84/PET XXII. GP
Eingebracht am 02.03.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Petition
Wien, 2. März 2006
An den
Präsidenten des Nationalrates
Herrn Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol
im Hause
Sehr geehrter Herr Präsident!
Gemäß § 100 Abs. 1 Z 1 GOG überreiche ich eine Petition betreffend
„Mobilitätsgarantie der Bundesregierung"
zur
weiteren geschäftsordnungsmäßigen Behandlung
Mit
freundlichen Grüßen
Beilage
Petition
betreffend
„Mobilitätsgarantie der Bundesregierung"
„Mobilitätsgarantie der Bundesregierung“
Die Angebote
des öffentlichen Verkehrs im Bezirk Liezen sind in den letzten Jahren
drastisch
reduziert worden.
Schuld
an dieser Misere ist die verfehlte Verkehrspolitik der Bundesregierung,
insbesondere im
Bereich des
öffentlichen Verkehrs. Einerseits hat man durch die Filettierung der
ÖBB ein
erfolgreiches Unternehmen mutwillig eine
neue Struktur gegeben, andererseits werden die
Prioritäten insgesamt falsch gesetzt und zu wenig in den
öffentlichen Verkehr investiert.
Durch
den von der Bundesregierung verursachten Kostendruck auf die ÖBB, sahen
sich diese
gezwungen,
in den vergangenen Jahren ihr Angebot zum Teil drastisch einzuschränken.
Davon sind
insbesondere Regionen mit einer niedrigen Bevölkerungsdichte massiv
betroffen.
Innerhalb
dieser Regionen wirken sich diese Einsparungsmaßnahmen für die
Bevölkerung, aber vor
allem
für Frauen, verheerend aus; dies betrifft ganz besonders auch die Frauen
im Bezirk Liezen.
Für Frauen in ländlichen
Regionen ist das Vorhandensein von bedarfsgerechten öffentlichen
Verkehrsmitteln ein ganz entscheidender
Faktor, um den Zugang und die Chancen am Arbeitsmarkt
zu sichern. Vollzeitjobs sind
Mangelware, für die gewöhnlich sehr lange Wegstrecken
zurückgelegt werden müssen. Weiters sind öffentliche
Verkehrseinrichtungen dringend erforderlich, um Fahrten zu
Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Krankenhäusern oder Ämtern zu
gewährleisten, kurz gesagt, es den
Frauen zu ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu
können.
Folgende
Beispiele von Bahnverbindungen, die reduziert oder gänzlich gestrichen
worden sind,
zeigen
die dramatische Lage für Frauen im Bezirk Liezen und ihre
eingeschränkte Mobilität auf:
• Die Verbindung
Selzthal - Hieflau - Kleinreifling wurde massiv eingeschränkt, sodass die
Züge
nur mehr im 2-Stunden-Takt verkehren.
•
Die Intercity-Verbindung von Linz über Selzthal nach Graz zu
Mittag wurde gänzlich
gestrichen.
•
Auch die Verbindung von Stainach-Irdning nach Bad Aussee gibt es nur
mehr im
2-Stunden-Takt.
•
Rottenmann, wo sich das Landeskrankenhaus befindet, ist zum Wochenende
mit
öffentlichen Verkehrsmitteln so gut wie gar nicht mehr zu erreichen. Das
hat nicht nur
Konsequenzen für die Angehörigen und Besucher der Patienten, sondern
auch für die dort
- vorwiegend
weiblichen - Beschäftigten.
•
Trieben, wo die Firma MACO Produktions GesmbH mit ca. 750
Beschäftigten ihren
Standort
hat, ist mit der Bahn überhaupt nicht mehr zu erreichen.
•
Die Fahrpläne von Zugs- und Busverbindungen sind oft nicht
aufeinander abgestimmt,
sodass
es zu sehr langen Wartezeiten kommt.
•
Die Busverbindungen an Wochenenden sowie an Feiertagen sind weitgehend
eingestellt
worden
und somit etwa für Handelsangestellte nicht bedarfsgerecht.
Es ist zu
befürchten, dass dies erst die Spitze des Eisbergs ist und mit der
drohenden Verländerung
des öffentlichen Personennahverkehrs es zu weiteren Einsparungen kommen
wird.
Die
Pläne der Bundesregierung, die Verantwortung des Öffentlichen
Personennahverkehrs an die
Bundesländer
abzuschieben, zwingt diese in eine unlösbare finanzielle Situation, die
auch die
Gemeinden
betreffen und weitere Einsparungsmaßnahmen zur Folge haben wird.
Eine
schlechte Verkehrsinfrastruktur wirkt sich direkt auf den Wirtschaftsstandort
aus. Das Brutto-
Regionalprodukt, eine Kennzahl für die wirtschaftliche Leistung einer
Region, ist zwischen 1995
und 2003 im Bezirk Liezen um 3,6 % geringer gestiegen als im
österreichischen Durchschnitt.
Ebenfalls
stagnierend ist die Zahl der Erwerbstätigen, die im selben Zeitraum
österreichweit um
6,5
% gestiegen ist, während Liezen einen Zuwachs von lediglich 1,26 %
verzeichnen konnte.
Diese Daten korrelieren wiederum mit den Arbeitslosenzahlen:
Ende des Vorjahres waren beim
Arbeitsmarktservice im Bezirk Liezen fast 2.000 Arbeitslose
gemeldet. Dies entspricht einem jährlichen Zuwachs von 12,8 %, dem
zweithöchsten Bezirkswert
der Steiermark, die im selben Beobachtungszeitraum lediglich einen Zuwachs von
2,5 % an
Arbeitslosen verzeichnen musste. Besonders
dramatisch ist die Frauenarbeitslosigkeit, die innerhalb
eines Jahres ist diese um mehr als 16 % angestiegen.
Ähnlich ernst und zum Teil noch schlimmer ist die Lage in anderen Regionen Österreichs.
Hier
ist ein akuter Handlungsbedarf, dem sich die Bundesregierung beharrlich
entzieht. Beweis
dafür ist der Bericht der Bundesregierung betreffend Abbau von
Benachteiligungen von Frauen;
Berichtszeitraum 2003-2004 (III-181 d.B.), aus dem hervorgeht,
dass es im Bundesministerium für
Verkehr, Innovation und Technologie kein einziges Projekt zur Förderung
der Mobilität von Frauen
gab.
Die SPÖ-Frauen Bezirk Liezen fordern daher die Bundesregierung auf:
•
eine
Mobilitätsgarantie ins Leben zu rufen, die die Beibehaltung bzw. den
Ausbau
öffentlicher Verkehrslinien zum Ziel
hat, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
im ländlichen Raum zu gewährleisten, ihren Arbeitsplatz durch
Benutzung eines
öffentlichen Verkehrsmittels zu
erreichen;
•
sicherzustellen, dass Länder und Gemeinden nicht vor
unlösbare finanzielle Probleme
gestellt
werden, die sie dazu zwingen, die Angebote des öffentlichen Verkehrs zu
reduzieren oder ganz abzuschaffen;
• Anreize zur Förderung der Mobilität von Frauen zu schaffen und
•
innovative Projekte zu initiieren, die sich speziell mit der Thematik
der Mobilität von
Frauen im
ländlichen Raum beschäftigen und deren Finanzierung langfristig zu
gewährleisten.