Stenographisches Protokoll

48. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

 

XXII. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 10. Feber 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


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48. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXII. Gesetzgebungsperiode                  Dienstag, 10. Feber 2004

Dauer der Sitzung

Dienstag, 10. Feber 2004: 12.00 – 12.02 Uhr

                                                                                                 15.00 – 18.47 Uhr

*****

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 13

Geschäftsbehandlung

Unterbrechungen der Sitzung ...............................................................................  14, 59

Antrag der Abgeordneten Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Vorwürfe gegenüber dem Bundesminister für Finanzen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäfts­ordnung .................................................................... 61

Bekanntgabe ................................................................................................................... 25

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 25

Debatte:

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 63

Mag. Heribert Donnerbauer ........................................................................................ 65

Mag. Kurt Gaßner ......................................................................................................... 67

Dr. Helene Partik-Pablé................................................................................................ 68

Dr. Gabriela Moser ....................................................................................................... 69

Ablehnung des Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses .............. 71

Antrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Aufklärung über die Gebarung des Bundesministers für Finanzen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung ................................................................................ 71

Bekanntgabe ................................................................................................................... 25

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .......................................................................................................... 26


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48. Sitzung / Seite 2

Debatte:

Dr. Günther Kräuter ..................................................................................................... 76

Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 79

Dr. Christoph Matznetter ............................................................................................. 80

Detlev Neudeck ............................................................................................................. 82

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 84

Ablehnung des Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses .............. 85

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .................................... 58

Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer betreffend „Diskredi­tierung von Angehörigen von Mitgliedern des Nationalrates“ durch Abgeordneten Dr. Günther Kräuter sowie Ersuchen um Unterbrechung der Sitzung und Abhal­tung einer Stehpräsidiale aus diesem Grunde ........................... 78

Feststellung des Präsidenten Dr. Heinz Fischer im Zusammenhang mit dieser Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer ............................................................................ 79

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 13

Unvereinbarkeitsangelegenheiten

Sechster Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses .................................................... 14

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine zusätzliche Anpassung der Pensionen für 2004 und eine garantierte jähr­liche Wertsicherung der Pensionen (331/A) (E)             ............................................................................................................................... 14

Begründung: Dr. Alfred Gusenbauer ........................................................................... 17

Bundesminister Mag. Herbert Haupt ......................................................................... 21

Debatte:

Dr. Josef Cap ................................................................................................................ 26

Mag. Wilhelm Molterer ................................................................................................ 29

Herbert Scheibner ........................................................................................................ 31

Karl Öllinger .................................................................................................................. 34

Bundesministerin Maria Rauch-Kallat ...................................................................... 36

Doris Bures ................................................................................................................... 38

Mag. Walter Tancsits ................................................................................................... 40

Sigisbert Dolinschek .................................................................................................... 41

Dr. Eva Glawischnig .................................................................................................... 43

Renate Csörgits ............................................................................................................ 45

Silvia Fuhrmann ........................................................................................................... 47

Dipl.-Ing. Uwe Scheuch ............................................................................................... 48

Sabine Mandak ............................................................................................................. 49

Karl Dobnigg ................................................................................................................. 51

Ingrid Turkovic-Wendl ................................................................................................. 53

Maximilian Walch ......................................................................................................... 54

Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 55

Mag. Christine Muttonen ............................................................................................. 57


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48. Sitzung / Seite 3

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Wilhelm Molterer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend soziale Abfederung für Klein­pensionisten – Annahme (E 41)  42, 60

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend zusätzliche Anpassung des Ruhegenusses der Beamten bis zur ASVG-Höchstpension für 2004 und eine garantierte jährliche Wertsiche­rung des Ruhegenusses bis zur ASVG-Höchstpension – Ablehnung       52, 60

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend steuerliche Entlastung für BezieherInnen niedriger Pen­sionen – Ablehnung .........  57, 61

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 331/A (E) (namentliche Abstimmung)                  58

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 13

Petition betreffend „Zur Verbesserung der Lebensqualität für ältere Menschen im Umgang mit täglichen Verrichtungen“ (Ordnungsnummer 20) (überreicht vom Ab­geordneten Christian Faul)

Regierungsvorlage ...................................................................................................... 13

390: Bundesgesetz, mit dem das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz und das Lan­desvertragslehrergesetz 1966 geändert werden

Berichte ......................................................................................................................... 13

Vorlage 20 BA: Bericht über die Übernahme von Bundeshaftungen im Jah­re 2003; BM f. Finanzen

Vorlage 21 BA: Bericht betreffend Verfügungen über unbewegliches Bundesver­mögen im Jahre 2003; BM f. Finanzen

III-70: Kulturbericht 2002; BM f. Bildung, Wissenschaft und Kultur

Anträge der Abgeordneten

Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen für eine zusätzliche Anpassung der Pensionen für 2004 und für eine garantierte jährliche Wertsicherung der Pensionen (331/A) (E)

Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz über die Sicherung der Pensionen (332/A)

Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversiche­rungsgesetz und das Bauern-Sozialversicherungsgesetz geändert werden (1. Sozial­versicherungs-Änderungsgesetz 2004 – 1. SVÄG 2004) (333/A)

Dr. Johannes Jarolim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rehabilitierung von Jus­tizopfern des Austrofaschismus (334/A) (E)

Herbert Scheibner, Mag. Wilhelm Molterer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche


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48. Sitzung / Seite 4

Sozialversicherungsgesetz und das Bauern-Sozialversicherungsgesetz geändert wer­den (Sozialversicherungs-Änderungsgesetz 2004 – SVÄG 2004) (335/A)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Investitions­förderungen für tiergerechte Haltungssysteme (336/A) (E)

Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Um- bzw. Ausbau des Bahnhofes Schwarzach/St. Veit (337/A) (E)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Durchführung einer Son­derprüfung des Rechnungshofes gemäß § 99 Abs. 1 GOG hinsichtlich besonderer Akte der Gebarung des Bundesministeriums für Finanzen sowie dessen Dienststellen (338/A)

Anton Heinzl, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Anhebung des Kilometergeldes im Ausmaß der Mineralölsteuersenkung für Diesel für die Landwirtschaft sowie der 30-prozentigen Erhöhung des Pendlerpauschale (339/A) (E)

Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen betreffend fehlenden Schutz der Kinder- und Babygesundheit vor gefährlichen Chemikalien in Polycarbonat-Babyflaschen (340/A) (E)

Anfragen der Abgeordneten

Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Verdacht auf Manipulation der Unterschrift des HBMVIT (1393/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend FLDionen und Neuschaffung von Regionalmanagementen (1394/J)

Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend den vom österreichischen Außenministerium organisierten Schitag für ausländische Diplomaten (1395/J)

Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Ange­legenheiten betreffend Personalangelegenheiten der Austrian Development Agency (1396/J)

Sabine Mandak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Obsorgestreit und den Umgang mit Kindern bei der Überstellung von einem Elternteil zum anderen (1397/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Bundesbeschaffungsgesellschaft (1398/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung betreffend Einsatzfähigkeit der Draken ab Jänner 2004 (1399/J)


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48. Sitzung / Seite 5

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Zivildienerzuweisung Februar 2004 (1400/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Er­füllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1401/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1402/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1403/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesund­heit und Frauen betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1404/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1405/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1406/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1407/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Erfüllung der Behindertenein­stellungspflicht 2003 (1408/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1409/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1410/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1411/J)

Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Rechnungs­hofes betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (1412/J)

Jakob Auer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirt­schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Prüfung der Agrarmarkt Austria (1413/J)

Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend den Drogenbericht 2003 des ÖBIG (1414/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend "Anzeigen und Strafverfahren nach § 168a Strafgesetzbuch" (1415/J)

Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Mitfinanzierung des BMVIT bei der Innsbrucker Straßenbahn und Umsetzung des Regionalbahnkonzeptes (1416/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend "Leader+/Projekte in Öster­reich" (1417/J)

Katharina Pfeffer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Situation der burgenländischen ZollwachebeamtInnen (1418/J)

Katharina Pfeffer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Situa­tion der burgenländischen ZollwachebeamtInnen (1419/J)

Katharina Pfeffer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Situation der burgenländischen ZollwachebeamtInnen (1420/J)


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48. Sitzung / Seite 6

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Zukunftskommission (1421/J)

Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Forumskultur auf www.klassezukunft.at (1422/J)

Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Verrechnung von Spesen und Ausbildungskosten (1423/J)

Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die tatsächliche Anzahl der bei der BPD Innsbruck tätigen Exekutivbeamten (1424/J)

Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Alcopops (1425/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Hawai-Reise vom 28.4. bis 8.6.2001 (1426/J)

Hermann Krist, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Förde­rung für den "Verein zur Versöhnung der Künste" im Jahr 2002 (1427/J)

Hermann Krist, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend die Förderung für den "Verein zur Versöhnung der Künste" im Jahr 2002 (1428/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Rechnungs­hofes betreffend den Verkauf der Wohnungen der Bundesimmobibliengesellschaft (1429/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend den Verkauf der Wohnungen der Bundesimmobiliengesellschaft (1430/J)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Vergütung der Uni-Räte (1431/J)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Finanzierung des Wissenschaftsmagazins "Format Science" (1432/J)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Finanzierung des Wissenschaftsmagazins "For­mat Science" (1433/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Vermittlungstätigkeit (1434/J)

Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissen­schaft und Kultur betreffend 100 Tage Homepage "klassezukunft.at" – eine kritische Bilanz und die Frage nach Dr. Zensor (1435/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Kritik an der Zuteilung von Milchkontingenten aus der nationalen A-Quoten-Reserve (1436/J)


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48. Sitzung / Seite 7

Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ge­sundheit und Frauen betreffend diverse frauenpolitische Maßnahmen (1437/J)

Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gender Mainstreaming bei der Polizeireform dessen Ministeriums (1438/J)

Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend Erfassung von Tiertransportkontrollen in Österreich (1439/J)

Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend LKW- und PKW-Verkehr im Raum Stockerau-Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate und die hierdurch gegebene Umweltbelastung für den entsprechenden Raum, insbesondere die durch den an der österreichischen Grenze auf tschechischem Gebiet in den letzten Jahren errichteten Einkaufspark und zukünftige Projekte (1440/J)

Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend offene Fragen zu grenzüber­schreitenden UVP-Verfahren mit Tschechien und erforderlichen Abkommen zur Rege­lung von verfahrenstechnischen Fragen betreffend grenzüberschreitende UVP-Verfah­ren mit allen Nachbarstaaten Österreichs (1441/J)

Mag. Ulrike Sima, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Veto von LH Haider für die Ökostrom-Zuschlagverordnung und die damit verbundene finanzielle Bedrohung zahlreicher Ökostromanlagenbetreiber in Ös­terreich (1442/J)


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48. Sitzung / Seite 8

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Info­kampagnen und Werbung (1443/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten betreffend Infokampagnen und Werbung (1444/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Infokampagnen und Werbung (1445/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Infokampagnen und Werbung (1446/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen betreffend Infokampagnen und Werbung (1447/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Infokampagnen und Werbung (1448/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Infokampagnen und Werbung (1449/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung betreffend Infokampagnen und Werbung (1450/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Infokampagnen und Werbung (1451/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend Infokampagnen und Werbung (1452/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Infokampagnen und Werbung (1453/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Infokampagnen und Werbung (1454/J)

DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für aus­wärtige Angelegenheiten betreffend Österreichs Absenz als Sitz Europäischer Ämter, Behörden und Agenturen (1455/J)

DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung, Wissenschaft und Kultur betreffend Privatschulwesen und Religionsunterricht in Österreich (1456/J)

DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit betreffend Bilanz der IT-Umschulung von arbeitslosen LehrerInnen (1457/J)

DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Österreichs Absenz als Sitz Europäischer Ämter, Behörden und Agenturen (1458/J)

Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissen­schaft und Kultur betreffend Umsetzung des Bildungsdokumentationsgesetzes (1459/J)

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Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Erfüllung der Behinderteneinstellungspflicht 2003 (17/JPR)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kol­leginnen und Kollegen (1172/AB zu 1170/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (1173/AB zu 1190/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (1174/AB zu 1182/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (1175/AB zu 1197/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1176/AB zu 1156/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (1177/AB zu 1211/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (1178/AB zu 1212/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (1179/AB zu 1213/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen (1180/AB zu 1214/J)


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48. Sitzung / Seite 9

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (1181/AB zu 1218/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen (1182/AB zu 1233/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (1183/AB zu 1189/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (1184/AB zu 1205/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (1185/AB zu 1217/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (1186/AB zu 1145/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1187/AB zu 1160/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen (1188/AB zu 1210/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen (1189/AB zu 1282/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen (1190/AB zu 1147/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1191/AB zu 1153/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1192/AB zu 1163/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1193/AB zu 1162/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (1194/AB zu 1196/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen (1195/AB zu 1226/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1196/AB zu 1165/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (1197/AB zu 1179/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1198/AB zu 1155/J)


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48. Sitzung / Seite 10

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen (1199/AB zu 1296/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Erika Scharer, Kolleginnen und Kollegen (1200/AB zu 1193/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Walter Posch, Kolleginnen und Kollegen (1201/AB zu 1236/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gisela Wurm, Kolleginnen und Kollegen (1202/AB zu 1244/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen (1203/AB zu 1279/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Diet­mar Keck, Kolleginnen und Kollegen (1204/AB zu 1216/J)

der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1205/AB zu 1168/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1206/AB zu 1172/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (1207/AB zu 1186/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Brigid Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen (1208/AB zu 1191/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen (1209/AB zu 1225/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter, Kolleginnen und Kollegen (1210/AB zu 1198/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (1211/AB zu 1203/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Muttonen, Kolleginnen und Kollegen (1212/AB zu 1285/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1213/AB zu 1161/J)

des Präsidenten des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Magda Bleckmann, Kolleginnen und Kollegen (1214/AB zu 1220/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Doris Bures, Kolleginnen und Kollegen (1215/AB zu 1152/J)


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48. Sitzung / Seite 11

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen (1216/AB zu 1192/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1217/AB zu 1166/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen (1218/AB zu 1209/J)

der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen (1219/AB zu 1227/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (1220/AB zu 1181/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1221/AB zu 1169/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kol­leginnen und Kollegen (1222/AB zu 1177/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (1223/AB zu 1231/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Broukal, Kolleginnen und Kollegen (1224/AB zu 1201/J)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1225/AB zu 1174/J)

der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordne­ten Bettina Stadlbauer, Kolleginnen und Kollegen (1226/AB zu 1219/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1227/AB zu 1167/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1228/AB zu 1173/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1229/AB zu 1164/J)

des Bundeskazlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirkl­huber, Kolleginnen und Kollegen (1230/AB zu 1176/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (1231/AB zu 1178/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kollegin­nen und Kollegen (1232/AB zu 1230/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen (1233/AB zu 1175/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christine Lapp, Kolleginnen und Kollegen (1234/AB zu 1204/J)


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des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (1235/AB zu 1208/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ulrike Königsberger-Ludwig, Kolleginnen und Kolle­gen (1236/AB zu 1199/J)

des Bundesministers für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (1237/AB zu 1206/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (1238/AB zu 1232/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ulrike Luna­cek, Kolleginnen und Kollegen (1239/AB zu 1240/J)

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Theresia Haidl­mayr, Kolleginnen und Kollegen (17/ABPR zu 17/JPR)



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Beginn der Sitzung: 12 Uhr

Vorsitzende: Präsident Dr. Andreas Khol, Zweiter Präsident Dr. Heinz Fischer.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 48. Sitzung des Nationalrates, die auf Grund eines ausreichend unterstützten Verlangens gemäß § 46 Abs. 7 der Geschäftsordnung einberufen wurde.

Die Amtlichen Protokolle der 45. Sitzung vom 28. Jänner 2004 sowie der 46. und 47. Sitzung vom 29. Jänner 2004 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und un­beanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Dipl.-Ing. Prinzhorn, Ing. Kaipel, Reheis, Kößl, Mag. Dr. Trinkl und Dr. Pilz.

Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A) Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 1393/J bis 1412/J.

Schriftliche Anfrage an den Präsidenten des Nationalrates: 17/JPR.

2. Anfragebeantwortungen: 1172 /AB bis 1239/AB.

Anfragebeantwortung (Präsident des Nationalrates): 17/ABPR.

3. Regierungsvorlage:

Bundesgesetz, mit dem das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz und das Landesvertrags­lehrergesetz 1966 geändert werden (390 d.B.).

B) Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Übernahme von Bundeshaftungen im Jahre 2003 (Vorlage 20 BA),

Bericht des Bundesministers für Finanzen betreffend Verfügungen über unbewegliches Bundesvermögen im Jahr 2003 (Vorlage 21 BA);

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 20 betreffend „Zur Verbesserung der Lebensqualität für ältere Menschen im Umgang mit täglichen Verrichtungen“, überreicht vom Abgeordneten Christian Faul.


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2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Kulturausschuss:

Kulturbericht 2002 der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur (III-70 d.B.).

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Weiters gebe ich bekannt, dass der Sechste Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses an alle Mitglieder des Nationalrates verteilt wurde.

Ankündigung eines Dringlichen Antrages

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Die sozialdemokratische Parlamentsfraktion hat gemäß § 74a Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, den Selbständigen An­trag 331/A (E) der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen be­treffend „zusätzliche Anpassung der Pensionen für 2004 und garantierte jährliche Wert­sicherung der Pensionen“ dringlich zu behandeln.

Die Durchführung des Dringlichen Antrages wird frühestens drei Stunden nach dessen Einbringung, also um 15 Uhr erfolgen.

Ich unterbreche die Sitzung bis 15 Uhr.

Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen wird die dringliche Behandlung des Selb­ständigen Antrages 331/A (E) stattfinden.

Die Sitzung ist unterbrochen.

(Die Sitzung wird um 12.02 Uhr unterbrochen und um 15 Uhr wieder aufgenom­men.)

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und bitte die Damen und Herren, ihre Plätze einzunehmen.

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine zusätzliche Anpassung der Pensionen für 2004 und eine garantierte jähr­liche Wertsicherung der Pensionen (331/A) (E)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen nunmehr zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 331/A (E).

Da dieser inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich dessen Verle­sung durch den Schriftführer.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Die SPÖ hat bereits vor einiger Zeit an Hand von konkreten Beispielen darauf hinge­wiesen, dass Österreichs Pensionistinnen und Pensionisten wieder einmal von dieser Regierung im Stich gelassen und zur Kasse gebeten werden. Am 6. Februar dieses


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Jahres lautete dann der Titel einer APA-Aussendung: „Pensionen – 83 Prozent von Netto-Kürzung betroffen“.

Am 14. Oktober 2002 – während des Nationalratswahlkampfes – unterschrieb Bundes­kanzler Wolfgang Schüssel ein „Bündnis für Österreichs Senioren“ in dem er die „Wert­erhaltung und Wohlstandsicherung der Pensionen garantiert“.

In der Regierungserklärung von ÖVP und FPÖ vom 28. Februar 2003 steht auf Seite 20:

„Die Pensionsanpassung hat sich weiterhin am Ziel der Wertsicherung zu orientieren.“

ABER: Statt der Wertsicherung gibt es Jahr für Jahr eine Wertminderung!

Keiner Bevölkerungsgruppe wurde in den vergangen vier Jahren das Einkommen so schamlos gekürzt, wie jener der Pensionistinnen und Pensionisten. Die Nichtabgeltung der Teuerung seit 2001 führt zu einer lebenslangen Pensionskürzung.

Ein Großteil der österreichischen Pensionistinnen und Pensionisten müssen seit ÖVP und FPÖ im Jahre 2000 an die Regierung kamen jeden Euro zwei Mal umdrehen. Die Pensionsanpassungen liegen deutlich unter der Inflationsrate, daher verlieren Öster­reichs Pensionistinnen und Pensionisten Jahr für Jahr an Kaufkraft:

Seit 2001 permanente Pensionskürzungen durch Pensionsanpassungen unter der Teuerungsrate.

4 Prozent zusätzliche Pensionskürzungen 2001 bis 2003 durch Abzug von sogenann­ten „Übergenüssen“.

Einmalzahlungen statt echter Anpassung reduzieren seit 2002 die Pensionsbasis und führen zu lebenslangen Pensionskürzungen.

Kürzung bzw. Streichung des Pensionisten-Absetzbetrages.

Erhöhung des Pensionssicherungsbeitrages.

Die schwarz-blaue Regierung hat die Pensionsanpassung in den vergangenen Jahren sehr niedrig gehalten und mit Einmalzahlungen den Eindruck erwecken wollen, dass die Pensionen trotzdem steigen. Dass schon in den letzten drei Jahren die Pensions­anpassung deutlich hinter der Teuerung zurückgeblieben ist, zeigt sich an der Tat­sache, dass die Inflationsrate in Summe bei acht Prozent, die Summe der Pensions­anpassungen der Jahre 2000 bis 2003 bei mageren drei Prozent liegt. Diese Zahlen dokumentieren den Verlust an Kaufkraft eindeutig.

Mehrmals hat die SPÖ in verschiedenen Anträgen die jährliche Anhebung der Pensio­nen um einen zumindest die Teuerung abgeltenden Faktor verlangt. Die SPÖ ist auch die einzige Partei, die ein faires und gerechtes Pensionsmodell für die Zukunft erarbei­tet und vorgestellt hat, das ein einheitliches Pensionssystem für alle arbeitenden Men­schen in unserem Land vorsieht und zwar sofort und nicht erst in 50 Jahren. Und die SPÖ steht auch zu der Forderung nach einem Solidarbeitrag für Pensionen über der ASVG-Höchstpension. Dieser Beitrag soll helfen, den zu erwartenden Finanzierungs­engpass leichter zu überwinden.

Die SPÖ hat immer davor gewarnt, dass die Beschlüsse der Regierungsparteien zu einer Entwertung der Pensionen führen wird.

Noch nie jedoch wurden die Kürzungen so offensichtlich durchgeführt, wie durch die Regelung der Regierung für die Jahre 2004 und 2005: Eine 1.000,–-Euro-Bruttopen­sion erhielt 2003 einen Wertausgleich von 210,- Euro brutto im Jahr, oder 15,- Euro pro Monat. Ab 1.1.2004 wird dieser „Wertausgleich“ ersatzlos gestrichen, der Verlust be­trägt 15,- Euro brutto monatlich. Die Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrages nur


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für Pensionistinnen und Pensionisten um monatlich 0,5 Prozent im Jahr 2004 und um zusätzliche 0,5 Prozent im Jahr 2005 schlägt ebenso zu Buche, wie die Einführung der Freizeitunfallversicherung von 0,1 Prozent. Für die 1.000,–-Euro-Bruttopension bedeu­ten Krankenkassenbeitragserhöhung und Freizeitunfallversicherung ab 1.1.2004 eine weitere Pensionsverringerung um 6,- Euro monatlich.

Bundeskanzler Schüssel verteidigte die neuesten Pensionskürzungen durch die Erhö­hung des Krankenversicherungsbeitrages und der Einführung des Freizeitunfallver­sicherungsbeitrages ((der auch von Pflegegeldbeziehern der Stufe 7 (also von völlig Bewegungsunfähigen) eingehoben wird)) jedoch mit dem Argument: „Pensionisten brauchen fast die Hälfte der Gesundheitskosten“.

Außerdem erklärte der Bundeskanzler, dass diese Maßnahme „kalkuliert“ und „mit Ab­sicht“ beschlossen worden sei. Damit ist eindeutig klar gestellt, dass die Regierungs­parteien vom Effekt dieser Maßnahme nicht überrascht wurden, wie das vor allem der Kärntner Landeshauptmann Haider darzustellen versucht.

Die Aussagen des Bundeskanzlers sind zynisch und stellen vor allem das Solidaritäts­prinzip in der Krankenversicherung vollkommen in Frage. Den Pensionistinnen und Pensionisten jetzt, nachdem sie ihr Leben lang in die Krankenversicherung einbezahlt haben, vorzuhalten, dass sie Schuld an den hohen Gesundheitskosten haben, zeigt den unsozialen und kaltherzigen Geist Schüssels. Aber noch unverfrorener als der Bundeskanzler argumentiert sein Generalsekretär Lopatka. Er erklärte im ORF: „Es gibt überhaupt keine Pensionskürzungen“. – So kann sich eine Million Pensionistinnen und Pensionisten täuschen!

Der selben Logik folgt auch ÖVP-Sozialsprecher Tancsits mit seinen "direkten und in­direkten Drohungen". Tancsits hatte als Alternative zur Erhöhung der Krankenversiche­rungsbeiträge die "Entsorgung Älterer auf Euthanasiewegen" genannt. Diese Äußerung ist schlichtweg skandalös, menschenverachtend und unerträglich.

Auch die Sprachregelung des Arbeits- und Wirtschaftsministers Bartenstein, der von „subjektiven Verlusten“ einiger Pensionisten spricht, zeigt deutlich die Abgehobenheit dieser Bundesregierung.

Die tatsächlichen Verluste von über eineinhalb Millionen Pensionistinnen und Pensio­nisten sind aber nicht wegzutäuschen.

Die SPÖ fordert daher für das laufende Jahr eine zusätzliche Pensionsanpassung in der Höhe von 0,8 Prozent. Diese Anpassung ergibt sich folgendermaßen:

Die Inflationsrate für 2004 wird vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung mit 1,2 Prozent prognostiziert.

Die bereits beschlossene Pensionsanpassung beträgt durchschnittlich ein Prozent – somit fehlen 0,2 Prozent.

Höhere Sozialversicherungsbeiträge (+0,5 Krankenversicherung, +0,1 Unfallversiche­rung) bewirken eine Pensionsminderung von 0,6 Prozent.

Um nun zu einer Pensionsanpassung zu kommen, die diese Verluste ausgleicht, müssen die Pensionen um 0,8 Prozent erhöht werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich, längstens jedoch bis zum 25. Februar 2004 eine Regierungs-


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vorlage zuzuleiten, die vorsieht, dass die Pensionen für das Jahr 2004 zusätzlich im Ausmaß von 0,8 Prozent erhöht werden.

Des weiteren wird der Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen aufge­fordert, eine Regierungsvorlage vorzubereiten und dem Nationalrat bis Ende März 2004 zur Beschlussfassung zuzuleiten, in der die Regelung der Pensionsanpas­sung generell so gestaltet wird, dass die Pensionen künftig mit einem mindestens die Teuerung abgeltenden Faktor für alle zu erhöhen sind.“

Die unterfertigten Abgeordneten verlangen, diesen Antrag gemäß §§ 74a in Verbin­dung mit 93 Abs. 2 GOG dringlich zu behandeln.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem Antragsteller das Wort erteile, gebe ich noch bekannt, dass in der Präsidialkonferenz für die Zeit von 15 bis 17 Uhr, in der die Debatte vom ORF übertragen wird, folgende Redeordnung festgelegt wurde:

Antragsteller für die Begründung des Dringlichen Antrages: 15 Minuten; das zuständige Regierungsmitglied ebenfalls 15 Minuten – 23 Minuten, falls keine weitere Wortmel­dung von der Regierungsbank aus erfolgt –, anschließend eine Wortmeldung pro Frak­tion mit je 8 Minuten, dann eventuell eine weitere Wortmeldung des zuständigen Re­gierungsmitglieds oder eines weiteren Regierungsmitgliedes mit 8 Minuten Redezeit. Diese 8 Minuten können wieder geteilt werden, wenn es diesbezüglich einen Wunsch von der Regierungsbank aus gibt.

In weiterer Folge wird es je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 5 Minuten geben, danach eventuell eine weitere Wortmeldung eines Regierungsmitglieds von 4 Minuten und schließlich je eine Wortmeldung pro Fraktion mit je 5 Minuten.

Ich werde darauf achten, dass die Redezeit bis zum Ende der Fernsehübertragung auf alle vier Fraktionen gleichmäßig verteilt ist.

Alle tatsächlichen Berichtigungen beziehungsweise Wortmeldungen zur Geschäftsord­nung werden erst nach 17 Uhr aufgerufen.

Ich erteile nun Herrn Abgeordnetem Dr. Gusenbauer als dem Antragsteller zur Begrün­dung des Dringlichen Antrages das Wort. 15 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


15.02

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundes­regierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den vergangenen Wochen ist eine Welle der Empörung durch Österreich gegangen (Zwischenrufe bei der FPÖ – Abg. Mag. Mainoni: ... Ihre Mutter!), eine Welle der Empörung (Abg. Dr. Partik-Pablé: Geschürt von der SPÖ!) deswegen, weil über eine Million Pensionistinnen und Pensio­nisten festgestellt haben, dass sie mit 1. Jänner dieses Jahres weniger Nettopension als im vergangenen Jahr erhalten werden. Und daher kann man nur sagen: Die Empö­rung, die von diesen Menschen ausgeht, ist absolut gerechtfertigt! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man sich vor Augen führt, wie sich die Einkommen der Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich in den vergangenen Jahren entwickelt haben, dann fällt es einem schwer – und vor allem Ihnen, die das beschlossen haben –, kein schlechtes Gewissen zu haben. Wenn im Jahre 2004 die Nettopensionen von vielen Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich geringer sind, als sie es im Jahre 2000 waren – bei allen Pensionisten ist es so, dass die Infla­tionsrate in den letzten Jahren höher war als die Pensionsanpassungen (Abg. Ell-


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mauer: So ein Schmäh!), das heißt, dass der Wert der Pensionen in den vergangenen vier Jahren ganz dramatisch reduziert wurde –, dann, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist das anstandslos gegenüber der älteren Generation in unserem Lande! Sie hat sich das wirklich nicht verdient! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dabei gibt es vor Wahlen immer alle möglichen Zusicherungen. (Abg. Scheibner: Das ist richtig, das haben Sie ...! – Abg. Ellmauer: Pensionistenbrief Vranitzkys!) So zum Beispiel erinnere ich nur an das „Bündnis für Österreichs Senioren“, das immerhin Bun­deskanzler Schüssel, der heutige Parlamentspräsident Khol und der Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes Knafl vor der Wahl unterzeichnet haben. Darin heißt es – ich zitiere –:

„Ziel der Pensionsanpassung ist die Werterhaltung und Wohlstandssicherung der Pen­sionen.“ – Und in diesem Pakt „verpflichten“ Sie sich, das auch durchzuführen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nettokürzungen von Pensionen sind weit entfernt von Wertsicherung. Ganz im Gegenteil: Sie bedeuten eine reale Pensionsre­duktion, sie bedeuten einen Eingriff in die Pensionen. Und es ist kein Akt des Respekts vor der älteren Generation, dass Sie Ihre eigenen Garantien, die Sie vor der Wahl ab­gegeben haben, heute so wenig einhalten. Sie sollten sich schämen, meine Damen und Herren von der ÖVP! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es gibt ja in der Zwischenzeit Kolleginnen und Kollegen in den Reihen der ÖVP, die sich bedeutend weniger freundlich über Ihre Politik äußern, als ich das heute mache. Ein hoher Tiroler ÖVP-Funktionär etwa sagte in einem „Standard“-Interview – ich zitiere –:

„Für mich ist das die größte Schmierenkomödie, die da von der Regierung ausgeht. Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen, es wird nicht Wort gehalten.“

Oder: „Die Leute werden für dumm gehalten und permanent belogen.“ Und: „Mit christ­lich haben die nichts mehr am Hut.“

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist eine Stimme aus der Österreichi­schen Volkspartei zum Thema Pensionskürzungen! Man ist geneigt zu sagen: Dieser Kollege hat Recht. Das hat mit christlich wirklich nichts mehr zu tun! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Um welche Generation handelt es sich bei den heutigen Pensionistinnen und Pensionisten? – Es ist jene Generation, die Öster­reich aufgebaut hat, die Österreich zu dem gemacht hat, was es heute ist. Und wenn heute mit dieser älteren Generation so umgegangen wird (Abg. Großruck: Wie der Vranitzky damals in seinem Brief!), dass Sie einerseits sagen, es gebe keine Eingriffe in die Pensionen, aber gleichzeitig die Nettopensionen der österreichischen Pensio­nistinnen und Pensionisten kürzen, dann ist das, meine Damen und Herren, eine Ver­höhnung der älteren Generation und kein Rechtsanspruch! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich weiß nicht, ob Sie sich mit der Lebensrealität von vielen Pensionistinnen und Pen­sionisten in Österreich genau beschäftigen, denn gerade in der vergangenen Woche hat die Statistik Austria veröffentlicht, dass die offizielle Inflationsrate eigentlich nicht zum Ausdruck bringt, wie sich das Leben der Pensionistinnen und Pensionisten vor allem in Österreich verteuert hat. Es wurde nämlich festgestellt, dass die Preise für Güter des täglichen Bedarfs bedeutend stärker gestiegen sind als die anderer Güter. Das heißt: Die von den Pensionisten empfundene Teuerungsrate ist in Wirklichkeit höher als die Teuerungsrate für die gesamte Gesellschaft.


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Stellen Sie sich jetzt einmal die Frage, wie heute Menschen in Österreich mit 600, 700, 800, mit 900 € leben, vor dem Hintergrund einer gestiegenen Inflation vor allem bei Gütern des täglichen Bedarfs, auf die sich jene Menschen beschränken müssen! – Und diese Menschen haben es schwer. Diese Menschen wenden sich auch an Politiker, an politisch Verantwortliche, und weisen auf ihre Probleme hin. Ich bekomme jeden Tag eine Menge Briefe zu diesem Thema, unter anderem auch Briefe, die an den Bun­deskanzler gegangen sind.

Erst heute hat mir ein Mann aus dem 9. Bezirk geschrieben, dass er an den Bundes­kanzler geschrieben und diesem dann mitgeteilt habe – ich zitiere –:

Ihre Reaktion auf mein Schreiben hat mir gezeigt, dass Ihnen die Pensionisten voll­kommen egal sind! Ich möchte mich bei Ihnen herzlichst bedanken, dass es Ihnen gelungen ist, mir zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2004 den Nettobezug meiner Pension um über 4 € zu kürzen. (Abg. Großruck: Gezeichnet: Gusenbauer!) Es muss für Sie sehr lustig sein, wenn Sie den Pensionisten immer mehr wegnehmen. – Zitat­ende.

So sprechen die Betroffenen in unserem Land, meine Damen und Herren! Es muss endlich mit diesem Schröpfen von Pensionisten aufgehört werden. Das ist unsere Ver­pflichtung! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Im Zusammenhang mit der Debatte um die Pensionen, die zur heutigen Sondersitzung geführt hat, hat es auch eine Reihe von Wortmeldungen und Aktionen gegeben, die einen darüber hinausgehend zum Nachdenken veranlassen müssen. Zum Beispiel hat Bundeskanzler Schüssel gesagt, das sei alles eine gut durchdachte und kalkulierte Aktion gewesen, weil die Pensionisten letztendlich einen Großteil der Gesundheitskos­ten in unserem Land verbrauchten. – Meine sehr verehrten Damen und Herren! Was heißt denn das? Heißt das, dass diejenigen, die mehr Gesundheitskosten verursachen, in Zukunft mehr zahlen sollen? Was heißt denn das bitte für chronisch Kranke oder für Behinderte oder andere in unserem Land? (Abg. Ellmauer: ... Verunsicherung der Leute!) Heißt das, dass diese in Zukunft auch höhere Beiträge zahlen sollen?

