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


20.15

Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Marek zu Wort. – Bitte.

 


20.15

Abgeordnete Christine Marek| (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssek­retär! Hohes Haus! Ebenso wie 161 weitere Kolleginnen und Kollegen dieses Hauses habe ich keinen Anspruch im Sinne der so heftig diskutierten Politikerpensionen und kann auch keinerlei solche Ansprüche mehr erwerben. Als junge Abgeordnete bin ich nun wirklich heilfroh, dass wir im Rahmen des Bezügegesetzes mit den vorgelegten Anträgen zu einem Konsens kommen konnten. Unser Klubobmann und der Klubob­mann der Freiheitlichen Partei, Kollege Scheibner, haben die Änderungen bereits eingehend erläutert.

Leider haben sich aber in dem von Kollegem Walch und mir eingebrachten Abände­rungsantrag zwei Tippfehler eingeschlichen.

Aus diesem Grunde bringe ich folgenden Antrag ein:

Abänderungsantrag  

in 2. Lesung

der Abgeordneten Christine Marek, Maximilian Walch, Kolleginnen und Kollegen be­treffend den Bericht des Budgetausschusses zum Antrag 132/A betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bezügegesetz, BGBl. Nr. 273/1972, und das Bundesbezüge­gesetz, BGBl. I Nr. 64/1997, geändert werden (116 der Beilagen)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

In Artikel 2 Z 3 (Änderung des Bundesbezügegesetzes) wird in § 6 Abs. 1a der Aus­druck „Einkommenssteuergesetzes 1988, BGBl. Nr. 40/1988“ durch den Ausdruck „Einkommensteuergesetzes 1988, BGBl. Nr. 400/1988“ ersetzt.

Begründung

Die Stammfassung des Einkommensteuergesetzes 1988 ist nicht in BGBl. Nr. 40/1988, sondern im BGBl. Nr. 400/1988 erschienen. Der Schreibfehler im Zitat soll daher korri­giert werden.

*****

Eine Bemerkung zu dem soeben von Kollegem Öllinger eingebrachten Abänderungs­antrag, der in Wahrheit eigentlich ein Zusatzantrag ist: Es wird darin kein einziger Teil unseres Antrages geändert, sondern er enthält lediglich zusätzliche Vorschläge, denen wir allerdings nicht unsere Zustimmung geben werden. Was spricht dagegen, meine Damen und Herren der grünen Fraktion, unserem Antrag zuzustimmen?

Erlauben Sie mir aber, ebenfalls einige grundsätzliche Worte zum Thema Politikerbe­züge, insbesondere aus der Sicht eines Neulings in diesem Haus, zu sagen. Kollege Jakob Auer hat als langjähriger Abgeordneter letzte Woche bereits mit großer Zustim­mung aller Fraktionen darauf hingewiesen, dass eine adäquate Bezahlung von Politi­kern auch weiterhin sichergestellt sein muss. Ich möchte mich dem anschließen und das auch unterstreichen, denn nur dann können wir sicherstellen, dass auch weiterhin im Parlament alle Bevölkerungs- und Berufsgruppen vertreten sein werden, und nicht nur jene, die es sich leisten können. Nur dann haben wir hier eine echte Volksvertre­tung.

Ich habe in den wenigen Monaten, die ich nun dem Hohen Haus angehöre, gelernt, was die Ausübung dieser Funktion bedeutet. Sie alle werden mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, dass mit unserem Amt großes zeitliches, persönliches und auch emoti­onales Engagement verbunden ist, das auch immer wieder weit in den privaten Bereich hineinreicht. Wir brauchen uns für unser Einkommen nicht zu schämen, insbesondere wenn man die Gehälter für vergleichbare Positionen und vergleichbaren Einsatz in der Privatwirtschaft anschaut. Insbesondere die Regierungsmitglieder, Präsidenten und Klubobleute sind wohl mit Fug und Recht als Führungskräfte des obersten Manage­ments zu bezeichnen.

