19/PET XXII. GP

Eingebracht am 09.12.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

 

 

 

 

 

 

An den

Präsidenten des Nationalrates

Univ.Prof. Dr. Andreas Kohl

 

 

Im Hause

 

Wien, 4. Dezember 2003

 

 

Betreff: Petition „zur Rettung der deutschen Mutter- und Staatssprache"

Sehr geehrter Herr Präsident!

Gemäß § 100 Abs. 1 GOG-NR überreiche ich die Petition „zur Rettung der deutschen
Mutter- und Staatssprache" mit dem Ersuchen um geschäftsordnungsmäßige
Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen


Zusätzliche Informationen
und Hintergründe zur

PARLAMENTARISCHEN BÜRGERINITIATIVE

über die Rettung unserer
deutschen Mutter- und Staatssprache


    Ich protestiere mit meiner Unterschrift gegen eine weitere Abwertung unserer
deutschen Mutter- und österreichischen Staatssprache durch immer stärkere
Verwendung    überflüssiger   und    nicht    notwendiger   englischer   Ausdrücke,
sogenannter Anglizismen.

Insbesondere sind dafür der (staatliche) ORF, die Werbewirtschaft sowie die Politik
verantwortlich zu machen.

    Für mich ist im Sinne des Antrages des Österreichischen Seniorenringes vom 3.
Oktober 2001 und dessen einstimmiger Annahme durch den Österreichischen
Seniorenrat
(Österreichischer Pensionistenverband, Österreichischer Seniorenbund,
Ö
sterreichischer   Seniorenring,   Zentralverband)   die   seit   rund   1000   Jahren
gesprochene    deutsche    Mutter-    und    Staatssprache    ein    wichtiger,
unverzichtbarer    Ausdruck    österreichischer    Eigenart    und    kultureller
Selbstachtung.

Darüber hinaus soll dadurch das Recht aller Bildungsschichten, insbesondere des
Alters, die Umgangssprache zur Gänze auch zu verstehen, gesichert sein.

    Ich fordere daher im Sinne des § 100 (1) ff GOG Maßnahmen, geeignet in Form
und Inhalt, die die Erreichung des Zieles gewährleisten,   unnötige
Anglizismen im öffentlichen Raum zu vermeiden.

ADRESSATEN DIESER AKTION

1.  Die Republik Österreich in Gesetzgebung und Vollziehung

2.            Die Medien, insbesondere der ORF

3.            Die österreichische Wirtschaft und hier im besonderen die Werbewirtschaft

4.            Alle Österreicherinnen und Österreicher, denen die Bewahrung und Rettung
der seit Jahrhunderten in Österreich gesprochenen deutschen Mutter- und
Staatssprache als Zeichen österreichischer Identität, Geschichte und Kultur
ein besonderes und persönliches Anliegen darstellt.

GRUNDSÄTZLICHES

Das   vorliegende   Projekt   steht   auf  dem   Fundament   der   österreichischen
Bundesverfassung, deren Text im Artikel 8 lautet:

„Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten
bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik."

In diesem Zusammenhang ist auch der ebenfalls in Geltung stehende Artikel 19 des
Staatsgrundgesetzes
vom 21.12.1867 von Bedeutung. Diese Gesetzesstelle lautet:

„Alle Volksstämme des Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein
unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache."


VORWORTE
Dr. Paul Tremmel

Bundesobmann des Österreichischen Seniorenringes

„Muttersprache, Mutterlaut"

Das Reich der Sprache ist unsere geistige Heimat.

Der beste Weg zur Entwurzelung, zur Entnationalisierung ist es, zu verhindern, dass ein
Kind, junge Menschen und Menschen ohne ihre Muttersprache aufwachsen und so
keinen Zugang zu dem ungeheuer weiten Reich der Sprache - in unserem Falle der
deutschen Sprache - erhalten. Diese und ähnliche Worte schrieb nicht etwa ein rechter
Volkstumskämpfer, sondern der „linke" Südtiroler Journalist Claus Gatterer 1968 in
seinem Buch „Im Kampf gegen Rom", als die Italiener 1923 mit der „Lex Gentile" die
deutsche Schule und Sprache in Südtirol abschaffen wollten. In Untergrund- und
Katakombenschulen wurde im südlichen Tirol unsere Sprache gepflegt und erhalten.
Ein Bild, das eine ihr Kind unterrichtende Mutter zeigt und den Text trägt:
„Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut!", wurde damals von den
Carabinieri genauso gesucht wie etwa Waffen und galt als „gefährliches Bild".
Heute, wenn die Sprache schreien könnte, müsste sie es lauthals tun (Silvia M.
Patsch, Mitarbeiterin des ORF, am 22.10.1998). Es ist dumm, peinlich und rücksichtslos,
Anglizismen und Amerikanismen vermischt mit der deutschen Sprache so zu verwenden,
dass sie ein Großteil der Menschen nicht versteht. Zu dieser Sprachverstümmelung,
letztlich Sprachvernichtung, tragen vor allem Wortführer im öffentlichen Leben bei und
vermitteln den Eindruck, dass das modern (Denglisch-trendy) sei.
Viele Menschen fallen darauf herein, wundem sich zwar, wenn anstatt Weihnachtslieder
,X-mas-songs' (dabei stammt das bekannteste Weihnachtslied der Welt „Stille Nacht,
Heilige Nacht" aus Oberndorf bei Salzburg), anstatt Osterspaziergang .Ostertrekking'
verwendet wird. Das ORF-Programm heißt ,prime time', die Straßenbahn nennt man ,city
runner
`, der Veranstaltungsort nennt sich ,location'. Uncool, trendy, okay, online, for sale,
jet2web, select, home service, event, nordic walking usw. sind nur ein Teil dieser Wörter.
Der Erfolg ist, dass viele junge Menschen nur mehr in einer Mischmasch-Sprache, ohne
den Satz zu vollenden, reden können.