Haben Sie von der ÖVP völlig vergessen, dass all jene Menschen, die heute in Pen­sion sind und höhere Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen, genau jene sind, die über Jahrzehnte hinweg einbezahlt haben, ohne eine Gesundheitsleistung wahrzu­nehmen?!

Was Sie von ÖVP und FPÖ hier machen, ist, den Generationenvertrag und die Solida­rität in der Gesundheitspolitik außer Kraft zu setzen! Und das ist der falsche Weg, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien, wie gefallen Ihnen denn diese Bilder (Abg. Großruck: Wenn der Gusenbauer drauf ist, gar nicht!), wenn in Kärnten auf einmal alte Menschen, Pensionisten vor das Landhaus kommen dürfen (Ruf bei der SPÖ: Das ist ja peinlich!), um dort einen Ausgleich ihrer Pensionskürzungen zu erbitten – und dann dort eine Auszahlung bekommen?! (Zwischenruf des Abg. Mag. Mainoni. – Abg. Mag. Wurm: Bittsteller!)

Stellen Sie sich das einmal vor: Der Rechtsanspruch auf eine anständige Pension wird von Ihnen reduziert – und dann dürfen die alten Leute wie die Bettler vor den „Landes­fürsten“ treten und um ein Almosen ersuchen! (Pfui-Rufe bei der SPÖ.) Das, meine Damen und Herren, ist finsterste Vergangenheit! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es geht nicht um Almosen, sondern darum, dass Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet haben, einen Rechtsanspruch auf eine anständige Pension haben – und nicht zum „Fürsten“ betteln gehen müssen! Das sind die Ansprüche, die wir von


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der SPÖ an ein modernes und gerechtes Österreich haben! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Aber zumindest für einen Teil der österreichischen Pensionistinnen und Pensionisten hat die heutige Sondersitzung schon etwas gebracht, denn in aller Eile hat sich die Re­gierung durchgerungen, zumindest eine kleine Abfindungsaktion durchzuführen. (Abg. Scheibner: Da brauchen wir nicht die Sondersitzung dazu!) – Sie sagen, nicht wegen der Sondersitzung. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Pensionskürzungen waren dieser Regie­rung kein Wort wert, bevor wir SozialdemokratInnen nicht auf dieses Problem hinge­wiesen haben! Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Ich freue mich daher, meine Damen und Herren, dass einige etwas bekommen wer­den, aber die Zahl derjenigen, die auch weiterhin eine Nettokürzung ihrer Pensionen haben werden, ist außerordentlich hoch. Und was man auch nicht vergessen sollte: Wenn Sie von ÖVP und FPÖ jetzt wieder Einmalzahlungen durchführen, so heißt das, dass im nächsten Jahr die nächste Pensionskürzung droht, da Sie ja dann wieder vom niedrigeren Pensionsniveau ausgehen!

Daher, meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien: Ich verstehe, dass Sie vor den kommenden Landtagswahlen in Panik sind, weil Ihnen eben die gerechte Strafe der Wählerinnen und Wähler droht. Nur: Das, was Sie heute beschlossen haben, wird nicht dazu beitragen, die Menschen zu beruhigen, denn für die meisten ist das lediglich eine Aktion, die auf die kommenden Wahlen abzielt – nicht aber auf eine tatsächliche Verbesserung der Lebensverhältnisse für Pensionistinnen und Pensionis­ten! Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Dass Ihr Unrechtsbewusstsein offensichtlich nicht sehr ausgeprägt ist, hat ja heute Herr Bundeskanzler Schüssel neuerlich bewiesen, hat er doch jene Maßnahme, auf die Sie sich offensichtlich geeinigt haben (Abg. Mag. Mainoni: Die Frau Burgstaller in Salzburg wollte keine Zahlungen!), folgendermaßen kommentiert:

Die aktuelle Diskussion um Pensionskürzungen beruht nicht auf Tatsachen, sondern nur auf einer falschen Optik. – So Bundeskanzler Schüssel. (Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, Pensionskürzungen für Kleinstpensionisten, die von wenig leben müssen, das ist nur „falsche Optik“?!

Pensionskürzungen für 1,7 Millionen österreichische Pensionistinnen und Pensionis­ten: alles nur falsche Optik?

Wenn man das hört, glaubt man auch das, was besagter Tiroler Kollege, gleichfalls im „Standard“-Interview, gesagt hat: „Ja lieber Gott, der geht ja davon aus, dass alle die gleiche Pension haben, wie er einmal kriegen wird!“ – Ja, so ist es! Selbst einmal Politi­ker-Altpensionen beziehen, Länge mal Breite kassieren, aber bei den Kleinstpensionis­ten knausrig sein! Dafür sollten Sie sich schämen, meine sehr verehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Großruck: ... Vranitzky, Klima! – Abg. Scheibner: Da gehört etwas dazu, dass Sie von Politikerpensionen reden! Privilegienritter-Partei! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abgeordnete der ÖVP zeigen auf den auf der Gale­rie sitzenden Präsidenten des Pensionistenverbandes Karl Blecha.)


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Das Einzige, was gerecht ist, ist ein Wertausgleich für alle Pensionistinnen und Pensio­nisten in Österreich, zumindest bis zur Höhe der ASVG-Höchstpension! (Abg. Scheib­ner: Wie hoch ist die Pension von Ihrem Pensionistenvertreter da oben?) Und genau das werden wir uns anschauen, ob Sie heute bei dieser Forderung mitgehen! (Leb­hafter Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, ich verstehe Ihre Empö­rung, aber: Ihre Empörung ist immer nur dann groß, wenn es um Ihr eigenes Geld geht – nicht aber um die Einkommen der österreichischen Pensionistinnen und Pensio­nisten! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei Abgeordneten von ÖVP und Freiheitlichen.)

Sie können aber noch zur Einsicht kommen, meine Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, legen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten doch heute einen Antrag vor, mit dem dieser Pensionsmurks korrigiert werden kann, einen Antrag, mit dessen Annahme den Pensionistinnen und Pensionisten Einkommen und Gerechtigkeit gege­ben und dieses Kürzen der Pensionen in Österreich endlich beendet wird! (Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wenn in der ÖVP die soziale Gerechtigkeit so ausgeprägt wäre wie das Geschrei aus ihren Reihen, dann bräuchten sich die Pensionistinnen und Pensionisten Österreichs keine Sorgen zu machen. Leider ist es aber umgekehrt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Beenden Sie die Verhöhnung der älteren Generation! Geben Sie den Pensionistinnen und Pensionisten, was diesen zusteht! (Anhaltender Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

15.17

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zur Abgabe einer Stellungnahme hat sich der Herr Bun­desminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Mag. Haupt zu Wort gemeldet. Die Redezeit beträgt 15 Minuten. – Bitte.

 


15.18

Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Mag. Herbert Haupt: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auch zu Hause vor den Fernsehapparaten! Hohes Haus! Herr Kol­lege Gusenbauer, kennen Sie den Unterschied zwischen der von Ihrer Partei geführten Bundesregierung in der Zeit von 1995 bis 2000 und der jetzigen Bundesregierung? (Abgeordnete der SPÖ halten ein Transparent mit der Aufschrift: „SPÖ Schluss mit dem Pensionsraub!“ in die Höhe.) – Ich sage Ihnen diesen Unterschied: Sie haben den Pensionistinnen und Pensionisten 1996 einen Betrag in Höhe von 0,25 Prozent für die Krankenversicherung weggenommen, im Jahre 1997 hat es unter Ihrer Regie­rungszeit überhaupt keine Pensionsanpassung gegeben! Sie von der SPÖ haben tat­sächlich einen Pensionsraub durchgeführt, und die Pensionistinnen und Pensionisten haben lediglich „wunderschöne“ Briefe von Vranitzky und Klima bekommen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Rufe bei der SPÖ: Sie! Sie haben ...!)

Ja, diese Bundesregierung wird einen Fehler, den sie gemacht hat, korrigieren – und sie wird zugunsten kleiner Pensionsbezieher, eben bei Pensionen bis zu 780 €, all­fällige Schlechterstellungen ausgleichen. Und das, sehr geehrte Damen und Herren, ist der Unterschied zwischen einer SPÖ-Regierung und einer mit FPÖ-Beteiligung! (Zwi­schenrufe bei der SPÖ. – Abg. Parnigoni: Pensionsräuber!)

Sie von der SPÖ haben lediglich Briefe an die Pensionistinnen und Pensionisten ge­schrieben – wir hingegen gleichen aus. Und das ist gut so, sehr geehrte Damen und


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Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich danke Ihnen, dass sich jene Fraktion, die tatsächlich einen Pen­sionsraub begangen hat, klar dazu deklariert, was sie damals gemacht hat! (Neuer­licher Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Anhaltende Zwi­schenrufe bei der SPÖ.)

So sollte es auch in Zukunft sein, dass die Österreicherinnen und Österreicher genau wissen, wer was gemacht hat! Ich danke Ihnen, dass Sie das auch bildlich nachvollzie­hen, was Sie in den Jahren 1995 und 1996 gemacht haben, denn das war tatsächlich Pensionsraub, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Es gibt nicht nur Solidarität zwischen den Pensionis­ten, sondern es gibt nach dem Dafürhalten dieser Bundesregierung Solidarität zwi­schen allen Bevölkerungsschichten. Wenn wir uns die Zahlungen in die Krankenver­sicherungen ansehen, so sollten Sie nicht übersehen, dass die Krankenversicherung nicht nur für die Pensionisten in diesem Land solidarisch zu gestalten ist, sondern auch für die Aktiven, auch für die Kinder, auch für die Familien, auch für alle anderen Bevöl­kerungsschichten. Und ich darf Sie darauf hinweisen, sehr geehrte Damen und Herren, dass diese Bundesregierung in der Lage war, für die Pensionisten KV-Beiträge von 4,35 Prozent umzusetzen, für die Angestellten von 7,40 Prozent, für die Arbeiter von 7,40 Prozent und für die Arbeiter ohne EFZG von 7,40 Prozent.

Unter Ihrer Zeit, sehr geehrte Damen und Herren, haben die Arbeiter, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrag kumuliert, 9,10 Prozent gezahlt! Wir stehen hinter den arbeiten­den Menschen in diesem Staate (Widerspruch bei der SPÖ), und daher ist ein Aus­gleich im Sozialsystem durchzuführen, daher haben wir für die Arbeiter die Beitrags­zahlungen senken können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Und dass das in einem System, welches unbestritten das beste in Europa ist, nicht ohne solidarische Ausgleichszahlungen geht, ist auch unbestritten. Manche vernünftige Pensionistenver­treter haben das eingesehen.

Im England des Tony Blair werden die Pensionisten nicht behandelt, erhalten sie lebenswichtige Operationen nicht, erhalten sie Dialyse nicht. Wir in Österreich wollen nicht Zustände wie in Tony Blairs England haben, wir wollen ein solidarisches Gesund­heitssystem haben, und das kostet auch Geld, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege Gusenbauer, Sie haben gesagt, dass von dieser Bundesregierung den Ärmsten der Armen unter den Pensionisten das Geld weggenommen worden ist. – Ich darf Ihnen hier zwei Tabellen zeigen (der Redner hält eine Graphik in die Höhe): eine bezieht sich auf die Ausgleichszulagenrichtsatz-Bezieher, die andere auf die Inflations­rate. Sie sehen klar, dass wir den Ärmsten der Pensionisten, den Ausgleichszulagen­richtsatz-Beziehern, sowohl Familien- als auch Einzelrichtsatzbeziehern, überproportio­nal geholfen haben – im Gegensatz zu Ihrer Zeit, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ. Das ist ein Faktum! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischen­rufe bei der SPÖ.)

Wir wollen aber auch, dass jeder Bezieher einer Bruttopension bis zur Höhe von 780 € die entsprechenden Ausgleichszahlungen erhält.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf Sie bitten, Herr Kollege Gusenbauer, bei Ihren Behauptungen zu berücksichtigen: Den Wertausgleich hat nicht die freiheitliche Regierung unter Bundeskanzler Schüssel eingeführt, sondern den Wertausgleich und die Einmalzahlungen haben Sie, sehr geehrte Damen und Herren von den Sozial­demokraten, 1997 eingeführt! (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Mit Beschluss 1993 und Umsetzung 1995 haben Sie von Seiten der Sozialdemokratie das unselige Nettopensionsanpassungssystem eingeführt, und es ist gut, dass diese Bundesregierung ab 2006 den Pensionisten eine Anpassung ihrer Pensionen in Höhe der Inflationsrate gewährleisten wird, sodass sie nicht mehr zum Spielball von Polemik und nicht mehr zum Spielball von Verunsicherungen werden können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Weitere heftige Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, etwas den Ge­räuschpegel zu senken! Dann braucht der Herr Bundesminister auch nicht so laut zu sprechen. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Mag. Herbert Haupt (fortsetzend): Danke, Herr Präsident! – Sie wissen, ich war immer ein fairer Mensch, der für Chancen und Fairness eintritt. Daher muss ich auch etwas lauter sprechen, wenn ein hoher Lärmpegel ist. Wenn man mir zuhört, bin ich durchaus in der Lage, meine Stimme zu senken, Herr Präsident.

Sehr geehrte Damen und Herren! Weil Sie, Herr Kollege Gusenbauer, gemeint haben, dass die Menschen in Kärnten oder in Salzburg zu Bittstellern geworden sind, sage ich Ihnen: Sie irren sich, Herr Kollege Gusenbauer! Der Landeshauptmann von Kärnten und der Landeshauptmann von Salzburg haben klar erkannt, dass hier ein Fehler zu korrigieren ist, und sie haben diesen Fehler korrigiert, während der Landeshauptmann von Wien bis heute noch keine einzige Reaktion zu Gunsten seiner Pensionisten ge­setzt hat. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Heftige Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und eines, Herr Kollege Gusenbauer, sollten Sie auch nicht vergessen: Dass es den Pensionisten in Wien nicht so gut geht wie den Pensionisten in den restlichen Bundes­ländern, ist auch darauf zurückzuführen, dass seit der Wahl im Jahre 2002 die Wiener Gemeinde auch für ihre Pensionisten exorbitante Erhöhungen der Tarife, angefangen von der Straßenbahn, der U-Bahn über Strom, Gas, Wohnungen bis zu den Parkplät­zen, durchgeführt hat. Und, sehr geehrte Damen und Herren, für die Erhöhungen in der Gemeinde Wien kann diese Bundesregierung nichts, ebenso wenig, wie wir dafür können, dass über 90 Prozent des Zuwachses der Arbeitslosigkeit im letzten Jahr ausschließlich auf den Bereich der Gemeinde Wien und nicht auf das restliche Öster­reich zurückzuführen sind. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich bin sehr froh, dass der Landeshauptmann von Kärnten bessere Zahlen abliefert als der Landeshauptmann von Wien Häupl, denn er versteht, was die Menschen bewegt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist ja kurios: In der Debatte des vorigen Jahres zur Pensionsanpassung – und ich habe mir die Mühe gemacht, sämtliche Debattenbei­träge der sozialistischen Fraktion nachzulesen – hat sich kein einziger der Damen und Herren von der sozialistischen Fraktion mit diesem für die Pensionisten so gravieren­den Thema beschäftigt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, sind also offensichtlich im Sommer des Jahres 2003 nicht ge­scheiter gewesen, als es die Bundesregierung ist. Wenn Sie jetzt behaupten, dass Sie das schon immer gewusst hätten, dann sagen Sie mir, warum Sie das von Seiten der sozialistischen Fraktion damals nicht in entsprechender Form in Ihren Reden hier im Parlament releviert haben!

Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist der Unterschied zwischen uns: Sie betrach­ten die Pensionisten als Spielball für die Politik – die Bundesregierung, der Landes­hauptmann von Kärnten und der Landeshauptmann von Salzburg betrachten sich als Dienstleister, welche die Interessen ihrer Bevölkerung auf schnellem Wege ausglei­chen. Daher ist es gerechtfertigt, dass den vorbildlichen Haltungen dieser beiden Län­der im entsprechenden Initiativantrag der Abgeordneten der Bundesregierung Rech-


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nung getragen und hier eine faire Lösung im Einvernehmen mit den Ländern getroffen wird.

Sie von der SPÖ sind herzlich eingeladen, Ihren Pensionistinnen und Pensionisten mit kleinen Pensionen auch sofort unter die Arme zu greifen und nicht zu warten, bis die Menschen im Mai oder Juni das Geld über die Pensionsversicherungsanstalt ausbe­zahlt bekommen. (Abg. Gradwohl: Wozu sind denn Sie da, Herr Bundesminister?)

Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Ihr System der Nettoanpassungen und Ihr System des Wertausgleiches hat immerhin dazu geführt, dass Tausende öster­reichische Pensionisten, die keinen Lohnsteuerausgleich gemacht haben, um den Steueranteil des Wertausgleiches schlicht und einfach zu Gunsten Ihrer sozialistischen Finanzminister umgefallen sind. Daher war es für uns in der Bundesregierung wichtig, nunmehr einen einheitlichen Anpassungsfaktor vorzusehen, damit hier solche Unzu­länglichkeiten, wie sie mit den Wertanpassungen sozialistischer Prägung passiert sind und wo die Menschen tatsächlich Bittsteller waren, um den Wertausgleich zurückzu­bekommen, nicht mehr passieren werden.

Dass darüber hinaus auch mit der Steuerreform im Jahre 2005 – ich betone: im Jah­re 2005 – bei den Pensionisten mit einem Einkommen bis 14 500 € Entlastungen ein­treten werden, die die Situation der Pensionsbezieher im unteren Einkommensbereich auch noch verbessern werden, sei nur am Rande erwähnt.

Ich weiß schon, bei Steuerreformen können vornehmlich jene profitieren, die Steuern zahlen. Ich glaube daher, dass es gerechtfertigt ist in einem solidarischen System, wo Sie selbst in Ihren Sonntagsreden immer von einem zu hohen Steuer- und Abgaben­druck in dieser Republik sprechen, diesbezügliche Maßnahmen von Seiten der Bun­desregierung vorzunehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Vergessen Sie bitte nicht, dass eine bedarfsorientierte Ausrichtung der Mindestsicherung nicht nur für die Aus­gleichszulagenrichtsätze von dieser Bundesregierung vorgenommen worden ist, son­dern darüber hinaus auch mit 1,5 Prozent eine höhere Anpassung erfolgt ist, als nach dem Nettopensionsanpassungssystem, das Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie, eingeführt haben, für das heurige Jahr gegolten hätte!

Meine Damen und Herren von der SPÖ, Sie können sich ja selbst mit Ihren Experten, die Sie in der Pensionsanpassungs-Kommission sitzen haben, die Zahlen nochmals anschauen: Die Netto-Anpassung für das Jahr 2004 wäre 1 Prozent gewesen – die jetzige Anpassung für kleinere Pensionen beträgt hingegen 1,5 Prozent. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sie von der SPÖ haben bis gestern noch davon gesprochen, dass Sie von hohen Pen­sionen auch entsprechende Solidarzahlungen haben wollen. – In Ihrem heutigen An­trag ist jedoch davon nichts mehr zu lesen. Sie von der SPÖ haben also innerhalb von 24 Stunden Ihre Meinung offensichtlich schon wieder revidiert. (Zwischenrufe bei der SPÖ.

Ich bin jedenfalls froh darüber, dieser Bundesregierung anzugehören und nicht Ange­höriger der Sozialdemokratischen Partei zu sein, die alle drei Stunden etwas anderes publiziert, als sie dann im Parlament wieder einbringt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, sind gerne eingeladen, einen Fehler den kleinen Pensionsbeziehern gegenüber wettzumachen und für eine Beschleunigung des Verfahrens zu sorgen, sodass es nicht lange dauert, bis die Pensionsversicherungsan­stalten auszahlen können. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)


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Wir werden uns jedenfalls genau anschauen, ob Sie von der SPÖ auch dann, wenn das Wahlkampf-Theater vorbei ist, auf der Seite der Pensionisten stehen werden (Abg. Binder: Ungeheuerlich, was Sie da sagen!) – oder auf der Seite der Verzögerer, die parlamentarische Beratungen, Termine weiterschieben und weiterschieben. (Neuer­liche Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Noch ein Wort, Herr Kollege Gusenbauer, zur Harmonisierung der Pensionen: Ich bin höchst daran interessiert, dass die Pensionen in Österreich harmonisiert werden, und ich werde alles daran setzen (anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ), dass wir in Expertengesprächen mit dem Thema Harmonisierung der Pensionen vorankommen. Auch hier sage ich das, was ich kürzlich auch den Medien gegenüber gesagt habe: Wenn Expertenrunden zum Thema Pensionsharmonisierung nur dazu führen, dass sich Beamte meines Hauses, Beamte des Finanzministeriums und die Aktuare Öster­reichs nur gegenseitig Zahlen vorrechnen, um die Angaben des anderen wieder bezweifeln zu können, dann wird vielleicht in Österreich der einzige gangbare Weg, um endlich den „Karren“ Harmonisierung voranzubringen, der sein, eine internationale Expertengruppe einzusetzen, Experten von der Weltbank bis hin zu anerkannten Experten außerhalb unseres Landes, die die vorgelegten Zahlen im Interesse aller Österreicherinnen und Österreicher, die an einer Harmonisierung der Pensionssysteme interessiert sind, außer Streit stellen, sodass dann die Österreicherinnen und Öster­reicher ganz klar erkennen werden, wer für eine Harmonisierung der Pensionssysteme ist und wer eben nicht. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Folgendes sollte man auch nicht vergessen: In den Beamten-Dienstrechten der einzel­nen Bundesländer könnte man sehr schnell zu Harmonisierungen kommen; überhaupt dort, wo man über die alleinige Mehrheit verfügt. Dort kann ich jedoch keine Harmoni­sierungsschritte erkennen! Ganz im Gegenteil: In der Kärntner Landesregierung haben die Sozialdemokraten Anträge betreffend Harmonisierung der Pensionssysteme abge­lehnt! Auch das sollte man einmal den Österreicherinnen und Österreichern sagen: Nicht jeder, der in der Öffentlichkeit diese Harmonisierung verlangt, ist dort, wo er die politische Verantwortung trägt und die Möglichkeit dazu hätte, an einer solchen Har­monisierung tatsächlich interessiert. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich bin an einer Harmonisierung der Pensionssysteme in­teressiert, weil ich weiß, dass eine solche das gerechteste System (Präsident Dr. Khol gibt neuerlich das Glockenzeichen) für alle Österreicherinnen und Österreicher quer durch alle Berufsgruppen ist. An dieser Harmonisierung werde ich daher arbeiten, solange ich in der Bundesregierung bin (ironische Heiterkeit bei der SPÖ), weil diese für die Österreicherinnen und Österreicher ein wichtiges Thema in Bezug auf soziale Gerechtigkeit darstellt. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

15.34

Ankündigung von Anträgen auf Einsetzung von Untersuchungsausschüssen

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass die Abgeordneten Mag. Kogler, Kolleginnen und Kollegen gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt haben, einen Ausschuss zur Untersu­chung der Vorwürfe gegenüber Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser einzusetzen.

Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung ge­stellte Verlangen vor, eine Debatte über diesen Antrag durchzuführen.

Weiters haben die Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen ge­mäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung beantragt, einen Untersuchungsausschuss


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betreffend Aufklärung über diverse Gebarungen des Bundesministers für Finanzen ein­zusetzen.

Auch hiezu liegt das gemäß der Geschäftsordnung von fünf Abgeordneten gestellte Verlangen vor, eine Debatte über diesen Antrag durchzuführen.

Gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung finden die Debatten und Abstimmungen nach Erledigung der Tagesordnung statt, das heißt, wir haben zwei getrennte Debatten über die Einsetzung von zwei getrennten Untersuchungsausschüssen.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gehen nun in die Debatte über den Dringlichen An­trag ein.

Ich möchte, bevor Abgeordneter Dr. Cap für 8 Minuten das Wort ergreifen wird, an alle Fraktionen des Hauses appellieren, dem jeweiligen Redner/der jeweiligen Rednerin die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, und einigen Abgeordneten möchte ich sagen, dass Zwischenrufe vom Platz aus und nicht stehend zwischen den Sitzplätzen abgege­ben werden und dass diese ein gewisses Maß nicht überschreiten sollten.

Erster Debattenredner ist Herr Abgeordneter Dr. Cap. Redezeit: 8 Minuten. – Herr Kol­lege, Sie sind am Wort.

 


15.36

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Die Regierungs­bank war schon einmal voller. Der Herr Bundeskanzler ist immer da, wenn es um die Verteidigung von Finanzminister Grasser geht, heute aber ist er nicht mutig genug, sich hierher zu setzen und zu dokumentieren, dass er als Bundeskanzler für diese Pen­sionskürzungen mitverantwortlich ist; wie ja eigentlich alle Regierungsmitglieder auf Grund des Einstimmigkeitsprinzips in der Bundesregierung mitverantwortlich sind: auch jene, die heute nicht hier sind! Und das sollte man nicht vergessen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Da schaue ich jetzt auf den leeren Platz von Frau Abgeordneter Scheucher, der Spit­zenkandidatin der ÖVP-Kärnten und frage mich: Wo ist sie eigentlich? Wo hat sie sich versteckt? (In den ÖVP-Bankreihen wird ein Bild präsentiert, auf dem Abg. Scheucher zu sehen ist.) Wieso kommt Frau Scheucher nicht hierher zu dieser Sitzung – auch wenn Sie da jetzt im Halbscherz eine Postkarte von ihr hinhängen?! Das ist ganz schön skandalös, dass man zwar aus Kärnten hier nach Wien heraufschimpft, aber als Abgeordnete keine Verantwortung mittragen will. Das ist ein Skandal, das sage ich Ihnen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Da Sie, Herr Un-Sozialminister, immer so stark sind mit Ihren Bemerkungen bezüglich Aufarbeitung der SP-Regierungszeit: Die erste Aktion, die diese schwarz-blaue Regie­rung gesetzt hat, war, die so genannten Übergenüsse der Pensionisten zu streichen! Da haben Sie gleich gesagt: Die bekommen ja zu viel; die haben immer schon zu viel bekommen, daher: Weg mit den Übergenüssen! „Übergenuss“ ist ja übrigens ein Wort, das Sie erfunden haben, um die Einkommen der Pensionistinnen und Pensionisten zu diskreditieren.

Ich sage Ihnen: Das ist nicht in Ordnung gewesen – und Sie können und werden sich da nicht von Ihrer Verantwortung freispielen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Haupt.)

Und ich sage Ihnen noch etwas: In welcher Zeit leben wir denn eigentlich?! Es ist traurig, die heutige „Standard“-Ausgabe aufzuschlagen und dort einen Beitrag mit dem


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Titel „Manchmal habe ich nichts mehr im Haus“ lesen zu müssen. Darin beschreibt eine 69-jährige Pensionistin, die eine monatliche Pension von 624 € bezieht, wie sie lebt. 194 € davon sind Eigenpension, der Rest ist die Ausgleichszulage; übrigens die berühmte Ausgleichszulage, die Herr Tancsits, der Sozialsprecher der ÖVP, damit charakterisiert hat, dass er gesagt hat, die, die sie beziehen, spüren diese Pensions­kürzungen gar nicht. Eine perfide Argumentation!

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Kollege! „Perfid“ ist kein Wort, das wir hier verwen­den! (Abg. Mag. Posch: Aber passend!)

 


Abgeordneter Dr. Josef Cap (fortsetzend): Dieser 69-jährigen Pensionistin bleiben 300 € zum Leben! Und am Schluss sagt sie dann: Ich möchte sehen, was ein Politiker täte, wenn er so wenig Geld hätte! (Abg. Wattaul: Fragen Sie einmal den Blecha!)

Diese 69-jährige Pensionistin bringt es auf den Punkt, und ich glaube auch, dass so manche hier herinnen nicht mehr wissen, was es heißt, mit 300 € leben zu müssen, wenn der berühmte Warenkorb, wenn die Preise für Nahrungsmittel doppelt so hoch wie die Inflationsrate gestiegen sind. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich möchte wissen, wie das bei den großen Gewinnern der Steuerreform – beim Milliar­där Bartenstein und beim Milliardär Prinzhorn beispielsweise – ist, wenn denen einmal 50, 100 oder 200 € fehlen. – Für die ist das sicherlich ein Klacks, ein Trinkgeld, ein Nichts geradezu!

Ich behaupte: Die Mitglieder dieser Bundesregierung wissen nicht, unter welchen Be­dingungen der größte Teil der österreichischen Pensionistinnen und Pensionisten leben muss! Die wissen nicht einmal, was Butter, was Brot oder was Milch kostet! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wie wäre es anders möglich, dass Herr Minister Bartenstein in der „Pressestunde“, fast verächtlich, sagt: Das sind ja subjektive Verluste: 1, 2, 3, 4, 5 €, so quasi: Die sollen sich doch nichts antun wegen der paar „Netsch“, die sie nicht mehr bekommen! – Eine ungeheuerliche Gesinnung tritt da zu Tage! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das wird nur noch durch den Zynismus des heute nicht anwesenden Bundeskanzlers übertroffen, der meinte, das sei geplant gewesen und sei vernünftig. Aber der härtere Teil seiner Aussage ist ja der, wo er von den Menschen über 60 spricht, die fast die Hälfte der gesamten Gesundheitskosten tragen müssen – so quasi: Selber schuld, wenn du so alt wirst! Selber schuld, wenn du krank wirst! Und wenn du schon so alt und so krank bist, dann zahlst du gefälligst auch selbst! – Das ist ein ungeheurer Zynis­mus, und ich will eines nicht mehr: Herr Präsident, Sie bezeichnen die ÖVP immer noch als christlich und sozial. (Ruf bei der ÖVP: Jawohl!) Bitte streichen Sie das Wort „sozial“ und streichen Sie das Wort „christlich“! (Ruf: Was bleibt dann noch übrig?) Das stimmt mit der Politik, die diese Partei in der Regierung trägt, nicht mehr überein! (Bei­fall bei der SPÖ.)

Es war ein Pensionsraub über die Hintertür! Wenn wir nicht die Öffentlichkeit dafür ge­schaffen hätten, gäbe es heute nicht diesen Rückzieher, diesen kleinen Teilrückzieher der Regierung. Aber der Gipfel ist – was ich heute auch wieder im „Standard“ lesen musste (Abg. Großruck: ... haben Sie eh selber geschrieben!) –, dass bei der Vergabe der Differenz Landeshauptmann Schausberger ein Merkblatt unter den wartenden Pen­sionisten verteilen ließ, in dem drinnen gestanden ist: Sie haben ja gar keine recht­lichen Ansprüche darauf – nur ich, der landesfürstliche Gönner Schausberger, gebe euch jetzt die Differenz!


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Demütigender, menschenfeindlicher kann man sich nicht verhalten! – Ich möchte das diesen armen Pensionisten hier auch noch mitteilen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Und noch immer versucht der Kärntner Landesgaukler Jörg Haider, sich dieser Verant­wortung zu entziehen. (Zwischenruf des Abg. Neudeck. – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Er kann doch – als Chefverhandler bei der Steuerreform und auch bei der Pensionskürzung und als einer, der permanent der heimliche Chef in der FPÖ ist – nicht ernsthaft versuchen, jemandem zu erklären, dass er das nicht gewusst hat! (Neuerliche Zwischenrufe des Abg. Neudeck.) Haider und Schausberger haben ab­gewartet, ob der Pensionsraub über die Hintertür bekannt wird oder nicht. Und als er bekannt wurde, haben sie die Panik bekommen und diese komische Aktion gestartet (Abg. Mag. Mainoni: Die Burgstaller hat ...! – Abg. Grillitsch: ... hat verschlafen!), wo dann nur mehr Almosen verteilt wurden, nachdem vorher diese Kürzungen getätigt wurden. – Er ist mitverantwortlich! Er kann sich dieser Verantwortung nicht entziehen, das muss man hier einmal sagen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich habe am Anfang nicht zufällig gesagt, dass es in der Regierung das Einstimmig­keitsprinzip gibt. Wo bei den Ministerratssitzungen die berühmte Außenministerin mit dem sozialen Herz war, wo ihr Veto war, das würde mich auch interessieren! (Zwi­schenrufe bei der ÖVP und Gegenrufe bei der SPÖ.) – Das hören Sie ungern, aber man kann doch nicht durch das Land ziehen und behaupten, dass man jemand mit Herz ist, der für diejenigen – wie heißt es so schön? – da sein will, die sozial in der Kälte sind, und dann diese Beschlüsse mittragen! (Abg. Großruck – in Richtung SPÖ weisend –: ... Sanktionen!) – Das sei hier einmal in aller Deutlichkeit gesagt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Oder: das Herausreden der FPÖ-Abgeordneten. Uwe Scheuch bot in der APA am 5. Februar ein interessantes Bild:

„Die Regelung sei im Budgetbegleitgesetz beschlossen worden“, sagte er. „,Da war von den Eurofightern bis zu ich weiß nicht was alles drinnen. Da kann so etwas schon einmal untergehen’“, dass 1,5 Millionen Pensionisten weniger kriegen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.) „Man könne nicht von jedem Abgeordneten erwarten, dass er jedes Detail des Gesetzes kenne.“ – Also ein kleines „Detail“, dass man 1,5 Millionen Pensionisten etwas wegnimmt!

Eduard Mainoni von der FPÖ Salzburg sagt das in etwa auch so. Er sagt, „,so explizit’“ sei im Sommer 2003 nicht klar gewesen (Abg. Mag. Mainoni: Ganzes Zitat!), „dass ,so viele Pensionisten’ von Kürzungen betroffen seien“. (Abg. Mag. Mainoni: Ganzes Zitat, bitte!)

Also wenn es weniger gewesen wären, wäre es in Ordnung gewesen, oder was? – Ihre Inkompetenz ist himmelschreiend, meine Herren Mainoni und Scheuch! Für wen sitzen Sie denn überhaupt hier herinnen? (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

Vergessen Sie eines nicht: Wir reden hier über zwei Millionen Pensionisten – und Sie wurden auch von diesen gewählt. Sie vertreten sie nicht, das ist heute klar geworden! (Anhaltender Beifall und Bravorufe bei der SPÖ und Beifall bei Abgeordneten der Grü­nen.)

15.44

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Molterer. Redezeit: 8 Minuten. – Sie sind am Wort, Herr Klubobmann.

 



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15.45

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hunderttausende Menschen sitzen vor den Fernsehschirmen (Abg. Dr. Rada: Ein bisschen mehr Ehrlichkeit!) und verfolgen heute eine Diskussion aus dem Nationalrat über ein sehr, sehr wichtiges Thema, das viele Millionen Men­schen in Österreich betrifft.