Mit meinem Amtsantritt hatte ich zugegebenermaßen nicht zuletzt auch auf Grund meiner Erfahrungen doch gewisse Erwartungen an die Arbeitsbedingungen dieses Hauses. Ich habe aber schnell gelernt, dass hier noch sehr vieles verbessert werden muss. Wenn man sich die Rahmenbedingungen für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ansieht, muss man sagen, dass wir im Vergleich dazu weit hinten liegen. Gerade die Wahlkreisarbeit ebenso wie die inhaltliche Unterstützung für Parlamentarier haben dort einen viel höheren Stellenwert als bei uns, was sich deutlich in den zur Ver­fügung stehenden Mitteln auswirkt. Und dies ermöglicht einfach eine massive Entlas­tung der Abgeordneten in der täglichen Arbeit, was im Endeffekt wieder den Bürgerin­nen und Bürgern zugute kommt.

In diesem Bereich sind wir uns aber sicherlich im Großen und Ganzen über alle Frakti­onen hinweg einig, und ich wünsche mir im Sinne unserer Wählerinnen und Wähler, dass es hier in der nächsten Zeit doch auch zu deutlichen Verbesserungen kommen wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

20.20

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Der eingebrachte Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt, steht mit in Verhandlung und wird bei den Abstimmungen berücksichtigt werden.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Rossmann. – Bitte.

 


20.20

Abgeordnete Mares Rossmann| (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für uns Freiheitliche war die Zustimmung zur Pen­sionsreform eng mit einem weiteren Abbau der Politikerprivilegien verbunden. Dass die Politikerprivilegien, die heute wirklich niemand mehr versteht, noch aus der Zeit der großen rot-schwarzen Koalition stammen, ist bekannt. Ich glaube, das brauche ich hier nicht extra zu betonen. Gerade wir Freiheitliche waren immer diejenigen, die die Politi­kerprivilegien wirklich mit Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit bekämpft haben. (Abg. Dr. Kräuter: Sie sind ja auch aus Graz! Sagen Sie ...!)

Aber mittlerweile gibt es vier Kategorien von Politikern, auch in diesem Haus: All jene, die automatisch im alten System sind; all jene, die in das neue System optiert haben – freiwillig optiert haben –; all jene, die in das alte System optiert haben; und diejenigen Politiker, die automatisch im neuen System sind.

Ich muss – und ich bin da durchaus emotional – wirklich fragen: Wie kommen all jene – das sage ich auch in Richtung der neuen und der jungen Abgeordneten –, die freiwillig aus Moral und Anstand – wie auch unser Klubobmann Scheibner – in das neue Sys­tem optiert haben oder im neuen System sind, dazu und wie kommen wir dazu, immer den Kopf für Alt-Dinosaurier-Privilegien, wenn man so will, hinzuhalten? – Deshalb sind wir froh darüber, dass diese Doppelanrechnung heute abgeschafft und auch der Soli­daritätsbeitrag eingeführt wird.

Man kann jetzt hin und her rechnen, Faktum ist: Über der ASVG-Höchstbemessungs­grundlage sind das 15 Prozent an Abschlägen. Das ist ein Signal, auch in bestehende Politikerpensionen einzugreifen. Uns haben die Experten gesagt, das sei die absolute Höchstgrenze, die noch vor dem Verfassungsgerichtshof halten kann.

Aber auch das Regelpensionsalter wird hier in Österreich, sage ich dazu, im Vergleich mit dem ASVG auf 65 Jahre angehoben. Da frage ich Sie schon, vor allem in Richtung auch der SPÖ-Abgeordneten, Folgendes: Was haben Ihre Abgeordneten im Europäi­schen Parlament gemacht? Aber auch die Abgeordneten der ÖVP zum Europäischen Parlament haben wahrscheinlich aus Österreich nicht diese Anweisung erhalten. Was haben die gemacht? – Sie haben mitgestimmt, dass jetzt nach wie vor bei einer neuen Regelung, mit der sich die Abgeordneten zum Europäischen Parlament eine neue Poli­tikerprivilegien-Regelung schaffen, diese Abgeordneten mit 60 in Pension gehen kön­nen. Erklären Sie das den Österreichern! Wir Freiheitliche werden bei der EU-Wahl den Österreichern sehr wohl erklären, dass auch die Abgeordneten der sozialistischen Fraktion bereits für eine Pension ab 60 gestimmt haben. (Beifall bei den Freiheitli­chen. – Abg. Dr. Kräuter: Sagen Sie uns, was mit Götz ist!)

