238/A(E) XXIII. GP
Eingebracht am 05.06.2007
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möglich.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten
Ing. Westenthaler
Kolleginnen und Kollegen
betreffend der
Absicht von Tschechien und Polen auf bilateraler Ebene ein US-
Raketenschild auf dem Boden der EU stationieren zu lassen
Die USA planen die Installation eines
Raketenabwehrsystems an Standorten in
Tschechien und Polen. In Tschechien soll
die Radaranlage stehen und in Polen eine
Abschussbasis für zehn Abfangraketen errichtet werden. Dieser
Raketenschild soll
sich speziell gegen die Bedrohung durch
Raketen aus Staaten wie dem Iran richten.
Während mit der
Kleinstadt JINCE in Mittelböhmen zumindest ein möglicher Standort
in Tschechien bereits feststeht, sind
in Polen noch viele Orte in Diskussion.
Obwohl Befragungen der unmittelbar betroffenen Bevölkerung in Tschechien
eindeutig eine Ablehnung der in Tschechien geplanten Radaranlagen dieses so
genannten Raketenschildes ergeben haben, will die Tschechische Regierung keine
Volksabstimmung darüber abhalten, sondern die Zustimmung durch das
Parlament
genehmigen lassen. Auch in Polen steht die Entscheidung noch aus.
Da Russland diesen geplanten Raketenschild als
Bedrohung seiner Sicherheit
betrachtet, kommt aus Moskau entschiedene Ablehnung zu diesem Plan.
Diese Ablehnung hat am Dienstag den 29. Mai bei einem Test einer neuen
ballistischen Interkontinental-Rakete seinen bisherigen Höhepunkt
erreicht.
Präsident Putin warnte davor, „Europa in ein Pulverfass zu
verwandeln und mit
neuen Waffen voll zu stopfen". Dies
schaffe neue unnötige Risiken für das gesamte
System internationaler und europäischer Beziehungen.
Hinsichtlich dieser Spannungen, die
Erinnerungen an die Zeiten des Kalten Krieges
aufkommen lassen, müssen auf
europäischer Ebene Schritte gesetzt werden, um auf
Tschechien und Polen einzuwirken, damit diese beiden EU-Mitgliedstaaten
ihre
Haltung im Bezug auf den geplanten Raketenschild überdenken. Anstatt
bilateraler
Abkommen, die nicht-europäischen
Staaten die Stationierung von Raketensystemen
auf europäischem Boden ermöglichen, sollten Tschechien und
Polen dazu bewegt
werden, sich mehr im Rahmen der „Gemeinsamen Außen- und
Sicherheitspolitik"
Europas zu engagieren.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachfolgenden
Entschließungsantrag:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, den
derzeitigen EU-Ratsvorsitz zu ersuchen,
das Thema Raketenschild auf die
Tagesordnung des Europäischen Rates zu setzen,
um dort Tschechien und Polen um einen Bericht über den aktuellen
Stand des
Projektes zu ersuchen und darauf hinzuwirken, diese geplanten bilateralen
Abkommen mit den USA zu überdenken."
In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung an den außenpolitischen Ausschuss
beantragt.