Meine Damen und Herren! Herr Gusenbauer und Herr Cap, ich sage Ihnen, was ich verantwortungslos finde (Ruf bei der SPÖ: Geh, bitte!): Ich halte es für verantwortungs­los, dass mit Methoden des Klassenkampfes (lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ) der Generationenkonflikt in diesem Hohen Haus geschürt wird! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! (Zwischenruf der Abg. Silhavy.) Für uns ist der Generatio­nenvertrag kein leeres Wort (Abg. Dr. Gusenbauer: Pensionsraub!) Herr Abgeordneter Gusenbauer! Liebe Kollegen von der SPÖ! Für uns als christdemokratische, christlich-soziale (lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ) Volkspartei ist der Generationenvertrag selbstverständlich die Verpflichtung zur Solidarität mit den älteren Menschen. (Abg. Dr. Gusenbauer: ... unsozial! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Für uns ist aber der Generationenvertrag – und offensichtlich hören Sie das nicht gerne – selbst­verständlich auch eine Verpflichtung zur Solidarität mit den berufstätigen Menschen, die die Beiträge, die wir von ihnen verlangen, leisten können müssen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Die Pensionisten haben nie was gearbeitet, oder was? Die Pensionisten haben nie was gearbeitet?)

Und: Für uns ist der Generationenvertrag selbstverständlich auch die Verpflichtung zur Solidarität mit den jungen Menschen in diesem Lande, meine Damen und Herren (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), die ein Recht auf langfristige Sicherheit haben, die ein Recht darauf haben, dass wir ihnen ein Budget überlassen, das die Zu­kunft nicht nimmt, sondern gibt. (Abg. Silhavy: ... Arbeitslosigkeit – von wegen Solida­rität!) Das ist Solidarität, meine Damen und Herren! Das ist der Generationenvertrag – nicht selektiv, sondern umfassend verstanden! – Offensichtlich tun Sie sich schwer damit. Sie hören das nicht gerne.

Wissen Sie, was ich für verantwortungslos halte? – Wenn hier der Eindruck erweckt wird, dass dieser Generationenkonflikt, der mit Klassenkampfmethoden geschürt wird, nichts mit der Frage der demographischen Entwicklung in diesem Land zu tun hätte. (Abg. Dr. Gusenbauer: ... die Pensionisten nie gearbeitet hätten! Schämen Sie sich!) Die Menschen in diesem Land, auch die älteren Menschen in diesem Lande wissen sehr wohl, dass es bei den Zukunftsfragen, den wirklichen Zukunftsfragen um sehr viel mehr geht als um das, was Sie hier heute an Politikspektakel bieten, Herr Kollege Gusenbauer! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wissen Sie, wer verantwortungslos handelt? (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie! Sie!) – Ver­antwortungslos handelt derjenige, der die Augen vor der demographischen Entwick­lung verschließt! Verantwortungslos handelt derjenige, der angesichts dieser Entwick­lung nichts täte! (Abg. Dr. Gusenbauer: Also weitere Pensionskürzungen!) – Wir haben, diese Bundesregierung hat eine Pensionssicherungsreform gemacht, die die­sen Namen auch verdient! Mutig, ehrlich und offen – das ist unsere Politik, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wissen Sie, was Sie machen? – Sie schlagen eine Pensionistensteuer vor, an die Sie sich heute offensichtlich nicht mehr erinnern wollen, eine Pensionistensteuer in der Höhe von 10 Prozent! Die Pensionisten sollten 10 Prozent Pensionistensteuer bezah­len. (Abg. Dr. Gusenbauer: Hören Sie doch auf zu brüllen!) – Das ist die Wahrheit!


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(Abg. Dr. Gusenbauer: Hören Sie doch auf zu brüllen!) Geben Sie es doch zu! (Abg. Dr. Gusenbauer: Unerhört!) Das sind Ihre Vorstellungen, Herr Abgeordneter! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Uner­hört!)

Diese Bundesregierung, meine Damen und Herren, hat die Pensionen seit dem Jahr 2000 um 9 Prozent erhöht. Es war der Regierung Klima/Vranitzky vorbehalten, im Jahre 1996 eine Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags umzusetzen (Abg. Par­nigoni: ... Pinocchio!) und im Jahre 1997 keine Pensionserhöhung zu machen. – Das ist Ihre Politik, die wir mit Sicherheit nicht mittragen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Diese Bundesregierung ... (Zwischenrufe der Abgeordneten Gaál und Parnigoni und weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufregen. Haben Sie ein schlechtes Gewissen? – Offensichtlich! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Diese Bundesregierung, meine Damen und Herren, hat die Ausgleichszulage im Jahr 2003 um 2 Prozent und im heurigen Jahr um 1,5 Prozent erhöht. Für die kleinsten Pensionen haben wir selbstverständlich vorgesorgt. Der Ausgleichszulagenrichtsatz für die Ehepaare – das wissen Sie – wurde außertourlich erhöht, damit auch auf diese be­sonders schwierige Situation reagiert werden kann. (Abg. Parnigoni: ... erzählen hier die Unwahrheit!) Und wir erhöhen selbstverständlich auch heuer die Pensionen bei den kleinen Pensionen um 1,5 Prozent und – ja, das ist so – bei den größeren Pensionen nicht linear um den Prozentsatz, sondern um einen Fixbetrag. Wir halten das für richtig, für ausgewogen und für sozial gerecht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Offensichtlich hat bei Ihnen Charlie Blecha das Ruder übernommen, der in dieser Politik der SPÖ der dominierende Faktor geworden ist. Wenn Sie, Herr Kollege Gusen­bauer, heute hier ans Rednerpult treten und von Pensionshöhen reden, dann soll Char­lie Blecha sagen, welche Höhe seine Pension tatsächlich aufweist (Abg. Mag. Wurm: Stummvoll! Stummvoll!), jener Innenminister, meine Damen und Herren, der – und auch das darf gesagt werden, und die älteren Menschen erinnern sich sehr gut daran – im Untersuchungsausschuss Lucona eigentlich gestolpert ist und als Innenminister zurücktreten musste. (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Er hat jeden moralischen Anspruch verloren, meine Damen und Herren! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wer die älteren Menschen kennt und mit ihnen redet – und ich sage Ihnen: ich tue das –, der wird von den Menschen hören: Die Gesundheit ist das wichtigste Gut, das wir haben. – Jawohl! Und daher bekennen wir uns dazu (Abg. Dr. Gusenbauer: Ihnen glaubt keiner mehr!), dass die Krankenversicherungsbeiträge bei den Senioren in zwei Etappen um je 0,5 Prozent angehoben werden.

Warum? Was wollen wir denn für die älteren Menschen, die Gott sei Dank immer älter werden, weil die Lebenserwartung steigt? – Wir wollen den freien, fairen Zugang zum bestmöglichen Gesundheitssystem. Das haben wir, meine Damen und Herren, und das wollen wir auch in Zukunft haben! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir wollen keine deutschen Verhältnisse, wir wollen keine britischen (Zwischenruf des Abg. Dr. Bauer) und keine französischen Verhältnisse, sondern wir wollen unsere guten österreichischen Verhältnisse auch in der Zukunft sichern, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Haben Sie Respekt vor den Notwendigkeiten auch der älteren Menschen! Ich bekenne mich dazu (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie bekennen sich zur Verhöhnung der älteren


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Menschen!), dass wir jetzt auch mit diesem Initiativantrag, den wir heute einbringen, gerade den kleinsten Pensionisten helfen, diese zusätzliche Belastung aus den Kran­kenversicherungsbeiträgen auszugleichen, und zwar mit 0,6 Prozent Pensionser­höhung, die es für heuer zusätzlich gibt. Das ist konkrete Politik, das ist das konkrete Handeln für die Menschen (Abg. Dr. Gusenbauer: Das ist konkrete Verhöhnung!), für die kleinen Pensionisten, die in diesem Land auch tatsächlich unsere Hilfe haben können und haben werden. Es wird jeder von diesen Pensionisten, die eine Pension bis 780 € beziehen, automatisch, selbstverständlich und ohne Antrag (Abg. Dr. Gusen­bauer: ... die Klostersuppe!) von den Pensionsversicherungsanstalten diese zusätz­lichen 0,6 Prozent bekommen – als Einmalzahlung und als Ausgleich für die kleinen Pensionisten, die diesen Ausgleich brauchen.

Am Schluss nochmals ein Appell: Bleiben Sie bei Ihrer Verantwortlichkeit (Abg. Grad­wohl: Auch du! Auch du!), die Sie nicht immer an den Tag legen, aber an den Tag legten. Ich bin dagegen, dass mit Klassenkampfmethoden der Generationenkonflikt geschürt wird. (Abg. Sburny: Hören Sie doch auf damit!) Ich bin dafür, dass den Men­schen wirklich geholfen wird. Wir tun das, meine Damen und Herren! (Anhaltender Bei­fall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Jarolim: Das war zynisch und unsozial!)

15.53

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Klubobmann Scheibner. – Herr Abgeordneter, Sie sind für 8 Minuten am Wort.

 


15.54

Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Abgeordneter Gusenbauer hat gesagt, vor Wahlen gibt es allerhand Versprechen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Ja!) „Ja“, sagt er jetzt. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das kennen wir! Das kennen wir!) Er weiß, wovon er spricht, meine Damen und Herren. Er und seine Partei, die Sozialdemokratische Partei Österreichs, wissen, wovon sie sprechen: dass sie gerade im Hinblick auf Pen­sionisten (Abg. Mag. Wurm: So schlecht ist es den Pensionisten noch nie gegangen – außer dem Herrn Stummvoll! Dem Herrn Stummvoll geht es gut!), auf das Pensions­system vor den Wahlen allerhand verspricht, was man nachher nicht nur nicht hält, sondern auch bricht, meine Damen und Herren! Herr Kollege Gusenbauer, kennen Sie diesen Brief? (Der Redner hält ein Schriftstück in die Höhe.) Kennen Sie ihn? (Abg. Dr. Gusenbauer: Ja!) – Ja. Was sagen Sie dazu, Herr Kollege Gusenbauer? (Abg. Dr. Gusenbauer: Lesen Sie ihn vor!)

Ich werde ihn nicht vorlesen, aber Sie wissen genau, was drinnen steht. Das war der berühmte Vranitzky-Brief im Jahr 1995 (die Abgeordneten Dr. Gusenbauer und Parni­goni: Lesen Sie ihn vor!), wo der damalige Bundeskanzler Vranitzky mit genau dersel­ben Masche, mit der Sie jetzt versuchen, vor Wahlkämpfen Politik zu machen, Ängste geschürt hat. (Rufe bei der SPÖ: Lesen Sie ihn vor! Vorlesen!) Er hat sich damals als Vertreter und Retter der Pensionisten aufgespielt, meine Damen und Herren! Er hat damals, im Jahr 1995, vor der Nationalratswahl versprochen, dass es, wenn er wieder gewählt wird (Rufe bei der SPÖ: Vorlesen!), wenn er wieder Bundeskanzler wird (Abg. Parnigoni: Lesen Sie ihn vor! – Abg. Dr. Gusenbauer: Vorlesen!), keine Kürzungen der Pensionen gibt, sondern dass dann die Pensionen gesichert werden.

Meine Damen und Herren! Herr Kollege Gusenbauer! (Abg. Parnigoni: Tun Sie nicht immer Schmäh erzählen! Lesen Sie ihn vor! Warum lesen Sie ihn nicht vor?) Weil mir die Zeit zu schade ist, lieber Herr Parnigoni, um Ihnen das vorzulesen – was Ihnen natürlich unangenehm ist, Kollege Parnigoni (die Abgeordneten Dr. Gusenbauer und Parnigoni: Lesen Sie ihn vor!), denn – und jetzt kommt es –: Viele Pensionisten haben


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auch damals diesen Worten vertraut und dieser Angstmache geglaubt (Abg. Dr. Gu­senbauer: Lesen Sie vor! Was steht drinnen?), denn wenn ein Bundeskanzler per­sönliche Briefe – persönlich adressiert – schreibt, dann glaubt man so etwas. (Abg. Dr. Gusenbauer: Vorlesen!) Nur: Was ist passiert, Herr Kollege Gusenbauer? – Sie wissen es: Vorher dieses Versprechen – nach der Wahl der wirkliche Pensionsraub! Da haben Sie ganz, ganz tief in die Taschen der Pensionisten, in die Taschen der Steuerzahler, in die Taschen der sozial Schwachen gegriffen, meine Damen und Her­ren! Das war das, was Sie gemacht haben, das ist Pensionspolitik nach Ihrem Motto!

Stellen Sie sich daher nicht hierher (Abg. Dr. Gusenbauer: Vorlesen! Vorlesen!) und tun Sie hier nicht so, als wären Sie die Vertreter der Pensionisten, die Vertreter der sozial Schwachen! Ihr Problem ist (Abg. Dr. Gusenbauer: Dass Sie die Pensionsräu­ber sind! Die Pensionsräuber!), dass wir und die Österreicherinnen und Österreicher genau wissen, wie Sie es gemacht haben, als Sie die Möglichkeit gehabt haben, dieses Land zu regieren: Sie haben die Krankenversicherungsbeiträge auch damals erhöht, Herr Kollege Gusenbauer, Ihre Regierung! – Ja, jetzt verabschiedet er sich natürlich davon, nach dem Motto: Da war ich nicht dabei! – Okay. Aber Ihre Partei war es, sozialistisch geführte Regierungen waren es, die die Krankenversicherungsbeiträge erhöht haben und null Prozent Pensionserhöhung gegeben haben im Jahr 1997! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das war also eine doppelte Belastung! Ich habe das hier auch schon oft gesagt, denn das war wirklich – ich weiß nicht, ob ich dafür einen Ordnungsruf bekomme – nieder­trächtig, dass Sie damals ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol: „Niederträchtig“ sagen wir nicht, Herr Kollege Scheibner.

 


Abgeordneter Herbert Scheibner (fortsetzend): Dann sage ich es nicht. Vielleicht bekomme ich für den Ausdruck „skandalös“ keinen Ordnungsruf, denn ich glaube, es war skandalös, dass man damals sogar den Ärmsten der Armen, nämlich jenen in den Altenheimen, das Taschengeld gekürzt hat, meine Damen und Herren! Das war Sozial­politik à la SPÖ – und jetzt stellen Sie sich hierher und tun so, als ob Sie die Einzigen wären, die wissen, wie es den Pensionisten geht. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren von der SPÖ! Wenn Sie sich hier schon herausstellen und sagen: Ja wissen Sie denn überhaupt, wie es den Pensionisten mit 300, 400 oder 600 € Pension geht?!, dann sage ich Ihnen: Ja, selbstverständlich, das ist ein Pro­blem – aber nach welchen Kollektivverträgen sind denn diese Menschen bezahlt worden, die jetzt diese Pensionen haben? (Abg. Mag. Wurm: Fragen Sie die Herren Bartenstein und Prinzhorn!) Wer hat denn dieses Pensionssystem verabschiedet und nichts geändert, obwohl Sozialminister Dallinger schon vor 30 Jahren gesagt hat, dass wir an diesem System etwas ändern müssten? Und wenn Sie sagen, der „Warenkorb“ habe sich so verteuert, die Kosten gerade für die Pensionisten seien jetzt so sehr gestiegen, dann frage ich Sie: Wer war denn so sehr, ohne Wenn und Aber, für die Umstellung auf den Euro?, denn wir wissen doch genau, dass das der Hauptgrund (Abg. Mag. Mainoni: So ist es!) für die Verteuerung der Lebenshaltungskosten ist!

All das – Ihr Pensionssystem, Ihre Kollektivverträge – ist Politik der Sozialdemokraten gewesen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.) Stellen Sie sich doch nicht hierher, als wüssten Sie nicht, wie es zu all dem gekommen ist, meine Damen und Herren von der Opposition! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist wirklich interessant: In Ihrem Dringlichen Antrag (Abg. Dr. Gusenbauer: Das ist auch wirklich dringlich! Wirklich dringlich!) kritisieren Sie auf der einen Seite die Wert­anpassung. – Die Wertanpassung war ja auch das Problem, und im Gegensatz zu Ihnen bin ich ja selbstkritisch und sage: Es war ein Fehler, dass man den Entfall der


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Wertanpassung nicht bedacht hat. (Abg. Dr. Puswald: Wir haben es Ihnen vorher gesagt!) Und vor allem, Kollege Puswald, waren wir nicht so clever wie Sie, denn Sie haben die Wertanpassung immer – das war Ihr System – als Einmalzahlung gegeben: Da ist es nicht aufgefallen, dass das beim nächsten Mal dann nicht als Basis für die Pensionserhöhung gegolten hat. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.) Und ich sage Ihnen: Es darf bei geringen Pensionen ganz einfach kein Minus geben! Deshalb bin ich auch sehr froh darüber, dass es diese Einigung gibt, dass klargestellt ist, dass bei Pensionen bis zu 780 € diese Verluste – ob sie nun vermeintlich sind oder nicht – abgedeckt sind.

Herr Kollege Puswald! Meine Damen und Herren von der SPÖ! Ich bin ja sehr ge­spannt, ob Sie diesem Antrag dann, wenn wir ihn einbringen und hier zur Abstimmung bringen, zustimmen werden. – Sie werden das wahrscheinlich genauso ablehnen, wie Sie auch die Steuerreform abgelehnt haben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.) Und Sie wissen ganz genau, dass es durch diese Steuerreform gerade für Pensionisten mit einem Einkommen über 780 € eine massive Entlastung gibt.

Herr Kollege Puswald! Meine Damen und Herren von der SPÖ! Wenn Sie in Ihrem Dringlichen Antrag schon ein Beispiel von einem Pensionsbezieher mit einer Brutto­pension von 1 000 € bringen, der von der Pensionsreform Negatives zu erwarten hätte, so ist auch das falsch, weil er nämlich ein Plus von 16,80 € und durch die Steuerre­form 2005, die Sie ablehnen, eine jährliche Entlastung von mehr als 600 € haben wird. (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald.) Das ist die Politik dieser Bundesregierung – nicht Panikmache und nicht Angstmache, so wie Sie das betreiben! (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.)

Sie und Ihre Vertreter, Edlinger und Konsorten, auch Gusenbauer, waren für die Erhö­hung der Krankenversicherungsbeiträge generell, Sie sind für Abschläge bei höheren Pensionen. Und jetzt kritisieren Sie es. Wir glauben, dass das nicht nur ein Akt der Solidarität, sondern eine notwendige Maßnahme ist, damit auch in Zukunft das Ge­sundheitssystem in Österreich für alle Bevölkerungsgruppen – und ich wehre mich wirklich dagegen, dass man dauernd die Jungen gegen die Älteren ausspielt (Abg. Dr. Gusenbauer: Das war der Molterer!) – auf diesem hohen Niveau garantiert ist.

Wir wollen kein deutsches System, in dem man fast doppelt so viel an Krankenver­sicherungsbeiträgen zahlt wie in Österreich, aber bei weniger Leistung. Und wir wollen kein englisches Gesundheitssystem, in dem ab einem gewissen Alter verschiedene Gesundheitsleistungen nicht mehr finanziert werden. Wenn Arbeitnehmer über 7 Pro­zent zu diesem Gesundheitssystem beitragen, dann, so glaube ich, haben auch die Pensionisten Verständnis dafür, wenn sie 4,5 Prozent in dieses System einbringen.

Durch diese Maßnahmen der Bundesregierung, die Sie sicher wieder ablehnen – hier eine Entlastung, dort einen Ausgleich durch die Steuerreform und weitere Entlas­tungen –, und durch eine höchst notwendige Pensionsharmonisierung wird auch in Zukunft ein gerechtes, ein nachvollziehbares Pensionssystem umgesetzt werden. Es wird an Ihnen liegen, ob Sie, so wie jetzt, wieder alles kritisieren, auch die wirklich gelungene Aktion von Herrn Landeshauptmann Haider. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Ambrozy hat diese ja zuerst vorsichtig begrüßt, wurde dann zurückgepfiffen und musste sie kritisieren. Aber das sind nun schnelle Maßnahmen, die auch schnell wirken.

Sie sind gegen die Steuerreform, Sie sind gegen die Pensionsreform (Zwischenruf des Abg. Dr. Puswald), Sie sind gegen alles! Sie sind nur für Panikmache und Angst­mache. Ich sage Ihnen: Da ist das, was die Bundesregierung macht, der richtige Weg für Österreich. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

 


16.02


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Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Öllinger für 8 Minu­ten zu Wort. – Bitte.

 


16.03

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Klubobmann Scheibner, ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, vor allem jenen, die zuhören, aber mich interessiert in dieser Situation herzlich wenig, was 1987 oder 1996 war. Das sage ich Ihnen wirklich. Wir diskutieren jetzt etwas anderes. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte auch Sie, Herr Klubobmann Molterer, ansprechen. Wenn Sie hier heraus­gehen und mit Predigermiene die ungeheuerlichsten Anschuldigungen in den Raum stellen und sagen, hier werde Klassenkampf geschürt (Widerspruch bei der ÖVP), hier würde eine Generation gegen die andere ausgespielt (Abg. Dr. Brinek: Leider!), dann, Herr Klubobmann Molterer, sollten Sie sich selber bei Ihrer inzwischen schon sehr lange gewordenen Nase nehmen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Dr. Fasslabend: Das ist unerhört, bitte! – Abg. Mag. Mainoni: Was haben Sie schon gearbeitet?)

Herr Klubobmann Molterer, eines sage ich Ihnen schon: Wir könnten hier anders disku­tieren. Dass wir ein solch schlechtes Klima in der Debatte haben, daran sind Sie mit Ihren Maßnahmen schuld. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wir könnten hier anders diskutieren, auch über die Pensionen, auch über Maßnahmen, die durchaus sinnvoll wären, wie die Harmonisierung der Pensionssysteme. Wo ist sie, wo wird sie verhandelt? – Hinter verschlossenen Türen! Wer weiß etwas davon, was auf uns zukommt? Warum dürfen wir da nicht mitreden? Was ist das für eine Ange­legenheit, die Sie hinter verschlossenen Türen verhandeln? (Abg. Dr. Fekter: Das ist nur Polemik ...!)

Wenn Sie hier sagen, die ältere Generation bereichere sich sozusagen auf Kosten der jüngeren (Abg. Mag. Molterer: Wer sagt das?), Letztere werde um ihre Chance ge­prellt (Abg. Dr. Brinek: Das ist eine Unterstellung!), dann sage ich Ihnen schon eines: Die Jugendarbeitslosigkeit ist gestiegen (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: In Wien!), die Chancen für die jüngeren Menschen, eine gute soziale Versorgung wäh­rend ihrer Berufstätigkeit, aber auch dann, wenn sie einmal in Pension gehen müssen, zu erhalten, sind gesunken. Und das wissen die jungen Menschen! Ein Vertrauen in Ihre Politik liegt da sicher nicht vor. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wenn Sie glauben eine Generation gegen die andere ausspielen zu müssen, dann sage ich Ihnen: Da spielen wir nicht mit, da spielen wir Grüne nicht mit, Herr Klubob­mann Molterer! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin ja froh, dass der Sozialminister heute bei der Debatte, wenn auch etwas laut, das Wort erhoben hat. Wo waren Sie, Herr Sozialminister, in den letzten Wochen in dieser ganzen Causa? (Abg. Großruck: Nicht zurückblicken, nach vorne schauen!)

Ich hätte mir einen Sozialminister gewünscht, der im Interesse der Betroffenen und im Interesse sozialer Gerechtigkeit das Wort erhoben hätte. Wenn der Sozialminister heute sagt, er sei froh darüber, dass die Landeshauptmänner von Kärnten und Salz­burg schnell gehandelt haben, so frage ich: Was wirft das für ein Licht auf den Sozial­minister und auf die Politik dieser Bundesregierung, die nicht dazu imstande ist? (Bei­fall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wissen Sie eigentlich, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungs­fraktionen, was Sie da von sich geben? – Nein! (Ruf bei der SPÖ: Denn sie wissen


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nicht, was sie tun!) Herr Sozialminister, persönlich sind Sie ein sympathischer Mensch, kann ich nur betonen (Abg. Großruck – in Richtung von Bundesminister Mag. Haupt –: Meine Stimme haben Sie das nächste Mal!), aber politisch sind Sie der sozialpolitische Pleiteminister der letzten Jahrzehnte. Ambulanzgebühren (Abg. Dr. Gusenbauer: Un­fallrenten!), Unfallrenten, jetzt diese Sache mit den Pensionen, Herr Sozialminister (Rufe bei der SPÖ: Pfusch! Pfusch!), all das war nur ein Versagen, das von Ihnen, aber auch von der gesamten Bundesregierung zu verantworten ist. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Uns, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es zu wenig an Erklärung, dass Sie jetzt sagen: Wir reparieren ohnehin etwas. – Das ganze Unternehmen Pensionskür­zung 2004/2005 war eine gut vorbereitete generalstabsmäßige Aktion. Im letzten Mo­ment hat aber einige, vor allem jene in den wahlkämpfenden Bundesländern, der Mut verlassen. So schaut die Realität aus! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie wissen ganz genau, was Sie gemacht haben. Sie wollen in der Sozialpolitik die Menschen in diesem Land zu Bittstellern, zu Almosenempfängern machen. Die Sozial­politik, die Sie betreiben, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die einer Kloster­suppenmentalität! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Und das, was jetzt in Salzburg und in Kärnten passiert – da stellen sich Landesfürsten hin und zahlen den betreffenden Personen diese 10 oder 20 € persönlich aus und sagen, ich, ich Landeshauptmann, gebe euch das Geld –, ist ja furchtbar und Ekel erregend! Das sage ich Ihnen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Machen Sie aus den Menschen, die Beiträge geleistet haben, die Ordentliches ge­leistet haben, wie viele andere, wie viele Jüngere auch, bitte keine Bittsteller! (Abg. Mag. Molterer: Dann stimmen Sie unserem Antrag zu!) Das ist wirklich furchtbar! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wollen die Sozialpolitik in Österreich nicht zu einer Almosenpolitik umgestalten lassen. Was tun Sie? – Beispiel Pflegegeld: keine Erhöhung. Wer zu wenig hat, kann zum Unterstützungsfonds gehen. Beispiel Unfall­renten: eine saftige Steuererhöhung. Das war Ihre Politik. Sie sagen: Oh je, da hat es einige zu viel erwischt. Die können ja zum Unterstützungsfonds gehen und sich dort anstellen. Beispiel Pensionskürzungen: Das, was Sie Pensionssicherungsreform 2003 nennen, läuft so ab: Ja, wir wissen, da erwischt es einige. Die können ja zum Pen­sionshärteausgleichsfonds gehen.

Herr Sozialminister, wissen Sie eigentlich, wie viele Härtefonds Sie in der letzten Jah­ren zu verantworten haben? Wissen Sie, wie viele Fonds, Härtefonds, Ausgleichfonds, es allein in Ihrem Ressortbereich gibt? – Es sind fast 40! 40 Härtefonds! (Abg. Dr. Kräuter: Wahnsinn!) Und der Sozialminister kann hier nicht einmal in der Anfrage­beantwortung alle einigermaßen erschöpfend aufzählen.

Aber das ist noch nicht das Problem. Die Leute haben nicht nur den Schaden, sondern auch den Spott. Wenn Sie hier sagen: Weniger Steuern, mehr Geld zum Leben!, aber die Leute müssen das mit ihren Pensionszahlungen vergleichen, dann hört sich der Spaß wirklich auf. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Klubobmann Molterer! Da geht es nicht nur um die Personen, die zwischen 660 und 780 € Pension beziehen. Wir Grüne treten dafür ein, dass alle in diesem Bereich der ASVG-Pensionen umfasst sind. Die maxi­male ASVG-Pension, Herr Stummvoll, ist 2 400 € brutto. Wissen Sie, was das netto ist? – Das ist keine üppige Pension, die kann man auch nicht leicht bekommen. Das sind 1 800 € netto, wenn es gut geht. Das ist die höchste Pension, die man nach dem ASVG erhalten kann.


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Wir treten nicht nur für diese ein, sondern auch für jene mit einer Pension von 500, 600 €. Wir haben auch einen Antrag dazu vorbereitet. Auch die anderen haben es sich verdient, dass sie nicht abgespeist werden.

Wenn seit 2001 – und ich könnte es Ihnen vorlesen – die Pensionen in diesem Bereich im Durchschnitt um insgesamt ein Prozent bis 2004 erhöht worden sind, um nicht ein­mal ein Prozent, so ist das eindeutig zu wenig. Zu wenig! Das ist Klostersuppenmenta­lität. Meine Damen und Herren! Gehen Sie ins Kloster, kommen Sie zur Besinnung, aber speisen Sie die Leute nicht mit einem Bettel ab! (Lebhafter Beifall bei den Grünen und Beifall bei der SPÖ.)

16.11

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nunmehr Frau Bundesminis­terin für Gesundheit und Frauen Rauch-Kallat. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte.

 


16.11

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat: Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Die im Budgetbegleitgesetz beschlossene moderate Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten von 0,5 Prozent und der Haushalts- und Freizeitunfallbeitrag von 0,1 Prozent wurden eingeführt, um ein immer teurer werdendes Gesundheitssystem langfristig abzu­sichern. Diese Maßnahmen, die bereits im gemeinsam erarbeiteten Begutachtungs­entwurf des Sozialministeriums enthalten waren, wurden auch mit den Stimmen der Regierungsmehrheit in diesem Haus im Juni 2003 beschlossen.

Warum haben wir das getan, meine Damen und Herren? Worum geht es der Bundes­regierung dabei? – Kurz zusammengefasst: Es geht um mehr Beitragsgerechtigkeit innerhalb des Sozialsystems. Arbeiter und Angestellte machen im Sozialsystem rund 48 Prozent der Versicherten aus, es werden aber für sie von ihnen selbst und den Arbeitgebern rund 55 Prozent der Beiträge einbezahlt.

Beamte machen rund 5 Prozent der Versicherten aus, sie zahlen 8 Prozent der Bei­träge ein. Gewerbetreibende machen 4,4 Prozent aus und zahlen 5 Prozent des Bei­tragsaufkommens.

Im Vergleich dazu: Pensionisten und Pensionistinnen stellen rund 34 Prozent der Ver­sicherten. (Abg. Silhavy: Was zahlen denn die Bauern?) – Die Bauern gehören zu den Ärmsten in diesem Land, insbesondere was ihr Einkommen anbelangt. Daher werden sie zu Recht im Sozialsystem unterstützt und auch durch ihre Beiträge, die sie selbst leisten. Sie haben außerdem einen sehr hohen Selbstbehalt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Grillitsch – in Richtung SPÖ –: Klassenkampf pur!)

Im Vergleich dazu stellen die Pensionisten und Pensionistinnen rund 34 Prozent der Versicherten, bringen aber nur 25 Prozent des Beitragsaufkommens auf. Durch die moderate Anhebung dieser Krankenversicherungsbeiträge tragen die Pensionisten genau 153 Millionen € zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei.

Durch die im gleichen Gesetz beschlossene Angleichung von Beiträgen von Arbeitern und Angestellten werden die Beiträge für Arbeiter um 0,3 Prozent gesenkt, jene für Angestellte um 0,4 Prozent erhöht. Auch da gibt es diese 0,1 Prozent für Freizeit- und Haushaltsunfallversicherung. Somit trägt diese Gruppe insgesamt 158 Millionen € zum System bei – Geld, meine Damen und Herren, das die Krankenkassen dringend brauchen, um das gute Gesundheitssystem auch langfristig abzusichern.

Es geht daher, Herr Abgeordneter Gusenbauer, nicht um das Schröpfen der Pensio­nistInnen, sondern um die Erhaltung und Sicherung eines qualitativ hochwertigen Ge­sundheitssystems für alle – für Kinder ebenso wie für alte Menschen, für chronisch


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kranke Menschen und für behinderte Menschen! (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Diese Zahlen zeigen, dass die Regierung keineswegs die PensionistInnen einseitig zur Kasse bittet, sondern – ganz im Gegenteil! – die Finanzierungslasten im Sinne des Solidargedankens in gerechter Weise verteilt. Das Solidarsystem wird daher nicht in Frage gestellt, im Gegenteil: Uns geht es darum, das Solidarsystem langfristig zu sichern, und darum, dass vor allem der soziale Friede gewährleistet ist und der Gene­rationenvertrag auch weiterhin eingehalten wird, damit auch die Jungen, Herr Kollege Öllinger, in Zukunft Vertrauen in das Solidarsystem haben können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Dass die Sicherheit unseres Gesundheitssystems nicht ohne weiteres für immer gegeben ist, wird durch folgende Graphik deutlich, die ganz klar zeigt, wie rasant die Gesundheitskosten ab dem 60. Lebensjahr ansteigen und in die Höhe schnellen. (Die Rednerin hält eine Graphik mit Säulendiagrammen in die Höhe.)

Warum ist das so? Was sind die Gründe für diese Kostensteigerungen, meine Damen und Herren? – Heute werden Gesundheitsleistungen erbracht, die es vor 20 oder 30 Jahren noch gar nicht gegeben hat, die jedoch enorm teuer sind und trotzdem der gesamten österreichischen Bevölkerung zur Verfügung stehen, unabhängig von ihrem Einkommen und unabhängig von ihrem Alter. Das soll auch in Zukunft so bleiben. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ein künstliches Hüftgelenk kostet beispielsweise 3 700 € an reinen Operationskosten, ein neues Kniegelenk 5 200 €, ein Einfach-Bypass zirka 4 800 €. In diesen Kosten sind die Kosten für den Krankenhausaufenthalt – durchschnittlich 7 000 € für rund 14 Ta­ge – nicht inkludiert, die Rehabilitationskosten und die Kosten für Medikamente sind ebenfalls nicht inkludiert. Nutznießerinnen und Nutznießer (Ruf bei der SPÖ: Barten­stein!) sind insbesondere ältere Menschen in unserem Land. Und das ist gut so, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Damit das auch weiterhin finanziert werden kann, ist es unsere Aufgabe, das Gesund­heitssystem abzusichern. Ein kurzer Größenvergleich: Die KV-Beiträge bei einer Bruttopension von 1 000 € betragen monatlich 43,50 €, das sind jährlich 609 €. Jede der vorhin genannten Operationen kostet inklusive Krankenhausaufenthalt, Rehabilita­tion und Medikamenten rund 12 000 €. (Abg. Öllinger: 1 000 € pro ...!) Das sind 20 Jahresbeiträge eines durchschnittlichen Pensionisten. Von der SPÖ würde ich mir daher mehr gesundheitsökonomischen Hausverstand wünschen (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), anstatt dass sie die ältere Bevölkerung mit Halbwahrheiten verunsichert, insbesondere da es immer die SPÖ war, die die Probleme der Kranken­kassen mit Beitragserhöhungen lösen wollte.

Es war diese Regierung, die die Ausgleichszulagenrichtsätze erhöht hat, den Einzel­richtsatz um 10 €, und zwar von 643 € im Jahr 2003 auf 653 € jetzt, und den Familien­richtsatz von 1 000 € auf 1 050 €, also um 50 €. (Abg. Öllinger: Na, na! Die Netto­beträge!) Die Erhöhungen der KV-Beiträge wirken sich für Ausgleichszulagenbezieher überhaupt nicht aus, meine Damen und Herren.