Die wahrscheinlich größte Herabsetzung eines Teiles der Bevölkerung - fast die
Hälfte versteht keine Fremdsprache und hatte seinerzeit überhaupt keine Möglichkeit,
eine solche zu lernen - ist es, dass heute im öffentlichen Leben, vor allem in den
Medien, so gesprochen wird, dass viele Menschen das nur mehr teilweise verstehen.
Keine Sprache, außer der deutschen, ist so missbraucht und geschändet worden. Die
Menschen, welche die deutsche Sprache sprechen, haben ebenso das Recht, dass
ihre Sprache erhalten und geschützt wird.

Der Leiter des Projektes „Staats- und Muttersprache" beim Österreichischen
Seniorenring, Dr. Norbert Matzka, hat auf Grund eines einstimmigen
Vorstandsbeschlusses des ÖSR Grundlagen für eine „Parlamentarische
Bürgerinitiative" ins Leben gerufen, die den Schutz und die Rettung unserer Sprache
zum Inhalt hat.

Ich wünsche dieser Aktion vollen Erfolg und werde diese Initiative zur Bewahrung
unserer deutschen Sprache mit allen Kräften unterstützen.

Graz, im September 2003


Dr. Peter Harring

Generalsekretär des Österreichischen Seniorenringes

„Deutsche Muttersprache"

Eigentlich will ich gar nicht so weit gehen wie Ernest Lacaze, der einmal geschrieben

hat, „ein Volk, das sich nicht bemüht, seine Sprache zu erhalten, ist wie ein Mensch,

der seine Körperpflege vernachlässigt".

Doch bei früheren Besuchen bei Raiffeisenbanken in Südtirol, die in ländlichen

Gebieten meist im selben Haus wie die örtlichen Kulturvereine untergebracht sind,

ist mir schon vor Jahren klar geworden, dass unsere wahre Heimat die Sprache ist!

Offensichtlich merkt man in Gebieten, in denen die Erhaltung der deutschen Sprache

nicht selbstverständlich ist, dass die Entfernung vom Heimischen durch die Sprache

am leichtesten, am leisesten vor sich gehen kann.

Wer seine Muttersprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht

achten und lieben.

Wer seine Sprache nicht versteht, versteht auch sein Volk nicht, denn in den Tiefen

der Sprache liegt viel inneres Verständnis und alle geistige Eigentümlichkeit des

Volkes verhüllt. So gesehen ist die Sprache gleichsam die äußere Erscheinung des

Geistes eines ganzen Volkes.

Wenn das so ist, dann verstehe ich die Leichtfertigkeit nicht, mit der man bei uns in

Medien, in Vorträgen, in Werbebotschaften und auch im täglichen Leben bereit ist,

jahrzehntelang   übliche   deutsche   Begriffe   und   Worte   unnötigerweise   durch

Anglizismen und andere Fremdworte zu ersetzen.

Das ist natürlich nicht neu, denn schon Goethe hat in den Lesarten zu den

Volksliedern der Serben geschrieben, „die deutsche Sprache war immer schon

biegsam, um sich fremdländischen Ausdrücken zu fügen. Wir gewöhnen uns immer

mehr daran, Fremdartiges aufzunehmen, sowohl in Wort als auch in Bildung und

Kultur!"

Die deutsche Sprache war und ist also ein äußerst erhaltenswertes Gut, deshalb

danke ich all jenen Frauen und Männern im Österreichischen Seniorenring, die

dieses Thema aufgegriffen haben und sich darum bemühen, für den sorgsamen

Umgang mit unserer Sprache Bewusstsein zu schaffen.

Klagenfurt, im September 2003


Dr. Gerhard Kurzmann

Stv. Obmann der Interessensgemeinschaft Muttersprache

Schutz für unsere Sprache!

Seit Beginn der 90er Jahre ist zu beobachten, dass die deutsche Sprache durch eine
ständig steigende Zahl englischer Wörter beeinflusst und dadurch nicht nur für die
Älteren zunehmend unverständlicher wird. Kaum ein Bereich der Gesellschaft blieb
von dieser Entwicklung verschont. Vor allem in der Werbung und in der Sprache der
Jugend nehmen Anglizismen überhand.

Welche Gründe hat der angloamerikanische Einfluss auf unsere Sprache? Ist es bloß
eine vorübergehende Modeerscheinung, wenn Halbgebildete mit Anglizismen und
unsinnigen englischen Wortschöpfungen um sich werfen? Der ungarische Germanist
Csaba Földes, ein unverdächtiger Fachmann, stellte dazu einige aufschlussreiche
Überlegungen an. Er fand es erstaunlich, wie viele Österreicher und Bundesdeutsche
ihrer Sprache und Kultur eine geringe Wertschätzung entgegenbrächten, indem sie
gedankenlos oder auch bewusst fremdsprachige Ausdrücke den Wörtern ihrer
Muttersprache vorzögen. Diese "Sprachilloyalität" eines großen Teiles der
Deutschsprachigen, wie Földes diese Erscheinung nennt, sei nicht erst jüngsten
Datums. Sie ließe sich bereits seit dem 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum
immer wieder nachweisen.

In der heutigen Zeit schlägt sich diese Geisteshaltung einerseits in einer geradezu
fatalen "Anglisierung" des Deutschen, andererseits in der Vermeidung der deutschen
Sprache in bestimmten Kommunikationssituationen nieder. Etwas überspitzt
ausgedrückt: Die Überschätzung des Fremden, der Mangel an Selbstwertgefühl und
die Missachtung der eigenen Sprache nehmen bisweilen groteske Formen an. Ein
Beispiel dafür war für mich häufig der Umstand, wie nahezu "selbstverständlich"
österreichische und deutsche Politiker sich bei internationalen Tagungen mit
Kollegen aus osteuropäischen Ländern in Englisch unterhalten, obwohl diese meist
besser deutsch als englisch sprechen.

Es ist hoch an der Zeit, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und der sprachlichen
"McDonaldisierung" unserer Sprache, wenn nötig auch mit Sprachgesetzen nach
französischem Vorbild, entgegenzutreten.