Wenn Sie Herrn Dr. Götz ansprechen, so kann ich ruhig sagen: Er hatte einen Kolle­gen im Stadtsenat, den sozialistischen Finanzstadtrat Stoiser. Es gab auch einen ÖVP-Stadtrat Stoiser, aber der sozialistische Finanzstadtrat Stoiser war sozusagen im sel­ben Paket wie Götz vor dem Verfassungsgerichtshof. Also: Kehren Sie von der SPÖ zuerst vor Ihrer eigenen Türe, und dann werfen Sie uns Götz vor! (Beifall bei den Frei­heitlichen. – Abg. Eder: Sie auch, Frau Kollegin!)

Aber es ist wichtig ... (Abg. Silhavy: Ihr Ehrenvorsitzender!) – Ich will den Herrn ehr­würdigen Grazer Ex-Bürgermeister hier nicht nennen, aber dieser ist auch in der Altpo­litiker-Regelung; darin sind wir uns wohl einig.

Das Wichtigste jedoch an diesem neuen Gesetz ist, dass eine Begrenzung mit 75 Prozent gegeben ist und dass die Bezugsfortzahlung eingeschränkt wird.

Unser Klubobmann hat es schon ausgeführt: Wenn es nach uns Freiheitlichen gegan­gen wäre – wir wären bereit gewesen, das generell abzuschaffen. Wenn jemand in die Politik geht, weiß er vorher, was ihn erwartet, das ist nichts Unvorhergesehenes. Jeder, der hier im Parlament sitzt, sitzt freiwillig hier. Jeder hat sich freiwillig entschieden, in die Politik zu gehen – so hoffe ich jedenfalls –, das heißt, das Mitleid hält sich sozusa­gen in Grenzen. Und jeder weiß, dass er nachher keinen Anspruch auf etwas hat und wieder zurück in einen Alltag außerhalb des politischen Lebens muss. (Abg. Öllinger: Der schaut unterschiedlich aus!)

Deshalb sind wir durchaus dazu bereit, auch die Bezugsfortzahlung abzuschaffen, aber dazu waren Sie nicht bereit. Aber es ist ja noch Zeit, und Sie sind herzlich eingeladen, hier mitzustimmen, dass auch die Bezugsfortzahlung in diesem Fall auf drei Monate, für Politiker mit Berufsverbot auf sechs Monate reduziert wird. Die Diskussion und der Prozess sind ja etwas Permanentes, und das ist einmal ein erster großer Schritt. – Danke sehr. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.26

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Öllinger zu Wort gemeldet. Maximale Redezeit: 2 Minuten. Bitte den Sach­verhalt und den Gegen-Sachverhalt darzustellen.

 


20.26

Abgeordneter Karl Öllinger| (Grüne): Herr Präsident! Der Ordnung halber, Frau Kolle­gin Rossmann: Sie haben in Ihrem Redebeitrag behauptet, das Bezügegesetz stamme aus der Zeit der rot-schwarzen Koalition. Sie haben weiters behauptet, die Freiheitli­chen seien immer gegen dieses Bezügegesetz gewesen.

Ich stelle richtig: Das Bezügegesetz stammt aus dem Jahr 1972 (Abg. Kopf: Die Alt­pensionen stammen aus der Zeit!), das war die Zeit der SPÖ-Alleinregierung, aber die FPÖ hat damals genauso wie die ÖVP diesem Bezügegesetz zugestimmt. (Beifall bei den Grünen.)

20.27

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Die Uhr ist auf 5 Minuten gestellt. – Bitte.

 


20.27

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch| (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Mitglie­der der Bundesregierung! Geschätzte Damen und Herren! Eine kleine Berichtigung zur Berichtigung (Abg. Dr. Glawischnig: 15 000 Kärntner Unterschriften!): Wenn ich meine Kollegin Rossmann richtig verstanden habe, so ist sie von den letzten Änderungen aus dem Jahre 1997 ausgegangen, und der Sachverhalt aus diesem Jahr, den sie darge­stellt hat, war, so glaube ich, auch der richtige.

Ich möchte aber am Anfang meines Diskussionsbeitrages meinem Klubobmann dan­ken, der es wirklich einmal mehr geschafft hat, der grünen Fraktion in sehr klaren Wor­ten zu zeigen, dass sie doch sehr oft Wasser predigt und Wein trinkt. Und ich muss ehrlich sagen: Ich bin aber wirklich sehr ... (Abg. Dr. Glawischnig: Geh! Sie brauchen gar nichts mehr sagen! 15 000 Unterschriften!)