Im Vergleich dazu zahlen die deutschen Pensionistinnen und Pensionisten mehr als 7 Prozent KV-Beiträge. Als „Dank“ dafür hat die deutsche rot-grüne Bundesregierung eine Gesundheitsreform beschlossen, die massive Leistungskürzungen bringt, auch für die Pensionisten. So werden die Kosten für Brillen und Fahrtkosten bei ambulanten Behandlungen in Zukunft nur mehr in besonderen Ausnahmefällen übernommen. (Zwi­schenruf der Abg. Silhavy.) Der Zahnersatz wird aus dem Leistungskatalog gestrichen. Das Entbindungs- und das Sterbegeld entfallen zur Gänze. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.) Das Krankengeld müssen sich die ArbeitnehmerInnen in Zukunft


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selber finanzieren. (Abg. Scheibner: Das ist „sehr“ sozial!) Und zu all dem kommt noch eine allgemeine Praxisgebühr von 10 € pro Quartal.

Angesichts einer solchen sozialistischen Gesundheitspolitik muss ich sagen, meine Damen und Herren: Der Vergleich macht Sie sicher. In Österreich werden wir so etwas nicht zulassen – auch in Zukunft nicht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist als Nächste Frau Abgeordnete Bures. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.20

Abgeordnete Doris Bures (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Bundesministerin Rauch-Kallat, ich finde es eigentlich unerträglich, dass Sie den Pensionisten und Pensionistinnen in Österreich hier die Gesundheitskosten vorhalten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist doch kein Vorhalten!) Ich finde es auch unerträglich, dass Sie hier eine Logik verfolgen, so nach dem Motto: Pensionisten brauchen öfter einen Arzt, daher sollen sie mehr zahlen! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie können nicht sachlich argumentieren, daher verstehen Sie nicht, was damit gemeint ist!)

Wenn man diese Logik fortsetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, was heißt denn das dann? – Das heißt: Behinderte Menschen sollen mehr zahlen! (Abg. Dr. Par­tik-Pablé: Ihre Regierung hat den Behinderten das Geld weggenommen!) Chronisch kranke Menschen sollen mehr zahlen! – Frau Bundesministerin, genau diese Gesin­nung, die Sie hier heute vertreten haben, lehnen wir massiv ab! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Die SPÖ hat das Taschengeld der Behin­derten gekürzt! Erinnern Sie sich doch daran!)

Es hat sich gezeigt, dass es wichtig und richtig war, dass die Sozialdemokratie diesen sozialpolitischen Skandal aufgedeckt hat, dass wir Ihre tristen Pensionskürzungsmo­delle in der Öffentlichkeit thematisiert und auch diese heutige Sondersitzung verlangt haben.

Herr Klubobmann Scheibner, ich kann Ihnen sagen: Den Pensionistinnen und Pensio­nisten in Österreich ist es noch nie so schlecht gegangen wie in den letzten drei Jah­ren! Es gab 1,8 Milliarden € an Mehrbelastungen für die Pensionisten. (Abg. Scheib­ner: Sagen Sie, dass in Wien die Tarife bei den Verkehrsbetrieben, die Gebühren für Strom, Gas und Wasser erhöht wurden! Sie kassieren in Wien!)

Sagen Sie auch, dass es 1996 und 1998 eine Pensionserhöhung über der Inflations­rate gab! Dies wurde aber in der Zeit von 2000 bis 2003 den Menschen wieder abge­zogen, dazu haben Sie Übergenuss gesagt. – Das ist die Realität, Herr Klubobmann Scheibner! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Empörung, die zu Recht durch ganz Österreich geht, hat meiner Meinung nach drei Gründe:

Der erste Grund ist der, dass Sie den PensionistInnen sehr viel versprochen, davon aber auch schon gar nichts gehalten haben.

Der zweite Grund ist der, dass Sie damit den besten Beweis dafür geliefert haben, dass Ihnen die Lebenssituation der älteren Menschen völlig egal ist, dass Sie davon keine Ahnung haben. Das Traurige daran ist aber: Sie wollen auch gar keine Ahnung davon haben!

Der dritte Grund ist der, dass Sie bei den PensionistInnen sparen, dass Ihnen aber bei sich selbst nichts zu teuer sein kann, da sind Sie großzügig.


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Ein Beispiel: 33 Millionen € für Eigenwerbung! Auch das, was Sie heute in einem Ent­schließungsantrag einbringen, enthält wieder Millionen für Eigenwerbung, für diesen Pensionsmurks, den Sie zu verantworten haben. Da spielt Geld keine Rolle, und des­halb gibt es diese Empörung in Österreich! (Beifall bei der SPÖ.)

Während Sie für die Pensionisten nichts übrig haben, gibt es aber genug Geld des Steuerzahlers, ja einen Geldregen für Grasser-Freunde. Da spielt Geld keine Rolle, aber bei den Pensionisten sind Sie kleinlich!

Herr Klubobmann Scheibner! Wir haben die Steuerreform abgelehnt, und zwar des­halb, weil die meisten Menschen davon nichts haben werden. (Abg. Scheibner: Na geh, wohin geht dann die Milliarde? Das ist doch nicht wahr!) Die meisten Menschen – Klein- und Mittelbetriebe und Arbeitnehmer – gehen leer aus. Wer nicht leer ausgeht, das sind Leute auf der Regierungsbank. Kollege Bartenstein und auch Nationalrats­präsident Prinzhorn können sich Jahr für Jahr über 3,6 Millionen € insgesamt freuen. Deshalb haben wir zu Recht diese Steuerreform abgelehnt, Herr Klubobmann Scheib­ner! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Über eine Milliarde € wollen Sie nicht den Steuerzahlern geben!)

Wissen Sie, das Verwerfliche ist Folgendes: Auf der einen Seite Pensionskürzungen, auf der anderen Seite großzügig bei sich selbst. Das ist bei den großen Summen so, aber das ist auch bei Ihrem alltäglichen Regierungsleben der Fall: Ein Dienstauto für den Herrn Bundeskanzler darf 68 904 € kosten. Die Schön-Fotos für die Frau Außen­ministerin dürfen 426 000 € kosten. Selbst ein Weihnachtsbäumchen für den Herrn Vizekanzler darf 1 666 € kosten. – Da spielt Geld keine Rolle, aber für die Pensionis­ten in Österreich haben Sie nichts übrig! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Lauter Unsinn, was Sie da sagen! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Haarsträubend!)

Diese Vorgangsweise gegenüber den österreichischen Pensionisten zeigt, dass Sie eine völlig lebensferne Politik machen, dass Sie nicht wissen, wie die Menschen in Österreich leben. Für viele, wie heute in Interviews zu hören war, ist ein Ei Luxus, und ein Interviewter sagte: Am Ende des Monats kann ich mir oft Brot nicht leisten!

Aber die ungeheuerlichste Entgleisung hat sich der Sozialsprecher der ÖVP geleistet, und ich fordere ihn auf, sich dafür zu entschuldigen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Eine ungeheuerliche Entgleisung ist schon Ihre Rede!) Er hat gesagt, es gebe nur eine Alternative zu den Krankenversicherungsbeitragserhöhungen, die die Frau Ministerin verteidigt hat (Abg. Scheibner: Ich erinnere Sie an die Auslagen für das Golfspielen! Können Sie sich noch daran erinnern!), und zwar wäre die einzige Alternative für den älteren Menschen – ich zitiere jetzt – „die Entsorgung Älterer faktisch auf Euthanasie­wegen“. 

Das ist beschämend und zutiefst abzulehnen! (Pfui-Rufe bei der SPÖ. – Heftige Ge­genrufe bei der ÖVP.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Schlusssatz, Frau Kollegin!

 


Abgeordnete Doris Bures (fortsetzend): Wir lehnen diese menschenverachtende Politik ab! Wir lehnen ebenso diese vordemokratische Almosenpolitik ab! Wir fordern faire Pensionen für die Menschen in unserem Land, die haben sich das verdient! (Bei­fall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.26

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Tancsits. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 



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48. Sitzung / Seite 40

16.26

Abgeordneter Mag. Walter Tancsits (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! (Abg. Dr. Gusenbauer: Entschuldigen Sie sich!) Ich halte das Thema Pensionen und Krankenversicherung für zu ernst, um es in diesem Hickhack, wie es meine Vorrednerin vorgeführt hat, weiter­zuführen, und ich möchte daher zu den Fakten zurückkommen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Entschuldigen Sie sich!)

Im Jahre 2003 wurde zusätzlich zur Nettoanpassung ein Wertausgleich bei den Pen­sionen zur Abgeltung der Inflation durchgeführt. Durch den Wegfall dieses Wertaus­gleichs im heurigen Jahr, der deshalb erfolgte, weil es eine reale Erhöhung, die auch weiterhin als Sockel dient, gibt, und durch die Erhöhung des Krankenversicherungsbei­trags wird es bei einigen Pensionen zu geringen Einschränkungen, die im untersten Bereich natürlich Auswirkungen haben, kommen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Das ist unwürdig, was hier abläuft: Er findet kein Wort der Entschuldigung!) Daher haben die Regierungsparteien heute einen Initiativantrag, welchen der Herr Bundesminister für Soziales bereits vorgestellt hat, eingebracht, aufgrund dessen bei allen Pensionen bis zu 780 € ein Ausgleich dieses Entfalls durchgeführt werden wird. Das ist ein Faktum, und das bitte ich Sie zur Kenntnis zu nehmen!

Auch wenn Sie das als Skandal, als Raub bezeichnen, so bleibt das doch ein Faktum. (Abg. Gradwohl: ..., dafür sollten Sie sich schämen! – Weitere heftige Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wenn es Ihnen Spaß macht, dann tun Sie das, aber beunruhigen Sie nicht die alte Generation in diesem Land! Die haben einen solchen Umgang nicht ver­dient! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Posch: Wie hältst du es mit der Euthanasie, Tancsits?)

Die Seniorinnen und Senioren haben es auch nicht verdient, dass auf ihrem Rücken ein Generationskonflikt ausgetragen wird. (Abg. Dr. Gusenbauer: Entschuldigen Sie sich bei den Pensionisten!) Wir haben ein Pensionssystem, bei welchem die Seniorin­nen und Senioren am Wertzuwachs, am Wohlstandszuwachs teilnehmen können, und unsere Maßnahmen dienen zur Erhaltung dieses Pensionssystems. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich auch zum Krankenversicherungsbeitrag ein Wort sagen (Zwischenrufe bei der SPÖ): Am 4. Oktober 2003 haben Sie, Herr Gusenbauer – ich hätte Sie schon nicht vergessen –, neben der Pensionistensteuer von 10 Prozent auch noch eine allgemeine Erhöhung des Krankenversicherungsbeitra­ges verlangt. (Abg. Dr. Gusenbauer: Bleiben Sie bei der Wahrheit!) Wir gehen einen anderen Weg – einen Weg der Solidarität, wo die durchschnittliche Leistung gleich hoch bleibt, und zwar Beiträge von 7,3 Prozent. (Abg. Dr. Gusenbauer: Was ist mit der Euthanasie? Entschuldigen Sie sich!) Dass für den Arbeiter der Beitrag gesunken ist, das ist der ehemaligen Arbeiterpartei SPÖ gar nicht aufgefallen (Abg. Dipl.-Ing. Kum­merer: 0,05 Prozent!), und für die Pensionisten beträgt der Beitrag in diesem Jahr 4,25 Prozent und nächstes Jahr 4,75 Prozent, also zwei Drittel des normalen Kranken­versicherungsbeitrages. Ich denke, dass das eine ungeheure Solidarleistung der arbei­tenden und erwerbstätigen Generation in diesem Land ist, und ich möchte nicht anste­hen – und ich glaube, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist –, den Erwerbstätigen dafür danke zu sagen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusen­bauer: Wann entschuldigen Sie sich endlich?)

Die zweite, aber viel wichtigere Solidarleistung in unserem System ist, dass der Zu­gang zum Krankenversicherungssystem unabhängig von Alter und Einkommen für alle gleich und auch gewahrt ist. Da heißt es nicht so wie in England oder in Deutschland oder in Holland oder in Belgien: Wir können ihr keinen Herzschrittmacher geben! Wir können ihr keine neue Hüfte geben! Es gibt keine Dialyse mehr!


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Spitzenmedizin muss für alle gleich zugänglich bleiben! Das sind unsere Überlegun­gen beim Krankenversicherungssystem! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Diese Solidarleistungen, die etwa im Leitartikel des „FORMAT“ so beschrieben wer­den – ich zitiere –: „Anderswo wird für Alte der Zugang zur Spitzenmedizin beschränkt, bei uns müssen sie ein paar Euro mehr zahlen. Wo bleibt der ‚Raub’?“, also diese Sozialleistungen und Solidarleistungen erfolgen vor dem Hintergrund eines Altersvor­sorgesystems, das den materiellen Anschluss der älteren Generation erhält, wo die Ärmsten, die Menschen mit den kleinsten Pensionen durch die Ausgleichszulage abge­sichert werden und wo ab nächstem Jahr der Großteil der Pensionisten entsteuert sein wird. Ich glaube, auf diesen Weg können wir stolz sein! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Gusenbauer: Unerhört, dass sich der Tancsits für „Euthana­sie“ nicht entschuldigt hat!)

16.31

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dolinschek. Redezeit: 5 Minuten. – Herr Kollege, Sie sind am Wort. (Abg. Dolinschek begibt sich mit einer Tafel, die die Aufschrift „FPÖ – Soziale Kompetenz. Gerechte Lösung“ trägt, zum Rednerpult und stellt diese dort auf.)

 


16.31

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (Freiheitliche): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Frau Kollegin Bures hat gesagt, es sei unerträglich, was diese Regierung hier aufführt (Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen), ich hingegen sage: Es ist uner­träglich, wenn die SPÖ verlangt, generell alle Pensionen um 0,8 Prozent zu erhöhen. Das ist unerträglich!

Wissen Sie, warum? – Weil dann jemand mit 10 000 € Pension, wie zum Beispiel der Herr Blecha, 80 € Erhöhung erhalten würde und jemand, der nur 500 € Pension hat, nur 4 €. Das ist weniger als das, was jetzt ausgeglichen wird. (Beifall bei den Freiheit­lichen und der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Die SPÖ geht her und inseriert auch noch in den Kärntner Tageszeitungen diese 0,8 Prozent. Wir können auf diese Werbung verzichten (der Redner hält eine Zeitung mit dem erwähnten Inserat in die Höhe), wo Sie Kollegin­nen und Kollegen von meiner Fraktion und von der ÖVP namentlich anführen. Sie könnten sich die Kosten dafür ersparen und, anstatt dieses Inserat zu schalten, den Beziehern von Kleinstpensionen diese Gelder zukommen lassen. Dann hätten Sie mehr erreicht als mit diesem Inserat, geschätzte Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das ist nichts anderes als ein Riesenschmäh, von dem nur die Reichen profitieren und nicht die Bedürftigen. Besser wäre es gewesen, den Vorschlag einzubringen, den Kleinstpensionisten mehr zu geben, wie es jetzt diese Regierung beziehungsweise die Regierungskoalition tut. (Zwischenruf des Abg. Gradwohl.)

Bei der Harmonisierung, Herr Kollege von der SPÖ, hat die SPÖ immer wieder einen Solidarbeitrag von jenen eingefordert, die eine Pension erhalten, die über der ASVG-Höchstpension liegt. In diesem Ihrem Vorschlag (der Redner hält neuerlich eine Zei­tung mit dem genannten Inserat in die Höhe) sehe ich davon überhaupt nichts mehr. (Abg. Dr. Gusenbauer: Können Sie nicht lesen? Lesen Sie!)

Herr Klubobmann Gusenbauer, hier steht: 0,8 Prozent auf alle Pensionen! Ich betone: auf alle Pensionen 0,8 Prozent, nicht nur für manche Pensionisten!  (Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk, die nach vorne gekommen ist und sich neben die erste Bankreihe gestellt hat.)


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So haben Sie das inseriert, geschätzte Damen und Herren! Man muss immer bei der Wahrheit bleiben und soll nicht zum Schluss einen Schwenk machen! Aber Sie können hinterher ... (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frau Abgeordnete Trunk, Sie machen ständig Zwi­schenrufe aus der ersten Reihe. Es steht Ihnen frei, Zwischenrufe zu machen, aber von Ihrem Platz aus. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Am Wort ist der Redner. – Bitte.

 


Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (fortsetzend): Meine Damen und Herren! Es ist richtig, dass die Bezieher von Kleinstpensionen bis zu 780 € im Monat auf Grund der Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge – der Tarif beträgt zwei Drittel des Kran­kenversicherungsbeitrages, den Erwerbstätige bezahlen – netto weniger bekommen. Das darf nicht sein, diesen muss daher geholfen werden. Es darf nicht sein, dass dieser Personenkreis 2004 netto weniger herausbekommt als 2003. Da ist Handlungs­bedarf gegeben.

Der Herr Landeshauptmann von Kärnten, den Herr Cap als „Gaukler“ herabwürdigt, hat sofort erkannt, wo Handlungsbedarf gegeben ist, und er hat sofort und schnell und unbürokratisch gehandelt (Beifall bei den Freiheitlichen – Die Abgeordneten Gradwohl und Brosz: Lei, lei!) und in Kärnten binnen zwei Tagen den Pensionisten mit bis zu 780 € Monatspension den Nettoverlust sofort ausgeglichen. Diese Aktion läuft noch weiter. In diesem Fall handelte der Kärntner Landeshauptmann wieder einmal vorbild­lich. Er hat damit seine soziale Kompetenz unter Beweis gestellt. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Jetzt wird, sehr geehrte Damen und Herren, der Verlust von Teilen der Pension umgehend repariert. Wer nicht imstande ist, einen Fehler einzugestehen und diesen umgehend zu reparieren, begeht einen doppelten, geschätzte Damen und Herren. Die FPÖ als Vertreterin der kleinen Pensionisten hat jetzt gemeinsam mit dem Koalitions­partner, der ÖVP, eine Lösung vorbereitet, und gemäß dieser wird es jetzt für Pensio­nisten eine Ausgleichszahlung geben, und zu diesem Zweck bringen wir einen Ent­schließungsantrag ein.

Es gibt auch einen Initiativantrag, der besagt, dass Bezieher von niedrigen Pensionen bis zu 780 € österreichweit einheitlich zu behandeln sein werden. Der Verlust wird bis zum 1. Juli 2004 in einer einmaligen Zuwendung ausgeglichen.

Ich bringe jetzt folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Mag. Tancsits, Dolinschek und Kollegen betreffend soziale Abfederung für Kleinpensionisten

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die zuständigen Bundesminister werden ersucht, die Pensionistinnen und Pensionisten über die getroffenen Ausgleichsmaßnahmen für die Bezieher niedriger Pensionen möglichst rasch umfassend zu informieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass nach Beschlussfassung des heute eingebrachten Initiativantrages der Regierungspartei die in diesem Initiativantrag vorgesehene Einmalzahlung für das Jahr 2004 möglichst rasch ausbezahlt wird.

*****


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Geschätzte Damen und Herren von den Grünen und von der SPÖ! Wenn Sie an einer Lösung für die Kleinstpensionisten interessiert sind, dann stimmen Sie diesem Antrag auch zu! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

16.36

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Der von Herrn Abgeordnetem Dolinschek vorgetragene Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner, Mag. Tancsits, Dolinschek und Kollegen betreffend soziale Abfederung für Kleinpensionisten ist hin­reichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag Molterer, Scheibner, Mag. Tancsits, Dolinschek und Kollegen betreffend soziale Abfederung für Kleinpensionisten

Die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ haben heute einen Initiativantrag eingebracht, der sich zum Ziel gesetzt hat, Bezieher von niedrigen Pensionen bis zu 780 € öster­reichweit einheitlich zu behandeln. Mit diesem Initiativantrag werden die Sozialversi­cherungsträger ermächtigt, im Rahmen ihrer jeweiligen Unterstützungsfonds unverzüg­lich – spätestens bis 1.6.2004 – eine einmalige außerordentliche Zuwendung in der Höhe des 14fachen von 0,6 % der jeweiligen Bruttopension zu gewähren. Für die Bezieher von Beamtenpensionen wird eine gleichartige Behandlung im Erlaßwege durchgeführt werden.

Von dieser Maßnahmen für die Bezieher niedriger Pensionen werden rund 530 000 Personen profitieren, wobei die Mehrkosten für das Budget 2004 sich auf rund 20 Mio. € belaufen werden.

Um eine rasche Umsetzung des Initiativantrages nach seiner Beschlussfassung zu ermöglichen, stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die zuständigen Bundesminister werden ersucht, die Pensionistinnen und Pensionisten über die getroffenen Ausgleichsmaßnahmen für die Bezieher niedriger Pensionen möglichst rasch umfassend zu informieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass nach Beschlussfassung des heute eingebrachten Initiativantrages der Regierungsparteien die in diesem Initiativantrag vorgesehene Einmalzahlung für das Jahr 2004 möglichst rasch ausbezahlt wird.

*****

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig. Redezeit: 5 Minuten. Für alle weiteren Redner in der Fernsehzeit be­grenze ich die Redezeit auf 4 Minuten.

Frau Kollegin, Sie sind am Wort.

 


16.37

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Herr Kollege Dolinschek, manchmal


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zweifle ich wirklich daran, dass Sie eins und eins zusammenzählen können. Wirklich! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Darf ich Ihnen noch einmal die nüchternen Zahlen vor Augen führen: 83 Prozent aller ASVG-PensionistInnen sind von diesen Nettokürzungen betroffen. Wirksam geworden ist das mit 1. Jänner dieses Jahres. Beschlossen worden ist es mit Juni 2003. Das war nicht ein in irgendeiner Form aufgetretenes Problem oder ein zufälliges Ereignis, nein, dieses Problem hat einen Namen, nämlich die Abstimmungsmehrheit von ÖVP- und FPÖ-Mandataren hier in diesem Hohen Haus. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Herr Kollege Scheuch, man konnte das auch nachlesen, das stand nämlich in den so genannten Erläuternden Bemerkungen zum Budgetbegleitgesetz. Dort konnte man auch die Zahlen nachlesen. Es sind genau 210 Millionen € durch die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge und 97 Millionen € durch die Freizeitunfallversicherung. So zu tun, als ob das jetzt irgendwie eine überraschende Erkenntnis wäre, zu welcher der Kärntner Landeshauptmann jetzt mitten im Wahlkampf gelangt ist, und das als gelungene Aktion zu bezeichnen, dazu würde man auf gut Kärntnerisch sagen: Das ist ein „schöner Blitzgneißer“, Ihr Landeshauptmann! (Beifall und Heiterkeit bei den Grü­nen und der SPÖ.)

Zu der raschen und wirksamen Reaktion, wie Sie es vorhin bezeichnet haben, auf die­ses plötzlich aufgetretene Problem, das schlagend geworden ist, nämlich dass mitten im Wahlkampf auf einmal sehr viele Pensionistinnen und Pensionisten diese Kürzun­gen spüren, möchte ich Folgendes sagen: Daraus kann man zwei unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen.

Die erste Schlussfolgerung ist: Die FPÖ-Fraktion ist komplett inkompetent. Es herrscht bei ihr das absolute Chaos. Sie, meine Damen und Herren von der FPÖ, haben keine Ahnung, welche Gesetze Sie beschließen, und Sie sind sogar unfähig, die Erläutern­den Bemerkungen dazu zu lesen, die die Experten in den Ministerien dazu vorlegen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Öllinger: Stimmt!)

Die Begründung für diese These ist – es gibt einige Motive, man kann einige Hinweise finden, dass diese These stimmt –, dass der Vizekanzler sagt – ich zitiere –: „Ich be­dauere sehr, dass durch die notwendige Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge jetzt offensichtlich einige“ – er sagt: einige! – „Pensionisten in eine Negativentwicklung geraten sind.“ – Negativentwicklung“ ist eine „nette“ Beschreibung für Kürzungen.

Gorbach meint weiter: „Da muss auch der Seniorenbeirat und der Pensionsbeirat schlecht aufgepasst haben, als man diese Dinge diskutiert hat, ...“

Auf die Frage, ob da irgendwer dafür verantwortlich ist, ob das der Regierung passiert sei, meinte der Vizekanzler: „Es gibt Verantwortliche, das sind Experten.“ (Heiterkeit bei den Grünen.)

Ich muss Ihnen wirklich sagen: die blanke Inkompetenz! Das ist die eine Erklärung. Und was bedauerlich ist: Sowohl bei der Pensionsreform als auch bei der Steuerreform war gerade Ihr Landeshauptmann, Jörg Haider, eigentlich Chefverhandler für die FPÖ. (Abg. Scheibner: Bei der Pensionsreform nicht!)

Ich halte ihn für relativ intelligent. Ich glaube auch, dass er rechnen kann, und ich glaube auch, dass er das alles absolut durchschaut hat. Ich glaube aber auch, dass er bei der jetzigen Aktion – ältere Menschen ins Landhaus zu zitieren – diese Menschen und ihre Notsituation einfach missbraucht, schlicht und einfach missbraucht für einen Wahlkampf-Gag. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Scheibner: Jetzt hören’S aber langsam auf, Frau Kollegin!)


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Ich weiß nicht: Entweder glauben Sie, die Menschen können nicht rechnen, oder Sie verkaufen sie für dumm. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Es gibt meines Erachtens noch eine zweite Variante für die Erklärung Ihres Verhaltens, und die ist politisch ein bisschen brisanter. Wenn man sich die Sozialpolitik von Schwarz-Blau während der letzten vier Jahre vor Augen führt, sieht man, diese Politik verfolgt eine bestimmte Linie, sie hat eine bestimmte Kontur. Seit 2000 kann man das sehr gut nachvollziehen. Sie haben sehr viele Massensteuern erhöht, Sie haben die Energiesteuern erhöht, Sie haben Gebühren erhöht (Widerspruch bei der ÖVP und den Freiheitlichen), und die wirken – das ist eine ganz einfache Rechnung – überproportio­nal stark bei denjenigen, die geringe Einkommen haben. Ganz logisch! Es wurden die Massensteuern erhöht, und das zieht sich durch seit 2000. (Abg. Scheibner: Sie waren doch immer für die Erhöhung der Energiesteuer! – Abg. Dr. Partik-Pablé: So werden Sie im Kärntner Wahlkampf nicht reüssieren! So nicht!)

Auch mit dieser Steuerreform haben Sie genau die Bezieher von kleinsten Einkommen und die PensionistInnen nicht entlastet, obwohl Sie ein gewaltiges Volumen – 2,5 Mil­liarden, insgesamt 3 Milliarden € – bewegt haben. – Diese Politik hat offensichtlich Me­thode: Sozialpolitik, ein gewisser Verteilungsfaktor, ein gewisser Gerechtigkeitsfaktor, das alles ist Ihnen kein Anliegen, es ist Ihnen völlig egal. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wenn die Kärntner Grünen niemand Besseren fin­den als Sie, werden sie weiter nicht vertreten sein im Landtag!)

Ich kann es nicht glauben, dass es alle Abgeordneten der FPÖ, dass es alle Minister und Staatssekretäre der FPÖ und dass es sogar der Kärntner Landeshauptmann die letzten vier Jahre nicht durchschaut haben, auf wessen Kosten Ihre Budgetpolitik, Ihre Steuer- und Abgabenpolitik, Ihre Steuerreformpolitik geht. Das können Sie mir nicht erklären. Ich halte Sie nicht für dumm (Abg. Scheibner: Das ist ja wenigstens etwas!), ich halte allerdings Ihre Politik für falsch, und Ihre Politik hat Methode, nämlich umver­teilen von unten nach oben. Das ist eindeutig belegt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Das rote Lämpchen auf dem Rednerpult leuchtet.)

Erlauben Sie mir noch zwei Sätze zur Kärntner Situation (Abg. Scheibner: Es ist aus! – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), weil diese Aktion wirklich men­schenunwürdig ist.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Einen Satz, Frau Kollegin!

 


Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (fortsetzend): Danke, Herr Präsident. – Das Vier­fache von dem, was Sie jetzt an die Pensionistinnen und Pensionisten ausschütten, haben Sie sich das letzte Jahr als Sonderparteienförderung im Kärntner Landtag ge­nehmigt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

16.43

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Csörgits. Rede­zeit: 4 Minuten. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.

 


16.43

Abgeordnete Renate Csörgits (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregie­rung! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schon sehr viel von Fehlern gesprochen worden; auch Herr Bundesminister Haupt hat heute von Fehlern gesprochen. Es wird nur nie dazu gesagt, wer diese Fehler macht. Es sitzen einige Vertreter dieser schwarz-blauen Bundesregierung da, die diese Fehler gemacht hat, und das muss man den Leuten ganz deutlich sagen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wenn Sie, Herr Bundesminister, von einem „Wahlkampf-Theater“ sprechen, dann möchte ich Ihnen sagen, Sie haben bis zu einem gewissen Grad Recht. Ich habe vor kurzem einen Antrag bekommen, der von den Kollegen Scheibner, Molterer und Dolin-


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schek eingebracht worden ist und der besagt, dass – und es wurde ja so großzügig in den Bundesländern Salzburg und Kärnten ausbezahlt – die Pensionsversicherungen das refundieren müssen.

Was heißt denn das? – Die zwei Landeshauptleute stellen sich her und spielen die großzügigen Männer – und zahlen müssen es die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber. So schaut es aus, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Was reden Sie denn schon wieder für einen Unsinn daher?! Das ist ja nicht normal!)

Das ist Wahlkampf-Theater – und sonst nichts!

Da hier von einem „Spielball“ gesprochen worden ist: Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Die Pensionistinnen und Pensionisten sind für uns keine Spielbälle. Sie sind Menschen, die das Recht haben, eine ordentliche Pension zu bekommen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Nein, aber für den Wahlkampf wer­den sie ständig missbraucht von Ihnen! Hören Sie auf da, das ist ja ungeheuerlich, wie Sie sich da aufspielen!)

Da oben (auf die Zuschauergalerie weisend) sitzen einige Betroffene, die dank Ihrer Politik wirklich zu Bittstellern werden in diesem Land. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Ich möchte das anhand eines Beispieles erläutern, und zwar anhand des Schicksals der Familie Emma und Karl Lang. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.) Ich weiß, das hören Sie nicht gern, aber das ist Ihre Politik. Nach vier Jah­ren Ihrer Politik müssten Sie das schon gewöhnt sein. Man kann Ihnen nicht oft genug sagen, was für eine Sauerei diese Politik ist. (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Ungeheuerlich!)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bitte, Frau Kollegin, nehmen Sie das Wort „Sauerei“ zurück! Das verletzt die Würde des Hauses.

 


Abgeordnete Renate Csörgits (fortsetzend): Ich nehme dieses Wort zurück. (Abg. Scheibner: Redet man bei Ihnen in der Sektion so, oder was?! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist ein Umgangston! – Abg. Mag. Mainoni: Wo kommen denn Sie her?!)

Ich komme zurück zum Schicksal der Familie Lang. Frau Lang war sehr erstaunt, als sie vor kurzem die versprochene Pensionserhöhung am Konto vorgefunden hat: Es sind sage und schreibe ein Euro und drei Cent. Insgesamt hat diese Frau jetzt eine Pension in der Höhe von 120,24 €. Und ich sage dazu, die Pension war sicherlich ver­gangenes Jahr noch höher.

Diese Frau ist sehr betroffen und sagt, wenn es noch weniger wäre, müsste sie betteln gehen oder sie müsste jeden Tag Sterz und Kartoffeln essen. Und diese Frau hat jahrelang gearbeitet! (Abg. Scheibner: Warum bekommt sie so wenig? Das ist ja Ihr Pensionssystem!)

Sie war 16 Jahre lang in der Landwirtschaft tätig, sie war 19 Jahre lang Raumpflegerin und hat noch dazu fünf Kinder geboren und großgezogen! Und wenn jetzt ihr Mann um 5 € Blumenerde kauft, muss sie mit ihm schimpfen, weil sie Angst hat, dass sie den Rest des Monats nicht mehr genügend Geld für Nahrung hat. So schaut es aus! (Abg. Scheibner: Das ist wirklich ungeheuerlich!)

Und das ist nicht alles. Sie haben sehr viel versprochen. Herr Bundesminister! Sie haben den Älteren versprochen, dass künftig die Teuerungen in der Pension abgegol­ten werden. Das war vor den Wahlen. Vor den Wahlen haben Sie sich alle um die Pensionisten gerissen. Nach den Wahlen schaut das natürlich alles anders aus. Vier Jahre Schwarz-Blau bedeuten Sozialabbau! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Widerspruch bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)


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Da Sie, Herr Dolinschek, vorhin gesagt haben, dass wir eine Erhöhung der Pensionen verlangen: Jawohl, das verlangen wir! Sie sagen aber nicht dazu, dass wir es nur für die ASVG-Pensionen verlangen. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Ja, so ist es! Denken, lesen, sprechen, sagt Ihr Kollege – nehmen Sie sich ein Beispiel daran! (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir fordern auch eine echte Entlastung durch eine Steuerreform mit entsprechender Negativsteuer. Und wir fordern eine rasche Harmonisierung der Pensionssysteme und vor allem die Rücknahme der so unsozialen Pensionsreform, die Sie beschlossen haben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.47

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fuhrmann. Redezeit: 4 Minuten. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.

 


16.47

Abgeordnete Silvia Fuhrmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Wenn Frau Kollegin Csörgits von Wahlkampf spricht, dann darf ich Ihnen verraten, was mich als jungen Menschen, der ich seit etwas mehr als einem Jahr im Parlament bin, wirklich schockiert: Sie sind es nämlich, die Kollegen von der SPÖ, die sich nicht scheuen, vor jeder Wahl irgendwelche unmöglichen Wahl­zuckerl zu verteilen (ironische Heiterkeit bei der SPÖ) wie die 0,8 Prozent, die Sie vor­schlagen. Ich hoffe, Sie haben sich auch durchgerechnet, was das kostet und wer das finanzieren soll. (Abg. Öllinger: Zwei Homepages!)

Es sind 280 Millionen €, und ich glaube nicht, dass „Tischlein deck’ dich, Eslein streck’ dich“ etwas ist, was Sie erfunden haben, geschweige denn erfüllen können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Also ich frage mich, wie Sie auf solche Ideen kom­men.

Ich bin als junger Mensch vor knapp einem Jahr mit Demut vor meiner Funktion und im Bewusstsein der Verantwortung, die ich trage, ins Parlament gekommen. (Ruf bei den Grünen: Halleluja!) Und ich sehe es als meine Aufgabe, die Interessen und auch Anlie­gen junger Menschen, die demographisch gesehen, wenn ich jetzt wahltaktisch denke, leider die kleinere Bevölkerungsgruppe sind, zu vertreten. Ich bin hier ins Parlament gekommen, um mich unter anderem dafür einzusetzen, dass die demographische Entwicklung politisch gesehen nicht zum Nachteil wird. Genau aus diesem Grund habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir das Pensionssystem sicher gestalten, dass wir es fairer machen, damit auch wir Jungen von unserer Zukunftssicherung noch etwas haben werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Sie sind es gewohnt, vom Staat 100 Prozent an Sozialleistungen zu erhalten. Wir Jun­gen werden das nicht mehr haben, weder im Pensionssystem noch im Gesundheits­system. Die 100 Prozent-alles-paletti-der-Staat-wird-es-schon-richten-Partie ist vorbei, und wir müssen das büßen. Und das müssen auch Sie zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wenn ich nur das Beispiel der Pensionsreform hernehme: Sie haben bis heute nicht eingesehen, dass es für uns junge Menschen nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder eine kleine staatliche Grundsicherung oder keine Pension. Das haben Sie bis heute nicht begriffen! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und wenn ich das auf das Gesundheitssystem umlege: Auch da haben Sie bis heute nicht begriffen, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder muss sich jemand ab 70 seine Hüftoperation selber zahlen, weil es aus dem System nicht mehr finanziert werden kann, oder wir werden alle solidarisch einen höheren Beitrag dazu leisten


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müssen. (Abg. Oberhaidinger: Sie sind auf dem besten Weg dazu! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.)