Graz, im September 2003


Aus einem Brief des Salzburger Vizebürgermeisters

Mag. Siegfried Mitterdorfer

Bundesobmannstellvertreter des Österreichischen Seniorenringes

Salzburg, 17.5.2001
An die Magistratsabteilung 7 der Stadt Salzburg

Sehr geehrter Herr Senatsrat!

Die eigene Muttersprache sollt uns etwas wert sein. Die gedankenlose Inkaufnahme
jenes Sprachtrends, in dessen Sog anglizistische Modewörter Oberhand nehmen,
muss daher nicht sein - auch und schon gar im Bereich der öffentlichen Verwaltung
und Betriebe, die ja Vorbildwirkung haben sollten. Als Ressortchef bitte ich darum,
diesem Problem im Bereich der Ressortkommunikation besonderes Augenmerk zu
schenken. Zwei Anlassfälle zeigen nämlich, dass die Verwendung der deutschen
Sprache offenbar nicht mehr als selbstverständlich empfunden wird und - gäbe es
keine politische Kontrolle - unnötigerweise zeitgeistige Anglizismen akzeptiert
würden.

So sollte heuer mit den Worten „Fun, Play&Action" für das „Plitsch-Platsch"-
Sommerprogramm in den städtischen Freibädern geworben werden. In erster Linie
war das natürlich das Ergebnis der sprachlichen Gedankenlosigkeit und
Zeitgeistorientierung von Info-Z und Werbeagentur, wäre aber im Endeffekt, wenn es
nicht korrigiert worden wäre, als Ressortbotschaft verstanden worden, weil es ja um
das Programm der Freibäder geht. Der Anlassfall zeigt, wie notwendig es ist, dass
die Abteilungen in solchen Fällen klare, die deutsche Sprache schützende, Vorgaben
machen. Ähnliches hatten wir auch schon, als es darum ging, der Eishalle im
Volksgarten einen neuen Namen zu geben und von Agenturseite der Vorschlag „Ice-
Arena" aufgetischt wurde.

Ich bitte daher die Abteilung 7 (wie alle in mein Ressort fallende Abteilungen), überall
dort, wo es möglich und angebracht ist, anglizistische Modewörter in der
Ressortkommunikation zu vermeiden und dadurch einen Beitrag zum Schutz der
deutschen Sprache zu leisten.

Mit den besten Grüßen

Mag. Siegfried Mitterdorfer
Vizebürgermeister


EINLEITUNG
Dr. Norbert  Matzka

Projektbeauftragter

Diese Aktion ist getragen von mehrfachen Prinzipien:

Grundsätzlich ist festzuhalten, - schon um hämischen und unsachlichen
Kommentaren vorzubeugen - dass unsere Petition frei von jedwedem
Sprachfundamentalismus oder gar sogenannter Deutschtümelei verstanden werden
soll. Was die apostrophierten „Anglizismen" betrifft, wird dieser Grundsatz durch die
Beifügung der Wörter „unnötig" bzw. „nicht notwendig" klar verdeutlicht.

„Nötig" sind Anglizismen in unserer Staats- und Muttersprache überhaupt nicht. Wohl
aber die englische Sprache als Fremdsprache, als Terminus der Wissenschaft, der
grenzüberschreitenden Wirtschaft und wohl auch der globalen Kultur.

Nach innen jedoch, in der Kommunikation und Information unserer österreichischen
Bevölkerung, sollen diese „unnötigen" Anglizismen dauerhaft auf ein Minimum
beschränkt werden.

Als weitere Motivation unserer Bürgerinitiative sind zwei Wertbereiche klar
herausgestellt:

       Zum einen das Recht unserer Staatsbürger auf Sicherung der kulturellen Eigenart
und   Geschichte  Österreichs,   das  untrennbar  mit  der deutschen   Sprache
verbunden ist

       Und schließlich ein Grundrecht im weiteren Sinn, nämlich das Recht auf volles
Verstehen  der  in   Österreich  verfassungsgesetzlich  verankerten  deutschen
Staatssprache

An die 45 % der Bevölkerung werden vor allem durch den ORF, die Werbewirtschaft
und andere öffentlichkeitswirksame Bereiche von diesem Grundrecht aus-
geschlossen.

Abschließend verweise ich nochmals auf den einleitenden Text der
Unterschriftenlisten, aus dem hervorgeht, dass dieses Thema von allen vier
Pensionistenvereinigungen (Österreichischer Pensionistenverband, Österreichischer
Seniorenbund, Österreichischer Seniorenring, Zentralverband) einstimmig (!)
mitgetragen wird. Und diese Verbände repräsentieren mehr als eine Million
Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich!!

Unterstützen Sie daher diese Petition für Österreich und lesen Sie
dazu bitte das vorliegende Kompendium.


PRESSESTIMMEN
zum Thema Staats- und Muttersprache in Österreich

Barbara Coudenhove-Kalerai, 19.09.1997, Die Presse:

Sprechen Sie denglisch?

Die weitaus kaputteste Sprache ist Deutsch.

Verschwindet die deutsche Sprache gänzlich?

Sylvia M. Patsch. Mitarbeiterin des ORF, 22.10.1998, Die Presse

Überschrift des Artikels: "Wenn die Sprache schreien könnte.... Anglizismen: Trendy

oder uncool? Dumm, peinlich und rücksichtslos meint eine, die in Cambridge

studieren durfte."

Auszüge:

Zitat aus einer Werbebroschüre für Bekleidung: "Der Look, der jetzt Mode macht!

Good Feeling? Need a change? Top-trends: Sportiv sweats.........

Aus einer Kirchenbroschüre der Erzdiözese Wien: "EU goes Stephansdom".

Aus einer Einladung der Wirtschaftskammer: "Das erste internationale Kick-off-

meeting"

Die Autorin stellt folgende Frage: "Wo ist der Politiker, der endlich den Mund auftut,

wie dies in Frankreich regelmäßig geschieht, und sich für ein klares verständliches

Deutsch einsetzt?".