Frau Dr. Glawischnig, lassen Sie mich ausreden! Ich bin wirklich hier an das Redner­pult getreten, um einmal zu versuchen, fünf Minuten lang in Ruhe zu reden, ohne dass ich von euch unterbrochen werde. Vielleicht lässt sich das einmal einrichten. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Falls Sie das nicht schaffen, können wir das Zwiegespräch auch gerne fortführen. Ich bin in meinen Reden so flexibel, dass ich mich auch ohne diese Zettelwirtschaft mit euch fünf Minuten unterhalten kann. (Abg. Silhavy: Ja, das merkt man bei der Qualität Ihrer Reden!)

Okay, dann machen wir es von links auch noch. Frau Kollegin Silhavy, es freut mich, dass Sie sich ebenfalls in die Diskussion einbringen. Wie immer versuchen Sie mit bekannt produktiven Beispielen, das Thema zu unterstützen. Ich hoffe allerdings – und jetzt möchte ich wirklich konsensual werden –, dass auch die SPÖ bei diesem wichti­gen Gesetz mitstimmen wird, weil ich glaube – das habe ich auch schon oft in vorher­gehenden Reden gesagt –, dass hiebei ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wird.

Unser Klubobmann Scheibner hat es bereits ausgeführt: Wir haben diesbezüglich viel­leicht auch noch mehr gewollt – das ist gar keine Frage. Man muss sicherlich noch zusätzliche Schritte machen, es gibt hier sicherlich noch zusätzliche Dinge zu verhan­deln, aber – und das muss man auch einmal zugestehen, gerade nach der hitzigen Debatte der letzten zwei Tage – hier wurden wichtige Dinge erreicht, hier wurden wich­tige Dinge initiiert. Es wurden gewisse Schritte gesetzt und es gilt jetzt, das zu manifes­tieren, es gilt jetzt, hier einen Schlussstrich mit einer hoffentlich möglichst großen Zu­stimmung auch von Seiten der SPÖ und von Seiten der Grünen darunter zu setzen. Wir wollen beweisen, was wir erreichen wollen.

Was wollen wir erreichen? – Es kann doch kein Fehler sein, die Doppelbezüge abzu­schaffen (Abg. Öllinger: Die werden nicht abgeschafft!) oder sie zumindest zu verän­dern, Herr Kollege Öllinger, sie zumindest einzudämmen. Auch das sollte doch ein erreichbares Ziel sein! (Abg. Öllinger: Nein! Sie haben es nicht gelesen!) Es kann doch nicht schlecht sein, 15 Prozent Solidarbeitrag von Politikereinkommen in Pensio­nen über der ASVG-Höchstbemessungsgrundlage einzufordern. (Abg. Öllinger: Das stimmt ja nicht!) – Dann müssen Sie den Antrag besser lesen.

Es kann doch kein Fehler sein, die Kürzung der Bezugsfortzahlung für den Fall der Aufgabe des Mandates einzufordern. Dass kann doch nicht schlecht sein!

Ich fordere Sie daher auf: Gehen Sie in dieser Frage mit uns mit! Setzen Sie dieses Zeichen! Beweisen Sie doch wenigstens einmal, dass es Ihnen um die Sache geht und nicht um die Politik! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit bei den Grü­nen. – Abg. Öllinger: Sie sind der Richtige! Das glauben Sie selbst nicht!)

Herr Kollege Öllinger, ich würde Sie wirklich recht herzlich einladen – wenn ich so die Stenographischen Protokolle meiner Reden durchlese, merke ich, dass Sie sich bei meinen Ausführungen recht häufig melden –: Machen wir zwei doch einmal ein Priva­tissimum! Tauschen wir unsere Meinungen aus! Vielleicht finden wir eine Basis, auf der wir etwas produktiv weiterbringen, ohne hier immer nur Polemik zu betreiben. (Abg. Öllinger: Sie müssen vorher den Antrag lesen!)