Auch diesmal haben wir uns für eine solidarische Variante entschieden – und nicht dafür, was Sie offenbar prophezeien: dass wir bald 70-Jährige bei Rot über die Ampel schicken werden müssen. Diese Politik können wir und werden wir nicht mittragen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Kogler: Das ist ja unerhört!)

Ich habe vorhin von der Demut und von Sich-einer-Funktion-bewusst-sein gesprochen, und ich frage Sie, Herr Dr. Gusenbauer, wie Sie es mit Ihrer Funktion vereinbaren können, ständig zu versuchen, die Jungen und die Alten, zwei Bevölkerungsgruppen, belügen zu wollen. Und ich frage ...

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Frau Kollegin, den Vorwurf der Lüge nehmen Sie bitte zurück!

 


Abgeordnete Silvia Fuhrmann (fortsetzend): Ich nehme das zurück, aber ich frage Sie, nicht nur wie Sie das mit Ihrer Funktion, sondern vielmehr als Mensch mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, wie Sie es schaffen, Ihrer Mutter, aber auch Ihrer Tochter gleichzeitig in die Augen zu blicken. Also ich könnte das nicht! Und wir werden das in der ÖVP auch gar nicht erst probieren, denn ich glaube, das ist nicht das Niveau, das das Parlament, das das Hohe Haus – es wird die Debatte ja auch im Fern­sehen übertragen – der Bevölkerung als Vorbild zeigen sollte. (Abg. Dr. Gusenbauer: Setzen Sie sich nieder! Unwürdig ist das!)

Ich muss mir von Ihnen auch nicht sagen lassen, wann ich mich niedersetzen soll und wann nicht. Das weiß ich schon allein. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.52

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


16.52

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine ge­schätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier in den Reihen! Frau Kollegin Glawischnig, Sie bringen mich immer wieder dazu, etwas zu sagen – es ist faszinierend –: Sie sprechen immer von „Ihrem“ Landeshauptmann und schauen dabei uns an. Sie selbst haben sich zwei Wochen vor Fristende nach Kärnten gemeldet. Das ist also auch Ihr Landeshauptmann – unser Landeshauptmann Dr. Jörg Haider, Frau Kollegin Glawischnig!

Und eines sage ich Ihnen auch: Sollte Wählertäuschung einen Namen bekommen, er müsste wohl Glawischnig lauten. (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Denn: Sich nach Kärnten zu melden, Wahlkampf zu machen, aber hier in Wien zu sitzen und zu polemisieren – nein, danke! Aber so sind die Grünen! So sind sie eben.

Kommen wir nun nach eineinhalb Stunden Wahlkampfpolemik zu ein paar Fakten.

Kollege Cap, Sie haben gemeint, wir kennen diese Pensionisten nicht, wir wissen nicht, wie das ist, wenn man von Butterbrot spricht und dergleichen. – Da gibt es ein paar Rote, und da fällt mir zum Beispiel Herr Landeshauptmannstellvertreter Dr. Peter Ambrozy ein, Spitzenkandidat der SPÖ. Wissen Sie, was der für einen Ruhebezug hat? – 10 500 € pro Monat! 10 500 € mal 14: 147 000 €! Und da heute auch viele ältere Damen und Herren zuschauen: Das sind über 2 Millionen Schilling im Jahr! Und da for­dern Sie noch 0,8 Prozent Erhöhung für alle! – Na bravo! Na bravo! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)


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Oder: Da gibt es diesen Pensionistensprecher, den Herrn Karl Blecha. Der macht es noch ein bisserl höher: 12 500 €. 12 500 €! Man könnte bei Ihrer Forderung, die Sie sehr plakativ in Kärnten inseriert haben – übrigens, Frau Kollegin Csörgits, Sie müssen lesen: 0,8 Prozent für alle fordern Sie! –, meinen, die SPÖ fordert einen so genannten Charlie-Blecha-Tausender, denn das wären 1 000 € pro Jahr, und ich glaube, das haben sich die kleinen Pensionisten wirklich nicht verdient! (Beifall bei den Freiheit­lichen und der ÖVP.)

Da fällt mir noch etwas ein: Frau Kollegin Bures hat irgendwas von „langen Nasen“ gesagt. Ich glaube, das war irgendwie im Zusammenhang mit Unwahrheiten sagen ge­dacht. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, meine lieben Freunde von der linken Reichshälfte: Wenn Lügen wirklich die Nase wachsen lassen würden, dann könnten einige von Ihnen bei dieser Türe (auf eine Saaltüre weisend) nicht mehr hereinkommen. Das steht fest! (Heiterkeit und Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Lei, lei!)

Aber es ist eigentlich schade. Es ist wirklich schade, dass sich die Bundes-SPÖ vor diesen Wahlkampfkarren der Kärntner Landesgruppe spannen lässt, denn es ist eigentlich nicht nachvollziehbar, was Sie hier fordern. Wir hingegen, die Regierung, die ÖVP und vor allen Dingen die FPÖ, die immer der Vertreter der kleinen und anständi­gen Leute war (ironische Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen) – darauf legen wir größten Wert –, haben es verändert. Wir haben es verbessert. Sie raunzen – wir han­deln! Sie jammern – wir verbessern! Sie polemisieren – wir hingegen sorgen nachhaltig dafür, dass die kleinen Pensionen gesichert sind in diesem Land. (Beifall bei den Frei­heitlichen.)

Und wenn man noch einmal den Rechenstift nehmen würde – Sie (in Richtung SPÖ) rechnen ja alle so gerne –: 30 Jahre sozialistische Regierungsbeteiligung ergibt laut Adam Riese und Bedam Zwerg 2 000 Milliarden Schilling Schulden. 2 000 Milliarden! Würde man dieses Geld, das die Roten unserer Regierung hinterlassen haben, auf die Pensionisten aufteilen, wäre das eine Einmalzahlung von 70 000 € pro Pensionist! Das Geld hätten wir zur Verfügung, wenn Sie es nicht verabsäumt hätten, ordentliche Politik zu machen.

Aber nicht genug damit, auch Ihrem Entschließungsantrag kann man leider nicht zu­stimmen, denn Sie wissen ja nicht einmal, wie der Bundesminister heißt. In Ihrem Entschließungsantrag steht „Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen“. Meine geschätzten Damen und Herren, das ist eine falsche Bezeichnung! Unser Bundesminister heißt anders. Also: Lesen, denken, sprechen! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Lei, lei!)

16.56

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mandak. Rede­zeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


16.56

Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Minister Haupt, schreien macht die Sache nicht besser. Davon wird es nicht besser. Und es wird auch nicht besser, wenn man, was verschiedene Redner der Regierungsparteien heute gemacht haben, immer zurückschaut. Sie haben in Ihren Debattenbeiträgen 80 Prozent der Zeit dafür aufgewendet, zu schauen, was irgend­wann einmal passiert ist. Die Menschen, die Ihre Hilfe brauchen, stehen vor Ihnen, und wenn Sie immer zurückschauen, werden Sie sie nie sehen, das sage ich Ihnen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Kollege Scheuch, Sie haben schon immer gern Vergleiche gebracht. Ich sage Ihnen noch einen: Wenn man das Geld, das die Homepage vom Grasser kostet, her-


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nimmt (Oh-Rufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP), kann man ein ganzes Jahr lang die Ausgleichszahlungen für 10 000 Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich leisten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Es ist nämlich so – und Sie geben ja das selber in Ihrem husch-pfusch eine Minute vor zwölf durch die APA-gejagten Antrag zu –: Es sind über 500 000 Pensionistinnen und Pensionisten, die jetzt weniger Geld in der Hand haben. Und, was Sie völlig vergessen, es sind de facto alle Pensionistinnen und Pensionisten, die derzeit weniger haben, weil einer Pensionssteigerung von einem Prozent in den letzten drei Jahren eine Steige­rung der Kosten des täglichen Lebens um 10 Prozent gegenübersteht. Das müssen Sie einmal sehen, und an diesen Tatsachen müssen Sie Ihre Politik festmachen. Wenn Ihnen das völlig gleichgültig ist, wenn Sie nur ständig irgendwen zitieren und sagen, wie viel Pension der kriegt, muss ich Sie erinnern: Das ist doch nicht das Thema, bitte! (Abg. Scheibner: Das ist das erste Mal, dass die Grünen solche Privilegien verteidi­gen!) Das Thema ist, dass es Hunderttausende Menschen gibt, die jetzt weniger zur Verfügung haben zum Leben, als sie vorher gehabt haben. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Und dann kamen Sie das letzte Mal mit diesen Taferln: Weniger Steuern, mehr Geld zum Leben. Das ist ein Hohn, bitte, ein Hohn all jenen gegenüber, die es betrifft. Seien Sie froh, dass Sie nicht dazu gehören, und ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich nicht dazu gehöre. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie treffen damit – und das ist das besonders Schlimme an der Sache – Männer und Frauen, die in ihrer Kindheit schon einmal Schlange gestanden sind. Das ist die Gene­ration, die um Essen und um Kleidung angestellt gewesen ist, die ihr ganzes Leben gearbeitet hat, und jene Menschen stellen sich heute wieder an, damit sie von irgend­einem Landeshauptmann vielleicht noch eine Ausgleichszahlung bekommen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) So ist leider die Entwicklung derzeit.

Die Landeshauptleute brauchen jetzt wirklich nicht so zu tun, als würden sie den Pen­sionistinnen und Pensionisten auch nur einen Groschen geben. Wissen Sie, was die tun? – Sie nehmen auf der einen Seite durch Ihre Beschlüsse den PensionistInnen das Geld weg, und auf der anderen Seite geben sie ihnen einen Teil davon und sagen: Das kriegt ihr jetzt als Almosen von mir. Ich, euer Herr, gebe euch das. – Das ist eine Politik, die wir ablehnen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie von der Koalition wollen Unterstützungsfonds und Härtefonds einrichten. – Wir sagen: Das ist keine Lösung auf Dauer. Sie wissen ganz genau, dass das keine Lösung auf Dauer ist, denn diese Fonds sind in einem Jahr leer.

Wir brauchen andere Gesetze, die – und zwar auf Dauer – den Betroffenen auf Ge­setzesebene garantieren, dass sie wieder eine Pension in einer Höhe bekommen, dass sie menschenwürdig leben können. Wenn Ihnen das egal ist, dann argumentieren Sie weiter so wie in den letzten zwei Stunden. Uns ist es nicht egal. Daher bringen wir heute unsere Anträge ein. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.01

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Meine Damen und Herren! Da die Fernsehübertragung jetzt zu Ende ist, möchte ich nur sagen: Ich bitte Sie, bei Rednern von Zwischenrufen, die „Lei, lei!“ lauten, wirklich Abstand zu nehmen! Ich habe in den letzten beiden Stun­den eine Reihe von E-Mails bekommen, in denen sich die Zuseherinnen und Zuseher über die Art der Zwischenrufe energisch beschwert haben.

 


Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dobnigg. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.


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48. Sitzung / Seite 51

17.01

Abgeordneter Karl Dobnigg (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Wie lauteten in den letzten Tagen – beginnend am 4. Februar dieses Monats – die Schlagzeilen in den österreichi­schen Tageszeitungen? – „Aufstand der Pensionisten“, „ÖVP allein gegen 2 Millionen Pensionisten“, „Schüssel blockt ab: Keine Entlastungen für Pensionisten“. – Aussagen von Betroffenen: „Ich kann mir noch Essen für 2 € leisten.“ Oder: „Weniger Geld für viele Pensionistinnen und Pensionisten.“ (Der Redner stellt eine Tafel mit den entspre­chenden Zeitungsausschnitten auf das Rednerpult.)

Wenn Kollege Scheuch heute gemeint hat: Lesen, reden und denken!, dann muss ich ihm entgegenhalten, er soll mehr Zeitung lesen. Wenn er heute nur Aussagen über das Einkommen des Landeshauptmann-Stellvertreters getroffen hat, dann bitte ich ihn, bei der Wahrheit zu bleiben und auch zu erwähnen, welche Pensionsansprüche Ihr Lan­deshauptmann hat und wie gering seine Steuerleistung für seinen Großgrundbesitz ist. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wenn die Menschen die Diskussion über die Pensionen, über unsere Pensionistinnen und Pensionisten heute und in den vergangenen Tagen und Wochen so mitverfolgt hat, haben sie sich wahrlich ein Bild über Ihr soziales und christliches Denken machen können. Einen solchen Slalomkurs, wie diese Bundesregierung ihn bei den Pensionis­tinnen und Pensionisten fährt, kann man mit Abfahrtsskiern nicht bestreiten! Sie von ÖVP und FPÖ haben hier „eingefädelt“, und daher sind Sie sicherlich aus dem Rennen. – Ich hoffe, dass Sie auch bei den kommenden Wahlen aus dem Rennen sein werden. Ihre Glaubwürdigkeit, liebe Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und FPÖ, so Sie noch eine hatten, haben Sie damit wohl gänzlich verspielt. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Erst im Dezember des vergangenen Jahres habe ich hier in meinem Debattenbeitrag auf die verheerenden Auswirkungen hingewiesen und davor gewarnt. (Abg. Scheib­ner: So lange ist das schon wieder her!) Welche Zwischenrufe habe ich damals von Ihnen bekommen!? – Inzwischen haben wir unsere Aussagen sehr wohl bestätigt be­kommen. Wir sind also richtig gelegen – allerdings leider zum Nachteil der Pensionis­tinnen und Pensionisten.

Statt den wohl verdienten Ruhestand genießen zu können, sieht die Wirklichkeit der österreichischen älteren Generation unter dieser Regierung leider ganz anders aus. Neben den finanziellen Einbußen wird den Betroffenen leider tagtäglich von ÖVP- und FPÖ-Politikern über die Medien vor Augen geführt, dass sie ja eigentlich das Gesund­heitssystem zu sehr belasten und ihre Pflege zu viel Geld kostet. Und besonders trau­rig finde ich es auch, dass immer mehr ältere Menschen von dieser Bundesregierung an den Rand des sozialen Abgrundes gedrängt werden.

Aber unser Herr Bundeskanzler stellt sich natürlich sehr stolz beim Anmessen von Schuhen beim Schuhmachermeister den Fotografen! Auf der anderen Seite gibt es sehr viele Pensionistinnen und Pensionisten, viele Menschen in Österreich, die mit dem Betrag, den die Schuhe kosten, einen Monat lang ihren Lebensunterhalt finanzie­ren müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu kann ich nur sagen: Dies ist Arroganz und Zynismus pur und zeigt die Abge­hobenheit unseres Bundeskanzlers!

Der heutige Tag ist aber auch eine Nagelprobe dafür, ob die Abgeordneten von ÖVP und FPÖ bereit sind, mit uns den Weg zum Wohle der älteren Generation in Österreich zu gehen. Denn wie heißt es so schön? – Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. (Beifall bei der SPÖ.)


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Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten fordern daher die Wertanpassung der Pensionen und nicht, so wie Sie von ÖVP und FPÖ es beabsichtigen, nur eine Verlust­abdeckung bis zu einem Einkommen von 780 €.

Eine weitere Richtigstellung sei hier angebracht: Für Ausgleichszulagenbezieher schaut bei Ihrem Vorschlag auch weiterhin kein einziger Cent heraus. Wenn man die Rabatte für Steuerhinterzieher anschaut, die der Herr Finanzminister großzügigerweise gewährt, und sieht, wie viel Geld für die unnötigen Abfangjäger vorhanden ist, dann meine ich, dass die Finanzierung dieser wichtigen sozialen Maßnahmen wohl kein Problem für Sie sein kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein, denn bei Ihrem Antrag haben Sie wieder auf die „kleinen“ Beamtinnen und Beamten vergessen. Der Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer und KollegInnen für eine zusätzliche Anpassung des Ruhegenusses der Beamten bis zur ASVG-Höchstpension für 2004 und für eine garantierte jährliche Wertsicherung des Ruhegenusses bis zur ASVG-Höchstpension, eingebracht im Zuge der Debatte zum Dringlichen Antrag der Abg. Dr. Gusenbauer und KollegInnen für eine zusätzliche Anpassung der Pensionen für 2004 und für eine garantierte jährliche Wertsicherung der Pensionen

Von den Maßnahmen dieser Bundesregierung im Bereich Pensionskürzungen sind selbstverständlich auch Beamte in gleicher Weise betroffen. Nachdem sich der in Bera­tung befindliche Dringliche Antrag jedoch an den Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz richtet und dieser für die Ruhegenussrege­lungen bzw. -erhöhungen der Beamten nicht zuständig ist, ist es erforderlich, für diese Berufsgruppe einen eigenen Entschließungsantrag einzubringen.

Aus diesen Gründen stellen die unterzeichneten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich, längstens jedoch bis zum 25. Februar 2004 eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die vorsieht, dass der Ruhegenuss der Beamten bis zu einer Höhe, die der ASVG-Höchstpension des Jah­res 2004 entspricht, zusätzlich im Ausmaß von 0,8 Prozent für das Jahr 2004 erhöht wird und bis zu dieser Ruhegenusshöhe auch die Erhöhung des Pensionssicherungs­beitrages entfällt.

Des Weiteren wird der Bundeskanzler aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzu­bereiten und dem Nationalrat bis Ende März 2004 zur Beschlussfassung zuzuleiten, in der die Regelung der Anpassung des Ruhegenusses generell so gestaltet wird, dass der Ruhegenuss der Beamten bis zu einer Höhe, die der ASVG-Höchstpension des jeweiligen Jahres entspricht, künftig mit einem mindestens die Teuerung abgeltenden Faktor zu erhöhen ist.“

*****

Wenn Sie noch ein wenig soziales Gewissen haben, dann unterstützen Sie diesen Antrag! (Beifall bei der SPÖ.)

 


17.07


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48. Sitzung / Seite 53

Präsident Dr. Heinz Fischer: Der soeben eingebrachte Antrag ist ordnungsgemäß unterfertigt und steht daher mit zur Verhandlung.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Turkovic-Wendl. Freiwillige Redezeitbeschrän­kung: 5 Minuten. – Bitte, Frau Kollegin.

 


17.07

Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Frau Staatssekretär! – Also eigentlich zuerst die Frau Staatssek­retär und dann der Herr Staatssekretär. Wertes Hohes Haus! (Beifall und Zwischenruf bei den Grünen.) – Mache ich gerne! Mache ich gerne! Ich habe damit nie Probleme. Werte Kollegen! Werte Pensionisten oben auf der Galerie – und Pensionistinnen! (Zwi­schenruf und Beifall bei den Grünen.) – Selbstverständlich! Selbstverständlich! Nichts leichter als das!

Ich habe in Erfüllung meiner Aufgabe, die ich vor einem Jahr übernommen habe, über 100 Veranstaltungen besucht, und da sind eigentlich die Pensionistinnen absolut stärker vertreten als die Herren. Wunderbar! Mit Seniorinnen und Senioren zu arbeiten, mit ihnen zu diskutieren, ihnen zu begegnen, ist eine faszinierende Aufgabe, und ich freue mich, dass ich gerade jetzt, in diesen Jahren, mit ihnen reden und diskutieren kann und diese Aufgabe erfüllen kann. Das ist eine Gruppe von Menschen – von 55, von 60 Jahren bis 90 oder 100 –, die in einer Aufbruchstimmung sind.

Wenn ich hier vorher das Bild der Senioren gezeichnet bekommen habe, dann muss ich dem mein Bild der Senioren wirklich gegenüberstellen: Wir sind mit den Senioren auf einem Weg zu einem ganz neuen Selbstverständnis und zu einer ganz neuen Selbstverantwortung. Die Zeit ist vorbei, in der diese Zukunftsaussicht so kurz war und es geheißen hat: Was bleibt mir denn noch für mein bisschen Leben?

Heute sind diese 30 Jahre, die vor uns sind, keine Illusion, und diese 30 Jahre müssen verwaltet, gestaltet und natürlich auch mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden. – Das ist die Aufgabe, die wir haben. Wenn wir sagen: Heute ist es gut, und morgen in­teressiert uns nicht!, dann sind wir hier im Parlament fehl am Platz. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

In den vielen Begegnungen, die ich mit Seniorinnen und Senioren, aber auch mit jun­gen Menschen habe, ist immer wieder ein Wunsch da, der an ganz vorderster Stelle steht, und das ist die Sorge um die Gesundheit. Gesundheit wünschen sich die Senio­rinnen und Senioren.

Warum? – Nicht nur, weil es natürlich schöner ist, wenn man gut unterwegs ist, son­dern weil viel Kraft und Energie für das, was dieses Leben noch bietet, benötigt wer­den, auch für die Jugend. Es gibt Pläne, Visionen, Gestaltungen des Lebens, die mir ungeheuer imponieren. Das, was wir heute immer wieder gehört haben, dass die Senioren nur versorgt werden, nur Almosennehmer sind, kann ich überhaupt nicht unterstreichen. Ich sehe die Senioren in meinen Begegnungen mit ihnen nicht so.

Aber kommen wir zurück auf die Gesundheit. Sie alle, die Sie hier sind, sind noch jünger. Sie haben dieses Gefühl noch nicht, wenn man zum Beispiel so wie ich vor fünf Jahren eine Hüftoperation machen lassen musste. Es ist gut gegangen, und ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen. Ich werde die Summen, die solche Opera­tionen kosten – und es geht nicht nur um Hüften, es geht um Kniegelenke und so weiter –, nicht wiederholen, denn wir alle wissen, was das kostet.

Den älteren und alten Menschen ist es wichtig, dass das gesichert ist, und dass unsere Seniorinnen und Senioren auch weiterhin dieses Gefühl des Lebens für die Zukunft haben, dafür tragen wir die Verantwortung. Das zu garantieren, ist unsere eigentliche Aufgabe und auch eine Verpflichtung, die ich besonders gerne unterschreibe, weil ich


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48. Sitzung / Seite 54

eben schon älter geworden bin. Es lässt sich leicht theoretisieren, wenn man sich nicht selbst in dieser Situation befindet. Ich kann nur eines sagen: Geben wir den Senioren nicht nur das Gefühl, dass sie versorgt werden müssen, dass sie also von uns abhän­gig sind, sondern dass sie selbst etwas dazu tun können und dass die nächsten Jahr­zehnte für sie mit diesen Beschlüssen, die wir fassen, gesichert sind! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.12

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Walch. Frei­willige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte.

 


17.12

Abgeordneter Maximilian Walch (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Minister! Werter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Abg. Öllinger: Die Wahrheit!) Ich kann mir eigentlich nicht ganz gut vorstellen, dass Kollege Gusenbauer und Kollege Cap, geborene Parteisekretäre, wissen, was ein Arbeitneh­mer, ob er an der Werkbank arbeitet oder auf dem Bau, verdient, wie niedrig die Lohn­erhöhungen in Zeiten sozialistischer Regierung waren, in denen sozialdemokratische Gewerkschaftsvertreter das Sagen hatten. Daher rührt jetzt dieses Schlamassel, dass deren Pension so niedrig ist. Ihr habt es in guten Zeiten verschlafen, den Kollektiv­vertragslohn entsprechend zu erhöhen, was zur Folge gehabt hätte, dass ein höherer Pensionsbeitrag eingezahlt worden wäre. Somit hätten wir heute dieses Problem nicht.

Was habt ihr denn in den letzten 30 Jahren bewiesen? – Schulden machen, Probleme bei der Pensionsversicherung mit Abgängen in Milliardenhöhe, Probleme bei der Sozi­alversicherung mit entsprechenden Abgängen und Schaffung von Privilegien. Wenn Herr Kollege Blecha heute vor dem Parlament demonstriert, dann muss ich sagen: Er demonstriert nicht für die kleinen Pensionisten, sondern für die Erhöhung seiner eigenen Pension. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Euer Antrag lautet auf Erhöhung um 0,8 Prozent. Um diesen Prozentsatz will er seine 12 000 oder mehr tausend Euro erhö­hen. Das ist das wahre Gesicht der Sozialdemokraten!

Ich verstehe ja überhaupt nicht, wie ihr jemanden wie Blecha überhaupt zum Pensio­nistenvertreter bestellen könnt, der dann an der Basis die Pensionisten vertreten soll. Das ist doch total unglaubwürdig! Der sagt doch zu seinen Senioren beim Streik oder bei Demonstrationen: Armer, hilf mir, damit es mir nicht auch so geht wie dir! Das ist die richtige Rolle.

Ich weise nur darauf hin, wie viele Pensionsprivilegienritter ihr in eurer Partei habt: Vranitzky, Klima, Blecha, einen ehemaligen Finanzminister und viele mehr. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ihr von der SPÖ habt dieses ungerechte System in Österreich geschaffen. Ihr habt Privilegierte geschaffen, ob das jetzt die Politiker waren oder viele in Sozialversiche­rungsanstalten. Wir Freiheitlichen haben gemeinsam mit der ÖVP dieses System ab­geschafft, und wir haben bei der letzten Pensionsreform bereits einen Teil dieser Privilegienritter erwischt. Wenn die SPÖ Charakter hätte, würden die einen Sozialfonds einrichten, aber nicht den auf der Homepage, damit sie ihre Schulden zurückzahlen, sondern um dieses Geld den Pensionisten in Österreich zur Verfügung zu stellen, und zwar zur Abgeltung des Schadens, den sie angerichtet haben. (Beifall bei den Frei­heitlichen.)

Was ist alles durch FPÖ und ÖVP in Österreich verwirklicht worden! Ihr habt es nicht verwirklicht! Ihr habt Schulden gemacht. Ihr habt das Haus Österreich heruntergewirt­schaftet. Wir haben gemeinsam mit der ÖVP, mit dem Finanzminister und unseren guten Ministern vieles erreicht.


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48. Sitzung / Seite 55

Kollegin Prammer hat das Kindergeld beziehungsweise das Karenzgeld von zwei Jahren auf eineinhalb Jahre gekürzt. Wir Freiheitlichen haben es mit der ÖVP auf zwei­einhalb Jahre erhöht. Wir haben auch das Kindergeld für alle geschaffen und die Zu­verdienstgrenze erhöht. Ihr habt keine Abfertigung-neu zustande gebracht. Kollege Verzetnitsch! Die Gewerkschaft hat nicht das Recht, sich das auf ihre Fahnen zu schreiben.

Ihr habt 30 Jahre Zeit gehabt, das zu tun. Wir Freiheitlichen haben das mit der ÖVP besprochen, behandelt und auch durchgesetzt. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Und wir werden unsere Aktivitäten weiter fortsetzen, damit es nicht 38 Jahre dauert, bis die Betreffenden einen Abfertigungsanspruch haben, sondern kürzer.

Das Nächste ist die Angleichung von Arbeitern und Angestellten. Und da fordere ich auch einmal die Sozialpartner auf – wir haben die Grundvoraussetzung geschaffen, dass bei der Entgeltfortzahlung endlich kein Unterschied mehr zwischen Arbeitern und Angestellten besteht, aber jetzt schläft der Gewerkschaftsbund –: Wo sind die recht­lichen Angleichungen? Wo sind die bezahlten Freitage, die ihr den Arbeitnehmern noch schuldig seid? – Bitte aus dem Schlaf erwachen, arbeiten, arbeiten und nicht demonst­rieren! Das wäre das Wichtigste. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Folgendes halte ich auch noch für unerhört: Im Herbst haben wir hier im Parlament einen Beschluss gefasst, wonach es bei den Sozialversicherungsanstalten nur mehr einen Stellvertreter des Leiters geben soll. Aber siehe da, die Sozialdemokraten in Oberösterreich mit dem Obmann der Gebietskrankenkasse Oberchristl sind sehr findig. Durch die Änderung infolge der Landtagswahl ist ein Stellvertreter in den Magistrat gewandert. Schnell haben sie noch einen Dritten bestellt, bevor die Gesetzesänderung kommt, damit sie noch einen dritten Stellvertreter drinnen haben. Somit wollten sie wieder einen Parteisoldaten als Stellvertreter unterbringen. Gott sei Dank hat das Sozi­alministerium dem einen Riegel vorgeschoben. (Abg. Silhavy: Radinger!)

Wir von FPÖ und ÖVP bringen das Haus Österreich wieder auf Schwung, bauen Schulden ab, die unter SPÖ-Herrschaft geschaffen wurden, sichern die Pensionen und sorgen für Gerechtigkeit in Österreich. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.18

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kogler. Frei­willige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte.

 


17.18

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Kolleginnen und Kollegen! Präsident Khol hat auf die „Lei-lei“-Rufe hingewiesen. – Ja, mein Gott, manchmal ist man auch selbst versucht, Ursache und Wirkung zu verwechseln, denn die Debattenbeiträge waren durchaus angetan, diese Zwischenrufe zu provozieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber ich will mir das insofern durchaus entgegenhalten lassen, als die Sache ja nun wirklich nicht witzig ist, sondern ernst. Allerdings sind diese Inseratenkampagnen, auf die wir hier schon ein paar Mal eingegangen sind, ähnlich problematisch zwischen einerseits wirklich lächerlich und andererseits tragischem Ernst angesiedelt, wenn wir zuerst kampagnenartig hören, alle werden entlastet, und nun lesen müssen, weniger Steuern und mehr zum Leben. Und dann das!

Es kauft Ihnen ja niemand ab, dass Sie so unwissend, unintelligent oder sonst etwas sind. Das, was Sie hier veranstaltet haben, ist doch mit Anlauf und Ansage passiert und nicht etwa für wenige Ausnahmefälle – so etwas mag ja wirklich passieren –, son­dern das ist letztlich eine massive Schlechterstellung für weit mehr als zwei Millionen


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48. Sitzung / Seite 56

Menschen, nicht nur für die Pensionisten, sondern auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die – und das ist der Punkt – seit vier Jahren, seit der Installierung die­ser unsäglichen schwarz-blauen Bundesregierung, Jahr und Tag nur Belastungen er­fahren und auf der kompensatorischen Seite nichts – exakt „nix“, und das ganz bewusst! Die Chance, die sich mit der Steuerreform geboten hätte, haben Sie wieder ausgelassen. (Abg. Mag. Molterer: 3 Milliarden ist „exakt nix“!)

Jetzt stehen Sie hier und schlagen die Hände zusammen, streuen sich Asche aufs Haupt und vergeben ein paar Almosen. Das ist doch unerträglich!

Kollege Molterer, jetzt komme ich auf Ihren Zwischenruf zu sprechen. 3 Milliarden, sagen Sie. (Abg. Mag. Molterer: Ja!) 3 Milliarden, ist das „nix“? – Ich gebe Ihnen voll­kommen Recht: 3 Milliarden € sind sehr viel Geld. Man mag da oder dort sogar Über­einstimmung erzielen, hinsichtlich mancher Maßnahmen vielleicht sogar dieselbe Ein­schätzung teilen, aber eines findet sicher nicht unsere Zustimmung: dass im Bereich der Lohn- und Einkommensteuer 1,2 Milliarden – je nach Berechnung –, 1,3 Milliar­den € einerseits zur Senkung, andererseits zur Umverteilung zur Verfügung stehen und Sie es schaffen, dass die 2,3 Millionen Menschen, die es am notwendigsten bräuchten, leer ausgehen. Dazu kann ich nur sagen: Gratuliere, christlich-soziale Partei! – Abge­dankt! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das Problem ist ja nicht, dass die Steuern zu wenig gesenkt werden, das Problem ist ja genau das Gegenteil – das muss man einmal zusammenbringen –: Es wird zu viel gesenkt und bei den Falschen nachgelassen, jedenfalls nicht bei jenen, die das Geld bräuchten. Das ist ja das Empörende, und das werden Sie mit Ihrer Inseratenkam­pagne „Weniger Steuern – mehr zum Leben“ nicht kaschieren können.

Es ist nämlich genau umgekehrt! Für diese 2,3 Millionen Personen, davon mindestens 1,2 Millionen Pensionisten, ist es genau umgekehrt: Sie bekommen keine steuerliche Entlastung und können mit Ihrem Modell auch keine bekommen, aber sie zahlen mehr Abgaben. In Wirklichkeit heißt Ihre Formel für jene, die auf die Hilfe der Politik ange­wiesen sind – mittlerweile angewiesen sind –: Mehr Abgaben, weniger zum Leben! – Das ist Ihre Politik! Bekennen Sie sich endlich dazu! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie haben ja einen weiteren Beweis dafür geliefert, dass Sie das Ganze mit voller Absicht machen. Ich werfe Ihnen jetzt nicht vor, dass Sie den Krankenversicherungs­beitrag nicht zurücknehmen oder so etwas – das haben wir an dieser Stelle auch überhaupt nicht kritisiert, das ist nicht der Punkt –, aber dass die verteilungspolitischen Auswirkungen der Gesamtpolitik seit vier Jahren einmal betrachtet werden müssen, dass man einmal schaut, wo überhaupt Hebelinstrumente zum Gegensteuern sind. Aber das unterlassen Sie entweder absichtlich aus ideologischen Gründen oder eben aus anderen Gründen, auf die ich jetzt nicht eingehen kann oder will.

Nur: Eine Chance haben Sie jetzt einmal mutwillig ausgelassen, nämlich die Steuer­reform so zu gestalten, dass über die Ausweitung der negativen Einkommensteuer genau für die BezieherInnen von Niedrigeinkommen – in dem Fall von Niedrigpen­sionen – systemimmanent etwas getan wird – ohne dass die Krankenkassenbeiträge ein Thema wären, ohne dass das Prinzip, dass sich die Krankenkassen aus einem Selbsterhaltungssystem heraus finanzieren sollen, durchbrochen würde. Das haben Sie verabsäumt. Und deshalb bringen wir auch einen Entschließungsantrag ein – damit Sie nicht meinen, dass wir immer nur herumjammern –, der genau dieses Anliegen beinhaltet.

Ich sage Ihnen auch, Sie wären im Lichte der letzten Ereignisse gut beraten, diese Ihre so genannte Steuerreform hier im Hause nachzuverhandeln. Legen Sie das endlich


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hier auf den Tisch, dann können wir einmal darüber debattieren, legen Sie es aber am besten so auf den Tisch, wie ich es im Entschließungsantrag formuliere, nämlich:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kogler, Öllinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend steuerliche Entlastung für BezieherInnen niedriger Pensionen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, in der angekündigten Regierungsvorlage zur Steuerreform die Möglichkeit der sogenannten „Negativsteuer“ auch auf die steuerliche Behandlung der Einkommen aus Pensionen auszuweiten und entsprechende gesetz­liche Änderungen vorzusehen.