Jörg Drews, 06.02.1999, Die Presse

Der Autor stellt die Frage, wie viel Angloamerikanisch die deutsche Sprache noch

verträgt? Als Beispiele führt er an:

Diskussion auf der Frankfurter Buchmesse 10. Oktober 1998, Zitat eines Autors

"Wenn die e-Mail kaputt ist, dann faxen wir uns die Sachen, um einen Internetroman

zusammen zu bringen. Ich hatte das Gefühl, dass da eine Unmenge freaks unter den

usern da draußen sind".

"Wenn wir eine Postkarte schreiben, dann wäre Weihnachten doch die falsche

message".

Aus einer Aussendung des österreichischen Gesundheitsministers:

"Coole docs für kids"

Interview mit Jil Sanders: "Mein Leben ist eine giving-story, wer ladysches will,

searched nicht bei Jil Sander. Man muss Sinn haben für effortless, das Magic meines

Stils".

Abschließend schreibt Drews: "Es wäre nicht so sehr ein Kampf gegen englisches

Vokabular  zu  führen,   sondern   das   Deutsche   gründlich   in   der  Volksschule

beizubringen. Damit wäre die Assimilationskraft des Deutschen in jeder seiner

Sprecher so gestärkt, das die Sicherhit der Muttersprache nicht gefährdet ist".

Jens Tschebull, 06.03.1999, Wirtschaftsblatt

"Die krampfhafte Anglisierung von Technik, Werbung und Verkauf beeindruckt heute

kaum noch jemanden, verärgert aber viele und schließt manche aus."

Das überflüssige Herumwerfen mit englischen Wörtern ist meist nur ein Beweis für

geringen deutschen Wortschatz.

Englisch täuscht bei staatsnahen Wirtschaftsbereichen Jugend und Reformwillen vor.

Das Arbeitsamt spricht von einer come-back-card, die ÖBB von einem City-Shuttle,

die Verbundgesellschaft von austrian-top-power usw.


Heinz-Dieter Pohl.,23.07.1999

Die Entwicklung der Sprache durch schleichende Durchsetzung unserer
Muttersprache mit englischem Sprachgut gibt auch Sprachwissenschaftlern zu
denken.

Hai, 27.10.1999, Die Presse

Gegen Anglizismen und gegen Deutschtümelei!

Aussendung der deutschen Presseagentur: "Es sollen die deutschen Verbraucher,

die  zu   mehr  als   50   %   kein   Englisch   können,   vor  dem   unverständlichen

pseudoenglischen Imponiergefasel der Werbeagenturen geschützt werden".

In Polen wurde im August 1999 ähnlich wie in Frankreich ein Sprachgesetz erlassen.

Kritik an Journalisten und Werbeagenturen als die "fleißigsten Fremdsprecher".

Deutsche    Eisenbahn    bietet    eine    "Bahn-card-Wuermeling"    an    (d.i.    eine

Kinderermäßigungskarte)

Vorstandsvorsitzender    der    Bundesbahn    Johannes    Ludewig    wurde    zum

"Sprachpantscher des Jahres 99" gewählt.

Roswitha Jauk, 05.08.2000, Kleine Zeituno

Bereits mehr als ein Drittel aller Stellenausschreibungen locken Interessenten mit
Amerikanismen: Facility-manager (= Hausmeister), Keyaccount-manager,
Majoraccount-executive, Controller, agent usw.

10.11.2000, Oberösterreichische Nachrichten

....halten Sie eigentlich jemanden für kinky (komisch), der beim Scannen (absuchen)
der Aufrisszone ein fly-girl (sexy, hipp-hopp Fan) als horny (geil) gewinnen würde?

Hildegard Hammerschmid-Hummel, 03.04.1998

"Gameboys bei den Teens out, anfaxen ok, messages auf scalls absolut in, e-Mail
cool, so und ähnlich lautet gegenwärtig deutscher teen-talk".

Josef Öhrlein, 05.12.1998, FAZ

Umfassende Kritik an der nicht notwendigen Übernahme von Anglizismen.

02.11.2000, Süddeutsche Zeitung

Multi-Kulti, interkulturell und denglisch: die Debatte über die Leitkultur erfasst alle
Parteien.    Sozialdemokraten   diskutieren   mit   Experten,   welche   Folgen   der
zunehmende Gebrauch von Anglizismen für die Sprache habe.
Die Vielfalt der Kulturen beinhaltet auch die Besinnung auf die eigenen sprachlichen
und historischen Wurzeln. Das hat nicht mit Deutschtümelei zu tun.

Wolf Stahl, 21.09.2000, General Anzeiger

Die Sprache bedarf wie ein Garten genauer Beobachtung und Pflege. Slangs und
Anglizismen schießen aus dem Erdboden und bedrohen die Pflanze der Sprache.

17.03.2000, Basler Zeitung

Es reicht uns, dass die PR-Maschine ins deutsche Wort fällt, ihre Anglizismen sät.
Engleutsch und Denglisch sprengen munter alle Sprachgrenzen.

17.03.2000, Süddeutsche Zeitung

Je deutlicher sich das Englische, insbesondere in der Werbung etabliert, desto
stärker wird die Erbitterung. Viele fürchten, dass weniger Öffnung zur weiten Welt die


Folge ist als vielmehr der Untergang der Muttersprache. Der deutschen Sprache
droht letztlich eine Pidginisierung.

Helmut Fritz, 26.02.2000, Stuttgarter Zeitung

Sprachmix wird immer wilder. Beispiele: "Freier Eintritt für Events, future-pool, Spirit-

acts, roundtable-meetings und als highlight ein Open-air-Gottesdienst.

Wir haben es heute mit einem Sprachmix aus Seifmade-Englisch und Restdeutsch

zu tun. Die oben zitierte Ankündigung wurde von der Jugendabteilung eines Bistums

verfasst. Viele Menschen sind geschockt, wenn neuerdings die Weihnachtslieder X-

mas-songs heißen, der Osterspaziergang Ostertrekking genannt wird und sich der

neue   Hausmeister  als   "Facility-Manager"   vorstellt.   In   Deutschland  wird   die

Verhunzung der Sprache mit der satirischen Verleihung des "Sprachpantscherlöffels"

kritisiert.