Abschließend daher noch einmal der Appell an Sie, meine geschätzten Damen und Herren von der SPÖ: Versuchen wir es wenigstens einmal! Versuchen wir, einen ge­meinsamen Weg zu finden! Kollege Gusenbauer hat es vor ein paar Tagen in, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, der „Zeit im Bild 2“ angekündigt. Sie haben klar ge­sagt, dass sich in der Vorlage gute Ansätze fänden und dass sich die SPÖ vorstellen könnte, das zu unterstützen. – Ich glaube, das wäre hier der richtige Weg.

Das könnte auch der Anfang einer neuen Politik sein – als junger Mandatar wird man sich das ja noch wünschen dürfen. Herr Kollege Öllinger! Ihre Abgebrühtheit habe ich leider noch nicht. Ich bin wirklich noch ein junger Idealist (Abg. Öllinger: Das merkt man!), der glaubt, hier zu stehen, um etwas zum Besseren zu verändern.

Und ich sage Ihnen Folgendes: Ich halte das leicht aus, aber den kommenden jungen Generationen – wie ich Sie kenne, werden Sie noch ewig und drei Tage in diesem Hause sitzen – werfen Sie bitte nicht solche Prügel vor die Beine, sondern versuchen Sie mitzuhelfen, damit eine neue, gute und wirklich produktive Qualität der Politik ent­steht! – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Wo haben Sie Ihre Petition versenkt?)

20.32

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Wittauer zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


20.32

Abgeordneter Klaus Wittauer| (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Minister! Herr Staatssekretär! Zum ersten Mal muss ich meinem Kollegen Scheuch widersprechen, und zwar was eine positive Politik der SPÖ in der Zukunft anbelangt. Wenn ich den Artikel im „Spiegel“ lese, dann sehe ich, wie „glaubwürdig“ Herr Abgeordneter Gusenbauer ist. Auf der einen Seite redet er von Zusammenarbeit in Sachfragen, aber dann wendet er sich wieder – ich würde nicht „Wendehals“ sagen, denn das ist nicht erlaubt –, lehnt eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen ab und bezeichnet uns als „dilettantisch und unzuverlässig“. (Ruf bei der SPÖ: Stimmt!) Wei­ters meint er in Bezug auf unsere Partei – ich zitiere –:

„Mit ihr kann man keine zukunftsweisende Politik machen. Ihr Platz ist in der Oppositi­on.“

Herr Abgeordneter Gusenbauer, Sie sind in Ihren Äußerungen äußerst unglaubwürdig. Angesichts des Schadens, den Sie mit dieser Ausgrenzungspolitik anrichten, wird die­se Politik auch der Bevölkerung sicher nicht gut tun. Gott bewahre uns vor Ihnen, und bleiben Sie noch lange in der Opposition! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Seit 1986 war es unter dem Bundesparteiobmann Jörg Hai­der immer ein Schwerpunkt der Politik der Freiheitlichen, die Privilegien in diesem Staat, die Sie aufgebaut haben, abzubauen. Dies betraf vor allem die Politiker. In der Öffentlichkeit ist es für uns Abgeordnete nur schwer argumentierbar, dass Politiker, die 1997 in das alte System optiert haben, diese Privilegien weiterhin genießen. Auch ich als Abgeordneter habe kein Verständnis dafür. Viele Menschen machen aber in ihrer Beurteilung der Politik deswegen keinen Unterschied. In diesem Hohen Haus gibt es 183 Abgeordnete, nur 21 davon genießen diese alten Politikerprivilegien.

Mit der heutigen Beschlussfassung ist die Freiheitliche Partei dem Ziel des Politikerpri­vilegienabbaus einen großen Schritt näher gekommen. In Zukunft wird es keine Dop­pelanrechnungen von Beitragszeiten mehr geben. Politpensionisten werden bis zur ASVG-Höchstbeitragsgrundlage einen Solidarbeitrag von 8 Prozent, für einen darüber hinausgehenden Betrag einen Solidarbeitrag von 15 Prozent leisten müssen. Das Pen­sionsantrittsalter für Alt-Politiker wird bis 2017 auf 65 Jahre angehoben. Alt-Politiker, die während der Übergangsfrist – und das ist ein wesentlicher Punkt! – vor dem 65. Lebensjahr in Pension gehen, werden einen Abschlag in der Höhe von 4,2 Prozent jährlich leisten müssen.