*****

Herr Kollege Molterer ist heute noch wirklich aufmerksam während meiner Rede (Abg. Mag. Molterer spricht mit Abgeordneten seiner Fraktion), das ist er sonst nicht, aber wahrscheinlich hat er das auch in der Rhetorikschule gelernt. Nach seinem heutigen Auftritt hat er sich wahrscheinlich beim externen Berater für das Seminar „Predigtdienst ohne Genierer“ angemeldet. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Ich weiß nicht, wie viel das kostet. Legen Sie die Zahlen auf den Tisch! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Schauen Sie, was hier passiert ist! Und das Ärgerliche ist: Sie haben das immer ge­wusst, haben aber auf die Gegenvorschläge nicht gehört, und jetzt „eiern“ Sie irgend­wie herum. Sie zeigen dem von Ihnen apostrophierten „kleinen Mann“ die lange Nase, es ist einfach so! Es ist – Kollege Scheuch, bekennen Sie sich dazu! – fortgesetzte Kleine-Mann-Verhöhnung, die hier betrieben wird.

Das gilt auch für die ÖVP – das mag einen mehr oder weniger schmerzen; also ich habe mir wirklich mehr erwartet. (Abg. Mag. Molterer: Noch mehr?!) Wir sind uns ja schon einmal anders gegenüber gestanden, und ich bin wirklich enttäuscht, ich darf das so sagen. Das, was hier veranstaltet wurde, ist tatsächlich eine Verhöhnung. Sie machen die Regierungsbank hier im Haus zu einer Niederlassung einer Verhöhnungs­agentur. Ich kann mir nicht helfen: Ich bin empört! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.25

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Der Entschließungsantrag betreffend steuerliche Entlas­tung für BezieherInnen niedriger Pensionen, den Herr Abgeordneter Kogler einge­bracht hat, ist ordnungsgemäß unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Zum Wort gelangt Frau Abgeordnete Muttonen. Restliche Redezeit ihrer Fraktion: 2 Mi­nuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


17.26

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Wenn man sich anschaut, was sich in den letzten vier Jahren durch diese Regierungspolitik gezogen hat, muss man sagen: Es war der schwarz-blaue Faden des so genannten speed kills (Abg. Scheibner: Lesen Sie nur weiter, wir sind ja heute schon etwas gewöhnt!), wo man drüberfährt, sei das jetzt über die Studentinnen und Studenten, die Unfallopfer, die Bereiche der Kultur oder die Pensionistinnen und Pensionisten, wie das jetzt der Fall ist.


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Wenn ich an die Situation in Kärnten denke, muss ich das schon ansprechen und sagen: Es ist unerträglich, wie dort mit den Leuten umgegangen wird. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: In Villach vielleicht!)

Der Landeshauptmann – Ihr Landeshauptmann! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: „Unser“ Landeshauptmann?! – Sie sind ja auch Kärntnerin!) – hüllt sich unheimlich gern in fürstliche Gewänder oder verkleidet sich als Robin Hood (Abg. Scheibner: Das ist euer Bürgermeister in Friesach!), um dann mit großer Geste das Geld zu vergeben. Er vergibt das Geld eigenhändig an die Pensionisten und Pensionistinnen, die sich in der Früh in der Kälte anstellen müssen, zuerst gar nicht hineingelassen werden – und dann dürfen sie das Geld empfangen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Waren Sie unten?) Und das ist unerträglich, das ist menschenverachtend, wie dort mit den Pensionisten und Pen­sionistinnen umgegangen wird. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Nicht einmal einer klatscht!)

Wenn man sich die Abfolge anschaut, muss man sagen: Es hat immer wieder vor den Wahlen große Versprechungen gegeben, und nach den Wahlen ist dann die Kürzung gekommen. Zuerst hier und dort ein kleines Geschenk, dann ein ungedeckter Scheck, dann ein nicht eingehaltenes Versprechen und noch ein nicht eingehaltenes Verspre­chen und so weiter. Ich denke dabei an die Mieten, von denen der Landeshauptmann gesagt hat, dass sie billiger werden (Abg. Scheibner: Die wollt ihr erhöhen!), ich denke dabei an die Strompreise, an all die Versprechungen rund um den Kinderscheck. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Versprochen – gehalten!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Nehmen Sie sich die Sorgen der Pensionisten und Pensionistinnen zu Herzen und stimmen Sie unserem Antrag zu! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.28

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Weitere Wortmeldungen hiezu liegen nicht vor. Damit schließe ich die Debatte.

Wir kommen zu den Abstimmungen, und zwar stimmen wir zunächst ab über den Selbständigen Antrag 331/A (E) der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine zusätzliche Anpassung der Pensionen für das Jahr 2004 und eine garantierte jährliche Wertsicherung der Pensionen.

Zu diesem Antrag ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Das Verlangen ist von 20 Mitgliedern des Hohen Hauses unterstützt, daher ist diesem Verlangen stattzugeben. Ich gehe daher so vor.

Sie kennen die Bestimmungen für die namentliche Abstimmung. Die Stimmzetteln be­finden sich in den Pulten und tragen die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Nur diese amtlichen Stimmzettel dürfen verwendet werden.

Die Abgeordneten werden jetzt aufgerufen und werfen die Stimmzettel in die Urne.

Jene Abgeordneten, die dem Antrag Dr. Gusenbauer zustimmen, werden „Ja“-Stim­men abgeben, jene, die dem Antrag nicht zustimmen, werden „Nein“-Stimmen ab­geben.

Frau Abgeordnete Stadler wird mit dem Namensaufruf beginnen; Kollegin Binder wird sie zum gegebenen Zeitpunkt ablösen. – Frau Kollegin Stadler, walten Sie bitte Ihres Amtes.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Stadler werfen die aufgerufenen Abge­ordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 



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Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Kollegin Binder, ich weiß, alle wollen, dass es schnell geht, aber wir müssen zählen, ob die Zahl der abgegebenen mit den tatsäch­lichen Stimmen übereinstimmt. Also bitte ein bisschen vorsichtiger. – Bitte.

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Binder werfen die aufgerufenen Abge­ordneten die Stimmzettel in die Urne.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich bitte, die Stimmenauszählung vorzunehmen. Die Sitzung wird zu diesem Zweck für kurze Zeit unterbrochen.

Die Sitzung ist unterbrochen.

(Die zuständigen Beamten nehmen die Stimmenauszählung vor. – Die Sitzung wird um 17.35 Uhr unterbrochen und um 17.40 Uhr wieder aufgenommen.)

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf, bitte die Damen und Herren, die Plätze einzunehmen, und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt wie folgt:

Es wurden abgegeben: 175 Stimmen, davon waren „Ja“-Stimmen: 82, „Nein“-Stim­men: 93.

Damit ist der Antrag Dr. Gusenbauer betreffend Pensionen mit Stimmenmehrheit ab­gelehnt.

Gemäß § 66 der Geschäftsordnung werden die Namen der Pro-Stimmen und die Na­men der Kontra-Stimmen im Stenographischen Protokoll festgehalten.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Bauer, Bayr, Becher, Binder, Brosz, Broukal, Bures;

Cap, Csörgits;

Dobnigg;

Eder, Einem;

Faul, Fischer, Fleckl;

Gaál Anton, Gartlehner, Gaßner, Glawischnig, Gradwohl, Grossmann, Grünewald, Gu­senbauer;

Hagenhofer, Heinisch-Hosek, Heinzl, Hoscher;

Jarolim;

Keck, Kogler, Königsberger-Ludwig, Krainer, Kräuter, Krist, Kummerer, Kuntzl;

Lackner, Lapp, Lichtenberger, Lunacek;

Maier Johann, Mandak, Marizzi, Matznetter, Moser Gabriela, Moser Hans, Muttonen;

Niederwieser, Nürnberger;

Oberhaidinger, Öllinger;

Parnigoni, Pendl, Pfeffer, Pirklhuber, Posch, Prähauser, Prammer, Puswald;

Rada Robert, Rest-Hinterseer, Riepl;

Sburny, Scharer, Schasching, Schieder, Schönpass, Schopf, Silhavy, Sima, Spindel­berger Erwin, Stadlbauer, Steier, Stoisits;

Trunk;


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Van der Bellen, Verzetnitsch;

Walther, Weinzinger, Wimmer, Wittmann, Wurm.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Achleitner, Amon, Auer Jakob, Auer Klaus Hubert;

Baumgartner-Gabitzer, Bleckmann, Böhm, Bösch, Brader Alfred, Brinek, Bucher;

Dolinschek, Donabauer Karl, Donnerbauer Heribert;

Ellmauer, Eßl;

Fasslabend, Fekter, Felzmann, Franz, Freund, Frieser, Fuhrmann;

Gahr Hermann, Glaser, Grander, Grillitsch, Großruck;

Hakl, Haubner, Hofmann, Höllerer, Hornek, Huainigg, Hütl;

Ikrath;

Kainz, Kapeller, Keuschnigg, Khol, Kopf, Kurzbauer;

Langreiter, Ledolter, Lentsch, Lichtenegger, Lopatka;

Machne, Maier Ferdinand, Mainoni, Marek, Miedl, Mikesch, Missethon, Mitterlehner, Molterer, Murauer;

Neudeck, Neugebauer;

Pack, Partik-Pablé, Praßl, Preineder, Prinz;

Rädler Johann, Rasinger, Regler Roderich, Riener, Rosenkranz;

Scheibner, Scheuch, Scheucher-Pichler, Schiefermair, Schöls, Schultes, Schweisgut, Sieber, Sonnberger, Spindelegger Michael, Stadler, Steibl Ridi, Steindl Konrad, Stummvoll;

Tamandl, Tancsits, Turkovic-Wendl;

Walch, Wattaul, Winkler, Wittauer, Wöginger, Wolfmayr;

Zweytick.

*****

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen als Nächstes zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Molterer, Scheibner betreffend soziale Abfederung für Kleinpensionisten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem Antrag Molterer, Scheibner zustimmen, um ein Zeichen. – Der Antrag ist mit Stimmenmehrheit angenommen. (E 41.)

Wir gelangen zur Abstimmung über einen weiteren Antrag des Abgeordneten Dr. Gu­senbauer, nämlich den Entschließungsantrag betreffend zusätzliche Anpassung des Ruhegenusses der Beamten bis zur ASVG-Höchstpension für 2004 und garantierte jährliche Wertsicherung des Ruhegenusses bis zur ASVG-Höchstpension.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag Dr. Gusenbauer zustimmen, um ein Zeichen. – Der Antrag findet nicht die Mehrheit des Nationalrates, er ist abgelehnt.


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Als Nächstes stimmen wir ab über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend steuerliche Entlastung für Beziehe­rInnen niedriger Pensionen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag des Abgeordneten Mag. Kogler zustimmen, um ein Zeichen. – Der Antrag findet nicht die Mehrheit des Nationalrates, er ist abgelehnt.

Damit haben wir diesen Teil der Verhandlungen in der heutigen Sitzung abgeschlos­sen.

Anträge auf Einsetzung von Untersuchungsausschüssen

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen als Nächstes zur Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Kogler, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Untersuchung von Vorwürfen gegen den Herrn Bun­desminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser.

Der Antrag ist verteilt, es bedarf daher keiner Verlesung.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Antrag

der Abgeordneten Kogler, Freundinnen und Freunde auf Einsetzung eines Untersu­chungsausschusses gemäß § 33 GOG

Ausschuss zur Untersuchung der Vorwürfe gegenüber BM für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser

Begründung:

Karl-Heinz Grasser hat

1. als Finanzminister während des Abfangjäger-Vergabeverfahrens dieses so beein­flusst, dass das teuerste Produkt gegen die Empfehlung des Verteidigungsministers zugunsten einer ihm nahestehenden Interessensgruppe den Zuschlag erhielt;

2. als Finanzminister über den Verein zur „Förderung der New Economy“ Gelder der Industriellenvereinigung besorgen lassen und Mitarbeiter seines Kabinetts während deren Dienstzeit seine Website gestalten lassen;

3. als Finanzminister an eine Firma Aufträge vergeben, die an der Erstellung der Web­site beteiligt ist;

4. als Finanzminister ein Mitglied seines Kabinetts dazu angehalten, die gesetzwidrige Einrichtung einer Karl-Heinz-Grasser-Stiftung in der Finanzprokuratur zu unterstützen;

5. als Finanzminister zugelassen, dass die Gelder der Industriellenvereinigung vom New-Economy-Verein in den „Karl-Heinz-Grasser-Sozialfonds“ geschleust wurden;

6. als Finanzminister zugelassen, dass durch Vortäuschung der Gemeinnützigkeit durch den Verein, der www.karlheinzgrasser.at betreibt, Steuern nicht bezahlt wurden;

7. als Finanzminister Freunde, denen er privat und geschäftlich verbunden ist, auf Steuerkosten im eigenen Ministerium bewirtet und philharmonisch unterhalten;

8. als Finanzminister unterlassen, seine Anteile an Unternehmen dem Nationalrat zu melden, und damit das Unvereinbarkeitsgesetz verletzt;


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9. als Finanzminister darüber dem Nationalrat in der Beantwortung mehrerer schrift­licher Dringlicher Anfragen in zahlreichen Punkten keine oder unwahre Auskünfte ge­geben.

Dort, wo der Verdacht auf gerichtlich strafbare Handlungen besteht, sind bereits gerichtliche Vorerhebungen eingeleitet. Davon unabhängig ist die politische Verantwor­tung zu klären. Diese Aufgabe kommt nach der Bundesverfassung dem Nationalrat zu.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher den

Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Zur Untersuchung folgender Gegenstände einen Untersuchungsausschuss einzuset­zen:

1. Untersuchung der Rechtmäßigkeit aller Abläufe und Entscheidungen innerhalb des Beschaffungsvorganges betreffend die Eurofighter-Kampfjets, insbesondere im Verant­wortungsbereich des Bundesministers für Finanzen, Mag. Karl-Heinz Grasser;

2. Politische Verantwortlichkeit für die steuerliche Beurteilung der Homepage und Honorare für KHG;

3. Politische Verantwortlichkeit für den Versuch der Beeinflussung eines Beamten der Finanzprokuratur im Verlauf des gescheiterten Versuchs der Gründung der Karl-Heinz-Grasser-Stiftung durch einen Mitarbeiter des Kabinetts des Finanzministers;

4. Politische Verantwortung für die zweckwidrige Überweisung von Geldern der IV auf das Konto des „Sozialfonds“ durch Mitarbeiter des Kabinetts des Finanzministers;

5. Politische Verantwortlichkeit für die Verwendung von MitarbeiterInnen des BMF für private Zwecke;

6. Verantwortung für die Vergabe von Beratungsaufträgen im Bereich des BMF an Firmen wie Lehman Brothers, Ernst & Young, Matrix GmbH, Hochegger und andere, die in einem Nahe- oder Gefälligkeitsverhältnis zu Karl-Heinz Grasser stehen;

7. Organisations- und Personalführungsmängel im Bereich des BMF, die zur falschen Beratung des Bundesministers im Umgang mit den Bestimmungen des Unvereinbar­keitsgesetzes führten;

8. Politische Einflussnahme beim Verkauf von im Bundeseigentum befindlichen Immo­bilien;

9. Politische Einflussnahme beim Verkauf der VOEST.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen den Antrag, einen Untersuchungsausschuss im Verhältnis: 5 ÖVP, 4 SPÖ, 1 FPÖ, 1 Grüne einzusetzen.

In formeller Hinsicht verlangen die unterfertigten Abgeordneten die Durchführung einer Debatte über diesen Antrag.

*****

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gehen in die Debatte ein.

Meine Damen und Herren, Sie wissen: Begründung 10 Minuten, dann jede Fraktion eine Stellungnahme von 5 Minuten.


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Zur Begründung erhält Herr Abgeordneter Mag. Kogler das Wort. – Bitte. (Abg. Groß­ruck: Kann man nicht gleich ...?)

 


17.42

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die ersten Zwischenrufe erheben sich schon wieder in den Reihen der ÖVP, ein verlässlicher Kandidat: Kollege Großruck. Ja, heute werden Sie noch länger nach­sitzen müssen als sonst, weil auch die SPÖ einen Antrag einbringt. Dieser wird heute – extra für Sie! – getrennt verhandelt, damit Sie noch nachhaltig meditieren können über die Vorfälle, die hier aufzuklären sind. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)

Schauen Sie, ich habe Ihnen das schon einmal erklärt: kein Vierzeiler, nur ein ein­faches Sprichwort. Unter uns: „Wer nicht hören will, muss fühlen“ heißt es; bei Ihnen ist es umgekehrt: „Wer nicht fühlt, muss hören“. Sie müssen sich das jetzt anhören, weil Sie nicht fühlen wollen oder können (Abg. Dr. Jarolim: Da hat Großruck ...! – weitere Zwischenrufe), dass hier ein Skandal tatsächlich – ich scheue mich nicht, dieses Wort an der Stelle zu gebrauchen – aus mehreren Ritzen schlicht und ergreifend zum Him­mel stinkt.

Deshalb werden Sie sich das hier wieder anhören, auch dann, wenn sich einmal die Frage stellt: Was hat eigentlich das Parlament, was haben die Abgeordneten – die freien Abgeordneten, Kollege Lopatka, die frei gewählten Abgeordneten, unabhängig von ihren Parteizentralen, hier und heute zum Beispiel so wie die letzten sechs Mal, und wenn es notwendig ist, noch ein paar Mal – zu sagen gehabt? Wie haben sie abgestimmt? Wo haben sie ihr Kontrollgewissen gelassen? An der Garderobe abge­geben, wie sonst vieles auch, wenn sie hier hereinkommen? – Wahrscheinlich; aber das soll auch die Nachwelt wissen.

Bald wird es nicht mehr Vergangenheit, sondern Gegenwart sein, dass man sich mit diesen Fragen auseinander setzt, weil ja längst alle begriffen haben, dass so ein Finanzminister völlig untragbar ist. In Wirklichkeit ist eigentlich nur noch die Motivsuche angebracht, wieso es ihn auf der Regierungsbank überhaupt noch gibt. Das wäre die Frage, das müssen aber Sie sich fragen. Wenn Sie jetzt dazwischenrufen, dass es da­zu keinen Untersuchungsausschuss braucht, gebe ich Ihnen Recht. Das hat etwas mit Ihrer inneren Verfasstheit zu tun, dazu machen Sie dann einen eigenen Untersu­chungsausschuss.

Jetzt möchte ich mein Versprechen einlösen, dass es kein Schweres ist, zu beweisen, dass alle Wochen etwas dazukommt, jedes für sich für einen Rücktritt ausreichend. Dieser erfolgt aber nicht, also gibt es wieder einen Untersuchungsausschuss-Antrag. Was geschah in diesem Fortsetzungsroman am letzten Freitag? – Lopatka hat eine Aussendung gemacht: Karl-Heinz Grasser hat endlich alles offen gelegt. Mittlerweile bekommt auch der Begriff „Offenlegung“ eine neue Dimension: „Offen legen“ heißt offensichtlich, immer mehr offene Frage aufzuwerfen und in ein immer offeneres Chaos hineinzustolpern. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Es ist dies ja schon längst nicht nur mehr eine Affäre KHG. Dieser ist handlungs­unfähig, er taumelt herum – soeben in Brüssel, wie wir hören –, und Sie machen ihm die Mauer. Aber Sie sollten sich nicht täuschen, Sie zittern am Rand schon ganz schön mit. Es ist ja nicht so, dass KHG auf seinem eigenartigen Pfad stabilisiert wird, sondern Sie zittern schon mit. Auch das werden Sie noch zu spüren bekommen, wenn es Sie dann einmal richtig beutelt. Es wird Ihnen gut tun!

Jetzt: Was ist neu – damit ich mein Versprechen einlösen kann. Wer hat eigentlich die­se so genannte Offenlegung veranstaltet? – Der Verein „New Economy“. Keiner kann


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es mehr hören, ich auch nicht. (Abg. Schöls: Dann können Sie sich ja niedersetzen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es wird ein Wirtschaftsprüfer beauftragt, der hier irgendetwas klären soll. Welcher Wirt­schaftsprüfer wird beauftragt? – Einer, der serienweise öffentliche Aufträge bekommen und entsprechend „abgecasht“ hat! Dämmert es Ihnen wieder? Externe Berater, die keiner braucht – jetzt wissen wir, wozu sie gebraucht werden! Auch ein Gegenstand für diesen Untersuchungsausschuss.

Aber das Neue daran ist, dass wir hier ein Testat von Ernst & Young vorfinden; spätes­tens seit Enron dürfen die alle ja nicht mehr so tun, wie sie glauben. Sie haben hier interessanterweise ein recht eigenartiges Gutachten erstellt. Da steht drin, dass 240 000 € von 280 000 € in eine Homepage gegangen sind. Eine Super-Offenlegung! Wir wissen, dass von 280 000 € irgendwelche 40 000 € für kleinere Rechnungen aus­gegeben wurden. Was im Übrigen zum Beispiel die Bewirtungen betrifft: Es sollte die Industriellenvereinigung einmal interessieren, wie hier bewirtet wird, vielleicht kann man sich da von der Rotweinliste etwas für den Schwarzenbergplatz abschauen. (Abg. Neudeck: Das war jetzt für den Gusenbauer! – Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) 13 Bewirtungen um was weiß ich wie viele tausend Euro, da sage ich: Gratuliere! – Dafür haben wir also einmal 40 000 € abgeschrieben.

Die besondere Erkenntnis ist, dass man eine Homepage zum Preis von 240 000 € zustande bringt. Das war noch am Freitag die Theorie, allerdings gibt es mittlerweile schon eine neue Theorie. Um 240 000 € können Sie jeden Tag eine neue Homepage machen und die alte krachen gehen lassen! Aber das ist offensichtlich auch die Arbeitsweise in diesem Ministerium.

Um wieder zum Ernst zurückzukommen: Ernst &Young haben geradezu aufgedeckt, dass eine Zahlung nicht so weit testiert wurde, dass sie auch einen Empfänger aus­weist. Alle Zahlungen – insoweit muss man das Gutachten einmal ernst nehmen und loben – haben sozusagen einen Absender und eine Adresse, bis auf eine: die größte Zahlung, die an die Firma FirstInEx geht! Da hat der Wirtschaftsprüfer nicht bestätigt, dass das Geld dort eingelangt ist, der Wirtschaftsprüfer hat bloß bestätigt, dass es einen Vertrag gibt, wonach so eine Zahlung – eventuell, wenn sich alle an den Vertrag halten – hätte stattfinden können. Wo sie gelandet ist, ist nicht nachvollziehbar.

Das alles ist – wie wir es vorhin in Bankgesprächen miteinander ausgetragen haben, Kollege Kopf, Kollege Mitterlehner – tatsächlich nicht wirklich etwas für Abgeordnete, da haben Sie Recht. Der Punkt ist nur, in welchem Umfeld sich das Ganze abspielt, in welcher Nicht-Auseinanderhaltung von Öffentlichem und Privatem, in welcher unerträg­lichen Vermischung von Freunderlwirtschaft, die bis jetzt außer diesem Finanzminister noch niemand zustande gebracht hat!

Da gibt es eine Firma, die zu diesem Zeitpunkt einen Geschäftsführer hatte, der ein enger Schulfreund des Finanzministers ist und jahrelang neben ihm auf der Schulbank gesessen ist. Gut, er kann nichts dafür, das ist auch nicht der Vorwurf. Der Punkt ist vielmehr, dass sich dieser Mensch von dieser Firma verabschiedet – im Übrigen offen­sichtlich alles akkordiert, weil er fünf Tage später schon einen Geschäftsführervertrag in der nächsten Firma gehabt hat –, und siehe da: Jandl weg, Freund weg, Auftrag weg; so funktioniert das! So funktioniert das hier mit öffentlichen Geldern und Geldern der Industriellenvereinigung. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wo ist er denn, der Herr Jandl? Wo ist das Geld? Wo ist es denn? – Nicht, weil die 100 000 € für die IV so eine Tragödie wären, oder die 50 000 €, die für die offizielle Lobhudelei auf der Finanzministeriums-Homepage aus dem Steuerzahlersäckel gezo­gen wurden; es sind hier nicht einmal die Beträge, ich gebe Ihnen Recht. Aber welches System stinkt denn hier schon längst aus allen Ritzen? – Dem sollten Sie sich zuwen-


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den, sofern Sie Ihre Nase noch irgendwie offen halten können! Das wird Ihnen irgend­wann einmal denn doch auffallen müssen. Nachher werden Sie sagen: Mein Gott, hätte ich besser aufgepasst, der Cap, der Kogler, der Pilz haben doch Recht gehabt! (Heiterkeit bei den Grünen.)

Nein, Sie verschließen sich hier – aber das ist Ihr gutes Recht. Mittlerweile haben auch die Zwischenrufe aufgehört, man findet sich mit dem Nachsitzen ab. Das schlechte Ge­wissen greift, die katholische Erziehung greift, die Schule hat ihre Erziehungsarbeit geleistet. Sitzen Sie nach, nützen Sie die Zeit und gehen Sie in sich! (Ruf bei der ÖVP: Ja, Herr Oberlehrer!) „Ja, Herr Oberlehrer“ – sehr richtig, ich bekenne mich dazu. Sie haben den nämlich in Kontrollfragen bitter notwendig! (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Jetzt ist Kollege Großruck wieder da – er hat mich vorhin gefragt, was es mit dieser Krawatte auf sich hätte. Das hat nichts mit dem alten Finanzminister zu tun, der auch immer anlassbezogen eine Krawatte hatte; von Ihnen liebevoll mit „Schulden-Rudi“ tituliert, wobei ich extra anmerken möchte: Mit dieser Abgabenquote hätte Herr Finanz­minister Edlinger mehr an Nulldefizit zusammengebracht als jetzt alle anderen! Aber das ist ein anderer Kaffee. (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Sind Sie der Verteidiger ...?)

Auf dieser Krawatte sind verschiedene Euroscheine abgebildet. Wenn Sie alle Euro­scheine auf diesem Stoffstück zusammennehmen würden, die in der Verantwortung eines so genannten Finanzministers liegen, eines Kärntners, der sich als Finanzminis­ter verkleidet und hier im Parlament auftaucht, vor dem Theater Parlament, wenn Sie das alles zusammenflicken, dann können Sie das Parlament damit einkleiden. Ein Ver­packungskünstler, das ist der Finanzminister Karl-Heinz Grasser, und Sie sind ihm auf den Leim gegangen! Bleiben Sie dabei, aber werden Sie irgendwann munter! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Scheibner: Nein, nein! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

17.51

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: In der weiteren Debatte haben alle Redner eine Rede­zeit von jeweils 5 Minuten.

Erster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Donnerbauer. – Bitte.

 


17.52

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werter Herr Kollege Kogler, Ihre Vorstellun­gen zu diesem Thema waren auch schon ein bisschen besser als die heutige. (Wider­spruch bei der SPÖ und den Grünen.) Vielleicht ist das der Grund für die matte Auf­merksamkeit in unseren Reihen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube aber, Sie sollten wirklich einmal den Test machen, nicht nur hier das Pflichtprogramm zu absolvieren, zu dem wir alle nachsitzen müssen – wie Herr Kollege Großruck das genannt hat –, sondern machen Sie das einmal gegen Kartenverkauf. Dann werden Sie den Beweis haben, ob es interessant ist oder nicht, ob sich jemand findet, der dafür auch etwas zahlt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Dr. Jarolim.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Opposition! Was Sie uns heute hier servieren, ist ein matter Abklatsch, ein Aufguss in der inzwischen 14. und 15. Version, von einer Soße, die schon von Beginn an viel zu dünn war. Ein 14. und 15. Aufguss, allein schon wenn man die Gelegenheiten heranzieht, bei denen wir uns hier im Haus im Plenum mit diesen Vorwürfen, immer wieder denselben Vorwürfen, auseinander gesetzt haben. (Abg. Brosz: Sie passen nicht auf! Eine ganz andere ...!) Es wird bei


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keinem einzigen Mal besser. Im Gegenteil: Es gehen immer mehr Vorwürfe, die Sie von Beginn an in den Raum gestellt haben, verloren.

Wenn ich mir heute Ihre Begründung ansehe, bleiben neun Punkte übrig, die man viel­leicht zu vier Punkten zusammenfassen kann. Es waren aber in Wirklichkeit schon 50, 60 Vorwürfe; die sind alle bereits weg. (Abg. Dr. Matznetter: Kein Einziger!) Kommen wir also zu diesen Vorwürfen; nicht zu dem, was Sie uns hier heute wieder an Ge­schichten und Geschichtchen präsentiert haben (Abg. Dr. Matznetter: Wo ist der Vor­wurf weg?), sondern bleiben wir bei Ihrer eigenen Begründung, Ihren Vorwürfen, die Sie in diesen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses hereingenom­men haben.

Der erste Punkt ist der: Als Finanzminister soll Karl-Heinz Grasser das Abfangjäger-Vergabeverfahren beeinflusst haben. (Abg. Mag. Kogler: Richtig!) Das ist aber mehr als aufgeklärt. Es hat, bitte, der Rechnungshof schon intensivst und mit vielen Beamten in vielen Stunden und Tagen geprüft, und er hat überhaupt keinen Grund gefunden, hier etwas zu beanstanden. (Abg. Dr. Matznetter: Nein! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Er hat vielmehr ausdrücklich attestiert, dass hier keine Ein­mischung in das Verfahren stattgefunden hat, dass eine Bewertungskommission nach streng geregeltem Verfahren entschieden hat und eine Einflussnahme gar nicht möglich gewesen wäre. Das ist der Schluss, den der Rechnungshof gezogen hat, aber nicht das, was Sie uns hier bei jeder möglichen Gelegenheit zum Besten geben.

Die anderen Punkte, 2 bis 6, befassen sich mit der berühmten Homepage und mit dem „Verein zur Förderung der New Economy“. Auch das ist, glaube ich, erstens nicht wirklich ein Punkt für einen Untersuchungsausschuss. Wie wir alle wissen – und das ist hier auch mehr als ausreichend beleuchtet worden –, ist das ein Verein, so wie viele Zehntausende Vereine in Österreich bestehen. (Abg. Broukal: Alle von der Industriel­lenvereinigung? – Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Es gibt welche von der Industriellenvereinigung, es gibt auch welche, die von der Arbeiterkammer mit Subven­tionen bedacht werden, oder vom Gewerkschaftsbund. (Widerspruch bei der SPÖ.) Auch solche Vereine gibt es, und noch mit keinem dieser Vereine haben wir uns in einem Untersuchungsausschuss befasst. Oder gibt es hier einen Antrag dazu? – Stellen Sie den Antrag, auch solche Subventionen zu überprüfen! (Abg. Dr. Jarolim: „Euroteam“! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Damit möchte ich nur sagen, dass genau dieser Verein mehr als ausführlich geprüft worden ist. Er ist von Medien geprüft worden, es gibt bei der Vereinsbehörde entspre­chende Aufzeichnungen. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ. – Präsident Dr. Fi­scher gibt das Glockenzeichen.) Herr Finanzminister Grasser ist weder Funktionär noch Mitglied dieses Vereines, bleiben Sie also bitte auf dem Boden der Tatsachen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Öllinger: Was hat Ihre Homepage gekostet?)

Dann haben wir hier noch einige Vorwürfe: „Freunde, denen er privat und geschäftlich verbunden ist“, soll er „bewirtet und philharmonisch unterhalten“ haben. Auch das ist, glaube ich, mehr als ausreichend aufgeklärt worden, und zwar vom Herrn Finanzminis­ter persönlich. (Abg. Öllinger: Nein!)

Was er getan hat – und dafür kann man, glaube ich, keinem Finanzminister und kei­nem Minister dieser Republik einen Vorwurf machen –, ist: Er hat Kontakte für Öster­reich, für den Wirtschaftsstandort genützt. Er hat Unternehmer und Unternehmerinnen eingeladen, er hat den Wirtschaftsstandort Österreich präsentiert, die Vorteile dieses Wirtschaftsstandortes, und hat versucht – zum Teil auch mit gutem Erfolg –, diese Firmen für Österreich zu interessieren. (Abg. Öllinger: Wer hat bezahlt?) Wenn Sie das einem erfolgreichen Finanzminister zum Vorwurf machen, dann sagen Sie es! Da-


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zu brauchen wir aber, bitte, keinen Untersuchungsausschuss! (Abg. Öllinger: Wer hat die Firma Hochegger bezahlt?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Abschluss darf ich zusammenfassend festhalten: Es gibt hier nichts mehr zu untersuchen. (Abg. Öllinger: Eine mutige Behauptung!) Diese Fragenkreise, die Sie in der Begründung anführen und die Sie mit einem Untersuchungsausschuss prüfen wollen, gehören zu den fast am besten be­leuchteten Fragen in diesem Land und in diesem Haus. (Das rote Lämpchen auf dem Rednerpult blinkt. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Ich glaube daher, dass jetzt Schluss sein sollte mit dieser durchsichtigen Strategie, einen erfolgreichen Finanzminister zu stürzen und anzupatzen. Suchen Sie sich ein neues, vielleicht erfolg­reicheres Betätigungsfeld! – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Großruck: Gusen­bauer vielleicht!)

17.57

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gaßner, und zwar nicht mit gleicher Redezeit, sondern für 5 Minuten. – Bitte.

 


17.57

Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Donner­bauer, zu Ihrer Aussage, dass der ÖGB Homepages finanzieren, subventionieren würde: Der ÖGB finanziert keine Homepage, merken Sie sich das! (Ruf bei der ÖVP: ... nicht behauptet! – Abg. Verzetnitsch: Hat er gerade behauptet!) Das hat er soeben behauptet, ja. (Widerspruch bei der ÖVP.)

Zum Zweiten zu diesem Antrag der Fraktion der Grünen: Ganz zu Beginn geht es wieder einmal um die Abfangjäger. Ich darf Ihnen sagen, warum es interessant ist, hier nachzufragen, wie sich denn Herr Grasser wirklich verhalten hat. Er hat nämlich im März 2002 gemeint, dass er noch nicht von der Notwendigkeit des Ankaufes überzeugt sei, indem er feststellte: Das ist ein heikler Punkt, denn in der Bundesregierung stehe ich mit meiner Ablehnung der Abfangjäger alleine da. Das passt nicht in das Gesamt­bild der Budgetkonsolidierung. Vielleicht lässt sich das verschieben. – Grasser im O-Ton.

Plötzlich besucht er EADS – oder umgekehrt –, und auf einmal sind dann diese Ab­fangjäger ganz, ganz wichtig!

Bei den Recherchen habe ich noch etwas Interessantes gefunden. (Zwischenruf des Abg. Neudeck.) 2001 hat man schon darüber gesprochen, von den Abfangjägern nicht 24 Stück zu kaufen, sondern 18. Es ist dies untergegangen. Dann kam das Hoch­wasser, und daraufhin hat man gesagt: Jetzt sechs Eurofighter weniger, damit die Hochwasseropfer entschädigt werden können. Ich möchte hier untersuchen, wo denn das Geld für diese sechs Eurofighter geblieben ist. Die Hochwasseropfer haben es nicht gesehen – und das ist ein ganz wichtiger Grund, die Sache zu untersuchen! (Bei­fall bei der SPÖ und den Grünen.)