Die Sprachbewahrerin Ilona Waldera berichtet von einem Rundgang durch ein

Kaufhaus: casuals, life-style, beauty-sets, fashion for kids, Adventure-Hemd, nice

price offert, Highlander-Trekking-Rucksack.

Sie berichtet auch über einen Katalog eines deutschen Strickwarenherstellers:

"Training ultra light woman, high protect tennis, running light kits, fitness shopper

woman, Iow temperture trekking, football high protect-............... all dies sind einfache

Socken.

Ilona Waldera, Vorstandsmitglied im Verein deutscher Sprache, zahlte eine Zeit lang

ihre "call-bills", in Englisch verfasste Telefonrechnung, passenderweise in englischer

Währung. Als ihr die deutsche Telekom die Broschüre advantage zuschickte, rief sie

bei der Zentrale an, um sich die Anglizismen übersetzen zu lassen. Folgende Worte

enthielt die Broschüre: Editorial? Antwort Telekom: Das weiß ich nicht. Free-call?

Falsche Antwort der Telekom. Bei den anderen Worten anmailen, megaout, teledate,

cordless,   one   touch,   easy   Handy,   gamingagents   erfolgten   unterschiedliche

Antworten.    Inzwischen    hat    die    Telekom    zum    Rückzug    geblasen.    Ihre

Telefonrechnungen sind wieder muttersprachlich.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass sich in der Werbung mit fremder Sprache die

Kunden leichter hinter das Licht führen lassen.

In diesem Zusammenhang ein Zitat von Goethe: "Sie lispeln englisch, wenn Sie

lügen" (an Mephisto gerichtet).

04.12.1999, APN

Der Sprachlehrer Dieter fordert ein Handeln des Gesetzgebers. Der Bundestag soll
Leitlinien zum bedachteren Umgang von Anglizismen verabschieden. Anglizismen
und Englisch sind zwei ganz verschiedene Sachen.

Lukas Wallraff, 25.10.1999, TAZ - Die Tageszeitung

Auf einer Tagung sprach sich der Hauptautor des französischen Sprachgesetzes,
Jacques Toubon, gegen den beängstigenden Trend zur englischen Einheitssprache
in Europa aus.

Raimund Haigl, 24.4.2003, Kleine Zeitung

Am „Roundtable" hat man in Pischelsdorf diskutiert. Der „Table" war nicht nur
„round", sondern sogar „big". Und das Gespräch war „great". Die „Story" darüber
steht auf Seite 20. Okay? Yeah.

Meine Abneigung gegen unnötige Anglizismen habe ich an dieser Stelle bereits öfter
zur Kenntnis gebracht, doch soll die löbliche Initiative der K.U.L.M.-Macher nicht an
dieser platten Aufmachung festgemacht werden. Das wäre unfair.


„Das Kirchturmdenken überwinden - Kehren vor der eigenen Haustür" haben sich
die Pischelsdorfer Kulturschaffenden also vorgenommen - zu diesem Zwecke
werden zahlreiche Gesprächsrunden veranstaltet. Am riesigen runden Tisch eben.
Die Diskussionen sind sicher fruchtbar, schließlich nehmen lauter helle Köpfe daran
teil. Natürlich können sie nichts bewirken, was die eigentlichen Inhalte betrifft. Aber
sie bewirken einen Nachdenkprozess, was Kulturschaffenden ja sehr wichtig ist.
Auch das Hinterfragen hat ja schon einen Sinn.

Diese Gespräche machen Sinn, zumal sie auch für kulturelle Nackerpatzerl
nachvollziehbar sind, was sie von anderen Kulturinitiativen unterscheidet.

LESERBRIEFE
zum Thema „Anglizismen"

Anglizismen wie Computerviren, 15.01.2002, Kleine Zeitung

Ausdrücke wie „Luuser", „Kits", „"Ivent" kann man unendlich fortsetzen. Eigentlich
bekenne ich mich zum gemeinsamen Europa. Es ist aber bedenklich, dass durch
Anglizismen, die sich wie Computerviren in unsere Sprache einnisten, unsere
Identität verloren geht. Erschreckend ist jedoch, dass auch ich, ohne es zu wollen
und nachzudenken, mich des Öfteren dieser Worte bediene. Nichts einzuwenden ist,
wenn Englisch als internationale Sprache in den Bereichen Nachrichtentechnik,
Funkverkehr usw. zur Anwendung kommt. Doch bewahren wir unsere Sprache als
Kulturgut!

Gesetz für deutsche Sprache, 08.06.2002, Kleine Zeitung

Nicht nur unsere Politiker - insbesondere auch die Deutschen kümmern sich wenig
um unsere deutsche Muttersprache. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Werbung,
Gewerbe und Industrie sich zunehmend der englischen Sprache bedienen. Und das,
obwohl weltweit mehr als 100 Millionen Menschen Deutsch sprechen. Würden alle zu
ihrer Muttersprache stehen, könnte sie sehr wohl eine Weltsprache werden. Warum
also dem Englischen den Vorrang überlassen? Deutsch als Muttersprache bzw.
Europasprache muss endlich im Gesetz verankert werden. Sollten Politiker taube
Ohren haben, muss eine Volksabstimmung arrangiert werden.

Grazer Stadthalle, 07.09.2002, Kleine Zeitung

Die neue Stadthalle sieht aus wie der erste österreichische Festland-Flugzeugträger.
Vielleicht können oben drauf die Teurofighter landen, die aus Sparsamkeitsgründen
mit Schloßbergkugeln und Schartner-Bomben munitioniert werden. Der Name
"trevent-center" passt zu der Mode, alles mit englischen Begriffen zu verkleistern,
weil unsere Muttersprache anscheinend zu arm ist oder zwischen Kaisertum und
Anglizismen kein Raum mehr ist.