Es wäre nicht einzusehen, dass Abgeordnete – das haben wir zum Glück auch geän­dert – neben einem Aktivbezug auch eine Ministerpension beziehen. Das gibt es auch leider Gottes noch in diesem Hohen Haus. Mit der heutigen Entscheidung wird es ne­ben einem Aktivbezug gleichzeitig keine Pension mehr geben können.

Auch bei der Bezugsfortzahlung in voller Höhe – für ein Jahr bei Regierungsmitgliedern und sechs Monate bei Abgeordneten – wird sich Entscheidendes ändern: Es wird nur noch 75 Prozent des Aktivbezuges, und das nur noch maximal sechs Monate lang für Regierungsmitglieder und maximal drei Monate lang für Abgeordnete geben. Und wenn man das ASVG ansieht, dann ist das fast gleichzustellen.

Meine Damen und Herren! Sie sehen, auch in dieser Frage ist die freiheitliche Hand­schrift sichtbar. Unser Kampf gegen Privilegien hat sich gelohnt, er wird weitergehen, wir werden nicht aufhören! Gerechtigkeit und Solidarität mit allen muss auch für Politi­ker gelten! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.35

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kogler. – Bitte.

 


20.36

Abgeordneter Mag. Werner Kogler| (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren! Kollege Wittauer, Sie werden nicht darüber hinwegtäuschen können, dass Ihre Fraktion als ohnehin immer nur angebliche Vertreter einer Anti-Privilegien-Linie und als „kleine Mann“-Partei abgedankt hat. Kollege Scheuch beweist das gerade ganz üppig, er beweist, dass er gar nicht verstanden hat, was in diesen Passagen steht. – Schauen Sie: Dies ist einfach keine ausreichende Verbesserung. Es ist so nicht gut, mithin ist es schlecht! Im Übrigen: Das Gesetz von 1997 war in wesentlichen Bereichen der Anti-Privilegien-Linie wirklich ein großer Wurf, und deshalb haben wir damals zugestimmt.

Kollege Scheibner, irgendetwas wird Ihnen eben recht sein müssen! Da Sie dauernd die Konstruktivität der Opposition einfordern, werden Sie uns nicht umgekehrt einen Vorhalt machen können, dass man dann, wenn man meint, dass das Positive über­wiegt, in dritter Lesung, wie Sie richtig zitiert haben, zustimmt. So war es und so soll es bleiben! (Abg. Scheibner: Dann haben Sie den ganzen Privilegien zugestimmt! Allen Privilegien zugestimmt!)

In puncto vorliegende Pensionsreform sind wir der Meinung, dass sie nicht nur nicht ausreichend, sondern stellenweise sehr schlecht ist, wie Kollege Öllinger ausgeführt hat. Ich nenne nur ein Beispiel:

Rüstigste Abgeordnete, „beste Redner“ im Haus, werden mit einem Ruhebezug aus­gestattet. Ist das sinnvoll? Ist das gerecht? Ist das gescheit? Urteilen Sie selbst! Der „beste Redner“ im Haus bekommt einen Ruhebezug. (Abg. Scheibner: Das war euer System! Das war die Pensionsregelung der Grünen!) Halten Sie in Zukunft hier „Ruhe-Reden“? Oder halten Sie aktive Reden und nehmen Sie den Aktivbezug? – Er wird es wahrscheinlich nicht machen, weil es ihm das Gesetz womöglich verbietet, weil er das nehmen muss. So haben Sie Ihre „Reform“ hingeschwindelt. – Es wird eben einfach nicht besser!

Es ist ja, und das ist der eigentliche Grund meines Redebeitrages – Sie haben mich bis jetzt mit Ihren Vorreden nur aufgehalten, denn dazu muss man ja auch etwas sagen –, ganz einfach: Sie haben versucht, einen Keil hineinzutreiben, und gemeint, dass Öllin­ger etwas anderes wollte als andere im grünen Klub. Dazu sage ich Ihnen Folgendes: Es ist immer so, dass diejenigen, die vom schlechten Gewissen geplagt sind – davon haben Sie heute ja genug mit, ich weiß –, zunächst auf die Aufdecker losgehen. Es war noch nie anders!