Zu dieser Homepage-Geschichte: Schauen Sie sich bitte einmal an, was andere Minis­terien für ihre Homepages verlangen! Die Homepage des Bildungsministeriums kostet 25 000 €, die des Landwirtschaftsministeriums kostet ebenfalls 25 000 €. Bei der Brau Union kostet sie 20 000 €, wie heute im „WirtschaftsBlatt“ zu lesen ist. Bei Bern­dorf – auch keine kleine Firma –: 13 000 €. Die Industriellenvereinigung selbst gibt für ihre Homepage immerhin noch satte 40 000 € aus. (Abg. Neudeck: Deswegen braucht ihr ja auch die New Economy!) Unser Herr Finanzminister braucht dazu 240 000 €! (Abg. Broukal: Die haben ja auch keine Kinderfotos!) – Die haben auch keine Kinder­fotos. Das ist wahrscheinlich das Ausschlaggebende.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Verquickungen mit Herrn Dieter Jandl wurden hier schon genannt. Interessant ist allerdings Folgendes: Als dieser Herr Dieter Jandl nicht mehr in der Firma FirstInEx war, war plötzlich der andere Freund des Herrn Grasser, Dr. Hochegger, da, obwohl FirstInEx natürlich auch kassiert hat – 114 000 €, glaube ich.

Herr Dr. Hochegger hat dann diese „Wunder-Homepage“ vervollständigt und dafür 105 000 € bekommen. Damit sind wir bei 220 000 €. Dazu kommen noch Sonderkos­ten in der Höhe von 20 000 € – was woanders eine gesamte Homepage kostet. Damit sind wir auf 240 000 €. Meine Frage: Ist denn das wirklich nicht untersuchenswert?

75 000 € sind dann im Juni 2003 noch überwiesen worden, aber nach elf Tagen wurde dieses Geld sofort wieder zurückgenommen. Das war genau zu derselben Zeit, als die Sozialdemokratische Partei eine Dringliche Anfrage an den Finanzminister gestellt hat. (Abg. Scheibner: Welche?) – Das erste Mal die Homepage betreffend, Herr Scheib­ner. Und plötzlich waren diese 75 000 € wieder weg. Man brauchte sie nicht mehr. (Abg. Neudeck: Das ist wie bei den voestalpine-Aktien! Die sind auch gefallen, als ihr eine Dringliche Anfrage eingebracht habt!)

Ich habe nachgelesen, was denn Herr Lorenz Fritz zu all diesen Dingen sagt. Er hat gemeint, die IV würde diesen Verein natürlich weiter fördern, weil – und da bin ich auf­merksam geworden – sich dieser Verein um Wirtschaftsliberalisierung und um die Ein­führung des E-Government kümmert.

Bitte erklären Sie mir, was denn dieser „Verein zur Förderung der New Economy“ bis heute dazu beigetragen hat, dass das E-Government in Österreich verwirklicht werden kann! (Abg. Öllinger: Ich weiß es! Autogrammkarten verteilen! – Zwischenruf des Abg. Großruck.) – Kollege Großruck! Ich würde mich freuen, wenn Geld da wäre, den Gemeinden dazu zu verhelfen, dass sie die nötige Ausrüstung dafür kaufen können. Ich habe davon noch überhaupt nichts gesehen! (Abg. Öllinger: Der Herr Simhandl verteilt Autogrammkarten vom Grasser!) – Ach so, gut. Ich wusste noch nicht, dass Autogrammkarten des Herrn Bundesfinanzministers auch das E-Government betreffen. (Abg. Öllinger: Die kann man auf der Homepage bestellen!) Ich werde mich auch um eine bemühen, damit man das dann seinen Freunden weitergeben kann. (Abg. Neu­deck: So ein Fan muss man nicht sein!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit Ihren stehenden Wendungen von „An­schütten“ und „Schmutzkübelaktion“ können Sie sich nicht retten. Beantworten Sie unsere Fragen! – Ich habe noch keine Antwort. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

18.03

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. Die Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte. (Abg. Neudeck – in Richtung des das Rednerpult verlassenden Abg. Mag. Gaßner –: Lesen Sie Zeitungen?)

 


18.03

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Tatsächlich unabhängige Prüfmöglichkeiten in der Affäre um die Homepage von Finanzminister Karl-Heinz Grasser forderte der Grün-Abgeordnete Werner Kogler heute.

Herr Abgeordneter, ich möchte Ihrem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen, denn diese unabhängige Prüfung findet ja schon lange statt. Entweder haben Sie einen Rückstand an Informationen (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Einen Notstand, keinen Rück­stand!), oder Sie haben in oppositionellem Überschwang vergessen, dass ja eine Straf­anzeige beim Landesgericht für Strafsachen anhängig ist. Entweder Sie oder die SPÖ haben ja diese Strafanzeige erstattet. Das haben Sie offensichtlich vergessen, obwohl


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Sie sich sonst so intensiv mit dieser Sache befassen. (Abg. Mag. Kogler: Sie müssen wissen, was ein Untersuchungsausschuss ist!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Objektiver als vom Strafgericht kann über­haupt nicht mehr geprüft werden, denn dort sind unabhängige Richter am Werk, die wirklich eine objektive Sicht haben. Da können Sie sicher sein, dass nach der materiel­len Wahrheit geforscht wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was wollen Sie eigentlich? Herr Abgeordne­ter Kogler, wollen Sie an jedem Plenartag Ihre „Gschichtln“ erzählen oder – wie Sie genüsslich sagen – den Fortsetzungsroman fortspinnen? Heute haben Sie sich gewun­dert, warum es keine Zwischenrufe mehr gibt. – Deshalb, weil wir Ihre Geschichten schon 20 Mal gehört haben und niemand mehr hören kann, was er ununterbrochen immer wieder vorgesetzt bekommt. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Grünen und der SPÖ! Ich sagen Ihnen: Auch wir wollen Klarheit haben! (Ah-Rufe bei der SPÖ.) Wir wollen wirklich nicht mauern, aber wir wollen keine Doppelgleisigkeit von Gericht und Untersuchungsaus­schuss. (Ironische Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ.) Wir vertrauen auf die Objektivität und die Prüfung der Gerichte. Sie sollten nicht lachen, sondern ebenfalls an die unabhängige Gerichtsbarkeit in Österreich glauben und darauf vertrauen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Von Ihren Methoden, Verdächtigungen immer wieder neu aufzubereiten, die Strafge­richte anzurufen, an jedem Plenartag Misstrauensanträge zu stellen und einen Unter­suchungsausschuss zu fordern, obwohl die Gerichte die materielle Wahrheit erfor­schen, davon halten wir wirklich nichts. (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräuter.)

Um jetzt gleich den SPÖ-Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses vor­wegzunehmen: In einer Presseaussendung von Herrn Abgeordnetem Cap zählen Sie alle Verfehlungen auf, die Sie dem Finanzminister zur Last legen. Dann sagt Herr Cap, dieser Sachverhalt könne nur durch die Staatsanwaltschaft aufgeklärt werden. – Na bitte, was wollen Sie denn dann noch mehr? Und dann stellen Sie den Antrag auf Ein­setzung eines Untersuchungsausschusses? – Offensichtlich stimmt nicht einmal das, was Sie in Ihren eigenen Presseaussendungen verlautbaren, Herr Abgeordneter! (Abg. Dr. Jarolim: Das ist Ihrer unwürdig!)

Dann ergänzen Sie die Sachverhaltsdarstellung, die Sie an das Gericht geschickt haben, auch noch, weil Sie so darauf vertrauen, dass die Staatsanwaltschaft ordentlich prüft. Ich würde Ihnen sowohl von Rot als auch von Grün empfehlen: Lassen Sie die Gerichte in Ruhe arbeiten, dann werden wir hier auch die Wahrheit erfahren, und stel­len Sie nicht ununterbrochen immer dieselben Anträge! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Öllinger: Sagen Sie das dem Herrn Böhmdorfer!)

18.07

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Moser. Redezeit: 5 Minuten. Danach erfolgt die Abstimmung. – Bitte.

 


18.07

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Selbstverständlich wollen wir gerichtliche Klarheit, aber die Ange­legenheit KHG ist ja nicht nur eine Frage des Strafrechts. Eigenartigerweise spitzen Sie das ja schon zu. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Nicht „eigenartigerweise“! Sie haben ja Strafanzeige erstattet!) – Frau Kollegin! Ihre Ausführungen lassen geradezu unseren Verdacht erhärtet erscheinen, dass hier strafrechtliche Dinge massiv zu beanstanden sind. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie haben ja Anzeige erstattet!) – Nein, Frau Kollegin! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ja!)


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Es geht nicht nur um gerichtliche und strafrechtliche Aspekte, sondern in erster Linie um politische Verantwortung. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Dann hättet ihr keine Anzeige erstattet!) Es geht um eine politisch korrekte Amtsführung in vollem Umfang. (Beifall bei den Grünen.)

Herr Kollege Donnerbauer! Nicht weniger werden die Punkte, die Anlass für einen Un­tersuchungsausschuss geben, sondern mehr. Herr Kollege Großruck! Darf ich Ihnen nur die Zitate Ihrer eigenen KollegInnen dazu vorlesen, warum jetzt gerade politisch Konsequenzen gezogen werden müssen? – Zum Beispiel dadurch, dass der Herr Bun­deskanzler den Herrn Finanzminister endlich in die Privatwirtschaft entlässt – dorthin, wo er sich wohl fühlt. (Abg. Broukal: Red Bull!)

Warum, Herr Kollege Großruck? – Weil zum Beispiel Herwig van Staa durchaus der Meinung ist, Grasser „hätte längst Fakten unabhängigen Experten übergeben sollen. Kein glücklicher Weg.“ – Das sagt ein ÖVP-Landeshauptmann über einen Finanzminis­ter, den der Bundeskanzler noch hält. (Abg. Großruck: Bei uns herrscht Meinungsfrei­heit! In der ÖVP herrscht Meinungsfreiheit und Redefreiheit!)

Oder Schausberger: „Wer gutes Gewissen hat, braucht nichts zu verheimlichen. Se­hen, was da noch kommt.“ – Untersuchungsausschuss: Sehen, was da noch kommt.

Oder Sausgruber: „Sache ist nicht erfreulich. Erwarte jetzt mehr Transparenz und Infor­mation.“ Die Landeshauptleute sind mit diesen Aussagen sicherlich auf unserem Kurs: Untersuchungsausschuss!

Eigentlich bringt es ein anderer auf den Punkt, nämlich der Herr AK-Präsident Fritz Dinkhauser: „KHG soll gehen. Ich habe die Nase gestrichen voll.“ – Das hört man von einem ÖVP-Mandatar! (Abg. Neudeck: Von einem!)

Vor diesem Hintergrund ist es eine Frage der politischen Moral und Redlichkeit, dass es auch im Parlament Konsequenzen gibt, dass man sich nicht allein auf Staatsan­wälte und Richter stützt, sondern die Vorgänge genauer untersucht und auch entspre­chende Gremien einberuft, weil – und da bin ich durchaus der Meinung von Kommen­tatoren, denn es geht auch um Anstandsfragen – die „Amtsführung als Minister die Grenzen des Anstandes verletzt.“ – Das liest man im „profil“.

Mehr braucht es nicht! Das Material liegt uns in jeder Zeitung jeden Tag klar vor Augen. Es geht um horrende Summen, die ich nicht wiederholen will. Jeden Tag gibt es wieder neue Aspekte, warum es bei dieser Homepage nicht bei der ersten Auftrags­vergabe geblieben ist, sondern warum dann noch diese Agentur Hochegger einge­schaltet werden musste.

Das ist für mich persönlich neben dem großzügigen Honorar, das insgesamt im Ren­nen war, die eigentliche Frage. Wenn der Herr Finanzminister auf der einen Seite für sich, für seine Homepage durch seinen Kabinettchef derartig astronomische Summen bereithält und eine Verschleuderungsaktion schlechthin setzt, dann kann ich nicht nachvollziehen, dass er auf der anderen Seite vielen Pensionistinnen und Pensionisten einfach das Geld praktisch aus der Tasche nimmt, indem er gewisse Beiträge erhöht und bei der Steuerreform an viele Menschen im unteren Bereich überhaupt nicht denkt.

Rechnen Sie nur um: Diese luxuriöse Homepage-Summe, die da generös ausgestreut wurde, ist der Gegenwert – ich habe es mir ausgerechnet – von 3 428 monatlichen Mindestpensionen. Das ist ja kein Klacks, und damit ist großzügig umgegangen worden. Da rede ich noch gar nicht von den über 70 Einzelbelegen von je 5 000 €! Schauen Sie einmal auf Ihren Gehaltszettel! Sie verdienen als Abgeordnete etwas mehr als 4 000 €, und das mal 70 ist unbelegt. Was liest man da? – Vermutungen, dass Flüge und Auslandsaufenthalte damit bezahlt wurden. Darüber müssen wir poli­tische Klarheit haben.


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Ich komme zum Schluss. Nicht umsonst rumoren bereits die ÖVP-Landeshauptleute. Durch die Steuerreform des Herrn Minister Grasser wird ihnen ja entsprechend viel Geld abverlangt. Er räumt praktisch die Kassen bereits aus, denn gewisse Steuern, die den Ländern zugute kommen, werden jetzt massiv reduziert. Gewisse Steuern, die den Kommunen zugute kommen, werden gestrichen. Nicht umsonst sind also die Landes­hauptleute aufgebracht, besonders in Kärnten und in Salzburg, denn dort müssen sie sich mit einer Homepage-Affäre herumschlagen, die einen Personenkult beinhaltet, der uns zum Mühlstein wird. – Deswegen der Untersuchungsausschuss. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

18.12

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Somit sind alle vier Fraktionen zu Wort gekommen. Ich schließe die Debatte.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Kogler, Kolle­ginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses in der Causa, die wir gerade debattiert haben.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für die Einsetzung eines Untersuchungsaus­schusses stimmen, um ein Zeichen. – Der Antrag auf Einsetzung eines Untersu­chungsausschusses hat keine Mehrheit gefunden und ist abgelehnt.

*****

Als Nächstes verhandeln wir über den Antrag des Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kol­leginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Aufklä­rung über die Gebarung des Bundesministers für Finanzen Mag. Grasser.

Der Antrag ist verteilt worden, er wird daher nicht verlesen.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Antrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Dr. Cap, Dr. Kräuter und GenossInnen gem. § 33 GOG betreffend die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen den Antrag, einen Untersuchungsausschuss im Verhältnis V:5, S:4, F:1 und G:1 einzusetzen.

Gegenstand der Untersuchung:

Aufklärung über die Gebarung des Bundesministers für Finanzen hinsichtlich der Er­stellung einer Homepage (www.karlheinzgrasser.at) sowie Steuerfolgen der Finanzie­rung dieses Mediums samt Prüfung dieses Sachverhaltes durch das BMF unter der Leitung von Staatssekretär Dr. Finz,

des Bezuges von Honoraren als Vortragender entgegen dem Berufsverbot samt der entsprechenden Steuerfolgen,

der Finanzierung von Regierungswerbung durch Unternehmen und Interessensvertre­tungen sowie daraus resultierende Manipulationen,

der Vergabe von Berater- und Werbeaufträgen seit 4.2.2000,

des geplanten Verkaufs der 5 Bundeswohnbaugesellschaften und


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des Vollzuges des ÖIAG-Gesetzes und aller anderen damit in Zusammenhang stehen­der Gesetze seit 4.2.2000.

Untersuchungsauftrag:

Der Untersuchungsausschuss soll durch Erhebung von mündlichen und schriftlichen Auskünften zum Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die Akten des Bun­desministeriums für Finanzen, anderer Bundeseinrichtungen und der ÖIAG im Zusam­menhang mit dem Untersuchungsgegenstand alle Sachverhalte auf rechtliche und politische Verantwortlichkeit überprüfen.

Begründung:

Die Amtszeit von Finanzminister Mag. Grasser ist geprägt von der Verschwendung von Steuergeldern für externe Berater, dem unprofessionellen Abverkauf von Bundes­vermögen und regelmäßigen Verstößen gegen geltendes Recht. War es in der ersten Legislaturperiode von Schwarz-Blau möglich, dass inhaltliche Versagen des Finanz­ministers mit extrem teuren Maßnahmen der Persönlichkeitswerbung zu übertünchen, so wurde spätestens mit der Aufdeckung der Steuermalversationen rund um die Home­page des Finanzministers das System Grasser enttarnt: Immer wieder tauchen die selben Unternehmen auf den Honorarlisten des Finanzministers auf, Grassers persön­liche Freunde profitieren von seinem Ministeramt und bestehende Gesetze werden bewusst gebrochen.

Ebenso verursachen unversteuerte Spenden von Interessensvertretungen, die letztlich dem Finanzminister zufließen, begründete Zweifel an der Unabhängigkeit der Amtsfüh­rung.

Homepage

In der Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der SPÖ führte Finanzminister Grasser aus, dass seine private Homepage nicht mit Steuergeldern, sondern über Sponsoren finanziert wurde, diese Aussage trat die Affäre rund um den Verein zur Förderung der New Economy los. Mindestens 283.000 Euro wurden an diesen Verein, dessen Aktivi­täten sich im wesentlichen auf den Betrieb der KHG-Homepage beschränkt, durch die Industriellenvereinigung bezahlt. Bis zum heutigen Zeitpunkt konnte nicht exakt geklärt werden, wohin diese Mittel wirklich geflossen sind. Eine Erklärung des Vereinsvor­sitzenden und Kabinettchefs von Minister Grasser, wonach 208.000 Euro für die Er­stellung der Homepage verwendet wurden (laut NEWS vom 5.2.2004), erscheint höchst zweifelhaft, da der Marktpreis einer entsprechenden Homepage bei höchstens 25.000 Euro anzusiedeln ist. Gleichzeitig sind sämtliche bekannten Organe des Ver­eines zur Förderung der New Economy Dienstnehmer des Bundesministeriums für Fi­nanzen und es existieren Hinweise darauf, dass die Homepage selbst durch einen Mit­arbeiter des BMF serviciert wird. Minister Grasser schädigt durch eine entsprechende, dienstfremde Verwendung dieses Mitarbeiters vorsätzlich den Staat in Höhe dessen Besoldung.

Eine Prüfung der Homepage www.karlheinzgrasser.at durch Verfassungsrechtsexper­ten Univ.-Prof. Heinz Mayer (Hohes Haus vom 1.2.2004) hat ergeben, dass diese nicht privat und damit Gegenstand der Vollziehung sei. Auch Staatssekretär Finz unterstützt diese Rechtsmeinung im Zuge der umstrittenen Steuerprüfung durch eine Kommission des Finanzministeriums: „Die Homepage hat nur dienstliche Zwecke erfüllt, weil sie der Darstellung der Politik des Ministers gedient habe ... nur wenn er es für private Zwecke benützt, wäre es ein steuerpflichtiger Sachbezug“ (APA 320 vom 11.7.2003).


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Nach den neuesten Aussagen Karl-Heinz Grassers wird diese Homepage von Vereins­mitgliedern betreut. Folgt man der Annahme, dass es sich um eine dienstliche Home­page handelt, erhebt sich die Frage, woher die Vereinsmitglieder, die nicht Mitarbeiter des Finanzministeriums sind, Informationen über die Tätigkeit des Ministeriums sowie des Ministers erhalten haben. Für den Umstand, dass Mitarbeiter des Finanzminis­teriums die Homepage betreuen, spricht, dass der Vereinsobmann und Kabinettchef Matthias Winkler auf Kosten des Bundesministeriums für Finanzen Presseaussendun­gen im Namen des Vereines über die APA in seiner Dienstzeit ausschickt und als Rückfragehinweis eine Telefonnummer und eine email-Adresse des Finanzministe­riums angibt.

Für den Steuerexperten Werner Doralt war das Verfahren der Kommission des BMF unter der Leitung von Staatssekretär Finz, dass dem New Economy Verein keine Steu­erpflicht bescheinigte, „gesetzwidrig“. In einer Aussendung am 2.2.2004 begründete Doralt diese Auffassung damit, dass ein „befangener Beamter daran teilgenommen hat“. Das Verfahren sei deshalb gesetzwidrig, weil es unter der Anleitung des stellver­tretenden Sektionschefs aus dem Finanzministerium, Dr. Peter Quantschnigg, statt­fand. Dieser ist einer der engsten Mitarbeiter des Ministers und war laut Doralt dem Minister unmittelbar unterstellt. Der Sektionschef als Rechnungsprüfer des Homepage-Vereines hätte sich für befangen erklären müssen. „Die Mitwirkung eines befangenen Beamten macht aber das ganze Verfahren gesetzwidrig“, argumentierte Doralt unter Berufung auf § 76 der Bundesabgabenordnung. Praktisch alle Experten widerspre­chen – so Doralt – der Rechtsauffassung Quantschnigg zugunsten des Ministers. Eine entsprechende Auffassung würde im Ergebnis dazu führen, dass Vereine und Kapital­gesellschaften überhaupt nicht der Schenkungssteuerpflicht unterliegen.

Nach Offenlegung der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung des Vereines zur Förderung der New Economy steht fest, dass 240.328 Euro allein für die Erstellung der Home­page selbst verwendet wurden. Völlig unklar ist, warum 114.164 Euro an die Firma FirstInEx Internet Services AG bezahlt wurden, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Grundsätzlich erscheint es höchst unglaubwürdig, dass für die Erstellung einer Homepage, deren Kosten von Experten auf maximal 25.000 Euro geschätzt wer­den, ein derartig hoher Betrag an Unternehmen, zu denen nachweislich ein Nahever­hältnis des Ministers sowie des Vereinsobmannes besteht, bezahlt werden. Ebenso aufklärungsbedürftig ist eine weitere Spende der IV in Höhe von 75.000 Euro, die am 13. Juni 2003 „irrtümlicherweise“ auf das Vereinskonto einging und 11 Tage später – nach der dringlichen Anfrage zur Homepage am 12. Juni 2003 – rücküberwiesen wurde.

Honorare

Finanzminister Grasser vereinbarte für Vorträge Honorarzahlungen entweder direkt an seine Person oder an eine so genannte „KHG-Stiftung“. Eine entsprechende Stiftung war im Zeitpunkt der Zahlung dieser Honorare nicht existent und bis heute ist unklar, in welcher Form eine entsprechende Stiftung bzw. ein Fonds gegründet wurde. Laut News vom 5.2.2004 wurden Zahlungen von einem Dutzend Unternehmen an den Finanzminister veranlasst. Diese „Spender“ müssen nun dem zuständigen Finanzamt Auskunft über die steuerlichen Hintergründe dieser Honorzahlungen geben. Ähnlich gelagerte Fälle wurden durch die Finanzbehörden bisher klar als steuerbare Einkünfte erkannt. Durch Finanzminister Grasser wurden diesbezüglich aber keine Steuern abge­führt und es ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Zahlungen von Mag. Gras­ser nachversteuert werden muss. Nach dem teilweisen Bekanntwerden der Einzahlun­gen auf den Karl-Heinz Grasser Sozialfonds muss festgestellt werden, dass durch Karl-Heinz Grasser lediglich 1.000 Euro eingebracht wurden, durch Grasser Freund Ernst Karl Plech, bei dem es sich um einen Profiteur dieser schwarz-blauen Bundesregie-


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rung handelt, aber ein Betrag von 5.000 Euro. Unbekannt ist, ob bzw. wohin einbe­zahlte Beträge des KHG-Fonds geflossen sind.

Fremdfinanzierte Regierungswerbung

Am 12. Juni 2003 hat der Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser im Rahmen einer Dringlichen Anfrage auch Fragestellungen zum Problemkreis der Finan­zierung von Schaltungen eines am 7. Juni 2003 in verschiedenen Tageszeitungen ver­öffentlichten Aufrufs von Universitätsprofessoren für eine „rasche Beschlussfassung über Reformen unseres Pensionssystems“ beantwortet und führte dazu wie folgt aus:

„Sie fragen mich: wer hat das bezahlt? – ich darf die zweite tatsächliche Berichtigung durchführen: Sie unterstellen in Ihrer dringlichen Anfrage, wenn Sie sie gelesen haben, dass das 190.000 Euro gekostet hätte und das Bundesministerium für Finanzen hätte es bezahlt. Richtig ist aber vielmehr, meine Damen und Herren, dass selbstverständ­lich kein Cent, kein Euro aus dem Bundesbudget kommt, vom Steuerzahler, aus dem Bundesministerium für Finanzen oder von sonst irgendwoher. Das wird nicht mit öffent­lichem Geld bezahlt! Damit habe ich Ihnen auch die ersten beiden Anfragen beantwor­tet. In der Dritten fragen Sie mich nach den Kosten und nach der geographischen Dar­stellung. Meine Damen und Herren! Da ich nicht der Auftraggeber bin, kann ich Ihnen auch nicht sagen, wer es bezahlt hat und von wem die Graphik gemacht worden ist. Aber nehmen Sie zur Kenntnis: das ist eine unabhängige Initiative von fast 50 Profes­soren, denen unser Land und die Zukunft dieses Landes ein Anliegen sind.“

Auszuschließen ist, dass diese Werbeeinschaltungen aus dem Privatvermögen des Finanzministers finanziert wurden. Seit kurzer Zeit steht auch fest, dass diese regie­rungsfreundlichen Inserate unter dem Titel „Jetzt handeln – für die Zukunft“ auch nicht von den unterzeichneten Professoren bezahlt wurden, sondern teilweise durch die Industriellenvereinigung sowie mehreren Unternehmen bezahlt wurden. Die Inseraten­aktion kostete 135.000 Euro ohne Umsatz- und Anzeigensteuer und wurde von der Dr. Hochegger Kommunikationsagentur abgewickelt. Peter Hochegger, ein persön­licher Freund von Karl-Heinz Grasser und Matthias Winkler, initiierte diese Inseraten­aktion auf Betreiben des Finanzministeriums. Unklar ist, ob die im Inserat namentlich aufgezählten Professoren über die vom BMF gewählte Vorgangsweise informiert wur­den. Laut NEWS vom 5.2.2004 wurden die Kosten von 2 Sponsoren-Gruppen getra­gen: von der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Österreich (die eine Hälfte) – sowie von einem Geldinstitut, einem Energieunternehmen und 2 börsen­notierten Privatfirmen (die andere Hälfte). Inklusive Steuern und Abgaben seien auf die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer Österreich je rund 50.000 Euro entfallen.

Fest steht, dass durch entsprechende Geldzuwendungen für regierungsfreundliche Werbeeinschaltungen bewusst die Unabhängigkeit der Regierungsmitglieder unterwan­dert wird und dadurch eine objektive Amtsführung nicht mehr gewährleistet ist.

Berater und Werbeaufträge

Durch den Bundesminister für Finanzen wurden seit 4.2.2000 mehr als 27 Millionen Euro für Selbstdarstellung und Reklame verschleudert. Bei dieser Summe handelt es sich um die höchsten Ausgaben für externe Dienstleister – veranlasst durch ein einzi­ges Ressort – seit 1945. Nicht nur für Reklame, sondern vor allem für die Auslagerung von ressortinternen Aufgaben an externe Berater wurde Steuergeld in exorbitanter Höhe verschwendet. Viele Indizien und einzelne Aufträge deuten klar darauf hin, dass durch diesen intensiven Einsatz von Beratern vor allem einem Zweck gedient wird: der Persönlichkeitswerbung von Finanzminister Grasser. Diese erreichte ihren Höhepunkt in einer ganzseitigen Einschaltung samt Foto des Ministers in der Financial Times am 30.11.2001 und einer als KMU-Dialog getarnten Imagekampagne des Finanzministers.


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Die bereits mehrmals in Dringlichen Anfragen dokumentierten Aufträge zeigen klar, dass verschiedene natürliche und juristische Personen zu ähnlichen Themen beschäf­tigt wurden. Auch erscheint die Heranziehung von privaten Auftragnehmern für Geset­zesvorbereitungen – neben der enormen Kostenhöhe – als höchst bedenklich. Trotz Rechnungshofkritik an den kostenintensiven und ergebnisarmen Vergaben an externe Berater und für Werbekampagnen ohne Informationscharakter wurden durch Finanz­minister Grasser auch im Jahr 2003 vermehrt entsprechende Aufträge vergeben.

Bundeswohnbaugesellschaften

Allein für die Vorberatung des bisher völlig fehlgeschlagenen Projektes der Privatisie­rung von 5 Bundeswohnbaugesellschaften wurden durch Finanzminister Grasser 10,9 Mio. Euro für Beratungskosten an externe Berater verschleudert, darunter Rechts­anwälte, Universitätsprofessoren und die Lehman & Brothers Bankhaus AG, an die exakt 10,3 Mio. Euro an Beratungssalär gingen.

Auffällig an der Leistung von Lehman & Brothers ist vor allem, dass diese in ihren Be­wertungen nicht einmal die offensichtlich anhängigen Verfahren hinsichtlich der Fest­stellung des Gemeinnützigkeitsstatus eines Unternehmens in ihre Bewertungsüber­legungen einbezogen haben. Durch das beauftragte Unternehmen wurden alle 5 Bun­deswohnbaugesellschaften als „gewerbliche Bauträger“ feilgeboten. Nunmehr steht fest, dass zumindest eine Gesellschaft nach wie vor den Status einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft nach dem WGG beibehalten hat – ein Irrtum, der einerseits die Bewertung aller Unternehmen, andererseits das gesamte Verkaufsverfahren völlig in Frage stellt. Der Finanzminister trägt diesbezüglich die volle Verantwortung für die Kos­ten des fehlgeschlagenen Verkaufsverfahrens, das nur einem Zweck dienen sollte: dem Abverkauf von Bundesvermögen unabhängig von einer entsprechenden Erlösopti­mierung.

ÖIAG-Gesetz

Die Veräußerung der Bundesanteile an der ÖIAG ist ökonomisch in keiner Form begründbar. Das ÖIAG-Gesetz gebietet, bei Privatisierungen die Interessen der jeweili­gen Beteiligungsgesellschaft, der ÖIAG sowie die Interessen des Bundes insbeson­dere im Hinblick auf die Bedienung der Schulden der ÖIAG angemessen zu berück­sichtigen (§7 ÖIAG-Gesetz 2000).

Mittels der Budgetbegleitgesetzgebung wurde im §7 Abs. 4 ÖIAG-Gesetz ein Zielkata­log für die Privatisierungsvorhaben eingefügt, der wie folgt lautet: Die Privatisierungen sollen zu einer möglichst hohen Wertsteigerung der Unternehmen führen und dadurch auch langfristig sichere Arbeitsplätze in Österreich schaffen bzw. erhalten, möglichst hohe Erlöse für den Eigentümer bringen, die Entscheidungszentralen und die For­schungs- und Entwicklungskapazitäten der zu privatisierenden Unternehmen wenn möglich in Österreich halten und den österreichischen Kapitalmarkt berücksichtigen. Durch eine Totalprivatisierung mittels Anteilsverkauf über die Börse wird keine einzige Anforderung dieses Gesetzes erfüllt. Finanzminister Grasser, der mit dem Vollzug des ÖIAG-Gesetzes betraut ist, ist durch diesen Verstoß gegen die Bestimmungen des ÖIAG-Gesetzes seiner gesetzlichen Vollzugspflicht nicht nachgekommen – eine Vor­gangsweise, die erheblichen Schaden für die Republik Österreich nach sich ziehen wird. Im Falle der Voest-Alpine AG liegt der Erlös des Abverkaufes sogar unter dem Wert der Eigenmittel. Damit wurde bewusst gegen die Zielsetzung der Erlösoptimie­rung im ÖIAG-Gesetz verstoßen.

Auch ist die Rolle des Finanzministers in kolportierten Geheimabsprachen (Projekt „Mi­nerva“), die den Zweck hatten, den Börsenmechanismus außer Kraft zu setzen, höchst bedenklich und unbedingt zu prüfen.


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Nunmehr liegen hinsichtlich des Projektes „Minerva“ Honorarnoten der RA-Kanzlei Bin­der und Grösswang vor, wonach für Beratungsleistungen hinsichtlich der Privatisierung der Beteiligung der ÖIAG an der Voest-Alpine 304.657 € verwendet wurden. Die RA-Kanzlei, in der auch Dr. Florian Khol, der Sohn von NR-Präsident Khol beschäftigt ist, verrechnete hinsichtlich des Projektes „Minerva“ die Vorbereitung und Durchführung von Besprechungsterminen mit Interessenten und die Ausarbeitung von Gestaltungs­varianten. Aufgrund der Honorarnote, die für den Zeitraum 6. Juni bis 2. Oktober 2003 ausgestellt wurde, und der Höhe des Pauschalhonorares muss davon ausgegangen werden, dass es sich beim Projekt „Minerva“ um eine konzertierte Maßnahme und nicht um ein zufälliges Treffen mit Magna-Vertretern handelte.

Hinsichtlich der Faktenkreise Finanzierung der Homepage und der regierungsfreund­lichen Inseratenschaltung sowie der steuerrechtlichen Problemstellungen wurden durch die SPÖ-Fraktion Sachverhaltsdarstellungen an die zuständige Staatsanwalt­schaft eingebracht. Darüber hinaus ist zur Klärung der rechtlichen und politischen Ver­antwortlichkeit die sofortige Einsetzung eines Untersuchungsausschusses unerlässlich.

Unter einem verlangen die unterzeichneten Abgeordneten gem. § 33 Abs. 2 GOG die Abhaltung einer kurzen Debatte über diesen Antrag.

*****

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir beginnen mit der Debatte.

Herr Abgeordneter Dr. Kräuter erhält das Wort zur Begründung des Antrages. Die Uhr ist auf 10 Minuten gestellt. – Bitte.

 


18.13

Abgeordneter Dr. Günther Kräuter (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Es ist schon einigermaßen gewagt, dass Sie trotz der erdrückenden Fakten nach wie vor einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs­ausschusses ablehnen. (Abg. Neudeck: Wo ist der Herr Gusenbauer?)

Aber, Kollege Neudeck, auf ein Neues! Versuchen wir es noch einmal! Meine Damen und Herren von der ÖVP! Bundeskanzler Schüssel hat sich geirrt. Er hat am 19. Juni letzten Jahres zur ganzen Affäre Grasser gemeint, da werde eine Mücke aufgeblasen.

Meine Damen und Herren! Aus dieser Schüssel-Mücke ist längst ein Regierungselefant geworden, und diese spektakuläre Evolution haben Sie sich selbst zuzuschreiben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Lieber Kollege, um noch kurz in „Brehms Tierleben“ zu bleiben: So geht es nicht! Dazu­sitzen – nichts sagen, nichts sehen, nichts hören –, das ist der falsche Weg. Meine Damen und Herren! Stimmen Sie diesem Untersuchungsausschuss-Antrag endlich zu! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Es hält sich ja das hartnäckige Gerücht, dass im ÖVP-Klub das Los darum geworfen wird, wer der Unglückliche ist, der an das Rednerpult kom­men muss. Heute hat es den Kollegen Donnerbauer erwischt. Kollege Mitterlehner darf bei diesen Losentscheidungen nicht mehr mitmachen. (Allgemeine Heiterkeit.)

Bei der FPÖ ist das ganz anders, da ist es ziemlich egal: Je nach Haider-Laune sagen Sie einmal dieses, einmal jenes. Sie haben ja alle noch von unserer letzten Diskussion Ihre einschlägigen Zitate im Ohr. Meine Damen und Herren von der FPÖ! Sie sollten heute wirklich diesem Untersuchungsausschuss-Antrag zustimmen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Neudeck: Welche Zitate? – Abg. Scheibner: Welche Zitate denn?)


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Herr Klubobmann Scheibner, nehmen Sie den Antrag der SPÖ zur Hand: ein halbes Dutzend Punkte, alles Gegenstände, die aufgeklärt werden müssen. (Abg. Scheibner: Sie sagen, wir kennen die Zitate, aber wir kennen sie nicht! Können Sie einmal flexibel auf Zwischenrufe reagieren?)

Zur Homepage: Bundeskanzler Schüssel hat heute gemeint, diese Angelegenheit sei erledigt. – Mitnichten! Meine Damen und Herren! Wo ist das Geld? Was ist mit diesen Scheingeschäften? Was ist mit diesem Reptilienfonds?

Meine Damen und Herren! Glauben Sie, dass der Finanzminister und sein Adlatus mit diesem 240 000 €-Homepage-Schmäh durchkommen, wenn selbst die Außenministe­rin schon sagt, ihre Homepage habe 18 000 € gekostet? (Ruf bei den Freiheitlichen: SPÖ-Homepage!)

Weitere Punkte sind die Honorare als Vortragender oder die Finanzierung der Regie­rungswerbung. Morgen in der Früh werden sich die Pensionisten schön bedanken, wenn sie die kostspieligen Inserate in der „Kronen Zeitung“ und im „Kurier“ sehen. Schämen Sie sich dafür! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Wenn Sie nicht sagen, welche Zitate das sind!)

Oder der Vollzug des ÖIAG-Gesetzes: Auch darauf werde ich noch zurückkommen. Meine Damen und Herren! Es sind jede Menge Dinge zu untersuchen. Ich weiß, Sie freuen sich auch schon auf den „kleinen Untersuchungsausschuss“ zur Landwirtschaft. (Abg. Neudeck: ... Plakate in der Steiermark!) Meine Damen und Herren! Ein bisschen Geduld, einmal noch schlafen gehen! Morgen erfolgt die Konstituierung, und wir können dann auf Teufel komm raus bis in die Bezirkskammern hinunter kontrollieren, wie die Mittel in der Landwirtschaft verwendet und wie die Milchkontingente aufgeteilt werden. (Ruf bei der ÖVP: Korrekt!) Kollege Molterer freut sich schon ganz besonders auf diese Sache. (Abg. Neudeck: Wer zahlt Ihre Plakate in der Steiermark?)

Kollege Neudeck, heute reden wir aber noch ein bisschen von den Privatisierungen des Finanzministers. (Abg. Neudeck: Zeigen Sie uns die Taferl!) Stichwort ÖIAG, Voest und „Minerva“. (Abg. Scheibner: Wir beide wollen die Taferl sehen!) – Kollege Scheibner! Sie haben beschlossen, dass der gesamte Prüfkomplex Grasser bis ins letzte Detail offen gelegt worden ist und somit auch keine Fragen unbeantwortet geblie­ben sind. Das ist schon ein einigermaßen starkes Stück. (Abg. Scheibner: Kollege, Sie haben ein Taferl vergessen!)

Ich blende zurück: Damals im März 2000 hat Karl-Heinz Grasser als FPÖ-Minister vor dem Unvereinbarkeitsausschuss erklärt, dass er strengstens allfällige Befangenheits­gründe achten wird. – Das hat er hier im Parlament erklärt.

Nicht viel später, im Juli 2002, hat er seinen Freund Siegfried Wolf, Magna-Europa-Chef, zum ÖIAG-Aufsichtsrat bestellt. In dieser Position hat Wolf natürlich allerbesten Einblick. Im Unterausschuss des Rechnungshofausschusses hat Herr Heinzel aus der Schule geplaudert und gesagt, Herr Wolf sei zu ihm gekommen und habe gesagt – es muss irgendwann Ende April 2003 gewesen sein –, er wolle wissen, was das Privati­sierungsvorhaben sei, um zu prüfen, ob Magna Interesse habe.

Richtigerweise ist daraufhin der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl einiger­maßen ausgeflippt. Am 25. Juni hat er das laut einer APA-Meldung als „ungeheuerliche Vorgänge“ bezeichnet und zu diesem „Projekt Minerva“ gesagt, die unter dem Namen „Minerva“ eingeleitete Geheimaktion sei merkwürdig und verstoße gegen die gerade bei großen Privatisierungsvorhaben nötigen Prinzipien von Transparenz und Fairness.

Meine Damen und Herren! Transparenz und Fairness! Am nächsten Tag ist der Finanzminister herbeigeeilt und hat gesagt, er glaube trotzdem, dass die ÖIAG absolut korrekt gehandelt habe, aber vielleicht nicht besonders gescheit.


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Meine Damen und Herren! Jetzt kommt die Pointe. Wir haben am 5. November 2003 im Unterausschuss des Rechnungshofausschusses diskutiert, und der ÖIAG-Vorstand Dipl.-Ing. Wieltsch hat dort ausgeführt:

„Eine Frage betraf Rechnungen für ‚Minerva’. Wir haben keine Rechnungen für ‚Miner­va’. ... Ich wüsste auch nicht, was da für eine Rechnung hätte angefallen sein sollen.“

Meine Damen und Herren! (Der Redner hält eine Tafel in die Höhe, auf der drei Kopien zu sehen sind.) Ich habe hier eine Rechnung von „Minerva“. Sie werden wahrscheinlich zu Recht sagen, aus der Entfernung kann man nichts erkennen. Darum nehmen wir diese Rechnung einmal ein bisschen genauer unter die Lupe. (Der Redner hält eine zweite Tafel in die Höhe, auf der drei Blätter zu sehen sind, auf denen „Minerva“, „304 657,20 €“ und „Dr. Florian Khol“ vergrößert und rot hervorgehoben sind.)

Meine Damen und Herren! Die Rechnung für „Minerva“, die es angeblich nicht gibt, und eine Summe! – Ich mache darauf aufmerksam, es geht nicht um 304 657 Schilling, sondern Euro. Unter den Anwälten findet sich interessanterweise ein gewisser Dr. Flo­rian Khol.

Meine Damen und Herren! Vielleicht erklärt dieser Umstand langsam, warum Präsident Khol in den letzten Wochen und Monaten nicht gerade als Helfershelfer von parlamen­tarischer Kontrolle aufgetreten ist. (Abg. Scheibner: Das ist aber eine unglaubliche Un­terstellung! – Abg. Mag. Molterer: Unglaublich! – Abg. Scheibner: So geht es nicht!)

Sie, Herr Klubobmann Molterer, und Sie, Herr Klubobmann Scheibner, haben be­schlossen, es gibt keine Rechnung „Minerva“. (Abg. Scheibner: So geht es nicht! So geht es nicht, dass Sie ...! – Anhaltende lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) – So etwas gibt es nicht? Aber was ist denn das dann? Ist das eine Rechnung „Minerva“, Herr Klubobmann Scheibner? (Abg. Scheibner: Das ist eine unglaubliche Unterstellung! – Abg. Mag. Molterer: Das ist unglaublich!)

Meine Damen und Herren! Diese Frage gehört aufgeklärt. (Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich! – Abg. Mag. Molterer: ... dass Sie die Objektivität des Präsidenten in Frage stellen!) Ich fordere Sie auf: Stimmen Sie dem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu (Abg. Scheibner: Das ist skandalös!), denn ansonsten (Abg. Scheibner: Das ist ungeheuerlich! Nehmen Sie das zurück!) – und ich zitiere noch einmal einen hohen Funktionär aus der Volkspartei –: „Die ÖVP beschmutzt sich eindeutig selbst, wenn sie nicht endlich Ordnung schafft. Das stinkt doch alles zum Himmel, ...“. – So weit ein wesentlicher Funktionär der Volkspartei. (Abg. Dr. Fassl­abend: Du stinkst zum Himmel!)

Herr Kollege Fasslabend, ich gehe davon aus, dass Sie für diesen Zwischenruf einen Ordnungsruf bekommen werden. An alle kann ich nur appellieren: Stimmen Sie dem Antrag der SPÖ auf Untersuchung dieser Angelegenheit zu! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.21

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Abgeordneter Mag. Molterer zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


18.21

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsi­dent! Ich beantrage eine Unterbrechung der Sitzung und eine Stehpräsidiale. Ich halte es für unmöglich, dass Kinder von Abgeordneten – ganz egal, welche Funktion diese Abgeordneten hier im Haus innehaben – auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit in dieser Art und Weise politisch diskreditiert und diskriminiert werden. Das ist für alle in diesem Haus eine Zumutung und muss von allen Fraktionen zurückgewiesen werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Matznetter: ... verschweigen? Wie-


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so ...? – Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ. – Gegenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

18.22

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, eine Sekunde Pause, meine Damen und Herren! Wie Sie leicht verstehen werden, kann ich den Text von Taferln nicht sehen. (Abg. Scheibner: Das hat er ja auch gesagt!) Ich bitte Herrn Abgeordneten Kräuter, mir dieses Taferl zu zeigen. (Abg. Scheibner: Unterste Schublade! – Abg. Dr. Kräuter begibt sich mit einer Tafel zum Präsidium. – Abg. Mag. Molterer: Unvorstellbar! – Abg. Scheibner: Skandalös!) Herr Abgeordneter Molterer, wären Sie so lieb, einen Sprung zu mir kommen? (Präsident Dr. Fischer spricht mit den Abgeordneten Dr. Kräuter und Mag. Molterer. – Abg. Prinz: Es ist nicht das, was droben steht, sondern das, was er gesagt hat! – Rufe bei der ÖVP: Unerhört! Unerhört!)

Meine Damen und Herren! Ich habe mir das jetzt angeschaut (Rufe bei der ÖVP: Angehört! Angehört!) und auch vom Herrn Klubobmann Molterer schildern lassen. Ich stelle vom Präsidium aus fest, dass ich nicht dulde – und die anderen Präsidenten auch nicht –, dass Angehörige von Mitgliedern des Hohen Hauses, ob es nun der Prä­sident oder der jüngste Abgeordnete ist, auf Grund eines Verwandtschaftsverhältnisses ad personam irgendwie in solche Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Das hat Gültigkeit in alle Richtungen.

Herrn Abgeordneten Dr. Fasslabend bitte ich, bei aller Erregung, zumindest zur Kennt­nis zu nehmen, dass der Ausspruch „Du stinkst zum Himmel!“ auch nicht akzeptabel ist. (Abg. Dr. Fasslabend nickt.) – Und jetzt werden sich alle beruhigen!

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Amon. (Abg. Dr. Partik-Pablé – auf die Abge­ordneten der SPÖ zeigend –: Das haben die da drüben gesagt: Das stinkt zum Him­mel!) – Sehr geehrte Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé! Dr. Fasslabend bestreitet das gar nicht. Ich habe es gehört, und ich treffe dazu diese Feststellung. Und den Vorsitz führen nicht Sie, Frau Abgeordnete! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) – Bitte keinen Beifall!

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Amon. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Der Wittmann hat das gesagt, Herr Präsident!) Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


18.25

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das war ein interessantes Beispiel, das sehr eindeutig belegt hat, dass Ihnen von der SPÖ jedes Mittel recht ist, um den politischen Gegner zu diskredi­tieren und zu kriminalisieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheit­lichen.)

Ein besseres Beispiel dafür kann es gar nicht geben. Und ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Gäbe es nicht – und das ist ja der SPÖ ziemlich unangenehm – die Studie des Dr. Katzmair, die ich schon einmal zitiert habe, die erstellt wurde noch bevor irgendwelche Vorwürfe erhoben worden sind und in der gesagt worden ist, dass es ein politisches Ziel sein muss, einen erfolgreichen Politiker wie den Finanzminister nachhaltig politisch zu desavouieren, gäbe es also nicht diese Katzmair-Studie, die im Auftrag des SPÖ-Präsidiums erstellt worden ist und die uns vorliegt, dann wäre genau das ein Beispiel für Negative Campaigning, wie es in der Politikwissenschaft seines­gleichen sucht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

So aber geht das ziemlich ins Leere. Denn: Was genau ist der Vorwurf? Was ist denn der substantielle Vorwurf? – Der substantielle Vorwurf ist, dass ein Verein, der eine Homepage betreibt, von der Industriellenvereinigung eine Subvention erhalten hat. Das ist der Vorwurf, meine Damen und Herren. (Abg. Broukal: Der Vorwurf ist, dass sie


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zehnmal so viel kostet wie üblich ist!) – Herr Broukal, ich frage das Sie und vor allem Frau Kollegin Bures, die ebenso wie Ihr Parteivorsitzender, dessen Antrag gerade hier verhandelt wird, gar nicht anwesend ist und sich gar nicht die Begründung dieses Antrags anhört.

Frau Kollegin Bures ruft nämlich während der „Pressestunde“ des Finanzministers im ORF an und lässt mitteilen, dass die Homepage der SPÖ nicht aus Steuergeldern finanziert worden ist, also nicht aus der Parteienfinanzierung finanziert worden ist. (Rufe: Sondern? – Abg. Dr. Stummvoll: Wer ist der Sponsor? – Abg. Broukal: Wissen Sie, wie oft die Frau Glück anruft während der „Zeit im Bild“?) Ich frage Sie, Herr Klub­obmann Dr. Cap: Mit welchen Geldern wurde diese Homepage finanziert? Sagen Sie uns das! Legen Sie das Konto offen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Schieder.)

Ja, ich höre es gerade. Abgeordneter Schieder sagt uns das. Aus Spendengeldern wurde das ... (Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Schieder: Nein! Nein!) – Nein, nicht aus Spendengeldern?! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ah! Aus Parteimitgliedsbeiträgen, aus Mitgliedsbeiträgen. Sehen Sie, es entstehen hier wirklich Unklarheiten. Und ich ersuche Sie: Legen Sie dieses Konto offen, damit wir nachvollziehen können, ob das auch ordnungsgemäß stattgefunden hat! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Broukal: Was hat Ihre Homepage gekostet?)

Ob hier nicht allenfalls eine Steuerpflicht vorliegt, meine Damen und Herren? So ein­fach kann man kriminalisieren. Und das ist auch der Grund dafür, warum sich die ver­einigte Opposition heute nur damit zu helfen weiß (Abg. Broukal: Wie viel kostet Ihre Homepage?), dass sie gleich zwei Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsaus­schusses einbringt, die ja fast wortgleich sind. (Abg. Broukal: Wie viel hat Ihre Home­page gekostet?)

In Wirklichkeit sollte man zwei Untersuchungsausschüsse einsetzen, um die Finanzen der SPÖ zu überprüfen, denn einer allein reicht vielleicht gar nicht aus. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Broukal: Wie viel hat Ihre Homepage gekostet?) – Ich habe gar keine. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Broukal.)

Noch zu den hohen Kosten. Wissen Sie, darüber kann man natürlich streiten. Es gibt günstigere Anbieter und teurere Anbieter. Da hat die SPÖ, die diesbezüglich durchaus im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen zu werfen, denn in der „Kleinen Zeitung“ vom 19. September 1999 wird berichtet, dass der damalige Landeshauptmann-Stellvertreter DDr. Schachner-Blazizek von der SPÖ eine Homepage um 3,2 Millionen Schilling be­trieben hat, meine Damen und Herren! (Oh-Rufe bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Na, Kräuter?!)

Aber ich kann Sie beruhigen, dazu brauchen wir keinen Untersuchungsausschuss, es waren Steuergelder. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

18.30

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

 


18.30

 


Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr nicht vorhande­ner Finanzminister auf der Regierungsbank – trotzdem, zum leeren Stuhl –: Guten Tag! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ein kleiner Nachsatz nur zur gespielten Aufregung, Herr Klubobmann ... (Weitere anhaltende Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)


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Präsident Dr. Andreas Khol (das Glockenzeichen gebend): Man hört den Redner auch hier am Präsidium nicht!

 


Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (fortsetzend): Es wäre halt auch gut, Herr Klubobmann ... (Neuerliche anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ihre Leute brauchen nicht zu schreien, dann wäre es leichter. (Ruf: Wo ist der Gusenbauer?) Wenn uns Herr Generaldirektor-Stellvertreter Wieltsch nicht im Unterausschuss des Rechnungshofausschusses offen die Unwahrheit gesagt hätte (Abg. Großruck: Sym­pathieträger der SPÖ!), dass es nämlich keine Rechnung speziell zum Projekt „Miner­va“ gibt, so ist das doch etwas sonderbar. Wieso sagt er uns das nicht? Denn die hier gezeigte Rechnung ist nicht eine Beratungsrechnung mit ein paar tausend Euro – nein, es sind 330 000 €, wenn ich es richtig gesehen habe. Das ist keine Lappalie! Und dar­über werden wir auch noch Aufklärung zu bekommen haben.

Aber jetzt kommen wir zum Hauptgegenstand. Herr Amon zieht hier Vergleiche zur Parteienförderung – ich möchte nur, dass wir wissen, wovon wir reden –, das heißt, mit dem Umstand, dass bei der Volkspartei, aber auch bei den Sozialdemokraten und anderen Parteien Hunderttausende Mitglieder ihre Partei unterstützen. (Ruf bei der ÖVP: Bei euch immer weniger! – Heiterkeit bei der ÖVP.) Er vergleicht das mit dem Vorgang, dass ein Finanzminister in seinem Vorzimmer von seinen Mitarbeitern einen Verein gründen lässt, über den Millionen fließen ... (Zwischenruf des Abg. Neudeck.)

Er war FPÖ-Minister zu jener Zeit, Herr Neudeck! Sie haben doch für den Sozialfonds kein Geld bekommen! Bei Ihrem Sozialfonds hat er die Spenden abgerechnet, die er angeblich geleistet hat, von denen er jetzt sagt, er habe sie nie verlangt. – Das ist doch die Wahrheit! Schauen Sie sich doch einmal den Brief des Herrn Finanzministers an die FPÖ vom Vorjahr an! (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)

Aber zurückkommend zu dem, was die Einsetzung des Untersuchungsausschusses erforderlich macht: Von dem Geld der Industriellenvereinigung ... Das ist übrigens jene Gruppe, bei der 900 Betriebe genau jenen Betrag im Rahmen der Steuerreform „ein­sacken“, den Sie von der FPÖ mit Ihren Stimmen den Pensionisten voriges Jahr weg­genommen haben. Das ist nämlich die Realität einer Politik, bei der nicht Sparsamkeit der Grund ist, sondern eine Politik des „Wegnehmens“, des „Sozial-Kürzens“, des „Aus-der-Tasche-Nehmens“! Ja, die da drüben! (Der Redner deutet auf die Abgeordne­ten der ÖVP.) Das ist so, nur ihr von der FPÖ habt mitgemacht! – Also: „Wegnehmen“, „aus der Tasche nehmen“ und dann ganz wenigen in die Tasche stecken! Und es sind dieselben, die Ihren FPÖ-Finanzminister Grasser unter der Hand das Geld zugescho­ben haben. (Abg. Scheibner: Was macht ihr mit den AK-Geldern und Gewerkschafts­geldern?)

Aber ich komme zum Hauptgrund, den es zu untersuchen gilt. Meine Damen und Herren! Letzten Freitag hat Grasser gesagt, er werde mich klagen. Ich freue mich dar­auf! Und wissen Sie warum? – Weil ich dann jenes Dokument als Beweismittel bean­tragen werde, das eines beweisen wird: Der Herr Finanzminister hat über den gesam­ten Betrag von 40 000 € verfügt, so auch über jene 10 000 €. Er hat diesen Betrag nämlich für den Fonds als sein Geld gewidmet! Hätte er ehrlich Spenden gesammelt, so hätte der Fonds nicht 40 000 €, sondern 79 000 €, denn dann hätte er diese 40 000 € selbst gezahlt und die 39 000 € wären Spenden gewesen.

Aber uns interessiert hier etwas anderes. Am Ende des Tages flossen von der Indust­riellenvereinigung die Gelder zum „Verein zur Förderung der New Economy“, dessen Vorstand aus dem Vorzimmer des Herrn Finanzministers besteht. Von dort flossen zu­gegebene und gestandene 10 000 € auf ein Konto, das ausschließlich dem Treugeber zuzurechnen ist – und dieser ist nach heutigem Stand niemand anderer als die Privat­person Mag. Karl-Heinz Grasser. (Oh-Rufe bei der SPÖ.)


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Und ein solcher Vorfall, meine Damen und Herren, dass Gelder auf privaten Konten eines Ministers gelandet sind, ist – wenn er nicht Manns genug ist zurückzutreten – weitaus Grund genug, dass sich das Parlament damit auseinander setzt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Noch ein paar Worte zu den Ausführungen der Frau Abgeordneten Partik-Pablé. Jetzt begrüßen Sie das Tätigwerden der Staatsanwaltschaft? – Zuerst war es angeblich eine „Vernaderung“ von unserer Fraktion. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich begrüße sie ja nicht! Ich habe nur die Tatsache festgestellt!) Wir haben die Staatsanwaltschaft deswegen eingeschaltet, weil Sie sich weigern, hier für die politische Aufklärung zu sorgen.

Zweitens: Weisungsungebunden ist da gar niemand. Der Staatsanwalt steht unter der Weisung des Herrn Dr. Böhmdorfer und die Finanzbehörden unter der Weisungspyra­mide des Mag. Grasser. Da gibt es derzeit niemanden, der unabhängig untersucht! (Abg. Mag. Molterer: Wer entschuldigt sich bei Präsident Khol? – Abg. Scheibner: Sie haben noch eine Minute Zeit für eine Entschuldigung!)

Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass sich dieses Haus als „politische Veran­staltung“, die es ausschließlich im Sinne der Wähler sein soll, aus dieser Verantwor­tung nicht stehlen kann – und diese Verantwortung wird alle einholen. (Abg. Mag. Mol­terer: Wer entschuldigt sich für Kräuter?) Es sind nicht wir, die die Causa Grasser aufgebracht haben, es war an diesem Ort der Herr Minister selbst, und er wird das auch hier verantworten müssen, so wie sein Bundeskanzler. (Abg. Mag. Molterer: Wer entschuldigt sich für Kräuter?) – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Neudeck. 5 Mi­nuten Redezeit. – Bitte.

 


18.35

Abgeordneter Detlev Neudeck (Freiheitliche): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man Kollegem Matzenetter so zuhört, weiß man, ... (Rufe bei der SPÖ: Matznetter! Matznetter!) – Was? (Abg. Pfeffer: Ohne „e“!) – Ja, ein Buchstabe mehr ist auch schon egal.

Wenn man ihm zuhört, weiß man, wie die SPÖ Budgets gemacht hat und wie diese ausschauen würden, wenn Matznetter Finanzminister wäre. Er nimmt einen Betrag, stellt sich vor den Spiegel und zählt ihn zwei Mal. – Wenn man 40 000 € wohin widmet, dann muss man sie noch einmal zahlen, dann zahlt man doppelt, damit 79 000 € her­auskommen, Kollege Matznetter. Aber bitte, es wird wahrscheinlich bei JOY&FUN, einer Firma, der Sie ja sehr nahe stehen und die mit Glücksspielautomaten das Wiener Budget auffettet, weil sie 60 000 € Verwaltungsstrafen allein im Jahr 2003 gezahlt hat ... (Oh-Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ruf bei der ÖVP: So schaut es nämlich aus!) Mit dem Rechnen und mit den Gesetzen dürften Sie es ja im eigenen Bereich nicht so genau nehmen.

Und wenn man einen Untersuchungsausschuss fordert, dann kann man sich schon anschauen: Wo ist Kollege Matznetter überall? Bei welchen Gesellschaften? – Es gibt eine gemeinnützige Genossenschaft oder gemeinnützige GesmbH – Entschuldigung –, das Nord-Süd-Institut für Entwicklungszusammenarbeit. Kollege Gusenbauer, geboren am 8. Feber 1960 – nachträglich alles Gute zum ... ah, er ist wieder nicht da; Entschul­digung, nicht zum Geburtstag gratulieren (Heiterkeit bei der ÖVP – Zwischenruf der Abg. Mag. Trunk) –, hat diese Gesellschaft im Jahr 1999 gegründet oder umgeändert, wobei Nord-Süd, glaube ich, nicht die Hanglage der Bordeaux-Weine ist, die er bevor­zugt, sondern es geht da um eine gemeinnützige GesmbH, die – das geht aus einer Anfrage an die Außenministerin hervor – in den letzten Jahren 16 Millionen € an Zu-


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schüssen bekommen hat. Eine gemeinnützige Gesellschaft! (Abg. Mag. Trunk: Zur Sache, Detlev!)

Kollege Gusenbauer, schauen wir uns einmal an, wie die Mieten bezahlt werden, wie hoch das Honorar des Dr. Matznetter als Rechts- und Steuerberater ist (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen), was er als Aufsichtsratsvorsitzender verdient. – Meine Damen und Herren! Das ist alles nicht beantwortet! Das ist alles eine gemein­nützige GesmbH, 16 Millionen € in den letzten Jahren – ein Untersuchungsausschuss wäre hier wohl an der Tagesordnung. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Es hat sehr lange gedauert, bis SPÖ und Grüne draufge­kommen sind, dass sie, wenn sie die Anträge so stellen, dass sie es getrennt machen, dann die doppelte Redezeit haben – aber man lernt dabei. Nur, Sie legen uns immer wieder Sachen von „NEWS“ vor und behaupten immer wieder etwas auf Grund einer bestimmten „NEWS“-Äußerung.

IOS-Management, Ihre Homepage, Kollege Gaßner, „Schwertberger Gespräche“ (Abg. Mag. Gaßner: Wie bitte?), Dr. Lengauer, das kostet alles viel Geld, das kann man auch alles anschauen, können wir alles überprüfen! Ich möchte sehen, ob Sie dann zu­stimmen. (Abg. Mag. Gaßner: Ja, gern!) Das können wir gerne einmal probieren: Brin­gen wir einen entsprechenden Antrag ein, das schauen wir uns an! (Abg. Mag. Gaß­ner: Bitte, gerne!)

Meine Damen und Herren! Sie zitieren aus dem „NEWS“ und wollen einen Untersu­chungsausschuss. – Ich habe Ihnen das letzte Mal nachgewiesen, dass die Gemeinde Wien mit Wiener Wohnen dort leere Flächen mietet und damit eben eine gewisse Vor­schubleistung für diese Untersuchungsausschusstrommelei gibt. (Abg. Dr. Wittmann: Das ist ja lächerlich!)

Und dieses Mal ist es ein Artikel im „WirtschaftsBlatt“. – Wir werden auch beim „Wirt­schaftsBlatt“ etwas finden – vielleicht haben Ihnen die auch etwas vermietet, oder viel­leicht gibt es Inserate von den Stadtwerken, Gaswerken oder sonst etwas, sodass man dann hinten genau so, dass es hier passt, schreibt, also schreibt, was Sie brauchen.

Meine Damen und Herren! Kollege Gusenbauer ist immer dann, wenn er Anträge stellt, nicht anwesend, er stimmt nicht mit. Er kann damit später einmal sagen: So ernst habe ich es ja nicht gemeint! – Und Sie von der SPÖ sind nach wie vor die Skandalisie­rungspartei Österreichs. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Meine Damen und Herren! Legen Sie Fakten auf den Tisch und nicht Zeitungsartikel!

Kollege Kräuter kommt her, lässt sich plakatieren in der Steiermark als der große Auf­decker – habe ich auch schon einmal gesagt. Die „Kronen Zeitung“ hat gesagt, er war überall dabei, aber nicht an vorderster Front – wir werden schauen, wer das bezahlt hat. (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräuter.) – Kollege Kräuter! Was ist, wenn diese Rech­nung, die Sie hier gezeigt haben, für eine Beratung ist, die man vielleicht gebraucht hat, weil ihr das Thema so thematisiert habt? – Das könnte ja durchaus sein! (Abg. Dr. Matznetter: Da hätte sie aber nicht vorher ...! Das erkennen Sie am Datum!)

Und eines sage ich Ihnen: Wenn Sie, wie Sie es in letzter Zeit wiederholt getan haben, Familienmitglieder in Geiselhaft nehmen – ob das jetzt die Tochter von Bundeskanzler Schüssel ist oder der Sohn von Präsident Khol –, dann ist das derart letztklassig, dass ich allein aus moralischen Gründen meiner Fraktion nicht empfehlen kann, Ihrem An­trag zuzustimmen – und das geht auch, ohne dass man Grasser einmal verteidigt. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


18.40

Präsident Dr. Andreas Khol: Letzter Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXII.GP
Stenographisches Protokoll
48. Sitzung / Seite 84

18.41

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eines zu der leidigen Auseinandersetzung von vorhin: Den Umstand, den Kol­lege Kräuter aufgeworfen hat, dass möglicherweise im Unterausschuss die Unwahrheit gesagt wurde – ich betone an dieser Stelle: möglicherweise –, finde ich in der Tat beleuchtenswert. Ich werde im nächsten Rechnungshofausschuss, in dem ohnehin eine aktuelle Aussprache zu diversen Malversationen im Kontrollbereich geplant ist – Stichwort: Nichterscheinen von Forstinger und Ähnliches mehr –, diese Sache mit­reflektieren, denn eines kann nicht sein: dass die Vertreter der ÖIAG, die als Aus­kunftspersonen eingeladen werden, auf eine klare Frage der Abgeordneten, in dem Fall der SPÖ-Fraktion, ein deutliches Nein aussprechen und sich dann im Nachhinein herausstellt, dass es möglicherweise anders war.

Auch das wäre man ja noch gewohnt auf Grund der Sitten hier im Haus, die Sie zum Teil zu decken geneigt sind. Aber was nicht mehr geht, ist, dass Sie mit Mehrheit in diesem Unterausschuss einen Bericht verfassen, dem Vollausschuss zustellen, wo auf diese möglicherweise falsche Aussage rekurriert wird, das Ganze ins Plenum kommt, hier wieder mit Mehrheit zur Kenntnis genommen wird und für die ganze Öffentlichkeit die Wahrheit sein soll! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir haben halt die Mehrheit! – Abg. Gaál: Aber nicht mehr lang!)

Ich setze mich nicht mit dem auseinander, wo Kollege Kräuter mit seinen Verdächti­gungen angesetzt hat, aber das andere halte ich zumindest für aufklärungswürdig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir werden dem nachgehen und Sie anlässlich der einen oder anderen Wortmeldung – das wird ja hier ohnehin toleriert – dann informieren. (Abg. Mag. Molterer: Sie verteidi­gen die Ungeheuerlichkeiten des Kräuter! Überraschend!) Ich halte das nämlich über alle Fraktionen hinweg für problematisch, und es kann nicht damit ausgeräumt sein, dass mir Herr Vorstand Wieltsch einen Brief schreibt, in dem er mir mitteilt, dass er sich deshalb in der Antwort so getäuscht hätte, weil er eigentlich geglaubt hätte, es werde nach einem Einzelauftrag gefragt. In Wirklichkeit gibt es zwar einen Rahmenauftrag, und da ist das als Einzelauftrag hineingegangen. Das mag man alles noch irgendwie bewerten, wir haben das vor, aber so ohne weiteres ist das nicht zur Kenntnis zu nehmen. Das sollte Ihnen allein schon wegen der so genannten guten Sitten, die Sie sonst immer strapazieren, eine gemeinsame Nachfrage wert sein.

Es ist ja schon relativ viel oder genug gesagt worden. – Mittlerweile habe ich auch das Prüftestat von Ernst & Young hier für die, die es noch interessiert. Ich zitiere aus dem vorletzten Absatz:

„Für diese vom Verein“ – New Economy, Vereinszweck Karl-Heinz Grasser – „bezahl­ten Beträge sind uns – mit Ausnahme der Zahlungen an die FirstInEx Internet Services AG – entsprechende Bestätigungen der Empfänger der Zahlungen vorgelegen.“ – Zitatende.

Noch einmal: „mit Ausnahme der Zahlungen an die FirstInEx Internet Services AG“. – Das nennen Sie ein Entlastungsgutachten?! Das nennen Sie, es ist alles aufgeklärt?! Das ist für Sie in Ordnung?! Da denken Sie sich nichts dabei?! – Also gehen Sie noch einmal in sich!

Im Übrigen dreht sich die Sache ja von Tag zu Tag weiter. Ich bin ja vorher in meinen Ausführungen bloß an jenem Freitag verhaftet geblieben. Die Offenlegungsoffensive, die von der ÖVP-Zentrale so laut bejubelt wurde, dass mir heute noch das Ohrwaschl weh tut (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ), hat eben dazu geführt, dass in Wahr­heit nur offenes Chaos ausgebrochen ist. Mittlerweile halten wir ja heute bei dem Stand, dass schon wieder alles ganz anders ist als am Freitag. Man kommt ja mit der


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Stenographisches Protokoll
48. Sitzung / Seite 85

Bildung der Hypothesen, die man überprüfen will, gar nicht mehr nach. (Neuerliche Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ.) Es ist ja heute wieder alles ganz anders! (Bei­fall bei den Grünen und der SPÖ.)

Am Freitag war es ja noch so, dass durchaus zu Recht der Verdacht bestanden hat, dass da irgendwo hingezahlt worden ist, der Freund vom KHG die Firma verlässt, das Geld mit hinauswandert und möglicherweise, wenn wir den morgigen „Kurier“ lesen, Anteile des Karl-Heinz Grasser an dieser Firma FirstInEx ebenfalls rechtzeitig mit hin­ausgewandert sind, weil wieder ein Freund des KHG in treuhändischer Weise Anteile an FirstInEx gehalten haben kann oder das zumindest jetzt niemanden mehr zu wun­dern brauchte. – So weit, so schlecht.

Es kommt aber noch etwas hinzu: Zu dieser Stunde ist es der nunmehrige Vorstand – nicht der alte KHG-Freund, der das Weite gesucht und sich schnell woanders versorgt hat –, der die Klagschrift fertig gestellt hat, weil er sich das von Matthias Winkler und vom Herrn Finanzminister nicht mehr bieten lässt, dass diese Firma dauernd als leis­tungsunwillig oder -unfähig bezeichnet wird. – Ja, kennen Sie sich noch aus? (Heiter­keit bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Mainoni: Aber Sie auch nicht!) Ich kenne mich schon noch aus! Ich sage Ihnen nur in Anlehnung an den Kollegen Amon: Es braucht drei oder mehr Untersuchungsausschüsse, um diese vielfachen Verdachts­momente aufzuklären. So jemand ist und bleibt untragbar als Finanzminister! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

18.46

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Gusen­bauer, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich hiefür aussprechen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Der Antrag findet nicht die Mehrheit und ist daher abgelehnt.

Einlauf

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 331/A bis 340/A (E) eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 1413/J bis 1459/J eingelangt.

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Die nächste Sitzung des Nationalrats, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 18.47 Uhr ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

Schluss der Sitzung: 18.47 Uhr

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