Eine Zumutung, 13.9.2002, Kleine Zeitung

Mein Anliegen betrifft das neue Telefonbuch. Ich nahm an, in einem
deutschsprachigen Land zu leben. Da habe ich mich wohl geirrt. Trotz der
inzwischen zahlreichen Verwendung von Anglizismen - vorwiegend in der
Werbesprache -, die viele abstößt, halte ich es für eine Zumutung, jetzt auch noch
statt eines Telefonbuches die "Super Pages" ins Haus geliefert zu bekommen. Wie


gedankenlos oder auch bewusst unverschämt sind Werbefachleute, die so etwas
tun. Oft wurde wegen der Verfälschung der deutschen Sprache schon Kritik
geäußert, scheinbar ohne Erfolg. Wäre man nicht auf ein neues Telefonbuch
angewiesen, würden sicher viele Kunden das Buch entrüstet zurückschicken. Der
Kampf gegen Anglizismen und Piefkezismen im österreichischen Sprachgebrauch
dürfte kaum noch zu gewinnen sein, denn täglich gibt es mehr Organisationen, die es
zu bekämpfen gäbe.

Irgendwann, wenn dann keiner mehr richtig deutsch oder gar steirisch kann, werden
sie fragen, wie das eigentlich geht. Denn dann wird es „Kult" sein, so komisch zu
reden!

Vertschüsst, 13.11.2002, Kleine Zeitung

In der Früh stehe ich auf und versorge mein Haar mit einer gehörigen Portion „Wash
and go". weil ich mein Auto nicht am „Park and Ride"-Platz abgestellt habe, staue ich
mich im „Stop and go"-Verkehr Richtung „City". „Okay", denke ich mir, „take it easy."
„On air", also aus dem Radio, höre ich vom Gesinnungswandel des Ministers.
In Weiz angekommen muss ich zur Gebietskrankenkasse. Dort ist jetzt alles viel
einfacher, beim „One-Stop-Service" wird mir geholfen. Um ein bisschen Zeit zu
sparen, werfe ich meine fertigen Anträge gleich in die „Easy-Box". Am Abend gehe
ich entweder in die „Arthall" (früher Kulturhaus) oder in das Sportcenter (früher
Sporthalle). Gut, die beiden letzten Punkte sind noch nicht Realität, aber wird schon
werden. Ansonsten haben wir uns von unserer Muttersprache schon ziemlich
verabschiedet, oder sollte ich sagen vertschüsst?

Vergewaltigung der Sprache, 21.12.2002, Kleine Zeitung

Was kann man schon erwarten, wenn Frau Lindner zur Programmreform ankündigte,
dass sie sich ein „Streamlinen" des Informationsangebotes wünscht. Und der Herr
Programmdirektor hätte gern ein Programm, das „gebrandet" ist. Englische
Bezeichnungen können durchaus sinnvoll angewendet werden, häufig kommt aber
ein verkrampftes Kauderwelsch heraus. Schlimm finde ich die zahllosen
stümperhaften Eindeutschungen englischer Wendungen, z. B. „etwas macht Sinn"
oder „macht einen Unterschied". Vielen fällt diese Vergewaltigung unserer Sprache
gar nicht mehr auf. Grauslich ist aber, wenn ich in der Kleinen über „die Vorteile des
ausgesourcten Außendienstes" lesen muss oder dass „die Ankunft der Container
exakt getimt" ist. In erster Linie hat es die Presse in der Hand, dass unsere Sprache
durch Anglizismen nicht verwässert wird. Deshalb habe ich einen Wunsch an das
Christkind: Bitte mache der Redaktion klar, wie wichtig es ist, unsere Muttersprache
für die Nachkommen zu erhalten! Vielleicht gibt es täglich eine Seite ohne
Anglizismen . . .

Habe genug von Santa Claus, 24.11.2002, Kleine Zeitung

Ein bekanntes Großkaufhaus überraschte mich mit der Meldung, dass heuer „crazy
X-mas" angesagt sind. Dazu ein Foto einer jungen Dame mit einem kleinen Mädchen
und einem herzigen Hund, alle mit der Zipfelmütze von „Santa Claus" bestückt. Da
ich nicht in den USA bestellen will, nahm ich den nächsten Prospekt:
„I feel good!
Snow and Fun!" war da gleich auf Seite eins zu lesen. Ich hatte endgültig genug. Ich
werde weder im genannten Kaufhaus noch bei einer anderen Sportfirma
irgendwelche Artikel für meine „indoor and outdoor activities" kaufen, obwohl ich dort
„event tipps" erhalten und Roland Düringer „live on stage" bewundern könnte. Allen,
denen dieses von verrückten Werbefritzen kreierte „Deunglisch" auf die Nerven geht,
empfehle ich, dies ebenfalls zu tun und die mit einem Kaufboykott zu belegen, die
uns für blöd halten.


Warum heißt das Award? 24.11.2002, Kleine Zeitung

Gerne beteilige ich mich an der Wahl für den „Johann 2002". Aber warum muss ein
steirischer Preis „Award" heißen? Besinnen Sie sich doch darauf, dass die
Reichweite Ihrer Zeitung auch sprachlichen Einfluss hat und machen Sie diese
Unsitte der Vermischung unserer Sprache mit überflüssigen Anglizismen nicht mit!
Doch selbstverständlich spricht nichts gegen das gründliche Erlernen einer so
wichtigen Fremdsprache, wie es das Englische ist, aber alles gegen die Vermischung
zweier Sprachen.

Zu häufige Anglizismen, 06.02.2003, Kleine Zeitung

Trotz der gelungenen Neugestaltung der Kleinen tauchen im Inhalt - wie in allen
anderen Medien auch - immer häufiger Anglizismen auf. „Event" statt Veranstaltung
und „Prime Time" statt Hauptsendezeit zu sagen, stellt keine kulturelle Bereicherung
dar. Auch Wörter zu erfinden, die es im Anglo-Amerikanischen gar nicht gibt (z. B.
Handy, Twen) ist eine Verarmung unserer Muttersprache ...

Englisch Im ORF, 13.03.2003, Kronenzeitung

Es ist ein Skandal, wie vom österreichischen Fernsehen als öffentlich rechtliche
Anstalt mit unserer Muttersprache umgegangen wird. Um ein paar Beispiele zu
nennen, hört man täglich: „Newsroom, Newsflash, Primetime, Hotline, News,
Highlights" und so weiter. Seiten könnte man mit solchen englischen Ausdrücken
füllen. Es müsste den leitenden Personen doch möglich sein, diesen Unfug
abzustellen.