Kollege Öllinger hat in der Frage Politikerpensionen – so wie ich in der Frage Gehalts­fortzahlungen im Rechnungshofausschuss – darauf hingewiesen, was da droht. (Abg. Scheibner: Warum wollt ihr die Gehaltsfortzahlung weiter haben?) Da haben Sie noch davon gesprochen, im Clinch liegend mit Ihrem Regierungspartner, dass man das Ganze dem Verfassungskonvent übertragen möge. Wissen Sie was? Seien Sie relativ bescheiden! (Abg. Scheibner: Wofür? Wo?) Die FPÖ hat mit der ÖVP am Anfang der neu aufkeimenden Debatte um die Politikerprivilegien, als wir diese wieder festgestellt haben, gesagt, das möge der Verfassungskonvent behandeln. Das haben Sie wochenlang vor sich hergetragen, weil Sie sich nicht einig geworden sind.

Deshalb: Seien Sie lieber dankbar für unsere Interventionen und zeigen Sie nicht mit dem Finger auf uns! Seien Sie dankbar dafür, dass wir Österreich diese Peinlichkeit erspart haben, dass Sie, weil Sie sich mit dem Regierungspartner in Sachen Privi­legienabbau nicht einigen konnten, einen Verfassungskonvent damit belasten wollten! So war die Geschichte. Gehen Sie in sich! (Beifall bei den Grünen.)

Überdenken Sie lieber Ihr Abstimmungsverhalten in dritter Lesung! (Beifall bei den Grünen.)

20.39

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe diese Debatte.

Wir kommen zu den Abstimmungen über den Gesetzentwurf in 116 der Beilagen.

Herr Abgeordneter Dr. Cap hat ein Verlangen auf getrennte Abstimmungen gestellt. – Diesem Verlangen ist Rechnung zu tragen.

Ferner haben die Abgeordneten Marek, Walch, Kolleginnen und Kollegen einen Abän­derungsantrag zu Artikel 2 Ziffer 3 eingebracht.

Weiters haben die Abgeordneten Öllinger und Fraktion einen Zusatzantrag einge­bracht, der sich auf die Einfügung neuer Ziffern in Artikel 1 bezieht.

Daher wird zunächst über den Zusatzantrag der Abgeordneten Öllinger, Kolleginnen und Kollegen, danach über die von dem Verlangen auf getrennte Abstimmung betrof­fenen Teile des Gesetzes und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile der Vorlage in der Fassung des Abänderungsantrages Marek, Walch, Kollegin­nen und Kollegen abgestimmt werden.

Wir gelangen somit zur Abstimmung über den Zusatzantrag der Abgeordneten Öllin­ger, Kolleginnen und Kollegen, der sich auf die Einfügung neuer Ziffern in Artikel 1 bezieht.

Ich darf bitten, dass jene Damen und Herren, die diesem Zusatzantrag Öllinger zustim­men wollen, ein Zeichen geben. – Der Antrag hat nicht die Mehrheit gefunden.

Wir kommen daher zur getrennten Abstimmung über Art. 1 Z 10 des Gesetzentwurfes in der Fassung des Ausschussberichtes.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein diesbezügliches Zei­chen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über Art. 2 Z 1 des Gesetzentwurfes in der Fassung des Ausschussberichtes, und ich darf auch hier bitten, dass jene Damen und Herren, die damit einverstanden sind, dies bekunden. – Die Beschlussfassung erfolgt mit Stimmenmehrheit.

Ich komme zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes unter Berücksichtigung des Abänderungsantrages Marek, Walch.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür ihre Zustimmung erteilen, um ein beja­hen­des Zeichen. – Das ist mit Mehrheit in zweiter Lesung beschlossen worden.

Damit ist die zweite Lesung beendet.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung dieser Vorlage.

Ich bitte jene Damen und Herren des Hohen Hauses, die diesem Gesetz in dritter Le­sung ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen der Zustimmung. – Ich stelle fest: Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Stimmenmehrheit angenommen.

Die Tagesordnung dieser Sitzung ist erschöpft.

Einlauf

 


Präsident Dr. Heinz Fischer|: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung der Selbständige Antrag 148/A eingebracht wurde.

Ferner sind die Anfragen 501/J bis 519/J eingebracht worden.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßigen Mitteilungen dient, berufe ich jetzt im unmittelbaren Anschluss an diese Sitzung, also für 20.43 Uhr, ein.

Die 20. Sitzung des Nationalrates ist geschlossen.

Schluss der Sitzung: 20.42 Uhr

 

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien