492/A(E) XXIII. GP

Eingebracht am 05.12.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Graf, Dr. Kurzmann

und weiterer Abgeordneter

betreffend die Erstellung einer Studie, die die Abfrage und den Vergleich der Kompe-tenz und Qualität der Lehrer an österreichischen Volks- und Hauptschulen, allgemein bildendenden und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen mit vergleichbaren ausländischen Schulen und Bildungseinrichtungen zum Inhalt hat. Auf nationaler Ebene soll sofort im Sinne der vorgenannten Studie mit geeigneten Mitteln die Kom-petenz und Qualität der Lehrer an österreichischen Volks- und Hauptschulen, allge-mein bildendenden und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen festgestellt, verglichen und dem Nationalrat Bericht erstattet werden.

Ein Jahr lang haben britische Unternehmensberater Klassenzimmer in 24 Ländern inspiziert. Das Ziel der Untersuchung war es, festzustellen worin der Erfolg derjeni-gen Länder, die bei den OECD-Vergleichstests Pisa oder TIMSS als Sieger hervor-gegangen sind liegt.

Warum erzielten die Schüler in Kanada, Finnland, Japan, Singapur und Südkorea bessere Leistungen als in Großbritannien, Deutschland oder den USA? Die Studie mit dem Titel „How the world's best performing schools systems come out on top", die die britische McKinsey-Tochter veröffentlicht hat, kommt zu überraschenden Er-gebnissen.

Danach liegt der Schlüssel zu besseren Leistungen vor allem in der Qualität der Leh-rer. Wer Lehrer wird, wie man diese Lehrer regelmäßig weiterbildet und wie man er-möglicht, dass jedes einzelne Kind im Klassenzimmer von der Leistung eines optima-len Lehrers profitiert, darin unterscheiden sich die Besten vom Mittelmaß.

Auch die Ein- oder Mehrgliedrigkeit des Schulsystems ist bedeutungslos: Während Finnland ein eingliedriges Schulsystem besitzt, in dem die Kinder lange gemeinsam lernen, herrscht in Singapur ein viergliedriges System. Beide Länder liegen laut OECD-Vergleich an der Spitze. Ebenso führt nicht automatisch mehr Unterricht zu besseren Ergebnissen: Finnische Schüler starten morgens relativ spät und gehen früh wieder nach Hause. Damit sind weder Einheits- noch Ganztagsschulen automa-tisch Garanten für mehr Lernerfolg.


Untersuchungen in Tennessee und Dallas ergaben stattdessen: Werden mittelmäßig begabte Schüler von Toplehrkräften unterrichtet, so zählten sie am Schluss zu den besten zehn Prozent ihres Jahrgangs. Teilte man ihnen dagegen eher schlechte Leh-rer zu, so fanden die Schüler sich am unteren Ende der Leistungsskala wieder.

Die Lehrerausbildung spielt in den Siegerländern eine entscheidende Rolle. In Finn-land müssen alle Lehrer einen Masterabschluss haben. Südkorea sucht sich für sei-ne Grundschulen sogar die besten fünf Prozent der Absolventen aus, Singapur und Hongkong rekrutieren nur aus den oberen 30 Prozent.

Südkorea wählt gezielt seine Lehramtsstudenten aus und begrenzt die Anzahl. Wäh-rend man das vierjährige Grundschullehrerstudium dort nur an zwölf Universitäten des Landes studieren kann, bieten sich für Lehrer höherer Schulen 350 Ausbildungs- stätten an, zudem sind die Auswahlkriterien laxer. Als Folge ist der Grundschullehrer in Südkorea angesehener als der Oberschullehrer, von denen es auch zu viele gibt: Auf eine Stelle kommen im Schnitt sieben Bewerber.

Auch Finnland und Singapur wählen ihre Lehramtsstudenten gezielt aus und begren-zen das Kontingent. In beiden Staaten genießen Lehrer schon allein deshalb hohes Ansehen, weil Wettbewerb herrscht und die Auswahl begrenzt ist.

Singapur verordnet seinen Lehrern zudem 100 Stunden Fortbildung pro Jahr und schickt ältere, erfahrene Lehrer in die Schulen, um die dortige Entwicklung zu beo-bachten. Die Siegerländer eint nämlich, dass sie schnell und früh eingreifen, wenn Schule und Schüler abzugleiten drohen.

Da mit PISA ein Programm zur regelmäßigen Erfassung und zum internationalen Vergleich der Basiskompetenzen von 15/16 jährigen Schülerinnen und Schülern vor-liegt, die Kompetenz und Qualität der Lehrerinnen und Lehrer aber nicht abgefragt und verglichen wird, ist es höchst an der Zeit ein entsprechendes Programm zu ent-wickeln und einzuführen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich auf internationaler Ebene für die Erstel-lung einer Studie, die die Abfrage und den Vergleich der Kompetenz und Qualität der


Lehrer an österreichischen Volks- und Hauptschulen, allgemein bildendenden und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen mit vergleichbaren ausländischen Schulen und Bildungseinrichtungen zum Inhalt hat, einzusetzen. Auf nationaler Ebe-ne ist sofort im Sinne der vorgenannten Studie mit geeigneten Mitteln die Kompetenz und Qualität der Lehrer an österreichischen Volks- und Hauptschulen, allgemein bildendenden und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen festzustellen, zu vergleichen und dem Nationalrat Bericht zu erstatten."

In formeller Hinsicht wird um Zuweisung an den Unterrichtsausschuss ersucht.