Unterschriften-Aktion für deutsche Sprache, 04.04.2003, Kronenzeitung

Newsroom, Primetime, Highlight - immer mehr Österreichern gehen die Anglizismen
gehörig auf die Nerven. Wohin man blickt - überall Sprach-Eigentümlichkeiten aus
einem anderen Land. Ein Pensionist aus der Steiermark hatte jetzt eine zündende
Idee. Er sammelte Unterschriften gegen den Deutsch-Verfall. Die Schönheit der
heimischen Sprache liegt Werner Brandt sehr am Herzen. Mit Unterschriftslisten ging
er in seinem Heimatort Anger von Haus zu Haus und brachte binnen weniger Tage
105 Unterschriften zusammen. Von 108 Befragten waren nur drei dagegen...

"Sag' leise Tschüss zu unserem Deutsch", 31.07.2003, Kleine Zeitung

Von unserer Muttersprache können wir uns auch deshalb bald verabschieden, weil
sie immer mehr mit englischen Worten durchsetzt wird. Warum wird in den
Geschäften "Sale" statt "Schlussverkauf1 verwendet? In der Kleinen Zeitung findet
man im Artikel über die Revitalisierung der ehemaligen Seifenfabrik Lettner Worte
wie "Eventlocation", "project pop culture", "Pre-Opening"!

Anglizismen verderben die Sprache, 22.08.2003, Kronenzeitung

Frankreich ist ein Land, das etwas auf seine Sprache hält, während bei uns die
Sprache der Jugend von klein auf durch Fernsehen und Medien mit Anglizismen
verseucht wird. Es ist deprimierend, wie ein englischer Sammelbegriff Dutzende im
Sinn variierende deutsche Begriffe überdeckt und dadurch unsere Sprache
zunehmend primitiver werden lässt. Die Folgen sind Jugendliche, die unfähig sind,
sich zu artikulieren und in weiterer Folge auch das Denken verlernen, da dieses ja
maßgeblich durch die Sprache bestimmt wird.


HISTORISCHES ZUM BEGRIFF MUTTERSPRACHE

Der Begriff Muttersprache „Materna lingua" ist erstmals überliefert aus dem Jahre
1112 aus Straßburg. (Quelle: Vesna Beric - „Zur Diachronie der deutschen
Bezeichnung Muttersprache").

Eine niederdeutsche Chronik aus dem 13. Jahrhundert spricht von der
„Mödersprake".

Konrad von Megenberg (gest. 1374) überliefert uns in Mundart das Werk „Meine
Müeterleichem Däutsch".

Augustinermönch K. Güthel, 1522,

„rede deyner mutter sprach, mach gutt teutsch"

Marthin Luther, 1523: ..."unnd solls alleyne aus seyner mutter sprach thun" (diese
Stelle handelt vom Anbeten der Sakramente).

Valentin Boltz (gest. 1560): „Das ist das alt gifft und ist pestlentzisch übel, das wir
tütschen nie vil acht auff unser Muttersprach gehabt haben".

Grimms Wörterbuch, 1885, Definition: Muttersprache ist die, von der Mutter her
überkommene Sprache, heimatliche Sprache.

DIE STAATS- UND MUTTERSPRACHE IN DER
ÖSTERREICHISCHEN RECHTSORDNUNG

(Auszüge)

Begriffsdefinitionen im Verfassungsrang

1.    Artikel 8 Bundesverfassungsgesetz - Gesetzestext siehe Seite 1

Dieser Verfassungsartikel definiert somit die deutsche Sprache in Österreich als
„Staatssprache". Das Wort Muttersprache ist expressis verbis nicht enthalten. Auch
bei den Bestimmungen über die autochtonen Minderheiten ist der Begriff
Muttersprache nicht direkt gegeben, sondern es ist von „Rechten der sprachlichen
Minderheiten" die Rede.

2.   Artikel 19 Staatsgrundgesetz 1867 - Gesetzestext siehe Seite 1

Dieser Artikel räumt den Volksstämmen (identisch mit dem heutigen Begriff der
Volksgruppen) in Österreich ein „unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege ihrer
Nationalität und Sprache" ein.

Die österreichische Bundesverfassung normiert unzweideutig, dass die deutsche
Sprache jene unseres Staates ist, dass aber auch die Minderheiten das Recht auf
ihre eigenen Sprachen besitzen. Im Umkehrschluss muss daher erst recht auch der


Mehrheitsbevölkerung Anspruch auf ihre, das ist die deutsche, Sprache eingeräumt

werden.

Diese Überlegung findet ihre Bestätigung auch in einfachgesetzlichen Bestimmungen

zu Artikel 8.

Einfachgesetzliche Regelungen

1.    Bundesgesetz über die Rechtsstellung von Volksgruppen in Österreich
BGBL Nr. 396/1976

Volksgruppen sind danach „die in Teilen des Bundesgebietes .... lebenden Gruppen
österreichischer Staatsbürger mit nicht deutscher Muttersprache".
Auch hier führt der Umkehrschluss „von nicht deutscher Muttersprache"  (als
Ausnahme) zur deutschen Muttersprache. Gleichsam also als Regel und Sprache
der Mehrheitsbevölkerung.

2.    Der Begriff Muttersprache

Dieser findet aber weitere Bestätigung in Gesetzen und Verordnungen des
Volksgruppenschulrechtes sowie etwa im Bereich der Volkszählung.
Erwähnt sei hier beispielsweise das Gesetz über die Regelung des
Volksschulwesens im Burgenland. Im § 7 Abs. 2 leg. cit. kann als Unterrichts-
sprache entweder die „Staatssprache oder die von dieser verschiedenen
Muttersprache der Kinder ... festgesetzt werden. Auch in den einschlägigen
Lehrplänen ist immer wieder von Muttersprache die Rede.

3.    Volkszählungsgesetznovelle 1976

Dieses Gesetz sah (auch) eine Erhebung der „Muttersprache" vor. 1980 wurde die
diesbezügliche Frage auf „Umgangssprache" abgeändert. Dieses Volkszählungs-
gesetz 1980 lässt aber die Erhebung der „Muttersprache" weiterhin zu.

4.    Weitere Ausdehnungen oder Abänderungen des Begriffes Muttersprache

finden sich in zahlreichen sonstigen staatlichen Regelungen. So verwendete die
seinerzeitige Ortstafelkommission in Kärnten 1973 den Begriff „Familiensprache".
Dieses Wort findet sich auch in der Regierungsvorlage für die Volkszählungsnovelle
1976.

Auch in den unmittelbaren Jahren nach 1945 wurde in den Schulen zunächst nicht
„deutsch" unterrichtet. Der Lehrgegenstand hieß damals „Unterrichtssprache" (im
Volksmund „hurdestanisch" genannt, nach dem damaligen und hiefür
verantwortlichen Unterrichtsminister Hurdes).


SCHLUSSBEMERKUNG

Entscheidend ist nach Durchsicht der einschlägigen österreichischen Rechtsordnung
nicht, wie das von uns zu schützende sprachliche Wertgefüge genannt wird, sondern
dessen Inhalt. Und das ist jedenfalls die deutsche Sprache in Österreich.
Der Sinn des Sprachschutzes für Minderheiten liegt zweifelsohne im Schutze deren
Muttersprache, nicht von der Sprache der Mehrheitsbevölkerung in Österreich
erdrückt zu werden. Es handelt sich also um eine (angenommene) Gefahr für diese
Minderheitensprachen, die innerhalb von Österreich ausgeht.

Die  Entwicklung bis zur heutigen Gegenwart hat aber ein außerordentliches

Gefahrenpotential nunmehr auch für die Mehrheitssprache, die deutsche Sprache in

Österreich, aufgebaut. Diese Gefährdung, in erster Linie eine Zersetzung, ja

Verdrängung durch Anglizismen, kommt jedoch von außen.

Eine den in Österreich angesiedelten Minderheiten zustehende und gegebene

Schutzregelung sollte daher auch ihre logische Fortsetzung für die Mehrheitssprache

finden.

Ein Ausführungsgesetz zu   Artikel 8 B-VG in Form eines Sprachgesetzes für

Österreich, ähnlich wie in Frankreich oder seit August 1999 auch in Polen sowie in

Italien sollte angestrebt werden. Das von der EU ausgerufene „Europäische Jahr der

Sprachen 2001" wäre hiefür ein besonders geeigneter Anlass gewesen.

Beilage:

Das französische Sprachgesetz vom 4. August 1994

(Auszug des Gesetzes Nr. 94/665 über den Gebrauch der französischen Sprache -
in offizieller deutscher Übersetzung)


AUSZUG AUS DEM FRANZÖSISCHEN SPRACHGESETZ

Article 1

Als Sprache der Republik ist die französische Sprache kraft der Verfassung ein
grundlegender Bestandteil der Persönlichkeit und des Kulturerbes Frankreichs.
Sie ist die Sprache, die im Unterricht, bei der Arbeit, beim Austauschverkehr sowie
im öffentlichen Dienst zu verwenden ist. Sie ist das bevorzugte Bindeglied zwischen
allen Staaten der Gemeinschaft französischsprechender Völker.

Article 2

In der Bezeichnung, der Aufmachung, der Gebrauchsanweisung oder
Bedienungsanleitung, der Beschreibung des Umfangs und den Garantiebedingungen
von Gütern, Produkten oder Dienstleistungen sowie in Rechnungen und Quittungen
ist die französische Sprache zu benützen.

Dieselben  Bestimmungen kommen  bei jeder schriftlichen,  gesprochenen oder
audiovisuellen Werbung zur Anwendung. Die Bestimmungen dieses Artikels gelten
allerdings nicht für die  Benennung typischer Produkte und Spezialitäten mit
ausländischer Herkunftsbezeichnung, die der breiten Öffentlichkeit bekannt sind.
Das...

Article 3

Jede auf offener Straße, in einem der Öffentlichkeit zugänglichen Ort oder in einem
öffentlichen Verkehrsmittel angebrachte Aufschrift oder Anzeige bzw. gemachte
Mitteilung, die der Unterrichtung der Öffentlichkeit dient, muss in französischer
Sprache verfasst sein.
Wenn...

Article 5

Unabhängig von Gegenstand und Form sind Verträge, bei denen eine juristische
Person des öffentlichen Rechts oder eine juristische Person des Privatrechts, die
eine öffentliche Aufgabe wahrnimmt, Partner ist, in französischer Sprache
abzufassen. Sie dürfen keine fremdsprachlichen Ausdrücke enthalten, wenn ein
französischer Ausdruck oder ein Begriff mit dem gleichen Sinn vorhanden ist, der
unter den Bedingungen, die durch die Verordnung über die Bereicherung der französischen Sprache vorgesehen ist, zugelassen ist.
Diese...

Article 12

... dem Gesetz über die Kommunikationsfreiheit wird eingefügt: „Bei allen Sendungen
und Werbungen, die von den Rundfunk- und Fernsehanstalten ausgestrahlt werden,
ist unabhängig von der Art der Ausstrahlung oder Verbreitung und außer bei


Kinofilmen und audiovisuellen Werken in Originalfassung die französische Sprache
zu verwenden.

Article 15

Die Gewährung von Subventionen jeglicher Art durch Körperschaften und Anstalten
des öffentlichen Rechts hängt davon ab, ob die Empfänger die Bestimmungen dieses
Gesetzes einhalten.

Jeder Verstoß gegen diese Bestimmungen Kann die vollständige oder teilweise
Rückerstattung der Subvention zur Folge haben, nachdem dem Betreffenden
Gelegenheit zu einer Stellungnahme geboten worden ist.

Article 22

Die Regierung hat den parlamentarischen Versammlungen jedes Jahr vor dem 15.
September einen Bericht über die Ausführung dieses Gesetzes und der
Bestimmungen internationaler Übereinkommen oder Verträge über den Status der
französischen Sprache in den internationalen Organisationen vorzulegen.